Chios

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Chios ist eine der größeren Inseln der Ägäis. Sie liegt etwas abseits der touristischen Trampelpfade und bekannt für ihre historischen Mastixdörfer. Die reichhaltige Natur steht zum Teil unter Schutz und Nea Moni erreichte als UNESCO-Weltkulturerbe überregionale Bekeanntheit.

Inselsteckbrief
offizieller Name Χίος [Chíos]
alternative Bezeichnungen Kéôs, Ofioussa, Pityoussa (aötgriechisch), Scio (genuesisch), Chio (italienisch), Quíos (spanisch), Sakız Adası (türkisch)
Kategorie Meeresinsel
Inseltyp echte Insel
Inselart tektonische Insel
Gewässer Ägäisches Meer (Aigaío Pélagos)
Inselgruppe Ägäische Inseln (Aigaíoi Nêsoi)
politische Zugehörigkeit Staat: Griechenland (Ellinikí Dimokratía)
Region: Südliche Ägäis (Periféria Vóreio Egeou)
Regionalbezirk: Chios (Perifereiakí Enotita Chíou)
Gliederung 5 dimotikés koinótites (Gemeindebezirke)
8 dioikertike diaíreses (Verwaltungseinheiten)
58 demotikés enótetes (Ortschaften)
Status Inselgemeinde (dimos)
Koordinaten 38°22‘ N, 26°05‘ O
Entfernung zur nächsten Insel 100 m (Margariti), 1,9 km (Inousses)
Entfernung zum Festland 6,8 km (Çeşme Yarımadası / Türkei)
Fläche 842,8 km² / 325,4 mi² (mit Nebeninseln 852,54 km² / 329,17 mi²)
geschütztes Gebiet 344,76 km² / 133,11 mi² (40,9 %)
maximale Länge 50,7 km (N-S)
maximale Breite 28,7 km (W-O)
Küstenlänge 213 km
tiefste Stelle 0 m (Ägäisches Meer)
höchste Stelle 1297 m (Profitis Elias)
relative Höhe 1297 m
mittlere Höhe 99 m
maximaler Tidenhub 0,15 bis 0,3 m (Chios-Stadt 0,19 m)
Zeitzone OAE (Ôra tes Anatolikes Europes / Osteuropäische Zeit, UTC+2)
Realzeit UTC plus 1 Stunde 43 bis 45 Minuten
Einwohnerzahl 50.485 (2022)
Dichte (Einwohner pro km²) 59,90, bezogen auf die Verwaltungsfläche 59,22
Inselzentrum Chios-Stadt (Chíos)


Name

Die Insel Chios, griechisch Χίος [Chios], veraltet Κέως [Kéôs], türkisch Sakız Adası, war im Altertum bekannt als Ofioussa mit der Bedeutung „Schlangen besitzend“ und Pityoussa „mit Pinien versehen“. Der Name bereits in der antiken Literatur erwähnt. In der griechischen Mythologie wird die Insel mit der Nymphe Chios in Verbindung gebracht, nach der sie möglicherweise benannt ist. Historische Quellen aus der Antike, darunter Homer und andere griechische Dichter, nannten die Insel bereits als Χῖος [Chîos]. Im Mittelalter hieß sie bei den Genuesen Scio, bei den Italienern Chio und bei den Osmanen صاقيز [Sakız]. Der Name könnte auch „Schnee“, griechisch χίων [chiôn], bedeuten und auf die oft schneebedeckten Gipfel der Insel zurückzuführen sein.

  • afrikaans:  Chios
  • albanisch:  Hiosi
  • altgriechisch:  Χίος [Hios]
  • amharisch:  ቺዎስ [Chios]
  • arabisch:  خيوس [Khiyus]
  • armenisch:  Չիոս [Chios]
  • aserbaidschanisch:  Xios
  • baskisch:  Kios
  • bengalisch:  চিওস [Chios]
  • birmanisch:  ခီအိုစ [Chios]
  • bulgarisch:  Хиос [Chios]
  • chinesisch [vereinfacht]:  希俄斯 [Xīésī]
  • dänisch:  Chios
  • deutsch:  Chios
  • englisch:  Chios
  • esperanto:  Chios
  • estnisch:  Chios
  • finnisch:  Chios
  • französisch:  Chios
  • friesisch:  Gios
  • galizisch:  Quíos
  • gälisch:  Cíos
  • georgisch:  ხიოსი [Khiosi]
  • griechisch:  Χίος [Chíos]
  • gudscheratisch:  ચાયોસ [Chāyos]
  • hebräisch:  כיאוס [Chios]
  • hindi:  चिओस [Chios]
  • irisch:  Cíos
  • isländisch:  Chios
  • italienisch: Chio
  • japanisch:  キオス [Kiosu]
  • kambodschanisch:  ខៀអូស [Chios]
  • kanaresisch:  ಚಿಯೋಸ್ [Chios]
  • kasachisch:  Хиос [Chios]
  • katalanisch:  Quios
  • kirgisisch:  Хиос [Chios]
  • koreanisch:  키오스 [Kioseu]
  • kroatisch:  Hij
  • kurdisch:  Xiyos
  • laotisch:  ຄີໂອສ [Kīʼōs̄]
  • lateinisch:  Chios
  • lettisch:  Hjosa
  • ligurisch:  Scio
  • litauisch:  Chiosas
  • makedonisch:  Хиос [Chios]
  • malayalam:  ചിയോസ് [Chios]
  • maledivisch:  ޗިއޮސް [Chios]
  • maltesisch:  Ċejju
  • mindeng:  Gĭ-ŏ̤
  • mongolisch:  Хиос [Chios]
  • niederländisch:  Chios
  • norwegisch:  Chios
  • okzitanisch:  Chios
  • orissisch:  ଚିଓସ୍ [Chios]
  • osmanisch-türkisch:  صاقيز [Sakız]
  • pandschabisch:  ਚਿਓਸ [Chios]
  • persisch:  خيوس [Khius]
  • polnisch:  Chios
  • portugiesisch:  Quios
  • russisch:  Хиос [Chios]
  • sardisch:  Chiu
  • schwedisch:  Chios
  • serbisch:  Хиос [Chios]
  • singhalesisch:  චියෝස් [Chios]
  • sizilianisch:  Chio
  • slowakisch:  Chios
  • slowenisch:  Hios
  • sorbisch:  Chios
  • spanisch:  Quíos
  • tadschikisch:  Хиос [Chios]
  • tamilisch:  கியோஸ் [Kiyōs]
  • tatarisch:  Хиос [Chios]
  • thai:  คีออส [Khīʼx]
  • tibetisch:  ཁིའོས་ [Khiós]
  • tschechisch:  Chios
  • turkmenisch:  Хиос [Chios]
  • türkisch:  Sakız Adası
  • ukrainisch:  Хіос [Khios]
  • urdu:  کیوس [Chios]
  • usbekisch:  Хиос [Chios]
  • venezianisch:  Sio
  • walisisch:  Chios
  • weißrussisch:  Хіос [Chios]


Offizieller Name:  Χίος [Chios]

  • Bezeichnung der Bewohner:  Χιώτες [Chiótes] (Chioten)
  • adjektivisch: χιακός [chiakós] (chiotisch)


Kürzel:

  • Code:  XI / XIO
  • Kfz:  XI
  • NUTS-3-Code:  EL413
  • ISO-Code:  GR-85 bzw. GR.VE.XI

Lage

Die Insel Chios liegt in der Ostägäis und ist der Küste Kleinasiens vorgelagert. Sie befindet sich auf durchschnittlich 38°22‘ n.B. und 26°05‘ ö.L.. Die Entfernung zur Çeşme-Halbinsel (türkisch Çeşme Yarımadası), auch Erythrea- Halbinsel (Χερσόνησο της Ερυθραίας) liegt zwischen 7 km und 13 km. Die Inselgruppe Inousses ist der Nordostküste in etwa zwei Kilometer Entfernung vorgelagert. Psara liegt etwa 20 km westlich der Nordwestküste. Die Insel Lesbos liegt 48 km nördlich und Ikaria 58 km südlich.


Geografische Lage:

  • nördlichster Punkt:  38°34‘02“ n.B. (Akra Vamvakas)
  • südlichster Punkt:  38°08‘48“ n.B. (Akra Masticho)
  • östlichster Punkt:  26°17‘45“ ö.L. (Nisos Pasas)
  • westlichster Punkt:  25°49‘50“ ö.L. (Akra Agios Nikolaos)


Entfernungen:

  • Margariti  0,1 km
  • Inousses  1,9 km
  • Çeşme Yarımadası (Türkei)  6,8 km
  • Lesbos  47,8 km
  • Ikaria  58 km
  • Izmir  85 km
  • Kos  174 km
  • Athen  192 km
  • Rhodos  264 km
  • Thessaloniki  342 km
  • Istnanbul  368 km

Zeitzone

Auf Chios gilt wie überall in Griechenland die Ôra tes Anatolikes Europes (Osteuropäische Zeit), abgekürzt OAE, eine Stunde vor der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ). Die Realzeit liegt um eine Stunde und 43 bis 45 Minuten vor der Koordinierten Weltzeit (UTC).

Fläche

Die Insel Chios ist 842,8 km² bzw. 325,4 mi². Die Gemeinde umfasst 852,54 km² bzw. 329,17 mi² groß. Die maximale Ausdehnung beträgt vom Kap Masticho (Ακρωτήριο Μάστιχο) im Süden bis zum Kap Epanochoro (Ακρωτήριο Επανωχώρω) im Norden 50,7 km. Die Breite variiert zwischen 28,7 km im Inselnorden und 13,2 km in der Inselmitte. Die Küste ist mehr 213 km lang. Der maximale Tidenhub liegt bei 0,15 bis 0,3 m, in Chios-Stadt 0.19 m. Höchster Berg ist der Profitis Ilias mit 1297 m. Die mittlere Seehöhe liegt bei 99 m. Die Stadt Chios umfasst 22,823 km².

Geologie

Chios liegt in der östlichen Ägäis nahe der kleinasiatischen Küste und gehört zu einem seismisch aktiven Gebiet, das durch die Subduktion der afrikanischen Platte unter die eurasische Platte geformt wurde. Dies erklärt die zahlreichen Erdbeben, die die Inselgeschichte beeinflusst haben.

Die Insel besteht überwiegend aus Metamorphiten, Sedimentgesteinen und vulkanischen Formationen. Im Norden und Westen dominieren Kalksteine, Marmor und Dolomite, während der Süden und Osten stärker von Schiefer, Sandstein und vulkanischen Gesteinen geprägt ist. Besonders markant sind die Mastixdörfer im Süden, deren Böden vulkanischen Ursprungs sind und besonders gut für den Anbau des Mastixharzes geeignet sind.

Die Küstenregionen Chios’ zeigen steile Klippen, kleine Buchten und Sandstrände, während das Inselinnere von Hügeln und niedrigen Bergen durchzogen ist. Diese geologische Vielfalt schafft unterschiedliche Böden und Mikroklimata, die sowohl die Pflanzen- als auch die Tierwelt der Insel beeinflussen. Zahlreiche Quellen, Höhlen und Felsenformationen sind ebenfalls geologisch interessant und zeugen von der langen geologischen Geschichte der Insel.

Landschaft

An der Kreuzung der Kulturen, seit Jahrtausenden Treffpunkt der Kaufleute und Seefahrer, soll Chios, so wird gesagt, alle griechischen Landschaften in sich vereinen. Eine Gebirgskette und weite fruchtbare Ebenen sind das landschaftliche Kennzeichen der Insel. Entlang der Küstenlinie befinden sich mehrere kleinere idyllische Häfen, wunderschöne einladende Strände und Buchten.

Der Inselnorden wird von zwei Bergmassiven dominiert. Mehrere Gipfel des Pelinneo (Πελινναίο) liegen über 1000 m, der Profitis Ilias (Προφήτης Ηλίας) ist mit 1297 m höchster Berg der Insel. Das kleinere Massiv der Amani (Αμανή) im Nordwesten erreicht 809 m. Südlich des Pelinneo liegt die baumlose Epos-Hochebene (Οροπέδιο Αίπος), an deren Südwestrand der Kochlias (Κοχλίας) auf 929 m ansteigt. In der Inselmitte nehmen die Höhen deutlich ab, nach Süden hin wird das Relief hügelig, und liegt dann selten über 400 m. Die größten Ebenen liegen in der Inselmitte, südlich der Stadt Chios und im Südosten.

Die Küstenlinie von Chios zeichnet sich durch wenige große und offene Buchten aus. Die Nordküste ist steil, die Nordostküste bietet mit der Bucht von Marmoro (Όρμος Μάρμορου) und der Bucht von Kolokythia (Όρμος Κολοκυθίας) bei Langada zwei geschützte Häfen. Der Haupthafen sowie der Großteil der Ankerplätze der Insel liegen entlang der Ostküste und sind durch die kleinasiatische Küste geschützt. Die Bucht von Megas Limionas (Όρμος Μέγα Λιμιώνα) und die Bucht von Kalamoti (Όρμος Καλαμοτής) folgen im Südosten. Westlich dem Kap Kap Masticho (Ακρωτήριο Μάστιχο) auch Kap Oura (Ακρωτήριο Ουρά), der Südspitze der Insel, ist der Küstenverlauf durch zahlreiche kleine Hafenbuchten und Kaps stärker gegliedert.


Erhebungen

  • Profitis Ilias  1297 m
  • Kochlias  929 m
  • Amani  809 m

Flora und Fauna

Die Insel Chios beherbergt eine vielfältige Pflanzenwel,t mit ausgedehnten Mastixwäldern, zahlreichen Orchideenarten und typischer mediterraner Vegetation wie Olivenbäumen und duftender Macchia. Die Fauna umfasst unter anderem Wiedehopfe, Bienenfresser, Greifvögel wie Habichte sowie zahlreiche Reptilien- und Schmetterlingsarten, von denen einige selten oder endemisch sind.

Flora

Der Süden, mit seinen sanften Hügelketten ist das Mastixland. Dieser Teil der Insel ist fruchtbar und grün. Hier befindet sich das Anbaugebiet für den Mastixstrauch, den man sonst in Griechenland nicht findet. Aus dem Saft der Pflanze wird ein Harz gewonnen. Mastix wurde damals wie heute als natürlicher Kaugummi genutzt. Heute hat der Saft der seltenen Pflanze vielseitige Einsatzgebiete, unter anderem wird er auch für pharmazeutische Zwecke eingesetzt. Dieser Strauch, und dessen wundersamer Harz, haben Chios bekannt gemacht und maßgeblich zu dessen Wohlstand beigetragen. Im Süden der Insel, auf eng begrenztem Raum, werden Plantagen mit dem Strauch bepflanzt.

Die Mitte der Insel ist teils bewaldet, teils karge Steinwüste. Hier findet man den fruchtbaren „Garten“, den Kampos. Die Kamposebene liegt nur wenige Kilometer südlich der Stadt Chios. Ihr Bild ist geprägt von den prachtvollen Herrenhäusern inmitten duftender Zitrusgärten. Im schroffen, kargen Norden hindessen, sind Bergen deren Gipfel über 1000 m hoch ragen dominierend. Die kahlen Bergkuppen sind aus rötlichbraunem Schiefergestein.

Fauna

Zu den bekanntesten Tieren zählen Vögel, die die Küsten, Feuchtgebiete und Wälder Chios’ als Brut- und Rastplätze nutzen. Besonders geschützt sind hier Arten wie der Mönchsgeier, verschiedene Reiher- und Möwenarten sowie Zugvögel, die entlang der Ägäis ziehen. Küsten- und Meeresbereiche sind zudem Lebensraum für die gefährdete Mittelmeermönchsrobbe (Monachus monachus), die in Höhlen und abgeschiedenen Buchten ihre Jungen aufzieht.

Die Landsäugetiere Chios’ sind weniger zahlreich, umfassen aber Wildkaninchen, Füchse, Dachse und verschiedene kleine Nagetiere. Die Reptilienwelt ist dagegen gut vertreten: Schlangen, Eidechsen und Geckos sind in den wärmeren und felsigen Regionen der Insel weit verbreitet. In den Pinienwäldern und ländlichen Gebieten findet man zudem zahlreiche Insektenarten, darunter Schmetterlinge, Käfer und Bienen, die für die Bestäubung der Pflanzen unverzichtbar sind.

Naturschutz

Die Insel Chios in der Ägäis ist ökologisch sehr wertvoll und beherbergt mehrere bedeutende Naturschutzgebiete, die vor allem im Rahmen des europäischen Schutznetzwerks Natura 2000 geschützt sind. Diese Gebiete umfassen sowohl Land- als auch Meeresflächen und sichern wichtige Lebensräume für seltene und endemische Pflanzen sowie bedrohte Tierarten. Zu den herausragenden Schutzgebieten zählt das Gebiet Voreia Chios einschließlich der nahegelegenen Inseln Oinousses. Hier finden sich dichte Pinienwälder, Feuchtgebiete, Küstendünen und Seegraswiesen (Posidonia), die Lebensraum für zahlreiche Vogelarten und andere Tiere bieten. Ein weiteres bedeutendes Schutzgebiet ist die Küstenregion Chios–türkische Küste, die vor allem als Aufzucht- und Fortpflanzungsgebiet für die gefährdete Mittelmeermönchsrobbe (Monachus monachus) von hoher Bedeutung ist und sowohl Küsten- als auch Tiefseezonen umfasst.

