Lesbos (Lesvos)
Lesbos ist die größte ägäische Insel. Bekannt ist vor allem als Namensgeberin einer heute geschützten Sexualpraxis und als Zufluchtsort von Bootsmigranten, die aus der nahegelegenen Türkei von Schleppern hierher verfrachtet werden.
Name
Die Insel Lesbos heißt griechisch im Feminin singular Λέσβος [Lésvos]. Diese Bezeichnung geht vermutlich zurück auf altgriechisch ulh [ylé] mit der Bedeutung „Wald“ . Demnach wäre Lesbos also „die Bewaldete“, in erweitertem Sinngehalt „die Waldinsel“. In hethitischen Dokumenten findet sich das Toponym Lazpa, hinter dem die Insel Lesbos vermutet wird.
In antiker Zeit war die Insel unter verschiedenen Namen bekannt: ἱμερτή [Himertḗ] („die Begehrte“), Imerti („die heiß Ersehnte“), Lassia („Insel des Lichtes“), Lasia („die Zottelige“) und Aithiope („sonnenüberflutete Insel“). Im Äolischen hieß die Insel Ἴσσα [Issa]. Heute ist mitunter auch die Bezeichnung Mitilini nach der Inselhauptstadt verbreitet - daher auch der türkische Name Midilli Adası. Was die ansonsten allgemein übliche Inselbezeichnung betrifft, so lautet die korrekte Aussprache und Schreibweise - da das griechische „b“ wird als „v“ ausgesprochen wird - Lesvos. Die Inseleinwohner werden häufig als Leswonier oder Leswioten bezeichnet. Laut der mythologischen Überlieferung leitet sich der Inselname von Lesbos, dem Schwag er des mythischen Inselkönigs Makareus, ab. Eine andere Erklärung zur Namensgebung führt auf den Heroen Lesvos von Thessalien zurück, dem Sohn von Lapithos, und dem Enkel von Aiolos, dem Gott des Windes.
Das Wort lesbisch, im Sinne von weiblich homosexuell, wird vom Namen der Insel abgeleitet, da die berühmte antike Lesvonierin Sappho in ihren Gedichten unter anderem von der Liebe zu Frauen sang. Wegen dieser Anspielung ist Lesbos heute häufig touristisches Ziel von Lesben. Dies sehen die lesviotischen Behörden mit großem Unbehagen; sie verweigerten früher Passagierschiffen mitunter die Einreise. In der heutigen Zeit liegt das Herzstück der Lesbenbewegung in der im Westen gelegenen Stadt Eresos, nach antiken Sagen zugleich auch Geburtsort von Sappho.
- international: Lesbos
- arabisch: ليسبوس [Lisbus]
- armenisch: Լեսբոս [Lesbos]
- bengalisch: লেসবোস [Lesbos]
- birmanisch: လက်စ်ဘော့စ် [Lesbos]
- bulgarisch: Лесбос [Lesbos]
- chinesisch: 勒斯波斯岛 [Lèsībōsī Dǎo]
- georgisch: ლესბოს [Lesbos]
- griechisch: Λέσβος [Lésvos]
- gudscheratisch: લેઝબોસ [Lejhbos]
- hebräisch: לסבוס [Lesbos]
- hindi: लेसबॉस [Lesbos]
- italienisch: Lesbo
- japanisch: レスボス [Resubosu]
- kambodschanisch: លេស្បូស [Lesbos]
- kasachisch: Лесбос [Lesbos]
- koreanisch: 레스보스 [Re-seu-bo-seu]
- laotisch: ເລສບອສ [Lesbos]
- lateinisch: Lesbos, Lesvos
- lettisch: Lesba
- litauisch: Lesbas
- makedonisch: Лесбос [Lesbos]
- maldivisch: ލެސްބޮސް [Lesbos]
- persisch: لسوس [Lesbos]
- russisch: Лесбос [Lesbos]
- serbisch: Лесбос [Lesbos]
- singalesisch: ලෙස්බොස් [Lesbos]
- tamilisch: லெஸ்போஸ் [Lesbos]
- thai: เลสบอส [Lêːt.bɔ́ːt]
- türkisch: Midilli Adası
- ukrainisch: Лесбос [Lesbos]
- urdu: لیسبوس [Lesbos]
- weißrussisch: Лесбос [Lesbos]
Offizieller Name: Δήμος Λέσβου [Demos Lesvou]
- Bezeichnung der Bewohner: Λέσβιοι [Lésvii] (Leswier bzw. Leswioten)
- adjektivisch: λεσβιακός [lesviakós] (leswiakisch)
Kürzel:
- Code: LS / LSV
- Kfz: MY
- LAU-Code: 5301
- ISO-Code: GR.VE.LS
Lage
Die Insel Lesbos liegt in der nordöstlichen Ägäis, knapp vor der türkischen Küste auf durchschnittlich 38°50‘ n.B. und 25°32‘ ö.L.. Im Osten trennt die etwa 15 km breite Meerenge von Lesbos (Στενό Μυτιλήνης) und im Norden der Golf von Edremit (Edremit Körfezi) die Insel von Kleinasien. Die kürzeste Entfernung liegt bei etwa 9 km. Die nächstgelegenen Inseln sind Chios 48 km südlich, Psara 65 km südwestlich, Agios Efstratios 76 km westlich sowie Limnos 74 km nordwestlich.
Geografische Lage:
- nördlichster Punkt: 39°21‘41“ n.B. (Skala Sikaminias)
- südlichster Punkt: 38°27‘45“ n.B. (südöstlich von Agios Isidoros)
- östlichster Punkt: 26°37‘15“ ö.L. (Kratigos)
- westlichster Punkt: 24°47‘55“ ö.L. (Alonisi)
Entfernungen:
- Megalounisi 0,3 km
- Sivrice Burnu / Türkei 8,9 km
- Chios 47,8 km
- Psara 65 km
- Limnos 74 km
- Agios Efstratios 76 km
- Athen 240 km
- Istanbul 290 km
- Rhodos 318 km
Zeitzone
Auf Lesbos gilt wie überall in Griechenland die Ôra tes Anatolikes Europes (Eastern European Time / Osteuropäische Zeit), abgekürzt OAE, eine Stunde vor der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ). Die Realzeit liegt um eine Stunde und 39 bis 46 Minuten vor der Koordinierten Weltzeit (UTC).
Fläche
Mit einer Fläche von 1632,819 km² bzw. 630,4 mi², mit Nebeninseln 1.635,998 km² bzw. 631,66 mi², ist Lesbos die drtittgrößte Insel Griechenlands und die sechstgrößte des Mittelmeeres. Die maximale Ausdehnung von 70,8 km erreicht Lesbos vom Kap Agrilia (Ακρωτήριο Αγριλιά) im Südosten bis zum Kap Saratsina (Ακρωτήριο Σαράτσινα) im Südwesten. Die größte Entfernung in Nord-Süd-Richtung beträgt vom Kap Korakas (Ακρωτήριο Κόρακας) bis zum Kap Agios Fokas (Ακρωτήριο Άγιος Φωκάς) 44,5 km. Höchster Punkt der Insel ist der Lepetymnos mit 968 m. Die mittlere Seehöhe liegt bei etwa 90 m. Der maximale Tidenhub beträgt 0,2 bis 0,4 m, bei Mytilini 0,25 m. Die Küste ist insgesamt 370 km lang.
Geologie
Die Insel Lesbos ist geologisch geprägt von einer vulkanischen Vergangenheit, die vor etwa 40 bis 30 Millionen Jahren die Nord-Ägäis durch mächtige Vulkanausbrüche stark beeinflusste. Diese Vulkanausbrüche formten die Insel maßgeblich: Es entstanden zahlreiche Lavadome, Vulkanschlote und große Kalderen, wie die bekannte Kaldera von Agra.
Die Insel ist somit ein bedeutendes geologisches Reservat mit vielfältigen Landschaftsformen, darunter inaktive Vulkane, heiße Thermalquellen (zum Beispiel in Polichnitos), geologische Verwerfungen, Wasserfälle und Küstenformationen. Die Hydrothermalaktivität ist bis heute spürbar, was die heißen Quellen erklärt. Lesbos weist eine besondere Geodiversität auf, die wichtige Einblicke in die geologische Geschichte des Ägäisbeckens der letzten etwa 20 Millionen Jahre gibt. Durch die Untersuchung fossiler Pflanzen und Tiere lassen sich auch Klimaveränderungen und Umweltbedingungen vergangener Zeiten nachvollziehen.
Auf dem Weg zwischen Antissa und Sigri gibt es einen versteinerten Wald aus der Zeit von vor 23 Millionen Jahren. In West-Lesbos gibt mehr als 30 ehemalige Lavadome, sogenannte Necks und mehrere vulkanische Kalderen (Skoutari, Vatousa, Agra und Anemotia). Auch wenn dieser Teil der Insel sehr wüstenhaft wirkt, zählt die Landschaft zu den interessantesten der Ägäis. Versteinerte Betriebe sind in vielen Stellen auf dem westlichen Teil der Insel gefunden worden. Fossilised den Wald, der während des späten gebildet wurde Oligocene zu Niedrig-Mittlerem Miocene, durch das intensive vulkanische Tätigkeit im Bereich. Neogene vulkanische Felsen beherrschen Sie das zentrale und westliche Teil der Insel und enthalten Andesites, Dacites und Rhyolites, ingnibrite, pyroclastics, tuffs und vulkanische Asche. Die Produkte der vulkanischen Tätigkeit bedeckten Vegetation vom Bereich und fossilisation Prozeß fand während der vorteilhaften Zustände statt. Die versteinerten Betriebe sind silicified Reste von a subtropisch vor Wald, der vom Nordwestteil der Insel 20 bis 15 Million Jahren bestand. Der Osten der Insel ist bewaldet und zum Großteil nicht vulkanisch. Nur bei Polichnitos gibt es deutliche Zeichen aktiven Vulkanismus und die heißesten Quellen Griechenlands (70 bis 85°C).
Landschaft
Zwei Bergmassive dominieren die Insel, der Lepetymnos (Λεπέτυµνος) im Norden stellt mit 968 m zugleich den höchsten Gipfel der Insel dar. Der Olympos (Όλυμπος) im Süden erreicht 967 m. Der höchste Berg des weitläufigen Ordymnos-Massivs (Όρδυμνος) im Westen ist der Profitis Ilias mit einer Höhe von 799 m. Im Südosten ist die Kourteri (Κουρτερή) mit 527 m höchste Erhebung der Amali-Halbinsel (Χερσόνησος Αµαλή). Nahezu die Hälfte der Insel ist Hügelland, Berge bedecken etwa 20 % der Inselfläche. Das Berg- und Hügelland wird immer wieder von Ebenen unterbrochen, die etwa ein Drittel der Inselfläche einnehmen. Die größten liegen an den binnenseeartigen Golfen. Lesbos hat etwa 15 ganzjährig Wasser führende Flüsse und Bäche, die größten entspringen am Olymbos im Osten der Insel, der Evergetoulas mündet in den Golf von Gera.
Von der Südküste her ragen zwei Meeresbuchten weit in die Insel hinein, die Wassertiefe liegt jeweils um 20 m. Der 43 km² große und etwa 6,5 km lange Golf von Gera (Κόλπος Γέρας) im Südosten ist über einen 200 bis 800 m breiten Kanal mit dem Meer verbunden. Der Golf von Kalloni (Κόλπος Καλλονής) mit einer Oberfläche 110 km² reicht bis zu 21 km weit ins Inselinnere. Die Küstenlinie ist durch zahlreiche Buchten gegliedert. An verschiedenen Stellen sind der Küste kleinere unbewohnte Inselchen vorgelagert. Die größte ist Megalonisi im äußersten Westen, ganz im Osten liegen die Tomaronisia.
Erhebungen
- Lepetymnos 968 m
- Olympos 967 m
- Profitis Ilias 799 m
- Kourteri 527 m
Flüsse
- Evergetoulas 10 km
- Vouvaris 6 km
- Sedountas 5 km
Flora und Fauna
Die Insel Lesbos besitzt eine reiche Flora mit etwa 1250 bis 1600 Pflanzenarten und -unterarten, darunter 70 verschiedene Orchideenarten sowie viele aromatische, Heil- und Zierpflanzen, die durch vielfältige Klimazonen und Böden begünstigt werden. Die Fauna auf Lesbos ist ebenso vielfältig mit über 320 Vogelarten, zahlreichen Säugetieren wie dem kaukasischen Eichhörnchen, Reptilien, Amphibien und Schmetterlingen, die aufgrund der Lage zwischen Europa und Asien eine einzigartige Artenvielfalt ermöglichen.
Flora
Das Bild der Insel bestimmen jedoch großflächige Olivenhaine. Etwa 11 Millionen Ölbäume machen Lesbos zu einer grünen Insel und sind die Haupteinnahmequelle ihrer Bewohner. Von April bis Juni, wenn alle Gebiete in Blüte stehen, zeigt sich die Natur von Ihrer besten Seite: Hibiskus, Oleander und Jasmin zeigen sich in voller Pracht. Weite Flächen sind reine Blütenmeere. Anemonen in rosa, weiß und violett, weißgelbe Margeriten, leuchtendroter Klatschmohn, riesige Blumenfelder, die sich im Wind bewegen, und über allem das vibrierende Summen emsiger Insekten und der Duft der von der Sonne erwärmten Kamillenblüten, die überall herum blühen.
Kiefern- und Eichenwälder wechseln sich ab mit blühenden Wiesen (im Frühling) und Olivenhainen. Das ganze Jahr über blüht und grünt es hier. Gelber Ginster säumt bis in den Juni hinein Straßen und Wege. In den Herbstmonaten, wenn es trockener wird, blühen immer noch der weiße und rosa Oleander, die Geranien und der Hibiskus. An den Berghängen, wo der trockene Boden nur noch Phrygana wachsen lässt, duftet es nach Thymian, Lavendel und Salbei und anderen Kräutern. Einige seltene Orchideenarten sind hier zu finden.
Typische Waldarten auf Lesbos sind:
- Kalabrische Kiefernwälder, die in großen Teilen der Insel vorkommen, besonders im mittleren, südlichen und westlichen Gebiet.
- Kastanienwälder auf dem Berg Olymp und im Westen der Insel.
- Kleine Areale mit Schwarzkiefernwäldern.
- Riparische Vegetation an Wasserläufen mit Rhododendron luteum und anderen Arten.
Typisch ist mediterrane Macchia-Vegetation mit Pflanzen wie Cistus (Zistrose), Salbei, Thymian und Rosmarin. Auch Sarcopoterium spinosum, Centaurea spinosa und Ballota acetabulosa kommen vor. Die Insel beherbergt zahlreiche Kräuter wie Oregano, Thymian, Salbei, Bergtee, Minze und Lavendel, die vielfältige therapeutische Eigenschaften besitzen.
Lesbos hat eigene endemische Arten, wie zum Beispiel Alyssum lesbiacum, Asperula nitida und verschiedene Orchideenarten (über 90 Arten, darunter Ophrys lesbis und Himantoglossum comperianum). Weite Teile der Insel sind landwirtschaftlich geprägt mit Feldern für Gemüse (Tomaten, Zucchini, Gurken, Paprika), Obstbäumen (Äpfel, Feigen, Granatäpfel) und Getreideanbau.
Fauna
Auf Lesbos leben etwa 24 Säugetierarten, darunter das besondere Persische Eichhörnchen (Sciurus anomalus), das nur hier in Europa vorkommt. Weitere Säugetiere sind der Rotfuchs (Vulpes vulpes), der Steinmarder (Martes foina), das Wiesel (Mustela nivalis), der Igel (Erinaceus concolor), der Kap-Hase (Lepus capensis) und in einigen Feuchtgebieten auch der Fischotter. Verschiedene Fledermausarten sind ebenfalls vertreten, darunter die endemische Unterart Myotis blythi subsp. lesviacus.
Lesbos ist ein beliebtes Ziel zur Vogelbeobachtung mit rund 320 Vogelarten, die auf der Insel brüten, durchziehen oder überwintern. Zu den bemerkenswerten Arten gehören Schwarzstörche, rosa Flamingos, diverse Reiherarten, der Stelzenläufer und die Korallenmöwe, eine weltweit bedrohte Art. Einige Vogelarten sind endemisch oder nur in der Gegend vorkommend.
Die Insel beherbergt etwa 24 Reptilienarten, darunter die Griechische Landschildkröte (Testudo graeca), die Kaspische Schildkröte (Mauremys caspica), 13 Schlangenarten wie die Felsenotter (Vipera xanthina) und Echsenarten wie der Balkan-Grünlizard (Lacerta trilineata), der Sheltopusik (Ophisaurus apodus) und der Hardun (Agama stellio).
Fünf Amphibienarten sind auf Lesbos nachgewiesen, darunter der Grüne Frosch (Rana ridibunda) und die Grüne Kröte (Bufo viridis), wobei die Anwesenheit seltener Arten wie Pelobates syriacus bemerkenswert ist.
Lesbos ist auch für seine Vielfalt an Schmetterlingen (über 80 Arten) und Wildbienen (über 550 Arten) bekannt. Im Meer gibt es die vom Aussterben bedrohte Edle Steckmuschel (Pinna nobilis).
In den Flüssen und Meeren der Insel finden sich einige gefährdete Fischarten, z.B. die endemische Lesbos-Flussschmerle (Oxynoemacheilus theophilii) und der Anatolische Barbe (Barbus pergamonensis).
Naturschutz
Der rund 150 km² umfassende Versteinerte Wald von Lesbos wurde als geschütztes Naturdenkmal eingestuft. Er entstand aus den versteinerten Überresten von Pflanzen, die an vielen Stellen im westlichen Teil der Insel Lesbos gefunden werden können. Das von den Dörfern Eressos, Antissa und Sigri umschlossene Gebiet ist sehr reich an fossilen Baumstämmen und bildet den Versteinerten Wald von Lesbos, der Museum für die Naturgeschichte des Versteinerten Waldes von Lesbos verwaltet wird. Vereinzelte Pflanzenfossilien können in vielen anderen Teilen der Insel gefunden werden, unter anderem in den Dörfern Molyvos, Polichnitos, Plomari und Akrasi.
Der Versteinerte Wald von Lesbos ist ein einzigartiges Zeugnis des Ökosystems, das einst in der Ägäis-Region während des Miozäns existierte. Der Wald besteht aus Hunderten von versteinerten Stämmen von Koniferen und Laubbäumen. Der Versteinerte Wald von Lesbos ist ein wichtiger Teil des Lesvos Geopark, einer von fünf UNESCO Global Geoparks in Griechenland. Der Versteinerte Wald von Lesbos wurde im Frühjahr 2014 für die Vorschlagsliste der UNESCO für das Weltkulturerbe angemeldet.
Klima
Das Klima auf Lesbos wird nach der Köppen-Geiger-Klassifikation als mediterranes Klima mit heißem Sommer (Csa) eingeordnet. Dessen Hauptmerkmale sind heiße, trockene Sommer mit Temperaturen im Juli und August oft um 30°C sowie milde, feuchtere Winter mit durchschnittlichen Jahrestemperaturen um 17,6 bis 17,8°C. Der Niederschlag konzentriert sich vor allem auf die Wintermonate, während der Sommer sehr trocken ist.
Inselintern gibt es starke ungleichmäßige räumliche und jahreszeitliche Niederschlagsverteilung und große Unterschiede zwischen Minimum und Maximum der Tagestemperaturen. Lesbos liegt im Übergangsbereich des mediterranen Winterregenklimas zum kontinental geprägten Steppenklima Kleinasiens. Der semiaride Inselwesten wird durch eine etwa zehn Kilometer breite Übergangszone vom subhumiden Inselosten getrennt.
Die Aufzeichnungen der Wetterstation Mytilini im Inselosten weisen auf einen heißen und trockenen Sommer von April bis Oktober mit einer mittleren Temperatur von 26,2°C und einen kühl-feuchten Winter von November bis März mit einer mittleren Temperatur von 10,5°C hin. Im Zeitraum von 1955 bis 1997 lag die absolute Höchsttemperatur in Mytilini bei 40,4°C die Tiefsttemperatur bei -4,4°C.
Während der heißen Zeit sind Regenfälle selten. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt im Juli bei 2,7 mm und von Juni bis August bei insgesamt 14,7 mm. Die Niederschläge sind auf die nass-kalte Jahreszeit konzentriert, mit einem Spitzenwert von 152,7 mm im Dezember. Der durchschnittliche jährliche Niederschlag schwankt zwischen 725 mm im Osten und nur 414 mm im westlichen Teil der Insel. Die langfristigen Niederschlagsdaten für Mytilini zeigen eine Abnahme der Menge von etwa 35 % von 1980 bis 2000. Eine weitere Verringerung der mittleren jährlichen Niederschlagsmenge wird seit dem Jahr 2000 beobachtet. Im Zeitraum von 2000 bis 2008 hat sich im Vergleich zum Mittelwert von 1954 bis 1999 die Niederschlagsmenge nahezu halbiert. Dieser Trend wurde für alle Monate mit Ausnahme des Novembers festgestellt. Der Rückgang der Regentage beträgt etwa zwei Tage pro Monat. Dieser Rückgang der Niederschläge in Verbindung mit der Erhöhung der Lufttemperatur wurde bereits für andere Regionen des Mittelmeerraums nachgewiesen oder vorhergesagt.
