Ustica
Ustica ist erin abgelegenes Eil,and westlich der Liparischen Inseln. Seit rund 10.000 Jahren von Menschen aufgesucht, wurde sie immer wieder von den Bewohnern verlassen und erst im 18. Jahrhundert dauerhaft besiedelt.
Inselsteckbrief | |
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offizieller Name | Isola di Ustica (italienisch), Ùstica (sizilianisch) |
alternative Bezeichnungen | Osteódes (altgriechisch), Ustica (lateinisch), Eèa (mythisch) |
Kategorie | Meeresinsel |
Inseltyp | echte Insel |
Inselart | vulkanische Insel |
Gewässer | Tyrrhenisches Meer (Mari Tirrenu / Mar Tirreno) |
Inselgruppe | Sizilianische Inseln (Isuli Siciliani / Isole Siciliane) |
politische Zugehörigkeit | ^Staat: Italien (Repubblica Italiana) Region: Sizilien (Regione Siciliana a statuto speciale / Riggiuni Siciliana cu statutu spiciali) Provinz: Palermo (Città Metropolitana di Palermo / Cità Metropolitana di Palermu) |
Gliederung | 2 zone (Zonen) |
Status | Inselgemeinde (comune isolano) |
Koordinaten | 42°42‘ N, 13°11‘ O |
Entfernung zur nächsten Insel | 30 m (Faraglioni di Ustica), 53,4 km (Sizilien) |
Entfernung zum Festland | 218,7 km (Villa San Giuovanni / Reggio di Calabria / Kalabrien) |
Fläche | 8,05 km² / 3,11 mi² (mit Nebeninseln 8,09 km² / 3,12 mi²) |
geschütztes Gebiet | 3,49 km² / 1,35 mi² (43,4 %) |
maximale Länge | 4,6 km (NW-SO) |
maximale Breite | 3,7 km (NO-SW) |
Küstenlänge | 20 km |
tiefste Stelle | 0 m (Tyrrhenisches Meer) |
höchste Stelle | 244 m (Punta Maggiore) |
relative Höhe | 244 m |
mittlere Höhe | 49 m |
maximaler Tidenhub | 0,4 bis 0,5 m (Porto di Ustica 0,45 m) |
Zeitzone | TCE (Tempo Centrale Europeo / Mitteleuropäische Zeit, UTC+1) |
Realzeit | UTC plus 52 Minuten |
Einwohnerzahl | 1.326 (2025) |
Dichte (Einwohner pro km²) | 163,91 |
Inselzentrum | Ustica (Ùstica) |
Name
Ustica, sizilianisch Ùstica, gesprochen [ustika], heißt offiziell italienisch Isola di Ustica. Die antiken Griechen nannten die Insel Οστεώδες [Osteódes], latinisiert Osteodes, übersetzt „Beinhaus“ bzw. „Knocheninsel“, weil dort die Überreste von Söldnern lagen, die angeblich an Hunger und Durst starben, möglicherweise auch, weil hier Tausende von Meuterern aus Karthago verhungert waren. Später wurde daraus Ossario. Bei den Römern hieß die Insel wegen des schwarzen Lavagesteins Ustica - von lateinisch ustum „verbrannt“. Einige, wie der neuseeländische Historiograf L.G. Pocock und der Schriftsteller Marco Carlo Rognoni, glauben, dass es sich um die Insel Eèa handelt, die Heimat der in der Odyssee erwähnten Zauberin Circe, die unvorsichtige Besucher in Schweine verwandelte.

- international: Ustica
- altgriechisch: Οστεώδες [Osteódes]
- amharisch: ኡስቲካ [Ustika]
- arabisch: أوستيكا [Ustika]
- armenisch: Ուստիկա [Ustika]
- bengalisch: উস্তিকা [Ustika]
- birmanisch: ဦစတီကာ [Ustika]
- bulgarisch: Устика [Ustika]
- chinesisch: 乌斯蒂卡 [Wūsīdìkǎ]
- georgisch: უსტიკა [Ustika]
- griechisch: Ουστίκα [Oustíka]
- gudscheratisch: ઉસ્ટિકા [Ustikā]
- hebräisch: אוסטיקה [Ustika]
- hindi: उस्तिका [Ustikā]
- japanisch: ウスティカ [Usutika]
- kambodschanisch: ឧស្ទីកា [Ustika]
- kanaresisch: ಉಸ್ಟಿಕಾ [Ustikā]
- kasachisch: Устика [Ustika]
- koreanisch: 우스티카 [Useutika]
- laotisch: ອູສຕິກາ [Ustika]
- lettisch: Ustika
- litauisch: Ustika
- makedonisch: Устика [Ustika]
- malayalam: ഉസ്റ്റിക്ക [Ustikka]
- maldivisch: އުސްޓިކާ [Ustika]
- orissisch: ଉସ୍ଟିକା [Ustikā]
- pandschabisch: ਉਸਟਿਕਾ [Ustikā]
- persisch: اوستیکا [Ustika]
- russisch: Устика [Ustika]
- serbisch: Устика [Ustika]
- singhalesisch: උස්ටික්කා [Ustikka]
- sizilianisch: Ùstica
- tamilisch: உஸ்டிகா [Ustikā]
- telugu: ఉస్టికా [Ustikā]
- thai: อูสติการ [Ustika]
- tibetisch: ཨུས་ཏི་ཀ། [Ustika]
- ukrainisch: Устика [Ustika]
- urdu: اوسٹیکا [Ustika]
- weißrussisch: Устыка [Ustyka]
Offizieller Name: Isola di Ustica
- Bezeichnung der Bewohner: Usticesi (Usticaner)
- adjektivisch: usticeso (usticanisch)
Kürzel:
- Code: UC / UST
- Kfz: PA
- ISTAT-Nummer: 082075
- Katastercode: L519
- ISO-Code: IT.PA.UC
Lage
Die Insel liegt westlich der Liparischen Inseln und nordwestlich von Sizilien im Süden des Tyrrhenischen Meeres auf durchschnittlich 42°42‘ n.B. und 13°11‘ ö.L. Ustica ist 52 km Sizilien und 103 km von der nächstgelegenen Liparischen Insel Alicudi entfernt.

Geografische Lage:
- nördlichster Punkt: 42°43‘03“ n.B. (Punta Gorgo Salato) bzw. 42°43’50” n.B. (Secca Colombara)
- südlichster Punkt: 42° 41‘20“ n.B. (Punta dell’Arpa)
- östlichster Punkt: 13°12’06“ ö.L. (Capo Falcouiera)
- westlichster Punkt: 13°09‘11“ ö.L. (Punta Spalmatore) bzw. 13°07’30” ö.L. (Secca Apollo)
Entfernungen:
- Faraglioni di Ustica 30 m
- Sizilien (Capo Gallo) 53,4 km
- Palermo / Sizilien 57 km
- Alicudi / Liparische Inseln 101 km
- Villa San Giuovanni / Reggio di Calabria 218,7 km
- Capri (Punta Carena) 221 km
- Capo Vaticano / Kalabrien 229 km
- Tunesien (Ra‘s at Tib) 258 km
- Sardinien (Punta Moléntis) 314 km
- Rom 345 km
Zeitzone
Auf Ustica gilt wie in ganz Italien die Tempo Centrale Europeo bzw. Central European Time (Mitteleuropäische Zeit), abgekürzt TCE bzhw. CET (MEZ). Von Ende März bis Ende Oktober gilt die um eine Stunde vorgestellte Ora Legale bzw. Central European Summer Time (Mitteleuropäische Sommerzeit), kurz OL bzw. CEST (MESZ). Die Realzeit liegt um 52 Minuten vor der Koordinierten Weltzeit (UTC).
Fläche
Ustica ist insgesamt 8,09 km² bzw. 3,12 mi², nach alternativen Angaben 8,65 km² groß. Davon entfallen 8,05 km² bzw. 3,11 mi² auf die Hauptinsel und 0,04 km² auf die vier kleine Nebeninseln. Von Nordwesten nach Südosten zwischen Capo Falcouiera und Punta Cavazzi durchmisst die Insel 4,6 km, von Nordwesten nach Südosten zwischen Scoglio di Medico und Punta Galera 3,7 km. Die Küste ist insgesamt 20 km lang bei einem Umfang von 12 km. Der maximale Tidenhub beträgt 0,4 bis 0,5 m, im Hafen von Ustica 0,45 m. Die höchste Erhebung ist der Punta Maggiore mit 244 m. Die mittlere Seehöhe liegt bei 49 m.
Geologie
Geologisch gesehen ist die Insel vulkanischen Ursprungs: Es gibt tatsächlich Hügel, die die Überreste alter Vulkane darstellen (Punta Maggiore, 244 m, Guardia dei Turchi, 238 m) und die Insel in zwei Hänge teilen. „Ustica ist der einzige Vulkan im südlichen Tyrrhenischen Meer, der mit einem Hot Spot vergleichbar ist. Die Magmen von Ustica wurden nämlich von einer Magmafahne gespeist, die direkt aus den Tiefen des Erdmantels aufstieg. Damit unterscheidet sich die Insel aus magmatologischer Sicht deutlich von den nahe gelegenen Äolischen Inseln und ähnelt eher dem Ätna oder Hawaii.“ (Franco Foresta Martin 2015)
Die Insel ist der letzte Teil eines großen versunkenen Vulkankomplexes mit einem Durchmesser von etwa 30 km. Die wichtigsten eruptiven Zentren waren der Berg Guardia dei Turchi und der Berg Costa del Fallo. Eine der letzten Eruptionen bildete den Kegel der Falconiera. Die Aktivität des Vulkans dauerte etwa 600 000 Jahre im Pleistozän (vor etwa 750.000 bis 130.000 Jahren). Nach dem Ende der eruptiven Tätigkeit veränderte die Erosion das Aussehen der Insel und legte geologische Abschnitte von großem wissenschaftlichen Interesse frei.
Landschaft
Ustica ist eine Art westlicher Außenposten der nördlich von Sizilien gelegenen, von den Liparischen Inseln abgesonderten Inselwelt. Ihre Landschaft ist geprägt von einer eindrucksvollen Mischung aus schroffen Felsküsten, fruchtbaren Ebenen und mediterraner Vegetation.
Die Küste ist weitgehend steil und zerklüftet, mit zahlreichen Klippen, Grotten und kleinen Buchten. Besonders bekannt sind die Grotta Azzurra (Blaue Grotte) und die Grotta Verde, deren Wasser je nach Lichteinfall intensiv türkis oder smaragdgrün schimmert. An der Südseite finden sich einige kleine, von Lava gebildete Strände und Buchten, wie die Cala Santa Maria beim Hauptort.

Das Inselinnere besteht aus sanft ansteigenden Hügeln vulkanischen Ursprungs. Der höchste Punkt ist der Monte Guardia dei Turchi mit rund 244 Metern Höhe. Die Böden sind sehr fruchtbar, da sie aus erkalteter Lava und vulkanischer Asche bestehen. Dadurch gedeihen hier Obstbäume, Wein, Linsen, Feigenkakteen und zahlreiche mediterrane Kräuter.
Die Vegetation ist typisch mediterran, mit Macchia, wilden Olivenbäumen und duftenden Kräutern wie Rosmarin und Thymian. In unbewohnten Bereichen ist die Landschaft nahezu unberührt, besonders im Meeresnaturschutzgebiet Riserva Marina Isola di Ustica, das die gesamte Küste und weite Meeresflächen umfasst.
Erhebungen
- Punta Maggiore 244 m
- Monte Guardia dei Turchi 238 m
Flora und Fauna
Die Insel Ustica beherbergt eine vielfältige Flora mit etwa 555 Gefäßpflanzenarten, hauptsächlich mediterraner Provenienz, darunter endemische Pflanzen wie Limonium bocconei, sowie eine reiche Fauna mit rund 180 Vogelarten, zwei Echsenarten, einer Krötenart und einer bemerkenswert vielfältigen Insektenwelt, zusätzlich geschützt durch ein Meeresschutzgebiet.
Flora
Der vulkanische Boden, geringe Niederschläge von unter 400 mm jährlich, vorwiegend im Herbst und Winter, sowie die lange Trockenperiode von April bis September prägen eine spezialisierte und vielfältige Vegetation. Die vaskuläre Flora umfasst rund 555 Arten, überwiegend mediterrane Pflanzen mit jährlichem Zyklus. Menschliche Einflüsse wie Beweidung, Brände und Landwirtschaft haben die ursprüngliche Vegetation stark verändert, doch die Riserva Orientata Isola di Ustica (seit 1997, 204 ha) schützt Reste der natürlichen Biodiversität. Besonders im Frühling und Sommer erblüht die Insel in farbenfrohem Kontrast zum schwarzen Lavaboden und bietet Habitat für endemische Arten sowie die sizilianische Honigbiene (Apis mellifera sicula).
Die Vegetation gliedert sich in typische mediterrane Habitate, geprägt von der Inselgeographie mit steilen Hängen, Klippen und Wäldern. Auf sonnigen Südhängen, Klippen und unbewirtschafteten Böden dominieren Steppengrasländer mit mehrjährigen Gräsern wie Hyparrhenia hirta, jährlichen Gräsern wie Lagurus ovatus (Hasenohr) und Avena sterilis sowie Kräutern wie Scorpiurus sulcata (Skorpionwurz) und Silene colorata (mediterranes Vilucchio mit pinken Trichterblüten). Die Küstenklippen beherbergen salztolerante (halophile) Pflanzen wie Crithmum maritimum (Meerspinat), Frankenia hirsuta (Fels-Trefoil), die endemische Küsten-Kamille (Anthemis maritima) und den seltenen Küsten-Senecio (Senecio littoralis). Fleischige Arten wie Crassula tillaea (Kristallgras) speichern Wasser gegen Trockenheit, während Kapersträucher (Capparis orientalis) mit weißen oder rosigen Blüten das Landschaftsbild prägen.
Reste der mediterranen Macchia finden sich auf felsigen Hängen, obwohl sie durch menschliche Nutzung reduziert wurde. Typische Arten sind Pistacia lentiscus (Lentisco), Spartium junceum (Spanischer Ginster), Calicotome spinosa (Dornige Weide) und Euphorbia dendroides (baumartiger Wolfsmilchstrauch). Auf ehemaligen Macchia-Flächen in der Reserve (Zone A) wurden Aleppo-Kiefern (Pinus halepensis), Robinien (Robinia pseudoacacia) und Eukalyptus gepflanzt, die die Regeneration natürlicher Macchia unterstützen. Weitere Habitate umfassen Oliven- und Mandelbäume, Reben sowie Moose wie Riccia cavernosa und Bryum dunense auf Nordhängen. Besonders hervorzuheben sind endemische Arten wie Limonium bocconei, eine salztolerante Littoralpflanze, die nur auf Ustica, Favignana, Levanzo und in palermitanischen Gebieten vorkommt, sowie Artemisia arborea (baumartiger Beifuß) und seltene Moose wie Acaulon triquetrum oder Syntrichia handelii.
