Tristan da Cunha
Die Vulkaninsel im Südatlantik gehört zu den einsamsten von Menschen bewohnten Gegenden der Erde. Die Siedler müssen freilich immer wieder damit rechnen, absiedeln zu müssen, wenn der unwirklich hohe Vulkankegel mal wieder rumort. Nichtsdestotrotz genießen die Tristaner ihr Leben abseits des großen Trubels.
Inselsteckbrief | |
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offizieller Name | Tristan da Cunha |
alternative Bezeichnungen | Ilha de Tristão da Cunha (1506), Ilhas que achou tristao da cunha (1509), Island of Refreshment (1810) |
Kategorie | Meeresinsel |
Inseltyp | echte Insel |
Inselart | Vulkaninsel (Hot Spot) |
Gewässer | Atlantischer Ozean (Atlantic Ocean) |
Inselgruppe | Tristan da Cunha |
politische Zugehörigkeit | Staat: Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland (United Kingdom Great Britain and Northern Ireland) Territorium: Überseegebiet St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha (British Ovewrseas Territory St. Helena, Ascension and Tristan da Cunha) |
Gliederung | 1 settlement (Siedlung) |
Status | eigenständiges Territorium (separate territory) |
Koordinaten | 37°07’ S, 12°16’ O |
Entfernung zur nächsten Insel | 32,5 km (Inaccessible Island) |
Entfernung zum Festland | 2779 km (Kap der guten Hoffnung / Kapland / Südafrika) |
Fläche | 98 km² / 37,8 mi² (mit Nebeninseln 116 km² / 44,6 mi²) |
geschütztes Gebiet | 98 km² / 37,8 mi² (100 %) |
maximale Länge | 12,0 km (N-S) |
maximale Breite | 11,9 (W-O) |
Küstenlänge | 35 km |
tiefste Stelle | 0 m (Atlantischer Ozean) |
höchste Stelle | 2062 m (Queen Mary's Peak) |
relative Höhe | 2062 m |
mittlere Höhe | 400 m |
maximaler Tidenhub | 0,86 m |
Zeitzone | UTC (Universal Time Coordinated) |
Realzeit | UTC minus 49 Minuten |
Einwohnerzahl | 264 (2023) |
Dichte (Einwohner pro km²) | 2,69 |
Inselzentrum | Edinburgh of the Seven Seas |
Name
Tristan da Cunha, gesprochen [’tristɐn da ’kuɲɐ], verdankt seinen Namen einem portugiesischen Admiral, nämlich Tristão da Cunha (um 1460 bis 1540). Als dieser die Insel im Jahr 1506 als erster Europäer im Gefolge des Indienreisenden Afonso d’Albuquerque sichtete, benannte er sie nach sich selbst: Ilha de Tristão da Cunha. 1509 erschien das abgelegene Eiland dann erstmals auf einer portugiesischen Karte unter der Bezeichnung Ilhas que achou tristao da cunha („Inseln, die Tristao da Cunha fand“). Der Name blieb erhalten. Der selbst ernannte „König“ Jonathan Lambert versuchte die Insel 1810 umzubenennen - er schlug Island of Refreshment („Insel der Erfrischung“) vor -, konnte damit aber letztlich nicht reüssieren. Bei Captain Festing findet sich 1816 erstmals die heutige Namensform Tristan da Cunha.

- international: Tristan da Cunha
- amharisch: ትሪስታን ዳ ኩና [Tristan da Kuna]
- arabisch: ترستان دا كوها [Tristan da Kuha]
- armenisch: Տրիստան դա Կունա [Tristan da Kuna]
- bengalisch: ট্রিস্টান দা কুনা [Tristan da Kuna]
- birmanisch: ထရစ်စတန်ဒါကူနာ [Tristan da Kuna]
- bulgarisch: Тристан да Куня [Tristan da Kunja]
- chinesisch: 特里斯坦-达库尼亚 [Tèlǐsītǎn-Dá Kùníyà]
- georgisch: ტრისტან და კუნა [Tristan da Kuna]
- griechisch: Τριστάν ντα Κούνια [Tristán nta Koúnia]
- gudscheratisch: ટ્રિસ્ટન દા કુન [Tristan da Kun]
- hebräisch: טריסטן דה קונה [Tristan de Kuna]
- hindi: ट्रिस्टन दा कुणा [Tristan da Kuna]
- japanisch: トリスタン・ダ・クーニャ [Torisutan da Kūnya]
- kambodschanisch: ត្រិស្តាន់ ដា គូណា [Tristan da Kuna]
- kanaresisch: ಟ್ರಿಸ್ಟಾನ್ ದಾ ಕುನಾ [Tristan da Kuna]
- kasachisch: Тристан да Куна [Tristan da Kuna]
- koreanisch: 트리스탄 다 쿠냐 [Teuriseutan da Kun’nya]
- laotisch: ທຣິສຕານ ດາ ຄຸນຍາ [Tristan da Khunya]
- makedonisch: Тристан да Куња [Tristan da Kunja]
- malayalam: ട്രിസ്റ്റൻ ദ കുന [Tristan da Kuna]
- maldivisch [Dhivehi]: ޓްރިސްޓާން ޑާ ކުނާ [Tristan da Kuna]
- marathi: ट्रिस्टन दा कुणा [Tristan da Kuna]
- orissisch: ଟ୍ରିଷ୍ଟାନ୍ ଦା କୁଣା [Tristan da Kuna]
- pandschabisch: ਟ੍ਰਿਸਟਨ ਦਾ ਕੁਣਾ [Tristan da Kuna]
- persisch: تریستان دا کونیا [Tristan da Kunia]
- portugiesisch: Tristão da Cunha
- russisch: Тристан-да-Кунья [Tristan-da-Kunya]
- serbisch: Тристан да Куња [Tristan da Kunja]
- singhalesisch: ට්රිස්ටන් ද කුනා [Tristan da Kuna]
- tamilisch: டிரிஸ்டன் தா குனா [Tristan tha Kuna]
- telugu: ట్రిస్టన్ దా కునా [Tristan da Kuna]
- thai: ทริสตัน ดา คูญา [Tristan da Khuya]
- uibetisch: ཐྲིས་ཏན་ད་ཀུ་ན་ [Tristan da Kuna]
- ukrainisch: Трістан да Куня [Tristan da Kunia]
- urdu: ٹرسٹن دا کونیا [Tristan da Kunia]
- weißrussisch: Трыстан да Куна [Trystan da Kuna]
Offizieller Name: Tristan da Cunha
- Bezeichnung der Bewohner: Tristanians (Tristaner)
- adjektivisch: tristanian (tristanisch)
Kürzel:
- Code: TC / TDC
- Kfz: -
- ISO-Code: GB-TDC
Lage
Die Insel Tristan da Cunha liegt im südlichen Atlantik halbwegs zwischen Afrika und der Antarktis auf durchschnittlich 37°07’ s.B. und 12°16’ w.L.. Sie befindet sich auf der gleichen geografischen Breite wie das südliche Australien mit Melbourne, die neuseeländische Nordinsel mit den südlichen Vorortebereichen von Auckland, Zentral-Chile mit der Großstadt Concepcion und Zentral-Argentinien. Das nächstgelegene Festland ist das 2779 km entfernte afrikanische Kapland. Die Antarktis ist 3265 km weit weg. Die Küste Tristan da Cunhas hat inklusive Nebeninseln eine Gesamtlänge von 78 km. Davon entfallen 40 km auf die Hauptinsel.
Geografische Lage:
- nördlichster Punkt: 37°03’41“ s.B. (Big Point)
- südlichster Punkt: 37°10‘12“ s.B. (Sailshandy Rocks) bzw. 37°26’10“ s.B. (Nightingale / Ses Hen Rocks)
- östlichster Punkt: 12°21‘03“ w.L. (Anchorstock Pint)
- westlichster Punkt: 12°12’58“ w.L. (Sandy Point) bzw. 12°42’35“ w.L. (Inaccessible Island / West Point)

Entfernungen:
- Inaccessible Island 32,5 km
- Gough Island (West Point) 399 km
- Bouvetøya 1975 km
- Saint Helena (Castle Rock Point) 2334 km
- Kapland / Südafrika (Cape of Good Hope) 2779 km
- Brasilien (Cabo Frio) 3238 km
- Antarktis (Astrid Ridge) 3265 km
- Falkland (Macbride Head) 3990 km
Zeitzone
In Tristan da Cunha gilt wie im britischen Mutterland die United Time Coordinated bzw. Koordinierte Weltzeit (UTC), ehemals Greenwich Mean Time (Westeuropäische Zeit), abgekürzt GMT (WEZ), eine Stunde hinter der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ). Die Realzeit liegt um 49 Minuten vor bis 51 Minuten hinter der Koordinierten Weltzeit (UTC).
Fläche
Tristan da Cunha hat eine Fläche von 98 km² bzw. 37,8 mi², mit den unmittelbaren Nebeninseln 116 km² bzw. 44,6 mi². Die Insel Gough eingeschlossen sind es 207 km². Von Nordosten nach Südwesten zwischen dem Bookery Point auf Tristan da Cunha und dem South Point von Inaccessible Island durchmisst der Archipel 50,7 km, von Nordwest nach Südost zwischen dem North Point von Inaccessible Island und dem Pequena Point von Nightingale Island 26,6 km. Die annähernd kreisrunde Hauptinsel durchmisst von Norden nach Süden 12,0 km, von Westen nach Osten 11,9 km. Die Küstenlänge wird auf 35 km geschätzt. Höchster Punkt ist der Queen Mary’s Peak mit 2062 m. Die tiefste Stelle liegt auf Meeresniveau mit einem maximalen Tidenhub von 0,86 m. Die mittlere Seehöhe beträgt rund 400 m.
Flächenaufteilung um 2010:
Felsen und Moose 58,0 km² 50,0 %
Wiesen 56,0 km² 48,3 %
Agrarland 1,5 km² 1,3 %
Siedlungsland 0,5 km² 0,4 %
Geologie
Tristan da Cunha ist die kegelförmige Spitze eines mächtigen untermeerischen Vulkans, der im 2062 m hohen Queen Mary's Peak und im 1970 m hohen Mount Olav, den beiden höchsten Erhebungen des Kraterrandes, gipfelt. Als einer der Nebenschlote des Vulkans in der Nähe von Edinburgh 1961 überraschend ausbrach, wurde die Bevölkerung nach Großbritannien evakuiert. Da sie sich an das Leben in Großbritannien nicht gewöhnen konnten, kehrten sie 1963 wieder zurück. Geologisch interessant ist die Entwicklung der Vulkankette: In der Vergangenheit lag der Hotspot genau auf der Spreizungsachse des Mittelatlantischen Rückens und des Walfischrückens. Dabei wurden auf südamerikanischer Seite die Paraná- und auf afrikanischer Seite die Etendeka-Flutbasalte gebildet. Verfolgt man die einzelnen Vulkane in der Geschichte zurück, ergeben sich zwei annähernde Geraden, die sich in einem Winkel von etwa 120° bei Tristan da Cunha treffen. Somit kann man an diesem Beispiel gut sehen, dass es einen großen Unterschied zwischen der relativen und der absoluten Plattenbewegung gibt. Die relative Plattenbewegung steht senkrecht auf dem Mittelozeanischen Rücken, das heißt, die Afrikanische Platte bewegt sich nach Westen und die Südamerikanische Platte nach Osten. Absolut bewegt sich die Afrikanische Platte jedoch nach Nordwesten und die Südamerikanische Platte nach Nordosten, wodurch der Winkel, den die Vulkankette beschreibt, erklärt werden kann.
Landschaft
Zum Archipel von Tristan da Cunha gehören neben der Hauptinsel die 399 km in südsüdöstlicher Richtung gelegene Insel Gough sowie die 33 km südwestlich gelegenen, unbewohnten Inseln Inaccessible Island, Nightingale Island, Middle Island und Stoltenhoff Island. Nightingale, Middle und Stoltenhoff werden häufig auch als Nightingale Islands zusammengefasst.
Von oben betrachtet ist Tristan da Cunha praktisch kreisrund. Ein größeres Stück mehr oder weniger flachen Landes erblickt man nur in der nordwestlichen Ecke der Insel, und dort befindet sich denn auch die einzige Siedlung des Archipels. Tristan da Cunha gipfelt im 2062 m hohen Queen Mary's Peak und im 1969 m hohen Mount Olav, den beiden höchsten Erhebungen des Kraterrands. Neben dem Hauptkrater, der einen kleinen See birgt, bestehen an den Hängen des Bergs mehrere kleinere Nebenschlote, welche früher allesamt als erloschen galten. Dass diese Einschätzung nicht richtig war, bewies 1961 einer dieser Nebenschlote in der Nähe von Edinburgh, der durch seinen überraschenden Ausbruch die gesamte Inselbevölkerung in die Flucht trieb und das abgelegene Eiland zum ersten - und bis heute auch letzten - Mal in die Schlagzeilen der Weltpresse brachte. Doch davon später.
Der Gipfel des Vulkans ist kahl und trägt im südlichen Winter, zwischen Juni und Oktober, häufig eine weisse Kappe aus Schnee. Unterhalb der 1500 m Höhenlinie trägt der Berg besonders auf seiner östlichen Hälfte eine ziemlich dichte, teils waldartige Pflanzendecke. Wasser ist auf Tristan da Cunha stets reichlich vorhanden, denn es herrscht ein gemässigtes, ozeanisch ausgeglichenes Klima mit über das ganze Jahr verteilten Niederschlägen.
Erhebungen
- Queen Mary’s Peak 2062 m
- Mount Olav 1969 m
Fluss
- Big Gulch 6,5 km
Inseln Fläche Ausmaße Seehöhe
Tristan da Cunha 98,0 km² 12,1 x 11,9 km 2062 m
Inaccessible Island 8,4 km² 7,6 x 6,2 km 561 m
Nightingale Island 3,2 km² 2,5 x 1,6 km 370 m
Middle Island 0,2 km² 0,7 x 0,4 km 45 m
Stoltenhoff Island 0,2 km² 0,6 x 0,3 km 69 m
Flora und Fauna
Die Flora von Tristan da Cunha besteht hauptsächlich aus niedrig wachsenden Pflanzen wie Tussock-Gras, Moosen und Farnen, die an das raue, windige Klima angepasst sind. Die Fauna umfasst Seevögel wie Albatrosse und Pinguine sowie Meeressäuger wie Robben, während Landtiere aufgrund der Isolation begrenzt sind.
Flora
Unterhalb der 1500-Meter-Höhenlinie trägt der vulkanische Berg besonders auf seiner östlichen Hälfte eine dichte Vegetation. Die Zahl der Phanerogamen ist ebenso groß wie die der Gefäßkryptogamen (29). Neben Farnen bedecken die Berghänge Krummholz (Phylica arborea) und mannshohes Rohrgras (Spartina arundinacea), die auch auf die Insel Amsterdam (letzteres auch nach Saint Paul) durch Meeresströmungen geführt sein müssen. Andere Pflanzen sind aus Südafrika und Südamerika eingewandert.
Die auf der Insel endemischen Pflanzen sind:
Eudicots
- Apium australe Thouars (Apiaceae)
- Atriplex plebeia Carmich. (Amaranthaceae)
- Callitriche christensenii Christoph. (Plantaginaceae)
- Chevreulia sarmentosa (Pers.) S.F.Blake (Asteraceae)
- Cotula goughensis Rud. Brown (Asteraceae)
- Cotula moseleyi Hemsl. (Asteraceae)
- Dysphania tomentosa (Thouars) Mosyakin & Clemants (Amaranthaceae)
- Empetrum rubrum Vahl ex Willd. (Ericaceae)
- Gamochaeta thouarsii (Spreng.) Anderb. (Asteraceae)
- Gnaphalium thouarsii Spreng. (Asteraceae)
- Hydrocotyle capitata Thouars (Araliaceae)
- Nertera granadensis Druce (Rubiaceae)
- Pelargonium cucullatum (L.) L'Hér. (Geraniaceae)
- Pelargonium großularioides (L.) L'Hér. (Geraniaceae)
- Phylica arborea Thouars (Rhamnaceae)
- Rumex frutescens Thouars (Polygonaceae)
- Sophora macnabiana (Graham) Skottsb. (Fabaceae)
Commelinids
- Agrostis carmichaelii Schult. & Schult.f. (Poaceae)
- Agrostis crinum-ursi Mez (Poaceae)
- Agrostis media Carmich. (Poaceae)
- Agrostis trachychlaena C.E. Hubbard (Poaceae)
- Carex insularis Carmich. (Cyperaceae)
- Carex thouarsii Carmich. (Cyperaceae)
- Deschampsia wacei C.E.Hubb. (Poaceae)
- Isolepis bicolor Carmich. (Cyperaceae)
- Isolepis moseleyana (Boeckeler) Muasya (Cyperaceae)
- Isolepis prolifera (Rottb.) R.Br. (Cyperaceae)
- Isolepis sulcata (Thouars) Carmich. (Cyperaceae)
- Sporobolus mobberleyanus P.M.Peterson & Saarela (Poaceae)
- Rostkovia tristanensis Christoph.(Juncaceae)
Ferns, Mosses and Clubmosses
- Asplenium aequibasis (C.Chr.) J.P.Roux (Aspleniaceae)
- Asplenium alvarezense Rudm. Brown (Aspleniaceae)
- Athyrium medium (Carmich.) T.Moore (Athyriaceae)
- Austroblechnum penna-marina (Poir.) Gasper & V.A.O.Dittrich (Blechnaceae)
- Elaphoglossum laurifolium (Thouars) T.Moore (Dryopteridaceae)
- Lomariocycas palmiformis (Thouars) C.Chr. (Blechnaceae)
- Lycopodium diaphanum (P.Beauv.) Sw. (Lycopodiaceae)
- Notogrammitis billardierei (Willdenow) Parris (Polypodiaceae)
- Polyphlebium angustatum (Carmich.) Ebihara & Dubuisson (Hymenophyllaceae)
- Racomitrium lanuginosum (Hedw.) Brid. (Grimmiaceae)
- Rumohra adiantiformis (G.Forst.) Ching (Dryopteridaceae)
Fauna
Viele Pflanzen und Tiere des Archipels haben eine weite zirkumpolare Verbreitung im Südatlantik und im Südpazifischen Ozean. So wurde beispielsweise die Pflanzenart Nertera granadensis erstmals auf Tristan da Cunha gesammelt, ist aber inzwischen bis nach Neuseeland vorgedrungen.