Niederschlagsdaten von verschiedenen Standorten auf der Insel zeigen dass der westliche Inselteil lediglich 65 % der Regenmenge gegenüber den übrigen Gebieten erhält. Die reduzierten Niederschläge in West-Lesbos sind hauptsächlich auf starke Winde in diesem Gebiet zurückzuführen. Die mittleren Geschwindigkeiten sind etwa doppelt so hoch wie in den östlichen und zentralen Inselgebieten.
Klimadaten für Mytilene (1955 bis 2010, Extreme ab 1955)
Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Höchstrekord (°C) | 20,2 | 21,3 | 28,0 | 31,0 | 35,0 | 40,0 | 39,5 | 38,2 | 36,2 | 30,8 | 27,0 | 22,5 | 40,0 |
Mittelmaximum (°C) | 12,2 | 12,8 | 15,0 | 19,3 | 24,3 | 28,9 | 31,0 | 30,8 | 27,0 | 22,0 | 17,4 | 13,9 | 20,9 |
Mitteltemperatur (°C) | 9,5 | 9,9 | 11,6 | 15,6 | 20,2 | 24,7 | 26,6 | 26,1 | 22,9 | 18,5 | 14,3 | 11,3 | 17,6 |
Mittelminimum (°C) | 6,8 | 7,0 | 8,2 | 11,4 | 15,3 | 19,6 | 22,0 | 21,7 | 18,6 | 15,0 | 11,4 | 8,7 | 13,7 |
Tiefstrekord (°C) | −4,4 | −3,0 | −1,2 | 4,0 | 8,4 | 11,0 | 15,8 | 16,3 | 10,9 | 5,2 | 1,4 | −1,4 | −4,4 |
Niederschlag (mm) | 111,0 | 96,2 | 70,1 | 44,8 | 19,8 | 6,4 | 2,0 | 2,7 | 12,4 | 43,9 | 97,1 | 138,7 | 670,6 |
Niederschlagstage (≥ 1,0 mm) | 9,0 | 8,1 | 6,5 | 4,8 | 2,7 | 0,8 | 0,4 | 0,4 | 1,3 | 3,3 | 6,8 | 10,0 | 54,1 |
Luftfeuchtigkeit (%) | 71,0 | 69,8 | 57,5 | 63,9 | 62,6 | 57,3 | 56,0 | 57,4 | 59,5 | 66,1 | 71,0 | 72,0 | 64,5 |
Wassertemperatur (°C) | 15 | 14 | 14 | 15 | 18 | 22 | 24 | 25 | 23 | 21 | 19 | 16 | 20 |
Mythologie
Makaras, der Sohn der Sohne (Helios), war laut der griechischen Mythologie, der erste König der Sonneninsel Lesbos. Während seiner Herrschaft entstanden sechs Städte – Mitilini, Issa, Antissa, Mithymna (Molivos) und Arisvi – benannt nach seinen Töchtern. Die Stadt Eressos erhielt ihren Namen nach Makaras Sohn. Diese Stadtstaaten bildeten das Fundament für das Leben in antiker Zeit. Alle Namen finden Sie heute noch auf jeder Landkarte von Lesbos.
Homer erwähnt Lesbos in seinen beiden Epen „Ilias“ und „Odyssee“; unter anderem wurden die sieben schönsten Frauen der Welt in Dafia, einem Nachbarort von Kalloni, gefunden und zu Achilleus gebracht.
Auch das Hotel Pasiphae hat seinen Namen aus der Mythologie, genannt nach Makaras Schwester und folglich die Tochter der Sonne. Die Sage von Orpheus, der sich so auf die Musik verstand, dass sogar „Tiere und Steine von seinen Gesängen ergriffen wurden”, ist eng mit Lesbos verbunden. Als Opfer eines Racheaktes der Mänaden wurde Orpheus ermordet, sein Leichnam zerstückelt und in den Fluß Hebros, der zum ägäischen Meer führt, geworfen. Sein Kopf und seine Leier wurden schließlich im Gebiet von Antissa an die Küste gespült. Die Einwohner begruben Orpheus Kopf mit Ehren.
Die griechischen Götter dankten es Lesbos und seinen Einwohnern mit dem ewigen Geschenk der Literatur, Kunst und Musik. Legenden erzählen auch, dass die Nachtigall ihren wunderschönen Gesang an dem Tag erhielt, als Orpheus Leier das Ufer berührte. In der Gegend von Antissa gibt es die Ortsbezeichnung „Orphykia“; hier sollen die Nachtigallen lieblicher singen als alle anderen Nachtigallen der Welt.
In hethitischen Dokumenten aus der Späten Bronzezeit findet sich eine Insel mit dem Namen Lazpa. Die Hethiter haben den Bewohner „ihre Götter geborgt“, um den König zu heilen, nachdem die einheimischen Götter versagt hatten. Mythischen Überlieferungen zufolge sollen Thessalier während jener Zeit auf Lesbos eingewandert sein. Der alte äolische Dialekt lebte noch bis in die Dichtungen der Poetin Sappho fort.
Geschichte
Lesbos wurde bereits um -3000 in der Jungsteinzeit besiedelt und entwickelte sich durch die äolische Kolonisation im -10. Jahrhundert zu einem bedeutenden Kulturzentrum mit wichtigen Poleis wie Mytilene. Im Laufe der Geschichte war die Insel Teil verschiedener Reiche, darunter der Attische Seebund, das makedonische Reich, das römische Reich und das Byzantinische Reich, bis sie 1462 von den Osmanen erobert wurde. 1912 wurde Lesbos freigekämpft und gehört seitdem zum griechischen Staatsgebiet.
Neolithikum
Die frühesten Spuren menschlichen Lebens sind Steinartefakte von Ροδαφνίδια [Rodafnidia] bei Lisvori. Die Abschläge in Levalloistechnik werden ins Mittelpaläolithikum datiert, nach jüngeren Forschungen dem Mittelpleistozän bzw. dem Acheuléen zugeordnet. Damit handelt es sich um die älteste Fundstätte Griechenlands. Die Wasserstraße östlich der Insel ist 50 m tief, was während der Kaltzeiten, als der Meeresspiegel bis zu 130 m unter dem heutigen Niveau lag, dazu führte, dass menschliche und tierische Zuwanderung leicht möglich war. Die mittelpaläolithischen Funde wurden auf mindestens 258.000 ± 48.000 Jahre datiert, die Werkzeugtechnologie deutet auf ein noch deutlich höheres Alter, ähnlich wie Kaletepe Deresi 3 oder gar die Olduwai-Stätten.
Siedlungsaktivitäten der späten Jungsteinzeit (um -3000) und damit erster frühbäuerlicher Kulturen konnten an mehreren Orten im Inselinneren auf hoch gelegenen Hügeln und an der Küste nachgewiesen werden. Möglicherweise erklärt sich die relativ späte Neolithisierung, die allerdings nicht gesichert ist, daraus, dass das gegenüberliegende Festland auch eine Verzögerung aufweist. Eventuelle ältere Spuren könnten aber auch durch den ansteigenden Meeresspiegel und damit durch die Zerstörung küstennaher Siedlungen erklärlich sein.
Nahezu 40 Siedlungsstätten bezeugen die anhaltende Besiedlung seit der Frühbronzezeit, also im -3. Jahrtausend. Die Orte lagen bevorzugt an der Küste oder auf Schwemmland im Osten, Südosten und im Inselzentrum. Der westliche Inselteil wurde frühesten ab der Mittleren Bronzezeit, also im frühen -2. Jahrtausend, und vor allem in der Küstenzone während der Spätbronzezeit besiedelt. Wichtige Höhensiedlungsstätten sind Angourelia Sarakinas, Saliakas (von dort ließ sich der Weg vom Südosten der Insel und deren Innenteil am Golf von Kalloni kontrollieren) und Prophitias Ilias. Dabei bildeten der Golf von Kalloni und die Ostküste die Hauptsiedlungszentren.
Nur Thermi ist flächendeckend stratigraphisch erforscht, insgesamt wurden sieben Bauphasen nachgewiesen. Die Besiedlung von Thermi begann um etwa -3000 auf einer flachen Halbinsel an der Ostküste in einem der fruchtbarsten Gebiete der Insel. Begünstigt durch die Agrarwirtschaft und den Seehandel entwickelte sich Thermi während der ersten Hälfte des -3. Jahrtausend zu einem frühen urbanen Zentrum der nördlichen Ägäis. Die organisierte Ausweitung der Besiedelung auf eine Fläche von 1,5 Hektar war an den Bedürfnissen der stetig wachsenden Bevölkerung ausgerichtet. In der Phase Thermi IV hatte die Siedlung etwa 1200 Einwohner und wurde durch eine komplexe Befestigung geschützt. In der nachfolgenden Phase Thermi V. dominierten in der erneut befestigten Siedlung aneinandergebaute lange, schmale Häuser. Thermi V wurde schließlich in der zweiten Hälfte des -3. Jahrtausends, noch vor Ende von Troja II, verlassen. Die befestigte Siedlung von Kourtir bei Lisvori erreichte eine Fläche von etwa vier bis fünf Hektar, eine archäologische Notgrabung in begrenzten Umfang wurde durchgeführt.
Bronzezeit
In der Spätbronzezeit gehörte Lesbos ab dem späten -14. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich des hethitischen Vasallenstaates Šeḫa. Zwei hethitische Texte aus dem -13. Jahrhundert bezeichnen die Insel als Lazba oder Lazpa. Der erste (KUB V, 6), der vermutlich aus der Zeit des hethitischen Großkönigs Muršili II. stammt, berichtet von der Überführung eines Götterbildes aus der vermutlich gleichnamigen Hauptstadt nach Ḫattuša. Der zweite (KUB 19.5), von Manapa-Tarḫunta stammend und an der hethitischen Großkönig Muwatalli II. gerichtet, erwähnt einen Angriff auf die Insel durch Piyamaradu, einen Fürsten aus dem ehemaligen Arzawa-Gebiet. Dieser entführte dabei mehrere Sarapitu, wohl Priester oder Handwerker, nach Itamar Singer Purpurfärber, die im Dienst der Könige von Mira, Seḫa, aber auch des hethitischen Großkönigs standen, nach Millawanda (sehr wahrscheinlich Milet), das von Aḫḫijawa beherrscht wurde und die Aktionen des Piyamaradu zumindest deckte.
Griechische Antike
Im -6. Jahrhundert kam es zu einer Blüte der Dichtkunst, die sich mit Namen wie Sappho († um -570) oder Alkaios von Lesbos († um -580) verbindet. Später kamen Musik und Philosophie hinzu; hier sind Aristoteles (er lebte -345/44 in Mytilini), Theophrastos († -287), Epikur (geboren auf Samos) zu nennen.
Um -600 traten Tyrannen auf, die sich erbitterte Kämpfe um Ansehen und Macht lieferten, nachdem die Insel schon zuvor heftige Auseinandersetzungen erlebt hatte. Dabei trägt vor allem das Werk des Alkaios zur vergleichsweise günstigen Quellenlage bei. Für die späte Phase der Tyrannis, gegen Ende des -6. Jahrhunderts, sind wir auf Herodot angewiesen, und seine Schilderung des Koes. Melanchros, „Tyrann von Mytilene“, wurde nach Alkaios in der 42. Olympiade, also zwischen -612/11 und -609/08, von Pittakos gestürzt. Der Beginn von dessen Aisymnetie wird meist in die Zeit um -598/97 datiert; zugleich ist der Krieg um Sigeion überliefert, einer Stadt auf dem kleinasiatischen Festland. Dennoch gilt seine Herrschaft, nach der Niederwerfung seiner Feinde, als vergleichsweise friedliche Zeit. Sein Amtsverzicht brachte ihn in den Rang eines der Sieben Weisen. Koes schließlich wurde Ende des -6. Jahrhunderts von den Persern als Tyrann installiert, auf welche Weise ist nicht bekannt. Der persische Feldherr Otanes eroberte mit Hilfe lesbischer Schiffe die Inseln Lemnos und Imbros, Koes selbst nahm -499 am persischen Feldzug gegen Naxos teil. Nach dem Scheitern dieses Feldzuges wurde Koes im Zuge des Ionischen Aufstandes der Griechenstädte gegen die Perser gefangen genommen und gesteinigt. Die zweite Form der Tyrannis war offenbar auf persischen Rückhalt angewiesen.
Lesbos blieb vor allem wegen der Hafenstadt Mytilini und der Nähe zum Persischen Großreich von erheblicher Bedeutung. -478 wurde die Polis Mitglied im Attischen Seebund, doch fiel sie -428 von diesem Bund unter Führung Athens ab. Mytilini war neben Chios der letzte Bündner gewesen, der noch mit eigenen Schiffen die attische Flotte im Seebund unterstützt hatte. Doch die von den Führern der Aufstandsbewegung mit Waffen ausgerüsteten einfachen mytilenischen Bürger wollten nicht gegen die Athener kämpfen. Stattdessen erzwangen sie die Kapitulation und Auslieferung der Stadt an den athenischen Strategen Paches. Er ließ mehr als 1000 Hauptbetreiber des Abfalls vom Seebund zur Aburteilung durch die Volksversammlung nach Athen verbringen und ihr Land an attische Kleruchen verteilen. Die bereits angesetzte Aktion zur Hinrichtung und Versklavung der Gesamtbevölkerung Mytilenes – es sollte ein abschreckendes Exempel statuiert werden – konnte gerade noch verhindert werden. Mytilenes Befestigungen wurden allerdings geschleift und seine Schiffe von den Athenern übernommen.
Im Jahr -406 belagerte die spartanische Flotte unter Kallikratidas die Stadt, der den Feldherrn Konon mit dem Gros der athenischen Flotte im Hafen eingeschlossen hatte. Die Athener sandten eine Hilfsflotte und konnten die Eingeschlossenen in der Schlacht bei den Arginusen – benannt nach einer östlich von Lesbos gelegenen Inselgruppe, heute Garip Adaları – befreien. Die Schlacht war die größte Seeschlacht des Peloponnesischen Krieges. Erst Jahrzehnte später verließ Lesbos den von Athen geführten Seebund. Die führende Macht wurde schließlich Makedonien.
Als Alexander der Große begann, das Perserreich zu erobern, gelang es der persischen Flotte, Lesbos zu erobern. Die Admirale Pharnabazos und Autophradates versuchten die wichtigsten Inseln unter ihrer Kontrolle zu behalten. Alexander marschierte jedoch unbeirrt weiter ostwärts, sodass die makedonischen Nauarchen Hegelochos und Amphoteros ihrerseits systematisch die Inseln besetzen konnten, schließlich auch Lesbos. Dort handelte der athenische Söldnerführer Chares mit 2000 Mann freien Abzug aus.
Römische Antike
Nur drei der sechs Aeolischen Städte auf Lesbos bestanden auch in römischer Zeit. Diese waren Mytilene, Methymna und Eresos. Die Insel war unter diesen drei Städten aufgeteilt, wobei Mytilene auch auf dem Festland Besitz aufwies. Die vielen Dörfer auf der Insel unterstanden politisch diesen drei Städten. Die ägäischen Inseln bildeten eine eigene Provinz deren Sitz auf Rhodos war. Diese Provinz wiederum gehörte seit Diokletian zur Diözese Asia. Diese gehörte wieder zur östlichen Präfektur, der Präfekt saß in Konstantinopel. 535 bis 536 löste Kaiser Justinian I. fünf Provinzen aus dieser Präfektur, wodurch die quaestura exercitus entstand. Mittels dieser Konstruktion versorgten drei Provinzen, nämlich die besagten Inseln, dazu Karien und Zypern, die militarisierten Provinzen Thrakiens, nämlich Mysia II und Skythia.
Die Christianisierung setzte auf der Insel vergleichsweise spät ein. Im Jahr 359 ist für Mytilene ein Bischof überliefert; dieser hatte Anfang des 5. Jahrhunderts die kirchliche Jurisdiktion auf der gesamten Insel, dazu kam Tenedos und die angrenzenden Festlandsgebiete. Tenedos, das im 4. Jahrhundert einen eigenen Bischof hatte, unterstand in dieser Hinsicht nur Lesbos, wenn die Insel auch kurzzeitig ab 431 abgelöst wurde. Diese Randgebiete wurden von untergeordneten Priestern geleitet, die gelegentlich den Titel chorepiskopoi trugen. 536 stand der Bischof von Mytilene im Rang eines Metropoliten, in Methymna ist ein Bischof um 520 belegt; wohl ein Anzeichen für das langsame Vordringen des Christentums auch im Norden von Lesbos.
In der Spätantike bestanden etwa 60 Gemeinden, eine überraschend hohe Zahl, die sich aus den Häresien ableiten lässt, die die Insel vom 4. bis 6. Jahrhundert prägten. Auch bestanden im Norden noch lange pagane Gemeinden fort. Dabei sind weder Martyrien noch gewaltsame Akte überliefert, sondern die führenden Gemeindemitglieder beschlossen wohl aus Gründen der Anpassung an die übrige spätrömische Elite des Reiches, die Konversion.
Mittelalter
Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit trug die Inseln meist den Namen Mitylene. Auf der Insel befanden sich zwei poleis, nämlich Mitylene im Osten, das im 4. Jahrhundert zum Bistum wurde, vor 536 zur Metropolis, und Methymna im Norden, das vor 787 zum Bistum wurde und ab 836 autokephal war. In frühbyzantinischer Zeit gehörte die landwirtschaftlich bedeutende Insel zur Provinz Nesoi, deren Hauptstadt Rhodos war. In mittelbyzantinischer Zeit gehörte die Insel zum Thema Aigaion Pelagos. Darin spiegelt sich eine hierarchisch organisierte Verwaltung, deren Spitzen seit dem frühen 7. Jahrhundert immer in der Hauptstadt Konstantinopel zu finden waren. Von dort ging die religiöse, politische und auch militärische Vereinheitlichung des Reiches aus. Umgekehrt standen den Provinzialen, die sich als Römer, griechische Muttersprachler und Orthodoxe sahen, alle Aufstiegsmöglichkeiten offen.
Mit der Eroberung Anatoliens durch die Seldschuken geriet Byzanz spätestens seit der Schlacht bei Manzikert (1071) in die Defensive. Die Seldschuken drangen bis an die Ägäis vor und gründeten dort Emirate. 1090 gelang es Tzachas, dem Emir von Smyrna, die Insel zu erobern, doch wurde er von der byzantinischen Flotte vertrieben. 1124/25 besetzte eine venezianische Flotte Lesbos, als Venedigs Flotte auf dem Rückweg aus dem Heiligen Land war. Ihre Aufgabe bestand darin, dem Kaiser die Erneuerung eines Handelsvertrages abzuzwingen. Nach Benjamin von Tudela lebten 1165 zehn jüdische Familien in zehn Gemeinden.
Mit der Eroberung Konstantinopels im Verlauf des Vierten Kreuzzugs (1204) fiel die Insel an das Lateinische Kaiserreich, jedoch gelang es einem der Nachfolgereiche des Byzantinischen Reiches, dem Kaiserreich Nikaia 1225, Lesbos zu erobern. Mit der Rückeroberung Konstantinopels 1261 endete die lateinische Periode.
Alexios Philanthropenos, der 1295 in Kleinasien eine Rebellion angeführt hatte, wurde 1323 auf Fürsprache des Patriarchen Jesaias von Kaiser Andronikos II. begnadigt. Ihm gelang die Befreiung von Philadelphia von türkischer Belagerung, und er blieb dort als Gouverneur, bis ihn Andronikos 1326 (oder 1327) als Statthalter nach Lesbos schickte. Doch dessen Nachfolger Andronikos III. enthob ihn 1328 dieses Postens.
Als Lesbos 1335 von einer Lateinertruppe unter dem genuesischen Herrn von Phokaia, Domenico Cattaneo, im Bund mit Nicolò I. von Naxos, eingenommen wurde, eroberte eine Flotte unter dem Kommando von Philanthropenos die Insel für den Kaiser zurück. Die Besatzung der Festung ergab sich allerdings erst im November 1336. Einen neuerlichen Angriff der Türken verhinderten Geldzahlungen. Philanthropenos blieb Gouverneur und starb auf Lesbos vermutlich in den 1340er Jahren.
