Djerba (Ǧirba)

Aus Insularium
Version vom 9. August 2025, 14:59 Uhr von Insularium (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Djerba, die größte Insel Nordafrikas, gilt mit seinen langen Sandstränden, Palmen und Olivenhainen als Schmuckstück Tunesiens im Mittelmeer - ein Eiland vor der afrikanischen Küste, die noch ein bisschen Europa atmen lässt. Einst hausten hier der homerischen Überlieferung nach die Lotophagen, geprägt wurde die Inselkultur aber von einem berberischen Volk, das sich trotz aller Arabisierung bis heute erhalten hat. == '''Name''' == Der Name '''''Dje…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Djerba, die größte Insel Nordafrikas, gilt mit seinen langen Sandstränden, Palmen und Olivenhainen als Schmuckstück Tunesiens im Mittelmeer - ein Eiland vor der afrikanischen Küste, die noch ein bisschen Europa atmen lässt. Einst hausten hier der homerischen Überlieferung nach die Lotophagen, geprägt wurde die Inselkultur aber von einem berberischen Volk, das sich trotz aller Arabisierung bis heute erhalten hat.

Name

Der Name Djerba, deutsch auch Dscherba, gesprochen [dʒeᴚba], arabisch ‏جربة‎  [Ǧirba], auch Širba, gesprochen [ʒɪrbæ], hebräisch רבה [Dzerbah], italienisch Gerba, früher Gerbi oder Zerbi, anglisiert Jerba, Jarbah, Jirba oder Djirba, ist ab der Spätantike in der Form Girba belegt, die von der einstigen römischen Stadt Gerba abgeleitet sein soll. Im Arabischen bedeutet al-ghriba „die Wundervolle“ oder „die Außergewöhnliche“.

Djerba soll laut Eratosthenes mit der in Homers Odyssee beschriebenen „Insel der Lotophagen“, altgriechisch Λωτοφαγῖτις [Lotophagitis] bzw. Λωτοφάγων νῆσος [Lotofagiton nisos], identisch sein. In der Peripetie des Pseudo-Skylax wird sie Βραχείων [Bracheion] oder „Insel der Untiefen“ genannt, bei Herodot heißt sie Phlâ, bei Polybios, Theophrast und anderen Autoren Μῆνιγξ [Meninx]. Der Historiker und Geograf Salah-Eddine Tlatli liefert zu ihrem heutigen Namen folgende Erklärung: „Gegen Ende der römischen Zeit begegnet man zum ersten Mal dem Namen Gerba oder Girba, der einer Stadt gegeben wurde, die an der heutigen Stelle von Houmt Souk (Hauptstadt der Insel) liegt. Zuvor, im 2. Jahrhundert, hatte Ptolemäus bereits den Namen Gerra erwähnt, wahrscheinlich ein lapsus calami von Gerba. Tatsächlich war es Aurelius Victor, der zuerst von Girba sprach, als er uns mitteilte, dass diese Stadt die Ehre hatte, zwei römischen Kaisern das Leben zu schenken.“

Der eigentliche Name der Insel, der bei den Griechen seit Eratosthenes verbreitet war, lautet Meninx oder Menis, woraus später italienisch Meninge wurde. Diese Bezeichnung ist wahrscheinlich libysch-berberischen Ursprungs und war auch der Name einer ihrer Hauptstädte in der Nähe von El Kantara, von wo aus eine römische Chaussee die Insel mit dem Festland verband und den Eingang zum Golf von Boughrara versperrte.

  • international:  Djerba
  • altgriechisch:  Μένιξ [Menix]
  • arabisch:  جربة‎  [Ǧirba bzw. Širba], جزيرة جربة [Ǧazirat Ǧirba]
  • armenisch:  Ջերբա [Jerba]
  • aserbaidschanisch: Cerba
  • bengalisch:  জেরবা দ্বীপ [Jerba dwip]
  • birmanisch:  ဒျာဘာကျွန်း [Dja-ba-kyun]
  • bulgarisch:  Ջերբա [Dšerba]
  • chinesisch:  杰尔巴岛 [Jié’ěrbā dǎo}
  • deutsch:  Djerba, Dscherba
  • englisch:  Djerba, Jerba, Jirba, Jarbah
  • esperanto:  Ĝerbao
  • französisch:  Djerba, Jerba
  • galizisch:  Xerba
  • georgisch:  ჯერბა [Jerba]
  • griechisch:  Τζέρμπα [Tšerba]
  • gudscheratisch:  જર્બા [Jerbā]
  • hebräisch:  רבה [Dzerbah]
  • hindi:  जेरबा  [Jerba]
  • italienisch:  Gerba, Meninge
  • japanisch:  ジェルバ島 [Jeruba-tō]
  • kabylisch:  Ǧerba
  • kambodschanisch:  កោះដ្រ៉ឺបា [Kaoh Dreuba]
  • kasachisch:  Джерба [Dšerba]
  • katalanisch:  Gerba
  • koreanisch:  제르바섬 [Jereuba-seom]
  • laotisch:  ເກາະເຈີບາ [Ko Cheoba]
  • lateinisch:  Meninx
  • lettisch:  Jerba
  • litauisch:  Džerba
  • makedonisch:  Џерба [Džerba]
  • maldivisch:  ދްޖަރބާ [Dšerba]
  • maltesiosch: Djerba, Jerba
  • pandschabisch:  ਜੇਰਬਾ ਟਾਪੂ [Jerba ṭāpū]
  • paschtunisch:  جرګه [Djerga]
  • persisch:  جربه [Djerbe]
  • polnisch:  Džerba
  • russisch:  Ջերբա [Dšerba]
  • sardisch:  Gerba
  • serbisch:  Ջերբա [Dšerba]
  • singalesisch:  ජර්බා [Jerbā]
  • sizilianisch:  Ggherbi
  • slowakisch:  Džerba
  • spanisch:  Yerba
  • tamilisch:  ஜெர்பா தீவு [Jerba thīvu]
  • telugu:  జెర్బా దీవి [Jerba dīvi]
  • thai:  เกาะเจอร์บา [Ko Choeba]
  • tschechisch:  Džerba
  • ukrainisch:  Ջերբա [Dšerba]
  • ungarisch:  Dzserba
  • urdu:  جربہ  [Djerba]
  • weißrussisch:  Ջերբա [Dšerba]
  • Offizieller Name:
  • arabisch:  جربة‎  [Ǧirba]
  • französisch:  Djerba
  • Bezeichnung der Bewohner:  Djerbiens (Dscherbier)
  • adjektivisch: djerbien (dscherbisch)


Kürzel:

  • Code:  DJ / DJB
  • Kfz:  -
  • ISO-Code:  TN.MN.DJ

Lage

Die Insel Djerba liegt vor der südtunesischen Küste im Golf von Gabès auf durchschnittlich 33°46‘ n.B. und 10°53‘ ö.L..    Sie ist nur 2 km vom Festland entfernt.


Geografische Lage:

  • nördlichster Punkt:  33°54‘40“ n.B. (Ras R’mel)
  • südlichster Punkt:  33°37‘55“ n.B. (Ras Terbella)
  • östlichster Punkt:  10°43‘33“ ö.L. (Ras Lalla Hadria)
  • westlichster Punkt:  11°04‘10“ ö.L. (südwestlich Cheikh Yahya)


Entfernungen:

  • Jorf / Tunesien  2,2 km
  • Kerkennah 80,7 km
  • Linosa  234 km
  • Tunis  351 km
  • Malta  382 km
  • Sizilien  442 km

Zeitzone

Auf Djerba gilt die Heure normale d’Europe Centrale, arabisch التوقيت الأوروبي المركزي [al-tawqīt al-awrūbbī al-markazī], englisch Central European Time (Mitteleuropäische Zeit), abgekürzt HEC bzw. CET (MEZ, UTC+1). Die Realzeit liegt um 43 bis 44 Minuten vor der Koordinierten Weltzeit (UTC).