Die Inseln von Tristan da Cunha haben eine große Bedeutung für die weltweite biologische Vielfalt: Zwei von ihnen, Gough und Inaccessible, gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe. Diese Auszeichnung ist vor allem auf die dort vorkommenden Seevogelpopulationen zurückzuführen. Die biologische Vielfalt der Insel ist anfällig für die Einschleppung invasiver Arten. Aufgrund der isolierten Ökologie des Archipels von Tristan da Cunha und des zunehmenden Tourismus mit Kreuzfahrtschiffen und Forschungsschiffen sind invasive Arten für Tristan da Cunha besonders besorgniserregend. Die Vegetation und die Säugetierarten der Insel sind nicht in der Lage, sich gegen eingeführte Arten zu verteidigen oder diese zu kontrollieren, was die Anfälligkeit der Insel aufgrund fehlender Abwehrmechanismen und langsamer Vermehrungsraten erhöht. Es wurden Anstrengungen zur Verringerung und Ausrottung invasiver Flora, Fauna und mariner Arten unternommen, darunter ein Programm zur Ausrottung invasiver Raubmäuse auf Gough Island. Die nachfolgend beschriebenen invasiven Arten haben nachweislich schädliche Auswirkungen auf die Vegetation und die einheimischen Arten der Inseln.
Invasive Hausmäuse auf diesen Inseln haben sich so angepasst, dass sie 50 % größer sind als durchschnittliche Hausmäuse. Man nimmt an, dass sie im 19. Jahrhundert von Robbenjägern, die auf den Inseln anlegten, versehentlich eingeschleppt wurden. Diese Mäuse haben sich angepasst, indem sie Eier und Küken von Seevögeln verzehrten (da sie auf dem Boden nisten) und schätzungsweise 2 Millionen Küken pro Jahr töteten, wodurch die Art an den Rand des Aussterbens gebracht wurde. Die Mäuse versammeln sich nachts in Gruppen von 9 oder 10 Tieren am Vogelnest, um zu fressen. Da es keine natürlichen Fressfeinde gibt, kann sich die invasive Mäusepopulation ausbreiten, indem sie zweimal im Jahr neue Generationen hervorbringt. Da es keine natürlichen Fressfeinde und eine hohe Generationsrate gibt, lässt sich das Wachstum der invasiven Mäusepopulation nicht kontrollieren. Die einheimischen Vogelarten haben eine langsamere Generationsfolge und sind den Inseln weniger ausgesetzt.
Im März 2008 wurden unter Berücksichtigung der Inselgemeinschaft ernsthaft Pläne zur Ausrottung oder Reduzierung der invasiven Nagetierpopulation auf den Inseln diskutiert. Die Diskussion über die Ausbringung von Ködern aus der Luft auf Tristan führte zu Bedenken hinsichtlich der Gesundheit und Sicherheit der Kinder, des Viehs und der Sicherheit der Wasserversorgung. Da die vorgeschlagenen Pläne zur Eindämmung der Nagetierpopulation nicht die volle Zustimmung der Gemeinschaft von Tristan fanden, wurden die Ausrottungsmethoden bis 2019 auf Eis gelegt.
Um das Wachstum der invasiven Mäusepopulation und das Aussterben der Vogelart Albatros zu verhindern, wurde für 2019 ein Projekt zur Ausrottung der Mäuse auf Gough Island angekündigt (Grundy 2018). Der RSPB und die Regierung von Tristan da Cunha haben sich zusammengetan, um Getreidepellets mit Rodentizidködern auf Gough Island zu verteilen, in der Hoffnung, die invasive Mäusepopulation auszurotten. Dieser Lösungsplan mag einfach erscheinen, kann aber komplex werden, wenn es um die Ausbringungsmethoden geht, die aufgrund der abgelegenen Lage der Insel und der rauen Wetterbedingungen voraussichtlich per Hubschrauber erfolgen werden. In Gebieten, die mit dem Hubschrauber nur schwer zu erreichen sind, werden die Pellets von Hand verstreut. Ziel dieser Maßnahme ist es, Tristan da Cunha wieder in seinen natürlichen Zustand zu versetzen und sicherzustellen, dass die Insel auch weiterhin einer der wichtigsten Nistplätze für Seevögel bleibt. Andere, einfachere Methoden, wie die Einführung von Katzen, würden eine größere Bedrohung für die empfindlichen Vogelpopulationen darstellen, da sie wahrscheinlich auch die Vögel jagen würden und Katzen bereits von den Inseln ausgerottet wurden.
Tristan ist vor allem für seine Tierwelt bekannt. Die Insel wurde von BirdLife International als wichtiges Vogelschutzgebiet eingestuft, da 13 Arten von brütenden Seevögeln und zwei Arten von Landvögeln auf der Insel vorkommen. Zu den Seevögeln gehören Felsenpinguine, Gelbnasenalbatrosse, Rußalbatrosse, Atlantiksturmvögel, Großflügelsturmvögel, Weichfedersturmvögel, Breitschnabelsturmvögel, Grausturmvögel, Große Sturmtaucher, Rußsturmtaucher, Tristan-Skuas, Antarktisseeschwalben und Noddys. Tristan und Gough Island sind die einzigen bekannten Brutplätze des Atlantiksturmvogels auf der Welt. Die Inaccessible-Insel ist auch der einzige bekannte Brutplatz des Brillensturmvogels. Der Tristan-Albatros brütet nur auf den Gough- und Inaccessible-Inseln: alle nisten auf Gough, mit Ausnahme von ein oder zwei Paaren, die auf der Inaccessible-Insel nisten.
Die endemische Tristan-Drossel, die auch als „Starchy“ bekannt ist, kommt auf allen nördichen Inseln vor, und jede hat ihre eigene Unterart, wobei die Vögel auf Tristan etwas kleiner und stumpfer sind als die auf Nightingale und Inaccessible. Die endemische Inaccessible-Inselralle, der kleinste flugunfähige Vogel der Welt, kommt nur auf Inaccessible Island vor. 1956 wurden acht Gough-Teichhühner am Sandy Point auf Tristan freigelassen, die sich seitdem auf der Insel angesiedelt haben.
Verschiedene Wal- und Delfinarten können von Zeit zu Zeit in der Umgebung von Tristan gesichtet werden, wobei sich die Bestände der Bartenwale, insbesondere des Südlichen Glattwals, aufgrund des illegalen Walfangs durch die Sowjetunion nach dem Vulkanausbruch von 1960 nur schwer erholen konnten. Auch die subantarktische Pelzrobbe (Arctophoca tropicalis) ist im Tristan-Archipel anzutreffen, vor allem auf der Insel Gough.
Die Artenvielfalt der Meereslebewesen ist aufgrund der Abgeschiedenheit der Inseln begrenzt, so dass es schwierig ist, die Auswirkungen der Invasion zu ermitteln. Während ein Großteil der Meereslebewesen unbekannt ist, wurde in den Gewässern um die Inseln eine invasive Art entdeckt. Dabei handelt es sich um die südamerikanische Silbermakrele (Diplodus argenteus argenteus), von der man annimmt, dass sie aufgrund des Wracks einer Ölplattform vor der Küste Tristans im Jahr 2006 in diesem Gebiet Zuflucht gesucht hat. Die Silbermakrele ist ein Allesfresser, wird aber nicht mit dem Verzehr der geschätzten Hummerpopulationen in Verbindung gebracht, die von den Inselbewohnern gefangen werden. Es wird jedoch vermutet, dass die Silbermakrele Bestandteile der empfindlichen Kelpwälder der Inseln verzehrt. Die Riesentangwälder von Macrocystis pyrifera weisen eine äußerst geringe Artenvielfalt auf und haben ein einfaches, kurzkettiges Nahrungsnetz. Obwohl diese Art als nicht einheimisch und invasiv gilt, wird ihrer Beseitigung derzeit keine Priorität eingeräumt. Es wird empfohlen, die Überwachung fortzusetzen, und die Expeditionsforschung für alle invasiven Meeresarten wird fortgesetzt.
Pflanzen-und Tierarten:
Tristan da Cunha: insgesamt endemisch Nebeninseln: insgesamt endemisch
Flora
Blütenpflanzen 208 34 64 20
Farne 35 20 46 11
Fauna
Insekten 62 4 58 .
Seevögel 23 0 23 0
Landvögel 15 3 16 3
Säugetiere 2 0 2 0
Schnecken 2 2 1 1
Naturschutz
Das unbewohnte Inaccessible Island mit einer Fläche von 8,4 km² steht unter Naturschutz. Im Jahr 2007 wurde über das britische Overseas Territories Environment Programme die Aufnahme der Insel in die World Heritage Sites beantragt.
Am 13. November 2020 wurde das Gebiet um Tristan da Cunha als das größte Meeresschutzgebiet im Atlantik und mit 687.247 km² das viertgrößte der Welt ausgewiesen. Das Meeresschutzgebiet verbietet den Bergbau und die Fischerei (mit Ausnahme der lokalen Hummerfischerei), für die Durchsetzung ist die britische Regierung mittels Satellitenüberwachung zuständig. Nach Angaben der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) sind die Inseln und der sie umgebende Ozean eines der unberührtesten Ökosysteme der gemäßigten Zone auf dem Planeten. Rund 91 % der Zone sind als "No-Take-Zone" ausgewiesen, in der Fischerei, Bergbau und andere extraktive Aktivitäten verboten sind. Die restlichen 9 % erlauben nachhaltige Fischerei (zum Beispiel auf Hummer), die von der lokalen Gemeinschaft kontrolliert wird. Das Schutzgebiet schützt damit nicht nur das umliegende Meer, sondern auch die Küstengebiete und Ökosysteme direkt um die Inseln herum, einschließlich Brutplätzen für Seevögel, Pinguine und Robben.
Klima
Tristan da Cunha hat nach dem Köppen-System ein feuchtes ozeanisches Klima (Cfb) mit milden Temperaturen und sehr wenig Sonnenschein, aber beständigen mäßigen bis starken Niederschlägen aufgrund der anhaltenden Westwinde. Nach der Trewartha-Klassifizierung hat Tristan da Cunha aufgrund des Fehlens von kaltem Wetter ein feuchtes subtropisches Klima. Die Anzahl der Regentage ist vergleichbar mit den Aleuten, die auf der Nordhalbkugel viel höher liegen, während die Sonnenscheindauer mit der von Juneau in Alaska vergleichbar ist, das 20° weiter vom Äquator entfernt liegt. Frost ist unterhalb einer Höhe von 500 Metern unbekannt, und die Sommertemperaturen sind ähnlich mild und erreichen nie mehr als 25°C (77°F). Sandy Point an der Ostküste gilt als der wärmste und trockenste Ort auf der Insel, da er im Windschatten der vorherrschenden Winde liegt.
Klimadaten für Edinburgh / Tristan da Cunha (1981 bis 2010)
Monat | Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr |
Höchstrekord (°C) | 23,7 | 24,4 | 24,4 | 22,4 | 20,3 | 18,7 | 17,8 | 17,3 | 17,1 | 18,4 | 20,4 | 21,8 | 24,4 |
Mittelmaximum (°C) | 20,4 | 21,2 | 20,5 | 18,9 | 16,9 | 15,3 | 14,4 | 14,2 | 14,3 | 15,4 | 17,0 | 18,9 | 17,3 |
Mitteltemperatur (°C) | 17,9 | 18,8 | 17,9 | 15,4 | 14,6 | 13,1 | 12,2 | 11,9 | 12,0 | 13,0 | 14,6 | 16,5 | 14,8 |
Mittelminimum (°C) | 15,4 | 16,2 | 15,3 | 11,9 | 12,3 | 10,9 | 10,0 | 9,6 | 9,7 | 10,6 | 12,2 | 14,1 | 12,4 |
Tiefstrekord (°C) | 10,9 | 11,8 | 10,3 | 9,5 | 7,4 | 6,3 | 4,8 | 4,6 | 5,1 | 6,4 | 8,3 | 9,7 | 4,6 |
Niederschlag (mm) | 93 | 113 | 121 | 129 | 155 | 160 | 160 | 175 | 169 | 151 | 128 | 127 | 1681 |
Niederschlagstage | 18 | 17 | 17 | 20 | 23 | 23 | 25 | 26 | 24 | 22 | 18 | 19 | 252 |
Luftfeuchtigkeit (%) | 79 | 77 | 75 | 78 | 78 | 79 | 79 | 79 | 78 | 79 | 79 | 80 | 78 |
Sonnenstunden | 139,5 | 144,0 | 145,7 | 129,0 | 108,5 | 99,0 | 105,4 | 105,4 | 120,0 | 133,3 | 138,0 | 130,2 | 1498 |
Anteil in % | 31 | 35 | 38 | 38 | 35 | 34 | 34 | 32 | 33 | 33 | 32 | 29 | 34 |
Mythologie
Eine der bekanntesten Legenden ist die des „Wandering Ship“ (Irrschiff), eines phantomhaften Schiffs, das frühe Siedler in dickem Nebel sichteten. Es näherte sich der Insel, um dann spurlos zu verschwinden - interpretiert als Vorahnung verlorener Seelen oder Symbol für die tödliche Isolation. Ähnlich kursiert die Geschichte des „Lighthouse Man“, eines mythischen Matrosen, der vor Jahrhunderten strandete und nun nachts über den Queen Mary's Peak streift.
Geschichte
Die menschliche Geschichte der Insel ist relativ kurz. Im 16. Jahrhundert entdeckt, dauerte es bis zum 19. Jahrhundert, ehe eine erste Besiedlung erfolgte. Wegen eines Vulkanausbruchs in den 1960er Jahren kurzzeitig unterbrochen, ist die Insel mittlerweile wieder besiedelt - und die Bewohner scheinen das abgeschiedene Leben zu genießen.
Entdeckungszeit
Der portugiesische Admiral Tristao da Cunha war der erste, der - im Jahr 1506 - die kegelförmig aus den Fluten ragende Insel im Südatlantik entdeckte. Er war der Kommandant einer Handelsflotte, welche von Lissabon nach Indien unterwegs war und eine etwas ungewöhnliche Route eingeschlagen hatte. 1509 erschien das abgelegene Eiland dann erstmals auf einer portugiesischen Karte unter der Bezeichnung Ilhas que achou tristao da cunha („Inseln, die Tristao da Cunha fand“). Eine erste Landung erfolgte allerdings erst über hundert Jahre später, nämlich 1643, als eine niederländische Schiffsbesatzung im Auftrag der „Vereinigten Ostindischen Kompanie“ prüfte, ob sich hier eine permanent besetzte Versorgungsstation einrichten ließe. Sie befand Tristan da Cunha aber als hierfür ungeeignet und vermutlich auch als zu abgelegen. Weiterhin blieb Tristan da Cunha unbesiedelt.
Pionierzeit
Das änderte sich erst 1810. In jenem Jahr ließ sich Kapitän Jonathan Lambert aus Massachusetts (USA) mit zwei weiteren Männern auf Tristan da Cunha nieder. Er hatte die Absicht, hier eine unabhängige Republik zu gründen, und veröffentlichte aus diesem Grund in der „Boston Gazette“ eine Proklamation, in der er festhielt, dass er die Insel in seinen Besitz genommen und sie in „Islands of Refreshment“ umgetauft habe. Die Walfangindustrie war damals ein stark expandierender Wirtschaftszweig, und Lambert hoffte, Tristan da Cunha zu einem wichtigen (und lukrativen) Umschlagplatz und Versorgungsposten der im Südatlantik operierenden Walfänger entwickeln zu können.
