Capri
Capri - schon der Name klingt wie Musik. Seit mehr als hundert Jahren gilt die Insel am Südrand des Golfs von Neapel als Inbegriff für sommerliche Entrückung. Es ist eine der am meisten besungenen Inseln der Welt.
Inselsteckbrief | |
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offizieller Name | Capri |
alternative Bezeichnungen | Kapréai, Kapríai, Kapríe, Kapría, Kapréa (altgriechisch), Capreae, Capraria (lateinisch), Kābrī (arabisch) |
Kategorie | Meeresinsel |
Inseltyp | echte Insel |
Inselart | Kalkinsel |
Gewässer | Tyrrhenisches Meer (Mar Tirreno), Golf von Neapel (Golfo di Napoli) |
Inselgruppe | Kampanischer Archipel (Arcipelago Campano) |
politische Zugehörigkeit | Staat: Italien (Repubblica Italiana) Region: Kampanien (Campania) Provinz: Metropolitanstadt Neapel (Città metropolitana di Napoli) |
Gliederung | 2 comuni (Gemeinden) |
Status | Inselgemeinschaft (comune isolano) |
Koordinaten | 40°33‘ N, 14°14‘ O |
Entfernung zur nächsten Insel | 20 m (Faraglione di Terra), 16 km (Ischia) |
Entfernung zum Festland | 3,5 km (Punta Campanella / Kampanien / Italien) |
Fläche | 10,34 km² / 3,99 mi² (mit Nebeninseln 10,36 km² / 4,0 mi²) |
geschütztes Gebiet | 0,1 km² / 0,04 mi² (10,97 %) |
maximale Länge | 6,17 km (ONO-WSW) |
maximale Breite | 2,75 km (NNW-SSO) |
Küstenlänge | 17 km |
tiefste Stelle | 0 m (Tyrrhenisches Meer) |
höchste Stelle | 569 m (Monte Solaro) |
relative Höhe | 569 m |
mittlere Höhe | 139 m |
maximaler Tidenhub | 0,35 bis 0,45 m (Marina di Capri 0,4 m) |
Zeitzone | TCE (Tempo Centrale Europeo / Mitteleuropäische Zeit, UTC+1) |
Realzeit | UTC plus 57 Minuten |
Einwohnerzahl | 13.525 (2025) |
Dichte (Einwohner pro km²) | 1305,5 |
Inselzentrum | Capri |
Name
Die Insel wurde von den antiken Griechen meist Καπρέαι, transkribiert Kapréai oder Kapríai, genannt, also in der Mehrzahl. Vereinzelt finden sich auch die Singularformen Kapríe, Kapría oder Kapréa. Wahrscheinlich stellt das im -6. Jahrhundert belegte Kapríe die älteste Namensform dar.
Auch die Römer nannten die Insel in der Mehrzahl Capreae. In dem 43/44 verfassten De chorographia des antiken Geografen Pomponius Mela findet man den Namen in der Einzahl, doch das könnte dies auch ein Versehen des Abschreibers sein. Auch die Bezeichnung Capraria taucht auf, was vermutlich auf einer Verwechslung mit dem Namen der heutigen Insel Capraia beruht. In der zweiten Rezension des Julius Honorius sowie einem Brief Gregors des Großen der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts ist erstmals die Form Capri zu finden. Von den antiken Inschriften nennt keine den Namen der Insel. Eine einzige griechische bringt den Namen der Bewohner Kapriétes. Auch von den römischen Inschriften trägt eine einzige den Namen der Inselbewohner Caprenses.
Was die Herkunft des Toponyms betrifft, so stammt dies entweder aus dem lateinisch-italischen Umfeld - von lateinisch caper beziehungsweise weiblich capra oder umbrisch kaprum - und bedeutet „Ziegeninsel“, oder aus dem Griechischen κάπρος [kápros] für „Wildschwein“, wonach der Name als „Eberinsel“ übersetzt werden könnte. Griechische Örtlichkeiten wurden vielfach von kápros abgeleitet. Die ersten griechischen Bewohner können Capri nach den Wildschweinen genannt haben, die sie zahlreich auf der Insel vorfanden, oder auch nach der eberartigen Gestalt der Insel mit dem charakteristischen Bergrücken des Monte Solaro. Kosmos bedeutet „ebergestaltig“.
Die Ableitung von caper, capra oder kaprum ist weniger einleuchtend im Falle Capris, obwohl es in Italien viele Örtlichkeiten gibt, die nach der „Ziege“ benannt sind. Aber selbst wenn man annähme, dass die lateinische oder umbrische Form die ursprüngliche ist, dann hätten die Griechen den Namen der Insel nie mit „Eberinsel“ übersetzt, sondern mit einem aus aix „Ziege“ gebildeten Namen, so wie das auf Capraria zutrifft, die von den Griechen ganz richtig Aigylon genannt wurde. Die plurale Namensform, die viele auf die Gliederung der Insel in zwei Hälften oder auf die von Strabon bezeugten zwei Städte der Insel zurückführen wollen, hat kaum etwas damit zu tun. Sie ist kennzeichnend für die Namensbildung vieler Ortschaften am Golfe von Neapel: Cumae, Baiae, Pithekussae, Puteoli, Acerrae, Pompeii, Stabiae und eben Capreae, alle zeigen diese Pluralform. (nach Kesel 1971:43ff.)
Nach der Insel Capri wurden unter anderem ein Modell des Autoherstellers Ford (Ford Capri) und der Vorspeisensalat Caprese benannt. Torta Caprese ist in Italien der Name einer Schokoladentorte. Der Markenname des Fruchtsaftgetränks Capri-Sun entstand ebenfalls in Anlehnung an die Insel. Der Speiseeis-Hersteller Langnese nutzt seit 1959 den Namen Capri für ein Fruchteis. Der deutsche Schlager „Capri-Fischer“ war einer der beliebten Schlager der 1950er Jahre.

- international: Capri
- altgriechisch: Καπρέαι [Kapréai]
- arabisch: كابري [Kābrī]
- armenisch: Կապրի [Kapri]
- aserbaidschanisch: Kapri
- bengalisch: ক্যাপ্রি [Kyāpri]
- birmanisch: ကပရီ [Kapari]
- bulgarisch: Капри [Kapri]
- chinesisch: 卡普里 [Kǎpǔlǐ]
- georgisch: კაპრი [Kapri]
- griechisch: Κάπρι [Kápri]
- gudscheratisch: કાપ્રી [Kāprī]
- hebräisch: קפרי [Kaprī]
- hindi: काप्री [Kāprī], कैप्री [Kaiprī]
- japanisch: カプリ [Kapuri]
- kambodschanisch: កាប្រី [Kāpṛī]
- kasachisch: Капри [Kapri]
- koreanisch: 카프리 [Kapeuri]
- laotisch: ຄາປຣີ [Khāprī]
- lateinisch: Capreae
- lettisch: Kapri
- litauisch: Kapris
- makedonisch: Капри [Kapri]
- malayalam: കാപ്രി [Kāpri]
- maldivisch: ކެޕްރީ [Keprī]
- persisch: کاپری [Kāprī]
- portugiesisch: Cápri
- russisch: Капри [Kapri]
- serbisch: Капри [Kapri]
- tamilisch: காப்ரி [Kāpri]
- thai: คาปรี [Khaaprii]
- ukrainisch: Капрi [Kapri]
- urdu: کاپری [Kāprī]
- usbekisch: Kapri
- weißrussisch: Капри [Kapri]
Offizieller Name: Capri
- Bezeichnung der Bewohner: Capresi (Capresen)
- adjektivisch: capreso (capresisch)
Kürzel:
- Landescode: CP / CPR
- Kfz: NA
- ISTAT-Code: 063014
- Katastralcode: B696
- ISO-Code: IT.CA.CA
Lage
Capri ist eine Felseninsel am Südrand des Golfs von Neapel auf durchschnittlich 40°33‘ n.B. und 14°14‘ ö.L. Die Insel ist 3,5 km vom Punta Campanella am italienischen Festland entfernt. Sie liegt 17 km südlich der Millionenstadt Neapel.

Geografische Lage:
- nördlichster Punkt: 40°33‘22“ n.B. (Punta del Capo)
- südlichster Punkt: 40°32‘12“ n.B. (Punta Carena)
- östlichster Punkt: 14°16°19“ ö.L. (Punta del Monaco)
- westlichster Punkt: 14°11‘54“ ö.L. (Punta del Pino)
Entfernungen:
- Kampanien (Punta Campanella) 3,5 km
- Ischia (Punta di San Pancrazio) 16 km
- Napoli / Kampanien 17 km
- Rom / Latium 205 km
- Stromboli / Liparische Inseln 208 km
- Sizilien (Capo Gallo) 266 km
- Sardinien (Capo Comino) 370 km
- Korsika (Iles Cerbicale) 420 km
- Tunesien (Cap Bon) 473 km
Zeitzone
Auf Capri gilt wie in ganz Italien die Tempo Centrale Europeo bzw. Central European Time (Mitteleuropäische Zeit), abgekürzt TCE bzhw. CET (MEZ). Von Ende März bis Ende Oktober gilt die um eine Stunde vorgestellte Ora Legale bzw. Central European Summer Time (Mitteleuropäische Sommerzeit), kurz OL bzw. CEST (MESZ). Die Realzeit liegt um 57 Minuten vor der Koordinierten Weltzeit (UTC).
Fläche
Capri hat inklusive sieben kleiner, insgesamt 2 ha umfassender Nebeninseln (I Faraglioni, Scoglio Monacone, Scoglio delle Sirene, Scoglio di Vetara und Scoglio di Li Galli)) eine Gesamtfläche von 10,36 km² bzw. 4,0 mi². Von Nordnordosten nach Südsüdwesten zwischen Punta del Capo und Punta Carena durchmisst sie 6,17 km, zwischen Nettuna und dem Punta del Tuono 2,75 km. Die Küste ist insgesamt 17 km lang bei einem Tidenhub von 0,35 bis 0,45 m, bei Marina di Capri 0,4 m. Höchster Punkt ist der Monte Solaro mit 569 m. Die mittlere Seehöhe liegt bei 139 m.
Geologie
Im Gegensatz zu den anderen Inseln des Golfs von Neapel ist Capri nicht vulkanischen Ursprungs, sondern es besteht aus Kalkböden-Ablagerungen der Kreidezeit und geringen Teilen aus Gesteinsschichten des Eozän und Tuffstein, die der Wind von nahegelegenen Vulkanen angeblasen hat. Aus geologischer Sicht bildet Capri den äußeren Ausläufer des Bergmassivs der Halbinsel Sorrent, die ebenfalls aus kalkhaltigen Gesteinsschichten besteht. Sie ist ein Horst (Hochblock) aus angehobenen Kalksteinen, der tektonisch zwischen den beiden Golfen von Neapel und Salerno herausgehoben wurde. Die berühmten Faraglioni-Felsen vor der Südküste sind charakteristische Überreste dieses Kalksteinmassivs.
Die Insel zeigt eine markante Zweiteilung:
- Westlicher Teil: Überragt vom Monte Solaro (ca. 600 m), fällt in Terrassen nach Westen und Nordwesten ab.
- Östlicher Teil: Hier liegt der Monte Tiberio (ca. 340 m); die Küsten sind oft steil und zackig eingeschnitten. Beide Hälften sind durch eine zentrale, tiefere Einsenkung voneinander getrennt.
Außer Kalk finden sich in Nebenlagen auchn Schichten aus Nagelfluh, Brekzien und Puddingstein (konglomeratisches Gestein), die stellenweise über oder an den Kalken lagern und vorwiegend aus abgerundeten Geröllen bestehen. Diese lassen sich besonders an verschiedenen Steilhängen und in Einschnitten rund um die Insel beobachten.
Tektonisch betrachtet bildet Capri eine Antiklinale – einen gewölbten Sattel der Gesteinsschichten – und steht damit im Zusammenhang mit der komplexen Plattentektonik des Tyrrhenischen Meeresraums, in dem die Adria- und Afrikaplatte unter die Eurasische Platte geschoben werden. Durch diese Bewegungen wurde Capri angehoben und vom Meer isoliert
Landschaft
Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Insel gehört die Blaue Grotte (Grotta Azzurra) die sich im Nordwesten von Capri befindet. Durch den deutschen Dichter August Kopisch im Jahre 1826 wieder entdeckt erlebt die Grotte einen jährlichen Besucherstrom der bisher ungebrochen ist. Die Blaue Grotte ist 30 m breit, 50 m lang und besitzt eine Wassertiefe von zirka 15 m. Das Wasser in dieser Grotte leuchtet in einem phantastischen blau da das Licht vom Meeresboden reflektiert in die Grotte gelangt. Es gibt 2 Gesellschaften die Rundfahrten bzw. Besichtigungen der Grotte anbieten, einmal die Gruppo Motoscafisti und die Laser Capri. Man fährt zuerst mit einem Motorboot von der Marina Grande bis vor die Grotte und muss dort auf ein Ruderboot umsteigen das dann in die Grotte fährt.
Die Faraglioni sind das Wahrzeichen von Capri, es handelt sich hierbei um Felsformationen die vor der Insel aus dem Wasser ragen und bis zu 100 m hoch sind. Die Faraglioni gibt es aber nicht nur hier sondern auch auf Sizilien an der Ostküste bei Aci Trezza.
Erhebungen
- Monte Solaro (Anbacapri) 569 m
- Monte Cappello (Anacapri) 515 m
- Santa Maria a Cetrella (Anacapri) 476 m
- Monte Tiberio (Capri) 334 m
Fluss
- Rivo di Anacapri 1,2 km
Flora und Fauna
Die capresische Pflanzenwelt besteht überwiegend aus mediterranen Sträuchern wie Mastix, Myrte, Zistrosen, Heidekraut und Ginster; insgesamt wachsen rund 850 Pflanzenarten auf der Insel. Die Tierwelt umfasst zahlreiche Kleinsäuger, viele Vogelarten, Reptilien wie die berühmte blaue Eidechse der Faraglioni sowie eine reiche Meeresfauna mit Fischen, Säugetieren und Invertebraten.
Flora
Die Mittelmeer-Macchie ist zweifellos die am meisten verbreitete spontane Vegetation Capris. Ihre charakteristischen Formationen findet man denn auch an vielen Stellen der Insel, wo diese Bestände jeweils das einzige Grün in der Landschaft darstellen. Die in der Regel dunkle Farbe der Wipfel und die Vielfalt an Straucharten sind die auffälligsten Merkmale dieser Macchie-Bestände, zu denen neben den Holzgewächsen und den Sträuchern vor allem Immergrüne und Sklerophyllen, das heißt hartlaubige Pflanzen mit meist kleinen Blättern, gehören. Dieser eher beständigen Struktur steht eine bemerkenswerte Vielfalt der Flora gegenüber. Die Spezies der Macchie-Struktur können je nach Umweltbedingungen wieder anders sein. Es können daher mehrere Arten von Macchie definiert werden, wobei in jeder einzelnen eine oder mehrere Arten überwiegen, die unter anderen Gegebenheiten selten oder gar nicht vorhanden sind.
Dem ganzen Inselumfang entlang, aber auch gegen das Inselinnere, erscheint recht häufig eine ziemlich spärlich aussehende niedrige Küsten-Macchie, in der die Baumeuphorbie massiv vertreten ist. Diese Art, die besonders zusammen mit dem Mastixstrauch und Rosmarin vorkommt, wächst sogar auf unwirtlichsten Felshängen, Geröllhalden, trockenstem, steinigem Gelände und auf nährstoffärmsten Böden. Man findet sie besonders an den sonnigsten, steinigsten Hängen der Südseite der Insel, vor allem zwischen dem Arco Naturale und der Punta Tragara. Sie umfasst fast von allen Seiten die Ruinen der Villa Jovis. Sie erscheint, wenn auch weniger verbreitet, stellenweise auch an der Nordküste, wo sie vorwiegend an den steinigsten Orten zwischen Punta del Capo und Marina Grande vorkommt. In dieser Art Macchie kann man die Euphorbia auch von weitem fast zu allen Jahreszeiten leicht ausfindig machen. Im Frühling fällt sie auf wegen der hellgrünen Färbung der neuen Sprosse, im Sommer hebt sie sich durch ihre braunroten Äste und Blätter von den dunkleren Wipfeln der anderen Sträucher ab. Es ist interessant, das besondere Verhalten dieser Art zu beobachten: Sie verliert die Blätter im Sommer, um die Schäden durch Trockenheit in den heißesten Monaten in Grenzen zu halten.
Die wichtigsten und größten Wälder auf Capri sind die Steineichenwälder, besonders der Wald, durch den die Haarnadelkurven der Straße nach Anacapri führen. Weitere, weniger große Fragmente von Steineichenwäldern wachsen rings um Villa Fersen auf der Nordostspitze der Insel und an einigen Stellen der Steilhänge, die den Arco Naturale mit Cala di Matermania verbinden.
Die Physiognomie dieser Wälder ist bedingt durch das Gefälle des Geländes, auf dem sie sich entwickelt haben. Sie bestehen hier entweder, weil diese Standorte nie landwirtschaftlich genutzt wurden (Ackerbau oder Viehwirtschaft) oder weil hier Ackerbau und Viehzucht seit geraumer Zeit nicht mehr ausgeübt werden.
Fauna
Die kleinen Mittelmeerinseln, äußerst spezielle Biota, können als eigentliche Evolutions-Werkstätten gelten. Ihre Tierwelt ist oft charakteristisch und extrem interessant, da sie hochgradig endemisch ist. Dominierend und am meisten diversifiziert sind die kleinen Wirbellosen. Aufgrund der Diversifikation der Lebensräume leben hier viele Gastropoden, Insekten und Spinnentiere, von denen einige auch endemisch sind. Die Vögel sind gut zu beobachten während der Zugperioden. Die ‘lautesten’ Gäste der Vegetation sind vor allem die kleinen Sperlingsvögel. Ihr Zwitschern, begleitet vom Getöse der Wellen, die sich an den Felsen brechen, ist allenorten auf der Insel ganz typisch.