Fläche

Die Insel Djerba ist 514 km² bzw. 198,5 mi², mit Nebeninseln 538 km² groß. Sie misst von Norden nach Süden 29,8 km, von Westen nach Osten 30,5 km. Die Küste hat eine Länge von 121,6 km, nach alternativen Angaben bis zu 150 km, mit einem Tidenhub von 1,3 bis 1,9 m, bei Houmt Souk 1,7 m. Höchste Erhebung ist der Dhahret Guellala mit 53 m. Die mittlere Seehöhe liegt bei etwa 15 m.

Geologie

Djerba dürfte sich erst vor etwas mehr als 12.000 vom tunesischen Festland getrennt haben. Der Damm, der die Insel mit dem Festland Tunesiens verbindet, stammt ursprünglich aus der römischen Zeit, eventuell sogar aus der punischen Zeit (also bereits mehrere Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung). Diese ursprüngliche Verbindung wurde später durch den Anstieg des Meeresspiegels überflutet, und während der Belagerung durch den Piraten Dragut im Jahr 1550/51 wurde der Damm aus Sicherheitsgründen durchbrochen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1951, wurde der Damm wiederhergestellt und ist seitdem die wichtigste Verbindung zwischen Djerba und dem Festland.

Geologisch besteht die Insel hauptsächlich aus Kalkstein und Sandablagerungen, typisch für flache Mittelmeerinseln mit einer Küstenzone aus Sandstränden und Lagunen im Golf von Gabès. Die Insel liegt im Bereich der sogenannten Litoralzone Tunesiens, die durch sandige Flachküsten, Lagunen und vorgelagerte Inseln wie Djerba gekennzeichnet ist. Das Gelände ist weitgehend flach, mit einem Kalksteinplateau in der Umgebung, das Teil der größeren geologischen Struktur Südost-Tunesiens ist. Diese Region ist geprägt von sedimentären Gesteinen aus verschiedenen geologischen Perioden und stellt einen Übergangsbereich zwischen dem saharischen Binnenland und dem mediterranen Küstengebiet dar.

Landschaft

Djerbas Landschaften werden von weiten Ebenen und Sandwüsten bestimmt. Die einzige Anhöhe befindet sich bei Guellala. Sie bietet eine Höhe von gerade einmal 53 m, ist sehr tonhaltig und dient dem Ort Guellala als Grundlage für die Keramik-Produktion. Ansonsten findet man hauptsächlich flache, trockene Landschaften mit alten Olivenbäumen, Obsthainen, Palmen und Grasflächen. Sandige Küsten und kilometerlange feine Sandstrände kontrastieren mit Wüstenlandschaften mit goldenen Sanddünen, die zur Umgebung im Süden und teilweise ins Inselinnere übergehen. Diese Wüstenabschnitte sind typisch für die Übergangszone zur Sahara und bieten eine faszinierende Kulisse.

Über die Insel verteilt gibt es agrarisch genutzte Gebiete mit Bewässerunganlagen zur Kultivierung von Getreide und Dattelpalmen. Die Wasserversorgung erfolgt vorwiegend über Brunnen und Zisternen, die das Überleben der Landwirtschaft trotz Trockenheit ermöglichen. Insgesamt ist Djerba landschaftlich eine flache Kalksteininsel mit sandigen Küsten, einem mediterranen Klima und einer Vegetation, die sich an die trockenen Bedingungen angepasst hat. Die Kombination aus Küste, Dünen, Palmenhainen und trockenen Feldern prägt das Landschaftsbild der Insel.


Erhebungen                          Seehöhe

Dhahret Guellala                    53 m

Flora und Fauna

Die Landschaft ist von flachen Sanddünen bis hin zu fruchtbaren Oasen geprägt. Die Vegetation ist an die trockenen Bedingungen angepasst und besteht u.a. aus Palmen, Olivenhainen und verschiedenen trockentoleranten Pflanzen.

Flora

Die Pflanzenwelt auf Djerba ist geprägt von einer Mischung aus mediterraner und arider Vegetation, passend zum warmen, trockenen Klima der Insel. Besonders an der Nord- und Ostküste der Insel finden sich viele subtropische Pflanzen wie Hibiskus, Bougainvillea, Jasmin, Oleander, Zitrusfrüchte, Olivenbäume und Weinreben. Außerdem wachsen kultiviert auch Granatäpfel, Feigen, Pfirsiche und Aprikosen, obwohl diese Früchte viel Pflege benötigen und relativ geringe Erträge bringen.

Es gibt keine ausgedehnten Wälder auf der Insel Djerba. Einige Kiefern, Johannesbrotbäume, Eukalyptus. Dominierend sind die Olivenbäume, die Palmen und Feigenbäume. Durch die Bewässerungssysteme ist der Anbau von Obst und Gemüse möglich, so gibt es Granatäpfel, Feigen, Orangen, Mandeln, Birnen, Pfirsiche.

Die Dattelpalmen gibt es in unterschiedlichen Arten mit mehr oder weniger eßbaren Früchten. Eine erwachsene Palme bringt bis zu 120 kg Datteln in einer Ernte. Eine Palme lebt 150 bis 200 Jahre. Die Ernte der Datteln findet im November statt.

Der Palmensaft, das legmi, ist für den Djerbi ein wirklicher Genuß. Sein Geschmack erinnert an Ananassaft. Der Saft wird von April bis Oktober in großen Krügen aufgefangen. Pro Tag können zirka 10 Liter geerntet werden.

Die Olivenbäume gibt es seit mehr als 2000 Jahren. Auf Djerba gibt es ca. 500 000 Olivenbäume. Ein Baum bringt etwa 80 Liter Olivenöl im Jahr. Das Olivenöl wird zum Kochen, Backen und Braten genommen und ist gleichzeitig die beste „Medizin”.

Fauna

Auf Djerba sind Insekten, Reptilien und Vögel anzutreffen, die an das trockene mediterrane Klima angepasst sind. Wilde Tierarten findet man eher selten. Zu erwähnen sind der Fuchs, der Igel, der Hase und einige kleine Nagetiere wie Mäuse und Springmäuse.

Der Skorpion ist als gefährliches Tier zu nennen. Je nach Art ist er mehr oder weniger giftig. Er wird erst in der Nacht aktiv. Sein Stich ist gefährlich. Im Winter kann man viele Zugvögel (Möwen, Seemöwen, Flamingos)beobachten.

Unter den heimischen Tierarten sind die Schafe, Pferde, Esel, Maulesel, Dromedare und Ziegen zu nennen. Das Dromedar kann mehr als 15 Tage ohne trinken aushalten. Unter diesen Bedingungen kann ein Dromedar, das 500 kg wiegt, in den ersten acht Tagen 150 kg abnehmen und es kann in wenigen Minuten bis zu 120 Liter Wasser aufnehmen. Die Form der Hufe macht es ihm möglich, sich im weichen Sand zu bewegen ohne einzusinken. Ehemals zum Ziehen und Tragen bestimmt, ist es künftig mehr für die Touristen und die Folklore von Bedeutung.

Naturschutz

Das Ramsar-geschützte Gebiet Djerba Bin El Ouedian umfasst die südliche Inselhälfte und das Feuchtgebiet Bin El Ouedian. Dieses Naturschutzgebiet hat eine Größe von 120,82 km² und ist ein wichtiger Lebensraum für eine vielfältige Fauna, insbesondere Wasservögel und Fische.

Ein weiteres besonderes Naturschutzgebiet auf Djerba ist die Flamingo-Insel, arabisch  رأس رمال [Ras R’mal], eine sandige Halbinsel mit einer Fläche von 18,56 km². Hier findet sich eine bedeutende Population bunter Flamingos und anderer Vogelarten, was das Areal zu einer wichtigen Vogelbeobachtungsstelle macht. Zusätzlich gilt die gesamte Küstenzone der Insel mit ihren Sandstränden als sensibler Lebensraum, an dem Einschränkungen zum Schutz der Natur gelten.

