Hierro (El Hierro)
Die Insel Hierro ist der südwestliche Außenposten der zu Zentralmakaronesien gehörigen Kanarischen Inseln und damit zugleich Europas. In der internen Größenwertung des Archipels nimmt sie die siebte Stelle ein, weshalb sie bisweilen auch als „Septima Isla“ bezeichnet wird. Andere nennen sie die „vergessene Insel“, weil sie abseits der gewaltigen kanarischen Touristenströme liegt. Auf Besucher jedenfalls wirkt Hierro oft eigentümlich fremdartig, wie ein naturgewaltiger Fleck am Ende der Welt. Und tatsächlich kommt dahinter ja nichts mehr, zumindest nicht in westlicher und südwestlicher Richtung. Da findet sich nur Wasser, die unendliche Weite des Atlantischen Ozeans.
Nord- und westwärts sieht’s freilich anders aus. Die nördliche Nachbarinsel La Palma, von Küste zu Küste 69 km, und das in nordöstlicher Richtung zu findende Gomera, 63 km entfernt, liegen an schönen Tagen in Sichtweite. Auch Teneriffa ist mit 125 km noch einigermaßen „greifbar“. Gran Canaria, mit 210 km noch weiter ostwärts gelegen, hat demgegenüber schon etwas mehr Abstand. Die beiden restlichen Kanarischen Inseln, Fuerteventura und Lanzarote, die östlichen Bastionen des Archipels, sind mit 332 bzw. 410 km schon fast eine Schiffstagesreise weit weg. Das nächstgelegene Festland ist der westsaharische Küstenbereich um das Kap Bojador mit einer Entfernung von 375 km in südöstlicher Richtung. Die portugiesische Insel Madeira schließlich liegt 520 km nördlich von Hierro, Spanien mit dem Kap Trafalgar 1480 km.
Dass Hierro eine Art Stiefkind der Kanaren und des weltweit vernetzten Kapitalismus darstellt, mag der Insel durchaus nicht zu ihrem Schaden gereichen. „Stille Schönheit“ und ein Übermaß an „Natur und Ruhe“ sind unbezahlbare Güter, zu deren Erhalt die Herreños mittlerweile auch bereit sind, auf die Straße zu gehen. Denn Tourismus- und Militärstrategen haben die Insel ob ihrer für ihre jeweiligen Anliegen günstigen Lage seit mehreren Jahrzehnten schon in die Zange genommen. Bleibt zu hoffen, dass diese Zange an der vulkanisch geformten Felslandschaft letztendlich zerbricht. Das „kleinste, ärmste und ungefälligste, das Aschenputtel unter den Kanarischen Inseln“ (Fleck 1988:1) hat jedenfalls etliches an mythischen und soziopolitischen Widerstandskräften zu bieten, um ein Zerbrechen der „imperialen Zange“ auch tatsächlich zu bewerkstelligen.
Name
Dass die Insel Hierro, spanisch El Hierro, amtlich offiziell Isla del Hierro, heute so heißt, wie sie heißt, wird üblicherweise jenen in die Schuhe geschoben, die als Eroberer und Kolonisatoren hierher kamen, den spanischen Conquistadores nämlich. Natürlich könnten dabei auch die Ureinwohner ein Wörtchen mitgeredet haben, vielleicht auch Fremdlinge, Geografen, die über das Eiland anderwärts berichteten. Derartiges war ja schon zu antiken Zeiten der Brauch, und von da gibt es eine ganze Fülle von Namen für die Kanarischen Inseln, deren genaue Zugehörigkeit sich aus heutiger Sicht jedoch gar nicht so leicht bestimmen lässt. So rätseln Kanarenforscher zum Beispiel seit langem drum herum, welcher der sechs Namen bei Plinius und welcher der ebenfalls sechs Namen bei Ptolemäus im ersten und zweiten nachchristlichen Jahrhundert zu welcher Insel passen würde. Hierro wird diesbezüglich meist mit Plinius’ Pluvialia und dem von Ptolemäus um 150 genannten Plouitána gleichgesetzt. Diese Ausdrücke bedeuten soviel wie „Regeninsel“, was Hierro damals offensichtlich noch war. Heute hingegen wirken die feuchtfröhlichen Antiknamen anbetrachts des dauertrockenen Klimas fast wie Hohn. So verwundert es nicht, dass bis vor kurzem verschiedentlich auch andere Bezeichnungen, so die plinischen Ausdrücke Ombrion bzw. Ombrios, „Nebelinsel“, und Capraria, „Ziegeninsel“, ins herrenische Namensspiel eingebracht wurden. Den letzteren Ausdruck übernahm erstmals 1341 der portugiesische Seefahrer Rodríguez Martín. Der geriet anbetrachts der fruchtbaren Waldlandschaft ins Schwärmen und sprach aufgrund der vielen auf der Insel angetroffenen Ziegen davon, „das alte Capraria“ wiederentdeckt zu haben. Eine Meinung, die Forscher bis herauf zu Juan Alvarez Delgado im Jahr 1945 im Wesentlichen teilten.
Der wahlkanarische deutsche Sprachwissenschaftler und Dichter James Krüss hält derartiges freilich für Humbug und legt sich auf das ptolemäische Esoro bzw. Esero oder auch Ero als ursprünglichem Namen fest. Esoro steht, so Krüss, im alten bimbapischen Inselidiom für „stark, felsig“, auch „heilig“. Der Name würde demnach „felsiger, heiliger Platz“ bedeuten oder ein fach einen „Felsblock im Meer“ beschreiben. . Im Keltogermanischen entspräche dem Isarnodori - zu keltgermanisch *isar-, in dem wiederum unser heutiger Ausdruck „Eisen“ steckt. Von daher ließe sich also recht locker die offensichtlichste aller Deutungen erklären - hierro ist nämlich das spanische Wort für „Eisen“. Und dieser Sinngehalt taucht auch andernorts wieder auf.
Hero oder Hera wird aber auch mit „Brunnen“ in Verbindung gebracht, vielleicht aus dem Grunde, dass es auf der Insel keine Quellen, wohl aber Brunnen gibt. Durch Eigentümlichkeiten der spanischen Sprache wurde das betonte e am Wortanfang zu [ĭɛ] diphthongiert und dieser Laut durch die Buchstabengruppe hie wiedergegeben, da ie am Wortanfang vor Einführung des Buchstabens j der heutigen Buchstabengruppe je entsprechend wie [xɛ] ausgesprochen worden wäre. Ferro ist eine hier falsche Übersetzung von Hierro ins Portugiesische und Italienische.
1334 ist in einem Reisebericht des Jacobus Lucius die Rede von einer lieblichen, wunderbaumbestückten Insul Ferro - und die ist fraglos identisch mit Hierro. Als die spanischen Conquistadores über das Kanareneiland herfielen, übernahmen sie diese Bezeichnung, schrieben zumeist Ferro, vereinzelt auch Fero. Dieser Name hielt sich bis ins 19. Jahrhundert und wurde unter anderem noch von Theophil Friedrich Ehrmann 1799 verwendet. Mittlerweile hatte der spanische Historiker Navarrete den Ausdruck 1493 zu Fierro umgeformt, was wiederum französische Geografen des folgenden Jahrhunderts dazu veranlasst hatte, Hierro Ile de Fer, also wiederum „Eiseninsel“, zu nennen. Womit sich der Bogen vorerst einmal geschlossen hätte. Aber so leicht sind Namensrätsel selten zu lösen. Und so gibt es heute eine fast dreistellige Zahl an Vermutungen über den Sinngehalt der Inselbezeichnung. Eine dieser Vermutungen, vorgetragen 1980/81 durch den Spanier Carlos Bosch Millares, sieht im Ausdruck Fer(r)o eine „Verkürzung des Namens eines Befehlshabers - Gadifer de la Salle - aus dem Gefolge des Eroberers der Kanaren, Juan de Béthencourt“ (Fleck 1988:14a). Was freilich keinen Sinn ergibt, da selbiger ja erst 1405 nach Hierro kam, die dokumentierte Erstnennung „Ferros“ jedoch fast ein Jahrhundert früher erfolgte. Also muss die Sache wohl anders gedeutet werden, zum Beispiel als Rückbezug auf das altkanarische Wort hero für „Zisterne“, oder als Verballhornung des arabischen Ausdruck guareb für „Grotte, Höhle“, oder als Reminiszenz an die alten Griechen, deren heros einen „Held“ bezeichnete, oder als Verkürzung des spanischen Begriffs herradura, der für „Hufeisen“ steht. Deutungen, die indes allesamt einer genaueren Einsicht nicht standhalten.
Der eingeborene Inselchronist Don José Padrón Martín und der spanische Kanarenspezialist Roberto Arcaya lieferten 1982 die für das herrenische Selbstverständnis wohl treffendere Namensanalyse. Ihnen zufolge bedeutet El Hierro „stark wie ein Fels“. Es gibt „auf keiner anderen Insel“ im Atlantischen Ozean „derart viele Felsheiligtümer“, wie sie hier zu finden sind (Fleck 1988:14). Überdies spielte der „Fels“ an sich seit jeher eine wichtige Rolle bei der herrenischen Eigendarstellung. In ebenselbiger tauchen in letzter Zeit aber auch andere (Kose-)Namensnennungen auf. So wird Hierro als kleinste der sieben Kanareninseln bisweilen auch Septima Isla, „siebte Insel“ genannt, oder in mythohistorischer Verklärung La Isla Olvidada, „die vergessene Insel“. Das aber ist sie freilich längst nicht mehr - Touristen haben auch dieses abgelegene Eiland entdeckt und genießen hier noch die „friedvolle Einkehr“, Refugio de Paz, wie es ein halboffiziell-fremdenverkehrsfördernder Beiname verspricht. Ein Kosename der Insel ist Isla del Meridiano, „Insel am Meridian“.
- international: Hierro, El Hierro
- amharisch: ዬሮ [Yero]
- arabisch: ييرو [Yīrū]
- armenisch: իէռո [Iɛro]
- bengalisch: হিয়েরো [Hiéro]
- birmanisch: ဟီရော [Hīraw]
- bulgarisch: Йерро [Yer-ro]
- chinesisch: 耶罗 [Yēluó]
- georgisch: იერო [Iero]
- griechisch: Ιέρο [Iéro]
- gudscheratisch: યિએરો [yiēro]
- hebräisch: יירו [yéru]
- hindi: हिएरो [Hi‘ero]
- japanisch: イエロ [Iero]
- kambodschanisch: ហៀរ៉ូ [hiĕro]
- kanaresisch: ಹಿಯೆರೊ [hiyero]
- kasachisch: Йерро [Yerro]
- koreanisch: 이에로 [I-ero]
- laotisch: ຮີໂຣ [Hīro]
- lateinisch: Pluvialia
- makedonisch: Хиеро [Hiero]
- malayalam: ഹിയെറോ [Hiyeṟo]
- maldivisch (Dhivehi): ހިޔެރޮ [Hiyero]
- orissisch (Odia): ହିଏରୋ [Hi‘ero]
- pandschabisch: ਹੀਏਰੋ [Hīero]
- persisch: هیرو [Hiro]
- russisch: Йерро [Yerro]
- serbisch: Хјеро [Hjero]
- singhalesisch: හියෙරෝ [Hiyerō]
- tamilisch: ஹியெரோ [Hiyerō]
- telugu: హియెరో [Hiyero]
- thai: ฮีเอโร [Hī-ero]
- tibetisch: ཧིཨེ་རོ [Hi'e ro]
- ukrainisch: Йерро [Yerro]
- urdu: ییرو [yīro]
- weißrussisch: Йерра [Yerra]
Offizieller Name: El Hierro
- Bezeichnung der Bewohner: Herreños (Herrener)
- adjektivisch: herreño (herrenisch)
Kürzel:
- Code: HR / HRO
- Kfz: -
- ISO-Code: ES.IC.HR
Lage
Hierro liegt im äußersten Südwesten der Kanarischen Inseln. Die meridianisierte Lage der Insel Hierro ließ sich bis ins 19. Jahrhundert relativ leicht bestimmen. Denn 1634 legten „französische Geografen den Nullmeridian durch Orchilla auf Ferro“, also den westherrenischen Punta de Orchilla. „Sie folgten dabei der Gradeinteilung des römischen Kartografen Marinus von Tyrus“, der um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert lebte, und des griechischen Geografen Claudius Ptolemäus“, der um 150 hier das Ende der - zumindest für antike Weltenbummler erreichbaren - Welt vermutete. „Erst seit 1884 ist Greenwich allgemein als Nullmeridian anerkannt und seit 1911 festgelegt.“ (Faust-Lichtenberger 1990/8) Damit änderten sich die Koordinaten für Hierro ganz wesentlich. Heute werden als Mittelwert üblicherweise 27°45’ n.B. und 18°02’ w.L. angegeben. Die Insel liegt damit auf in etwa gleicher Höhe wie die ehemalige Grenzeb zwischen Marokko und der Westsahara, In Salah am Nordrand des Tidikelt in Algerien, die ägyptische Oase Farafra, Assiut am Nil, die Insel Shadwan südlich von Sinai, die arabische Wüste Ad Dahnâ, die Straße von Hormuz zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman, das südliche Belutschistan, Agra in Indien, der Südrand des Himalaja und Bhutans, die chinesische Großstadt Guiyang, die mittleren Ryukyu-Inseln, die Hawaii-Vorposten Lisianski und Laysan, der zentrale Teil von Baja California, die mexikanische Großstadt Ciudad Obregon, Laredo an der mexikanisch-texanischen Grenze, Corpus Christi im Süden von Texas sowie die Tampa Bay und der Nordrand der Everglades in Florida. Der nördlichste Punkt Hierros liegt am Punta Norte bei 27°50’50“ n.B., der südlichste - zugleich der Kanarischen Inseln und Europas - am Punta de los Saltos auf 27°38’10“ n.B.. Östlicher Eckpunkt Hierro ist der Punta Negra auf 17°52’52“ w.L., westlicher der Punta Orchilla, mit 18°09’33“ w.L. zugleich auch der westlichste Punkt des Kanarischen Archipels.
Geografische Lage:
- nördlichster Punkt: 27°50’50“ n.B. (Punta Norte)
- südlichster Punkt: 27°38’10“ n.B. (Punta de los Saltos)
- östlichster Punkt: 17°52’52“ w.L. (Punta Negra)
- westlichster Punkt: 18°09’33“ w.L. (Punta Orchilla)
Entfernungen:
- Gomera / Kanaren (Punta de la Calera) 63 km
- La Palma / Kanaren (Punta Fuencaliente) 69 km
- Teneriffa / Kanaren (Punta de la Rasca) 125 km
- Gran Canaria / Kanaren (Punta de las Tetas) 210 km
- Fuerteventura / Kanaren (Punta de Jandía) 332 km
- Westsahara / Marokko (Cap Bojador) 384 km
- Lanzarote / Kanaren (Punta de Pechiguera) 410 km
- Madeira (Ponta da Cruz) 520 km
- Spanien (Cap Trafalgar) 1480 km
Zeitzone
In Hierro gilt die Hora Central Europea bzw. Central European Time (Mitteleuropäische Zeit), abgekürzt HCE bzw. CET (MEZ). Die Realzeit liegt um eine Stunde und 12 bis 13 Minuten hinter der Koordinierten Weltzeit (UTC).
Fläche
Hierro gehört neben La Palma zum Jungteam der Kanaren, das heißt es ist eine noch nicht sehr alte, recht lebendige Insel mit einem rund 5000 m unter dem Meeresspiegel verankerten gewaltigen Sockel. Von diesem ragt nur ein kleiner Gupf davon, insgesamt um die 3 % der Gesamtmasse, über Wasser. Die dabei zustande kommende Landfläche umfasst 267,57 km² bzw. 103,31 mi², einschließlich der vorgelagerten 140 Felsenblöcke, die zusammen knapp 13 ha groß sind, 267,72 km² bzw. 103,75 sqm. Der größte vor Hierro aus dem Meer ragende Felsblock ist der vor Las Puntas am Nordrand des Golfo befindliche Roque de Salmor, der 3,3 ha bzw. 310 mal 160 m groß ist und in 92 m gipfelt. Bei Ebbe erhöht sich die Gesamtfläche der Insel auf etwa 269 km².
Die Länge der Insel, gemessen vom Punta de Orchilla im Westsüdwesten zum Punta Norte im Nordosten, beträgt 29,9 km, die in einer Normale darübergelegte größte Breite zwischen El Golfo und La Restinga 15,1 km. Die mittlere Seehöhe liegt bei 465 m, die höchste Stelle am Malpaso auf 1501 m. Der maximale Tidenhub beträgt 2,5 bis 2,7 m, bei Puerto de la Estaca 2,6 m. Die Küste hat eine Gesamtlänge von 106,5 km. Davon entfallen 93,75 km auf Steil- und Felsküste, 6,75 km auf Kies-, 5,65 km auf Sandstrand und 0,35 km auf Hafenbereiche.
Flächenaufteilung:
Agrarland 120,33 km² 44,7 %
davon Äcker und Gärten 36,33 km²
Wiesen und Weideland 84,00 km²
Brach- und Ödland 103,37 km² 38,5 %
Waldland 42,88 km² 16,0 %
Siedlungsland 2,12 km² 0,8 %
Geologie
Hierro ist ein vulkanisches Eiland, geboren aus Feuer, gehoben durch tektonische, also in der Erdkruste wirkende Kräfte, erodiert und mit letztem Schliff versehen durch Wind und Wasser. Der zur Zeit gängigste geologischen Theorie zufolge soll in der Frühzeit der Öffnung des Atlantiks vor rund 180 bis 150 Millionen Jahren, also am Übergang vom Trias zum Jura, im Bereich der Kanaren ein Meeresbecken bestanden haben, in dem sich vom Kontinent abgetragenes Material ansammelte. Als sich am Rande dieses zunächst in die Tiefe abgedrückten Beckens an der Bruchstelle zwischen der afrikanischen und der europäischen Platte Schollen zu bilden begannen, kam es zur Herausformung von Keilen, die ihrerseits unterschiedlich hoch gehoben und zu Sockeln geformt wurden. Am dünnhäutigen und von daher unstabilen Ozeanboden entstanden daraufhin vor rund 60 bis 50 Millionen Jahren in rund 4000 m Tiefe Bruchlinien, an denen Magma aus dem flüssigen Erdinneren empordrang. In immer wieder durch das atlantische Wasser abgekühlten Eruptionen wuchsen langsam vulkanische Massive in die Höhe. Eines der am spätesten gebildeten war das von Hierro.
„Der Sockel der Insel entstand, als aus dem Erdinneren nach oben drängendes Magma den Meeresgrund“ aufriss. Der ursprüngliche Schildvulkan wurde bei der Hebung schon unter Wasser zerstört - die Nordumrahmung ist durch Erosion nach und nach weggebrochen. Sein Südrand, die Malpaso-Bergkette als halbkreisförmige Umrandung des Golfo, bildete mit einem nach Südsüdosten ausgerichteten Fortsatz das vulkanische Grundgerüst Hierros. Entlang der Achsen dieses Ypsilons wuchs allmählich ein rissiges, vorwiegend aus Basalten mit plutonischen Gesteinen bestehendes Gebilde empor. Geformt wurde dieses nicht zuletzt durch vulkanische Ausbruchsserien, deren erste rund drei Millionen Jahre zurückliegt und das Bergmassiv über Wasser hob. „Die Wucht des aufsteigenden Magmas war im Zentrum am stärksten, hier drückte es die Lavamassen am weitesten nach oben.“ Noch heute ragt dieses Zentrum, der Malpaso, am höchsten empor. Nicht weit davon entfernt befindet sich der Tanganasoga, der größte Vulkankegel Hierros, der wie die anderen Inselvulkane zugleich an einer der Achsen des Ypsilons steht. Die erste, sogenannt antike Aufbauphase der Insel begann im dritten Jahrmillionst vor unserer Zeit und setzte sich nach längerer vulkanischer Pause vor rund 800.000 sowie erneut vor 500.000 bis 80.000 Jahren fort. Sie verlief eher bedächtig und hinterließ eine dicke Schicht dunkler Deckenbasalte, „erkennbar heute aus den rötlichen Streifen aus weicherem Gestein (Rötel, Ocker) in den Felswänden“ speziell an den Hängen des Golfo, im Bereich von Las Playas, an den Klippen der Südostküste und den Flanken der Felsschluchten südlich von Valverde. Das Grundgestein ist dort immer wieder „durchzogen von harten Felsadern aus saurer Lava, den Diques.“ (Keller 1998:16-17)
Die zweite Aufbauphase erreichte ihren Höhepunkt um -10.000, also gegen Ende der letzten Eiszeit. Es muss dies „eine Phase gewaltiger vulkanischer Aktivität gewesen sein, hat sie doch den größten Teil der zuvor geformten Insel mit einem Lavateppich überzogen“, alte Täler teilweise zugeschüttet und „unzählige Sekundärvulkane hinterlassen, die auf dem älteren Vulkangestein aufsitzen.“ Diese Sekundär-, eigentlich typische Stratovulkane setzten zumeist „Magma mit einem hohen Gasgehalt frei“, hinterließen Krater nebst „großen Mengen an lockerem Auswurfmaterial“ und prägen solcherart „das heutige Erscheinungsbild und Profil der Insel.“ Insgesamt gibt es rund 150 derartiger Gebilde, und dies sind dann meist „kleine Explosionskrater und Kegel aus Lapilli, lockerer Asche und Tuff. Sie sind über die ganze Insel verstreut, konzentrieren sich jedoch entlang der Hauptachsen der Insel“ (Keller 1998:17). Dazu kommen „Riefe, Gräben und Lavatunnel“, die dadurch entstanden, dass „die äußeren Teile schon erstarrten, während im Innern noch große Mengen glühender Lava steile Böschungen hinabflossen.“ Die größte dieser vulkanischen Höhlen ist die Cueva de Don Justo „in der basaltischen Lava von La Restinga“ (Faust-Lichtenberger 1990:14).
Vom „eruptiven Zentrum der Insel um den Vulkan Tanganasoga“ aus begann um -4000 die jüngste Ausbruchsserie, die freilich recht bescheiden verlief und bis in historische Zeiten fortdauerte. Betroffen waren „vor allem die Küstengebiete im Süden und Westen, aber auch im Norden bei Tamaduste und Timijiraque.“ Die Eruptionen haben „Inselarme sozusagen nur verlängert, indem sie die alten Abhänge hinunterflossen und an deren Ende Neuland bildeten.“ (Keller 1998:18) Kleinere, von Erdbeben begleitete Ausbrüche haben vermutlich noch im ersten Jahrtausend stattgefunden, der einzige historisch dokumentierte war der des Lomo Negro nahe der Playa Verodal im Jahr 1793. Damals „wurden 0,5 km² der Insel von blaumetallisch glänzenden Lavamassen bedeckt.“ (Faust-Lichtenberger 1990/15) Wenige Jahre später verzeichnete man im äußersten Westen Hierros, am Punta de Orchilla, „schwerere Erdbeben mit Zerstörungen von Häusern“ (Fleck 1988:112). Seither hat sich der vulkanische Boden Hierros beruhigt, doch lässt sich „postvulkanische Tätigkeit“ auch heute noch nachweisen. „Im Heilbad ‘Pozo del Salud’ bei Sabinosa kann man in einer schwefelhaltigen Thermalquelle baden und Heilwässer trinken.“ (Faust-Lichtenberger 1990:15)
Ungeachtet aller geologischen Erkenntnisse haben sich im Lauf der Zeit immer wieder Gemüter erhitzt, die ihre eigenen Theorien um Hierro und die anderen Kanarischen Inseln spannen. So wurde vermutet, dass „hier unter den Wassern in der Stille der Jahrhunderte der versunkene Weltteil Atlantis liegt.“ (Fleck 1988:111) G.M. Bory de Saint Vincent war der erste, der dies in einer Buchpublikation tat, konkret in den 1803 zu Paris erschienenen „Essais sur les Isles Fortunées de l’antique Atlantide“ („Geschichte und Beschreibung der Kanarien-Inseln“). Zahlreiche weitere Autoren sind dem Franzosen in seinen theoretischen Ausschweifungen gefolgt, lieferten jedoch nur hypothetische „Beweise“, die einer sachkundigen Beurteilung nicht standhielten. Immerhin, Hierro galt nicht nur ihnen als ganz besonders „magischer Ort“. Wie im Ozean vor La Palma soll auch hier weiter westwärts bisweilen eine geheimnisvolle Insel aus dem Wasser auftauchen: San Borondón. Eine Fata Morgana, die zu einem Mythos geworden ist, der die Fantasie der Herreños genauso beflügelt wie die mancher Gäste.
Abseits dessen gibt es auf Hierro selbst freilich genug zu bestaunen. Lavafelder wie Los Lajiales offenbaren verschiedenste Formen: Gekröse-, Fladen-, Wulst- und Stricklava, Schutt und Steine, die wie eben erst erstarrt wirken, „Felstore, Säulen, Grotten, Spalten und Becken“ (Keller 1998:21). Die Barrancos, „Schluchten“, sind hier nicht so ausgeprägt wie etwa auf La Palma oder Gomera, dafür kann man - wie etwa in El Julán, einer „gewaltigen Schrägfläche im Südwesten“ Hierros, „der Erosion bei der Arbeit zusehen: Unten am Meer finden sich noch glatte, kaum verwitterte, frisch aussehende Lavastränge, die weiter oben, wo das erste Grün sprießt, schon zu bröckeln beginnen und im Bereich der Passatnebelwolken vollends zu Erde geworden sind.“ (Keller 1998:19-21) Hierro, eine Insel zum Kennenlernen geologischer Vorgänge.
Landschaft
Hierro ist anders als die anderen Kanarischen Inseln. Seit urdenklichen Zeiten kann man hier, so heißt es, „eine abenteuerliche Natur“ erleben, „geheimnisvolle Landschaftsformen und Stimmungen.“ Anstelle der sonst das Land erdrückenden Hotelburgen findet der Besucher oder die Besucherin auf diesem südwestlichen Zipfel Europas bizarre Steingebilde und „Vulkanformationen, die entzücken, aber auch erschauern lassen können. Hierro glüht in pechschwarzer Lava, mehr als 200 rote und schwarze Vulkankegel sind im Norden, Süden und Westen der Insel aufgereiht.“ (Faust-Lichtenberger 1990:8-9) An vielen Stellen ragen zerklüftete Steilhänge „fast senkrecht empor“. Während die Insel im Norden in feuchtem Grün.erglänzt, brennt die Sonne im Süden auf eine dunkle Lavawüste. „Auf den Kanaren einzigartig ist die weite, oft nebelverhangene Hochebene mit ihren im Winter saftgrünen, im Frühling blumenübersäten Weiden.“ (Keller 1998:9)
Auf Hierro, resümiert Michael Fleck in seiner Monografie über die „vergessene Insel“, „gibt es nichts Flaues oder Bedrückendes, nichts Muffiges oder Beklemmendes“, sondern „freudige Bewegung,“ keinen übelriechenden Dunst, „keine Erinnerung an Steinwüsten von Städten und Industrie.“ Und die Luft „ist rein wie ein Schöpfungsmorgen“ (Fleck 1988:51). Dennoch, das südwestliche Kanareneiland ist kein Paradies auf Erden. Das insuläre Gleichgewicht ist labil und kann durch unbedachte Eingriffe leicht zum Kippen gebracht werden.
Die ökologischen Grundvoraussetzungen Hierros wurden durch Feuer und Wasser in beständiger Wechselwirkung geschaffen. „Lavabäche und das Meer“ haben hier „ein seltsames Spiel getrieben, Brücken und Grotten und bizarre Basalttore in der See gebildet.“ Vulkanismus ist also gleichsam Hierros Schöpferkraft, Wasser das gestaltende Element und die davon ausgehende Strahlung ihr lebensgestaltender Kraftquell. Überall, merkte Gerhard Nebel in seinen „Phäakischen Insel“-Beschreibungen aus dem Jahr 1965 an, seien eigentümliche Strahlen zu fühlen, „die köstlich Herz und Kreislauf anstacheln. Man empfindet es einfach so auf dieser Insel: Strahlen als Befreiung, manchmal als Bedrängnis, Kraftfelder, die fast tanzen und fliegen machen“ (Fleck 1988:53). Als Lebensträger und -erhalter freilich viel wichtiger ist das Wasser.
Der Wasserhaushalt Hierros ist von den klimatischen Bedingungen her im Norden und Süden der Insel unterschiedlich ausgeprägt. Da es auf Hierro „nur selten regnet, sind die wichtigsten Niederschlagslieferanten die Passatwolken“, und die sind fast ausschließlich im Norden Hierros anzutreffen. Wo sich dort „Wolken und Nebel bilden, können Bäume und Büsche wachsen“, die ihrerseits das kostbare Nass regelrecht „ausmelken“. Ohne diese „sogenannten horizontalen Niederschläge“ würde die Vegetation verkümmern. „Auch die Grundwasservorräte speisen sich in erster Linie auf diese indirekte Weise. Dürrejahre zeichnen sich daher nicht nur durch das Ausbleiben von Regen aus, sondern vor allem durch lange windstille Perioden“, in denen sich der Nebel rar macht. Alles in allem ist Hierro seit jeher die Kanareninsel „mit den größten Wasserproblemen gewesen.“ Sie verfügt über fast kein Oberflächenwasser - nur 0,5 % des gesamten Wasseraufkommens - und ist heute „am wenigsten bewaldet.“ Eine Folge des kolonialen Raubbaus. Auch „Quellen im eigentlichen Sinne gibt es auf El Hierro kaum; die wenigen vorhandenen ‘fuentes’ tröpfeln mehr als daß sie fließen und sind von daher eher Wassersammelstellen.“ Traditionellerweise „wird das Wolken- und Regenwasser in Zisternen, den ‘aljibes’, gesammelt“. Heute pumpt man meist Wasser aus Tiefbrunnen per Tankwagen nach. Diese Tiefbrunnen, spabnisch „pozos“, wurden in Küstennähe ab 1915 erschlossen - bis 1929 gab es 20 in der gesamten Golfo-Region -, und in den sechziger Jahren zwecks Bewässerung der Bananenplantagen regelrecht ausgesaugt. Sie waren daher „schon nach wenigen Jahren wieder erschöpft bzw. mit Salzwasser verunreinigt“ und mussten „aufgegeben werden“ (Keller 1998:24-26).