Fauna
Die terrestrische Fauna ist durch die Trockenheit und den vulkanischen Untergrund auf kleine, widerstandsfähige Arten reduziert, die in den Macchia-Gebüschen, Klippen und Wäldern der Reserve überleben. Säugetiere sind rar und beschränken sich größtenteils auf eingeschleppte Arten wie Hasen (Oryctolagus cuniculus), die in den felsigen Hängen grasen, sowie Ratten und Mäuse, die als invasive Spezies gelten. Die einzige bemerkenswerte endemische Art ist die sizilianische Honigbiene (Apis mellifera sicula), die auf Ustica und wenigen anderen Inseln vorkommt und in Höhlen sowie blühenden Macchia-Pflanzen ihre Nester baut – ein Symbol für die Inselökologie. Reptilien wie die sizilianische Mauer-Eidechse (Podarcis waglerianus) und Schlangenarten, darunter die sizilianische Würfelnatter (Natrix tessellata), sonnen sich auf den Lavasteinen und jagen Insekten. Amphibien sind durch die Wasserknappheit selten, doch Frösche und Kröten finden in temporären Tümpeln Schutz. Insektenvielfalt ist hoch, mit endemischen Käfern und Schmetterlingen, die die spärlichen Blumen bestäuben, sowie Libellen an den wenigen Feuchtgebieten.
Besonders vielfältig ist die Avifauna, da Ustica als Brückenkopf für Zugvögel im Mittelmeer dient. Über 100 Vogelarten brüten oder rasten hier, darunter Greifvögel wie der Mäusebussard (Buteo buteo) und der Wanderfalke (Falco peregrinus), die von den Klippen aus Insekten und Kleinsäuger jagen. Seevögel dominieren die Küste: Der Mittelmeer-Sturmvogel (Calonectris diomedea) nistet in Höhlen und zieht nachts kreischend übers Meer, während Kormorane (Phalacrocorax carbo) und Möwenarten wie die Mittelmeermöwe (Ichthyaetus melanocephalus) die Felsen bevölkern. Zugvögel wie der Neuntöter (Lanius collurio) und der Schwalbenläufer (Glareola pratincola) machen die Insel im Herbst zu einem lebendigen Schauspiel, und seltene Gäste wie der Eleonorenfalke (Falco eleonorae) jagen Schwärme von Insekten. Die Reserve schützt Nistplätze, um diese empfindliche Balance zu wahren.
Der wahre Schatz der Fauna liegt jedoch im Meer, wo die geschützten Gewässer eine der artenreichsten Unterwasserwelten des Mittelmeers bieten. Die Posidonia-Wiesen (Posidonia oceanica) dienen als Kinderstube für zahlreiche Fischarten, darunter Grundeels (Conger conger), Barsche (Dicentrarchus labrax), Muränen (Muraena helena) und Schwärme von Sardellen und Makrelen, die Taucher in kristallklarem Wasser beobachten können. Große Fische wie Zackenbarsch (Epinephelus marginatus) und Rotbarben (Mullus barbatus) patrouillieren die Riffe, während Kraken und Tintenfische (Octopus vulgaris, Loligo vulgaris) in Höhlen lauern und mit ihrer Tarnung faszinieren. Die bedrohte Fan-Muschel (Pinna nobilis) filtert das Wasser in den Seegraswiesen, und Korallenriffe beherbergen bunte Seefans sowie Seeanemonen. Meeressäuger wie die Große Tümmlerschwanzwal (Tursiops truncatus) und die Gewöhnliche Delphin (Stenella coeruleoalba) gleiten durch die Buchten, oft in Gruppen von bis zu 20 Tieren, und teilen sich das Revier mit Pilgervögeln wie der Audouins Möwe (Ichthyaetus audouinii). Die bedrohte Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas) und Loggerhead-Schildkröte (Caretta caretta) legen Eier an den Stränden, was durch Patrouillen geschützt wird. Haie wie der Katzenhai (Scyliorhinus canicula) und gelegentlich der Blaufischhai (Prionace glauca) runden die Kette ab, ohne Touristen zu bedrohen.
Durch Beweidung, Fischerei und Klimawandel ist die Fauna bedroht, doch die Schutzgebiete und Wanderwege wie der Sentiero Costa Verde oder der Sentiero del Bosco ermöglichen nachhaltige Beobachtung – ideal für Birdwatching oder Schnorcheltouren. Als UNESCO-Biosphärenreservat-Kandidat unterstreicht Ustica ihre Rolle als Juwel der mediterranen Biodiversität, wo Land- und Meeresfauna in harmonischem Zusammenspiel das vulkanische Paradies beleben.
In den klaren Gewässern der Insel leben zahlreiche Fischarten, vor allem Thun- und Schwertfische, Barsche und Brassen, des Weiteren Schildkröten und Langusten. Auf dem unebenen Meeresgrund und in den Unterwasserhöhlen gedeiht eine artenreiche Algenvegetation. Dazu zählen auch endemische Algenarten wie die Laminariaalge. Auf dem Meeresgrund sind unter anderem der Braune Zackenbarsch (Epinephelus guaza) und der Tiefsee-Zackenbarsch (Polyprion americanum), Thunfisch (Thunnus thynnus) und Weißer Thun (Thunnus alalunga), Bernsteinmakrele (Seriola dumerili), Hornhecht (Belone belone), Meerbarbe (Mullus surmuletus), Schnapper (Dentex dentex), Barrakuda (Sphyraena sphyraena), Goldbrasse (Sparus aurata), Salpa (Sarpa salpa), Sattelbrasse (Oblada melanura) sowie Tintenfisch (Loligo vulgaris) und Kalmar (Ommastrephes sagittatus), Mittelmeerhummer (Palinurus elephas), Langusten (Homarus gammarus) und die Mittelmeer-Schwarzkoralle (Gerardia savaglia) zu finden.
Naturschutz
Die Riserva naturale marina Isola di Ustica ist das älteste Unterwassernaturschutzgebiet Italiens. Auf Grund der einzigartigen Unterwasserwelt findet auf Ustica seit 1959 jedes Jahr eine internationale Ausstellung für Wassersport statt. 1984 wurde eine Akademie für Unterwasserwissenschaften und -techniken eingerichtet. 1986 stellte man die Gewässer der Insel zum Schutz der Unterwasserwelt unter strengen Naturschutz. Das Naturschutzgebiet hat eine Fläche von 157,3663 km².
Die Riserva Orientata mit ihren Zonen A (Kernschutz) und B (Puffer) bewahrt diese Artenvielfalt und bietet Wanderwege wie den Sentiero del Mezzogiorno mit Meerblick oder den Sentiero del Bosco durch die Macchia. Als Kandidat für ein UNESCO-Biosphärenreservat und Teil der Area Marina Protetta Isola di Ustica repräsentiert die Insel bis zu 50 % der mediterranen Biodiversität. Frühling und Sommer sind ideal, um die farbenprächtige Flora zu entdecken. Das naturgeschützte Landareal umfasst 3,49 km² bzw. 1,35 mi², was einem Anteil von 43,4 % an der Gesamtfläche entspricht.
Klima
Das Klima auf der Insel Ustica wird nach der Köppen-Klassifikation als Csa klassifiziert, was einem sommerheißen Mittelmeerklima entspricht, mit heißen, trockenen Sommern und milden, feuchteren Wintern. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt 505 mm, verteilt auf 68 Tage, mit einem Minimum im Sommer und einem Maximum im Herbst und Winter. Die durchschnittliche jährliche relative Luftfeuchtigkeit beträgt 78,2 %, mit einem Minimum von 74 % im Juli und einem Maximum von 82 % im Januar; es gibt durchschnittlich 18 Nebeltage im Jahr. Gemessen wurde dies auf der von der Weltorganisation für Meteorologie offiziell anerkannten meteorologischen Station Ustica.
Klimadaten für Ustica (250 m, 1991 bis 2020, Extreme seit 1946)
Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Höchstrekord (°C) | 22,4 | 23,0 | 26,0 | 27,2 | 33,2 | 37,6 | 43,0 | 39,0 | 36,8 | 32,2 | 27,6 | 22,8 | 43,0 |
Mittelmaximum (°C) | 13,9 | 13,7 | 15,5 | 17,8 | 21,7 | 26,1 | 29,4 | 30,3 | 26,7 | 23,0 | 18,8 | 15,3 | 21,0 |
Mitteltemperatur (°C) | 11,7 | 11,3 | 12,8 | 14,9 | 18,5 | 22,6 | 25,8 | 26,6 | 23,6 | 20,4 | 16,4 | 13,1 | 18,1 |
Mittelminimum (°C) | 9,5 | 8,8 | 10,2 | 12,0 | 15,3 | 19,1 | 22,1 | 23,0 | 20,5 | 17,7 | 14,0 | 10,9 | 15,3 |
Tiefstrekord (°C) | −1,2 | 0,5 | −1,2 | 3,6 | 6,4 | 10,0 | 14,0 | 14,2 | 12,2 | 7,6 | 3,0 | −1,0 | −1,2 |
Niederschlag (mm) | 60,4 | 52,9 | 39,2 | 34,0 | 18,5 | 11,6 | 3,9 | 20,8 | 60,7 | 78,9 | 72,5 | 72,3 | 525,7 |
Niederschlagstage (≥ 1,0 mm) | 8,69 | 7,62 | 6,31 | 5,31 | 3,21 | 1,53 | 0,72 | 1,76 | 5,24 | 7,36 | 9,36 | 9,97 | 67,08 |
Luftfeuchtigkeit (%) | 79,0 | 77,5 | 77,5 | 76,6 | 74,7 | 73,5 | 73,0 | 73,6 | 76,5 | 78,4 | 77,3 | 77,8 | 76,3 |
Mittlerer Taupunkt (°C) | 7,7 | 7,0 | 8,4 | 10,1 | 13,2 | 16,5 | 19,4 | 20,5 | 18,1 | 15,5 | 11,6 | 8,4 | 13,0 |
Sonnenstunden | 145,4 | 163,8 | 213,9 | 232,8 | 292,3 | 308,1 | 347,2 | 320,5 | 243,3 | 203,1 | 152,7 | 135,2 | 2758,3 |
Mythologie
Ustica spielt eine wichtige Rolle bei der Lokalisierung einzelner Episoden von Homers Odyssee. Zum einen wird sie als die schwimmende Insel des Windgottes Aiolos angesehen, zmum andern als die Wohnstätte der Kyklopen. Seit der Antike hat sie die Fantasie der Griechen und Römer beflügelt, die in ihrer abgeschiedenen, schwimmenden Schönheit Parallelen zu den epischen Welten Homers sahen. Diese Geschichten verbinden die Insel mit Göttern, Zauberinnen und vergessenen Katastrophen – ein Netz aus Mythos und Geschichte, das bis heute ihre Aura prägt. Lassen Sie uns diesen Faden aufspulen, von den homerischen Wurzeln über antike Schrecken bis hin zu den Spuren mythischer Figuren in ihrer vulkanischen Landschaft.
Am Ursprung der Mythen um Ustica steht Homers Odyssee aus dem -8. Jahrhundert. Viele Gelehrte und Reisende haben die Insel als mögliche Inspiration für die fiktiven Orte in Odysseus' Irrfahrten identifiziert. Einige sehen in Ustica die schwimmende Insel des Windgottes Aiolos, den Herrscher über die Winde, der Odysseus mit einem Lederbeutel voller Sturmgewalten beschenkt – eine Gabe, die der Held in seiner Unwissenheit öffnet und damit neun Tage lang Unheil über sich bringt. Die Insel, umgeben von tückischen Strömungen und von der Küste aus schwer erreichbar, passt nahtlos zu dieser Beschreibung: Ein Ort, wo die Winde frei toben und das Meer seine Launen zeigt, als ob ein Gott sie lenkt. Andere Mythenforscher gehen noch weiter und verbinden Ustica mit Aiaia, der mythischen Insel der Zauberin Kirke. Kirke, Tochter des Sonnengottes Helios und der Okeanide Perse, ist eine der faszinierendsten Figuren der griechischen Mythologie: Eine mächtige Hexe, die Männer in Tiere verwandelt, mit Tränken und Zaubersprüchen ihre Feinde bezwingt, doch auch die weise Ratgeberin, die Odysseus lehrt, wie er die Sirenen und Skylla überlisten kann. Auf Aiaia, umgeben von wilden Tieren und duftenden Kräutern, verweilt der Held ein Jahr in sinnlicher Umarmung mit der Göttin, bevor er weiterzieht. Ustica, mit ihren üppigen Hängen voller Kapern, Oliven und wilder Kräuter, ihren Grotten wie der Grotta Segreta, wo das Licht mystisch bricht, und ihrer Isolation, die wie ein Zauberschleier wirkt, evoziert genau diese Atmosphäre. Obwohl Homer die Insel nicht namentlich nennt, flüstern Reiseführer und Archäologen bis heute von dieser Verbindung – ein Mythos, der die Realität der Insel in ein homerisches Licht taucht und sie zu einem Tor in die Welt der Götter macht.
Doch die Mythen um Ustica sind nicht nur poetisch; sie tragen auch Spuren von Grausamkeit und Vergessenheit, die in die römische und punische Geschichte übergehen. Die Griechen tauften die Insel einst Osteodes, das „Beinhaus“, nach einer blutigen Episode aus dem Zeitalter der Karthager. Um -250, während des Ersten Punischen Kriegs gegen Rom, meuterten Tausende Söldner in der karthagischen Armee – darunter Kelten, Iberer und Libyer – gegen ihre Auftraggeber. Die Karthager, unter der Führung des Feldherrn Hannibal (nicht der berühmte Punier, sondern ein Namensvetter), verfrachteten die Rebellen auf Ustica, um sie verhungern zu lassen. Tausende starben elend auf der kargen Felseninsel, ihre Gebeine bleichten in der Sonne, bis das Meer sie verschluckte. Dieser historische Vorfall, überliefert von antiken Historikern wie Diodor von Sizilien, verschmolz schnell mit mythischen Elementen: Die Insel wurde zum Symbol für göttliche Rache oder den Zorn der Unterwelt, ähnlich wie die Inseln der Verdammten in der griechischen Kosmologie. Die Römer, die später die Kontrolle übernahmen, nannten sie Ustica – abgeleitet von ustum, „verbrannt“ –, passend zu ihrem schwarzen Vulkangestein, das wie die Asche eines himmlischen Feuers wirkt. In dieser Namensgebung schwingt noch der Mythos der Hephaistos mit, des Schmiedegottes, dessen Werkstatt unter Ätna brodelte und dessen Flammen die sizilianischen Inseln formten. Ustica, als Teil dieser vulkanischen Kette, trägt somit die Narben eines mythischen Schöpfungsakts: Aus Feuer und Zorn entstand eine Insel, die Götter und Menschen gleichermaßen prüft.
Diese Schichten von Mythen – homerisch-leicht und punisch-düster – weben sich in die reale Geschichte Usticas ein, die von prähistorischen Siedlungen bis zur Moderne reicht. Archäologische Funde wie das bronzezeitliche Villaggio dei Faraglioni, mit seinen Hütten und engen Straßen aus dem -14. Jahrhundert, erinnern an mythische Urheimaten, wo Helden wie Theseus oder Herakles ihre Taten begannen. Später, unter Arabern und Normannen, wurde die Insel zu einem Zufluchtsort, einem neuen Aiaia für Verfolgte. Heute, im 21. Jahrhundert, lebt der Mythos fort: Taucher erkunden Unterwasserhöhlen, die wie die Gärten Kirkes wirken, und Wanderer spüren in den Winden den Hauch von Aiolos. Ustica ist kein bloßer Fleck auf der Karte, sondern ein lebendiger Mythos – ein Ort, wo die Grenzen zwischen Geschichte, Legende und Gegenwart verschwimmen. Wer die Insel betritt, tritt ein in eine Erzählung, die älter ist als die Zeit selbst, und spürt, wie die Götter noch immer flüstern.
Geschichte
Im Lauf der weiteren Geschichte stand sie unter der Herrschaft der Araber und Normannen. Bis ins 18. Jahrhundert war sie häufigen Überfällen von Piraten ausgesetzt. Zeiotweise unbewohnt, war sie von der Antike bis in neuere Zeit ein Verbannungsort, ehe sie in den Staat Italien integriert wurde.