Einen Strich durch die Rechnung machten ihm aber nicht nur seine beiden Kameraden, die ihn schon bald verließen und in die Heimat zurückkehrten, sondern vor allem die Briten, welche 1816 vor Tristan da Cunha aufkreuzten und die formelle Annexion der Insel bekanntgaben. Sie wollten mit diesem Schritt verhindern, dass die Franzosen die Insel als Stützpunkt benützen könnten, um die Befreiung ihres Kaisers Napoleon Bonaparte in die Wege zu leiten. Der befand sich zu jener Zeit (von 1815 bis 1821) auf der «Nachbarinsel» Sankt Helena in der Gefangenschaft der Briten. Eine kleine Garnison wurde beim Hottentot Point abgesetzt und war in den folgenden Monaten damit beschäftigt, einen befestigten Aussenposten aufzubauen. Schon ein Jahr später änderte London jedoch seine strategischen Überlegungen und befahl den Abzug der Soldaten.
Beinahe wäre Tristan da Cunha jetzt wieder unbewohnt gewesen, denn Lambert hatte sich inzwischen in der Gesellschaft der Briten buchstäblich zu Tode getrunken. Nun entschloss sich jedoch William Glass, ein schottischer Korporal der Artillerie, zusammen mit zwei südafrikanischen Zivilisten, die als Steinmetze bei der Errichtung der Befestigungsanlage mitgearbeitet hatten, auf Tristan da Cunha zurückzubleiben. Und damit begann im November 1817 die eigentliche Siedlungsgeschichte von Tristan da Cunha.
Glass hatte seine aus Südafrika stammende, farbige Ehefrau bei sich sowie die ersten beiden von später insgesamt sechzehn Kindern. Die beiden Steinmetze waren unverheiratet und blieben nur kurze Zeit auf dem abgeschiedenen Eiland. Sie gehörten zu jenen Vielen, die auf Tristan da Cunha ihr Glück suchten, aber nicht fanden: Matrosen, welche sich von ihren Schiffen absetzten, Wal- und Robbenfänger, die genug hatten von ihrem blutigen Handwerk, Schiffbrüchige, die sich hierher retteten. Sie alle kamen und gingen, während Glass und seine stetig anwachsende Familie blieben.
1827 siedelten fünf Frauen von Sankt Helena nach Tristan da Cunha über und heirateten fünf der damals anwesenden Junggesellen. Und daraufhin wuchs die kleine Siedlergemeinschaft rasch an: 1855 lebten bereits 95 Einwohner, im Alter zwischen ein paar wenigen Monaten und über 70 Jahren, auf der vulkanischen Insel.
Auf dem Plateau beim Hottentot Point bauten die Tristaner ihre einfachen, eingeschossigen Steinhäuser und bedeckten sie mit Neuseeland-Flachs, einer importierten Pflanze. Im Umfeld der Siedlung legten sie ihre mit Steinen umfriedeten Gemüsegärten an. Und überall auf der Insel weideten sie ihre Schafe und Rinder, die ihnen Fleisch, Milch, Wolle und Leder lieferten.
Selbstverständlich trug auch das Meer seinen Teil zum Unterhalt der kleinen Gemeinde bei: Etwa einen halben Kilometer vor der Küste von Tristan da Cunha befinden sich ausgedehnte Seetangfelder, welche als eine Art natürliche Wellenbrecher wirken. Hinter diesen Seetangfeldern gingen die Männer auf Fischfang und benützten hierfür spezielle Langboote, die sie hauptsächlich aus angeschwemmtem Holz bauten. Die Boote waren etwa acht Meter lang und konnten gerudert wie gesegelt werden. Zwei- bis dreimal im Jahr, bei günstigem Seegang, unternahmen die Männer mit diesen Booten auch die gut dreissig Kilometer weite Reise zur Nachbarinsel Nightingale, um dort Guano als Düngemittel, Meeresvogeleier für die Ernährung und fette Sturmvogelnestlinge zur Gewinnung von Lampenöl zu sammeln.
Etwa drei Kilometer südlich der Wohnhäuser legten die Siedler im übrigen auf einem ebenen Stück Land Kartoffelkulturen an und benützten die nährstoffreichen Knollen einerseits als Grundnahrungsmittel für sich selbst, andererseits und vor allem aber als „Exportartikel“, um von vorbeifahrenden Schiffen Waren einzutauschen. Die Kulturen hatten insgesamt eine Ausdehnung von mehreren Hektaren und waren durch Bruchsteinmauern vielfach unterteilt, um die Pflanzen vor den mitunter heftig wehenden Winden zu schützen.
So gelang es der kleinen Ansiedlung auf Tristan da Cunha, ein zwar bescheidenes, aber erfülltes Leben weitab von der restlichen Welt zu führen. Die Männer gingen auf Fischfang, bauten Häuser, besorgten das Vieh und bestellten die Kartoffelfelder, während die Frauen die Kinder aufzogen, den Haushalt besorgten und die Schafwolle zu Pullovern und Socken verarbeiteten. Was Boden, Vieh und Meer nicht zu liefern vermochten, wie Stoff, Mehl, Tee und Zucker, das beschafften sie sich von vorbeiziehenden Schiffen im Tauschhandel.
Etablierungszeit
In den 1830er Jahren stabilisierte sich die Gemeinschaft unter der Führung von William Glass, einem der Gründerväter, der 1853 starb. Die Bewohner lebten von Robbenjagd, Viehzucht und dem Anbau von Kartoffeln, die später sogar als Tauschwährung dienten. Sie waren bekannt für ihre Gastfreundschaft und halfen Schiffbrüchigen. Doch in den 1840er und 1850er Jahren führte der Übergang von Segel- zu Dampfschiffen sowie die Eröffnung des Suezkanals 1869 zu einem Rückgang des Schiffsverkehrs, was die Insel wirtschaftlich schwer traf. Hungersnöte und Abwanderung nach Kapstadt oder in die USA prägten diese Zeit, oft als „Exodus“ beschrieben. Nach Glass’ Tod übernahm Peter Green die Führung und stabilisierte die Gemeinschaft bis zu seinem Tod 1902.
Von den 1860er bis 1880er Jahren verstärkte sich die Isolation. Walfänger nutzten die Insel seltener, da Robbenbestände erschöpft waren. 1873 besuchte die HMS Challenger die Insel im Rahmen einer wissenschaftlichen Expedition, doch Versuche, wie die Niederlassung deutscher Siedler auf der unzugänglichen Inaccessible-Insel, scheiterten. Die Bevölkerung wuchs langsam durch Ehen und Geburten, aber es gab Spannungen zwischen Anglikanern und anderen Konfessionen. In den 1890er Jahren wurde die Insel als „Vitalitätsinsel“ beschrieben: Die Bewohner galten als gesund, langlebig und frei von Alkohol oder Kriminalität. Erste katholische Missionen fanden statt, und Großbritannien begann, mehr Verantwortung zu übernehmen.
Im frühen 20. Jahrhundert blieb die Isolation bestehen. Der Erste Weltkrieg unterbrach Lieferungen, doch die autarke Gemeinschaft überlebte. In den 1920er und 1930er Jahren lebten etwa 188 Menschen auf der Insel, die weiterhin von Fischerei und Tauschhandel abhängig waren. Starke Winde und das raue Klima erschwerten das Leben. 1934 dokumentierte eine Expedition das einfache Leben der Bewohner. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1940 wurde die Insel strategisch wichtiger: Die Bewohner bauten eine Funkstation, bezahlt in „Kartoffelwährung“, und die erste Zeitung, die Tristan Times, wurde gegründet. Ein kurioses Ereignis war ein Fußballspiel gegen norwegische Seeleute, dessen Ergebnis jedoch unbekannt blieb. 1940 wurde der Geistliche und Magistrat Wilde aufgrund von Konflikten evakuiert, und Großbritannien verstärkte seine Kontrolle, was den Weg für die Ernennung eines Administrators 1942 ebnete.
Zweiter Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg ließ selbst die „entlegenste bewohnte Insel der Welt“, wie Tristan da Cunha schon bezeichnet wurde, mit seinen damals knapp 200 Einwohnern nicht unberührt. 1942 errichteten die Briten bei Edinburgh eine kleine, aber strategisch wichtige Wetter- und Funkstation, die bis zum Kriegsende von Angehörigen der britischen Marine betrieben wurde. Und da geschah etwas Entscheidendes: Der Feldgeistliche, Pfarrer C. P. Lawrence, erkannte die Möglichkeit, auf Tristan da Cunha eine Langustenindustrie aufzubauen. Seiner Idee und auch seinem Enthusiasmus ist es zu verdanken, dass schließlich im Jahr 1948 eine südafrikanische Gesellschaft, die «South Atlantic Islands Development Corporation» (SAIDC) die Lizenz erhielt, auf Tristan da Cunha tätig zu werden. Sie errichtete alsbald eine Fabrik zur Verarbeitung von Langusten zu Büchsenkonserven (später Tiefkühlprodukten), und die einheimischen Männer hatten fortan alle Hände voll damit zu tun, den Bedarf der Fabrik zu befriedigen. Erstmals zirkulierte Geld auf Tristan da Cunha, und ein Laden wurde eröffnet, der all die Dinge feilbot, die bisher unerschwinglich gewesen waren. Nun schien der britischen Regierung auch die Zeit gekommen, einen Administrator auf der Insel in sein Amt einzusetzen.
Moderne Zeit
Trotz dieses unverhofften Wohlstands ging das Leben auf Tristan da Cunha im Grunde genommen ähnlich weiter wie in den mehr als 100 Jahren zuvor. Bis dann im Oktober 1961 erneut Einschneidendes geschah: Völlig unerwartet begann der bis anhin ruhig vor sich hin dösende Inselvulkan zu rumoren, brach aus und zwang die Siedler dazu, ihre Insel Hals über Kopf zu verlassen.
Alle 264 Inselbewohner erreichten damals unversehrt England - und kehrten so rasch wie möglich wieder auf ihre abgeschiedene Heimatinsel zurück. Nach dem Schock, den die Eruption verursacht hatte, erfuhren sie nämlich einen zweiten, wohl noch heftigeren Schock angesichts des modernen, hektischen und lauten Lebens in England. Es war Winter bei ihrer Ankunft, und obschon sie gute Unterkünfte auf der früheren Luftwaffenbasis Calshot erhielten, waren die meisten von ihnen zutiefst unglücklich, mehrere erkrankten auch. Von einigen Jugendlichen abgesehen sehnten sie sich danach, möglichst bald wieder in die Abgeschiedenheit ihrer südatlantischen Heimat zurückzukehren. Tatsächlich gingen schon 1962 zwölf Männer als Vorhut zurück, um mit dem Wiederaufbau der Siedlung zu beginnen. Und 1963 folgte, von wenigen Ausnahmen abgesehen, der Rest.
Der Schaden auf der Insel hatte sich glücklicherweise in Grenzen gehalten. Die Fabrik war jedoch unter einem Lavastrom begraben worden, und die Landungsstege waren zerstört. Der Bau eines Hafens schien zu diesem Zeitpunkt vordringlich, und wundersamerweise hatte eine Lavazunge einen natürlichen Wellenbrecher geformt, der als Fundament für eine Hafenmole wie geschaffen war. So kam es, dass schon 1967 der erste Hafen, den die Insel je besass, fertiggestellt war.
1966 hatte die SAIDC auch bereits eine neue fisch- und langustenverarbeitende Fabrik errichtet. Und mit personeller und finanzieller Unterstützung der britischen Entwicklungshilfe wurden eine neue Schule, ein Bürogebäude für die Inseladministration, ein kleines Spital und eine Strasse gebaut. Ausserdem erhielten nun alle Häuser fließendes Wasser, Innentoiletten und Elektrizität. Mit all diesen Annehmlichkeiten hat sich die Lebensqualität der Bewohner von Tristan da Cunha natürlich wesentlich verbessert. Zudem steht die Gemeinschaft ökonomisch heute sehr gut da: Größere Einnahmen stammen aus den Lizenzgebüren, welche die SAIDC für den Profit aus dem Langustengeschäft bezahlt, sowie aus dem Verkauf von Briefmarken, an denen sich Philatelisten auf der ganzen Welt erfreuen. Auch gibt es heute eine Vielzahl gesellschaftlicher Aktivitäten, darunter Jugendorganisationen, Sportclubs, eine öffentliche Bibliothek und Filmvorführungen. William Glass wäre sicherlich begeistert, wenn er seine Insel heute sehen könnte. Noch immer ist das Leben auf Tristan da Cunha ruhig und friedlich; aber es ist ein Wohlstand eingetreten, von dem er seinerzeit wohl kaum zu träumen wagte.
Am 23. Mai 2001 wurden die Inseln von einem außertropischen Zyklon mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 190 Kilometern pro Stunde heimgesucht. Eine Reihe von Gebäuden wurde schwer beschädigt, und zahlreiche Rinder wurden getötet, so dass die britische Regierung Soforthilfe leistete. 2005 erhielten die Inseln eine britische Postleitzahl (TDCU 1ZZ), um den Bewohnern die Online-Bestellung von Waren zu erleichtern.
Am 13. Februar 2008 zerstörte ein Feuer die vier Stromgeneratoren und die Fischkonservenfabrik der Insel, wodurch die Wirtschaft stark beeinträchtigt wurde. Am 14. März 2008 wurden neue Generatoren installiert und die Stromversorgung wiederhergestellt, und im Juli 2009 wurde eine neue Fabrik eröffnet. Während die Ersatzfabrik gebaut wurde, kam die M/V Kelso als Fabrikschiff auf die Insel. Mit der St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha Constitution Order 2009 wurde Tristan da Cunha als Bestandteil des neuen britischen Überseegebiets St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha reorganisiert, wodurch Tristan und Ascension mit St. Helena gleichgestellt wurden.
Am 16. März 2011 lief der Frachter MS Oliva auf der Insel Nightingale auf Grund, wodurch Tonnen von Schweröl ins Meer gelangten. Der daraus resultierende Ölteppich bedrohte die Population der Felsenpinguine auf der Insel. Da Nightingale Island kein Süßwasser hat, wurden die Pinguine zur Reinigung nach Tristan da Cunha gebracht.
Am 13. November 2020 wurde bekannt gegeben, dass die 687.247 km² (265.348 sqm) der die Inseln umgebenden Gewässer zu einer Meeresschutzzone erklärt werden sollen. Damit wird die Zone zur größten Nichtentnahmezone im Atlantik und zur viertgrößten der Welt. Diese Maßnahme ist das Ergebnis von 20 Jahren Naturschutzarbeit des RSPB und der Inselregierung sowie von fünf Jahren Unterstützung durch das Blue Belt-Programm der britischen Regierung. Am 5. Dezember 2048 wird eine totale Sonnenfinsternis über der Insel stattfinden. Man geht davon aus, dass sich die Insel für fast dreieinhalb Minuten der Totalität auf der Mittellinie des Kernschattens befinden wird.
Im März 2020 verbot der Island Council das Anlanden von Passagieren von Kreuzfahrtschiffen – eine Entscheidung, die auch den Inselpolizisten betraf, der an Bord eines Schiffs vorbeisegeln musste. Für ankommende Schiffe aus Südafrika (der einzigen Verbindung) galt eine Quarantäne von mindestens 7 Tagen vor der Abreise oder Selbstisolation nach Ankunft, unterstützt durch Tests und PPE-Ausrüstung vom britischen Mutterland. Im Juli 2021 wurden zwei Fälle auf dem Versorgungsschiff MFV Edinburgh entdeckt, was zu einem zehntägigen Lockdown der Siedlung Edinburgh of the Seven Seas führte, aber keine Ausbreitung auf die Insel verursachte.
Die Insel erhielt im April 2021 Impfstoffe (AstraZeneca) per HMS Forth und die Impfkampagne startete am 28. April. Die Akzeptanz war hoch, inklusive Booster-Dosen. Es gab weder Maskenpflicht noch Social Distancing auf der Insel, da die natürliche Distanz zum Festland ausreichte – das Leben blieb weitgehend normal, mit traditionellen Feiern wie Ostern oder Weihnachten. Dennoch wirkten sich globale Effekte aus: Weniger Schiffe verzögerten Lieferungen, und der Hummer-Export litt unter der Wirtschaftskrise. Die Reisebeschränkungen wurden schrittweise gelockert. Ab Oktober 2022 fiel die Quarantänepflicht vor der Schiffsreise, und im März 2023 entfiel der Nachweis von Impfungen für Besucher.