Seit etwa 1990 versucht man hier allerdings gegenzusteuern. Damals entwickelte der Cabildo Insular bzw. Inselrat einen großen „Wasserplan“, „Plan Hidrológico Insular“ (PHI), der „auf geologischen und hydrologischen Analysen und Berechnungen“ basiert. Davon ausgehend wird „an einem zentralen Wasserversorgungsnetz für die ganze Insel gearbeitet“ (Keller 1998:26), wobei zwei Richtungen vorgegeben sind. Zum einen soll der Wasserausbeutung Einhalt geboten werden, zum andern will man weitere Grundwasserreservoirs erschließen. Da die vulkanischen Böden der Insel besonders durchlässig sind, versickert nämlich vielzuviel an kostbarem Nass. Und die „diques“, das sind „kaum durchlässige, vertikal aufsteigende Felsadern“, wirken da noch als zusätzliche „Leitsysteme“, die das Wasser „ohne große Umwege“ ins Zentrum schleusen. Durch verschiedene Hohlräume wandert das Wasser schließlich weiter in die Tiefe und tritt erst „unterhalb des Meeresspiegels aus“. Im Inselinnern befindet sich also eine Art See mit „Zu- und Abflüssen. Eben den will man nun nützen. So wird zum Beispiel vom Pozo de Los Padrones „ein Stollen von etwa 1200 m Länge bis zum Untergrund der Meseta de Nisdafe“ geführt, „wo die Wasserqualität des unterirdischen Wasserreservoirs am besten ist.“ In der Mitte des Golfo wird die Hälfte des solcherart gewonnenen Wassers seit 1995 in einem „großen Becken gespeichert“, die andere Hälfte soll den höher gelegenen Orten zugute kommen (Keller 1998:28-29). Als Ergänzung zu dieser neuen Wasserquelle wurde wurde in der Nähe des Flughafens eine Meerwasserentsalzungsanlage errichtet, die wie eine Kapelle aussieht und daher den Spitznamen „Wassertempel“ erhielt. Diese Anlage soll in letzter Konsequenz die Hälfte des Wasserbedarfs der Insel decken und ist daher für die zukünftige Entwicklung der Insel ebenso wie der Golfo-Wasserspeicher von zentraler Bedeutung.
Ebenso von Bedeutung für die Entwicklung der Insel ist der wirtschaftliche Wandel, der sich hier langsam abzeichnet. Der das insuläre Gefüge belastende Bananenanbau etwa geht zurück, und auch im Tourismus ist ein ökologisches Umdenken zu beobachten. Seit 1996 wird Hierro offiziell als „sanfte Alternative“ angepriesen. Immerhin stehen 151,4 km², das sind immerhin 56,3 % der Inseloberfläche unter Schutz. Der Parque Natural de El Hierro nimmt allein 119,8 km² ein und ist damit eins der größten zusammenhängenden Schutzgebiete der Kanaren. Als sich Militärstrategen über die ökologische Grundhaltung der Herrener hinwegzusetzen versuchten und die Errichtung einer Nato-Basis auf ihrer Insel planten, zogen sie damit den Zorn und bedingungslosen Widerstand der Insulaner auf sich. Vielleicht ein hoffnungsträchtiges Zeichen für die Zukunft.
Das kleinste der sieben Kanareneilande wirkt beim ersten Anblick wenig einladend. Bei genauerem Hinsehen lassen sich schon etliche jener Feinheiten erkennen, die das Wesen dieser Welt für sich am Rande der Welt ausmachen. Im Großen und Ganzen sind es drei landschaftliche Räume, die das Erscheinungsbild Hierros prägen: die weite Hocheben im Nordosten, die schroffe Golfo-Region im Norden und die schräg abfallende Fläche El Juláns im Süden und Westen.
Die Küste Hierros ist mit Ausnahme der Region des Valle del Golfo mehr oder weniger steil, steinig bis felsig und oft bizarr ausgeformt. Ihre Gesamtlänge beträgt 106,5 km, davon sind 93,75 km, also 88 %, schroff und klippig, 6,75 km entfallen auf Kies-, 5,65 km auf Sandstrände und 0,35 km auf Hafenbereiche. Den Strandküsten ist durch Menschenhand verschiedentlich etwas nachgeholfen worden, so zum Beispiel am Playa de Verodal, einem der schönsten Strände Hierros, der als „Nebenprodukt der Baggerarbeiten für ein (bis heute nicht zuende geführtes) Straßenbauprojekt am äußersten Westzipfel der Insel“ entstand. Und in „der Playa de Restinga konnte feiner Strandsand durch den Bau der Hafenmole geschützt“ liegen bleiben (Faust-Lichtenberger 1990:19).
Die über den Klippen Nord-Hierros ruhende Meseta del Norte ist ein sanft gewelltes, nach Süden hin langsam ansteigendes Hochplateau zwischen 50 bis 250 und 1230 m. Das Küstenhinterland im äußersten Nordosten des Eilands zwischen Las Puntas, Punta Norte und Punta Negra mit dem einzigen hochseetüchtigen Inselhafen, Tamaduste, ist vergleichsweise flach und doch großteils felsbewehrt. Hervorstechende Vulkankegel der Meseta sind der Pedrera (593 m), der Afoba (760 m), der Jares (785 m), der Pedraje (1023 m), der Ventejis (1137 m), der Toril (1062 m) und der Chamuscada (1136 m). Rund um diese Gipfel verstreut liegen kleine Wälder und Felder, die Inselhauptstadt Valverde sowie die Ortschaften Mocanal, Guarazoca, San Andrés und - ganz im Süden - Isora. Im Osten dieser Region zieht sich ein Hügelzug in nord-südlicher Richtung, der in das amphitheatralisch wirkende Rundtal von Las Playas übergeht, ein schroff aufragendes Gebilde mit waldbewachsenen Hängen und breiter Bucht. Es macht genauso wie El Golfo den Eindruck eines zur Hälfte erhalten gebliebenen Kraters, dessen Ostumrandung im Meer versunken ist. Nach Süden hin zieht sich die Hügelkette fast gradlinig weiter bis zum Punta del Miradero.
Die schräge Fläche von El Julán ist durch einen 1,5 km breiten Plateau-Korridor mit der Meseta del Norte verbunden. Überragt wird dieser Korridor durch den Kegel des Asomadas (1371 m). Im östlichen Teil der Region finden sich viele Felder, Haine, die Ortschaften Taibique und Las Casas sowie zahlreiche vulkanische Kegel, daunter die Montaña de los Pinos (1279 m), der Mercadel (1252 m), La Ermpalizada (1027 m) und der Tajanara (907 m). Nach Osten hin über das eigentliche El Julán wird es etwas einsamer und ungemütlicher, ehe im äußersten Westen, in der Dehesa, wieder mehr Grün in die Landschaft kommt. Die Küstenlandschaft um den Punta de Orchilla ist flach gewellt mit etlichen Vulkankegeln mitten drin - am eindrucksvollsten ist die Montaña Queimada mit einer Seehöhe von 431 m. Kegelberge finden sich auch in der nordostwärts anschließenden Region, so unter anderem die Montaña Tenaca (631 m) und die Montaña Tembargena (905 m).
Das Valle del Golfo ist durch einen markanten Höhenzug vom restlichen Inselland getrennt. Dieses halbkreisförmige Gipfelband beinhaltet als bedeutendste Erhebungen den Ventejea (1216), den Malpaso (1501 m), den Tabano (1387 m), den Tenerife II (1416 m) und den Izique (1232 m). Im Norden bricht die Kette abrupt ab, um noch einmal in einem felsigen Inselvorposten, dem Roque Salmor, 92 m aufzuragen. Das Golfo-Tal selbst verschwindet fast unter der Mächtigkeit der alles überragenden schroffen Felswände. In der östlichen Hälfte finden sich die Ortschaften Las Puntas, Frontera, Tigaday und Los Llanillos. Der Talgrund ist flach gewellt und fruchtbar. Die Küste allerdings ist felsig und nur im äußersten Norden bei La Restinga vergleichsweise problemlos zugänglich. Betrachtet man die drei Inselregionen insgesamt, so erscheint Hierros Landschaftsbild vulkangeprägt mit so mancher Überraschung mitten drin. Und diese Überraschungen haben in der Mythenwelt des Eilands mehr als nur einen Niederschlag gefunden.
Erhebungen
- Alto del Malpaso 1501 m
- Tenerif e II 1416 m
- Tabano 1387 m
- Asomadas 1371 m
- Montaña de los Pinos 1279 m
- Mercadel 1252 m
- Izique 1232 m
- Ventejea 1216 m
- La Ermpalizada 1027 m
- Tajanara 907 m
- Montaña Tenaca 631 m
- Montaña Queimada 431 m
Fluss
- Barranco de Las Montañetas 11 km
Inseln Fläche Ausmaße Seehöhe
El Hierro 268,59 km² 29,9 x 15,1 km 1501 m
Roque de Salmor 0,033 km² 0,31 x 0,16 km 92 m
Flora und Fauna
Die Flora von Hierro umfasst Lorbeerwälder, Sabinar-Wacholder und viele endemische Arten wie Aeonium hierrense, Drachenbaum und Kanarenpalme. Die Fauna ist artenreich mit einzigartigen Vögeln wie dem Kanarienvogel, Rotkehlchen sowie Reptilien wie der Kleinen Kanareneidechse und seltenen Insektenarten wie dem Monarchfalter.
Flora
Die Insel Hierro hat auch heute noch bei all ihrer Kargheit und nach allen Kahlschlägereien eine erstaunlich vielfältige Flora zu bieten. Bäume, Sträucher, Blütenpflanzen von hauptsächlich mediterranem Habitus. Einige der hier vorkommenden Gewächse, „wie der Drachenbaum oder manche Farne, sind lebende Fossilien, deren artgleiche Vorfahren vor über einer Million Jahren im Mittelmeerraum noch verbreitet waren.“ Andere „haben heute noch Verwandte am Mittelmeer“, haben sich jedoch ganz anders weiterentwickelt (Keller 1998:29-30). Die meisten sind verholzt oder durch die Inselisolation um ein paar Nummern größer geworden als ihre mediterranen Artgenossen. Wobei noch zusätzliche inselinterne Abwandlungen hinzukommen, die sich in den jeweiligen Höhenstufen unterschiedlich entwickelt haben.
Auf Hierro gibt es insgesamt 745 wild wachsende Pflanzenarten, von denen 23 nur hier vorkommen, weitere 125 auch auf anderen Kanarischen Inseln und 30, die außerdem noch auf den makaronesischen Inselgruppen der Azoren, Kapverden und auf Madeira anzutreffen sind. Zusätzlich dazu wurden rund 700 Arten, vor allem sogenannte Nutzpflanzen, aber auch Ackerunkraut, seit dem 15. Jahrhundert von Europäern auf die Insel gebracht. Die Eingriffe der Kolonialherren beschränkten sich freilich nicht auf Pflanzenimporte, viel nachhaltiger wirkten die Zerstörungen, die sie anrichteten. So blieb zum Beispiel nach großflächigen Abholzungen nur noch ein kleiner Restbestand an Wald übrig. Heute umfasst selbiger insgesamt 42,88 km² bzw. 16 % der Gesamtfläche der Insel. Weitere 35 % sind wenigstens teilweise von Bäumen bestanden, 34 % von Gestrüpp und Strauchwerk, und nur 15 % des Eilands haben keinerlei Vegetationsbewuchs aufzuweisen.
Die herrenische Pflanzenwelt ist regional recht unterschiedlich ausgeprägt. Insgesamt lassen sich nach botanischen Kriterien drei bis vier Vegetationszonen unterscheiden. Die „warme, waldfreie Tiefenstufe“ erstreckt sich bis zu 5 km landeinwärts und reicht bis in Höhen von 200 m im Norden und 400 m im Süden. Sie umfasst „die Küstenvegetation, die subtropische Halbwüste und den subtropischen Sukkulentenbusch“ (Faust-Lichtenberger 1990/24). Letzterer ist zwischen 50 und 300 m anzutreffen und geht in die zweite Höhenzone über, das Wacholderbuschland, dessen Obergrenze bei etwa 800 m liegt und das ab 600 m als „saftiges, grünes Weideland“ das landwirtschaftlichen Kerngebiet Hierros bildet. Die Gebirgszone schließlich, also die Region oberhalb von 800 m, ist zum Großteil von dichten Lorbeer- und Kieferwäldern bewachsen, die im „Hochgebirge“ jenseits der 1200 Meter-Grenze „imponierende Ausmaße“ erreichen können. Einen Sonderfall in der vegetationszonalen Einteilung der Insel bildet das oft unter Wolkenschleiern verborgene Valle del Golfo, das agrarisch besonders intensiv genutzt und gern als der „fruchtbare Garten El Hierros“ bezeichnet wird (Fleck 1988:56-57).
Begonnen hat das pflanzliche Leben auf der Insel vor mehr als zwei Millionen Jahren, als erste Samen von Afrika hier herübergeweht oder von Vögeln eingeschleppt wurden. Meerluft liebende Arten, Moose, Farne waren vermutlich die ersten Siedler, dazu kamen Lorbeer- und andere Sträucher, Wolfsmilchgewächse und Äonien, die in der brodelnden Urwelt prächtig gediehen und baumähnliche Arten entwickelten. Dass viele der vor dem Menschen auf das Eiland gelangten Pflanzen mittelmeerischen Ursprungs sind, ist auf die spezielle Meeresströmung zurückzuführen, die aus Richtung der Iberischen Halbinsel auf die Kanaren trifft.
Hierro bot den Ankömmlingen ein feucht-warmes, ozeanisches Klima. Mit der zeit entstanden vor allem im Norden und im Bereich des valle del Golfo ausgedehnte Wälder mit reichhaltiger Flora. Als deren Krönung galt eine Pflanze, die - nicht nur auf Hierro - in ein Meer von mythischen Überlieferungen eingebettet ist, nämlich der Garoé oder Regenbaum. Als lebende Wasserquelle soll er die Insel mehrfach vor dem Verdorren gerettet haben und erst verschwunden sein, als ihn die Tochter des letzten Bimbachekönigs Arniche an einen Gefolgsmann des Eroberers Jean de Béthencourt verriet. Der offiziellen Inselchronik zufolge hat ihn allerdings erst etliche Generationen später, konkret am 7.4.1612, ein Wirbelsturm mitsamt seiner Wurzel aus dem Boden gerissen. Wie auch immer, als Sinnbild des Lebens wurde auf dem Wappen der Insel verewigt, und immer wieder gab es Versuche, ihn zu rekultivieren. Zuletzt pflanzte man 1949 bei Tiñor an der Stelle, wo er gestanden haben soll, einen neuen „arbol santo“, „heiliger Baum“. Die Gewinnung von Wasser wird unterdessen über Wacholder und andere Arten betrieben, die die Luftfeuchtigkeit in Tau verwandeln und dabei so große Mengen kostbares Nass produzieren, dass es zum Beispiel in der Gegend um Tigulahe mittlerweile als Leitungswasser konsumiert werden kann. „Es schmeckt erstaunlich klar und frisch“ (Faust-Lichtenberger 1990/30), und gehört sicherlich zu den gesündesten Getränken, die man auf den Kanaren zu sich nehmen kann.
Während der Garoé das Regen- und Nebelwasser zum Wohl allen Lebens auf der Insel einfing, hat sich als hervorstechendste Pflanzengattung auf Hierro nach und nach die der Sukkulenten etabliert - einer Gruppe von „Überlebenskünstlern, die selbst noch in der Lavawüste ihr Auskommen finden und denen die Salzluft nicht den Atem nimmt. Sie speichern die Flüssigkeit, von der sie zehren, in ihrem Stamm, in Zweigen oder in fleischigen Blättern.“ (Keller 1998:51) Zu diesen fleischigen Trockengewächsen gehören neben den Euphorbien bzw. Wolfsmilchgewächsen auch Kleinia- und Echium-Arten.
Die Säulen- oder Kandelaber-Wolfsmilch, kanarisch-spanisch „cardón“, fachsprachlich „euphorbia canariensis“, ist von April bis Juni mit kleinen, rötlichen Blüten geschmückt und hat ein bis drei Meter durchmessende, säulenartige Äste mit schmalen Blättern, die sie im Sommer abwirft. „Ihre schlanken, vier- bis fünfeckigen Stämme sind von oben bis unten voll Flüssigkeit“, was ihr ein kaktusähnliches Aussehen verschafft (Keller 1998:31). Solcherart über die umgebende Vegetation hinausragend, leuchtet sie „silbriggrau und bizarr“ von den Felsvorsprüngen „auf der windabgewandten, trockenen Seite im Süden und Osten“ Hierros, zum Beispiel Las Playas, und bildet vielerorts „mehr als mannshohe, undurchdringliche Dickichte.“ (Faust-Lichtenberger 1990/25) „Da die Ziegen einen großen Bogen um die gift- und dornenbewehrten Pflanzen machen, wachsen in ihrem Schutz auch weniger gut gerüstete Spezies.“ (Keller 1998:32)
Die Süße bzw. Balsam-Wolfsmilch, fachsprachlich „euphorbia balsamifera“, spanisch „tabaiba dulce“, hat einen milchigen, im Gegensatz zu dem anderer Euphorbien ungiftigen Saft, der eingedickt „in früheren Zeiten den Hirten als Kaugummi gegen den Durst diente. Ihre kleinen, gelb- bis graugrünen Blätter bilden Rosetten, die auf stark verästelten, fleischigen Zweigen sitzen.“ Flüssigkeitsspeichernd sind nur diese Zweige, „ihre Blättchen wirft die Pflanze bei extremer Trockenheit ab“. In teilweise bereits verholztem Zustand wuchert die Balsam-Wolf smilch „knie- bis hüfthoch auf den meisten Küstenstreifen El Hierros.“ Besonders eindrucksvolle, zum Teil über 4 m große und sehr alte Exemplare dieser Wolfsmilchart wachsen bei Orchilla bzw. „auf den Hängen der Dehesa im äußersten Westen der Insel.“ (Keller 1998:31)
Die Blattlose Wolfsmilch, fachsprachlich „euphorbia aphylla“, spanisch „tabaiba salvaje“, entwickelt „niedrige Büsche“, die aus „kahlen, grünen Zweigen bestehen“. Als Pionierin besiedelt sie vorwiegend „den urwirtlichen Boden“ in Meeresnähe“ (ebd.). Die Bittere Wolfsmilch, fachsprachlich „euphorbia obtusifolia“, kanarisch-spanisch „tabaiba amarga“, hat schmale, lange, im Frühjahr kräftig grüne Blätter. Sie ist bis in Höhen von rund 1000 m zu finden und bereitet als Pionierpflanze den Boden „für andere, anspruchsvollere Gewächse“. Im Dickicht der Dehesa im Westen Hierros eingestreut findet sich schließlich die König Juba-Wolfsmilch mit leuchtend grüngelben Hochblättern.
Die Echium- bzw. Natternkopf-Arten haben wie die Tabaibengebüsche „nur wenig Blätter, die sich meist am Ende der Sträucher befinden. Aufgrund ihres merkwürdigen Aussehens wurden sie früher allgemein als ‘Federbuschformationen’ bezeichnet. Im heißen Sommer werfen sie ihre ohnehin nicht üppigen Blätter kurzerhand ab, um so ihren Wasserverlust zu reduzieren.“ (Faust-Lichtenberger 1990/25) Der endemitische Blaue Herrenische Natternkopf, von den Einheimischen „tajinaste azul“, von Biologen „echium hierrense“ genannt, besticht durch „prächtige, hoch aufragende Blütendolden“, die „aus rosettenartigen, kräftigen schmalen Blättern“ hervorsprießen (Keller 1998:33). Er ist bis in Höhen von rund 900 m zu finden.
Die Wolfsmilch-Zinnerarie, spanisch „verode“, fachsprachlich „senecio kleinia“, hat „gelbgrüne Äste mit kleinen, dunklen Narben und vielen Einschnürungen“. Ihre „schmalen spitzen Blätter, die sie im Sommer abwirft, sind kräftiger und länger als die der Tabaiba.“ Sie gedeiht außerhalb der Küstengebiete auch in der trockenen Halbwüstenregion im Süden Hierros (Keller 1998:32).
Neben den Sukkulenten, deren Siedlungsgebiet zum Teil bis in die montane Zone hinauf reicht, gibt es eine Reihe von Küstenpflanzen, die praktisch nur in unmittelbarer Nähe des Meeres wachsen. Hierzu gehören unter anderem der Meeressalat bzw. Strandlattich, der Strandflieder, die Sodapflanze und das meeresträubchen. Ersterer, von den Einheimischen „lechuga de mar“, fachsprachlich „astydamia latifolia“ genannt, hat derbe, fleischige, hellgrüne Blätter und blüht gelb. Er liebt jene Bereiche, „wo die Gischt sprüht.“ Gleiches gilt auch für den salzresistenten Strandflieder, spanisch „siempreviva de mar“, fachsprachlich „limonium pectinatum“, und den herrenisch-endemitischen Breitblättrigen Strandflieder, fachsprachlich „limonium brassicifolium“. Die Sodapflanze bzw. Mittagsblume, auch Eiskraut genannt, herrenisch „barilla“, fachsprachlich „mesembryanthemum crystallinum“, verwandelt „das Salz der Meeresluft zu Soda“. Sie siedelt vor allem am Küstensaum des Golfo und lässt diesen bisweilen „rötlich schimmern“ (Keller 1998:32). Sie kam erst im 19. Jh. auf die Kanaren, wo sie kultiviert und zur Seifenherstellung nach Europa exportiert wurde. Die Meeresträubchen schließlich, herrenisch „tasaigo“, fachsprachlich „rubia fructicosa“, gedeihen zwischen den Tabaiben in Meeresnähe. Sie haben „kräftig grüne, stachelgesäumte Blätter undmilchig-durchsichtige Früchte“ (Keller 1998:31).
Von der Küste bis in höhere Regionen zu finden sind drei recht unterschiedliche, für Hierro in ihren jeweiligen Eigentümlichkeiten typische Pflanzenarten. Der „würzig duftende“ Wermut, fachsprachlich „artemisia absinthium“, auf der Insel „mol“ oder „incienso“ genannt, wächst „in dichten, niedrigen, graugrünen Büschen“. Der auch für Tiere ungenießbare und streng riechende Dornlattich, herrenisch „cosco“, fachsprachlich „launaea arborescens“, bildet „niedrige, blattlose Sträucher mit kleinen gelben Blüten. Der bis auf 1050 m „in Büschen wuchernde“ Mondampferstrauch, herrenisch „calcosa“, fachsprachlich „rumex lunaria“, hat herzförmige, saftig grün glänzende Bätter, die bei Ziegen sehr beliebt sind (Keller 1998:32).
In Höhen ab 100 m bis hinauf in die hochgebirgige Zone sind verschiedenste Arten von Dickblattgewächsen, fachsprachlich Crassulaceen, zu finden. Die rosettenbildenden, mit kräftigen Stengeln und großen Blütendolden versehenen Pflanzen der Gattung Aeonium, Verwandten der alpinen Haus- bzw. Dachwurz, haben eine besonders „große Formen- und Farbenvielfalt entwickelt.“ Allein auf Hierro sind sechs verschiedene endemische Arten entstanden, darunter die Herrenische Hauswurz, fachsprachlich „aeonium hierrense“, und die Valverde-Hauswurz, fachsprachlich „aeonium Valverdense“, im Inselidiom „bejeque“ genannt. Sie alle „sind Spezialisten für Felswände und -nischen“, siedeln aber auch auf Häusern. Sie wachsen an den unglaublichsten Stellen, in trocken-sonnigen Lagen ebenso wie an schattig-kühlen Plätzen in feuchteren Regionen“ (Keller 1998:33). Das Moos-Dickblatt, fachsprachlich „crassula muscosa“, ist ein andernorts unscheinbares Pflänzchen, das auf Hierro bis in höchste Höhen hinauf vergleichsweise stattliche Formen entwickelt.
Wie die Dickblattgewächse gehören auch die Disteln zur „genügsamen Felsenflora“. Hierro hat eine ganze Menge dieser Gewächse zu bieten, deren etliche gar nur hier vorkommen wie zum Beispiel die fachsprachlich „sonchus gandogeri“, und fachsprachlich „sonchus pitardii“. Die fachsprachlich „sonchus tenerrimus“ ist vor allem in der Umgebung von Valverde sowie auf den Lavafeldern des Südens zwischen 300 und 1000 m zu finden. Die Fiederblättrige Gänsedistel, herrenisch „cerraja“, fachsprachlich „sonchus hierrensis“. schließlich wird von unbedarften Betrachtern bisweilen für einen „überdimensionierten Löwenzahn“ gehalten (ebd.).
Der mit dem Bohnenkraut verwandte Herrenische Thymian, spanisch „tomillo“, fachsprachlich „micromeria hyssopifolia“, ist ein Inselendemit, der stark duftet und niedrige Sträucher mit kleinen, eingerollten Blättern bildet. Er ist vor allem an „lichten Orten“ vor allem der Golfo-Region bis in die montane Zone hinauf zu finden und besiedelt „in der weiteren Umgebung trockene Lapillihänge“ (Bergmann-Engländer 1993/79).
Ein recht eigentümliches Inselleben führt der Zweizahn, fachsprachlich „bidens pilosa“. Einheimische nennen dieses bis in Höhen von etwa 1000 m vorkommende „Unkraut“, das sich bisweilen wie Kletten an die Fersen der Wanderer heftet, „amor seco“, „trockene Liebe“.
Als besonders hartnäckige Siedler haben sich drei aus dem lateinamerikanischen Raum stammende Pflanzen erwiesen, der wilde Tabak, die Agave und die Opuntie. Ersterer, korrekt Baumtabak, spanisch „tabaco moro“, fachsprachlich „nicotiana glauca“ genannt, bildet gelbblühende Sträucher, die rasch wachsen und mehrere Meter hoch werden können.
Bei den Agaven sind vor allem zwei Arten hervorzuheben, die Sisalagave und die Stachellose Agave. Erstere, fachsprachlich „agave sisalana“, hat meterlange, verholzende Blütenstämme. Sie wächst an zahlreichen Wanderwegen und „wurde früher teilweise zur Faserherstellung genutzt.“ Die Stachellose Agave „ist ein beliebter Gartenschmuck; sie wächst leicht geneigt auf einem kleinen Stamm, hat weichere Blätter von kräftigerem Grün und bildet nach Jahren einen ebenfalls imposanten, meterlangen Schaft aus vielen winzigen Blüten aus, der sich schließlich, vom eigenen Gewicht gebeugt, zur Erde neigt.“ (Keller 1998:33)
Die Opuntien bzw. Feigenkakteen, herrenisch „tuneras“, fachsprachlich „opuntia ficus-indica“, kamen aus Mexiko nach Hierro. Sie wurden im 19. Jahrhundert zur Farbstoffgewinnung aus Cochenille-Läusen auf der Insel eingeführt. Während der Blütezeit der Zucht bedeckte diese Kakteenart große Teile des Eilands und verdrängte dabei „viele einheimische Pflanzen. Auch heute noch verwandeln die Kakteen Gärten und Brachflächen schnell in ein undurchdringlich-stacheliges Dickicht. Sie pflanzen sich durch Kriechwurzeln fort und sind nur schwer zu entfenen“. Ihre wohlschmeckenden Früchte, im Einheimischen-Idiom „tunos“ oder „bigos picos“ genannt, „sitzen wie rotgefärbte Eier auf den ovalen Stachelblättern, manchmal gleichzeitig mit hübschen gelben Blüten.“ (Keller 1998:35)
Typisch für die halbfeuchten Hanglandschaften zwischen 200 und 800 m ist eine der Symbolpflanzen Hierros, der Phönizische Wacholder, spanisch „sabina“, fachsprachlich „juniperus phoenicea“. Vielerorts ein unscheinbarer Busch, wächst er sich im Westen der Insel zu gewaltigen, 10 bis 12 m hohen Exemplaren aus. “Die Wuchsform der Bäume ist den ständig wehenden Winden“ in „großer Vollkommenheit“ angepasst, oft bizarr und mit nach unten gebeugter Krone. Im Sabinar bei La Dehesa hat sich eine der größten zusammenhängenden Wacholderwaldzonen der Kanaren erhalten. Manche der hier anzutreffenden Gewächse werden auf über tausend Jahre geschätzt. Sie sind damit älter als der Drachenbaum von Icod auf Tenerife (Faust-Lichtenberger 1990/25-26). Der Zedern-Wacholder, „spanisch „cedro“, fachsprachlich „juniperus cedrus“, ist ein „Einzelgänger“ der Region zwischen etwa 600 und 1300 m. Bis zu 25 m hohe, knorrige Exemplare „mit buschiger, weit ausladender Krone“ können unter anderem in den Bergen um Valverde bewundert werden (Keller 1998:37)
Weit weniger häufig als der Wacholder ist auf Hierro die Palme anzutreffen, konkret die Kanarische Dattelpalme, spanisch „palmera“, fachsprachlich „phoenix canariensis“. Im „Vergleich zu ihrer nordafrikanischen Schwester hat sie nur kleine, ungenießbare Früchte, dafür ab er eine größere Krone. Ihre sanft schwingenden, bis zu 3 m langen Wedel bilden eine herrliche, ausladende Kugelform.“ (Keller 1998:36)
Der Drachenbaum, spanisch „drago“, fachsprachlich „dracaena draco“, gilt als „Methusalix der Kanaren“. Er „gehört zur Familie der Liliengewächse. Nach zehn bis zwölf Jahren blüht er zum ersten Mal“. Seine kleinen, „orangefarbenen Früchte erinnern an die der Dattelpalme.“ Nach und nach bildet er „Verzweigungen aus, an deren Ende viele kleine Blattbüschel sitzen.“ Die ältesten Exemplare Hierros, darunter die Dragos von Tesine und Tigaday, werden auf etwa 150 bis 200 Jahre geschätzt. Das Harz bzw. „Blut“ des Baums wurde von den Ureinwohnern als Heilmittel und zur Mumifizierung von Toten verwendet. Der Drago selbst repräsentierte Fruchtbarkeit und Lebenskraft, „betagte Bäume verkörperten für sie die Weisheit ihrer Vorfahren.“ Die spanischen Zuwanderer sahen die Sache weniger verklärt und zapften zwecks Farbstoffgewinnung so viel „Blut“, dass die meisten Bäume abstarben. Heute hat sich die Einstellung zum Drachenbaum jedoch geändert, und so zieren „wieder viele junge, noch kaum verzweigte Exemplare Gärten, Grünanlagen und Promenaden.“ (Keller 1998:34-35)
Ebenfalls stark gelichtet wurden im Lauf der Zeit Hierros Lorbeerwälder, die in den feuchteren Regionen oberhalb von etwa 600 m zu finden waren, heute in größerem Ausmaß nur noch an den oberen Steilhängen des Valle del Golfo zu betrachten sind. Hauptarten sind der Stinklorbeer, spanisch „tilo“, fachsprachlich „ocotea foetens“, mit stachelähnlichen Früchten, der kanarische Lorbeer, spanisch „barbuzano“, fachsprachlich „apollonias barbujana“, der giftige Indische Lorbeer, spanisch viñatigo“, fachsprachlich „persea indica“, mit zum Teil roten Blättern und der Azoren-Lorbeer, spanisch „loro“ oder „laurel“, fachsprachlich „laurus azorica“. „Alle Arten haben schmale, spitze, sattgrün glänzende und dichte Blätter“ (Keller 1998:36).
