Giglio

Aus Insularium
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Weltweit bekannt geworden ist die Insel vor der toskanischen Küste durch das im Jahr 2012 vor ihrer Küste gestrandete Kreuzfahrtschiff Costa Concordia. Ansonsten war und ist Giglio eine ganz eigene Welt für sich.

Name

Der Name Giglio, gesprochen [ˈdʒiʎːo], wird gern mit der „Lilie“, italienisch giglio aus lateinisch lilium, in Verbindung gebracht. Diese Deutung wirkt auf den ersten Blick passend zur Florentinischen Herrschaft der Medici-Familie, deren Wappen eine Lilie ziert, doch die Etymologie reicht weiter zurück und hat nichts mit der Blume zu tun. Tatsächlich aber geht er auf die griechische Bezeichnung Αιγύλιον [Aigýlion] zurück, in wörtlicher Übersetzung „kleine Ziege“ - abgeleitet vom griechischen Ausdruck αἴξ [aix] für „Ziege“. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf die zahlreichen Ziegen, die in der Antike auf der bergigen, felsigen Insel hausten. Die Römer latinisierten diesen Namen zu Aegilium oder Igilium. Im Mittelalter wandelte sich die Form zu Gilio oder Ilgilium, bevor sie im Neuzeitlichen Italienisch zu Giglio wurde. Der Übergang von Igilium zu Giglio vollzog sich gemäß den phonetischen Wandlungen, wobei die ursprüngliche Bedeutung der „Ziegeninsel“ verloren ging.

Historisch taucht der Name in römischen Quellen auf, etwa bei Julius Caesar in seinem Werk De Bello Civili, wo die Insel als Insula Aegilium als strategischer Punkt im Tyrrhenischen Meer erwähnt wird. Plinius der Ältere nennt sie in seiner Naturalis Historia ähnlich, und sie diente als Handels- und Militärstützpunkt. Trotz der römischen und etruskischen Präsenz blieb die Assoziation mit Ziegen erhalten. Erst unter pisansicher und schließlich florentinischer Kontrolle, etablierte sich der bis heute für die Gemeinde verwendet wird: Isola del Giglio, „Insel der Lilie“., dem Symbol der Reinheit, Unschuld, Würde und Weiblichkeit. In der christlichen Tradition steht die weiße Lilie für die Jungfraulichkeit und Unantastbarkeit der heiligen Jungfrau Maria sowie für die Auferstehung Jesu. In der griechischen Mythologie repräsentiert sie Unsterblichkeit und Wiedergeburt.

  • international:  Giglio
  • amharisch: ጂልዮ [Ǧīlyo]
  • arabisch:  جيليو [Jīlyū]
  • armenisch: Ջիլյո [Jiljo]
  • bengalisch: জিলিও [Jilio]
  • birmanisch: ဂျီလီယို [Jī-li-yo]
  • bulgarisch:  Джильо [Dšiljo]
  • chinesisch: 吉廖 [Jíliào]
  • georgisch: ჯილიო [Jilio]
  • griechisch:  Τζίλιο [Tzílio]
  • gudscheratisch: જિલિયો [Jiliyo]
  • hebräisch:  ג'יליו [Jiliyō]
  • hindi:  जिलियो [Jiliyo]
  • japanisch:  ジリオ (Jirio)
  • kambodschanisch:  ជីលីអូ [Jī-li-’o]
  • kanaresisch:  ಜಿಲಿಯೊ [Jiliyo]
  • kasachisch:  Джилио [Jilio]
  • koreanisch:  질리오 [Jillio]
  • laotisch:  ຈີລິໂອ [Chī-lì-‘o]
  • lateinisch:  Igilium
  • lettisch:  Džilio
  • litauisch:  Džilijas
  • makedonisch: Џилио [Džilio]
  • malayalam:  ജിലിയോ [Jiliyo]
  • maldivisch (Dhivehi):  ޖިލިޔޯ [Jiliyo]
  • oriya (Odia):  ଜିଲିଓ [Jiliyo]
  • pandschabisch:  ਜਿਲਿਓ [Jilio]
  • persisch:  جیلیو [Jīlyo]
  • russisch:  Джильо [Dšiljo]
  • serbisch:  Ђиљо [Điljo]
  • singhalesisch: ජිලියෝ [Jiliyō]
  • sizilianisch:  Gigghiu
  • tamilisch:  ஜிலியோ [Jiliyo]
  • tatarisch:  Җильо [Ğil‘jo]
  • telugu:  జిలియో [Jiliyo]
  • thai:  จิลิโอ [Chilio]
  • tibetisch:  ཇི་ལིཨོ [Ji-li-’o]
  • ukrainisch:  Джильйо [Dšil‘jo]
  • urdu:  جیلیو [Jīlyo]
  • weißrussisch:  Джыліа [Dšylia]


Offizieller Name:  Isola del Giglio

  • Bezeichnung der Bewohner:  Gigliesi bzw. Gigliesini (Giglieser)
  • adjektivisch: gigliese (gigliesisch)


Kürzel:

  • Code:  GI / GIG
  • Kfz:  GR
  • ISTAT-Nummer:  053012
  • Katastercode:  E348
  • ISO-Code:  IT.GR.GI

Lage

Die Insel liegt im Norden des Tyrrhenischen Meeres vor der toskanischen Küste im bereich der Halbinsel Monte Argentario auf durchschnittlich 42°19‘ n.B. und 10°59‘ ö.L. Giglio befindet sich 52 km südöstlich von Elba und rund 15 km westlich der Halbinsel Monte Argentario. Giannutri liegt 14 km südlich des Monte Argentario.


Geografische Lage:

  • nördlichster Punkt:  42°23‘40“ n.B. (Punta del Morto)
  • südlichster Punkt:  42°19’00” n.B. (Punta del Capel Rosso) bzw. 42°14‘12“ n.B. (Punta del Capel Rosso / Giannutri)
  • östlichster Punkt:  10°55’54” ö.L. (Punta del Tamburo) bzw. 11°07‘19“ ö.L. (Punta San Francesco / Giannutri)
  • westlichster Punkt:  10°52‘02“ ö.L. (Punta di Mezzo Franco)


Entfernungen:

  • Monte Argentario  14,4 km
  • Giannutri  15,6 km
  • Montecristo  44 km
  • Grosseto  45 km
  • Elba  52 km
  • Piombino  66 km
  • Korsika  108 km
  • Rom  143 km
  • Florenz  158 km
  • Sardinien  176 km
  • Ponza  230 km
  • Genua  274 km
  • Neapel  324 km

Zeitzone

Auf Giglio gilt wie in ganz Italien die Tempo Centrale Europeo bzw. Central European Time (Mitteleuropäische Zeit), abgekürzt TCE bzhw. CET (MEZ). Von Ende März bis Ende Oktober gilt die um eine Stunde vorgestellte Ora Legale bzw. Central European Summer Time (Mitteleuropäische Sommerzeit), kurz OL bzw. CEST (MESZ). Die Realzeit liegt um 44 Minuten vor der Koordinierten Weltzeit (UTC).

Fläche

Die Insel Giglio ist 21,21 km² groß. Die Gemeinde Isola di Giglio umfasst 23,8 km² bzw. 9,19 sqm, nach alternativen Angaben 24,01 km². Von Nordwesten nach Südosten zwischen Punta del Fenaio und Punta San Francesco durchmisst sie 23,4 km, von Südwesten nach Nordosten zwischen Punta di Mezzo Franco und Punta del Lazzaretto 4,7 km. Die Küste hat eine Länge von 28 km, die höchste Erhebung der Insel ist mit einer Höhe von 496 m der Poggio della Pagana.

Geologie

Giglio entstand im späten Miozän (vor etwa 5 bis 4,5 Millionen Jahren) im Zuge der apenninischen Orogenese, einer Phase intensiver tektonischer Aktivität, die durch die Kollision der afrikanischen und eurasischen Kontinentalplatten ausgelöst wurde. Diese Bewegungen führten zur Hebung des Apennin-Gebirges und zur Bildung des Toskanischen Archipels, zu dem auch Elba, Pianosa und Montecristo gehören. Giglio ist das Ergebnis magmatischer Prozesse, bei denen geschmolzenes Gestein (Magma) in die Erdkruste eindrang und langsam erstarrte. Die Insel besteht überwiegend aus Monzogranit, einem plutonischen Gestein, das aus Quarz, Feldspat und Glimmer besteht. Dieser Granit, der etwa 90 % der Inseloberfläche ausmacht, entstand in einer Magmakammer etwa 5 bis 10 Kilometer unter der Erdoberfläche und wurde durch tektonische Hebung und Erosion freigelegt. Die charakteristische hellgraue bis rosafarbene Färbung des Giglio-Granit machte ihn bereits in der Antike zu einem begehrten Baumaterial, etwa für römische Säulen oder mittelalterliche Bauten.

Die geologische Struktur Giglios ist relativ homogen, da der Monzogranit die Insel dominiert. Dennoch gibt es kleinere Vorkommen anderer Gesteine, die auf sekundäre geologische Prozesse hinweisen. Im Nordwesten, insbesondere um den Monte Paterno, finden sich Pegmatitgänge, mineralreiche Adern mit grobkörnigen Kristallen wie Turmalin und Beryll, die auf späte Stadien der Magmakristallisation hindeuten. Im Südosten, nahe dem Franco-Promontorium, treten metamorphische Gesteine wie Gneis und Schiefer auf, die durch die Hitze und den Druck der Granitintrusion verändert wurden. Diese Bereiche weisen auch Spuren von Eisen- und Hämatitvorkommen auf, die in der Bronzezeit und Antike abgebaut wurden. Vulkanische Gesteine fehlen auf Giglio, im Gegensatz zur benachbarten Insel Giannutri, die Kalksteinformationen aufweist.

Die Insel ist von einer stark zerklüfteten Topographie geprägt, die durch tektonische Spannungen und Erosion entstand. Steile Klippen, insbesondere an der Westküste bei Giglio Campese, wechseln sich mit sanften Hängen und kleinen Ebenen ab, die landwirtschaftliche Nutzung ermöglichten. Die Küstenlinie, etwa 27 Kilometer lang, ist durchsetzt mit Buchten (zum Beispiel Campese, Arenella) und Riffen (wie Le Scole), die durch Wellenerosion und Unterwasserströmungen geformt wurden. Diese Riffe, bestehend aus demselben Monzogranit, waren in der Antike berüchtigt für Schiffbrüche, wie archäologische Funde von Wracks belegen.

Giglio verfügt über begrenzte Süßwasserressourcen, da der Granit nur wenig Wasser speichert. Kleine Quellen und saisonale Bäche, die in Regenzeiten (Herbst und Winter) aktiv sind, versorgten die Bevölkerung historisch, während Zisternen in Giglio Castello und Giglio Porto die Wasserversorgung sicherten. Die Böden der Insel sind dünn und bestehen hauptsächlich aus verwittertem Granit (sandy loam), der mit organischen Materialien angereichert ist. In den flacheren Zonen, etwa um Giglio Porto, ermöglichten diese Böden den Anbau von Oliven, Weinreben (Ansonica) und Getreide, während die steilen Hänge von Macchia-Vegetation – wie Myrte, Rosmarin und Steineichen – dominiert werden. Diese Vegetation schützt vor Erosion, die durch starke Regenfälle und Winde begünstigt wird.

Die geologischen Ressourcen Giglios waren seit prähistorischen Zeiten von Bedeutung. Der Granitabbau begann vermutlich in der Bronzezeit und erreichte unter den Römern seinen Höhepunkt, als das Gestein für Monumente in Rom und anderen Städten verwendet wurde. Die Steinbrüche, vor allem in der Gegend von Giglio Porto und Campese, lieferten gleichmäßige Blöcke, die leicht zu bearbeiten waren. Hämatit- und Eisenvorkommen, obwohl begrenzt, unterstützten lokale Metallverarbeitung, wie Funde aus der etruskischen Zeit zeigen. Moderne geologische Untersuchungen, etwa durch das Toskanische Archäologische System, haben auch Spuren von Blei und Kupfer entdeckt, die auf kleinere Lagerstätten hinweisen.

Landschaft

Die Insel weist einen vorwiegend gebirgigen Charakter auf. Ihr Bergrücken erreicht seinen höchsten Punkt am Poggio della Pagana 486 m. An der 28 km langen Küste wechseln zu Buchten ausgeschliffene Granitfelslandschaften mit Sandstränden ab.

Giglio hat eine abwechslungsreiche Landschaft, die von zerklüfteten Küsten, sanften Hügeln und dichten Wäldern geprägt ist. Im Osten, wo Giglio Porto liegt, öffnet sich eine geschützte Bucht mit einem schmalen, kiesigen Strand, umgeben von flachen Klippen und niedrigen, von Macchia bewachsenen Hügeln. Die Macchia mediterranea, eine dichte Vegetation aus Myrte, Rosmarin, Heidekraut und Erdbeerbäumen, dominiert weite Teile der Insel und verleiht ihr ein wildes, aromatisches Flair, besonders in den hügeligen Regionen, die sich zum Inselinneren hin erheben. Diese Hügel, die bis zu 496 Meter am Poggio della Pagana ansteigen, sind von Wanderwegen durchzogen, die durch Pinien- und Steineichenwälder führen und Ausblicke auf das türkisfarbene Tyrrhenische Meer eröffnen.

Im Zentrum der Insel thront Giglio Castello, umgeben von terrassierten Hängen, auf denen Olivenbäume und kleine Weinberge wachsen, die die landwirtschaftliche Vergangenheit widerspiegeln. Die Böden hier sind granitisch, oft von roten, eisenhaltigen Adern durchzogen, die Spuren des einstigen Bergbaus zeigen. Nach Westen hin wird die Landschaft rauer: Die Nordwestküste um Giglio Campese öffnet sich zu einer weiten Bucht mit dem längsten Sandstrand der Insel, der von imposanten, roten Klippen und dem Torre di Campese, einem mittelalterlichen Wachturm, flankiert wird. Die steilen, felsigen Klippen im Norden und Süden, wie an der Punta di Capel Rosso, stürzen dramatisch ins Meer und bilden versteckte Grotten und kleine, schwer zugängliche Buchten wie Cala dell’Allume. Im Süden erstrecken sich flache, von Winden geformte Küstenabschnitte, wo die Macchia direkt ans Wasser grenzt und kleine Strände wie Arenella und Cannelle eingebettet liegen.

Giannutri, die südlichste Insel des Toskanischen Archipels, ergänzt diese Vielfalt mit einer kargeren, fast mondartigen Landschaft. Ihre 2,6 km² bestehen aus Kalksteinplateaus, die von niedriger Vegetation und vereinzelten Pinien bedeckt sind, während steile Klippen die 11 Kilometer lange Küste säumen. Die beiden Hauptbuchten, Cala Spalmatoio und Cala Maestra, bieten flache, zugängliche Ufer, doch die Insel bleibt weitgehend unbewohnt und wild, geprägt von römischen Ruinen und dem einsamen Leuchtturm am Capo Carbona. Zusammen bilden die Landschaften von Giglio und Giannutri ein Mosaik aus rauer Küstenschönheit, hügeliger Wildnis und mediterraner Vegetation, das die unberührte Natur des Archipels unterstreicht.

Le Scole sind eine unbewohnte Felsgruppe vor der Ostküste Giglios. Sie liegen zwischen dem Hafen von Giglio und der Cala delle Cannelle. Die Felsen ragen nur wenige Meter aus dem Wasser und weisen an der Oberfläche keine nennenswerte Vegetation auf. Der größte der Felsen ist etwa 100 Meter lang und 50 Meter breit.


Erhebungen

  • Poggio della Pagana  496 m
  • Poggio della Chiusa  485 m
  • Monte Castelluccio  476 m
  • Poggio Terneti  388 m
  • Poggio del Sasso Ritto 363 m
  • Poggio delle Serre 237 m
  • Poffio Zuffolone 206 m
  • Poggio Falcone 189 m
  • Poggio Giannetto 179 m
  • Poggio del Serrone 173 m

Flora und Fauna

Die Flora der Isola del Giglio ist typisch mediterran und geprägt von Macchia-Vegetation mit Rosmarin, Myrte, Mastixstrauch und Steineichenwäldern sowie zahlreichen endemischen Pflanzenarten. Die Fauna umfasst Wildziegen, Kaninchen, verschiedene Reptilien und eine reiche Vogelwelt, während die umliegenden Meeresgebiete Lebensraum für Delfine, Meeresschildkröten und vielfältige Fischarten bieten.

Flora

Die Insel beherbergt eine reiche mediterrane Flora. Die von dem Forscher Sommier 1900 zusammengetragenen botanischen Arten, unter ihnen auch einige besonders seltene und nur hier beheimatete, sind über 700 an der Zahl und blühen das ganze Jahr über üppig. Von März bis Juni jedoch entfaltet die Flora ihre ganze Farbenpracht, und betört mit ihren intensiven Düften die Sinne.

Wie auf fast allen Inseln des Toskanischen Archipels bestand die Vegetation der Insel Giglio einst aus Steineichenwäldern, die fast die gesamte Insel bedeckten. Seit der Antike haben die Entwicklung der Landwirtschaft, die Viehzucht und die Brände die natürliche Umgebung verändert und zum Verschwinden eines Großteils dieser Vegetation geführt, die sich heute, mit dem Übergang von der Landwirtschaft zum Tourismus, langsam wieder etabliert. Die uralte Vegetation, die einst die Insel beherrschte und von mediterraner Macchia aus Steineichen und Korkeichen mit Heidekraut und Erdbeerbäumen, Geißblatt (Lonicera implexa), Geißblatt (Smilax aspera), Krapp (Rubia peregrina), Alpenveilchen (Cyclamen repandum und Cyclamen hederifolium) geprägt war, findet sich noch auf dem Franco-Promontorium entlang der Westküste südlich von Giglio Campese sowie an den Osthängen des Poggio del Castello und im Vallata del Molino. In den 1950er Jahren wurden die Hänge des Poggio della Pagana mit heimischen und maritimen Kiefern aufgeforstet. Bis vor einigen Jahrzehnten wurden fast auf der gesamten Insel Terrassen mit Trockenmauern aus Granit (Greppe genannt) angelegt, von denen einige noch immer mit Weinreben bepflanzt sind, um den Wein Gigliese zu erzeugen, der unter dieselbe kontrollierte Herkunftsbezeichnung und dieselben Produktionsvorschriften fällt wie der Ansonica Costa dell'Argentario. Die meisten Terrassen sind jedoch aufgegeben worden und werden langsam von einer niedrigen Garrigue aus Helichrysum und später aus Zistrosen besiedelt.

