La Palma
La Palma, im Volksmund „Isla Verde“ oder Insel des ewigen Frühlings, amtlich offiziell „Isla de La Palma“ genannt, ist die fünftgrößte Kanarische Insel. Sie liegt als gleichsam letzte Landbastion vor Amerika am Nordwestrand dieser zu Zentralmakaronesien gehörigen Inselgruppe. Nach Westen hin soll palmerischen Erzählungen zufolge allerdings noch ein weiteres Eiland liegen, die Isla San Borodón respektive Encantada, „die Verzauberte“. Nach Belieben, so heißt es, würde dieses mit üppigem Pflanzenwuchs gesegnete Land „aus dem Atlantik auftauchen und ebenso unverhofft wieder verschwinden, wenn jemand versuche, sich ihr zu nähern.“ (Lipps 1994:12) Im „verlorenen Paradies“ San Borodón spiegelt sich viel von dem wieder, was La Palma allerdings auch selbst zu bieten hat: eine großartige Natur mit reichhaltigem Bestand an Bäumen und Blumen, sprudelndes Wasser und eine grandiose Bergkulisse. Die Isla de La Palma ist eine geologisch lebendige, nach wie vor im Wachsen begriffene Insel. Kulturell wird sie von christlich-spanischen Einflüssen beherrscht mit Reminiszenzen an die altkanarischen Überlieferungen der Auaritas genannten Urbevölkerung. Seit den siebziger Jahren hat sie sich zu einem Zweitwohnsitz für begüterte Europäer und zugleich Ausstiegshort zivilisationsmüder Alternativler entwickelt. Im Kern aber ist das Eiland äußerst fragil. Als 2021 am Cumbre Vieja wieder einmal ein Vulkan ausbrach und Teile der Insel mit Lava übergoss, früchteten manche gar, die Insel könnte auseinanderbrechen und einen Riesen-Tsunami auslösen, wie ihn die Welt noch nie erlebte. Zwischen Hölle und Paradies ist oft nur ein kleiner Sprung.
Name La Palma, dieser Name erinnert schon vom Klang her an paradiesische Zustände, an Sonne, Strand und elysische Gefielde. Das Wort wird in der Regel als „Palmeninsel“ gedeutet, tatsächlich aber bezeichnet der spanische Ausdruck palma einen „Palmwedel“, wohingegen die „Palme“ in der gleichen Sprache palmera genannt wird. Aber wie auch immer, das Spanische bildet ja doch nur das letzte Glied in einer langen Namensgeschichte. Begonnen hat die Sache vermutlich mit den Phöniziern, die zu Beginn des -1. Jahrtausends das Meer rund um die Kanaren erkundeten. Wie sie und in ihrem Gefolge ägyptische und römische Geografen die Insel nannten, ist nicht überliefert. Üblicherweise wird die von Plinius im 1. Jahrhundert überlieferte Bezeichnung Iunonia bzw. Junonia - wohl „Land der Juno“, dem vergöttlichten Ideal der römischen Hausmutter - für eine der Insulae Canariae mit La Palma in Zusammenhang gebracht (Biedermann 1983:15-16). Mit absoluter Sicherheit aber lässt sich diesbezüglich nichts mehr sagen. Ebensowenig weiß man, wie die berberstämmigen Ureinwohner ihr heimatliches Eiland nannten. Ein erster interessanter Hinweis auf eine mögliche ursprüngliche Namensgebung findet sich in dem 1349/50 von einem sevillaner Franziskanermönch verfassten Libro del Conoscimiento de todos los reinos e tierras e señorios que son por el mundo (Ulbrich 1989:100). Darin erscheint La Palma als Aragauia, und dieser Name erinnert verblüffend an die Eigenbezeichnung der altkanarischen Eingeborenen der Insel: Auarita bzw. Aguarita, was nach heute üblicher Interpretation „Landsleute“ bedeuten soll (Wölfel 1965:612). Bei alledem bleibt indes unklar, wo er dieses Wort her hatte. Bezog er es maurischen Quellen oder durch italienische Vermittler? Stammte es letztendlich gar von den Inselbewohnern selbst, oder wurde es bloß durch Nachbarstämme vermittelt? Wir wissen es nicht. Jene frühen Besucher jedenfalls, die ein gewisses forscherisches Interesse an der altkanarischen Kultur hegten, allen voran Leonardo Torriani 1590 und Juan de Abreu Galindo 1632, überlieferten eine andere ursprüngliche Inselbezeichnung, nämlich Benahorare bzw. Benahoare. Spätere Autoren übernahmen diesen Begriff, wandelten seine Schreibung jedoch ab. So heißt die Insel bei George Glas 1764 Benehoare, bei Bory de Saint Vincent 1803 Bena Hoave, bei Thomas Muñoz y Romero Benajoare und bei Rodriguez Lorenzo ebenfalls im 19. Jahrhundert Banahore. Was das nun wieder bedeuten soll, darüber liefern sich die Gelehrten bis heute die