Paläolithikum und Neolithikum
Menschliche Siedlungen gehen auf das Paläolithikum (um -10.000 bis -6000) zurück. Archäologische Ausgrabungen haben die Überreste eines alten christlichen Dorfes ans Licht gebracht. Gräber, Tunnel und zahlreiche archäologische Funde, die aufgrund zahlreicher Schiffsunglücke auch unter Wasser gefunden wurden, zeugen von der ständigen Anwesenheit verschiedener antiker Mittelmeervölker, der Phönizier, Griechen, Karthager und Römer, die überall ihre Spuren hinterlassen haben. Später wurde die Stadt zum Stützpunkt der sarazenischen Piraten und blieb es für eine sehr lange Zeit.
Die erste dauerhafte Besiedlung wird mit dem Neolithikum (Jungsteinzeit) in Verbindung gebracht. Eine Siedlung lag wahrscheinlich auf dem flachen Gipfel des Pirozza-Hügels (rund 50 m über dem Meeresspiegel) im Spalmatore-Bereich. Hier fanden sich Keramikreste und Werkzeuge, die auf eine landwirtschaftlich geprägte Gemeinschaft hindeuten. Diese Phase markiert den Übergang zu sesshaften Kulturen, beeinflusst durch phönizische oder frühe mediterrane Seefahrer.
Bronzezeit
Tramontana, nicht weit von der ersten Siedlung entfernt, ist ein Dorf aus der mittleren Bronzezeit (um -1450 bis -1200), das sich in der gleichnamigen Ortschaft an der Nordküste befindet. Die gut befestigte, „I Faraglione“ genannte Siedlung zeigt Parallelen zur mittelbronzezeitlichen Milazzese-Kultur der Liparischen Inseln, was auf eine intensive kulturelle Verbindung zu dieser Volksgruppe hinweist. Die Siedlung war durch eine mächtige Wehrmauer geschützt und hatte einen geordneten Stadtplan mit zahlreichen Hütten entlang enger Straßen. Ausgrabungen, die von Robert Ross Holloway von der Brown University in Providence, Rhode Island, durchgeführt wurden, haben die Siedlung weiter definiert, vor allem in Bezug auf die bemerkenswerte Verteidigungsmauer, die bis zu drei Meter hoch ist, an einigen Stellen sogar einen inneren Gang offenbart und nur wenige Parallelen in anderen archäologischen Gebieten im Mittelmeerraum aufweist. Die Nekropole hingegen befindet sich in der Nähe der Bucht von Camposanto. Nach den Untersuchungen der Oberaufsichtsbehörde von Palermo wurde das Dorf im -12. Jahrhundert aufgrund von Naturkatastrophen plötzlich verlassen.
Phönizische Zeit
Bereits im -8. oder -7. Jahrhundert nutzten phönizische Seefahrer die Insel als Zwischenstation auf ihren Handelsrouten zwischen Nordafrika, Sizilien, Sardinien und der iberischen Halbinsel. Aufgrund ihrer geschützten Lage und der natürlichen Ankerbuchten eignete sich Ustica hervorragend als Handelsstützpunkt und Versorgungsort auf dem Weg entlang der tyrrhenischen Küste.
Archäologische Funde – insbesondere Keramikscherben, Amphoren und Schmuckstücke phönizischer Herkunft – belegen den Kontakt der Insel mit den phönizischen Handelsnetzen. Diese Funde stammen vor allem aus dem Bereich der heutigen Contrada Tramontana im Norden der Insel, wo sich auch eine bedeutende prähistorische Siedlung befand, die später von den Phöniziern genutzt oder beeinflusst wurde.
Es gibt Hinweise darauf, dass Ustica in phönizischer Zeit als Außenposten oder Handelslager diente, nicht jedoch als große Kolonie wie Motya, Solunto oder Panormos (das heutige Palermo). Dennoch trug die Präsenz der Phönizier entscheidend dazu bei, die Insel in das mediterrane Handelsnetz einzubinden und sie mit neuen kulturellen und technologischen Einflüssen zu verbinden. Nach dem Rückzug der Phönizier und der Expansion der Griechen in Sizilien (ab dem -6. Jahrhundert) verlor Ustica an Bedeutung, blieb aber weiterhin strategisch und kulturell mit dem sizilianischen Festland verbunden.
Antike
Nach dem Ersten Punischen Krieg (-264 bis -241), in dem Rom die Kontrolle über Sizilien von den Karthagern übernahm, wurde Ustica Teil der römischen Provinz Sicilia. Sizilien war für Rom von großer Bedeutung, da es als „Kornkammer“ des Reiches diente und strategisch im Mittelmeer gelegen war. Ustica selbst war jedoch aufgrund ihrer kargen Böden und des Mangels an Süßwasser für großflächige Landwirtschaft ungeeignet, weshalb sie keine bedeutende wirtschaftliche Rolle spielte. Es gibt keine Hinweise auf größere römische Siedlungen oder Infrastruktur auf der Insel, was darauf schließt, dass sie in der frühen römischen Zeit vermutlich unbewohnt oder nur sporadisch von Fischern und Seefahrern genutzt wurde.
Die strategische Lage Usticas im Tyrrhenischen Meer machte sie jedoch potenziell interessant für die römische Marine. Die Insel konnte als Zwischenstation oder Beobachtungsposten für Schifffahrtsrouten zwischen Italien, Sizilien und Nordafrika dienen. Archäologische Spuren, wie etwa Keramikfunde oder einfache Strukturen, deuten darauf hin, dass Ustica gelegentlich von Seeleuten oder Händlern frequentiert wurde, die auf dem Weg zwischen den römischen Häfen waren. Piraterie war im Mittelmeer ein Problem, und es ist möglich, dass Ustica als temporärer Zufluchtsort oder Stützpunkt genutzt wurde, um Schiffe vor Angriffen zu schützen. Konkrete Belege für militärische Einrichtungen fehlen jedoch.
Das Dorf Rocca Falconiera befindet sich zwischen den Überresten einer vorgeschobenen Festung, dem Rivellino di San Giuseppe, und der Festung, die Ende des 18. Jahrhunderts die militärischen Arbeiten auf der Insel abschloss, um die spätere Wiederbesiedlung nach der Zerstörung durch die barbarischen Piraten zu verteidigen. Die Ursprünge der Stätte lassen sich auf das -3. Jahrhundert zurückführen. Der Gipfel des Berges ist auf einer Fläche von etwa einem halben Hektar eingeebnet, auf der sich Wohnhäuser, darunter auch troglodytische, befanden; zur Wassergewinnung wurden Zisternen in den Felsen gegraben, in denen Bronzewerkzeuge und Gipsfragmente aus der römischen Kaiserzeit gefunden wurden, die auf eine Besiedlung vom -4./-3. bis zum 1. Jahrhundert.
Im Laufe der römischen Kaiserzeit ab -27 wurde Ustica zunehmend als Ort für die Verbannung (exilium) genutzt, eine gängige Praxis im Römischen Reich, um politische Gegner, unliebsame Adlige oder Verbrecher zu isolieren. Die Abgelegenheit der Insel machte sie ideal für diese Zwecke, da Fluchtmöglichkeiten begrenzt waren und die Isolation eine strenge Kontrolle ermöglichte. Historische Quellen erwähnen Ustica explizit als Verbannungsort, etwa in Verbindung mit Mitgliedern der römischen Elite, die in Ungnade gefallen waren. Ein bekanntes Beispiel ist Julia die Jüngere, die Enkelin von Kaiser Augustus, die um 8 wegen Ehebruchs und politischer Intrigen nach Ustica verbannt wurde. Die Lebensbedingungen für Verbannten waren hart: Die Insel bot kaum Ressourcen, und die Verbannten waren auf Versorgung vom Festland angewiesen, was oft unregelmäßig erfolgte.
Die Nutzung als Verbannungsort deutet darauf hin, dass Ustica während der Kaiserzeit eine gewisse Infrastruktur besessen haben muss, etwa einfache Unterkünfte oder Wachposten, um die Verbannten zu überwachen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Insel eine dauerhafte Bevölkerung hatte. Die wenigen Bewohner, falls vorhanden, waren vermutlich Fischer oder kleine Bauern, die von Subsistenzwirtschaft lebten, möglicherweise in Verbindung mit den nahegelegenen Küstenstädten Siziliens wie Panormus (heutiges Palermo).
In der Spätantike, als das Römische Reich mit inneren Krisen und äußeren Bedrohungen, sogenannten „Barbareneinfällen“, zu kämpfen hatte, verlor Sizilien allmählich seine zentrale wirtschaftliche Bedeutung, blieb aber ein wichtiger Stützpunkt im Mittelmeer. Ustica wurde in dieser Zeit vermutlich weiterhin als Verbannungsort genutzt, wenngleich die schriftlichen Überlieferungen hierzu abnehmen. Mit der zunehmenden Christianisierung des Römischen Reiches könnten religiöse Dissidenten oder frühe christliche Märtyrer auf die Insel verbannt worden sein, obwohl konkrete Belege dafür fehlen.
Die Unsicherheit im Mittelmeerraum nahm in der Spätantike durch die wachsende Bedrohung durch Vandalen und andere seefahrende Gruppen zu. Ustica war aufgrund ihrer Lage anfällig für Überfälle, was eine dauerhafte Besiedlung weiter erschwerte. Archäologische Funde, wie etwa römische Amphoren oder Münzen, deuten auf eine sporadische Nutzung der Insel hin, möglicherweise durch Händler oder Fischer, die temporäre Lager errichteten. Nach dem Fall des Weströmischen Reiches im Jahr 476 ging die Kontrolle über Sizilien und damit Ustica an das Ostromische (Byzantinische) Reich über, was den Übergang ins Frühmittelalter markierte.
Mittelalter
Nach dem Fall des Weströmischen Reiches im Jahr 476 kam Ustica, wie der Großteil Siziliens, unter die Kontrolle des Ostromischen (Byzantinischen) Reiches. In dieser Zeit war die Insel vermutlich unbewohnt oder nur sporadisch von Fischern und Seefahrern genutzt. Historische Quellen aus dieser Periode erwähnen Ustica kaum, was auf ihre geringe Bedeutung hinweist. Eine im 6. Jahrhundert auf der Insel siedelnde Benediktinergemeinschaft musste bald wieder abziehen.
Die Insel war Teil des byzantinischen Verteidigungssystems im Mittelmeer, das darauf abzielte, die Kontrolle über Schifffahrtsrouten zu sichern. Ihre exponierte Lage machte sie potenziell anfällig für Piratenüberfälle, die im Frühmittelalter im Mittelmeer zunahmen. Archäologische Hinweise auf dauerhafte Siedlungen oder Befestigungen aus dieser Zeit fehlen, was darauf schließen lässt, dass Ustica, wenn überhaupt, nur temporär genutzt wurde, etwa als Zwischenstation für Schiffe oder als Zufluchtsort.
Die byzantinische Verwaltung konzentrierte sich auf die größeren Städte Siziliens wie Syrakus und Palermo, während abgelegene Inseln wie Ustica vernachlässigt wurden. Die kargen Böden und der Mangel an Süßwasserquellen machten die Insel für eine landwirtschaftliche Nutzung unattraktiv, und es gibt keine Belege für eine stabile Bevölkerung in dieser Zeit. Dennoch war Ustica aufgrund ihrer Lage ein potenzieller Beobachtungsposten im byzantinischen Netzwerk zur Überwachung des westlichen Mittelmeers.
Neuzeit
Zu Beginn der Neuzeit stand Ustica unter der Herrschaft des Königreichs Sizilien, das Teil der spanischen Krone (Haus Aragon, später Habsburg) war. Die Insel war damals nur spärlich besiedelt, wenn überhaupt, da sie aufgrund ihrer kargen Böden und fehlender natürlicher Ressourcen wenig Attraktivität für Kolonisierung bot. Im 16. und 17. Jahrhundert war das Mittelmeer ein unsicherer Raum, geprägt von Piraterie durch osmanische Korsaren und Barbareskenpiraten. Ustica, durch ihre exponierte Lage, war wiederholt Ziel von Piratenüberfällen, was eine dauerhafte Besiedlung erschwerte. Historische Berichte deuten darauf hin, dass die Insel zeitweise unbewohnt war oder nur von wenigen Fischern und Bauern genutzt wurde, die temporär dort lebten.
Die spanische Verwaltung zeigte wenig Interesse an der Entwicklung Usticas, nutzte die Insel jedoch gelegentlich als strategischen Beobachtungsposten im Mittelmeer. Die wichtigste Funktion der Insel in dieser Zeit war ihre Nutzung als Verbannungsort. Politische Gegner, Kriminelle oder religiöse Dissidenten wurden auf die abgelegene Insel verbannt, wo die Isolation eine effektive Kontrolle ermöglichte. Die Lebensbedingungen für diese Verbannten waren extrem schwierig, da es kaum Infrastruktur oder Versorgung gab. Die Bevölkerung, sofern vorhanden, lebte von Subsistenzwirtschaft, hauptsächlich Fischerei und kleinflächigem Ackerbau (zum Beispiel Getreide und Oliven), was durch das raue Klima und die begrenzten Böden eingeschränkt war.
Im frühen 18. Jahrhundert, nach dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701 bis 1714), ging die Kontrolle über Sizilien zunächst an das Haus Savoyen (1713 bis 1720) und später an die österreichischen Habsburger über, bevor die Insel 1734 unter die Herrschaft der Bourbonen (Königreich beider Sizilien) fiel. Unter der bourbonischen Verwaltung begann eine gezielte Kolonisierungspolitik für Ustica, um die Insel dauerhaft zu bevölkern und ihre strategische Bedeutung zu nutzen. In den 1760er Jahren, unter König Ferdinand III. von Sizilien (später Ferdinand IV. von Neapel), wurden Familien aus Sizilien, insbesondere aus der Region um Palermo, auf die Insel gebracht, um eine stabile Siedlung aufzubauen. Diese Kolonisierung war Teil eines größeren Projekts, um die Kontrolle über das Mittelmeer zu sichern und Piratenangriffe einzudämmen.
Die Siedler, oft aus ärmeren Schichten, standen vor großen Herausforderungen. Die Böden waren wenig fruchtbar, Wasserquellen knapp, und die Isolation erschwerte den Handel. Dennoch entwickelte sich eine kleine Gemeinschaft, die von Fischerei, Landwirtschaft und der Nutzung der vulkanischen Böden für den Anbau von Linsen, Getreide und Wein lebte. Die bourbonische Verwaltung errichtete erste Befestigungsanlagen, wie Wachtürme, um die Insel vor Piratenangriffen zu schützen, und eine rudimentäre Verwaltung wurde eingeführt. Trotz dieser Bemühungen blieb Ustica ein abgelegener Ort, und die Bevölkerung wuchs nur langsam, auf schätzungsweise einige Hundert Einwohner bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Französische Zeit
Im Jahr 1759 ordnete Ferdinand III. von Bourbon die Kolonisierung der Insel an. Es wurden zwei Wachtürme, Torre di Santa Maria und Torre Spalmatore, die Teil des Warnsystems der Küstentürme Siziliens waren, Zisternen zum Sammeln von Regenwasser und Häuser gebaut, die die Hauptsiedlung in Cala Santa Maria bildeten. Es kamen Siedler aus Palermo, Trapani und von den Äolischen Inseln, begleitet von etwa hundert Soldaten.