Die Gesamtfläche der Naturschutzgebiete auf Chios beträgt etwa 34.476 Hektar (344,76 km²). Dieses Gebiet ist als FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) unter dem Namen „Voreia Chios Kai Nisoi Oinousses Kai Paraktia Thalassia Zoni“ ausgewiesen. Auf Chios sind die Schutzgebiete besonders wichtig, um die Biodiversität der Insel zu erhalten. Gleichzeitig ist die Insel zunehmend von Naturgefahren wie Waldbränden bedroht. So zerstörten im Jahr 2025 Brände etwa 11.432 Hektar, also rund 13,6 % der Inseloberfläche, darunter auch Flächen von Natura 2000-Gebieten und Wildtierrefugien.

Klima

Das Klima der Insel ist gekennzeichnet von milden, regenreichen Wintern und warmen, trockenen Sommern und lässt sich demnach dem Csa-Klima in höheren Lagen dem Csb-Klima zuordnen. Auf die Lage von Chios in der östlichen Ägäis trifft dies ebenfalls zu, jedoch wird das Klima zusätzlich von der Nähe zur kleinasiatischen Küste beeinflusst. Die Winter verzeichnen niedrigere Temperaturen und höhere Niederschläge, dennoch ist das Klima insgesamt wärmer.

Eine kühle und regenreiche Jahreszeit von Mitte Oktober bis Ende März und eine trockene und warme von April bis Mitte Oktober. Über das Jahr gesehen treten extreme Wettererscheinungen wie Schnee, Hagel oder Hitzewellen eher selten auf. Durchschnittlich zwei Tage pro Jahr fällt Schnee. Die jährliche Durchschnittstemperatur auf Chios liegt bei 17,5°C. An der langsamen Erwärmung von Januar bis März und den sommerlichen Durchschnittstemperaturen von etwa 26,0°C im Juli und August ist der maritime Charakter der Insel zu erkennen. Die wärmsten Tage im Sommer sind Ende Juli bis Mitte August mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 29 und 35°C.

Die Niederschläge verteilen sich ungleichmäßig über das Jahr. In der Zeit von Mitte Oktober bis Ende März fallen fast die gesamten Niederschläge. Trotzdem bleibt der Himmel nicht tagelang bewölkt und von Januar bis Mitte Februar kann ein Wetterphänomen mit sonnenreichen Tagen auftreten. Die Monate Mai bis September werden von Trockenheit bestimmt. Auf Chios herrschen Winde aus Nord bis Nordost zu etwa 75 % vor. Der Meltemi weht in den Monaten Juli und August konstant aus nördlichen Richtungen und sorgt für Abkühlung. Die Winde im November und Dezember können durchaus Sturmcharakter erreichen.

Mythologie

Chios, nach dem die Insel der Überlieferung nach benannt ist, war in der altgriechischen Mythologie der Sohn des Neptun und einer Nymphe, erhielt diesen Namen, weil bei seiner Geburt in den Schnee (chion) fiel. Auch wird eine gleichnamige Tochter des Oceanus angeführt, von welcher ebenfalls die Insel benannt sein soll.

Laut der Mythologie soll Chios in sehr früher Jahren, von zahlreichen wilden Tieren bevölkert gewesen sein. Der Jäger Orion soll sie alle  erlegt haben, um so Merope, die Frau des Oinopion, für sich zu gewinnen. Weil Orion seine Interesse an der schönen Merope sehr offen zeigte, machte  Oinopion seinen Nebenbuehler Orion betrunken und blendete ihn, sodass er sein Augenlicht verlor.

Geschichte

Durch seine strategische Lage spielte Chios in der Geschichte über Jahrhunderte eine kontinuierlich wichtige Rolle. Zahlreiche Herrscher nahmen die Insel ein. Überreste der  Baustile unterschiedlichsten Epochen jeweiligen Eroberer bestimmen bis in die heutige Zeit das Bild der Insel.

Neolithikum

Die Besiedlung der Insel Chios reicht bis in das Neolithikum, also etwa ab -6000, zurück. Archäologische Funde zeigen, dass die ersten Siedler sich vor allem in Küstennähe niederließen, um vom Fischfang, von Ackerbau und Viehzucht zu leben. Sie bauten einfache Lehmhäuser, nutzten Steinwerkzeuge und Keramik für den täglichen Gebrauch.

Besonders bemerkenswert sind die neolithischen Funde in Emporios und Kastelli, wo Überreste von Häusern, Tongefäßen und Werkzeugen entdeckt wurden. Diese Funde zeigen, dass die Insel schon früh in Handelsnetzwerke der Ägäis eingebunden war. Es gibt Hinweise darauf, dass die Bewohner frühe Formen von Ackerbau und Tierhaltung betrieben und über Kontakte zu benachbarten Inseln und dem kleinasiatischen Festland verfügten.

Die neolithische Besiedlung auf Chios legt damit den Grundstein für die kontinuierliche menschliche Präsenz auf der Insel. Sie bildet den Ausgangspunkt für die späteren Entwicklungen der Bronzezeit, der antiken griechischen Kulturen und schließlich der historischen Blütezeiten in der Klassik.

Bronzezeit

Die Bronzezeit auf Chios lässt sich archäologisch etwa auf -3000 bis -1100 datieren und markiert eine Phase signifikanter kultureller und wirtschaftlicher Entwicklung. In dieser Zeit entstanden auf der Insel dauerhafte Siedlungen, oft auf Hügeln oder in Küstennähe, die durch Befestigungen geschützt waren. Die Bevölkerung lebte von Ackerbau, Viehzucht und Fischfang und begann, Metallwerkzeuge und Waffen aus Kupfer und später Bronze herzustellen, was den Alltag und die Landwirtschaft deutlich effizienter machte.

Besonders auffällig sind Funde von Keramik, Schmuck und Werkzeugen, die auf den Handel mit benachbarten Inseln, dem kleinasiatischen Festland und dem restlichen Ägäischen Raum hinweisen. Chios war also frühzeitig in überregionale Handelsnetzwerke eingebunden, unter anderem durch den Austausch von Kupfer, Bronzegegenständen und landwirtschaftlichen Produkten.

In der späten Bronzezeit (um -1600 bis -1100) deuten archäologische Zeugnisse auf eine zunehmende soziale Differenzierung hin: Es entstanden größere Siedlungen mit zentralen Gebäuden, die auf eine organisierte Gesellschaft und möglicherweise lokale Herrschaftsstrukturen hindeuten. Gleichzeitig ist diese Epoche durch die Verbindung zur Ägäis- und minoisch-mykenischen Kultur geprägt, wie Funde von importierter Keramik und Waffen zeigen. Zu jener Zeit wurde der von Oracle auf die Insel geschickte Amphialos oder Amphiklos zum ersten Könign von Chios.

Griechische Antike

Die Ionier besiedelten die Inseln Chios und Samos und errichteten zehn Städte entlang der kleinasiatischen Küste. Später gründeten sie den Dodekapolis, den sogenannten Zwölferbund, der sich aus Städten und Inseln zusammensetzte. Die Ionier erschlossen schnell ganz Chios. In Überlieferungen fand man Namen der damaligen Siedlungen wie Kardamyle, Kavkas, Koila, Volissos, Notion, Phana, Poseidon oder Lefkonion.

Um -700 wurde Chios eine Seemacht. Das Kultur- und Handelszentrum erlebte eine wahre Blütezeit. Neben dem Mastix war auch der chiotische Wein, bekannt. Er war einer der teuersten Weine im antiken Griechenlands. Aus dieser Zeit wurden zahlreiche Münzen aus Chios gefunden, ein Zeichen des Reichtums, denn derzeit gehörten die Bewohner der Insel zu den reichsten im ägäischen Gebiet.

Der Wohlstand der Insel wurde vernichtet, als  -493 die Perser Chios eroberten und die Insel verwüsteten. Historiker fanden heraus, dass die Perser Jagd auf die Chioten machten. Sie verbrannten die Kultstaetten, zerstörten die Weinberge und lieferten Gefangene dem persischen König aus.

Nachdem die Perser in den Schlachten von Salamis, Platäa und Mykale besiegt wurden, hatten  die Bewohner der Insel, die persischen Stadthalter vertrieben und erlangten die Unabhängigkeit. Später wurden sie Mitglied der Liga von Athen. Die Insel erlebte in der Zeit des Attischen Seebundes eine erneute Blütezeit. Diese Periode endete mit dem Peloponnesischen Krieg. Danach  löste sich Chios von Athen und Schloss sich Sparta an.  Ein bedeutender Fund dieser Zeit,  war das Delphinion, das die Athener -412 zu einem Handels- und Marinestützpunkt ausgebaut hatten, das bei Ausgrabungen frei gelegt wurde. Danach folgte eine Zeit der Instabilität. Chios hatte noch verschiedene Bünde mit den Athenern, Alexander dem Großen und den Mazedoniern bis hin zu den Römern. Die Chioten begrüßten die Ankunft der Römer in Griechenland. Sie gingen eine Allianz mit ihnen ein, um die syrischen Selefkiden von Chios, zu vertreiben. In dieser Periode hat sich das Machtzentrum vom ägäischen Meer zum Festland verschoben. Während der Kaiserzeit besuchten Tiberius und Nero die Insel. Inschriften lobpreisen die römischen Gesetze, doch in der Realität  plünderten die Römer die Kunstwerke von Chios. Um das Chaos dieser Zeit komplett zu machen, erschüttete eine Serie von schweren Erdbeben die Insel und komplettierte die Zerstörung.

Im -6. Jahrhundert sollen in der Hauptstadt von Chios zirka 60.000 bis 80.000 Einwohner,gelebt haben. Zu dieser Zahl kamen sicher noch mal genauso viele Sklaven. Ausgrabungen in der Akropolis förderten den ehemaligen Herrschaftssitz, Megaron zutage. In dieser Epoche, wurde zum ersten Mal in der hellenischen Welt, auf der Insel Chios, das Wort Parlament benutzt. Dieses bestand aus zwei Räten. Der eine setzte sich aus gewählten Bürgern zusammen, der andere bestand aus verschiedenen Adligen. Man geht davon aus, das auf Chios  Mitte des -7. Jahrhunderts die Monarchie abgesetzt worden war und durch die neue  Staatsform ersetzt, wurde. In dieser Zeit, soll Überlieferungen zufolge der Philosoph Homer (Mitte des -5. Jahrhunderts) hier geboren worden sein. In der Ortschaft Vrondaso, 5 km von der Hauptstadt entfernt, befindet sich der berühmte Lehrerfelsen, hier soll einst Homer seine Schüler unterrichtet haben.

Römische Antike

Nachdem Rom -146 Korinth zerstört und Griechenland weitgehend unter seine Herrschaft gebracht hatte, fiel auch Chios unter römischen Einfluss. Zunächst behielt die Insel eine gewisse Autonomie, da sie eine wohlhabende Handels- und Kulturoase war und über enge Verbindungen zu den großen Städten Kleinasiens verfügte.

Unter römischer Oberhoheit profitierte Chios wirtschaftlich und kulturell: Der Handel blühte, vor allem durch den Mastixanbau und die Lage an wichtigen Seewegen der Ägäis. Die römische Präsenz brachte auch Verwaltungsreformen, Steuerregelungen und teilweise neue Bauwerke, wobei viele der klassischen griechischen Traditionen fortgeführt wurden. Römische Kolonien oder größere militärische Präsenz gab es nur in begrenztem Maße, da die Insel strategisch eher ein wirtschaftliches als militärisches Interesse darstellte.

Die römische Epoche auf Chios dauerte bis etwa 395, als das Römische Reich in Ost- und Westrom aufgeteilt wurde und die Insel fortan zum Byzantinischen Reich gehörte. In dieser Zeit blieb Chios kulturell stark griechisch geprägt, während römische Architektur, Recht und Handel das Leben ergänzten.

Mittelalter

Schriftliche Quellen aus der frühchristlichen Zeit von Chios sind rar und ungenau.  Desshalb sind die Fakten der Zeit unzureichend. Nach chiotischen Überlieferungen kam der Apostel Paulus auf seiner Mission durch Griechenland im Jahre 54 auf die Insel um die Lehre Gottes, zu predigen. Es gibt dafür keine historischen Belege, doch geht man davon aus, das seit dieser Zeit der christliche Glaube auf der Insel vorherrschte. Während der frühchristlichen Epoche wurden eindrucksvolle Basiliken, Strandhäuser, Bauernhöfe, Mosaikböden, Ruinen und Skulpturen errichtet. Die Chioten hatten ihre eigenen Münzen, deshalb gehen Historiker davon aus, dass sich die Insel vom 4. bis 7. Jahrhundert in einem wirtschaftlichen Aufschwung befand, nachdem sie von Kriegen, Erdbeben und Hungersnöten heimgesucht worden war. Bemerkenswerte Sehenswürdigkeiten aus der  frühchristlichen Zeit Sind der Tempel der Palas bei Emporio und die Basilika Agia Isodore in Chios-Stadt.  

Während der Zeit des byzantinischen  Reiches weitete sich dieses bis nach Kreta hin aus. Wiederaufstieg erfolgte und im selben Zuge hatte die Ägäis mit zahlreichen Plünderungen durch Piraten, zu tun. Damals begann man die Ortschaften inseleinwärts, oder vom Meer nicht einsehbar, zu bauen um vor diesen Plünderungen sicher, zu sein.  Im 11. Jahrhundert hat der byzantinische Kaiser Monomachus das Kloster von Nea Moni gebaut. Diesen Bau hatte der Kaiser einen christlichen Heiligen versprochen,  der seine Thronbesteigung vorausgesehen hat. Aus dieser Zeit kann man auch heute noch zahlreiche Kirchen und Klöster besichtigen. Neben den Piraten versuchten auch die Türken zu erobern. Zur Sicherung der Insel baute man damals Die Festung von Chios. Zu dieser Zeit wurde wahrscheinlich auch errichtet. Nach den Schriften der Historikerin Anna Komnena wurde die Insel im 11. Jahrhundert mehrmals von dem  türkischen Feldherrn Tzachas angegriffen.

Die Venezianer Ihrerseits, versuchten, die Insel 1124 und 1171 zu erobern. Doch  als eine schlimmen Hungersnot ausgebrochen war, verließen sie die Insel wieder.  Nach dem Jahre 1205 wurde Chios in den Staat von Konstantinopel eingegliedert. 1225 befreite Ioannis Vatatzis die Insel von der Fremdherrschaft. Nach einer Zeit mit wechselnden Herrschern eroberten die Genoveser die Insel. Sie behielten Chios für ungefähr zwei Jahrhunderte in ihrer Hand.  Nach 1349 wurde Chios von Genua kontrolliert. Unter der Herrschaft der Genoveser blühte die Insel wieder auf.  Die gesamte Insel wurde anfangs von 29, später 12 genovesischen Reedern beherrscht. Diese gründeten eine Handelsgemeinschaft und nannten diese Maona.  Die Teilhaber dieser Handelsgesellschaft wurden nach dem Giustiniani-Palast in Genua Giustinianer genannt. Dort war der der Hauptsitz des Unternehmens. Das Paradies des Ostens, so wie man die Insel in dieser Zeit nannte, betrieb außerdem  effiziente Landwirtschaft, züchtete Seidenwürmern (von den Genuesern eingeführt) und verkauften Mastix. Die Genueser brachten wieder Reichtum auf die Insel, doch ihr Verwaltungsapparat war gefürchtet. Sie verboten jegliche kulturelle Entwicklung und die griechische Sprache. Einzig der Christliche, wenn auch nicht der orthodoxe Glauben war erlaubt. In der Zeit der italienischen Ritter, wurden zahlreiche prächtige Kirchen gebaut, die heute noch das bild der Insel maßgeblich beeinflussen. Besonders beeindruckend, die Kirche der heiligen Apostel in Pyrgi, das Kloster von Kournas, das Kloster Nea Moni, das Kloster vo Pamegistion Taxiarchin (Nenta) die Basilika der Heiligen Agrelopou (Kalamoti) und die Kirche der Jungfrau Silelia (Didymes). Wegen dieser Umstände zogen die Genueser den Hass der Inselbewohner auf sich.

Christoph Columbus soll Chios als Gast der einer Handelsfamilie vor seiner Reise in den Westen besucht haben. Einige Historiker, glauben das Christopher Columbus auf Chios Seekarten erhalten hat, die seine Reise nach Amerika unterstützten.  

Osmanische Herschaftszeit

Nach der Landung tausender griechischer Kämpfer schickte die Hohe Pforte etwa 45.000 Mann auf die Insel, um ihre Ordnung wieder herzustellen und alle Männer, die älter als zwölf Jahre sind, alle Frauen über vierzig Jahren und alle Kinder unter zwei Jahren zu töten. Die anderen wurden versklavt. Insgesamt werden 25.000 Tote geschätzt, während 45.000 Griechen als Sklaven verkauft wurden. 10.000 bis 15.000 Personen konnten fliehen und Zuflucht auf anderen Inseln der Ägäis finden. Dieses Massaker an Zivilisten durch die osmanischen Truppen beeinflusste stark die internationale öffentliche Meinung und trug zur Entwicklung des Philhellenismus bei.

1566 kam die Insel unter die Herrschaft der Osmanen. Durch ihre Wirtschaftskraft, die insbesondere mit dem Anbau und Handel von Mastix zusammenhing, kam sie in den Genuss relativer Freiheit. Die osmanische Präsenz beschränkte sich auf einen Gouverneur oder mouteselim, einen Kadi und einige Soldaten in der ehemaligen genuesischen Festung in der Hauptstadt Chora. Die wirkliche Macht wurde von einem Rat griechischer Demogeronten (aus sechzehn Orthodoxen und zwei Katholiken) ausgeübt.