„Und pünktlich zum Tagesende erscheint der Wanderfalke, der, hungrig oder liebesdurstig, über der Insel kreist”.
Die Migrationen. Italien und speziell Capri stellt durch die spezielle geographische Lage im Zentrum des Mittelmeers für alle Vögel eine Brücke dar auf dem Weg nach Afrika. Die Vögel begeben sich zweimal im Jahr in Schwärmen auf Wanderung auf der Suche nach besseren klimatischen und trophischen Bedingungen.
Vor allem im Frühling kann man unzählige kleine Vögel beobachten. Die Insel liegt nämlich, wie der ganze tyrrhenische Küstenstreifen, auf der Durchflugstrecke aller Vögel, allen voran die Sperlingsvögel (Transsahara-Zieher), die aus den Überwinterungsquartieren im Süden der Sahara, wo sie überwintert haben, nach Zentraleuropa fliegen. Die gleichen Arten kann man auch im September beobachten, wenn sie bei nahendem Winter in die heißen Länder zurückkehren. Im Herbst ziehen hier weniger Vögel durch, einerseits, weil viele Arten eine andere Strecke benutzen (über Spanien oder den Balkan), andererseits, weil bestimmte Arten ohne Zwischenhalt in die Überwinterungsgebiete fliegen. Im Oktober und November, wenn die Beeren der Myrte und des Mastixstrauchs und die Oliven reif sind, findet eine Migrationsfluss der Arten, die auf der Insel überwintern, über kleine Distanzen statt (innerhalb Europas).
Vögel
- Coturnix coturnix (Wachtel): Die Wachtel ist ein kleiner „Hühnervogel”. Sie ist schwierig zu finden; ihr Gefieder ist rötlich, mit schwarzen und weißen Tupfen. Früher kam sie sehr häufig vor, man jagte sie mit Netzen und Fallen und der Wachtel-Handel gehörte zu einer der wichtigsten Einnahmequellen der Insel.
- Erithacus nubecola (Rotkehlchen): Kleiner Sperlingsvogel, seine orangefarbene Brust weist rötliche Schattierungen auf (wird als Angriffssignal benutzt). Er fällt auf, wenn er die Farben seiner Federn zeigt, um das Territorium zu verteidigen.
- Falco peregrinus (Wanderfalke): Einer der elegantesten Falken. Lebt auf Felsen, wo er nistet und von wo er zum Jagen ausfliegt. Er stürzt sich mit spektakulärer Geschwindigkeit auf seine Beute.
- Scolopax rusticola (Waldschnepfe): Wird gejagt wegen ihres vorzüglich schmeckenden Fleisches, aufgrund ihres langsamen Flugs eine leichte Beute der Jäger. Sie kann in alle Richtungen sehen, ohne den Kopf drehen zu müssen, da ihre Augen sehr weit hinten liegen und ihr Sichtfeld sich überschneidet.
- Turdus merula (Amsel): Die Amsel ist einer der Vögel, der sich am besten an die vom Menschen geschaffenen Veränderungen der Lebensräume angepasst hat. Man beobachtet sie leicht in Gärten, wo sie nach Würmern und Insekten und im Herbst nach Beeren und Früchten, besonders Efeu, sucht.
Reptilien
- Tarentola mauritanica (Mauergecko): Ziemlich häufig vorkommender Gecko, etwa 10 cm groß. Man kann ihn besonders am Abend leicht beobachten, während er den Mauern entlang kleine Falter oder andere Insekten jagt. Er unterscheidet sich vom europäischen Halbfingergecko (Hemidactylus turcicus) durch ein Haftorgan, das aus einer einzigen Reihe von Haftlamellen besteht.
Fische
- Anthias anthias (Rötling): Aristoteles hatte den Namen einem Fisch gegeben, der, so glaubte man, dazu fähig war, Raubtiere fern zu halten und so die Fischer zu schützen. Er lebt in kleinen Schwärmen in felsigen und korallinen Gebieten in der Nähe von Klüften und Höhlen.
- Conger conger (Meeraal): Der Meeraal sieht einer Muräne ähnlich. Seine Haut ist von grauer Farbe, schuppenlos und mit Schleim bedeckt. Das Tier ist sehr aggressiv, bleibt tagsüber in Felsspalten verborgen und kommt nachts zur Jagd hervor.
- Diplodus annularis (Ringelbrasse): Kleine Brasse, Färbung goldähnlich mit grünlichen Schattierungen. Man findet sie in niedrigem Gewässer mit felsigem Untergrund oder in Seegras-Wiesen. Wie alle Diplodus-Arten ist sie ein Zwitter.
- Epinephelus guaza (Zackenbarsch): Der Ehrgeiz aller Unterwasserjäger. Form und Färbung sind unvergleichlich. Zu Tarnungszwecken kann der Zackenbarsch unzählige chromatische Veränderungen annehmen. Lebt in felsigem Untergrund zwischen wenigen Metern Tiefe bis über 200 Meter. Sehr selten!
- Mugil cephalus (Meeräsche): Lebt in großen Schwärmen an der Wasseroberfläche in Küstennähe, wo er sich von kleinen Organismen und verwesenden Substanzen ernährt. In Sardinien legt man seine Eier in Salz ein, um den Rogen (Bottarga) zuzubereiten. (Aprea 2004)
Die Inseln können wegen ihrer kleineren Dimensionen als natürliche Werkstätten der Evolution gelten: auf Inseln können nur wenige Arten überleben, und die Isolation ist der Entstehung neuer Arten förderlich. Schon immer übten Inseln auf Naturforscher eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Eine der wichtigsten Ursachen dafür ist, dass man hier die Evolutionen erforschen kann, die zur Artenvielfalt führen. Unter den Wirbeltieren der Inseln des Mittelmeerbeckens weisen die Reptilien einen hohen Grad an Endemizität auf. Besonders die Tiere von der Art Podarcis, die zur Familie der Lacertidae gehören. Dieser Artikel behandelt eine Unterart der Ruineneidechse Podarcis sicula. Sie ist von den Inseln des Tyrrhenischen Meers bis zum Apennin und von Istrien bis zum Marmarameer verbreitet. Die Ruineneidechse ist in etwa fünfzig Unterarten unterteilt. Eine sehr seltene davon ist die Podarcis sicula coerulea (blaue Eidechse), die ausschließlich auf den Faraglioni von Capri lebt. Die Podarcis sicula coerulea besitzt eine besondere blaue Färbung des Halses, des Bauchs, der Flanken und der Schwanzunterseite und eine schwärzliche Rückenfärbung. Sie hat eine elegante Körperform, einen gut erkennbaren Kopf, eine flache gespaltene, einziehbare Zunge, Augen mit beweglichen Lidern und runden Pupillen. Sie ist sehr lebhaft; die Männchen sind Reviertiere. Besonders während der Brunftzeit raufen sie miteinander, auch wenn in der Regel diese Kämpfe ritualisiert sind. Sie ernähren sich hauptsächlich von Insekten. Der Melanismus, das Phänomen, das zur Verdunkelung des Rückens und der Bauchteile führt, erleichtert die Temperaturregelung. Die Reptilien heißen schließlich auch Kaltblütler oder besser ectotherme Poikilotherme und sind demzufolge nur aktiv, wenn die Körpertemperatur, die durch die thermischen Umweltbedingungen bestimmt wird, zum Ausüben der Lebensfunktionen ausreicht. Nach der Meinung einiger Naturforscher absorbiert die schwärzliche Färbung des Bauchs die Wärme besser und gestattet der Podarcis sicula coerulea, bereits auf Jagd zu gehen, bevor die typischen, heller gefärbten Eidechsen sich bewegen können. Dies ist nicht zuletzt auch den Fortpflanzungsfunktionen förderlich. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entfesselte die Entdeckung dieser neuen „Art“ einen heißen Disput zwischen den beiden europäischen Zoologen Bedriaga und Eimer; der Grund dafür war das Vorrecht der Entdeckung. Auf jeden Fall war es der Herpetologe Eimer, der 1872 als Erster die Beschreibung der blauen Eidechse publizierte. Die modernen taxonomischen Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass die auf den Faraglioni lebende Population der blauen Eidechse nicht eine neue Art darstellt, sondern eine der vielen Varianten der Ruineneidechse ist. Wir hoffen, dass es der blauen Eidechse nicht so ergeht wie der Podarcis sicula sanctistephani der Insel Santo Stefano (ponzianische Inseln), die aus unbekannten Gründen zwischen 1900 und 1910 ausstarb. (R. M. Cipolla, Oktober 2000)
Naturschutz
Um den Punta Campanella (Sorrentinische Halbinsel) ist 1997 ein marines Naturschutzgebiet entstanden. Und das inmitten einer recht mondänen Urlaubsgegend: direkt gegenüber befindet sich die Insel Capri und an Land mündet die Landschaft in die „Costiera Amalfitana“, die berühmte Amalfiküste.
Konkret geschützt sind lediglich einzelne „Naturwunder“:
- Arco Naturale ist ein Felsen in Form eines Bogens, der auf der Insel entstanden ist und natürlichen Ursprungs ist.
- Faraglioni sind drei felsige Gipfel im Südosten der Insel, die aufgrund der eindrucksvollen und historischen Aussicht, die die Gärten des Augustus bieten, weltberühmt sind
- Grotta delle Felci ist eine Höhle, in der zahlreiche Artefakte aus dem Neolithikum bis zur Eisenzeit gefunden wurden.
- Punta Tragara ist ein beeindruckendes Felsengebiet.
Klima
Auf der Insel herrscht das typisches sommerheißes Mittelmeerklima, nach der Köppen-Klassifikation Csa. Die Temperatur des kältesten Monats liegt zwischen −3 und 18°C, die des wärmsten Monats über 22°C). Trockenzeit ist im Sommer. Der feuchteste Wintermonat hat mindestens dreimal so viel Niederschlag wie der trockenste Sommermonat. Konkret gemessen werden die Daten in den Wetterstationen Capri und Anacapri Damecuta. Die mittleren Tagestemperaturen schwanken zwischen 10°C im Februar und 28°C im Sommer. Frühling und Herbst sind die milderen Jahreszeiten.
Klimastationsdaten für Anacapri (40°33’ N, 14°13’ O, 275 m)
Station Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Temperaturen in °C:
Anacapri 10,0 10,1 11,8 14,1 18,7 23,3 25,1 24,7 23,2 18,1 16,8 12,7 17,2
Tage mit mehr als 0,1 mm Niederschlag:
Anacapri 10 9 8 7 6 4 2 3 6 9 11 12 87
Wassertemperaturen in °C:
Marina Grande 14 13 14 15 18 21 24 26 23 21 18 16 19
Klimadaten für Capri (1961 bis 1990)
Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Mittetemperatur hoch (°C) | 12,6 | 12,8 | 14,6 | 17,6 | 21,9 | 25,9 | 28,9 | 29,2 | 26,4 | 21,7 | 17,2 | 13,8 | 20,2 |
Mitteltemperatur tief (°C) | 7,4 | 7,1 | 8,1 | 10,2 | 13,8 | 17,4 | 19,9 | 20,3 | 18,3 | 14,7 | 11,5 | 8,7 | 13,1 |
Niederschlag (mm) | 69,0 | 57,0 | 57,0 | 39,0 | 34,0 | 16,0 | 24,0 | 38,0 | 48,0 | 70,0 | 102,0 | 87,0 | 641,0 |
Mythologie
Den hier siedelnden Griechen ging jedes Gefühl für Geschichtstreue ab, und sie waren im Erdenken und in der Lokalisierung von Mythen ohne Hemmungen, mußte doch jede griechische Polis ihren Ktistes, ihren mythischen Gründer, haben. Von Historie und Wahrheit unbelastet, übertrieben die Griechen auch geschichtliche Ereignisse, Land- und Seeschlachten, und fälschten sie zum Ruhme ihres Stadtstaates. Allerdings darf man nun nicht gleich den ganzen Heroen- und Gründermythos als Phantasie oder Erfindung abtun. Nach vorsichtiger Sichtung der künstlichen Genealogien und alexandrinischer Spitzfindigkeiten scheint doch wenigstens ein Teil historischen Hintergrund zu haben, uraltes Geschehen, das die Stämme der Griechen einmal bewegt hat, auch wenn es nur im Unterbewusstsein erhalten blieb.
So steht auch vor den Zeugnissen über die älteste Geschichte der Insel Capri ein Mythos: die Beherrschung durch die Teleboer. Ihm schließt sich die noch nebelhaftere und ganz vereinzelt überlieferte Kunde von einem König Capreus an, während ein dritter Mythos [...] den Sirenen Capri als Wohnsitz [zuweist]. (Kesel)
Am 2. Mai 1804 vertraut C.F. Schinkel seinem Tagebuch an: „Drei Tage lebte ich unbeschreiblich glücklich in diesem lieblichen Ländchen, hoch in der ätherischen Luft, umge-ben von Orangenwäldern, mit dem unverdorbendsten Völkchen der Welt.“ Weniger euphorisch ringt sich C. G. Carus (8. Mai 1828) beim Anblick der Villa Jovis das Zugeständnis ab: „Der Ort hat durchaus einen großartigen Charakter.“ Zu einem Hymnus gerät der mehrseitige Inselbericht, den Gregorovius 1853 noch auf Capri selbst verfaßt: Er ist eine einzige Liebeserklärung des großen Historikers an die Insel. Aber er hat auch an Capri einen Wesenszug entdeckt, den die Insel mit dem Vesuv gemeinsam hat: „Es liegt hier Fürchterliches und Liebliches in einem seltsamen Kontrast. Das lachende Grüne Tal stößt hart an schroffe Felsenwand.“ Dem Russen Turgenjew geht es nicht besser, auch er ist ergriffen, für ihn ist „Capri ein Wunder, ein Tempel der Göttin Natur, die Inkarnation der Schönheit“.
Geschichte
Capri wurde vermutlich im -7. Jahrhundert von den Griechen besiedelt. Überreste dazu fanden sich unter anderem in der Grotta delle Felci. Kaiser Tiberius wählte im Jahr 26 Capri zu seinem Regierungssitz und verbrachte dort bis zu seinem Tod im Jahre 37 einen Großteil seiner letzten Lebensjahre in der Villa Jovis, die über einem senkrecht abfallenden Felsen lag. Die Gründe für diesen Schritt sind unter Historikern umstritten. Die wichtigsten Quellen für die Biografie des Tiberius sind die antiken Schriftsteller Sueton und Tacitus. Sie behaupten, der Kaiser habe sich nach Capri zurückgezogen, um in der Abgeschiedenheit besser seinen Lüsten frönen zu können (die von Sueton ausgiebig beschrieben werden). Möglicherweise war Überdruss an den Regierungsgeschäften in Rom und Misstrauen gegenüber den politischen Kräften in der Hauptstadt sein Motiv. Jedenfalls war auf diese Weise die kleine Insel Capri für elf Jahre Regierungssitz des Römischen Weltreichs, und dies aufgrund einer bewussten Entscheidung des Kaisers. Insgesamt zwölf Villen soll Tiberius (nach Sueton) auf Capri besessen haben, neben der Villa Jovis gelten heute die Villa Damecuta und der so genannte Palazzo al mare als Tiberianische Villen.
Bereits im 18. Jahrhundert wurde die Villa Jovis durch Grabungen des Österreichers Norbert Hadrawa ihrer Kostbarkeiten beraubt und die Objekte in alle Winde verstreut (berühmteste Stücke: der so genannte „Capri-Altar“ heute im Britischen Museum in London, und ein großer Mosaikfußboden im Museo di Capodimonte in Neapel). Heute ist die Villa Jovis die wichtigste archäologische Sehenswürdigkeit auf Capri. Sie liegt am östlichen Ende der Insel und ist in etwa einer Stunde Fußweg von der Piazzetta in Capri aus zu erreichen. Archäologische Spuren lassen vermuten, dass Tiberius auch die Blaue Grotte bereits gekannt und aufgesucht hat.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Capri beliebt als Winter- und Ferienquartier bei deutschen und anderen Künstlern, Schriftstellern und weiteren Berühmtheiten. Längere Zeit blieben unter anderem. Friedrich Alfred Krupp, Christian Wilhelm Allers, Rainer Maria Rilke, Maxim Gorki, Emil von Behring, Theodor Däubler, Karl Wilhelm Diefenbach, Curzio Malaparte, Norman Douglas und Axel Munthe. Deutsche Besucher trafen sich damals oft im Hotel Pagano oder dem Lokal Zum Kater Hiddigeigei. 1899 errichteten sich die Deutschen sogar eine eigene Kirche, die bis heute existierende „Deutsche Evangelische Kirche“ auf Capri. Auch ein eigener Friedhof wurde von den Mitgliedern der Fremdenkolonie angelegt: der bis heute existierende Cimitero acattolico, auf dem über 200 Menschen nicht-katholischer Konfessionen beigesetzt wurden.
Neolithikum und Bronzezeit
Die ersten Entdeckungen aus prähistorischer Zeit wurden vor mehr als 2000 Jahren gemacht, als in römischer Zeit bei Ausgrabungen für den Bau der ersten kaiserlichen Fabriken die Überreste von Tieren, die Zehntausende von Jahren zuvor verschwunden waren, und Spuren des Lebens der Urmenschen aus der Steinzeit ans Licht kamen. Der Historiker Suetonius (75 bis 140) beschrieb das Interesse des Kaisers Augustus, die auf Capri gefundenen Überreste der Urzeitmenschen in seinem Haus aufzubewahren, das quasi als erstes Museum in der Geschichte der Paläontologie und Palethnologie diente (Vitae Caesarum, 2, 72).
Suetonius' Schilderungen wurden durch die Ausgrabungsarbeiten in den Jahren 1905/06 bestätigt, als für eine Erweiterung des Grand Hotel Quisisana am Anfang des Tragara-Tals unter einer Schicht aus eruptivem Material und einer quartären roten Tonbank unter einer Schicht aus eruptivem Material und einer Bank aus rotem Ton aus dem Quartär, die im Schlamm eines alten Seebeckens versunken war, riesige Knochen von ausgestorbenen Säugetieren wie Elephas primigenius (Mammut), Rhinoceros merckii und Ursus spelaeus ans Licht kamen.