1354 ging Lesbos als Mitgift der Irene-Maria, Schwester Kaiser Johannes V. an den genuesischen Patrizier Francesco Gattilusio als Dank für dessen Waffenhilfe im Kampf gegen den Johannes VI. Kantakuzenos. Dabei blieb sie jedoch byzantinisches Territorium. Die Herrschaft der Gattilusio endete 1462 mit der Eroberung der Insel durch die Osmanen unter Mehmed II. Bereits 1450 war es zu einem Flottenunternehmen gegen Kallone gekommen. 1462 wurde etwa ein Drittel der Bewohner nach Konstantinopel deportiert. Lesbos wurde von den Türken nach der Hauptstadt der Insel Mitylene nunmehr „Midillü“ genannt, heute türkisch Midilli Adası.
Osmanische Zeit
Die osmanische Zeit ist wenig erforscht. „Castro“, wie die Hauptstadt im 19. Jahrhundert noch vielfach genannt wurde, hatte um 1800 etwa 10.000 Einwohner, „wovon die Türken beiläufig den 5ten Theil ausmachen“, wie William Wittman berichtet.
1463 eroberte Venedig nach der türkischen Eroberung des Peloponnes die Inseln Tenedos und Lesbos, 1473 attackierte eine venezianische Flotte Lesbos, woraufhin osmanische Streitkräfte einen Gegenangriff begannen, der 1470 zur Eroberung des bis dahin venezianischen Negroponte und 1479 des albanischen Shkodra führte.
Aus der lesbischen Hauptstadt stammte auch Hızır, bekannter als Khair ad-Din Barbarossa, der dort um 1478 geboren wurde. Sein Vater Yakub, ein ehemaliger Janitschar oder Sipahi-Soldat, ein zum Islam konvertierter Grieche, hatte sich nach 1462 auf der Insel niedergelassen. Dort heiratete er Catalina, die Witwe eines griechischen Priesters. Gemeinsam hatten sie zwei Töchter und vier Söhne, von denen der spätere gefürchtete Korsar Hızır der jüngste war. Er half seinem Vater lange in der familieneigenen Töpferei, doch um 1500 verließen Hızır und sein vier Jahre älterer Bruder Oruç die Insel in Richtung Nordwestafrika, wo es Hızır gelang, eine eigene Herrschaft zu erringen. Als er in Bedrängnis geriet, begann er für die Osmanen zu kapern und es gelang ihm 1525 und 1534, Algier und Tunis zu erobern.
Mit Solomon Abenayisch (1520 bis 1603) wurde ein sephardischer Jude dux von Lesbos. Geboren wurde er als Alvaro Mendes. Er war ein bedeutender Fürsprecher der anti-spanischen Flottenpolitik.
Ab 1825 entstand in Mytilini eine Mosche, die Yeni Cami, was nichts anderes als Neue Moschee bedeutet. Sie wurde vom Gouverneur (nazır) Kulaksızzade Mustafa Ağa in Auftrag gegeben. Dort wurden, nachdem die Türken die Insel 1912 verlassen mussten, griechische Flüchtlinge untergebracht.
Ein eher berüchtigter Lesbier aus osmanischer Zeit war Cemal Pascha, der im Mai 1872 im seinerzeitigen Midilli-Mytilini geboren wurde. Er war der Sohn eines Militärarztes. Als junger Offizier schloss er sich der jungtürkischen Bewegung an, die die grundlegende Erneuerung des türkischen Staatswesens verfolgte. Gemeinsam mit Ziya Gökalp und Mehmet Talaat war er einer der Gründer des Komitees für Einheit und Fortschritt, das sich die Übernahme der Staatsmacht zum Ziel setzte. 1908 übernahm die Bewegung im Zuge der Jungtürkischen Revolution die Macht. Mit dem Putsch von 1913 stieg Cemal zusammen mit Talaat Bey und Enver Pascha zu einem Triumvirat auf. Cemal wurde 1914 Marineminister, als Militärbefehlshaber und Generalgouverneur von Syrien war er mitverantwortlich für den 1915 von der Regierung angeordneten Völkermord an den Armeniern, denen er als „Aufseher des Völkermords“ gilt. Cemal wurde, 1919 in Abwesenheit wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt, 1922 ermordet.
Weltkriegszeit
Die Insel wurde Ende 1912 im Zuge der Balkankriege von griechischen Truppen unter Pavlos Koundouriotis fast widerstandslos erobert und nach dem Ersten Weltkrieg durch die Verträge von Sèvres und von Lausanne endgültig Griechenland zugesprochen. Auf Lesbos lebten damals nur noch wenige Türken. Mit der Befreiung begann eine Periode der Abschiebung.
Die Jahre 1913 bis 1922 werden oft als die „kleinasiatische Katastrophe“ bezeichnet. Tausende Griechen waren gezwungen, die kleinasiatische Küste zu verlassen; die Türken – im Umkehrschluss – mussten Griechenland verlassen. Einigen Schätzungen zufolge kamen über 50.000 Flüchtlinge allein nach Lesbos. Die ohnehin schon ärmliche Einwohnerschaft teilte mit den Flüchtlingen, die alles zurücklassen mussten, was noch vorhanden war. Auch die Weltwirtschaftskrise traf die Insel hart.
Während des Exodus von Griechen aus Kleinasien nach 1923 war Lesbos ein nahe gelegener Fluchtort, und Zehntausende wurden dort sesshaft. Premierminister Eleftherios Venizelos war im Mai 1916 in einer Nachwahl auf der Insel mit überwältigender Mehrheit gewählt worden. Nach der für ihn und seine Partei enttäuschenden Parlamentswahl am 14. November 1920 emigrierte er nach Paris. Der kleinasiatische Feldzug, den seine Nachfolger fortsetzten, endete mit dem Verlust der in Sèvres gewonnenen ostthrakischen und kleinasiatischen Provinzen und der Vertreibung der dort und im übrigen Kleinasien ansässigen Griechen. Die Türken auf Lesbos mussten sich in Ayvalık (Quittenstadt) eine neue Heimat suchen. 1932 wurde der Flughafen Mytilini fertiggestellt. Er ging 1948 in Betrieb.
Im Zweiten Weltkrieg begann die Wehrmacht am 6. April 1941 einen Angriff auf Jugoslawien und Griechenland. Griechenland kapitulierte am 23. April 1941. Am 27. April besetzten Wehrmachttruppen Athen und am 4. Mai 1941 Lesbos. Im Januar 1942 wurde in Mytilini die Ortskommandantur 982 für den Bereich dieser Inseln eingesetzt; dem „Befehlshaber Saloniki-Ägäis“ waren auch Milos, Limnos, Chios und die Nördlichen Sporaden unterstellt. Die Versorgungslage war Ende 1941 katastrophal. Generalleutnant Curt von Krenzki kabelte nach Berlin, schon seit 40 Tagen sei kein Brot mehr ausgegeben worden. Im Januar 1942 entstand zwar eine kommunistische Befreiungsbewegung, doch war sie eher das Werk lokaler Honoratioren, eines Offiziers, eines Venizelos-Abgeordneten, dann eines Großgrundbesitzers und des Inhabers einer Seifenfabrik. Ihr gemäßigt sozialreformerisches Programm veranlasste sie dazu, sich in die Volksbefreiungsarmee einzugliedern. Insgesamt wurden während der 40 Monate deutscher Besatzung, die am 10. September 1944 endete, 42 Menschen hingerichtet; die ersten drei am Hafen von Mytilini, die späteren – um Öffentlichkeit zu vermeiden – am Tzamakia-Strand. Dort wurde 1945 eine Gedenkstätte errichtet. Seit 2016 kennzeichnet eine zusätzliche Tafel den Ort als Platz des „Historischen Gedenkens“.
Moderne Zeit
Von 1967 bis 1974 unterstand Griechenland einer Militärdiktatur – der Junta. Viele Inselbewohner waren Anhänger und Verfechter der politisch linken Seite; die rechtsstehende Junta erschwerte vielen Leswioten das Leben. Als die Demokratie, deren Wiege in Griechenland stand, im Land schließlich wiederhergestellt war, stieg auch die allgemeine Entwicklung stetig an, die 1981 in der EU-Mitgliedschaft und 2001 in der EU-Währungsunion gipfelte. Der Tourismus entwickelte sich langsam ab den 80’er Jahren. Heute leben über 90.000 Menschen auf dieser großen Insel.
Auf der Insel (ebenso auf einigen Nachbarinseln, insbesondere Kos) kamen ab dem Frühjahr 2015 täglich mehrere hundert Flüchtlinge an, viele von ihnen aus Syrien. Sie wurden von 'Leuten mit Booten' von der Türkei auf die Insel gebracht. Im September 2015 warteten rund 11.000 Menschen darauf, auf das griechische Festland weiterreisen zu dürfen. Die Insel erlangte als ein Symbol der Flüchtlingskrise in Europa internationale Medienaufmerksamkeit.
Nachdem die Balkanroute weitgehend geschlossen worden war und die Türkei Maßnahmen ergriffen hatte, um die illegale Migration von der Türkei in die EU zu verhindern, landeten bis Sommer 2019 deutlich weniger Flüchtlinge auf Lesbos. Doch im Juli und August 2019 landeten etwa 12.000 Personen mit Booten auf den griechischen Inseln. Das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos war ab August mit dem Vierfachen seiner Aufnahmekapazität überbelegt. Im September trat Yannis Balpakakis von seinem Amt zurück, der das Lager seit 2016 geleitet hatte. Ende Januar 2020 zählte man bereits 19.000 Menschen in Moria, das nur für 3000 Flüchtlinge ausgelegt war. Damit ist Moria Europas größtes Flüchtlingslager. Um weitere Boote fernzuhalten wurde ein schwimmendes Schutzsystem vor der Ostküste der Insel angekündigt.
Im Zuge des syrischen Bürgerkriegs ließ die türkische Regierung im Februar und März 2020 nach dem Bruch des EU-Türkei-Abkommens die Grenzen für Flüchtlinge öffnen, was zu einem Anstieg der Flüchtlingszahlen auch nach Lesbos führte. Daraufhin schloss Griechenland seine Landgrenzen zur Türkei. Ankommende Flüchtlinge, Journalisten, Polizisten und Mitglieder von Hilfsorganisationen, die nach der Öffnung der Grenzen auf Lesbos waren, wurden ungestraft attackiert. Am 1. März setzte Athen für 30 Tage das Asylrecht aus und ließ den seither angekommenen Flüchtlingen von der örtlichen Polizeidirektion die Mitteilung zukommen, sie seien „unerwünschte Migranten“ und würden abgeschoben. Anfang September 2020 ereigneten sich zwei Großbrände in dem Lager, das dabei fast vollständig zerstört wurde.
Während der Coronazeit auf Lesbos galten – wie in ganz Griechenland – strenge Maßnahmen. Bereits ab März 2020 gab es Einschränkungen wie das Verbot öffentlicher Versammlungen, Schulschließungen und eine landesweite Ausgangssperre, bei der nur notwendige Wege (zum Beispiel für Arztbesuche oder Lebensmittel) gestattet waren. Maskenpflicht galt im öffentlichen Raum, und Gaststätten sowie kulturelle Einrichtungen wurden geschlossen oder durften nur eingeschränkt arbeiten.
Besonders herausfordernd war die Situation in den Flüchtlingslagern von Lesbos wie Moria, wo Tausende Menschen auf engem Raum lebten. Hier bestand eine erhöhte Gefahr, da medizinische Versorgung und Quarantänemaßnahmen nur sehr begrenzt möglich waren. Unabhängige Hilfsorganisationen hatten während Corona teils eingeschränkten Zugang zu den Lagern.
Die Maßnahmen wurden im Lauf der Zeit gelockert und dann wieder verschärft, ehe sie 2022 endgültig aufgehoben wurden. Lesbos als Tourismusregion war sowohl durch den Rückgang der Besucher als auch durch die besondere Belastung in den Flüchtlingslagern stark betroffen.
Verwaltung
Seit 2011 bildet die Insel die Gemeinde Lesvos, griechisch Δήμος Λέσβου [Dímos Lésbou], den Regionalbezirk Lesbos, Περιφερειακή Ενότητα Λέσβου [Perifereiakí Enotita Lésbou], in der Region Nördliche Ägäis innerhalb der Republik Griechenland.
Herrschaftsgeschichte
- -10. Jahrhundert bis um -600 Lesbische Stadtstaaten (aí tés Lésbou póleis)
- um -600 bis -479 Persisches Reich der Achämeniden (Haxāmaniš)
- -479 bis -338 Lesbische Stadtstaaten (aí tés Lésbou póleis) als Teil des Attischen Seebunds (oi Athenaíoi kai oí sýmmachoi)
- -338 bis -168 Makedonisches Reich (Makedonikē Basileia)
- -168 bis -88 Lesbische Stadtstaaten (aí tés Lésbou póleis) unter Kontrolle der Römischen Republik (Res publica)
- -88 bis -27 Römische Republik (Res publica)
- -27 bis 74 Provinz Asien (Provincia Asia) im Römischen Reich (Imperium Romanum)
- 74 bis 293 Provinz Lykien und Pamphylien (Provincia Lycia et Pamphylia) im Römischen Reich (Imperium Romanum)
- 293 bis 324 Provinz Inseln (Provincia Insulae) im Römischen Reich (Imperium Romanum)
- 324 bis 1355 oströmisches bzw. ab 395 Byzantinisches Reich (Basileia tōn Rhōmaiōn)
- 1355 bis 15. September 1462 Archontie Lesbos (Archontía Lésbou) der Familie Gattilusio unter der Oberhoheit des Byzantinischen Reichs (Basileia tōn Rhōmaiōn)
- 15. September 1462 bis 21. November 1912 Osmanisches Reich (Devlet-i ʿOs̲mānīye)
- 21. November 1912 1912 bis 24. März 1924 Republik Griechenland (Ellinikí Dimokratía)
- 24. März 1924 bis 4. Mai 1941 Königreich Griechenland (Vasíleion tis Elládos)
- 4. Mai 1941 bis 10. Dezember 1944 Deutsches Reich
- 10. Dezember 1944 bis 8. Dezember 1974 Königreich Griechenland (Vasíleion tis Elládos)
- 8. Dezember 1974 bis 31. Dezember 2010 Republik Griechenland (Ellinikí Dimokratía)
- seit 1. Januar 2011 Regionalbezirk Lesbos (Perifereiakí Enótita Lésbou) innerhalb der Region Nördliche Ägäis (Periféria Vóreio Aigaío) in der Republik Griechenland (Ellinikí Dimokratía)
Legislative und Exekutive
Der Gemeinderat von Lesbos, griechisch Δημοτικό Συμβούλιο Δήμου Λέσβου [Dimotikó Symvoúlio Dímou Lésvou], ist Teil der lokalen kommunalen Verwaltung der gesamten Insel Lesbos, die seit der Gebietsreform von 2011 (Kallikratis-Programm) eine einzige Gemeinde bildet. Die Insel Lesbos bildet demnach eine Großgemeinde, griechisch δήμος [dimos], deren Verwaltungssitz die Stadt Mytilene ist.
Der Gemeinderat wird alle fünf Jahre direkt von den Einwohnern gewählt und besteht abhängig von der Bevölkerungszahl aus 31 Mitgliedern, da die Gemeinde Lesbos eine Einwohnerzahl zwischen 30.000 und 60.000 besitzt. Er entscheidet über kommunale Angelegenheiten der Insel und unterstützt den Bürgermeister, der ebenfalls direkt gewählt wird.
Die Gemeinde Lesbos ist in mehrere Gemeindebezirke, griechisch ενοτικές κοινότητες [enotikés kinótites], untergliedert, die früher eigenständige Gemeinden waren, aber keine eigene Vertretung mehr wählen, sondern der zentralen Gemeindeverwaltung unterstehen.
Inseloberhaupt
Höchster Repräsentant der Insel ist der Bürgermeister von Mytilini.
Politische Gruppierungen
Auf Lesbos sind folgende Parteien aktiv:
- Nea Dimokratia (N.D.), konservative Partei, derzeit stärkste Partei in Griechenland
- SYRIZA (Koalition der Radikalen Linken), linke Partei, früher Regierungspartei
- PASOK (Panhellenische Sozialistische Bewegung), sozialdemokratisch
- KKE (Kommunistische Partei Griechenlands), kommunistisch
- Elliniki Lysi (Griechische Lösung), rechtspopulistisch
Justizwesen und Kriminalität
In den letzten Jahren sind auf Lesbos mehrere Gerichtsverfahren gegen Flüchtlingshelfer wegen angeblicher Hilfe zur illegalen Einreise und anderer Vorwürfe wie Dokumentenfälschung, Spionage, Bildung krimineller Organisationen oder Geldwäsche von der griechischen Justiz geführt worden. 2024 wurden zum Beispiel 16 Angeklagte (einschließlich bekannter Aktivisten) von einigen Vorwürfen freigesprochen. Weitere Verfahren wegen schwerer Vorwürfe stehen jedoch noch an. Die Helfer wurden lange Zeit unter starkem juristischem Druck gehalten, was ihre Arbeit sehr erschwerte.
Die griechische Justiz und Behörden bestrafen Geflüchtete häufig hart, besonders wegen Schlepperei. Neue Gesetze erlauben es, auch Migranten ohne Gewinnerzielungsabsicht als Schleuser zu bestrafen. Oft werden Migranten von der Polizei verhört und unter Druck gesetzt, um zum Beispiel Fahrer oder Steuermänner ihrer Überfahrten zu benennen. Diese juristischen Maßnahmen führen zu häufig sehr kurzen Gerichtsverfahren und vielen Verurteilungen.
Es gibt Berichte über Gewalt von Migranten auf Lesbos. So etwa gab es einen Vorfall, bei dem eine Gruppe von angekommenen Migranten von einer anderen Gruppe angegriffen, gefesselt und verletzt wurde, wie Ärzte ohne Grenzen berichteten. Dabei wurden Personen zusammengeschlagen und mit Kabelbindern fixiert, wobei die Angreifer angeblich vorgaben, Ärzte zu sein. Solche Übergriffe sind recht häufig und tragen zur insgesamt prekären Sicherheitslage bei. Dazu kommt, dass die Flüchtlingslager überfüllt sind und die Polizei personell überfordert ist. Insbesondere nachts steigen die Gefahren. Dies führt dazu, dass viele Hilfsorganisationen ihr Personal von der Insel abziehen, wodurch die sowieso schon prekäre Situation noch verschlechtert wird.
Flagge und Wappen
Die Insel Lesbos selbst hat keine offiziell eigenständige, allgemein anerkannte Flagge oder Wappen, die als Symbol für die gesamte Insel gelten, doch gibt es verschiedene Flaggen auf kommunaler Ebene. Die Stadt Mytilini (die Hauptstadt von Lesbos) führt eine blaue Flagge mit dem Wappen bzw. Emblem der Stadt und dem Namen der Kommune. Andere Orte auf Lesbos, wie Gera oder Polichnitos, haben eigene Kommunalflaggen, die häufig ein weißes Feld mit dem jeweiligen kommunalen Emblem zeigen.
Hauptstadt
Hauptstadt der Insel ist Mytilene, griechisch Μυτιλήνη [Mytilíni]. Sie gilt als eine der ältesten Städte Griechenlands mit einer Geschichte, die bis etwa -3000 zurückreicht. Historisch war Mytilini bereits in der Antike das bedeutende politische und wirtschaftliche Zentrum der Insel. Es befand sich auch während der römischen, byzantinischen und osmanischen Zeit im Mittelpunkt der Inselverwaltung. Vor der modernen griechischen Zugehörigkeit (seit 1912) war Lesbos unter osmanischer Herrschaft, und auch damals war Mytilini, türkisch Midilli, die Hauptstadt.
Verwaltungsgliederung
Mit der Umsetzung der Gemeindereform nach dem Kapodistrias-Programm im Jahr 1997 war die Insel Lesbos in 13 Gemeinden mit insgesamt 73 Gemeindebezirken untergliedert. Zum 1. Januar 2011 führte das Kallikratis-Programm die ehemaligen Gemeinden der Insel zur neu geschaffenen Gemeinde Lesvos, griechisch Δήμος Λέσβου [Dimos Lesvou], zusammen. Die bisherigen Gemeinden bilden Gemeindebezirke.