Fauna

Die terrestrische Fauna der Insel ist nicht sonderlich vielfältig und beschränkt sich auf das Wildkaninchen, das Kleine Krokodil, die Wildmaus und das Mufflon, das 1955 eingeführt wurde, um es vor dem Aussterben zu bewahren. Daneben gibt es auf Giglio einige seltene Tiere, so zum Beispiel den Frosch Discoglosso sardo, den Wanderfalken, und die Königs- und korsische Möwe, wogegen Vipern und andere giftige Tiere völlig fehlen.

Im Jahr 2021, als die Gefahr des Aussterbens abgewendet war, wurde die Ausrottung dieser nicht heimischen Art in Betracht gezogen. Andererseits sind die Fledermausarten gut vertreten (Cestoni's molossus, Schreiber's miniopterus, Zwergfledermaus, Albolimbusfledermaus, Abendsegler, Savi's Fledermaus, Braunohr und Grauohr-Austernfischer).

Unter den Brut- und Überwinterungsvogelarten sind zu nennen Kernbeißer, Kornweihe, Mäusebussard, Turmfalke, Wanderfalke, Korsische Möwe, Heringsmöwe, Waldschnepfe, Wildtaube, Turteltaube, Schleiereule, Eule Steinkauz, Ziegenmelker, Fahlsegler, Waldrapp, Bachstelze, Gartenrotschwanz, Haussperling, Steinkauz, Elster, Kolkrabe und Grauammer.

Die Fischfauna ist typisch für das Tyrrhenische Meer, mit einer noch gut erhaltenen Population von Pinna nobilis (eine Muschel, die hier als Nacchera bekannt ist), einigen Zackenbarschen, Schnappern, Brassen, Bernsteinmakrelen und zahlreichen bunten Labriden.

Die Felsgruppe Le Scole ist bei Tauchern für ihr breites Artenspektrum bekannt. Allein 70 verschiedene Fischarten, davon viele Schwarmfische, leben an den Felsen. Nach Angaben des NABU wurde die Fauna und Flora des Felsens durch das Schiffsunglück der Costa Concordia 2012 in Mitleidenschaft gezogen, wobei die genauen Folgen noch unerforscht sind. Der Felsbrocken, den man im Schiffsrumpf der Costa Concordia sehen konnte, wurde nach der Bergung an seinen ursprüngliche Platz zurückgebracht. Taucher erkennen ihn an einer kleinen Erinnerungstafel.

Naturschutz

Der südwestliche Teil, der Insel gehört zum Parco Nazionale dell‘Arcipelago Toscano, wobei etwa 40 % der Landfläche – also rund 8,5 km² – als geschütztes Naturschutzgebiet ausgewiesen sind. Dies umfasst vorwiegend die südliche Hälfte der Insel, die durch Zonen A und B des Nationalparks streng reguliert wird, um Flora, Fauna und Geologie zu schützen. Die Zonen A (Integralreservat) und B (Allgemeines Schutzgebiet) decken terrastrische Bereiche ab, einschließlich Hügel, Macchia-Vegetation und Küstenklippen, während marine Schutzmaßnahmen um die Insel begrenzt sind und hauptsächlich kleinere umliegende Inselchen wie Le Scole, Scoglio del Corvo und Isole della Cappa einbeziehen. Das umgebende Meer fällt nicht vollständig unter den Parkstatus, was Aktivitäten wie Angeln oder Tauchen in Teilen erlaubt, aber dennoch strenge Vorschriften für den Erhalt der Biodiversität gilt. Die nördliche Inselregion liegt außerhalb des strengeren Schutzstatus.

Klima

Die Insel Giglio hat gemäß der Köppen-Geiger-Klassifikation ein Klima des Typs Csa, also ein typisches Mittelmeerklima mit heißen, trockenen Sommern und milden, feuchteren Wintern. Extremtemperatruren sind sehr selten, sowohl bei den Sommerhöchstwerten als auch bei den Wintertiefstwerten, was auf die mildernde Wirkung des Meeres zurückzuführen ist. In den hügeligen Gebieten im Hinterland der Insel kann die Höhenlage jedoch einige der Merkmale des mediterranen Klimas lokal abschwächen.

Die 2084 Gradtage, die im Ortsteil Giglio Castello, der auf einer Anhöhe im Inneren der Insel liegt, in einer Höhe von mehr als 400 Metern über dem Meeresspiegel gemessen wurden, würden das gesamte Gemeindegebiet in die Klimazone D einordnen, eine Klimazone, die von den meisten Gemeinden in den kontinentalen Gebieten vor dem Apennin geteilt wird, die jedoch durch extrem harte Winter gekennzeichnet sind.

Nach den für den Dreißigjahreszeitraum 1951 bis 1980 verfügbaren Durchschnittsdaten der einzigen auf der Insel befindlichen Wetterstation, liegt die durchschnittliche Jahrestemperatur bei etwa 15,1°C auf 160 m am Vorgebirge von Giglio Franco an der Westküste, während die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge mit nur 402 mm am selben Ort sehr gering ist. Für den Dreißigjahreszyklus 1991 bis 2020 ergibt sich eine Jahresdurchschnittstemperatur  von 15,7°C und eine Niederschlagsmenge von 683 mm.


Klimadaten für Giglio Porto (1991 bis 2020)

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Mitteltemperatur (°C) 11,5 11,2 12,8 14,6 17,8 21,6 24.2 24,7 22,1 19,4 15,9 12,9 15,7
Niederschlag (mm) 69 65 52 47 30 19 9 16 64 103 123 86 683
Niederschlagstage 7 6 5 6 4 2 1 2 5 5 10 9 62
Luftfeuchtigkeit (%) 70 68 74 78 80 80 78 78 74 76 73 70 74,9
Sonnenstunden pro Tag 6,6 7,7 8,9 10,8 12,1 13,9 12,9 11,8 10,2 8,1 7,1 6,5 9,7
Wassertemperatur (°C) 14,9 14,2 14,2 15,4 18,3 22,2 25,2 25,7 23,8 21,2 18,7 16,3 19,2

Mythologie

Der Granitfelsen tief im Meer hatte ein großes Verlangen nach Sonnenlicht. Die Meerjungfrauen, die das Gewässer bewohnten und sowohl die Welt unter, als auch die Welt über der Meeresoberfläche kannten, hatten ihm davon erzählt.

Man sagt, dass die Meerjungfrauen Fische gewesen seien, bevor sie das Sonnenlicht zum ersten Mal erblickten. Sehr schöne Fische wohlgemerkt, aber trotzdem nicht mehr als das - und überdies waren sie taub. Man sagt, dass es das Sonnenlicht gewesen sei, welches die Hälfte ihres Körpers in wunderschöne Geschöpfe, wie wir sie kennen, verwandelt hätte. Und um der Sonne zu danken, sangen sie in ihren wundersamen Stimmen, die jeden verführten.

Sie sprachen so begeistert von der Welt über der Meeresoberfläche, dass der Granitfelsen eine unheimliche Neugier nach dem Licht bekam. Dieses Verlangen machte, dass er flüssig wurde. In dieser neuen Gestalt fühlte er sich unfassbar leicht und wie durch ein Wunder stieg er immer weiter empor, bis ihn die Sonne so blendete, dass er die Augen schließen musste. Ein Windstoß ließ ihn erschaudern – es war jedoch ein angenehmes Gefühl. Er empfand den Wind als etwas sehr mildes und angenehmes und es war für ihn ein Wohlgefühl im Gegensatz zu den kalten Strömungen, wie er sie aus der Tiefe des Meeres kannte. Als er die Augen wieder aufmachte blieb er vor Überwältigung wie versteinert stehen und hatte für einen kurzen Augenblick Angst, wieder in die dunkle Tiefe zurückkehren zu müssen. Er streckte also einen Arm aus und hielt sich an einem Stück Land fest, mit dem er sich plötzlich sehr verbunden fühlte. In dieser Haltung blieb er und konnte dank der so erlangten Standhaftigkeit der Kraft widerstehen, die ihn zurück ins Meer zu ziehen versuchte. Das Meer rächte sich jedoch. Es riss ihn am Arm los und ließ ihn ohne Arm zurück und zudem einsam und allein. So konnte er das Stück Land, an dem er sich zuvor festgehalten hatte und mit dem er sich so verbunden fühlte, als wäre es seine Mutter,  nur von der Ferne aus sehen.

Das Meer war mit der ausgeübten Rache nicht zufrieden und erschaffte den Nebel, der dafür sorgen sollte, dass der Granitfelsen keine Sicht auf andere Landteile hatte. Die Sonne hatte das Schauspiel jedoch verfolgt und hatte Mitleid mit dem Felsen. Sie löste den Nebel auf und schenkte so dem Felsen freie Sicht und seine Lebensfreude wieder. Seit dieser Zeit schaut der aus den tiefen des Meeres emporgestiegene Felsen stets auf die umliegenden Landteile und auf das Festland. Er hatte auch keine Angst vor dem Nebel mehr, da die Sonne ihn beschützte und ihn stets vom Himmel aus grüßte.

Die Mutter bat den Wind, ihm Leben zu schenken und so begann die Insel erste Blüten zu tragen, bis sie völlig bewachsen war. Es mischten sich auch andere Lebensformen unter die Pflanzen.

Die Insel war nun überglücklich. Die Meerjungfrauen sangen gemeinsam mit den Vögeln jene Gesänge, welche die Möwen durch ihren leichten Flug in die Luft schrieben. (Alessandro Frei)

Geschichte

Die Insel in ihrer heutigen Form entstand vermutlich vor 5 bis 4,5 Millionen Jahren. Seit der Jungsteinzeit ist sie bewohnt, wurde von Ewtruskern, Römern, Pisanern, Florentinernb und Franzosen beherrscht, ehe sie seit Staatsgründung ein Teil Italiens wurde.

Neolithikum

Isolierte Funde deuten auf eine sporadische, möglicherweise saisonale Nutzung der Insel wähjrend des Neolithikums hin, die als Zwischenstation für Seefahrer diente. Der einzige wissenschaftlich bestätigte neolithische Fund stammt aus der Zeit zwischen 1985 und 1991 und wurde vom lokalen Archäologen Mario Brandaglia entdeckt. In einem Unterwasserdepot bei den Secche, einer Riffzone vor der Ostküste, lagen lithe Artefakte – wie geschliffene Steinwerkzeuge aus Obsidian und Feuerstein – sowie Keramikfragmente mit typischen Impressionsverzierungen, die der Cardium-Kultur zuzuordnen sind. Diese Kultur, benannt nach den Muschel-Impressionen auf der Ware, breitete sich ab dem -6. Jahrtausend im westlichen Mittelmeer aus und zeugt von maritimen Kontakten zwischen Sizilien, Sardinien und der Toskana.

Brandaglia, der über 35 Jahre das Territorium erforschte, erstellte 2012 die erste archäologische Karte Giglios und betonte, dass diese Secche-Funde das einzige neolithische Zeugnis der Insel darstellen. Andere angebliche Stätten, wie die „Cote Ciombella“ im Norden, wurden als Fehlattributionen enttarnt – möglicherweise natürliche Formationen oder spätere Überreste, die fälschlich als prähistorisch interpretiert wurden. Die Keramik weist auf eine sesshafte Gemeinschaft hin, die möglicherweise Oliven und Getreide anbaute, während der Obsidian – importiert aus Quellen wie der Insel Lipari – auf weitreichende Handelsnetze hindeutet. Die Bevölkerung blieb klein, vielleicht nur einige Dutzend Personen, die in Hütten aus Holz und Lehm hausten und die fruchtbaren Hänge um Giglio Porto nutzten. Diese Phase endete mit dem Übergang zum Kupferzeit (Chalcolithikum), als Metallverarbeitung die Gesellschaft veränderte. Giglios Rolle war peripher. Die Insel diente eher als Ressourcenquelle – etwa für Wildtiere und Stein – als als dauerhafter Siedlungsort, im Kontrast zu reicheren Festlandkulturen wie der Rinaldone in der Toskana.

Bronze- und Eisenzeit

Die Bronzezeit ab -2200 markierte auf Giglio eine Intensivierung der Ressourcennutzung und sozialen Differenzierung, getrieben durch die Metallverarbeitung. Die Insel, die bereits im Neolithikum besiedelt war, wurde nun als Rohstofflieferant geschätzt: Granitsteinbrüche, die seit prähistorischen Zeiten aktiv waren, lieferten Material für Werkzeuge und Bau, während Eisen- und Hämatitvorkommen im Franco-Promontorium (Westküste) auf frühe Bergbauaktivitäten hindeuten. Archäologische Hinweise deuten auf eine Besiedlung seit der frühen Bronzezeit hin, insbesondere im Gebiet um Campese, wo neolithische Funde mit bronzezeitlichen überlagern. Hier wurden in den 1970er Jahren Keramikreste und Metallfragmente entdeckt, die einer Übergangskultur zwischen Neolithikum und Bronzezeit zugeordnet werden – ähnlich den sub-apenninischen Kulturen Mittelitaliens, die befestigte Siedlungen auf Hügeln bevorzugten.

Die wirtschaftliche Blüte begann in der mittleren und späten Bronzezeit, als Giglio in Handelsnetze des Tyrrhenischen Meers eingebunden war. Kupfer- und Bleibarren, wie sie in etruskischen Schiffswracks aus der frühen Eisenzeit (um -600) vor der Küste gefunden wurden, legen nahe, dass bronzezeitliche Vorläufer existierten. Diese Ladung – inklusive Kupferbarren, Eisenstangen und Amphoren – deutet auf maritime Routen hin, die Giglio als Etappe nutzten. Die Inselbewohner, geschätzt auf 100 bis 200 Personen, lebten von Ackerbau (Wein, Getreide), Fischerei und Abbau. Spuren von Schmelzöfen im Campese-Gebiet sprechen für lokale Metallverarbeitung. Soziale Hierarchien entstanden, wie in der Toskana üblich, mit Elite-Gräbern, die Metallobjekte enthielten. Die Bronzezeit endete mit der proto-villanovanischen Kultur, die den Übergang zur Eisenzeit einleitete und Giglio in etrusche Einflusssphären zog. Im Gegensatz zur benachbarten Insel Giannutri, die explizit bronzezeitliche Siedlungen aufweist, blieb Giglio ressourcenorientiert, mit einer Bevölkerung, die sich bei Bedrohungen in Höhlen oder befestigte Lager zurückzog.

Antike

Die Etrusker, die etruskische Zivilisation Mittelitaliens, erreichten Giglio bereits in der Villanova-Periode und nutzten die Insel aufgrund ihrer geographischen Lage als militärischen Vorposten und Handelsstation. Die strategische Position im Toskanischen Archipel ermöglichte Kontrolle über Seewege zwischen dem Festland und Korsika oder Sardinien, wo die Etrusker ebenfalls Einfluss ausübten. Archäologische Spuren, darunter Keramikfragmente und Werkzeuge, deuten auf eine Siedlung hin, die von Fischerei, Landwirtschaft und dem Abbau von Mineralien wie Hämatit und Eisen profitierte. Die Etrusker, bekannt für ihre maritime Überlegenheit, errichteten möglicherweise erste Wachtürme oder Lager, um Piratenangriffe abzuwehren. Giglio war Teil eines breiteren Netzwerks, das den Handel mit Metallen und Wein förderte – der Anbau von Reben, aus dem später der berühmte Ansonica-Wein entstand, könnte bereits hier Wurzeln haben. Diese Epoche endete mit der römischen Expansion, die die etruskischen Städte auf dem Festland unterwarf und die Insel friedlich integrierte.

Unter römischer Herrschaft erlebte Giglio seine größte Blütezeit und avancierte zu einem zentralen Knotenpunkt des maritimen Handels im Tyrrhenischen Meer. Die Insel wurde in die Provinz Etruria eingegliedert und diente als Zwischenstation für Schiffe, die Waren wie Wein, Olivenöl, Keramik und Metalle zwischen Rom, Gallien und dem östlichen Mittelmeer transportierten. Literarische Quellen unterstreichen ihre Bedeutung: Julius Caesar erwähnt Giglio in seinem „De Bello Civili“ als Schauplatz der Bürgerkriege, wo Pompeius' Flotte -49 vor Anker ging; Plinius der Ältere beschreibt sie in seiner „Naturalis Historia“ als fruchtbares Eiland; und das „Itinerarium Maritimum“ von Antoninus Augustus listet sie als wichtigen Hafen auf. Die Familie der Domitii Enobarbi, ein einflussreiches patrizisches Geschlecht (darunter der spätere Kaiser Nero), besaß eine prächtige Villa in Giglio Porto, die als „Castellari“ bekannt ist und Reste wie Mosaiken, Bäder und Fresken aufweist. Diese Anlage, errichtet im -1. Jahrhundert, symbolisierte den Luxus römischer Eliten und diente als Erholungsort sowie Verwaltungszentrum.

Wirtschaftlich blühte Giglio durch den Export von Granit auf, der aus lokalen Steinbrüchen stammte und in den Bau römischer Monumente wie Säulen in Basiliken Roms floss. Der Weinbau und die Keramikproduktion – Amphorenfunde belegen dies – trugen zum Wohlstand bei, während Fischerei und Salzgewinnung ergänzende Einnahmen lieferten. Die Bevölkerung, geschätzt auf einige Hundert Personen, lebte in kleinen Siedlungen um den Hafen, der durch Molen und Lagerhäuser geschützt war. Doch die Gewässer um Giglio waren gefürchtet: Seit den 1980er Jahren haben Taucher über ein Dutzend antike Wracks entdeckt, darunter römische Handelsschiffe bei Punta del Lazzaretto, Punta Capel Rosso und Secca della Croce. Diese Funde – mit Ladungen aus Amphoren, Bleibarren und Keramik – offenbaren die Risiken der antiken Schifffahrt: Genähte Planken, tückische Riffe und Stürme führten zu häufigen Havarien, die Giglio zu einem „Schiffsfriedhof“ machten.

Im Jahr 410 fanden Menschen auf der Flucht vor den westgotischen Invasionen Zuflucht auf der Insel. Wandalenüberfälle und der Machtverlust Roms isolierten die Insel, Ab 455 war die Insel im Besitz des heiligen Mamiliano, des Erzbischofs von Palermo, der vor den Vandalen geflohen war.