Chronologie:
5.4.1506 Entdeckung der Hauptinsel durch den portugiesischen Admiral Tristão da Cunha im Gefolge des Indienreisenden Afonso d’Albuquerque
1509 Tristan da Cunha erscheint erstmals auf einer Karte
nach 1510 ankernde Mannschaften finden ausgesetzte Ziegen vor
Sept. 1601 Das holländische Schiff Bruinvis ankert vor der Insel
Mai 1610 Erste britische Sichtung durch die Mannschaft der „Globe“
1617 Die holländische Ostindienkompanie bezieht Tristan da Cunha in ihre Schifffahrtsroute ein
Juni 1628 Erster ausgiebiger Landgang einer holländischen Mannschaft
Febr. 1643 Die Männer der „Heemstede“ bleiben acht Tage lang auf der Insel
1654 Die Ostindienkompanie fasst erstmals den Plan einer dauerhaft bewohnten Station auf Tristan da Cunha
5.1.1656 Die Mannschaft der „‘t Nachtglas“ sichtet das spätere Inaccessible Island
1684 Die britische East India Company beansprucht Tristan da Cunha für sich; ein
Besiedlungsversuch unter Captain Robert Knox scheitert jedoch
1696 Erfolgloser Versuch einer holländischen Gruppe unter Victor Victorszoon, Tristan da Cunha zu besiedeln
um 1700 Möglicherweise mehrere Eruptionen des Inselvulkans
1760 Captain Gamaliel Nightingale besucht das später nach ihm benannte Gebroocken Island
um 1770 Capitaine d’Etcheverry besucht als erster Franzose die Inselgruppe
1775/85 Besiedlungsschwindel um Tristan da Cunha alias „Île de Brabant“
Aug. 1790 Captain John Patten und Matrosen des Robbenfängerschiffes „Industry“ lassen sich auf der Insel nieder
April 1791 Die Robbenjägertruppe zieht wieder ab
1.1.1793 Die „Lion“ ankert vor Tristan da Cunha, der mitreisende Sir John Barrow liefert erste detaillierte Beschreibungen
Jan. 1793 Besuch des Naturforschers Aubert du Petit-Thouars
1806/09 Napoleonische Kriegsschiffe durchstreifen die Gewässer um Tristan
27.12.1810 Die USS Baltic unter Captain Jonathan Lambert ankert vor der Insel
4.2.1811 Lambert erklärt sich zum König der „Islands of Refreshment“; zusammen mit Andrew Millet und Thomas Currie richtet er sich auf der Insel ein
17.5.1812 Lambert, Millet und der Neusiedler Williams verunglücken mit ihrem Boot
5.3.1813 Captain Richardson findet Currie als einzigen Inselbewohner vor
1813/14 Ein Italiener und zwei Amerikaner leben mit Currie auf Tristan da Cunha
1815 Längerer Aufenthalt des Spaniers Bastiano Poncho Camilla
13.8.1816 Captain Festing reklamiert die Inselgruppe für die britische Krone
1816 Corporal William Glass wird auf Tristan da Cunha exiliert
Dez. 1816 Die HMS Julia sinkt nahe Tristan - 55 Männer kommen ums Leben
1817 Glass kehrt mit Frau und Kindern auf die Insel zurück
Juni 1821 Alexander Cotton lässt sich auf Tristan nieder
23.7.1821 Der 450-Tonner „Blenden Hall“ strandet vor Inaccessible Island
26.3.1824 Besuch der HMS Duke of Gloucester
1829 Die amerikanische Fregatte „Antarctica“ ankert vor Tristan
1836 Nach einem Schiffbruch kommt der Holländer Pieter Groen auf die Insel; als Peter Green wird er eine der führenden Persönlichkeiten Tristans
Okt. 1848 Mit der Augusta Jessie kommt Rev. John Wise nach Tristan; er tauft die Bewohner nach anglikanischem Ritus
1851 Als erster ansässiger Geistlicher kommt W.F. Taylor nach Tristan da Cunha
1857 Mit der HMS Geyser verlassen 46 Siedler die Insel
1865 Nach dem Tod von Alexander Cotton wird Peter Green „headman“
5.8.1867 Prince Alfred, Duke of Edinburgh, besucht die Insel; die Siedlung wird nach ihm benannt
1871 Die Brüder Stoltenhoff forschen auf Inaccessible und Nightingale
1873 Die HMS Challenger ankert vor Tristan da Cunha und Inaccessible Island
1876 Formale Annexion der Inselgruppe durch Großbritannien
1881/84 Rev. Charles Dodgson, Bruder des Schriftstellers Lewis Carroll, wirkt als Inselpfarrer
1883 Am Pig Beach auf Inaccessible Island strandet die „Shakespeare“
1892 Die „Italia“ strandet im Süden Tristans; die Schiffbrüchigen Andrea Repetto und Gaetano Lavarello bleiben auf der Insel
1897 Die „Helen S. Lea“ strandet am North Point von Inaccessible Island
1902 „Headman“ Alexander Cotton stirbt
1908 P.C. Keytel baut eine Schaffarm auf
1911 Bob Glass erklärt sich zum „headman“, wird aber von den Inselbewohnern, allen voran Frances Repetto, abgelehnt
Juli 1923 Die Saint Mary’s Church wird eingeweiht
Jan. 1926 Das königliche Forschungsschiff „Discovery“ ankert vor Tristan da Cunha
1937/38 Erling Christophersen leitet eine norwegische Viermonatsexpedition
29.3.1938 Die Tristan-Gruppe wird per Order der britischen Regierung eine Dependance von Saint Helena
1938 Eine norwegische Expedition besucht Inaccessible Island
10.5.1942 C.J.S. Wooley wird Militärverwalter von Tristan da Cunha
1947 Tristan da Cunha knüpft enge Kontakte zu Südafrika
1950 Hugh Elliot wird Verwalter von Tristan da Cunha
Anfang 1961 Das südafrikanische Rand wird offizielle Inselwährung
6.8.1961 Beginn der vulkanischen Aktivitäten
10.10.1961 Peter Wheeler lässt die gesamte Inselbevölkerung evakuieren
1962 Die Royal Society studiert die vulkanischen Aktivitäten auf Tristan da Cunha
April 1963 Rückkehr von 198 Insulanern
1965/67 Bau einer neuen Hafenanlage
1966 35 Tristanians wandern nach England aus
1979 Besuch von Queen Elizabeth II.
1980 Großbritannien stellt die Entwicklungshilfe ein
1982/83 Inaccessible-Expedition des Denstone College (Staffordshire, England)
Aug. 1998 Installierung eines öffentlichen Satellitentelefons
Mai 2001 Ein Sturm richtet schwere Schäden auf der Insel an
Sept. 2001 (Wieder-)Eröffnung des Camogli Hospital
Juli 2004 Mehrere Erdbeben erschüttern Tristan da Cunha
Sept. 2004 Wiedereröffnung der Albatross Bar
Verwaltung
Am 14. August 1816 proklamierte Großbritannien die Insel für sich. Am 18. November 1817 zog die britische Besatzungstruppe großteils wieder ab, die Insel blieb aber in britischem Besitz. Am 12. Januar 1938 wurde Tristan da Cunha der Kolonie Sankt Helena unterstellt. Von 10. Oktober 1961 bis 9. April 1963 waren die Insulaner wegen eines Vulkanausbruchs evakuiert. Seit 2002 besitzen sie die volle britische Staatsbürgerschaft und können daher ohne Formalitäten in das Vereinigte Königreich einreisen, um dort zu leben oder zu arbeiten.
Herrschaftsgeschichte
- 27. Dezember 1810 bis 14. August 1816 Privatbesitz der Familie Lambert
- 14. August 1816 bis 31. Mai 1910 Abhängiges Gebiet Tristan da Cunha (Dependency of Tristan da Cunha) als Teil der Kap-Kolonie (Cape Colony) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
- 31. Mai 1910 bis 12. Januar 1938 Abhängiges Gebiet Tristan da Cunha (Dependency of Tristan da Cunha) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Ireland, ab 12. April 1927 United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland)
- 12. Januar 1938 bis 1. September 2009 Abhängiges Gebiet Tristan da Cunha (Dependency Tristan da Cunha) innerhalb des Überseegebiets Sankt Helena und abhängige Gebiete (British Ovewrseas Territory Saint Helena and Dependencies) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland)
- seit 1. September 2009 Separates Territorium Tristan da Cunha (Separate Territory of Tristan da Cunha) innerhalb des Überseegebiets St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha (British Ovewrseas Territory St. Helena, Ascension and Tristan da Cunha) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland)
Verfassung
Tristan da Cunha besitzt keine geschriebene Verfassung. Die Bewohner regeln ihre Angelegenheiten selbst, sowohl legislativ als auch exekutiv und judikativ.
Legislative und Exekutive
Auf Tristan gibt es keine politischen Parteien oder Gewerkschaften. Die Exekutivgewalt liegt beim König, der im Gebiet durch den Gouverneur von St. Helena vertreten wird. Da der Gouverneur ständig auf St. Helena residiert, wird ein Administrator ernannt, der den Gouverneur auf den Inseln vertritt. Der Administrator ist ein von London ausgewählter Beamter des Außenministeriums, der als lokaler Regierungschef fungiert und vom Inselrat von Tristan da Cunha beraten wird. Seit 1998 hat jeder Administrator eine dreijährige Amtszeit (die im September mit der Ankunft des Versorgungsschiffs aus Kapstadt beginnt). Eine Ausnahme bilden Fiona Kilpatrick und Stephen Townsend, die ihr Amt im Januar 2020 im Jobsharing antreten.
Die Verwaltung und der Inselrat arbeiten im Regierungsgebäude, dem einzigen zweistöckigen Gebäude auf der Insel. Das Gebäude wird manchmal auch als „Whitehall“ oder „H‘admin Building“ bezeichnet und beherbergt das Büro des Verwalters, die Finanzabteilung, die Verwaltungsbüros und den Ratssaal, in dem die Sitzungen des Inselrats stattfinden. Die Polizeiarbeit wird von einem Vollzeit-Polizeiinspektor und drei Sonderpolizisten geleistet. Tristan da Cunha verfügt über eine eigene Gesetzgebung, aber im Allgemeinen gilt das Recht von St. Helena, soweit es nicht mit dem lokalen Recht unvereinbar ist, soweit es für die örtlichen Gegebenheiten geeignet ist und vorbehaltlich der Änderungen, die die örtlichen Gegebenheiten erforderlich machen.
Der Inselrat setzt sich aus acht gewählten und drei ernannten Mitgliedern zusammen, deren dreijährige Amtszeit im Februar oder März beginnt. Der Chief Islander, das politische Oberhaupt der Gemeinde, wird in einer separaten, aber gleichzeitig stattfindenden Wahl bestimmt. James Glass wurde im März 2019 in dieses Amt gewählt und kehrt nach sechzehn Jahren zurück, um eine rekordverdächtige vierte Amtszeit zu beginnen.
Inseloberhaupt
Formales Oberhaupt der tristanischen Gemeinschaft ist der chief islander („führende Insulaner“), der als Repräsentant der Insel auftritt.
Proprietors of the Islands of Refreshment (Inselbesitzer)
- 4 Feb 1811 - 17 Mai 1812 Jonathan Lambert (1772 - 1812)
- 17 Mai 1812 - 14 Aug 1816 Thomas Curry (oder Currie, eig. Tommaso Corri, † 1817)
Annexation party officers (Offiziere der Annexionsgruppe)
- 14 - 17 Aug 1816 Robert Morgan George Festing (1783? - 1862)
- 17 Aug - 28 Nov 1816 David Rice (1791? - 1837)
- 28 Nov 1816 - 15 Mai 1817 Abraham Josias Cloete (1794 - 1886)
- 5 Mai - 18 Nov 1817 Robert Scott Aitchison (1789 - 1837)
- British Senior Naval Officers in charge of Naval Detachment Station (Britische Offiziere vom Dienst)
- 10 Mai 1942 - 1 Jul 1944 Edward James Starbuck Woolley (1909 - 1972)
- 1 Jul 1944 - 8 Mai 1946 Harry Sveymour Alleyne Corfield (1908 - 1998)
Administrators (Vewalter)
- 8 Mai 1946 - 13 Feb 1948 Alec Edward Handley [amtierend] (auf Tristan da Cunha ab 4 Feb 1946, 1896 - 1948)
- Jan - Apr 1949 David Ingles Luard [amtierend] (1909 - 1979)
- Okt 1949 - 31 Jan 1950 Dennis Wilkinson [amtierend]
- 31 Jan 1950 - 30 Okt 1952 Hugh Francis Ivo Elliott (1913 - 1989)
- 30 Okt 1952 - 8 Nov 1954 John Philip Lennox Scott (1922 - 2006)
- 8 Nov 1954 - 4 Apr 1957 Patrick „Pat“ Richard Forsyth Thompson (1920 - 1998)
- 4 Apr 1957 - 5 Apr 1959 Godfrey F. Harris (1922 - 2014)
- 18 Apr 1959 - 6 Apr 1961 Peter Andrew Day (1926 - 2021)
- 6 Apr - 9 Okt 1961 Peter James Freeman Wheeler (1928 - 2018)
- 9 Apr 1963 - 2 Mai 1965 Peter Andrew Day [2]
- 2 Mai 1965 - 21 Apr 1966 Gordon Henry Whitefield (1920 - 1998)
- 21 Apr 1966 - 17 Mai 1969 Brian Watkins (1933 - 2020)
- 17 Mai 1969 - 29 Aug 1972 James Ian Hendry Fleming (1923 - 2007)
- 12 Dez 1974 - 23 Jun 1975 William „Bill“ Sandham [amtierend]
- 23 Jun 1975 - 18 Sep 1978 Stanley „Stan“ Graham Trees (1914 - 1997)
- 18 Sep 1978 - 1 Nov 1981 Edward „Eddie“ Charles Brooks (1933 - 1994)
- 1 Nov 1981 - 25 Sep 1984 Colin Frank Redston (* 1939)
- 25 Sep - 24 Okt 1984 E.M.E. Alexander [amtierend]
- 24 Okt 1984 - 9 Feb 1989 Roger Perry (1933 - 2016)
- 9 Feb 1989 - 12 Jan 1992 Bernard Edward Pauncefort (1926 - 2010)
- 12 Jan 1992 - 30 Apr 1994 Philip Hughes Johnson (* 1935)
- 3 Mai - 19 Sep 1994 Edward „Lewis“ Glass [amtierend] (1948 - 2019)
- 20 Sep 1994 - 3 Nov 1997 Brendan G.P. Dalley
- 1995 - 1996 Alan Victor Waters [amtierend für Dalley] (* 1942)
- 3 Nov 1997 - 9 Jan 1998 Brian Walter Money [amtierend] (* 1941)
- 9 Jan 1998 - 5 Mar 2001 Brian Paul Baldwin (* 1944)
- 6 Mar - 12 Sep 2001 James Patrick Glass [amtierend] (* 1961)
- 12 Sep 2001 - 17 Mar 2004 William „Bill“ Andrew Dickson (* 1950)
- 17 Mar - 26 Mai 2004 Anne Green [w, amtierend] (* 1952)
- 26 Mai 2004 - 12 Sep 2007 Michael „Mike“ Joseph Hentley (* 1946)
- 12 Sep 2007 - 15 Sep 2010 David John Morley (* 1954)
- 15 Sep 2010 - 23 Sep 2013 Sean Gilbert Peter Burns (1961 - 2023)
- 8 Jun - 14 Sep 2011 Lorraine Jennifer Repetto [w, amtierend für Burns] (* 1969)
- 23 Sep 2013 - 28 Sep 2016 Richard Alexander „Alex“ John Mitham (* 1975)
- 28 Sep - 29 Nov 2016 Ann Biddle [w. amtierend]
- 29 Nov 2016 - 24 Jan 2020 Sean Gilbert Peter Burns [2]
- 6 Jun - 13 Sep 2017 Ann Biddle [w, amtierend für Burns]
- 13 Jun - 12 Sep 2018 David Moores [amtierend für Burns]
- 7 Mai - 17 Aug 2019 Lorraine Jennifer Repetto [w, amtierend für Burns] (* 1969)
- 24 Jan - 30 Apr 2020 Fiona Maria Kilpatrick [w]
- 30 Apr - 31 Jul 2020 Steve Thomas Townsend
- 31 Jul - 31 Okt 2020 Fiona Maria Kilpatrick [w, 2]
- 31 Okt 2020 - 11 Jan 2021 Steve Thomas Townsend [2]
- 11 Jan - 5 Apr 2021 Fiona Maria Kilpatrick [w, 3]
- 5 Apr - 5 Jul 2021 Steve Thomas Townsend [3]
- 5 Jul - 4 Okt 2021 Fiona Maria Kilpatrick [w, 4]
- 4 Okt 2021 - 3 Jan 2022 Steve Thomas Townsend [4]
- 3 Jan - 1 Apr 2022 Fiona Maria Kilpatrick [w. 5]
- 1 Apr - 4 Mai 2022 Steve Thomas Townsend [5]
- 4 Mai - Jul 2022 Helene C. Jaumotte [w. amtierend]
- Jul - Sep 2022 Fiona Maria Kilpatrick [w, 6]
- 15 Sep - 3 Nov 2022 Jason Ivory (* 1970)
- 3 - 29 Nov 2022 James Patrick Glass [2, amtierend]
- 30 Nov 2022 - 16 Mar 2023 Sean Gilbert Peter Burns [3, amtierend]
- 14 - 22 Mar 2023 James Patrick Glass [3, amtierend]
- 22 Mar - 4 Jul 2023 Lorraine Jennifer Repetto [w. amtierend]
- 4 Jul - 24 Sep 2023 James Patrick Glass [4, amtierend]
- 25 Sep 2023 - 2 Apr 2024 Philip Gary Kendall (* 1965)
- 2 Apr - 1 Jul 2024 Michael Bertram [amtierend]
- 1 Jul 2024 - 26 Mar 2025 Philip Gary Kendall [2]
- 26 Mar - 12 Jun 2025 Craig Robinson [amtierend]
- seit 12 Jun 2025 Philip Gary Kendall [3]
Chief Islanders (Inselführer)
- 18 Nov 1817 - 24 Nov 1853 William Glass (1787 - 1853)
- Dez 1853 - Okt 1857 Alexander Cotton (1788? - 1865)
- Okt 1857 - 2 Apr 1902 Peter William Green (1808 - 1902)
- 1902 - 9 Feb 1911 Andrea Repetto (1867 - 1911)
- 1932 - 1970 William Peter Repetto („Chief Willie“, 1902 - 1976)
- 15 Jan 1970 - 23 Mar 1973 Harold Green (1934 - 2025)
- 23 Mar 1973 - 28 Mai 1979 Albert Glass (1935 - 2007)
- 29 Mai 1979 - 23 Jun 1982 Harold Green [2]
- 24 Jun 1982 - 10 Jul 1985 Albert Glass [2]
- 11 Jul 1985 - 22 Aug 1988 Harold Green [3}
- 23 Aug 1988 - 30 Mai 1991 Anne Green [w] (* 1952)
- 31 Mai 1991 - 23 Nov 1994 Edward „Lewis“ Glass (* 1948)
- 24 Nov 1994 - 27 Okt 2003 James „Jimmy“ Patrick Glass (* 1961)
- 27 Okt 2003 - 21 Mar 2007 Anne Green [w, 2]
- 21 Mar 2007 - 12 Apr 2010 Conrad Jack Glass (* 1961)
- 12 Apr 2010 - 26 Mar 2019 Ian Joseph Lavarello (* 1970)
- 26 Mar 2019 - 6 Mar 2025 James „Jimmy“ Patrick Glass [2]
- seit 6 Mar 2025 Ian Joseph Lavarello [2]
Politische Gruppierungen und Wahlen
Auf Tristan da Cunha gibt es keine Parteien und auch keine offiziellen Wahlen. Die nselrepräsentanten werden nach Bedarf gewählt.