Der in der gleichen Region beheimatete Mokan, spanisch „mocán“, fachsprachlich „visnea mocanera“, „blüht weiß und entwickelt schwarzrote, süße Früchte“. Größere Bestände gab es früher vor allem im Inselnorden um Mocanal. Dort sind unter anderem auch „der weißstämmige Ölbaum“, spanisch „palo blanco“, fachsprachlich „picconia excelsa“, und der kanarische Erdbeerbaum, spanisch „madroño“, fachsprachlich „arbutus canariensis“, zu findenm, letzterer mit „goldgelbem, glattem Stamm“ und essbaren, „kleinen, orangeroten Früchte“ (Keller 1998:39). Dazu kommen der „bis zu 2 m hohe“ Kanarische Johannisstrauch, der etwas kleinere Kanarische Buschklee, herrenisch „sildana“, mit „duftenden weißen Blüten“, der ginsterähnliche Drüsenfruchtstrauch, spanisch „codeso“, fachsprachlich „adenocarpus foliolosus“, und der weißblühende Kaminbesen, spanisch „escobon“, fachsprachlich „chamaecytisus proliferus“.
Die Nebelwaldzone zwischen 800 und 1300 m wird dominiert von trockenheitsresistenten Fayal-Brezal-Sträuchern, doch kommen diese vereinzelt auch schon in tieferen Lagen vor. Die Baumheide, spanisch „brezo“, fachsprachlich „erica arborea“, ist ein Erikagewächs, das üblicherweise in 2 bis 3 m Höhe abgeschitten wird, eigentlich aber bis zu 12 m hoch werden kann. Der Gagelbaum, spanisch „faya“ oder „haya“, fachsprachlich „myrica faya“ genannt, bildet oft wild wuchernde Büsche. Seine „cres“ genannten Früchte wurden von den ureinwohnern in unterschiedlichster Weise verwertet. Eine nur auf Hierro und auch hier nur äußerst selten zu findende Abart davon ist der Herrenische Gagelbaum, spanisch „faya herreña“, fachsprachlich „myrica rivas-martinezii“, „mit kleinen eiförmigen Blättern und gelben Blüten.“ (Keller 1998:37)
Farbig belebt wird der Fayal-Brezal-Wald durch die leuchtend roten Beeren der stachellosen Kanarischen Stechpalme, von den Einheimischen „acebiño“, von Biologen „ilex canariensis“ genannt. Noch eindrucksvoller freilich sind die den Wald überragenden Eukalyptusbäume, fachsprachlich „eucalyptus globulus“, die aus Australien hier eingeführt wurden und unter anderem oberhalb von Valverde sowie bei Las Montañetas kleine Haine bilden. Einzelne Exemplare werden bis zu 40 m hoch und verströmen einen würzig-aromatischen Duft. Da Eukalyptus dem Boden „für hiesige Verhältnisse zuviel Wasser“ entzieht, wird er heute nicht mehr angepflanzt (Keller 1998:39).
Von Las Playas westwärts geht der Nebelwald bzw. Monteverde in leichten, sanft hügeligen und trockenen Pinienwald, den sogenannten „pinar seco“, über. Die hier vorherrschende Kanarische Pinie, spanisch „pino canario“, fachsprachlich „pinus canariensis“, erreicht bis zu 3 m Stammdurchmesser und bis zu - nicht nur für die Kanaren rekordverdächtigen - 60 m Höhe. „Die Kanarenpinie bildet mächtige, dickbuschige und tief hinunterreichende Kronen, aus denen manchmal schwere Zapfen auf den Boden plumpsen. Ihre feinen Nadeln werden bis zu 30 cm lang, sie wachsen in dichten, sattgrünen Büscheln, die seidig weich aussehen und im leichten Wind leise rauschen.“ Trotz der vielen Waldbrände der letzten Jahre gibt es immer noch mehrere hundert Jahre alte Exemplare. Gegen die Glut ist der Baum durch eine „feuerabweisende Borkenschicht“ geschützt, und üblicherweise erholt er sich innerhalb eines Jahres wieder. Mehr Schaden richten da schon jene Menschen an, die die Pinie wegen ihres „harten, dunklen Holzes“ schlägern. Immerhin wird sie seit einiger Zeit verstärkt wieder aufgeforstet, zum Beispiel zwischen San Andrés und Las Montañetas. Da die Bäume „wenig anspruchsvoll sind, können sie auch erodierte Böden“ besiedeln, und sie sind „klimatisch nicht auf einen so engen Raum begrenzt wie der Feuchtwald. Sie wachsen unterhalb wie oberhalb der Passatnebelzone und nehmen sogar mit sehr humusarmen Lavaböden vorlieb.“ (Keller 1998:39-40) Von den Bauern werden die angefallenen Piniennadeln, spanisch „pinocha“, als „Dünger, Feuerungsmaterial und zur Einstreu in Ställen“ verwendet (Faust-Lichtenberger 1990/27).
Im Unterholz der Wacholder-, Lorbeer- und Pinienwälder wachsen unter anderem Vergissmeinnicht, Storchschnabel, Ginster und rosa Zistrosen, herrenisch „jara“, fachsprachlich „cystus symphytifolius“. Letztere bilden trockene, niedrige Büsche, deren rauhe Blätter dem Salbei ähneln. Im Mai verwandeln ihre den alpinen Buschwindröschen ähnelnden Blüten den Boden in ein farbiges Meer. Dort, wo der Wald sich in einen Dschungel verwandelt, „hängen Flechten, Efeu und lianenartige Gewächse“ von „strotzend grünen Bäumen“. Stämme und Steine „tragen einen zottigen Pelz aus Moos und Flechten“. Dazwischen wuchern Brennesseln, Disteln und riesenhafte Farne. Deren beeindruckendster Vertreter ist der Wuchernde Grübchenfarn, spanisch „pijara“, fachsprachlich „woodwardia radicans“. Ebenselbiger hat „bis zu 3 m lange Wedeln“ mit je einer Knospe an der Spitze. Senken „sich die Wedel unter ihrem eigenen Gewicht zu Boden, entsteht eine neue Pflanze. Schön anzusehen ist auch der Venushaarfarn“, spanisch culantrillo“, fachsprachlich „adiantum capillus-veneris“, mit seinen „kleinteilig gefiederten Blättern“. Aus dem Adlerfarn, spanisch helechera“, fachsprachlich „pteridium aquilinum“, stellten die Bimbaches „Mehl her, das sie geröstet aßen“. Der Wurmfarn, spanisch „helecho macho“, fachsprachlich dryopteris oligodonta“, und die aus Felsritzen wachsende Doradilla, fachsprachlich ceterach aureum“, dienten als Heilpflanzen (Keller 1998:38).
Kräuterabsude wurden vermutlich auch aus den meisten Wildblumen gefertigt. Am auffallendsten hierbei sind die von Januar bis März blühenden Mohnarten - der rote Klatschmohn und der gelbe Goldmohn, spanisch amapola de california“, fachsprachlich „eschscholzia californica“. Dazu kommen Glockenblumen, Strauchmargeriten, die diesen ähnelnden Koronen, spanisch „corona“, fachsprachlich „chrysanthemum coronarium“, die bis zu 2 m hohen Golddisteln, spanisch „cardo amarillo“, fachsprachlich „scolymus grandiflorus bzw. hispanicus“, mit „sattgelb leuchtenden, großen Blüten und harten Stengeln“ und der Affodill, spanisch „jamona“, fachsprachlich „asphodelus microcarpus“, „mit schmalen, langen, grünen Blättern“ und „weiß-auberginefarbenen Blattrispen auf hohen Stengeln“ (Keller 1998:42).
Nebst der wildwachsenden Flora gibt es auf Hierro noch an die 400 Kulturpflanzenarten, die entweder zur Nahrungsgewinnung oder zur Zierde angesiedelt wurden. Von ersteren wird in landwirtschaftlichem Zusammenhang noch die Rede sein. Als wichtigste seien vorweg genannt: Bananen-, Avocado-, Ananasstauden, Weinreben, Zuckerrohr, Mandel-, Kastanien-, Maulbeer-, Mango-, Apfel-, Birn-, Pflaumen-, Kirschen-, Pampelmusen-, Granatapfel-, Pfirsich-, Kiwi-, Aprikosen-, Apfelsinen-, Guavenbäume, Zitronen-, Orangen-, Mandarinensträucher, Japanische Wollmispeln, Mais und andere Getreidesorten, Süßkartoffeln, Kartoffeln, alle möglichen Arten von Gemüse, Erd- und andere Beeren.
Von den Zierpflanzen sind an erster Stelle Strelitzien, fachsprachlich „strelitzia reginae“, zu nennen. Diese „zur Familie der Bananenpflanzen gehörende, orangeblau blühende Blume aus Südafrika“ entwickelt „spitze, schmale Blütenblätter“, die sich wie Vogelfedern aufplustern. Der mit der Wolfsmilch verwandte, aus Mittelamerika stammende Weihnachtsstern, fachsprachlich „euphorbia pulcherrima“, heißt auf Hierro „Osterblume“, spanisch „flor de pascua“. Seine „farbentwickelten Hochblätter“ lassen unter anderem das Valle del Golfo im Winter rot und weiß erblühen. Der Hibiskus ist eine chinesische Malvenart, die „schön geformte, kräftig gefärbte Blüten“ entwickelt, die „das ganze Jahr über immer wieder neu“ austreiben. Neben diesen drei Arten sind als herrenische Zierpflanzen unter anderem Feuerbigonien, Oleander, Jasmin, Bogainvilleen und eine Akazienart namens „mimosa“, fachsprachlich acacia cyanophylla“, „mit gelben Blütenkügelchen“ zu nennen. „Weit verbreitet“ sind darüber hinaus „verschiedene Arten der afrikanischen Lilienfamilie Aloe, mit an Agaven erinnernden fleischigen Blättern“, aus denen orangerote „Blütenkerzen oder -dolden auf Stengeln emporwachsen.“ (Keller 1998:41)
Fauna
Die Fauna Hierros ist vergleichsweise „klein und überschaubar. Die Tierarten, die sich wild auf den Inseln oder um sie herum angesiedelt haben, verfügen entweder über Flügel oder Flossen, oder sie haben es in vorgeschichtlichen Zeiten irgendwie geschafft, das Meer zwischen Afrika und den Vulkaninseln zu überwinden. Der Rest ist zahm (oder war es), und ist ausnahmslos mit den menschlichen Siedlern auf die Insel gekommen.“ (Keller 1998:43) Wirklich gefährlich ist - vielleicht mit Ausnahme einer eher selten vorkommenden Tausendfüßler- und einer Spinnenart - keins der auf Hierro ansässigen Geschöpfe.
Ein Ungetier allerdings hat dem Leben auf der Insel schon in vorgeschichtlicher Zeit immer wieder in unregelmäßigen Abständen schwer zugesetzt, nämlich die Heuschrecke. Während die bis zu 5 cm lang werdenden einheimischen „cigarrones“ eher harmlos sind - auch wenn sie Wanderern mitunter wie Geschosse um die Ohren fliegen -, vernichteten die aus Afrika herüberfliegenden Wanderheuschrecken, spanisch „langostas“, mitunter ganze Wälder, zuletzt 1934 und 1956. Während ihnen in vorgeschichtlicher Zeit die auf Hierro nistenden Möwen schon nach kurzer Zeit den Garaus machten, rückt man ihnen heutzutage bei ihrem Anflug übers Meer und, wenn das nichts nutzt, auch auf der Insel mit Pestiziden zu Leibe. Im Rahmen des ökologischen Umdenkprozesses hat man mittlerweile ihre natürlichen Feinde unter Schutz gestellt und hofft so, auf Chemiekeulen künftighin verzichten zu können. Wohltuende Aussichten für die gesamte Fauna der Insel, deren Hörbild tagsüber von Zikaden und während der Nächte von Grillen geprägt ist.
Dies kommt wohl auch jener Tiergattung zugute, die vermutlich die ersten tierischen Siedler auf Hierro stellte - den Insekten. In mehr als tausend Arten sind sie auf dem Kanareneiland vertreten, manche davon endemisch nur hier zu Hause. Besonders eindrucksvoll und farbenprächtig sind die Schmetterlinge, allen voran der Monarch, spanisch „monarca“, fachsprachlich „danaus plexippus“, mit 10 cm Flügelspannweite, der Herrenische Admiral, spanisch „vanesa indica“, fachsprachlich „vanessa vulcanorum“, der goldgelbe Zitronenfalter, spanisch „cleopatra“, fachsprachlich „gonepteryx cleobule“, eine endemische Kohlweißling-Art, spanisch „blanca de la col“, fachsprachlich „pieris cheiranthi“, und der Kanarenmantel, spanisch „manto de canarias“, fachsprachlich „cyclyrius webbianus“. Dazu kommen Nachtfalter wie der Totenkopfschwärmer, spanisch „mariposa de la muerte“, fachsprachlich „acherontia atropos“, der endemische Wolfsmilchschwärmer, herrenisch „efinge de tabaibas“, fachsprachlich hyles euphorbiae tithymali“, und der bisweilen zur Plage werdende Pinienfalter, fachsprachlich „macaronesia fortunata“.
Abseits der Küste in Massen anzutreffen und bisweilen ausgesprochen lästig sind Fliegen und Mücken, insbesondere die kleine, blutsaugende Kuhfliege, spanisch „mosca de vaca“, fachsprachlich „stomoxys calcitrans“. Unter den vielen Käferarten gibt es einige mit besonderem Nimbus. Der hier relativ große und auffallend rot gefärbte Marienkäfer etwa, von den Herrenern „san antonio“ genannt, soll Glück bringen. Wie auch immer, als Ungeziefervertilger spielt er eine wichtige Rolle im ökologischen Haushalt der Insel. Neben ihm gibt es noch eine ganze Reihe endemischer und eingeschleppter Laufkäferarten, darunter die bis zu 4 cm groß werdenden Kakerlaken, spanisch „cucarachas“. Gegenüber fliegenden Gattungsgenossen sind die erdgebundenen allerdings deutlich in der Minderheit. Hervorstechendste Fluginsekten sind die von den Einheimischen „caballito del diablo“, übersetzt in etwa „Teufelspferdchen“, genannten Libellen.
Noch hervorstechender allerdings - und zwar in doppeltem Wortsinn - sind die zu Haustieren gezüchteten Bienen, spanisch „abejas“. „Sie liefern sehr aromatischen Honig, da sie sich neben den vielen Wildblumen und Pinien auch am Nektar des wilden Thymians laben.“ Ihre wild lebenden Verwandten, die Hummeln, spanisch „abejorros“, haben eine eigenständige endemische Unterart entwickelt, die sich „durch ein weißes Hinterteil“ auszeichnet (Keller 1998:46).
Gefährlicher und vor allem schmerzhafter als der stechende Selbstmordakt einer sich bedroht fühlenden Biene kann das Zusammentreffen mit zwei Krabbeltierarten werden, die zwar äußerst selten, aber umso giftiger sind. Der 25 cm lange, braune Tausendfüßler, spanisch „ciempies gigante“, fachsprachlich „scolopendra morsitans“, kann speziell Kindern mitunter arg zusetzen. Und die Schwarze Witwe, spanisch „viuda negra“, fachsprachlich latrodectus mactans“, frißt nicht nur ihren männlichen Begatter, sondern kann auch Menschen schmerzhafte und schlecht heilende Bisswunden zufügen. Die anderen Spinnenarten auf Hierro sind freilich harmlos, so auch die der genannten Art ähnelnde Schwarze Spinne, fachsprachlich „cyrtophora citricola“, die ihre klebrigen Netze vor allem über Hohlwege spannt.
Die unzähligen Insekten Hierros bilden die Nahrungsgrundlage für eine bunte Vogelwelt, die hier ganz besonders farbenprächtig in Erscheinung tritt und auch spezielle Arten ausgebildet hat. Der Herrenische Fink, spanisch „pinzón“, fachsprachlich „fringilla coelebs ombriosa“, und die Herrenische Blaumeise, spanisch „herrerillo“, fachsprachlich „parus caeruleus ombriosus“, sind die interessantesten Endemiten. Dazu kommt der Kanarienvogel, spanisch „canario“, fachsprachlich „serinus canarius“, dessen wilde herrenische Unterart allerdings eher unscheinbar ist, ganz im Gegensatz zur Mönchsgrasmücke, spanisch „capirote“, fachsprachlich „sylvia atricapilla“, der braungrauen, schwarzköpfigen „kanarischen Nachtigall“. Ihre grauweiße kanarisch-endemische Unterart, die Schwarzkopf-Mönchsgrasmücke, spanisch „cabecinegra“, fachsprachlich „sylvia melanocephala“, „mit schwarzem Kopf und rotumrandeten Augen“ (Keller 1998:44), gilt als besonders sangesfreudig. Unscheinbar dagegen wirkt die Thymian-Mönchsgrasmücke, spanisch „curruca tomillera“.
Zu den häufigsten Vogelarten auf Hierro gehören der Zilpalp, spanisch „mosquitero común“, fachsprachlich phylloscopus collybita“, und der Kanarenpieper, fachsprachlich „anthus berthelothi berthelothii“. Letzterer wird „wegen seiner Vorliebe für bodenständige Fortbewegung“ von den Einheimischen „correcaminos“ bzw. „caminero“, zu deutsch „Wegläufer“, genannt. Zu diesen beiden kommen noch unter anderem der Wiedehopf, spanisch „tabobo“, die in Tabaibenfeldern nistende Rohrdommel, spanisch „alcaraván“, der Sperling, spanisch „gorrión“, der Stieglitz, spanisch „jilguero“, die Amsel, „mirlo“, die Grauammer, spanisch „triguero“, der Zaunkönig, spanisch „reyezuelo“, die Schwalbe, spanisch „golondrina“, die Wildente, spanisch „pato“, die Gabelweihe, spanisch „milano“, fachsprachlich „milvus milvus“, der Sperber, spanisch „gavilán“, der Mauersegler, spanisch „vencejo palido“, und das Rotkehlchen mit zwei Unterarten, spanisch „petirrojo“ und „pardillo“. Der „andernorts bereits ausgestorbene“ Kolkrabe, spanisch „cuervo“, fachsprachlich „corvus corax“, hat in den herrenischen Wacholderwäldern ein besonders gedeihliches Zuhause gefunden, und die Tauben haben neben der Turteltaube, spanisch „tórtola“, eine endemische Art, die Kanartische Wildtaube, spanisch „paloma bravia“, fachsprachlich „columba livia canariensis“, entwickelt. An Raubvögeln gibt es auf Hierro unter anderem den Falken, spanisch „falcón“, den Turmfalken, spanisch „cernícalo“, den vom Aussterben bedrohten Fischadler, spanisch „guincho“, den deutlich kleineren, endemischen Kanarischen Adler, spanisch „aguililla“, fachsprachlich „buteo buteo insularum“, die eher seltene Schleiereule, spanisch „lechuza“, fachsprachlich „tyto alba alba“, und die Kanarische Waldohreule, spanisch „buho chico“ oder „coruja“, fachsprachlich „asio otus canariensis“. Unter den Möwenarten sind die Silbermöwe, spanisch „gaviota“, die Lachmöwe, fachsprachlich „larus ridibundus“, und das Braungraue Aschenputtel, spanisch „pardela cenicienta“, fachsprachlich colonectris diomedea“, hervorzuheben. Vorwiegend am Boden halten sich das Nordafrikanische Felsenhuhn, das Kanarische Rebhuhn, spanisch „perdiz moruña“, fachsprachlich „alectoris barbara koenigi“, und die Wachtel, spanisch „codorníz“, auf.
Im gleichen Lebensraum finden sich Reptilien wie die Geckos mit ihren beiden Unterarten Böttger-Gecko, spanisch „perenquén de boettger“, fachsprachlich tarentola boettgerio“, und De la Lande-Gecko, fachsprachlich „tarentola delalandii“. Diese „nachtaktiven, kleinen, rundlichen Echsen mit Haftzehen“ kraxeln gern an Felsen und Hauswänden hoch und gelten auf Hierro als Glücksbringer (Keller 1998:48). Typisch für die Insel sind die vor Urzeiten vermutlich mit Treibgut angeschwemmten Echsen mit zwei Arten, der Riesenechse, spanisch „lagarto gigante“, fachsprachlich „gallotia simonyi simonyi“, und dem Holzscheit, spanisch „tizón“, fachsprachlich „gallotia galloti“. Von den Ureinwohnern noch respektvoll behandelt, wurden sie von den spanischen Kolonisten erschlagen und durch durch die Kultivierung des Landes immer weiter zurückgedrängt. Ihre letzte Zufluchtsstätte wurde schließlich der Roque de Salmor, wo sie 1889 von den deutschen Naturwissenschaftler Franz Steindachner wiederentdeckt wurden. In der Folgezeit war es mit der Ruhe der „Giganten“ vorbei. Man „sammelte“ sie und musealisierte sie so lange, bis sie auch auf der Felseninsel ausgestorben waren. Durch Zufall wurden Anfang der 1970er Jahre in der Felswand Fuga de Gorreta oberhalb des Dorfes Guinea ein paar Exemplare der Gattung wiederentdeckt und alsogleich 1975 unter Schutz gestellt. Seither hegt und pflegt man die Tierchen, deren Population mittlerweile wieder auf mehrere Hu ndert angewachsen ist. Die Riesenechse „wird bis zu 75 cm lang und hat einen kräftigen, anthrazitfarbenen Schuppenpanzer mit heller Musterung“ sowie „eine kräftige, gedrungene Gestalt. Auffallend“ sind ihre „langen Greifzehen“ und ihr „langer, dünner Schwanz“. Das Tier „ernährt sich vorwiegend von Pflanzen“, ab und zu auch von Insekten. Ihre Lebensalter wird auf über 25 Jahre geschätzt (ebd.).
An weiteren Reptilien sind auf Hierro Laub- und Wasserfrösche sowie die mit Stummelbeinen versehene Kanarische Blindschleiche, spanisch „lisa“, fachsprachlich „chalcides viridanus“, zu nennen. Größte Art aber ist die Meeresschildkröte, spanisch „tortuga boba“, fachsprachlich „caretta caretta“. Sie belebt vor allem die Küstengewässer um Hierro - einen Lebensraum, den sie sich mit unzähligen Fischarten teilen. Das besonders artenreiche Mar de las Calmas im Südwesten der Insel wurde mittlerweile zum Schutzgebiet erklärt.
Als Speisefische beliebt sind unter anderem der Papageienfisch, spanisch „vieja“, die Thunfischarten „bonito“, „atún“, „rabil“ und „peto“, die Goldbrassen, spanisch „doradas“, Barsche, spanisch „abados“ und „meros“, Seezungen, spanisch „lenguados“, Seehechte, spanisch „merluzas“, Sardinen, spanisch „sardinas“, Makrelen, spanisch „caballas“, Muränen, spanisch „morenas“, Sprotten, spanisch „cabrillos“, Alfonsinen, spanisch „alfonsiños“, Keimlinge, „brotas“, und Salme, spanisch „bosigneros“ bzw. „samas“. Dazu kommen „leuchtend bunte kleinere Fische“ wie Schwarze Nutten, spanisch „fulas negras“, bis zu 4 m lange Schwertfische, spanisch „pezes espadas“, Tintenfische, spanisch „calamares“, „pulpos“ und „chocos“, Rochen, spanisch „rayas“, „chuchos“ und „mantas“, die vergleichsweise harmlose Quallenart Blaue Medusa, spanisch „medusa azul“, die gefährlichere Blasenqualle, Seeanemonen, Seesterne, Seepferdchen, Seelilien sowie sogenannte Meeresfrüchte, spanisch „mariscos“, wie Langusten, spanisch „langostas“, Krabben, spanisch „camarones“, Garnelen, spanisch „gambas“, Krebse, spanisch „cangrejos“, Seeigel, spanisch „erizos de mar“, Miesmuscheln, spanisch „mejillónes“, und Napfschnecken, spanisch „lapas“. Zu den größeren in den Gewässern um Hierro vorkommenden Fischarten gehört der Blau- und Hammerhai, spanisch „pez martillo“. Mitunter verirrt sich auch mal ein Wal oder Delphin, spanisch „delfín“, in die Buchten von Hierro. Diese Tiere sind die einzigen eigenständig hierher gelangten Säugetierarten. Alle anderen Exemplare dieser Gattung - von Mäusen, Hunden und Katzen bis zu den großen Nutztieren Rind, Esel, Pferd, Ziege, Schaf und Schwein - verdanken ihr Hiersein dem Menschen.
Pflanzenarten:
wild wachsende Pflanzenarten 745
davon herrenische Endemiten 23
kanarische Endemiten 125
makaronesische Endemiten 30
Naturschutz
El Hierro, die kleinste der Kanarischen Inseln, ist ein UNESCO-Biosphärenreservat und zu mehr als der Hälfte des Areals von geschützten Naturräumen bedeckt. Diese Gebiete schützen die einzigartige vulkanische Landschaft, endemische Pflanzen wie Wacholder (Sabinas) und Tiere wie die Rieseneidechse von El Hierro. Die Insel bietet ideale Bedingungen für Wanderer, Taucher und Naturliebhaber. Im Jahr 1992 bestanden fünf Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 151,4 km², was einem Anteil von 56,3 % an der Inselfläche entspricht.
- Parque Natural El Hierro 119,8 km²
- Garoe 9,3 km²
- Gorreta y Salmor 9,2 km²
- Riscos de Las Playas 9,1 km²
- Timijiraque 4,0 km²
Der Parque Nacional de El Hierro, der erste rein maritime Nationalpark Spaniens, erstreckt sich über das Mar de las Calmas im Südwesten von El Hierro, die ein UNESCO-Biosphärenreservatinsel bildet. Im Juli 2024 genehmigte der spanische Ministerrat die Erklärung dieses einzigartigen Schutzbereichs, der eine Fläche von rund 21.400 Hektar umfasst und somit die bisherige Reserva Marina Integral de La Restinga-Mar de las Calmas erheblich erweitert. Diese Region, geprägt von dramatischen vulkanischen Akteuren wie dem Unterwasser-Vulkan Tagoro, der 2011 ausbrach und neue Ökosysteme schuf, bietet eine außergewöhnliche Biodiversität: Hier tummeln sich über 15 Arten von Walen und Delfinen, darunter Calves und Ziffio, fünf Arten von Meeresschildkröten, beeindruckende Ozeanriesen wie der Mondfisch sowie reiche Unterwasserlandschaften mit Gorgonien, Riesenmuscheln, Glas-Schwämmen und Algenwiesen aus Maerl. Die steilen, bis zu 200 Meter tiefen Abhänge vor der Küste der Insel, die durch Erdrutsche und Lavaflüsse geformt wurden, schaffen ein "Fenster ins Offene Meer", wo pelagische Arten und endemische Korallenriffe friedlich koexistieren. El Hierro selbst, als jüngste der Kanareninseln vulkanischen Ursprungs, ist ein Paradies für nachhaltigen Tourismus: Umgeben von diesem neuen Nationalpark laden Wanderwege durch laurische Wälder, wie im benachbarten Parque Rural de Frontera, und ikonische Sabinas – windgeformte Wacholderbäume, die wie tanzende Skulpturen wirken – zum Erkunden ein, während Taucher in den klaren Gewässern mit ihrer Sichtweite von bis zu 50 Metern atemberaubende Unterwasserwelten entdecken. Dieser Park unterstreicht Spaniens Engagement für den Ozeanschutz, indem er den Anteil geschützter Meeresflächen auf 30 Prozent bis 2030 steigert, und positioniert El Hierro als Modell für ökologische Erhaltung inmitten einer Insel, die seit Jahrhunderten für ihre unberührte Wildnis und harmonische Mensch-Natur-Beziehung steht.