Im Jahr 1762 fiel die Bevölkerung den Berberpiraten zum Opfer und wurde fast vollständig entführt und nach Tunesien verschleppt. So wurden die Arbeiten zur Verteidigung der Insel intensiviert, die Neubesiedlung erfolgte ab 1763, und insbesondere der Militäringenieur Brigadier Giuseppe Valenzuola hatte bereits 1765 den Stadtplan der heutigen Stadt entworfen, die angesichts der anhaltenden Piratenangriffe auf Veranlassung des bourbonischen Gouverneurs Giuseppe Laghi nicht nur durch den Turm von Santa Maria, sondern auch durch den Rivellino di San Giuseppe und die damit verbundene Festung der Falconiera, die ab 1800 auf dem gleichnamigen Hügel errichtet wurde, verteidigt wurde. Zur Zeit der Bourbonen war Ustica auch ein Ort der Gefangenschaft für politische Gefangene und blieb es auch unter dem Haus Savoyen.
Italienische Einigungszeit
Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft und der Restauration der Bourbonen im Königreich beider Sizilien (1815) kehrte Ustica unter die Kontrolle der bourbonischen Monarchie zurück. Die Franzosenzeit hatte auf der Insel nur geringe Spuren hinterlassen, da sie vor allem als abgelegener Außenposten genutzt wurde. Unter den Bourbonen wurde Ustica weiterhin als Verbannungsort für politische Gefangene und Dissidenten verwendet, eine Praxis, die bereits im 18. Jahrhundert begonnen hatte. Die Insel war bekannt für ihre strengen Haftbedingungen, und Gefangene, darunter Aufständische gegen die bourbonische Herrschaft, wurden unter schwierigen Umständen auf Ustica interniert. Die einheimische Bevölkerung, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur wenige Hundert Menschen umfasste, lebte hauptsächlich von Fischerei, Landwirtschaft (insbesondere Wein- und Olivenanbau) und bescheidenem Handel mit dem sizilianischen Festland.
Die sozioökonomischen Bedingungen auf Ustica waren prekär. Die Isolation der Insel erschwerte den Zugang zu Märkten, und die bourbonische Verwaltung investierte kaum in Infrastruktur oder Entwicklung. Die Bevölkerung litt unter Armut, und die Landwirtschaft war durch die kargen Böden und das raue Klima eingeschränkt. Politisch war die Insel ein Randgebiet, das kaum Aufmerksamkeit erhielt, außer als Ort der Bestrafung. Dennoch begannen im Zuge der revolutionären Bewegungen von 1820 und 1848, die das Königreich beider Sizilien erschütterten, erste Ideen des Risorgimento (der italienischen Einigungsbewegung) auch die Insel zu erreichen, wenn auch nur indirekt durch die Ankunft neuer politischer Gefangener, die liberale oder republikanische Ideen mitbrachten.
Mit der Expedition der Tausend unter Giuseppe Garibaldi 1860 und der anschließenden Annexion des Königreichs beider Sizilien durch das Königreich Sardinien wurde Ustica Teil des neu gegründeten Königreichs Italien (1861). Dieser Übergang brachte jedoch keine sofortigen Verbesserungen für die Insel. Im Gegenteil, die Einigung Italiens führte in Süditalien, einschließlich Sizilien, zu sozialen Spannungen, da die neue Regierung in Turin die Region wirtschaftlich vernachlässigte und hohe Steuern einführte. Auf Ustica verschärften sich die wirtschaftlichen Probleme durch die mangelnde Integration in die neue italienische Wirtschaft. Die Fischerei blieb der wichtigste Erwerbszweig, doch die Abwanderung, insbesondere in die USA und nach Südamerika, nahm zu, da viele Bewohner bessere Lebensbedingungen suchten.
Im Jahr 1869 wurde sie von Erzherzog Luigi Salvator von Habsburg-Lothringen besucht, der für seine wissenschaftlichen Studien über das Mittelmeer und als Wegbereiter für die Erhaltung wichtiger Naturgebiete bekannt war und sie in seinem 1869 veröffentlichten monumentalen Werk über die Inseln des Mittelmeers erwähnte. Während des faschistischen Regimes war Ustica ein Ort der Gefangenschaft. Giuseppe Romita, Amadeo Bordiga, Nello Rosselli, Carlo Rosselli, Antonio Gramsci und Ferruccio Parri waren dort inhaftiert, ebenso wie zahlreiche senussische politische Gefangene, die in der letzten Phase des Kolonialkriegs in Libyen gefangen genommen wurden.
Politisch blieb Ustica ein Ort der Verbannung. Die neue italienische Regierung nutzte die Insel weiterhin, um Gegner des Regimes, darunter Anarchisten, Sozialisten und andere Dissidenten, zu internieren. Die Haftbedingungen verbesserten sich nur marginal im Vergleich zur bourbonischen Ära, und die Insel wurde zu einem Symbol für die Repression politischer Opposition. Gleichzeitig wuchs die Bevölkerung leicht, da die Regierung Siedler auf die Insel brachte, um die landwirtschaftliche Nutzung zu fördern. Diese Siedlungen hatten jedoch nur begrenzten Erfolg, da die Böden für großflächige Landwirtschaft ungeeignet waren.
In den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg erlebte Ustica eine gewisse Modernisierung, wenn auch langsam. Die Einführung von Dampfschiffen verbesserte die Verbindungen nach Palermo, was den Handel erleichterte. Schulen und eine rudimentäre Verwaltung wurden eingerichtet, doch die Insel blieb ein abgeschiedener Ort mit einer stark von Subsistenzwirtschaft geprägten Lebensweise. Kulturell und sozial war die Bevölkerung eng mit den Traditionen Siziliens verbunden, und die katholische Kirche spielte eine zentrale Rolle im Gemeindeleben.
Weltkriegsära
Als Italien 1915 auf Seiten der Entente in den Ersten Weltkrieg eintrat, blieb Ustica von militärischen Auseinandersetzungen weitgehend verschont. Dennoch hatte der Krieg spürbare Auswirkungen auf die Insel. Aufgrund ihrer isolierten Lage wurde Ustica als Internierungsort für Zivilisten und potenzielle "Gefährder" genutzt. Insbesondere Menschen aus den Kriegsgebieten Norditaliens, wie Venetien oder Istrien, wurden hierher deportiert, um Spionage oder Sabotage zu verhindern. Die Lebensbedingungen auf der Insel waren hart: Nahrungsmittelknappheit, unzureichende Unterkünfte und Krankheiten wie Malaria setzten den Internierten zu. Die lokale Bevölkerung, die damals etwa 1.000 bis 1.500 Menschen umfasste, litt ebenfalls unter den Kriegsfolgen. Die Fischerei und Landwirtschaft, die Hauptwirtschaftszweige der Insel, wurden durch blockierte Schifffahrtsrouten schwer beeinträchtigt, was zu Armut und einer verstärkten Abwanderung, vor allem in die USA, führte. Nach dem Krieg und dem Vertrag von Rapallo (1920) blieb Ustica italienisch, doch die Unzufriedenheit über den „verlorenen Sieg“ Italiens nährte den Aufstieg des Faschismus, der auch die Insel prägen sollte.
In den 1920er Jahren, nach der Machtübernahme Mussolinis, wurde Ustica zu einem zentralen Exilort für politische Gegner des faschistischen Regimes. Die Insel entwickelte sich zu einer Art „Lipari-Gulag“, wo Antifaschisten, Sozialisten, Kommunisten und andere Dissidenten zwangsinterniert wurden. Bekannte Persönlichkeiten wie Antonio Gramsci, einer der führenden Köpfe der Italienischen Kommunistischen Partei, waren zeitweise auf Ustica inhaftiert. Die Haftbedingungen waren repressiv, und die Isolation der Insel verstärkte die Kontrolle über die Gefangenen. Gleichzeitig blieb die wirtschaftliche Lage der einheimischen Bevölkerung schwierig. Die Abwanderung setzte sich fort, da die faschistische Regierung wenig in die Infrastruktur oder Entwicklung der Insel investierte. Ustica wurde in dieser Zeit zum Symbol für die Unterdrückung politischer Opposition, während die Inselbewohner selbst mit den Herausforderungen von Armut und Isolation kämpften.
Während des Zweiten Weltkriegs, in den Italien 1940 auf Seiten der Achsenmächte eintrat, blieb Ustica erneut ein Randphänomen, hatte aber weiterhin strategische Bedeutung. Die Insel diente als Beobachtungsposten im Mittelmeer, da ihre Lage eine Überwachung der Schifffahrtsrouten ermöglichte. Gleichzeitig wurde sie weiterhin für die Internierung von Regimegegnern genutzt, wenn auch in geringerem Umfang als in den 1920er und 1930er Jahren. Die Kriegsjahre brachten erneut Versorgungsengpässe, da die Insel von Nachschubwegen abgeschnitten war. Nach dem Waffenstillstand von Cassibile 1943, als Italien die Seiten wechselte, und der anschließenden Besetzung Süditaliens durch die Alliierten, verlor Ustica ihre strategische Bedeutung. Die Insel wurde nicht direkt von Kämpfen betroffen, doch die Nachkriegszeit brachte weitere sozioökonomische Herausforderungen, da Italien sich in einer Phase des Wiederaufbaus befand.
Moderne Zeit
Nach 1945 kehrte relative Ruhe ein. Die Insel, die im 18. Jahrhundert von Siedlern aus Lipari kolonisiert worden war, litt unter Bevölkerungsrückgang und Armut. Viele Familien emigrierten in den 1950er- und 1960er-Jahren in die USA, insbesondere nach New Orleans, wo heute Tausende Nachkommen leben. Die Wirtschaft basierte auf Subsistenzlandwirtschaft: Der fruchtbare vulkanische Boden eignete sich für den Anbau von Getreide, Oliven, Wein und Zitrusfrüchten. Die berühmten kleinen schwarzen Linsen von Ustica, heute ein Slow-Food-Produkt, wurden bereits damals kultiviert.
Die 1970er Jahre brachten wenig Fortschritt; Ustica blieb ein Randgebiet. Der dramatischste Einschnitt ereignete sich am 27. Juni 1980: Die Passagiermaschine Itavia-Flug 870 (eine DC-9) stürzte nördlich der Insel ins Meer. Alle 81 Insassen starben. Der Absturz, bekannt als Strage di Ustica ("Massaker von Ustica"), gilt als eines der größten ungelösten Rätsel der italienischen Nachkriegsgeschichte. Offizielle Untersuchungen deuten auf einen Raketenangriff oder eine militärische Übung hin, möglicherweise involviert waren NATO-Jets oder libysche Maschinen. Verschwörungstheorien ranken sich bis heute darum, und der Vorfall hat den Namen Ustica in Italien mit Tragödie assoziiert – außerhalb des Landes kennt ihn kaum jemand.
Wirtschaftlich stagnierte die Insel: Abhängig von Fähren aus Palermo (Überfahrt: 2–3 Stunden), fehlten Infrastruktur und Investitionen. Die Bevölkerung schrumpfte weiter, und Tourismus war marginal.
Am 27. Juni 1980 kam es bei Ustica zum Flugzeugabsturz einer Maschine vom Typ Douglas DC-9-15 der italienischen Fluggesellschaft Itavia mit der Flug-Nr. 870. Dabei kamen alle 81 Insassen um. Die Ursache des Absturzes wurde nie vollständig aufgeklärt. 2011 verurteilte ein Zivilgericht in Palermo die italienische Regierung zur Zahlung von 100 Millionen Euro an die Angehörigen der Opfer, da die damalige Regierung durch „fahrlässige Unterlassung“ zu dem Absturz beigetragen habe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Ab den 1980er Jahren änderte sich das Bild grundlegend. 1986 wurde Ustica zum ersten Meeresreservat Italiens erklärt (Riserva naturale marina Isola di Ustica). Die Gewässer wurden in drei Zonen (A, B, C) unterteilt: Zone A (Westen) ist strikt geschützt (kein Ankern, Fischen oder Tauchen), Zone B erlaubt Baden, Zone C ist für Taucher zugänglich. Dies schützte die reiche Unterwasserwelt – Grotten wie die Grotta Segreta, römische Ruinen und Wracks wie die Secca della Colombara – und machte Ustica zu einem Mekka für Taucher. Heute ist die Insel ein Paradies für Schnorchler, mit kristallklarem Wasser und Artenvielfalt (zum Beispiel Einhorn-Garnelen in der Grotta dei Gamberi).
Der Tourismus boomte: Wanderwege über die steilen Küsten (zum Beispiel zum 244 m hohen Monte Guardia) und durch Macchia-Gebiete zogen Naturliebhaber an. Die Insel blieb autofrei (nur E-Bikes und Minibusse), was ihren Charme als "unentdecktes Paradies" bewahrte. Lokale Produkte wie Linsen, Kapern und Wein (zum Beispiel von der Familie Longo) wurden gefördert. Kulturelle Highlights sind das jährliche Fest des Schutzpatrons San Bartolomeo am 24. August mit Feuerwerk und Bootsrennen.
Seit den 2000er Jahren investiert eine jüngere, frauenstarke Verwaltung in Nachhaltigkeit: E-Bike-Sharing, Mülltrennung und Jazzkonzerte in bronzezeitlichen Ruinen (zum Beispiel im prähistorischen Dorf Faraglioni). Archäologische Funde, wie eine 3.000 Jahre alte Befestigungsanlage (2024 entdeckt), unterstreichen Usticas antike Bedeutung und ziehen Forscher an. Die Insel profitiert von EU-Fördermitteln für Erhaltung.
Während der Coronazeit gab es auf Ustica wie in ganz Italien verschiedene Maßnahmen, darunter zeitweise Maskenpflicht in Innenräumen, beschränkte Besucherzahlen und den Einsatz des Green Pass (Impf-, Genesungs- oder Testnachweis) für Gastronomie, Hotels und Veranstaltungen; ab April 2022 wurden die Regeln schrittweise gelockert, bis im Herbst 2022 nahezu alle Einschränkungen aufgehoben wurden und aktuell keine speziellen Corona-Maßnahmen mehr gelten.
Verwaltung
Die Inselgemeinde Ustica gehört zur Metropolitanstadt Palermo innerhalb der Region Sizilien der Republik Italien.