Justizwesen und Kriminalität
Das Justizwesen der Insel basiert auf englischem Common Law mit lokalen Satzungen und dem Recht von Saint Helena, das mit Anpassungen an lokale Bedingungen angewendet wird. Der Administrator der Insel fungierte früher als Magistrate, doch diese Rolle soll an eine unabhängige Person übertragen werden. Das Magistrates' Court bearbeitet leichtere Delikte, während schwerere Fälle vor dem Supreme Court verhandelt werden könnten. Es gibt keine Hinweise auf körperliche Strafen oder spezifische lokale Strafgesetze jenseits britischer Standards. Ein veraltetes Gesetz aus dem 19. Jahrhundert sieht für bestimmte Vergehen auf der Insel eine Höchststrafe von 2 Pfund vor.
Die Royal Saint Helena Police Service überwacht die Inseln, wobei Tristan eine kleine Einheit mit einem hauptamtlichen Polizeibeamten (Sergeant) und drei Spezialkonstablen hat; im Jahr 2025 wurde für diese Position neu rekrutiert. Die Polizei verfügt über ein Fahrzeug und ist in die Notfallinfrastruktur integriert, ohne dedizierte Ermittlungsabteilung vor Ort.
Flagge und Wappen
Die Flagge von Tristan da Cunha basiert wie die Flaggen der meisten Britischen Überseegebiete auf dem Blue Ensign, sie wurde am 20. Oktober 2002 eingeführt. Der Union Jack im Gösch weist auf die Zugehörigkeit zum Vereinigten Königreich hin.
Das Wappen auf der Flugseite wird bekrönt von einem Fischerboot, über einer Seekrone. Auf dem Schild befinden sich vier Albatrosse. Als Schildhalter fungieren zwei Langusten. Der Wahlspruch Our faith is our strength bedeutet „Unser Glaube ist unsere Stärke“.
Hymne
Tristan da Cunha hat keine eigene Hymne. Bei offiziellen Anlässen wird die britische Hymne God Save the King gespielt.
Hauptort
Hauptort und einziger Ort der Insel ist die Siedlung Edinburgh of the Seven Seas, örtlich auch The Settlement genannt. Der Ort wurde 1815 gegründet und bildet seitdem das Zentrum der Insel. Es gibt dort eine Schule, ein Krankenhaus, eine Post, ein Museum, ein Café, eine Kneipe, je eine katholische („St. Joseph“) und eine anglikanische („St. Mary“) Kirche sowie ein Schwimmbecken. Das Verwaltungsgebäude („Government Building“) beherbergt den Island Council und die Büros des Administrators, der die Insel im Namen des britischen Gouverneurs von Saint Helena verwaltet.
Verwaltungsgliederung
Tristan da Cunha besteht aus der bewohnten Hauptinsel, der mit Wetterstation versehenen Insel Gough und dem unbewohnten Nightingale Islands
Verwaltungseinheiten:
3 islands (Inseln)
Bevölkerung
Im Folgendern die Bevölkerungsentwicklung samt Dichte - bezogen auf die Gesamtfläche des Archipels von 98 km².
Bevölkerungsentwicklung:
Jahr Einwohner Dichte (E/km²)
1791 5 0,05
1800 3 0,02
1810 3 0,02
1814 2 0,02
1823 10 0,10
1826 11 0,11
1827 14 0,14
1851 85 0,87
1856 71 0,73
1857 28 0,30
1880 102 1,05
1881 110 1,13
1886 97 0,99
1893 52 0,54
1901 74 0,76
1903 61 0,63
1910 90 0,92
1920 119 1,22
1925 135 1,38
1931 150 1,53
1937 190 1,94
1946 230 2,35
1949 240 2,45
1950 241 2,46
1951 242 2,47
1952 245 2,50
1953 247 2,52
1954 252 2,57
1955 251 2,56
1956 248 2,53
1957 250 2,55
1958 262 2,6j7
1959 273 2,78
1960 272 2,77
1961 264 2,69
1962 7 0,07
1963 198 2,03
1964 278 2,83
1965 286 2,93
1966 267 2,72
1967 259 2,64
1968 268 2,73
1969 271 2,76
1970 275 2,81
1971 276 2,82
1972 289 2,95
1973 292 2,98
1974 294 3,00
1975 308 3,14
1976 316 3,20
1977 314 3,20
1978 316 3,22
1979 320 3,27
1980 320 3,27
1981 323 3,30
1982 324 3,31
1983 324 3,31
1984 316 3,22
1985 310 3,16
1986 312 3,18
1987 309 3,16
1988 306 3,12
1989 299 3,05
1990 289 2,95
1991 291 2,97
1992 296 3,02
1993 300 3,06
1994 293 2,99
1995 292 2,98
1996 288 2,94
1997 287 2,93
1998 284 2,90
1999 298 3,04
2000 296 3,02
2001 297 3,03
2002 290 2,96
2003 284 2,90
2004 271 2,76
2005 271 2,76
2006 267 2,72
2007 261 2,66
2008 284 2,90
2009 255 2,60
2010 264 2,69
2011 248 2,53
2012 241 2,46
2013 266 2,71
2014 267 2,72
2015 302 3,08
2016 293 2,99
2017 270 2,75
2018 250 2,55
2019 246 2,51
2020 245 2,50
2021 243 2,48
2022 260 2,65
2023 264 2,69
Die Bevölkerung sank von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 0,402 % pro Jahr. Das Durchschnittsalter lag 2008 bei etwa 38 Jahren. Die mittlere Lebenserwartung liegt bei etwa 78 Jahren. Die Zahl der Haushalte beträgt insgesamt rund 90.
Volksgruppen
Die ersten dauerhaften Siedler, die ab 1817 die Insel bewohnten, waren hauptsächlich britische Soldaten, wie William Glass, der die Gemeinschaft bis zu seinem Tod 1853 führte. Hinzu kamen US-Amerikaner, darunter Walfänger, und einige Niederländer, die sich auf der Insel niederließen. Eine bedeutende Gruppe waren Nachkommen von fünf Frauen aus Sankt Helena, die 1827 eintrafen und europäisch-afrikanische Wurzeln mitbrachten. Diese Mischung führte zu einer kleinen, aber vielfältigen Gemeinschaft, die durch enge familiäre Bindungen und interkulturelle Ehen verbunden war. Die Bevölkerung schwankte zwischen 50 und 150 Personen, wobei die Isolation Inzuchtprobleme mit sich brachte, die jedoch durch strenge moralische Werte und Gemeinschaftsstrukturen gemildert wurden. Bis 1940 wuchs die Bevölkerung langsam auf etwa 188 Personen, blieb aber eine geschlossene Gemeinschaft ohne nennenswerte Einwanderung.
Mit Stand 2023 leben 264 britische Bürger auf der Insel. Sie stammen von insgesamt sieben Siedlerfamilien ab: Glass, Swain, Green, Rogers, Hagan, Repetto und Lavarello. Bei diesen Urfamilien ist es geblieben.
Sprachen
Die offizielle und primäre Sprache ist Englisch, genauer gesagt eine einzigartige Varietät namens Tristan da Cunha English, auch Tristanian genannt. Diese gehört zu den südatlantischen Englischvarianten und weist Merkmale wie vereinfachte Grammatik (zum Beispiel fehlende Pluralendungen: two man), doppelte Negationen (nobody never come) oder expressive Formen (more better) auf. Sie ist die kleinste englischsprachige Gemeinschaft weltweit und bleibt weitgehend monolingual, da die Insel vor der Besiedlung im 19. Jahrhundert unbewohnt war und keine indigenen Sprachen existierten.
Tristanian wird im täglichen Leben unter Einheimischen verwendet, besonders zu Hause und untereinander. Er klingt für Außenstehende oft unverständlich und enthält Einflüsse aus schottischen, irischen, südafrikanischen und St.-Helena-Englisch. Beispiele: Aussprache von "island" als hiland oder Wörter wie qualmish (übel). Die Bewohner sind stolz auf ihren Dialekt und pflegen ihn aktiv. Standard-British English wird mit Besuchern und Offiziellen gesprochen, um Verständnis zu gewährleisten. Schulen unterrichten zu einem Drittel auf Englisch, um Bilingualismus zu fördern.
Die Gemeinschaft ist größtenteils englischsprachig, aber durch Tourismus und Handel können einige Bewohner weitere Sprachen wie Deutsch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch oder Afrikaans (aufgrund südafrikanischer Einflüsse). Es gibt keine offiziellen Minderheitensprachen; die Isolation (kein Flughafen, nur Schiffsverbindungen) begünstigt dies. In einigen Berichten wird erwähnt, dass Familien englische Wörter mit Einflüssen aus anderen Kulturen mischen, aber keine separaten Sprachen wie „Cunhan“ existieren – das scheint ein Missverständnis oder fiktiver Begriff zu sein.
Religion
Die einzige Religion ist das Christentum, wobei die einzigen Konfessionen anglikanisch und römisch-katholisch sind. Die römisch-katholische Bevölkerung wird von der Mission Sui Iuris von Sankt Helena, Ascension und Tristan da Cunha betreut, die administrativ zur Apostolischen Präfektur der Falklandinseln gehört.
Die Bewohner wurden seit jeher als fromm und gottesfürchtig beschrieben, ohne Alkohol oder Kriminalität in ihrer Gemeinschaft. Gottesdienste fanden regelmäßig statt, oft geleitet von einflussreichen Siedlern wie William Glass oder später Peter Green, der die Gemeinde bis 1902 führte. In den 1860er Jahren gab es Spannungen zwischen Anglikanern und anderen Konfessionen. Ab den 1890er Jahren besuchten katholische Missionare die Insel. Geistliche, die auch als Magistrate fungierten, hatten großen Einfluss. Dies führte immer wieder zu Streitigkeiten - 1940 etwa wurde deswegen der Geistliche Wilde evakuiert. Trotz alledem ist die Religion ein vereinigendes Element, das die Gemeinschaft in der Isolation zusammenhält und durch Gebete, Bibellesungen und gemeinsame Rituale stärkt.
Religionsbekenntnisse 2001:
- Anglikaner 267 (89,9 %)
- Katholiken 30 (10,1 %)
Siedlungen
Die Siedlung Edinburgh of the Seven Seas, oft einfach „Edinburgh“ oder „The Settlement“ genannt, ist die einzige Ortschaft auf Tristan da Cunha, der abgelegensten bewohnten Insel der Welt im Südatlantik. Sie liegt an der Nordwestküste der Insel, am Fuß des Vulkans Queen Mary’s Peak, auf einer der wenigen ebenen Flächen, die für eine Siedlung geeignet sind. Gegründet in den frühen 19. Jahrhundert von britischen Siedlern, ist sie das politische, wirtschaftliche und soziale Zentrum für die etwa 250 Einwohner der Insel.
Edinburgh of the Seven Seas erstreckt sich entlang einer schmalen Küstenebene, umgeben von steilen, vulkanischen Klippen und dem Atlantik. Die Landschaft ist karg, mit grasbewachsenen Hängen und wenigen Bäumen, da die Insel windig und exponiert ist. Der Vulkan, der 1961 ausbrach, liegt in unmittelbarer Nähe, und die Siedlung wurde damals evakuiert, aber später wieder aufgebaut.
Die Siedlung besteht aus etwa 80 bis 100 einfachen, meist einstöckigen Häusern, die robust gebaut sind, um dem rauen Wetter zu widerstehen. Die Gebäude sind bunt gestrichen, oft mit Wellblechdächern, und verteilen sich locker um eine Hauptstraße. Viele Häuser haben kleine Gärten, in denen Kartoffeln und andere widerstandsfähige Pflanzen angebaut werden, da die Selbstversorgung wichtig ist. Die Architektur ist funktional, mit Einflüssen britischer Siedlertraditionen.
Die St. Mary’s Anglican Church ist das spirituelle und soziale Zentrum der Insel. Im Ortszentrum befindet sich ein kleines Postamt - die hier vertriebenen Briefmarken sind ein wichtiges Exportgut. Der einzige Laden versorgt die Insel mit importierten und lokalen Waren (zum Beispiel Hummer). Der „Albatross Pub“ ist ein Treffpunkt für soziale Anlässe. Es gibt eine asphaltierte Hauptstraße, aber nur wenige Fahrzeuge (ein Polizeiauto, Traktoren, einige Landrover). Strom kommt von einem Dieselgenerator, Wasser aus Quellen und Regen. Internetzugang ist seit 2010 verfügbar, aber langsam und teuer; Starlink wurde kürzlich eingeführt, verbessert die Konnektivität jedoch nur begrenzt. Es gibt keine Straßenlaternen, die Siedlung bleibt nachts dunkel.
Verkehr
Die abgelegene Lage der Inseln erschwert den Transport zur Außenwelt. Tristan da Cunha hat keine Landebahn und ist im Allgemeinen für den Flugverkehr nicht zugänglich, obwohl das weitere Gebiet vom Flughafen St. Helena und der RAF Ascension Island angeflogen wird. Fischerboote aus Südafrika fahren die Inseln acht oder neun Mal pro Jahr an.
Straßenverkehr
Es gibt mehr als 10 km Wege auf Tristan da Cunha, in und rund um Edinburgh 6 km Allwetterstraßen.
Fahrzeugbestand 2010:
- insgesamt 117
- davon Pkw 7
- Mopeds und Motorräder 80
- Nutzfahrzeuge 30
Schiffsverkehr
Mehrere Male im Jahr steuern Versorgungsschiffe aus verschiedenen Teilen der Welt (unter anderem aus Hamburg) den kleinen Fischerhafen der abgelegenen Insel an. Etwa einmal im Monat kommt eines von zwei Fischereibooten von Kapstadt aus in die Gewässer um die Insel, um dort zu fischen, und transportiert dabei auch Passagiere und Güter. Einmal im Jahr steuert das südafrikanische Polarforschungsschiff SA Agulhas auf der Fahrt von Kapstadt zur südafrikanischen Forschungsstation auf der Insel Gough Tristan de Cunha an und transportiert ebenfalls Güter und Passagiere. Dieser Service ist Bestandteil des Pachtvertrages für die Forschungsstation.
Die RMS Saint Helena verband die Hauptinsel mit St. Helena und Südafrika einmal im Jahr während ihrer Januarreise, hat dies aber in den letzten Jahren nur noch wenige Male getan, 2006, 2011, und zuletzt 2018. Im selben Jahr wurde die RMS St. Helena aus dem Verkehr gezogen. Drei Schiffe fahren Tristan da Cunha regelmäßig an, wobei in der Regel weniger als ein Dutzend Besuche pro Jahr stattfinden. Andere Schiffe können die Insel gelegentlich anlaufen. Der Hafen von Edinburgh of the Seven Seas heißt Calshot Harbour, benannt nach dem Ort in Hampshire, England, wo die Inselbewohner während des Vulkanausbruchs vorübergehend untergebracht waren.
Luftverkehr
Es gibt keine Landebahn auf Tristan da Cunha. Mitunter werden Hubschrauber zum Warentransport vom Schiff an Land eingesetzt.