Es war der Arzt und Naturforscher Ignazio Cerio (Ignacio el Cartero), der diese Fossilien zusammen mit Steinwaffen, wie zum Beispiel gesplitterten und spitzen Quarzit, dreieckig oder amygdaloide (das heißt mandelförmig), erkannte und erhielt. Weitere wichtige Funde wurden in der Grotta delle Felci oberhalb von Marina Piccola, in Le Parate, in Petrara, in der Via Tiberio und der Via Krupp, in Campitello und in der Grotta del Pisco gemacht, die alle die Präsenz von Leben vom Ende der Jungsteinzeit bis zur Bronzezeit belegen.
Archäologische Funde belegen, dass Menschen spätestens seit dem späten Paläolithikum (ungefähr vor 400.000 Jahren) auf Capri lebten. Auf der Insel wurden steinerne Artefakte und Überreste von Tieren wie dem elephas antiquus (einem prähistorischen Elefanten) gefunden. Damals war Capri noch mit dem Festland verbunden.
Ab etwa 10.000 Jahren, nachdem Capri endgültig zur Insel wurde, war sie weiterhin bewohnt. Funde wie importierte Keramik und Obsidian zeigen, dass Capri Bestandteil eines aktiven prähistorischen Seehandelnetzes war, vor allem im -4. Jahrtausend (Neolithikum und frühe Bronzezeit).
Die auf der Insel ansässige Volksgruppe lässt sich mangels genauer archäologischer Befunde schwer konkret benennen. Der Inselname Capri stammt jedoch nicht aus dem Griechischen, sondern aus einer alten italischen Sprache – vermutlich eine Volkssprache aus dem Umfeld der italischen Stämme Kampaniens.
Griechische Antike
Die griechische Kolonisierung von Capri und ganz Kampanien hat ihren Ursprung in einer Legende. Es handelte sich nicht um einen homogenen Prozess, wie die Differenzierung der Kulte und Legenden in den verschiedenen Kolonien beweist: Capri, Sorrent und generell die östliche Seite des Golfs von Neapel waren mit dem Kult der Sirenen verbunden, während die westliche Seite mit Pithecusa (Ischia) historisch und religiös von Cumae abhing und dem Kult des Orakels Apollo treu war.
Odysseus, der legendäre Held der Odyssee, ist das Sinnbild für die tapferen Seefahrer, die auf riskanten und langen Fahrten Sizilien und Süditalien erreichten und so die ersten griechischen Gemeinden gründeten. Das homerische Werk scheint keine reine dichterische Erfindung zu sein, denn es scheint auch durch die Toponymie bestätigt zu werden. Und auch die spätere literarische Überlieferung verortet die meisten Abenteuer der Odyssee in Sizilien und im Westen Süditaliens. Die Sirenen zum Beispiel werden von Servius in seinem Kommentar zur Aeneis (Aen. 5, 864) als halb Vogel, halb Frau beschrieben (eine sang, eine spielte Flöte und eine Leier), die zuerst in Pelorias und dann in Capreae (der antike Name der Insel) gelebt haben sollen und die Seeleute mit ihrem Gesang anlockten (Servius stellt jedoch realistischer fest, dass es sich um Prostituierte handelte, die die Seeleute ruinierten).
Das Vorhandensein des Sirenenfelsens in Marina Piccola ist vielleicht das Ergebnis der Phantasie eines Gelehrten des achtzehnten Jahrhunderts, der auf Servius' Kommentar aufmerksam wurde. Die Vorstellung, dass sich die Sirenen auf Capri aufhielten, wird jedoch auch durch die natürlichen Gegebenheiten der Insel begünstigt, die mit ihren grünen Weiten und gefährlichen Abgründen der Beschreibung Homers und der von Hesiod beschriebenen blumenreichen Insel so ähnlich sind.
Ab dem -8. Jahrhundert begannen die Griechen, den gesamten Golf von Neapel zu durchqueren, und nach Livius (8, 22, 5-6) ließen sie sich zunächst auf der Insel Ischia und auf dem Festland in Cumae nieder; erst später kamen sie nach Capri.
Die Geschichte der Kolonisation verbindet Capri auch mit dem Volk der Teleboer, die die Küste Akarnaniens und die griechischen Inseln des Ionischen Meeres bewohnten. Virgil erzählt in der Aeneis, dass einer der Feinde des Aeneas Hebalo war, Sohn der Nymphe Sebetide und des Telone, König der Teleboi von Capri und Herr über einen Großteil Kampaniens:
„Nec tu carminibus nostris indictus abibis
Oebale quem generasse Telon Sebethide nympha
fertur, Teleboumque Capreas cum regna teneret
iam senior ...“ (Virgil, Aen., VII, 733ff.)
Im -8. und -7. Jahrhundert konzentrierte sich das gesamte politische und maritime Leben im Golf von Neapel auf Cumae, während Capri keine so wichtige Rolle spielte. Der Historiker Strabo berichtet, dass es „in der Antike zwei Städte auf Capri gab, die später zu einer reduziert wurden“ (Geographie, 5, 4, 9, 38). Sicherlich befand sich eine der beiden Städte dort, wo das heutige Capri steht. Dies wird durch die Überreste der Befestigungsmauern bestätigt, die aus großen pseudo-polygonalen Kalksteinblöcken im unteren Teil und quadratischen Blöcken im oberen Teil gebaut wurden und von der Terrasse der Standseilbahn und in einem Abschnitt am Fuße des Castiglione sichtbar sind; diese und andere heute zerstörte Abschnitte umschlossen die antike Siedlung (-5/.-4. Jahrhundert). Außerdem scheint die erste Stadt aus zwei Kernen hervorgegangen zu sein: einer hoch oben zwischen dem Monte San Michele und dem Castiglione und der andere in der Nähe des Hafens.
Was die zweite Stadt betrifft, so wurden viele Hypothesen aufgestellt, aber die zuverlässigste ist diejenige, die sie auf Anacapri zurückführt, und zwar aufgrund der Existenz der Scala Fenicia, die sie mit dem Hafen verband.
Die natürliche Beschaffenheit der Insel führte also seit ihrer ersten Besiedlung zur Bildung von zwei Gemeinden: eine im Osten mit Hügeln, die zu den Häfen im Norden und Süden hin abfallen, und eine im Westen, die aus einer großen Hochebene und den steilen Hängen des Solaro besteht und keine Möglichkeit zum Anlanden bietet.
So kam es, dass die Insel Capri eine Stadt am Hafen (Capri) und eine auf dem Berg (Anacapri) hatte, wie die griechischen Inseln in der Ägäis. Im Gegensatz zu Capri, das über zwei Anlegestellen verfügte (die Grande und die Piccola), gab es in Anacapri keine und man musste die Verbindung mit der Anlegestelle der anderen Stadt über einen felsigen Weg suchen, aus dem die Phönizische Treppe hervorging; die Treppe ist teilweise in den Felsen gehauen und führt mühsam den steilen Hang hinauf, um den Hafen mit Anacapri zu verbinden.
Römische Antike
„Insula parva quidem, quondam tamen aemula Romae Caesaribusque viris hospita digna fuit.“ („Klein ist die Insel, und doch war sie einst die Rivalin von Rom und würdig, selbst kaiserliche Männer zu empfangen.“)
Ein eindrucksvoller Anblick muss denjenigen aufgefallen sein, die in der Kaiserzeit durch den Golf von Neapel segelten, als Capri, das bereits in seiner natürlichen Form wunderschön war, auch durch prestigeträchtige Gebäude bereichert wurde: im Osten stand die Festung des Tiberius, in der Nähe des Hafens der Palast des Augustus und auf dem Gipfel der phönizischen Treppe die kaiserliche Villa, die später durch die Villa San Michele von Axel Munthe ersetzt wurde.
Die Rolle, die Capri in der Römerzeit spielte, war bemerkenswert. Der Wendepunkt in der Geschichte der Insel war das Jahr -29, als Cäsar Octavian, der aus dem Osten zurückkehrte, auf Capri landete, wo nach dem Bericht von Suetonius eine sehr alte Eiche ein Lebenszeichen von sich gab. Der künftige Augustus deutete dies als günstiges Zeichen und löste Capri aus der Abhängigkeit von Neapel (unter dem er seit -328 lebte), indem er im Gegenzug die größere und fruchtbarere Insel Ischia abtrat und sie in den Besitz Roms überführte (Vitae Caesarum, 2, 92).
Auf diese Weise kam die griechische Gemeinschaft auf Capri mit der römischen in Kontakt, und die Insel begann ihr kaiserliches Leben, wurde zur Lieblingsresidenz des Augustus und zehn Jahre lang zum Wohnsitz des Tiberius und damit zum Zentrum des römischen Mittelmeerlebens. Neben dem Interesse am Sammeln von Fossilien und prähistorischen Waffen war Augustus verantwortlich für die neue rechtlich-administrative Verfassung der Insel, die als patrimonium principis den liberti procuratores anvertraut wurde, und für die ersten kaiserlichen Fabriken.
In Suetons Bericht über die letzte Reise des Augustus (Vitae Caesarum 2, 98, 4) heißt es, dass er die Stadt Apragopolis, das heißt „die Stadt des süßen Müßiggangs“, zu nennen pflegte, und die ganze Insel wurde auf diesen Namen getauft, oder zumindest der Teil, in dem sich auch das Grab des Gründers Masgaba zu befinden schien.
Augustus starb in Nola im August des Jahres 14. Sein Nachfolger war Tiberius, der eine solche Vorliebe für Capri erbte, dass er für zehn Jahre dorthin zog und die kaiserliche Residenz in Rom zurückließ.
Die Insel, die über keine natürlichen Häfen verfügt, aber reich an steilen Klippen ist, gefiel dem neuen Kaiser wegen ihrer natürlichen Unzugänglichkeit. Die Notwendigkeit, in ständigem Kontakt mit der Regierung und der Flotte von Misenum zu stehen, veranlasste ihn jedoch schon bald zum Umdenken und er sah die Notwendigkeit, einen Hafen in der „Grande Marina“ zu errichten, wo der Strand dies am besten erlaubte und wo er heute noch steht: Die Überreste des antiken Hafens an den Hängen des Palazzo a mare deuten jedoch darauf hin, dass er schon zu Zeiten des Augustus existierte. Die neue Infrastruktur und der hervorragende Torre del Faro (Leuchtturm) in Villa Jovis, der dazu bestimmt war, Nachrichten vom Leuchtturm in Capo Atheneo (auf der Halbinsel von Sorrent) und dem in Miseno durch Rauch und Feuer zu senden und zu empfangen, ermöglichten eine bessere Kommunikation der Insel mit dem Reich.
Während einer Reise entlang der Küsten Kampaniens und Latiums zwang eine Krankheit Tiberius zu einem Aufenthalt in einer Villa in Miseno, wo er am 16. März 37 starb. Das Verdienst von Augustus und Tiberius war der Bau zahlreicher kaiserlicher Villen. Die drei wichtigsten waren Villa Jovis, Damecuta und Palazzo a Mare. Letzterer war laut Maiuri die offizielle Residenz des Augustus, die wegen ihrer Nähe zum Hafen und ihrer Lage im Schatten und an einem Ort mit geringer Belüftung (Faktoren, die die schlechte Gesundheit des Kaisers begünstigten) dem Wohnkern von Torre vorgezogen wurde.
Die beträchtliche Größe der neuen Villen und die Zunahme der Bevölkerung führten zum Bau von Zisternen für die Wasserversorgung durch Auffangen des Regenwassers. Für die Villen auf Capri gab es verschiedene Lösungen, wie zum Beispiel die Villa Jovis, in der mehrere Zisternen im zentralen Teil der Villa vereint waren. In den meisten Fällen handelte es sich jedoch um in den Fels gehauene Zisternen, die mit einem guten wasserdichten Verputz bedeckt waren, die miteinander verbunden und mit Mauern durchsetzt waren, um eine bessere Nutzung und Verteilung zu ermöglichen, und von denen die größte und tiefste mit Absetzbecken und absteigenden Treppen für die jährliche Entleerung und Auffüllung ausgestattet war, die von einem Gewölbe bedeckt waren, das als Sammelfläche diente. Zusätzlich zu den Zisternen der Villen wurde in der Ortschaft Soprafontana oder Maruscello ein öffentliches Reservoir gebaut.
Was die Besiedlung betrifft, so spricht Maiuri von einer Verlagerung der Bevölkerung in Richtung des Hafens, entlang der Stadtteile Aiano, Campodipisco, Villanova und Truglio, wo die Kirche San Costanzo errichtet wurde.
Mittelalter
Mit dem Ende der Kaiserzeit wurde Capri wieder Teil des neapolitanischen Staates und wurde zum Zentrum von Überfällen und Plünderungen durch Piraten, die durch die Lage der Insel auf der Route zwischen Agropoli und Garigliano motiviert waren.
Im Jahr 866 kam sie auf Beschluss von Kaiser Ludwig II. unter die Herrschaft von Amalfi, der die Einwohner von Amalfi für ihre Dienste im Kampf gegen die Sarazenen und bei der Befreiung des Bischofs von Neapel Attanasio belohnen wollte, der vom Herzog von Neapel Sergius I. auf der Insel Megaride, dem heutigen Castel dell‘Ovo, gefangen gehalten wurde. Die Abhängigkeit Capris von Amalfi, das rege Beziehungen zum Orient unterhielt, zeigt sich vor allem in der Kunst und Architektur, in der byzantinische und islamische Elemente (wie die Verwendung von Kreuzgewölben) in die festen klassischen Stilelemente einfließen.
Trotz dieser unterschiedlichen künstlerischen Einflüsse haben vier Kirchen ihren ursprünglichen Charakter und ihre Schlichtheit bewahrt und sind von späteren Umbauten verschont geblieben: die Kirche Sant'Anna, die Kirche San Michele, die Kirche Santa Maria di Costantinopoli und die Pfarrkirche San Costanzo.
Im Jahr 987 wurde der erste Bischof von Capri auf Anordnung von Papst Johannes XV. in der Kirche San Costanzo geweiht, der ersten Kathedrale der Insel, die im mittelalterlichen Dorf errichtet wurde und um die sich die Bevölkerung in der Nähe von Marina Grande versammelte.
Capri war sich selbst überlassen und wurde von zahlreichen muslimischen Überfällen heimgesucht, so dass sich die Einwohner gezwungen sahen, Marina Grande zu verlassen und auf den Höhen am Fuße von Castiglione Zuflucht zu suchen. Diese Hypothese scheint jedoch durch eine Untersuchung der kartographischen Zeichnung des arabischen Geographen Edrisi in Frage gestellt worden zu sein, auf der das Vorhandensein eines bewohnten Gebietes um den Hafen offensichtlich ist. Das Vorhandensein unter anderem der Kirche San Costanzo lässt vermuten, dass die Bevölkerung, nachdem sie ein sarazenisches Schiff gesichtet hatte, hinter den Mauern der Oberstadt und in der Grotte von Castiglione Zuflucht suchte und San Costanzo als ihren Beschützer anbetete.
Mit den Anjou hatte Capri in Graf Giacomo Arcucci seinen ersten Herren, der 1371 im Tal zwischen Castiglione und Monte Tuoro das Kartäuserkloster San Giacomo auf einem von Königin Giovanna I., der ersten königlichen Beschützerin des angevinischen Hauses, geschenkten Grundstück gründete. Die Monarchin und verschiedene Päpste gewährten dem Kartäuserkloster zahlreiche Privilegien, und die Mönche konnten dank des erworbenen Prestiges eine politisch und gesellschaftlich einflussreiche Rolle spielen.
In der Zwischenzeit bildeten sich auf der Insel zwei städtische Realitäten heraus, die sich „wie zwei Inseln“ gegenüberstanden, wie Berardi sagt, „ein pluraler Raum, der mehr durch eine kulturelle Entscheidung als durch eine geografische Beschaffenheit und daher mehr durch eine historische Konstruktion als durch die Natur entstanden ist“. Die Feindseligkeit verwandelte sich in einen Wettbewerb um Steuer- und Lebensmittelvorteile.
Die mittelalterliche Siedlung befand sich in unmittelbarer Nähe von Marina Grande, wo sich auch die Kirche San Costanzo befindet (auch wenn es dafür keine direkten Beweise gibt), während sie später zwischen den Hängen des Monte San Michele und des Monte Solaro lag.
Diese letzte städtische Agglomeration wurde, wie Berardi zeigt, von zwei unterschiedlichen Phänomenen der Stadtbildung beeinflusst, von denen eines, der östliche Sektor, als ursprünglich anzusehen ist, während der zweite, der westliche Sektor, der sich um den Arcucci-Palast, den späteren Cerio-Palast, entwickelte, auf eine spätere Entwicklung zurückzuführen sein soll, die das Ergebnis einer nicht lokalen Macht war, die mit dem Admiral des Königreichs Neapel verbunden war. Zwischen diesen beiden Siedlungen entstand zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert ein Bereich von repräsentativer Kontinuität: die Piazza.
Der östliche Bereich (Via Longano, Via Sopramonte und Via Le Botteghe) bildete ursprünglich die gesamte Siedlung, die möglicherweise um die Kirche Madonna delle Grazie herum entstand, als die spärliche Bevölkerung der Ebene von San Costanzo beschloss, sich auf die Anhöhen zu verlagern, um sich vor Angriffen vom Meer her zu schützen. Die Siedlung wird im Norden von den griechischen Mauern begrenzt, auf denen die mittelalterlichen Mauern errichtet wurden, die aus den Häuserfronten bestehen, was eine Konstante im lokalen Verteidigungssystem darstellt. Im Süden, an der Straße Le Botteghe, gibt es wahrscheinlich zwei Tore, eines im Südosten an der Kreuzung mit der Straße Fuorlovado und eines im Norden am Eingang zum kleinen Platz. Die Bevölkerungsdichte ist im Nordosten, am steilen Hang des Monte San Michele, und im Südosten, am Abhang zur Kartause hin, eher sporadisch. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Steilheit des Geländes zusammen mit dem gut befestigten Kloster ein Verteidigungselement darstellte, das vom Meer aus schwer zu erreichen war.