allerheftigsten Wortgefechte. Einigermaßen klar ist bloß, dass bena, auch beni, mit „Land bzw. Gegend von“ zu übersetzen ist. Bei ho(r)are scheiden sich dann aber die Geister. Die einen sehen darin ganz simpel die Übertragung eines berberischen Stammesnamens aus dem marokkanischen Teil des Atlas-Gebirges - Hoara, Havar, Houar, heute Beni Hoarin (seit Glas 1767:172) - auf die Kanaren, die anderen schürfen tiefer und stoßen dabei auf Wortwurzeln wie etwa den berberischen Ausdruck tehwiwit, der soviel wie „Breite, Spanne“ bedeutet (Wölfel 1965:611), oder das altkanarische quevihiera mit dem Sinngehalt „mein“ (Wölfel 1965:477). Sabin Bertholet ging um 1870 einen ganz anderen Weg, formte aus dem zweiten Namensteil das Wort Haouâràh, deutete selbiges als Eigenbezeichnung der Inselbewohner, in erweiterter Form Haouarytes, vereinfacht Auarites, und schuf damit jenen Begriff, mit dem noch heute die Urpalmesen bedacht werden. In der Zwischenzeit trug die Insel allerdings schon einen ganz anderen Namen. 1351 erscheint sie in der Mappamundi der Medici als Liparme. Dabei handelt es sich offensichtlich um eine Verballhornung des italienischen Ausdrucks „li palme“, was „die Palme“ bedeutet. Auf der Pizzigani-Karte von 1367 findet sich das kanarische Eiland schließlich als Ysla de Palme wieder, was dem heutigen Namen schon recht nahe kommt. Dass diese Bezeichnung „Palmeninsel“ - also doch! - bedeutet, ist wohl unbestritten. Und klar wird aus alledem auch, dass der letztgültige Inselname italienischen Ursprungs ist. Frühe spanische Autoren wie der Geschichtssschreiber versuchten den Ausdruck ihrem Idiom anzupassen, indem sie ihn als Palmaria hispanisierten. Don Cristobal Perez del Christo berief sich unterdessen in seinem 1679 erschienen Werk „Excelecias de las Canarias“ auf Gaius Plinius und nannte das Eiland in Vermischung verschiedener Begrifflichkeiten Planaria. Doch hatte sich zu seiner Zeit längst La Palma, amtlich offiziell Isla de La Palma, als Inselname durchgesetzt. Zu dessen Deutung merkte der Geschichtsschreiber Viera y Clavijo im 17. Jahrhundert an: „Aus einer gewissen Perspektive von See her ähnelt die Insel der mittens etwas abgeknickten Krone einer gewaltigen Palme, mit dichten, nach den Seiten hin wuchtig ausladenden Wedeln, deren Wölbungen an den Enden wie grüne Hügel aufragen.“ (Fleck 1994:23) Eine andere, an frühe Zeiten des Kolonialismus anklingende Interpretation ist heutigentags von Mallorkinern zu hören. Deren Erzählungen zufolge wäre La Palma schon anno 1311 von Vorfahren der heutigen Balearenser besiedelt worden, die in Erinnerung an ihre Heimat der Insel den Namen ihrer Hauptstadt - La Palma eben - gaben. Die geschichtlich tatsächlich belegbaren ersten Fremdkolonisatoren, eine von Alonso Fernandez de Lugo befehligte spanische Schlägerertruppe, begann am 29.9., dem Tag des heiligen Michael, im Jahre 1492 von Tazacorte aus mit der Eroberung des Eilands. In Erinnerung an diesen barbarischen Akt der Gewalt wird die Insel seit damals verschiedentlich San Miguel de La Palma genannt. Als weitee Bezeichnungen haben sich in den letzten Jahren - von Touristenkreisen ausgehend - anheimelnde Namen wie Isla Verde, „grüne Insel“, oder Isla Bonita, „liebliche, nette, kleine Insel“, eingebürgert. Bei deutschsprechenden Besuchern, deren manche sich mittlerweile dauerhafter auf La Palma niedergelassen haben, ist verschiedentlich auch von der „Schweiz der Kanaren“ oder von der „drittschönsten Insel der Welt - nach Bora Bora und Hawaii“ (Reifenberger 1991:6) die Rede.
altkanarisch: Benahoare, Benahorare arabisch: لابالما [la Bālmā] armenisch: Պալմա [Palma] bulgarisch: Палма [Palma] chinesisch: 拉帕爾馬島 [lā pà ěr mǎ dǎo] georgisch: პალმა [Palma] griechisch: Λα Πάλμα [La Pálma] hebräisch: לה פלמה [La Palma] hindi: ला पाल्मा [La Palma] international: La Palma japanisch: ラ・パルマ島 [pa ru ma tō] koreanisch: 라팔마섬 [ra pal ma seom] lateinisch: Iunonia, Junonia russisch: Пальма [Pal‘ma] serbisch: Ла Палма [La Palma) ukrainisch: Ла-Палма (La-Palma] weißrussisch: Пальма [Pal‘ma]
Offizieller Name: Isla de San Miguel de La Palma Bezeichnung der Bewohner: Palmeros (Palmerer) adjektivisch: palmero (palmerisch)