Klima

Djerba hat ein mediterran bis semi-arides Klima, nach der Köppen-Klimaklassifikation BSh (heißes Steppenklima), das stark von der Sahara beeinflusst wird, mit Temperaturen im Sommer häufig zwischen 30 und 35 °C und milden Wintern, in denen die Temperaturen selten unter 10 °C fallen. Die Insel befindet sich am Schnittpunkt der Luftmassen des Mittelmeers und der Sahara befindet. Bei mehr als 3000 Sonnenstunden jährlich und 200 bis 250 mm Jahresniederschlag liegt die mittlere Temperatur im Winter bei 13,6°C, im Sommer bei 26°C. Der Schirokko, ein trockener Wind von Süden bringt seine atemberaubende Hitze an etwa 15 Tagen zwischen Juni und Oktober auf die Insel. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 19,8°C, wobei die Monatsmittelwerte kaum über 30°C und nicht unter 8°C sinken. Im Sommer erreicht die maximale Durchschnittstemperatur 32,7°C, aber die Hitze wird durch die Meeresbrise gemildert, während im Winter die monatlichen Durchschnittswerte über 12°C liegen6. Emmanuel Grevin spricht daher von der „fünften Jahreszeit“ auf Djerba: „In Sfax wird der Winter Sie verlassen haben; in Gabes werden Sie den Frühling finden; in Tozeur den Sommer; und auf Djerba werden Sie die fünfte Jahreszeit entdecken. Aber ja, Monsieur, die fünfte Jahreszeit, dieses spezielle Klima auf der Insel Djerba, das so seltsam ist, das aus extremer Trockenheit, Meeresbrise, Frische und nächtlichem Tau besteht, aus etwas Rationalem, Gemäßigtem in allem.“

Gustave Flaubert lässt Mathos in Kapitel IX seines Romans Salammbô diese „mit Goldstaub, Grün und Vögeln bedeckte Insel, auf der die Zitronenbäume so hoch wie Zedern sind [...], wo die Luft so mild ist, dass man nicht sterben kann“ beschreiben. Das Klima hat der Stadt den Spitznamen Djerba la douce eingebracht.

Was die Niederschläge betrifft, so hat Djerba von allen Regionen südlich von Sfax die meisten Niederschläge (248,8 mm), wobei die durchschnittliche Anzahl der Regentage vierzig Tage pro Jahr erreicht6. Über 60 % der Niederschläge konzentrieren sich auf die Monate September bis Dezember mit einem Maximum im Oktober (28 % der jährlichen Gesamtmenge). Dennoch kann sich der Großteil der jährlichen Niederschlagsmenge auf nur drei bis vier Regenschauer verteilen6. Die Trockenzeit beginnt im April und im Sommer fällt nur selten Regen. Die Feuchtigkeit und der nächtliche Tau sind zwei lebenswichtige Faktoren für die Flora der Insel. Je nach Jahreszeit herrschen auf Djerba Winde aus unterschiedlichen Richtungen vor. Von November bis März herrschen Westwinde vor, die von März bis Mitte Juni vom Schirokko abgelöst werden, einem warmen Wind, der oft von Staubwirbeln begleitet wird6. Mit dem Beginn des Sommers dominieren die kühlen Ostwinde.


Klimadaten für Hawmat as-Suq (33°52‘ N, 10°50‘ O, 4 m, 1961 bis 1990)

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Mitteltemperatur (°C) 12,1 13,6j 16,0 18,5 21,0 24,2 26,6 27,7 26,3 23,0 18,2 13,1 20,1
Wasseremperatur (°C) 13 13 14 15 17 20 23 24 23 21 15 14 18
Niederschlag (mm) 29 19 20 13 8 1 0 1 14 38 42 26 208
Niederschlagstage (≥ 1.0 mm) 5 5 4 3 2 1 0 1 4 5 5 5 40
Luftfeuchtigkeit (%) 69 674 66 66 65 66 63 65 69 68 67 70 66,7


Klimadaten für Houmt Souk (1981 bis 2010, Extreme seit 1898)

Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Höchstrekord (°C) 27,7 35,2 35,0 38,6 43,7 46,0 45,2 46,3 42,8 40,0 33,5 28,6 46,33)
Mittelmaximum (°C) 16,5 17,8 20,3 23,1 26,6 30,0 32,9 33,5 30,9 27,6 22,4 17,8 25,0
Mitteltemperatur (°C) 12,9 13,7 15,8 18,3 21,8 25,2 27,8 28,7 26,7 23,4 18,6 14,5 20,6
Mittelminimum (°C) 9,2 9,6 11,6 14,2 17,5 20,8 23,1 24,3 22,8 19,5 14,7 11,0 16,5
Tiefstrekord (°C) 0,0 1,0 4,0 5,0 6,0 12,0 15,0 14,0 14,0 10,0 3,0 1,0 0,0
Niederschlag mm 27,4 14,3 15,9 11,8 5,1 1,4 0,3 1,3 20,3 36,2 27,2 41,3 202,5
Niederschlagstage (≥ 1.0 mm) 3,4 3,1 2,7 1,8 1,1 0,5 0,0 0,1 2,1 3,5 2,8 3,5 24,6
Luftfeuchtigkeit (%) 69 67 66 66 65 66 63 65 69 68 67 70 67
Sonnenstunden 207,7 207,2 244,9 264,0 313,1 321,0 375,1 350,3 276,0 248,0 213,0 204,6 3224,9
Tägliche Sonnenstunden 6,7 7,4 7,9 8,8 10,1 10,7 12,1 11,3 9,2 8,0 7,1 6,6 8,8
Wassertemperatur (°C) 16 16 15 17 18 21 24 26 26 24 20 18 20,1

Mythologie

Überlieferungen zufolge soll sich die Insel Djerba erst nach der letzten Eiszeit vom tunesischen Festland getrennt haben. Eindeutig bewiesen ist dies aber nicht und so erzählen die einheimischen Inselbewohner noch heute, dass Djerba vor rund einer Million Jahren durch den Einsturz der Steilküste bei Djorf entstand. Damals soll eine ganze Stadt im Mittelmeer versunken sein. Lebendig gehalten wird diese Theorie durch die Tatsache, dass Taucher in der Meerenge von Djerba in regelmäßigen Abständen auf alte Tonscherben oder Ähnliches stoßen.

Djerba war laut antiken Überlieferungen die Heimat der Lotophagen, griechisch Λωτοφάγοι [Lotofagoi], zu Deutsch „Lotosesser“, ein sagenhaftes Volk aus der griechischen Mythologie, das vor allem durch Homers Odyssee bekannt wurde. In dieser Erzählung sind sie die Einwohner einer Insel – viele sehen die heutige Insel Djerba als den Ort der Lotophagen. In Homers Odyssee landen Odysseus und seine Männer nach einem Sturm bei den Lotophagen. Diese bieten den Neuankömmlingen die Früchte des Lotosbaumes an. Wer davon isst, gerät in einen Zustand der Vergesslichkeit und des Glücks, sodass die Gefährten von Odysseus ihren Heimweg vergessen und für immer bleiben wollen. Odysseus muss sie gewaltsam zu ihrem Schiff zurückbringen.

Geschichte

Auf ein spätantikes Bistum geht das Titularbistum Girba der römisch-katholischen Kirche zurück. Von 1134 bis 1165 hielten die Normannen Djerba besetzt. 1154 schlugen sie einen Aufstand der Bewohner blutig nieder. Von 1524 bis 1551 war Djerba ein Hauptstützpunkt der türkisch-nordafrikanischen Korsaren unter Turgut Reis.