Das System ist durch Strukturen organisiert, die die Gebäude, aus denen es besteht, miteinander verbinden: Die Straße verläuft oft unter den Häusern, während letztere, die sie umgehen, unabhängig voneinander über ihr miteinander kommunizieren. Offensichtlich hat die Stadt, die sich der Unzulänglichkeit jeglicher Verteidigung bewusst war, einen Weg gefunden, sich durch ihre unzähligen kleinen, kurvenreichen Gassen, die im richtigen Moment geschlossen werden können, um auf einer höheren Ebene miteinander zu kommunizieren, in unendlich viele Punkte zu unterteilen. Es ist, als ob eine Straßenstadt mit einer anderen überlagert würde, deren Teile durch unabhängige Systeme verbunden sind, die eine übergeordnete Stadt schaffen, auch dank der Komplizenschaft der Bürger, die die gesamte Siedlung durchqueren konnten, nachdem sie die darunter liegenden Gassen vor Feinden versperrt hatten.
Die westliche Seite, die sich jenseits des Largo Cerio in Richtung Via Madre Serafina entwickelte, war anders organisiert: Sie war mit dem Adel und dem Hof verbunden und beherbergte eine andere Gesellschaft von Patriziern, deren Gefolge und Gästen, die sich im Laufe des 14. Jahrhunderts langsam herausbildete. Im selben Largo, an dem sich die Treppe befindet, die ihn mit dem kleinen Platz verbindet, muss sich damals das Kloster San Stefano befunden haben, von dem nur noch der Glockenturm erhalten sein soll.
Spanische Herrschaftszeit
Am 24. Oktober 1496 stellte Friedrich I. von Neapel die Parität zwischen Capri und Anacapri her, indem er letzterer die gleichen Rechte und Immunitäten wie der anderen zuerkannte und ihre Verwaltungen und Einkünfte trennte, ein Akt, der später von General Consalvo di Cordova dem Großkapitän, dem ersten Vizekönig der spanischen Dynastie Ferdinands des Katholiken, bestätigt wurde. Wie die gesamte sorrentinisch-alfitanische Halbinsel wurde auch die Insel Capri Teil des alten und prestigeträchtigen Fürstentums von Salerno.
Während der Herrschaft Karls V. und seines großen Vizekönigs Don Pietro di Toledo verschlimmerten sich die ständigen Piratenüberfälle, als Korsarenflotten unter der Führung des skrupellosen Khayr al-Dīn, genannt Barbarossa, Capri nicht weniger als sieben Mal plünderten und niederbrannten. Der schlimmste Überfall ereignete sich 1535, als Barbarossa Capri einnahm und die Burg von Anacapri in Brand setzte, deren Ruinen seitdem den Namen Barbarossa-Burg tragen. Eine zweite Invasion, bei der das Kartäuserkloster geplündert und niedergebrannt wurde, fand 1553 unter Admiral Dragut statt. Die Gefahr solcher Überfälle veranlasste Karl V., die Bewohner zu bewaffnen, und es wurden neue Türme zur Verteidigung der Insel gebaut, zusätzlich zu den bereits bestehenden in Castiglione und Torre Materita. Erst die Eroberung der Barbary-Staaten durch Frankreich im Jahr 1830 setzte der Piraterie ein Ende.
Im 17. Jahrhundert wurde Capri von zahlreichen internen Konflikten heimgesucht, die uns dank der zahlreichen Beschwerden bekannt sind, die die Bischöfe der Insel an den päpstlichen Stuhl und die Vizekönige von Neapel gegen den Hauptmann des Königs oder die Mönche des Kartäuserklosters richteten. Diesen Kämpfen um weltliche Güter stellte sich Schwester Mutter Serafina entgegen, die, der Armut und der Nächstenliebe verpflichtet, einen Zweig des Karmeliterordens gründete und mit dem kleinen Erbe, das sie von ihrer Mutter und ihrem Onkel (ihren geistlichen Eltern, die 1656 an der Pest starben) erhalten hatte, und mit Hilfe des Erzbischofs von Amalfi und des Vizekönigs von Neapel das erste Kloster auf Capri errichtete. Die Einweihungszeremonie fand im Jahr 1678 statt. An das Kloster Santa Teresa wurde die Erlöserkirche angeschlossen, die 1685 eingeweiht wurde und ein Werk des Architekten Dionisio Lazzari war.
In den folgenden Jahren, zwischen 1673 und 1691, gründete die Nonne fünf weitere Klöster auf dem Festland und ein weiteres in Anacapri. Damit erfüllte sie ein Versprechen, das sie dem Erzengel Michael gegeben hatte, der ihr Gebet erhört hatte, als sie Wien von den Türken befreite. Vom letztgenannten Kloster kann man jenseits der Mauern, die das Timberina-Haus hinter der Pfarrkirche St. Sophia umgeben, die achteckige Barockkirche St. Michael mit ihrem Majolikafußboden bewundern, der die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies darstellt.
In dieser Zeit, als Capri von Piratenüberfällen und kirchlichen Intrigen heimgesucht wurde, kam der erste Tourist, Jean Jacques Bouchard, auf die Insel. 1850 wurde sein Tagebuch gefunden, das ein wichtiges Zeugnis jener Jahre darstellt. Darin beschreibt er sorgfältig die landschaftlichen und kulturellen Besonderheiten von Capri, wobei er in nur zwei Tagen viel mehr Informationen sammeln konnte als diejenigen, die nach ihm länger bleiben konnten.
Bourbonische Zeit
Unter den Herrschern der Bourbonen-Dynastie zeigten Karl III. und sein Sohn Ferdinand IV. das größte Interesse an der Insel. In einer Zeit, in der archäologische Entdeckungen sehr beliebt waren (man denke an die Ausgrabungen in Herculaneum und Pompeji), beauftragte Karl III. den Gouverneur der Insel mit der Erfassung der Altertümer. Sein Interesse entsprang jedoch eher dem Wunsch, die Einrichtung des königlichen Palastes von Caserta zu verschönern und zu bereichern (man denke an die vier Säulen von San Costanzo, die in Platten und Rahmen verwandelt wurden), als dem Wunsch, die Kultur und das Wissen der damaligen Zeit zu erweitern. Später erteilte Ferdinand Norbert Hadrawa die Erlaubnis, verheerende Ausgrabungen durchzuführen, um antike Skulpturen und Marmor für die Wiederverwendung in seinen Palästen zu sichern. Die Ausgrabung der Villa Jovis, bei der der schönste Marmorboden der kaiserlichen Villa gesichert wurde, geht auf diese Jahre zurück.
In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts betraf der erbitterte Kampf zwischen Napoleon I. und England auch Capri. Die Besetzung der Stadt durch die Franzosen (Januar 1806) ließ den englischen Truppen keine Ruhe: Sie landeten im Mai desselben Jahres unter der Führung von Sir W. Sidney Smith auf der Insel und schafften es, ihre Feinde zu besiegen. Zwei Jahre lang agierten die Briten unangefochten, errichteten dort eine große Garnison und führten einige Befestigungsarbeiten durch, die die Insel zu einem „kleinen Gibraltar“ machten, den Ruinen der kaiserlichen Villen jedoch irreparablen Schaden zufügten. Zu dieser Zeit hatte Capri etwa 3.000 Einwohner.
Der einzige, dem es gelang, die britischen Truppen zu vernichten, war Joachim Murat am 4. Oktober 1808: Durch einen simulierten Angriff auf die beiden Anlandungen Marina Grande und Marina Piccola lenkte er die Aufmerksamkeit der Briten von der Westküste ab, von wo aus es den Franzosen gelang, die Klippe zu erklimmen und ihre Feinde zur Kapitulation zu zwingen und eine Kanone ins Meer zu werfen, die später im Jahr 2000 unter Wasser gefunden wurde. Kurz nach der Eroberung Capris wurden die Privilegien der Kartause von Murat aufgehoben, und am 12. November 1808 wurden die Mönche gezwungen, die Insel zu verlassen.
Die Franzosen blieben hier bis zum Ende der napoleonischen Macht und der bourbonischen Restauration (1815), als Ferdinand IV. von Neapel nach Neapel zurückkehrte und unter dem Namen Ferdinand I. gemäß den Bestimmungen des Wiener Kongresses Herrscher des Königreichs beider Sizilien wurde.
Zeit der Modernisierung
Capri konnte die lange Zeit der Lethargie, die diese letzten Jahre geprägt hatte, hinter sich lassen und trat mit einem neuen Gesicht in das 19. Jahrhundert. Es wurde zum Ziel zahlreicher Reisender, die es besuchten und seine Natur und die berühmte Blaue Grotte bewunderten, die inzwischen weltberühmt geworden war.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts landeten Vladimir Lenin, Maksim Gor'kij, Jacques d'Adelswärd-Fersen, Marguerite Yourcenar, Friedrich Alfred Krupp, Pablo Neruda, Curzio Malaparte, Norman Douglas, Sibilla Aleramo, Monika Mann und Roger Peyrefitte auf Capri und hielten sich dort für längere oder kürzere Zeit auf. Capri, das Ziel von Dichtern, Malern und Schriftstellern, erlebte eine neue wirtschaftliche Entwicklung, die den Rückgang der Landwirtschaft, der auch auf die Vertreibung der Mönche von der Insel zurückzuführen war, ausgleichen konnte. Gleichzeitig gingen die Wein- und Seidenproduktion zurück und verschwanden später zusammen mit der Korallenproduktion ganz.
Im Jahr 1908 wurde Lenin von dem russischen Schriftsteller Maxim Gorki in seinem Haus in der Nähe der Giardini Augusto beherbergt. Im Jahr 1970 wurde anlässlich der Hundertjahrfeier zu Lenins Ehren ein Denkmal von Giacomo Manzù errichtet.
Capri und der sizilianische Urlaubsort Taormina standen laut Gregory Woods, Lehrstuhlinhaber für Schwulen- und Lesbenstudien, „ganz oben auf der Liste der Orte, die von homosexuellen Menschen aus dem Norden besucht werden“. Die Geschichte von Taormina wurde durch die Anwesenheit von Wilhelm von Gloeden verändert, der für seine homoerotischen Fotografien bekannt war und dessen Studio von 1878 bis 1931 viele Besucher in die Stadt lockte. Sowohl Capri als auch Taormina waren tolerant gegenüber schwulen Männern und Künstlern, und es gab einen regen Austausch zwischen den beiden Orten. Im Dezember 1897 wollte Oscar Wilde mit seinem Geliebten Lord Alfred Douglas in Neapel überwintern; das Paar stattete Capri einen kurzen Besuch ab, aber ihre Anwesenheit erwies sich selbst für diese liberale Insel als zu skandalös („Sie verweigerten uns sogar das Brot!“), sodass „Bosie“ nach England zurückkehrte und Wilde sich auf den Weg nach Taormina machte, wo er einige Zeit mit von Gloeden verbrachte. Jacques d'Adelswärd-Fersen, der sich auf Capri niederließ und die Villa Lysis baute, besuchte von Gloeden 1923 und brachte seine Schulfreundin/Sekretärin mit.
Anders als die Hauptstadt Neapel wurde die Insel nicht von den Deutschen besetzt, da italienische Soldaten unter dem Kommando von Oberst Guido Marsiglia bis zur Ankunft der Alliierten an Bord des Zerstörers USS Knight am 13. September 1943 die Kontrolle behielten. Am 10. September hatten auch sieben MAS der Regia Marina aus Gaeta im Hafen Zuflucht gefunden.
Moderne Zeit
Nach 1945 stand „Capri“ in der Populärkultur für eine exotische Sehnsuchtsinsel, insbesondere im deutschen Sprachraum. Der Schlager „Die Capri-Fischer“ wurde mit dem deutschen Nachkriegs-Tourismus eng verbunden und symbolisierte die neue Reisefreiheit und das Fernweh der Westdeutschen in den 1950er und 1960er Jahren.
Seit den 1950er Jahren verstärkte sich der Zustrom an Touristen erheblich. Infrastrukturelle Verbesserungen, wie eine deutlich ausgebaute Fährverbindung, führten dazu, dass die Besucherzahlen rasant anstiegen: 2016 wurden laut Statistik mehr als zwei Millionen Ankünfte registriert, an Spitzentagen über 10.000 Gäste täglich.
Die steigende Popularität Capris als Reiseziel bringt den Einheimischen zwar wirtschaftlichen Wohlstand, hat aber auch eine starke Prägung durch externen Einfluss zur Folge. Die Zahl der ständigen Bewohner nahm ab, während Immobilien zunehmend von Auswärtigen gekauft wurden.
Capri wandelte sich vom „Inselmythos“ und Refugium von Künstlern und Intellektuellen der Vorkriegszeit zur international bekannten Marke. Alteingesessene bemängeln häufig die Kommerzialisierung und „Blaugrottisierung“ der Insel (Begriff für den Ausverkauf des Mythos Capri an den Massentourismus). In den späten 1940er Jahren wurde Capri auch zum Namensgeber der legendären Caprihose, die ihren Siegeszug von hier aus antrat und das Image der Insel als mondäne Modeadresse weiter prägte.
Während der Coronazeit erlebte Capri deutliche Einschnitte, besonders im für die Insel zentralen Bereich des Tourismus. Im Frühjahr 2020 kam der internationale Reiseverkehr nahezu vollständig zum Erliegen. Fähren und Ticket-Schalter waren ausgestorben, die Zahl der Besucher auf Capri sank dramatisch. Wo zuvor täglich Tausende Touristen, auch aus Übersee und insbesondere aus Brasilien, Russland oder den USA, anlandeten, blieben die meisten Gäste aus – nur noch vereinzelt kamen italienische und deutsche Besucher. Viele Geschäfte, Restaurants und Dienstleister hatten so nur einen Bruchteil ihres üblichen Umsatzes und kämpften wirtschaftlich ums Überleben.
2021 leitete Capri, gemeinsam mit anderen Inseln im Golf von Neapel, eine der ersten groß angelegten Impfkampagnen in Italien ein. Bereits am 8. Mai 2021 wurde Capri vom regionalen Präsidenten als „covidfreie Insel“ deklariert. Diese Impf-Offensive sollte das Vertrauen von Urlaubern zurückgewinnen und die Sommersaison retten. Tatsächlich wurde intensiv damit geworben, dass Capri für Gäste besonders sicher sei – mit dem Ziel, an die jährlich mehr als zwei Millionen Besucher der Vor-Corona-Zeit anzuknüpfen. Im Sommer 2021 erholte sich der Tourismus deutlich, die Zahl der Gäste verdoppelte oder verdreifelte sich verglichen mit dem Vorjahr. Die Normalität kehrte bis Ende 2022 langsam zurück.
Verwaltung
Zwischen 1927 und 1946 wurden die beiden Gemeinden der Insel zu einer einzigen Gemeinde zusammengelegt. Nach 2000 wurde die Rückkehr zu einer einzigen Verwaltungseinheit auf der Insel vorgeschlagen. Nach wie vor aber ist die Insel in zwei Gemeinden, Capri und Anacapri, untergliedert. Sie gehören zur Provinz Neapel innerhalb der Region Kampanien der Republik Italien.
Herrschaftsgeschichte
- um -1700 bis -8. Jahrhundert italische, vermutlich umbrische Stammesgemeinschaft
- -8. Jahrhundert bis -5. Jahrhundert griechische Kolonie Capri (Kaprie bzw. Kapriai)
- -5. Jahrhundert bis -211 Kampanisches Feld (Ager Campanus) als Besitztum der Stadt Neapolis
- -211 bis -27 Region Kampanien (Regio I Campania) innerhalb der Römischen Republik (Res Publica)
- -27 bis 395 Region Kampanien (Regio I Campania) des Römischen Reichs (Imperium Romanum)
- 395 bis 476 Region Kampanien (Regio I Campania) des Weströmischen Reichs (Hesperium Imperium)
- 476 bis 493 Reich des Odoaker (Regnum Italiae)
- 493 bis 535 Ostgotisches Reich (Regnum Gothorum)
- 535 bis 763 Byzantinisches Reich (Basileia tōn Rhōmaiōn)
- 763 bis 839 Herzogtum Neapel (Ducatus Neapolitanus)
- 839 bis 958 Republik Amalfi (Ducatus Amalfitanus)
- 958 bis 1139 Herzogtum Amalfi (Amalfi Ducatus)
- 1139 bis 1302 Königreich Sizilien (Regno di Sicilia)
- 1302 bis 1442 Königreich Neapel (Regno di Napoli)
- 1442 bis 1501 Königreich Neapel (Regno di Napoli) unter Kontrolle durch das Königreich Aragon (Reino d’Aragón)
- 1501 bis 1504 Königreich Neapel (Regno di Napoli)
- 1504 bis 1713 Vizekönigreich Neapel (Regno di Napoli) unter Kontrolle durch das Königreich Spanien (Reino d’Aragón)
- 1713 bis 1735 Königreich Neapel (Regno di Napoli) als Teil des Hauses Österreich (Domus Austriae)
- 1735 bis Januar 1806 Königreich Neapel (Regno di Napoli)
- Januar bis Mai 1806 Kaiserreich Frankreich (Empire Française)
- Mai 1806 bis 18. Oktober 1808 Vereinigtes Königreich (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
- 18. Oktober 1808 bis Januar 1814 Kaiserreich Frankreich (Empire Française)
- Januar 1814 bis 8. Dezember 1816 Königreich Neapel (Regno di Napoli)
- 8. Dezember 1816 bis 17. Dezember 1860 Königreich beider Sizilien (Regno delle Due Sicilie)
- 17. Dezember 1860 bis 13. Februar 1861 Königreich beider Sizilien (Regno delle Due Sicilie) innerhalb des Königreichs Sardinien (Regno di Sardegna)
- 13. Februar bis 18. März 1861 Königreich Sardinien (Regno di Sardegna)
- 18. März 1861 bis 2. Juni 1946 Königreich Italien (Regno d’Italia)
- seit 2. Juni 1946 Region Kampanien (Campania) der Republik Italien (Repubblica Italiana)
Legislative und Exekutive
Verwaltet wird die Insel von den beiden Gemeinderäten, die aus jeweils 12 Mitgliedern und den Bürgermeistern bestehen.