Klima
Von antiken Autoren soll Hierro „Pluvalia“, die „Regenreiche“, genannt worden sein. Ob dies damals zugetroffen hat, lässt sich nicht unbedingt sagen. Aus heutiger Sicht wirkt eine solche Bezeichnung allerdings übertrieben. Denn Hierro ist das sonnenreichste Kanareneiland. Seine klimatischen Verhältnisse werden im wesentlichen bestimmt durch den Kanarenstrom, einem kühlen „Nebenfluss“ des Golfstrom, der bei den Azoren ausschert und die Kanarischen Inseln in südlicher Richtung umfließt. Im Januar und Februar beträgt die Wassertemperatur an der Küste Hierros um die 18°C, im August und September bis zu 24°C.
Das Klima auf El Hierro wird nach der Köppen-Klassifikation überwiegend als BSh (halbtrockenes Steppenklima) im Süden und als Csa (mediterranes Klima mit heißen, trockenen Sommern) im Norden eingestuft. Die Insel weist aufgrund ihrer Topografie verschiedene Mikroklimazonen auf: Während der Norden feuchter und milder ist mit mehr Niederschlag, herrschen im Süden trockenere und wärmere Verhältnisse.
Das Inselwetter selbst wird zum überwiegenden Teil von Passatwinden bestimmt. Dieses Luftströmungsphänomen - die Einheimischen nennen es alisio - „entsteht über dem Äquator, wo die Sonne senkrecht steht“, die Luft solcherart enorm aufheizt und in große Höhen treibt. „Der Warmluftstrom teilt sich dort oben“, und im Retourfluss kühlen sich die Luftmassen allmählich ab, um schließlich „in umgekehrter Richtung von neuem dem Äquator“ zuzuströmen (Keller 1998:22).. Durch die Erddrehung erhält dieser Strom einen „östlichen Kick“ und entwickelt dabei eine belebende, „weiche, heilende Frische“ (Fleck 1988:51). An 97 % aller Tage weht dieser Passat aus hauptsächlich nordöstlicher, weniger häufig auch aus nördlicher oder südöstlicher Richtung. An der dem Wind ausgesetzten Luvseite der Insel stauen sich die Wolken meist zu einem richtigen Meer, spanisch mar de nubes. Der Nebel, in einheimischen Idiom bruma, entwickelt sich meist zu einer „dicken, quirligen Masse“, aus der es beständig „drippelt und sprüht“ (Fleck 1988:52). Als „kalte Wolke“ schiebt er sich durch alle Spalten und lässt, wenn er mit „einem Schleier unzähliger Wassertropfen“ über das Land herfällt, die Sicht innerhalb weniger Minuten auf Armgreifweite zusammenschrumpfen (Hörler 1986/24). Der „bruma“, so heißt es, narrt die Menschen, in ihm zerfließt die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Himmel und Erde (Hörler 1986:34). Die untere Begrenzung der Wolkendecke liegt im Winterhalbjahr bei 500 bis 600 m, in den Sommermonaten steigt sie auf zirka 950 m. Die Obergrenze liegt jeweils zwischen 1100 und 1400 m. Auf der vom Passat abgewandten, also südöstlichen Seite der Insel bleibt es „dagegen trocken, weil sich der Wind über der Landmasse erwärmt“ (Keller 1998:22-23). Er verliert dabei an Feuchtigkeit, und so verflüchtigen sich die Wolken nach und nach. Im Großen und Ganzen lassen sich passatbedingt also zwei große Klimaregionen feststellen: der feucht-milde Norden und der trocken-heiße Süden.
Das Klima des Nordens ist geprägt durch einen für die Kanaren vergleichsweise hohen Meerwasserverdunstungsgrad. Dadurch bedingt kommt es zu besonders häufiger Nebelbildung. „Vor allem im Winter ist oft das gesamte nördliche Hochland wolkenverhangen und feucht-klamm.“ Die Sicht beträgt im Nebelmeer mitunter weniger als 10 Meter, während sich die Passatwolken in der Region darunter bei freilich eher milden Temperaturen ausregnen. Manchmal treffen allerdings auch stürmerischere Winde aus Nordwest auf Hierro ein, „die ergiebigeren Regen mit sich führen“ und gar nicht so selten „als Unwetter über die Insel fegen.“ Die Barrancos, Schluchten, verwandeln sich als Folge davon „kurzzeitig inb reißerische und manchmal zerstörerische Sturzbäche“. Besonders betroffen von solchen Unwettern ist die Golfo-Region, an deren Steilwänden sich auch im Sommer die Passatwolken häufiger und dichter anstauen als sonstwo auf Hierro. Üblicherweise bildet sich diese Wolkenschicht morgens, verdichtet sich mittags und löst „sich am späten Nachmittag allmählich wieder auf.“ (Keller 1998:24) Die jährlichen Niederschlagsmengen liegen im Küstenland bei 150 bis 250 mm, im Passatwolkenbereich bei etwa 600 bis 735 mm. Die Monatsdurchschnittstemperaturen betragen im Januar/Februar 16 bis 18°C, im August bis zu 26°C, was einen Jahresschnitt von 21 bis 23°C ergibt. In der Gipfelregion ab etwa 1200 m ist es vergleichsweise etwas kühler.
Das Klima des Südens ist, bedingt durch den fehlenden Passat, trockener und heißer als das des Nordens Hierros. In Küstennähe kann das Thermometer sommers über schon mal auf 37 bis 38°C steigen, an den freilich sehr seltenen Tagen mit Saharaeinfluss auch auf etwa 40°C. Die Niederschlagsmenge Süd-Hierros reicht im Jahresdurchschnitt von knapp über 30 bis 150 mm - liegen also deutlich niedriger -, die Temperaturen unterschieden sich allerdings kaum vom Norden der Insel.
Das subtropisch-atlantische Klima Hierros ist alles in allem von „belebender Frische“. Es ist vergleichsweise „erquickender und angenehmer als auf den östlichen Kanaren“ (Fleck 1988:46), und dies veranlasst Fans der Insel bisweilen zu euphorischen Ausbrüchen. Dazu freilich besteht nur bedingt Grund, denn Hierro ist nicht nur ein klimabegünstigt paradiesischer Garten, sondern hat auch seine ebenso klimatisch mitbedingten Probleme ökologischer Art. Nichtsdestotrotz bleibt unter dem Strich der Eindruck eines in der Hauptsache denn doch äußerst sanften und milden Wetters, das der Insel ein über felsigem Urgrund erblühendes Leben beschert.
Klimadaten für Valverde (600 m, 1961 bis 1990)
Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Mitteltemperatur (°C) | 13,1 | 13,6 | 15,0 | 14,9 | 17,3 | 17,1 | 23,4 | 23,5 | 21,1 | 19,1 | 16,8 | 14,7 | 17,5 |
Niederschlag (mm) | 81,1 | 74,3 | 53,4 | 28,3 | 2,5 | 1,9 | 0,0 | 0,3 | 6,3 | 54,9 | 146,2 | 116,6 | 56g5,8 |
Sonnenstunden | 5,7 | 7,0 | 7,4 | 8,4 | 8,1 | 10,0 | 8,2 | 7,9 | 7,6 | 6,0 | 6,2 | 5,4 | 7,5 |
Klimadaten für Las Puntas (50 m, 1961 bis 1990)
Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Mitteltemperatur (°C) | 18,1 | 18,0 | 18,5 | 19,2 | 20,6 | 21,9 | 23,1 | 24,0 | 24,0 | 22,7 | 20,8 | 19,1 | 20,8 |
Niederschlag (mm) | 27,5 | 38,4 | 2n5,1 | 15,7 | 1,3 | 0,.1 | 0,1 | 0,1 | 2,0 | 11,3 | 35,0 | 35,2 | 188,8 |
Sonnenstunden | 4,7 | 4,9 | 5,7 | 6,0 | 7,9 | 8,4 | 8,4 | 8,6 | 7,4 | 5,8 | 4,7 | 4,1 | 6,8 |
Klimadaten für Valverde (600 m, 1961 bis 1990)
Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Mitteltemperatur (°C) | 12,6 | 13,2 | 14,2 | 13,5 | 15,7 | 16,8 | 18,6 | 20,4 | 21,1 | 19,0 | 16,5 | 14,8 | 16,4 |
Niederschlag (mm) | 66,7 | 70,3 | 39,1 | 16,3 | 6,3 | 2,0 | 0,3 | 1,5 | 9,7 | 45,3 | 83,1 | 79,7 | 420,4 |
Sonnenstunden | 3,6 | 4,2 | 5,4 | 4,7 | 7,0 | 7,2 | 6,1 | 6,5 | 6,2 | 5,5 | 3,4 | 4,0 | 5,3 |
Klimadaten für Tamaduste (5 m, 1961 bis 1990)
Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Mittelmaximum (°C) | 20,5 | 20,5 | 20,8 | 21,1 | 22,0 | 23,5 | 24,5 | 25,7 | 26,2 | 25,2 | 23,2 | 21,8 | 22,9 |
Mitteltemperatur (°C) | 18,1 | 17,9 | 18,3 | 18,5 | 19,4 | 20,8 | 21,8 | 22,9 | 23,4 | 22,4 | 20,8 | 19,3 | 20,3 |
Mittelminimum (°C) | 15,5 | 15,0 | 15,1 | 15,4 | 16,2 | 17,6 | 18,6 | 19,5 | 20,1 | 19,1 | 17,8 | 16,5 | 17,2 |
Niederschlag (mm) | 27,5 | 38,4 | 25,1 | 15,7 | 1,3 | 0,1 | 0,1 | 0,1 | 2,0 | 11,3 | 35,0 | 32,3 | 188,9 |
Niederschlagstage | 3 | 2 | 2 | 2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 3 | 3 | 4 | 19 |
Luftfeuchtigkeit (%) | 74 | 74 | 73 | 72 | 73 | 73 | 75 | 77 | 76 | 75 | 74 | 73 | 74,1 |
Sonnenstunden pro Tag | 4,3 | 5,3 | 5,4 | 5,9 | 7,1 | 6,9 | 6,3 | 7,7 | 6,8 | 6,0 | 5,1 | 4,4 | 5,8 |
Wassertemperatur (°C) | 19 | 18 | 18 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 23 | 22 | 20 | 20,3 |
Mythologie
Für antike Autoren gehörten die Kanarischen Inseln zum „Reich der Götter und der Schatten“.am Rande der Welt. Homer etwa ordnete sie im -8. Jahrhundert den Elysischen Gefielden zu, und Hesiod vermutete auf ihnen die „Goldenen Äpfel der Hesperiden“, mit denen die Götter ihre Lieblinge ernähren. Dieser Ruf hat sich über die Zeiten erhalten. Noch heute gilt der Archipel als „Inbegriff des Entfernten, Paradiesischen, Alltagsentrückten“ und eine Stätte „des seligen Müßiggangs“. Hierro als das entlegendste Kanareneiland wird diesbezüglich in ganz besonderer Weise mystifiziert. Die Mythen vermischten sich mit Berichten von Seefahrern, die El Hierro als "letztes Land vor dem Abgrund" sahen – ein Symbol für das Ende der bekannten Welt. Tatsächlich profitiert die Insel von mildem Klima und fruchtbaren Ebenen, was diese Vorstellungen nährte.
Eine der populärsten Legenden erzählt von einem riesigen Drachen oder einer Schlange, die in den Höhlen der Insel hauste und die Bewohner terrorisierte. Der Heilige Marinus (San Marín), der Schutzpatron der Insel, soll das Ungeheuer besiegt haben, indem er es mit Gebeten vertrieb. Diese Sage mischt christliche Elemente mit vorspanischen guanchischen Glaubensvorstellungen von Erdgeistern und Vulkanen. Ähnliche Drachenmythen gibt es auf anderen Kanaren, aber auf El Hierro wird sie mit dem Vulkanismus in Verbindung gebracht – die "Atem des Drachen" als Erklärung für heiße Quellen und Lava.
Das verlassene Dorf El AlBarrada, eine der ältesten Siedlungen der Guanchen (über 2.000 Jahre alt), ist von Mythen umwoben. Es wurde um 1890 aufgegeben und ist heute eine Ruinenstätte inmitten fruchtbarer Landschaften. Lokale Sagen berichten von Geistern der Bimbaches (guanchische Stammesname auf El Hierro), die nachts umherwandern und Besucher warnen. Manche Erzählungen sprechen von verborgenen Schätzen oder verfluchten Feldern, die nur bei Vollmond sichtbar werden. Das Dorf symbolisiert den Verlust der alten Kultur und wird oft in Büchern wie "Geheimnisvolles El Hierro" thematisiert.
Die Ermita de Nuestra Señora de los Reyes (Kloster der Jungfrau der Könige) ist Zentrum christlicher Mythen. Die Statue der Jungfrau soll Wunder wirken, darunter die Erschaffung einer Quelle in der Wüste während einer Dürre im 15. Jahrhundert. Diese Legende vermengt sich mit guanchischen Fruchtbarkeitsriten und erklärt die Existenz von Wasser in einer ansonsten trockenen Region. Pilgerfahrten zur Ermita sind bis heute üblich, und die Mythen ziehen Touristen an, die die spirituelle Aura der Insel suchen.
El Hierros vulkanische Vergangenheit (zum Beispiel der Ausbruch 2011 vor der Küste bei La Restinga) hat moderne Mythen geschaffen. Ältere Legenden sehen in den Riesenlandrutschen wie dem "El Golfo"-Bergsturz vor 15.000 Jahren göttliche Strafen oder den "Zorn der Erde". Die Insel wird manchmal als "schlafender Riese" beschrieben, dessen Erwachen Katastrophen bringen könnte – eine Mischung aus Geologie und Folklore, die in der Popkultur (zum Beispiel der TV-Serie Hierro, die Kriminalgeschichten mit lokalen Geheimnissen verknüpft) weiterlebt.
Geschichte
In der Antike galten die Kanarischen Inseln als das westliche Ende der Welt. Claudius Ptolemäus legte daher um 150 den durch die Kanaren verlaufenden Meridian als Nullmeridian fest. Später wurde diese Festlegung auf die westlichste Insel El Hierro präzisiert. Es entstand der Meridian von Ferro, nach dem sich die geografischen Koordinaten zahlreicher Navigations- und Landkarten vom 16. bis ins 19. Jahrhundert richteten. Erst als 1884 der Meridian von Greenwich als Nullmeridian international festgelegt worden war, begann seine Bedeutung zu schwinden.
Altkanarische Zeit
Die Ureinwohner, bekannt als Bimbache bzw. Bimbaches (der altkanarische Stammesname für El Hierro), lebten hier in einer matriarchalen Gesellschaft mit Höhlenwohnungen und einer Kultur, die stark von Nordafrika geprägt war. Die Besiedlung erfolgte präkolumbianisch, also vor der Ankunft der Europäer im 14. Jahrhundert unter Jean de Béthencourt. Moderne Theorien basieren auf genetischen Analysen, archäologischen Funden und linguistischen Vergleichen, die eine einheitliche afrikanische Herkunft nahelegen, wenngleich Debatten über genaue Zeitpunkte und Routen andauern. Im Folgenden wird der Stand der Forschung in einem zusammenhängenden narrativen Überblick dargestellt, der die Haupt-Theorien verknüpft.
Die am weitesten akzeptierte Hypothese sieht die Erstbesiedlung El Hierros als Teil einer breiteren nordafrikanischen Kolonisation der Kanaren an, die sich zwischen dem -2. und -1. Jahrtausend ereignete. Genetische Studien, wie die des spanischen Nationalen Zentrums für Biotechnologie (CNB-CSIC) aus den 2010er Jahren, belegen, dass die Guanchen – einschließlich der Bimbaches – direkte Nachkommen der Berber-Volksgruppen aus dem heutigen Marokko und Algerien waren. DNA-Analysen von Mumien und Skelettfunden aus Höhlen wie der Cueva de Don Pancracio oder dem Cenobio de Valerón (ähnliche Strukturen auf El Hierro) zeigen eine Übereinstimmung von bis zu 80 % mit modernen Berbern. Diese Migration geschah nicht als Massenbewegung, sondern als schrittweise Seefahrt mit primitiven Booten (ähnlich den heutigen Kaïks), die von Nordafrika aus die Kanarenkette erreichten – zuerst die östlichen Inseln wie Lanzarote und Fuerteventura, dann weiter westlich zu El Hierro um -1000 bis -500.
Diese Theorie wird durch archäologische Beweise gestützt: Keramik mit typisch berberischen Mustern (zum Beispiel rote Tonwaren mit geometrischen Ornamenten), Höhlenmalereien von Tieren und Jagdszenen sowie Werkzeuge aus Obsidian und Basalt, die auf afrikanische Techniken hinweisen. Auf El Hierro deuten Siedlungsreste in El Julán (der ältesten guanchischen Stätte, datiert auf ca. 600 v. Chr.) auf eine Anpassung an die vulkanische Landschaft hin: Die Bimbaches bauten terrassierte Felder für Gerstenanbau und nutzten natürliche Höhlen als Schutz vor Stürmen und Vulkanausbrüchen. Linguistisch passt dies: Der guanchische Dialekt auf El Hierro enthielt Wörter wie "tamazight" (Berbersprache) für Alltagsgegenstände, was eine kulturelle Kontinuität unterstreicht. Die Isolation El Hierros – 80 km westlich der nächsten Insel La Palma – führte jedoch zu einer stärkeren Endemie: Die Bimbaches entwickelten einzigartige Rituale, wie die Verehrung der Göttin Maguense, die Fruchtbarkeit symbolisierte und Parallelen zu berberischen Erdmüttergottheiten aufweist.
Während die afrikanische Theorie dominiert, gibt es spekulative Ergänzungen, die eine frühere Besiedlung vor -2000 postulieren. Einige Forscher, wie der Archäologe Alfredo Mederos Martín, argumentieren basierend auf C-14-Datierungen von Holzkohle in El AlBarrada (einem verlassenen Dorf mit Überresten aus der Mittelsteinzeit), dass erste Siedler bereits im Neolithikum ankamen – möglicherweise als Teil einer atlantischen Wanderung von der iberischen Halbinsel oder sogar aus dem Mittelmeerraum. Diese "atlantische Hypothese" knüpft an mythische Berichte von Plinius dem Älteren an, der die Kanaren als "Glückselige Inseln" beschrieb, und wird durch Funde von phönizischen oder karthagischen Artefakten (zum Beispiel Metallwerkzeuge) gestützt, die auf Handelskontakte um -1000 hindeuten. Allerdings widersprechen genetische Daten dieser Idee: Keine signifikanten europäischen Marker in guanchischen Überresten, was die Theorie zu einer Randposition macht.
Eine weitere Variante ist die Mehrwellen-Theorie, die von Anthropologen wie Juan Francisco Pestana vertreten wird: Die Besiedlung erfolgte in Phasen – zuerst Nomaden aus Nordafrika um 1500 v. Chr., die die Insel als Zwischenstation nutzten, gefolgt von dauerhaften Siedlern um 500 v. Chr. Dies erklärt kulturelle Unterschiede: Die Bimbaches waren matriarchal und vegetarisch geprägt (im Gegensatz zu fleischfressenden Stämmen auf Teneriffa), was auf eine spätere Isolation und Anpassung hindeutet. Kritiker sehen hier jedoch Überdehnung der Daten; vulkanische Ereignisse wie der El Golfo-Bergsturz vor 15.000 Jahren könnten ältere Spuren gelöscht haben, was Datierungen erschwert.
Wann die ersten Siedler ankamen, und woher sie kamen, ist also nicht eindeutig belegt. Sicher ist, je weiter nördlich der Kanaren sie mit seetüchtigen Booten starteten, desto wahrscheinlicher trafen sie mit der Meeresströmung auf El Hierro. Auf jeden Fall trafen neuzeitliche Eroberer auf den Inseln auf eine intakte steinzeitliche Kultur, die nach außen völlig abgeschlossen und sogar von Insel zu Insel verschieden war. Die letzte Phase der Steinzeit auf den Kanaren liegt also erst etwa 500 bis 600 Jahre zurück. Zahlreiche Concheros (in Cueva de Caracol/Ermita de la Virgen de los Reyes, El Julan, La Restinga, Los Llanillos, Los Santillos und Taibique) weisen auf eine frühe Besiedlung. Darauf verweisen auch die hier Tagoros, Tagoror, Tagoro oder Sabor genannten Steinkreise, die als Rats- und Versammlungsplätze der Altkanarier gelten.
Sprachwissenschaftler bestätigen allerdings die These, dass Siedler aus Nordwestafrika gekommen sein müssen. Es gibt Ähnlichkeiten mit Berbern aus Maghreb und Libyen. El Hierros Besiedlung fand erst nach dem -5. Jahrhundert statt. Den Bimbaches muss es schwergefallen sein, an den steilen Küsten an Land zu gehen. Aber noch schwieriger war es wohl, mit den einfachen Booten gegen die Strömung wieder von Land zu gehen. Verbindungen zu den Nachbarinseln müssen spärlich gewesen sein. Immerhin aber besagt eine alte Überliefereung, dass eine Frau aus La Gomera den Inselbewohnern das Feuermachen beigebracht habe.
Die Kanarischen Inseln verfügen über keine nennenswerten Eisen- oder Metallvorkommen. Archäologische Funde, wie etwa aus Höhlenwohnungen auf Gran Canaria oder Teneriffa, zeigen, dass die Altkanarier neolithische Technologien nutzten. Werkzeuge bestanden hauptsächlich aus Vulkangestein (zum Beispiel Basalt oder Obsidian) für Mahlsteine, Speerspitzen und Schneidewerkzeuge, sowie aus Holz und Knochen für Alltagsgegenstände wie Gräber oder landwirtschaftliche Geräte. Es gibt keine Hinweise auf Schmelzöfen oder Metallartefakte vor der Ankunft der Europäer. Die Altkanarier waren somit auf lokale Ressourcen angewiesen und entwickelten eine hochfunktionale Kultur ohne Metallverarbeitung. Ihre nordafrikanischen Vorfahren kannten zwar die Eisenverarbeitung, doch diese Technologie wurde auf den Inseln nicht übernommen, vermutlich aufgrund der Isolation und der Abwesenheit von Rohstoffen.
Die Kanaren scheinen schon in der Antike ein Inbegriff des Entfernten, Alltagsentrückten und Paradiesischen gewesen zu sein. Möglicherweise besuchten die Phönizier die Inseln. Mythen und Legenden gibt es viele, tatsächliche Belege sind eher dürftig. Die erste Spur findet sich beim griechischen Dichter Homer in seiner Odyssee etwa im -8. Jahrhundert. Die von Plinius dem Älteren im Jahr 77 gelieferten Beschreibungen basieren vermutlich auf Berichten von Seefahrern oder Expeditionen, wie der des numidischen Königs Juba II. (um -25 bis 23), der im Auftrag Roms die Region erkundete. Juba II. soll die Inseln besucht oder zumindest Berichte über sie gesammelt haben, wobei er auch Namen wie „Junonia“ für eine der Inseln verwendete, die möglicherweise mit El Hierro in Verbindung steht.
Bis zum Jahr 1400 waren Kontakte zwischen den Altkanariern und Europäern selten und oberflächlich. Archäologische und historische Quellen deuten darauf hin, dass die Kanarischen Inseln bereits in der Antike bekannt waren, etwa durch phönizische, karthagische oder römische Seefahrer. Der römische Gelehrte Plinius der Ältere erwähnte im 1. Jahrhundert die „Inseln der Seligen“, die oft mit den Kanaren gleichgesetzt werden. Konkrete Beweise für regelmäßigen Handel oder kulturellen Austausch fehlen jedoch. Im Mittelalter, insbesondere ab dem 13. Jahrhundert, nahmen europäische Seefahrer (vor allem aus Genua, Mallorca und Portugal) die Inseln wieder ins Visier. So landete 1341 der genuesische Seefahrer Lancelotto Malocello auf Lanzarote, was als einer der ersten dokumentierten europäischen Kontakte gilt. Diese frühen Begegnungen waren jedoch flüchtig und beschränkten sich auf Erkundungen oder kleinere Handelsversuche. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Europäer vor 1400 Eisen oder andere Metalle auf die Inseln brachten oder dass solche Materialien in die altkanarische Kultur integriert wurden. Die Isolation der Inseln und die Selbstversorgung der Altkanarier verhinderten einen intensiveren Austausch.
Die Altkanarier lebten in relativer Isolation, was ihre technologische Entwicklung prägte. Genetische Studien, etwa an Mumien aus Teneriffa, bestätigen eine enge Verwandtschaft mit nordafrikanischen Berbern, die in ihrer Heimat Eisen nutzten. Auf den Inseln fehlten jedoch die Voraussetzungen – Rohstoffe und Handelsnetzwerke –, um diese Technologie zu übernehmen. Bis zur Ankunft der Europäer, insbesondere der Spanier ab 1402 unter Jean de Béthencourt, blieb die altkanarische Gesellschaft auf Stein- und Holzwerkzeuge angewiesen. Erst mit der Eroberung im 15. Jahrhundert wurden Eisenwerkzeuge und Waffen durch die Europäer eingeführt, was die bestehende Kultur grundlegend veränderte.
Conquista
Im 14. Jahrhundert schickte der portugiesische König Alfonso IV. eine Expedition los, die die noch unerforschten Inseln erkunden sollte. Sie legten auch auf El Hierro an und brachten einen Bericht mit, in dem die Insel erstmals erwähnt wird. Die Lissabonner Seeleute landeten 1341 auf El Hierro. Der Kapitän Rodríguez Martín beschreibt begeistert das milde Klima und die Fruchtbarkeit der Insel.
1405 landete der Eroberer Jean de Béthencourt im Süden El Hierros in der Bahía de Naos. Er kam im Auftrag des kastilischen Königs Enrique III. und hatte zuvor schon Lanzarote und Fuerteventura erobert. An Gran Canaria und La Palma scheiterte er, La Gomera gelang ihm nur nach und nach, und Teneriffa steuerte Béthencourt erst gar nicht mehr an. Durch eine List beendete er auf El Hierro die friedliche Herrschaft des Bimbachen-Königs Armiche. Nach einer Überlieferung hatte Béthencourt den Bimbachen und Verwandten des Königs Augerón dabei, der bei einem früheren Piratenüberfall in Gefangenschaft geriet. Er sollte König Armiche überreden, mit Béthencourt einen Pakt zu schließen. Dafür würden die Bimbachen wie Verbündete behandelt. Zögerlich nahm König Armiche das Angebot an. Er kam mit allen Getreuen zum Felsenstrand in Naos. Statt sich zu verbünden, nahm Béthencourt jedoch alle sofort gefangen und legte sie in Ketten. So endete plötzlich das friedliche Leben der Ureinwohner auf El Hierro in Sklaverei. In das Leben der Frauen, Kinder und Alten der Getreuen des Königs Armiche brach nun Gewalt ein. Die Eroberer fielen über die Wilden her und nahmen sich alles, auch die einheimischen Frauen.
Die steinzeitliche Kultur verlor sich rasch unter dem Einfluss der neuen Siedler, die die Eroberer mitbrachten. Die restliche Urbevölkerung musste sich taufen lassen, viele Frauen wurden mit den neuen Herrschern verheiratet. Nach wenigen Jahrzehnten gingen die Altkanarier in der kolonialen Siedlerschaft auf.. Was sich daraus entwickelte, war eine Mischkultur. Bis heute hat sich die traditionelle Art der Viehzucht kaum verändert. Die Abgeschiedenheit der kleinsten der sieben großen kanarischen Inseln verhinderte dramatische Entwicklungen.
Kolonialzeit
Ende des 15. Jahrhunderts wurde das frühere Bimbachen-Dorf Amoco im Nordosten der Insel als Santa María de Valverde zum Hauptort der Insel. Daneben entstanden aus den alten Siedlungen der Bimbaches neue Weiler.
Auf seiner zweiten Reise steuerte Christoph Kolumbus nach La Gomera auch noch El Hierro an, um frisches Wasser und Nahrungsmittel zu laden. Er wollte auch noch auf günstigen Wind warten, der seine Flotte von 17 Schiffen schnell westwärts ziehen lassen sollte. Nach 19 Tagen auf El Hierro, am 3. Oktober 1493, blies sie dann endlich ein kräftiger Passat von der Bahía de Naos aus in die Neue Welt.
Im 16. Jahrhundert war El Hierro eine der am stärksten isolierten Inseln des Kanarischen Archipels. Die Bevölkerung bestand aus einer Mischung der ursprünglichen Bimbaches, den Ureinwohnern der Insel, und den kastilischen Siedlern, die sich nach der Eroberung hier niederließen. Die Gesellschaft war hierarchisch geprägt: Ein großer Teil des Landes gehörte dem Grafen von La Gomera, der als Feudalherr über weite Teile El Hierros bestimmte. Die Bauern und Viehzüchter lebten in Abhängigkeit von ihm und mussten Abgaben leisten oder Frondienste verrichten.
Die wirtschaftlichen Grundlagen der Insel waren in dieser Zeit einfach, aber stabil. Die Menschen lebten vor allem von Viehzucht – insbesondere Ziegen, Schafe und Rinder – sowie vom Getreideanbau, der jedoch unter der unregelmäßigen Wasserversorgung litt. Auch Weinbau gewann an Bedeutung, und El Hierro lieferte kleinere Mengen an Wein, Käse und Wolle an die Nachbarinseln, vor allem nach La Gomera und Teneriffa. Die Abgeschiedenheit der Insel erschwerte jedoch den Handel erheblich.
Die Küsten El Hierros waren im 16. und 17. Jahrhundert immer wieder Ziel von Piratenüberfällen, insbesondere durch nordafrikanische Korsaren und später auch englische und französische Freibeuter. Diese Überfälle richteten schwere Verwüstungen an, zerstörten Dörfer und führten zur Entführung zahlreicher Bewohner, die als Sklaven verkauft wurden. Aus Angst vor Angriffen siedelten die Menschen vorwiegend im Inselinneren, weit entfernt von der Küste. Noch heute erinnern befestigte Bauernhäuser und Wachposten an diese gefährliche Epoche.