Chios war zu ejener Zeit eine wohlhabende und bevölkerungsreiche Insel, die vor allem von Mastix-Anbau lebte. Als persönliches Lehen der Sultanin genoss es besondere Vorrechte. Die Insel gehörte zu dieser Zeit verwaltungstechnisch der Provinz İzmir.

Wie für den Rest der Insel als auch Griechenlands wuchs nach dem Friedensvertrag von Kutchuk-Kaïnardji 1774 der Wohlstand. Die Kaufleute der Insel verfügten über Handelsniederlassungen in allen wichtigen Häfen des Mittelmeers, von Marseille nach Odessa oder Alexandria, aber auch in Moskau. Mastix wurde in erster Linie im Süden der Insel produziert, in etwa zwanzig Dörfern (mastichochória, „Mastixdörfer“ genannt). Chios exportierte fünfzig Tonnen Mastix pro Jahr. Das Steuereinkommen auf dieses Produkt stand der Schwester des Sultans als Apanage zu. Chios produzierte außerdem Seide, Baumwolle und Zitrusfrüchte.

Die Steuern waren nicht drückend. Die Reicheren zahlten elf Piaster pro Jahr (nach Schätzungen waren zum Lebensunterhalt zwei Piaster pro Tag nötig). Die Insel verfügte über eine Schule und ein Krankenhaus, deren Dienste dank Spenden kostenlos waren. Ein griechisches Sprichwort besagte, dass man ebenso oft einen bedürftigen Chioten treffe wie ein grünes Pferd. Die Schönheit der Frauen der Insel war ebenfalls sprichwörtlich und wurde von den westlichen Besuchern regelmäßig bestätigt. Der Reichtum von Chios weckte Begehrlichkeiten.

Osmanische Spätzeit

Eines der prägendsten und tragischsten Ereignisse fand während des Griechisch-Türkischen Krieges von 1821 statt, als die griechische Unabhängigkeitsbewegung gegen die osmanische Herrschaft ausbrach. Chios hatte zuvor eine relative Autonomie unter den Osmanen genossen und war wohlhabend, insbesondere durch den Anbau von Mastix, der für Handel und Wirtschaft der Insel entscheidend war. Als 1821 der Aufstand in Griechenland begann, versuchte die Bevölkerung von Chios zunächst, neutral zu bleiben, doch im März 1822 landeten osmanische Truppen auf der Insel, nachdem es vereinzelte Aufstände gegeben hatte. 11. April 1822 der größte Teil der Einwohner von den Osmanen ermordet. Schätzungen gehen von 40.000 Toten aus, auf Befehl des Sultans wurden nur die Mastixbauern vorerst verschont. Als jedoch der griechische Freiheitskämpfer Konstantinos Kanaris wenig später das türkische Admiralsschiff in Brand steckte, wurden auch die Mastix-Bauern getötet. Schätzungen gehen von 40.000 Toten aus, auf Befehl des Sultans wurden nur die Mastixbauern vorerst verschont. Als jedoch der griechische Freiheitskämpfer Konstantinos Kanaris wenig später das türkische Admiralsschiff in Brand steckte, wurden auch die Mastix-Bauern getötet. Viele Frauen und Kinder versklavt, und große Teile der Dörfer wurden niedergebrannt. Historische Quellen schätzen, dass von den etwa 100.000 Einwohnern der Insel zu dieser Zeit etwa 20.000 bis 50.000 getötet oder verschleppt wurden, während der Rest in die umliegenden Inseln oder nach Kleinasien flüchtete. Dieses Ereignis hinterließ tiefe Spuren im kollektiven Gedächtnis Griechenlands und wurde durch europäische Zeitungen und Künstler wie Eugène Delacroix, der das Massaker malte, weltweit bekannt.

In den folgenden Jahrzehnten blieb Chios unter osmanischer Herrschaft, doch die Insel erholte sich langsam wieder. Der Mastixanbau wurde teilweise fortgesetzt, Handel und Landwirtschaft konnten sich unter osmanischer Verwaltung stabilisieren, und die Bevölkerung kehrte teilweise zurück. Im 19. Jahrhundert wurde Chios wie der Rest Griechenlands zunehmend in den politischen und wirtschaftlichen Wandel des Osmanischen Reiches eingebunden. Die Insel litt jedoch immer wieder unter Epidemien, wirtschaftlichen Krisen und den Folgen von Piratenüberfällen, die den Alltag prägten. Am 3. April 1881 zerstörte ein Erdbeben große Teile der Insel. Insbesondere die Inselhauptstadt wurde fast völlig zertrümmert. Erst in den Jahren 1911 bis 1913 wurde die Insel von Griechen neu besiedelt und fiel 1912 wieder unter griechische Staatshoheit.

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wuchs die Bewegung für die Vereinigung mit Griechenland. Die Bevölkerung, die überwiegend griechisch-orthodox war, pflegte Sprache, Religion und Traditionen, die sie von der osmanischen Herrschaft unterschieden. Schließlich führten die Balkan- und Italienisch-Türkischen Kriege, die Schwächung des Osmanischen Reiches und die nationalistischen Bewegungen dazu, dass Chios 1912 während der Balkankriege endgültig an Griechenland angeschlossen wurde. Damit endete die fast 400-jährige osmanische Herrschaft, und die Insel konnte politisch und administrativ vollständig in den griechischen Staat integriert werden.

Weltkriegsära

Nach der Vereinigung der Insel mit Griechenland im Jahr 1912 gehörte Chios offiziell zum griechischen Staat, musste aber in den folgenden Jahrzehnten die Auswirkungen der Balkankriege, des Ersten Weltkriegs und der Griechischen Finanz- und politischen Krisen verkraften. Die Inselbevölkerung war hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig, besonders im Anbau von Mastix, Oliven und Getreide, doch politische Instabilität und wirtschaftliche Schwierigkeiten führten zu hoher Armut in den Dörfern.

In den 1920er Jahren brachte die Flüchtlingskrise nach dem Griechisch-Türkischen Krieg (1919 b is 1922) weitere Veränderungen: Viele griechische Flüchtlinge aus Kleinasien wurden auf Chios angesiedelt, was die Bevölkerungsstruktur beeinflusste und neue wirtschaftliche und soziale Herausforderungen mit sich brachte. Trotz dieser Belastungen blieb die Insel für die Mastixproduktion und den Handel bekannt, insbesondere in den Mastixdörfern wie Pyrgi und Mesta, deren Strukturen bis heute erhalten sind.

Die 1930er Jahre waren geprägt von politischer Unsicherheit in Griechenland, der Weltwirtschaftskrise und zunehmender Modernisierung auf der Insel. Straßen- und Hafeninfrastruktur wurden verbessert, aber viele Dörfer blieben weitgehend isoliert. Die Bevölkerung lebte überwiegend vom Landbau, der Fischerei und kleineren Handwerksbetrieben.

Mit dem Zweiten Weltkrieg kam 1941 die Besatzung durch die Achsenmächte, zunächst durch Italien und später durch Deutschland. Die Insel litt unter Versorgungsengpässen, Zerstörungen und Repressionen, und viele Bewohner waren gezwungen, in den Bergen Schutz zu suchen. Diese Zeit hinterließ tiefe Spuren in der Gesellschaft, die erst nach 1945 durch den Wiederaufbau und die Modernisierung langsam überwunden werden konnten.

Moderne Zeit

Seit 1945 hat sich die Insel Chios erheblich verändert, sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung Griechenlands litt die Insel wie der Rest des Landes unter den Folgen von Krieg und Zerstörung. Viele Bewohner waren auf Wiederaufbau und den Wiederaufbau der Infrastruktur angewiesen. In den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg dominierte die landwirtschaftliche Produktion, insbesondere der Anbau von Mastix, Oliven und Zitrusfrüchten, die das wirtschaftliche Rückgrat der Insel bildeten.

In den 1960er und 1970er Jahren setzte die Modernisierung der Infrastruktur ein: Straßen wurden ausgebaut, öffentliche Gebäude renoviert und der Busverkehr zwischen Stadt und Dörfern verbessert. Auch der Hafen von Chios wurde modernisiert, um den steigenden Schiffsverkehr und den wachsenden Handel zu bewältigen. Die Insel entwickelte sich zunehmend zu einem Touristenziel, da Besucher die historischen Dörfer, Strände und das berühmte Kloster Nea Moni entdecken wollten.

Seit der Jahrtausendwende hat sich die Wirtschaft stärker diversifiziert. Neben der Landwirtschaft und dem Tourismus spielen Dienstleistungen, Handel und Schifffahrt eine immer größere Rolle. Viele Familien sind traditionell im Seeverkehr tätig, und die Reedereien aus Orten wie Vrontados oder Kardamyla prägen bis heute das wirtschaftliche Leben. Gleichzeitig haben Bildung und Kultur an Bedeutung gewonnen: Schulen, Bibliotheken und kulturelle Veranstaltungen tragen zur Bewahrung und Weiterentwicklung der lokalen Identität bei.

Gesellschaftlich hat sich die Insel stark verändert. Die Bevölkerung ist heute jünger und mobil, viele junge Menschen ziehen für Studium oder Arbeit kurzzeitig aufs Festland oder ins Ausland, kehren aber oft zurück. Gleichzeitig ist Chios durch Migration, Handel und Tourismus stärker vernetzt als je zuvor. Trotz aller Modernisierung bewahrt die Insel ihre historischen Dörfer, Traditionen und den Mastix-Anbau, der als einzigartiges Kulturerbe gilt.

Während der Corona-Zeit auf Chios, das zu den Kykladen gehört, wurden ähnliche Maßnahmen wie auf anderen griechischen Inseln und in Griechenland insgesamt umgesetzt. So gab es zeitweise strenge Einschränkungen wie Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen und Außenbereichen, Begrenzung von Versammlungen, Schließung von Bars, Restaurants und kulturellen Einrichtungen sowie Ausgangssperren, besonders in roten Risikozonen wie einigen Kykladeninseln. Der Fähr- und Schiffsverkehr zu Inseln wie Chios lief unter Kapazitätsbeschränkungen und Hygieneregeln, um Ansteckungen zu minimieren. Im Verlauf 2022 wurden die Maßnahmen schrittweise aufgehoben und es gab keine Maskenpflicht mehr, da die Fallzahlen auf den Inseln generell niedrig blieben.

Verwaltung

Chios (griechisch Χίος) war bis 2010 eine von drei Präfekturen der griechischen Verwaltungsregion Nördliche Ägäis (griechisch Vorio Egeo, Βόρειο Αιγαίο). Das Gebiet der Präfektur umfasste die Inseln Chios, Psara (Ψαρά), Andipsara (Αντίψαρα), die Inselgruppe Inousses (Οινούσσες) sowie einige kleine Inseln in der östlichen Ägäis. Mit der Verwaltungsreform 2010 wurde die Präfektur abgeschafft und existiert seither als Regionalbezirk Chios (griechisch Periferiaki Enotita Chiou) fort, der zehn Abgeordnete in den Regionalrat entsendet, darüber hinaus aber keine politische Bedeutung hat.


Herrschaftsgeschichte

  • um -700 bis-512 Stadtstaat Chios (Polykrátos Chíos)
  • um -512 bis -479 Persisches Reich der Achämeniden (Haxāmaniš)
  • -479 bis -355 Stadtstaat Chios (Polykrátos Chíos) als Teil des Attischen Seebunds (oi Athenaíoi kai oí sýmmachoi)
  • -355 bis -338 Stadtstaat Chios (Polykrátos Chíos)
  • -338 bis -168 Makedonisches Reich (Makedonikē Basileia)
  • -168 bis -146 Stadtstaat Chios (Polykrátos Chíos)
  • -146 bis -27 Römische Republik (Res publica)
  • -27 bis 74 Provinz Asien (Provincia Asia) im Römischen Reich (Imperium Romanum)
  • 74 bis 293 Provinz Lykien und Pamphylien (Provincia Lycia et Pamphylia) im Römischen Reich (Imperium Romanum)
  • 293 bis 324 Provinz Inseln (Provincia Insulae) im Römischen Reich (Imperium Romanum)
  • 324 bis 1205 Byzantinisches Reich (Basileia tōn Rhōmaiōn)
  • 1205 bis 1225 Byzantinisches Reich (Basileia tōn Rhōmaiōn)
  • 1225 bis 1349 Republik Venedig (Serenissima Repubblica di San Marco)
  • 1349 bis 1588 Republik  Genua (Repubblica di Genova)
  • 1588 bis 21. November 1912 Osmanisches Reich (Devlet-i ʿOs̲mānīye)
  • 21. November 1912 bis 24. März 1924 Republik Griechenland (Ellinikí Dimokratía)
  • 24. März 1924 bis 23. April 1941 Königreich Griechenland (Vasíleion tis Elládos)
  • 23. April 1941 bis 10. Dezember 1944 Deutsches Reich
  • 10. Dezember 1944 bis 8. Dezember 1974 Königreich Griechenland (Vasíleion tis Elládos)
  • 8. Dezember 1974 bis 31. Dezember 2010 Republik Griechenland (Ellinikí Dimokratía)
  • seit 1. Januar 2011 Regionalbezirk Chios (Perifereiakí Enótita Chíou) innerhalb der Region Nördliche Ägäis (Periféria Vóreio Aigaío) in der Republik Griechenland (Ellinikí Dimokratía)

Exekutive und Legislative

Die Insel Chios wird wie alle griechischen Regionen kommunal durch einen Gemeinderat verwaltet, dem Δημοτικό Συμβούλιο Χίου [Dimotikó Symvoúlio Chíou]. Dieses Gremium ist das zentrale Organ der Δήμος Χίου [Dímos Chíou], also der Gemeinde Chios, die die gesamte Insel und einige kleinere Nachbarinseln umfasst. Der Gemeinderat besteht aus gewählten Mitgliedern, die alle vier Jahre im Rahmen der griechischen Kommunalwahlen bestimmt werden. An seiner Spitze steht der Δήμαρχος Χίου [Dímarchos Chíou], der Bürgermeister von Chios, der ebenfalls direkt gewählt wird.

Das Δημοτικό Συμβούλιο Χίου berät und entscheidet über alle wichtigen Angelegenheiten der kommunalen Verwaltung, etwa die Stadt- und Dorfentwicklung, den Tourismus, die lokale Wirtschaft, den Umweltschutz sowie den Kulturbereich. Es koordiniert außerdem die Zusammenarbeit mit regionalen und nationalen Behörden. Durch die Bedeutung von Chios-Stadt als Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum spielt der Gemeinderat eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des öffentlichen Lebens und bei der Wahrung der Interessen der Inselbewohner.

Inseloberhaupt

Höchster Repräsentant der Insel ist der Bürgermeister (dimarchos).


Διατελέσαντες δήμαρχοι Χίου [Diatelésantes dímarchoi Chíou] (Bürgermeister von Chios)

  • 1 Jan - 31 Aug 2014 Polydoros Lambrinoudis (PASOK)
  • 1 Sep - 31 Aug 2019 Manolis Vournis
  • 1 Sep 2019 - 31 Dez 2023 Stamatis Karmanzis (Nea Demokratia)
  • seit 1 Jan 2024  Ioannis Malafis (Nea Demokratia)

Politische Gruppierungen

Auf der Insel sind folgende Parteien aktiv:

  • Nea Dimokratia (rechte Mitte, konservativ)
  • SYRIZA (linke Koalition der radikalen Linken)
  • PASOK (Mitte-links, sozialdemokratisch)
  • Kommunistische Partei Griechenlands (KKE, links/kommunistisch)
  • Ellinikí Lýsi (rechte Partei)
  • ANTARSYA (linksextreme Partei)

Justizwesen und Kriminalität

In der Stadt Chios befindet sich das Πρωτοδικείο Χίου [Protodikío Chíou] (Erstinstanzgericht Chios), das für Zivil- und Strafsachen zuständig ist. Ergänzt wird es durch ein Ειρηνοδικείο [Eirinodikío] (Friedensgericht) für kleinere Fälle. Berufungen gehen an höhere Gerichte auf dem Festland, meist nach Athen oder Mytilini (Lesbos). Außerdem gibt es auf der Insel eine Staatsanwaltschaft (Εισαγγελία Πρωτοδικών Χίου) und eine Anwaltskammer (Δικηγορικός Σύλλογος Χίου), die die lokale juristische Selbstverwaltung wahrnimmt.

Die Kriminalität auf Chios ist insgesamt relativ niedrig und liegt unter dem griechischen Durchschnitt. Schwerverbrechen wie Mord oder organisierte Gewalt sind selten. Typischer sind Diebstähle, kleinere Eigentumsdelikte oder Verkehrsverstöße, vor allem in der Hauptstadt und in den touristischen Zonen. Eine besondere Situation ergibt sich aus der geographischen Lage nahe der türkischen Küste: Chios ist ein wichtiger Punkt für die Ankunft von Flüchtlingen und Migranten über die Ägäis. Dadurch kommt es immer wieder zu polizeilichen Einsätzen im Zusammenhang mit illegaler Einreise, Schmuggel oder Menschenschleusung, was das lokale Sicherheitsaufkommen erhöht, jedoch primär das Grenz- und Migrationsmanagement betrifft und weniger die alltägliche Kriminalität der Inselbevölkerung.

Flagge und Wappen

Die Flagge der Insel Chios orientiert sich an den traditionellen Symbolen Griechenlands und wird oft in blau und weiß gehalten, den nationalen Farben Griechenlands. Historisch nutzten lokale Gemeinschaften auch eigene Banner, die Symbole wie das Wappen des Byzantinischen Reiches oder religiöse Motive zeigten, beispielsweise Kreuze oder Darstellungen der Schutzheiligen der Insel. Heute wird die Flagge Chios’ meist bei staatlichen Anlässen, lokalen Festen oder an öffentlichen Gebäuden gezeigt.