Herrschaftsgeschichte
- um -1450 bis um -1200 liparische Stammesgemeinschaft
- um -800 bis -239 Karthago (Qart-ḥadašt)
- -239 bis -27 Provinz Sizilien (Provincia Sicilia) der Römischen Republik (Res publica)
- -27 bis 468 Provinz Sizilien (Provincia Sicilia) des Römischen Reichs (Imperium Romanum)
- 468 bis 476 Reich der Vandalen (Regnum Vandalorum)
- 476 bis 831 Byzantinisches Reich (Basileia Rhomaion)
- 831 bis 25. Januar 1091 Emirat Sizilien (Imārat Ṣiqilliyya)
- 25, Januar 1091 bis 25. Dezember 1130 Grafschaft Sizilien (Comitatus Siciliae)
- 25. Dezember 1130 bis 20. Oktober 1194 Königreich Sizilien (Regno di Sicilia)
- 20. Oktober 1194 bis 25. Mai 1254 Königreich Sizilien (Regno di Sicilia) als Teil des Heiligen Römischen Reichs (Sacrum Romanum Imperium)
- 25. Mai 1254 bis 31. März 1282 Königreich Sizilien (Regno di Sicilia)
- 31. März 1282 bis 21. Mai 1392 Königreich Sizilien jenseits des Leuchtturms (Regnum Siciliae ultra Pharum / Regno di Sicilia al di là del Faro), zeitweilig auch nur Königreich Sizilien (Regno di Sicilia) oder Trinacria genannt, in Union mit dem Königreich Aragon (Reino d’Aragón)
- 21. Mai 1392 bis 25. Juli 1409 Königreich Sizilien (Regno di Sicilia)
- 25. Juli 1409 bis 2. Juni 1442 Königreich Aragon (Reino d’Aragón)
- 2. Juni 1442 bis 27. Juni 1458 Königreich Sizilien jenseits des Leuchtturms (Regnum Siciliae ultra Pharum / Regno di Sicilia al di là del Faro)
- 27.Juni 1458 bis 23. Januar 1516 Königreich Sizilien (Regno di Sicilia) in Union mit dem Königreich Aragon (Reino d’Aragón)
- 23. Januar 1516 bis 21. Dezember 1713 Königreich Spanien (Reino de España)
- 21. Dezember 1713 bis 13. Juli 1718 Königreich Sizilien (Regno di Sicilia)
- 13. Juli 1718 bis 29. Oktober 1719 Königreich Spanien (Reino de España)
- 29. Oktober 1719 bis 2. Juni 1734 Haus Österreich
- 2. Juni 1734 bis 6. Oktober 1759 Königreich Spanien (Reino de España)
- 6. Oktober 1859 bis 22. Januar 1806 Königreich Sizilien (Regno du Sicilia)
- 22. Januar bis Oktober 1815 Königreich Sizilien (Regno du Sicilia) unter dem Protektorat des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
- Oktober 1815 bis 8. September 1816 Königreich Sizilien (Regno du Sicilia)
- 8. Dezember 1816 bis 13. April 1848 Königreich beider Sizilien (Regno delle Due Sicilie)
- 13. April 1848 bis 5. Mai 1849 Königreich Sizilien (Regno di Sicilia)
- 5. Mai 1849 bis 17. Dezember 1860 Königreich beider Sizilien (Regno delle Due Sicilie)
- 17. Dezember 1860 bis 13. Februar 1861 Königreich beider Sizilien (Regno delle Due Sicilie) innerhalb des Königreichs Sardinien (Regno di Sardegna)
- 13. Februar bis 18. März 1861 Königreich Sardinien (Regno di Sardegna)
- 18. März 1861 bis 1. Februar 1862 Königreich Italien (Regno d’Italia)
- 1. Februar 1862 bis 23. September 1943 Provinz Sizilien (Provincia di Sicilia) innerhalb des Königreichs Italien (Regno d’Italia)
- 23. September 1943 bis 25. April 1945 Republik Sizilien (Repubblica sociale italiana bzw. Rebublika di Salò)
- 25. April 1945 bis 15. Mai 1946 Provinz Sizilien (Provincia di Sicilia) innerhalb des Königreichs Italien (Regno d’Italia)
- 15. Mai 1946 bis 15. September 2015 Provinz Palermo (Provincia di Palermo) innerhalb der Autonomen Region Sizilien (Regione Siciliana a statuto speciale) der Republik Italien (Repubblica Italiana)
- seit 15. September 2015 Metropolitanstadt Palermo (Città metropolitana di Palermo) innerhalb der Autonomen Region Sizilien (Regione Siciliana a statuto speciale) der Republik Italien (Repubblica Italiana)
Legislative und Exekutive
Die Insel wird vom lokasen Consiglio Comunale di Ustica verwaltet. Er ist das lokale Gemeindeorgan, das aus gewählten Mitgliedern besteht. Seine Hauptaufgaben sind die Gesetzgebung auf kommunaler Ebene, die Kontrolle der Gemeindeverwaltung, die Festlegung des Haushaltsplans sowie die Entscheidung über wichtige lokale Angelegenheiten wie Infrastruktur, Umweltschutz, soziale Dienstleistungen und kulturelle Aktivitäten.
Inseloberhaupt
Höchster Repräsentant der Insel ist der Bürgermeister (sindaco).
Sindaci di Ustica
- 21 Mar 1986 - 21 Mai 1990 Nicolo Longo (Partito Comunista Italiano)
- 21 Mai 1990 - 10 Nov 1991 Franco Taormina (Partito Liberale Italiano)
- 10 Nov 1991 - 13 Jun 1994 Domenico Calì (Democrazia Cristiana)
- 13 Jun 1994 - 25 Mai 1998 Attilio Licciardi (lista civica)
- 23 Aug 1997 - 25 Mai 1998 Rosolino Greco (commissario stradinario)
- 25 Mai 1998 - 27 Mai 2003 Attilio Licciardi (lista civica)
- 27 Mai 2003 - 17 Jun 2008 Aldo Messina (lista civica)
- 17 Jun 2008 - 11 Jun 2013 Aldo Messina (lista civica)
- 11 Jun 2013 - 11 Jun 2018 Attilio Licciardi (lista civica)
- 11 Jun 2018 Salvatore Militello (lista civica)
Politische Gruppierungen und Wahlen
Auf Ustica sind folgende Parteien aktiv:
- Lega (früher Lega Nord), eine rechtspopulistische, regionalistische Partei
- Fratelli d’Italia, eine konservative, postfaschistische Partei
- Forza Italia, eine konservative Partei
- Movimento 5 Stelle, eine populistische anti-establishment Partei
- Partito Democratico, eine Mitte-links-Partei
- Italia Viva, eine zentristisch-proeuropäische Partei
- Europa Verde (Grüne Partei), die sich für Umwelt- und Sozialthemen einsetzt
Justizwesen und Kriminalität
Ustica ist ein Ort, dessen Geschichte tief mit Themen wie Strafe, Gefangenschaft und ungelöster Kriminalität verknüpft ist. Mit rund 1.300 Einwohnern bildet die Insel einen eigenen Comune in der Metropolitanstadt Palermo, der dem sizilianischen und damit dem italienischen Justizsystem untersteht. Dieses System ist geprägt von einer strikten Gewaltenteilung, wobei die Judikative formal unabhängig operiert und Richter ausschließlich an Gesetze gebunden sind. Dennoch spiegelt die Realität auf Ustica – wie in vielen Teilen Süditaliens – Herausforderungen wider, die von historischen Traumata bis hin zu zeitgenössischen Sicherheitsfragen reichen. Dieser Text beleuchtet den Zusammenhang zwischen Justizwesen und Kriminalität auf der Insel, indem er historische Rollen, das tragische Ereignis von 1980 und die aktuelle Lage verknüpft.
Usticas Verbindung zur Justiz reicht bis in die Antike zurück, doch sie wurde besonders im 20. Jahrhundert zu einem Symbol der strafrechtlichen Isolation. Unter der faschistischen Herrschaft Benito Mussolinis von den 1920er bis in die 1940er Jahre diente die Insel als Hochsicherheitsgefängnis für politische Gegner. Tausende Dissidenten, darunter prominente Intellektuelle wie Antonio Gramsci und Amadeo Bordiga, wurden hier interniert – oft bis zu 1.500 Personen gleichzeitig. Die Bedingungen waren erbarmungslos: Enge Zellen, Mangel an Versorgung und Isolation auf der winzigen Insel machten Ustica zu einem Ort der langsamen Vernichtung. Viele Häftlinge starben an Unterernährung oder Krankheiten wie Tuberkulose. In den frühen 1940er Jahren wurden zudem jugoslawische Kriegsgefangene hierher deportiert, was die Insel weiter in ein Symbol für willkürliche Justiz verwandelte.
Diese Phase unterstreicht einen dunklen Aspekt des italienischen Justizwesens: Die Nutzung geographischer Isolation als Strafe, die weniger auf Rehabilitation als auf Abschreckung und Vergessen abzielt. Bis in die 1950er Jahre hinein blieb Ustica ein Exilort für Verurteilte, was die Insel nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem Stigma der Kriminalität belastete. Emigration vieler Familien in die USA – darunter Vorfahren, die heute in New Orleans leben – war eine Folge der harten Lebensbedingungen, die durch diese Justizpraktiken verschärft wurden. Heute erinnern Ruinen und Museen an diese Zeit, doch sie mahnen daran, wie das Justizsystem Kriminalität nicht nur bekämpft, sondern auch erzeugt, indem es soziale Strukturen zerstört.
Der engste Zusammenhang zwischen Justiz und Kriminalität auf Ustica manifestiert sich im sogenannten "Massaker von Ustica" vom 27. Juni 1980. Eine Itavia-DC-9 auf dem Flug von Bologna nach Palermo mit 81 Insassen – darunter 64 Erwachsene, 13 Kinder und vier Crewmitglieder – stürzte kurz vor der Insel ins Meer. Kein Notruf, kein Überlebender: Die Maschine verschwand von den Radarschirmen, und die Trümmer wurden erst Jahre später geborgen. Offiziell als Unfall deklariert, gilt das Ereignis heute als Akt der verdeckten Kriegsführung. Untersuchungen ergaben, dass NATO-Jets – möglicherweise französische Mirage-Kampfflugzeuge – die DC-9 versehentlich oder absichtlich mit einer Rakete trafen, während sie einen libyschen Staatsgast (Muammar al-Gaddafi) ins Visier nahmen. Ein militärisches Geheimmanöver vor der Küste Korsikas und Siziliens eskalierte zu einer Katastrophe, die 81 unschuldige Leben forderte.
Der Justizprozess, der sich über Jahrzehnte hinzog, exemplifiziert die Schwächen des italienischen Systems: Verschleppung, Vertuschung und mangelnde Transparenz. Parlamentarische Kommissionen, Gerichtsverfahren in Rom und Bologna und sogar ein Staatsstreich-Verdacht prägten die Ermittlungen. 1999 wurde der italienische Generalgespannt als "unfreiwilliger Mitwisser" verurteilt, doch höhere Instanzen hoben dies auf. 2013 erhielten die Opferfamilien symbolische Entschädigungen, aber die volle Wahrheit fehlt bis heute. Ehemaliger Premierminister Giuliano Amato sprach 2023 von einer französischen Rakete, und Premierministerin Giorgia Meloni forderte Kooperation mit Paris – doch Frankreich blockt ab. Das Museum der Erinnerung in Bologna, mit Installationen des Künstlers Christian Boltanski, hält die Forderung nach Gerechtigkeit am Leben: 81 Lichter atmen im Rhythmus der Opfer, ein stummer Vorwurf an ein Justizwesen, das Kriminalität auf höchster Ebene duldet. Dieses Ereignis hat Usticas Image geprägt und die Insel zu einem Mahnmal für ungestrafte Kriminalität gemacht. Es zeigt, wie geopolitische Interessen die Strafjustiz unterlaufen: Während Kleinkriminalität routiniert verfolgt wird, bleiben Staatskriminalität und Verschwörungen tabu.
Heute ist Ustica ein friedlicher Touristenort mit einer Marine-Schutzzone, die Tauchen und Ökotourismus fördert. Die Kriminalitätsrate ist extrem niedrig – typisch für ländliche sizilianische Inseln. Im Gegensatz zu Metropolen wie Mailand (7.093 Straftaten pro 100.000 Einwohner 2023) oder Rom (6.071) liegt Ustica weit unter dem nationalen Schnitt. Italien insgesamt verzeichnet eine Mordrate von nur 0,55 pro 100.000 Einwohner (2022), und auf der Insel dominieren harmlose Delikte wie Diebstähle bei Touristen oder kleinere Streitigkeiten. Organisierte Kriminalität, die Süditalien plagt (speziell die Cosa Nostra in Palermo), spielt hier kaum eine Rolle; stattdessen profitieren Einheimische vom Tourismus und Fischerei.
Das lokale Justizwesen fällt unter die sizilianische Gerichtsbarkeit: Schwere Fälle werden nach Palermo verlegt, wo Carabinieri und Staatsanwälte operieren. Präventiv wirken die Isolation und die kleine Gemeinde: Soziale Kontrolle reduziert Kriminalität, doch Abhängigkeit von Fähren macht die Insel anfällig für Schmuggel (Zigaretten oder Drogen). Die EU-finanzierten Anti-Mafia-Gesetze seit den 1990er Jahren haben die Strafverfolgung gestärkt, doch Kritiker bemängeln Überlastung und Korruptionsrisiken. Auf Ustica selbst gibt es keine dedizierte Justizinfrastruktur – ein Carabinieri-Posten reicht für den Alltag.
Der rote Faden zwischen Justiz und Kriminalität auf Ustica ist die Ambivalenz: Historisch ein Ort der Strafe, der Kriminalität durch Repression erzeugte, wurde die Insel durch ungestrafte Großkriminalität traumatisiert. Heute schützt das Justizsystem vor Kleindelikten, scheitert aber an systemischen Schwächen wie der Ustica-Affäre. Initiativen wie das Erinnerungsmuseum oder EU-Projekte zur Prävention zielen auf Heilung ab, doch wahre Gerechtigkeit erfordert Transparenz. Ustica lehrt: Ein effektives Justizwesen bekämpft Kriminalität nicht nur reaktiv, sondern verhindert sie durch Erinnerung und Inklusion. In einer Zeit steigender Touristenströme bleibt die Insel ein Bollwerk der Ruhe – solange die Schatten der Vergangenheit nicht wiederkehren.
Flagge und Wappen
Die Insel Ustica besitzt als eigenständige Gemeinde ein offizielles Wappen, jedoch keine allgemein bekannte oder historisch belegte Flagge. Das Wappen zeigt auf einem blauen Schild (Himmel) ein mittelalterliches, turmbewehrtes Schloss, das von einer grünen Ulme auf einer grünen Anhöhe flankiert wird. Über dem Schild befindet sich eine goldene Krone, darunter zwei gekreuzte Zweige von Eiche und Lorbeer, die mit einem Band verbunden sind. Dieses Motiv steht symbolisch für die Wehrhaftigkeit, Beständigkeit und Naturverbundenheit der Inselgemeinschaft. Das Wappen ist in der französischen Schildform gestaltet und wird auch in den offiziellen heraldischen Registern der Metropolitanstadt Palermo geführt.
Eine offizielle Flagge der Gemeinde Ustica existiert nicht in allgemein gebräuchlicher Form. In amtlichen Beschreibungen wird lediglich ein sogenannter Gonfalone erwähnt – eine vertikale Bannerflagge, die in viele italienische Gemeinden als zeremonielle Standarte geführt wird. Für Ustica soll dieser Gonfalone weiß-rot geteilt sein. Ob diese Bannerform tatsächlich verwendet wird, ist jedoch unklar.
Im Jahr 2022 erhielt die Insel zudem symbolisch die „Bandiera del Mediterraneo“ (Flagge des Mittelmeers), eine Auszeichnung im Rahmen eines Umwelt- und Kulturprojekts, die aber keine offizielle Gemeindeflagge darstellt. Insgesamt bleibt das Wappen das wichtigste und weithin anerkannte Symbol der Gemeinde Ustica.
Hauptort
Der Hauptort der Insel Ustica ist die Ortschaft Ustica an der Südostküste. Die Gemeinde besteht offiziell seit 1801, als sie nach der Wiederbevölkerung der zuvor unbewohnten Insel unter der Herrschaft des Königreichs beider Sizilien gegründet wurde. Im 18. Jahrhundert (ab 1763) ließ die neapolitanische Regierung die bis dahin unbewohnte Insel mit Siedlern aus Lipari und später auch mit ehemaligen Strafgefangenen besiedeln. Diese neue Siedlung wurde San Ferdinando di Ustica genannt. 1801 erhielt sie den offiziellen Status einer Gemeinde (Comune) mit eigenem Bürgermeister.
Verwaltungsgliederung
Die Gemeinde Ustica (Comune di Ustica) besteht aus einer einzigen Verwaltungseinheit ohne weitere Unterteilungen in Ortsteile (frazioni). Es bestehen allerdings zwei Zonen: die Ortschaft und das Naturschutzgebiet.