Mittelalter

Ab dem 5. Jahrhundert war Giglio ein Zufluchtsort für religiöse Eremiten und Mönche. Der Heilige Mamilianus, ein Bischof aus Palermo, soll um 460 auf der Insel gelebt haben und wurde später ihr Schutzpatron. Seine Legende – er soll Wunder gewirkt und die Insel vor Gefahren geschützt haben – verlieh Giglio eine spirituelle Aura. Klöster und kleine Kirchen, wie die spätere Kirche San Pietro in Giglio Castello, entstanden und machten die Insel zu einem Pilgerziel. Archäologische Funde, darunter frühchristliche Reliquien, belegen diese religiöse Bedeutung. Gleichzeitig war die Insel Teil des byzantinischen Einflussbereichs, doch mit dem Zerfall des Weströmischen Reiches geriet sie zunehmend in den Fokus lokaler Machthaber.

Im Jahr 805 wurde die Insel von Karl dem Großen an die Abtei Tre Fontane in Rom verschenkt. In der Folgezeit wurde Giglio zum Spielball maritimer Konflikte. Seine Lage im Toskanischen Archipel machte es anfällig für Überfälle sarazenischer Piraten, die das Mittelmeer unsicher machten. Die Bevölkerung, damals auf etwa 500 bis 1.000 Menschen geschätzt, zog sich ins Landesinnere zurück, insbesondere nach Giglio Castello, einer befestigten Siedlung auf einem Hügel, die Schutz vor Plünderungen bot. Die Burg, deren Ursprünge ins 10. Jahrhundert zurückreichen, wurde zum Herzstück der Inselverteidigung, mit dicken Mauern und Wachtürmen, die bis heute das mittelalterliche Flair prägen. Diese Piratenangriffe zwangen die Gigliesi zu einer autarken Lebensweise: Landwirtschaft (Oliven, Wein, Getreide) und Fischerei waren die Haupterwerbsquellen, während der Handel mit dem Festland riskant blieb.

Ab dem 10. Jahrhundert wechselte die Verwaltung der Insel zwischen verschiedenen Familien: den Aldobrandeschis, den Caetani und den Orsini, im Namen von Florenz oder Pisa, Mächten, die um den Besitz der Insel kämpften. Politisch stand Giglio zunächst unter der Kontrolle der Republik Pisa, die im 11. und 12. Jahrhundert ihre maritime Macht im Tyrrhenischen Meer ausbaute. Die Pisaner nutzten die Insel als Stützpunkt für ihre Flotte und förderten den Abbau von Granit, der für den Bau des Doms von Pisa und anderer Monumente verwendet wurde. Doch die Vorherrschaft Pisas wurde im 13. Jahrhundert von der aufstrebenden Republik Genua herausgefordert, was Giglio in die Wirren der pisanisch-genuesischen Kriege stürzte. In dieser Zeit wechselte die Insel mehrfach die Herrschaft. Im Jahr 1241 zerstörte bei der Seeschlacht von Giglio die sizilianische Flotte Friedrichs II. eine Flotte der Genueser, was diese nachhaltig schwächte. 1264 fiel die Insel nach der Schlacht von Meloria endgültig unter die Kontrolle der Pisaner, die sie als Lehen an lokale Adelsfamilien vergaben, darunter die Aldobrandeschi.

Im 14. Jahrhundert kam Giglio unter den Einfluss der Familie Orsini, einer mächtigen römischen Dynastie, die die Insel als Teil ihrer Besitzungen im Kirchenstaat verwaltete. Die Orsini verstärkten die Befestigungsanlagen und förderten die Ansiedlung neuer Bewohner, um die Wirtschaft zu beleben. Dennoch blieb das Leben auf Giglio beschwerlich: Die ständige Bedrohung durch osmanische Piraten und später die Barbaresken im 15. Jahrhundert zwang die Inselbewohner, ihre Dörfer weiter zu befestigen. Der Torre del Saraceno in Giglio Porto, ein Wachturm aus dieser Zeit, zeugt von diesen Verteidigungsanstrengungen.

Mit dem Aufstieg der Medici im 15. Jahrhundert begann eine neue Ära für Giglio. 1448 übergab der Kirchenstaat die Insel an die Medici-Familie, die sie als Teil ihres toskanischen Herrschaftsgebiets konsolidierten. Diese Übergabe markierte das Ende der mittelalterlichen Unruhen und den Beginn einer stabilere


Neuzeit

Im Jahr 1558 verkaufte die Familie Piccolomini die Insel an Eleonore von Toledo, die Frau von Cosimo I. de' Medici. Die Regierung von Giglio erlangt Autonomie und Stabilität. Es werden Gesetze erlassen, die es der Bevölkerung ermöglichen, am politischen Leben der Insel teilzuhaben.

1534 findet der erste Einfall von Barbarossa statt. 1544 kehrte Barbarossa zurück, plünderte Giglio und verschleppte den Großteil der Bevölkerung nach Tunesien, um sie dort als Sklaven zu verkaufen. Die Chronisten dieser Zeit sprechen von 700 Menschen. Die Familie der Medici bevölkerte die Insel mit Menschen aus der Umgebung von Siena neu.

Zwischen 1559 und 1563 kommt es zu weiteren Angriffen durch berberische Piraten, die dieses Mal jedoch abgewehrt werden. Der befestigte Turm (16. Jahrhundert) von Saraceno wurde 1596 von Ferdinando I. de' Medici errichtet, um die Einwohner vor Piratenüberfällen zu schützen. Der letzte Angriff fand am 18. November 1799 statt.

Am 14. Juni 1646 wurde in der nahebei stattfindenden Schlacht von Orbetello der Großadmiral Jean Armand de Maillé auf seinem Flaggschiff, der Grand Saint Louis, getötet.

1737 wurde Franz von Lothringen nach dem Tod von Johann Gaston de' Medici Großherzog der Toskana. Dies war das Ergebnis eines Gebietsaustauschs als Ausgleich für den Verlust der polnischen Krone und der Herzogtümer Lothringen und Bar. Dieses Abkommen, das ab 1735 im Geheimen ausgehandelt und 1737 wirksam wurde, wurde im Vertrag von Wien formalisiert und das Haus Lothringen herrschte auf diese Weise über die Insel Giglio.

Während der napoleonischen Zeit, nach der Invasion der Toskana, wurde die Insel Giglio unter französische Verwaltung gestellt, ohne dass diese jedoch vor Ort voll wirksam wurde. Neben der Erhebung von Steuern schrieb die Verwaltung die Einberufung und Entwaffnung der Bürger vor, die in der großherzoglichen Miliz auf der Insel dienten. Diese Bestimmung wurde jedoch nie wirksam.

Mit dem Wiener Kongress von 1815 und der Restauration der bourbonischen Ordnung wurde Giglio Teil des Großherzogtums Toskana unter den Habsburger-Lothringern. Diese Phase markierte den Beginn einer friedlichen Integration in das toskanische Staatswesen, das bis zur Einigung Italiens 1861 andauerte. Die Piratenüberfälle, die das Leben auf Giglio bis ins späte 18. Jahrhundert terrorisiert hatten – der letzte große Angriff datiert auf 1799 –, gab es nun nicht mehr, was eine wirtschaftliche Erholung ermöglichte. Die Bevölkerung nutzte diese Sicherheit, um die landwirtschaftliche Produktion zu steigern: Oliven, Wein (insbesondere der robuste Ansonaco) und Getreide wurden intensiver angebaut, und die fruchtbaren Hänge der bergigen Insel, die bis zu 496 Meter Höhe erreichen, trugen zu einem bescheidenen Wohlstand bei. Gleichzeitig blühte der Abbau von Mineralien auf, darunter Eisen- und Hämatit-Erze sowie Granit, dessen Steinbrüche seit römischen Zeiten bekannt waren. Gigliese Granitblöcke fanden ihren Weg in den Bau zahlreicher Kirchen und Paläste in Rom und anderen italienischen Städten, was die Insel als Rohstofflieferant etablierte.

Der Übergang zum Königreich Italien im Jahr 1861 brachte Giglio administrative Veränderungen: Die Insel wurde der Provinz Grosseto zugeschlagen, und die Infrastruktur – darunter Wege und der Hafen in Giglio Porto – wurde schrittweise verbessert, um den wachsenden Schiffsverkehr zu bedienen. Dennoch blieb Giglio ein abgelegenes Juwel des Toskanischen Archipels, weit entfernt von der Industrialisierung des Festlands. Die drei Hauptsiedlungen – Giglio Porto mit seinem lebendigen Hafen, das mittelalterliche Giglio Castello auf dem Hügel und das neuere Giglio Campese mit seiner weiten Bucht – prägten das Inselleben. Im Campese entstand im frühen 19. Jahrhundert eine kleine Siedlung um die Sichtungsturm herum, die später zu einem Badeort avancierte. Kulturell blieb die Insel tief in ihren Traditionen verwurzelt. Feste wie die des Heiligen Mamilianus, der im 5. Jahrhundert auf Giglio residiert hatte, wurden weiterhin begangen, und die gotische Kirche San Pietro in Castello zeugte von der kontinuierlichen religiösen Prägung.

Weltkriegsära

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war von einem weiteren Niedergang gekennzeichnet. Die Ausbreitung der Phylloxera führte zur Aufgabe der Weinberge. Durch den Abbau von Granitsteinbrüchen und die Eröffnung einer Pyritmine im Jahr 1938 wurden zwar Arbeitsplätze geschaffen, diese reichten jedoch nicht aus, um den Rückgang der hauptsächlich auf die Landwirtschaft ausgerichteten Wirtschaftstätigkeit aufzuhalten. Dieser Rückgang schlug sich zum ersten Mal in einem negativen Wanderungssaldo nieder, da viele Einwohner es vorzogen, ihr Glück anderswo, insbesondere in Argentinien, zu versuchen.

Als Italien 1915 auf Seiten der Alliierten in den Ersten Weltkrieg eintrat, hatte die Insel Giglio, die damals etwa 2.000 Einwohner zählte, keine direkte militärische Bedeutung. Dennoch wurde die strategische Position der Insel im Tyrrhenischen Meer genutzt, um die Küste zu überwachen. Die italienische Marine und die Guardia di Finanza verstärkten ihre Patrouillen, um U-Boote oder Schmuggelaktivitäten zu kontrollieren, wobei die alten Wehrtürme der Insel als Beobachtungsposten dienten. Kämpfe fanden in der Region nicht statt, anders als auf der benachbarten Insel Elba, die 1916 von einem österreichisch-ungarischen U-Boot angegriffen wurde.

Wirtschaftlich profitierte Giglio kurzfristig vom Krieg, da die Nachfrage nach Rohstoffen wie Eisen und Pyrit stieg, die in den Steinbrüchen der Insel abgebaut wurden. Diese Materialien waren für die italienische Rüstungsindustrie von Bedeutung. Gleichzeitig litt die Bevölkerung unter dem Verlust junger Männer, die an der Front kämpften und starben – ein Schicksal, das Giglio mit anderen italienischen Gemeinden teilte. Nach dem Krieg erholte sich die Insel schnell, nicht zuletzt durch den aufkommenden Tourismus in den 1920er Jahren, der die traditionelle Landwirtschaft ergänzte.

Während des Zweiten Weltkriegs, unter der faschistischen Regierung Mussolinis, war Giglio enger in die Kriegsanstrengungen eingebunden. Ab 1940 stationierte Italien kleine militärische Einheiten auf der Insel, um die Küste zu sichern. Die historischen Medici-Türme, wie die Torre del Saraceno, wurden erneut als Beobachtungsposten genutzt. Nach dem Sturz Mussolinis im Juli 1943 und dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten im September desselben Jahres besetzten deutsche Wehrmachtseinheiten Giglio kurzzeitig. Die Insel diente als Zwischenstation für Truppenbewegungen zwischen dem Festland und der strategisch wichtigeren Insel Elba. Obwohl keine größeren Kämpfe stattfanden, patrouillierten alliierte Bomber und U-Boote in der Region, was die Bedrohung für die Inselbewohner erhöhte.

Die Zivilbevölkerung litt stark unter den Kriegsfolgen. Lebensmittelknappheit und Rationierungen prägten den Alltag, und viele Einwohner wurden zur Zwangsarbeit in den Pyritminen herangezogen, die für die Kriegsproduktion genutzt wurden. Nach der Befreiung der Toskana durch die Alliierten im Jahr 1944 normalisierte sich die Lage allmählich. Giglio entging größeren Zerstörungen, und die Nachkriegszeit brachte erneut eine wirtschaftliche Erholung, gestützt auf Fischerei, Landwirtschaft und den wachsenden Tourismus.

Moderne Zeit

Nach dem Krieg war Giglio, wie viele ländliche Regionen Italiens, von den Folgen der Lebensmittelknappheit, Rationierungen und des Verlusts junger Männer gezeichnet. Die Bevölkerung, die in den 1940er Jahren etwa 2.000 Einwohner zählte, konzentrierte sich auf die Wiederbelebung der traditionellen Lebensgrundlagen. Der Weinbau, insbesondere die Produktion des Ansonaco-Weins, blieb ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Ebenso spielte die Fischerei eine wichtige Rolle, da die umliegenden Gewässer des Tyrrhenischen Meers reich an Fischbeständen waren. Der Abbau von Pyrit und anderen Mineralien in den Steinbrüchen, der während der Kriegsjahre intensiviert worden war, ging in den Nachkriegsjahren zurück, da die Nachfrage nach Rohstoffen für die Rüstungsindustrie nachließ.

Die Nachkriegszeit brachte auch gesellschaftliche Veränderungen. Die Rückkehr von Soldaten und die allmähliche Verbesserung der Lebensbedingungen führten zu einer Stabilisierung der Gemeinschaft. Giglio blieb jedoch eine isolierte Insel, deren Verbindung zum Festland durch Fähren von Porto Santo Stefano gewährleistet wurde. Diese Abgeschiedenheit bewahrte den traditionellen Charakter der Insel, erschwerte aber gleichzeitig die wirtschaftliche Modernisierung.

Ab den 1950er Jahren begann der Tourismus, die wirtschaftliche Landschaft Giglios nachhaltig zu verändern. Die unberührte Natur, die malerischen Dörfer wie Giglio Castello und Giglio Porto sowie die klaren Gewässer zogen zunehmend Besucher aus Italien und dem Ausland an. Die Nachkriegsjahre waren geprägt von einem wachsenden Interesse an Erholungsurlauben, und Giglio entwickelte sich zu einem beliebten Ziel für Reisende, die Ruhe und Naturschönheit suchten. Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen entstanden, und lokale Fischer begannen, Touristen auf Bootsausflüge mitzunehmen, um die Küste und die umliegenden Grotten zu erkunden.

Die Infrastruktur der Insel wurde allmählich verbessert, um den Tourismus zu fördern. Der Hafen von Giglio Porto wurde ausgebaut, und die Fährverbindungen zum Festland wurden häufiger. In den 1960er und 1970er Jahren etablierte sich Giglio als ein Geheimtipp für Taucher, da das klare Wasser und die vielfältige Unterwasserwelt ideale Bedingungen boten. Der Tourismus brachte neue Einkommensquellen, führte aber auch zu Herausforderungen, wie der Notwendigkeit, die natürliche Schönheit der Insel zu bewahren und Überlastung durch Besucher zu vermeiden.

Kulturell blieb Giglio stark von seinen Traditionen geprägt. Feste wie die Feierlichkeiten zu Ehren des Schutzpatrons San Mamiliano, die jährlich im September stattfinden, blieben ein zentraler Bestandteil des Gemeinschaftslebens. Diese Veranstaltungen zogen nicht nur Einheimische, sondern zunehmend auch Touristen an, die an den Prozessionen, Musikdarbietungen und dem Feuerwerk teilnahmen. Die Nachkriegsjahre sahen auch eine stärkere Anbindung an das italienische Bildungssystem, wodurch die Alphabetisierung und Bildungschancen für die jüngeren Generationen verbessert wurden.

Die Abwanderung junger Menschen in die Städte des Festlands, ein landesweites Phänomen in Italien, betraf Giglio nur bedingt. Viele Gigliesi blieben der Insel treu, nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Möglichkeiten im Tourismus. Dennoch führten die besseren Verkehrsverbindungen und die Modernisierung dazu, dass die Insel weniger isoliert war als in den Kriegsjahren.

In der Nacht vom 12. zum 13. Januar 2012 ereignete sich vor Giglio eins der schwersten Schiffsunglücke der Moderne. Das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia der Reederei Costa Crociere rammte einen Unterwasserfelsen, kenterte und ging teilweise unter. An Bord befanden sich über 4.200 Passagiere und Besatzungsmitglieder auf einer Mittelmeerreise von Civitavecchia aus. Kapitän Francesco Schettino steuerte das Schiff absichtlich nah an die Insel heran, um eine „Salut-Grußfahrt“ (sogenannte „Verneigung“) für die Passagiere und Einheimischen zu vollführen – eine riskante Manöver, das gegen Vorschriften verstieß und bereits zuvor geübt worden war. Der Felsen (Le Scole) durchschlug den Rumpf über 53 Meter Länge, was zu einer schnellen Flutung des Maschinenraums und einem Stromausfall führte.

32 Menschen starben, darunter 12 Deutsche; die Evakuierung war chaotisch, da das Schiff stark kippte und Dunkelheit herrschte. Schettino verließ das Schiff vor vielen Passagieren, was zu einem Skandal führte – ein berühmter Funkspruch der Küstenwache („Vada a bordo, cazzo!“ – „Gehen Sie an Bord, verdammt!“) wurde weltberühmt. Die Bergung dauerte über zwei Jahre und kostete ca. 1,5 Milliarden Euro; das Wrack wurde 2014 nach Genua geschleppt und zerlegt. Trotz 2.400 Tonnen Kraftstoff an Bord blieb eine Ölkatastrophe aus, doch die Insel erlitt bleibende Schäden durch Bergungsarbeiten. Schettino wurde 2015 zu 16 Jahren Haft verurteilt, die Reederei zahlte Millionen an Entschädigungen. Das Unglück führte zu strengeren Sicherheitsregeln in der Kreuzfahrtbranche.