Wirtschaft
Die Insel hat eine einzigartige soziale und wirtschaftliche Struktur, in der alle ansässigen Familien Landwirtschaft betreiben und das gesamte Land in Gemeinschaftsbesitz ist. Außenstehenden ist es verboten, Land zu kaufen oder sich auf Tristan niederzulassen. Neben der Subsistenzlandwirtschaft sind die wichtigsten Wirtschaftszweige die kommerzielle Fischerei und die Regierung. Die wichtigsten Exportindustrien sind die Jasus-Fischerei, der Verkauf von Briefmarken und Münzen der Insel sowie ein begrenzter Tourismus.[92] Wie die meisten britischen Überseegebiete war St. Helena nie Teil der Europäischen Union, sondern gehörte der Assoziation der überseeischen Länder und Gebiete der EU an.
Die Bank of Saint Helena wurde 2004 auf St. Helena und der Insel Ascension gegründet. Diese Bank hat keine physische Präsenz auf Tristan da Cunha, aber die Einwohner von Tristan haben Anspruch auf ihre Dienstleistungen. Obwohl Tristan da Cunha zum selben Überseegebiet gehört wie St. Helena, wird dort nicht das lokale St. Helena-Pfund verwendet, sondern die britische Ausgabe des Pfund Sterling.
Die Insel befindet sich in der Südatlantischen Anomalie, einem Gebiet der Erde mit einem ungewöhnlich schwachen Magnetfeld. Am 14. November 2008 wurde auf der Insel ein geomagnetisches Observatorium eingeweiht, das im Rahmen eines Joint Ventures zwischen dem Dänischen Meteorologischen Institut und DTU Space errichtet wurde.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft auf Tristan da Cunha ist eine Gemeinschaftsangelegenheit: Jeder Bewohner ist Farmer, und Subsistenzlandwirtschaft versorgt die Insel mit Grundnahrungsmitteln. Der Hauptfundament ist die Kartoffelproduktion – die berühmten Tristan Potatoes werden in den steinigen "Patches" (Parzellen) ohne Fruchtfolge angebaut, geschützt durch Mauern vor Wind und Tieren. Der vulkanische Boden und das milde Klima ermöglichen ganzjährigen Anbau ohne schwere Schädlinge, was die Erträge stabilisiert. Überschüsse werden zu Viehfutter verarbeitet oder nach St. Helena exportiert. Neben Kartoffeln gewinnen Obst und Gemüse an Bedeutung: Heimische Gärten, Gewächshäuser und Experimente mit Erdbeeren fördern die Nahrungssicherheit, da Importe teuer und unregelmäßig sind.
An Nutztieren gehalten werden Rinder (80 im Jahr 2001) und Schafe (170 im gleichen Jahr): Jede Familie hat eine Quote von einer Zuchtkuh (Rassen wie Aberdeen Angus oder Welsh Black, verbessert durch künstliche Besamung und importierte Bullen), während Schafe für Fleisch und Wolle gehalten werden. Rinder grasen teilweise halbwild an Küsten wie The Caves oder Sandy Point, Schafe werden zu "Shearing Day" (Schur-Tag) zusammengetrieben. Grasproduktion ist essenziell, doch der saure, steinige Boden auf der Ebene erfordert Kalkdüngung und Stickstoffzufuhr. Geflügel (ca. 700 Hühner und Enten) liefert Eier und recycelt Abfälle. Die Landwirtschaft unterstützt nicht nur die Ernährung (z. B. jährliches Lammfleisch), sondern auch das Handwerk durch Wolle und stärkt die Resilienz – Herausforderungen wie Bodensäure und begrenzte Tierarztversorgung (nur saisonal) werden durch Community-Arbeit gemeistert. Wirtschaftlich trägt sie zur Autarkie bei, mit Fokus auf Nachhaltigkeit.
Fischerei
Die Fischerei ist der wirtschaftliche Motor von Tristan da Cunha. Wichtigster Fisch ist der Rock Lobster (Jasus paulensis, auch Crawfish oder St. Paul Spiny Lobster), eine endemische Languste, die 50 bis 70 % der Exporte ausmacht. Seit den 1940er Jahren kommerziell betrieben, symbolisiert sie die Beziehung zum Ozean – sie ziert sogar das Wappen der Insel. Die Saison (Juli–November) umfasst nur 18 bis 72 Fangtage, mit Starts bei 5 Uhr morgens (Gong-Signal). Lokale Fischer in kleinen Booten (mit Fallen und Reifennetzen in Kelpwäldern) landen bis zu 125 Tonnen jährlich (1991 waren es noch 426 t), wie im August 2025 mit einer Fangquote von über 800 kg pro Tag. Der südafrikanische Konzern Ovenstone Agencies fischt 316 Tonnen (2023/24) mit Quoten von rund 800.000 Tieren, verarbeitet sie (gekocht, eingefroren) und exportiert nach Kapstadt – ein Schwanz bringt 39 USD. Die Inselquote für 2025/26 beträgt 466,9 Tonnen (inklusive Außeninseln wie Gough), angepasst an Überfänge.
Seit 1997 gelten Größenlimits, Beobachter messen täglich, und Unterwasserkameras überwachen Bestände. Der 2019 eingerichtete Marine Protected Zone (MPZ, 687.000 km², 91 % Sperrgebiet) reduziert Schiffsverkehr um 88 % und schützt Biodiversität, unterstützt durch Satellitenüberwachung (Global Fishing Watch). Herausforderungen umfassen Überfischung (historisch), Klimawandel (wärmeres Wasser bedroht Kelp) und Umweltkatastrophen wie Schiffsunglücke (2006 und 2011). Die Fischerei schafft Jobs, versorgt Strom und Transport (inklusive Medevacs) und feiert sich an "Sea Sunday". Im September 2025 hob die BBC hervor, wie Langusten die "ferne Stadt am Leben halten", mit hoher Compliance, aber anhaltenden Risiken.
Handwerk
Vor allem das Stricken prägt seit fast 200 Jahren die Inselkultur. Die Marke „37 Degrees South“ (benannt nach der Breitenlage) vermarktet handgefertigte tristanische Wollprodukte weltweit: Von Schafschur über Karden und Handspinnen (zu "worsted"-Garn in natürlichen Farben von Schwarz bis Weiß) bis zum Fertigprodukt entsteht alles lokal. Schlüsselprodukte sind Pullover (Ganseys, 95 bis 155 £, maßgeschneidert mit Designs wie Streifen), Socken (speziell "Love Socks" mit bunten Streifen, 22 bis 27 £), Mützen (mit Pinguin-Motiven oder Rauten, 11 bis 20 £), Schals (27 £), Handschuhe (11 bis 22 £) und Cardigans. Bunte Importwolle erweitert die Palette; Bestellungen (bezüglich Größe und Design) gehen über den Souvenirladen (shop.tristandc.com).
Zu den Handwerksbereichen gehören auch die Herstellung von Modell-Langbooten (aus Segeltuch über Holzrahmen, benannt nach historischen Schiffen wie "Margaret Rose", in Größen) und die Produktion von gestrickten Rockhopper-Pinguinen, die als Kinderspielzeug veremarktet werden. Handwerkliche Tätigkeit generiert durch Exporte wichtige Einnahmen für die Insulaner.
Industrie
Die Fischfabrik (auch Lobster Processing Factory oder Crawfish Processing Plant genannt) ist das wirtschaftliche Herzstück der Insel und dreht sich um die Verarbeitung der endemischen Tristan Rock Lobster (Jasus paulensis, auch St. Paul Spiny Lobster oder Crawfish). Diese Languste, die in den kühlen Gewässern um die Inselgruppe (Tristan, Gough, Nightingale, Inaccessible) vorkommt, ist das wertvollste Exportgut und symbolisiert die Abhängigkeit von der See – sie ziert sogar das Inselwappen. Die Fabrik versorgt nicht nur den Export, sondern schafft Jobs, finanziert Infrastruktur und unterstreicht die nachhaltige Lebensweise der Tristanians.
Wasserwirtschaft
Die primäre Quelle ist der "Big Watron"-Bach am östlichen Rand des Dorfes Edinburgh of the Seven Seas. Das Wasser wird in einem großen Sammelbehälter gespeichert und über ein Rohrnetz in die Siedlung verteilt. Trotz hoher Niederschläge gibt es in den Sommermonaten (Dezember–Februar) Wassermangel, da der Regen geringer ausfällt. Die Insel hat keine moderne Entsalzungsanlage; stattdessen werden Vorschläge für Regenwassersammlung, -speicherung und -recycling diskutiert, um die Versorgung zu verbessern. Die öffentliche Abwassersystem ist rudimentär: Toiletten entleeren in eine große Zisterne (Cesspit), deren Überlauf direkt ins Meer bei Garden Gate Beach fließt – eine Praxis, die umweltbelastend ist, aber aufgrund der Isolation toleriert wird. Upgrades wurden in den 1960er Jahren durchgeführt, finanziert durch externe Hilfen wie die EU.
Energiewirtschaft
Die Energieversorgung basiert hauptsächlich auf fossilen Brennstoffen, ergänzt durch kleine erneuerbare Anteile. Strom wird rund um die Uhr von vier Dieselgeneratoren im Fischfabrik-Gebäude erzeugt, die nach einem Brand 2008 modernisiert wurden. Der Diesel wird in neun Tanks à 20.000 Liter gelagert und per Schiff aus Südafrika importiert. Die Kosten schwanken stark (0,24 £ pro kWh im Jahr 2025), da der Transport teuer ist. Seit 2015 gibt es ein Pilotprojekt mit einer kleinen Solarfarm und Solar-Wasserheizern, das bis zu 40 % erneuerbare Energie anstrebt – ein früher Windkraftversuch in den 1980er Jahren scheiterte an starken Stürmen. Die EU und andere Spender finanzieren Upgrades, um Abhängigkeit von Diesel zu reduzieren. Eine kontinuierliche Stromversorgung wurde durch internationale Stationen (zum Beispiel CTBTO) verbessert, die auch Haushalte unterstützen.
Abfallwirtschaft
Die Abfallentsorgung ist primitiv und umweltbelastend, passend zur Isolation der Insel. Festabfälle werden größtenteils verbrannt, was Rauchpartikel in die Luft und Risiken für Seevögel sowie Meereslebewesen birgt (speziell durch Plastikreste). Es gibt eine Deponie auf dem Lavafeld von 1961, die ästhetisch und potenziell gefährlich ist. Recycling ist begrenzt: Seit 2012 gibt es einen Glaszerkleinerer, der Flaschen zu Füllmaterial für Beton verarbeitet. Projekte wie das Darwin Initiative (DPLUS156) zielen auf Plastikrecycling ab, um Importe zu reduzieren und den Marine-Schutzzone zu helfen. Organischer Abfall wird oft kompostiert oder an Tiere verfüttert, aber es fehlen systematische Lösungen wie Sortieranlagen. Externe Berichte fordern bessere Praktiken von anderen Inseln, um Risiken zu mindern.
Handel
Die Wirtschaft ist subsistenzbasiert mit Fokus auf Fischerei, Landwirtschaft und Export. Der Hauptmotor ist der Felsenfisch (Tristan Rock Lobster), der über eine südafrikanische Firma (Ovenstone) in die USA, Japan und EU exportiert wird – das macht 90 % des Einkommens aus und ist MSC-zertifiziert. Weitere Einnahmen stammen aus Briefmarken, Münzen für Sammler, Tourismus (100 bis 200 Besucher pro Jahr) und Schafwolle. Alle Familien farmen auf kommunal genutztem Land. Importe (Lebensmittel, Treibstoff) erfolgen per Schiff aus Kapstadt (6-Tage-Reise). Kein direkter EU-Handelszugang, aber zollfreie Lobster-Exporte nach Brexit. Die Wirtschaft schrumpft durch sinkende Lobster-Nachfrage und hohe Lebenshaltungskosten; externe Förderungen (EU, UK) sind essenziell.
Das Post Office and Tourism Centre ist das Herz des Handels auf der Insel. Es dient nicht nur als Postamt, sondern auch als primäre Verkaufsstelle für Souvenirs und Grundwaren. Hier werden weltweit begehrte Briefmarken und Münzen für Sammler verkauft, die eine wichtige Einnahmequelle darstellen. Darüber hinaus bietet es Postkarten, T-Shirts und lokale Handarbeiten, wie aus Schafwolle gefertigte Produkte. Das Postamt ist an Wochentagen für wenige Stunden (9 bis 12 Uhr) geöffnet und akzeptiert Bargeld in Saint Helena Pound (SHP, gleichwertig mit GBP), teilweise auch EUR, USD oder ZAR. Seit 2021 sind für Touristen auch Kreditkartenzahlungen möglich, was den Handel für die Besucher erleichtert.
Der einzige „Supermarkt“, lokal als The Shop bekannt, befindet sich in der Siedlung Edinburgh of the Seven Seas. Er versorgt die Bewohner mit importierten Grundnahrungsmitteln wie Konserven, Trockenwaren und Hygieneartikeln. Frische Produkte sind rar, da die Insel zwar Kartoffeln und etwas Gemüse lokal anbaut, aber fast alles andere per Schiff aus Kapstadt importiert wird – eine Reise, die etwa sechs Tage dauert. Die Öffnungszeiten sind stark eingeschränkt, oft nur wenige Stunden täglich, und die Preise hoch, da Transportkosten die Waren verteuern. Zahlungen erfolgen überwiegend in Bargeld, da es weder Geldautomaten noch Online-Banking gibt. Die Bank of St. Helena bietet zwar grundlegende Finanzdienstleistungen, aber die Abwicklung ist auf einfache Transaktionen wie Ein- und Auszahlungen beschränkt.
Neben diesen Einrichtungen spielt der lokale Handel eine Rolle. Familien betreiben Subsistenzlandwirtschaft auf kommunalem Land, tauschen Lebensmittel wie Kartoffeln, Gemüse oder Fisch und verkaufen gelegentlich Handarbeiten an Touristen. Der Export von Felsenfisch (Tristan Rock Lobster), organisiert über eine südafrikanische Firma, ist der wirtschaftliche Rückhalt der Insel und macht etwa 90 % der Exporterlöse aus. Tourismus, obwohl klein (maximal 200 Besucher jährlich), ergänzt das Einkommen durch den Verkauf von Souvenirs und gelegentliche Dienstleistungen.
Finanzwesen
Gezahlt wird mit dem britischen Pfund, es gilt aber auch der südafrikanische Rand. Es gibt keine eigenständige Bank auf der Insel – Bewohner nutzen die Bank of St. Helena (seit 2006), die grundlegende Dienste wie Ein-/Auszahlungen, Überweisungen und Währungsumtausch anbietet. Öffnungszeiten sind begrenzt (9 bis 12 Uhr werktags), keine Online- oder Mobile-Banking, keine Geldautomaten oder Karten. Hohe Gebühren für Transaktionen; Währung ist das Saint Helena Pound (SHP, par zu GBP), aber UK-Pfund zirkulieren. Die Financial Services Regulatory Authority (FSRA) reguliert Finanzdienstleistungen im Territorium, aber auf Tristan fehlt physische Präsenz. Eine Chief Finance Officer-Stelle (2023) unterstreicht den Fokus auf Budgetmanagement und Reformen. Bargeld (GBP, EUR, USD, ZAR) ist für Touristen essenziell.
Soziales und Gesundheit
Die Gesundheitsfürsorge wird von der Regierung finanziert und in den meisten Fällen von einem ansässigen Arzt durchgeführt. Chirurgische Eingriffe oder Einrichtungen für komplizierte Geburten sind daher nur in begrenztem Umfang möglich, und in Notfällen kann es erforderlich sein, mit vorbeifahrenden Fischereifahrzeugen Kontakt aufzunehmen, damit die verletzte Person nach Kapstadt übergesetzt werden kann.
Seit Ende 2007 haben IBM und Beacon Equity Partners in Zusammenarbeit mit Medweb, dem University of Pittsburgh Medical Center und der Inselregierung im Rahmen des „Project Tristan“ den Ärzten der Insel Zugang zu telemedizinischer Hilfe über große Entfernungen verschafft, so dass EKG- und Röntgenbilder zur sofortigen Konsultation an Ärzte in anderen Ländern gesendet werden können.
Das Camogli Healthcare Centre, das üblicherweise als Krankenhaus bezeichnet wird, wurde 2016/17 nach den neuesten Standards des britischen National Health Service gebaut und ausgestattet und am 7. Juni 2017 offiziell eröffnet. Es befindet sich in der südwestlichen Ecke der Siedlung unterhalb des vorherigen Krankenhauses (erbaut 1971), das nun von den Tierärzten und als allgemeines Lager genutzt wird. Das neue Krankenhaus wurde vom britischen Ministerium für internationale Entwicklung mit der Absicht finanziert, dass dank der verbesserten Einrichtungen mehr Eingriffe vor Ort von Fachärzten durchgeführt werden können und somit der Bedarf an teuren Überweisungen nach Kapstadt verringert wird.