Gemeindebezirk | griechischer Name | Sitz | Fläche (km²) | Einwohner 2001 | Einwohner 2010 | PLZ | Telefon-
vorwahl |
Mytilini | Δημοτική Ενότητα Μυτιλήνης | Mytilini | 107,460 | 36.196 | 37.881 | 811 00 | 22510–2, –4 |
Agia Paraskevi | Δημοτική Ενότητα Αγίας Παρασκευής | Agia Paraskevi | 117,697 | 2628 | 2454 | 811 02 | 22530–3 |
Agiasos | Δημοτική Ενότητα Αγιάσου | Agiasos | 79,924 | 2587 | 2581 | 811 01 | 22520–2 |
Gera | Δημοτική Ενότητα Γέρας | Pappados | 86,350 | 6985 | 6945 | 811 06 | 22510–8 |
Eresos-Antissa | Δημοτική Ενότητα Ερεσού-Αντίσσης | Eresos | 290,947 | 5530 | 5111 | 811 05 | 22530–5 |
Evergetoulas | Δημοτική Ενότητα Ευεργέτουλα | Sykounda | 88,866 | 3336 | 3242 | 811 05 | 22510–9 |
Kalloni | Δημοτική Ενότητα Καλλονής | Kalloni | 241,946 | 8194 | 8073 | 811 07 | 22530–2 |
Loutropolis Thermis | Δημοτική Ενότητα Λουτροπόλεως Θερμής | Loutropolis Thermis | 79,468 | 3809 | 3481 | 811 00 | 22510–7 |
Mandamados | Δημοτική Ενότητα Μανταμάδου | Mandamados | 119,585 | 3210 | 3024 | 811 04 | 22530–6 |
Mithymna | Δημοτική Ενότητα Μήθυμνας | Mithymna | 50,166 | 2433 | 2375 | 811 08 | 22530–7 |
Petra | Δημοτική Ενότητα Πέτρας | Petra | 75,329 | 3749 | 3721 | 811 09 | 22530–4 |
Plomari | Δημοτική Ενότητα Πλωμαρίου | Plomari | 122,452 | 6698 | 6385 | 812 00 | 22520–3 |
Polichnitos | Δημοτική Ενότητα Πολιχνίτου | Polichnitos | 172,629 | 5288 | 5163 | 813 00 | 22520–4 |
Im Folgenden die Verwaltungseinheiten der Insel. Die Einwohnerzahlen stammen aus den Ergebnissen der Volkszählung, 2001, die Gemeindebezirke entsprechen den Gemeinden die von 1997 bis 2010 bestanden.
- Gemeindebezirk Agia Praskevi (Δημοτική Ενότητα Αγίας Παρασκευής, 2.628)
- Ortschaft Agia Praskevi (Δημοτική Κοινότητα Αγίας Παρασκευής, 2.346)
- Agia Praskevi (Αγία Παρασκευή, 2.268)
- Kandri (Καντρί, 32)
- Mesa (Μέσα, 46)
- Ortschaft Napi (Τοπική Κοινότητα Νάπης, 282)
- Napi (Νάπη, 282)
- Ortschaft Agia Praskevi (Δημοτική Κοινότητα Αγίας Παρασκευής, 2.346)
- Gemeindebezirk Agiassos (Δημοτική Ενότητα Αγιάσου, 2.587)
- Ortschaft Agiassos (Δημοτική Κοινότητα Αγιάσου, 2.587)
- Agiassos (Αγιάσος, 2.498)
- Karini (Καρήνη, 18)
- Megali Limni (Μεγάλη Λίμνη, 3)
- Sanatorio (Σανατόριο, 68)
- Ortschaft Agiassos (Δημοτική Κοινότητα Αγιάσου, 2.587)
- Gemeindebezirk Gera (Δημοτική Ενότητα Γέρας, 6.985)
- Ortschaft Mesagros (Δημοτική Κοινότητα Μεσαγρού, 1.048)
- Mesagros (Μεσαγρός, 828)
- Avlonas (Αύλωνας, 67)
- Pyrgi (Πύργοι, 125)
- Fteli (Φτέλι, 28)
- Ortschaft Paleokipos (Δημοτική Κοινότητα Παλαιοκήπου, 1.283)
- Paleokipos (Παλαιόκηπος, 1.248)
- Aglefyros (Αγλέφυρος, 26)
- Evriaki (Ευρειακή, 9)
- Ortschaft Pappados (Δημοτική Κοινότητα Παππάδου, 1.640)
- Pappados (Παππάδος, 1.510)
- Agios Vasilios (Άγιος Βασίλειος, unbewohnte Insel)
- Marmaro(Μάρμαρο, 92)
- Chalatses (Χαλατσές, 38)
- Ortschaft Skopelos (Δημοτική Κοινότητα Σκοπέλου, 2.038)
- Skopelos (Σκόπελος, 1.768)
- Karionas (Καριώνας, 46)
- Langada (Λαγκάδα, 26)
- Ligonari (Λιγονάρι, 35)
- Tarti (Τάρτι, 45)
- Tsafi (Τσάφι, 41)
- Tsilia (Τσίλια, 64)
- Fara (Φαρά, 13)
- Ortschaft Perama (Τοπική Κοινότητα Περάματος, 633)
- Perama (Πέραμα, 633)
- Ortschaft Plakados (Τοπική Κοινότητα Πλακάδου, 343)
- Plakados (Πλακάδος, 327)
- Apidias Lakkos (Απηδιάς Λάκκος, Apidia (Απηδιά, 16)
- Ortschaft Mesagros (Δημοτική Κοινότητα Μεσαγρού, 1.048)
- Gemeindebezirk Eresos-Antissa (Δημοτική Ενότητα Ερεσού-Αντίσσης, 5.530)
- Ortschaft Antissa (Δημοτική Κοινότητα Αντίσσας, 1.340)
- Antissa (Άντισσα, 900)
- Gavvathos (Γαββαθάς, 118)
- Kambos (Κάμπος, 156)
- Lygeri (Λυγερή, 44)
- Moni Agiou Ionnaou Theologou (Μονή Αγίου Ιωάννου Θεολόγου, 17)
- Pedino (Πεδινό, 92)
- Pochis (Πόχης, unbewohnte Insel)
- Tzithra (Τζίθρα, 13)
- Ortschaft Eresos (Δημοτική Κοινότητα Ερεσού, 1.581)
- Eresos (Ερεσός, 1.097)
- Skala Eresou (Σκάλα Ερεσού, 354)
- Chliara (Χλιαρά, 67)
- Christos (Χριστός, 17)
- Psinia (Ψίνια, 46)
- Ortschaft Mesotopos (Δημοτική Κοινότητα Μεσοτόπου, 1.039)
- Mesotopos (Μεσότοπος, 853)
- Podaras (Ποδαράς, 47)
- Tavari (Ταβάρι, 102)
- Chrousos (Χρούσος, 37)
- Ortschaft Vatoussa (Τοπική Κοινότητα Βατούσσης, 570)
- Vatoussa (Βατούσσα, 529)
- Revma (Ρεύμα, 41)
- Ortschaft Pterounda (Τοπική Κοινότητα Πτερούντος, 150)
- Pterounda (Πτερούντα, 150)
- Ortschaft Sigri (Τοπική Κοινότητα Σιγρίου)
- Sigri (Σίγρι, 402)
- Megalonisi (Μεγαλονήσι, unbewohnte Insel)
- Ortschaft Chidira (Τοπική Κοινότητα Χιδήρων)
- Chidira (Χίδηρα, 448)
- Ortschaft Antissa (Δημοτική Κοινότητα Αντίσσας, 1.340)
- Gemeindebezirk Evergetoulas (Δημοτική Ενότητα Ευεργέτουλα, 3.336)
- Ortschaft Asomatos (Τοπική Κοινότητα Ασωμάτου)
- Asomatos (Ασώματος, 328)
- Ortschaft Ippio (Τοπική Κοινότητα Ιππείου, 900)
- Ippio (Ίππειο, 854)
- Kagiani (Καγιάνι, 15)
- Larsos (Λάρσος, 31)
- Ortschaft Kato Tritos (Τοπική Κοινότητα Κάτω Τρίτους, 767)
- Kato Tritos (Κάτω Τρίτος, 712)
- Pigadakia (Πηγαδάκια, 55)
- Ortschaft Keramia (Τοπική Κοινότητα Κεραμείων, 446)
- Keramia (Κεραμεία, 400)
- Agios Georgios (Άγιος Γεώργιος, 46)
- Ortschaft Lambou Myli (Τοπική Κοινότητα Λάμπου Μύλων)
- Lambou Myli (Λάμπου Μύλοι, 164)
- Ortschaft Mychos (Τοπική Κοινότητα Μυχού, 363)
- Mychos (Μυχός, 133)
- Gerania (Γεράνια, 8)
- Koufo Vouno (Κουφό Βουνό, 222)
- Ortschaft Sykounda (Τοπική Κοινότητα Συκούντος, 368)
- Sykounda (Συκούντα, 346)
- Gialou Pigadi (Γιαλού Πηγάδι, 19)
- Skala Sykoundas (Σκάλα Συκούντας, 3)
- Ortschaft Asomatos (Τοπική Κοινότητα Ασωμάτου)
- Gemeindebezirk Kalloni (Δημοτική Ενότητα Καλλονής, 8.194)
- Ortschaft Agra (Δημοτική Κοινότητα Άγρας, 1.030)
- Agra (Άγρα, 990)
- Agios Georgios (Insel) (Άγιος Γεώργιος, 1)
- Apothikes (Αποθήκες, 39)
- Ortschaft Kalloni (Δημοτική Κοινότητα Καλλονής, 2.027)
- Kalloni (Καλλονή, 1.732)
- Moni Panagias Myrsiniotissis Limonos (Μονή Παναγίας Μυρσινιωτίσσης Λειμώνος, 6)
- Petsofas (Πετσοφάς, 289)
- Ortschaft Anemotia (Τοπική Κοινότητα Ανεμότιας)
- Anemotia (Ανεμότια, 534)
- Ortschaft Arisvi (Τοπική Κοινότητα Αρίσβης)
- Arisvi (Αρίσβη, 465)
- Ortschaft Dafia (Τοπική Κοινότητα Δαφίων, 869)
- Dafia (Δάφια, 851)
- Iera Moni Leimonos (Ιερά Μονή Λειμώνος, 18)
- Ortschaft Kerami (Τοπική Κοινότητα Κεραμίου, 1.000)
- Kerami (Κεράμι, 524)
- Skala Kallonis (Σκάλα Καλλονής, 476)
- Ortschaft Parakila (Τοπική Κοινότητα Παρακοίλων)
- Parakila (Παράκοιλα, 926)
- Ortschaft Skalochori (Τοπική Κοινότητα Σκαλοχωρίου, 666)
- Skalochori (Σκαλοχώρι, 581)
- Archea Antissa (Αρχαία Άντισσα, Koulova (Κούλοβα) 39)
- Kalo Limani (Καλό Λιμάνι, 33)
- Balini (Μπαλίνη, 13)
- Ortschaft Filia (Τοπική Κοινότητα Φίλιας, 677)
- Filia (Φίλια, 636)
- Kechrada (Κεχράδα, 41)
- Ortschaft Agra (Δημοτική Κοινότητα Άγρας, 1.030)
- Gemeindebezirk Loutropolis Thermis (Δημοτική Ενότητα Λουτροπόλεως Θερμής, 3.809)
- Ortschaft Loutropolis Thermis (Δημοτική Κοινότητα Λουτροπόλεως Θερμής, 1.113)
- Loutropolis Thermis (Λουτρόπολις Θερμής, 912)
- Agios Georgios (Άγιος Γεώργιος, 37)
- Moni Agiou Rafail (Μονή Αγίου Ραφαήλ, 56)
- Paralia Thermis (Παραλία Θερμής, 108)
- Ortschaft Komi (Τοπική Κοινότητα Κώμης)
- Komi (Κώμη, 227)
- Ortschaft Mistegna (Τοπική Κοινότητα Μιστεγνών, 905)
- Mistegna (Μιστεγνά, 625)
- Skala Mistegnon (Σκάλα Μιστεγνών, 180)
- Toumbes (Τούμπες, 100)
- Ortschaft Nees Kydonies (Τοπική Κοινότητα Νέων Κυδωνιών, 643)
- Nees Kydonies (Νέες Κυδωνίες, 515)
- Xambelia (Ξαμπέλια, 74)
- Skala Neon Kydonion (Σκάλα Νέων Κυδωνιών, 54)
- Ortschaft Pigi (Τοπική Κοινότητα Πηγής)
- Pigi (Πηγή, 502)
- Ortschaft Pyrgi Thermis (Τοπική Κοινότητα Πύργων Θερμής, 419)
- Pyrgi Thermis (Πύργοι Θερμής, 372)
- Panagia (Παναγία, 47)
- Ortschaft Loutropolis Thermis (Δημοτική Κοινότητα Λουτροπόλεως Θερμής, 1.113)
- Gemeindebezirk Mandamados (Δημοτική Ενότητα Μανταμάδου, 3.210)
- Ortschaft Mandamados (Δημοτική Κοινότητα Μανταμάδου, 1.452)
- Mandamados (Μανταμάδος, 1.156)
- Agios Stefanos (Άγιος Στέφανος, 31)
- Aspropotamos (Ασπροπόταμος, 36)
- Langada (Λαγκάδα, 6)
- Palios (Παλιός, 29)
- Pedi Πέδη, 52)
- Taxiarches (Ταξιάρχες, 142)
- Ortschaft Mandamados (Δημοτική Κοινότητα Μανταμάδου, 1.452)
sowie die unbewohnten Inseln (Tomaronisia)
· Aspri Plakouda (Άσπρη Πλακούδα)
· Aspronisia (Ασπρονήσια)
· Mavri Plakouda (Μαύρη Πλακούδα (f. sg))
· Barbalias (Μπαρμπαλιάς)
· Panagia (Παναγιά)
· Tsoukalas (Τσουκαλάς
- Ortschaft Kapi (Τοπική Κοινότητα Κάπης)
- Kapi (Κάπη, 654)
- Limani (Λιμάνι, 0)
- Ortschaft Klio (Τοπική Κοινότητα Κλειούς, 592)
- Klio (Κλειώ, 551)
- Tsonia (Τσόνια, 41)
- Ortschaft Pelopi (Τοπική Κοινότητα Πελόπης)
- Pelopi (Πελόπη, 512)
- Ortschaft Kapi (Τοπική Κοινότητα Κάπης)
- Gemeindebezirk Mythimna (Δημοτική Ενότητα Μήθυμνας, 2.433)
- Ortschaft Mythimna (Δημοτική Κοινότητα Μηθύμνης, 1.667)
- Mythimna (Μήθυμνα, 1.497)
- Vafios (Βαφειός, 147)
- Efthalou (Ευθαλού, 23)
- Ortschaft Argennos (Τοπική Κοινότητα Αργέννου)
- Argennos (Άργεννος, 240)
- Ortschaft Lepetymnos (Τοπική Κοινότητα Λεπετύμνου)
- Lepetymnos (Λεπέτυμνος, 155)
- Ortschaft Sykaminea (Τοπική Κοινότητα Συκαμινέας, 371)
- Sykaminea (Συκαμινέα, 207)
- Skala Sykamineas (Σκάλα Συκαμινέας, 164)
- Ortschaft Mythimna (Δημοτική Κοινότητα Μηθύμνης, 1.667)
- Gemeindebezirk Mytilini (Δημοτική Ενότητα Μυτιλήνης, 36.196)
- Ortschaft Loutra (Δημοτική Κοινότητα Λουτρών, 1.414)
- Loutra (Λουτρά, 1.118)
- Ano Charamida (Άνω Χαραμίδα, 13)
- Skala Loutron (Σκάλα Λουτρών, 251)
- Charamida (Χαραμίδα, 32)
- Ortschaft Moria (Δημοτική Κοινότητα Μόριας, 1.662)
- Moria (Μόρια, 1.207)
- Achlia (Αχλιά, 56)
- Larisos (Λάρισος, 264)
- Marmaro (Μάρμαρο, 135)
- Ortschaft Mytilini (Δημοτική Κοινότητα Μυτιλήνης, 28.879)
- Mytilini (Μυτιλήνη, 27.247)
- Varia (Βαρειά, 1.254)
- Neapolis (Νεάπολις, 198)
- (Πλιγόνι Pligoni, 180)
- Ortschaft Pamfilia (Δημοτική Κοινότητα Παμφίλων (Παμφύλλων), 1.308)
- Pamfilia (Πάμφιλα, 1.247)
- Niselia (Νησέλια, 39)
- Paralia (Παραλία, 22)
- Ortschaft Agia Marina (Τοπική Κοινότητα Αγίας Μαρίνης, 732)
- Agia Marina (Αγία Μαρίνα, 426)
- Agia Paraskevi (Αγία Παρασκευή, 212)
- Agrilia Kratigou (Αγριλιά Κρατήγου, 94)
- Ortschaft Alyfanda (Τοπική Κοινότητα Αλυφαντών, 638)
- Alyfanda (Αλυφαντά, 509)
- Kedro (Κέδρο, 74)
- Utza (Ουτζά, 4)
- Pyrgi (Πυργί, 51)
- Ortschaft Afalonas (Τοπική Κοινότητα Αφάλωνος)
- Afalonas (Αφάλωνας, 514)
- Ortschaft Panagiouda (Τοπική Κοινότητα Παναγιούδας)
- Panagiouda (Παναγιούδα, 705)
- Ortschaft Taxiarches (Τοπική Κοινότητα Ταξιαρχών)
- Taxiarches (Ταξιάρχες, 344)
- Ortschaft Loutra (Δημοτική Κοινότητα Λουτρών, 1.414)
- Gemeindebezirk Petra (Δημοτική Ενότητα Πέτρας, 3.749)
- Ortschaft Oetra (Δημοτική Κοινότητα Πέτρας, 1.305)
- Petra (Πέτρα, 1.246)
- Agios Georgios (Άγιος Γεώργιος, unbewohnte Insel)
- Miradellia (Μιραδέλλια, 30)
- Petri (Πετρί, 29)
- Ortschaft Skoutaros (Δημοτική Κοινότητα Σκουτάρου, 1.100)
- Skoutaros (Σκουτάρος, 967)
- Ambelia (Αμπέλια, 0)
- Anaxos Skoutarou (Άναξος Σκουτάρου, 133)
- Ortschaft Stypsi (Δημοτική Κοινότητα Στύψης)
- Stypsi (Στύψη, 1.024)
- Ortschaft Lafionas (Τοπική Κοινότητα Λαφιώνας)
- Lafionas (Λαφιώνας, 224)
- Ortschaft Ypsilometopo (Τοπική Κοινότητα Υψηλομετώπου)
- Ypsilometopo (Υψηλομέτωπο, 96)
- Ortschaft Oetra (Δημοτική Κοινότητα Πέτρας, 1.305)
- Gemeindebezirk Plomari (Δημοτική Ενότητα Πλωμαρίου, 6.698)
- Ortschaft Plomari (Δημοτική Κοινότητα Πλωμαρίου, 3.673)
- Plomari (Πλωμάρι, 3.377)
- Agios Isidoros (Άγιος Ισίδωρος, 263)
- Ano Chorio (Άνω Χωριό, 9)
- Kato Chorio (Κάτω Χωρίο, 17)
- Kournela (Κουρνέλα, 2)
- Mesouna (Μέσουνα, 5)
- Ortschaft(Τοπική Κοινότητα Ακρασίου, 445)
- Akrasi (Ακράσιον, 410)
- Drota (Δρότα, 7)
- ParaliaDrotas (Παραλία Δρότας, 28)
- Ortschaf Ambeliko (Τοπική Κοινότητα Αμπελικού)
- Ambeliko (Αμπελικό, 230)
- Ortschaft Megalochori (Τοπική Κοινότητα Μεγαλοχωρίου, 455)
- Megalochori (Μεγαλοχώρι, 447)
- Spides (Σπίδες,, 8)
- Ortschaft Neochori (Τοπική Κοινότητα Νεοχωρίου)
- Neochori (Νεοχώρι, 302)
- Ortschaft Paleochori (Τοπική Κοινότητα Παλαιοχωρίου, 530)
- Paleochori (Παλαιοχώρι, 501)
- Melinda (Μελίντα, 25)
- Pachidi (Ραχίδι, 4)
- Ortschaft Plagia (Τοπική Κοινότητα Πλαγιάς, 723)
- Plagia (Πλαγιά, 640)
- Agia Varvara (Αγία Βαρβάρα, 46)
- Evangelistria (Ευαγγελίστρια, 25)
- Milees (Μηλέες, 12)
- OrtschaftTrygonas (Τοπική Κοινότητα Τρύγονα, 340)
- Trygonas (Τρύγονας, 339)
- Kolymvatera (Κολυμβάτερα, 1)
- Ortschaft Plomari (Δημοτική Κοινότητα Πλωμαρίου, 3.673)
- Gemeindebezirk Polichnitos (Δημοτική Ενότητα Πολιχνίτου, 5.288)
- Ortschaft Polichnitos (Δημοτική Κοινότητα Πολιχνίτου, 2.975)
- Polichnitos (Πολιχνίτος, 2.763)
- Girokomio Lamandriou (Γηροκομείο Λαμανδρίου, 2)
- Nyfida (Νυφίδα, 95)
- Skala (Σκάλα, 115)
- Ortschaft Vasilika (Τοπική Κοινότητα Βασιλικών, 608)
- Vasilika (Βασιλικά, 557)
- Agios Pavlos (Άγιος Παύλος, 26)
- Achladeri (Αχλαδερή, 25)
- Ortschaft Vrisa (Τοπική Κοινότητα Βρίσας, 999)
- Vrisa (Βρίσα, 798)
- Agios Fokas (Άγιος Φωκάς, 29)
- Vatera (Βατερά, 172)
- Ortschaft (Τοπική Κοινότητα Λισβορίου, 562)
- Lisvori (Λισβόρι, 516)
- Thermopiges (Θερμοπηγές,, 4)
- Livadia (Λιβάδια, 16)
- Skamioudi (Σκαμιούδι, 26)
- Ortschaft Stavros (Τοπική Κοινότητα Σταυρού, 144)
- Stavros (Σταυρός, 79)
- Kato Stavros (Κάτω Σταυρός, 65)
- Ortschaft Polichnitos (Δημοτική Κοινότητα Πολιχνίτου, 2.975)
Verwaltungseinheiten:
13 Δήμους [dímous] (Gemeinden)
73 Δημοτική Ενότητα [dimotikí enotéta] (Germeindebezirke)
Bevölkerung
Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 1.635,998 km².