Während der Corona-Zeit von Anfang 2020 bis etwa Mitte 2022 wurden italienweit Maßnahmen wie  Ausgangssperren und Reisebeschränkungen erlassen, die auch auf Giglio galten und den tourismusabhängigen Inselbetrieb stark beeinträchtigten. Giglio blieb jedoch im Gegensatz zu vielen anderen Regionen Italiens, die zu den Epizentgren der Krise gehörten, weitgehend verschont von Infektionen und Todesfällen unter den Einheimischen. Dies machte Giglio international zu einem „Mystery Case“ und Gegenstand wissenschaftlicher Studien.

Trotz hohem Infektionsrisikos – die Insel ist nur per Fähre mit dem Festland verbunden und hat enge soziale Netzwerke – entwickelte kein Einheimischer Symptome von COVID-19. Zwischen Februar und April 2020 wurden fünf Personen positiv getestet, alle „importiert“ von der Toskana-Festland: Drei Männer und eine Frau reisten vor den Lockdown-Maßnahmen (ab 9. März 2020) an, darunter ein 60-Jähriger am 18. Februar, der als erster Fall gilt, und ein 30-Jähriger am 17. März nach Kontakt mit Infizierten. Diese Fälle führten zu Quarantänen, aber keine Weiterverbreitung auf die Inselbevölkerung. Ein Screening von über 700 Bewohnern im April/Mai 2020 ergab nur einen asymptomatischen Fall (IgM-positiv, aber PCR-negativ), der möglicherweise außerhalb der Insel infiziert wurde. Insgesamt gab es keine symptomatischen Erkrankungen oder Todesfälle unter Gigliesi, was die Insel weltweit bekannt machte.

Wissenschaftler der Universitäten Mailand und Trient untersuchten das Phänomen: Mögliche Erklärungen umfassen den geringen Luftverschmutzungsgrad, die ozeanische Mikro-Umwelt (zum Beispiel Meeresbrise, die die Viruslast reduziert), genetische Faktoren durch die isolierte Bevölkerung oder einfach Glück. Ein Studie aus 2021 beschreibt dies als „apparent resistance“ und betont die dichte Bevölkerungsdichte, die normalerweise die Ausbreitung begünstigt hätte. Bis Juli 2020 war Giglio eine der wenigen Orte in Italien ohne bekannte Fälle. Im Winter 2020/2021 gab es kleinere Ausbrüche durch private Treffen (etwa Kartenspiele), aber nur ein Hospitalisierter; die Insel wurde als „Covid-free“ deklariert.

Die italienischen Lockdowns ab März 2020 isolierten Giglio weitgehend: Fähren fuhren nur zweimal täglich mit durchschnittlich 10 Passagieren statt 600, was die Insel praktisch abriegelte. Maskenpflicht, Abstandsregeln und Quarantäne für Ankommende wurden streng umgesetzt; der Bürgermeister Sergio Ortelli und der Inselarzt Armando Schiaffino appellierten an die Gemeinschaft. Die Bevölkerung, bekannt für enge Bande, passte sich an. Soziale Kontakte blieben begrenzt, und es gab Debatten über Regelverstöße. Bis Juni 2021 war 94 % der Bevölkerung geimpft, was die Sicherheit für die Sommersaison steigerte. Für Reisen galten bis 2022 Green-Pass-Regeln, und Fähren führten Hygienemaßnahmen ein.

Giglio lebt vom Tourismus (Strände, Tauchen, Wandern), der 2020 um bis zu 80 % einbrach: Weniger Fähren, Reiseverbote und Angst vor Infektionen hielten Besucher fern, trotz „COVID-free“-Status. Im Sommer 2020 kamen Italiener zurück, aber mit Masken und Reduzierung von Events; die Saison war verkürzt. 2021 erholte sich der Sektor. Nach Lockerungen der Maßnahmen stieg die Besucherzahl, und Hoteliers wie Stefano Feri berichteten von Optimismus. Dennoch: Die Pandemie verschärfte Strukturprobleme, ähnlich wie nach der Costa-Concordia-Katastrophe 2012, und führte zu Digitalisierung. Bis 2022 normalisierte sich der Tourismus wieder.

Verwaltung

Isola del Giglio (Insel Giglio) ist eine Insel-Gemeinde in der Provinz Grosseto der Region Toskana in der Republik Italien. Die Gemeinde besteht aus den beiden bewohnten Inseln Giglio und Giannutri sowie einigen kleinen Felseilanden.


Herrschaftsgeschichte

  • -8. Jahrhundert bis -3. Jahrhundert  etruskischer Stadtstaat Vulci / Vulsinii (Velzna)
  • -3. Jahrhundert bis -27 Provinz Etrurien (Provincia Etruria) der Römischen Republik (Res publica)
  • -27 bis 476 Provinz Etrurien (Provincia Etruria) des Römischen Reichs (Imperium Romanum, ab 395 auch Hesperium Imperium)
  • 476 bis 553  Byzantinisches Reich (Basileia tōn Rhōmaiōn)
  • 553 bis 568 Exarchat Italien (Exarcháton tís Ravénis) des Byzantinisches Reichs (Basileia tōn Rhōmaiōn)
  • 568 bis 774  Reich der Langobarden (Regnum Langobardorum)
  • 774 bis 805  Mark Tuszien (Marca Tusciae) des Frankenreichs (Regnum Francorum)
  • 805 bis um 1205 Abtei Tre Fontane (Abbatia Sanctorum Vincentii et Anastasii ad Aquas Salvias)
  • um 1205 bis 1254 Privatbesitz der Aldobrandeschi, Pannocchieschi, Gaetani und Orsini
  • 1254 bis 1406  Republik Pisa (Repubblica di Pisa)
  • 1406 bis 27. August 1532 Republik Florenz (Repubblica Fiorentina bzw. Repubblica di Firenze)
  • 27. August 1532 bis 9. September 1569 Herzogtum Florenz (Ducato di Firenze)
  • Anfang 1503 bis 1548 Dynastie Appiani der Herrschaft Piombino (Principato di Piombino)
  • 9. September 1569 bis 17. Dezember 1807  Großherzogtum Toskana (Granducato di Toscana),
  • 17. Dezember 1807 bis 11. April 1814 Kaiserreich Frankreich (Empire français)
  • 13. Oktober 1815 bis 22. März 1860  Großherzogtum Toskana (Granducato di Toscana)
  • 22. März 1860 bis 17. März 1861 Königreich Sardinien (Regno di Sardegna, Cipro e Gerusalemme, Ducato di Savoia e Monferrato, Principato di Piemonte)
  • 17. März 1861 bis 8. September 1943  Königreich Italien (Regno d’Italia)
  • 8. September 1943 bis 4. Juni 1944  Deutsches Reich
  • 4. Juni 1944 bis 2. Juni 1946  Königreich Italien (Regno d’Italia)
  • seit 2. Juni 1946  Region Toskana (Regione Toscana) der Republik Italien (Repubblica Italiana)

Legislative und Exekutive

Der Gemeinderat (Consiglio comunale) der Isola del Giglio besteht aktuell aus 11 Mitgliedern zuzüglich des Bürgermeisters. Er verwaltet neben der Insel Giglio auch Giannutri.

Inseloberhaupt

Höchster Repräsentant der Insel ist der Bürgermeister (sindaco).


Sindaci della Isola del Giglio (Bürgermeister von Giglio)

  • 5 Sep 1987 - 26 Mai 1990  Giuseppe Ulivi (Democrazia Cristiana)
  • 26 Mai 1990 - 24 Apr 1995  Armando Schiaffino (Partito Democratico della Sinistra, Partito Comunista Italiano)
  • 24 Apr 1995 - 14 Jun 2004  Giacomo Landini (Alianza Nazionale)
  • 14 Jun 2004 - 8 Jun 2009  Attilio Brothel (lista civica)
  • 8 Jun 2009 - 9 Jun 2024  Sergio Ortelli (Il Popolo della Libertà / Orgoglio Gigliese)
  • seit 9 Jun 2024  Armando Schiaffino (Progetto Giglio Contro l'Abbandono)

Politische Parteien und Wahlen

Auf Giglio gibt es zwei lokale Parteien:

  • Progetto Giglio – Contro l’Abbandono: Liste civica (eine Bürgerliste), angeführt von Armando Schiaffino. Ihr Programm konzentriert sich auf Themen wie Infrastruktur, Verkehrsverbindungen, Dienstleistungen, Umwelt, Tourismus und Strategien gegen das Abwandern der Bevölkerung („Abbandono“).
  • Orgoglio Gigliese: Ebenfalls eine lokale Liste. Als Gegenspieler von „Progetto Giglio“. Sie kandidiert mit Walter Rossi als Bürgermeisterkandidat.

Internationale Politik

San Quirico d’Orcia in der toskanischen Provinz Siena ist Partnerstadt von Giglio.

Justizwesen und Kriminalität

Das Justizwesen auf der Isola del Giglio ist in das System der italienischen Gerichtsbarkeit eingebettet. Die Insel gehört zum Zuständigkeitsbereich des Tribunale di Grosseto, wo alle größeren Verfahren verhandelt werden. Vor Ort übernehmen die Carabinieri sowie die Gemeindepolizei die alltägliche Sicherheitsarbeit und sorgen für die Aufrechterhaltung der Ordnung. Bürgerinnen und Bürger können zudem in das Verzeichnis der Laienrichter eingetragen werden, um bei Bedarf in Strafverfahren der höheren Instanzen mitzuwirken.

Die Kriminalität auf Giglio ist insgesamt sehr gering, da die Insel überschaubar ist und vom Tourismus lebt. Dennoch kam es in den vergangenen Jahren zu einigen bemerkenswerten Fällen. So gab es Ermittlungen wegen Drogenhandels und gewaltsamer Übergriffe, die teilweise mit dem Nachtleben oder einzelnen Bars in Verbindung standen. Auch Verfahren gegen lokale Amtsträger wurden geführt, beispielsweise im Zusammenhang mit der Nutzung öffentlicher Flächen am Hafen von Giglio Campese, endeten jedoch ohne strafrechtliche Folgen. Hinzu kommen vereinzelte Delikte, etwa Gewalt- und Missbrauchsfälle gegen Touristen oder Tierschutzverstöße, die Aufmerksamkeit in den regionalen Medien erregten.

Flagge und Wappen

Das Wappen der Gemeinde Isola del Giglio zeigt auf blauem Grund eine stilisierte Lilie, die zugleich auf den Namen „Giglio“ – das italienische Wort für Lilie – verweist. Die Lilie ist ein traditionelles Symbol der Reinheit, steht aber auch für die Verbundenheit der Insel mit der Toskana, deren Hauptstadt Florenz ebenfalls eine Lilie im Stadtwappen führt. Ergänzt wird das Wappen von einer Mauerkrone, die die Stellung als autonome Gemeinde verdeutlicht. Auf der Flagge erscheint dieses Wappen meist zentral auf einem weißen Tuch, wodurch die Symbolik hervorgehoben wird und es leicht erkennbar bleibt. Insgesamt drücken Flagge und Wappen nicht nur den Namen der Insel aus, sondern verweisen zugleich auf ihre kulturellen Wurzeln und ihre Zugehörigkeit zur Region Toskana.

Hauptort

Der Hauptort der Insel Giglio ist Giglio Castello. Diese Ortschaft gilt seit dem Mittelalter, genauer gesagt seit der Herrschaft der Republik Pisa im 12. Jahrhundert, als administratives und kulturelles Zentrum der Insel. Die genaue Festlegung als Hauptort lässt sich nicht auf ein präzises Datum eingrenzen, da sie sich organisch aus historischen, strategischen und geografischen Gründen entwickelte. Giglio Castello, auf einem Hügel in 400 Metern Höhe gelegen, war aufgrund seiner verteidigungsfähigen Position und der massiven Festungsmauern, die im 12. Jahrhundert erbaut und später von den Medici im 16. Jahrhundert verstärkt wurden, ideal als Verwaltungszentrum. Die Kirche San Pietro Apostolo, die Reliquien des Schutzpatrons San Mamiliano beherbergt, unterstreicht die historische Bedeutung des Ortes.

Vor der Etablierung von Giglio Castello als Hauptort gab es keinen eindeutig definierten Hauptort, da die Insel in der Antike (etruskische und römische Zeit) eher als strategischer Stützpunkt (zum Beispiel für Handel oder Militär) genutzt wurde. In römischer Zeit, etwa im -1. Jahrhundert, wird Giglio (damals Aegilium) in Quellen wie Julius Caesars De Bello Civili erwähnt, jedoch ohne Hinweis auf einen festen Hauptort. Siedlungen konzentrierten sich vermutlich auf Küstengebiete wie das heutige Giglio Porto, das als natürlicher Hafen diente, aber keine zentrale administrative Funktion hatte. Mit der Christianisierung und den zunehmenden Piratenüberfällen im frühen Mittelalter verlagerte sich das Leben ins sichere Inselinnere nach Giglio Castello, was den Ort ab dem 12. Jahrhundert zur dominanten Siedlung machte. Davor war die Insel eher dezentral organisiert, mit kleinen, verstreuten Ansiedlungen, die von Fischerei und Landwirtschaft lebten.

Verwaltungsgliederung

Die Inselgemeinde gliedert sich in vier Ortsteile inklusive der Nebeninsel Giannutri:

Frazione Einwohner 2011 Seehöhe (m)
Giglio Porto 608 9
Giglio Castello (capoluogo) 557 405
Giglio Campese 187 3
Giannutri 27 50
Sonstige Lokalitäten 102 -


           Verwaltungseinheiten:

           4 frazioni (Ortsteile), davon 3 auf Giglio

Bevölkerung

Von den 1.269 Einwohnern der Gemeinde lebten 2025 zehn auf Giannutri. Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Gemeindefläche von 23,8 km².


           Bevölkerungsentwicklung:

           Jahr                 Einwohner      Dichte (E/km²)

           1861                1 920               80,67

           1871                2 037               85,59

           1881                2 127               89,37

           1901                2 350               98,74

           1911                2 295               96,43

           1921                2 231               93,74

           1931                2 229               93,66

           1936                2 143               90,04

           1951                2 356               98,99

           1961                2 258               94,87

           1971                1 711               71,89

           1981                1 660               69,75

           1986                1 650               69,33

           1991                1 558               65,46

           1996                1 500               63,03

           2000                1 410               59,24

           2001                1 406               59,08

           2002                1 401               58,87

           2002                1 377               57,86

           2003                1 432               60,17

           2004                1 420               59,66

           2005                1 413               59,37

           2006                1 413               59,37

           2007                1 449               60,88

           2008                1 469               61,72

           2009                1 461               61,38

           2010                1 466               61,60

           2011                1 460               61,34

           2012                1 450               60,92

           2013                1 428               60,00

           2014                1 447               60,80

           2015                1 442               60,59

           2016                1 436               60,34

           2017                1 426               59,92

           2018                1 439               60,46

           2019                1 403               58,95

           2020                1 391               58,45

           2021                1 345               56,51

           2022                1 344               56,47

           2023                1 322               55,55

           2024                1 294               54,37

           2025                1 269               53,32


Die Bevölkerung sank von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 0,906 % pro Jahr.


Bevölkerungsaufteilung:

Bevölkerungszahl 2001 insgesamt    1 406

           davon  weiblich                         708               50,21 %

                       männlich                        698               49,79 %


Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 34 Jahren, die mittlere Lebenserwartung bei annähernd 78 Jahren. Die Zahl der Haushalte beträgt insgesamt rund 700.


Haushalte 2001:

  • Gesamtzahl  668
  • Personen pro Haushalt  2,105

Volksgruppen

Die überwiegende Mehrheit der Inselbewohner sind Italiener, die kulturell und sprachlich eng mit der Toskana verbunden sind. Historisch prägten Fischer- und Bauernfamilien die Inselgesellschaft, die bis heute stark von regionalen Traditionen bestimmt ist. Durch den Tourismus gibt es eine kleine internationale Präsenz, vor allem von Saisonarbeitskräften sowie Zugezogenen aus Nordeuropa, die auf der Insel Ferienwohnungen oder Zweitwohnsitze besitzen. Eine eigenständige Volksgruppe oder Minderheit im ethnischen Sinn existiert auf Giglio jedoch nicht – die Bevölkerung ist homogen und kulturell eng in die toskanische Identität eingebettet.

Nach den ISTAT-Daten vom 31. Dezember 2010 betrug die ausländische Wohnbevölkerung 108. Die am stärksten vertretene Nationalität nach dem prozentualen Anteil an der gesamten Wohnbevölkerung waren Rumänen mit 22 Einwohnern oder 1,5 % der Bevölkerung. Im Jahr 2025 lebten 148 Ausländer auf der Insel. Dies ergibt einen Ausländeranteil von 11,67 %.

Sprachen

Auf Giglio wird der toskanische Dialekt des Italienischen gesprochen, der sich durch eine klare Aussprache und weniger starke regionale Eigenheiten im Vergleich zu anderen italienischen Mundarten auszeichnet. Dieser Dialekt bildet die Grundlage für das Standarditalienisch, das in Schulen, Medien und offiziellen Kontexten verwendet wird. In Giglio Castello, Giglio Porto und Giglio Campese ist Italienisch die Alltagssprache, sowohl in privaten als auch in öffentlichen Bereichen wie Tourismus, Handel und Verwaltung.

Neben dem Italienischen gibt es keine eigenständigen lokalen Dialekte, die sich signifikant von der toskanischen Variante abheben. Historisch gesehen war Giglio aufgrund seiner isolierten Lage und seiner Bedeutung als Handels- und Militärstützpunkt in römischer und mittelalterlicher Zeit (unter pisanischer und später florentinischer Herrschaft) kulturellen Einflüssen ausgesetzt, die Spuren in der Sprache hinterlassen haben könnten. Beispielsweise könnten in der Vergangenheit maritime Begriffe aus dem Lateinischen oder Lehnwörter aus dem Pisanischen Eingang gefunden haben, doch solche Einflüsse sind heute kaum noch nachweisbar.

In touristischen Kontexten, insbesondere in Giglio Porto und Giglio Campese, sind aufgrund des starken Zustroms internationaler Besucher in den Sommermonaten auch Fremdsprachen wie Englisch, Deutsch und in geringerem Maße Französisch verbreitet. Diese werden vor allem in Restaurants, Unterkünften und touristischen Einrichtungen gesprochen, wobei die Sprachkenntnisse der Einheimischen variieren – von fließend in touristischen Betrieben bis hin zu rudimentär in abgelegeneren Bereichen.