Inseloberhaupt
Höchste Repräsentanten der Insel sind die beiden Bürgermeister.
Sindaci di Capri
- 8 Apr 1988 - 22 Jun 1989 Saverio Valente (Democrazia Cristiana)
- 17 Jul 1989 - 18 Jun 1990 Marino Lembo (Democrazia Cristiana)
- 18 Jun 1990 - 14 Jun 1995 Costantino Federico (lista civica)
- 15 Jun 2004 - 27 Mai 2009 Ciro Lembo (lista civica)
- 27 Mai 2014 - 26 Mai 2019 Giovanni De Martino (lista civica)
- 26 Mai 2019 - 10 Jun 2024 Marino Lembo (lista civica)
- seit 10 Jun 2024 Paolo Falco (lista civica)
Sindaci di Anacapri
- 9 Jun 1989 - 19 Mai 1990 Teresa Gentile (lista civica)
- 19 Mai 1990 - 29 Apr 1993 Fausto Arcucci (Democrazia Cristiana)
- 7 Mai 1993 - 24 Apr 1995 Rino Di Pietro (Democrazia Cristiana)
- 24 Apr 1995 - 12 Jun 1999 Francesco Cerrotta (lista civica)
- 12 Jun 2004 - 7 Jun 2009 Mario Staiano (lista civica)
- 7 Jun 2009 - 27 Mai 2014 Francesco Cerrotta (Lista Anacapri)
- seit 27 Mai 2019 Alessandro Scoppa (Lista Anacapri)
Politische Gruppierungen und Wahlen
Auf der Insel sind folgende Parteien aktiv:
- Democrazia Cristiana (DC) - mitte-rechts
- Partito Democratico (PD) - mitte-links
- Lista Civica (LC) - lokalpolitisch
- Lista Anacapri (LA) - lokalpolitisch
Inhaltlich stehen auf Capri kommunalpolitische Themen im Vordergrund – Tourismus, Verkehrsregulierung, Umweltschutz und Infrastrukturüberwachung – und weniger parteipolitische Ideologiedebatten.
Justizwesen und Kriminalität
Capri unterliegt dem italienischen Rechtssystem. Wie in ganz Italien gibt es jedoch, insbesondere in Süditalien, strukturelle Probleme wie Personalmangel und überlange Verfahren, was die Effizienz von Polizei und Justiz beeinträchtigen kann – allerdings richten sich diese bekannten Defizite des Systems vor allem gegen schwerwiegende Kriminalität, wie sie auf dem Festland ausgeprägt ist. Auf Capri selbst gibt es keine Berichte über systematische Justizprobleme oder überdurchschnittliche Kriminalität.
In den vergangenen Jahren haben auf Capri vor allem Versuche zugenommen, Touristen auf aggressiven Wegen zu Ausflügen oder Restaurantbesuchen zu überreden. Um dem entgegenzuwirken, hat der Bürgermeister, Paolo Falco, 2025 eine Verordnung erlassen, die das aktive Ansprechen von Besuchern mit Speisekarten, Broschüren oder anderem Werbematerial im öffentlichen Raum untersagt. Bei Verstößen kann ein Bußgeld verhängt oder im Wiederholungsfall sogar die Lizenz entzogen werden.
Die örtliche Polizei wurde angewiesen, mit verstärkten Streifengängen die Durchsetzung dieser Vorschriften sicherzustellen und ein sicheres Umfeld für Touristen zu schaffen. Es wird auch an die Verantwortung der lokalen Unternehmer appelliert, zur Einhaltung der Regeln beizutragen.
Schwerwiegende Kriminalität wie organisierte Kriminalität oder Mafia-Aktivitäten werden auf Capri öffentlich nicht als akute Probleme wahrgenommen. Die vorhandene Kriminalität beschränkt sich nach Berichten primär auf Betrugsversuche oder kleinere Diebstähle, insbesondere im touristischen Bereich.
Internationale Politik
Capri betreibt Städtepartnerschaften mit
- Crosby (Merseyside, Großbritannien)
- Bethlehem (Palästina)
Flagge und Wappen
Das Wappen von Capri wurde durch ein Dekret des Regierungschefs vom 28. Januar 1938 anerkannt. Als Blasonierung wurde festgelegt: „In Silber die Figur des Heiligen Costanzo, segnend, im byzantinischen Stil gekleidet, mit dunkelgrünem Mantel und Heiligenschein, in der linken Hand einen goldenen Bischofsstab haltend. Äußere Verzierungen der Stadt.“ Der Gonfalon, der durch ein Dekret des Präsidenten der Republik vom 4. Mai 1983 verliehen wurde, ist ein gestutztes weißes und grünes Banner.
Das Wappen und der Gonfalon der Gemeinde Anacapri wurden durch ein Präsidialdekret vom 1. Dezember 1952 verliehen. Die Blasonierung lautet: „In Rot, die Ziege auf einer Leiter in einem Balken, alles natürlich. Äußere Verzierungen der Gemeinde.“ Der Gonfalon ist eine blaue Fahne.
Hauptort
Die Insel ist verwaltungstechnisch in zwei Gemeinden unterteilt: Capri und Anacapri. Die de facto Hauptstadt Capri liegt auf einem Hochplateau und ist bekannt für ihre verwinkelten weißen Gässchen, feinen Boutiquen und edlen Hotels. Hier befindet sich auch der berühmte Hauptplatz, die „Piazzetta“, das gesellschaftliche Zentrum der Insel.
Verwaltungsgliederung
Die Insel gliedert sich zwei Gemeinden - hier mit den Daten des Jahres 2025:
Comuni | Fläche (km²) | Einwohner | Dichte (E/km²) |
Anacapri | 6,39 | 6.766 | 1058,84 |
Capri | 3,97 | 6.759 | 1702,52 |
Verwaltungseinheiten:
2 comuni (Gemeinden)
Bevölkerung
Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 10,36 km².
Bevölkerungsentwicklung:
Jahr Einwohner Dichte (E/km²)
1632 700 67,57
1800 3 000 289,58
1850 4 000 386,10
1861 4 196 405,02
1871 4 213 406,66
1881 4 848 467,95
1891 5 400 521,24
1901 6 206 599,03
1911 6 838 660,04
1921 6 843 660,52
1931 7 701 743,34
1936 7 984 770,66
1951 9 292 896,91
1959 10 519 1015,35
1961 10 845 1046,81
1971 11 505 1110,52
1981 12 100 1167,95
1983 12 296 1186,87
1991 12 507 1207,24
1996 13 146 1268,92
2001 12 902 1245,37
2002 13 204 1274,52
2003 13 434 1296,72
2004 13 518 1304,83
2005 13 644 1316,99
2006 13 908 1342,47
2007 13 839 1335,82
2008 13 984 1349,81
2009 14 047 1355,89
2010 14 117 1362,64
2011 14 025 1353.38
2012 13 756 1327,80
2013 14 063 1357,43
2014 14 151 1365,93
2015 14 204 1271,04
2016 14 137 1364,58
2017 14 121 1363,03
2018 14 039 1355,12
2019 14 030 1354,25
2020 13 977 1349,13
2021 13 709 1323,26
2022 13 679 1322,10
2023 13 592 1311,97
2024 13 607 1313,42
2025 13 525 1305,50
Die Bevölkerung wuchs von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 0,432 % pro Jahr.
Volksgruppen
Die Capresi wurden in ihrer Identität durch die besondere Insellage, die lange Abgeschiedenheit und die jeweils schwierigen Lebensbedingungen geprägt. Historisch gesehen waren die Capresen überwiegend Fischer und Landwirte; Wohlstand kam erst im Zuge des aufkommenden Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert auf die Insel.
Bereits im späten Paläolithikum gab es menschliche Besiedelung auf Capri. Im Laufe der Jahrtausende kamen Einflüsse von griechischen Siedlern und später von den Römern hinzu, die Capri als Rückzugsort nutzten. Die Capresen gelten als eine autochthone (alteingesessene) Gruppe mit starker regionaler Prägung. Sie sind oft introvertiert, konservativ und pflegen eine ausgeprägte lokale Identität, die sich vor allem in ihren Dorfgemeinschaften und bei religiösen Festen zeigt.
Der Alltag unterscheidet sich noch immer von dem der zugezogenen Bewohner oder Touristen: Capresen kennen die “harten, kargen Seiten der Insel” und pflegen ihre Traditionen; der moderne Tourismus und die Zahl der Gäste prägen das Bild seit etwa 200 Jahren zusätzlich stark. Viele Capresen, die heute auf dem Festland arbeiten oder leben, kommen für Familienanlässe oder den Sommer zurück und halten die Gemeinschaft lebendig.
Die Bevölkerungszahl war durch Hungersnöte, Seuchen und Auswanderung oft stark dezimiert. Capri war bis ins 19. Jahrhundert eher arm und abgeschieden; der Wandel kam erst mit den Dichtern, Künstlern und Wohlhabenden aus ganz Europa, die die Insel als exklusives Reiseziel entdeckten
Die nichtitalienischen Herkunftsländer der Inselbewohneer waren:

Anacapri (2022)
- Sri Lanka 222 3,2 %
- Ukraine 87 1,2 %
- Rumänien 55 0,7 %
- Albanien 36 0,5 %
- Kuba 16 0,2 %
- Deutschland 12 0,1 %
- Polen 12 0,1 %
Capri (2018)
- Sri Lanka 314 4,3 %
- Ukraine 204 2,8 %
- Rumänien 125 1,7 %
- Polen 41 0,5 %
- Albanien 20 0,2 %
Sprachen
Der capresische Dialekt, das sogenannte Caprese, ist ein lokaler, eigenständiger Dialekt der Insel Capri und zählt zur Gruppe der neapolitanischen Dialektedes Italienischen. Er unterscheidet sich vor allem in der Aussprache, im Wortschatz und teils auch in der Grammatik vom standardisierten Italienisch sowie vom Festlands-Neapolitanisch und hat Einflüsse aus verschiedenen Epochen – etwa Spanisch und Französisch – übernommen.
Typische Merkmale sind etwa die Verkürzung von Endsilben, eine eigene lautliche Gestaltung und einige spezielle Begriffe, die es nur auf Capri gibt. Der Dialekt wird heute vor allem von älteren Inselbewohnern im Alltag gesprochen, während das Italienische in Schule und öffentlichem Leben dominiert.
Religion
Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung auf der Insel Capri ist römisch-katholisch. Dies zeigt sich an den zahlreichen Kirchen wie San Costanzo und Santo Stefano sowie an Klosteranlagen wie der Certosa di San Giacomo auf der Insel. Capri war historisch Sitz eines eigenen Bistums und ist heute ein Titularbistum der katholischen Kirche.
Daneben gibt es auch eine deutsche evangelische Kirche, die im 19. Jahrhundert gegründet wurde, sowie einen Friedhof für nichtkatholische Verstorbene; diese Einrichtungen sind auf die Tradition der internationalen Besucher und Einwohner zurückzuführen. Religiöse Minderheiten spielen jedoch im alltäglichen Leben nur eine sehr geringe Rolle.
Siedlungen
Capri ist der Hauptort auf der Ostseite der Insel und beeindruckt durch sein historisches Zentrum mit engen, weiß getünchten Gassen, eleganten Plätzen wie der Piazzetta und zahlreichen Sehenswürdigkeiten, darunter die Villa Jovis und das Kartäuserkloster Certosa di San Giacomo. Der Ort entwickelte sich um zwei mittelalterliche Stadtkerne und ist heute geprägt von Boutiquen, Cafés, Luxushotels sowie bedeutenden historischen Bauten und Kirchen.
Anacapri liegt westlich und höher auf dem Monte Solaro und ist ruhiger und ursprünglicher als Capri-Stadt. Hier dominieren niedrige Häuser, verwinkelte Gassen, kunstvolle Plätze sowie Sehenswürdigkeiten wie die Villa San Michele oder der Leuchtturm Punta Carena. Der Ort ist von landschaftlicher Schönheit und bietet herrliche Ausblicke; die Atmosphäre ist familiärer, dennoch finden sich Restaurants, Märkte und einige kleine Hotels.
Marina di Capri (auch bekannt als Marina Grande) ist der Haupthafen der Insel im Norden. Dieser lebendige Ortsteil bildet das Tor zur Insel und besteht aus bunten Fischerhäusern, Bootsanlegern, kleinen Läden und einem Strandabschnitt. Hier kommen Fähren vom Festland an, und von hier starten Ausflugsboote etwa zur Blauen Grotte. Marina Grande ist funktional geprägt, beherbergt aber auch einige Hotels und Restaurants direkt am Wasser.
Einwohnerzahlen der Gemeinden:
Jahr Anacapri Capri
1861 1 637 2 559
1871 1 839 2 374
1881 2 021 2 827
1901 2 316 3 890
1911 2 376 4 462
1921 2 437 5 059
1931 2 512 5 189
1936 2 613 5 371
1951 3 083 6 209
1961 3 579 7 266
1971 4 239 7 723
1981 4 633 7 479
1991 5 324 7 075
2001 5 855 7 064
2001 5 865 7 069
2002 6 064 7 140
2003 6 214 7 220
2004 6 240 7 278
2005 6 397 7 247
2006 6 450 7 258
2007 6 554 7 285
2008 6 655 7 329
2009 6 742 7 305
2010 6 768 7 349
2011 6 555 6 807
2012 6 684 7 052
2013 6 866 7 197
2014 6 926 7 224
2015 6 946 7 205
2016 7 003 7 201
2017 6 962 7 159
2018 6 939 7 100
2019 6 960 7 080
2020 6 940 6 937
2021 6 882 6 827
2022 6 857 6 832
2023 6 821 6 771
2024 6 821 6 786
2025 6 766 6 759
Verkehr
Der Verkehr ist auf Capri zum Teil eingeschränkt. Verbindungen bestehen nach Ischia und Neapel. Dort befindet sich auch der nächstgelegene Flughafen.
Straßenverkehr
Auf der Insel ist zwischen Mitte April und Anfang Novembere Autofahren nur für Capresen erlaubt. Wer nicht seinen ständigen Wohnsitz auf Capri oder in Anacapri hat, darf in der Regel sein eigenes Fahrzeug während der Saison weder auf die Insel mitbringen noch dort nutzen. Diese Regelung betrifft Besucher mit Privatfahrzeugen wie auch kurzfristig angemietete Mietwagen oder Mopeds. Inselbesucher können mit dem Taxi fahren, die Standseilbahn Funicolare benutzen oder einen der Omnibusse. Für Erkundungen der Insel bieten sich Motorroller, Fahrräder und E-Bikes an, die häufig von Besuchern gemietet werden.
Seilbahn
Die Seilbahn von Capri, offiziell als Capri-Funicolare bezeichnet, ist eine Standseilbahn (Funicular), die den Hafenbereich Marina Grande an der Küste mit dem Stadtzentrum auf der Piazza Umberto I verbindet. Sie ist etwa 670 Meter lang und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 139 Metern. Die Linie beinhaltet einen 68 Meter langen Tunnel und eine 50 Meter lange Brücke. Die maximale Hangneigung beträgt 38,6 %. Die Capri-Funicolare wurde erstmals im Jahr 1907 eröffnet, wurde aber mehrfach modernisiert, zuletzt 2018 mit einer Kapazitätssteigerung von 20 %. Sie verkehrt heute alle 15 Minuten von 6:30 Uhr bis 20:30 Uhr.
Eine Fahrt mit der Seilbahn dauert etwa 5 Minuten und bietet schöne Ausblicke auf den Aufstieg vom Hafen zum Inselzentrum. Die Kapazität beträgt 140 Personen pro Wagen, und die Linie hat zwei Haltestellen: am Hafen und in der Stadtmitte. Die Preise liegen bei rund 2 Euro pro Fahrt, Tickets sind an einem Schalter am Hafen erhältlich, der allerdings oft etwas versteckt und überlaufen ist. Es wird empfohlen, für Hin- und Rückfahrt gleich zwei Tickets zu kaufen, um nicht extra anstehen zu müssen.
Schiffsverkehr
Der Hafen von Capri, genannt Marina Grande, ist der einzige und wichtigste Hafen der Insel Capri und liegt an der Nordküste, nahe der Stadt Capri. Marina Grande dient sowohl als Anlaufstelle für Fähren und Schnellboote aus Städten wie Neapel, Sorrent oder Ischia als auch für private Boote und Yachten. Mit rund 300 Liegeplätzen können hier Segelyachten bis zu 60 Metern Länge bei bis zu 8 Metern Wassertiefe festmachen.
Der Hafen besteht aus zwei Teilen: Der östliche Teil ist für Sportboote reserviert, während im westlichen der Berufsschifffahrt Platz eingeräumt wird. Die Marina ist gut beleuchtet und tags wie nachts problemlos zugänglich. Die Hafeneinfahrt ist beidseitig befeuert, und die Ansteuerung gilt als einfach und sicher.
Marina Grande ist nicht nur Verkehrsknotenpunkt, sondern auch ein lebendiger Ort mit Cafés, Restaurants, Souvenirläden und einigen Hotels. Es gibt wichtige Einrichtungen wie das Hafenamt und die Tourismusinformation direkt am Hafen. Zudem starten von hier aus auch Boote zu bekannten Ausflugszielen wie der Blauen Grotte. Für Einheimische und Besucher ist der Hafen mit der Standseilbahn (Funicolare) direkt mit dem Ortszentrum von Capri verbunden, zudem verkehren Busse zu den Oberortschaften
Zwischen der Insel und dem Festland gibt es viele Schiffsverbindungen. Große Fähren sind preiswerter als kleine, schnelle Tragflügelboote. Der nächstgelegene festländijsche Hafen ist Sorrent. Es gibt auch Fährverbindungen nach Neapel und Ischia sowie (seltener) an die Häfen der Amalfiküste.