Das Camogli Hospital ist klein, mit einem Arzt und begrenzter Ausstattung (keine Intensivstation), aber es deckt Grundbedürfnisse ab. Normalerweise gibt es zwei ausländische Ärzte auf der Insel, die rund um die Uhr Dienst tun. Außerdem gibt es in der Regel zwei ausländische und vier einheimische Krankenschwestern sowie zwei Zahntechniker, einen Krankenhausmanager und Hilfspersonal. Das medizinische Personal kümmert sich um die alltäglichen medizinischen Angelegenheiten, behandelt Notfälle und führt kleinere chirurgische Eingriffe durch. Komplexere und schwerere Fälle werden zur Behandlung nach Kapstadt transportiert, ebenso wie alle werdenden Mütter zur Entbindung.
Krankheiten
Es gibt Fälle von Gesundheitsproblemen, die auf die Endogamie zurückzuführen sind, darunter Glaukom. Darüber hinaus gibt es eine sehr hohe Asthma-Inzidenz (42 %) in der Bevölkerung, und die Forschungen von Noe Zamel von der Universität Toronto haben zu Erkenntnissen über die genetische Natur der Krankheit geführt. Drei der ursprünglichen Siedler der Insel hatten Asthma.
Bildung
Das Bildungswesen ist recht rudimentär; die Kinder verlassen die Schule mit 16 Jahren, und obwohl sie ein Jahr später das Abitur ablegen können, machen nur wenige davon Gebrauch. Die einzige Schule auf der Insel ist die St. Mary‘s School, wo 20 bis 30 Kinder im Alter von 4 bis 16 Jahren unterrichtet werden. Die Marinestation hatte während des Zweiten Weltkriegs ein Schulgebäude errichtet. Die heutige Einrichtung wurde 1975 eröffnet und verfügt über fünf Klassenzimmer, eine Küche, eine Bühne, einen Computerraum sowie einen Raum für handwerkliche und naturwissenschaftliche Fächer. Tristaner Schüler, die eine Ausbildung nach dem 16. Lebensjahr absolvieren, erhalten Unterstützung vom Tristan da Cunha Association Education Trust Fund und gehen in der Regel in das Vereinigte Königreich und nach Südafrika.
Bibliothek
Die Public Library von Tristan da Cunha ist eine kleine, gemeindezentrierte Einrichtung in Edinburgh of the Seven Seas. Sie enthält eine bescheidene Sammlung von etwa 1.000 bis 2.000 Büchern, die Themen wie lokale Geschichte, Natur und internationale Literatur abdecken. Die Bibliothek dient als Leihstelle, Lesezimmer und Informationszentrum für Einwohner und Besucher. Es handelt sich nicht um eine große Zentralbibliothek, sondern um eine funktionale Einrichtung, die in einem Gemeindegebäude untergebracht ist. Der Buchbestand wird regelmäßig durch Spenden und Lieferungen der Tristan da Cunha Association (UK) ergänzt, die Bücher und Newsletter an die Insel sendet. Die Bibliothek spielt eine wichtige Rolle für die Bildung und das Gemeinschaftsleben, bleibt aber aufgrund der kleinen Bevölkerung schlicht und ohne digitalen Katalog.
Kultur
Die Bewohner, die sich auf sieben Familiennamen (wie Glass, Green oder Swain) beschränken, leben eng verbunden. Alle kennen sich, und das Gemeinschaftsgefühl ist stark. Feste wie „Old Year’s Night“ oder der „Donkey Dance“ prägen das soziale Leben. Subsistenzwirtschaft (Kartoffelanbau, Viehzucht) ergänzt den Hummerhandel. Besucher sind selten, da die Anreise per Schiff sechs Tage von Südafrika dauert und Genehmigungen erfordert.
Museum
Das Thatched House Museum, eröffnet 2012, ist das kulturelle Herz von Tristan da Cunha. Es handelt sich um einen Nachbau eines traditionellen Reetdach-Hauses, das die Lebensweise der Inselbewohner vor und nach dem Vulkanausbruch von 1961 zeigt. Ausstellungen umfassen historische Artefakte, Alltagsgegenstände und Informationen zur Siedlergeschichte (mit Wurzeln in Schottland, England, Irland und Südafrika). Das Museum bietet Besuchern die Möglichkeit, in der traditionellen Umgebung zu übernachten, was erstmals 2015 genutzt wurde. Es wird von einer lokalen Kuratorin, wie Shirley Squibb, betreut und wurde 2018 renoviert, um den Erhalt der Exponate zu sichern. Das Museum liegt in Edinburgh of the Seven Seas und ist ein Highlight für Touristen, die die Insel nach einer sechs- bis siebentägigen Schiffsreise von Kapstadt aus erreichen. Neben dem Museum gibt es keine weiteren großen Ausstellungsorte, aber geführte Touren zu historischen Stätten und zur Tierwelt (zum Beispiel Albatrosse) ergänzen das kulturelle Angebot.
Architektur
Die Architektur von Tristan da Cunha ist geprägt von traditionellen Reetdach-Häusern, die aus lokalem vulkanischem Basaltgestein und Neuseeländischem Flachs für die Dächer gebaut werden. Diese robusten, niedrigen Häuser sind an die starken Winde und die feuchte Umgebung angepasst. Viele stammen aus dem 19. Jahrhundert, wurden jedoch nach dem Vulkanausbruch von 1961, der die Inselbewohner zur vorübergehenden Evakuierung zwang, wiederaufgebaut oder renoviert.
Die Siedlung Edinburgh of the Seven Seas besteht aus farbig gestrichenen Steinhäusern, die Funktionalität und Tradition vereinen. Moderne Entwicklungen sind selten, aber ein RIBA-Designwettbewerb (2015/16) des Royal Institute of British Architects brachte Vorschläge für nachhaltige Bauideen, etwa für Gemeindezentren oder Tourismus-Einrichtungen, die lokale Materialien nutzen. Ein Beispiel für ein modernes Gebäude ist das Café da Cunha, das als Teil der Tourismuszentrale dient und den Namen einer einflussreichen Insel-Familie trägt. Die Architektur bleibt schlicht und ökologisch, ohne Raum für Luxus, da die Insel nur per Schiff erreichbar ist (kein Flughafen).
Bildende Kunst
Die bildende Kunst auf Tristan da Cunha ist bescheiden und funktional, da die Insel keine formellen Galerien oder Kunstakademien beherbergt. Stattdessen äußert sich Kreativität in handwerklichen Werken und der Darstellung der einzigartigen Natur – Vulkane, Albatrosse, Rockhopper-Pinguine und die endlose See. Viele Künstlerinnen und Künstler sind Laien, die mit lokalen Materialien wie Wolle, Stein oder Treibholz arbeiten. Bekannte Beispiele umfassen handgefertigte Souvenirs wie geschnitzte Figuren aus Basalt oder bestickte Textilien mit Motiven der Inselvögel.
Die Tradition der Wollverarbeitung überschneidet sich hier mit Kunst: Muster und Designs auf Strickwaren, wie Pinguin-Gesichter oder Inselmotive, werden oft von Einheimischen entworfen. Historische Gravuren und Fotografien, spziell aus dem 19. Jahrhundert, zeigen die Insel als romantisches, fernes Motiv – heute digitalisiert in Sammlungen wie Google Arts & Culture.
Das Thatched House Museum (aus vorherigen Berichten) integriert Kunst durch Ausstellungen lokaler Handwerke und Fotos, die die Siedlergeschichte illustrieren. In jüngerer Zeit fördert die Tristan da Cunha Association (UK) den Export von Kunsthandwerk, um die kulturelle Identität zu bewahren. Die Kunst dient weniger kommerziellen Zwecken, sondern stärkt die Gemeinschaft: Sie entsteht in Alltagsritualen wie dem Stricken oder dem Sammeln von Seevögel-Federn für Dekorationen. Für Besucher gibt es in der Poststelle und dem Souvenirladen kleine Galerien mit Originalen – ein Kontrast zu kommerziellen Stockfotos, die die Insel oft stereotyp darstellen.
Literatur
Der Schriftsteller Arno Schmidt glaubte, in der Insel die Vorlage für den Roman Insel Felsenburg von Johann Gottfried Schnabel gefunden zu haben, und schrieb darüber einen Funk-Essay. Erich Wolfgang Skwara beschriebin seinem 1992 erschienenen Roman Tristan Island einen ehemaligen österreichischen Diplomaten und dessen skurrilen Plan, Tristan da Cunha mit einem Schiff vor die Küste Südkaliforniens zu schleppen. In die Erzählung verwoben sind vielfältige Informationen über die Geschichte und die Bewohner der Inselgruppe. In dem Roman Tristan da Cunha oder die Hälfte der Erde des österreichischen Schriftstellers Raoul Schrott, erschienen 2003, bildet die ausführlich geschilderte Landschaft und Geschichte der Insel den Hintergrund für komplexe Liebesgeschichten.
Eine der bekanntesten Darstellungen der Insel in der Weltliteratur findet sich in dem Roman Die Kinder des Kapitän Grant aus Jules Vernes Romantrilogie der Südhalbkugel (die anderen beiden Teile sind 20.000 Meilen unter dem Meer und Die geheimnisvolle Insel). Darin wird auf Grund des Fundes einer nur bruchstückhaft lesbaren Flaschenpostnachricht von Schiffbrüchigen der als einziges sicher entzifferbare 37. Breitengrad der Südhalbkugel rund um die Erde erkundet, was Jules Verne, wie in fast all seinen Romanen, mit einer für seine Zeit ungewöhnlich genauen und – dichterische Freiheit einbezogen – objektiven Beschreibung von Land und Leuten verbindet.
Theater
Auf Tristan da Cunha gibt es kein festes Theatergebäude, doch die Bewohner pflegen eine lebendige Tradition oraler und performativer Kunst, die eng mit ihrem Alltag verknüpft ist. Jährliche Feste wie die "Saint Jack's Night" – eine Feier mit Kostümen, Tänzen und improvisierten Skizzen – dienen als improvisierte Bühne, auf der Geschichten der Isolation, des Meeres und der Gemeinschaft erzählt werden. Diese Events stärken das soziale Gefüge und erinnern an die Wurzeln der Siedler aus Schottland, Irland und Südafrika.
Ein bemerkenswertes externes Theaterstück, das Tristan da Cunha thematisiert, ist Further Than the Furthest Thing von Zinnie Harris (Uraufführung 2000 am Tron Theatre in Glasgow und Royal National Theatre in London). Das Drama erzählt die Geschichte einer Familie auf der Insel während des Vulkanausbruchs von 1961, der die Bewohner zur Evakuierung zwang. Es verwebt Themen wie Heimatverlust, Identität und die Spannung zwischen Tradition und Moderne. Die Handlung folgt Francis, einem Inselbewohner, der nach der Rückkehr Konflikte mit der Außenwelt erlebt: "The island is a character in itself – vast, unforgiving, yet cradling its people like a secret." Das Stück wurde 2020 in einer zweisprachigen (Englisch-Deutsch) Lesung in Hamburg aufgeführt und hebt die emotionale Tiefe der insularen Psyche hervor: Die Figuren ringen mit der Frage, ob die Isolation ein Fluch oder Segen ist. Es basiert auf realen Ereignissen und Interviews mit Tristianern, was es zu einem Brückenstück zwischen insularer Realität und globaler Bühne macht.
Film
Der Film auf Tristan da Cunha ist vor allem dokumentarisch geprägt und fokussiert die Themen Abgeschiedenheit, Naturkatastrophen und tägliches Überleben. Aufgrund der fehlenden Infrastruktur (kein Flughafen, nur Schiffsanbindungen) sind Dreharbeiten logistisch herausfordernd, was die Werke authentisch und rar macht. Die Insel dient als natürliche Kulisse, die die Grenzen menschlicher Existenz betont.
Ein Meilenstein ist die Tristan da Cunha: No Place Like Home (1989, Regie: Mark Anderson). Dieser Dokumentarfilm begleitet den US-Produzenten John Hemingway auf einer zweiwöchigen Reise per Postschiff zur Insel. Er porträtiert das Leben der 300 Bewohner in Edinburgh of the Seven Seas: Das Fischen auf Seevögeln, die harte Landwirtschaft und die enge Familienstruktur. Hemingway reflektiert: "Hier, 2.400 Kilometer von der Zivilisation entfernt, fühlt sich die Zeit an wie ein Relikt – kein Stromausfall, sondern ewige Präsenz des Ozeans." Der Film kritisiert subtil die "Vanity" externer Besucher, die die Insel als Kuriosität sehen, und feiert die Resilienz der Einheimischen. Er wurde für seine rohe Authentizität gelobt, wenngleich einige Rezensenten den Präsentator als "ablenkend" empfanden.
Ein spezielles Proidukt ist 37°4 S (2013, Kurzfilm, Regie: Adriano Valerio), der erste fiktionale Film, der vollständig auf der Insel gedreht wurde. Die Geschichte dreht sich um die Jugendlichen Nick und Anne, die in der winzigen Gemeinschaft aufwachsen und mit der Entscheidung ringen, die Isolation zu verlassen. Anne plant, in England zu studieren, während Nick an seiner Boot bleibt: "Auf dieser Insel, wo jeder jeden seit der Geburt kennt, ist Liebe wie ein offenes Geheimnis – erstickend und tröstlich zugleich." Mit lokalen Darstellern wie Riaan Repetto und Natalie Swain fängt der Film die Nuancen des Tristanischen Dialekts und die Konflikte zwischen Tradition und Sehnsucht ein. Er gewann Preise für seine poetische Darstellung der "kleinsten Welt" und thematisiert Inzucht und Abhängigkeit subtil, ohne zu urteilen.
Historisch bedeutsam sind frühe Dokumentarfilme wie Tristan da Cunha (1927, produziert von der Society for the Propagation of the Gospel). Basierend auf Aufnahmen der Shackleton-Expedition (1922) mit dem Schiff Quest, zeigt er das Leben vor der Moderne: Landungen per Ruderboot, Missionstätigkeiten und die raue Vulkanlandschaft. Der Film diente als Propagandamittel für Spenden und wurde in Vorträgen mit Laternenbildern präsentiert: "Aus der Perspektive des Außenseiters wird die Insel zur Bühne göttlicher Prüfung – ein Appell an die Welt, die Vergessenen nicht zu vergessen." Er markiert den Übergang von Expeditionsfilmen zu narrativen Dokumentationen.
Neuere Werke wie Life on Tristan da Cunha – The World's Most Remote Inhabited Island (2016, Teil der BBC-Serie Britain's Treasure Islands, Regie: Stewart McPherson) beleuchten den Alltag nach dem Vulkanausbruch von 1961. McPherson erkundet die Repatriierung und die heutige Selbstversorgung: "Inmitten des Atlantiks, wo Albatrosse tanzen und Vulkane schlafen, lebt eine Gemeinschaft, die Isolation in Stärke verwandelt." Der Film verbindet Naturaufnahmen mit Interviews und wurde 2016 auf BBC Four ausgestrahlt, inklusive einer Präsentation bei der Royal Geographical Society.
Musik und Tanz
Die Tristanier Mary Swain und Percy Lavarello wurden 1962 während ihrer Evakuierung in Calshot, Hampshire, von Maud Karpeles und Peter Kennedy aufgenommen, als sie traditionelle Lieder sangen und über die Kultur der Insel, vor allem Musik und Tanz, sprachen; die vollständige Aufnahme (aufgeteilt auf sieben Bänder und auch mit anderen Tristan-Bewohnern) ist auf der Website des British Library Sound Archive zu hören. Auf diesen Bändern singt Mary Swain traditionelle englische Volkslieder, die sie von ihrer Mutter gelernt hat, darunter Kinderballaden aus dem siebzehnten Jahrhundert wie „Barbara Allen“ und „The Golden Vanity“. Sie beschreibt auch, wie der Tanz ein wichtiges Element des Lebens auf Tristan war; bekannte Tänze wie Stepptänze, Walzer, Polkas, Mazurkas und Schottische waren üblich, aber auch viele einzigartige traditionelle Tänze wie „The Donkey Dance“ (Eselstanz), „The Pillow Dance“ (Kissentanz), „The Chair Dance“ (Stuhltanz) und etwas namens „Tabby Oaker's Big Toe“ (Großer Zeh von Tabby Oaker), bei dem man seine Füße zur Schau stellte. Es scheint, dass die Musik und der Tanz auf Tristan letztlich von englischen Traditionen abgeleitet waren, aber verschiedene Besonderheiten entwickelt hatten.
Das Tristan Song Project war eine Zusammenarbeit zwischen der St. Mary's School und Amateurkomponisten in Großbritannien unter der Leitung des Musiklehrers Tony Triggs. Es begann 2010 und umfasste das Schreiben von Gedichten durch Schüler der St. Mary‘s School und die Vertonung durch Tony Triggs und seine Schüler. Eine Desktop-Publikation mit dem Titel Rockhopper Penguins and Other Songs (2010) umfasste die meisten der in diesem Jahr fertiggestellten Lieder und finanzierte eine Lieferung von Gitarren an die Schule. Im Februar 2013 gab das Tristan Post Office einen Satz von vier Song Project-Briefmarken heraus, die Musikinstrumente der Insel und Texte von Song Project-Liedern über den Vulkan und die Tierwelt Tristans zeigen. Im Jahr 2014 wurde das Projekt erweitert und als International Song Project fortgeführt.