Religion

Fast alle Bewohner gehören der römisch-katholischen Kirche an, und die Pfarrkirchen in Giglio Castello (San Pietro Apostolo), Giglio Porto (Santi Lorenzo e Mamiliano) und Giglio Campese bilden wichtige religiöse und soziale Zentren. Religiöse Feste haben einen hohen Stellenwert im Gemeinschaftsleben, etwa die Feier zu Ehren des Schutzpatrons San Mamiliano im September oder Prozessionen zu Marienfesten. Kleine Kapellen, Wegkreuze und Traditionen im Alltag spiegeln den tief verwurzelten Glauben wider. Andere Religionsgemeinschaften spielen auf der Insel keine nennenswerte Rolle, sodass Giglio in religiöser Hinsicht weitgehend homogen geblieben ist.

Siedlungen


Die Einwohnerzahlen der Ortschaften auf Giglio entnwickelten sich wie  folgt:

Z 1991 Z 2001 Z 2011 Z 2021
Giglio Campese 153 154 187 182
Giglio Castello 631 568 557 474
Giglio Porto 728 623 608 625


Giglio Porto, der Hauptzugangspunkt der Insel, liegt an der Ostküste und beherbergt den Fährhafen, von dem aus Verbindungen nach Porto Santo Stefano und anderen Festlandorten bestehen. Der Ort erstreckt sich um eine kleine Bucht mit einer Uferpromenade, an der Cafés, Geschäfte und Restaurants zu finden sind. Die Architektur umfasst bunte Häuser und eine alte Sarazenenturm (Torre del Saraceno) aus dem 16. Jahrhundert. Giglio Porto dient als logistischem Zentrum, ist aber in der Nebensaison ruhig und hat begrenzte Parkmöglichkeiten.

Giglio Castello thront auf einem Hügel in der Inselmitte auf etwa 400 Metern Höhe und ist die älteste Siedlung, erbaut im 12. Jahrhundert von den Pisanern und später von den Medici ausgebaut. Umgeben von massiven Festungsmauern, besteht sie aus engen Gassen mit Arkaden und der Kirche San Pietro aus dem 16. Jahrhundert, die Reliquien des Schutzpatrons San Mamiliano birgt. Giglio Castello ist historisch bedingt und bietet Panoramablicke auf den Archipel, zieht aber hauptsächlich Tagesbesucher an, da die Zahl der Unterkünfte begrenzt ist.

Giglio Campese, an der Nordwestküste gelegen, ist der modernste Ort. Er hat sich seit dem 20. Jahrhundert durch Tourismus entwickelt, grenzt an den längsten Sandstrand der Insel (Cala del Campese) und weist eine Reihe von Hotels, Apartments und Wassersport-Einrichtungen auf. Die Siedlung ist funktional aufgebaut, mit einem kleinen Hafen für Boote, und dient vor allem als Erholungsort, wobei die Nähe zu Klippen und Wanderwegen zusätzliche Attraktivität bietet. Im Winter ist sie stark entvölkert.

Weitere kleine Siedlungen sind Arenella (neun Einwohner) und Villagio Grotto (drei Einwohner). 26 Einwohner residieren in verstreuten Wohngebäuden, die keiner Siedlung zugerechnet werden.

Verkehr

Auf der Isola del Giglio ist der Verkehr stark begrenzt: Es gibt nur wenige Straßen, die die drei Orte Giglio Porto, Giglio Castello und Giglio Campese verbinden. Autos sind erlaubt, doch viele Besucher nutzen Busse, Taxis oder Mietroller, da die Straßen schmal und kurvig sind. Die wichtigste Verbindung zum Festland ist die Fähre von Porto Santo Stefano nach Giglio Porto.

Straßenverkehr

Giglio hat ein Straßennetz von etwa 22 km Länge. Verzweigte, schmal ausgebaute Wege erschließen  die drei Hauptortschaften Giglio Porto, Giglio Castello und Giglio Campese sowie kleinere Buchten wie Arenella und Cannelle. Es dominieren kurvige, oft enge und steile Asfaltstraßen, die durch hügeliges Terrain und Macchia-Vegetation führen, mit Geschwindigkeitsbegrenzungen von 40 bis 50 km/h und gelegentlichen Steilstücken. Der öffentliche Verkehr erfolgt hauptsächlich über Busse der Linie TOSMOBIL (Linie 31), die Giglio Porto mit den anderen Orten verbinden, mit mehreren Abfahrten täglich, die in der Hochsaison häufiger sind, aber im Winter seltener ausfallen. Parkplätze sind begrenzt, besonders in Giglio Porto, wo sie oft überfüllt sind, und es gibt keine Tankstelle auf der Insel – Treibstoff muss vor der Fährfahrt in Porto Santo Stefano getankt werden.

Der Straßenverkehr ist stark reguliert, um Überlastung, Umweltschäden und die Erhaltung des Nationalparks zu gewährleisten. Fahrzeuge erreichen die Insel ausschließlich per Fähre von Porto Santo Stefano (ca. 1 Stunde Fahrtzeit, betrieben von Toremar und Maregiglio), wobei die Mitnahme von Autos oder Motorrädern mit italienischem Kennzeichen in der Hochsaison eingeschränkt ist. Für 2025 gilt vom 2. bis 24. August ein Verbot der Einfuhr und Zirkulation von Fahrzeugen für Nichtansässige, es sei denn, ein Aufenthalt von mindestens 5 Tagen (4 Nächte) wird nachgewiesen; hierfür ist eine Selbstbescheinigung (Autocertificazione) erforderlich, die bei der Landung vorgelegt und im Fahrzeug mitgeführt werden muss. Ausnahmen gelten für Bewohner, Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen, Lieferwagen (für Warentransporte), Rettungsfahrzeuge, Behindertenfahrzeuge und Versorgungsfahrzeuge (zum Beispiel für Abfall oder Strom). Ähnliche Restriktionen betreffen Giannutri, wo vom 1. April bis 30. September 2025 der Fahrzeugverkehr für Nichtansässige ganz verboten ist. Diese Maßnahmen zielen auf die Reduzierung des Verkehrsaufkommens ab, das in der Saison sonst zu Staus und Umweltbelastung führen würde.

Schiffsverkehr

Der einzige Hafen der Insel ist Giglio Porto an der Ostküste, das als einziger kommerzieller Hafen dient und täglich zahlreiche Anlandungen verzeichnet. Der Verkehr wird von zwei Reedereien dominiert: Toremar (Toscana Regionale Marittima) und Maregiglio, die beide Ro-Pax-Fähren einsetzen, die Passagiere, Fahrzeuge und Fracht transportieren. Diese Fähren sind moderat ausgestattet mit Bars, Sitzbereichen und Einrichtungen für Haustiere sowie barrierefreien Zugang, wobei die Schiffe aufgrund der kurzen Strecke tagsüber operieren und keine Nachtfahrten anbieten. Die Überfahrt dauert in der Regel etwa 1 Stunde und umfasst eine Distanz von rund 18 bis 22 km, abhängig von Route und Wetterbedingungen.

Die zentrale Route führt von Porto Santo Stefano (am Monte Argentario, Provinz Grosseto) nach Giglio Porto, mit täglich 4 bis 12 Abfahrten je nach Saison. Im Sommer (Juni bis September) steigt die Frequenz auf bis zu 12 Fahrten pro Tag zwischen 6:00 und 20:30 Uhr, während im Winter (Oktober bis Mai) mindestens 4 tägliche Verbindungen bestehen. Toremar bietet etwa 22 wöchentliche Fahrten an, ergänzt durch Maregiglio, die zusätzlich Minikreuzfahrten und Ausflüge anbietet. Seltener gibt es Verbindungen von Castiglione della Pescaia oder Civitavecchia, die jedoch saisonal und weniger frequentiert sind. Für die Nachbarinsel Giannutri verkehren ergänzende Fähren von Giglio Porto aus, die oft in die Routen integriert sind und etwa 30 bis 45 Minuten dauern.

Die Insel Giglio verfügt über insgesamt zwei aktive Leuchttürme. Der Leuchtturm von Capel Rosso (Faro di Capel Rosso) ist ein aktiver Leuchtturm auf der Insel Giglio (Provinz Grosseto) wird von der Marina Militare und dem Nationalpark des Toskanischen Archipels verwaltet. Der Leuchtturm wurde 1883 von der Regia Marina in Betrieb genommen und befindet sich auf dem südlichen Teil der Insel Giglio. Er ist vollautomatisch und wird über das Stromnetz versorgt.

Der Leuchtturm1 ist ein achteckiger, 20 m hoher, gemauerter Turm mit Galerie und Laterne, auf dem sich ein zweistöckiges Wärterhaus befindet. Der Turm ist weiß mit horizontalen roten Streifen2 gestrichen, und die Kuppel der Laterne ist metallisch grau. Er sendet bei einer Brennhöhe von 90 m vier kurze weiße Blitze von 0,2 Sekunden Dauer über einen Zeitraum von 30 Sekunden aus. Seine Reichweite beträgt 23 Seemeilen (rund 43 km) für das Hauptfeuer und 12 Seemeilen (rund 33 km) für das Wachfeuer.


Faro di Capel Rosso

  • Standort: Punta di Capel Rosso, 48°19‘15“ N, 10°55‘11“ O
  • Listeneinträge:  ITA126 (ARLHS), E1492 (IHUK), 2168 (MM), 113-9104 (NGA)
  • Bauzeit: 1882 bis 1883
  • Inbetriebnahme:  1883
  • Betreiber: Marina Militare
  • Seehöhe: 70 m
  • Turmhöhe: 20 m
  • Feuerhöhe: 90 m
  • Befeuerung: AL 1000 W, Reserve LABI 100 W
  • Betriebsart: elektrisch, automatisiert
  • Funktion: Seefeuer
  • Kennung: Fl (4) W 30s
  • Tragweite: 33 km


Der Leuchtturm von Fenaio (Faro del Fenaio) ist ein maritimer Leuchtturm auf der Landzunge Punta del Fenaio. Der elektrisch betriebene Turm mit fester Optik wird von einer 1000-W-Halogenlampe beleuchtet, die drei weiße Lichtblitze pro Sekunde mit einer Pause von sieben Sekunden (am Ende des dritten Lichtblitzes) abgibt und eine Reichweite von 16 Seemeilen hat. Die Infrastruktur ist außerdem mit einer Reservelampe mit einer Reichweite von 12 Seemeilen ausgestattet, die bei einem Ausfall oder einer Störung der Hauptlampe in Betrieb genommen wird.

Der Leuchtturm, dessen Einweihung auf das Jahr 1883 zurückgeht (das Jahr, in dem auch der Leuchtturm Capel Rosso im Süden der Insel in Betrieb genommen wurde), wurde von der Marine, damals Regia Marina genannt, gebaut, um den nördlichen Teil der Insel zu beleuchten, da der bereits bestehende Leuchtturm Vaccarecce, der älteste auf Giglio, der bis dahin die einzige Einrichtung auf der Insel war, nicht ausreichte.

Die Infrastruktur besteht aus einem achteckigen Turm aus rotem und weißem Mauerwerk, der sich vor dem mittleren Teil der dem Meer zugewandten Fassade eines rechteckigen, zweistöckigen Gebäudes erhebt, das sich durch sein rotes Putzmauerwerk auszeichnet und in dem früher die Wohnungen der Leuchtturmwärter untergebracht waren, bevor es schließlich automatisiert wurde. Die turmförmige Struktur mit einer inneren Galerie gipfelt in einer Gipfelterrasse, die die Basis des Tiburiums der grauen Metalllaterne bildet.


Faro del Fenaio

  • Standort: 42°23‘17“ N, 10°52‘52“ O
  • Listeneinträge:  ITA246 (ARLHS), E1486 (IHUK), 2156 (MM), 113-9092 (NGA)
  • Bauzeit: 1881 bis 1883
  • Inbetriebnahme:  1883
  • Betreiber: Marina Militare
  • Seehöhe: 29 m
  • Turmhöhe: 10 m
  • Feuerhöhe: 39 m
  • Befeuerung: Halogenlampe 1000 W
  • Betriebsart: elektrisch, automatisiert
  • Funktion: Seefeuer
  • Kennung: Fl(3) W 15s
  • Tragweite: 29,5 km

Wirtschaft

In der Vergangenheit wurde auf der Insel Granit, Eisenerz und Pyrit abgebaut. Die Pyritmine wurde 1962 geschlossen. Abseits dessen bildete die Landwirtschaft den Hauptwirtschaftszweig der Insel. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Tourismus zweifellos zum wichtigsten Standbein der Inselwirtschaft entwickelt. Die Saison dauert von Ende April bis Anfang Oktober. Seit mehreren Jahren trägt die Insel die fünf blauen Segel von Legambiente.

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft auf Giglio ist geprägt von extensiven, familiengeführten Betrieben, die sich auf Selbstversorgung und lokale Märkte konzentrieren. Auf den terrassierten Hängen rund um Giglio Castello und in den Ebenen nahe Giglio Porto werden hauptsächlich Oliven, Obst und Gemüse angebaut. Olivenbäume, die oft Jahrhunderte alt sind, liefern hochwertiges Olivenöl extra vergine, das in kleinen Mengen für den Eigenbedarf und den Verkauf an Touristen produziert wird. Typische Obstsorten umfassen Feigen, Zitronen und Granatäpfel, die auf kleinen Parzellen gedeihen, während Gemüse wie Tomaten, Zucchini und Kräuter (Rosmarin, Thymian) in Hausgärten kultiviert werden.

Die Viehzucht ist minimal und beschränkt sich auf Ziegen und Schafe, deren Milch für Pecorino-Käse genutzt wird – ein Produkt, das auf Märkten in Giglio Porto oder bei der Festa dell’Uva geschätzt wird.

Moderne Technologien wie Bewässerungssysteme sind selten; stattdessen dominieren traditionelle Methoden wie Trockenmauern (muretti) zur Bodenerosion. Der Nationalpark Toskanischer Archipel schränkt den landwirtschaftlichen Ausbau ein, um die Biodiversität zu schützen, was die Produktion weiter einschränkt. Dennoch fördern EU-Programme wie der PNRR (Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza) nachhaltige Landwirtschaft, etwa durch Zuschüsse für Bio-Anbau oder Wiederaufforstung.

Weinbau

Der Weinbau ist das Herzstück der Landwirtschaft auf Giglio und genießt einen besonderen Status, da die Insel für ihren Ansonaco (oder Ansonica), einen aromatischen Weißwein, bekannt ist. Der Anbau konzentriert sich auf die Rebsorte Ansonica, eine autochthone Traube, die auf den sonnigen, windgepeitschten Hängen der Insel gedeiht, insbesondere in den terrassierten Weinbergen um Giglio Castello und in der Nähe von Giglio Campese. Die Böden, reich an Granit und Quarz, verleihen dem Wein eine mineralische Note, während das salzhaltige Mikroklima der Küste seine frische Säure prägt. Der Ansonaco wird seit Jahrhunderten kultiviert, mit Wurzeln in der etruskischen und römischen Zeit, und ist heute ein IGT-Wein (Indicazione Geografica Tipica) der Toscana. Die Rebflächen sind klein, mit schätzungsweise 20 bis 30 Hektar, da die steilen Hänge und begrenzten Wasserressourcen großflächigen Anbau verhindern. Die Produktion ist aufwendig: Die Trauben werden per Hand geerntet, oft Ende August bis Anfang September, und die Erträge sind niedrig (zirka 50 bis 60 hl/ha), was die Exklusivität steigert.

Zu den bekanntesten Produzenten zählt die Cantina Altura, deren Ansonaco „Senti Oh!“ für seine goldgelbe Farbe, Zitrusnoten und leichte Mandelnuance geschätzt wird. Andere Winzer, wie die Familie Carfagna, produzieren in kleinen Kellern (cantine) für lokale Märkte. Einige Weine, wie der „Senti Oh!“, erreichen bis zu 14 % Alkohol, da die Trauben sonnengetrocknet werden, was den Zuckergehalt erhöht. Neben Weißwein gibt es kleinere Mengen Rotwein aus Sangiovese- oder Aleatico-Trauben, letztere für süßen Passito. Die Festa dell’Uva e delle Cantine, ein jährliches Fest im September, feiert den Weinbau mit Verkostungen in den Weinkellern von Giglio Castello, begleitet von Musik und Quadriglia-Tänzen. Der Weinbau ist jedoch wirtschaftlich fragil: Hohe Arbeitskosten, begrenzte Flächen und der Wettbewerb mit Festlandweinen machen ihn abhängig von touristischen Verkäufen. EU-Förderungen, wie die 5 Millionen Euro aus dem PNRR für „Isole Verdi“, unterstützen Investitionen in nachhaltige Bewässerung oder biologischen Anbau, doch viele Winzer bleiben traditionell und meiden moderne Techniken. Der Weinbau bleibt somit ein Symbol der Gigliesi-Identität – robust, stolz und untrennbar mit der Inselgeschichte verwoben.

Fischerei

Früher war die Fischerei die wichtigste Einkommensquelle der Inselbewohner. Familien betrieben kleine Fischerboote und nutzten traditionelle Fangmethoden, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Auch heute spielt die Fischerei eine wichtige Rolle, wenn auch in kleinerem Umfang, da der Tourismus inzwischen die dominierende Einnahmequelle ist.

Neben dem wirtschaftlichen Aspekt ist die Fischerei auf Giglio auch Teil der kulturellen Identität. Feste und Märkte auf der Insel drehen sich oft um den Fang des Tages, und frischer Fisch gehört zum Alltag in den Restaurants und Haushalten. Viele Fischer sind zugleich Gastwirte oder verkaufen ihren Fang direkt an die Besucher der Insel.

Bergbau

Der Bergbau auf Giglio konzentrierte sich vor allem auf Steinbrüche, in denen Granit und andere Gesteinsarten abgebaut wurden. Diese Steine wurden wegen ihrer Härte und Haltbarkeit geschätzt und fanden Verwendung in Straßen, Gebäuden und Hafenanlagen, vor allem in der Toskana. Die Arbeit in den Steinbrüchen war jedoch körperlich sehr anspruchsvoll und oft gefährlich.

Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich die Bedeutung des Bergbaus. Während der industriellen Revolution wurde der Abbau systematischer und wirtschaftlich bedeutender. Doch schon im 20. Jahrhundert nahm die industrielle Nutzung ab, da der Transport und die Gewinnung von Stein auf dem kleinen Eiland teuer und logistisch schwierig waren. Heute sind die meisten Steinbrüche stillgelegt, und die Insel konzentriert sich stärker auf Tourismus und Naturschutz.