Flugverkehr
Die Insel Capri besitzt keinen eigenen Flughafen. Die nächstgelegene Anbindung erfolgt über den Flughafen Neapel (Capodichino). Von dort gelangt man mit dem Taxi oder dem öffentlichen Bus (AliBus) in etwa 35 Minuten zum Hafen Neapel-Molo Beverello. Am Hafen stehen regelmäßige Fährverbindungen und Schnellboote (Tragflügelboote) nach Capri zur Verfügung, die Überfahrt dauert je nach Verbindung und Schiffstyp zwischen 50 und 90 Minuten. Die Fähren legen ausschließlich am Hafen Marina Grande an. Von dort gibt es Anschluss mit der Seilbahn (Funiculare), Bussen oder Taxis zu den Orten Capri und Anacapri.
Wirtschaft
Die Grundlage der lokalen Wirtschaft ist eine ausgewählte, intensive Landwirtschaft (Oliven, Zitrusfrüchte und vor allem Weintrauben, aus denen ein hervorragender Weißwein hergestellt wird), aber noch viel mehr der Tourismus, der von der natürlichen Schönheit des Ortes angezogen wird.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft auf der Insel Capri war historisch ein bedeutender Wirtschaftszweig, hat sich aber aufgrund des Tourismuswandels in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Ursprünglich lebten die meisten Inselbewohner von der Landwirtschaft, insbesondere in Anacapri, wo die topografischen Bedingungen den Zugang zum Meer erschweren und somit die Landarbeit bevorzugt wurde.
Hauptanbauprodukte auf Capri sind:
- Oliven: Capri besitzt zahlreiche jahrhundertealte Olivenhaine, vor allem entlang der Küsten von der Grotta Azzurra bis zum Leuchtturm, auf Höhen zwischen 30 und 200 Metern. Die lokalen Initiativen – etwa der Verein „L‘Oro di Capri“ – widmen sich seit rund einem Jahrzehnt der Wiederherstellung verlassener Haine und der Produktion von hochwertigem nativem Olivenöl extra. Die Olivenbäume auf Capri sind oft sehr alt und weisen teilweise eigene, einzigartige Genotypen auf, die aktuell wissenschaftlich katalogisiert werden.
- Zitronen: Capri gehört zum traditionsreichen Anbaugebiet der Limone di Sorrento. Die Zitronen werden nicht nur für den berühmten Limoncello, sondern auch für Marmeladen, Sirupe und Öle verwendet.
- Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide: Früher wurden diese Feldfrüchte zum Eigenbedarf und als Tierfutter angebaut. Mit der Zunahme des Tourismus ab den 1960er Jahren ging dieser Bereich jedoch stark zurück.
Die landwirtschaftliche Nutzung ist durch die besonderen Bedingungen der Insel geprägt:
- Terrassenkulturen (wegen der Hanglage)
- Handarbeit (mechanisierte Landwirtschaft ist wegen der Steillagen meist nicht möglich)
- Bewässerung fast ausschließlich durch gesammeltes Regenwasser, da die Insel über keine eigenen Wasserläufe verfügt
- Naturnahe Bewirtschaftung: Viele Projekte setzen auf nachhaltige, biologische Landwirtschaft und den Erhalt alter Terrassenmauern sowie die Biodiversität in den Olivenhainen.
In den letzten Jahren erfahren die Landwirtschaft und insbesondere die Restaurierung alter Anbauflächen eine Renaissance, häufig mit gesellschaftlicher und pädagogischer Einbindung der Bevölkerung, besonders von Kindern und Jugendlichen. Ziel ist es, das landschaftliche, kulturelle und ökologische Erbe der Insel zu bewahren und mit neuen Perspektiven weiterzuentwickeln.
Weinbau
Auf der Insel werden Weiß- und Rotweine erzeugt, die seit 1977 eine „kontrollierte Herkunftsbezeichnung“ (Denominazione di origine controllata, kurz DOC, also Capri DOC) besitzen, die zuletzt am 7. März 2014 aktualisiert wurde. Im Jahr 2018 wurden auf einem Hektar Rebfläche 50 Hektoliter DOC-Wein erzeugt. Typische Rebsorten sind für den Capri Bianco Falanghina und Greco Bianco, für den Capri Rosso Piedirosso. Die Weinberge sind meist als Terrassenkulturen angelegt.
Der Capri Bianco wird aus mindestens 80 % aus den Rebsorten Falanghina und Greco Bianco erzeugt, wobei Falanghina mindestens 50 % ausmachen muss. Weintrauben der Rebsorte Biancolella, die für den Anbau in der Provinz Neapel geeignet sind, können ebenfalls zur Erzeugung dieses Weins beitragen, und zwar zu maximal 20 %.
Der Capri Rosso muss zu mindestens 80 % aus Piedirosso bestehen. Höchstens 20 % andere rote Rebsorten, die für den Anbau in der Provinz Neapel zugelassen sind, dürfen zugesetzt werden.
Fischerei
Fischfang wird auf Capri meist als Freizeitbeschäftigung im Rahmen geführter Angelausflüge angeboten, bei denen Besucher unter Anleitung erfahrener Fischer angeln können. Von Sorrent aus starten solche Touren, die oft eine Kombination aus Angeln, Schwimmen, Schnorcheln und Inselerkundung bieten. Während dieser Ausflüge erfährt man viel über die lokale Fischereikultur und kann den Fang des Tages oft frisch an Bord als Mittagessen genießen.
Beliebte Ziele sind dabei typische lokale Fischarten wie Pezzogne, ein weißfleischiger Fisch. Ein Badestopp im kristallklaren Wasser ist häufig Teil der Touren. Die Bootsrouten führen entlang der charakteristischen Küstenlinie mit Sehenswürdigkeiten wie den Faraglioni-Felsen und den berühmten Grotten (Blaue, Grüne, Weiße Grotte).
Wichtig zu wissen ist auch, dass die Fischerei in der Region ökologisch sensibel ist; illegales Fischereiwesen, insbesondere das Rauben von Muscheln, bedroht das empfindliche Ökosystem um Capri und ist strafbar.
Handwerk
Die Insel ist berühmt für ihre kunstvoll handbemalten Keramiken. Werkstätten wie Ceramiche Tavassi und Sea Gull bieten einzigartige, handgefertigte Stücke an, die nach alten Techniken gefertigt und individuell bemalt werden. Typische Motive sind Insel-Landschaften, Meeresmotive und mediterrane Ornamente. Jedes Stück ist ein Unikat, das mit großer Präzision und Kreativität hergestellt wird. Auch Souvenirartikel wie kleine Keramikfische oder personalisierte Gegenstände mit Capri-Bezug sind sehr gefragt.
Die sogenannten Capri-Sandalen (i sandali capresi, auch Sandali Tiberio) werden noch heute von Hand aus Leder gefertigt, eine Tradition, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Weltweit bekannt wurden diese Sandalen durch prominente Trägerinnen wie Jacqueline Kennedy und Sophia Loren. Es gibt spezialisierte Werkstätten, die sowohl klassische als auch modern verzierte Modelle nach Maß anbieten und so das lokale Erbe lebendig halten.
Boutiquen fertigen exklusiven, handgemachten Schmuck, der typisch capresische Motive aufgreift und zum hochpreisigen Shoppingangebot der Insel gehört. Kreative Designer und Künstler, wie Gianluca Federico, stellen darüber hinaus Kunstobjekte und kleine Souvenirs aus lokalen Materialien her, inspiriert von der Inselnatur.
Industrie
Eine nennenswerte klassische Industrie gibt es auf Capri nicht. Die Wirtschaft der Insel ist stark vom Tourismus geprägt, und die produzierenden Gewerbe konzentrieren sich fast ausschließlich auf das Kunsthandwerk, besondere Konsumgüter und lokale Spezialitäten.
Die Bauwirtschaft ist stark von den besonderen geologischen, landschaftlichen und ökologischen Gegebenheiten der Insel geprägt. Klassische großindustrielle Bauwirtschaft ist aufgrund der begrenzten Fläche und des empfindlichen Naturraums kaum ausgeprägt. Vielmehr stehen Infrastrukturprojekte und sensible Bauvorhaben im Vordergrund, die sich harmonisch in die Umgebung einfügen.
Ein herausragendes Beispiel moderner Bauwirtschaft auf Capri ist das neue Kraftwerk Terna, das von der Frigerio Design Group entworfen und mit einer Investition von 150 Millionen Euro realisiert wurde. Es dient als innovatives Industriegebäude, das sich mit Rücksicht auf die Landschaft und mit hochwertigen, besonders widerstandsfähigen Materialien in die Natur integriert. Dieses Infrastrukturprojekt vervollständigt die elektrische Verbindung zwischen Capri und dem Festland durch unterirdische und unterseeische Leitungen und ermöglicht es, die Insel komplett auf Strom aus erneuerbaren Quellen umzustellen. Mit der Abschaltung des alten Dieselwerks werden die CO₂-Emissionen um 130.000 Tonnen pro Jahr reduziert. Das Bauvorhaben ist zugleich Symbol für zeitgenössische, umweltorientierte Architektur auf der Insel.
Im Bereich des Straßenbaus gibt es – aufgrund der steilen, kurvenreichen Topografie Capris – verschiedene Projekte zur Sanierung und Befestigung der Wege. 2017 genehmigte Capri beispielsweise die Finanzierung eines neuen Bauprojekts durch den Spezialisten Attilio Gheller, das auf die Befestigung und Instandhaltung von Wegen abzielte.
Wasserwirtschaft
Die apresische Wasserwirtschaft ist durch die Besonderheit geprägt, dass die Insel über keine eigenen natürlichen Süßwasserquellen verfügt. Der gesamte Bedarf an Trinkwasser wird daher über eine Hauptwasserleitung vom italienischen Festland gedeckt, die Capri direkt mit Frischwasser versorgt.
Kommt es zu Störungen dieser Leitung, tritt schnell ein akuter Wassermangel ein, da die Insel keine nennenswerten Reserven oder Vorräte besitzt, um die Versorgung von Einwohnern und Touristen länger zu sichern. So führte im Juni 2024 ein Defekt an der Hauptwasserleitung zu einem kompletten Ausfall der Wasserversorgung: Nur Inselbewohner durften noch an Land gehen, Touristen wurde die Anreise untersagt und der Fährverkehr eingestellt, bis die Leitung wieder repariert war.
In Krisenzeiten steht das Wasser lediglich aus lokalen Tanks zur Verfügung, die aber für eine längerfristige Notversorgung unzureichend sind. Bis in die 1960er Jahre wurde Trinkwasser noch mit Tankschiffen aus Neapel zur Marina Grande transportiert.
Die jüngsten Ereignisse zeigen, wie verwundbar das System ist und wie abhängig Capri von einer zuverlässigen Infrastruktur und Technik bleibt. Der Wasserversorger Gori ist für Reparaturen und die Aufrechterhaltung der Versorgung zuständig. Außerdem werden moderne Bewässerungssysteme wie Tropf- und Unterwurzelbewässerung eingesetzt, um den Wasserverbrauch in Gärten und Anlagen zu optimieren und Verschwendung zu vermeiden
Energiewirtschaft
Die Energiewirtschaft hat in den letzten Jahren einen grundlegenden Wandel erfahren. Früher wurde Capri hauptsächlich durch ein Dieselkraftwerk mit Strom versorgt, was zu wiederkehrenden Stromausfällen und erheblichen Umweltbelastungen führte.
Seit dem Jahr 2020 ist die Insel durch ein modernes Unterwasser-Stromkabel mit Sorrent und Torre Annunziata auf dem italienischen Festland verbunden, das von der Firma Terna realisiert wurd und eine Gesamtleistung von 160 MW hate. Im Zentrum dieses Projekts steht das neue, architektonisch und ökologisch herausragenden Terna-Kraftwerk, das die Stromversorgung der Insel verwaltet und vollständig in die natürliche und historische Landschaft Capris integriert ist.
Mit der Abschaltung des alten Dieselwerks ist Capri für seine Stromversorgung nicht mehr auf fossile Brennstoffe angewiesen; der Strom kann vollständig aus erneuerbaren Quellen vom Festland stammen. Die neue Verbindung bietet eine zuverlässige, effiziente und stabile Stromversorgung, senkt die lokalen Emissionen auf nahezu Null und bringt eine jährliche Ersparnis von etwa 20 Millionen Euro für die Gemeinschaft und das System.
Beim Bau des neuen Kraftwerks und der Kabel wurden erhebliche technische und ökologische Vorgaben eingehalten, etwa zum Schutz der marinen Ökosysteme (Beibehaltung von Posidonia-Wiesen, umweltschonende Bohrtechniken).
Abfallwirtschaft
Die Abfallwirtschaft steht vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere durch das hohe Touristenaufkommen und die begrenzte Inselinfrastruktur. Immer wieder wird von akuten Müllproblemen berichtet, die auch das Image der beliebten Urlaubsinsel beeinträchtigen. In Zeiten von Störungen in der Müllabfuhr kann es dazu kommen, dass Capri buchstäblich im Müll zu versinken droht: Die Bürgermeister von Capri und Anacapri haben Medienberichten zufolge bereits mehrfach Alarm geschlagen und sogar angeregt, Insel und Fährbetrieb zeitweise für Touristen zu sperren, um den Müllnotstand einzudämmen.
Capri verfügt nicht über eigene Deponien oder große Verwertungsanlagen, sodass der Abfall größtenteils aufs Festland transportiert werden muss. Engpässe oder Streiks bei der Müllabfuhr führen meist sofort zu sichtbaren Problemen auf Straßen und Plätzen. Das Abfallmanagement ist somit stark von der Zuverlässigkeit externer Entsorgungslogistik abhängig.
Handel
Capri gilt als exklusives Shoppingparadies mit einer Mischung aus legendären Luxus-Boutiquen, kleinen Handwerksgeschäften und charmanten Einkaufsstraßen – klassische Einkaufszentren findet man allerdings nicht.
Via Camerelle ist Capris berühmteste Einkaufsstraße und weltweit für ihr Großaufgebot an Flagship-Stores von Luxusmarken wie Gucci, Hermès, Prada, Chanel und Dior bekannt – ideal für alle, die High-End-Fashion in mediterranem Ambiente suchen. Hier werden keine klassischen Malls geboten, sondern exklusive, direkt zugängliche Boutiquen auf engstem Raum, flankiert von Hotels und Cafés.
Die Via Vittorio Emanuele verbindet die Piazzetta mit weiteren Shopping-Hotspots und ist eine der Top-Adressen für Mode, Schmuck und Lifestyle. Hier schlendern Promis und Modeliebhaber an Designerläden und beliebten Cafés vorbei – das exklusiv-belebte Flair verleiht ihr echtes Jetset-Flair.
Die charmante, verwinkelte Via Le Botteghe steht für Capris handwerkliche Tradition und Kreativität: Hier reihen sich feine Ateliers, kleine Boutiquen und Manufakturen aneinander – perfekt für individuelle Mitbringsel von handgemachten Sandalen bis edlem Schmuck.
Die Prada Capri Via Roma ist einer der prestigeträchtigsten Vertreter der internationalen Luxusmarken und zieht Fashionistas mit saisonalen Kollektionen und limitierten Editionen an – für Markenliebhaber ein Must-See.
Das DIOR Riccio Pop-up Store bringt Pariser Haute Couture auf die Insel – die stylishe Location direkt am Beach Club unterstreicht den exklusiven, sommerlichen Stil und das einmalige Shoppingerlebnis.
Gucci - Capri Camerelle zählt zu den traditionsreichsten und beliebtesten Shopping-Highlights auf Capri und bietet Mode, Lederwaren und Accessoires – ein echtes Symbol italienischer Eleganz mitten auf der Via Camerelle.
Die Boutique Hermès auf der Via Camerelle überzeugt mit ikonischen Lederwaren, Tüchern und exklusivem Service – sie steht für den erlesenen französischen Luxus, den viele Capri-Besucher suchen.
Der traditionsreiche Familienbetrieb Canfora Capri Sandali fertigt die berühmten handgemachten Capri-Sandalen seit über 70 Jahren; ein Besuch ist ein Muss für Liebhaber echter italienischer Handwerkskunst abseits des Luxus-Mainstreams.
Im Limoncello Di Capri finden Genießer das süditalienische Traditionsprodukt direkt vom ursprünglichen Hersteller: Limoncello Di Capri zählt zu den ältesten Produzenten der Insel und ist eine beliebte kulinarische Shopping-Station.
Finanzwesen
Trotz ihrer geringen Größe gibt es auf Capri mehrere Filialen großer italienischer Banken:
- Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS): Filiale Via Vittorio Emanuele, 61
- Banco di Napoli: Filiale Via Vittorio Emanuele, 37/39
- Unicredit: Filiale Piazza Umberto I, 19; zudem existiert eine weitere Filiale in der Via Roma Nr. 77, nur wenige Schritte von der Piazzetta entfernt, die ganzjährig geöffnet ist
- Banca della Campania: Filiale Via Roma, 28
In der Nachbargemeinde Anacapri sind ebenfalls Filialen von Unicredit und Banca Monte dei Paschi di Siena vertreten.
Bankdienstleistungen auf Capri umfassen klassische Services wie Kontoführung, Bargeldabhebungen, Devisengeschäfte und Kreditvergabe. Für den täglichen Zahlungsverkehr stehen Geldautomaten (ATM) in den Bankfilialen sowie an zentralen Orten der Insel zur Verfügung.
Auf Capri wird, wie überall in Italien, mit dem Euro bezahlt. Neben Bargeld werden in Hotels, Geschäften und Restaurants auch gängige Kreditkarten (unter anderem Visa, MasterCard, American Express) sowie moderne elektronische Bezahlsysteme akzeptiert.