Antike

Schon in der Antike erwähnten Historiker Djerba als die erste Insel, auf der Homer in seiner Odyssee Odysseus und seine Gefährten stranden ließ, nachdem sie sich auf dem Rückweg vom Trojanischen Krieg auf See verirrt hatten (um -1185). Weil Odysseus von der Lotosblume gekostet hatte, einer „honigsüßen Frucht, die alle, die sie kosten, in die Wonnen eines seligen Vergessens versetzt, das alle Sorgen des Lebens auslöscht“, konnte er die Insel der Lotophagen (Lotos-Esser) nur mit Mühe verlassen, „weil diese wunderbare Frucht ihn in eine glückliche Amnesie versetzt hätte“.

Am Beginn der Geschichte wurde das Gebiet des heutigen Tunesiens von Berbern mit neolithischer Lebensweise bewohnt. Mehrere Wissenschaftler, darunter Lucien Bertholon16 und Stéphane Gsell, gehen davon aus, dass es im -2. Jahrtausend zu Wanderungen zwischen der Ägäis und dem Golf von Syrtes, wo sich Djerba befindet, kam. Noch vor der Gründung Karthagos im -9. Jahrhundert sollen Phönizier aus Tyrus entlang der Küste des heutigen Libyen und Tunesien bis nach Utica mehrere Handelsposten errichtet haben. Djerba gehörte zweifellos dazu. Die ältesten Angaben über die Insel finden sich in der Pseudo-Skylax-Periode, die ungefähr auf die Mitte des -4. Jahrhunderts datiert wird: „Die Insel produziert außerdem viel Obst, Weizen, Gerste und fruchtbares Land.“

Die gängigste Version der lokalen Überlieferung besagt, dass sich die ersten Juden auf Djerba niederließen, nachdem Kaiser Nebukadnezar II. -586 den Tempel Salomons18 zerstört hatte, von dem eine Tür in die Ghriba-Synagoge eingebaut wurde.

Laut Gsell war Djerba zu dieser Zeit „mit Sicherheit von Karthago abhängig“. Die Karthager gründeten mehrere Handelsposten, der wichtigste war Meninx an der Südostküste der Insel, die sie zu einem wichtigen Handelsplatz im Mittelmeerraum machten, indem sie Häfen für ihre Boote anlegten und die Insel als Zwischenstation auf ihrer Reise durch das Mittelmeer nutzten.19 Die Karthager gründeten auf Djerba mehrere Handelsposten, von denen der wichtigste Meninx an der Südostküste der Insel war. Neben dem Olivenanbau beherbergte die karthagische Insel mehrere Töpferwerkstätten, mehrere Fischereien und entwickelte das Färben von Purpur aus Murex, für das die Insel berühmt wurde. Als wichtige Zwischenstation zum afrikanischen Kontinent erlebte Djerba so über ein halbes Jahrtausend lang Wohlstand mit den Phöniziern.

Die ersten Kontakte der Insel mit den Römern fanden während des ersten Punischen Krieges statt, als die Römer Operationen gegen Karthago durchführten. Die erste, eine regelrechte Marineexpedition unter dem Kommando von Cnaeus Servilius Caepio und Caius Sempronius Blaesus, wurde -253 nach Djerba geschickt. Eine zweite unter dem Kommando des Konsuls Cnaeus Servilius Geminus wurde -217 während des Zweiten Punischen Krieges gestartet, im selben Jahr wie die Schlacht am Trasimenischen See, die zwischen Karthagern und Römern in Italien ausgetragen wurde.

Doch „erst im Jahr 6, nach der Phase der Protektorate über die Berberfürsten, die reges inservientes, beginnt die direkte Kolonisierung im syrtischen Gebiet“. Es ist bekannt, dass es auf der Insel damals zwei Städte gab: Meninx und Thoar. Später beherbergte sie drei größere urbane Zentren. Eines davon, dessen moderner Name Henchir Bourgou lautet, wurde in der Nähe von Midoun im Zentrum der Insel entdeckt: Die Überreste einer großen Stadt aus dem -4. Jahrhundert, die als „Felsen von Bourgou“ bezeichnet werden, sind durch reichlich Töpferei und ein imposantes Mausoleum gekennzeichnet, das wahrscheinlich einem Mitglied einer numidischen Königsfamilie gehörte. Ein zweites Zentrum an der Südostküste war eine Produktionsstätte für Murex-Farbstoffe, die von Plinius dem Älteren als zweitrangig in diesem Bereich hinter der Stadt Tyrus erwähnt wurde: erhebliche Mengen an farbigem Marmor, die dort gefunden wurden, zeugen von ihrem Reichtum. Das dritte wichtige Zentrum, wahrscheinlich das antike Haribus, liegt an der Südküste in der Nähe des Dorfes Guellala.

Zwei römische Kaiser, Trebonianus Galle und sein Sohn Volusianus, waren auf Djerba geboren. In einem römischen Dekret aus dem Jahr 254, kurz nach ihrem Tod, wird die Insel in dem Ausdruck Creati in insula Meninge quae nunc Girba dicitur erwähnt: Dies ist der erste bekannte Beleg für die Verwendung des Namens Girba. Mitte des 3. Jahrhunderts wurde im damaligen Bistum Girba eine Basilika errichtet. Zwei der Bischöfe der Insel haben ihren Namen in der Geschichte hinterlassen: Monnulus und Vinzenz, die an den Konzilen von Karthago im Jahr 255 bzw. 525 teilnahmen. Die Ruinen ihrer Kathedrale können in der Nähe von El Kantara im Südwesten der Insel identifiziert werden, von wo ein schönes kreuzförmiges Baptisterium stammt, das im Bardo-Nationalmuseum in Tunis aufbewahrt wird.

Archäologische Prospektionen, die zwischen 1996 und 2000 unter der Schirmherrschaft der University of Pennsylvania, der American Academy in Rome und des National Institute of Heritage durchgeführt wurden, ergaben 250 archäologische Stätten, darunter zahlreiche punische und römische Villen. Seit 2015 sollen geophysikalische Prospektionen und archäologische Ausgrabungen, die vom Institut für Klassische Archäologie der Ludwig-und-Maximilians-Universität München in Zusammenarbeit mit dem Institut national du patrimoine durchgeführt werden, die Kenntnisse über den Städtebau und die wirtschaftlichen Aktivitäten der Stadt Meninx während der Antike präzisieren.

Nach den Römern wurde Djerba von den Vandalen (439 bis 533) und dann von den Byzantinern (533 bis 665) besetzt. Im Jahr 665 fiel die Insel während des Byzacen-Feldzugs unter dem Kommando von Muawiya Ben Hudaydj in die Hände der Araber unter der Führung von Ruwayfa ibn Thâbit Al Ansari, einem Gefährten des Propheten Mohammed. Die Insel wurde daraufhin Zeuge von Kämpfen zwischen muslimischen Fraktionen und schloss sich schließlich der Partei der Kharidschiten an

Mittelalter

Im 11. Jahrhundert wurde die Insel nach der Invasion Ifriqiyas durch die Hilalier aus Ägypten unabhängig und spezialisierte sich auf Piraterie. Zur selben Zeit wurde die Anwesenheit einer jüdischen Gemeinde zum ersten Mal durch einen Handelsbrief aus der Guéniza in Kairo historisch belegt, aus der auch andere Dokumente stammen, in denen die Djerbier im Mittelalter erwähnt werden. Der Brief wurde um 1030 geschrieben und bezieht sich auf einen gewissen Abū al-Faraj al-Jerbī („der Djerbier“), der in Kairouan wohnte und mit dem Orient, also Ägypten und dem Indischen Ozean, Handel trieb.28 Die Djerbier waren eine der ältesten jüdischen Gemeinden auf der Insel, die sich in der Nähe von Kairouan befand. Die Insel wurde von dem Hammadiden-Sultan Abd al-Aziz ibn Mansur besetzt, der von 1104 bis 1121 regierte, und 1115/16 kurzzeitig von Ali Ben Yahya eingenommen.