Im 17. Jahrhundert erlebte die Insel immer wieder Phasen wirtschaftlicher Not. Dürreperioden, Missernten und Viehseuchen setzten der Bevölkerung zu. Gleichzeitig blieb der Einfluss der Kirche stark: Kleine Kapellen und Pfarreien entstanden in den Dörfern, und der katholische Glaube prägte das Gemeinschaftsleben. In dieser Zeit bildeten sich viele der religiösen Traditionen heraus, die bis heute gepflegt werden – darunter die Verehrung der Virgen de los Reyes, der Schutzpatronin der Insel. Der Legende nach brachten Seeleute eine Statue der Jungfrau im 16. Jahrhundert nach El Hierro, und sie wurde bald zum Symbol des Glaubens und der Hoffnung in Zeiten der Not.
Im 18. Jahrhundert kam es schließlich zu einem gewissen Aufschwung. Die Handelsverbindungen zu den anderen Kanarischen Inseln und zu Südamerika nahmen zu, und einige Hierro-Bewohner beteiligten sich am Überseehandel oder wanderten sogar in die Neue Welt aus, insbesondere nach Venezuela und Kuba. Dennoch blieb El Hierro wirtschaftlich rückständig und von der Natur abhängig. Wasserknappheit, dürreperioden und unfruchtbare Böden begrenzten den Wohlstand.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann jedoch ein langsamer Wandel: Es entstanden erste geordnete Siedlungsstrukturen, und die Insel wurde besser in das koloniale Verwaltungssystem Spaniens integriert. Kleinere Verwaltungszentren, Schulen und Kirchen entstanden in Orten wie Valverde, El Pinar und Frontera, die sich als lokale Mittelpunkte etablierten. Trotz aller Schwierigkeiten blieb das Leben auf El Hierro von Einfachheit, harter Arbeit und tiefer Religiosität geprägt.
Modernisierungszeit
Zu Beginn des Jahrhunderts dominierte noch das feudale System, das seit der normannischen Eroberung im 15. Jahrhundert bestanden hatte. Die Insel war in die Hände von Adligen gefallen, die als Herren über Land und Untertanen herrschten – ein Relikt aus der Kolonialzeit, das in Spanien allmählich abnahm. Dieses System wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts endgültig abgeschafft, was zu einer politischen Emanzipation führte. Valverde, die administrative Hauptstadt der Insel, gewann 1837 ihre volle Unabhängigkeit von den Grafen von La Gomera und etablierte sich als eigenständige Gemeinde. Diese Veränderung spiegelte die liberalen Reformen in Spanien wider, die unter der Regentschaft von Isabella II. vorangetrieben wurden und die Macht der alten Eliten brachen.
Ein markantes Merkmal des 19. Jahrhunderts auf El Hierro war die Rolle der Insel als Verbannungsort für politische Gegner des zentralen Madrider Regimes. Ähnlich wie Fuerteventura wurde El Hierro zu einem "Schwimmenden Gefängnis" für Politiker, Militärs und Liberale, die während der turbulenten Wechseljahre zwischen Absolutismus und Konstitutionalismus in Ungnade fielen. Diese Exilanten, oft aus dem spanischen Festland stammend, brachten nicht nur Spannungen, sondern auch Fortschritt: Die Bevölkerung der Insel war verpflichtet, die Verbanneten zu überwachen, was zu einer ungewöhnlichen sozialen Dynamik führte. Ein positives Beispiel ist der Arzt Leandro Pérez, der um die Mitte des Jahrhunderts als politischer Exilant ankam. Als erster qualifizierter Mediziner auf El Hierro untersuchte er die heilenden Eigenschaften des Wassers aus dem Pozo de la Salud in Sabinosa – einem natürlichen Brunnen, dessen mineralhaltiges Wasser bald als Heilmittel gegen Krankheiten wie Viruela (Pocken) galt. Seine Berichte zogen im Laufe des Jahrhunderts weitere Ärzte an, die die therapeutischen Qualitäten des Wassers bestätigten und so den Grundstein für eine kleine Gesundheitstradition legten, die bis heute nachwirkt.
Wirtschaftlich blieb El Hierro von den großen Umbrüchen der Industriellen Revolution fern. Die vulkanische, bergige Landschaft eignete sich nur begrenzt für intensive Landwirtschaft; der Fokus lag auf der Viehzucht von Ziegen und Schafen sowie dem Anbau von Getreide und Früchten in den fruchtbareren Tälern. Ein wichtiger Exportartikel war jedoch der Karmín (Karmesin), ein natürlicher roter Farbstoff aus der Cochenillelaus (Dactylopius coccus), der auf Kakteens aus Mexiko gezüchtet wurde und in der Textilindustrie Europas gefragt war. Diese Industrie blühte im frühen 19. Jahrhundert auf, doch Dürren und Isolation hielten das Wachstum in Grenzen. Gleichzeitig begann eine Welle der Emigration, getrieben von Wasserknappheit und Armut. Viele Bewohner – die "Herreños" – wanderten nach Südamerika aus, insbesondere nach Venezuela, Kuba und Argentinien, wo sie neue Kolonien gründeten. Diese Abwanderung setzte sich bis ins 20. Jahrhundert fort und prägte die demografische Entwicklung der Insel nachhaltig.
Kulturell und wissenschaftlich markierte das Jahrhundert das Ende einer Ära für El Hierro: Die Insel hatte seit der Antike – durch Ptolemaios im 2. Jahrhundert – als Nullmeridian (Prime Meridian) gedient, mit dem westlichsten Punkt bei Punta de Orchilla als Referenz für europäische Kartografen. Diese Tradition, die von der Pariser Akademie der Wissenschaften im 17. Jahrhundert bestätigt worden war, wurde Ende des 19. Jahrhunderts endgültig durch den Meridian von Greenwich ersetzt, der 1884 auf der Internationalen Meridiankonferenz in Washington zum globalen Standard erklärt wurde. Für El Hierro bedeutete dies den Verlust eines symbolischen Prestiges, das die Insel über Jahrhunderte als "Ende der bekannten Welt" definiert hatte. Dennoch blieb der Meridiano-Weg ein kulturelles Erbe, das Wanderwege und Denkmäler bis heute speist.
Das 19. Jahrhundert endete für El Hierro mit Rückschlägen: 1899 zerstörte ein Großbrand das Rathaus von Valverde und damit das historische Archiv aus dem Jahr 1553, was wertvolle Dokumente zur Inselgeschichte vernichtete. Gleichzeitig grassierten Epidemien wie die Pocken und extreme Wetterereignisse – lange Dürren gefolgt von Überschwemmungen – die die fragile Existenz der Bewohner weiter belasteten. Trotz alledem formte diese Zeit die Identität El Hierros als resilienter, isolierter Hort der Tradition, fernab der Massenentwicklungen des Festlands. Die Insel, die heute als UNESCO-Biosphärenreservat geschützt ist, verdankt ihrer Geschichte im 19. Jahrhundert den Ruf der "ruhigen Insel" – ein Ort, an dem Exil, Emigration und Erhaltung des Alten einander begegneten.
1912 entstanden die beiden Gemeinden Valverde und La Frontera. Wie die anderen Kanarischen Inseln darf sich auch El Hierro seitdem selbst verwalten. Es wurde das cabildo insular, die Inselregierung eingerichtet.
Weltkriegsära
Der Erste Weltkrieg (1914 bis 1918) hinterließ auf El Hierro kaum Spuren. Spanien blieb offiziell neutral, und die abgelegene Lage der kleinsten Kanareninsel schützte sie weitgehend vor den wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen, die das europäische Festland erschütterten. Während auf den größeren Inseln wie Teneriffa oder Gran Canaria gewisse wirtschaftliche Einflüsse spürbar waren – etwa durch den Rückgang des internationalen Handels oder die Veränderungen im Bananen- und Tomatenexport –, verlief das Leben auf El Hierro weiterhin in beschaulicher Isolation. Die Bewohner lebten überwiegend von Subsistenzwirtschaft, Viehzucht und kleinräumiger Landwirtschaft. Moderne Infrastrukturen fehlten weitgehend.
Mit der Zweiten Spanischen Republik (1931 bis 1936) begann eine kurze Phase des Fortschritts und der Modernisierung. Auch die abgelegenen Inseln des Archipels profitierten von der neuen politischen Ordnung und den sozialreformerischen Bestrebungen der Republik. Auf El Hierro wurden der Hafen von La Estaca ausgebaut, neue Straßen angelegt und die Wasserversorgung verbessert – ein entscheidender Schritt für eine Insel, die regelmäßig unter Trockenheit litt. Zudem wurde der Schulbau gefördert, um die Bildungschancen in den ländlichen Gemeinden zu verbessern. Diese Maßnahmen brachten den Menschen erstmals seit Jahrhunderten das Gefühl, stärker an die übrige Welt angebunden zu sein.
Der Spanische Bürgerkrieg (1936 bis 1939) und die darauffolgende Franco-Diktatur wirkten sich zwar indirekt auch auf El Hierro aus, doch blieb die Insel von größeren Kampfhandlungen verschont. Während auf anderen Inseln – etwa Teneriffa, wo der Putsch Francos begann – die politischen Spannungen und Repressionen deutlich zu spüren waren, blieb El Hierro aufgrund seiner Abgeschiedenheit ein Randgebiet der Ereignisse. Die Menschen lebten weiterhin einfach und konzentrierten sich auf das Überleben in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage.
Auch der Zweite Weltkrieg (1939 bis 1945) brachte El Hierro im Gegensatz zu den anderen Inseln wenig Unheil. Zwar spielte der Kanarische Archipel aufgrund seiner strategischen Lage im Atlantik eine gewisse Rolle in den Überlegungen der Alliierten und der Achsenmächte, doch blieb die Insel selbst weitgehend unberührt. Es gab keine militärischen Auseinandersetzungen, und der Alltag verlief ohne größere Störungen. Dennoch führten die internationalen Handelsbeschränkungen und Engpässe zu Versorgungsproblemen und wirtschaftlicher Stagnation.
Im Jahr 1948 wurde El Hierro erneut von einer schweren Dürre heimgesucht, die das ohnehin fragile Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur auf der Insel zerstörte. Viele Bewohner sahen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und in Richtung Venezuela, Kuba oder auf die größeren Kanareninseln auszuwandern. Diese Auswanderungswelle markierte das Ende einer Epoche – viele Dörfer entvölkerten sich, und das soziale Gefüge der Insel veränderte sich nachhaltig.
Moderne Zeit
Ab den 1950er Jahren begann für Hierro langsam eine neue Phase der Entwicklung. Zwar blieb die Insel weiterhin abgelegen und wirtschaftlich schwach, doch allmählich begannen Verbesserungen in der Infrastruktur und im Lebensstandard spürbar zu werden. Der Staat förderte den Bau von Straßen, um die isolierten Dörfer miteinander zu verbinden, und erste Maßnahmen zur besseren Wasserversorgung wurden umgesetzt – ein entscheidender Schritt für die Landwirtschaft und das tägliche Leben der Bewohner.
Viele Familien lebten weiterhin von kleinbäuerlicher Landwirtschaft, Viehzucht und vom Fischfang. Gleichzeitig blieb die Auswanderung ein prägendes Thema: Zahlreiche Herreños suchten ihr Glück in Venezuela, Kuba oder auf den größeren Nachbarinseln, da dort bessere wirtschaftliche Perspektiven winkten. Die Rücküberweisungen der ausgewanderten Familienmitglieder halfen jedoch, den Wohlstand auf der Insel langsam zu heben und den Aufbau zu unterstützen.
In den 1960er und 1970er Jahren begann der spanische Staat, auch die entlegeneren Regionen stärker in das nationale Entwicklungsprogramm einzubinden. Mit dem beginnenden Tourismusboom auf den Kanaren rückte El Hierro erstmals etwas stärker in den Fokus, wenngleich die Insel im Gegensatz zu Teneriffa, Gran Canaria oder Lanzarote bewusst auf Massentourismus verzichtete. Statt großer Hotelanlagen setzte man auf eine behutsame, nachhaltige Entwicklung, die im Einklang mit der Natur und den Traditionen der Bevölkerung stehen sollte.
Nach dem Tod Francos im Jahr 1975 und dem Übergang Spaniens zur Demokratie erhielt auch El Hierro neue Gestaltungsmöglichkeiten. Mit der Gründung der autonomen Gemeinschaft der Kanarischen Inseln (1982) bekam die Insel mehr Selbstverwaltung und konnte eigene Entwicklungspläne verfolgen. Die Infrastruktur wurde weiter verbessert: Straßen und Häfen wurden modernisiert, Schulen und Gesundheitszentren eingerichtet, und die Strom- und Wasserversorgung erreichten zunehmend alle Gemeinden.
In den 1990er Jahren wurde der Bau des Flughafens von El Hierro abgeschlossen, der eine regelmäßige Anbindung an Teneriffa und Gran Canaria schuf. Damit endete die jahrhundertelange Isolation endgültig. Der Tourismus entwickelte sich in kleinen, kontrollierten Schritten – vor allem Wanderer, Naturliebhaber und Taucher entdeckten die Insel als stilles Paradies fernab des Trubels.
Zu jener Zeit gab es Pläne der spanischen Regierung und der autonomen Regierung der Kanarischen Inseln, eine zivile Raketenbasis auf der Insel zu installieren. Die europäische Weltraumbehörde ESA in Madrid plante, etwa zwei Forschungssatelliten pro Jahr in den Weltraum zu senden, es soll jedoch auch Pläne für bis zu 15 Starts gegeben haben. Aus Sicherheitsgründen hätte man zum Startzeitpunkt sogar benachbarte Dörfer evakuieren müssen. All das hatte massive Proteste der Inselbewohner zur Folge. Sie wollten die einzigartige Natur und ihre Umwelt schützen. Im Februar 1997 lehnte ein Sonderausschuss des kanarischen Parlaments mit großer Zustimmung seiner Mitglieder das gesamte Vorhaben ab.
Ein weiteres Vorhaben, eine militärische Radarfrühwarnanlage auf dem Gipfel des Malpaso zur Flugzeugabwehr zu installieren, ist bis heute nicht entschieden. Die geografische Lage der Insel ist der Grund. Es gibt seit 1986 heftige Proteste in der Bevölkerung, als das spanische Verteidigungsministerium erstmals der Gemeindeverwaltung von La Frontera seine Pläne darlegte. Im Juni 2005 hat der damalige spanische Verteidigungsminister José Bono verkündet, er könne sich auch eine mobile, nicht fest installierte Anlage vorstellen, die auch für andere Zwecke geeignet sei. Von dem anfangs geplanten 70.000 Quadratmeter großen Grundstück würde man heute nur noch 3.500 Quadratmeter benötigen; aber eben auch neue Zufahrtswege. Diese würden den historischen Weg zur Kapelle der Inselheiligen und Schutzpatronin (Santuario de Nuestra Señora de los Reyes) kreuzen, was für die Herreños undenkbar und unhaltbar ist. Die Ablehnung der Inselbewohner bleibt ungebrochen. Auch auf anderen Inseln wie Teneriffa wird protestiert.
Im 21. Jahrhundert machte El Hierro vor allem durch seine Vorreiterrolle im Bereich erneuerbarer Energien von sich reden. Mit dem Projekt „Gorona del Viento“, das 2014 in Betrieb ging, wurde die Insel weltweit bekannt: Eine Kombination aus Wind- und Wasserkraft ermöglicht es, den Strombedarf der Insel zeitweise vollständig aus erneuerbaren Quellen zu decken. El Hierro wurde damit zu einem Symbol für nachhaltige Energieversorgung und ökologisches Gleichgewicht.
Während der Corona-Zeit galten auf Hierro und den Kanaren zunächst strenge Maßnahmen wie Ausgangssperren, Kapazitätsbeschränkungen und Maskenpflicht. Diese wurden jedoch ab dem 26. März 2022 schrittweise aufgehoben.
Chronologie:
um -2000 Möglicherweise Erstbesiedlung durch mediterrane Megalithiker
-4. Jh. Vermutlich Wiederentdeckung der Insel durch karthagische Seefahrer
um -250 Besiedlung durch Altkanarier von Tenerife aus
um -200 Etablierung der Kultur der Bimbapes bzw. Bimbaches
Nov. 1341 Zwei Schiffe unter dem Kommando Rodrigo Martíns erreichen Hierro
ab 1350 Florentinische, genuesische und kastilische Seemänner versklaven Bimbapes
1402 Die spanische Krone erhebt Anspruch auf die gesamten Kanarischen Inseln
1405 Jean de Béthencourt überlistet Häuptling Armiche und erobert die Insel
1405/06 Die Bimbapes werden versklavt, nur einige Frauen & Kinder bleiben zurück
ab 1405 Kastilische, normannische und flämische Bauern siedeln sich auf Hierro an
1420 Die Nachbarinsel Gomera wird von Spanien unterworfen und christianisiert
ab 1420 Hierro gerät unter die Vorherrschaft der Feudalherren von Gomera
1452 Übergabe der Insel an Inés Peraza de las Casas und Diego García de Herrera
1455 L. Vizcaino, Gouverneur von Hierro, wird von einer Bimbachin umgebracht
Sept. 1493 Auf seiner 2. Amerikafahrt macht sich Kolumbus 19 Tage Halt auf Hierro
1496 Mit der Eroberung Teneriffas wird die Conquista der Kanaren abgeschlossen
nach 1500 Hierro wird zur „vergessenen Insel“, „La Isla Olvidada“
1546 Die „Virgen de los Reyes“ wird zur Schutzpatronin der Insel erklärt
1553 Ein Inselarchiv wird angelegt
1585 In Valverde wird der Franziskanerkonvent San Sebastián Mártir gegründet
1614 Erstmalige Feier der Bajada de la Virgen („Herabkunft der Jungfrau“)
1793 Eine Serie schwerer Erdbeben begleitet den Ausbruch des Lomo Negro
um 1800 Hierro wird Verbannungsinsel
1812 Don Antonio Roche wird zum herrenischen Volksrepräsentanten gewählt
1825 Die Cochenille-Laus wird aus Mexiko eingeführt
1836 Mit dem Wiedereinsetzen der liberalen Verfassung fallen feudale Vorrechte
ab 1836 Der herrenische Feudalismus wird durch Bonzenwirtschaft abgelöst
1860 In Valverde formiert sich eine erste herrenische Theatergruppe
1872 In Valverde wird ein „Ortsgericht“ gegründet
1891 Großbrand in Valverde
1899 Ein neuerlicher Großbrand vernichtet das gesamte Inselarchiv
1903-06 Der russische Arzt Eduard Dorkosky lebt auf Hierro
1912 Hierro wird in zwei Großgemeinden unterteilt
1912 Auf Hierro werden ein Amtsgericht und eine Polizeistation eingerichtet
1927 Die Insel kommt zur Provinz Santa Cruz de Tenerife
1936 Rund 500 Herreños nehmen auf republikanischer Seite am Bürgerkrieg teil
ab 1940 Nach Dürren und Hungersnöten wandert fast die Hälfte der Bevölkerung aus
1949 Ein neuer Garoé bzw. Regenbaum wird gepflanzt
1949/50 Die letzten hochseetüchtigen Segelschiffe stechen von Hierro aus in See
Dez. 1978 Eine neue demokratische Verfassung tritt in ganz Spanien in Kraft
1979 Tomás Padrón Hernandéz wird Inselpräsident
1983 Hierro wird eigenständige Insel der autonomen Kanaren-Region
1986 Bei einer Volksbefragung stimmt der Großteil der Herreños gegen die NATO
1989 Gründung der ökologisch-ökonomischen Initiative ADENIH
Dez. 1996 3500 Herreños demonstrieren gegen eine geplante Raketenabschussrampe
Mai 1997 Rund 1000 Herreños protestieren auf Teneriffa gegen die Abschussrampe
Verwaltung
Hierro ist seit 1927 selbstverwaltete Isla (Insel) der Provincia Santa Cruz de Tenerife (Provinz Santa Cruz), die seit 1983 Teil der Region Autonoma de los Canares (Autonome Region der Kanarischen Inseln) des Königreichs Spanien ist.
Herrschaftsgeschichte
- um -200 bis 1405 eigenständige Häuptlingstümer der Bimbache
- 1405 bis 1452 Königreich Kastilien (Reino de Castilla)
- 1452 bis 19. Oktober 1469 Herrschaft El Hierro (Señorio de El Hierro) des Königreichs Kastilien (Reino de Castilla)
- 19. Oktober 1469 bis 30. Mai 1496 Herrschaft El Hierro (Señorio de El Hierro) des Königreichs Spanien (Reino de España)
- 30. Mai 1496 bis 19. März 1812 Herrschaft El Hierro (Señorio de El Hierro) als Teil der Kronolonie Kanarische Inseln (Islas Canarias de Realengo) des Königreichs Spanien (Reino de España)
- 19.März 1812 bis 30. November 1833 Hierro als Teil der Kronolonie Kanarische Inseln (Islas Canarias de Realengo) des Königreichs Spanien (Reino de España)
- 30. November 1833 bis 17. März 1852 Provinz Kanarische Inseln (Provincia de Canarias) des Königreichs Spanien (Reino de España)
- 17. März 1852 bis 3. März 1854 Provinz Westliche Kanaren (Provincia des Canarias Occidentales) des Königreichs Spanien (Reino de España)
- 3. März 1854 bis 16. März 1913 Provinz Santa Cruz de Tenerife (Provincia de Santa Cruz de Tenerife) des Königreichs Spanien (Reino de España)
- 16. März 1913 bis 23. September 1923 Inselgemeinschaft El Hierro (Comunidad Insular de El Hierro) innerhalb der gesamtkanarischen Provinz Santa Cruz de Tenerife (Provincia de Santa Cruz de Tenerife) des Königreichs Spanien (Reino de España)
- 23. September 1927 bis 16. August 1982 Inselgemeinschaft El Hierro (Comunidad Insular de El Hierro) innerhalb der westkanarischen Provinz Santa Cruz de Tenerife (Provincia de Santa Cruz de Tenerife) des Königreichs Spanien (Reino de España)
- seit 16. August 1982 Inselgemeinschaft El Hierro (Comunidad Insular de El Hierro) innerhalb der Provinz Santa Cruz de Tenerife (Provincia de Santa Cruz de Tenerife) der Autonomen Gemeinschaft Kanarische Inseln (Comunidad Autónoma de Canarias) des Königreichs Spanien (Reino de España)
Legislative und Exekutive
Der Cabildo Insular de El Hierro (Inselrat von El Hierro) ist die lokale Regierungs- und Verwaltungsbehörde der Insel El Hierro, der kleinsten der Kanarischen Inseln. Er fungiert als Inselrat und ist für die Verwaltung insularer Angelegenheiten zuständig, darunter Infrastruktur, Umweltschutz, Tourismus, Kultur, Bildung und soziale Dienste. Der Cabildo ist ein zentrales Element der autonomen Verwaltung der Kanarischen Inseln und arbeitet im Rahmen der Comunidad Autónoma de Canarias sowie der Provinz Santa Cruz de Tenerife, zu der El Hierro gehört.
Inseloberhaupt
Höchster Repräsentant der Insel ist der Präsident der Inselregierung.
Presidentes del Cabildo Insular (Präsidenten des Inselrats)
- 1979 - 1991 Tomás Padrón Hernández (AHI-CC)
- 1991 Venancio Acosta Padrón [amtierend]
- 1991 - 1995 Inocencio Hernández González (PSOE)
- 1995 - Mai 2011 Tomás Padrón Hernández [2] (AHI-CC)
- Mai - Sep 2011 Belén Allende Riera [amtierend]
- awirt Sep 2011 Alpidio Armas González
Politische Gruppierungen und Wahlen
Auf Hierro sind folgende Parteien aktiv
- Agrupación Herreña Independiente (AHI): lokale Inselpartei, oft verbunden mit der Coalición Canaria (CC).
- Partido Socialista Obrero Español (PSOE): sozialdemokratische Partei , die auf El Hierro stark vertreten ist.
- Partido Popular (PP): spanische konservative Partei mit Präsenz auf der Insel.
- Coalición Canaria (CC): regionalistische Partei der Kanarischen Inseln, die auch auf El Hierro aktiv ist.
- Vox: rechtskonservative Partei, die auf den Kanaren aktiv ist, auf El Hierro aber nur mit geringerer Stimmenanzahl.
Justizwesen und Kriminalität
Das Justizsystem ist zentralisiert, da El Hierro zur Provinz Santa Cruz de Tenerife gehört. Lokale Friedensrichter in Orten wie Valverde oder La Restinga bearbeiten Kleindelikte, während schwere Fälle an Gerichte in Teneriffa oder Madrid überwiesen werden. Es gibt keine eigene Haftanstalt; Häftlinge werden nach Teneriffa oder Gran Canaria verlegt, wobei eine offene Anstalt für geringfügige Delikte existiert.
Die Polizei besteht aus der Guardia Civil (für ländliche Gebiete und Migration), der Policía Nacional (für Touristenorte und schwere Kriminalität) und der Policía Local (für Verkehrs- und Kleindelikte). Die Aufklärungsrate ist hoch, über 80 % bei Diebstählen, und Korruption ist minimal. Das System betont Rehabilitation, etwa durch Gemeindearbeit, und digitale Akten sorgen für Effizienz.
Die Kriminalität auf El Hierro liegt deutlich unter dem spanischen Durchschnitt. Während die Kanarischen Inseln insgesamt etwa die Hälfte der Kriminalitätsrate Deutschlands (ca. 42 Straftaten pro 1.000 Einwohner) aufweisen, dominieren auf El Hierro Kleindelikte wie Diebstähle oder Verkehrsverstöße. Schwere Verbrechen wie Mord sind selten, wobei 2025 drei Morde verzeichnet wurden, meist im Kontext häuslicher Gewalt oder Migration. Die Gesamtzahl der Straftaten lag 2023 bei etwa 204, mit einem Rückgang um 19,6 % im ersten Quartal 2025 (78 Delikte). Seit 2019 stieg die Zahl der Sexualdelikte leicht (Spanien-weiter Trend durch höhere Anzeigebereitschaft), während Drogen- und Einbruchsdelikte rückläufig sind. Migration hat El Hierro seit 2023 zum „Lampedusa des Atlantiks“ gemacht, mit über 12.000 Ankünften 2024, was logistische Herausforderungen mit sich bringt, aber die Kriminalität nur minimal beeinflusst. Cyberkriminalität wächst jedoch, 2023 um 29,9 % gestiegen.
Für Besucher ist El Hierro ein sicheres Paradies, besonders für Wanderer und Familien. Dennoch sollten Taschen in Touristenorten wie La Restinga gesichert werden, da Kleindiebstähle die Hauptgefahr darstellen. Wanderer sollten Wasser mitnehmen und markierte Pfade nutzen. Die hohe Lebensqualität, 300 Sonnentage und unberührte Natur machen die Insel attraktiv. Bei Migration ist Respekt gegenüber Hilfsaktionen des Roten Kreuzes wichtig. Für aktuelle Statistiken empfiehlt sich die Website des spanischen Innenministeriums (Ministerio del Interior). El Hierro bleibt ein Modell für Sicherheit, trotz Herausforderungen durch Migration.
Flagge und Wappen
Die Flagge hat zwei waagerechte Streifen, grün über blau, mit einem weißen Dreieck am Mast. Scheinbar beruht die Flagge auf einem Symbol in Form einer Flagge, das man in der wichtigsten Prozession der Insel, der Bajada de la Virgen de los Reyes (Herabkunft der Heiligen Jungfrau der Könige), der Schutzpatronin der Insel, im Jahre 1953 dort benutzte. Das Dreieck steht für die schematische Form der Insel. Die weiße Farbe steht für die Wolken, die Gischt des Meeres, die Fahne, die alle vier Jahre die „Bajada“ krönt, und den Dunst, der als Wasser am Garoé-Baum (einem für die Ureinwohner heiligen Baum) destillierte. Die grüne Farbe steht für Berge, Weingärten, Feldfrüchte und den Garoé-Baum. Die blaue Farbe steht für den Horizont am Meer.
Im blauen Feld steht ein grüner Baum auf einer Terrasse gleicher Farbe, gekrönt von silbernen Wolken, unter dem eine blaue Wasserlache auftaucht. Rechts davon steht eine goldene Burg (dargestellt durch einen einzelnen Turm), rechts davon ein roter, gekrönter, springender Löwe. Über dem Schild ist eine Grafenkrone. Der Baum ist der Garoé oder heilige Baum, der die urzeitlichen Einwohner der Gegend mit Wasser versorgte, indem er die Feuchtigkeit der Luft in seinen Zweigen in Form eines Regens destillierte. Burg und Löwe versinnbildlichen die Verbindung mit der Krone von Kastilien und Leon, während die Grafenkrone auf die Grafen von La Gomera hinweist, die früher die Herren von El Hierro waren. Das Wappen wird seit undenklichen Zeiten gebraucht, ohne offiziell eingeführt zu sein.
Hauptstadt
Die Hauptstadt der Insel ist Valverde im Nordosten der Insel. Es ist die einzige Inselhauptstadt der Kanaren, die nicht direkt an der Küste liegt – ein Merkmal, das eng mit der Geschichte und den Lebensumständen der Inselbewohner verbunden ist.
Die Anfänge von Valverde reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Nach der kastilischen Eroberung (um 1405) wurde El Hierro Teil des Señorío de La Gomera, das unter der Herrschaft der Familie Peraza-Herrera stand. In dieser Zeit begannen sich kleine landwirtschaftliche Siedlungen im fruchtbaren Hochland zu bilden, darunter auch jene, aus der später Valverde hervorging. Die Lage im Inselinneren bot Schutz vor Piratenangriffen, die an den Küsten des Archipels häufig vorkamen, und lag zugleich in der Nähe der wichtigsten Weide- und Ackerflächen. Im Laufe des 17. Jahrhunderts entwickelte sich Valverde zunehmend zum Verwaltungs- und kirchlichen Zentrum der Insel. Hier residierten die Vertreter des Feudalherrn, und von hier aus wurde die lokale Bevölkerung verwaltet. Mit dem Bau der Pfarrkirche Santa María de la Concepción (um 1600) festigte der Ort seine Bedeutung auch als religiöses Zentrum.