Die Bankeninfrastruktur auf Capri dient hauptsächlich der Abwicklung touristischer und lokaler Finanztransaktionen. Großes internationales Bankgeschäft oder Investmentbanken sind nicht vertreten. Für weiterreichende Finanzdienstleistungen (zum Beispiel Wertpapiergeschäfte, Firmenkundenberatung) wenden sich viele Privatpersonen und Unternehmen oftmals an Institute auf dem Festland, etwa in Neapel oder Sorrent.
Soziales und Gesundheit
Die medizinische Grundversorgung wird durch ein zentrales Krankenhaus, das Ospedale Giuseppe Capilupi Capri in dewr Via Provinciale in Anacapri, bereitgestellt. Dazu kommen mehrere niedergelassene Ärzte sowie insgesamt vier Apotheken. Bei schweren medizinischen Notfällen erfolgt der Transport oft per Hubschrauber oder Fähre ins Festland, insbesondere nach Neapel, wo spezialisierte Behandlungsmöglichkeiten existieren.
Krankheiten
Es gibt keine besonderen Krankheitsrisiken auf Capri. Die häufigsten Krankheiten sind:
- Fieberhafte Infekte und Atemwegserkrankungen: Saisonabhängig, besonders während der kälteren Monate.
- Magen-Darm-Infekte (Durchfall): Häufig bedingt durch verunreinigte Speisen oder Getränke.
- Insektenübertragene Krankheiten wie Dengue-Fieberm und andere durch Mücken übertragene Infektionen (zum Beispiel Chikungunya- und West-Nil-Fieber) kommen vereinzelt vor. Besonders wichtig ist ein konsequenter Mückenschutz, vor allem tagsüber.
Allgemein sind die medizinischen Risiken mit denen anderer Mittelmeerregionen vergleichbar und in Urlaubszeiten erhöht sich die Belastung des lokalen Gesundheitssystems durch Touristen.
Bildung
Für Einheimische besteht das Angebot an öffentlichen Schulen entsprechend dem italienischen Schulsystem. Kinder besuchen ab 6 Jahren die Grundschule (scuola primaria), gefolgt von der Mittelschule (scuola secondaria di primo grado) von 11 bis 14 Jahren und der anschließenden obligatorischen Sekundarstufe (scuola secondaria di secondo grado) bis mindestens zum 16. Lebensjahr. Die Fächer entsprechen dem nationalen Curriculum: Italienisch, Englisch, Mathematik, Naturwissenschaften, Geschichte, Geographie, Technik, Kunst, Musik, Sport und Religion (oder Alternativen).
Ein bekanntes historisches Gebäude auf Capri, das Kloster Certosa di San Giacomo, wird heute als Schule genutzt; allerdings sind die genauen Details zur Schulart dort nicht öffentlich einsehbar.
Spezialisierte Sprachschulen bieten Italienischkurse für Besucher und Sprachurlauber an, oft in Form von Einzel- oder Gruppenunterricht. Diese richten sich meist an Erwachsene und Touristen, die ihre Italienischkenntnisse verbessern möchten.
Auch Angebote wie Fahrschulen und nautische Schulen existieren auf Capri, beispielsweise für Bootsführerscheine. Internationale Schulen gibt es auf Capri nicht; solche Einrichtungen findet man eher auf dem Festland (zum Beispiel Neapel oder Sorrent).
Bibliotheken und Archive
Die öffentliche Biblioteca Luigi Bladier befindet sich in der Certosa di San Giacomo, dem zwischen 1371 und 1374 von Giacomo Arcucci errichteten Klosterkomplex im Ort Capri, dessen Geschichte direkt mit den Ereignissen auf der Insel verbunden ist und der mehrere Umgestaltungen und Restaurierungen erfahren hat. Die Bibliothek wurde 1958 gegründet und hat die Bestände der ehemaligen Bibliothek „Forges Davanzati“ übernommen. Seitdem wird sie direkt von der Stadtverwaltung Capri verwaltet. Sie hat ihren Namen von Luigi Bladier, einem Lehrer für literarische Fächer an verschiedenen Schulen der Insel, der sein ganzes Leben der Bibliothek widmete, deren Leiter er war.
Kultur
Capris kulturelle Identität wurzelt in ihrer reichen Geschichte: Bereits in der Antike war die Insel griechisch und später römisch besiedelt; Kaiser Augustus und Tiberius errichteten ihre berühmten Villen, etwa die Villa Jovis, und machten Capri zum Zentrum höfischen und geistigen Lebens. Auch im Mittelalter und der Renaissance spielte die Insel eine Rolle, wurde durch Eroberungen und religiöse Orden geprägt und später zum bedeutenden Treffpunkt für Künstler und Reisende aus aller Welt.
Die Insel ist reich an historischen Monumenten (zum Beispiel Villa Jovis, Villa San Michele, Kartause San Giacomo) und dient seit Jahrhunderten als Inspirationsquelle für die bildenden Künste. Museen, Galerien und Ausstellungen vermitteln Capri als Schnittstelle von Lokalkolorit und Weltkunst.
Museen
Die Museen der Insel sind:
- Museo Cerio (Centro Caprense Ignazio Cerio): Dieses Museum in der Piazzetta in Capri-Stadt widmet sich der botanischen, zoologischen und archäologischen Geschichte der Insel sowie Kunstwerken, die die Natur und Kultur Capris widerspiegeln.
- Charterhouse of San Giacomo: Hier ist ein Museum mit Werken des deutschen Symbolisten Karl Wilhelm Diefenbach untergebracht, einem Künstler, der eng mit der Insel verbunden war. Außerdem finden sich dort archäologische Funde aus der römischen Kaiserzeit sowie künstlerische Exponate.
- Casa Rossa (Anacapri): Das ehemalige Wohnhaus eines amerikanischen Sammlers beherbergt archäologische und kunsthistorische Sammlungen und wird für Wechselausstellungen genutzt.
- Villa San Michele (Anacapri): Die Villa von Axel Munthe, berühmt für ihre Kombination aus Architektur, Gartenkunst und Kunstsammlungen sowie wechselnde Ausstellungen, bildet einen kulturellen Höhepunkt
Architektur
Capri hat einige historische Sehenswürdigkeiten zu bieten wie zum Beispiel die Villa Jovis (Landhaus des Jupiter) es handelt sich hierbei um eine Villa des römischen Kaisers Tiberius der um 26 die Insel als seinen Regierungssitz erwählte. Die Villa Jovis befindet sich an der nordöstlichsten Ecke der Insel und konnte zur damaligen Zeit mittels eines Signalturm Kontakt mit dem Festland halten.
Der Ort Capri erstreckt sich an den Hängen im Ostteil der Insel. Die Häuser gliedern sich an den zentralen Platz, die Piazzetta, von dem mit der Via Roma und der Via Camerella die Hauptgeschäftsstraßen ausgehen. Das Zentrum und der Süden des Ortes werden von großen Hotelanlagen geprägt.
Zwei Straßen verbinden den Ort jeweils mit vielen Spitzkehren mit den beiden Häfen Marina Grande im Norden und Marina Piccola im Süden. Einen großen Teil des südlichen Zentrums nimmt auch das Kartäuserkloster Certosa ein. Die Verbindungsstraße nach Anacapri windet sich im Norden um das zentrale Bergmassiv Monte Solaro. Sehenswürdigkeiten im Gemeindegebiet sind:
- Arco Naturale
- Faraglioni
- Giardini di Augusto
- Grotta Matermania
- Via Krupp
- Ruinen der Villa Jovis des Tiberius
- Villa Malaparte
- Villa Lysis des Baron Fersen
- Certosa (Klosteranlage) mit Museo Diefenbach
- Deutsche evangelische Kirche
- Kirche San Costanzo
- Kirche Santo Stefano
Anacapri ist der Hauptort der Westinsel. Hauptstraßen führen von dort zur Punta Carena mit dem Leuchtturm Faro di Punta Carena an der Südwestecke und zur Blauen Grotte im Nordwesten der Insel. Sehenswürdigkeiten (Gemeindegebiet Anacapri):
- Blaue Grotte
- Le Boffe
- Monte Solaro
- Villa San Michele (Haus des Arztes und Schriftstellers Axel Munthe)
- Kirche San Michele (1719)
Bildende Kunst
Capri beherbergt mehrere kleine Kunstgalerien, in denen zeitgenössische und regionale Künstler ausstellen. Größere Kunstgalerien liegen vor allem in der nahegelegenen Region Kampanien (Neapel), doch auf Capri selbst finden Besucher etliche charmante Galerien mit Werken lokaler Künstler und Fotografien. Lokale Kunsthändler bieten auch Arbeiten von Malern der Insel sowie Handwerkskunst.
Künstlerische Fotografie
Der Fotograf Umberto d‘Aniello, auf Capri geboren, zählt zu den bedeutendsten Künstlern, die die Insel auf künstlerische Weise porträtiert haben. Sein Studio in Anacapri ist ein Bezugspunkt für Kunstfotografie und dokumentarische Bildkunst Capris.
Das jährliche Anacapri Landscape Festival bringt zeitgenössische Kunst und Design-Kunst in die Villa San Michele und andere Orte der Insel, mit internationalen Künstlern und site-spezifischen Installationen
Literatur
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Capri ein beliebter Urlaubsort für europäische Künstler, Schriftsteller und andere Berühmtheiten. Das Buch, das die Faszination des 19. Jahrhunderts für Capri in Frankreich, Deutschland und England auslöste, war die „Entdeckung der blauen Grotte auf der Insel Capri“ des deutschen Malers und Schriftstellers August Kopisch, in dem er seinen Aufenthalt auf der Insel im Jahr 1826 und seine (Wieder-)Entdeckung der Blauen Grotte beschreibt.
John Singer Sargent und Frank Hyde gehören zu den bekannten Künstlern, die sich Ende der 1870er Jahre auf der Insel aufhielten. Sargent ist für seine Porträtserie mit dem einheimischen Modell Rosina Ferrara bekannt. Der englische Künstler und Abenteurer John Wood Shortridge erwarb in den 1880er Jahren ein Fortino in Marina Piccola (das später von Dame Gracie Fields in eine Privatvilla umgewandelt wurde) und heiratete ein Mädchen aus Capri, Carmela Esposito. Er schloss eine enge Freundschaft mit dem englischen Schriftsteller George Gissing, der in seinen veröffentlichten Briefen von George Gissing einen farbenfrohen und aufschlussreichen Bericht über seine Aufenthalte bei Shortridge liefert. Im Gissing Journal, vol. XXXV, no. 3 (Juli 1999), S. 2. ist festgehalten, dass die einzige Erwähnung von Shortridge in einem neueren Buch, wenn auch teilweise ungenau, in James Money‘s „Capri: Island of Pleasure“ (London, Verlag Hamish Hamilton, 1986, S. 42) zu finden ist. Claude Debussy bezieht sich auf die Hügel der Insel im Titel seines impressionistischen Prélude „Les collines d’Anacapri“ (1910). Capri ist der Schauplatz von „The Lotus Eater“ (1945), einer Kurzgeschichte von Somerset Maugham. In dieser Geschichte kommt der Protagonist aus Hendon, einem Teil des Londoner Stadtbezirks Barnet, zu einem Urlaub nach Capri und ist von dem Ort so verzaubert, dass er seinen Job aufgibt und beschließt, den Rest seines Lebens dort in Ruhe zu verbringen. Der britische Romancier Compton Mackenzie lebte von 1913 bis 1920 mit späteren Besuchen auf Capri und siedelte einige seiner Werke auf der Insel an (zum Beispiel „Vestal Fire“, 1927).
Capri war nicht nur ein Zufluchtsort für Schriftsteller und Künstler, sondern auch ein relativ sicherer Ort für ausländische Schwule und Lesben, die hier ein offeneres Leben führen konnten; eine kleine Gruppe von ihnen zog es dorthin, wobei es gewisse Überschneidungen mit den oben erwähnten Kreativen gab. Der Dichter August von Platen-Hallermünde war einer der ersten. Jacques d‘Adelswärd-Fersen schrieb Anfang des 20. Jahrhunderts den Schlüsselroman „Et le feu s'éteignit sur la mer“ (1910) über Capri und seine Bewohner und löste damit einen kleinen Skandal aus. Fersens Leben auf Capri wurde zum Thema der fiktiven Biografie L'Exilé de Capri von Roger Peyrefitte. Eine satirische Darstellung der Lesbenkolonie der Insel findet sich in Mackenzies Roman Extraordinary Women aus dem Jahr 1928, inspiriert durch die Affären der amerikanischen Malerin Romaine Brooks (im Roman unter dem Pseudonym Olimpia Leigh). [Einer der berühmtesten schwulen Exilanten der Insel war Norman Douglas; sein Roman „South Wind“ (1917) ist eine leicht fiktionalisierte Beschreibung der Bewohner und Besucher Capris, und eine Reihe seiner anderen Werke, sowohl Bücher als auch Broschüren, befassen sich mit der Insel, darunter „Capri“ (1930) und sein letztes Werk, „A Footnote on Capri“ (1952).
Zu den Memoiren, die auf Capri spielen, gehören „Aria di Capri“ (1928) von Edwin Cerio (übersetzt: Diese Capri-Luft), das eine Reihe historischer und biografischer Essays über die Insel enthält, darunter eine Hommage an Norman Douglas „The Story of San Michele“ (1929) des schwedischen königlichen Arztes Axel Munthe (1857 bis 1949), der eine Villa dieses Namens baute, und Greene on Capri von Shirley Hazzard: A Memoir (2000), das ihre Erinnerungen an Graham Greene enthält. Graham Greene hatte ein Haus in der Stadt Anacapri, dem oberen Teil der Insel, wo er mit seiner Geliebten Catherine Walston lebte.
Theater
Das Auditorium im Palazzo dei Congressi ist die wichtigste zentrale Spielstätte für Kino, Konzerte, kleinere Theaterveranstaltungen und kulturelle Events in Capri-Stadt – eine Multifunktionshalle, die gelegentlich auch für Theateraufführungen genutzt wird.
Immer wieder finden in der Via Oronzio Costa Open-Air-Theaterabende statt – etwa im Rahmen einzelner Inszenierungen klassischer Werke (wie „I Sonetti di Shakespeare“), was ein besonders stimmungsvolles Kulturerlebnis vor der Mittelmeerkulisse ermöglicht.
Film
Das Cinema Paradiso di Anacapri wird nicht nur für Filmvorführungen, sondern auch für kulturelle Veranstaltungen und gelegentliche Bühnenprogramme genutzt und ist ein wichtiger Treffpunkt für kulturelles Leben abseits klassischer Theaterformen auf Capri.
Mehrere bekannte Filme und Serien wurden auf der Insel Capri gedreht. Zu den aktuellen Beispielen gehört der Film Another Simple Favor (2025) mit Blake Lively und Anna Kendrick: Große Teile der Dreharbeiten fanden auf Capri statt, wobei Szenen an mehreren ikonischen Orten der Insel gefilmt wurden, darunter das luxuriöse JK Place Capri Hotel, der Lido Del Faro (ein Strandclub an der Westküste bei Anacapri) und die Ruinen der Villa Jovis. Auch das traditionsreiche Grand Hotel Quisisana war exklusiver Schauplatz für die Filmhochzeit im zweiten Teil von A Simple Favor.
Neben aktuellen Produktionen wurde Capri immer wieder als eindrucksvolle Filmkulisse genutzt, etwa beim Film Parthenope (Regie: Paolo Sorrentino), dessen Dreharbeiten unter anderem auf Capri stattfanden. Zudem finden zahlreiche weitere Dokumentationen und Filme auf Capri ihre Schauplätze.
Capri war zudem beliebter Drehort für VIPs und internationale Produktionen, sowohl für Spielfilme als auch für TV-Serien und Modekampagnen. Die Locations reichen von luxuriösen Hotels über exklusive Strand-Clubs bis hin zu historischen Stätten und den berühmten Klippen.
Musik und Tanz
Schon die Urmenschen drückten ihre Gefühle durch Tänze aus. Der Tanz ist vielleicht sogar älter als die Sprache. Der Mensch wollte damit seinen Emotionen Ausdruck verleihen, dem was er fühlte, wenn in seinem Leben wichtige Einschnitte passierten: Geburt und Leben, Tod und Trauer, Freude und Schmerz, Angst und Mut, vor allem auch Geschlechtervereinigung und Erotik.
Der erotische Tanz nimmt später eine religiöse Bedeutung an, denn der natürlichen Vereinigung von Mann und Frau haftet auch etwas Mytisches an. Tanz ist eine Folge von rhythmischen Bewegungen und Stellungen des Körpers, im allgemeinen begleitet durch Musik; Musik die durch Instrumente entsteht oder einfach durch das rhythmische Klatschen der Hände.
Als die Menschen seßhaft wurden und sie einen sehr regelmäßigen Lebenswandel führten, wurde der Tanz der ständige Begleiter bei verschiedenen Festen und Zeremonien, die im Laufe eines Jahres gefeiert wurden. Der erotische Tanz überlebt mehr im Orient als in Europa, wo er, und überhaupt alle Arten von Tänzen, im dunklen Mittelalter gebannt und geächtet wurden; sie waren des Teufels Werk. Erst im 16. Jahrhundert wurde der Tanz in Europa wieder eingeführt, und zwar zunächst an den großen Königshöfen in Frankreich und Italien.
Die Volkstänze gehen auch auf die ersten primitiven Tänze zurück und bewahren in ihren Gesängen und Bewegungen immer Spuren alter lokaler Traditionen und Kulturen. Die Tarantella ist ein alter süditalienische Volkstanz, von dem auch illustre fremde Besucher geradezu verzaubert waren, zum Beispiel De Musset oder Madame de Stael, die keine Gelegenheit ausließen, diesen populären Tanz, die anmutigen Tänzer, die Orginalität der Choreographie und die mitreißende Musik zu loben. Die begleitenden Instrumente sind: Mandoline, Gitarre, Akkordeon und Kastanietten.