Danach folgten auf Djerba vier Jahrhunderte lang sizilianische Normannen, Aragonier, Spanier und Osmanen, „in denen sich Christen und Muslime gegenseitig abschlachteten“. Im Mittelalter waren es zunächst die Christen aus Sizilien und Aragonien, die den djerbischen Kharidschiten-Ibaditen wiederholt ihren Besitz streitig machten. Aus dieser Zeit sind zahlreiche kleine Moscheen (einige davon unterirdisch), deren erste aus dem 12. Jahrhundert stammen, sowie zwei imposante Forts erhalten geblieben.

Im Jahr 1134 eroberten normannische Truppen des Königreichs Sizilien unter Ausnutzung der unruhigen Lage in Ifriqiya die Insel, die unter die Herrschaft von König Roger II. von Sizilien und später seines Sohnes und Nachfolgers Wilhelm der Schlechte fiel. Im Jahr 1154 rebellierten die Djerbaner, doch die Normannen schlugen den Aufstand blutig nieder; erst die Eroberung durch die Almohaden im Jahr 1160 konnte die Normannen von Djerba und der tunesischen Küste vertreiben.

Im Herbst 1284 nahm der aragonesische Admiral Roger de Lauria die Insel in Besitz und errichtete dort eine Domäne unter der Oberherrschaft des Heiligen Stuhls. 1286 wurde die Inselgruppe Kerkennah seiner Herrschaft angegliedert. Im Jahr 1289 ließ er in der Nähe des antiken Meninx eine Festung errichten, die Castelló und später Borj El Kastil oder Borj El Gastil genannt wurde. Als er 1305 starb, wurde er von seinen Söhnen Roger (1305 bis 1310) und Charles (1310) und später von Francis-Roger (1310) abgelöst. Da es der Familie nicht gelang, die Aufstandsversuche der Djerbier und die Angriffe der Hafsiden unter Kontrolle zu bringen, trat sie ihre Rechte an König Friedrich II. von Sizilien ab, der 1311 Ramon Muntaner zum Gouverneur ernannte, als monatelang eine Hungersnot herrschte, die die Einwohner, die Hilfe von Tunesiern vom Festland erhielten, zur Revolte veranlasste. Muntaner verwaltete die Insel bis 1314. Um 1335 eroberte der Hafsiden-Sultan Abu Yahyâ Abu Bakr al-Mutawakkil die Insel von den Aragoniern zurück.

Während sie Djerba während ihres Krieges gegen die Kastilier (1334/35) verließen, eroberten die Aragonier unter Manfredi III. Chiaromonte die Insel 1388 mit Hilfe einer genuesischen Flotte34 zurück, behielten sie aber nur bis Ende 1392. Weitere Angriffe der Flotte von Alfonso V. von Aragon36 in den Jahren 1424 und 1431 wurden mit Hilfe des Hafsidenherrschers Abû Fâris `Abd al-`Azîz al-Mutawakkil abgewehrt. Die Muslime errichten im Norden der Insel neben den Ruinen des antiken Girba eine Festung, die sie Borj El Kebir nennen. In der Umgebung entwickelte sich die Stadt Houmt Souk.

Im Jahr 1480 rebellierten die Djerbier gegen den Hafsiden-Sultan Abû `Umar `Uthmân und übernahmen die Kontrolle über die römische Chaussee, die die Insel mit dem Festland verband. Die internen Kämpfe zwischen Wahbiya und Nakkara, zwei Fraktionen der Ibaditen, die den Nordwesten bzw. Südosten von Djerba beherrschten, konnten den wirtschaftlichen Fortschritt der Insel jedoch nicht aufhalten. Die Bewohner zahlten nun einen Tribut an den Herrscher, blieben aber unabhängig. Während der Ziridenzeit fielen nomadische arabische Stämme in Tunesien ein, aber Djerba geriet nicht unter ihre Kontrolle.

Neuzeit

Um 1500 geriet Djerba unter osmanischen Einfluss: Der osmanische Korsar Arudj Barbarossa erhielt vom Hafsiden-Herrscher die Kontrolle über die Insel39 , die zur Basis für die zehn Schiffe seines Geschwaders wurde. 1511 griffen die Truppen des spanischen Königreichs unter dem Kommando von Pedro Navarro Djerba an, um dort eine Festung zu errichten, die die Eroberungen von Oran, Bougie, Algier und Tripolis unterstützen sollte; sie erlitten jedoch eine Niederlage40. Im Jahr 1513 wurde die Insel von den Genuesen geplündert.

Djerba stand schließlich von 1520 bis 1524 und von 1551 bis 1560 unter spanischer Oberhoheit, jedoch ohne dauerhafte Besetzung. Es wurde wieder zu einem vorübergehenden Stützpunkt für Khayr ad-Din Barbarossa und von 1524 bis 1551 zu einem der wichtigsten Stützpunkte für osmanische und nordafrikanische Korsaren unter der Führung von Admiral Dragut. Im April 1551 wurde Dragut bei einer von den Malteserrittern und dem Vizekönig von Neapel gegen ihn organisierten Expedition von den Galeeren des Genuesen Andrea Doria in einem Djerba-Kanal blockiert, konnte ihnen aber entkommen. Eine europäische Flotte, die hauptsächlich aus spanischen, neapolitanischen, sizilianischen und maltesischen Schiffen bestand, unter der Führung von Juan Luis de la Cerda, Herzog von Medinaceli, besetzte 1560 ihrerseits die Insel, um sie als Operationsbasis gegen Tripolis auszubauen. Vor diesem Hintergrund der Rivalität um die Kontrolle des Mittelmeers kam es zwischen dem 9. und 14. Mai 1560 vor der Küste der Insel zu einer Seeschlacht zwischen dieser Flotte und der osmanischen Flotte unter der Führung von Piyale Pascha und Dragut.

Die Seeschlacht von Djerba fand vom 9. bis zum. 14. Mai 1560 in der Nähe der tunesischen Insel Djerba zwischen den Flotten des Osmanischen Reichs und einer von Spanien angeführten Koalition christlicher Mittelmeermächte statt. Die türkische Flotte unter Großadmiral Piyale Pascha fügte der christlichen Allianz eine vernichtende Niederlage zu.

Piyale Pascha hatte 1558 die Balearen heimgesucht und die Mittelmeerküste Spaniens verwüstet. König Philipp II. von Spanien appellierte an den Papst und die christlichen Staaten Europas, eine Heilige Liga zu bilden und der wachsenden türkischen Bedrohung der Mittelmeerländer ein Ende zu bereiten. Diese Bedrohung war nach dem osmanischen Sieg in der Seeschlacht von Preveza 1538 und dem verheerenden Ausgang der Strafexpedition Kaiser Karls V. gegen Khair ad-Din Barbarossa und Algier 1541 stetig gewachsen.

1560 gelang es Philipp II. schließlich, ein Militärbündnis zusammenzubringen, dem neben Spanien noch die Republik Venedig, die Republik Genua, der Papst (Kirchenstaat), das Herzogtum Savoyen und die Malteserritter angehörten. Die Allianz versammelte eine Flotte von etwa 200 Schiffen mit 30.000 Soldaten in Messina, unter dem Befehl von Giovanni Andrea Doria, einem Großneffen von Andrea Doria.