Verwaltungseinheiten:
2 zone (Gebiete)
Bevölkerung
Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 8,09 km².
Bevölkerungsentwicklung:
Jahr Einwohner Dichte (E/km²)
1768 500 61.80
1800 2 000 247,22
1852 3 633 449,07
1850 2 550 315,20
1861 2 382 294,44
1871 1 530 189,12
1881 1 793 221,63
1891 1 850 228,68
1901 1 916 236,84
1911 1 576 194,81
1921 1 195 147,71
1931 1 050 129,79
1936 1 141 141,04
1951 1 249 154,39
1961 1 262 156,00
1971 1 086 134,24
1981 1 150 142,15
1991 1 188 146,85
1996 1 330 164,40
2000 1 340 165,64
2001 1 337 165,27
2002 1 348 166,63
2003 1 335 165,02
2004 1 310 161,93
2005 1 304 161,19
2006 1 315 162,55
2007 1 325 163,78
2008 1 330 164,40
2009 1 302 160,94
2010 1 332 164,65
2011 1 330 164,40
2912 1 322 163,41
2013 1 358 167,86
2014 1 372 169,59
2015 1 344 166,13
2016 1 308 161,68
2017 1 307 161,56
2018 1 318 162,72
2019 1 302 160,94
2020 1 271 157,11
2021 1 306 161,44
2022 1 314 162,43
2023 1 309 161,80
2024 1 312 162,18
2025 1 326 163,91
Die Bevölkerung wuchs von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 0,957 % pro Jahr.
Volksgruppen
Die Bevölkerung von Ustica ist ethnisch weitgehend homogen und geprägt von der sizilianischen Identität, die eine Mischung aus verschiedenen historischen Einflüssen widerspiegelt, ohne dass separate, isolierte Volksgruppen existieren. Die heutigen Bewohner stammen größtenteils von Einwanderern ab, die im 18. Jahrhundert unter der Herrschaft der Bourbonen aus den benachbarten Liparischen Inseln wie Lipari und Vulcano hierher umgesiedelt wurden, um die Insel nach jahrhundertelanger Piratenplage wiederzubevölkern.
Diese Siedler brachten sizilianische Traditionen mit, die auf einer langen Geschichte multiethnischer Schichten basieren: Phönizier, Griechen, Karthager und Römer prägten die Antike, gefolgt von arabischen, normannischen und spanischen Einflüssen in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Periode. Im 19. Jahrhundert kam es zu einer starken Zuwanderung aus anderen Teilen Siziliens, was die Bevölkerung auf bis zu 8.000 Einwohner anwachsen ließ, bevor Auswanderung nach Amerika die Zahlen reduzierte. Während des Faschismus diente die Insel als Internierungsort für Libyer, Jugoslawen und Kommunisten, was jedoch keine bleibende ethnische Vielfalt hinterließ, da diese Gruppen nach dem Zweiten Weltkrieg repatriiert wurden. Heute bilden die Ustanesi eine enge, insular-kommunale Gesellschaft, die sich durch familiäre Bindungen und gemeinsame Feste wie die Festa di San Bartolomeo auszeichnet, ohne nennenswerte Minderheiten oder indigene Gruppen. Die ethnische Zusammensetzung spiegelt somit die breitere sizilianische Vielfalt wider – eine Fusion aus einheimischen Sizilianern mit Spuren arabischer, griechischer und italienischer Herkunft –, bleibt aber durch die Isolation der Insel relativ einheitlich und ohne offene Konflikte oder separate kulturelle Enklaven.
Im Jahr 2009 lebten 26 Ausländer auf der Insel, was einem Bevölkerungsanteil von knapp 2 % entspricht. Bis 2021 sank die Zahl auf 21.
Sprachen
Neben der italienischen Amtssprache wird in Ustica auch die sizilianische Sprache in ihrer westlichen Variante gesprochen. Der Reichtum an Einflüssen des Sizilianischen, das zur romanischen Sprachfamilie gehört und der südlichsten Gruppe zugeordnet wird, ergibt sich aus der geografischen Lage der Insel, deren zentrale Lage im Mittelmeer sie zu einem Eroberungsgebiet für zahlreiche Völker gemacht hat, die sich im Mittelmeerraum
Der Inseldialekt ist von den liparischen Siedlern des 18. Jahrhunderts geprägt, deren Mundart archaische griechische, arabische, normannische und spanische Wörter in sich trägt. Er dient nicht nur der Kommunikation unter den Ustanesi, sondern auch der Weitergabe von Folklore, Liedern und Sprichwörtern, die in Festen wie der Festa di San Bartolomeo erklingen. Das Italienische, als Amtssprache Italiens, wird in Schulen, Verwaltung und Medien verwendet und ist bei jüngeren Generationen durch Einflüsse aus dem Festland und Tourismus stärker vertreten, was zu einer bilingualen Praxis führt. Es gibt keine separaten Minderheitensprachen, da die ethnische Homogenität keine linguistischen Enklaven erzeugt; stattdessen fließt das Sizilianische nahtlos in das Italienische über, oft mit humorvollen oder poetischen Nuancen, die die raue, vulkanische Natur der Insel widerspiegeln. In einer globalisierten Welt bleibt diese Sprachvielfalt ein Marker der kulturellen Identität, die Besucher durch Gespräche mit Fischern oder Winzern erleben können.
Religion
Die religiöse Landschaft auf Ustica ist durchweg vom römisch-katholischen Christentum geprägt, das als dominante und einigende Kraft in der insularen Gemeinschaft fungiert und tief in den Alltag und die Traditionen eingebettet ist.
Die Insel feiert ihren Schutzpatron, den Apostel Bartholomäus (San Bartolomeo), mit einer jährlichen Festa am 24. August, die seit der Gründung der modernen Siedlung 1763 ununterbrochen begangen wird: Sie umfasst Prozessionen, Bootsrennen, folkloristische Darbietungen und ein grandioses Feuerwerk, das die enge Verflechtung von Glaube und Gemeinschaft unterstreicht. Historisch floss der Katholizismus mit normannischen und spanischen Einflüssen zusammen, die die sizilianische Frömmigkeit prägten, während antike polytheistische Spuren aus griechisch-römischer Zeit in mythischen Legenden erhalten blieben, wie der Verbindung zur Odyssee als Insel der Zauberin Kirke oder des Windgottes Aiolos.
Der Katholizismus dient nicht nur spiritueller Erfüllung, sondern auch sozialer Kohäsion, etwa durch die Pfarrkirche in der Hauptstadt, die als Zentrum lokaler Sakramente und Feste dient. In einer modernen Perspektive bleibt der Glaube lebendig, wenngleich Säkularisierung durch Tourismus und Abwanderung der Jugend subtil einwirkt, ohne die katholische Identität zu bedrohen.
Siedlungen
Ustica ist eine kleine, vulkanische Insel im Tyrrhenischen Meer, etwa 66 Kilometer nördlich der sizilianischen Küste vor Palermo gelegen. Mit einer Fläche von nur rund 8 Quadratkilometern und einer Küstenlänge von etwa 18 Kilometern wirkt sie wie ein schwarzer Lavabrocken im azurblauen Mittelmeer, geprägt von dramatischen Klippen, fruchtbaren Böden und einer wilden, unberührten Landschaft. Die höchste Erhebung, der Monte Guardia dei Turchi, ragt 240 Meter empor und bietet atemberaubende Ausblicke auf das umliegende Meer. Die Insel ist ein Paradies für Taucher, da ihre Unterwasserwelt mit römischen Ruinen, Schiffswracks, Höhlen wie der Grotta dei Gamberi und reichem Meeresleben zu den besten Tauchrevieren des Mittelmeers zählt.
Historisch reicht die Besiedlung bis in die Bronzezeit zurück, mit Funden eines prähistorischen Dorfs aus dem -15. Jahrhundert, das der Milazzese-Kultur zugerechnet wird. Die Griechen nannten sie Osteodes, „das Beinhaus“, aufgrund verhungerter Karthager, während die Römer sie nach dem verbrannten Lavagestein „Ustica“ tauften. Im Mittelalter litt sie unter Piratenüberfällen, bis die Bourbonen-Sizilien im 18. Jahrhundert eine Festung mit Wehrtürmen errichteten und die heutige Hauptstadt gründeten, die von Einwändern der Liparischen Inseln besiedelt wurde. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung stark an, was zu Auswanderungswellen nach Amerika führte, insbesondere nach New Orleans. Während des Faschismus diente Ustica als Verbannungsort für politische Gegner wie Antonio Gramsci.
Verkehr
Die Insel Ustica ist per Fähre und Tragflügelboot vom Hafen Palermo in Sizilien erreichbar. Auf der Insel selbst gibt es begrenzte öffentliche Verkehrsmittel, darunter einen Busdienst der Gemeinde und private Taxibusse; zur Fortbewegung werden auch Mietroller, Fahrräder oder Elektrofahrzeuge genutzt.
Straßenverkehr
Auf Ustica gibt es nur eine einzige, schmale Ringstraße von rund neun Kilometern Länge, die die Insel umrundet. Dieser "Strada Circonvallazione" ist wenig befahren – ideal für Spaziergänger, Radfahrer und gelegentliche Roller. Autos sind willkommen, aber nicht notwendig: Im August, der Hochsaison, ist das Anlegen mit dem eigenen Fahrzeug sogar verboten, um den begrenzten Parkraum zu schonen. Ein Minibus-Service, betrieben vom Comune di Ustica, pendelt regelmäßig zwischen Hafen, Zentrum und den entlegenen Dörfern wie Tramontana oder Falconiera. Die Fahrpläne passen sich dem Schiffsverkehr an, damit Ankömmlinge nahtlos umsteigen können.
Der Straßenverkehr dient primär der lokalen Mobilität: Landwirte transportieren Ernten zu den kleinen Lagern, Touristen erkunden die vulkanischen Pfade, und Fischer bringen ihren Fang in die Trattorien. Die enge, kurvige Straße schützt vor Überlastung – sie fördert stattdessen eine langsame, achtsame Art zu reisen. In den Sommermonaten steigt die Nachfrage durch Taucher und Wanderer, doch der Verkehr bleibt überschaubar. Diese Beschaulichkeit unterstreicht Usticas Charme: Hier fährt man nicht, um voranzukommen, sondern um anzukommen – inmitten von Orangen- und Olivenhainen, die den Asphalt säumen.
Schiffsverkehr
Die Insel ist ausschließlich per Meer erreichbar, und der maritime Verkehr stellt die Verbindung zur Außenwelt sicher – sei es für den Transport von Passagieren, Waren oder sogar gefährlichen Gütern wie Benzin. Von Palermo aus verkehren täglich Fähren und Hydrofoils der Linien Caronte & Tourist und Ustica Lines. Die schnellen Aliscafi benötigen etwa 1,5 Stunden für die 36-seemilige Strecke, während die langsameren Fähren bis zu 3,5 Stunden unterwegs sind. Im Sommer verdichten sich die Verbindungen auf bis zu sieben Kursen pro Woche, doch auch im Winter bleibt der Dienst essenziell, um Lieferungen von Lebensmitteln, Medikamenten und Baustoffen zu gewährleisten.
Die Inselbewohner sind auf diese Verbindungen angewiesen: Frische Produkte aus der Landwirtschaft, wie Linsen oder Wein, werden per Schiff exportiert, während Importe den Alltag versorgen. Dennoch gibt es Herausforderungen – Guaste an Schiffen, wie kürzlich bei der Caronte & Tourist, führen zu "singhiozzo"-Verbindungen, die die fragile Inselökonomie belasten. Der Bürgermeister von Ustica hat wiederholt bei der sizilianischen Regionalregierung interveniert, um schnellere und zuverlässigere Schiffe zu fordern. Die Wasserschutzpolizei überwacht den Hafen von Cala Santa Maria, wo die Schiffe anlegen, und sorgt für Sicherheit bei der Abfertigung von Gütern. Dieser Schiffsverkehr ist nicht nur Logistik, sondern das Herzschlag der Insel: Er verbindet die Isolation mit der Welt und nährt die lokale Wirtschaft.
Der Leuchtturm von Punta Cavazzi (Faro di Punta Cavazzi) befindet sich auf einer steilen Landzunge am südwestlichen Ende der Insel Ustica vor der Küste Palermos. Er ist automatisiert und wird von der Marina militare verwaltet. Im Jahr 2015 bot die Marine einen langfristigen Pachtvertrag für die Restaurierung der leichten Station und die touristische Entwicklung des Standorts an.
Der Leuchtturm 1 besteht aus einem 28 m hohen, zylindrischen Turm mit Galerie und Laterne, der an einem einstöckigen Wärterhaus befestigt ist. Das Gebäude ist weiß gestrichen und die Kuppel der Laterne ist metallic-grau. Er sendet bei einer Brennhöhe von 40 m alle 12 Sekunden vier weiße und rote Blitze aus, die nach Sektoren geordnet sind. Seine Reichweite beträgt 16 nautische Meilen (rund 30 km).
Faro di Punta Cavazzi
- Standort: 38°41‘36“ N, 13°09‘18“ O
- Listeneinträge: ITA125 (ARLHS), E2000 (IHUK), 3194 (MM), 113-9964 (NGA)
- Bauzeit:
- Inbetriebnahme:
- Betreiber: Marina Militare
- Seehöhe: 12 m
- Turmhöhe: 28 m
- Feuerhöhe: 40 m
- Befeuerung:
- Betriebsart: elektrisch, automatisiert
- Funktion:
- Kennung: Fl(4) W 12s
- Tragweite: 30 km
Wirtschaft
Die Bewohner leben überwiegend von der Landwirtschaft. Die fruchtbaren Böden eignen sich für den Anbau von Zitrusfrüchten, Getreide, Oliven und Wein. Weitere wichtige Erwerbsquellen sind der Fischfang und der Tourismus.
Landwirtschaft
Die dunkle, vulkanische Erde Usticas ist ein Segen für die Landwirtschaft. Die Bewohner, die sich traditionell von der Feldarbeit ernähren, kultivieren auf den terrassierten Hängen Getreide, Zitrusfrüchte, Oliven, Kapern und vor allem die berühmte schwarze Linsensorte "Lenticchia di Ustica" – ein Slow-Food-Produkt, das klein, kompakt und buchinenarm ist. Diese Linsen, die in den fruchtbaren Böden gedeihen, werden seit Jahrhunderten angebaut und symbolisieren die Resilienz der Insel. Ergänzt wird das Angebot durch Gemüse und Kräuter, die in kleinen Familienbetrieben wachsen.
Die Landwirtschaft ist nachhaltig und eng mit dem Verkehr verknüpft: Die Erträge werden per Minibus oder Roller zu den Märkten im Zentrum gebracht, während Schiffe die Überschüsse nach Palermo exportieren. Museen wie das Museo della Civiltà Contadina e Marinara dokumentieren diese Traditionen – von alten Setzlingen bis zu Maiolica-Fliesen in den Bauernhäusern. Die Landwirtschaft nährt nicht nur den Körper, sondern bewahrt die Seele der Insel: Sie ist ein Kreislauf aus Erde, Meer und Mensch.