Das Wappen von Chios zeigt häufig eine stilistische Darstellung der Insel, manchmal ergänzt durch Symbole der Mastixproduktion, die für die Insel wirtschaftlich und kulturell bedeutsam ist. In anderen Darstellungen finden sich auch kreuzförmige Motive, die auf die byzantinische Vergangenheit Chios’ und den Einfluss des orthodoxen Christentums hinweisen. Historische Wappen der Insel reflektieren zudem die Herrschaft verschiedener Mächte, darunter Byzantiner, Genuesen und Osmanen, wobei Elemente wie Löwen, Schilde oder kreuzartige Symbole auftauchen.

Hauptstadt

Die Hauptstadt der Insel Chios ist die gleichnamige Stadt Chios-Stadt, die von den Einheimischen häufig auch einfach Chora genannt wird. Sie bildet seit der Antike das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Insel. Schon in klassischen Quellen wird Chios als bedeutender Hafen- und Handelsplatz erwähnt, der durch seine Lage in der östlichen Ägäis engen Kontakt zu Kleinasien und zu anderen griechischen Inseln pflegte. Auch in byzantinischer Zeit blieb die Stadt der wichtigste Verwaltungssitz, während der genuesischen Herrschaft ab dem 14. Jahrhundert entwickelte sie sich zusätzlich zu einem Stützpunkt des internationalen Handels, insbesondere für den Export von Mastix, dem berühmten Harz der Insel. Unter osmanischer Herrschaft behielt Chios-Stadt ihre zentrale Funktion, auch wenn sie durch die politischen Rahmenbedingungen eingeschränkt war. Seit der Eingliederung in den griechischen Staat im Jahr 1912 ist sie offiziell die Hauptstadt der Insel geblieben. Bis heute ist Chios-Stadt das Herz der Insel, in dem Verwaltung, Handel, Bildung und Kultur zusammenlaufen.

Verwaltungsgliederung

Mit der Umsetzung der Gemeindereform nach dem Kapodistrias-Programm im Jahr 1997 war die Insel Chios in acht Gemeinden mit insgesamt 58 Gemeindebezirken untergliedert. Zum 1. Januar 2011 führt das Kallikratis-Programm die ehemaligen Gemeinden der Insel zur neu geschaffenen Gemeinde Chios (Dimos Chiou Δήμος Χίου) zusammen, Verwaltungssitz ist die Stadt Chios. Die bisherigen Gemeinden bilden Gemeindebezirke.

Name griechischer Name LAU Sitz km² E 2001 E 2010 PLZ Vorwahl
Chios (Stadt) Δημοτική Ενότητα Χίου 850100 Chios (Stadt) 22,82 23.779 25.671 821 00 22710-2 bis 4
Agios Minas Δημοτική Ενότητα Αγίου Μηνά 850200 Thymiana Chiou 13,05 2.686 2.678 821 00 22730-3
Amani (Chios) Δημοτική Ενότητα Αμανής 850300 Volissos 158,39 2.668 1.529 821 03 22740-2
Ionia Δημοτική Ενότητα Ιωνίας 850400 Kallimasia 48,27 4.650 4.474 821 00 22710-5 bis 6
Kambochora Δημοτική Ενότητα Καμποχώρων 850500 Kambochora 50,57 3.154 2.870 821 00 22710-8
Kardamyla Δημοτική Ενότητα Καρδαμύλων 850600 Kardamyla 182,48 2.920 2.758 823 00 22720-2
Mastichochoria Δημοτική Ενότητα Μαστιχοχωρίων 850700 Pyrgi 211,69 4.744 4.322 821 02 22710-7
Omiroupoli Δημοτική Ενότητα Ομηρούπολης 850900 Vrontados 155,02 7.335 7.471 822 00 22710-9


Im Folgenden eine genaue Liste der Verwaltungseinheiten von Chios. Die Einwohnerzahlen stammen aus den Ergebnissen der Volkszählung 2001, die Gemeindebezirke entsprechen den Gemeinden, die von 1997 bis 2010 bestanden.

  • Gemeindebezirk Agios Minas (Δημοτική Ενότητα Αγίου Μηνά, 2.686)
    • Ortschaft Thymiana (Δημοτική Κοινότητα Θυμιανών, 2.093)
      • Thymiana (Θυμιανά, 1.491)
      • Agia Ermioni (Αγία Ερμιόνη, 201)
      • Karfas (Καρφάς, 252)
      • Keramia (Κεραμεία, 26)
      • Lefonia (Λευκωνιά (f. sg), 69)
      • Moni Agiou Konstandinou Frangovouniou (Μονή Αγίου Κωνσταντίνου Φραγκοβουνίου, 23)
      • Plaka (Πλάκα, 31)
    • Ortschaft Neochori (Τοπική Κοινότητα Νεοχωρίου, 593)
      • Neochori (Νεοχώρι, 521)
      • Moni Agiou Mina (Μονή Αγίου Μηνά, 26)
      • Paralia Agias Fotinis (Παραλία Αγίας Φωτεινής, 46)
  • Gemeindebezirk Amani (Δημοτική Ενότητα Αμανής, 2.668)
    • Ortschaft Agio Gala (Τοπική Κοινότητα Αγίου Γάλακτος)
      • Agio Galas (Άγιο Γάλας, 169)
    • Ortschaft Volissos (Τοπική Κοινότητα Βολισσού, 563)
      • Volissos (Βολισσός, 417)
      • Koskinas (Κοσκινάς, 29)
      • Limnos (Λήμνος, 43)
      • Limia (Λιμιά, 32)
      • Managros (Μαναγρός, 12)
      • Moni Agias Markellas (Μονή Αγίας Μαρκέλλας, 0)
      • Skariotis (Σκαριώτης, 8)
      • Chori (Χωρή, 22)
    • Ortschaft Diefcha (Τοπική Κοινότητα Διευχών, 86)
      • Diefcha (Διευχά, 80)
      • Katavasis (Κατάβασις, 6)
    • Ortschaft Keramos (Τοπική Κοινότητα Κεράμου, 180)
      • Keramos (Κέραμος, 164)
      • Agiasmata (Αγιάσματα, Τ. Κ. Κεράμου 16)
    • Ortschaft Kourounia (Τοπική Κοινότητα Κουρουνίων, 246)
      • Kourounia (Κουρούνια, 154)
      • Egrigoros (Εγρηγόρος, 92)
    • Ortschaft Leptopoda (Τοπική Κοινότητα Λεπτοπόδων, 88)
      • Leptopoda (Λεπτόποδα, 85)
      • Agiasmata (Αγιάσματα, Τ. Κ. Λεπτοπόδων 3)
    • Ortschaft Melanios (Τοπική Κοινότητα Μελανιού)
      • Melanios (Μελανιός, 55)
    • Ortschaft Nea Potamia (Τοπική Κοινότητα Νέας Ποταμιάς)
      • Nea Potamia (Νέα Ποταμιά, 122)
    • Ortschaft Nenitouria (Τοπική Κοινότητα Νενητουρίων, 161)
      • Nenitouria (Νενητούρια, 129)
      • Kosmados (Κοσμάδος, 32)
    • Ortschaft Parparia (Τοπική Κοινότητα Παρπαριάς, 366)
      • Parparia (Παρπαριά, 261)
      • Agios Isidoros (Άγιος Ισίδωρος, 105)
    • Ortschaft Pirama (Τοπική Κοινότητα Πιραμάς)
      • Pirama Πιραμά, 101)
    • Ortschaft Pispilounda (Τοπική Κοινότητα Πισπιλούντος)
      • Pispilounda (Πισπιλούντα, 103)
    • Ortschaft Trype (Τοπική Κοινότητα Τρυπών, 156)
      • Trype Τρύπαι, 128)
      • Ezousa (Εζούσα, 28)
    • Ortschaft Fyta (Τοπική Κοινότητα Φυτών, 88)
      • Fyta (Φυτά, 37)
      • Kipourie (Κηπουριαί, 51)
    • Ortschaft Chalandra (Τοπική Κοινότητα Χαλάνδρων, 184)
      • Chalandra (Χάλανδρα, 52)
      • Afrodisia (Αφροδίσια, 132)
  • Gemeindebezirk Ionia (Δημοτική Ενότητα Ιωνίας, 4.650)
    • Ortschaft Kallimasia (Δημοτική Κοινότητα Καλλιμασιάς, 1.073)
      • Kallimasia (Καλλιμασιά, 930)
      • Agios Emilianos (Άγιος Αιμιλιανός, 22)
      • Voudotopos (Βουδότοπος, 76)
      • Moni Panagias Kimiseos Plakidiotissis (Μονή Παναγίας Κοιμήσεως Πλακιδιωτίσσης, 0)
      • Monolia (Μονολιά, 45)
    • Ortschaft Nenita (Δημοτική Κοινότητα Νενήτων, 1.156)
      • Nenita (Νένητα, 1.038)
      • Vokaria (Βοκαριά, 13)
      • Gridia (Γρίδια, 100)
      • Moni Taxiarchon (Μονή Ταξιαρχών, 5)
    • Ortschaft Vouno (Τοπική Κοινότητα Βουνού, 299)
      • Vouno (Βουνό, 268)
      • Agios Ioannis (Άγιος Ιωάννης, 15)
      • Lilikas (Λιλικάς, 16)
    • Ortschaft Exo Didyma (Τοπική Κοινότητα Έξω Διδύμας)
      • Exo Didyma (Έξω Διδύμα, 76)
    • Ortschaft Tholopotami (Τοπική Κοινότητα Θολοποταμίου, 809)
      • Tholopotami (Θολοποτάμι, 761)
      • Sklavia (Σκλαβιά, 48)
    • Ortschaft Katarraktis (Τοπική Κοινότητα Καταρράκτου)
      • Katarraktis (Καταρράκτης, 425)
    • Ortschaft Kini (Τοπική Κοινότητα Κοινής)
      • Kini (Κοινή, 283)
    • Ortschaft Mesa Didyma (Τοπική Κοινότητα Μέσα Διδύμας, 192)
      • Mesa Didyma (Μέσα Διδύμα, 189)
      • Moni Agias Matronis Chalandron (Μονή Αγίας Ματρώνης Χαλάνδρων, 3)
    • Ortschaft Myrmingi (Τοπική Κοινότητα Μυρμηγκίου)
      • Myrmingi (Μυρμήγκι, 89)
    • Ortschaft Pagis (Τοπική Κοινότητα Παγίδος)
      • Pagis (Παγίς, 138)
    • Ortschaft Flatsia (Τοπική Κοινότητα Φλατσίων)
      • Flatsia (Φλάτσια, 110)
      • Nekta (Νεκτά, 0)
  • Gemeindebezirk Kambochora (Δημοτική Ενότητα Καμποχώρων, 3.154)
    • Ortschaft Agios Georgios Sykousis (Τοπική Κοινότητα Αγίου Γεωργίου Συκούση)
      • Agios Georgios Sykousis (Άγιος Γεώργιος Συκούσης, 778)
    • Ortschaft avili (Τοπική Κοινότητα Βαβιλών)
      • Vavili (Βαβίλοι, 266)
    • OrtschaftVasileoniko (Τοπική Κοινότητα Βασιλεωνοίκου)
      • Vasileoniko (Βασιλεώνοικο, 392)
    • Ortschaft Ververato (Τοπική Κοινότητα Βερβεράτου)
      • Ververato (Βερβεράτο, 225)
    • Ortschaft Dafnonas (Τοπική Κοινότητα Δαφνώνος)
      • Dafnonas (Δαφνώνας, 408)
    • Ortschaft Zyfia (Τοπική Κοινότητα Ζυφιά)
      • Zyfia (Ζυφιάς, 218)
    • Ortschaft Chalkios (Τοπική Κοινότητα Χαλκείου)
      • Chalkios (Χαλκειός, 867)
  • Gemeindebezirk Karadamyla (Δημοτική Ενότητα Καρδαμύλων, 2.920)
    • Ortschaft Karadamyla (Δημοτική Κοινότητα Καρδαμύλων, 1.891)
      • Karadamyla (Καρδάμυλα, 776)
      • Ambelos (Άμπελος, 0)
      • Vlychada (Βλυχάδα, 23)
      • Giosonas (Γιόσωνας, 22)
      • Glastria (Γλαστριά, unbewohnte Insel)
      • Delfini (Δελφίνι, 0)
      • Margariti (Μαργαρίτι, unbewohnte Insel)
      • Marmaro (Μάρμαρο, 1.045)
      • Nagos (Ναγός, 22)
      • Pyrgia (Πυργιά, 3)
      • Sarakiopetra (Σαρακηνόπετρα, unbewohnte Insel)
      • Strovili (Στροβίλι, unbewohnte Insel)
    • Ortschaft Amades (Τοπική Κοινότητα Αμάδων, 306)
      • Amades (Αμάδες, 245)
      • Kertis (Κέρτης, unbewohnte Insel)
      • Paralia Amadon (Παραλία Αμάδων, 61)
    • Ortschaft Viki (Τοπική Κοινότητα Βικίου, 156)
      • Viki (Βίκι, 99)
      • Keramos (Κεραμός, 57)
    • Ortschaft Kambia (Τοπική Κοινότητα Καμπιών)
      • Kambia (Καμπιά, 117)
    • Ortschaft Pityous (Τοπική Κοινότητα Πιτυούντος)
      • Pityous (Πιτυούς, 393)
    • Ortschaft Spartounda (Τοπική Κοινότητα Σπαρτούντος)
      • Spartounda (Σπαρτούντα, 57)
  • Gemeindebezirk Mastichoria (Δημοτική Ενότητα Μαστιχοχωρίων, 4.744)
    • Ortschaft Pyrgi (Δημοτική Κοινότητα Πυργίου, 1.304)
      • Pyrgi (Πυργί, 1.044)
      • Venetiko (Βενέτικο, unbewohnte Insel)
      • Dotia (Δότια, 113)
      • Emborios (Εμπορειός, 93)
      • Karynda (Καρύντα, 54)
      • Moni Agiou Georgiou (Μονή Αγίου Γεωργίου, 0)
      • Pelagonisos (Πελαγόνησος, unbewohnte Insel)
    • Ortschaft Armolia (Τοπική Κοινότητα Αρμολίων)
      • Armolia (Αρμόλια, 611)
    • Ortschaft Vessa (Τοπική Κοινότητα Βέσσης)
      • Vessa (Βέσσα, 251)
    • Ortschaft Elata (Τοπική Κοινότητα Ελάτας)
      • Elata (Ελάτα, 308)
      • Agios Stefanos (Άγιος Στέφανος, unbewohnte Insel)
    • Ortschaft Kalamoti (Τοπική Κοινότητα Καλαμωτής, 855)
      • Kalamoti (Καλαμωτή, 718)
      • Almyros (Αλμυρός, 8)
      • Komi Κώμη, 129)
    • Ortschaft Lithi (Τοπική Κοινότητα Λιθίου)
      • Lithi (Λιθί, 455)
      • Limenas Lithiou (Λιμένας Λιθίου, 0)
    • Ortschaft Mesta (Τοπική Κοινότητα Μεστών, 565)
      • Mesta (Μεστά, 501)
      • Kalogeros (Καλόγερος, unbewohnte Insel)
      • Limenas (Λιμένας, 35)
      • Merikounda (Μερικούντα, 12)
      • Nisaki (Νησάκι, unbewohnte Insel)
      • Trachilia (Τραχύλια, 17)
    • Ortschaft Olymbi (Τοπική Κοινότητα Ολύμπων)
      • Olymbi (Ολύμποι, 309)
    • Ortschaft Patrika (Τοπική Κοινότητα Πατρικών)
      • Patrika (Πατρικά, 86)
  • Gemeindebezirk Omiropuli (Δημοτική Ενότητα Ομηρούπολης, 7.335)
    • Ortschaft Vrondados (Δημοτική Κοινότητα Βροντάδου, 4.605)
      • Vrondados (Βροντάδος, 4.554)
      • Agia Paraskevi (Αγία Παρασκευή, 16)
      • Agios Dimitrios (Άγιος Δημήτριος, 15)
      • Epos (Αίπος, 15)
      • Moni Agiou Stefanou (Μονή Αγίου Στεφάνου, 0)
      • Moni Myrsinidiou (Μονή Μυρσινιδίου, 5)
    • Ortschaft Langada (Δημοτική Κοινότητα Λαγκάδας, 1.014)
      • Langada (Λαγκάδα, 916)
      • Agios tefanos (Άγιος Στέφανος, unbewohnte Insel)
      • Agrelopos (Αγρελωπός, 98)
    • Ortschaft Anavatos (Τοπική Κοινότητα Ανάβατου)
      • Anavatos (Ανάβατος, 30)
    • Ortschaft Avgonyma (Τοπική Κοινότητα Αυγώνυμων)
      • Avgonyma (Αυγώνυμα, 83)
    • Ortschaft Karyes (Τοπική Κοινότητα Καρυών, 771)
      • Karyes (Καρυές, 763)
      • Moni Agiou Markou (Μονή Αγίου Μάρκου, 0)
      • Moni Agion Pateron (Μονή Αγίων Πατέρων, 5)
      • Nea Moni (Νέα Μονή, 3)
    • Ortschaft Sidirounda (Τοπική Κοινότητα Σιδηρούντος)
      • Sidirounda (Σιδηρούντα, 223)
    • Ortschaft Sykiada (Τοπική Κοινότητα Συκιάδας, 609)
      • Sykiada (Συκιάδα, 571)
      • Pandoukios (Παντουκιός, 38)
  • Gemeindebezirk Chios (Δημοτική Ενότητα Χίου)
    • Ortschaft Chios (Δημοτική Κοινότητα Χίου)
      • Chios (Χίος, 23.779)


           Verwaltungseinheiten:

           5 δημοτικές κοινότητες [dimotikés koinótites] (Gemeindebezirke)

                       8 διοικητικές διαίρεσες [dioikertike diaíreses] (Verwaltungseinheiten)

                                   58 δημοτικές ενότητες [demotikés enótetes] (Ortschaften)

Bevölkerung

Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 852,54 km².