Handwerk

Das Handwerk auf Giglio ist vielfältig, aber begrenzt und dient vorwiegend lokalen Bedürfnissen. In Giglio Porto, dem Hafenviertel, finden sich Werkstätten für Schiffsausrüstung und Reparaturen, wie die „Da Pelio - Forniture navali ed industriali“, die maritime Ausrüstung, Ersatzteile und Werkzeuge anbietet – essenziell für die Fischerflotte und Yachten. Ähnlich unterstützt die „Ferramenta Maele“ oder „Ferramenta da Ciccio“ in Giglio Castello den täglichen Bedarf mit Werkzeugen, Farben, Gartengeräten und Haushaltsartikeln, was in einer Inselumgebung mit begrenzten Importmöglichkeiten unverzichtbar ist. Baffigi Mirco betreibt eine weitere Ferramenta, die sich auf den Verkauf von Metallwaren und Utensilien spezialisiert hat.

Industrie

Industrie im klassischen Sinne existiert auf Giglio nicht, da die Insel zu klein und geschützt ist, um Fabriken oder Massenproduktion zu beherbergen. Der ehemalige Piritebergbau, der bis 1964 Eisen und Schwefel förderte, war die letzte Form industrieller Aktivität und hinterließ ein Erbe in Museen und Wanderwegen, ohne aktuelle Relevanz. Stattdessen fließt wirtschaftliche Energie in Dienstleistungen, die handwerklich geprägt sind, wie die Wartung von Erneuerbaren Energien oder die Herstellung lokaler Produkte im Rahmen des Tourismus. Die Bezirksregierung von Grosseto überwacht den „Osservatorio Economico di Isola del Giglio“, der den Sektor beobachtet, aber keine großen Entwicklungen meldet. Insgesamt unterstützen Handwerk und Industrie – oder vielmehr deren Abwesenheit – die Nachhaltigkeit der Insel: Kleine Betriebe wie die genannten Ferramente oder die S.I.E. sorgen für Autarkie, ohne die natürliche Schönheit zu belasten, und bieten Jobs für Einheimische, die oft nebenbei im Tourismus arbeiten. Diese Struktur macht Giglio zu einem Modell für ressourcenschonende Wirtschaft, wo Handwerk nicht nur überlebt, sondern die Identität der Gigliesi prägt.

Im Baugewerbe gibt es kleine Unternehmen, die Wartungsarbeiten an Gebäuden, Terrassen und Wegen durchführen, oft im Kontext des Naturschutzes, da Neubauten streng reguliert sind. Elektrisches Handwerk wird von der S.I.E. Giglio (Società Impianti Elettrici) abgedeckt, die seit 1947 Strom erzeugt und verteilt – eine Art „Inselindustrie“ mit einer kleinen Zentrale in Giglio Campese, die Wartung, Modernisierungen wie smarte Zähler und Notstromversorgung übernimmt. Diese Firma ist das einzige nennenswerte Beispiel für eine gewerbliche Produktion, die über reines Handwerk hinausgeht, und betont Umweltschutz durch Einhaltung von Normen. Andere handwerkliche Aktivitäten umfassen Schneider, die touristische Souvenirs nähen, oder Steinmetze, die traditionelle Muretti (Trockenmauern) reparieren, die die terrassierten Weinberge stützen.

Wasserwirtschaft

Der Großteil des Trinkwassers stammt aus einer Entsalzungsanlage (dissalatore) auf der Straße zur Cannelle-Bucht, die Meerwasser in Trinkwasser umwandelt und die Hauptversorgung für die rund 1.500 Einwohner und bis zu 50.000 Touristen im Sommer sicherstellt. Dieses Wasser wird jedoch oft als nicht optimal für den direkten Verzehr betrachtet und hauptsächlich zum Kochen oder Duschen genutzt, während für den Trinkbedarf gefilterte Varianten oder Flaschenwasser empfohlen werden.

Ergänzt wird die Versorgung durch traditionelle Quellen wie die Fontana Selvaggia in Giglio Castello und die Fontana S. Pietro in Giglio Porto, die aus natürlichen Quellen gespeist werden und für den täglichen Bedarf genutzt werden können. Regenwasser wird in Zisternen gesammelt, besonders in ländlichen Gebieten, doch die jährliche Niederschlagsmenge von etwa 600 mm reicht oft nicht aus, um Trockenperioden auszugleichen. Die Gemeinde investiert durch den PNRR in Erweiterungen, darunter neue Speicher (Serbatoi) in Giglio Castello, um die Versorgung zu stabilisieren, was die Abhängigkeit von Fährtransports zum Festland reduzieren soll. Herausforderungen umfassen hohe Energiekosten für die Entsalzung und die Belastung durch Tourismus, die zu temporären Rationierungen führen kann, wobei die ASL Toscana Sud Est die Qualitätskontrollen durchführt.

Energiewirtschaft

Elektrizität wird über Unterseekabel von der Toskana geliefert, während Heiz- und Treibstoffe meist per Schiff transportiert werden. Eine eigenständige industrielle Energieproduktion gibt es auf der Insel nicht. Trotzdem spielen erneuerbare Energien auf Giglio eine zunehmende Rolle. Solarenergie wird auf vielen Häusern und öffentlichen Gebäuden genutzt, um Strom lokal zu erzeugen und den Verbrauch vom Festland zu reduzieren. Auch kleinere Wind- oder Wasserprojekte wurden in den letzten Jahren diskutiert, um die Insel unabhängiger und nachhaltiger zu machen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Energieversorgung im Tourismussektor. Hotels, Restaurants und Ferienwohnungen benötigen während der Sommermonate deutlich mehr Strom und Wasser. Deshalb werden Effizienzmaßnahmen und moderne Technologien eingesetzt, um den Energieverbrauch zu optimieren und die Umweltbelastung gering zu halten.

Abfallwirtschaft

Die Abfallwirtschaft auf Giglio organisiert getrennte Sammlungen, die den nationalen italienischen Vorgaben folgen und durch das Konsortium CONAI (für Verpackungen) koordiniert werden, um Recyclingquoten von über 70 % zu erreichen – ein Wert, der in der Toskana überdurchschnittlich ist. Die Insel hat keine eigene Deponie; Abfälle werden in Containern in den Orten Giglio Porto, Giglio Castello und Giglio Campese gesammelt und wöchentlich per Fähre nach Porto Santo Stefano transportiert, was Logistik und Kosten erhöht. Die Trennung erfolgt in Plastik, Papier, Glas, Organisches und Restmüll, mit saisonalen Intensivierungen im Sommer, wenn Touristen die Menge verdoppeln; ab 2025 wird eine separate Fraktion für Textilien eingeführt, um die Kreislaufwirtschaft zu stärken.

Die Gemeinde fördert Vermeidung durch Kampagnen wie Plastikfreie Zonen an Stränden und Sammelstellen für Elektroabfall, die mit dem Nationalpark kooperieren, um Meeresverschmutzung zu verhindern. Trotz Fortschritten gibt es Kritik an unvollständigen Sammlungen in der Nebensaison und an der Belastung der Fähren, doch Initiativen wie der „Isole Verdi“-Bando des PNRR finanzieren neue Container und Aufklärungsprogramme, die die Quote weiter steigern sollen. Insgesamt spiegeln beide Sektoren die Balance zwischen Erhalt der natürlichen Schönheit und praktischer Versorgung wider, mit Fokus auf Nachhaltigkeit in einer sensiblen Umwelt.

Handel

Die Insel ist von Natur aus begrenzt, weshalb die Versorgung mit Waren zum Großteil über den Handel mit dem Festland erfolgt. Lebensmittel, Kleidung, Haushaltswaren und Baumaterialien werden regelmäßig von Fähren geliefert, die Giglio mit dem Hafen von Porto Santo Stefano verbinden.

Die lokalen Geschäfte auf Giglio sind vor allem auf den Bedarf der Einwohner und der Touristen ausgerichtet. Supermärkte, Bäckereien, kleine Lebensmittelgeschäfte sowie Boutiquen und Souvenirläden prägen die Ortskerne von Giglio Porto und Giglio Castello. Während der Sommermonate erweitert sich das Angebot durch saisonale Stände, Märkte und temporäre Verkaufsstellen, die vor allem Feriengäste ansprechen.

Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist der gastronomische Handel. Restaurants, Cafés, Bars und Fischmärkte sind zentrale Treffpunkte auf der Insel und verbinden den Verkauf von Lebensmitteln mit Tourismus und lokaler Kultur. Viele Produkte stammen direkt von lokalen Erzeugern oder Fischern, was den Handel auf Giglio eng mit der Natur und Tradition der Insel verknüpft.

Darüber hinaus gibt es auf Giglio kleinere Handwerksbetriebe und Dienstleistungsanbieter, die Produkte wie Keramik, Schmuck oder handgefertigte Textilien verkaufen. Diese Geschäfte tragen nicht nur zur Versorgung der Inselbewohner bei, sondern stärken auch die touristische Attraktivität der Insel.

Finanzwesen

Filialen großer Banken befinden sich in Giglio Porto, dem wirtschaftlichen Zentrum mit seinem Hafen und Touristenstrom. Hier betreibt Intesa Sanpaolo eine Filiale in der Via Cardinale Oreglia 14, die Konten, Kredite, Versicherungen und Investitionsberatung anbietet, ergänzt durch Bancomate für Bargeldabhebungen, die rund um die Uhr verfügbar sind, wenngleich mit Limits aufgrund der Isolation. Weitere Präsenz zeigt UniCredit mit einer Agentur in der Nähe, die ähnliche Basisservices wie Zahlungen und Kartenmanagement leistet, während Banca CR Firenze (ehemals Cassa di Risparmio di Firenze) in der Via Cardinale Oneglia 14 Konten und Sparpläne für Einheimische und Saisonarbeiter betreut. Monte dei Paschi di Siena wird in älteren Verzeichnissen erwähnt, hat aber seine Präsenz auf Bancomate beschränkt, da Schließungen in Kleingemeinden üblich sind.

Soziales und Gesundheit

Die sozialen Dienste auf Giglio sind auf die Bedürfnisse einer kleinen, alternden Gemeinde abgestimmt, mit etwa 20 % der Einwohner über 65 Jahren. Die Gemeindeverwaltung (Comune di Isola del Giglio) organisiert grundlegende Unterstützung wie Beratung zu Sozialhilfe, Familienförderung und Integration von Saisonarbeitern im Tourismus. Es existiert ein Sozialamt (Ufficio Servizi Sociali), das Anträge für nationale Programme wie Reddito di Cittadinanza (Bürgergeld) bearbeitet und Kooperationen mit der Caritas oder lokalen Vereinen pflegt. Für Ältere gibt es begrenzte Heimversorgung durch ehrenamtliche Helfer, oft unterstützt von der Region Toskana, die Mobilitätshilfen oder Mahlzeitenlieferungen finanziert. In der Hochsaison (Juni–September) werden temporäre Angebote für Touristenfamilien aktiviert, etwa Kinderbetreuung in Kooperation mit Hotels. Die Insel profitiert von der Gemeinschaftsdynamik: Viele soziale Bedürfnisse werden informell durch Nachbarschaftshilfe in Orten wie Giglio Castello oder Giglio Porto gedeckt. Allerdings fehlen spezialisierte Einrichtungen für Behinderte oder Obdachlose, was zu Abhängigkeit von Fährverbindungen zum Festland führt. Die COVID-19-Pandemie hat die Resilienz der lokalen Gemeinschaft hervorgehoben, wo soziale Distanzierung durch enge Netzwerke und schnelle Screening-Maßnahmen umgesetzt wurde.

Die Gesundheitsversorgung ist auf Primärversorgung ausgelegt und zentral in Giglio Porto angesiedelt, mit einer kleinen Ambulanz (Punto di Primo Intervento) und einem Hausarzt (Medico di Base), der täglich erreichbar ist. Die Anlage bietet Basisuntersuchungen, Impfungen und Notfallversorgung, ist aber nicht für stationäre Behandlungen eingerichtet; schwere Fälle werden per Helikopter oder Boot nach Grosseto transportiert. Es gibt eine Apotheke in Giglio Porto, die Medikamente und Hygieneartikel führt, sowie einen Dentaldienst saisonal. Die ASL Toscana Sud Est (lokale Gesundheitsbehörde) koordiniert die Versorgung, inklusive mobiler Teams für Prävention (zum Beispiel Krebsvorsorge). Touristen profitieren von einer dedizierten Touristenambulanz im Sommer, mit Englisch- und Deutsch sprechendem Personal. Die Infrastruktur ist ausreichend für die konstante Bevölkerung, stößt aber in der Hochsaison an Grenzen, weshalb Wartezeiten für Spezialisten (etwa in der Kardiologie) bis zu Wochen betragen können – oft wird das Festland empfohlen. Die Insel liegt in einem Naturschutzgebiet, was die Luft- und Wasserqualität fördert und indirekt die Gesundheit unterstützt, etwa durch niedrige Belastung durch Schadstoffe.

Krankheiten

Auf Giglio treten keine spezifischen endemischen Krankheiten auf, da das milde mediterrane Klima und die Isolation Infektionsrisiken minimieren. Häufige Probleme umfassen saisonale Atemwegserkrankungen, Verletzungen durch Wanderungen oder Wassersport sowie altersbedingte Erkrankungen wie Hypertonie oder Diabetes, die mit dem italienischen Durchschnitt übereinstimmen. Bezüglich der Covid-19-Pandemie gilt Giglio als Vorzeigebeispiel. Trotz hoher Exposition (zum Beispiel durch infizierte Besucher aus Lombardei) blieben Einheimische asymptomatisch, mit nur einem bestätigten Fall unter Bewohnern – ein Phänomen, das auf genetische Faktoren, schnelle Quarantäne oder Zufall zurückgeführt wird. Eine serologische Studie 2020 ergab Null-Infektionen bei 85 % der getesteten Bevölkerung, trotz enger sozialer Kontakte. Andere Risiken: Insektenstiche (zum Beispiel Zecken, die Lyme-Borreliose übertragen können) und Sonnenschäden durch langes Baden. Das Fehlen industrieller Belastung reduziert chronische Lungen- oder Herzkrankheiten.

Bildung

Das Bildungssystem auf Giglio folgt dem italienischen Modell, das obligatorisch von 6 bis 16 Jahren ist und in Primarstufe (scuola primaria, 6 bis 11 Jahre), Sekundarstufe I (scuola secondaria di primo grado, 11 bis 14 Jahre) und Sekundarstufe II (scuola secondaria di secondo grado, 14 bis 19 Jahre) unterteilt. Auf der Insel gibt es eine Grundschule (scuola elementare) in Giglio Porto, die etwa 50 bis 70 Schüler umfasst und von der lokalen Schulbehörde (Ufficio Scolastico Provinciale di Grosseto) verwaltet wird. Diese Schule deckt die Primarstufe ab und integriert oft auch die Sekundarstufe I, mit kleinen Klassen und multilingualem Unterricht, der Italienisch als Hauptsprache nutzt, ergänzt durch Englisch.

Für die höhere Sekundarstufe (Liceo Scientifico oder Istituto Tecnico) müssen Schüler per Fähre nach Porto Santo Stefano oder Grosseto pendeln, was tägliche Fahrten von 1 bis 2 Stunden bedeutet und in der Nebensaison durch Busse der Linie TOSMOBIL erleichtert wird. Die Schule auf Giglio betont praktische Fächer wie Umweltbildung, da die Insel Teil des Nationalparks ist, und integriert Themen wie Meeresökologie in den Lehrplan. In der Hochsaison (Juni–September) sinkt die Schülerzahl, da viele Familien das Festland aufsuchen, was zu saisonalen Anpassungen führt. Ergänzend gibt es keine Kindergärten (asili nido) oder private Schulen; Betreuung erfolgt über kommunale Einrichtungen. Die Alphabetisierungsrate liegt bei über 99 %, vergleichbar mit dem toskanischen Durchschnitt, doch die Abhängigkeit von Fährverbindungen stellt Herausforderungen dar, insbesondere bei schlechtem Wetter.

Höhere Bildung und Wissenschaft

Die wissenschaftliche Aktivität auf Giglio konzentriert sich auf Meeresbiologie, Ökologie und Geologie, getrieben durch den Nationalpark Toskanischer Archipel, der seit 1996 das größte Meeresschutzgebiet Europas schützt und Forschungsprojekte zu Biodiversität, Klimawandel und nachhaltigem Tourismus fördert. Zentral ist das Istituto per le Risorse Biologiche e le Biotecnologie Marine (Institut für Meeresbiologie, IRBIM) in Giglio Campese, eine private Forschungsstation, die von Claus Valentin geleitet wird und seit den 1990er Jahren Exkursionen und Kurse für Universitäten (zum Beispiel Universität Oldenburg, Mainz oder Bremen) anbietet.

Das IfMB bietet Labore für Probenanalysen, Schnorchelausflüge und Wanderungen durch die Macchia-Vegetation, mit Fokus auf mediterrane Ökosysteme, Korallenriffe und Posidonia-Wiesen. Es dient als Basis für Gastforscher, darunter Doktoranden und Biologen, die Themen wie Fischpopulationen oder invasive Arten untersuchen, und kooperiert mit dem Nationalpark für Monitoring-Projekte. Weitere Forschung erfolgt durch das Park-Management, das Studien zu Delfinen, Pottwalen und terrestrischer Flora (zum Beispiel Myrte und Rosmarin) durchführt, oft in Kooperation mit der Universität Pisa. Die Insel profitiert von ihrer geologischen Vielfalt (Granit und Kalkstein), was geologische Exkursionen ermöglicht, doch es gibt keine ständige Universität oder große Labore – die meisten Projekte sind temporär und saisonal. Die Costa-Concordia-Katastrophe 2012 hat zudem zu Umweltforschungen zu Schadstoffauswirkungen beigetragen.

Bibliotheken und Archive

In Giglio Castello, dem historischen Zentrum, existiert eine kleine Biblioteca Comunale (Gemeindebibliothek) im Rathaus (Piazza della Chiesa), die etwa 1.000 bis 2.000 Bände umfasst und sich auf lokale Geschichte, Naturschutz und Toskana-Literatur konzentriert. Sie ist in der Hochsaison geöffnet (Mo–Fr, 9–12 Uhr) und dient hauptsächlich Einheimischen sowie Forschern; Ausleihung ist kostenlos mit Ausweis.