Am 12. März 1560 eroberte die christliche Liga die vor der Südostküste Tunesiens gelegene Insel Djerba, die lange eine Schlüsselbastion der osmanischen Korsaren unter Khair ad-Din Barbarossa und Turgut Reis (Dragut) gewesen war. Daraufhin entsandte Sultan Süleyman I. eine Flotte von 120 Schiffen unter Piyale Pascha, die am 9. Mai 1560 vor Djerba ankam. Die Kämpfe dauerten bis zum 14. Mai. Piyale Pascha und der ihm am 11. Mai zu Hilfe kommende Turgut Reis errangen einen überwältigenden Sieg. Die christliche Allianz verlor mehr als 60 Galeeren und 20.000 Mann. Giovanni Andrea Doria entkam auf einem kleinen Schiff. Die Osmanen verloren kaum ein Schiff und nur etwa 1000 Mann und brachten Djerba wieder in ihren Besitz. Piyale Pascha wurde bei seiner Rückkehr nach Istanbul als Held gefeiert und erhielt eine Tochter von Süleymans Sohn Selim II. zur Frau.

Mit dem Sieg bei Djerba erreichte die osmanische Seeherrschaft im Mittelmeer, die mit dem Sieg bei Prevesa begonnen hatte, ihren Zenit. Fünf Jahre später, 1565, war das Osmanische Reich dann soweit, selbst die Inselfestung Malta der Johanniter anzugreifen, allerdings letztlich erfolglos (siehe Belagerung von Malta). Erst die Niederlage der türkischen Flotte 1571 in der Seeschlacht von Lepanto gegen eine vereinigte spanisch-venezianisch-päpstliche Flotte beendete den Mythos türkischer Unbesiegbarkeit auf See.

Diese Expedition war eines der bedeutendsten militärischen und politischen Ereignisse des 16. Jahrhunderts46. Im Jahr 1568 erschien der Pascha von Tripolis, Djaafar Pascha, bei den Djerbiern, um einen großen Tribut zu fordern; die Insel wurde 1598 von einem seiner Nachfolger, Ibrahim Pascha, eingenommen. Im September 1611 wurde sie von einer mächtigen Flotte aus neapolitanischen, genuesischen und maltesischen Schiffen angegriffen; bei ihrer Verteidigung verloren fast 500 ihrer Bewohner ihr Leben48. Jahrhundert unterstand die Stadt abwechselnd den Gouverneuren von Algier, Tripolis oder Tunis. Der Anschluss an Tunesien wurde 1614 durch ein Abkommen besiegelt. Ab 1705, als die Dynastie der Husseiniten gegründet wurde, wurde der Bey von Tunis durch einen Scheich und Kaids vertreten, die aus den einflussreichsten lokalen Familien rekrutiert wurden. Nach den Senumeni im 16. Jahrhundert war die Bel Djelloud-Familie die bedeutendste unter ihnen. Eines ihrer Mitglieder, Said, setzte alle Schiffe der Insel ein, um zu verhindern, dass Younes, der Sohn von Ali I. Pascha, nach Djerba reisen konnte, was ihn das Leben kostete. Von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis zum 18. und 19. Jahrhundert war die dominierende Familie die der Ben Ayed.

Ab dem 18. Jahrhundert verbreitete sich der Malikismus neben dem Ibadismus auf der Insel, während die Berbersprache gegenüber dem Arabischen allmählich an Boden verlor. Im selben Jahrhundert kam es zu Überfällen durch die Nomaden Ouerghemma und Accaras aus der Djeffara-Region. In den Jahren 1705 und 1706 wütete die Pest, bevor sie 1809 wieder zurückkehrte. Im Jahr 1794 wurde Djerba 58 Tage lang von einem Abenteurer namens Ali Burghul geplündert und 1864 erneut von Nomaden aus der Region Zarzis überfallen. Im selben Jahr kam es zu einem erneuten Ausbruch der Pest und einer Revolte. 1846 verbot Ahmed I. Bey die Sklaverei.50 Dies wirkte sich auf die Wirtschaft der Insel aus, die zu diesem Zeitpunkt neben Gabes eines der wichtigsten tunesischen Zentren für den Sklavenhandel war, der von Karawanen aus den Oasen Ghadames und Ghat betrieben wurde. Dieser Handel verlagerte sich später nach Tripolis.

Moderne Zeit

Djerba blieb bis 1881 unter osmanischer Herrschaft, als Tunesien nach der Bombardierung der Insel und ihrer militärischen Besetzung unter französisches Protektorat gestellt wurde: „Am 28. Juli 1881 besetzten die französischen Truppen Borj El Kebir in Houmt Souk und blieben dort bis 1890, als die Verwaltung der Insel an die zivile Behörde überging.“

1956 erlangte Tunesien die Unabhängigkeit und Djerba wurde zu einer Delegation, die dem Gouvernement Medenine unterstand. Da jedoch der größte politische Gegner von Präsident Habib Bourguiba während des Kampfes um die Unabhängigkeit, Salah Ben Youssef, von dort stammte, wurde die Insel in Bezug auf die Infrastruktur mehrere Jahre lang vernachlässigt. Während im Rest des Landes selbst in kleinen Orten Krankenhäuser, Gymnasien und Straßen gebaut wurden, musste Djerba bis in die 1970er und 1980er Jahre warten, um damit ausgestattet zu werden. Es ist kein Gouvernorat, während weitaus weniger bevölkerte Regionen dies wurden. Zwischen 1962 und 1969 wanderten aufgrund der ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen, die durch eine staatliche Reform der Handelsstrukturen hervorgerufen wurden, Tausende von Djerbaern (5.000 bis 6.000 Familienoberhäupter) nach Europa aus - 80% nach Frankreich; mehr als die Hälfte von ihnen ließ sich in der Region Paris nieder. Die Ortschaften Sedouikech, Guellala und Ajim entleerten sich von fast der gesamten erwerbstätigen Bevölkerung.

Das Gesicht von Djerba hat sich seit den 1960er Jahren stark verändert: Hotelzone, Ausbau des Flughafens und der Siedlungsgebiete - aus einfachen Weilern wurden richtige Ortschaften -, Verbreiterung der Straßen und Errichtung von Strommasten. Nur Teile des Inselinneren blieben fast unberührt, ebenso wie ein Teil der Südküste.

Im März 1976 wurden einige Straßen in Ajim umgestaltet, um am 2. und 3. April als Kulisse für die Dreharbeiten zu Star Wars zu dienen. So wurden Straßen in der Stadt Mos Eisley auf dem Planeten Tatooine nachgestellt. Vierzehn Kilometer weiter nördlich dient der Marabut von Sidi Jemour ebenfalls als Kulisse für Mos Eisley und für Anchorhead, das ehemalige Bergbauzentrum des Planeten.

Am 11. April 2002 wird ein Anschlag auf die Ghriba-Synagoge verübt. Ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen springt in der Nähe der Synagoge in die Luft. 21 Menschen werden getötet, darunter vierzehn Deutsche, fünf Tunesier und zwei Franzosen, und weitere verletzt. Die tunesische Regierung spricht von einem Unfall, doch Experten vermuten schnell einen Anschlag, zu dem sich später Al-Qaida bekannte. Die jüdische Gemeinde auf der Insel zählte zu diesem Zeitpunkt etwa 700 Personen, während sie 194655 noch 4.300 betragen hatte. Am 17. Februar 2012 schlug die tunesische Regierung Djerba für eine künftige Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes vor. Dies wurde am 18. September 2023 wirksam.

Die Coronazeit war wie in ganz Tunesien so auch auf Djerba von Ausgangssperren, Lockdowns und Grenzschließungen geprägt. Ab März 2020 wurden die Grenzen geschlossen und ein allgemeiner Lockdown verordnet, inklusive nächtlicher Ausgangssperren. Öffentliche Orte wie Cafés, Restaurants und Museen waren für längere Zeit geschlossen. Reisen zwischen Regionen waren verboten, bis im Juni 2020 die Bewegung schrittweise wieder erlaubt wurde. Nch neuerlichen Einscränkungen wurden bis 2023 alle Covid-Maßnahmen in Tunesien wieder aufgehoben.