           Bevölkerungsentwicklung:

           Jahr                 Einwohner      Dichte (E/km²)

           1900                70 000             82,11

           1940                75 853             88,97

           1951                64 672             75,86

           1956                66 823             78,38

           1961                60 061             70,45

           1966                56 000             65,69

           1971                53 948             63,28

           1976                51 800             69,76

           1981                49 865             58,49

           1986                51 750             60,70

           1991                53 408             62,65

           1996                52 500             61,59

           1997                52 350             61,41

           1998                52 200             61,23

           1999                52 100             61,11

           2000                52 000             60,99

           2001                51 936             60,92

           2002                52 250             61,29

           2003                52 700             61,82

           2004                53 200             62,40

           2005                53 817             63,13

           2006                52 150             61,17

           2007                51 950             60,94

           2008                51 750             60,70

           2009                51 760             60,71

           2010                51 773             60,73

           2011                52 590             61,69

           2012                51 390             60,28

           2013                51 320             60,20

           2014                51 333             60,21

           2015                51 300             60,17

           2016                51 100             59,94

           2017                50 900             59,70

           2018                50 800             59,59

           2019                50 700             59,48

           2020                50 600             59,37

           2021                50 485             59,22

           2022                50 358             59,07

           2023                50 300             59,04


Die Bevölkerung wuchs von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 0,208 % pro Jahr.

Volksgruppen

Die Insel Chios in der östlichen Ägäis war im Laufe der Geschichte von verschiedenen Volksgruppen geprägt. Schon in der Antike lebten hier Ionier, die die Stadt Chios gründeten und die Insel zu einem wichtigen Handels- und Kulturzentrum machten. In byzantinischer Zeit war die Bevölkerung überwiegend griechisch-orthodox, doch durch die strategische Lage an der Grenze zum Osten kam es immer wieder zu Kontakten mit anderen Völkern. Unter der Herrschaft der Genueser im 14. und 15. Jahrhundert siedelten sich auch Italiener an, die vor allem den Handel mit Mastix, dem Harzstrauch der Insel, kontrollierten.

Nach der osmanischen Eroberung im Jahr 1566 wurde die Bevölkerung vielfältiger: Türken, Levantiner und einige wenige Juden lebten nun neben der griechischen Mehrheit. Auch Armenier fanden auf Chios zeitweise eine Heimat. Die Volksgruppen unterschieden sich in Sprache, Religion und Tradition, lebten aber durch den wirtschaftlichen Reichtum der Insel in enger Nachbarschaft. Bis ins 19. Jahrhundert blieb die griechische Bevölkerung zahlenmäßig dominierend, während die Minderheiten vor allem in Handel, Verwaltung und Handwerk tätig waren. Heute ist Chios fast ausschließlich von Griechen bewohnt, doch die Spuren dieser ethnischen Vielfalt zeigen sich noch in Architektur, Ortsnamen und kulturellen Traditionen.

Sprachen

Auf Chios wird heute fast ausschließlich Neugriechisch gesprochen, und zwar in einem lokalen Dialekt, der gewisse Eigenheiten gegenüber dem Standardgriechischen bewahrt hat. Historisch wurden folgende Sprachen gesprochen:

  • Altgriechisch (Ionisch): In der Antike sprachen die Einwohner einen ionischen Dialekt des Altgriechischen. Dichter wie Homer werden von der Überlieferung mit Chios in Verbindung gebracht.
  • Mittelgriechisch: Während der byzantinischen Zeit entwickelte sich der lokale griechische Dialekt weiter. Er war die Sprache der Mehrheit der Bevölkerung.
  • Italienisch (Genuesisch): Im 14. und 15. Jahrhundert, als die Genueser die Insel beherrschten, war Italienisch Verwaltungssprache und im Handel weit verbreitet.
  • Türkisch: Nach der osmanischen Eroberung (1566) spielte Türkisch als Amtssprache und Sprache der osmanischen Verwaltung eine Rolle. Es war aber nur von einer Minderheit aktiv gesprochen.
  • Armenisch und Judäo-Spanisch: Kleinere Gruppen von Armeniern und Juden brachten ihre eigenen Sprachen mit, die allerdings nur in engeren Gemeinschaften verwendet wurden.
  • Katharevousa und Dimotiki: Wie in ganz Griechenland konkurrierten im 19. und frühen 20. Jahrhundert diese beiden Formen des Griechischen (die "gereinigte" Hochsprache vs. die Volkssprache) in Schule, Literatur und Verwaltung.


Heute ist Standardneugriechisch die Alltagssprache, aber viele ältere Bewohner bewahren noch den Chios-Dialekt, der sich in Aussprache, Wortschatz und Redewendungen von anderen Regionen unterscheidet. In der jüngeren Generation gewinnt Englisch an Bedeutung, vor allem durch Tourismus und Handel.

Religion

Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung gehört der Orthodoxen Kirche an, und zahlreiche Klöster, Kirchen und Kapellen zeugen von dieser tiefen Verwurzelung im religiösen Leben. Besonders bekannt ist das Kloster Nea Moni, ein UNESCO-Weltkulturerbe aus dem 11. Jahrhundert, das für seine einzigartigen Mosaike berühmt ist und bis heute ein geistiges Zentrum der Insel darstellt.

In der Zeit der Genueserherrschaft im 14. und 15. Jahrhundert lebten auch Katholiken auf Chios, die ihre eigenen Kirchen und Gemeinden gründeten. Mit der osmanischen Eroberung im Jahr 1566 kamen Muslime auf die Insel, vor allem Beamte und Soldaten. Sie hinterließen Moscheen und Friedhöfe, doch nach der Eingliederung in den griechischen Staat im Jahr 1912 verschwand die muslimische Bevölkerung weitgehend. Kleinere religiöse Gemeinschaften, darunter Juden und Armenier, hatten ebenfalls zeitweise eine Präsenz, spielten jedoch nie eine große Rolle im religiösen Gesamtbild der Insel.

Heute ist das religiöse Leben auf Chios fast ausschließlich orthodox geprägt, wobei kirchliche Feste wie Ostern oder die Feierlichkeiten zu Ehren lokaler Heiliger zentrale Bestandteile des gesellschaftlichen Lebens darstellen. Dennoch erinnern architektonische Spuren, Ortsnamen und Traditionen daran, dass die Insel einst ein religiös vielfältiger Ort war, an dem verschiedene Glaubensgemeinschaften nebeneinander existierten.

Römisch-Katholische Kirche

Das rölmisch-katholische Bistum Chios (lateinisch Dioecesis Chiensis) wurde im Jahr 1400 gegründet und gehört der Kirchenprovinz Naxos-Tinos an.  Auf einer Fläche von 4.116 km² umfasst es die Verwaltungsregionen Nördliche Ägäis mit den ostägäischen Inseln (Lesbos, Chios mit Psara; Samos und Ikaria mit Fourni und Thymena) sowie der nordägäischen Insel Limnos. Das Bistum verfügt heute über keinerlei Klerus und wird vom Erzbischof der Erzdiözese Naxos-Tinos, der auch Apostolischer Administrator von Chios ist, mitverwaltet. Die Kathedrale ist dem Patrozinium des Nikolaus von Myra unterstellt, der auch Patron des Bistums ist. Folgende römisch-katholische Kirchen sind im Bistum Chios verzeichnet: Mariä-Himmelfahrt-Kirche (Lesbos), Nikolauskathedrale (Chios), Mariä-Himmelfahrt-Kirche (Samos) und Marienkirche (Mytilini/Samos).


Bischöfe von Chios

  • 448 - 451  Tryphon
  • um 680  Georgos
  • um 787  Theophilos
  • 1322  Rufinus O.P.
  • um 1325  Gilifortis, O.P.
  • 1329 - 1330  Giovanni O.P. (danach Bischof von Korfu)
  • ab 1343  Oddoino
  • ab 1349  Benedetto de Pupio O.P.
  • ab 1360  Manfredi da Cocconato, O.F.M.
  • ab 1384h  Ugo de Flavigney O.F.M.
  • um 1391  Giovanni Battito
  • ab 1395  Carlo Giustiniani
  • ab 1400  Tommaso Pallavicini
  • ab 1409  Leonardo Pallavicini
  • ab 1450  Antonio Pallavicini
  • ab 1470  Gerolamo Camulio
  • ab 1499  Paolo de Monelia O.P.
  • 1502 - 1533  Benedetto Giustiniani
  • ab 1534  Giovanni Vigerio de Voragine O.F.M.Conv.
  • ab 1550  Paolo de Flisco
  • 1564 - 1568  Timoteo Giustiniani (danach Bischof von Strongoli)
  • 1579 - 1597  Benedetto Garetti, O.F.M.
  • 1599 - 1604  Gerolamo Giustiniani, O.P.
  • 1604 - um 1640  Marco Giustiniani, O.P.
  • 1642 - 1668  Andrea Soffiano
  • 1668 - 1698  Leonardo Balsarini
  • 1700 - 1709  Tommaso Giustiniani, C.R.M. (danach Bischof von Nebbio)
  • 1720 - 1754  Filippo Bavestrelli
  • 1754 - 1772  Giovanni Battista Bavestrelli
  • 1773 - 1785  Giovanni Antonio Vuricla
  • 1785 - 1788  Pietro Craveri, O.F.M. (danach Bischof von Galtellì-Nuoro)
  • 1788 - 1796  Nikólaos Timonis
  • ab 1797  Vincenzo Coressi
  • 1814 - 1821  Francesco Saverio Dracopoli
  • 1830 - 1875  Ignazio Giacomo Giustiniani
  • 1875 - 1879  Andreas Polycarpos Timonis (danach Erzbischof von Smyrna)
  • 1879 - 1884  Ignazio Nicolò Giustiniani
  • 1885 - 1890  Fedele Abati, O.F.M.
  • 1890 - 1916  Dionysos Nicolosi
  • 1917 - 1939  Nikólaos Charikiopoulos (Harikoupoulos)
  • 1939 - 1947  Alessandro Guidati (Apostolischer Administrator)
  • 1947 - 1959  Giovanni Battista Filippucci (Apostolischer Administrator)
  • 1959 - 1961  Rocco Dellatolla (Apostolischer Administrator)
  • 1961 - 1993  Ioánnis Perrís  (Apostolischer Administrator)
  • seit 1993  Nikólaos Printesis (Apostolischer Administrator)

Siedlungen

Den Mittelpunkt der Insel Den Mittelpunkt bildet die Stadt Chios (Chora), die zugleich Hauptstadt, größte Siedlung und Haupthafen der Insel ist. Hier laufen die meisten Handels- und Verwaltungsfunktionen zusammen. In der Altstadt finden sich Überreste osmanischer und genuesischer Architektur, daneben moderne Gebäude, Museen, Kirchen und belebte Einkaufsstraßen. Durch ihre Lage am Meer ist Chios auch das Tor zur Welt, was die Bedeutung der Schifffahrt und des Handels unterstreicht.

Nördlich der Hauptstadt liegt Vrontados, das durch seine jahrhundertealte Seefahrertradition bekannt ist. Viele bedeutende Reederfamilien stammen von hier, und auch heute gilt der Ort als Wiege zahlreicher Kapitäne. Weltweit berühmt wurde Vrontados durch das spektakuläre Raketenfeuerwerk in der Osternacht, bei dem zwei Kirchengemeinden mit selbstgebauten Raketen symbolisch aufeinander „schießen“.

Weiter nördlich am Meer findet man Kardamyla, einen traditionsreichen Ort, der sich aus einem alten Bergdorf und einem neueren Hafenviertel zusammensetzt. Kardamyla hat eine lange maritime Tradition; viele Seeleute und Reeder stammen von hier, was sich auch in den großzügigen Häusern und Stiftungen widerspiegelt. Der Ort verbindet ländliche Beschaulichkeit mit dem Flair einer wohlhabenden Seefahrergemeinde.

Im Süden der Insel liegt das berühmte Dorf Pyrgi, eines der sogenannten Mastixdörfer. Pyrgi ist durch seine außergewöhnliche Architektur bekannt: Die Häuserfassaden sind mit geometrischen Mustern verziert, die Xysta genannt werden. Diese einmalige Gestaltung macht Pyrgi zu einem der auffälligsten Dörfer Griechenlands. Gleichzeitig ist der Ort ein Zentrum des Anbaus von Mastix, dem wertvollen Harz, das seit der Antike die Wirtschaft von Chios prägt.

Ebenfalls im Süden befindet sich Mesta, ein mittelalterliches Dorf, das wie eine Festung gebaut ist. Enge Gassen, dicke Mauern und wehrhafte Türme sollten die Bewohner einst vor Piraten schützen. Das Dorf hat sein ursprüngliches Erscheinungsbild bis heute weitgehend bewahrt, sodass Besucher hier das Gefühl haben, durch ein lebendiges Freilichtmuseum zu gehen.

Im Norden liegt schließlich Volissos, das größte Dorf dieser Region. Über den Häusern thront eine byzantinische Burg, die der Legende nach der Geburtsort von Homer gewesen sein soll. Volissos ist von fruchtbaren Tälern, Olivenhainen und kleinen Stränden umgeben und verbindet historische Bedeutung mit landschaftlicher Schönheit.

Die Einwohnerzahlen der Ortschaften entwickelten sich wie folgt:

Name griechisch Z 1991 Z 2001 Z 2011 Z 2021
Agía Ermióni Αγία Ερμιόνη 126 187 478 565
Ágios Aimilianós [Agios Emilianos] Άγιος Αιμιλιανός 57 23 52 79
Ágios Geórgios Sykoúsis [Agios Georgios Sykoussis] Άγιος Γεώργιος Συκούσης 775 758 579 520
Agrelopós Αγρελωπός 127 83 96 80
Amádes Αμάδες 156 246 136 66
Armólia Αρμόλια 518 595 442 320
Chalkeión [Chalkio] Χαλκειόν 933 844 950 1.156
Chíos [Chios Stadt] Χίος 25.231 25.671 26.850 27.016
Dafnón Δαφνών 340 311 385 367
Eláta Ελάτα 311 262 248 276
Emporeiós [Emporios] Εμπορειός 78 56 47 50
Flátsia Φλάτσια 107 111 70 62
Kalamotí Καλαμωτή 881 725 569 444
Kallimasiá Καλλιμασιά 1.039 946 958 847
Kardámyla Καρδάμυλα 941 871 710 615
Karfás Καρφάς 74 237 393 385
Karyaí [Karyes] Καρυαί 691 769 618 572
Katarráktis Καταρράκτης 442 414 408 340
Koiní [Kini] Κοινή 228 236 146 98
Kómi Κώμη 77 94 137 138
Kouroúnia Κουρούνια 69 52 48 57
Lagkáda [Lagada] Λαγκάδα 990 867 760 552
Lefkoniá Λευκωνιά 0 52 128 137
Liménas Λιμένας 47 19 72 51
Limiá Λιμιά 21 27 29 53
Lithíon [Lithio] Λιθίον 432 463 397 379
Mármaron [Marmaro] Μάρμαρον 1.241 951 875 850
Mésa Didýma [Messa Didyma] Μέσα Διδύμα 249 187 168 135
Mestá Μεστά 337 393 337 292
Nénita Νένητα 1.053 1.023 903 911
Neochórion [Neochori] Νεοχώριον 553 532 587 625
Olýmpoi [Olympi] Ολύμποι 349 300 376 233
Pagís [Pagida] Παγίς 78 141 129 75
Pantoukiós Παντουκιός 71 41 48 54
Paralía Agías Foteinís [Paralia Aghias Fotinis] Παραλία Αγίας Φωτεινής 41 42 49 50
Parpariá Παρπαριά 177 176 135 86
Patriká Πατρικά 118 79 120 74
Pityoús Πιτυούς 290 305 257 126
Pyrgíon [Pyrgio] Πυργίον 1.139 1.022 755 968
Sklaviá Σκλαβιά 40 48 45 52
Sykiáda Συκιάδα 661 597 562 416
Tholopotámion [Tholopotamio] Θολοποτάμιον 633 744 647 621
Thymianá Θυμιανά 1.523 1.523 1.566 1.621
Vasileónoikon [Vassileoniko] Βασιλεώνοικον 399 371 377 430
Vavíloi [Vavili] Βαβίλοι 179 246 209 205
Ververáton [Ververato] Βερβεράτον 328 191 231 224
Véssa Βέσσα 347 230 113 94
Víkion [Vikio] Βίκιον 189 69 108 118
Volissós Βολισσός 332 372 223 283
Vounó Βουνό 276 247 171 181
Vrontádos Βροντάδος 4.620 4.934 5.323 5.239
Zyfiás Ζυφιάς 149 149 166 112

Verkehr

Die Insel ist durch Straßen gut erschlossen und per Schiff und Flugzeug an den internationalen Verkehr angebunden.