Weinbau
Die Lavaböden spenden Mineralien, die den Reben ein einzigartiges Aroma verleihen. Autochthone Sorten wie Catarratto und Nero d'Avola dominieren die IGT-Weine "Terre Siciliane", produziert in Weingütern wie der Azienda Agricola Hibiscus. Hier werden die Trauben per Hand geerntet und zu robusten Rot- und Weißweinen verarbeitet, die den salzigen Meereswind einfangen. Der Weinbau ist kein Massengeschäft – er ist "heldenhafter Weinbau" (viticulture eroica), auf steilen Terrassen, die an die Aeolischen Inseln erinnern. Die Ernten reifen unter der sizilianischen Sonne und werden oft direkt vor Ort in Trattorien wie Il Terrazzino verarbeitet, wo sie mit lokalen Linsen und Fischgerichten harmonieren.
Fischerei
Die Fischerei ist ein zentraler Bestandteil der Wirtschaft Usticas und tief in der Tradition der Insel verwurzelt. Das Meeresschutzgebiet Area Marina Protetta Isola di Ustica sorgt für nachhaltige Fischereipraktiken, schränkt jedoch die Fangmengen ein, um die marine Biodiversität zu schützen. Gefangen werden vor allem Thunfisch, Sardinen, Anchovis und Krustentiere, wobei die Fischerei meist von kleinen, familiengeführten Betrieben betrieben wird. Diese liefern sowohl für den lokalen Verzehr als auch für den Verkauf an Touristen. Die strengen Regulierungen im Schutzgebiet stellen eine Herausforderung dar, fördern aber langfristig die Nachhaltigkeit der Fischbestände.
Handwerk und Industrie
Das Handwerk auf Ustica umfasst traditionelle Tätigkeiten wie Keramikherstellung, Korbflechtarbeiten und die Verarbeitung lokaler Produkte wie Fischkonserven, Olivenöl oder Linsen, die als Spezialität der Insel gelten. Diese handwerklichen Erzeugnisse werden oft in kleinen Läden oder direkt an Touristen verkauft. Eine nennenswerte Industrie existiert aufgrund der geringen Größe der Insel (ca. 8,6 km², etwa 1.300 Einwohner) nicht. Wirtschaftlich dominieren stattdessen der Tourismus und die Landwirtschaft, insbesondere der Anbau von Oliven und Wein, die jedoch in kleinem Maßstab erfolgen.
Wasserwirtschaft
Da Ustica keine natürlichen Süßwasserquellen wie Flüsse oder Seen besitzt, ist die Wasserversorgung eine logistische Herausforderung. Trinkwasser wird durch gesammeltes Regenwasser in Zisternen und durch Entsalzungsanlagen gewonnen, die Meerwasser in Trinkwasser umwandeln. Diese Anlagen sind energieintensiv und kostspielig, was die Wasserversorgung verteuert. Wasser wird sparsam genutzt, vor allem für Haushalte, die Landwirtschaft (speziell Oliven- und Weinbau) und die touristische Infrastruktur. Besonders in trockenen Sommern kann die Verfügbarkeit von Regenwasser eingeschränkt sein, was die Abhängigkeit von Entsalzung verstärkt.
Energiewirtschaft
Ustica ist nicht an das sizilianische Stromnetz angeschlossen und deckt ihren Energiebedarf hauptsächlich durch Dieselgeneratoren. Dies führt zu hohen Kosten für den Treibstofftransport und belastet die Umwelt. Es gibt Ansätze, erneuerbare Energien wie Solar- oder Windkraft einzuführen, doch diese befinden sich noch in einer frühen Phase. Förderprogramme der EU oder Italiens könnten zukünftig helfen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und eine nachhaltigere Energiewirtschaft aufzubauen.
Abfallwirtschaft
Die Abfallwirtschaft auf Ustica ist durch die Abgelegenheit und geringe Größe der Insel erschwert. Es gibt keine Deponien oder Verbrennungsanlagen, weshalb der Müll gesammelt und per Schiff aufs sizilianische Festland transportiert wird. Recycling wird gefördert, doch die Infrastruktur dafür ist begrenzt. In der touristischen Hochsaison im Sommer steigt das Abfallaufkommen stark an, was die Kapazitäten der Insel belastet. Touristen werden daher ermutigt, Abfall zu minimieren, um die Umweltbelastung zu reduzieren.
Handel
Der Handel auf Ustica ist auf kleine Supermärkte, Lebensmittelgeschäfte und Läden für Grundbedarf beschränkt, die Einheimische und Touristen mit alltäglichen Produkten versorgen. Viele Geschäfte richten sich an Besucher und bieten Souvenirs, handgefertigte Produkte wie Keramik oder lokale Spezialitäten wie Linsen und Olivenöl an. Aufgrund des florierenden Tauchtourismus gibt es auch Läden, die Tauchausrüstung und verwandte Dienstleistungen anbieten. Die begrenzte Größe der Insel schränkt die Vielfalt und Verfügbarkeit von Waren ein, weshalb viele Güter vom Festland importiert werden müssen.
Finanzwesen
Das Finanzwesen auf Ustica ist minimal entwickelt. Es gibt in der Regel eine oder zwei Bankfilialen oder Geldautomaten (zum Beispiel von Poste Italiane oder lokalen Banken), die grundlegende Dienstleistungen wie Bargeldabhebungen oder Überweisungen anbieten. Für komplexere Finanzgeschäfte sind die Bewohner oft auf das Festland angewiesen. Viele Transaktionen, insbesondere im Tourismus, erfolgen zunehmend digital oder in bar, da kleinere Geschäfte nicht immer Kartenzahlungen akzeptieren. Die begrenzte Infrastruktur spiegelt die geringe Bevölkerungszahl und die touristische Prägung der Insel wider.
Soziales und Gesundheit
Ustica verfügt über ein lokales Gesundheitszentrum (Presidio Sanitario di Ustica), das grundlegende medizinische Versorgung sicherstellt. Dort werden Hausarzt-, Notfall- und Pflegeleistungen angeboten, außerdem gibt es regelmäßig Besuche von Fachärzten aus Palermo.
Für spezialisierte Behandlungen, chirurgische Eingriffe oder schwerwiegende Notfälle müssen Patientinnen und Patienten mit dem Hubschrauber oder Schnellboot nach Palermo gebracht werden. Diese Transporte sind Teil des regionalen Rettungsdienstsystems (Servizio 118), das auch für entlegene Inseln eingerichtet ist. Die Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern in Palermo – insbesondere dem „Ospedale Civico“ und dem „Policlinico Giaccone“ – ist daher von zentraler Bedeutung.
Sozial gesehen zeichnet sich Ustica durch eine enger verbundene Gemeinschaft aus, in der Nachbarschaftshilfe und familiäre Strukturen eine große Rolle spielen. Viele soziale Dienstleistungen, etwa für ältere Menschen, werden von der Gemeinde oder kirchlichen Einrichtungen organisiert. Die kleine Bevölkerungszahl (rund 1.200 Einwohner) ermöglicht persönliche Betreuung, aber sie erschwert gleichzeitig die Bereitstellung spezialisierter sozialer und medizinischer Dienste.
Krankheiten
Hinsichtlich Gesundheitsproblemen ähnelt die Situation jener vieler kleiner Mittelmeerinseln. Häufig sind chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Probleme und Diabetes, die mit dem Alterungsprozess einer kleinen Bevölkerung zusammenhängen. Auch Atemwegserkrankungen treten auf, teils durch feuchte Meeresluft und eingeschränkte Wohnbedingungen im Winter. Psychische Belastungen durch Isolation oder eingeschränkte Freizeit- und Berufsmöglichkeiten werden zunehmend erkannt, weshalb Gesundheitsinitiativen versuchen, auch diese Themen anzusprechen.
Bildung
In der Gemeinde Ustica gibt es eine Grund- und Mittelschule (Istituto Comprensivo di Ustica), die alle Schulstufen von der Vorschule bis zur unteren Sekundarstufe abdeckt. Für den weiterführenden Schulbesuch – also Oberschulen oder Fachinstitute – müssen Jugendliche in der Regel nach Palermo oder auf das sizilianische Festland übersiedeln. Viele Familien organisieren dafür Unterkünfte oder Verwandtenaufenthalte in der Stadt. Trotz dieser Herausforderungen legt man auf der Insel großen Wert auf Bildung und kulturelle Förderung, und die Gemeinde unterstützt schulische Aktivitäten durch lokale Projekte, Umweltbildung und Programme zum Erhalt des kulturellen Erbes.
Bibliotheken und Archive
Eine wichtige kulturelle Einrichtung ist die Biblioteca Comunale di Ustica, die öffentliche Gemeindebibliothek. Sie befindet sich im Hauptort und dient als zentraler Treffpunkt für Lesende, Forschende und Schülerinnen und Schüler. Die Bibliothek sammelt neben allgemeiner Literatur auch Werke über die Geschichte, Archäologie und Meeresbiologie der Insel. Außerdem organisiert sie regelmäßig Lesungen, Ausstellungen und Bildungsinitiativen für Kinder und Jugendliche.
Kultur
Viele Taucher und Wissenschaftler kommen jährlich an dieses Naturparadies um Erholung und Wissenschaft miteinander zu kombinieren. Die Schönheit der Gewässer und Küstenlandschaft inspirierte schon so manchen Besucher und so wurde die Insel auch schon in mehreren Filmen und Büchern erwähnt. Die Blaue Grotte ist zum Beispiel eine der vielen Grotten die sich an dieser Küste befinden und zur Erkundung einladen.
Museen
Ustica besitzt mehrere kleine, aber bedeutende Museen, die das kulturelle und wissenschaftliche Leben der Insel prägen. Das bekannteste ist das Museo Archeologico di Ustica, das sich im historischen Turm Torre di Santa Maria befindet. Es zeigt Fundstücke aus der bronzezeitlichen Siedlung in der Contrada Tramontana, darunter Keramik, Werkzeuge und Gegenstände phönizischer und römischer Herkunft. Diese Sammlung belegt die lange Besiedlungsgeschichte der Insel und ihre Rolle im Mittelmeerraum.
Ein weiteres zentrales Museum ist das Museo Vulcanologico di Ustica, das die vulkanische Entstehung der Insel und ihre geologischen Besonderheiten erklärt. Es arbeitet eng mit Forschungsinstitutionen zusammen und bietet Besucherinnen und Besuchern anschauliche Modelle und interaktive Ausstellungen zu Vulkanismus, Erdgeschichte und Meeresökologie.
Neben diesen Einrichtungen existieren auch kleinere Archive und Sammlungen, etwa in der Gemeindeverwaltung und in kirchlichen Einrichtungen, die historische Dokumente, alte Fotos und Aufzeichnungen über das Alltagsleben der Inselbewohner bewahren.
Architektur
Die Chiesa di Ferdinando Re (Kirche San Ferdinando Re) dominiert den Hauptplatz von Ustica. Sie wurde 1771 erbaut und den Kapuzinerpatres anvertraut. Im Jahr 1972 wurde sie mit Keramikstatuen von Giovanni de Simone bereichert.
Zu den wichtigsten historischen Bauwerken der Insel gehören die Torre di Santa Maria. Diese bourbonischen Wachtürme wurden im 17. Jahrhundert zum Schutze der Insel erbaut und werden heute zum einen vom Archäologischen Museum und zum anderen von der Marinen Naturschutzvereinigung genutzt.
Der Hauptturm wurde ab 1759 im Auftrag von König Karl III. von Bourbon nach einem Entwurf des damals 25-jährigen Militäringenieurs Oberstleutnant Andrea Pigonati aus Syrakus erbaut, der es für notwendig hielt, auch den Spalmatore-Turm an der gleichnamigen Bucht zu errichten.
Der Militäringenieur Brigadier Giuseppe Valenzuola, der im Rahmen seiner Erkundung zur Erstellung der ersten topografischen Karte der Insel und zur Beurteilung der für Anlandungen gefährdeten Orte diese Einschätzung teilte, empfahl eine Entsprechung mit dem alten Fort der Falconiera. Im Jahr 1762, die Arbeiten hatten noch nicht einmal begonnen, wurde die Bevölkerung, die sich erst kürzlich dort niedergelassen hatte, von barbarischen Korsaren aus Algier entführt und in Gefangenschaft genommen.
Im Jahr 1763 wurde der Turm von einem bestimmten, nicht identifizierten Ingenieur Sgarbi mit unförmigen Steinen, aber mit Kantonen aus hartem Lavagestein gebaut; das Bauwerk war quadratisch, etwa 16 Meter auf einer Seite und fast 15 Meter hoch in Form eines Pyramidenstumpfes. Valenzuola konnte jedoch die Arbeiten kontrollieren, als er 1765 die neue Stadt Ustica plante. In einem Dokument aus dem Jahr 1771, das vom königlichen Architekten des Senats von Palermo, Nicolò Palma, unterzeichnet wurde, wird bestätigt, dass die Türme von Ustica alle mit Glocken zur Warnung ausgestattet waren und dass sich einer davon am Wohnsitz des Gouverneurs der Insel, einer am Hafen und ein weiterer an der Festung Falconara befand, also insgesamt fünf.
Die Eingangstür befand sich im ersten Stock und wurde durch einen gemauerten Bogen erreicht, der heute nicht mehr existiert. Vier Fenster öffneten sich auf der Nordwestseite und nur drei auf der Südostseite. Die Innenräume waren und sind durch einen zentralen Korridor im Erdgeschoss gegliedert, der etwa 12 m lang ist und von dem vier unterschiedlich große Räume mit Tonnengewölbe abzweigen. Das erste Obergeschoss ist über eine Innentreppe mit doppelter Rampe zu erreichen und hat den gleichen Grundriss wie das Erdgeschoss. Im zweiten Stockwerk befindet sich ein bescheidener Aufbau, der möglicherweise als Gefängnis genutzt wurde.
Im Jahr 1885 war er noch als Gefängnis in Betrieb. 1965 wurde das Gefängnis stillgelegt, und der Turm ging in den Besitz der Gemeinde Ustica über, wo 1994 umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt wurden.
Der Turm war Teil des sarazenischen Seeverteidigungssystems und stand in visueller Verbindung mit dem Turm von Spalmatore und den zehn auf der ganzen Insel errichteten Wachtürmen. Ein weiterer Wachturm befand sich auf dem Gipfel des Monte Guardia dei Turchi in 238 m Höhe. Er entspricht auch der bourbonischen Befestigung von 1763 und einem Wachturm, möglicherweise dem Rivellino di San Giuseppe, der als Posten vor der Festung Falconiera im Jahr 1804 errichtet wurde.
Im Jahr 1972 wurden hier das Archäologische Museum und die Städtische Kunstgalerie untergebracht. Heute kann der Turm nicht mehr besichtigt werden, da beide Einrichtungen in das Stadtzentrum umgezogen sind. Der Steinbogen, der die Zugbrücke stützte, ist nicht mehr vorhanden und wurde durch zwei gemauerte Rampen mit Eisengeländer ersetzt. Die beiden vorspringenden Piastrini, die die Zugbrücke stützten, sind noch vorhanden. Der zweite Stock ist über eine Eisenleiter erreichbar, kann aber nicht besichtigt werden. (nach wikipedia)
Bildende Kunst
Die bildende Kunst auf Ustica ist stark von der Natur, dem Meer und der Vulkanlandschaft inspiriert. Lokale Künstlerinnen und Künstler greifen Themen wie Meerestiere, Felsen, Segel, Sonne und Licht auf, oft in Verbindung mit Materialien, die sie auf der Insel finden – Lava, Bimsstein, Holz und Korallenreste. Besonders in den Sommermonaten finden Kunstausstellungen und Freiluftgalerien statt, bei denen lokale wie auch sizilianische Kunstschaffende ihre Werke präsentieren.