Am 9. Mai 2023 kam es auf der tunesischen Insel Djerba zu einem tödlichen Angriff vor der ältesten Synagoge Afrikas, La Ghriba. Ein Polizist, der einer Marineeinrichtung auf der Insel angehörte, erschoss zunächst einen Kollegen, entwendete dessen Munition und eröffnete dann bei der jährlichen Pilgerfahrt das Feuer in der Nähe der Synagoge. Dabei wurden mindestens vier Menschen getötet, darunter zwei Pilger (ein Tunesier und ein Franzose) und zwei Sicherheitskräfte. Mehrere weitere Personen wurden verletzt. Auch der Angreifer selbst wurde von Sicherheitskräften getötet.

Das Motiv des Angriffs war zunächst unklar; die Behörden leiteten Ermittlungen ein, sprachen aber zunächst nicht von einem terroristischen Anschlag. Der Vorfall ereignete sich während der Pilgerfahrt zu einer der ältesten und wichtigsten jüdischen Stätten Afrikas, die jährlich Tausende Juden aus aller Welt anzieht. Dies löste erhebliche Betroffenheit aus, vor allem da die Synagoge bereits 2002 Ziel eines schweren Terroranschlags war, bei dem 21 Menschen starben. Die Sicherheitslage bei der Wallfahrt ist seitdem streng überwacht, dennoch konnte der Anschlag 2023 trotz umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Der Angriff führte zu Angst und Besorgnis innerhalb der jüdischen Gemeinde und unter den Einwohnern Djerbas, außerdem gibt es Befürchtungen hinsichtlich der Auswirkungen auf den Tourismus der Insel.

Verwaltung

Die Insel Djerba gehört seit 1956 zum Gouvernement Médenine der Republik Tunesien.


Herrschaftsgeschichte

  • um -650 bis -146 Karthago (Qart-ḥadašt)
  • -146 bis -27 Römische Republik (Res publica)
  • -27 bis 19. Oktober 439 Römisches Reichm, ab 395 Weströmisches Reich (Imperium Romanum)
  • 19. Oktober 439 bis 533 Königreich der Wandalen (Regnum Vandalorum)
  • 533 bis 698 Byzantinisches Reich (Basileia tōn Rhōmaiōn)
  • 698 bis um 750
  • um 750 bis um 800
  • um 800 bis 18. März 909
  • 18. März 909 bis 1059
  • 1059 bis 1138
  • 1135 bis 1158 Königreich Sizilien (Regnum Siciliae)
  • 1158 bis 1284
  • 1284 bis 1333 Herrschaft Djerba innerhalb der Königreichs Sizilien (Regnum Siciliae)
  • 1333 bis 3. September 1574
  • 3. September 1574 bis August 1793 Provinz Tunis (Eyalet Tunis) im Osmanischen Reich (Devlet-i’Alīye)
  • August 1793 bis November 1794 Fürstentum Tripolitanien (Iyālat Ṭarābulus al‑Gharb)
  • November 1794 bis 9. Juni 1881 Provinz Tunis (Eyalet Tunis) im Osmanischen Reich (Devlet-i‘Alīye, ab 1876 Devlet-i‘Osmānīye)
  • 9. Juni 1881 bis 16. Juni 1940 Regentschaft Tunesien (Régence de Tunis) der Republik Frankreich (République française)
  • 16. Juni 1940 7. Mai 1943 Regentschaft Tunesien (Régence de Tunis) der Staat Frankreich (État français) mit Sitz in Vichy
  • 7. Mai 1943 bis 20. März 1956 Regentschaft Tunesien (Régence de Tunis) der Republik Frankreich (République française)
  • seit 20. März 1956 Gouvernement Médenine (Wilāyat Madnīn) der Republik Tunesien (République tunisienne / al-ǧumhūriyya at-tūnisiyya)

Legislative und Exekutive

Die Verwaltung der Insel obliegt den drei Delegationen.


Inseloberhaupt

Es gibt kein formales Inseloberhaupt. Höchste Repräsentanten sind die drei Delegationschefs.


Herren von Djrba

  • 1284 - 1305  Roger I
  • 1305 - 1307  Roger II
  • 1307 - 1310  Roger II [2]
  • 1310  Charles
  • 1310  Francis-Roger III

Französische Gouverneure

  • um 1305 - 1308 Simon de Montolieu
  • 1308 - 1315 Raymond Montaner

Spanische Gouverneure

  • 8 Mar - 10 Mai 1560 Juan de la Cerda, Duque de Medinaceli (um 1514 - 1575)
  • 10 Mai - 31 Jul 1560 Alvaro de Sande  (1489 - 1573)

Politische Gruppierungen und Wahlen

Auf der Insel sind folgende Parteien aktiv:

  • Ennahda („Wiedergeburt“): eine bedeutende islamisch orientierte Partei in Tunesien, die über eine starke organisatorische Präsenz im ganzen Land, einschließlich Djerba, verfügt.
  • Nidaa Tounes („Ruf Tunesiens“): eine säkulare Partei, die aus ehemaligen Funktionären der früheren Regierung entstand.
  • Qalb Tounes („Herz von Tunesien“): eine populistische Partei.
  • Parti destourien libre („Freie Destour-Partei“): konservativ-laizistisch.
  • Afek Tounes („Horizonte Tunesiens“): säkular und liberal.
  • Kongress für die Republik (CPR): linksliberal, säkular.
  • Arbeiterpartei (PT): kommunistisch.


Dazu gibt es zahlreiche kleinere Parteien mit religiöser, sozialdemokratischer, liberaler oder linkspolitischer Ausrichtung. Politische Aktivitäten auf Djerba spiegeln also das breite Spektrum tunesischer Parteienlandschaft wider. Die politische Dynamik wird stark von überregionalen und nationalen Entwicklungen geprägt, wie etwa durch die islamisch-konservative Ennahda, die säkularen Lager oder die populistischen Bewegungen. Lokale politische Gruppen können regional aktiv sein, aber sie sind meist Teil dieser größeren Parteien oder deren lokalen Sektionen. Durch politische Reformen und gesellschaftliche Entwicklungen in Tunesien ist das Parteiensystem vielfältig, allerdings gibt es auch Kritik an Korruption und Vertrauensverlust in Parteien landesweit, was sich auch auf Djerba auswirkt.

Justizwesen und Kriminalität

Das Justizwesen auf Djerba ist Teil des tunesischen Justizsystems, das landesweit die Grundlage für Rechtsprechung und Rechtsstaatlichkeit bildet. Dieses System ist überwiegend am französischen Recht orientiert und formal säkular, mit Ausnahmen etwa im islamischen Erbrecht. Auf Djerba wie im restlichen Tunesien ist die Justiz durch mehrere strukturelle Probleme gekennzeichnet: langsame Verfahren, Überlastung, veraltete Infrastruktur, eingeschränkte personelle Ressourcen und mangelnde Spezialisierung führen zu Verzögerungen und einer Belastung der Rechtsdurchsetzung.

Seit 2021 haben sich die Bedingungen für die Unabhängigkeit der Justiz in Tunesien dramatisch verschlechtert. Präsident Kais Saied ergriff umfassende Machtbefugnisse, löste 2022 den Unabhängigen Obersten Justizrat (HJC) auf und ersetzte ihn durch ein politisch von ihm kontrolliertes Gremium. Dadurch wurde die richterliche Unabhängigkeit faktisch aufgehoben, zahlreiche Richter und Staatsanwälte wurden entlassen, was die Unabhängigkeit und die Garantie eines fairen Prozesses stark beeinträchtigte. Diese Entwicklungen betreffen auch die Justiz auf Djerba.

Bezüglich krimineller Delikte berichtet werden Verstöße gegen Moralgesetze (zum Beispiel Homosexualität, die strafbar ist) sowie gegen öffentliche Ordnung. Kriminalitätsprobleme im klassischen Sinn (zum Beispiel organisierte Kriminalität) sind auf der Insel nicht prominent dokumentiert, die Sicherheitslage ist überwiegend stabil, auch aufgrund der Polizeipräsenz und der nationalen Sicherheitskräfte nach den Anschlägen auf jüdische Einrichtungen.