Straßenverkehr

Die Insel Chios verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz, das die Hauptstadt mit den größeren Dörfern und Küstenorten verbindet. Die Hauptstraße verläuft entlang der Ostküste von Norden nach Süden und verbindet die Stadt Chios mit Orten wie Vrontados, Kardamyla, Pyrgi, Mesta und Volissos. Von dieser Hauptachse zweigen zahlreiche kleinere Straßen in die Berge und zu abgelegenen Dörfern ab. Die Straßen sind größtenteils asphaltiert, wobei die Verkehrsverhältnisse in den Bergregionen enger und kurviger sein können. Die Insel ist verkehrstechnisch gut an den Fährhafen der Hauptstadt angebunden, sodass auch Reisende aus dem Festland Griechenlands oder aus der Türkei problemlos Zugang haben.

Neben dem Straßenverkehr spielt der öffentliche Busverkehr auf Chios eine wichtige Rolle. Das Bus Terminal der 1952 gegründeten KTEL CHIOS S.A. ist im selben Gebäude wie das Passagier Terminal des Hafens untergebracht. Sieben Buslinien erschließen die Insel, die Busverbindungen sind gut. Insbesondere in den Süden fahren mehrmals täglich Busse. Zusätzlich existiert für die Stadt ein eigenes Liniennetz. Der Busfahrplan ist auf die Hauptverkehrszeiten ausgerichtet, allerdings fahren in abgelegene Dörfer oder in die Berge die Busse seltener. In der Hauptstadt selbst gibt es zudem innerstädtische Buslinien, die wichtige Punkte wie den Hafen, die Altstadt und die Vororte miteinander verbinden.

Schiffsverkehr

Die Insel Chios ist verkehrstechnisch stark über den Schiffsverkehr mit dem griechischen Festland und benachbarten Inseln verbunden.Tägliche Direktverbindungen von Piräus bieten Hellenic Seaways und NEL Lines an. Zu den benachbarten Inseln und auch nach Çeşme in der Türkei existieren regelmäßige Verbindungen. Zusätzlich sind Verbindungen von Thessaloniki und Kavala im Norden über Mytilini und Samos bis nach Rhodos im Süden möglich. Zusätzlich gibt es von Langada im Nordwesten Verbindungen nach Inousses, von Limnia bei Volissos im Nordwesten nach Psara. Die Fähren dienen sowohl dem Personenverkehr als auch dem Transport von Fahrzeugen und Gütern, wodurch die wirtschaftliche Verbindung zur übrigen Ägäis und zum Festland gesichert ist.

Neben den größeren Fähren gibt es auch kleinere Inselverbindungen und Ausflugsboote, die insbesondere touristische Orte wie Kardamyla oder abgelegene Buchten bedienen. Diese Boote ermöglichen es, schwer zugängliche Küstenabschnitte zu erreichen, die über Straßen nur umständlich erreichbar sind. Zudem spielt der Schiffsverkehr historisch eine zentrale Rolle: Chios war schon in der Antike ein bedeutendes Handelszentrum, und die Seefahrt prägt bis heute die Kultur und Wirtschaft der Insel.

Der Hafen in Chios ist gut ausgestattet, mit Anlegestellen für Passagier- und Frachtschiffe, modernen Einrichtungen für den Warenumschlag und Verbindungen zu regionalen Fähren. Gerade für Touristen ist die Fährverbindung eine praktische Möglichkeit, die Insel zu erreichen oder Ausflüge in die Nachbarregionen der Ägäis zu unternehmen.

Flugverkehr

Der Nationale Flughafen Chios „Omiros“ (Κρατικός Αερολιμένας Χίου, Όμηρος) liegt etwa 3 km südlich des Stadtzentrums. Linienflüge von Athen werden von der nationalen griechischen Fluglinie Olympic Airways und von Aegean Airlines angeboten. Zusätzlich bietet Olympic Airlines Direktflüge von Lesbos, Samos, Rhodos und Thessaloniki an. In den Sommermonaten sind Charterflüge aus Österreich, den Niederlanden, Belgien, Slowenien und Norwegen im Angebot.

Airlines Ziele
Astra Airlines Athen, Thessaloniki
Austrian Airlines saisonal: Wien
Aviolet bzw.  Air Serbia saisonal (Charter): Belgrad
Olympic Air Athen, Thessaloniki
Sky Express Athen, Lemnos, Mytilene, Rhodes, Samos, Thessaloniki
Transavia saisonal: Amsterdam


Chios Island National Airport „Omiros“

  • griechischer Name:  Κρατικός Αερολιμένας Χίου Όμηρος [Kratikós Aeroliménas Chíou Omiros]
  • Code:  JKH / LGHI
  • Lage:  38°20‘35“ N, 26°08‘26“ O
  • Seehöhe: 5 m (15 ft)
  • Inbetriebnahme:  1969
  • Betreiber: HCAA
  • Terminal: 1
  • Rollbahn: 1
  • Länge der Rollbahn:  1511 m (Asfalt)
  • Fluggesellschaften:  6
  • Flugzeug-Standplätze:  ca. 80
  • jährliche Passagierkapazität: 
  • jährliche Frachtkapazität: 
  • Flughafen-Statistik:  Jahr Flugbewegungen Passagiere                   Fracht in t

                       2018                5 492               229 749                      

                       2019                5 360               245 193                       223        

Wirtschaft

Wichtigste Wirtschaftszweige sind hier immer noch Landwirtschaft, Fischerei und traditionelles Handwerk. Einst soll Chios reich bewaldet gewesen sein, doch sorgten Schiffbau, Ziegenhaltung und verschiedene Waldbrände für einen Rückgang der Bestände auf einige Kiefernwälder. Heute werden Ziegen und Schafe gehalten. Angebaut werden neben Oliven und Wein, Zitrusfrüchte und Gemüse. Bekannt und Wohlhabend, wurde die Insel jedoch durch den Mastixanbau. Diese immer grünen Bäume, sondern das wertvolle Naturharz zwischen August bis Ende Oktober, durch Einritzen der Mastixbäume ab. Eine weitere nicht unerhebliche Einnahmequelle der Insel sind die Steuereinnahmen von der  Handelsflotte, denn fast 80 % der griechischen Handelschiffe sind auf Chios registriert.

Landwirtschaft

Das milde Klima, die unterschiedlichen Böden und die geschützten Täler ermöglichen den Anbau einer Vielzahl von Nutzpflanzen. Besonders bekannt ist die Insel für den Mastix, das Harz des Mastixstrauchs, das seit der Antike kultiviert wird und wirtschaftlich von großer Bedeutung ist. Daneben werden Oliven, Zitrusfrüchte, Getreide und Gemüse angebaut, wobei die kleineren Felder oft in traditioneller Terrassenwirtschaft bewirtschaftet werden, um die steilen Hänge optimal zu nutzen.

Die Mastix-Produktion wird speziell im südlichen Bezirk Mastichochoria betrieben. Hier und besonders in der Umgebung der „Mastixdörfer“ Pyrgi, Mestá und Olympia, wachsen jene immergrünen Mastixbäume, die das wertvolle Naturharz absondern. Die Ernte ist von August bis Ende Oktober. Das Harz, das durch Einritzen der Mastixbäume gewonnen wird, wird von den Frauen der Insel noch mit Pinzetten von Fliegen und Rindenteilen gereinigt und unter anderem auch zur Herstellung von Ouzo, Kaugummi und Süßigkeiten verwendet.

Weinbau

Der Weinbau auf Chios hat eine lange Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Die Insel bietet durch ihr Mittelmeerklima ideale Bedingungen: lange sonnige Tage, milde Winter und geringe Niederschläge fördern die Reifung der Trauben und sorgen für aromatische Weine. Die Böden auf Chios sind vielfältig – von kalkhaltigen Hängen bis zu fruchtbaren Tälern – und beeinflussen den Charakter der Trauben.

Auf der Insel werden überwiegend lokale Rebsorten kultiviert, die sich gut an die trockenen und teils steinigen Böden angepasst haben. Dazu gehören sowohl weiße Sorten für frische, aromatische Weißweine als auch rote Sorten, die vollmundige Rotweine ergeben. Die Rebstöcke wachsen oft auf Terrassenanlagen, die die steilen Hänge nutzen und gleichzeitig Erosion verhindern.

Der Weinbau auf Chios ist traditionell geprägt und eng mit Familienbetrieben verbunden. Viele Trauben werden für den direkten Weinkonsum verwendet, andere dienen der Herstellung von lokalen Spezialitäten oder Spirituosen. Historisch war Wein ein wichtiger Handelsartikel und Bestandteil von Festen, religiösen Ritualen und der Alltagskultur.

Fischerei

Die Fischerei auf Chios ist traditionell ein wichtiger Bestandteil der Inselwirtschaft und Kultur, auch wenn sie heute im Vergleich zu Landwirtschaft und Tourismus eine kleinere Rolle spielt. Aufgrund der Lage Chios’ in der östlichen Ägäis vor der kleinasiatischen Küste ist das Meer um die Insel sehr fischreich. Küstenfischerei mit kleinen Booten prägt die lokale Szene: Gefangen werden vor allem Sardinen, Makrelen, Tintenfische, Seebarsche und andere typische Mittelmeerfische.

Die Fischerei ist häufig familiengeführt und basiert auf traditionellen Methoden wie Netz- und Reusenfang. In einigen Küstendörfern sind noch alte Hafenanlagen und kleine Fischmärkte erhalten, die die Bedeutung der Fischerei für die lokale Ernährung und Wirtschaft zeigen. Daneben spielt die Aquakultur eine zunehmende Rolle, insbesondere die Zucht von Fischen wie Dorade oder Wolfsbarsch.

Die Fischerei auf Chios ist eng mit kulinarischen Traditionen verbunden: Fischgerichte sind fester Bestandteil der Inselküche, und die Fangmethoden haben sich über Generationen kaum verändert. Gleichzeitig steht die Fischerei vor Herausforderungen wie Überfischung, Umweltveränderungen und Regulierung durch EU-Vorschriften, weshalb nachhaltige Praktiken zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Bergbau

eologisch verfügt Chios über Kalkstein, Marmor, Schiefer und andere Gesteine, die in der Vergangenheit für den lokalen Bedarf abgebaut wurden. Größere industrielle Bergbauaktivitäten gibt es jedoch nicht; die Rohstoffe wurden meist für den Hausbau, Straßenbau und kleinere Handwerksbetriebe genutzt.

Handwerk

Das Handwerk auf Chios ist eng mit der Geschichte, den natürlichen Ressourcen und der kulturellen Identität der Insel verbunden. Besonders bedeutend ist das Mastix-Handwerk in den Mastixdörfern des Südens. Dort verarbeiten Handwerker das Harz des Mastixstrauchs zu Kaugummi, Likören, Kosmetika, Seifen und medizinischen Produkten. Die Verarbeitung erfordert spezielles Wissen, das von Generation zu Generation weitergegeben wird, und prägt noch heute das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Region.

Neben dem Mastix-Handwerk ist traditionelles Bauhandwerk von Bedeutung. Steinmetze und Maurer verarbeiteten das lokale Gestein wie Marmor, Kalkstein und Schiefer für Häuser, Kirchen und Befestigungsanlagen. Eng verbunden damit sind Tischlerei, Zimmermannsarbeiten und Möbelbau, die vor allem in den Dörfern der Insel gepflegt wurden.

Weitere traditionelle Gewerbe sind Töpferei, Korbflechterei, Weberei und Lederverarbeitung. In Küstendörfern spielte auch der Schiffbau eine Rolle: kleine Fischerboote und Handelsschiffe wurden lokal gebaut und ausgerüstet. Viele dieser Handwerke waren familiengeprägt und standen in engem Zusammenhang mit der lokalen Landwirtschaft, dem Fischfang und der Mastixproduktion.

Heute existiert auf Chios eine Mischung aus traditionellem Handwerk und modernen Produktionsmethoden. Während einige Handwerksbetriebe nach wie vor klassische Techniken anwenden, wurden andere Bereiche industrialisiert, insbesondere die Verarbeitung von Mastix und Olivenprodukten. Dennoch bleibt das Handwerk ein wichtiger Bestandteil der wirtschaftlichen Struktur, des kulturellen Erbes und der touristischen Attraktivität der Insel.

Industrie

Die Industrie auf Chios ist klein, konzentriert sich aber auf Lebensmittelverarbeitung, insbesondere Mastixprodukte, Olivenöl und Wein, sowie auf Bau- und Handwerksbetriebe. In den letzten Jahrzehnten kamen moderne Betriebe hinzu, die Lebensmittel, Textilien oder kleinere Maschinen herstellen, jedoch in keinem Maße, um die Insel industriell stark zu prägen.

Wasserwirtschaft

Die Wasserwirtschaft auf Chios spielt eine entscheidende Rolle für die Versorgung der Insel, da Chios nur begrenzte natürliche Süßwasserressourcen besitzt. Die Insel verfügt über wenige größere Flüsse; das Wasser stammt überwiegend aus Quellen, kleinen Bächen, Zisternen und Regenauffangsystemen. Historisch sammelten die Bewohner Regenwasser in Ton- oder Steinzisternen, um es für Landwirtschaft, Haushalt und Viehzucht zu nutzen.

In der modernen Zeit wurde die Wasserwirtschaft auf Chios durch Stauseen, Wasserleitungen und Pumpanlagen erweitert, um die Trinkwasserversorgung auch in den trockenen Sommermonaten sicherzustellen. Besonders wichtig ist das Wasser für die landwirtschaftliche Produktion, etwa für den Anbau von Mastix, Oliven, Zitrusfrüchten und Wein, die auf eine regelmäßige Bewässerung angewiesen sind.

Energiewirtschaft

Die Energiewirtschaft auf Chios ist geprägt von der Kombination traditioneller und moderner Energiequellen, um den Bedarf der Insel in Haushalten, Industrie und Landwirtschaft zu decken. Die Insel ist nicht vollständig autark, sondern wird größtenteils über Stromleitungen vom griechischen Festland versorgt. Gleichzeitig gibt es auf Chios lokale Energieerzeugung durch Dieselgeneratoren und kleinere Anlagen, um Spitzenlasten oder Notfälle abzufangen.

In den letzten Jahren gewinnt erneuerbare Energie auf der Insel zunehmend an Bedeutung. Besonders Photovoltaik-Anlagen auf Dächern von Wohnhäusern, öffentlichen Gebäuden und landwirtschaftlichen Betrieben nutzen die hohe Sonnenscheindauer. Auch Windenergie wird in ausgewählten Küstenregionen erprobt, da die Ägäis für konstanten Wind bekannt ist. Diese Entwicklungen sollen die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren und die Energieversorgung nachhaltiger gestalten.

Abfallwirtschaft

Die Abfallwirtschaft auf Chios ist ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur der Insel, um Umweltbelastungen zu minimieren und die natürlichen Lebensräume zu schützen. Wie auf vielen griechischen Inseln ist die Abfallentsorgung auf Chios durch die Insellage erschwert, da Müll nicht einfach auf dem Festland entsorgt werden kann. Die Insel verfügt über Müllsammelstellen, Recyclinganlagen und Deponien, die den größten Teil des Haushalts- und Gewerbemülls aufnehmen.

In den letzten Jahren wurden moderne Maßnahmen zur Abfalltrennung und Wiederverwertung eingeführt, um die Recyclingquote zu erhöhen. Glas, Metall, Papier, Kunststoff und Bioabfälle werden getrennt gesammelt, wobei öffentliche Kampagnen das Bewusstsein der Bevölkerung für nachhaltigen Umgang mit Abfall stärken sollen. Ein wachsendes Problem bleibt jedoch der Tourismus, der während der Hochsaison die Abfallmenge deutlich erhöht und das bestehende System stark belastet.

Zusätzlich bestehen Initiativen zur Abfallvermeidung und Kompostierung, insbesondere in landwirtschaftlichen Betrieben, die organische Abfälle wieder in den Kreislauf einbringen. Trotz dieser Fortschritte steht die Insel weiterhin vor Herausforderungen wie illegalen Müllablagerungen, begrenzter Deponiekapazität und logistischen Problemen beim Transport von Abfällen zum Festland.

Handel

Der Handel auf Chios ist ein zentraler Wirtschaftszweig der Insel und umfasst sowohl den traditionellen Einzelhandel als auch moderne Einkaufsangebote. Die Hauptstadt Chios (Chora) bildet das wirtschaftliche Zentrum: Hier konzentrieren sich Geschäfte, Märkte, Boutiquen, Lebensmittelhändler und Handwerksbetriebe, die Einheimische und Touristen versorgen. Besonders die Vermarktung lokaler Produkte wie Mastix, Olivenöl, Wein und Handwerkskunst spielt eine wichtige Rolle im Handelsgeschehen.

Neben den traditionellen Märkten gibt es auf Chios auch moderne Einkaufszentren und Supermärkte, die ein breites Sortiment an Lebensmitteln, Kleidung, Haushaltswaren und Elektronik bieten. Diese Zentren sind vor allem in der Hauptstadt und in größeren Orten wie Vrontados oder Kardamyla angesiedelt und erleichtern die Versorgung der Bevölkerung sowie den Einkauf für Touristen. Kleinere Dörfer verfügen dagegen meist über lokale Läden und Wochenmärkte, auf denen frische Produkte direkt von Bauern und Fischern angeboten werden.