Bevölkerungsentwicklung:
Jahr Einwohner Dichte (E/km²)
1500 40 000 24,45
1750 60 000 36,67
1800 75 000 45,84
1850 101 000 61,74
1875 115 000 70,29
1900 125 000 76,41
1913 140 836 86,09
1928 140 000 85,57
1951 126 924 77,58
1961 117 371 71,74
1971 97 068 59,33
1981 88 601 54,16
1991 87 151 53,27
1992 87 350 53,39
1993 87 600 53,55
1994 87 900 53,73
1995 88 200 53,91
1996 88 500 54,10
1997 88 800 54,28
1998 89 100 54,47
1999 89 400 54,65
2000 89 700 54,83
2001 89 935 54,97
2002 90 100 55,07
2003 90 300 55,21
2004 90 700 55,44
2005 90 650 55,41
2006 90 634 55,41
2007 90 436 55,28
2008 90 000 55,00
2009 89 000 54,40
2010 88 000 53,79
2011 86 436 52,83
2012 85 330 52,16
2013 85 000 51,96
2014 84 500 51,65
2015 84 200 41,47
2016 84 000 41,35
2017 83 700 51,12
2018 83 500 51,00
2019 83 300 50,92
2020 83 200 50,86
2021 83 068 50,78
2022 83 755 51,20
2023 83 800 51,22
Volksgruppen
Die ethnische Zusammensetzung von Lesbos ist seit Jahrhunderten vorwiegend griechisch. Neben den Einheimischen gibt es auf Lesbos seit der Flüchtlingskrise ab 2015 eine bedeutende Zahl von Flüchtlingen und Migranten, die aus verschiedenen Ländern, vor allem aus Syrien, Afghanistan und anderen Krisenregionen, auf der Insel ankommen. Diese Gruppen stellen jedoch keine traditionelle Bevölkerungsgruppe auf Lesbos dar, sondern sind eher als neu zugewanderte und meist temporär dort lebende Menschen zu sehen.
Sprachen
Auf Lesbos wird hauptsächlich ein eigener Dialekt des Neugriechischen gesprochen, der als lesbischer Dialekt bekannt ist. Dieser Dialekt gehört zu den nordgriechischen Dialekten und weist einige besondere sprachliche Merkmale auf, darunter auch romanischen Einfluss auf Wortschatz und Grammatik. Der lesbische Dialekt ist sprachlich mit der Koine verwandt, entwickelt sich jedoch eigenständig und wird von der lokalen Bevölkerung als ihre Muttersprache gepflegt.
Neben dem lesbischen Dialekt wird natürlich auch das Standard-Neugriechisch verstanden und gesprochen, da Lesbos Teil Griechenlands ist. In touristischeren Bereichen und bei Kontakt mit Besuchern wird vielfach auch Englisch gesprochen, um sich verständlich zu machen. Aufgrund der geografischen Nähe zu Kleinasien gibt es in der Region auch Kontakte mit türkischer Sprache, vor allem im Tourismus; türkische Touristen sprechen auch Türkisch auf der Insel.
Religion
Auf Lesbos ist die vorherrschende Religion das griechisch-orthodoxe Christentum. Die Insel gehört kirchlich zur Metropolis von Mytilini, Eressos und Plomariou, die Teil der Kirche Griechenlands ist, aber formal unter der Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel steht. Die griechisch-orthodoxe Kirche prägt die religiöse Landschaft der Insel seit der Christianisierung, die auf Apostel Paulus im 1. Jahrhundert zurückgeht.
Während der osmanischen Zeit ab 1462 gab es eine bedeutende muslimische Gemeinschaft auf Lesbos, doch heute machen Christen die weitaus überwiegende Mehrheit der Bevölkerung aus. Die orthodoxen Kirchen und Klöster wie das Kloster Limonos bei Kalloni, das Agios Therapon in Mytilini oder das Kloster in Agiassos spielen eine zentrale Rolle im religiösen und kulturellen Leben der Insel.
Religiöse Feste und Pilgerstätten sind für die Inselbewohner von zentraler Bedeutung. Eine bekannte Heilige der Insel ist Theoctiste von Lesbos, eine orthodoxe Heilige, die insbesondere von der orthodoxen Kirche verehrt wird. Die religiöse Identität auf Lesbos ist eng mit der griechisch-orthodoxen Tradition verbunden, die auch heute noch eine prägende Kraft ist.
Siedlungen
Die größten Städte sind der Hauptort der Insel Mytilini sowie Kalloni, Mithymna, Plomari, Agiassos und Petra. Mytilene (Mytilini) ist die Hauptstadt der griechischen Insel Lesbos und liegt am südöstlichen Ende der Insel an einer Bucht. Die Stadt ist amphitheatralisch über sieben Hügel verteilt und beeindruckt durch eine reiche historische und kulturelle Bedeutung. Sie war bereits in der Antike eine bedeutende Hafenstadt und wirtschaftliches Zentrum der Insel.
Ein charakteristisches Wahrzeichen von Mytilini ist die byzantinische Burg, die die Ostseite der Stadt überragt. Diese Festung wurde auf antiken Ruinen errichtet, unter anderem durch den byzantinischen Kaiser Justinian, und stellt mit einer Größe von 164 Metern das größte mittelalterliche Kastell in Griechenland dar. Rund um den Hafen befinden sich wichtige Gebäude wie das Präfekturgebäude, das Rathaus und die Gerichtshöfe. Die Altstadt zeichnet sich durch traditionelle Architektur und enge, gepflasterte Straßen aus.
Weitere bedeutende Bauwerke sind das antike Theater von Mytilini aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., das mit etwa 15.000 Plätzen eines der größten Theater Griechenlands ist und für seine hervorragende Akustik berühmt ist. Auch das römische Aquädukt nahe der Siedlung Moria sowie die Kirche Agios Therapon und die Metropole mit ihrer charakteristischen Architektur gehören zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Historisch war Mytilini ein Zentrum kultureller und politischer Entwicklungen. Es war die Heimat großer Dichterinnen wie Sappho und Stätten wie die Philosophenschule, an der Aristoteles lehrte, befanden sich auf der Insel. Mytilini spielte in der Antike eine wichtige Rolle im Attischen Seebund und war zeitweise eine bedeutende maritim-politische Macht. Die Stadt durchlief viele Herrschaftsphasen, einschließlich byzantinischer, genuesischer und osmanischer Besatzungen, bevor Lesbos 1912 endgültig zu Griechenland gehörte.
Die Kleinstadt Kalloni dient als Verwaltungssitz der Gemeinde Dytiki Lesvos. Besonders bekannt sind die Salzlagunen am Golf, die ganzjährig von Flamingos und anderen exotischen Vögeln wie Reihern und Schwarzstörchen bevölkert werden. Rund um die Salzseen gibt es Vogelbeobachtungstürme, die Ornithologen und Naturfreunde anziehen. In der Nähe befindet sich auch das Männerkloster Moni Limonos, ein religiös und kulturell bedeutender Komplex mit etwa 40 Kirchen, der auf den Ruinen eines byzantinischen Klosters aus dem 16. Jahrhundert errichtet wurde.
Das Städtchen Kalloni ist geprägt von einer Mischung aus alten und neuen Gebäuden in traditioneller Bauweise und verfügt über Tavernen, Geschäfte, eine Polizeistation und Ärzte. Der Ort ist ein lebendiger, authentischer Handels- und Verwaltungspunkt, wobei der Tourismus eher eine untergeordnete Rolle spielt. Am nahegelegenen Hafenort Skala Kallonis können Besucher in gemütlichen Tavernen und Beach Bars entspannen, während sie die lokale Sardinen-Kulinarik genießen. Die Gegend ist auch beliebt für Wanderungen zu Wasserfällen und zu interessanten Naturformationen.
Mithymna, auch bekannt als Molyvos, ist eine der malerischsten und historisch bedeutendsten Städte auf Lesbos. Sie liegt im Nordwesten der Insel an der Küste und ist berühmt für ihre gut erhaltene mittelalterliche Burg, die auf einer steilen Klippe thront und einen beeindruckenden Blick auf das Ägäische Meer bietet. Die Altstadt von Mithymna hat enge Gassen, traditionelle Häuser mit Steindächern und einen charmanten Hafen mit Tavernen und Cafés. Historisch war Mithymna ein wichtiger Hafen- und Handelsort, der in der Antike und im Mittelalter eine bedeutende Rolle spielte und oft mit der Insel Lesbos und ihrer Kultur verbunden wurde. Heute ist die Stadt ein beliebtes Touristenziel, das Tradition und Geschichte bewahrt und gleichzeitig ein lebendiges kulturelles Leben mit Festivals und Veranstaltungen bietet.
Plomari liegt an der Südküste von Lesbos und ist die drittgrößte Stadt der Insel. Bekannt ist Plomari vor allem als Zentrum der Ouzoproduktion, wo der "Ouzo von Plomari" mit geschützter Ursprungsbezeichnung hergestellt wird. Das Dorf hat eine lange Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, als es vom alten, etwas weiter im Landesinneren liegenden Plomari an die Küste verlegt wurde. Die Stadt hat sich seither als bedeutendes Handwerks- und Wirtschaftszentrum entwickelt, mit verschiedenen Ouzo-Brennereien wie Giannatsi, Barbayanni, Arvaniti und Pitsiladi. Neben dem Ouzo-Museum und dem Barbayanni Distillery Museum zieht Plomari Besucher auch mit seiner Lage am Meer, malerischen Hafengassen und lokalen Tavernen an, in denen man traditionelle Fischgerichte genießen kann. Die Umgebung ist geprägt von Olivenhainen und bergigem, teilweise waldreichem Gelände, das ins Olympos-Massiv übergeht.
Agiassos, auch Agiasos geschrieben, ist ein traditionelles Bergdorf nordwestlich von Mytilini. Es ist bekannt für seine lebendige Volkskunst, besonders Holzschnitzerei und Ikonenmalerei, sowie für seine religiöse Bedeutung. Das Dorf besitzt eine reiche orthodox-christliche Tradition mit einer berühmten Basilika, die Pilger aus der ganzen Insel anzieht. Agiassos bewahrt seinen authentischen Charakter mit engen, kopfsteingepflasterten Gassen, traditionellen Handwerksbetrieben und einer dörflichen Atmosphäre. Die Dorfgemeinschaft ist stark geprägt von orthodoxem Glauben und lokalen Festen, die Besucher mit traditionellen Tänzen, Volksmusik und Märkten erleben können.
Petra ist ein Hafenort an der Nordwestküste von Lesbos und erhielt seinen Namen wegen eines markanten Felsens („Petra“), der im Meer steht und eine kleine Kapelle beherbergt, die über eine Treppe erreichbar ist. Der Ort verbindet Strandleben mit touristischer Infrastruktur, wie Tavernen, Cafés und kleinen Hotels. Petra ist vor allem im Sommer ein lebhafter Badeort, bietet aber auch kulturelle Highlights wie das Kloster des Heiligen Raphael und traditionelles Inselleben in einer malerischen Umgebung. Die Ruhe der Landschaft mit Böschungen und Olivenhainen sowie der Blick aufs Ägäische Meer machen Petra zu einem charmanten Ziel.
Die Einwohnerzahlen der Gemeindebezirke entwickelten sich wie folgt:
Gemeindebezirk | 1991 | 2001 | 2010 |
Mytilini | 32 146 | 36 196 | 37 881 |
Agia Paraskevi | 2 788 | 2 628 | 2 454 |
Agiasos | 2 988 | 2 587 | 2 581 |
Gera | 6 958 | 6 985 | 6 945 |
Eresos-Antissa | 5 620 | 5 530 | 5 111 |
Evergetoulas | 3 308 | 3 336 | 3 242 |
Kalloni | 8 462 | 8 194 | 8 073 |
Loutropolis Thermis | 3 341 | 3 809 | 3 481 |
Mandamados | 3 226 | 3 210 | 3 024 |
Mithymna | 2 359 | 2 433 | 2 375 |
Petra | 3 603 | 3 749 | 3 721 |
Plomari | 6 612 | 6 698 | 6 385 |
Polichnitos | 5 729 | 5 288 | 5 163 |
Verkehr
Die Insel ist von mehreren Straßen durchzogen. Außerdem gibt es hier mehrere Häfen und einen Flughafen.
Straßenverkehr
Der Straßenverkehr auf Lesbos ist gut organisiert und das Straßennetz der Insel gut ausgebaut. Die meisten Hauptstraßen sind asphaltiert, mit Ausnahme einiger Abschnitte im südlichen Teil, zum Beispiel zwischen Plomári und Vaterá, wo noch keine durchgehende Straße existiert. Im Südteil führen die Straßen oft durch schwieriges, bergiges Gelände mit tiefen Schluchten, was längere Umwege erforderlich machen kann.
Öffentliche Verkehrsmittel bestehen hauptsächlich aus einem Busnetz (KTEL), das vor allem auf Mytilíni und die Hauptstrecken ausgerichtet ist. Querverbindungen zwischen entlegeneren Orten sind rar und werden außerhalb der touristischen Hochsaison stark reduziert. Taxis sind ebenfalls verbreitet, allerdings teurer und manchmal bieten sie auch Fahrgemeinschaften an.
Für mehr Flexibilität und Erkundungen eignen sich Motorroller, Zweiräder oder vor allem Mietwagen und Jeeps, die in den größeren Orten verfügbar sind. Autofahrer sollten nationale Führerscheine, Fahrzeugschein und empfiehlt sich die Grüne Versicherungskarte mitführen. Die Verkehrsregeln auf der Insel entsprechen den griechischen Standards: 50 km/h innerorts, 90 km/h außerorts, Promillegrenze 0,5 (für Fahranfänger 0,2). Radarkontrollen und hohe Bußgelder für Regelverstöße sind üblich.
Tankstellen sind größtenteils in den größeren Orten vorhanden, im Nordosten und Westen der Insel kann es allerdings längere Strecken ohne Möglichkeit zum Tanken geben, etwa zwischen Skála Sikaminéas und Kápi oder in Ántissa/Eressós.
Schiffsverkehr
Der Schiffsverkehr zu und von Lesbos ist gut entwickelt und verbindet die Insel regelmäßig mit dem griechischen Festland und anderen Inseln der Ägäis. Der wichtigste Hafen auf Lesbos ist Mytilini, die Hauptstadt der Insel, die die meisten Fährverbindungen bedient. Zusätzlich gibt es noch den kleineren Hafen in Sigri an der Nordwestküste. Wichtige Verbindungen im Fährverkehr sind:
- Von Athen (Piräus) nach Lesbos (Mytilini), täglich 1-2 Fähren, Fahrtdauer etwa 12 bis 18 Stunden, oft über Nacht, betrieben von Blue Star Ferries, Ticketpreis zirka 43 Euro.
- Von Kavala im Norden Griechenlands nach Lesbos, mehrere Verbindungen pro Woche mit Fahrtdauer zirka 7 Stunden, Preis zirka 28 Euro.
- Von Thessaloniki gibt es je nach Saison 1-3 Verbindungen pro Woche, Fahrtdauer 7 bis 13 Stunden.
- Von der türkischen Küste, speziell von Ayvalık, gibt es im Sommer etwa 10 Überfahrten pro Woche mit einer Fahrzeit von zirka 50 Minuten bis 1,5 Stunden.
Weitere direkte Fährverbindungen bestehen zu anderen Inseln der Nordägäis wie Chios, Ikaria, Limnos, Samos, sowie zu einigen Kykladeninseln wie Mykonos und Syros. Die Fähren verfügen meistens über Fahrzeugdecks, so dass Autos mitgenommen werden können, und es werden Kabinen angeboten, speziell für die längeren Überfahrten.
Flugverkehr
Der Internationale Flughafen Mytilini „Odysseas Elytis“ (alternativ auch Flughafen Lesbos, griechisch Κρατικός Αερολιμένας Μυτιλήνης) ist ein Internationaler Flughafen. Er liegt 1 km südlich von Neapoli und 8 km südöstlich von der namensgebenden Stadt Mytilini. Betreiber des Flughafens ist Fraport Greece. Der Flughafen besitzt eine rund 2400 m lange Start- und Landebahn mit der Ausrichtung 14/32. Im Jahr 2019 nutzten 496.577 Passagiere den Flughafen. Der Flughafen wurde 1932 fertiggestellt und 1948 in Betrieb genommen. 1980 landete der erste Charterflug. Im Dezember 2015 wurde die Privatisierung des Flughafens Mytilini und 13 weiterer griechischer Regionalflughäfen mit der Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen dem Joint Venture zwischen der Fraport AG und der Copelouzos Group und dem staatlichen Privatisierungsfonds abgeschlossen. Die Konzession hat eine Laufzeit von 40 Jahren ab dem Zeitpunkt der Betriebsübernahme am 11. April 2017 und umfasst die Festlandflughäfen Thessaloniki, Aktion und Kavala sowie die Flughäfen auf den Inseln Kreta (Chania), Kefalonia, Korfu, Kos, Mykonos, Mytilini, Rhodos, Samos, Santorin, Skiathos und Zakynthos. Der von der Fraport AG errichtete neue Terminal ist seit dem 6. Februar 2020 in Betrieb.
Airlines | Ziele |
Astra Airlines | Athen, Thessaloniki, saisonal: München |
Aviolet | saisonal (Charter): Belgrad |
Austrian Airlines | saisonal: Wien |
Corendon Dutch Airlines | saisonal: Amsterdam |
Enter Air | saisonal: Katowice, Warschau-Chopin |
Eurowings | saisonal: Wien |
Finnair | saisonal: Helsinki |
Germania | saisonal: Düsseldorf (ab 26. Juni 2018), München (ab 30. Juni 2018 |
Jet Time | saisonal: Aalborg |
Olympic Air | Athen, Thessaloniki |
Aegean Airlines | Athen |
Scandinavian Airlines | saisonal: Oslo-Gardemoen (Charter) |
SkyExpress | Chios, Limnos, Rhodos, Samos, saisonal: Heraklion |
SmartWings | saisonal: Prag (ab 5. Juni 2018) |
Thomas Cook Airlines | saisonal: Birmingham, London-Gatwick, Manchester |
Thomas Cook Airlines Scandinavia | saisonal: Kopenhagen, Oslo-Gardermoen |
transavia | saisonal: Amsterdam |
Travel Service | saisonal: Brünn, Ostrava, Prag (alle Charter) |
Travel Service Polska | saisonal: Katowice (Charter) |
TUI fly Belgium | saisonal: Brüssel |
Tus Airways | saisonal: Larnaka |
Volotea | saisonal: Athen |
Mytilene International Airport
- Code: MJT / LGMT
- Lage: 39°03‘24“ N, 026°35‘54“ O
- Seehöhe: 18 m (60 ft)
- Entfernung: 8 km südöstlich von Mytilene
- Inbetriebnahme: 1932
- Betreiber: Fraport Greece
- Terminal: 1
- Rollbahn: 1
- Länge der Rollbahn: 2406 m (Asfalt)
- Fluggesellschaften: 22
- Flugzeug-Standplätze: zirka 20
- jährliche Passagierkapazität: zirka 1 mio.