Als die Feudalherrschaft (Señorío) mit der Verfassung von Cádiz am 19. März 1812 rechtlich aufgehoben wurde, gingen Verwaltung und Gerichtsbarkeit in staatliche Hände über. Im Zuge dieser Umstrukturierungen wurde Valverde offiziell zur Hauptstadt El Hierros erklärt – also Anfang des 19. Jahrhunderts, konkret nach 1812. Von hier aus wurden die neuen bürgerlichen Behörden organisiert, darunter das Ayuntamiento de Valverde (Gemeinderat), das bis heute den Sitz der Inselverwaltung bildet. Im weiteren Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts blieb Valverde das administrative Herz El Hierros. Auch nach der Schaffung des Cabildo Insular (Inselrat) im Jahr 1912, der im Rahmen der kanarischen Selbstverwaltung eingeführt wurde, blieb Valverde Sitz der Inselregierung. Trotz seiner bescheidenen Größe entwickelte sich der Ort zu einem wichtigen Mittelpunkt für Handel, Bildung und Verwaltung.
Verwaltungsgliederung
Die beiden Inselgemeinden sind mit den Daten des Jahres 1992:
Ortschaft | Fläche (km²) | S 1920 | S 1930 | S 1940 | S 1950 | S 1960 | S 1970 | S 1981 | S 1992 | S 2001 | S 2010 | S 2015 | S 2020 | S 2023 |
Frontera | 165,07 | 2.835 | 3.038 | 3.329 | 3.294 | 3.356 | 2.313 | 2.934 | 3.613 | 5.091 | 4.124 | 3.926 | 4.184 | 4.525 |
Valverde | 103,65 | 4.390 | 5.033 | 5.520 | 4.888 | 4.601 | 3.190 | 3.474 | 3.590 | 4.332 | 5.035 | 4.870 | 5.069 | 5.242 |
Verwaltungseinheiten:
2 ayuntamientos (Großgemeinden)
20 pueblos (Ortschaften)
Bevölkerung
Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 268,71 km².
Bevölkerungsentwicklung:
Jahr Einwohner Dichte (E/km²)
1585 800 2,98
1678 3 297 12,27
1768 4 022 14,97
1825 4 000 14,89
1857 4 642 17,28
1887 5 897 21,95
1900 6 508 24,22
1911 6 798 25,30
1920 8 344 31,05
1936 12 000 44,66
1940 8 849 32,93
1970 5 503 20,48
1974 7 188 26,75
1975 7 112 26,47
1979 8 663 32,24
1981 6 408 23,85
1982 6 639 24,71
1983 6 864 25,54
1984 6 945 25,84
1985 7 004 26,06
1986 7 194 26,77
1987 7 231 26,91
1988 7 398 27,53
1989 7 496 27,90
1990 7 705 28,68
1991 7 162 26,65
1992 7 203 26,81
1993 7 611 28,32
1994 7 846 29,20
1995 7 957 29,61
1996 8 338 31,03
1997 7 900 29,40
1998 7 679 28,58
1999 8 082 30,08
2000 8 533 31,75
2001 9 423 35,07
2002 9 750 36,28
2003 10 162 37,82
2004 10 300 38,33
2005 10 450 38,89
2006 10 668 39,70
2007 10 558 39,29
2008 10 753 40,02
2009 10 892 40,53
2010 10 960 40,79
2011 10 995 40,72
2012 11 033 41,06
2013 10 979 40,86
2014 10 675 39,73
2015 10 587 39,40
2016 10 587 39,40
2017 10 679 39,74
2018 10 798 40,18
2019 10 968 40,82
2020 11 147 41,48
2021 11 298 42,05
2022 11 423 42,51
2023 11 569 43,05
2024 11 806 43,94
Die Bevölkerung wuchs von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 2,353 % pro Jahr.
Bevölkerungsaufteilung:
Bevölkerungszahl 1991 insgesamt 7 162
davon weiblich 3 584 50,04 %
männlich 3 578 49,96 %
davon unter 15jährig 1 343 18,75 %
15 bis 64 Jahre alt 4 487 62,65 %
über 64jährig 1 332 18,60 %
Haushalte 1990:
- Gesamtzahl der Gebäude 3.873
- davon Einfamilienhäuser 3.687
- Personen pro Gebäude 1,849
- Wohnungen Gesamtzahl 4.306
- Personen pro Wohnung 1,789
- Familien Gesamtzahl 2.423
- Personen pro Familie 2,956
Volksgruppen
ie Bevölkerung besteht heute größtenteils aus Kanariern, also Spaniern, deren Vorfahren aus Kastilien und Andalusien stammen. Ursprünglich war die Insel von den Bimbaches, einer Bevölkerungsgruppe berberischer Herkunft, bewohnt. Nach der spanischen Eroberung im 15. Jahrhundert wurden sie jedoch weitgehend verdrängt oder in die neue Bevölkerung integriert. Heute leben auf El Hierro außerdem kleinere Gruppen von Zuwanderern, vor allem aus Lateinamerika, Afrika und anderen Teilen Europas.
Bevölkerungszusammensetzung 1991:
- Herreños 5.065 (70.72 %)
- Kanaren 1.457 (20,34 %)
- Ausländer 640 (8,94 %)
Sprachen
Die Sprache der Insel ist Spanisch, genauer gesagt der kanarische Dialekt des Spanischen. Dieser unterscheidet sich in der Aussprache und im Wortschatz etwas vom Festlandspanisch. So wird zum Beispiel häufiger „ustedes“ anstelle von „vosotros“ verwendet, und manche Laute klingen weicher.
Die alte Sprache der Bimbache ist im 16. Jahrhundert ausgestorben. Sie gehörte zu den Berbersprachen (auch Amazigh-Sprachen genannt), die ursprünglich im Norden Afrikas gesprochen wurden – vor allem in Regionen des heutigen Marokko, Algerien und Westsahara. Das zeigt, dass die Vorfahren der Bimbaches wohl aus Nordafrika stammten und vor mehreren Jahrhunderten auf die Kanarischen Inseln übersiedelten. Die Sprache selbst ist nicht vollständig überliefert, da sie keine eigene Schrift hatte. Nur wenige Wörter und Ortsnamen sind bekannt, die Forscher mit anderen Berbersprachen vergleichen konnten. Deshalb weiß man heute nur sehr wenig darüber, wie sie genau klang oder aufgebaut war.
Religion
Die Religion spielt auf El Hierro bis heute eine wichtige Rolle. Die meisten Einwohner sind römisch-katholisch. Eine zentrale Figur der Insel ist die Virgen de los Reyes („Jungfrau der Könige“), die Schutzpatronin von El Hierro. Ihr zu Ehren findet alle vier Jahre eine große Prozession statt, bei der die Marienstatue von ihrer Kapelle bis in die Hauptstadt Valverde getragen wird. Neben dem Katholizismus gibt es nur wenige Angehörige anderer Glaubensrichtungen, und auch einige Menschen ohne religiöse Bindung.
Religion der Bimbache
Die Religion der Bimbache war animistisch und polytheistisch, geprägt von Naturverehrung und Ahnenkult. Sie verehrten einen höchsten Gott namens Arucanagua (oder Arucayna), der als Schöpfer des Universums und Ursprung allen Lebens galt. Dieser Gott war distanziert und wurde nicht direkt angebetet, sondern als übergeordnete Autorität über kleinere Geister und Naturkräfte angesehen. Arucanagua wurde oft als androgyn oder mit Fruchtbarkeit und dem Himmel verbunden dargestellt. Die Religion war stark von Animismus geprägt, wobei Berge, Quellen, Höhlen und das Meer als heilige Orte galten, die von Geistern (guayotas oder Schutzgeister) bewohnt wurden. Die vulkanische Aktivität von El Hierro wurde als Ausdruck göttlichen Willens oder Zorns interpretiert. Die Bimbache glaubten an ein Leben nach dem Tod, in dem die Seelen zu den Ahnen in eine spirituelle Sphäre, möglicherweise mit den Sternen oder dem Ozean verbunden, übergingen. Mumifizierungspraktiken, ähnlich wie bei den Guanches, dienten dazu, die Körper für diese Reise zu bewahren, wobei Grabbeigaben wie Werkzeuge oder Schmuck in Höhlenbestattungen gefunden wurden.
Das Pantheon umfasste sowohl Hauptgottheiten als auch lokale Geister:
- Hauptgottheiten:
- Arucanagua: Der höchste Schöpfergott, wie oben beschrieben.
- Morena (oder Moraña): Göttin der Fruchtbarkeit, Landwirtschaft und Erde, angerufen für reiche Ernten von Gerste, Linsen und Gofio (einem gerösteten Getreidegericht).
- Aguahuy: Gott des Meeres und der Fischerei, entscheidend für die Küstenwirtschaft.
- Kleinere Geister: Schutzgeister (maxios) lebten in Bäumen, Felsen und Tieren und fungierten als Vermittler. Böse Geister (guayota, entlehnt aus der Guanche-Mythologie) konnten Krankheiten oder Stürme verursachen und wurden durch Opfergaben besänftigt.
Die Bimbache führten Opfergaben durch, bei denen Ziegen, Schafe oder Getreide an Freiluftaltären (almacenes) oder in heiligen Hainen dargebracht wurden. Blutopfer waren selten, fanden aber in Zeiten von Dürre oder vor der Jagd statt. Trankopfer aus fermentierten Früchten wurden zur Ahnenverehrung vergossen. Saisonale Feste zu Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen beinhalteten Tänze, Gesänge und gemeinschaftliche Mahlzeiten. Initiationsriten für Jugendliche betonten Überlebensfähigkeiten und spirituelle Verbindung zum Land, möglicherweise durch Visionssuchen in Höhlen. In ihrer matrilinearen Gesellschaft waren oft Frauen Priesterinnen, die als Heilerinnen und Wahrsagerinnen wirkten, unter Verwendung von Kräutern, Knochenorakeln oder Trancezuständen durch Gesang. Männer konnten Kriegerpriester sein. Strenge Tabus regelten die Ressourcennutzung, etwa das Verbot der Überjagung oder Verschmutzung von Quellen, was eine nachhaltige Weltanschauung widerspiegelt. Verstöße wie Ehebruch oder Umweltvernachlässigung konnten göttliche Strafen wie Hungersnöte nach sich ziehen.
Nach der Eroberung wurden die Bimbache christianisiert, und ihre Sprache, ein Berber-Dialekt, starb im 16. Jahrhundert aus. Dennoch finden sich Spuren in kanarischem Brauchtum, Ortsnamen (z. B. „Eseró“ für El Hierro) und Festen wie der Bajada de la Virgen de los Reyes, die indigene und katholische Elemente verbindet. Heute betont der UNESCO Global Geopark-Status von El Hierro das Bimbache-Erbe, und kulturelle Gruppen auf den Kanaren versuchen, die Praktiken durch archäologische Studien zu rekonstruieren. Genetische Studien (z. B. Ordóñez et al., 2017) bestätigen die Berber-Wurzeln, während Chroniken wie Le Canarien (16. Jahrhundert) zeitgenössische Einblicke bieten.
Siedlungen
Die Einwohnerzahlen der Ortschaften entwickelten sich wie folgt:
Ortschaft | Gemeinde | S 2010 | S 2015 | S 2020 | S 2023 |
Frontera | Frontera | 1.534 | 1.481 | 1.610 | 1.720 |
Las Puntas | Frontera | 286 | 279 | 293 | 291 |
Los Llanillos | Frontera | 340 | 290 | 284 | 323 |
Sabinosa | Frontera | 284 | 243 | 207 | 234 |
Tigaday | Frontera | 1.285 | 1.216 | 1.348 | 1.433 |
Caleta | Valverde | 201 | 217 | 265 | 250 |
Echedo | Valverde | 191 | 219 | 246 | 259 |
Erese | Valverde | 165 | 144 | 139 | 125 |
Guarazoca | Valverde | 310 | 293 | 282 | 289 |
Isora | Valverde | 422 | 397 | 408 | 396 |
Mocanal | Valverde | 904 | 866 | 887 | 944 |
Puerto de la Estaca | Valverde | 101 | 76 | 70 | 85 |
San Andrés | Valverde | 248 | 199 | 220 | 236 |
Tamaduste | Valverde | 282 | 306 | 318 | 317 |
Temijiraque | Valverde | 180 | 177 | 216 | 241 |
Valverde | Valverde | 1.691 | 1.629 | 1.668 | 1.650 |
Frontera ist der administrative Mittelpunkt der gleichnamigen Gemeinde (seit 1912 ist der Sitz des Gemeinderats in Tigaday) und das Herz des Golfo-Tals. Der Ort wirkt lebendig, aber unaufdringlich: Die Hauptstraße teilt sich eine breite, schattige Promenade, gesäumt von Geschäften, Supermärkten, Bars und Restaurants. Ein Highlight ist die Pfarrkirche Iglesia de Nuestra Señora de la Candelaria mit ihrem barocken Turm, von der aus man einen atemberaubenden Panoramablick über das Tal und die Roques de Salmor genießt. Daneben liegt der Campo de Lucha, ein traditionelles Amphitheater für kanarischen Ringkampf (Lucha Canaria), das El Hierro als Hort dieser Sportart bekannt macht. Der wöchentliche Sonntagsmarkt (Mercadillo de La Frontera) in Tigaday ist ein Treffpunkt für Einheimische und Touristen: Hier gibt es handgefertigte Souvenirs aus Lavasteinen, Früchte, Käse, Wein und Second-Hand-Waren – ideal für regionale Mitbringsel.
Tigaday, der ältere Kern des Doppelorts, ist kompakter und traditioneller, mit engen Gassen und weißgetünchten Häusern im kanarischen Stil. Es dient als Einkaufs- und Versorgungszentrum mit Autovermietungen, Tankstellen und dem Tourismusbüro, das Karten zu Wanderwegen anbietet. Von hier starten Routen zu Sehenswürdigkeiten wie dem Mirador de Jinama (mit spektakulärem Talblick) oder dem Mirador de la Peña (entworfen vom Architekten César Manrique, inklusive Restaurant). In der Nähe bei La Maceta laden natürliche Salzwasserpools zum Baden ein. Die Orte sind ideal für Individualreisende: Ruhig, aber praktisch, mit Fokus auf Naturerlebnisse wie Wanderungen durch Laurisilva-Wälder oder Paragliding dank der Trade-Winde. Historisch war Frontera/Tigaday Winterresidenz wohlhabender Familien aus Valverde, was die milden Temperaturen unterstreicht.
Valverde, die offizielle Hauptstadt und religiöse sowie administrative Zentrale El Hierros, liegt im Nordosten der Insel auf etwa 650 Metern Höhe, eingebettet in ein grünes Tal (der Name bedeutet "grünes Tal") mit Gemüse-, Obst- und Blumengärten. Der Ort ist die einzige nicht-küstennah gelegene Hauptstadt der Kanaren und oft von nebligen Passatwolken umhüllt, was ihm einen mystischen Charme verleiht – im Sommer jedoch sonnig und angenehm kühl. Trotz geschäftigem Treiben (hier sitzen Inselverwaltung, Gerichte und der Flughafen) hat Valverde seinen dörflichen, beschaulichen Charakter bewahrt, mit steilen, malerischen Gassen und traditioneller Architektur.
Der historische Kern dreht sich um den zentralen Platz La Calle. Hier thront die Festungskirche Santa María de la Concepción (18. Jahrhundert), eine der prächtigsten auf der Insel, mit genuesischer Christusskulptur und Marienfigur sowie einem terrassenförmigen Vorplatz, der zu Pausen einlädt. Sie ist Ausgangspunkt der jährlichen Bajada de la Virgen de los Reyes, einer 44-km-Prozession mit der Schutzpatronin der Insel, die durch alle Orte führt. Das Rathaus im kanarischen Stil (aus den 1930er Jahren, Ersatz für ein 1899 abgebranntes Gebäude) und das Kunsthandwerksmuseum (mit Ausstellungen zu Malerei und lokalen Handwerken) ergänzen das kulturelle Angebot. Weitere Highlights sind die älteste Kapelle der Insel, Ermita de Santiago, und das Kulturzentrum. In der Umgebung finden sich Naturschwimmbecken wie in La Caleta oder Tamaduste, ein Sandstrand in Timijiraque und der beeindruckende Roque de la Bonanza bei Las Playas.
Verkehr
El Hierro verfügt über ein einfaches, aber effizientes Verkehrssystem, das der rauen, vulkanischen Topografie angepasst ist. Flug- und Fährhafen sind auf El Hierro per Linienbus oder Taxi bequem erreichbar. Heute sind die wichtigsten Straßen der Insel gut ausgebaut, so dass fast jeder Ort unproblematisch erreichbar ist. So wurde beispielsweise am 25. August 2003 der knapp drei Kilometer lange Straßentunnel zwischen Mocanal nahe der Hauptstadt Valverde und dem Tal El Golfo eröffnet, so dass sich dieser Weg erheblich verkürzt hat.
Straßenverkehr
Der Straßenverkehr auf El Hierro ist geprägt von sparsamer Dichte und einer geruhsamen Atmosphäre, die der Insel ihren Charme verleiht: Mit nur wenigen Tausend Fahrzeugen pro Tag gibt es kaum Staus, und die Geschwindigkeitslimits (meist 50 km/h in Orten, 90 km/h außerorts) werden entspannt eingehalten. Das Netz umfasst etwa 150 Kilometer asfaltierte Straßen, darunter die Hauptachse HI-1 (Rundung der Insel) und den Tunnel durch die Cumbre-Berge, der die Nord-Süd-Verbindung erleichtert. Kurvenreiche, schmale Wege durch Lavawälder und Täler wie El Golfo erfordern defensive Fahrweise, besonders bei Nebel oder Regen, doch die Aufklärungsrate von Unfällen liegt hoch dank lokaler Polizei (Guardia Civil).
Im Jahr 2025 gelten EU-weite Regeln wie strengere Emissionsnormen (Euro 6E ab Januar), und die CO2-Steuer auf Kraftstoffe (45 Euro pro Tonne) treibt den Übergang zu E-Fahrzeugen voran – Ladeinfrastruktur wächst in Valverde und Frontera. Mietwagen (ab 25 Euro/Tag bei Cicar oder Hertz) sind empfehlenswert für Flexibilität, inklusive Allrad-Optionen für Offroad-Pfade; Autovermietungen am Flughafen und Hafen bieten Versicherungen gegen Vulkanschäden. Öffentliche Busse ergänzen das System, doch für Wanderer oder Radfahrer sind dedizierte Wege (zum Beispiel PR-Routen) priorisiert. Die Kriminalität im Straßenverkehr ist minimal – Diebstähle aus Autos rar, solange man nichts Wertvolles liegen lässt. Insgesamt fördert der Verkehr Erkundungen der dramatischen Landschaft, von Miradores bis Stränden, und unterstreicht El Hierros Ruf als sicheres, langsames Paradies, wo Gespräche am Straßenrand den Alltag bestimmen.
Fahrzeugbestand 1991:
- insgesamt 3.166 (0,442 pro Person)
- Pkw 1.790
- Mopeds und Motorräder 1.120
- Lkw 136
- Agrarfahrzeuge 17
- Autobusse 12
- sonstige 41
Schiffsverkehr
Der Schiffsverkehr dient El Hierro primär als Lebensader für Versorgung und Tourismus, da die Insel keine Brücken zu Nachbarinseln hat und der Hauptverkehr von Teneriffa aus erfolgt. Der zentrale Hafen Puerto de La Estaca bei Valverde ist der einzige kommerzielle Anlaufpunkt, mit moderner Infrastruktur für Passagiere, Fracht und Autofähren.
Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es regelmäßige Fährverbindungen. Die staatliche Linie Trasmediterránea verkehrt einmal wöchentlich vom Hafen Puerto de la Estaca unweit von Valverde nach Teneriffa und von dort weiter nach Cádiz auf dem spanischen Festland. Die Verbindung El Hierro–Teneriffa (Santa Cruz de Tenerife) wird dreimal wöchentlich durch Naviera Armas bedient. Der norwegische Reeder Fred. Olsen Express bedient die Strecke El Hierro–Teneriffa (Los Cristianos) alle zwei Tage mit einer Schnellfähre in zwei Stunden. Noch 1960 war El Hierros Hafen Puerto de la Estaca die einzige Verbindung zur übrigen Welt. Bis dahin legte nur einmal wöchentlich ein Postschiff hier an. Der Name des Inselhafens hat seinen Ursprung in der Zeit, als Segelboote an einer am Fels befestigten Eisenstange, der estaca, vertäut werden mussten. Größere Schiffe mussten noch auf dem Meer ankern, da die Mole für die Einfahrt zu kurz war. Kleine Boote brachten die Fracht dann an Land.
Im Jahr 2025 bieten Naviera Armas und die neu hinzukommende Fred Olsen Express tägliche Verbindungen von Los Cristianos (Teneriffa-Süd), mit 2 bis 4 Abfahrten pro Tag (außer samstags bei Armas), einer Überfahrtzeit von 2 bis 2,5 Stunden und Preisen ab 50 Euro pro Person (plus 40–60 Euro für Autos). Hochgeschwindigkeitskatamarane wie die Bonanza Express von Fred Olsen (neu ab Januar 2025) verkürzen die Fahrt auf 2 Stunden 20 Minuten und transportieren bis zu 17.000 Passagiere wöchentlich im Sommer, ergänzt durch konventionelle Fähren in der Hochsaison. Die Routen umfassen bis zu 20 wöchentliche Abgänge im Sommer und 14 im Winter, inklusive Fracht für 13.000 laufende Meter Waren – entscheidend für die Inselversorgung mit Lebensmitteln und Gütern. Haustiere sind erlaubt (außer in Speisebereichen), und Annehmlichkeiten wie Lounges, Bars und behindertengerechte Einrichtungen sorgen für Komfort. Buchungen laufen online über directferries.de oder ferryhopper.com, mit Rabatten für Familien oder Residenten; Änderungen zu Feiertagen (zum Beispiel Weihnachten) sind üblich. Es gibt keine direkten Fähren zu La Gomera oder La Palma, nur indirekt via Teneriffa. Der Schiffsverkehr unterstreicht El Hierros Abgeschiedenheit, doch die Zuverlässigkeit (trotz gelegentlicher Wetterverzögerungen) macht ihn zur idealen, umweltfreundlichen Option für Reisende, die die atlantischen Wellen und vulkanischen Klippen genießen wollen.
Flugverkehr
Mit seinem Inselflughafen ist El Hierro durch Flugverbindungen der Fluggesellschaften Binter Canarias und Islas Líneas Aéreas mit den Nachbarinseln Gran Canaria, La Palma (Flughafen Santa Cruz de La Palma) und Teneriffa (Flughafen Teneriffa Nord) verbunden. Nachdem man 1962 versuchte, ein geeignetes Gebiet für einen Flughafen auf der meist recht unwegsamen Insel zu finden, begann man 1968 mit dem Bau der Start- und Landebahn mit Vorfeld und Passagierterminal. Es wurde das Küstengebiet Llano de los Cangrejos im Nordosten der Insel nahe der Hauptstadt Valverde ausgewählt. Dann wurde die Funktechnik angelegt und der Flughafen am 12. Dezember 1972 offiziell eröffnet. 1977 musste die Start- und Landebahn erweitert werden. Umfangreiche Renovierungen und der Bau eines neuen Towers waren 1990 notwendig geworden. In den beiden darauf folgenden Jahren wurde die Start- und Landebahn erneut erweitert. In dieser Zeit entstand auch das heutige Terminal.
Airline | Ziele |
Binter Canarias | Gran Canaria, Tenerife-Nord |
Hierro Airport
- spanischer Name: Aeropuerto de Hierro
- Code: VDE (früher WNT) / GCHI
- Lage: 27°48‘53“ N, 17°!53‘13“ W
- Seehöhe: 31 m (103 ft)
- Entfernung: Tamaduste, 5 km östlich von Valverde
- Inbetriebnahme: 12. Dezember 1972
- Betreiber: AENA
- Rollbahn: 1
- Länge der Rollbahnen: 1250 m (Asfalt)
- Fluggesellschaft: 1
- Flugzeug-Standplätze: ca. 30
- jährliche Passagierkapazität: ca. 150.000
- jährliche Fachtkapazität: ca. 250 t
Wirtschaft
Haupteinnahmequellen sind Tourismus und Landwirtschaft. Die elektrische Energie von El Hierro stammt seit 2013 aus einem Windwasserkraftwerk, das aus fünf Windkraftanlagen vom Typ E-70 und einem Pumpspeicherkraftwerk besteht, welches Wasser bei Energieüberschuss in einen hochgelegenen ehemaligen Vulkankrater pumpt und bei Flaute dieses Wasser mittels Wasserturbinen zur Energieerzeugung in ein künstliches Becken etwa auf Meereshöhe herabströmen lässt. Mit ebendieser Energie werden auch die Meerwasserentsalzungsanlagen betrieben.
Landwirtschaft
Die vulkanischen Böden, steilen Terrassen und begrenzten Wasserressourcen prägen die Landwirtschaft, die etwa die Hälfte der Wirtschaft ausmacht und durch Tourismus, Fischerei und Viehzucht ergänzt wird. Anstelle von Massenproduktion setzt die Insel auf ökologische Qualität, Biodiversität und Permakultur, unterstützt durch Entsalzungsanlagen und Grundwasser. Über 4.200 Hektar sind bio-zertifiziert, und Projekte wie Null-Abfall-Wirtschaft oder Biodiesel aus Altspeiseöl unterstreichen den nachhaltigen Ansatz.
Die fruchtbarsten Gebiete liegen im Nordwesten, besonders im Tal von El Golfo (zwischen Frontera und Sabinosa), wo Terrassenfelder Obst, Gemüse und Tropenfrüchte hervorbringen. El Hierro ist Spaniens größter Ananasproduzent, daneben wachsen Bananen, Avocados, Papayas, Mangos und Zitrusfrüchte wie Äpfel, Aprikosen und Orangen. Diese Kulturen dienen teils der Selbstversorgung, teils dem Export, vor allem nach Europa. Die vulkanischen Böden verleihen den Früchten einen hohen Nährstoffgehalt, während das Klima – mit Niederschlägen, die im Lavagestein gespeichert werden – Dürren mildert. Viehzucht, insbesondere Ziegen und Schafe, findet auf den Hochebenen wie La Dehesa statt und liefert Milch für den traditionellen Queso Herreno, einen geschützten Käse.
Agrarbetriebe 1989:
Betriebe insgesamt 1 629
Parzellen 9 659
Parzellen pro Betrieb 5,929
Nutzfläche 1989 in ha:
insgesamt 15 526
Gemeingut 7 763
Privatbesitz 7 603
Pachtgrund 92
Teilpachtgrund 2
sonstiges 66
Agrarprodukte 1989/91 (Anbaufläche in ha):
Getreide 1960
Trauben 492
Kartoffeln 271
Bananen 161
Ananas 46
Kürbisse 40
Nutz- und Heilkräuter 8
Gemüse 6
Tomaten 2
Viehbestand: 1986 1991 1998
Geflügel 9 729 7 500 .
Ziegen 5 885 7 462 10 360
Schafe 2 235 2 467 3 730
Kaninchen 150 1 600 .
Esel und Pferde 1 000 800 .
Rinder 834 781 997
Schweine 460 458 504
Weinbau
Der Weinbau auf El Hierro ist klein, aber exzellent, und trägt die D.O. El Hierro (seit 1994). Da die Insel von der Reblaus verschont blieb, wachsen hier unveredelte, autochthone Rebsorten auf mineralischem Terroir aus schwarzer Lava und Lapilli-Schichten. Mit nur 90–192 Hektar Rebfläche, bewirtschaftet von 150–200 Kleinbauern und 7 bis 8 Bodegas, beträgt die Jahresproduktion etwa 75.000 Liter – eine der kleinsten der Kanaren. Rund 80 bis 90 % der Weine sind Weißweine, die in Höhenlagen bis 1.000 m gedeihen und frische, säurebetonte und aromatische Noten bieten. Haupttrauben sind Listán Blanco (frisch, mineralisch), Verijadiego Blanco (tropische Fruchtnoten) sowie Baboso Negro und Tintilla für strukturierte Rot- und Roséweine.
Zu den bekannten Bodegas zählen Bodega Tamaduste in Frontera mit frischen Weißweinen wie „Agalope Listán Blanco“, Bodega El Convento in Valverde mit biodynamischen Rotweinen und die von der deutschen Winzerin Uwe Urbach geführte Bodega mit hochwertigen Cuvées. Weine von El Hierro passen hervorragend zu Meeresfrüchten oder Ziegenkäse und gewinnen international Anerkennung für ihre Einzigartigkeit. Besucher können die Weinberge im Valle del Golfo auf Wanderwegen erkunden, oft mit Blick auf Lorbeerwälder und den Atlantik.
Fischerei
Die Fischerei auf El Hierro ist das Herzstück der lokalen Wirtschaft und ein Paradebeispiel für handwerkliche Nachhaltigkeit. Im Gegensatz zu industriellen Fangmethoden, die in internationalen Gewässern vor der afrikanischen Küste dominieren, basiert der Fang hier auf artisanalen Techniken, die Generationen überdauert haben. Der Hafen von La Restinga, das südlichste Dorf der Insel, ist das Epizentrum dieser Branche. Hier fischen rund 60 Familien mit kleinen Holzbooten – typischerweise 7,5 bis 12,4 Meter lang und mit etwa 200 PS ausgestattet – in Küstennähe. Sie setzen auf Fallen („trampas“) mit hexagonalen Netzen oder die „one-by-one“-Methode mit Ruten und Haken, die Fische einzeln fängt und das marine Ökosystem schont. Jährlich landen hier über 100 Tonnen Fisch, darunter Klassiker wie der Echte Bonito (Katsuwonus pelamis), der Papageienfisch (vieja) und der endemische Peto (Wahoo), der nur in den Gewässern um El Hierro in solcher Vielfalt vorkommt.