Finanzwesen

Die Insel ist über ein Netzwerk von Filialen großer griechischer Banken gut angebunden, darunter Nationalbank von Griechenland, Piraeus Bank oder Alpha Bank, die sowohl klassische Kontoführung als auch Kredite und Finanzdienstleistungen anbieten. Zusätzlich gibt es auf Chios kleinere lokale Banken und Sparkassen, die regional verwurzelte Dienstleistungen bereitstellen, insbesondere für Landwirtschaft, Handwerk und Handel.

Das Bankwesen unterstützt auch die wirtschaftliche Entwicklung der Insel: Kredite und Finanzierungen ermöglichen Investitionen in Tourismusprojekte, Landwirtschaftsbetriebe, Handwerksbetriebe und Infrastruktur. Gleichzeitig erleichtern Geldautomaten, Online-Banking und moderne Zahlungsdienste den Alltag von Einwohnern und Touristen.

Soziales und Gesundheit

Das Allgemeine Krankenhaus von Chios (Γενικό Νοσοκομείο Χίου Σκυλίτσειο) nahm bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts seinen Betrieb auf. Es befindet sich etwa 2 km nördlich des Stadtzentrums. Heute unterhält das moderne, mit 98 Betten ausgestattete Krankenhaus unter anderem Stationen für Kardiologie, Neurologie, Gynäkologie, Chirurgie, und Orthopädie.

Krankheiten

Auf Chios gibt es, wie auf den meisten griechischen Inseln, eine typische Mischung aus saisonalen und chronischen Krankheiten, die sowohl die Einheimischen als auch Touristen betreffen können. Historisch war die Insel, wie viele Regionen der Ägäis, durch Infektionskrankheiten wie Malaria, Typhus oder Cholera belastet, insbesondere in den feuchten Küstenregionen und in Zeiten schlechter Hygiene. Heute treten solche Krankheiten dank moderner Gesundheitsversorgung nur noch selten auf.

Die häufigsten modernen Gesundheitsprobleme auf Chios sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Atemwegserkrankungen und Alterskrankheiten, die vor allem die ältere Bevölkerung betreffen. Auch saisonale Infekte wie Grippe oder Magen-Darm-Erkrankungen treten regelmäßig auf, besonders in der Hochsaison, wenn viele Touristen die Insel besuchen.

Bildung

In der Hauptstadt Chios (Chora) befinden sich die meisten Schulen, darunter Grundschulen, Gymnasien und Lyzeen, während kleinere Dörfer über örtliche Grundschulen und manchmal weiterführende Schulen verfügen. Die Unterrichtssprache ist Griechisch, und der Lehrplan folgt den Vorgaben des griechischen Bildungsministeriums.

Neben staatlichen Einrichtungen gibt es auch private Schulen, Sprachschulen und Berufsbildungszentren, die zusätzliche Qualifikationen und Fremdsprachenunterricht anbieten. Besonders in den letzten Jahren wird Wert auf Digitalkompetenz und moderne Unterrichtsmethoden gelegt, um Schüler auf die Anforderungen von Universität und Arbeitsmarkt vorzubereiten.

Höhere Bildung

Für die höhere Bildung müssen viele Jugendliche auf das Festland nach Athen oder Thessaloniki ziehen, da Chios keine Universität im Vollprogramm besitzt. Dennoch gibt es Forschungs- und Ausbildungszentren, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Mastixforschung, die eng mit der lokalen Wirtschaft verknüpft sind.

Der Wirtschaftswissenschaftliche Bereich der Universität der Ägäis, griechisch Πανεπιστήμιο Αιγαίου [Panepistímio Agaíon], ist in der Stadt mit den Fachbereichen Verwaltungswirtschaft, Schifffahrt, Handel und Transport sowie Finanzwirtschaft und Finanztechnik untergebracht.

Bibliotheken und Archive

Die Korais-Bibliothek (Δημόσια Κεντρική Ιστορική Bιβλιοθήκη Χίου Κοραή), wurde im Jahr 1792 gegründet. Mit etwa 140.000 Titeln ist sie die drittgrößte Bibliothek Griechenlands. Die Bibliothek ist nach dem Sammler und Begründer Adamantios Korais benannt, dessen Bücher nach seinem Tod in die Sammlung aufgenommen wurden. Im Obergeschoss befindet sich das Argenti Volkskundemuseum (Εθνολογικό και Λαογραφικό Μουσείο Αργέντη).

Kultur

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel sind das Kloster Nea Moni gehört zu den wichtigsten griechischen Sakralbauten des 11. Jahrhunderts und die Tropfsteinhöhle Sykias. Die Insel gehört zu dem besten Tauchgebieten von Europe. Klares warmes Wasser, kleine Unterwasser-Höhlen, eine imposante Felslandschaften, durchsetzt mit artenreichen Korallen und Steilwänden laden zum Tauchen ein. Inseltypisch sind zudem die „Mastixdörfer“ (Mastichochoria) Pyrgi, Olymbi und andere, deren Ortsbild stark durch die in Sgraffito-Technik gestalteten Häuserfassaden geprägt ist.

Museen

Das Archäologisches Museum von Chios, griechisch Αρχαιολογικό Μουσείο Χίου [Archaiologikó Mousio Chíou], befindet sich in der Hauptstadt Chios-Stadt (Chora) und gehört zu den bedeutendsten kulturellen Einrichtungen der Insel. Es wurde in den 1960er-Jahren gegründet, um die reiche Geschichte und Kultur Chios’ zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Museum ist in einem modernen Gebäude untergebracht und zeigt Funde von der prähistorischen Zeit über die klassische und römische Epoche bis zur byzantinischen und osmanischen Zeit.

Das Museum wurde zwischen 1966 und 1971 erbaut und von 1998 bis 1999 renoviert. Ausgestellt sind Fundstücke von Grabungen auf der ganzen Insel, unter anderem vom Tempel des Apollo Faneos, vom Wehrturm Dotia bei Emborios, aus Emborios selbst, aus Agio Galas, der Stadt Chios und aus Archontiki auf Psara. Eine Dauerausstellung zeigt neben Kunstobjekten auch Gegenstände des alltäglichen Lebens von der Jungsteinzeit bis in die römische Zeit. Im zweiten Obergeschoss finden wechselnde Themenausstellungen statt. Das Museum wurde 2001 zum Europäischen Museum des Jahres nominiert.

Zu den wichtigsten Exponaten zählen Keramiken aus dem Neolithikum und der Bronzezeit, Skulpturen und Grabfunde aus der Antike, sowie eine bedeutende Sammlung von klassischen und hellenistischen Reliefs. Auch Funde aus den Mastixdörfern und den antiken Siedlungen der Insel sind dort ausgestellt. Ergänzt wird die Sammlung durch byzantinische Ikonen, Münzen und Alltagsgegenstände, die das Leben auf Chios über Jahrhunderte hinweg dokumentieren.

Das Schifffahrtsmuseum, griechisch Ναυτικό Μουσείο [Nautikó Mouseío], ist in einem neoklassizistischen Gebäude im Stadtzentrum untergebracht. Die Gründer waren Angehörige von Seefahrerfamilien. 1991 ging das Museum von den Erben in eine öffentliche Stiftung über. Ausstellungsstücke wie Schiffsmodelle, Schiffsteile, Instrumente sowie Gemälde von chiotischen Segel- und Dampfschiffen veranschaulichen die wirtschaftliche Bedeutung der Schifffahrt für Chios.

Die Städtische Kunstsammlung, griechisch Δημοτική Πινακοθήκη της Χίου [Dimotikí Pinakothíki tis Chiou], ist in der Nähe der Platia Vounaki (Πλατεία Βουνάκι) in einem von 1935 bis 1936 nach Plänen des Architekten Ioannis Despotopoulos erbauten Badehaus untergebracht. Nachdem der Badebetrieb Mitte der 1970er Jahre immer weiter zurückging wurde eine Umnutzung beschlossen. Von 1984 an wurde unter Beteiligung der Bevölkerung mit der Renovierung begonnen. Seit April 1994 werden neben Werken chiotischer Künstler auch die Werke von Künstlern aus ganz Griechenland ausgestellt.

Architektur

Die Metzitie Moschee, griechisch Μετζητιέ Τζαμί [Metzitié Tzamí], wurde während der Herrschaft Sultans Abdülmecid I. 1843 erbaut. Die Moschee befindet sich östlich der Platia Vounaki, griechisch Πλατεία Βουνάκι [Plateía Bounáki], und wird als Byzantinisches Museum genutzt. Die ausgestellten Objekte stammen aus dem 5. bis 18. Jahrhundert. Die bedeutendsten Ausstellungsstücke sind ein Fresko von 1734 aus der Kirche Panagia Krina, griechisch Παναγία Κρήνα [Panagía Krína]. Die Szene bildet ein Wunder des heiligen Nikolaus ab und zeigt drei schlafende Mädchen. Ein Ausstellungsstück genuesischer Kunst der Renaissance sind zwei Marmortürstürze, die den heiligen Georg als Drachentöter darstellen. Im Hof befindet sich neben zahlreichen anderen Stücken der frühchristlichen, byzantinischen, islamischen und spätbyzantinischen Zeit eine Skulpturensammlung aus genuesischer Zeit sowie jüdische Grabsteine und Kanonen aus dem 17. Jahrhundert.

Die Kathedrale der heiligen Viktor, griechisch Μητρόπολη της Χίου [Mitropoli tis Chiou] bzw. Άγιοι Βίκτωρες [Agioi Viktores], ist den heiligen Victor, Vincentius und Menas geweiht (Ναός των Αγίων Μηνά, Βίκτωρος και Βικεντίου) und befindet sich im Zentrum neben der Korais-Bibliothek. Sie ist die orthodoxe Bischofskirche. 1888 wurde die Kathedrale im neobyzantinischen Stil an der Stelle des beim Erdbeben 1881 zerstörten Vorgängerbaus errichtet. Der Reliquienschrein des Märtyrers hl. Isidor befindet sich seit 1967 in der Kathedrale. Zuvor wurden die Reliquien im Markusdom in Venedig aufbewahrt.

Reste der frühchristlichen Sankt-Isidorus-Basilika, griechisch Βασιλική του Αγίου Ισιδώρου [Basilikí tou Agíou Isidórou], befinden sich ein km nördlich des Stadtzentrums in der Nähe des Bezirkskrankenhauses im Ortsteil Letsena. Aufgrund der zahlreichen römischen Bauelemente wird vermutet, dass die Basilika im 5. Jahrhundert auf den Ruinen eines römischen Gebäudes errichtet wurde. Später wurde die Kirche immer wieder umgebaut, so entstand später eine dreischiffige Basilika. Anschließend wurde sie zu einem kreuzförmigen Kirchenbau mit Turm und Apsis ausgebaut. Diese Kirche wurde am 20. März 1389 durch ein Erdbeben zerstört. Während der osmanischen Besatzungszeit wurde die Kirche an der Nordwand um ein Minarett erweitert. Bei einem weiteren Erdbeben im Jahre 1881 wurde die Kirche abermals zerstört. In der Krypta waren die Reliquien der Märtyrer von Chios, der heiligen Isidor und der Myrope aufbewahrt.

Die Festung von Chios, griechisch Φρούριο [Frourio] bzw. Κάστρο [Kástro], liegt nördlich des Hafens und grenzt mit der östlichen Mauer ans Meer. Mit dem Bau wurde im späten 10. Jahrhundert während der byzantinischen Zeit begonnen, aus dieser Zeit blieb aber nichts erhalten. Nachdem die Genueser 1304 einen Handelsstützpunkt errichteten wurde die Festung ausgebaut und ab der genuesischen Besetzung seit 1346 umfassend verstärkt, unter anderem wurde ein Wassergraben angelegt. Die Um- und Ausbauten während der osmanischen Herrschaft bis zur Griechischen Revolution prägen noch heute das Bild im Inneren der Festung. In der kurzen, etwa fünfeinhalbmonatigen venetianischen Besatzung wurden das Haupttor und die Nordostbastion errichtet. Beim Ausbau des Hafens im frühen 20. Jahrhundert wurde der südliche Teil der Festung abgebrochen. Innerhalb der Festung von Chios sind zahlreiche bedeutende Gebäude und Bauwerke aus unterschiedlichen Zeiten zu finden:

  • Kirche St. Georgius, Αγίος Γεωργίος [Ágios Geórgios], aus dem Jahre 933, war ursprünglich eine katholische Kirche und wurde später als Moschee (Eske Tzami) genutzt
  • Krya Vrysi (Κρύα Βρύση), eine halb unterirdische Zisterne aus byzantinischer Zeit
  • Giustiniani-Palast (Παλατάκι του Ιουστινιάνι), der ehemalige Palast der genuesischen Herrschaftsfamilie vom Ende des 14. Jahrhunderts beherbergt heute ein kleines Museum. Es sind unter anderem byzantinische Fresken aus der Kirche Panagia Krina (Παναγία Κρήνα) in der Nähe von Vavili aus dem 13. Jahrhundert sowie weitere frühchristliche und byzantinische Ikonen und Skulpturen ausgestellt.
  • Porta Maggiore (Πόρτα Ματζόρε), das Haupttor wurde während der kurzen venezianischen Besatzungszeit Ende des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut und nach den damaligen Erfordernissen verstärkt. Über dem Tor wurden der Markuslöwe und der Name des Dogen Silvestro Valier angebracht.
  • Zeno-Turm (Πύργος Θήτα), die während venezianischen Besatzungszeit neu errichtete nordöstliche Bastion wurde nach dem Generalkapitän der venezianischen Flotte, Antonio Zeno, benannt.
  • Türkischen Bäder (Χαμάμ) aus dem 18. Jahrhundert
  • Bairakli-Moschee (Μπαϊρακλή Τζαμί), seltener Chamidie-Moschee (Χαμηδιέ Τζαμί), erbaut 1892 an der Stelle einer ehemaligen genuesischen Kirche
  • Koulas (Κουλάς). Es soll sich bei dem aus antikem Baumaterial errichteten türkischen Wachturm um den höchsten Turm der Insel handeln. Im Gegensatz zu den übrigen Türmen besitzt der Koulas einen halbkreisförmigen Grundriss.
  • Türkischer Friedhof, auf dem Friedhof wurden bedeutende Personen aus der Zeit von 1822 bis 1890 bestattet. Darunter befindet sich auch das Grab des türkischen Admirals Kara Ali, der 1822 bei einem Anschlag durch Kanaris getötet wurde. Auf den aufwändig gestalteten Grabstelen vermischen sich Elemente aus türkischem Barock und griechischer Volkskunst.


Das neoklassizistische Gebäude der Nationalbank von Griechenland (Εθνική Τράπεζα της Ελλάδος) stammt aus dem Jahr 1926. Das dreistöckige Gebäude mit erhöhtem Fundament wurde eigens dafür geplant um im Erdgeschoss die Nationalbank und im Obergeschoss das Büro des Direktors unterzubringen. Per Ministerbeschluss wurde das Gebäude mit dem umliegenden Gebiet 1986 unter Denkmalschutz gestellt. Weitere Anbauten folgten 1994.

Die fruchtbare Ebene von Kambos liegt südlich der Stadt, umfasst etwa 20 km² und reicht bis in die Nachbargemeinden Agios Minas und Kambochora. Die Gegend war bereits in byzantinischer Zeit bewohnt. Als die Genueser im 14. Jahrhundert die Herrschaft über die Insel übernahmen, errichteten sie hier ihre Landsitze. Später folgten griechische Kaufleute und der Landadel. Durch den Wasserreichtum konnte sich eine reichhaltige Wohn- und Kulturlandschaft entwickeln. Die repräsentativ ausgestatteten Herrenhäuser mit den zugehörigen Grundstücken sind von hohen Mauern umgeben. Hinter den Mauern wurden Obstgärten, vorwiegend mit Zitronenbäumen angelegt. Beim Erdbeben von 1881 wurden viele Gebäude beschädigt oder zerstört, die meisten wurden auf den Fundamenten wiedererrichtet. Inzwischen dienen viele Häuser als Sommersitz, andere wurden zu Hotelbetrieben umfunktioniert. Die Gemeinde Chios besitzt seit 1938 das Anwesen Mavrokordatiko, das 1736 von der Familie Mavrokordatos erbaut wurde; heute ist dort ein Hotel untergebracht. Einige der Anwesen wurden 1992 per Ministerialerlass zu historischen Denkmälern ausgewiesen, das ganze Gebiet von Kambos vom Griechischen Kulturministerium zum Kulturdenkmal erklärt.

Bildende Kunst

Schon in der Antike war Chios ein bedeutendes Zentrum für Kunst und Kultur: Hier wirkten berühmte Künstler wie der Maler Polygnotos und der Bildhauer Melesander, die die Entwicklung der griechischen Kunst maßgeblich beeinflussten. Antike Skulpturen, Keramiken und architektonische Werke, die auf der Insel gefunden wurden, zeugen von diesem künstlerischen Reichtum.

In der byzantinischen Zeit erlebte die Kunst auf Chios eine neue Blüte, besonders in Form von Ikonenmalerei, Fresken und Kirchenarchitektur. Viele Kirchen der Insel, etwa in Pyrgi oder im Kloster Nea Moni, sind mit kunstvollen Mosaiken und Wandmalereien ausgestattet, die zu den bedeutendsten Werken byzantinischer Kunst in Griechenland zählen.

Während der osmanischen Epoche blieb Chios trotz politischer Einschränkungen ein Ort lebendiger künstlerischer Tradition. Handwerkskunst, Holzschnitzerei und Ikonenmalerei wurden weiter gepflegt und entwickelten sich eigenständig.