- jährliche Frachtkapazität:
- Flughafen-Statistik: Jahr Flugbewegungen Passagiere Fracht in t
2017 5 616 435 996 393
2018 6 00 477 056
2019 6 571 496 577 349
2020 3 729 206 695
2021 4 000 285 344
2022 6 184 439 185
2023 6 412 497 499 140
Wirtschaft
Die Wirtschaft von Lesbos basiert vor allem auf der Landwirtschaft, insbesondere dem Anbau von Oliven und der Herstellung von qualitativ hochwertigem Olivenöl, das innerhalb der EU eine geschützte geografische Angabe besitzt. Zudem spielen die Produktion von Ouzo, Fischerei, Käse sowie der Tourismus in bestimmten Regionen eine wichtige Rolle, wobei die Flüchtlingskrise seit 2015 den Tourismus zeitweise stark beeinträchtigt hat.
Landwirtschaft
Lesbos ist seit Jahrtausenden landwirtschaftlich geprägt. Die Haupteinnahmequelle ist das qualitativ hochwertige Olivenöl mit geschützter geografischer Angabe innerhalb der EU. Nach einer botanischen Untersuchung der ostägäischen Inseln – Lesbos war kaum untersucht – bestand 1942 der Export fast ausschließlich aus Oliven. Ende 2017 zählte man auf der Insel 11 Millionen Olivenbäume. Die vorherrschenden Sorten sind Valanolia oder Kolovi, eine vorrangig auf Lesbos vorkommende Sorte, die für etwa 70 % der Produktion steht. Die Sorte Adramitiani oder Aivaliotiki stammt von etwa einem Fünftel der Baumbestände. Diese wachsen fast ausschließlich um Mytilene und liefern sowohl Öl als auch Tafeloliven. Schon um 1900 bedeckten 10 Millionen Olivenbäume die Insel weitgehend, wobei die massenhafte Abwanderung in der Zeit zwischen 1940 und 1981 einen Rückgang der Bevölkerung um 35 % bewirkte, und zugleich die Zahl der Betriebe noch stärker abnahm. Zugleich wurde aus der reinen Selbstversorgung zunehmend ein Ausfuhrprodukt. 2016/17 bestanden auf der Insel 54 Ölmühlen.
Weitere Einnahmen werden durch Käse, darunter Feta, Kaseri und Ladotyri mit geschützter Ursprungsbezeichnung, die Ouzoproduktion sowie die Fischerei und Salzgewinnung im Golf von Kalloni erzielt.
Die Destillerien der Insel decken etwa 50 % der gesamten griechischen Ouzoproduktion. Etwa 15 bis 20 % der lokalen Produktion wird auf der Insel verkauft oder konsumiert. Der Rest wird nach Athen, Thessaloniki und dem weltweiten Markt exportiert. Die Produkte der Destillerien Barbayanni und Ouzo Plomari aus Plomari zählen zu bekanntesten und qualitativ hochwertigsten.
Die Viehwirtschaft auf Lesbos ist traditionell ein wichtiger Bestandteil der Landwirtschaft, allerdings steht sie im Schatten des dominierenden Olivenanbaus. Auf der Insel werden vor allem Schafe (im Jahr 2001 gab es 267.000 davon), Ziegen und Geflügel gehalten, während Schweine und Rinder nur vereinzelt gezüchtet werden. Schaf- und Ziegenhaltung sind in der griechischen Landwirtschaft weit verbreitet und liefern vor allem Wolle, Milch und Fleisch. Die Wolle, Milchprodukte und Käse, darunter bekannte Sorten wie Feta, Kaseri und Ladotyri, gehören zu den wertvollen Produkten aus der Viehwirtschaft auf Lesbos.
Die Viehwirtschaft ergänzt somit die landwirtschaftliche Nutzung der Insel, die vor allem durch den Olivenanbau mit über 11 Millionen Olivenbäumen geprägt ist. Fischerei spielt neben der Viehwirtschaft ebenfalls eine wichtige Rolle in der Ernährung und Wirtschaft Lesbos', besonders im Golf von Kalloni, bekannt für Sardinen und andere Meeresprodukte.
Weinbau
Der Weinbau auf Lesbos hat eine lange Geschichte und war bereits in der Antike bedeutend. Im -4. Jahrhundert gehörte Wein von Lesbos zu den berühmtesten und teuersten griechischen Weinen, ein Ruf, der bis in die Römerzeit anhielt. Die Insel war im antiken Griechenland eine wichtige Weinregion, das bezeugen auch historische Quellen und Beschreibungen von Philosophen und Botanikern wie Theophrastos, der auf Lesbos geboren wurde und über Weinbau schrieb.
Der Weinbau auf Lesbos profitierte von den günstigen klimatischen Bedingungen der Ägäis, die sonnige und trockene Sommer bieten, ideal für den Anbau von Weintrauben. Traditionell wurde dort hochwertiger Wein hergestellt, der in der antiken Welt sehr geschätzt wurde. Auch heute gehört der Weinbau zu den landwirtschaftlichen Aktivitäten der Insel, wenn auch nicht so dominant wie der Olivenanbau, der von Lesbos stärker geprägt ist.
Historisch gesehen wurde der Weinbau auf Lesbos und in ganz Griechenland durch Ereignisse wie die Reblausplage im 19. Jahrhundert sowie durch osmanische Herrschaft und gesellschaftliche Umbrüche zeitweise zurückgeworfen, erlebte aber Phasen der Wiederbelebung im 19. und 20. Jahrhundert.
Fischerei
Die Fischerei ist neben Landwirtschaft und Ouzo-Produktion ein wichtiger Wirtschaftszweig. Wichtigstes Fischfanggebiet ist der Golf von Kalloni, der dank seines Planton-Reichtums eine Vielzahl von Arten wie Sardellen (Sardelles Kallonis), Kokali, Bakaliaraki, Kefalos, Barbouni und Koutsomoura liefert. Sardellen sind eine Spezialität und werden sowohl frisch verzehrt als auch in Dosen exportiert. Die Saison für junge Sardellen geht etwa von Ende Juni bis September.
Das Küstengewässer rund um Lesbos bietet eine Vielfalt von Fischarten, die häufig gefangen werden, darunter Wolfsbarsch, Meeräsche, Dorade, Barrakuda und Goldmakrele. Die Fischerei erfolgt traditionell in Buchten, kleinen Häfen und Küstenregionen wie Agrilia, Tsonia, Molyvos und Sigri, die als gute Fanggebiete gelten.
Insgesamt ist die Fischerei eine bedeutende Einnahmequelle für die Inselbewohner und ergänzt die stark agrarisch geprägte Wirtschaft. Neben dem direkten Fischfang tragen auch Fischrestaurants zur lokalen Wertschöpfung bei und bieten frische regionale Fischerzeugnisse an.
Die Fischfauna ist auf Lesbos vielfältig, jedoch gibt es auch einige seltene und vom Aussterben bedrohte Süßwasserarten, die endemisch auf der Insel vorkommen. Die Küsten- und Meeressysteme sind naturlich ökologisch sensibel und schützen zum Teil einzigartige Arten.
Bergbau
Der Bergbau auf Lesbos ist historisch wenig dokumentiert im Vergleich zu benachbarten Inseln wie Thasos, die für ihren langjährigen Erzbergbau berühmt sind. Für Lesbos selbst finden sich keine Hinweise auf eine bedeutende bergbauliche Tradition oder den Abbau größerer Mineral- oder Metallvorkommen in den Suchergebnissen und den bekannten historischen Berichten.
Dagegen ist Lesbos geologisch geprägt durch vulkanische Aktivitäten und besitzt bedeutende Naturdenkmäler wie den Versteinerten Wald von Sigri, der auf alte vulkanische Ereignisse zurückgeht, jedoch gibt es keinen bekannten aktiven oder historischen Bergbau in Form von Erzabbau oder nennenswerter Mineralgewinnung.
Handwerk
Auf Lesbos entwickelte sich eine kunstvolle Holzschnitzerei, besonders für die Herstellung von Truhen mit traditionellen Motiven (Zypressen, Adler, Blumen), Esstischen, Sesseln, Kommoden und dekorativen Spiegeln. Die Holzschnitzer fertigten auch sakrale Gegenstände wie Ikonostasen und Epithaphe. Die Tradition lebt heute vor allem in den Dörfern Agiasos, Asomatos und Eftalou weiter.
Ab dem späten 19. Jahrhundert war das Gerbereihandwerk auf Lesbos wichtig, mit bedeutenden Gerbereien in Mytilini, Plomari und Perama von Gera. Die Gerbereien nutzten lokal und importiertes Leder und profitierten von der Nähe zum Meer für die notwendige Wasser- und Salzversorgung. Die Gerberei nahm im 20. Jahrhundert ab, die letzte große Gerberei schloss etwa 1990.
Eine lange Tradition besitzt auch das Korbflechten, insbesondere in Asomatos, Gera und Skoutaros. Geflochten wurden Körbe verschiedenster Art für Transport, Waschen und zeremonielle Zwecke, überwiegend aus Weidenstöcken.
Mit einer etwa fünftausendjährigen Geschichte gehört die Keramikherstellung zu den ältesten Handwerken. Zentren sind Mantamados und Agiasos sowie weitere Dörfer. Die Herstellung umfasst Gebrauchskeramik wie Kochtöpfe, Becher, Teller, Lagergefäße, Bienenstöcke und kunstvoll verzierte Flöten und Räuchergefäße. Wichtige Werkstätten sind die von Kourtzis und Hatzigiannis in Agiasos, die bis heute keramische Traditionen fortführen und weiterentwickeln.Früher war der Barbierberuf auf der Insel verbreitet, mit zahlreichen Salons in Mytilene bis in die 1960er Jahre, heute fast verdrängt durch Friseure. Von besonderer Bedeutung ist auch das Steinhauen (Pelekanos). Spezielle Handwerker bearbeiteten den auf der Insel gewonnenen roten Stein von Mistegna und andere Materialien für den Bau von Häusern und Kirchen. Schlussendlich ist auch die Hufschmiedekunst unverzichtbar für die Versorgung der Arbeitstiere auf der Insel, mit handgefertigten Eisenhufen und Erfahrung im Beschlagen.
Industrie
Die Industrie auf Lesbos ist eher von kleinen und mittelständischen Betrieben geprägt und weniger von großindustriellen Anlagen. Wichtigste Wirtschaftssektoren mit industriellem Charakter sind die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte wie Olivenöl-Pressen, Käseproduktion, sowie die eigene Ouzo-Produktion, die etwa 50 % des griechischen Ouzo-Marktes ausmacht. Daneben gibt es traditionelle Handwerke und kleinere Manufakturen, zum Beispiel in der Keramikherstellung, Holzschnitzerei und im Gerbereihandwerk.
Industrie im klassischen Sinne (zum Beispiel Schwerindustrie oder große Fabriken) ist auf Lesbos nicht ausgeprägt. Der wirtschaftliche Schwerpunkt liegt eher auf Landwirtschaft, Fischerei, Lebensmittelverarbeitung und zunehmend auf Dienstleistungen wie Tourismus, der trotz der Flüchtlingssituation wächst und durch neue Verbindungen, etwa zum türkischen Ayvalik, gefördert wird. Die örtlichen kleinen Produktionsbetriebe verarbeiten hauptsächlich lokale Rohstoffe und sind oft familiengeführt.
Wasserwirtschaft
Die Wasserwirtschaft auf Lesbos steht vor mehreren Herausforderungen, die typisch sind für griechische Inseln, insbesondere im Kontext von veralteter Infrastruktur und erhöhter Belastung durch Tourismus sowie Flüchtlingslager.
Die öffentliche Wasserversorgung in Griechenland, und somit auch auf Lesbos, leidet unter veralteten und zum Teil brüchigen Wasserleitungen, häufig 40 bis 50 Jahre alt, was zu erheblichen Wasserverlusten von teils bis zu einem Drittel des transportierten Wassers führt. Sie setzt sich hauptsächlich aus Grundwasserbestandteilen zusammen, wobei der landwirtschaftliche Wasserverbrauch mit etwa 80% der Bruttowasserentnahme den größten Anteil nimmt.
Auf Lesbos bestehen Wasserprojekte im Rahmen griechenlandweiter Modernisierungspläne, darunter der Bau von Wasseraufbereitungsanlagen und Staudämmen zur besseren Versorgung und Bewässerung, teils mit öffentlicher-privater Kooperation (ÖPP), etwa Staudammprojekte, die bis Ende 2025 fertiggestellt sein sollen.
Die Wasserqualität wird durch Aufbereitungsmethoden wie Filtration, Desinfektion (Chlorung) und Flockung in den Wasserversorgungsanlagen sichergestellt; dennoch werden einige Schadstoffe nur durch weiterführende Technologien wie Aktivkohlefilter zuverlässig entfernt, was auf regional unterschiedliche Wasserversorgungsqualität hinweist.
Insbesondere in Flüchtlingslagern auf Lesbos ist die Wasserversorgung eine kritische Herausforderung; Hilfsorganisationen und internationale Partner unterstützen beim Aufbau und Betrieb von Wasserversorgungsanlagen, um Grundbedürfnisse zu erfüllen.
Griechenland plant im Rahmen von EU-finanzierten Programmen Investitionen in Milliardenhöhe zur Modernisierung der Wassernetze, zur Digitalisierung der Steuerungssysteme (zum Biepspiel SCADA) und zur Leckortung, wovon auch Inseln wie Lesbos profitieren sollen.
Die Wasserknappheit ist auf Lesbos im Gegensatz zu Südkreta oder dem Peloponnes aktuell nicht akut, doch aufgrund von saisonalem Tourismus und landwirtschaftlichem Bedarf steht das Wassernetz immer wieder unter Druck.
Energiewirtschaft
Die Energiewirtschaft auf Lesbos ist aktuell geprägt von einem autonomen elektrischen System, das nicht mit dem griechischen Festland verbunden ist. Die jährliche Spitzennachfrage lag 2022 bei etwa 63,25 MW. Die Insel verfügt über eine vielfältige Energieerzeugung mit:
- Fünf Windparks mit insgesamt 13,95 MW Leistung
- 133 Photovoltaik-Anlagen (Solar) mit 8,838 MW Leistung
- Einer thermischen Anlage mit insgesamt 102,6 MW aus etwa 24 Einheiten, die Diesel und Schweröl nutzen
Weitere kleine Solaranlagen auf Hausdächern ergänzen die Versorgung. Lesbos ist Teil eines ehrgeizigen europäischen Programms namens „Saubere Energie für die Inseln der Europäischen Union“, das bis 2030 die vollständige Energieautonomie anstrebt. Dieses Ziel bedeutet, den gesamten Energiebedarf der Insel ausschließlich durch erneuerbare Energien zu decken. Geplant sind dabei unter anderem der Bau eines Stromspeichers, der von Windenergie gespeist wird und die Entwicklung einer Biogasanlage zur Nutzung von Bioabfällen aus der Insel.
Insgesamt arbeitet Lesbos also aktiv am Übergang zu nachhaltiger Energieversorgung, mit Fokus auf Wind, Solar und Bioenergie, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und bis 2030 eine möglichst vollständige Energieautarkie zu erreichen. Diese Entwicklung ist Teil eines größeren griechischen und europäischen Engagements zur Energiewende, bei der neben erneuerbaren Energien auch zeitweise noch thermische Anlagen zur Versorgungssicherheit beitragen.
Abfallwirtschaft
Die Abfallwirtschaft auf Lesbos steht vor großen Herausforderungen, insbesondere bedingt durch den regulären Siedlungsabfall der etwa 86.000 Einwohner sowie den zusätzlichen Müll, der durch den Zustrom von Migranten entsteht. Es gibt Initiativen und Aktionen, die Müllproblematik zu adressieren, etwa groß angelegte Reinigungsaktionen an den Küsten, bei denen mehrere Tonnen Müll – darunter Plastik, Holzpaletten und Bootsteile – entfernt wurden.
Griechenland verfolgt seit 2015 einen nationalen Abfallbewirtschaftungsplan, der auch für Inseln wie Lesbos gilt. Ziel ist es, die Recyclingquoten zu erhöhen, die Mülldeponierung zu reduzieren und insbesondere angesichts der topografischen Besonderheiten und der touristischen Belastung nachhaltige, dezentrale Strategien zu entwickeln. Dabei sind auch finanzielle Anreize und das Verursacherprinzip zentral, um Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit zu fördern.
Eine wichtige Herausforderung ist die wirksame Mülltrennung, die in ganz Griechenland noch ausbaufähig ist. Auf Lesbos wird zudem untersucht, wie Recyclingmöglichkeiten erweitert werden können, zum Beispiel durch die Wiederverwertung von Polymermaterialien aus Rettungswesten, die durch die Flüchtlingssituation anfallen. Aktuell baut Griechenland verstärkt Abfallverwertungsanlagen, und es sind mehrere Projekte zur Verbesserung der Kreislaufwirtschaft in Arbeit, wovon auch Lesbos profitieren soll. Die Lage erfordert jedoch weiterhin umfassende Anstrengungen, um die Abfallmenge zu bewältigen, Umweltverschmutzung zu verhindern und insbesondere die Küsten sauber zu halten.
Handel
Das wichtigste Handelszentrum auf Lesbos ist die Inselhauptstadt Mytilene. Dort gilt besonders die Kopfsteinstraße Ermou als das zentrale Handelsgebiet der Stadt, in der sich die meisten Geschäfte befinden, darunter Geschäfte mit landwirtschaftlichen Produkten aus der Region wie hochwertigem Olivenöl, Käse, Wein, Honig sowie lokale Spezialitäten wie kandierte Früchte und Liköre. Am Hafen von Mytilini finden sich zudem viele Herrenhäuser und Geschäftsgebäude, die den Bereich wirtschaftlich prägen. Zudem existiert in Mytilini ein großer Markt für frische Lebensmittel wie Obst und Fisch direkt in der Innenstadt, was den Handel und Einkauf ergänzend unterstützt.
Neben Mytilene ist auch die Gegend rund um die Bucht von Kalloni ein bedeutendes Handelszentrum auf Lesbos, besonders bekannt für hochwertige regionale Produkte und als kulinarisches Zentrum. Konkrete moderne Einkaufszentren im westlichen Sinne sind auf Lesbos eher selten, stattdessen dominieren kleinere Fachgeschäfte, traditionelle Märkte und lokale Anbieter, die ein vielfältiges Angebot aus landwirtschaftlichen und handwerklichen Produkten bieten. Die Stadt Mytilini bietet zudem Restaurants, Cafés und Tavernen, die auch für Einheimische und Besucher wichtige soziale Treffpunkte sind.
Finanzwesen
Auf Lesbos gibt es verschiedene Bankfilialen, die Teil des griechischen Bankensystems sind. Die wichtigsten Banken in Griechenland mit Filialen auf der Insel sind in der Regel nationale Großbanken wie Piraeus Bank (eine der größten Banken in Griechenland, die seit einer Fusion auch zypriotische Bankenfilialen übernommen hat), National Bank of Greece, Alpha Bank und Eurobank.
Diese Banken bieten auf Lesbos die üblichen Finanzdienstleistungen wie Kontoführung, Kreditvergabe, Überweisungen und Geldwechsel an. Die Filialen sind meist in größeren Orten wie Mytilene, Mithimna (Molyvos), Plomari oder Petra zu finden.
Soziales und Gesundheit
Das Gesundheitswesen auf Lesbos stützt sich hauptsächlich auf das Allgemeine Krankenhaus von Mytilene, griechisch Βοστάνειο Γενικό Νοσοκομείο Μυτιλήνης [Vostaneio Genikó Nosokomeío Mytilínis], das sich in der Inselhauptstadt befindet. Dieses Krankenhaus ist die zentrale medizinische Einrichtung und seit 1858 in Betrieb. Es bietet Notfallversorgung, stationäre Patientenaufnahme und versorgt sowohl Einheimische als auch Geflüchtete, unabhängig von Status und Herkunft.
Ergänzt wird die Grundversorgung durch medizinische Gesundheitszentren in größeren Orten wie Antissa, Kaloni, Plomari und Polichnitos sowie durch zahlreiche Arztpraxen in jedem größeren Ort. Die medizinische Versorgung wird jedoch durch die Herausforderungen der Flüchtlingssituation stark belastet. Speziell im Flüchtlingslager Mavrovouni ist die Lage angespannt. Viele Menschen müssen für Versorgung auf Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen (MSF) ausweichen, die eine medizinische und psychologische Erstversorgung anbieten und Patienten auch in das Krankenhaus in Mytilene überweisen.
Die Covid-Maßnahmen führten zu weiteren Engpässen, zeitweise wurde ein spezielles Isolierzentrum von MSF betrieben, das jedoch wegen bürokratischer Hürden geschlossen werden musste. Trotz der Belastung gilt die medizinische Versorgung auf Lesbos in den meisten Orten als ausreichend, jedoch geraten die Kapazitäten bei Krisen schnell an ihre Grenzen, insbesondere für vulnerable Gruppen wie Asylsuchende und chronisch Kranke.