Diese Praktiken sind nicht nur wirtschaftlich, sondern auch wissenschaftlich fundiert. In Kooperation mit der Universität Las Palmas de Gran Canaria und der Fischergilde (Cofradía de Pescadores Nuestra Señora de Los Reyes) werden Daten zu Fischgröße, Fortpflanzung und Otolithen gesammelt, um Fangquoten zu regulieren. Die La Restinga-Mar de las Calmas Marine Reserve, seit 2004 eingerichtet und von den Fischern selbst initiiert, verbietet kommerzielles Fischen und Segeln in sensiblen Zonen – mit dem Ergebnis, dass der Fischbestand sich innerhalb von zwei Jahren verdoppelt hat. Der Sektor trägt jährlich rund 73 Millionen Euro zum regionalen BIP bei, wobei El Hierro mit seinen Thunfischvarianten (Gelbflossen-Thun, Weißer Thun) einen einzigartigen Beitrag leistet. Doch Herausforderungen lauern: Migration stört den Hafenbetrieb, und der Klimawandel beeinflusst Wanderungen. Dennoch bleibt die Fischerei ein Lebensretter – sie versorgt Restaurants, Einheimische und Touristen mit frischem Fang und stärkt die soziale Kohäsion in Dörfern wie La Restinga oder El Golfo.
Fischereiwirtschaft 1992:
- Fischer 60
- Fischerboote 44
- Fischereibetriebe 42
- Anlandungen i 673,1 t (1990)
Handwerk
Handwerk dient auf El Hierro als kulturelles und wirtschaftliches Bindeglied dient. Hier geht es weniger um Massenproduktion als um handgefertigte Produkte, die aus lokalen Ressourcen entstehen und den Alltag bereichern. Die Insel, mit ihren über 500 Vulkankratern, bietet Rohstoffe wie Lavagestein, Holz aus Lorbeerwäldern und Wolle von einheimischen Schafen. Traditionelle Handwerker – Maurer, Töpfer, Weber und Tischler bzw. Schreiner – fertigen Werkzeuge für die Fischer, wie Netze, Fallen oder Boote, die in kleinen Werften repariert werden. In Dörfern wie Tigaday oder Sabinosa finden wöchentliche Märkte (Mercadillos) statt, wo handgefertigte Souvenirs verkauft werden: Keramik aus vulkanischer Erde, bestickte Textilien oder geschnitzte Figuren aus Sabina-Holz (Juniperus phoenicea), dem offiziellen Symbol der Insel.
Besonders die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte verbindet Handwerk mit der Fischerei: Quesadilla, ein süßes Gebäck aus Käse von El Hierro, oder Almendrados aus Mandeln und Zuckerrohrsirup, werden manuell hergestellt und ergänzen Fischgerichte in lokalen Küchen. Die Inselregierung fördert diese Künste durch Programme zur Null-Abfall-Politik und ökologischen Landwirtschaft, die Handwerker einbindet. So entsteht ein Kreislauf: Fischer liefern Frischware, Handwerker verarbeiten Abfälle zu Dünger oder Werkzeugen. Dieses handwerkliche Erbe, geprägt von atkanarischen Techniken, zieht Qualitätstouristen an, die in Ateliers wie denen in Valverde einkaufen. Dennoch kämpft der Sektor mit Abwanderung junger Talente – eine Herausforderung, die durch EU-Fördermittel wie den Europäischen Fonds für die See- und Fischerei (EMFF) gemildert wird.
Industrie
Während klassische Industrie auf El Hierro fehlt – keine Fabriken, keine Schwerindustrie –, markiert der Sektor „Industrie“ einen innovativen Wendepunkt: die erneuerbare Energiewirtschaft. Seit 2014 versorgt die Insel sich zu 100 Prozent mit grüner Energie, ein Meilenstein, der El Hierro zum globalen Vorbild macht. Das Herzstück ist die „Krone des Windes“ (Gorona del Viento), ein Wind- und Pumpspeicherkraftwerk im Vulkankrater von El Golfo. Fünf Windräder erzeugen Strom, der Überschuss pumpt Meerwasser in den Krater, das bei Bedarf turbiniert wird. Ergänzt wird dies durch Desalinationsanlagen, die Trinkwasser aus Meerwasser gewinnen – essenziell für Fischerei und Landwirtschaft.
Dieses Projekt, eine Kooperation aus Inselregierung, Endesa und dem Kanarischen Technologieinstitut, kostete 82 Millionen Euro und deckt den Bedarf von 11.000 Haushalten. Im Mai 2024 erreichte es 10.000 Stunden Autarkie, dank starker Atlantikwinde und hydrogeothermischer Ergänzungen. Die Industrie schafft Jobs in Wartung und Forschung, ohne die Natur zu belasten – im Gegenteil: Sie schützt sie, indem sie fossile Brennstoffe eliminiert. Verbindungen zur Fischerei entstehen durch nachhaltige Kühlung von Fang und Handwerksprodukten; Aquakultur-Experimente (zum Beispiel Fischzucht in Käfigen) werden getestet, um den Sektor zu diversifizieren. Zukünftig könnte Geothermie aus Vulkankratern hinzukommen, was El Hierro zur ersten 100-prozentig autarken Insel weltweit machen würde.
Wasserwirtschaft
El Hierro ist wasserarm, mit wenigen natürlichen Quellen und einem tief liegenden Grundwasserspiegel. Historisch war die Insel auf natürliche Wassersammler wie den legendären Lorbeerbaum Garoé angewiesen, der durch Kondensation von Nebelwasser die Ureinwohner (Bimbaches) versorgte. Heute stammt der Großteil des Wassers aus dem Tiefbrunnen Los Padrones, der ein unterirdisches Reservoir mit etwa dem Doppelten des jährlichen Wasserbedarfs (zirka 1,4 Kubikhektometer) erschließt. Dieses Reservoir erneuert sich durch einsickernde Niederschläge, was eine nachhaltige Nutzung ermöglicht. Ergänzend gibt es zwei Meerwasserentsalzungsanlagen, die einen wichtigen Beitrag zur Wasserversorgung leisten. Besonders innovativ ist die Verknüpfung mit der Energiewirtschaft: Überschüssiger Windstrom aus dem Pumpspeicherkraftwerk Gorona del Viento wird für die Entsalzung genutzt, wodurch Wasser- und Energieversorgung effizient kombiniert werden. Diese Integration macht El Hierro zu einem Vorreiter in der nachhaltigen Wassernutzung.
Energiewirtschaft
Die Energiewirtschaft El Hierros gilt als globales Vorbild für erneuerbare Energien. Das Pumpspeicherkraftwerk Gorona del Viento, das 2014 in Betrieb ging, kombiniert Windenergie mit einem Wasserspeichersystem, um die Insel nahezu vollständig mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Fünf Windturbinen erzeugen Strom, der direkt ins Netz eingespeist oder zum Pumpen von Wasser in ein oberes Speicherbecken genutzt wird. Bei Windstille oder hohem Bedarf fließt das Wasser zurück und erzeugt Strom über Turbinen. Dieses System hat die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen drastisch reduziert – 2019 deckte Gorona del Viento etwa 60 % des Strombedarfs, wobei die restlichen 40 % noch durch Dieselgeneratoren gedeckt wurden. Ziel ist die vollständige Autarkie, was durch die Integration von Solarenergie und Batteriespeichern weiter vorangetrieben wird. Die Verbindung zur Wasserwirtschaft zeigt sich in der Nutzung überschüssigen Windstroms für die Meerwasserentsalzung, was die Effizienz des Systems steigert.
Kraftwerksbetrieb 1992:
- Erdölkraftwerk 1
- installierte Leistung 5,55 mwh
- Energieproduktion 13.137 mwh
- Elektrische Anschlüsse insgesamt 4.170
- Energieverbrauch 11.550 mwh
Abfallwirtschaft
Die Insel verfügt über eine zentrale Recyclinganlage, die „Complejo Ambiental El Majano“, die auf Mülltrennung, Wiederverwertung und Kompostierung setzt. Etwa 60 % des Abfalls werden recycelt oder kompostiert, während der Rest auf Deponien landet oder energetisch verwertet wird. Organische Abfälle werden in Biogas umgewandelt, das zur Stromerzeugung genutzt wird, was wiederum die Energiewirtschaft unterstützt. Die Insel fördert zudem die Müllvermeidung durch Bildungsprogramme und Initiativen zur Reduzierung von Plastik. Ein Problem bleibt der begrenzte Platz für Deponien, weshalb die Kreislaufwirtschaft im Fokus steht. Die enge Zusammenarbeit zwischen Abfall- und Energiewirtschaft zeigt sich in der Nutzung von Biogas und der Minimierung von Abfalltransporten, was den CO₂-Fußabdruck der Insel weiter reduziert.
Handel
Der Handel spielt eine wichtige Rolle im täglichen Leben der Inselbewohner. Viele Geschäfte auf El Hierro sind kleine Familienbetriebe, die Lebensmittel, Kleidung oder handwerkliche Produkte verkaufen. In den größeren Orten, vor allem in der Hauptstadt Valverde sowie in Frontera und El Pinar, gibt es Supermärkte, kleine Läden, Restaurants und Wochenmärkte, auf denen lokale Produkte wie Obst, Käse, Wein oder handgefertigte Waren angeboten werden.
Ein Teil des Handels hängt mit dem Tourismus zusammen. Besucher kaufen häufig regionale Spezialitäten wie den bekannten Queso herreño (Ziegenkäse) oder lokalen Wein. Außerdem gibt es auf der Insel einige Handwerksläden, die traditionelle Produkte wie Korbwaren, Holzschnitzereien oder Töpferwaren verkaufen. Da El Hierro weit entfernt vom spanischen Festland liegt, werden viele Waren des täglichen Bedarfs mit Schiffen von Teneriffa oder Gran Canaria importiert.
Finanzwesen
Das Finanzwesen auf El Hierro ist überschaubar. Es gibt keine großen Finanzzentren, aber in den wichtigsten Orten finden sich Bankfilialen spanischer Banken, zum Beispiel CaixaBank, BBVA oder Banco Santander. Diese bieten die üblichen Bankdienstleistungen wie Konten, Kredite oder Geldautomaten an. In den letzten Jahren gewinnen Online-Banking und elektronische Zahlungen auch auf El Hierro zunehmend an Bedeutung, besonders weil viele Bewohner mit modernen digitalen Diensten verbunden sind.
Da die Insel wirtschaftlich eng mit den anderen Kanarischen Inseln und dem spanischen Festland verknüpft ist, wird der Euro als offizielle Währung genutzt. Die lokale Wirtschaft basiert vor allem auf Landwirtschaft, Fischerei, öffentlichem Dienst und nachhaltigem Tourismus, während der Finanzsektor eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Soziales und Gesundheit
Auf Hierro bestehen verschiedene Einrichtungen, die Unterstützung in unterschiedlichen Lebensbereichen bieten. Die Sozialzentren (Centros de Servicios Sociales) bieten Beratungsdienste, Unterstützung bei Anträgen und Hilfe für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Sie sind in den Hauptorten der Insel wie Valverde, Frontera und El Pinar ansässig. Des weiteren gibt es spezialisierte Einrichtungen und Programme, die sich um die Bedürfnisse älterer Menschen kümmern, darunter Tagespflegeeinrichtungen und betreutes Wohnen. Zusätzlich werden Programme angeboten, die Menschen mit physischen oder geistigen Beeinträchtigungen in ihrer Integration und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unterstützen.
Trotz der Bemühungen gibt es Herausforderungen, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo der Zugang zu sozialen Diensten aufgrund der geographischen Lage und der begrenzten Ressourcen erschwert sein kann. Dennoch zeigt El Hierro ein starkes Engagement für das Wohl seiner Bewohner:innen.
Die Gesundheitsversorgung auf El Hierro entspricht europäischen Standards und wird vom kanarischen Gesundheitsdienst (Servicio Canario de la Salud) organisiert. Das Hospital Insular Nuestra Señora de los Reyes in Valverde ist das Hauptkrankenhaus der Insel und bietet eine breite Palette an medizinischen Dienstleistungen, darunter Notfallversorgung, Chirurgie, Gynäkologie, Pädiatrie und mehr. In den größeren Orten wie Frontera und El Pinar befinden sich Gesundheitszentren, die eine grundlegende medizinische Versorgung anbieten. Dazu kommt eine Vielzahl von niedergelassenen Ärzten auf der Insel, die in verschiedenen Fachrichtungen tätig sind. Viele sprechen auch Englisch, was für internationale Besucher:innen von Vorteil ist.
Krankheiten
Auf Hierro findet sich eine Mischung aus genetisch bedingten Erkrankungen durch die isolierte Bevölkerung, zunehmenden nicht-übertragbaren Krankheiten im Kontext des Tourismus und Lebensstils sowie saisonalen Infektionsrisiken. Das öffentliche Gesundheitssystem, integriert in den Servicio Canario de la Salud, bietet hochwertige Versorgung mit einem zentralen Krankenhaus in Valverde und kleineren Zentren in Orten wie La Frontera oder La Restinga, wo Notfälle – etwa durch Wanderunfälle oder Tauchverletzungen – priorisiert werden. Die Inselbevölkerung, geprägt von einer genetischen Admixture aus europäischen, nordafrikanischen und subsaharanischen Wurzeln, zeigt durch ihre Isolation erhöhte Raten an Runs of Homozygosity (ROH), was das Risiko für seltene genetische Störungen steigert. Ein aktuelles Beispiel ist die primäre Hyperoxalurie, eine seltene Erkrankung, die Leber und Nieren schädigt und weltweit nur einen von einer Million betrifft, aber auf den Kanaren – einschließlich El Hierro – gehäuft auftritt, was auf endogame Effekte in der kleinen Population hinweist. Ähnlich weist die „El Hierro Genome Study“ von 2024 eine höhere Prävalenz von Erkrankungen wie Osteoporose, Krampfadern und chronischen Rückenschmerzen auf, die unter dem nationalen Durchschnitt liegen, möglicherweise durch schützende Lebensfaktoren wie die bergige Topografie und aktive Lebensweise, die körperliche Belastung fördert.
Nicht-übertragbare Krankheiten dominieren das Gesundheitsbild, getrieben durch westliche Ernährungsgewohnheiten und den wachsenden Tourismus, der Fast Food und Sedentarismus einbringt. Adipositas ist ein wachsendes Problem: Laut der spanischen nationalen Gesundheitsumfrage von 2025 sind 20,6 Prozent der Erwachsenen auf den Kanaren fettleibig, mit fast der Hälfte der Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren übergewichtig – auf El Hierro verstärkt durch hohe Lebensmittelpreise und begrenzte lokale Produktion, die zu ungesunden Importen führt. Mentale Störungen und muskuloskelettale Beschwerden wie Rückenschmerzen haben in den letzten fünf Jahren um 112 Prozent zugenommen, was auf Stressfaktoren wie Isolation, begrenzte Jobmöglichkeiten und die Belastung durch den Klimawandel (zum Beispiel Dürren) zurückzuführen ist. Hautkrebsrisiken steigen durch die intensive Sonneneinstrahlung mit über 3.000 Sonnenstunden jährlich, obwohl die Inselbewohner durch dunklere Hauttöne (durch afrikanische Einflüsse) etwas geschützt sind. Übertragbare Krankheiten sind selten, aber nicht inexistent: Saisonale Atemwegsinfektionen wie Grippe und COVID-19 haben sich seit 2024 verschärft, mit Inzidenzen von bis zu 476 Fällen pro 100.000 Einwohnern, was die kleine Bevölkerung schnell überfordert und Impfkampagnen für Vulnerable Gruppen notwendig macht. Vektorgestützte Erkrankungen wie Dengue, Zika oder Chikungunya, übertragen durch Tigermücken, sind ein aufstrebendes Risiko; El Hierro zählt mit 34 Mückenfallen zu den überwachten Gebieten, und asymptomatische Fälle könnten die Ausbreitung begünstigen. Zoonotische Bedrohungen umfassen murines Fleckfieber (Rickettsia typhi), das durch Flöhe auf Ratten übertragen wird und mit Fieber, Kopfschmerzen und Myalgien einhergeht, sowie eine hohe Seroprävalenz von Anisakis-Antikörpern (IgG 16,9 Prozent, IgE 6,8 Prozent), die auf allergische Reaktionen nach Verzehr rohen oder unzureichend gegarten Fisches hinweist – auf El Hierro mit 16,3 Prozent IgE-Prävalenz besonders ausgeprägt durch lokale Fischkonsumgewohnheiten. Sexuell übertragbare Infektionen und Reise-assoziierte Erkrankungen wie HIV oder Hepatitis bleiben niedrig, doch der Zuzug von Touristen erhöht das Potenzial.
Bildung
Auf Hierro dient Bildung als Schlüssel zur Erhaltung ihrer Biosphären-Reserve-Status (UNESCO seit 2000), mit Projekten, die Umweltschutz, lokale Traditionen und moderne Technologien verbinden. Schulen integrieren Themen wie erneuerbare Energien – El Hierro ist seit 2014 zu 100 % mit Wind- und Wasserkraft versorgt –, was Schülern praxisnahe Lernmöglichkeiten bietet. In Valverde, der Hauptstadt, und anderen Gemeinden wie La Frontera und El Pinar finden sich Grundschulen (Colegios de Educación Primaria), Sekundarschulen (Institutos de Educación Secundaria) sowie Kindergärten, die auf kleine Klassen setzen und den kanarischen Dialekt sowie spanische Kultur vermitteln.
Die Insel profitiert von EU-geförderten Programmen, die über 4.500 Kindern und Jugendlichen bessere Bildungschancen eröffnen, etwa durch digitale Medien und Austausch mit anderen Inseln. Trotz der Abgeschiedenheit – Anreise meist über Teneriffa – fördert das System Mobilität, um höhere Qualifikationen zu ermöglichen, und betont Werte wie Nachhaltigkeit und Gemeinschaft, die das tägliche Leben auf der vulkanisch geprägten Insel widerspiegeln.
Schulwesen 1997:
- Schulen 14
- Lehrer 124
- Schüler 1.571
Höhere Bildung
Höhere Bildung auf El Hierro ist aufgrund der Inselgröße und Bevölkerungsdichte begrenzt und orientiert sich stark an den benachbarten Kanareninseln wie Teneriffa oder La Palma, wo Universitäten und Fachhochschulen angesiedelt sind. Vor Ort gibt es keine eigene Universität, aber berufliche Weiterbildungen und Zertifikatsprogramme, die sich auf Schlüsselbranchen wie Tourismus, Erneuerbare Energien und Naturschutz konzentrieren. Die Inselnutzung des Projekts "Gorona del Viento" – ein Pionierwerk für hundertprozentige grüne Energie – dient als lebendiges Lernfeld für Studierende aus ganz Spanien, mit Workshops zu Windkraft und Pumpspeicherkraftwerken, die jährlich Hunderte von Teilnehmern anziehen. Bildungsinitiativen wie die des Cabildo (Inselverwaltung) fördern Partnerschaften mit der Universidad de La Laguna (Teneriffa), die Online-Kurse und Austauschprogramme anbietet, um Jugendliche vor Ort zu halten. Dennoch pendeln viele Herreños (Einwohner) per Fähre oder Flugzeug zu weiterführenden Studiengängen ab, was die Insel zu einem "Pendler-Hub" für höhere Qualifikationen macht. Die Betonung liegt auf praxisorientierter Ausbildung: Von Tauchzertifikaten in La Restinga bis hin zu Führungen durch Nebelwälder, die ökologische Forschung unterstützen. Diese Struktur spiegelt El Hierros Philosophie wider – Bildung als Brücke zwischen Tradition und Zukunft, mit Fokus auf Nachhaltigkeit, die die Insel international als Modell etabliert und Chancen für Forschungskooperationen schafft.
Bibliotheken und Archive
Zentrale Einrichtung ist die Biblioteca Insular in Valverde, die öffentliche Bibliothek der Insel, die über 10.000 Bände zu Themen wie Vulkanologie, Bimbache-Geschichte (die Ureinwohner) und nachhaltigem Tourismus verfügt. Sie ist mit digitalen Archiven verbunden, die Fotos, Karten und Dokumente zur vulkanischen Entwicklung – einschließlich des 2011-Ausbruchs des Tagoro-Vulkans – zugänglich machen, und bietet Lesekreise sowie Workshops für Kinder. Ergänzt wird sie durch das kleine Heimatmuseum in Valverde, das als quasi-archivarische Sammlung alte Töpfer- und Webtechniken präsentiert und Einblicke in die einfache Lebensweise der Hirten gibt.
In La Frontera und El Pinar existieren kleinere Filialen, oft in Rathäusern integriert, die lokale Chroniken und Pilgerweg-Dokumente (Camino de la Virgen) archivieren. Die Archive des Cabildo speichern administrative und umweltbezogene Unterlagen, darunter Berichte zu endemischen Arten wie der Rieseneidechse von El Hierro. Aufgrund der Isolation sind viele Materialien digitalisiert und über das Netzwerk der Kanaren-Bibliotheken erreichbar, was den Zugang für Forscher erleichtert. Diese Einrichtungen fördern nicht nur Wissensvermittlung, sondern auch kulturelle Identität, indem sie Feste, Folklore und die "ewige Frühlings"-Flora dokumentieren – ein Schatz für Besucher, die die Seele der Insel entdecken wollen.
Kultur
Die Kultur von El Hierro ist geprägt von traditionellen Handwerkskünsten wie Korbflechten, Stickerei, Häkeln und Holzschnitzerei sowie von lebendiger Folklore mit einzigartigen Tänzen und Flötenspiel. Besonders bedeutend ist die alle vier Jahre stattfindende Fiesta "Bajada de la Virgen de los Reyes", bei der die Schutzheilige der Insel mit Tanz, Musik und einer langen Prozession von Ort zu Ort gefeiert wird, was die tiefe Verwurzelung der religiösen und kulturellen Traditionen auf El Hierro zeigt.
Museen
Im charmanten Fischerort La Restinga, dem Tauchparadies der Insel, beherbergt das Ecomuseum La Restinga – Marítimo de El Hierro die Geheimnisse des Atlantiks. Dieses moderne Museum widmet sich der maritimen Geschichte und dem reichen Ökosystem der umliegenden Gewässer, die als Teil des Marine-Reservats geschützt sind. Besucher entdecken Exponate zu traditionellem Fischfang, Korallenriffe und endemischen Meeresarten – von bunt schillernden Fischen bis zu Seeigeln. Interaktive Displays und Aquarien machen die Unterwasserwelt greifbar, während Modelle alter Schiffe die harte Seefahrertradition der Hierro-Bewohner illustrieren. Es ist ein Highlight für Taucher, die hier nach dem Ausflug direkt eintauchen können, und unterstreicht die Nachhaltigkeits-Philosophie der Insel: Der Ozean als Lebensader, die bewahrt werden muss. Öffnungszeiten reichen typisch von 10 bis 17 Uhr, mit geführten Touren auf Anfrage.
Am Fuße der dramatischen Klippe Risco de Tavetai, im Nordwesten der Insel, schafft das Ecomuseum de Guinea ein lebendiges Bild der prähistorischen Siedlungen. Als Freilichtmuseum rekonstruiert es die Höhlen- und Steinhäuser der Bimbaches, die ersten Bewohner El Hierros, mit authentischen Requisiten wie Werkzeugen, Keramik und Mumienfunden. Die Anlage, umgeben von Lavagestein und Lorbeerwäldern, lädt zu einem immersiven Spaziergang ein: Man schlüpft in die Rolle der Ureinwohner, die hier vor über 1.000 Jahren lebten und die Insel als „heilige“ Insel verehrten. Besonders faszinierend sind die Darstellungen des Alltags – von Viehzucht bis zu Ritualen – und die Verbindung zur umliegenden Natur. Direkt angrenzend liegt das Lagartario, ein Schutzprogramm für die seltene Rieseneidechse von El Hierro (Gallotia simonyi), eine endemische Art, die fast ausgerottet war. Im Lagartario, einem kleinen Vivarium-Museum, beobachten Besucher Jungtiere in Terrarien und lernen über Zucht- und Auswilderungsprogramme. Diese Kombination macht Guinea zu einem der zugänglichsten Einstiege in die guanchische Kultur, mit Wanderwegen, die nahtlos in den Parque Natural de El Hierro überleiten.
In der Inselhauptstadt Valverde, der einzigen nicht-küstalen Hauptstadt der Kanaren, befindet sich das Centro de Interpretación Histórico Etnográfico. Dieses ethnografische Museum präsentiert die Evolution El Hierros von der guanchischen Ära bis zur Moderne durch eine Sammlung anthropologischer Artefakte: Keramik, Textilien, landwirtschaftliche Geräte und religiöse Objekte. Ein absolutes Highlight ist die einzigartige hölzerne Grabtafel mit libysch-berberischen Inschriften – ein seltenes Zeugnis der berberischen Wurzeln der Bimbaches, das in der kanarischen Archäologie einzigartig ist. Die Ausstellung beleuchtet auch die koloniale Prägung durch spanische Eroberer und den Einfluss des Zuckerhandels, ergänzt um Modelle traditioneller Häuser (Casas Pajeras). Im Obergeschoss finden sich ethnografische Bestände zu Handwerkskunst wie Korbflechten und Weberei, die bis heute in Dörfern wie Sabinosa praktiziert werden. Das Museum dient als Einstiegspunkt für Stadtführungen und verbindet nahtlos mit der benachbarten Kirche Santa María de la Concepción, die barocke Skulpturen beherbergt.
Nicht zu vergessen ist der Garoé in San Andrés, der mythische „Regenbaum“ der Bimbaches, der heute als offenes Museum verehrt wird. Dieser heilige Lorbeerbaum fing horizontalen Regen auf und versorgte die durstige Insel – ein Symbol für Wasser als Lebenselixier. An seiner Stätte beginnt die 16 Kilometer lange Ruta del Agua, ein Wanderpfad mit Infotafeln, der die Wassergeschichte El Hierros erzählt, von antiken Systemen bis zu modernen Ingenieurskunst. Ebenfalls museumswürdig ist die Gorona del Viento, das weltweit erste Kraftwerk, das ausschließlich Wind- und Wasserkraft nutzt (seit 1999). Im Besucherzentrum gibt es Erläuterungen zu nachhaltiger Energie sowie interaktive, zur grünen Flagge der Insel passende Modelle.
Architektur
Die Architektur auf El Hierro ist geprägt von der rauen, vulkanischen Topografie, dem stetigen Nordostwind und begrenzten Ressourcen. Lokale Materialien wie Basaltstein, Holz von Sabina- oder Hayabäumen und Roggenstroh („Colmo“) dominieren. Die Gebäude sind funktional, windresistent und an die Umwelt angepasst, mit weiß getünchten Wänden, flachen oder geneigten Dächern und geschützten Innenhöfen („Patios“). Statt großer Städte prägen kleine Dörfer mit engen Gassen und terrassierten Häusern an Hängen das Bild der Insel.
Ein besonderes Beispiel sind die Casas Pajeras in Pozo de las Calcosas, dem kleinsten Dorf der Kanaren. Diese traditionellen Strohhäuser mit vulkanischen Steinmauern, die vom 17. bis 20. Jahrhundert entstanden, wirken wie ein Freilichtmuseum. Ihre Bauweise schützt vor Feuchtigkeit und Wind – eine perfekte Anpassung an das atlantische Klima. Das Ecomuseum von Guinea am Risco de Tavetai bietet Rekonstruktionen altkanarnischer Siedlungen. Die Steinhäuser mit archäologischen Funden zeigen die Lebensweise der Ureinwohner und sind Teil des UNESCO-Geoparks El Hierro.
Kolonial geprägte Architektur findet sich in der Iglesia de Santa María de la Concepción in Valverde, einer barocken Struktur des 18. Jahrhunderts, die mit Skulpturen wie dem genuesischen „Cristo de la Columna“ besticht. Das benachbarte Rathaus zeigt typisch kanarische Elemente wie Steinbögen und Holzbalkone. In Sabinosa ragt das Santuario de Nuestra Señora de los Reyes hervor, die Heimstätte der Inselpatronin, umgeben von windgeformten Wacholderbäumen („El Sabinar“).
Ein modernes Bauwerk ist der Mirador de La Peña, entworfen vom kanarischen Künstler César Manrique (1985). Dieses Aussichtspunkt-Restaurant aus lokalem Stein und Holz fügt sich harmonisch in die Vulkanlandschaft ein und bietet Panoramablicke auf das Valle del Golfo. Als Bien de Interés Cultural seit 2001 verkörpert es Manriques Philosophie der nachhaltigen Integration von Architektur und Natur. Trotz dieser Schätze ist die traditionelle Architektur durch Modernisierung bedroht. Künstler wie Santiago Alemán dokumentieren sie in Werken wie „La arquitectura tradicional de El Hierro“ (2020), das portugiesische, kastilische und mudejarische Einflüsse betont.
Bildende Kunst
Die bildende Kunst auf Hierro reicht von prähistorischen Spuren bis zu zeitgenössischen Installationen. Die guanchischen Ureinwohner hinterließen Petroglyphen, Felsritzungen mit libysch-berberischen Motiven, die Viehzucht, Fruchtbarkeit und Rituale darstellen. Diese finden sich in vulkanischen Höhlen wie der Cueva del Agua und nutzen die harten Basaltformationen als Leinwand. Studien aus 2024 betonen ihre epigraphische Bedeutung als Zeugnisse von Migration und Alltag vor der spanischen Eroberung im 15. Jahrhundert.