Im Ortskern von Ustica sind zahlreiche Wandmalereien und Mosaike zu sehen, die im Rahmen kultureller Initiativen entstanden sind. Diese Werke verwandeln Gassen und Plätze in eine Art „Freilichtmuseum“, das sowohl Einheimische als auch Besucher anzieht. Themen sind häufig die Verbindung zwischen Mensch und Meer, die mythische Vergangenheit der Insel und der Schutz der Natur.
Auch die Keramikkunst hat eine gewisse Bedeutung, inspiriert von sizilianischen und phönizischen Traditionen. Einige Werkstätten fertigen handbemalte Keramikobjekte mit maritimen Motiven, die sowohl dekorativ als auch alltagspraktisch sind.
Literatur
Auf Ustica ist die Literatur eng mit der lokalen Geschichte und Natur verbunden. Zahlreiche Texte behandeln das Inselleben, die Fischerei, die vulkanische Landschaft und historische Ereignisse. In der Gemeindebibliothek und bei lokalen Veranstaltungen werden regelmäßig Lesungen und literarische Abende organisiert, bei denen sowohl klassische als auch zeitgenössische Werke vorgestellt werden. Einige Autoren beschäftigen sich explizit mit der maritimen Umgebung, der phönizischen und römischen Vergangenheit oder der sozialen Struktur der Insel. Literaturvereine und Schreibwerkstätten fördern zudem die lokale Kreativität und unterstützen junge Autorinnen und Autoren.
Theater
Theater auf Ustica ist meist gemeinschaftsorientiert und projektbasiert. Kleine Bühnen im Hauptort dienen sowohl Volks- als auch Amateurtheatergruppen, die Stücke zu lokalen Themen inszenieren. Die Aufführungen reichen von traditionellen sizilianischen Volksstücken über historische Dramen bis hin zu moderneren Inszenierungen, die auf sozialen Fragen oder der Inselkultur basieren. Theater dient auf Ustica nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Bildung und Bewahrung von Traditionen, da viele Stücke lokale Legenden und die Geschichte der Insel aufgreifen.
Film
Film spielt auf Ustica eine eher begrenzte, aber interessante Rolle. Die Insel dient gelegentlich als Kulisse für Dokumentationen und Spielfilme, vor allem wegen ihrer unberührten Landschaft, der felsigen Küsten und des klaren Wassers. Zudem haben Filmemacher die Insel als Thema gewählt, um das Leben auf kleinen Mittelmeerinseln, die Umwelt oder historische Ereignisse wie die Phönizier- und Römerzeit zu dokumentieren. Lokale Kulturvereine organisieren zudem Filmabende oder Kurzfilmfestivals, um die Inselbevölkerung und Besucher für das Medium zu begeistern.
Musik und Tanz
Die Musik auf Ustica reicht von Volks- und Kirchenmusik bis zu moderneren mediterranen Stilrichtungen. Traditionelle Lieder erzählen von Fischfang, Seefahrt, Liebe und Alltag. Insbesondere bei Festen wie dem Santuario Santa Maria oder dem Festa Patronale erklingen Chor- und Instrumentalgruppen, die Akkordeon, Mandoline, Trommeln und Gitarre einsetzen. Moderne Musiker integrieren Elemente von Jazz, Pop und klassischer Musik und bereichern so die musikalische Szene der Insel. Live-Konzerte finden oft im Freien oder in historischen Gebäuden statt, was die besondere Atmosphäre von Ustica unterstreicht.
Traditioneller Tanz auf Ustica ist stark mit sizilianischen Volksbräuchen verbunden. Bei Festen, Prozessionen und kulturellen Feiern werden typische Tänze aufgeführt, die Elemente aus arabischer, mediterraner und europäischer Folklore kombinieren. Besonders beliebt sind kreisförmige Volkstänze mit Trommeln, Kastagnetten und Akkordeonbegleitung. Neben den traditionellen Tänzen werden auch moderne Tanzformen in Workshops angeboten, um junge Menschen an Bewegung, Rhythmus und Ausdruck zu fördern.
Kleidung
Die traditionelle Kleidung auf Ustica ähnelt derjenigen anderer sizilianischer Inseln, ist jedoch an das Inselklima und den Lebensstil der Fischer angepasst. Historisch trugen Männer weite Baumwollhosen, Leinenhemden und Kopftücher gegen Sonne und Wind. Frauen trugen lange, dunkle Röcke, Schürzen und Schultertücher, häufig aus Leinen oder Wolle. Diese Kleidung war funktional, schlicht und auf Arbeit im Freien ausgelegt.
Heute sind solche Trachten nur noch zu besonderen Anlässen – etwa bei Volksfesten, religiösen Prozessionen oder Folkloreveranstaltungen – zu sehen. Dabei werden traditionelle Gewänder mit modernen Elementen kombiniert, um das kulturelle Erbe lebendig zu halten.
Die alltägliche Kleidung ist heute modern und mediterran geprägt, leicht und praktisch, angepasst an das warme Klima. Handgefertigte Accessoires aus Korallen, Muscheln und Lavastein sind beliebte lokale Kunsthandwerksprodukte und spiegeln die Verbundenheit mit der Natur wider.
Kulinarik und Gastronomie
Die Küche von Ustica ist ein wahres Spiegelbild der Insel: einfach, frisch und vom Meer geprägt. Die Gastronomie verbindet sizilianische, arabische und mediterrane Einflüsse, die sich über Jahrhunderte vermischt haben.
Eine Spezialität, die untrennbar mit Ustica verbunden ist, sind die „Lenticchie di Ustica“, die berühmten Ustica-Linsen. Sie werden seit der Antike auf vulkanischen Böden angebaut, sind klein, dunkel und besonders aromatisch. Daraus entstehen traditionelle Gerichte wie Linsensuppe mit Kräutern, Linsenpasta oder Salate mit Olivenöl und Thymian.
Ebenso typisch ist die Inselküche mit frischem Fisch und Meeresfrüchten – etwa Schwertfisch, Tintenfisch, Seeigel und Bottarga (getrockneter Fischrogen). Die Gerichte sind meist einfach zubereitet, mit Olivenöl, Knoblauch, Zitronensaft und Kapern.
Ein weiteres kulinarisches Highlight ist die „Pasta con le sarde“ (Pasta mit Sardinen, Fenchel und Pinienkernen), die oft mit regionalem Touch serviert wird. Auch Ziegenkäse, Tomaten, Feigenkaktus und Kapern gehören zur Inselküche.
In den kleinen Restaurants und Trattorien – vor allem im Hauptort Ustica-Stadt – wird großer Wert auf frische, lokale Zutaten gelegt. Viele Lokale sind familiengeführt und pflegen traditionelle Rezepte, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Zum Abschluss eines Essens genießt man gern ein hausgemachtes Dessert, etwa Cassata, Cannoli oder süße Teigstücke mit Feigen, sowie ein Gläschen Limoncello oder den lokalen Kräuterlikör.
Festkultur
Auf Ustica gelten die italienischen Feiertage.
- 1.Januar: Neujahr (Capodanno)
- 6. Januar: Heilige Drei Könige (Epifania)
- April Ostersonntag und Ostermontag
- 25. April: Tag der Befreiung Italiens (Anniversario della Liberazione)
- 1. Mai: Tag der Arbeit (Festa del Lavoro)
- 2. Juni: Tag der Republik (Festa della Repubblica)
- 15. August: Mariä Himmelfahrt (Ferragosto)
- 1. November: Allerheiligen (Ognissanti)
- 8. Dezember: Mariä Empfängnis (Immacolata Concezione)
- 25. Dezember: Weihnachten (Natale)
- 26. Dezember: Stephanstag (Santo Stefano)
Dazu kommen etliche lokale Feste:
- Festa Patronale di San Bartolomeo (Bartholomäusfest): Der Schutzpatron der Insel ist der Heilige Bartholomäus, dessen Festtag am 24. August gefeiert wird. Die Wahl des Schutzpatrons geht auf die Kolonisten aus Lipari zurück, die sich 1763 auf der Insel niederließen. Zu den Aktivitäten, die mit dem Fest verbunden sind, gehören ein Bootsrennen, das Zerbrechen von Töpfen, Kunstausstellungen und ein Feuerwerk.
- Festa di San Bartolicchio (Bartolichiusfest), ein Fest, das am 19. September zu Ehren einer kleinen Statue des Heiligen Bartholomäus in der Contrada Oliastrello gefeiert wird.
- La Madonna dei Pescatori („Madonna der Fischer“), eine Prozession am letzten Sonntag im Mai, die an der Mutterkirche beginnt und am Hafen endet, gefolgt von der Stadtkapelle. Die Prozession wird auf dem Meer fortgesetzt, wo die Statue der Jungfrau auf ein Fischerboot verladen wird und die Prozession um die Insel führt. Das Fest schließt mit einer Verkostung von gebratenem Fisch ab.
Medien
Es gibt keine regelmäßigen Zeitungen oder Magazine, aber touristische Broschüren und Websites informieren über Veranstaltungen und Neuigkeiten. Websites wie die der Gemeinde Ustica oder tourismusbezogene Seiten bieten Informationen über Veranstaltungen und Kultur. Soziale Medien (zum Beispiel Facebook-Gruppen oder Instagram-Profile von lokalen Unternehmen) spielen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Nachrichten. Größere italienische Medien berichten selten über Ustica, außer bei besonderen Ereignissen wie dem Ustica-Massaker oder dem Meeresschutzgebiet.
Kommunikation
Ustica hat die Postleitzahl 90010 und die Telefonvorwahl 0(039)91.
Sport
Die einzigartige Unterwasserwelt macht die Insel zu einem beliebten Ziel für Taucher. Vor Cala Santa Maria gibt es unter Wasser römische Ruinen und Schiffwracks zu erkunden. Bekanntester Tauchplatz ist die Grotta dei Gamberi, eine Höhle, die von Tausenden, wahrscheinlich eher Hunderttausenden oder gar Millionen Einhorn-Garnelen bewohnt wird, deren Augen überall von den Wänden und der Höhlendecke im Lampenschein reflektieren. Daneben gibt es rund um die Insel Seegrasflächen und Felsen, die zu den Top-Tauchplätzen im Mittelmeer gehören. Darüber hinaus gibt es am Tauchplatz Secca della Colombara sogar ein Schiffswrack, an dem sich ständig große Barrakudaschwärme aufhalten.
Ustica ist ein weltweit bekanntes Ziel für Taucher, dank des Meeresschutzgebiets, das eine reiche Unterwasserwelt mit Grotten, Korallen und vielfältiger Fauna bietet. Tauchschulen bieten Kurse und geführte Touren an.
Beliebt sind Kajakfahren, Stand-up-Paddling und Schwimmen, während Segeln oder kleine Bootsrennen gelegentlich organisiert werden. Die Insel bietet zudem Wanderwege, zum Beispiel entlang der Küste oder zum höchsten Punkt, dem Monte Guardia dei Turchi, die bei Outdoor-Enthusiasten beliebt sind. Es gibt keine großen Sportveranstaltungen, aber kleinere Wettbewerbe wie Fischerwettbewerbe oder lokale Fußballspiele finden immer wieder statt..
Persönlichkeiten
Von der Insel Ustica stammen unter anderem:
- Clelia Ailara (* 1972), Leichtathletin
- Vincenzo di Bartolo (1802 bis 1849), Seefahrer und Forscher
Fremdenverkehr
Die touristische Infrastruktur ist auf dieser kleinen aber feinen Mittelmeerinsel gut geregelt und so ist das Naturschutzgebiet auch ein beliebtes Touristenziel welches das ganze Jahr über gut besucht wird. Ustica zieht Besucher an, die authentische Inselerlebnisse abseits des Massentourismus suchen. Die Insel ist bekannt für ihre klare Luft, sauberes Wasser, vulkanische Landschaft und unberührte Küsten. Der Schwerpunkt liegt auf Sanfttourismus, also Aktivitäten, die Umwelt und lokale Lebensweise respektieren.
Literatur
- wikipedia = https://it.wikipedia.org/wiki/Categoria:Ustica
- wikivoyage = https://en.wikivoyage.org/wiki/Ustica
- Bruno De Marco Spata: Ustica, costruzioni civili militari e religiose nella seconda metà del ‘700. Palermo 1992
- C. A. Di Stefano / M. G. Di Palma / M. Guarnaccia / J. Lange / G.Mannino: Ustica la solitaria, pubblicata su Archeologia Viva, VIII,n. 6 ns, Luglio/Agosto 1989, S. 32 - 49
- Cecilia Franceschetti / Cinzia Forniz: La riserva marina naturale di Ustica, Roma 1997
- R. Holloway / C. Gifford: Ustica, I Faraglioni. Le mura dell‘insediamento della media età del bronzo, Quaderni dell'Istituto di Archeologia dell‘Università di Messina, n. 8 / 1993, S. 5 - 9
- Emilio La Fisca: Ustica Paradiso dei sub. Natura, storia, arte, turismo, Mursia (Biblioteca del Mare - Il portolano /Andar per isole) o.J.
- Carlo S. Manfredini: Ustica, in: Agorà VI a. II, Luglio - Settembre 2001
- G. Mannino: Il neolitico nel palermitano e la nuova scoperta nell'isola di Ustica, Quaderni del Museo Archeologico regionale Antonino Salinas no. 4 / 1998
- ders.: Ustica in Guida alla Preistoria del Palermitano, ed. Istituto Siciliano Studi Politici ed Economici, Palermo 2007
- Ferdinando Maurici / Adriana Fresina / Fabio Militello: Le torri nei paesaggi costieri siciliani (secoli XIII-XIX), Palermo 2008
- Salvatore Mazzarella / Renato Zanca: Il libro delle Torri, le torri costiere di Sicilia nei secoli XVI-XX, Palermo 1985
- Andrea Pigonati: Topografia dell‘isola di Ustica ed antiche abitazioni di essa, Palermo 1762, S. 251 - 280
- Gaetano Rubbino: Insediamenti e architetture nelle isole minori della Sicilia, Palermo 2006
- Thomas Schröder: Sizilien - incl. liparische und egadische Inseln, Ustica, Pantelleria, Linosa und Lampedusa, Erlangen 1991
- C.G. Seminara: Notizie storiche dell‘Isola di Ustica, Palermo 1972
- F. Spatafora: Ustica tra il Tirreno e la Sicilia. Storia del popolamento dell'isola dalla Preistoria all'età tardo romana, Immagine ed immagini della Sicilia e di altre isole del Mediterraneo antico, Atti delle seste giornate intern.di studi sull'area elima e la Sicilia occidentale nel contesto mediterraneo, 12-16 ottobre 2008, Pisa 2009, p. 513
Reiseberichte
- Lust auf Italien: Ustica = https://www.lust-auf-italien.com/reise/ustica/
- Geo-Reisen: Ustica = https://www.geo.de/reisen/reise-inspiration/ustica--italien_30136826-30167068.html
- BR: Ustica - unentdektes Paradies im Mittelmeer = https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/freizeit/themen/ustica-italien-insel-mittelmeer-urlaub-wein-linsen-grotten-schnorcheln-100.html
Videos
- Ustica Island via drone = https://www.youtube.com/watch?v=OrMyxCwse2Q
- Unbekannte Insel Ustica (BR) = https://www.youtube.com/watch?v=dpZVXp1nxkQ
- Ustica, a magical island = https://www.youtube.com/watch?v=VDbZ50U2LYY
Atlas
- Ustica, openstreetmap = https://www.openstreetmap.org/#map=14/38.70574/13.16102
- Ustica, Satellit = https://satellites.pro/Ustica_map.Italy
Reisengebote
Ustica Tourismus = https://www.usticatour.com/deutsch/
Tauchreise Ustica = https://www.tauch-reisen.at/tauchreise-italien-ustica-sizilien/
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