Krankheiten
Auf Lesbos sind die häufigsten Krankheiten vor allem durch die schwierigen Lebensbedingungen in Flüchtlingslagern und die Überlastung des Gesundheitssystems geprägt. Magen-Darm-Infektionen sind sehr verbreitet, was stark mit schlechten hygienischen Verhältnissen zusammenhängt. Flüchtlingskinder und -familien leiden besonders unter Infektionen der Atemwege, Durchfällen und Hautkrankheiten wie Krätze. Chronisch Kranke, etwa Diabetiker oder Menschen mit Herzkrankheiten, haben aufgrund von Medikamentenmangel und unzureichender Versorgung ein hohes Gesundheitsrisiko. Fälle von Hepatitis A durch verunreinigtes Wasser oder Essen kommen ebenfalls vor.
Die medizinische Versorgung ist durch die große Zahl an Migranten und die schlechten hygienischen Bedingungen stark belastet. Viele Betroffene erhalten nicht die notwendige Behandlung, besonders Kinder mit komplexen, lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Asthma, Epilepsie oder Diabetes. Es mangelt an Fachkräften und Ressourcen, und viele Patienten verlassen trotz ärztlichem Rat zu schnell die Versorgungseinrichtungen.
Bildung
Die Bildung auf Lesbos folgt dem griechischen Bildungssystem, das vom Ministerium für Bildung, Religiöse Angelegenheiten und Sport zentral geregelt wird und die obligatorische Schulpflicht von 6 bis 15 Jahren umfasst. Das System gliedert sich in folgende Hauptebenen:
- Primarstufe (Dimotiko): Sechs Jahre Grundschule für Kinder von 6 bis 12 Jahren.
- Sekundarstufe: Unterteilt in das dreijährige Gymnasio (12 bis 15 Jahre) und das dreijährige Lykeio (15 bis 18 Jahre), wobei das Lykeio nicht verpflichtend ist.
- Hochschulbildung: Auf Lesbos ist die Universität der Ägäis mit Fakultäten vor Ort, die Bachelor- und Masterstudien in Sozial- und Umweltwissenschaften anbietet.
Die öffentliche Bildung ist kostenlos, umfasst auch Schulbücher, und erfolgt meist auf Griechisch. Für Neuankömmlinge, wie Flüchtlingskinder, gibt es auf Lesbos Integrations- und Nachmittagsklassen, um Sprachkenntnisse und schulische Grundlagen zu vermitteln, da die Kapazitäten der öffentlichen Schulen begrenzt sind. NGOs unterstützen hier mit eigenen Bildungszentren und Sprachkursen, um Schulbildung trotz großer Herausforderungen zu ermöglichen. Daneben existieren auf der Insel auch Kultur- und Bildungseinrichtungen wie öffentliche Bibliotheken und Archive, die historische und bildungskulturelle Ressourcen bereitstellen.
Höhere Bildung
Die höhere Bildung auf Lesbos wird hauptsächlich durch die Universität der Ägäis („Πανεπιστήμιο Αιγαίου [Panepiotimio Aigaiou] repräsentiert, deren Hauptverwaltung sich in der Stadt Mytilene auf befindet. Diese staatliche Universität wurde 1984 gegründet und ist eine multi-kampus Universität mit Fakultäten auf mehreren Ägäisinseln, darunter Lesbos, Chios, Samos, Rhodos, Syros und Lemnos. Auf Lesbos sind insbesondere diese Fakultäten angesiedelt:
- Sozialwissenschaftliche Fakultät mit den Fachbereichen Ethnologie und Geschichte, Geographie, Soziologie sowie Kulturtechnologie und Kommunikation
- Umweltwissenschaftliche Fakultät mit Schwerpunkten in Umweltnaturwissenschaften und Ozeanografie
Die Universität der Ägäis bietet Bachelor- und Masterstudiengänge in diesen Fachbereichen mit rund 10.000 Studenten an. Sie gehört zu den bedeutenden öffentlichen Hochschulen Griechenlands und verknüpft Studium und Forschung mit regionaler Prägung in der Ägäis.
Bibliotheken und Archive
Die Historische öffentliche Bibliothek von Mythimna (Molyvos) „Argyris Eftaliotis“, gegründet im Jahr 1859, ist eine der ältesten und historischen Büchersammlungen der Insel und umfasst Bücherschätze aus mehreren Jahrhunderten, oft mit lokalem Bezug und historischen Dokumenten. Die Universitätsbibliothek des Standorts Mytilene bietet wissenschaftliche Literatur, digitale Ressourcen und Zugang zu modernen Forschungsdatenbanken.
Die zentrale öffentliche Bibliothek der Inselhauptstadt Mytilene, griechisch Δημοτική Βιβλιοθήκη Μυτιλήνης [Dimotikí Vivliothíki Mytilínis], besitzt eine große Sammlung von Büchern, Zeitungen und historischen Archiven und ist ein wichtiger kultureller Treffpunkt für die Bevölkerung.
Ein herausragendes Beispiel für die Verbindung von Bibliothek und Archiv ist das Kulturzentrum 'Der Leseraum' von Agiasos, griechisch Αναγνωστήριο Αγιάσου [Anagnostírio Agiásou]. Mit rund 25.000 Buchbänden aus allen Wissenschaftsgebieten ist es eine der bedeutendsten Bibliotheken Griechenlands und besitzt ein außergewöhnlich umfangreiches Archivmaterial, darunter seltene Manuskripte, folkloristische Tonbandaufnahmen und private Sammlungen. Die Bibliothek ist elektronisch katalogisiert und wird ständig erweitert. Zu den Kulturarchiven zählen:
- Lokale Literaturarchive
- Musikarchive wie die Sammlung folkloristischer Musikaufnahmen
- Folkloremuseum mit der Sammlung Stratis P. Tzinis
- Sammlung traditioneller Kostüme und Keramik aus Agiasos
Das Zentrum ist mehrfach ausgezeichnet und spielt eine Schlüsselrolle für die Forschung, Dokumentation und Vermittlung der lokalen Geschichte und Kultur. Für moderne Kunst und literarische Spezialbestände empfiehlt sich das Museum und die Bibliothek Stratis Eleftheriadis – Tériade in Mytilini. Diese Einrichtung präsentiert neben seiner Verlagssammlung einzigartige Werke der Moderne und Dokumente berühmter Künstler wie Chagall, Matisse und griechischer Literaten.
Kultur
Die Lesbonier sind stolz auf ihre Geschichte. Nichtsdestotrotz werden viele wichtige archäologische und geschichtliche Orte – zieht man auch die vergangene Größe und die Geschehenisse in Betracht – vernachlässigt und wenig gefördert. Dennoch, oder vielleicht wegen dieses Umstandes, kann die Entdeckung der Geschichte und Kultur von Lesbos ein unvergessliches Erlebnis sein.
Museen
Im Archäologischen Museum Mytilini, griechisch Αρχαιολογικό Μουσείο Μυτιλήνης [Archaiologikó Mouseío Mytilínis] werden die wichtigsten archäologischen Funde der Insel ausgestellt. Schwerpunkt sind dabei Ausstellungsstücke aus dem Leben im -2. Jahrhundert.
Das Theofilos Museum, griechisch Μουσείο Έργων Θεόφιλου [Mouseío Ergon Theófilou], befindet sich im Vorort Varia und zeigt Werke des naiven Malers Theofilos, der lange auf Lesbos gelebt hat.
Das Teriade Museum, griechisch Μουσείο – Βιβλιοθήκη Στρατή Ελευθεριάδη [Mouseío - Bibliothíki Statí Elentheriádi] liegt in einem Gebäude neben dem Theofilos Museum. Hier sind Kunstbücher, die Werke von Marc Chagall, Le Corbusier, Alberto Giacometti, Henri Matisse, Joan Miró, Pablo Picasso und anderen modernen Künstlern abbilden, ausgestellt. Das Museum wurde von dem aus Varia stammenden Kunstförderer Stratis Eleftheraidis (Teriade) gespendet ´.
Im Museum für die Naturgeschichte des versteinerten Waldes von Lesbos, griechisch Μουσείο Φυσικής Ιστορίας Απολιθωμένου Δάσους Λέσβου [Mouseío Fysikís Istorías Apolithoménou Dásous Lésvos] in Sigri wird neben Funden aus dem versteinerten Wald auch die geohistorische Evolution von Lesbos dargestellt.
Das Museum der industriellen Olivenöl-Produktion Lesbos, griechisch Μουσείο Βιομηχανικής Ελαιουργίας Λέσβου [Mouseío Biomechanikís Elaiorgías Lésvos], in Agia Paraskevi zeigt Schritt für Schritt, wie Olivenöl hergestellt wird.
Das digitale Museum Georgios Iakovidis, griechisch Ψηφιακό Μουσείο Γεώργιος Ιακωβίδης [Psifiakó Mouseío Geórgios], in Chydira ist dem dort geborenen Künstler Georgios Iakovidis (1853 bis 1932) gewidmet. Es ist das erste digitale Kunstmuseum Griechenlands
Architektur
Auf der Insel finden sich bedeutende archäologische Überreste wie das antike Theater von Mytilene, römische Aquädukte (zum Beispiel von Moria) und Mosaikböden aus römischer und hellenistischer Zeit. Diese Anlagen zeugen von der langen Besiedlung und kulturellen Bedeutung der Insel seit der Jungsteinzeit bis zur Antike. Dazu gehören die Kirche Panagia auf einem Felsen in Petra sowie die berühmte Kirche und Olympos-Gipfel in Agiassos.
Zahlreiche Kirchen und Klöster aus der byzantinischen Epoche prägen das Landschaftsbild. Auch mittelalterliche Burgen und Festungen wie die venezianische Festung in Mytilini (14. Jahrhundert) sind wichtige Zeugnisse der historischen Verteidigungsarchitektur.
Die Herrschaft der Osmanen hinterließ bedeutende Bauten wie das „Carsi Hamam“, ein osmanisches Bad im ehemaligen osmanischen Viertel Azizieh, das Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet wurde und heute als Kulturzentrum dient. Die Architektur zeichnet sich durch neoosmanische Stilelemente und klassische Formen des 16. Jahrhunderts aus.
Besonders in der Stadt Mytilene existieren Herrenhäuser und repräsentative Villen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, zum Beispiel der „Turm von Mytilene“ (auch „Zuckerturm“ genannt) von 1916, ein luxuriöses Gebäude im Stil des sogenannten „Second Empire“ (Belle Époque), das heute als Hotel genutzt wird. Diese Bauten spiegeln den wirtschaftlichen Aufschwung und die kosmopolitische Prägung der Insel wider.
Lesbos ist auch für seine traditionellen Siedlungen bekannt, etwa das Dorf Molyvos mit malerischen Steinhäusern, Genueser Festung und engen Gassen, sowie Agiassos, das für seine Töpferkunst und keramischen Dachstühle berühmt ist. Hier verbindet sich traditionelle Bauweise mit landschaftlicher Harmonie.
Die neueren Gebäude der Insel orientieren sich oft an den sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, die besonders im 19. und 20. Jahrhundert geprägt wurden, mit einer Mischung aus funktionalen und ästhetischen Aspekten, die das Bild moderner Siedlungen und Stadtviertel prägen.
Das Heiligtum von Messon, griechisch Ιερό του Μέσσου [Ieró tou Méssou], ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten der Insel. Ihr Name leitet sich von dem griechischen Wort „messou“ (äolisches Wort meso, μέσο) für „Mitte“ ab und bezieht sich auf die Lage des Heiligtums in der Mitte der Insel. Das Heiligtum liegt 1,5 km von der Bucht des Golfs von Kalloni und 35 km von der Inselhauptstadt Mytilini entfernt, in einem Tal unweit der Hauptstraße E036 von Mytilini nach Kalloni. Die archäologische Anlage gehört heute zum Gemeindebezirk von Agia Paraskevi.
Obwohl sich das Heiligtum auf dem Gebiet des antiken Pyrrha befindet, wird es als ein unabhängiger Ort der Verehrung, an dem alle Einwohner der Insel Lesbos ihren gemeinsamen äolischen Ursprung feierten, angesehen. Bei dieser Gemeinschaft handelt es sich um eine im -6. Jahrhundert gegründete Vereinigung aus den antiken Städten Mytilini, Pyrra, Antissa, Eresos und Mithymna (heute auch Molyvos genannt), die Bestand bis ins 2. Jahrhundert hatte. Es wird angenommen, dass das Heiligtum der Dreieinigkeit von Lesbos gewidmet war, nämlich den Göttern Zeus, Dionysos und der Göttin Hera. Überlieferte Schriften der beiden Poeten des alten Lesbos, Sappho und Alkaios, legen Zeugnis von der Existenz des Heiligtums ab.
In archaischer Zeit wurde das erste Kultgebäude mit rechteckigem Grundriss und Altären errichtet, dessen Reste im aus Trachyt gebauten Fundament des spätklassischen Tempels (-330 bis -300) erhalten sind. Der Tempel wurde vom Archäologen Robert Koldewey als „ionischer Tempel“ charakterisier] und ist ein Pseudoperipteros. Er besaß 8 mal 14 Säulen und eine Größe von 41,55 mal 23,78 Metern. Im 3. bis 4. Jahrhundertwurde dieser Tempel durch ein Erdbeben zerstört und Teile des Bauwerks wurden in Öfen, die in der Nähe des Tempels errichtet worden waren, zerkleinert und verkalkt. An der Stelle des Tempels wurde eine dreischiffige Friedhofsbasilika errichtet, die nicht mehr erhalten ist. Auf deren Boden baute man später, in metabyzantinischer Zeit, eine einschiffige, dem Erzengel Michael gewidmete Kapelle.
Das Heiligtum von Messon ist eines der wichtigsten antiken Denkmäler der Insel Lesbos und wurde zum ersten Mal in der Neuzeit (1855) von dem Mitglied der École française d’Athènes, Jean Marie Ernest Boutan (1827 bis 1880), erwähnt. Die heute bestehende archäologische Stätte wird auch für kleine kulturelle Veranstaltungen genutzt, wie beispielsweise Konzerte.
Robert Koldewey war der erste Archäologe, der 1885 und 1886 im Rahmen seiner Arbeit für das Deutsche Archäologische Institut Grabungen am Heiligtum von Messon durchführte und große Teile freilegte. Er beschrieb das Heiligtum schon damals als „die Ruinen eines bedeutenden Tempels, … die größten, die es derzeit auf der Insel giebt“. Von 1965 bis 1967 wurden die Ausgrabungsarbeiten durch den griechischen Archäologen Vasilios Petrakos fortgesetzt. Dieser ließ Teile des Heiligtums, die in der Umgebung verstreut waren, sammeln.
Von 1995 bis 1997 wurden in regelmäßigen Abständen Ausgrabungsarbeiten durchgeführt. Die jüngsten Arbeiten zur Gestaltung und Aufwertung der archäologischen Stätte, die 2002 begannen und 2004 im Rahmen des dritten europäischen Förderungsprogramms abgeschlossen wurden, vervollständigten das heutige Bild des Heiligtums.
Bildende Kunst
Ein Teil der Vergangenheit und Gegenwart der Insel sind die Holzschnitzereien, deren Schönheit besonders bei den Ikonen in den vielen kleinen und großen Kirchen sichtbar wird. Durch die Verwendung von örtlichem Olivenholz, Halbedelsteinen und Silber stellen sich die heutigen Künstler und Handwerker selber dar und fertigen wundervolle Gegenstände für den Gebrauch und zur Dekoration.
Dem Volksmaler Theophilos (1873 bis 1934), der einen besonderen Platz im Herzen der Leswioten einnimmt, ist ein eigenes Museum in Mitilini gewidmet. Er lebte völlig mittellos und wanderte von Dorf zu Dorf, gekleidet in der griechischen Nationaltracht. Er malte in Häusern, Kaffeehäusern, Tavernen und Kirchen für einen „Teller Essen“ oder nur für ein Glas Wein oder Ouzo. Seine Gemälde sind naiv mit Eindrücken des Alltagslebens, der Geschichte und Natur. Aufgrund der Ausdruckskraft, der Spontaneität, der Farbzusammenstellung und des Detailreichtums erfreuen sich seine Bilder bis heute großer Beliebtheit und Wertschätzung. Bedeutende Kunstanstalten unter anderem der Louvre zählen einige Werke zu ihren Ausstellungsstücken.
Literatur
Auf Lesbos ist die Literatur besonders durch die antike Lyrik geprägt, allen voran durch die berühmte Dichterin Sappho von Lesbos, die um 620 v. Chr. lebte und als bedeutendste griechische Lyrikerin des Altertums gilt. Sie schrieb vor allem Liebes- und Hochzeitslieder sowie Götterhymnen in einer speziellen Form, der sogenannten sapphischen Strophe, die bis heute literarische Bedeutung hat. Sapphos Werke sind sehr sinnlich und emotional, auch wenn nur Fragmente erhalten sind. Die Dichterin gründete auf Lesbos eine Sängerinnenschule für Mädchen und Frauen.
Neben Sappho ist als weiterer wichtiger antiker Dichter Alkaios von Mytilene zu nennen, der ebenfalls um -600 auf Lesbos wirkte. Er schrieb vor allem politische Lyrik und Kampflieder, die die damaligen gesellschaftlichen und politischen Konflikte reflektieren.
In der neueren Literatur ist der Schriftsteller Stratis Myrivilis (1890 bis 1969) hervorzuheben, der aus Lesbos stammt und in seinen Werken das Leben der Fischer, Bauern und Kleinasiaten-Flüchtlinge der Insel eindrücklich darstellt, wie beispielsweise in seinem Roman „Die Madonna mit dem Fischleib“. Weitere berühmte Schriftsteller sind Ilias Venezis und der Nobelpreisträger Odysseas Elytis. Stratis Mirvillis ist bekannt für seine Berichte über das Alltagsleben auf Lesbos nach der „kleinasiatischen Katastrophe“ und der Begegnung zwischen Flüchtlingen und alteingesessener Bevölkerung.
Theater
Auf Lesbos gibt es sowohl historische als auch zeitgenössische Theaterangebote. Das bedeutendste historische Theater ist das antike Theater von Mytilene, griechisch Αρχαίο Θέατρο Μυτιλήνης [Archaío Théatro Mytilínis], das am westlichen Hang des Hügels Agia Kyriaki liegt. Dieses Theater stammt aus der hellenistischen Zeit (-3. bis -2. Jahrhundert) und bot Platz für etwa 10.000 Zuschauer. Es gilt als eines der größten antiken Theater Griechenlands und war laut historischen Quellen sogar Vorbild für das römische Theater in Rom. Heute ist das antike Theater von Mytilene für die Öffentlichkeit zugänglich und wird auch für ausgewählte kulturelle Veranstaltungen und Aufführungen genutzt.
Neben der archäologischen Stätte gibt es auch zeitgenössische Theateraktivitäten auf Lesbos, beispielsweise die Boat Theater Group, eine Theatergruppe von Geflüchteten, die in den letzten Jahren in der Nähe von Flüchtlingscamps und später auch in Athen mit Aufführungen und Workshops aktiv war. Diese Initiative verbindet Theaterkunst mit sozialem Engagement und schafft Räume für Perspektiven und Hoffnung unter schwierigen Umständen. Ein weiteres heutiges Theaterangebot findet man in der Stadt Mytilene im Municipal Theatre of Mytilene, das verschiedene Bühnenveranstaltungen und Aufführungen bietet.
Film
Die filmische Darstellung von Lesbos spannt einen Bogen von literarischen und mythologischen Themen bis hin zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen. Besonders die internationale Vernetzung der lesbischen Community in Eressos ist in der aktuellen Filmkunst hervorgehoben. Der aktuell bekannteste Film ist die griechische Dokumentation „Lesvia“ (2024) von Tzeli Hadjidimitriou. Der Film erzählt von über 40 Jahren lesbischer Identität in Eressos, dem Geburtsort der Dichterin Sappho, verbunden mit dem Wandel der Community, Konflikten mit Einheimischen und der Erfahrung der Regisseurin selbst. Die Doku verknüpft Archivmaterial, persönliche Zeugnisse und Tagebucheinträge und wurde auf internationalen Queer-Festivals ausgezeichnet. Weitere Dokumentationen zu Lesbos behandeln die besonderen Lebensverhältnisse, unter anderem „Lesvos: fall in Love“ (2017), in der ein Roadtrip das Inselleben, die lokale Kultur und auch aktuelle Themen wie die Flüchtlingssituation zeigt.
Historisch-literarisch orientiert ist der britische TV-Film Sappho, „Love and Life on Lesbos“ (2015). Hier wird anhand von Funden und wissenschaftlichen Analysen die Legende der antiken Dichterin Sappho erforscht, die eng mit der Namensgebung und dem Ruf von Lesbos verknüpft ist. Auch Spielefilme mit Handlungsort Lesbos sind vereinzelt vorhanden. Im Drama „Sappho“ (Kinofilm) wird etwa eine Liebesgeschichte um ein Ehepaar auf Lesbos erzählt, dessen Frau Sappho sich in eine andere Frau verliebt.