In der Kolonialzeit prägte religiöse Kunst die Insel. Kirchen wie Santa María in Valverde beherbergen flandrische und genuesische Skulpturen sowie Gemälde aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, oft importiert über den Zuckerhandel. Der „Cristo de la Columna“ ist ein herausragendes Beispiel barocker Bildhauerei.
Die moderne Kunstszene ist klein, aber dynamisch und stark von ökologischen Themen geprägt. César Manrique beeinflusste die Insel mit Skulpturen und Installationen, die Natur und Kunst verschmelzen, etwa in Pozo de las Calcosas, wo der Künstler Rubén Armiche Werke aus recycelten Materialien schuf. Das casArte El Hierro (Zero Meridian Art Space), unterstützt von der Faculty of Fine Arts der Universidad de Castilla-La Mancha, lädt internationale Künstler zu Residenzen ein. Es fördert „kreativen Aktivismus“ und ökologische Kunst, etwa durch das jährliche Bimbache openART Festival. Lokale Künstler wie Santiago Alemán verbinden Kunst mit Dokumentation, etwa durch Zeichnungen traditioneller Architektur, während folkloristische Traditionen in Malerei, Weberei und Keramik die Natur der Insel widerspiegeln.
Literatur
Víctor Álamo de la Rosa ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Schriftsteller mit starken Bezügen zu El Hierro. Er wuchs zum Teil auf der Insel auf und viele seiner Romane und Erzählungen reflektieren das Leben, die Landschaft und die Kultur der Insel. Isabel Expósito Morales stammt ebenfalls aus El Hierro. Sie veröffentlicht Gedichte, Erzählungen und Artikel. Alcira Padrón Armas war eine Dichterin und Künstlerin aus El Hierro, bekannt für ihre Poesie (unter anderem „Poesías de Alcira“, 2009) und ihre Beiträge zur lokalen Kultur.
José Vicente González Bethencourt hat das Buch Historias de El Hierro. Valverde, La Frontera, El Pinar y San Simón veröffentlicht – eine Sammlung mit Geschichten und über 150 Fotografien über die Orte der Insel. Außerdem ist María Elvira Febles Padrón, filología-Professorin, aktiv: sie hat mindestens ein Kinderbuch geschrieben (Simón, el lagarto gigante) und betreut Schreib-Workshops und einen Lesekreis.
Es gibt Aktionen am Día Mundial del Libro („Welttag des Buches“), bei denen Autoren der Insel – etwa Ernesto Rodríguez, Víctor Álamo, José Luis Brito und andere – kleine literarische Fragmente oder Texte in sozialen Medien veröffentlichen. Während der Corona-Zeit wurden Bücher an Schülerinnen und Schüler im Alter von 3 bis 12 Jahren verteilt, um das Lesen zu fördern und die Verbindung zur Literatur auch zu Hause zu stärken.
Theater
In der Inselhauptstadt Valverde finden regelmäßig Aufführungen statt, oft organisiert von Schulen, Kulturvereinen oder der Inselverwaltung. Es gibt Amateurtheatergruppen, die traditionelle kanarische Stücke oder moderne Inszenierungen zeigen. Auch Gastgruppen von den Nachbarinseln, etwa aus Teneriffa oder La Palma, treten manchmal auf. Theater auf El Hierro dient nicht nur der Unterhaltung, sondern auch dem kulturellen Austausch und der Förderung junger Talente.
Film
El Hierro ist in den letzten Jahren zu einem beliebten Ort für Filmemacher geworden. Die beeindruckende Landschaft mit Vulkanen, Steilküsten und grünen Tälern bietet ideale Kulissen für Film- und Fernsehproduktionen. Besonders bekannt wurde die Insel durch die spanische Krimi-Serie El Hierro – Mord auf den Kanarischen Inseln (Original: Hierro), die seit 2019 in zwei Staffeln produziert wurde und auf ARTE und anderen Sendern ausgestrahlt wird. Die Handlung dreht sich um die Richterin Candela Montes, die von der spanischen Festland auf die Insel versetzt wird und dort mit einem mysteriösen Mordfall konfrontiert wird – ein junger Mann wird mit einer Harpune getötet, just am Tag seiner Hochzeit. Die Serie nutzt die dramatische Kulisse von El Hierro optimal aus: Schroffe Klippen, tosende Atlantikwellen und isolierte Dörfer wie Valverde oder La Restinga dienen als natürliche Bühne. Sie hat der Insel nicht nur internationale Bekanntheit verschafft, sondern auch den audiovisuellen Sektor angekurbelt. Lokale Politiker wie Dolores Padrón, Vizepräsidentin des Cabildo (Inselrats), sehen in solchen Produktionen ein Potenzial, um Start-ups in der Medienbranche anzuziehen. In einem Interview betonte sie, dass El Hierro durch seine einzigartige Landschaft und den klaren Himmel ideale Bedingungen für Film- und Videoproduktionen bietet, was digitale Nomaden und Kreative in Bereichen wie Energie oder audiovisuelle Medien lockt.
Neben Fiktion dominieren Dokumentationen und Reportagen. Der NDR-Reihe mare TV widmete 2022 eine Folge der Insel mit dem Titel El Hierro – Kanareninsel mit Seele, die die herbe Schönheit der Vulkanfelsen, den Nebelwald El Monteverde und traditionelle Bräuche wie das Backen von Quesadillas in Holzöfen porträtiert. Die Sendung hebt hervor, wie El Hierro trotz seiner Abgeschiedenheit – bis 1400 als westlichstes Ende der bekannten Welt galt – seine Authentizität bewahrt hat. Ähnlich thematisiert ARTE in Die Kanaren-Insel El Hierro, Modell für Nachhaltigkeit (2023) die Öko-Initiativen: 60 Prozent des Territoriums stehen unter Naturschutz, und die Insel strebt an, die "grünste der Welt" zu werden, mit Projekten wie geothermischer Energie und dem Schutz seltener Arten wie der Rieseneidechse. Solche Beiträge unterstreichen die kreative Beteiligung der Bewohner, die sich für Umweltthemen einsetzen, und kontrastieren mit kommerziellen Medien, die oft auf Sensationalismus setzen.
Musik und Tanz
Im Zentrum der herrenischen Musik steht die Timple, eine kleine vier- bis sechs-saitige Laute, die wie eine Ukulele wirkt und von geschickten Fingern zu melancholischen Melodien zum Klingen gebracht wird. Sie ist der "König" der kanarischen Saiteninstrumente und begleitet fast jedes Fest. Daneben erklingen die Chácaras, rustikale Klappern aus Holz oder Knochen, die einen perkussiven Puls erzeugen, der an afrikanische Wurzeln erinnert. Speziell für El Hierro typisch ist der Pito herreño, eine querblasenartige Flöte aus einem einfachen Rohr mit sechs Fingerlöchern und einem großen Mundstück – ein Instrument, das nur hier vorkommt und in der Trommel von El Hierro eine erdige, trommelnde Ergänzung findet. Diese Trommel, ähnlich der von der Nachbarinsel La Gomera, wird in Gruppen geschlagen und verleiht der Musik eine hypnotische Intensität. In Musikkapellen, den sogenannten Parrandas, kommen all diese Klänge zusammen: Sie ziehen von Haus zu Haus, singen improvisierte Verse und laden zum Mitmachen ein. Moderne Einflüsse mischen sich ein – Rap im kanarischen Dialekt oder Fusionen mit lateinamerikanischen Beats –, doch die Tradition bleibt der Anker, der die Inselbewohner in Zeiten des Klimawandels an ihre Verletzlichkeit und Stärke erinnert.
Tanz auf El Hierro ist über die bloße Unterhaltung hinaus Ritual und Ausdruck von Frömmigkeit. Die Insel ist berühmt für ihre Bailes de magos (Tänze der Zauberer), bei denen in farbenfrohen Kostümen zu flotten Rhythmen geschritten und gewirbelt wird – ein Erbe der guanchischen Fruchtbarkeitsrituale. Besonders poetisch ist der Baile del Santo Domingo oder Tanz der Jungfrau, eine Variante aus El Pinar, bei dem Paare in traditionellen Gewändern zu Flötenklängen der Insel kreisen, als wollten sie die heilige Schutzpatronin ehren. Weitere Tänze wie die Sirinoques, Sorondongos, Isas, Seguidillas, Endechas und Siotes wechseln sich ab: Die Isas sind lebhaft und improvisiert, mit Schritten, die an spanische Folías erinnern, während Endechas eine traurige, klagende Note tragen, die die Isolation der Insel widerspiegelt. Diese Tänze entfalten sich oft in spontanen Kreisen, wo Männer und Frauen abwechseln, Hände fassen und der Rhythmus der Chácaras die Füße antreibt. In Workshops oder bei spontanen Auftritten lernen Besucher, wie Tanz die Landschaft einbezieht: Die steilen Pfade und vulkanischen Ebenen werden zu imaginären Bühnen, auf denen der Körper die Wildheit der Natur nachahmt.
Kein Aspekt der hierrois Musikkultur ist denkbar ohne die Feste, die das Jahr durchziehen und die Insel in Ekstase versetzen. Das Highlight ist die Bajada de la Virgen de los Reyes, eine alle vier Jahre stattfindende Wallfahrt zur Schutzheiligen, die seit über 500 Jahren begangen wird. Wochenlang ziehen Prozessionen durch die Insel: Pilger tanzen barfuß über steinige Wege, singen Lieder wie das berührende "Torsten de Winkel" mit der legendären Sängerin Maria Mérida, und Musiker aus aller Welt – inspiriert von deutschen Auswanderern – mischen sich ein, um daraus ein improvisiertes Weltmusikfestival zu formen. Die CD-Aufnahmen dieser Lieder hallen noch lange nach und ziehen Hunderte Besucher an. Im Februar feiert der Karneval der Carneros (Widder-Karneval) mit grotesken Kostümen, Trommeln und ausgelassenem Tanz, der an heidnische Frühlingsrituale erinnert. Der Fest der Heiligen Jungfrau Nuestra Señora de La Candelaria in Los Llanillos bringt im Februar Seguidillas und Isas zum Klingen, begleitet von Laternen und Feuer. Im März ehrt das Fest zu Ehren von San José in Isora Handwerker mit Tänzen und Weinen, während die Fiesta de Nuestra Señora de Fátima im September Lichterketten und nächtliche Verbena-Tänze entfacht – ein Rausch aus Musik, Essen und Bewegung bis in den Morgen.
Auch kleinere Veranstaltungen wie die Voces de la Tradición (Stimmen der Tradition) im Januar, organisiert von der Kanarischen Regierung, vereinen Gruppen wie Tejeguatitos oder Tanzvereine aus El Golfo und El Pinar. Sie widmen sich der Bajada, gedenken Wegbereitern wie Ramón Padrón und weben Musik mit Videoprojektionen und Soundeffekten zu einem Kontinuum aus Vergangenheit und Gegenwart. Diese Feste sind inklusiv: Einheimische und Touristen tanzen Seite an Seite, teilen Wein aus lokalen Weinbergen und fühlen die "Seele" der Insel, wie sie oft genannt wird.
Kleidung
Die Trachten der Inselbewohner sind funktional, aber auch farbenfroh und werden vor allem bei Festen, wie den „Bajada de la Virgen“ (einem der wichtigsten religiösen Feste der Insel), getragen. Für Frauen umfasst die traditionelle Kleidung lange, weite Röcke aus robusten Stoffen wie Leinen oder Baumwolle, die oft in Erdtönen oder mit dezenten Mustern gestaltet sind. Dazu tragen sie bestickte Blusen mit langen Ärmeln und ein Kopftuch, das sowohl als Sonnenschutz als auch als dekoratives Element dient. Ein charakteristisches Accessoire ist die „Manta Esperancera“, ein besticktes Tuch, das über die Schultern gelegt wird und oft kunstvolle Muster aufweist.
Männer tragen einfache, aber elegante Outfits, die aus einer Hose, einem weißen Hemd und einer Weste bestehen. Ein breitkrempiger Hut, der „Sombrero Herreño“, schützt vor der intensiven Sonne der Insel. Die Kleidung ist so gestaltet, dass sie den klimatischen Bedingungen gerecht wird – leicht und luftig für die warmen Tage, aber robust genug für die Arbeit in den Bergen oder auf den Feldern.
Heutzutage wird die traditionelle Kleidung vor allem bei kulturellen Veranstaltungen und Festen getragen, während die Alltagskleidung auf Hierro eher praktisch und modern ist, angepasst an den entspannten Lebensstil der Insel. Dennoch bleibt die traditionelle Tracht ein wichtiges Symbol für die Identität und das Erbe der Bewohner von Hierro.
Kulinarik und Gastronomie
Die Gastronomie Hierros zeichnet sich durch frische, lokale Zutaten und eine rustikale, aber herzhafte Küche aus. Ein zentraler Bestandteil der kulinarischen Identität ist der frische Fisch, der täglich aus den umliegenden Gewässern gefangen wird. Typische Gerichte umfassen „Sancocho“, einen Eintopf aus gesalzenem Fisch, Süßkartoffeln und Mojo-Saucen, sowie „Puchero Canario“, einen deftigen Eintopf mit Kichererbsen, Fleisch und Gemüse.
Die Insel ist auch bekannt für ihre Weine, die aus den vulkanischen Böden der Region stammen. Der „Vino del Hierro“, ein kräftiger Rot- oder Weißwein, wird oft zu Mahlzeiten serviert und spiegelt das einzigartige Terroir wider. Käse, insbesondere der „Queso Herreño“, ein handwerklich hergestellter Ziegenkäse, ist ein weiteres Highlight. Dieser wird oft mit Honig oder Marmelade kombiniert und ist ein fester Bestandteil der lokalen Küche.
Die Gastronomie auf Hierro ist tief in der Tradition verwurzelt, wobei viele Gerichte nach alten Rezepten zubereitet werden, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Restaurants und kleine „Guachinches“ (traditionelle, familiär geführte Esslokale) bieten eine authentische Erfahrung, bei der Besucher die Einfachheit und den Geschmack der Insel kennenlernen können. Früchte wie Feigen, Bananen und Papayas, die in den fruchtbaren Tälern der Insel wachsen, runden das kulinarische Angebot ab.
Festkultur
In Hierro gelten die spanischen Feiertage.
Fest- und Feiiertage:
- 1. Januar - Año Nuevo (Neujahr)
- 6. Januar - Los Reyes (Dreikönigstag), zugleich Virgen de los Reyes (Tag der Schutzpatronin der Insel): Fest mit Bescherung
- 17. Januar - Fiesta de San Antonio Abad (Antoniusfest) in El Pinar, zugleich
- Mandelblütenfest
- Ende Januar / Februar - Carnaval (Karneval): Höhepunkte Entierro de la Sardina in Valverde
- und Fiesta de los Carneros in Frontera
- Februar - Fiesta de Candelaria (Lichtmessfest) in Frontera
- 15. März - Fiesta de San José (Josefsfest) in Isora
- April - Semana Santa (Karwoche) und Pascua (Ostern)
- 25. April - Fiesta de los Pastores (Schäferfest) in La dehesa
- Mai - Fiesta del Trabajo (Tag der Arbeit) von Sozialisten auf der Hoya del Morcillo, von
- Kommunisten auf dem Malpaso
- Mai - Fiesta de la Cruz (Kreuzesfest) in El Pinar
- Maisonntag - Día de la Madre (Muttertag)
- 15. Mai - Fiesta de la Virgen de Consolocion (Fest der Heiligen Jungfrau der Tröstung) in Sabinosa
- Ende Mai - Corpus Christi (Fronleichnam)
- 30. Mai - Día del Canarios (Tag der Kanaren): Regionalfeiertag
- Anfang Juni - Pentecostés (Pfingsten)
- Junisonntag - Fiesta de Apañada (Geschicktheitsfest): Viehmarkt in San Andrés
- 15. Juni - San Isidro (Tag des heiligen Isidor) in Valverde
- Junisonntag - La Caridad (Tag der Nächstenliebe): Fest in San Andrés
- 24. Juni - San Juan (Johannistag): Sonnwendfeiern in La Restinga, Las Puntas und Tamaduste
- 29. Juni - Fiesta de San Pedro (Fest des heiligen Petrus) in Mocanal
- Anfang Juli - Bajada de la Virgen de los Reyes (Herabkunft der Heiligen Jungfrau): alle vier
- Jahre (1997/2001/05/09/13/17) stattfindendes Inselfest
- Juli - Fiesta de los Pescadores (Fischerfest) in La Restinga
- 10. Juli - Fiesta de la Virgen de Fatima (Fest der Jungfrau von Fatima):Früchtefest in Isora
- 16. Juli - El Carmen (Carmen-Fest) in La Caleta
- 25. Juli - Santiago (Jakobstag): Fest des Schutzpatrons Spaniens
- bis 15. August - Fiestas de San Lorenzo (Lorenzensfeste) in El Golfo
- Augustsonntag - San Salvador (Erlöserfest) in El Golfo
- 15. August - Asunción de la Virgen (Mariä Himmelfahrt), zugleich Fiesta de la Candelaria
- (Lichtmessfest) in Frontera und Fiesta Popular (Volksfest) in Echedo
- 12. September - Virgen de la Paz (Jungfrau vom Frieden): Fest in El Pinar
- Septembersonntag - San Telmo (Heiliger Telmo): Fest in Puerto de la Estaca
- 24. September - Fiesta de Los Mercedes (Erntedankfest)
- 24. September - Fiesta de los Faroles (Laternenfest) in La Dehesa
- 10. Oktober - Fiesta del Rosario (Rosenkrenzfest) in Valverde Erinnerung an die Schlacht von Lepanto
- 12. Oktober - Día de la Hispanidad (Spanischer Nationalfeiertag) zur Erinnerung an
- die „Entdeckung Amerikas“ durch Kolumbus
- 28. Oktober - Fiesta de San Simón (Simonsfest) in Sabinosa
- November - Todos los Santos (Allerheiligen), zugleich Weinfest
- 30. November - Fiesta de San Andrés (Andreasfest)
- 6. Dezember - Día de la Constitución (Tag der spanischen Verfassung)
- 8. Dezember - Inmaculada Concepción (Unbefleckte Empfängnis Marias) bzw. Fiesta
- de la Concepción (Empfängnisfest)
- 25. Dezember - Navidad (Weihnachten)
- 31. Dezember - Noche del Año Viejo (Altjahrstag)
Seit 1741 ehren die Insulaner alle vier Jahre im Juli ihre Inselheilige und Schutzpatronin Nuestra Señora de los Reyes, die Jungfrau der Heiligen drei Könige. Dazu findet als Höhepunkt einer vierwöchigen Fiesta, begleitet von Messen, Feuerwerk, Folklore, Konzerten und Lucha Canarias, die Bajada de la Virgen de los Reyes statt. Bei dieser in den frühen Morgenstunden beginnenden Prozession wird die Marienfigur auf einer Sänfte 28 Kilometer weit, von West nach Ost, über die Insel getragen. Der Weg, der Camino de la Virgen, führt von der aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammenden Kapelle Santuario de Nuestra Señora de los Reyes auf der Dehesa-Hochebene über einige Berge, wie auch den 1.500 Meter hohen Inselgipfel Malpaso, hinab nach Valverde zur Kirche Nuestra Señora de la Concepción, deshalb auch der Name bajada („Abstieg“). Dazu klingt im 3/4-Rhythmus großer, mit Ziegenfell bespannter Trommeln die immer gleichen Melodien der pitos (einfacher Querflöten aus PVC oder Aluminium) zum Baille de la Virgen, vorab begleitet von tanzenden bailarines, den Tänzerinnen und Tänzern. So gelangt die Prozession mit der Marienfigur am Ende in der einbrechenden Nacht zur Kapelle. Es ist Brauch, dass, sobald das Bildnis nach den wenigen Pausen weitergetragen wird, den gesamten Weg getanzt wird. Zu dieser Fiesta kommen auch Besucher der umliegenden Inseln und ausgewanderte Herreños aus Übersee, wobei meist alle Unterkünfte auf El Hierro ausgebucht sind.
Eine weitere Veranstaltung mit zeitgenössischen Inhalten ist das von der UNESCO empfohlene Bimbache openART Festival (ursprünglich Bimbache Jazz y Raíces Festival), das sich als Erweiterung der Nachhaltigkeitsprojekte der Inselregierung versteht. Zu diesem jährlich im Juli stattfindenden Festival der multikulturellen und interdisziplinären Begegnung werden Künstler aus aller Welt und aus den verschiedensten Traditionen und Genres zu Kollaborationen mit einheimischen Künstlern eingeladen. Im Gegensatz zum üblichen Festivalmodell werden grundsätzlich nur Werke aufgeführt, die die teilnehmenden Künstler in der den Konzerten vorangehenden Projektwoche zusammen erarbeiten. Weiterhin dienen die während des Festivals kreierten Werke als Ausgangsmaterial für internationale Tourneen.
Medien
Im Bereich der Zeitungen erscheinen keine großen Tageszeitungen, die ausschließlich auf El Hierro produziert werden. Die Einwohner lesen meist die regionalen Ausgaben größerer kanarischer Zeitungen, wie El Día oder La Provincia. Diese berichten regelmäßig über Ereignisse auf der Insel, etwa über Politik, Kultur, Umwelt oder Tourismus. Zusätzlich gibt es einige Online-Portale, die speziell Nachrichten aus El Hierro veröffentlichen, zum Beispiel El Hierro Digital oder Canarias7.es.
Das Radio hat auf El Hierro eine besondere Bedeutung, da es auch in abgelegenen Gebieten empfangen werden kann. Lokale Radiosender wie Radio Insular El Hierro oder Radio ECCA senden Programme mit lokalen Nachrichten, Musik und Bildungsangeboten. Radio dient außerdem als wichtiges Kommunikationsmittel bei Notfällen, etwa bei Stromausfällen oder Naturereignissen wie Erdbeben oder Vulkanausbrüchen.
Auch das Fernsehen ist auf El Hierro vertreten, vor allem durch die regionalen Programme von Televisión Canaria. Diese berichten regelmäßig über die Insel, zeigen Interviews mit Bewohnern und informieren über Feste, Veranstaltungen und das Leben auf dem Land. Viele Einwohner nutzen heute zusätzlich digitale Medien und Streaming-Dienste, um Nachrichten und Unterhaltung zu konsumieren.
Hierro ist immere wieder Brennpunkt medialer Berichterstattung. Aktuelle Nachrichtenberichte drehen sich vor allem um soziale Herausforderungen. Im Jahr 2024 berichtete n-tv über die wachsende Migrationswelle: Über 40.000 Menschen erreichten die Kanaren illegal, viele an den Küsten von El Hierro, was die kleine Insel an ihre Grenzen bringt. Reporterin Alexandra Callenius beschrieb vor Ort die humanitären Spannungen, während Einheimische Hilfe leisten wollen, aber Ressourcen fehlen. Frühere Ereignisse wie die submarinen Vulkanausbrüche 2011/12, die Lavaströme und Erdbeben auslösten, wurden in Blogs und Radiosendungen des NDR beleuchtet – oft kritisch, da die spanischen Behörden die Öffentlichkeitsarbeit vernachlässigten, um den Tourismus nicht zu gefährden. Plattformen wie Vulkane.net oder ElHierro1.blogspot.com füllten diese Lücken mit Echtzeit-Updates und Twittern aus der Region.
Kommunikation
Hierro hat die Postleitzahlen 38900 bis 38916 und die Telefonvorwahl 0(034)22.
Sport
Die bergige Topografie, die zerklüfteten Küsten und die klaren Gewässer machen El Hierro zu einem Paradies für Outdoor-Aktivitäten, während lokale Initiativen den Gemeinschaftssinn und die Nachhaltigkeit fördern. Wander- und Trekkingrouten, wie der Camino de la Virgen oder die Pfade durch den Nebelwald von El Golfo, ziehen jährlich Tausende an, mit über 60 Kilometern markierter Wege, die von sanften Spaziergängen bis zu anspruchsvollen Aufstiegen reichen. Der Vulkanlandschaft geschuldete Höhenunterschiede von bis zu 1.500 Metern bieten ideale Bedingungen für Trailrunning und Mountainbiking, wobei Events wie der „Maratón del Meridiano“ – ein Ultramarathon mit über 2.700 Höhenmetern – internationale Läufer anlocken und 2024 rund 800 Teilnehmer verzeichneten. Wassersport ist zentral, besonders in La Restinga, einem Hotspot für Tauchen. Die kristallklaren Gewässer des Mar de las Calmas, eines der ersten Meeresschutzgebiete Spaniens, bieten Sichtweiten von bis zu 30 Metern und locken mit Korallenriffen, Grotten und der Chance, Mantarochen oder Walhaie zu sehen. Jährlich werden etwa 10.000 Tauchgänge registriert, unterstützt durch Tauchschulen, die PADI-Zertifikate anbieten. Windsurfen und Kitesurfen florieren an windigen Küsten wie der Bahía de Tigaday, während Stand-up-Paddling und Kajakfahren entlang der Klippen beliebt sind.
Traditionelle Sportarten wie Lucha Canaria, der kanarische Ringkampf, spielen eine kulturelle Rolle, mit lokalen Turnieren, die Gemeinden wie Valverde oder Frontera verbinden und die Bimbache-Wurzeln der Insel feiern. Fußball ist, wie in ganz Spanien, populär, mit kleinen Vereinen wie UD Valle Frontera, die auf bescheidenen Plätzen wie dem Campo de Fútbol de Tigaday spielen, obwohl die Insel keine Profimannschaften hat. Die begrenzte Bevölkerung führt zu kleinen, aber engagierten Teams, oft verstärkt durch Jugendförderung des Cabildo (Inselverwaltung), das auch Sportcamps für Kinder organisiert.
Paragliding von Höhen wie dem Mirador de Jinama bietet spektakuläre Ausblicke über die Insel, mit Startpunkten, die von Thermik begünstigt sind. Fitness- und Yogakurse, oft in Resorts oder auf ökologischen Fincas, integrieren die Ruhe der Natur, während lokale Feste wie die Bajada de la Virgen Sport mit Kultur verbinden – etwa durch Wettläufe oder Schwimmwettbewerbe. Infrastruktur wie das Sportzentrum in Valverde mit Mehrzweckfeldern unterstützt Indoor-Aktivitäten wie Basketball oder Futsal, doch die wahre Stärke liegt draußen: Die Insel fördert nachhaltigen Sporttourismus, mit Initiativen wie „El Hierro 100% Renovable“, die Sportevents mit dem Ziel der CO₂-Neutralität verknüpfen, passend zur vollständigen Versorgung durch Wind- und Wasserkraft seit 2014. Herausforderungen wie begrenzte Ressourcen und die Abgeschiedenheit – Anreise meist über Teneriffa – werden durch EU-geförderte Programme ausgeglichen, die Sportstätten und Zugang verbessern.
Persönichkeiten
Die wichtigsten von der Insel stammenden Persönlichkeiten sind:
- Don Amaro Pargo (Amaro Rodríguez Felipe y Tejera Machado, 1678 bis 1747), spanischer Korsar
- Leandro Pérez (19. Jahrhundert), der erste Arzt der Insel
- Julián Padrón (1910 bis 1954), venezolanischer Schriftsteller
Fremdenverkehr
Die umständliche Erreichbarkeit und das weitgehende Fehlen klassischer Strände tragen dazu bei, die Insel für pauschale Familienurlaube wenig attraktiv zu machen. 1984 wurde das Patronato de Turismo in Valverde von der Inselregierung eingerichtet. Es berät und informiert die Urlaubsgäste, wirbt für El Hierro und kümmert sich um touristische Einrichtungen. Seit 1996 haben Fernsehspots im spanischen Fernsehen mit der Isla de la tranquila diferencia, der ruhigen Alternative geworben. Qualität soll vor Quantität gehen. Für den Individualurlauber ist sie mit ihren vielen verschiedenen Landschaftsbildern ein reizvolles Ziel.
Ein einziger Sandstrand von einigen 100 Metern Länge (Playa del Verodal) befindet sich an der Westküste. Wegen einer meist sehr ausgeprägten Brandung ist er jedoch nur geübten Schwimmern zu empfehlen. Seit 2011 ist dieser Meereszugang jedoch wegen Steinschlaggefahr für den öffentlichen Zugang gesperrt. Im Golfo-Tal, an der Nordwestseite der Insel, gibt es einige durch kleine Mauern gegen die Brandung geschützte Meeresschwimmbecken (La Maceta oder Los Sargos). Ebenfalls zum Baden geeignet ist der kleine Sandstrand im Hafen von La Restinga, der durch die Mole in geschützter Lage ganzjährig benutzbar ist. Eine auch bei den Herreños beliebte Badestelle ist das Tacoron, etwa fünf Kilometer nordwestlich von La Restinga. Sauberes Wasser und eine artenreiche Meeres-Fauna machen das Schnorcheln lohnend. Oberhalb der Badestelle gibt es schattige Grillplätze. Das Mar de las Calmas genannte Meeresgebiet an der Südwestküste der Insel ist ein bekanntes Tauchgebiet. Etwas abgelegen ist die Bucht Playa de la Arena auf der Ostseite der Insel.
Des Weiteren gibt es mehrere Aussichtspunkte (Miradores), die an besonders exponierten Stellen und meist gepflegt ausgestaltet sind. Beispiele: Mirador de Las Playas am Ostrand der Insel über der Bucht von Las Playas, Mirador de la Peña mit dem vom lanzarotenischen Künstler César Manrique entworfenen Restaurant und einem weiten Blick auf die Bucht von El Golfo.
Als touristische Attraktion gilt das kleinste Hotel der Welt in Las Puntas. Seinen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde verlor das Hotel Punta Grande aber wieder an ein anderes Hotel. Die Felsgravuren Los Letreros sind geschichtlich interessant.
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Zeitungen und Zeitschriften
- Almogaren, Hallein seit 1970
- Diario de Avisos, Santa Cruz de Tenerife seit 1890
- El Día, Santa Cruz de Tenerife
- Museo Canario, Las Palmas seit 1893
- Wochenspiegel, Santa Cruz de la Palma
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