Kleidung
Seit den 1810er Jahren, als britische Siedler auf die Insel kamen, ist Stricken ein zentraler Bestandteil des Lebens – eine Notwendigkeit gegen die stürmischen Winde und Kälte, die zur Kunstform wurde. Die Inselproduktion basiert auf lokaler Wolle von Schafen, die auf den vulkanischen Hängen grasen: Von der Schur bis zum Färben mit natürlichen Farbstoffen (zum Beispiel Pflanzenextrakten) ist der Prozess handwerklich. Die Marke 37 Degrees South, seit 2012 etabliert, verkauft weltweit authentische Wollkleidung wie Pullover, Mützen, Schals und Socken mit traditionellen Mustern – zum Beispiel Streifen, Rauten oder personalisierten Motiven wie "Tristan da Cunha" oder Pinguin-Gesichtern. Jede Ware trägt ein Etikett mit dem Namen der Strickerin und einem Zertifikat, das die Herkunft bestätigt.
Früher folgten die Designs standardisierten Mustern, doch heute erlauben Kreativität und Individualisierung: Farben wie Inselweiß, Schwarz oder importierte Rot- und Blautöne werden kombiniert. Alltagsbekleidung ist praktisch – wetterfeste Jacken, Gummistiefel für Schlammwege und Schichten aus Wolle –, aber farbig und gemustert, um die Isolation aufzuhellen. Souvenirs wie T-Shirts mit Inselmotiven (etwa Flagge oder Vulkan) werden overseas produziert und online verkauft, ergänzen aber die handgemachte Tradition. Das Stricken fördert soziale Bindung: Frauen (und Männer) treffen sich in "knitting circles", wo Geschichten geteilt werden. Diese Kleidungstradition ist nicht nur funktional, sondern ein künstlerisches Erbe, das Exporteinnahmen generiert und die Inselidentität bewahrt.
Kulinarik und Gastronomie
Die Kulinarik von Tristan da Cunha ist robust, selbstversorgt und geprägt von der Abhängigkeit von lokalen Ressourcen – ein Spiegel der Isolation, die nur Schiffsimporte erlaubt (zum B eispiel Mehl, Zucker). Die Gastronomie ist community-basiert: Keine gehobenen Restaurants, sondern Cafés und Heimküchen, die frische Produkte feiern. Zentrale Zutaten sind Tristan Potatoes (berühmt für ihren erdigen Geschmack, angebaut in steinernen Parzellen), Crawfish (Hummer-ähnliche Languste, die 50 % der Exporte ausmachen), Mutton (Schaaf), Rindfleisch und frischer Fisch wie Cape Mackerel.
Traditionelle Gerichte mischen britische, afrikanische und südafrikanische Einflüsse: Stuffed Roast Mutton (gefülltes Hammelbraten), Pumpkin Bredie (Kürbis-Eintopf), Crawfish Hash (Langusten-Hack mit Kartoffeln) oder Fish Cakes. Desserts umfassen Plum Hard Cakes, Snislens (gefüllte Teigtaschen) und traditionelle Puddings. Suppen wie "Inside Soup" (Innereien-Eintopf) nutzen alles Verfügbare. Die Insel hat keine formelle Gastronomieszene, aber Highlights sind das Café da Cunha (frischer Kaffee, selbstgebackene Kuchen und Lobster-Sandwiches) und The Albatross Bar (frischer Fisch mit Meerblick).
Das Edinburgh Café betont Gemüse aus lokalen Gärten, die durch vulkanischen Boden einzigartig schmecken. Ein Kochbuch Recipes from Tristan da Cunha (von Dawn Repetto, 2010) dokumentiert 36 Rezepte mit Fotos und Hintergründen zu Traditionen wie dem "Done Down Meat" (langsam gegartes Fleisch). Die Gastronomie ist saisonal: Frischer Lobster im Sommer, Taters das ganze Jahr. Für Touristen (per Schiff aus Kapstadt, 6 bis 7 Tage) gibt es geführte Mahlzeiten in Häusern, die die Gastfreundschaft unterstreichen. Die Diät ist nährstoffreich, aber einfach – Studien aus den 1960er Jahren heben den hohen Fisch- und Kartoffelkonsum hervor. Heute ergänzt der Supermarkt (ehemals "Canteen") Importe, doch die Kernküche bleibt lokal und nachhaltig, mit Fokus auf Frische und Gemeinschaft.
Festkultur
Auf der Insel wird jedes Jahr vor Weihnachten eine dreiwöchige Pause von der Regierungs- und Fabrikarbeit eingelegt. Der Beginn der Ferien, der so genannte Break-Up Day, wird in der Regel mit Festen und Feiern begangen. Die Inselbewohner feiern traditionell am zweiten Weihnachtsfeiertag, nicht aber am ersten Weihnachtstag.
Am „Old Year's Day/Night“ (das heißt in der Silvesternacht) verbergen die Inselbewohner traditionell ihre Identität mit Masken oder Blackface, und die Männer tragen Frauenkleider; alle feiern anonym, indem sie zwischen den Haushalten hin- und herziehen, Lieder singen, tanzen, schreien, auf Instrumenten spielen und Böller abfeuern. Um Mitternacht läutet eine Glocke das neue Jahr ein. Am Neujahrstag spielten die Inselbewohner Cricket und Fußball und feierten später am Tag noch einmal. Die Verkleidungen erinnern manchmal an die englischen Border Morris-Tänzer. Auch im mittelalterlichen England wurde in dieser Zeit ununterbrochen geschlemmt und gefeiert, was in der Twelfth Night, dem traditionellen Ende der Weihnachtszeit am 6. Januar, seinen Höhepunkt fand. Im England der Tudorzeit wurde die Zwölfte Nacht selbst für immer in der Populärkultur verankert, als William Shakespeare sie als Schauplatz für eines seiner berühmtesten Bühnenstücke mit dem Titel Twelfth Night verwendete. Oft wurde ein Lord of Misrule gewählt, um die Weihnachtsfeierlichkeiten zu leiten.
Einige dieser Traditionen wurden von älteren heidnischen Bräuchen übernommen, darunter die römischen Saturnalien und das germanische Weihnachtsfest. Einige finden sich auch in der modernen Pantomime wieder, wo traditionell die Autorität verspottet wird und die männliche Hauptrolle von einer Frau gespielt wird, während die ältere weibliche Hauptrolle, die "Dame", von einem Mann gespielt wird.
Festtage:
1 Januar | New Year's Day | Neujahr |
Freitag vor Ostern | Good Friday | Karfreitag |
Ende März / Anfang April | Easter Monday | Ostermontag |
1. Montag im Mai | May Day | Maifeiertag |
25 Dezember | Christmas Day | Weihnachten |
26 Dezember | Boxing Day | 2. Weihnachtstag |
Medien
Das lokale Fernsehen begann 1984 mit aufgezeichneten Sendungen am Dienstag-, Donnerstag- und Sonntagabend. Live-Fernsehen gab es auf der Insel erst 2001 mit der Einführung des British Forces Broadcasting Service (BFBS TV), der heute sechs Kanäle anbietet: BBC One, BBC Two, ITV, Channel 4, Sky News und BFBS Extra, die über lokale Sender an die Inselbewohner übertragen werden. Die meisten Fernsehbildschirme sind modern und DTV-fähig, während einige ältere analoge CRT-Geräte mit angeschlossenen Digitalboxen noch in Betrieb sind. BFBS Radio 2 ist der lokal verfügbare Radiosender.
Die Tristan Times war eine Online-Zeitung für die Insel, die von 2003 bis 2019 erschien. Die Inselregierung veröffentlicht auch Nachrichten auf ihrer Website, die von der im Vereinigten Königreich ansässigen Tristan da Cunha Association gepflegt wird.
Die Regierung und die Tristan da Cunha Association betreiben gemeinsam die offizielle Website der Insel mit allen praktischen Informationen, Nachrichten und Fakten über die Insel. Die Website wird vom britischen Festland aus aktualisiert, aber aufgrund des langsamen Internets sind die von Tristan da Cunha aus aufgenommenen und hochgeladenen Fotos alle in niedriger Auflösung, was es auch ermöglicht, in dem Gebiet mit akzeptabler Geschwindigkeit online zu navigieren.
Kommunikation
Die ITU hat Tristan da Cunha die Telefonvorwahl +290 zugewiesen; die Einwohner haben jedoch Zugang zum Telekommunikationsnetz des Außenministeriums und des Commonwealth Office, das von Global Crossing bereitgestellt wird; dieser Dienst nutzt den Nummernbereich London 020, was bedeutet, dass die Nummern über den britischen Telefonnummernplan erreichbar sind. Ein satellitengestützter Internetzugang wurde 1998 auf Tristan da Cunha eingeführt, war aber aufgrund der hohen Kosten für die lokale Bevölkerung zunächst kaum erschwinglich und wurde hauptsächlich nur zum Versenden von E-Mails genutzt. Die Verbindung war außerdem äußerst unzuverlässig, da sie über eine von Inmarsat bereitgestellte 64-kbit/s-Satellitentelefonverbindung hergestellt wurde.
Erst im August 2005 erhielt die Inselgruppe ihre eigene Postleitzahl. Die Post wurde bis 2003 einmal im Jahr durch eine Postschiffverbindung mit der RMS St. Helena über die Route Portland/U.K.–Ascension–St. Helena–Tristan da Cunha transportiert, in der übrigen Zeit nur unregelmäßig von Frachtschiffen mitgenommen – meist über Südafrika. Der Abschnitt St. Helena–Tristan da Cunha wurde nur 2006 zum 500-jährigen Jubiläum der Inselentdeckung noch einmal befahren. Die nächste Fahrt ist für Januar 2011 geplant. Die Kosten für Kommunikation auf Tristan und vor allem in die Welt hinaus sind extrem hoch. So war zum Beispiel der Preis für eine Gesprächsminute via Cape Town Radio in der Vergangenheit genauso hoch wie der durchschnittliche Stundenlohn.
Seit 2006 stellt ein Terminal mit sehr kleiner Öffnung eine Bandbreite für Regierungszwecke zur Verfügung, die auch über ein Internetcafé und (nach den Bürozeiten) über WLAN für die Häuser auf der Insel zugänglich ist. Mit Stand 2016 gab es auf den Inseln noch keine Mobilfunkabdeckung. Amateurfunkgruppen führen manchmal DX-Peditionen auf der Insel durch. Eine Gruppe war im September und Oktober 2014 als Station ZD9ZS tätig.
Postdaten:
- Postanschrift: Tristan da Cunha, South Atlantic via England
- Telefon-Vorwahl: 00290
Internet
Seit 2005 besteht aber eine Satellitenverbindung einschließlich Internetanschluss und einem Internetcafé auf der Insel.
Sport
Fußball, Kricket und Baseball wurden in der Vergangenheit auf der Insel gespielt. Berichten zufolge wurde der Fußball in den 1920er Jahren von Pfarrer Henry Rogers eingeführt und ist nach wie vor der beliebteste Sport auf der Insel. Rose, Henrys Frau, schrieb über informelle Kick-a-Bouts, die jahrelang stattfanden und schnell zu einem Teil der tristanischen Kultur wurden. Die Inselbewohner teilten sich in zwei Mannschaften auf und trugen Freundschaftsspiele aus, insbesondere zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Taufen undsoweiter.
Im Jahr 1940 bestritten die Fußballer von Tristan da Cunha ihr erstes Länderspiel gegen die Besatzung eines norwegischen Schiffes. Das Ergebnis ist nicht überliefert. In den folgenden Jahren blühte das Spiel auf, und die Inselbewohner spielten gegen die Besatzungen von Schiffen verschiedener Nationalitäten, darunter auch Schiffe der Royal Navy.
Mit der Live-Übertragung von Fußballspielen im Fernsehen erlangte der Sport seine frühere Popularität zurück. Der FC Tristan da Cunha wurde im Jahr 2002 gegründet. Eine örtliche Fischereifirma kaufte ihnen ein Trikot (weiße Trikots und blaue Hosen). Sie hatten ein sehr einfaches Spielfeld auf dem American Field, benannt in Anerkennung der amerikanischen Streitkräfte, die dort während des Zweiten Weltkriegs stationiert waren. Gegner waren jedoch Mangelware. Man musste auf Gastspieler warten, und manchmal vergingen Jahre, ohne dass man gegen ausländische Gegner antreten konnte. Ihr erstes Spiel bestritten sie gegen ein südafrikanisches Fischereifahrzeug und verloren 10:6. Die Abgeschiedenheit von Tristan da Cunha macht es der Mannschaft praktisch unmöglich, ins Ausland zu reisen, um gegen ausländische Gegner zu spielen. In letzter Zeit sind die Mitgliederzahlen des Vereins so weit gesunken, dass nur noch 5 gegen 5 gespielt wird.
Persönlichkeiten
Edwin Dodgson, der jüngste Bruder von Lewis Carroll, verbrachte im 19. Jahrhundert mehrere Jahre als Missionar auf der Insel.
Fremdenverkehr
Im Gegensatz zum Gebiet von Santa Helena mit seinem Flughafen, Hotels und Restaurants, hat Tristan da Cunha aufgrund seiner Abgeschiedenheit eine sehr kleine Tourismusindustrie. Touristen sind willkommen und die Gastfreundschaft der Bevölkerung ist berühmt, aber aufgrund der Entfernung, die nur bei rauer See mit südafrikanischen Fischerbooten mit begrenzten freien Plätzen zu erreichen ist, muss eine Reise Monate im Voraus geplant werden, und das auch nur, nachdem ein verbindlicher Besuchsantrag vom Inselrat genehmigt wurde.
Aus Kapstadt legen regelmäßig Fischerboote und Forschungsschiffe Richtung Tristan da Cunha ab. Die Überfahrt dauert zwischen fünf und sechs Tagen. Und dann kommt es darauf an, ob das Wetter mitspielt. Oft stürmt es so stark, dass kein Schiff anlanden kann. Hin- und Rückfahrt kosten (rund 190 Euro) 2200 Rand.
Gelegentliche Boote oder Kreuzfahrten können einen kurzen Besuch auf der Insel in ihre Reiseroute aufnehmen, aber da es keinen tiefen Hafen gibt, hängt das Anlanden stark von den Seebedingungen ab. Angesichts all dieser Einschränkungen ist der Besuch der Insel mehr als ein touristisches Ziel, sondern eine attraktive Herausforderung für abenteuerlustige Reisende. Alle Besucher, die sich auf Tristan aufhalten, müssen über ein bestätigtes und vollständig bezahltes Rückflugticket, eine Krankenversicherung, die auch eine medizinische Evakuierung nach Kapstadt abdeckt, und ausreichende finanzielle Mittel für ihren gesamten Aufenthalt verfügen. Auf der Insel gibt es keine Hotels. Besucher können ein Gästehaus (mit Verpflegung oder Selbstverpflegung) mieten oder in Häusern mit Vollpension wohnen. Es gibt ein Tourismus-Postamt, in dem Souvenirs verkauft werden, die bei einer Online-Bestellung Monate auf sich warten lassen würden.
Literatur
- wikipedia = https://en.wikipedia.org/wiki/Category:Tristan_da_Cunha
- wikitravel = https://wikitravel.org/en/Tristan_da_Cunha
- wikivoyage = https://en.wikivoyage.org/wiki/Tristan_da_Cunha
Reiseberichte
- So reist du nach Tristan da Cunha (30.6.2023) = https://www.reisereporter.de/reiseinspiration/so-reist-du-nach-tristan-da-cunha-EYGDI7TEPNE6HB6PY4WKWN7T5U.html
- Erin Liam: Ich zog auf eine entlegene Insel = https://www.businessinsider.de/panorama/ich-zog-auf-eine-entlegene-insel-der-perfekte-ort-um-meine-kinder-grozuziehen/
- ÖAMTC: Weihnacht auf der Beatle-Insel = https://www.oeamtc.at/autotouring/reise/weihnacht-auf-der-beatle-insel-16295421
Videos
- Tristan da Cunha 2018 = https://www.youtube.com/watch?v=8RrEaARv3h0
- World's Most Remote Island - Visiting Tristan da Cunha = https://www.youtube.com/watch?v=d8MqEs9wuR4
- Leben auf der abgelgensten Insel der Welt = https://www.youtube.com/watch?v=cjp_p8AZQhE
- Life on Tristan da Cunha = https://www.youtube.com/watch?v=n4ElF8awm90
- Das ist das Leben auf Tristan da Cunha = https://www.youtube.com/watch?v=LA9RgnPPz_s
Atlas
- Tristan da Cunha, openstreetmap = https://www.openstreetmap.org/#map=13/-37.11612/-12.31396
- Tristan da Cunha, Satellit = https://earthobservatory.nasa.gov/images/152936/remote-tristan-da-cunha
Reiseangebote
Reisen zu abgelegenen Inseln: Tristan da Cunha = https://www.inselwelten.ch/tristan-da-cunha.html
Kreuzfahrten nach Tristan da Cunha = https://oceanwide-expeditions.com/de/antarktis/tristan-da-cunha
Forum
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