Ergänzend bietet das IfMB eine Fachbibliothek mit rund 500 Titeln zu Meeresbiologie, die für Kursteilnehmer zugänglich ist. Archive sind auf historische Dokumente fokussiert: Das Archivio Storico Comunale in Giglio Castello bewahrt Akten zur Inselgeschichte (zum Beispiel pisanische und florentninijsche Herrschaft sowie Piratenüberfälle) seit dem 12. Jahrhundert, inklusive Urkunden zu Etruskerfunden und dem Pyritbergbau bis 1962. Es ist nicht öffentlich zugänglich, sondern nur auf Anfrage für Forscher. Für breitere Recherche nutzen Bewohner das Staatsarchiv in Grosseto oder das OPAC SBN (Servizio Bibliotecario Nazionale), das digitale Kataloge italienischer Bibliotheken bietet. Die Abwesenheit größerer Einrichtungen unterstreicht die Abhängigkeit von digitalen Ressourcen und Festland-Archiven, was für Wissenschaftler durch Fährverbindungen machbar, aber logistisch herausfordernd ist.

Kultur

Zum ersten Mal von den Römern angelegt, blieb Giglio Porto 18 Jahrhunderte hindurch unverändert, wurde 1796 erweitert und 1979 nach einer Sturmwelle neu befestigt, womit er heute die kommerziellen Erfordernisse perfekt mit den touristischen vereinbart. Auf der linken Seite des Hafens befindet sich der Sarazenenturm, der 1596 auf Befehl Ferdinands I. erbaut wurde und direkt dahinter die Sarazenenbucht, wo sich unmittelbar über dem Wasserspiegel die cetariamauern, die der Muränenzucht diente, sowie ein Teil der stattlichen römischen Villa der Domizi Enobarbi (-1./-2. Jahrhundert), deren Reste in der Vergangenheit zum größten Teil in den Wohnort eingegliedert worden sind, erkennen lassen.

Giglio Castello, der Verwaltungssitz der Insel, auf 405 m Höhe gelegen, ist von einer beeindruckenden Mauer umgeben, die durch 3 Rundtürme und 7 rechteckige Türme unterbrochen wird. Von den Pisani im 12. Jahrhundert erbaut, später mehrere Male erweitert und von den Großherzögen der Toskana restauriert, ist sie uns heute fast vollständig erhalten. Die engen, oft von Bögen überspannten Gässchen, die Außentreppen, die zu den höheren Stockwerken der Gebäude führen, der Platz XVIII. November, der von der Burg der Aldobrandesca, einem gewaltigen Verteidigunsbau, überragt wird, bewirken, dass das Castello ein eindrucksvolles Ausflugsziel mit einem ganz eigenen Reiz ist. Die Pfarrkirche beherbergt einige wertvolle Kirchenobjekte. Zudem sind da noch die zahlreichen Weinkeller, in denen der typische bernsteinfarbene und kräftige Inselwein Ansonaco hergestellt, gelagert und getrunken wird. Am historischen Burgplatz des Castello befindet sich außerdem noch das Haus des berühmten Violonisten Uto Ughi.

Die jüngste bewohnte Ortschaft Campese stellt heute das wichtigste Fremdenverkehrszentrum der Insel dar mit ihrem langen Sandstrand, vor dem sich eine bezaubernde Bucht öffnet, die auf der einen Seite von einem großen, im Meer stehenden hochragenden Felsen (Faraglione) und auf der anderen Seite von einem mediceischen Turm eingerahmt wird. Der letztere wurde zwischen Ende des 17. und Anfang des 18. Jhs. erbaut und wurde zum Verteidigungsziel bei der heldenhaften Abwehr der Tunesier während des letzten barbarischen Angriffs 1799.

Museen

In Giglio Castello befindet sich das Museo Archeologico e della Civiltà dell’Isola del Giglio, das Funde aus der etruskischen und römischen Zeit zeigt, darunter Keramiken, Münzen und Reste antiker Schiffswracks. Es widmet sich außerdem dem Alltagsleben früherer Generationen und dokumentiert die bäuerliche und maritime Kultur der Insel. Ergänzt wird dieses Angebot durch kleinere Ausstellungen, die zeitweise in den historischen Gebäuden von Giglio Porto und Giglio Campese stattfinden und sich meist lokalen Traditionen, Handwerk oder Naturthemen widmen. Auch die Kirchen beherbergen wertvolle Kunstwerke, die teils musealen Charakter haben, etwa in der Pfarrkirche San Pietro Apostolo in Giglio Castello mit ihrem Schatz an sakraler Kunst. Insgesamt sind die Museen auf Giglio zwar klein, bieten aber einen konzentrierten Einblick in die Geschichte, Kultur und Identität dieser toskanischen Insel.

Architektur

Die Rocca Aldobrandesca, auch Rocca Pisana genannt, ist eine Burg in Giglio Castello, einer Fraktion der Gemeinde Isola del Giglio, im höchsten und innersten Teil der Insel gelegen. Das Bauwerk wurde im frühen Mittelalter, wahrscheinlich schon im 10. Jahrhundert, als Besitz der Abtei Tre Fontane in Rom errichtet. Im 12. Jahrhundert ging es in den Besitz der Familie Aldobrandeschi über, die mit dem Ausbau des bereits bestehenden Bauwerks begann, das vollständig in das blühende Dorf Giglio Castello integriert wurde und das charakteristische Aussehen einer Festung annahm, wie es für alle anderen Festungen unter ihrer Kontrolle typisch war. Später wurde die Insel jedoch von den Pisanern erobert, die weitere Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten sowohl an der Festung selbst als auch an den Mauern durchführen ließen.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die Insel Giglio von den Medici erobert und wurde Teil des Großherzogtums Toskana, dessen Schicksal sie fortan folgte. Die Festung wurde zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert wieder aufgebaut, nachdem sie nach mehreren Piratenüberfällen, die auf der Insel Schäden und Verwüstungen anrichteten, vorübergehend verfallen war.

Im 18. Jahrhundert wurden weitere Sanierungsarbeiten durchgeführt, als die Gebäude, in denen die Wächter untergebracht waren, sowie das Herrenhaus vergrößert wurden. 1762 wurde die Kapelle der Heiligen Barbara auf dem Festungskomplex errichtet und ersetzte die vorher bestehende adelige Kapelle, die von den Aldobrandeschi der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht worden war.

Nach der Vereinigung Italiens wurde der Festungskomplex vorübergehend in ein Gefängnis umgewandelt, das dann in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts endgültig geschlossen wurde. Später wurde die Festung an private Eigentümer verkauft und in einen Wohnkomplex umgewandelt.

Beschreibung

Die Festung befindet sich auf dem höchsten Punkt des Dorfes und besteht aus einer echten Außenfestung mit trapezförmigem Grundriss, die auf mehreren Ebenen angeordnet ist und auf einer Seite auf einem halbkreisförmigen Wachturm ruht, der sich entlang des Umkreises der Mauern von Giglio Castello erhebt. Die aus Stein gemauerten Strukturen der Festung ruhen auf imposanten Felsenfundamenten, die dem gesamten Bauwerk ein befestigtes Aussehen verleihen, das durch die Wälle an den vom Dorf abgewandten Ecken noch verstärkt wird.

Im Inneren der Festung befinden sich zwei Hauptgebäude, von denen das eine die Residenz der Gouverneure und des Podestà beherbergte, in dessen Nähe sich die heute verschwundene Adelskapelle befand. Der Zugang zur Festung, die von einem imposanten Wappen überragt wird, das an die Herrschaft der Medici erinnert, erfolgt durch die charakteristische Porta della Rocca, die sich entlang der Stadtmauer öffnet. Für zusätzliche Sicherheit sorgte in der Vergangenheit die Zugbrücke, die die Verbindung vom Inneren der Festung zu den Wohngebäuden ermöglicht, deren Haupteingangstür im Hochparterre über eine Außentreppe erreicht werden kann.

Das Castellare del Giglio war eine Verteidigungsanlage an der Küste der Insel, in der Nähe des Ortsteils Giglio Porto, an der Ostküste der Insel. Sie befand sich auf der Spitze der Anhöhe hinter dem Sarazenenturm und schloss die Hafenbucht nach Süden hin ab. Die Festung wurde im späten 16. Jahrhundert geplant und gebaut, um das Verteidigungssystem der Insel zu stärken. Die Verteidigungsanlage war das südlichste Bollwerk auf dem Gebiet des Großherzogtums Toskana. Die so benannte Burg taucht auf Karten und Dokumenten der Insel aus dem 17. und 18. Jahrhundert auf, wodurch es möglich war, sowohl ihr ursprüngliches architektonisches Aussehen als auch ihre Funktion zu bestimmen. Die endgültige Aufgabe der Verteidigungsanlage erfolgte mit ziemlicher Sicherheit im 19. Jahrhundert, aus Gründen, die noch nicht geklärt sind.

Bis mindestens Mitte des letzten Jahrhunderts waren auf der Spitze des Hügels noch einige Ruinen und Mauerreste des Castellare del Giglio zu sehen, die in den letzten Jahrzehnten endgültig verloren gegangen sind. Das befestigte Bauwerk war von einer Ringmauer umgeben, die in polygonaler Form um die turmförmige Visieranlage angeordnet war, die einen großen viereckigen Querschnitt aufwies. In den 1990er Jahren waren noch die Ruinen des 1623 errichteten Wachgebäudes vorhanden.

Der Torre del Campese befindet sich auf einem Felsen, der den gleichnamigen Strand der Insel und den kleinen Hafen von Giglio Campese im Norden begrenzt. Der Küstenturm wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts von Cosimo I. de' Medici errichtet. Das Bauwerk diente der Beobachtung, der Verteidigung und dem Angriff, um die Westküste der Insel vor den Angriffen der türkischen Piraten zu schützen. Im Jahr 1700 wurde der Turm von Cosimo III. de' Medici vollständig renoviert und ausgebaut, um ein Korallenriff zu kontrollieren, das einige Jahre zuvor auf dem Meeresgrund vor der Westküste der Insel Giglio entdeckt worden war; zu den neu errichteten Gebäuden gehörten auch die Adelskapelle und einige Nebengebäude, die den Wachposten als Unterkunft dienten. Trotz der durchgeführten Sanierungsarbeiten war der Turm zwischen 1753 und 1799 häufig Ziel von Piratenangriffen, denen er jedoch stets wirksam zu widerstehen vermochte.

Im 19. Jahrhundert begann die allmähliche Stilllegung der militärischen Funktionen, für die der Turm genutzt wurde, bis zu seiner vollständigen und endgültigen Schließung nach der Einigung Italiens. Später wurde der Turm an Privatpersonen verkauft und in ein Wohnhaus umgewandelt. Er beherbergte unter anderem den exzentrischen genuesischen Kapitän Enrico Alberto d‘Albertis.

Der Turm von Campese hat einen kreisförmigen Grundriss und ruht auf einem mächtigen Sockel, der von einer Mauer umgeben ist; an der Innenseite des Sockels befindet sich eine große Zisterne zur Wassergewinnung. Eine Außentreppe mit einer kleinen gemauerten Brücke, die die ursprüngliche hölzerne Zugbrücke ersetzte, führt zur Eingangstür, die sich zum Zwischengeschoss öffnet.

Insgesamt ist der Turm auf drei Ebenen aufgebaut, wobei der leicht vorspringende obere Teil in einem Dach endet. Entlang der Außenwände öffnen sich zahlreiche kleine quadratische Fenster und Schießscharten, die sich vor allem im oberen Teil des Bauwerks befinden: Dort befanden sich in der Vergangenheit die Verteidigungsscharten. Die von außen verputzten Mauerstrukturen zeichnen sich durch eine Steinstärke aus, die an einigen Stellen zweieinhalb Meter überschreitet. Um den Turm herum ist das Gelände von einer Reihe von Vorhangmauern mit Steinsockeln umgeben, die mit mehreren runden Wachposten mit Kuppeldächern ausgestattet sind; zu den Nebengebäuden aus dem 18. Jahrhundert.

Der Torre del Lazzaretto ist ein Wachturm an der Ostküste der Insel, der nördlich des Ortsteils Giglio Porto das Meer überblickt. Der Küstenturm wurde von Cosimo I. de' Medici in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach einem Entwurf des Militäringenieurs Alessandro Pieroni errichtet, um die Ostküste der Insel besser vor den ständigen Einfällen türkischer Plünderer zu schützen. Die Arbeiten zur Fertigstellung des Küstenschutzes zogen sich jedoch über mehrere Jahrzehnte hin und wurden erst 1624 abgeschlossen.

Im darauffolgenden Jahrhundert wurde dort auch das Lazarett (ein Bauwerk zur Quarantäne von Reisenden aus seuchengefährdeten Gebieten) errichtet, daher der heutige Name des Bauwerks. Zwischen dem späten 18. und dem frühen 19. Jahrhundert wurden sowohl der Wachturm als auch das Lazarett nach und nach stillgelegt. Nachdem der Turm nach der Einigung Italiens in Staatsbesitz übergegangen war, wurde er erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Im 20. Jahrhundert wurde das ursprüngliche Bauwerk in das Gelände eines privaten Komplexes integriert.

Der Turm des Lazaretts hat einen viereckigen Querschnitt mit einem umlaufenden Sockel, auf dem der erhöhte Teil des Turmbaus ruht. Die Besonderheit der architektonischen Struktur ist die Abrundung der Ecken, die die Wände der angrenzenden Seiten in Kontinuität bringen. Die Außenwände sind vollständig verputzt, mit einigen Schlitzen und quadratischen Fenstern unterschiedlicher Größe, die sich in verschiedenen Höhen öffnen. Der obere Teil, der vollständig umgebaut wurde, gipfelt in einem vierbogigen Dach, das die ursprüngliche, von Brüstungen eingefasste Gipfelterrasse ersetzte, von der aus die Wächter Ausschau hielten und im Alarmfall Lichtsignale abgaben.

Der Torre del Saraceno (Sarazenenturm), auch Torre del Porto genannt, befindet sich an der Ostküste der Insel Giglio, im Herzen von Giglio Porto. Seinen heutigen Namen erhielt er nach einem gewalttätigen Überfall einer Flotte sarazenischer Piraten, bei dem das ursprüngliche Bauwerk schwer beschädigt wurde. Der im Mittelalter errichtete Küstenturm gehörte ursprünglich der römischen Abtei Tre Fontane und ging mit dem Beginn ihrer Herrschaft über die Insel an die Aldobrandeschi über.

Während der Herrschaft der Pisaner erlebte die Festung wahrscheinlich eine Phase der Vernachlässigung und des Verfalls, die mit der Angliederung der Insel Giglio an das Großherzogtum Toskana endete. Die Medici gaben ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verschiedene Restaurierungsarbeiten in Auftrag, von denen die wichtigsten um die Mitte des folgenden Jahrhunderts auf Geheiß von Cosimo I. de' Medici durchgeführt wurden. In den folgenden Jahren war der Turm jedoch Ziel zahlreicher Angriffsversuche, bei denen er von türkischen Piraten schwer beschädigt wurde, so dass gegen Ende des 16. Jahrhunderts umfangreiche Wiederaufbauarbeiten erforderlich wurden, bei denen die militärische Architektur durch einen äußeren Ravelin und andere Verteidigungselemente verstärkt wurde.

Im 18. Jahrhundert und zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden weitere Renovierungsarbeiten durchgeführt: Unter anderem wurde der Turm nach der Einigung Italiens endgültig seiner ursprünglichen militärischen Funktion enthoben. Der Saraceno-Turm steht auf einem Granitfelsen zwischen den Häusern von Giglio Porto, in einer dominanten Position in Bezug auf den nahe gelegenen Hafen.

Der Turm hat einen kreisförmigen Grundriss, der auf einem umzäunten Felsvorsprung ruht, dessen Wände mit Steinblöcken verkleidet sind. Der obere Teil, der durch die jüngsten Restaurierungsarbeiten verändert wurde, zeichnet sich durch eine Terrasse aus, die von einer robusten Brüstung begrenzt wird, die auf einer Reihe von Kragsteinen ruht, die ihrerseits eine Reihe von Blindbögen begrenzen.

Entlang der Außenmauern öffnen sich auf verschiedenen Höhen verschiedene Schießscharten und kleine quadratische Fenster, vor allem im oberen Teil des Turmbaus, wo die Schießscharten für den Angriff und die aktive Verteidigung vorgesehen waren. Auf dem ersten erhöhten Stockwerk über dem steilen Kellergeschoss befindet sich das ehemalige Tor der Verteidigungsanlage, das über eine Außentreppe mit einer Zugbrücke erreicht wurde. Auf einer Seite lehnt sich der Turm an andere Steinmauern an, die die Überreste des Ravelin bilden.

Die Chiesa di San Pietro Apostolo ist ein sakrales Bauwerk, das sich im Gemeindezentrum von Giglio Castello befindet. Das Gebäude, das bereits im 15. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde, befindet sich heute in seinem Zustand aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Von besonderem Interesse ist der „Schatz“, der aus der Privatkapelle von Papst Innozenz XIII. stammt, der ihn seinem persönlichen Kaplan, Monsignore Olimpio Miliani aus Gigli, vermachte, der ihn wiederum 1725 der Kirche San Pietro schenkte.

Das berühmteste Werk ist das Kruzifix aus Elfenbein, das Giambologna oder einem nördlichen Künstler zugeschrieben wird. Erwähnenswert sind auch einige Reliquienschreine aus dem frühen 18. Jahrhundert: der mit dem Schleier der Madonna, der mit der Reliquie des Heiligen Joseph und der mit der Reliquie von Papst Urban I.; schließlich das am meisten verehrte Stück: der Reliquienarm des Heiligen Mamiliano.

Der Leuchtturm von Vaccarecce (Faro delle Vaccarecce), der auch als Alter Leuchtturm von Giglio (Faro antico del Giglio) bekannt ist, ist ein stillgelegter Leuchtturm iauf einer Landzunge nördlich der Stadt Giglio Castello auf 42°22‘32“ n.B. und 10°53‘52“ ö.L.. Der Leuchtturm, dessen Einweihung auf das Jahr 1850 zurückgeht, war die erste Infrastruktur, die zur Beleuchtung der Insel errichtet wurde. Allerdings erwies sich der Leuchtturm schon sehr früh als unzureichend für den vorgesehenen Zweck, da die Brennebene zu hoch lag. Aus diesem Grund wurden 1883 zwei neue Leuchttürme von der Marine, damals Regia Marina genannt, eingeweiht: der Leuchtturm von Fenaio für die Beleuchtung des nördlichen Teils der Insel und der Leuchtturm von Capel Rosso für die Beleuchtung des südlichen Teils der Insel. Im Juni 2015 wurde der Leuchtturm nach zehn Jahren Stillstand vom Kreativdirektor von Roger Vivier, Gherardo Felloni, erworben. Der Komplex ist heute ein Wohnkomplex mit Galerien, historischen Privatunterkünften und mehreren von Weinbergen und Pinienwäldern umgebenen Gärten. Seit 2020 wurden mehr als 2.000 Bäume und Pflanzen gepflanzt.