In der Neuzeit prägt vor allem das traditionelle Kunsthandwerk das künstlerische Leben: Malerei, Bildhauerei und Keramik werden von lokalen Künstlern gepflegt, oft in Verbindung mit der Verarbeitung von Mastix, Holz oder Stein. Die Insel verfügt über kleinere Galerien, Ateliers und kulturelle Zentren, die zeitgenössische Kunst präsentieren, und internationale Künstler lassen sich von der Landschaft und Geschichte Chios’ inspirieren.

Literatur

Verschiedene Quellen nennen die Insel als möglichen Geburtsort Homers, des berühmten Dichters der Ilias und Odyssee. Auch in klassischer Zeit war Chios für seine Dichter, Historiker und Philosophen bekannt, die zur Blüte der griechischen Literatur beitrugen. Im Mittelalter und in der byzantinischen Epoche entstanden zahlreiche kirchliche Texte, Hymnen und Chroniken, oft eng mit Klöstern wie Nea Moni verbunden. In der Neuzeit greifen sowohl griechische als auch internationale Autoren die Insel auf – etwa im Zusammenhang mit dem Massaker von Chios 1822, das durch das berühmte Gemälde von Eugène Delacroix auch in der Kunst und Literatur Europas verarbeitet wurde. Moderne Schriftsteller thematisieren häufig das Inselleben, den Mastixanbau, die Auswanderung sowie die Nähe zur türkischen Küste.

Theater

Das Kulturzentrum der Gemeinde Chios „Homerio“ (Ομήρειο Πνευματικό Κέντρο Δήμου Χίου) wurde 1980 gegründet. Das Mehrzweckgebäude mit Konzertsaal, Tagungshalle, Konferenzraum und Ausstellungsräumen liegt im Stadtzentrum gegenüber dem öffentlichen Park.

Das Nordägäisches Schauspielhaus (Δημοτικό Περιφερειακό Θέατρο Βορείου Αιγαίου) wurde 1993 als Stadttheater von Chios gegründet. In Übereinkunft mit dem griechischen Kulturministerium wurde 1995 die Einrichtung als Nordägäisches Schauspielhaus beschlossen. Direktor ist seit 2004 der Film- und Theaterregisseur Dimos Avdeliodis, der bereits 1998 bis 2000 dieses Amt ausübte.

Film

Der Film auf Chios ist ein jüngeres Kapitel der Kulturgeschichte. Internationale Produktionen nutzen die malerische Landschaft, die mittelalterlichen Mastixdörfer und die Küstenregionen als Kulisse. Auch Dokumentarfilme über Mastix, das Kloster Nea Moni oder die Natur der Insel sind entstanden. In der griechischen Filmkultur spielt Chios immer wieder eine Rolle, besonders in Filmen, die das Insel- und Dorfleben darstellen oder historische Ereignisse aufarbeiten. Darüber hinaus finden auf Chios Film- und Kulturfestivals statt, die lokalen Künstlern und jungen Filmemachern eine Plattform bieten.

Musik und Tanz

In der Volksmusik Chios’ finden sich Elemente der ägäischen und kleinasiatischen Musik: Typisch sind Instrumente wie Violine, Laute (Laouto), Klarinette und Santouri. Der Gesang hat oft einen melancholischen oder erzählenden Charakter, der Geschichten über Liebe, das Meer, Auswanderung oder historische Ereignisse behandelt. Besonders in den Dörfern wird die Musik eng mit dem Gemeinschaftsleben verbunden und bei Festen, Hochzeiten und religiösen Feierlichkeiten gespielt.

Auch der Tanz ist ein wesentlicher Bestandteil des kulturellen Lebens. Zu den bekanntesten gehören der Syrtos und der Kalamatianos, die in Reihentänzen mit verbundenen Händen getanzt werden. Daneben gibt es auf Chios auch eigene lokale Tänze, die oft schneller und lebhafter sind und von der Nähe zur kleinasiatischen Küste beeinflusst wurden. Diese Tänze haben eine stark gemeinschaftliche Funktion und verbinden Musik, Bewegung und soziales Miteinander.

Neben der Volksmusik hat auch die byzantinische Kirchenmusik auf Chios eine große Tradition. Klöster wie Nea Moni pflegen seit Jahrhunderten den Kirchengesang, der bis heute in den Liturgien zu hören ist.

In der Neuzeit wird die musikalische Tradition durch Festivals, Konzerte und Musikschulen lebendig gehalten. Junge Musiker verbinden oft traditionelle Elemente mit moderner griechischer Musik oder internationalem Stil, sodass Chios eine Mischung aus bewahrtem Erbe und zeitgenössischer Kreativität bietet.

Kleidung

Auf Chios hat sich eine eigene Tracht entwickelt. Besonders bekannt sind die Festtrachten der Frauen, die sich durch ihre Farbenpracht und aufwendige Stickerei auszeichnen. In den Mastixdörfern tragen Frauen zum Beispiel ein reich verziertes, langes Gewand mit Schürze, bunter Kopfbedeckung und Schmuck, wobei die Muster und Farben oft auf den Familienstand hinweisen. Bei festlichen Anlässen ergänzen sie ihre Kleidung mit kunstvollen Kopftüchern und Goldmünzenketten, die den Wohlstand der Familie symbolisieren.

Die Männertracht war traditionell einfacher gehalten: ein weißes Hemd, eine dunkle Weste, ein breiter Gürtel und eine weite Hose (vraka), dazu Stiefel oder Lederschuhe. Bei besonderen Gelegenheiten trugen Männer ebenfalls reichere Verzierungen, Gürtel mit Ornamenten und eine Kopfbedeckung, meist in Form einer dunklen Mütze.

Die Trachten wurden überwiegend in Handarbeit hergestellt, wobei lokale Handwerkskunst wie Weberei und Stickerei eine große Rolle spielten. Jedes Dorf hatte oft leicht abgewandelte Varianten, sodass Kleidung auch zur kulturellen Identität beitrug. Heute werden die traditionellen Trachten hauptsächlich bei kirchlichen Festen, Hochzeiten, Tänzen und Folkloreveranstaltungen getragen, während im Alltag moderne Kleidung üblich ist.

Kulinarik und Gastronomie

Besonders in der Hauptstadt Chios gibt es an fast jeder Straßenecke Pita-Imbisse, die zu jeder Tageszeit von Griechen aufgesucht werden. Dort werden verschiedene Sorten von Pita sowie Salat, verschiedene typisch griechische „Kleinigkeiten“ und natürlich Souvlaki-Spieße serviert.

Die Insel Chios ist berühmt für den Mastixanbau und für dessen Weiterverarbeitung. So werden aus dem Mastix unter anderem auch Süßigkeiten hergestellt, für die die Insel in ganz Griechenland bekannt ist.

„Löffelsüße“ ist eine weitere Inselspezialität ist. Dies sind verschiedene Früchte wie beispielsweise Trauben, Feigen, Äpfel, Quitten, Zitrusfrüchte oder Kirschen, die in Sirup eigelegt werden und dadurch besonders süß schmecken.

Chiotischer Wein gehörte in der Antike zu den am meisten geschätzten Weinen und war laut Theopompus und der griechischen Mythologie der erste Rotwein, der damals „Schwarzwein“ genannt wurde.

Im -5. Jahrhundert wurde der Wein in großen Mengen in das antike Athen exportiert, wie die große Zahl der bei modernen Ausgrabungen entdeckten chianischen Amphoren belegt. Später wurde er von Plutarch und Athenaios als teures Luxusgut im klassischen Griechenland bezeichnet, obwohl sie möglicherweise etwas übertrieben haben, da die Inschriften auf den ausgegrabenen Amphoren auf einen moderaten Preis von zwei Drachmen pro chous schließen lassen, im Gegensatz zu etwa zwei bis zehn Obolen pro chous für lokalen Wein. Athenaios zitiert auch Hermippus, der im -5. Jahrhundert die Qualität des chianischen Weins lobte, und Strabo hielt einige Jahrhunderte später den Wein aus dem chianischen Bezirk Ariusium für den besten in Griechenland.

Vor dem 1. Jahrhundert war der chianische Wein im alten Rom selten und teuer. Er wurde hauptsächlich in kleinen Mengen zu medizinischen Zwecken verschrieben, wie es damals oft mit seltenen Speisen und Getränken geschah, und galt ansonsten als extremer Luxus: Horaz, der im -1. Jahrhundert schrieb, ließ seine Figur Nasidienus in den Satiren bei einem übermäßig üppigen Abendessen chianischen Wein servieren. Etwa ab dem 1. Jahrhundert wurde er bei den immer üppigeren privaten und öffentlichen Festen in Rom immer häufiger getrunken und war auch als Heilmittel weiterhin sehr beliebt.

Festkultur

Auf Chios gelten die griechischen Feiertage:

  • 1. Januar – Neujahr (Άγιος Βασίλειος, Agios Vasileios)
  • 6. Januar – Epiphanias (Θεοφάνεια)
  • 25. März – Nationalfeiertag & Mariä Verkündigung (Ευαγγελισμός)
  • Orthodoxes Osterfest – Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag (beweglich)
  • 1. Mai – Tag der Arbeit (Πρωτομαγιά)
  • 15. August – Mariä Himmelfahrt (Κοίμηση της Θεοτόκου)
  • 28. Oktober – „Ochi-Tag“ (Επέτειος του Όχι, Erinnerung an 1940)
  • 25./26. Dezember – Weihnachten (Χριστούγεννα)


Dazu kommen zahlreiche lokale und religiöse Feste:

  • Ostern auf Chios – besonders berühmt ist der „Raketenkrieg“ (Ρουκετοπόλεμος) in Vrontados am Karsamstag.
  • Massaker von Chios (1822) – im April finden jedes Jahr Gedenkfeiern mit kulturellen und kirchlichen
  • 21. Mai – Fest der Heiligen Konstantin und Helena, in mehreren Dörfern mit Prozessionen gefeiert.
  • 17. Juli – Fest der Heiligen Marina, Schutzpatronin vieler Gemeinden auf Chios.
  • 22. Juli – Fest der Heiligen Maria Magdalene, besonders im Kloster in Mesta.
  • 15. August – Mariä Himmelfahrt, besonders festlich im Kloster Nea Moni.
  • 14. September – Kreuzerhöhung (Ύψωση του Τιμίου Σταυρού), in mehreren Kirchen der Insel begangen.
  • 11. November – Fest des Heiligen Minas, Schutzheiligen der Stadt Chios.

Medien

In Chios-Stadt erscheinen mehrere lokale Zeitungen und Wochenblätter, die vor allem über regionale Politik, Wirtschaft, Kultur und gesellschaftliche Ereignisse berichten. Bekannte Beispiele sind die Tageszeitungen Politis und Alithia, die eine wichtige Rolle in der öffentlichen Meinungsbildung auf der Insel spielen.

Darüber hinaus gibt es lokale Radiosender, die Nachrichten, Musik, Kulturprogramme und kirchliche Übertragungen anbieten. Sie dienen vielen Bewohnern als wichtigste Informationsquelle im Alltag, insbesondere in den Dörfern. Auch regionale Fernsehsender senden von der Insel aus, wobei sie häufig über kulturelle Ereignisse, Feste und die Inselpolitik berichten.

Neben den klassischen Medien spielt das Internet eine immer größere Rolle. Online-Portale und Nachrichtenwebseiten der Insel bieten aktuelle Informationen, und viele jüngere Bewohner nutzen soziale Medien, um sich zu vernetzen oder Nachrichten zu konsumieren. Touristen greifen vor allem auf mehrsprachige Online-Plattformen zurück, die Informationen über Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten und praktische Hinweise geben.

Kommunikation

Die fünfstelligen Postleitzahlen von Chios beginnen mit 82. Die Telefonvorwahl lautet (030)227.

Sport

Der Sport auf Chios ist stark mit dem Alltagsleben und der geographischen Lage der Insel verbunden. Besonders wichtig sind Wassersportarten, da Chios eine lange Küstenlinie besitzt und das Meer traditionell eine große Rolle spielt. Schwimmen, Segeln, Rudern und Tauchen gehören zu den beliebtesten Freizeit- und Wettkampfsportarten. Auch Wassersportvereine organisieren Wettbewerbe, die häufig überregionalen Charakter haben.

Daneben ist Fußball die wichtigste Mannschaftssportart. Mehrere Vereine spielen in den regionalen Ligen, wobei die größten Vereine in Chios-Stadt beheimatet sind. Fußballplätze und kleine Stadien gibt es auch in größeren Dörfern. Ebenfalls populär sind Basketball und Volleyball, die vor allem in den Schulen und Sportvereinen betrieben werden.

Traditionell gepflegt wird auch die Leichtathletik, oft in Verbindung mit Schulsportveranstaltungen oder lokalen Wettbewerben. In den letzten Jahren sind zudem Tennis, Kampfsportarten und Fitnesssport stärker verbreitet, meist in privaten Vereinen oder Studios.

Einen besonderen Stellenwert nimmt der Marathonschwimmwettbewerb über die Meerenge von Chios nach Çeşme (Türkei) ein, der sportlich wie symbolisch die Nähe der beiden Küsten hervorhebt. Ebenso werden auf Chios Bergwanderungen und Radsport gefördert, da das gebirgige Hinterland vielfältige Trainingsmöglichkeiten bietet.

Panchiakos GS (griechisch Παγχιακός Γυμναστικός Σύλλογος) ist ein Multisportverein mit Sitz auf Chios (Stadt). Er wurde 1924 gegründet und hat die Vereinsfarben Blau und Weiß. Er unterhält Abteilungen für Basketball, Volleyball, Leichtathletik und Tischtennis. In der Vergangenheit gab es auch eine Fußballabteilung.

Persönlichkeiten

Homer soll in dem Dorf Pityous geboren sein. Allerdings beanspruchen noch zahlreiche weitere Orte in Griechenland diesen Vorzug. Weiters wurden auf Chios geboren:

  • Glaukos von Chios (um -700), Erfinder der Lötkunst
  • Metrodoros von Chios (-5. Jahrhundert bis -4. Jahrhundert), griechischer Philosoph
  • Theopompos (-378/77 bis -323/-00), griechischer Geschichtsschreiber
  • Hippokrates von Chios (Mitte oder in der zweiten Hälfte des -5. Jahrhunderts), griechischer Astronom und Mathematiker
  • Ion von Chios (-480 bis -423/21), griechischer Dichter und Dramatiker
  • Ariston von Chios (um -250), griechischer Philosoph
  • Vincenzo Negro Giustiniani (1516 bis 1582), Kardinal
  • Agostini Salvago OP († 1567), Erzbischof von Genua
  • Vincenzo Giustiniani der Jüngere (1564 bis 1637), römischer Gemäldesammler
  • İbrahim Edhem Pascha (1818 bis 1893), Großwesir des Osmanischen Reiches
  • Ioannis Despotopoulos auch Jan Despo (1903 bis 1992), Architektur und Städtebauer
  • Kostas Perrikos (1906 bis 1943), Luftwaffenoffizier und Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg
  • Constantine A. Trypanis (1909 bis 1993), Philologe und Dichter sowie Minister für Kultur und Wissenschaft
  • Nikolaos Sillas (1914 bis 1986), griechischer Diskuswerfer und mehrfacher Teilnehmer bei Olympischen Spielen
  • Andreas Papandreou (1919 bis 1996), griechischer Premierminister
  • Mikis Theodorakis (*1925), griechischer Komponist und Politiker
  • Petros Molyviatis (*1928), griechischer Politiker, ehemaliger Außenminister
  • Takis Fotopoulos (*1940), Ökonom und Politologe
  • Dimos Avdeliodis (*1952), griechischer Schauspieler, Film- und Theaterregisseur


Auf Chios sind gestorben sind unter anderem:

  • Isidororos von Chios (* in Alexandria; um 251) Märtyrer und Heiliger
  • Jacques Cœur (1395 bis 1456), französischer Kaufmann und Finanzier Königs Karl VII. von Frankreich
  • Namık Kemal (1840 bis 1888), türkischer Schriftsteller und Gouverneur der Insel


In Chios im Exil war unter anderem Mehmed Memduh (1839 bis 1925), osmanischer Chronist und Politiker

Fremdenverkehr

Der Tourismus auf Chios ist ein wichtiger Wirtschaftszweig der Insel, wobei er sich stark an Kultur, Natur und Tradition orientiert. Chios zieht Besucher vor allem durch seine historischen Städte, mittelalterlichen Mastixdörfer, Klöster und archäologischen Stätten an. Das Kloster Nea Moni, die Mastixdörfer Pyrgi, Mesta und Olympi sowie antike Ruinen und byzantinische Kirchen sind besonders beliebte Ziele.

Die Insel bietet auch Naturschönheiten, darunter Strände, Pinienwälder, Feuchtgebiete und Wanderwege im gebirgigen Hinterland. Wassersport wie Segeln, Tauchen und Schwimmen ist vor allem in Küstenorten wie Kardamyla und Limnos populär. Der Tourismus auf Chios ist bisher eher familien- und kulturbasiert als Massentourismus, wodurch die Insel ihren authentischen Charakter bewahren konnte.

Darüber hinaus spielt Gastronomie eine wichtige Rolle, insbesondere lokale Spezialitäten wie Mastixprodukte, Olivenöl, Wein und traditionelle Gerichte, die das kulturelle Erlebnis für Touristen abrunden. Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen sind überwiegend klein bis mittelgroß, ergänzt durch Campingplätze und Ferienwohnungen in den Dörfern.

Literatur

Reiseberichte

Videos

Atlas

Reiseangebote

Wander-Studienreise = https://www.n-r.de/index.php?task=reise&id=115

Griechenland: Chios = https://www.griechenland.de/chios/

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