Der Legende nach entstand dieser Tanz, als ein Bauer bei der Feldarbeit von einer Tarantelspinne gebissen wurde; er muss so lange getanzt haben, bis das Gift der Spinne über den Schweiß ausgeschieden worden war. Die Tarantella ist einer der schönsten Volkstänze Italiens und vor allem die alten Neapolitaner schwärmen in höchsten Tönen von ihr und all dem, was ihnen während eines Tanzes oder Tanzfestes alles Wundersames passiert ist.
Sie hat etwas Mythisches und erinnert irgendwie auch an Odysseus Irrfahrten und seine Begegnung mit den Sirenen. Heute wird er selten vom Volk getanzt, sondern vielmehr von zahlreichen Folkloregruppen, die ihn in der ganzen Welt berühmt gemacht haben. Und ob ihn nun die Türken, Spanier oder sonstwer erfunden haben, er ist ein Stück neapolitanischer Kultur, der einem zu mythisch gewordenen neapolitanischen Klängen und Liedern einfach das Herz aufgehen und für ein paar Minuten oder Stunden alle Probleme vergessen lässt.
Kleidung
Auf Capri gibt es keine eigene regionale Tracht im klassischen Sinne, wie sie beispielsweise aus Bayern, Tirol oder anderen alpenländischen Regionen bekannt ist. Die traditionelle Kleidung der Bewohner Capris war über Jahrhunderte von der Insellage und dem mediterranen Klima bestimmt: leichte Baumwoll- oder Leinenstoffe, schlichte Schnitte, oft in Weiß oder gedeckten Farben mit gelegentlichen dekorativen Elementen, aber ohne festliche, regionale Trachtenmode mit Stickereien, Schürzen oder Lederhosen.
Das, was im deutschen Sprachraum unter „Tracht“ und speziell als „Trachten-Capri“ oder „Trachten-Caprihose“ läuft, ist eine moderne Modekreation: In der Alpenmode gibt es sogenannte Trachten-Caprihosen, das sind knielange, figurbetonte Hosen (oft aus Jeans oder Stoff) mit alpinen Stickereien, dekorativen Knöpfen und Elementen im Stil traditioneller Trachten – mit Capri (der Insel) hat das allerdings nichts zu tun, sondern bezieht sich auf die Hosenlänge. Beispiele capresischer Mode sind „Damen-Trachten-Capri-Jeans mit Stickerei“, „Trachtenhose Sienna in Lederoptik als Caprihose“ oder kurze Trachtenhosen, die als „Capri“ bezeichnet werden, sind Ausdruck einer Fusion aus Trachten- und Sommermode.
Kulinarik und Gastronomie
Auf Capri dominieren antike Rezepte, inspiriert von Augustus und Tiberius, oder feine Fischgerichte und Speisen nach Art der „Grand Tour“. Über den Ursprung und den kampanischen Einfluss auf die Küche Capris wurden Fässer von Tinte vergossen. Diese ist mittlerweile unter der brennenden Sonne getrocknet: Tatsache ist, dass seit ewigen Zeiten Capris Schönheit ihrer Küche den Geschmack verleiht und nicht umgekehrt. Das magische Panorama der Faraglioni Felsen mildert den Geschmack des temperamentvollsten neapolitanischen Salats, und der Blick auf die zauberhafte Via Krupp dosiert die unersättliche Lust auf die leckersten gefüllten Ravioli.
Die intime Harmonie der Piazzetta versüßt den nordischen Mandelkuchen und die verschlängelten Panoramawege am Monte Solaro, voller Blumen auf halber Höhe des Berges, verleihen den schmackhaftesten Bohnen- und Gemüsegerichten ihr Aroma. Und was ist mit den geheimnisvollen Speisen, die von Rilke bis Yourcenar, von Totò bis Godard, Marinetti und Savinio genossen wurden? Alle waren sie fasziniert von diesem Paradies der Farben und wurden auf dieser Insel der Sirenen von Aromen fest gehalten, die es nirgendwo anders gibt. Zwischen verzauberten, geheimnisvollen und gewöhnlichen Orten wird auch das einfachste Gericht zu einer duftenden Sünde des Gaumens. Capri ist eine „Hölle aus geheimnisvollem Blau“. Die exzentrischen Feste von Jacques Fersen in den Gärten der Villa Lysis und die futuristischen Gerichte, die sich Prampolini und Marinetti im Quisisana ausdachten, sind nur das Echo des entfernten verführerischen Flüsterns der Insel Capri.
Wie die von Malaparte unter dem Mondlicht und den Rufen der erregten und glücklichen Fischern „aufgespießten” Kalmare. Wie die Frühlingswachteln, von den genießerischen Mönchen nach Kartäuser Art gebraten. Wie der weiche Käse, in dem zum Gefallen D’Annunzios die „Jungfräulichkeit der Milch” bewahrt blieb, und wie der trockene Weißwein von Anacapri, der auch in das Land der Gauchos auswanderte und zur alkoholischen Muse von Graham Greene und Norman Douglas wurde. Auch heute noch leuchten die Kelche mit den säuerlichen, trockenen Weißweinen, die Lenin und Gorki verführten, überall zwischen den Zitronenbäumen und den duftenden, wild wachsenden Büschen.
Sie begleiten die gastronomischen Fantasien einer Riege von Köchen und Restaurantbesitzern, die um die Erzeugnisse dieser trockenen und hartnäckig bebauten Erde und um die Früchte des seit jeher großzügigen Meeres wissen. Die Rückbesinnung auf die Bräuche der Bauern ist auch die Grundlage des Limoncello. Heute tauchen die Flaschen dieses blonden Likörs die Insel in gelbes Licht, doch bis in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde er zu Hause nur zu Festtagen bereitet - dazu benutzte man die Schale der ausgepressten „Femminelli”-Zitronen- oder von Restaurantchefs an die Stammgäste verschenkt.
In der frischen Küche Capris sind Vergangenheit und Gegenwart vereint und werden nach Bedarf dosiert. Zu Ehren einer gastronomischen Kultur, deren Einfachheit ihre Stärke ist - diese Einfachheit, „die nur schwer zu erreichen ist“.
Festkultur
Auf Capri gelten die italienischen Feiertage.
Feiertage:
Datum | Bezeichnung | Italienischer Name |
1. Januar | Neujahrstag | Capodanno |
6. Januar | Epiphanias | Epifania |
- | Ostern | Pasqua |
- | Ostermontag | Pasquetta |
25. April | Tag der Befreiung | Liberazione |
1. Mai | Tag der Arbeit | Festa del Lavoro |
Ostersonntag + 50 Tage | Pfingstmontag | Lunedì di Pentecoste |
2. Juni | Tag der Republik | Festa della Repubblica |
15. August | Maria Himmelfahrt | Ferragosto |
1. November | Allerheiligen | Ognissanti |
8. Dezember | Mariä Empfängnis | Immacolata |
25. Dezember | Weihnachten | Natale |
26. Dezember | Stefanstag | Santo Stefano |
Eine wichtige Rolle im kulturellen Leben der Insel spielen die Heiligen- und Patronatsfeste, bei denen die Gemeinschaft zusammenkommt. Trotz des Massentourismus bewahren diese Feiern ein authentisches Dorfleben, bei dem Identität und Zusammenhalt der Bevölkerung spürbar werden. So wird etwa das Fest zu Ehren von San Costanzo (Festa di San Costanzo), dem Schutzpatron Capris, am 14. Mai mit Prozessionen, Musik und gemeinsamem Essen begangen. An diesem Tag gibt es eine feierliche Prozession, bei der die Statue des Heiligen von der Kirche Santo Stefano durch die Piazzetta bis zur Kirche in Marina Grande getragen wird. Während der Prozession werfen die Teilnehmer Blumen auf die Statue, begleitet von traditioneller Musik. Die Statue verbleibt eine Woche in der Kirche von Marina Grande und wird dann durch eine zweite Prozession zurückgetragen. Anschließend wird in Marina Grande gemeinsam mit Musik, Ständen und Festivitäten gefeiert, was ein großer Moment der Freude und Geselligkeit für die Inselbewohner und Besucher ist.
Mit ähnlicher Inbrunst gefeiert wird das Fest zu Ehren von Sant’Antonio (Festa di Sant’Antonio), dem Patron der Gemeinde Anacapri, am 13. Juni. Im Auguist findet ebenfvalls in Anacapri das Festival Internazionale del Folklore di Anacapri statt. Es ist ein lebhaftes Volksfest, das Musikbands, Folklore-Tanzgruppen und typische Trachten aus verschiedenen Teilen der Welt zusammenbringt. Die Veranstaltungen werden auf den Plätzen der Stadt ausgetragen und prägen den Sommer in Anacapri mit Farben, Musik, Tanz und internationaler Folklore.
Ende August bzw. Anfang September folgt das Settembrata Anacaprese (Erntefest von Anacapri). Das Fest entstand 1923 auf Initiative einer Gruppe von Künstlern, um der Bevölkerung von Anacapri für ihre Gastfreundschaft zu danken. Die Settembrata ist vor allem als Festa dell’Uva – das Trauben- und Erntefest – bekannt. Sie feiert die alten landwirtschaftlichen Traditionen der Insel sowie das lokale Handwerk. Die Straßen und Plätze von Anacapri werden festlich geschmückt, es gibt historische Umzüge in Kostümen, Theatervorführungen, Musik, kulinarische Spezialitäten und einen gastronomischen Parcours durch die verschiedenen Ortsteile. Zu den Höhepunkten zählen historische Umzüge mit Teilnehmern in traditionellen Kostümen, Marktstände und Verkostungen typischer Gerichte und lokaler Produkte, Musik- und Theateraufführungen, die an das Leben und die Bräuche des frühen 20. Jahrhunderts erinnern sowie die Präsentation alter Handwerke und Einblicke in das dörfliche Leben.
Medien
Auf Capri erscheint unter anderem die Capri Review. Auf der Insel befindet sich zudem der Fernsehsender Telecapri, der für seine Kanäle Telecapri und Retecapri bekannt ist, sowie Radio Capri, das Musiksendungen ausstrahlt.
Kommunikation
Capri hat die Postleitzahl 80071 (Anacapri) bzw. 80073 (Capri) und die Telefonvorwahl 0(039)81.
Sport
Das capresische Sportangebot ist vielfältig und geprägt von der traumhaften Natur und Küstenlage. Die beliebtesten Aktivitäten sind vor allem im Bereich Wassersport, Wandern und Outdoor-Abenteuer angesiedelt:
- Bootsfahrten und Touren zu den Meeresgrotten: Rundfahrten vom Hafen Marina Grande entlang der Küste zu den bekannten Grotten wie Blaue Grotte, Weiße und Grüne Grotte gehören zu den Top-Erlebnissen. Dabei sind auch Segeltörns, Speedboot- und Rennboottouren sehr beliebt.
- Wassersportarten: Kajak- und Stand-up-Paddle-Touren rund um die Insel sind weit verbreitet. Mit geführten Kajaktouren lassen sich versteckte Strände und Höhlen erkunden. Schnorcheln und Tauchen sind weitere Möglichkeiten, die Unterwasserwelt Capris zu erleben.
- Wandern: Die Insel bietet zahlreiche Wanderwege, darunter Aufstiege zum Monte Solaro (höchster Punkt Capris) und Spaziergänge durch die Augustusgärten oder das Naturschutzgebiet Vallemaggia. Geführte Wanderungen sind eine tolle Möglichkeit, die abwechslungsreiche Landschaft zu entdecken.
- Reiten und Mountainbiking: Es gibt vereinzelt Angebote für Reitausflüge und Mountainbike-Touren, die vor allem sportlich Aktive ansprechen.
- Extremsport und Adrenalin-Erlebnisse: Neben den klassischen Freizeitaktivitäten gibt es auch Abenteuer-Angebote wie Gleitschirmfliegen oder Speedboottouren.
- Fitness und Outdoor-Sport: In Capri gibt es Möglichkeiten für Fitnesskurse und sportliche Aktivitäten an der frischen Luft, oft kombiniert mit der beeindruckenden Kulisse der Insel.
Fußball
Auf der Insel Capri gibt es Fußballvereine, jedoch keine Profi-Clubs, die in den italienischen Spitzenligen spielen. Der am besten bekannte Verein aus der Nähe ist Carpi FC 1909, der in der Stadt Carpi in der Provinz Modena beheimatet ist, aber nicht mit der Insel Capri zu verwechseln ist. Dieser Club erlangte zwischen 2010 und 2015 spektakulär Aufstiege bis in Italiens Serie A, hat aber keinerlei Verbindung zur Insel Capri selbst. Ein weiterer Fußballverein ist der 1966 gegründete A.S.D. Anacapri 1966, der in der Region Kampanien in der Liga Promozione B spielt.
Auf der Insel gibt es mehrere Amateur- und Freizeitvereine, wie etwa den Racing Capri FC, ein professionell organisiertes Team, das lokal aktiv ist, jedoch nicht im Profifußball der höheren Ligen
Persönlichkeiten
Die wichtigsten auf Capri geborenen Persönlichketen sind:
- Ignazio Cerio (1840 bis 1921), Naturforscher und Arzt
- Edwin Cerio (1875 bis 1960), Schriftsteller
- Carlo Serena (1882 bis 1972), päpstlicher Diplomat
- Rosina Viva (1899 bis 1983), Malerin
- Raffaele Castello (1905 bis 1969), Maler
- Claretta Cerio (1927 bis 2019), Schriftstellerin
- Peppino di Capri (* 1939), Musiker
- Sergio Rubino (1948 bis 2021), Keramikkünstler, Maler, Bildhauer
Fremdenverkehr
Capri wurde von vielen Intellektuellen, Künstlern und Schriftstellern besucht, die alle von ihrer magischen Schönheit bezaubert waren. Ein Mix von Geschichte, Natur, Mondänität, Kultur, Veranstaltungen hat den Mythus von Capri hervorgerufen, einen unvergleichlichen Mythus, den es nur einmal auf der Welt gibt.
Literatur
- wikipedia =
- wikitravel =
- wikivoyage =
- C.W. Allers: Capri, München 1892
- Romana De Angelis Bertolotti: Capri - dal Regno d‘Italia agli anni del fascismo, Napoli 2001
- Claretta Cerio: Capri, hg. Yvonne Meyer-Lohr, München 2007
- Helge Classen: Sehnsucht nach Capri, Dortmund 1988
- Friedrich Christian Delius / Dieter Richter / Petra Reski u.a.: Einmal Capri – Immer Capri, Caprigeschichten von heute, Mannheim 2008
- Ferdinand Gregorovius: Die Insel Capri. Mit Bildern und Skizzen von K. Lindemann-Frommel, Leipzig 1868
- Jamie James: Pagan Light: Dreams of Freedom and Beauty in Capri, New York 2019
- Humbert Kesel: Capri. Biographie einer Insel, München 1971
- Hubertus Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg: Capri für Kenner, München 1979
- James Money: Capri. Island of Pleasure, London 1987
- Andrea Nastri: Capri Guida. Itinerari di architettura sull’isola azzurra 1800 - 1970, Napoli 2011/13
- Ruth Negendank / Claus Pese: Zauberinsel Capri. Auf den Spuren deutschsprachiger Künstler, Köln 2018
- Dieter Richter: Die Insel Capri, ein Portrait, Berlin 2018
- Jutta Ruocco-Bienengraeber: Es begann auf Capri. 2. Auflage, Dresden 2007
- Stefanie Sonnentag: Spaziergänge durch das literarische Capri und Neapel, Zürich / Hamburg 2003
- Raffaele Vacca: Note su Capri, Napoli 2004
- Heinrich Zschalig: Die Märcheninsel. Märchen, Legenden und andere Volksdichtungen von Capri. Nach mündlichen Mitteilungen, Dresden 1925
Reiseberichte
- Urlaubsguru: Verträumtes Capri = https://www.urlaubsguru.at/reisemagazin/capri-italien/
- Mascha: Untouristisch Capri = https://untouristisch.de/capri-auf-untouristisch-meine-geheimtipps/
- Capri - Perle im Golf von Neapel = https://capri.reiseberichte.reisen/capri.htm
Videos
- Capri, Italy, by drone = https://www.youtube.com/watch?v=XB77tUhyb6c
- Capri, 4K Nature Relaxation Film = https://www.youtube.com/watch?v=5qGSCiPytO4
- Capri, drone = https://www.youtube.com/watch?v=kH0L1qEkVDI
- Capri, 10 top places = https://www.youtube.com/watch?v=eItuRvpkuRM
- Alles über Capri = https://www.youtube.com/watch?v=W0g8Q68kmZg
- Capri, Italien, der beste Wanderweg der Welt = https://www.youtube.com/watch?v=BvOcMaBAWeE
- Mythos Capri = https://www.youtube.com/watch?v=cR7ydIGlC2o
- Unsichere Zeiten im Paradies - Capri steht stilkl = https://www.youtube.com/watch?v=01YfiDEANmY
Atlas
- Capri, openstreetmap = https://www.openstreetmap.org/search?query=Capri&zoom=15&minlon=-3.597807884216309&minlat=48.786820269173106&maxlon=-3.530430793762207&maxlat=48.811978987159826#map=14/40.54886/14.23107
- Capri, Übersicht = https://www.orangesmile.com/common/img_city_maps/capri-island-map-0.jpg
- Capri, Adac = https://maps.adac.de/show/capri
- Capri, Satellit = https://satellites.pro/Capri_map.Italy
- Capri, hp travel = https://www.hptravel.it/capri-coast-to-coast-con-fermata-alla-grotta-azzurra
- Capri 1930 = https://printsxxl.com/products/old-tourist-map-of-capri-1930?srsltid=AfmBOoqOyZXfPjXdVbrlkv9nz1PBUKCaBJjsvveyOpuBOHbp-9d5zvku
Reiseangebote
Capri Studienreisen = https://at.studienreisen.de/stadtdetails/capri-italien
Idealtours Costa Amafitana & Capri = https://www.idealtours.at/urlaubswelten/natur-aktiv/wanderreisen/costa-amalfitana-capri
Fairweg Capri = https://fairweg.de/nachhaltige-hotels/hotel-artiem-capri/
Forum
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