Der architektonische Komplex besteht aus einem gemauerten Turm mit achteckigem Querschnitt, der sich über den zentralen Teil eines rechteckigen Gebäudes erhebt, das ebenfalls aus Mauerwerk besteht und sich über drei Etagen erstreckt und in dem ursprünglich die Wohnungen der Wächter untergebracht waren und das nach seiner Stilllegung in Privatbesitz überging. Die turmförmige Struktur mit einer inneren Galerie gipfelt in einer Gipfelterrasse, die den Sockel des heute nicht mehr vorhandenen Tiburiums der Laterne bildete. (nach wikipedia)

Bildende Kunst

In den Kirchen, vor allem in der Pfarrkirche San Pietro Apostolo in Giglio Castello, finden sich bedeutende Werke sakraler Kunst, darunter Altäre, Gemälde und Reliquienschreine, die vom tief verwurzelten katholischen Glauben der Inselbewohner zeugen. Auch in den kleineren Kirchen und Kapellen von Giglio Porto und Giglio Campese sind Kunstwerke lokaler und regionaler Künstler zu sehen, die häufig Szenen aus dem Leben der Heiligen oder marianische Darstellungen zeigen.

Darüber hinaus prägen Skulpturen, Brunnen und Gedenktafeln im öffentlichen Raum das Ortsbild und erinnern an historische Ereignisse oder Persönlichkeiten der Insel. Moderne bildende Kunst tritt meist in Form von wechselnden Ausstellungen oder Initiativen lokaler Vereine in Erscheinung, die in den Sommermonaten stattfinden und jungen Künstlerinnen und Künstlern aus der Toskana eine Bühne bieten. So verbindet sich auf Giglio die historische sakrale Kunst mit zeitgenössischen Ausdrucksformen, die vor allem saisonal das kulturelle Leben bereichern.

Literatur

In der Literatur spiegelt sich die Seele Giglos wider: Eine Fülle von Büchern, geschrieben von Einheimischen oder Adoptivkindern der Insel, erforscht ihre Geschichte, Mythen und Landschaften. Es gibt Werke, die in den zerklüfteten Hügeln und versteckten Buchten spielen, wie Romane über Piratenüberfälle oder die etruskischen Wurzeln, ergänzt durch historische Abhandlungen zur pisano-mediceischen Herrschaft und poetische Sammlungen von Filastrocche – kindlichen Reimen, die von Meeresrauschen und Macchia-Düften künden. Das Circolo Culturale Gigliese, gegründet 1976, ist das Herzstück dieser Szene: Jede Sommernacht verwandelt sich die Piazza in Giglio Castello in ein Forum für Lesungen und Präsentationen, wo Autoren wie Giovanni Cavero, ein lokaler Künstler und Dichter, ihre Texte vorlesen. Cavero, ausgebildet in Florenz und Rom, verwebt in seinen Werken die mineralreichen Böden und das Tyrrhenische Meer zu Bildern, die die Insel als mythischen Ort zeichnen. Auch Reiseführer und Atlanten, wie der „Atlante delle Isole“ mit Legenden der sieben Inseln des Archipels, finden hier ihren Platz, oft präsentiert in der kleinen Biblioteca Comunale, die mit Tausenden Bänden zur insularen Folklore aufwartet. Diese Literatur ist nicht elitär, sondern erdverbunden – sie feiert die Robustheit des Ansonaco-Weins und die Wildnis der Ziegen, von denen der Name Aegilium stammt.

Theater

Das Theater auf Giglio blüht in der Tradition der commedia dell'arte und lokaler Improvisation auf, wo die Bühne oft die Natur selbst ist: Steile Pfade oder die Festungsmauern von Giglio Castello dienen als Kulisse für Aufführungen, die das Insel-Leben karikieren. Seit 1995 treibt die Associazione „Il Teatro del Giglio“ diese Kunst voran, gegründet von Pietro Buttarelli, der jedes Jahr ein neues Stück inszeniert – von Shakespeare-Adaptionen wie „Romeo und Julia“ im Bar Monti Garden bis zu Originalwerken über Fischer und Winzer. Diese Performances, oft im August oder September, ziehen Einheimische und Touristen an, die bei Kerzenlicht in den Gassen sitzen und lachen, während Akteure in improvisierten Kostümen die Eifersüchteleien der Sommertage nachspielen. Die Festa di San Mamiliano am 15. September mündet traditionell in theatralische Prozessionen, wo Legenden vom Schutzpatron lebendig werden, und das MusicalGiglio-Festival integriert Bühnenkunst mit Musik, etwa in der Kirche San Pietro. Es ist kein großes Theater wie in Lucca, sondern ein mobiles, community-basiertes – eng verknüpft mit dem Circolo, das seit Jahrzehnten Theaterabende organisiert und junge Talente aus den Dörfern fördert. Hier pulsiert die Kultur nicht in steifen Sälen, sondern im Rhythmus der Wellen, wo Dialoge mit dem Wind mitschwingen.

Film

Filmisch wurde Giglio weltweit bekannt, indem er die rohe Schönheit der Insel in visuelle Ikonen verwandelte: Paolo Sorrentinos Oscar-prämierter „La Grande Bellezza“ (2013) drehte Szenen am Faro di Capel Rosso und der Spiaggia dell’Arenella, wo der Leuchtturm als Symbol der verlorenen Jugend thront und junge Gigliesi als Statisten mitwirkten – ein Moment, der die Insel in die globale Erinnerung meißelte. Schon früher lockte Giglio Regisseure an: Mario Monicellis „Viaggio con Anita“ (1979) mit Giancarlo Giannini nutzte die Gassen von Giglio Castello und den Hafen von Porto für eine Roadmovie-Atmosphäre, untermalt von Ennio Morricones Melodien. Ältere Perlen wie „Piccoli naufraghi“ (1939) von Flavio Calzavara, wo Kinder als Schiffbrüchige auf der Insel stranden, oder Filme bis 2013, die die Küsten als Kulisse für Abenteuer und Dramen wählten, unterstreichen die Anziehungskraft. Heute dient Giglio als Location für Dokumentarfilme über den Nationalpark oder den Costa-Concordia-Unfall, doch die Essenz bleibt: Die Kamera fängt die ungezähmte Wildnis ein, von den Klippen bei Campese bis zu den verborgenen Grotten, und macht aus der Insel ein Leinwand-Mysterium. Insgesamt verschmelzen Literatur, Theater und Film auf Giglio zu einem narrativen Teppich, der die Isolation feiert und Besucher einlädt, selbst Autor ihrer eigenen Geschichte zu werden – unter dem ewigen Blick des Meeres.

Musik und Tanz

Die traditionelle Musik auf Giglio dreht sich um die sogenannten „Canzoni Gigliesi“, einfache, herzliche Lieder, die von der Liebe zur Insel, dem Meer und dem täglichen Leben handeln. Diese Stücke werden oft a cappella oder mit Gitarre begleitet und erklingen spontan in den Cantine – den alten Weinkellern – oder bei Treffen unter Freunden. Texte wie „Sono Gigliese e canto perché sono felice e contento“ feiern die Schönheit der Insel, von den Sonnenstrahlen über dem Porto bis zu den Sternen über dem Castello. Ein Highlight ist das jährliche Festival dei Cantanti Gigliesi, das im Juli stattfindet und Einheimische und Besucher zu einem Wettbewerb einlädt, in dem die besten Interpreten der lokalen Lieder gekürt werden. Ergänzt werden diese von der Banda Musicale, einer Blaskapelle, die bei Prozessionen aufspielt und mit Marschmusik die Feste belebt. Im Sommer mischen sich moderne Einflüsse ein, etwa durch das MusicalGiglio-Festival, das Kammer- und Opernmusik in malerischen Locations wie der Kirche von Giglio Castello oder am Strand von Arenella präsentiert, und das Il Giglio è Lirica Festival, das seit 2010 poetische Aufführungen mit Arien und Rezitationen verbindet.

Der Tanz auf Giglio kulminiert in der Quadriglia Gigliese, einem volkstümlichen Gruppentanz, der wie eine quadratische Formation strukturiert ist und Paare aus Damen und Herren in eleganten Schritten und Drehungen vereint. Dieser Tanz, der auf französischen Einflüssen aus dem 18. Jahrhundert basiert, aber mit lokalen Variationen angereichert wurde, symbolisiert Flirten und Gemeinschaft: Die Paare wechseln Partner, was für fröhliches Geplänkel sorgt. Er wird vor allem bei den Patronatsfesten aufgeführt, etwa zur Festa di San Mamiliano am 15. September in Giglio Castello, wo nach der Prozession und dem Palio dei Somari die Piazza in ein Tanzparkett verwandelt wird. Ähnlich animiert die Festa di San Rocco am 16. August in Campese den Strand mit Quadriglia und spontanen Tänzen zu Blasmusik, während die Festa di San Lorenzo am 10. August in Porto mit einem nautischen Palio endet, gefolgt von Tanz und Feuerwerk. Diese Tänze sind nicht statisch; sie passen sich dem Rhythmus der Insel an und werden in Schulen gelehrt, um die Tradition lebendig zu halten.

Die Integration von Musik und Tanz in die Feste macht Giglio zu einem Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen. Die Festa dell’Uva e delle Cantine im späten September, eine relativ junge Tradition seit den 2010er Jahren, verbindet Weinprobe in den Kellern mit itineranter Musik und spontanen Quadriglas, die durch die Gassen ziehen. Solche Veranstaltungen ziehen nicht nur Einheimische an, sondern auch Touristen, die in die fröhliche Atmosphäre eintauchen. Dennoch bleibt die Essenz authentisch: Die Gigliesi tanzen nicht für Show, sondern um ihre Identität zu feiern, begleitet von Liedern, die von der Robustheit des Ansonaco-Weins und der Weite des Tyrrhenischen Meers künden. In einer Zeit zunehmender Kommerzialisierung bewahren diese Praktiken den Kern der insularen Seele – ein Rhythmus, der so unerschütterlich ist wie die Klippen der Insel selbst.

Kleidung

Die Insel Giglio besitzt – anders als manche Regionen des italienischen Festlands – keine bis heute fest verankerte eigene Volkstracht, da die Lebensweise dort stark von der Seefahrt und vom bäuerlichen Alltag geprägt war. Traditionell trugen die Männer einfache, praktische Kleidung: Leinenhemden, Wolljacken und feste Schuhe für die Feldarbeit oder leichte Kleidung für die Fischerei. Frauen kleideten sich meist in lange, dunkle Röcke, Schürzen und Kopftücher, die zugleich Schutz vor Sonne und Wind boten. Festliche Kleidung unterschied sich vom Alltagsgewand durch feinere Stoffe und farbige Tücher, die zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten oder religiösen Festen getragen wurden. Heute spielen solche traditionellen Kleidungsformen im Alltag kaum noch eine Rolle; sie sind allenfalls bei historischen Darstellungen, kulturellen Veranstaltungen oder in lokalen Erzählungen präsent und dienen so als Erinnerung an die Lebenswelt früherer Generationen auf Giglio.

Kulinarik und Gastronomie

Typische Produkte sind das Panficato, ein Kuchen, dessen Hauptzutaten Feigen, Nüsse, Marmelade, Orangenschalen und Obst (Äpfel oder Birnen) mit einer Handvoll Mehl oder Brot sind.

Der Ansonaco-Wein wird auf der Insel Giglio hergestellt. Ansonaco wird seit der Antike auf den kleinen Terrassen der Insel über dem Meer angebaut. Er wird zu 90 Prozent aus einheimischen Ansonica-Trauben hergestellt. Einst gab es auf Giglio eine reiche Produktion und einen florierenden Exporthandel, doch mit dem Aufkommen des Tourismus wurde nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch der Weinbau aufgegeben. Nach den 1980er Jahren, als nur wenige Menschen ihre kleinen Weinberge für den Eigenbedarf bewirtschafteten, erntet man jetzt die Früchte der Wiederbelebung der alten Weinberge mit größeren Terrassen und ausgezeichneten lokalen Weinen. Um die Einzigartigkeit des Gebiets zu unterstreichen, wurde ein rekordverdächtiger Ansonaco-Wein namens Perseo & Medusa geschaffen, der auf dem Weltmarkt als einer der teuersten und begehrtesten Weine der Welt verkauft wird.

Festkultur

Die wichtigsten Feste auf Giglio sind:

  • Neujahrstag am 1. Januar mit Neujahrs-Ständchen „Nenia di Capodanno“ in Giglio Castello zu Beginn des Jahres.
  • Ostern Ende März / Anfang April mit diversen Feierlichkeiten.
  • Tag der Arbeit am 1. Mai mit Beflaggung.
  • Fest des San Lorenzo am 10. August in Giglio Porto, mit Messe, Prozession, Ruderwettkämpfen und Feuerwerk.
  • Fest des San Rocco am 18. August in Giglio Campese, mit Prozession, Konzerten und Feuerwerk.
  • Weinfest „Festa dell’Uva e delle Cantine“ am letzten Septemberwochenende in Giglio Castello, mit Weinverkostung, Konzerten und kulinarischen Spezialitäten.
  • Fest des San Mamiliano am 15. September in Giglio Castello, dem Schutzpatron der Insel, mit Messe, Prozession, Eselrennen (Palio dei Somari) und Feuerwerk.
  • Allerheiligen am 1. November mit Gottesdiensten und Grabbesuchen.
  • Gedenkfeier des San Mamiliano am 18. November in Erinnerung an den letzten San Mamiliano der Türken, mit Messe und Prozession.
  • Prozession und Konzert zu Weihnachten („Presepe Subacqueo“) am 25. Dezember in Giglio Campese.

Medien

Zeitungen werden auf Giglio in der Regel vom Festland geliefert. Lokale Ausgaben aus der Toskana, aber auch nationale Zeitungen wie La Repubblica oder Corriere della Sera erreichen die Insel mit etwas Verzögerung. Spezielle Lokalzeitungen für Giglio gibt es nicht, doch werden Themen rund um die Insel immer wieder in toskanischen Regionalblättern behandelt.

Das Radio hat für die Bewohner eine lange Tradition. Über UKW-Frequenzen können die Inselbewohner Programme regionaler und nationaler Sender empfangen. Gerade im Alltag, beim Arbeiten oder auf Booten, dient Radio als unkomplizierte Informations- und Unterhaltungsquelle. Auch während besonderer Ereignisse, wie dem Schiffsunglück der Costa Concordia, war das Radio für viele Menschen auf der Insel ein schneller Weg, aktuelle Informationen zu erhalten.

Das Fernsehen spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Italienische Sender wie RAI, Mediaset oder regionale Programme sind über Antenne oder Satellit verfügbar. Das Fernsehen bringt die große Welt auf die kleine Insel und vermittelt Nachrichten, Unterhaltung sowie Kultur. Gerade für ältere Inselbewohner bleibt es das wichtigste Medium, während jüngere Menschen zunehmend auch Internet und Streaming nutzen.

Kommunikation

Giglio hat die Postleitrzahlen 58012 (Giglio Castello), 58013 (Giglio Porto), 58010 (Giglio Campese) sowie 58019 (Giannutri) und die Telefonvorwahl 0(039)564.

Sport

Die Insel ist für Taucher von großem Interesse und wird oft als einer der beliebtesten Tauchplätze Italiens angesehen. Sie ist bekannt für ihre anspruchslosen Tauchgänge, vor allem aber für die roten Gorgonien, die ab einer Tiefe von 35 Metern zu sehen sind, begleitet von einer reichhaltigen Meeresfauna, die sich auch durch Raritäten auszeichnet, wie die Seesterne der Art Astrospartus mediterraneus, bekannt als Gorgonensterne.

Die bekanntesten und beliebtesten Tauchplätze sind: Cala Cupa, Le Scole, Punta del Fenaio, Punta delle Secche, Punta di Capel Rosso, Scoglio del Corvo, Scoglio della Cappa, Scoglio di Pietrabona.

Die Insel bietet viele Möglichkeiten zum Bouldern. Das Gebiet, in dem zahlreiche Granitblöcke verstreut sind, ist noch nicht vollständig erforscht und bietet derzeit zwei große Bereiche auf dem Hügel, der zum Leuchtturm führt. Man erreicht es über eine kleine asphaltierte Straße, die von einer scharfen Kurve vor Giglio Castello in Richtung Punta del Fenajo führt. Das Gestein ist ein mittel- bis grobkörniger Granit mit Schattierungen von rot bis grau, überall in ausgezeichnetem Zustand.

Auch ein kleines Fußballfeld gibt es auf der Insel, das für Schul- und Freizeitmannschaften genutzt wird. Dort werden in den Sommermonaten auch Freundschaftsspiele ausgetragen, oft zwischen Inselbewohnern und Urlaubern. Solche Begegnungen schaffen nicht nur sportlichen Spaß, sondern auch ein Gefühl von Gemeinschaft.

Persönlichkeiten

Die wichtigsten von der Insel stammenden Persönlichkeiten sind:

  • Raffaello Brignetti (1921 bis 1978), Schriftsteller
  • Massimiliano Aldi (* 8. Juni 1967), Basketballspieler

Fremdenverkehr

Viele Besucher kommen nur für einen Tag auf die Insel. Wer jedoch länger bleibt, kann die schöne Atmosphäre Giglios ungestört genießen. Nicht nur zur Hochsaison im Juli/August ist es ratsam, frühzeitig eine Unterkunft zu reservieren. Campese ist heute der zentrale Touristenort. Vor Campese gibt es einige Riffe, die bereits von der Straße aus erkennbar sind, und sich bis auf über 50 m Tiefe erstrecken.

Literatur

Reiseberichte

Videos

Atlas

Reiseangebote

Giglioinfo = http://www.giglioinfo.de/

Studienreise Mare, Maremma, Giglio = https://at.studienreisen.de/studienreise_233436.html

Forum

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