Flüchtlingsthemen auf Lesbos werden zum Beispiel in den Kurz-Dokumentarfilmen „Lesbos SOS“ und „4.1 Miles“ (2016) aufgegriffen. Beide zeigen die Herausforderungen während der Flüchtlingskrise und das Engagement der lokalen Bevölkerung.
Kinos auf Lesbos sind das Arion Open Air Cinema in Mithimna (mit Speisenangebot), Cine Arion und Cine Rex in Mytilene sowie Cine Sappho Magicnights in Skala Eresou.
Musik und Tanz
Leswonier jeden Alters lieben ihre lokalen und nationalen Volkslieder, denen sie zu alle Anlässen lauschen, mitsingen und tanzen. Die Musik der Insel hat ihren eigenen speziellen Rhythmus und Instrumente. Viele Elemente finden sich auch in Kleinasien wieder. Aufgrund der früheren Geschlossenheit der beiden Küsten und der grenzenlosen Natur der Musik haben viele Lieder den gleichen Ursprung, lediglich die Sprache ist unterschiedlich.
Zu den wichtigsten Instrumenten zählen die Violine, das Santouri (Hackbrett), Laute (Outi) und Klarino (Klarinette). Besonders das Santouri ist symbolisch für Lesbos und begleitet viele Musikstücke der Insel.
Die Musik ist geprägt von urbanen Klängen aus Smyrna und Konstantinopel, vermischt mit lokalen Rhythmen. Viele Lieder stammen aus dem Alltag, erzählen von Liebe, Ernte und religiösen Festen. Bekannte Musiker und Forscher wie Solon Lekkas, Giota Michalelli und regionale Musikgruppen (Agaiates, Paralos und andere) treten regelmäßig bei Festen auf.
Lesbos hat einen reichen Schatz an traditionellen Tänzen, die vielfach zu Live-Musik aufgeführt werden:
- Karsilamas: Paartanz, Tanzende stehen sich gegenüber (“karsi” = gegenüber). Der Tanz stammt ursprünglich aus der Türkei und ist auf Lesbos sehr beliebt.
- Syrtos/Xila: Der „Xila“-Tanz ist ein syrtostil typisch für Lesbos und kann von Paaren oder Gruppen getanzt werden. Er ist eng verbunden mit der historischen Entwicklung im Ort Agiasos.
- Aptalikos: Ein Tanz mit starkem Einfluss der Kleinasia, oft in Zweierpaaren – Männer, Frauen oder gemischt.
- Hasaposerviko: Auch populär auf Lesbos, ursprünglich ein Tanz der Metzgerzunft und heute ein ausgelassener Reigen.
- Zeybek: Ein langsamer, gehender Tanz, der aus der Region um Smyrna stammt und heute auf Lesbos aufgeführt wird.
Tänze werden von lokalen Tanzensembles ("Glentistades", municipale Gruppen) gepflegt und bei Festen präsentiert.
Musik- und Tanzfestivals finden regelmäßig statt, zum Beispiel das Lesvos Traditional Music Festival in Plomari mit Konzerten und Tanzshows. Im Sommer sind die “Panigiri”-Dorffeste besonders lebendig: Neben religiös geprägten Anlässen gibt es gesellige Musik- und Tanzveranstaltungen im Freien.
Das International Eressos Women‘s Festival (September 2025) bietet ein umfangreiches Programm mit Live-Musik, Tanz, Workshops und DJ-Partys – spezifisch ausgerichtet für Frauen, aber offen für alle. Bei griechischen Nächten oder Tavernenabenden genießen Gäste Musik, lokale Küche und werden oft zum Mitmachen bei Tänzen wie Syrtaki (“Zorbas”-Tanz) eingeladen.
Brauchtum
Lesbos weist eine Besonderheit vor dem patriarchalischen Hintergrund der griechischen Gesellschaft auf, die Hausmitgift (prika). Sie ist auf den Kykladen und in der Ostägäis nach wie vor gängig. Das heißt, eine Frau erhält von ihren Eltern bei der Hochzeit nicht nur die übliche Aussteuer, sondern ein Haus, in das das Paar einzieht, um eine Familie zu gründen. Dies bringt vielen Familien eine Statusverbesserung, wozu auch die Arbeitsmigration entscheidende Voraussetzung ist. Hingegen zog im übrigen Griechenland bis gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die Frau in das Haus des Mannes, bzw. in das von dessen Eltern (Patrilokalität). Befürchtungen, die ostgriechische Tradition könnte Mitgiftjäger anziehen oder die Verheiratung armer Frauen verhindern, bis zur Frage, ob Mädchen dadurch weniger erwünscht seien könnten, erwiesen sich als nicht ausschlaggebend, obwohl die Institution heute nicht mehr juristisch geschützt ist. Dies hängt damit zusammen, dass jede Familie von Anfang in einem eigenen Haus beginnt, und sich die ökonomischen Bemühungen damit leichter um die nächste Generation drehen können. Im Falle einer Trennung verlässt der Mann nach wie vor das Haus. Im Laufe des Lebenszyklus' kann in ähnlicher Weise verfahren werden, dann allerdings an der Stätte der Arbeitsmigration. Meist kehren die Migranten nach Lesbos zurück.
Kleidung
Die traditionelle Kleidung auf der Insel Lesbos entspricht den volkstümlichen griechischen Inseltrachten, die oft kunstvoll gearbeitet und lokal variiert sind. Frauen trugen lange, oft mit Stickereien verzierte Kleider, meist aus Wolle, Baumwolle oder Seide. Dazu kamen aufwendige Gürtel, Schals, Schürzen und Schmuck. Die Gewänder wurden im häuslichen Webstuhl handgefertigt und die Muster spiegelten oft die soziale Stellung und den Anlass wider. Männer trugen Westen, Hemden, Gürtel, lange Baumwollsocken und die typische kiltartige Fustanella. Je nach Region auf Lesbos gab es Unterschiede, die Details und Farben betrafen. Die Kostüme dienten bei Festen, Tänzen und offiziellen Anlässen als Statussymbol.
Weberei war auf Lesbos ein wichtiger Frauenberuf und die Herstellung von Kleidung für den Alltag wie für festliche Anlässe erfolgte meist zu Hause am Webstuhl. Materialien waren vor allem Schafwolle, lokale Baumwolle, Flachs und Seide. Die Handwerkskunst der Tracht auf Lesbos reicht bis in die byzantinische Zeit zurück und ist heute noch bei Folklore-Festen und kulturellen Veranstaltungen sichtbar. Typisch waren auch handgefertigte Ledersandalen, die als praktische Fußbekleidung galten.
Kulinarik und Gastronomie
Die wichtigsten Produkte der Insel sind:
- Olivenöl aus Mytilini: Der Olivenbau geht in Griechenland bis auf die Antike zurück und dient nicht nur als Nahrungsmittel sondern auch als Medikament und Schönheitsmittel. Heute stellt es die Basis der mediterranen Ernährung dar; während sowohl sein Nährwert als auch sein therapeutischer Wert täglich von Wissenschaftlern bestätigt wird. Das Olivenöl bietet eine hervorragende Quelle für Polyenfettsäure (bekannt auch als Vitamin F) und viele andere Vitaminen, die notwendig für die Gesundheit des Menschen sind. Darüber hinaus besteht der Beweis, dass das Olivenöl zur Vorbeugung von Herzkrankheiten und anderen Erkrankungen dient, so dass sein Beitrag zur Gesundheit und Langlebigkeit von großer Bedeutung ist.
- Ouzo: Die Insel von Lesbos gilt als das Zentrum der Ouzoproduktion. Ein ausgezeichnetes Produkt wichtiger Bestandteil der traditionellen Brennerei unseres Landes, das Ouzo, dominiert sowohl auf dem Markt Griechenlands als auch auf dem des Auslands. Man kann mit Gewissheit sagen. dass das Ouzo von Lesbos nicht ungerecht sich einen großen Namen gemacht hat und dass es als das beste Ouzo Griechenlands gilt.
- Eingesalzene Fische: Ein weiteres charakteristisches Produkt von Lesbos sind die eingesalzenen Fische. Die Produktion und die Normierung erfolgt nach streng traditioneller Art, das heißt mit einer bestimmten Technik, die von Generation auf Generation übertragen wird, und die mit der Erfahrung und der ständigen Beschäftigung verbessert wird. Die Fischarten die dafür verwendet werden sind Sardinen, Mittelmeermakrelen, Sardellen, Anchovy und Thunfische. Die Fische werden nach einer bestimmten Art bearbeitet, wobei das Salz das einzige Bearbeitungs- und Konservierungsmittel ist und keine anderen Zusatzstoffe verwendet werden. Alles wird nach alter Tradition hergestellt ist handbearbeitet und nicht mit Maschinerie. Es gibt keine Maschine, die die menschlichen Hände ersetzten kann.
- Ladotiri Käse: Eines der weit bekanntesten Produkte Lesbos ist der Ladotiri Käse.
- Die traditionellen Käsereianlagen, die Ladotiri herstellen, garantieren seine ausgezeichneten Eigenschaften, da sie die Schafmilch von hervorragender Qualität umarbeiten. Der menschliche Faktor spielt eine große Rolle was die Erhaltung des traditionellen Charakters dieser Käsesorte angeht da er Träger des kulturellen Ausdrucks der Umstände und der Traditionen der Insel, des Wissens und der Meisterschaft ist, die die Einwohner Lesbos von ihren Vorahnen geerbt haben.
Lokale Spezialitäten:
- Chachles, Art von Tarhana
- Kydonato, Fleisch mit Quitten
- Revithato, Fleisch mit Kichererbsen
- Sardeles aus Kalloni
- Ladotyri Mytilinis, Käse
- Selinato, Fleisch mit Staudensellerie
- Sfougato, Omelett
- Skafoudes, gefüllte Auberginen
- Sougania, gefüllte Zwiebeln
- Ouzo
- Platseda (Nachspeise)
- Finikia (Nachspeise)
- Amygdalota
- Retseli
Festkultur
Die wichtigsten Feiertage auf Lesbos sind wie überall in Griechenland stark von der orthodoxen Kirche und lokalen Traditionen geprägt. Zu den zentralen Festtagen und Feierlichkeiten zählen:
- Neujahr (1. Januar) & Fest des Heiligen Basilius: In ganz Griechenland wird der Neujahrstag mit dem Kuchen „Vasilopita“ und kleinen Glücksritualen gefeiert.
- Epiphanie (6. Januar): Die Segnung des Wassers mit dem traditionellen Auswerfen eines Kreuzes ins Meer oder Hafen.
- Karneval (Apokries) und Rosenmontag (Kathara Deftera): Der Karneval wird auch auf Lesbos mit bunten Paraden, Tänzen und viel Essen gefeiert, der Rosenmontag markiert den Beginn der Fastenzeit mit traditionellem Drachensteigen und Fastenspeisen.
- Ostern: Das bedeutendste religiöse Fest, mit besonderen Zeremonien in jedem Dorf. Eier werden rot gefärbt, und Prozessionen sowie gemeinsames Essen bestimmen das Fest.
- Maria Himmelfahrt (15. August): Einer der wichtigsten Feiertage, besonders auf Lesbos mit großen Dorffesten, religiösen Prozessionen und Musik. Im Ort Petra wird traditionell ein geschmückter Esel durch das Dorf geführt bis zur Kirche.
- Weihnachten (25. Dezember): Auch auf Lesbos wird Weihnachten mit Familienessen, Geschenken und dem Singen der traditionellen Kalanda-Lieder begangen.
Es gibt zudem zahlreiche Panigiri-Dorffeste, oft zu Ehren eines lokalen Schutzpatrons oder Heiligen, mit traditionellem Essen, Musik und Tanz. Besonders berühmt ist das Stierfest zu Ehren des Heiligen Charalambos im Juni im Dorf Agia Paraskevi. Im Sommer finden auf Lesbos viele offene Feste („Panigiri“) statt, bei denen die ganze Dorfbevölkerung und Gäste gemeinsam bis spät in die Nacht feiern.
Medien
Die wichtigsten gedruckten Zeitungen der Stadt sind Empros, Ta Nea tis Lesvou und Dimokratis. Zu den Online-Zeitungen gehören Aeolos, Stonisi, Emprosnet, Lesvosnews, Lesvospost, und Kalloninews. Ein regionaler Fernsehsender wird von der Stadt Mytilene aus betrieben: Aeolos TV.
Radiostationen
Frequenz | Name | Gründung | Beschreibung |
87.5 MHz | Radio Kalloni | 1996 | News, talk and Greek music |
88.2 MHz | Love Mitilini | 2003 | Easy listening |
90.0 MHz | Radio Mitilini | 1989 | Greek pop and rock music (formerly broadcast on 107.6) |
91.6 MHz | Rythmos Radio | 2005 | Greek pop music |
92.3 MHz | First Programme | 1938 | National; news and talk; first station of Greek state radio |
92.8 MHz | Aeolos FM 92,8 | 1989 | Greek laïko-rebetiko-éntekhno music |
93.2 MHz | Astra FM 93,2 | 2000 | Greek music |
93.3 MHz | Foni tis Ecclesias | 2000 | Orthodox religious radio; rebroadcasting with Ecclesia FM 89,5 |
93.6 MHz | Intro Radio Lesvos | 2021 | Amateur radio with Greek pop music; located from Polichnitos |
94.3 MHz | Second Programme | 1952 | National; Greek music; second station of Greek state radio |
96.5 MHz | ERT Aegean | 1989 | News and talk; Local station of Greek state radio |
96.8 MHz | Minore FM 96,8 | 1985 | Greek music: Pop music and Dance music |
97.2 MHz | Third Programme | 1954 | National; classical music; third station of Greek state radio |
97.6 MHz | Local 9,72 Mitilini | 1990 | News, talk and music |
98.6 MHz | Best FM Lesvos | 1992 | Greek and foreign music |
99.0 MHz | Sto Nisi 99 FM | 2019 | News and talk |
99.4 MHz | ERT Aegean | 1989 | News and talk; Local station of Greek state radio |
99.8 MHz | SKAI Aegean | 2009 | News and talk |
101.5 MHz | Slam 101.5 | 2019 | Foreign music |
103.0 MHz | ERT Aegean | 1989 | News and talk; Local station of Greek state radio |
104.4 MHz | ERT Aegean | 1989 | News and talk; Local station of Greek state radio |
104.8 MHz | Peiraiki Ecclesia | 1988 | Orthodox religious radio station by the Church of Piraeus |
105.8 MHz | Peiraiki Ecclesia | 1988 | Orthodox religious radio station by the Church of Piraeus |
105.9 MHz | ERT Aegean | 1989 | News and talk; Local station of Greek state radio |
Second Programme | 1952 | National; Greek music; second station of Greek state radio | |
106.4 MHz | Third Programme | 1954 | National; classical music; third station of Greek state radio |
106.9 MHz | SKAI Aegean | 2009 | News and talk |
107.4 MHz | Peiraiki Ecclesia | 1988 | Orthodox religious radio station by the Church of Piraeus |
107.7 MHz | Radio Kalloni | 1996 | News, talk and Greek music |
107.9 MHz | ERA Sport | 1993 | National; sports and talk; fourth station of Greek state radio |
Kommunikation
Lesbos hat die Postleitzahlen 81100 bis 81300. Die Telefonvorwahlen lauten 0(030)2251 für Mytilini, +2252 für Agiasos und +2253 für Kalloni.
Fremdenverkehr
Eine weitere Einnahmequelle war bis 2016 der Tourismus, der zum einen durch den internationalen Flughafen Mytilini und zum anderen durch die gute Erreichbarkeit mit der Fähre begünstigt wird. Zu den touristischen Hochburgen zählen Plomari, Petra, Molyvos und Eresos. Seit 2015 findet in Molyvos jährlich im August das Molyvos International Music Festival statt. Ein alljährliches Festival zur Feier der lesbischen Liebe wird in Eresos im Westen der Insel veranstaltet – nach antiken Sagen der Geburtsort von Sappho. Auf Grund der hohen Zahl von Flüchtlingen, die über Lesbos den Zugang nach Europa suchen, hat sich die Anzahl der Touristen im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um zirka 70 % vermindert.
Lesbos ist keine touristisch überlaufene Insel, was nicht nur an den wenigen Flugverbindungen und der umständlichen Anreise per Fähre liegt. Im Vergleich zu anderen Mittelmeerinseln wirkt Lesbos verschlafen. Dafür bietet Lesbos andererseits ursprüngliches Griechenland, leere Strände und beschauliches Inselleben. Lesbos ist von verblüffender Schönheit mit atemberaubenden Landschaften, steinig, zerklüftet und rauh, dann wieder grün, leuchtend und warm.
Sport
Auf Lesbos gibt es vielfältige Sportmöglichkeiten, besonders Wassersportarten wie Tauchen, Windsurfen, Kajakfahren, Kitesurfen und Wasserski, die an mehreren Stränden mit entsprechender Infrastruktur angeboten werden. Darüber hinaus ist die Insel auch ideal für Outdoor-Sportarten wie Wandern, Radfahren (Mountainbiking) und Reiten, wobei Wandertouren in der Natur sowie Fahrradtouren sehr beliebt sind. An der Nordküste und in verschiedenen touristischen Orten gibt es zudem Sportclubs für Surfer und Cat-Segler sowie Fitnessstudios, die auch für Besucher offen sind.
Die wichtigsten Fußballvereine auf der Insel sind Aiolikos F.C., Kalloni F.C. und Sappho Lesvou F.C.. Der AEL Kalloni spielte für drei Jahre, von 2013 bis 2016, als erster Fußballverein aus Lesbos in der Super League, der ersten griechischen Liga.
Persönlichkeiten
Die wichtigsten von der Insel Lesbos stammenden Persönlichkeiten waren:
- Lesches (-8. oder -7. Jahrhundert), früher Dichter
- Terpander (-7. Jahrhundert), Dichter und kitharode
- Alkaeus von Mytilene (-7. Jahrhundert), Dichter und Politiker
- Arion (-7. Jahrhundert), Dichter
- Sappho (-7./-6. Jahrhundert), Dichter
- Aristoteles (-384 bis -322), Philosoph, wurde in Chalkidike geboren, lebte aber eine Zeit lang auf der Insel.
- Theophrastus (-370 bis -285), Philosoph und Botaniker
- Theophanes von Mytilene (-1. Jahrhundert), antiker griechischer Historiker
- Longus (2. Jahrhundert), antiker griechischer Schriftsteller
- Theoctiste von Lesbos (9. Jahrhundert), heiliger Einsiedler
- Konstantin IX. Monomachos: Byzantinischer Kaiser (1042-1055), wohnte vor seiner Thronbesteigung in Mytilene.
- Christoph von Mytilene (11. Jahrhundert), Dichter
- Doukas, byzantinischer Historiker
- Hayreddin Barbarossa (nach 1470 bis 1546), osmanischer Admiral
- Elias Venezis, Schriftsteller
- Ahmed Djemal (1872 bis 1922), osmanischer Kommandant, Politiker
- Kostas Kenteris, Leichtathlet (Lauf, 200 Meter), Olympische Goldmedaille Sydney 2000
- Goldmedaille bei Welt- und Europameisterschaften
- Alex Martinez, Graffitikünstler, Illustrator, Wandmaler
- Hüseyin Hilmi Pascha (1. April 1855 bis 1922), Großwesir des Osmanischen Reiches
- Tamburi Ali Efendi (1836 bis 1902), türkischer klassischer Komponist
- Gregorios Bernardakis (1848-1925), Altphilologe und Paläograph
- Demetrios Bernardakis, Dramatiker
- Georgios Jakobides (1853 bis 1932), Maler
- Hüseyin Hilmi Pasha (1855 bis 1922), Ottomanstaatsmann
- Theophilos Hatzimihail (um 1870 bis 1934), Maler
- Ahmed Djemal Pasha (1872 bis 1922), Ottomanstaatsmann
- Georgios Emmanouil Kaldis (1875 bis 1953), Rechtsanwalt, Journalist und Politiker
- Tériade (1889 bis 1983), Kunstkritiker, Mäzen und Verleger
- Stratis Myrivilis (1890 bis 1969), Schriftsteller
- Hermon di Giovanno (um 1900 bis 1968), Maler
- Odysseas Elytis (1911-1996), Dichter, Nobelpreis für Literatur 1979
- Odysseas Elytis (1922 bis 1996), Dichter
- Tzeli Hadjidimitriou (* 1962), Fotograf und Schriftsteller
- Steffen Streich, Ultra-Ausdauerradsportler
Literatur
wikipedia =
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Reiseberichte
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Lesbos via drone =
Atlas
Lesbos, openstreetmap =
Lesbos, ADAC =
Lesbos, Satellit =
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