Im Jahr 2002 verübte die Terrororganisation Al-Qaida am 11. April einen Anschlag auf die Synagoge. Ein Lastwagen mit 5000 Litern Flüssiggas raste gegen das Gebäude und explodierte. Dabei starben 19 Touristen (darunter 14 Deutsche) und etwa 30 weitere Personen wurden verletzt. Dieser Anschlag war einer der schlimmsten Terrorakte in Tunesien und richtete sich gezielt gegen jüdische Pilger.

2023 gab es am 9. Mai während der jährlichen Pilgerfahrt (Lag baOmer) einen Angriff durch einen Sicherheitsmann der tunesischen Nationalgarde, der zunächst einen Kollegen erschoss und dann vor der Synagoge wahllos auf Wachleute und Besucher schoss. Mindestens fünf Menschen wurden getötet, darunter Pilger und Wachmänner, außerdem wurde der Angreifer selbst von Sicherheitskräften getötet. Das Motiv wurde offiziell nicht erklärt, aber seine islamistischen Tendenzen waren bekannt. Die Synagoge selbst wurde durch das Eingreifen der Sicherheitskräfte vor einem Eindringen geschützt.

Diese Anschläge führten zu vermehrter Sicherheitspräsenz und internationalen Verurteilungen. Der Europäische Jüdische Kongress lobte das schnelle Eingreifen der tunesischen Polizei 2023, das einen größeren Massaker verhinderte.

Hauptstadt

Hauptstadt der Insel ist seit 1956 Houmt Souk, arabisch ‏حومة السوق‎ [Ḥūmat as-Sūq]. Es ist die größte Stadt auf der Insel und zugleich das Verwaltungszentrum. Houmt Souk liegt an der Nordküste Djerbas und ist bekannt für ihren traditionellen Souk (Markt), ihre historische Bedeutung sowie für Sehenswürdigkeiten wie die Festung Bordj el-Kebir und das Volkskundemuseum. Houmt Souk ist zudem ein wichtiges touristisches Ziel und wirtschaftliches Zentrum der Insel.

Houmt Souk wurde an der Stelle der antiken römischen Stadt Gerba (auch Girba genannt) errichtet, die ein bedeutender Handelspunkt war. Vor der modernen Zeit war Djerba in zwölf Sheikhats (Bezirke) aufgeteilt, ohne eine zentrale Hauptstadt. Houmt Souk war im Mittelalter eine bedeutende Handelsstadt und auch als letzte Station einer wichtigen Karawanenstraße bekannt, die Waren wie Gold, Elfenbein oder Sklaven transportierte. Die Handelstradition und die geografische Lage nahe der Nordküste machten Houmt Souk zum natürlichen Zentrum. Vor der französischen Kolonialzeit gab es also eher eine lose regionale Verwaltung statt einer formellen Hauptstadt.

Verwaltungsgliederung

Während des französischen Protektorats (1881 bis 1956) wurde die Insel in zwölf Sheikhats aufgeteilt. Seit 1956 bestehen drei Gemeinden (municipalités) auf der Insel:

Name arabischer Name Fläche (km²) Zensus 2004 Zensus 2014
Djerba Houmet Souk جربة حومة السوق 163 64,919 75,904
Djerba Midoun جربة ميدون 189 50,459 63,528
Djerba Ajim جربة أجيم 159 24,166 24,294


Die Verwaltungseinheiten Djerbas sind:

Municipalité Arrondissement Einwohner 2004 Einwohner 2014
Djerba Houmt Souk Houmt Souk 44 555 42 992
(Jarbah Ḥawmat as-Sūq) Erriadh 11 268 14 426
Mellita 9 069 12 039
El Mezraâ 6 447
gesamt 64 892 75 904
Djerba Midoun Midoun 30 481 39 138
(Jarbah Mīdūn) El May 9 131 11 511
Sedouikech 6 280 7 887
Beni Mâaguel 4 567 4 992
gesamt 50 459 63 528
Djerba Ajim Ajim 13 950 15 114
(Jarbah Ajīm) Guellala 10 216 9 180
gesamt 24 166 24 294
Insgesamt 139 517 163 726


           Verwaltungseinheiten:

           3 muʿtamadīyāt / délegations (Bezirke)

                       10 muʿtamadīya far‘iyya / imadas (Kreise)

Bevölkerung

Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 514 km².


           Bevölkerungsentwicklung:

           Jahr                 Einwohner                  Dichte (E/km²)

           1850                  30 000                        58,37

           1900                  35 000                        68,09

           1910                 40 000                        77,82

           1946                  59 331                      115,43

           1956                  63 219                      122,99

           1965                  70 000                      136,19

           1975                  78 000                      151,75

           1984                  92 269                      179,51

           1995                120 000                      233,46

           2000                133 000                      258,75

           2001                135 000                      262,65

           2002                136 500                      265,56

           2003                138 000                      268,48

           2004                139 517                      271,43

           2005                141 000                      274,32

           2006                142 000                      276,26

           2007                143 000                      278,18

           2008                144 000                      280,10

           2009                145 000                      282,02

           2010                145 500                      283,07

           2011                150 000                      291,83

           2012                154 000                      299,61

           2013                158 500                      308,37

           2014                163 726                      318,53

           2015                168 000                      326,85

           2016                170 000                      330,74

           2017                172 000                      334,63

           2018                174 000                      338,52

           2019                176 000                      342,41

           2020                178 000                      346,30

           2021                180 000                      350,19

           2022                182 000                      354,08

           2023                184 000                      357,97

           2024                186 000                      361,86


Die Bevölkerung wuchs von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 2,56 % pro Jahr.

Volksgruppen

Die Bewohner der Insel sind hauptsächlich arabischsprachig, haben aber auch eine große berberischsprachige Komponente (Kutamas, Nefzas, Hawwaras und andere). Im südlichen Teil der Insel leben Dorfbewohner berberischer Abstammung wie in Robbanna, Wersighen, Sedouikech, Ajim und Guellala, wo die traditionelle Sprache Tamazight ist, hier auch Chelha genannt, eine Sprache mit explosiven Konsonanten, in der der Buchstabe „t“ fast in jedem Wort vorkommt. Die berbersprachliche Tradition wird vor allem von den Frauen aufrechterhalten. Auf religiöser Ebene gibt es eine kleine und sehr alte jüdische Gemeinschaft, die „in den ältesten hebräischen Traditionen versteinert“ ist, die sie als Nachkommen der aus Jerusalem vertriebenen Juden bezeichnen. Sie lebte jahrhundertelang abgeschottet.

Eine arabischstämmige Gemeinschaft soll sich während der Invasion der Hilalier auf Djerba angesiedelt haben. Die arabischsprachige und muslimische Bevölkerung der Insel umfasst auch eine große schwarze Komponente (rund 10 % der Djerbaner), die hauptsächlich sudanesischen Ursprungs ist und sich vor allem in Arkou, unweit von Midoun, niedergelassen hat. Eine aus Südtunesien (Region Beni Khedache) stammende Gemeinschaft lebt in ihrem eigenen Viertel in Houmt Souk, Houmet Ejjoumaâ oder Chouarikh und kleidet sich anders als die anderen Djerbier (insbesondere die Frauen). In seinem Buch Djerba, l'île des Lotophages zeichnet Salah-Eddine Tlatli das Bild eines friedlichen Zusammenlebens zwischen abgeschotteten Gemeinschaften: „So gaben sich auf dieser Kreuzungsinsel berberische, jüdisch-berberische, arabische, islamisierte afrikanische und negerische Bevölkerungsgruppen, einige Türken und sogar alte maltesische Fischer ein Stelldichein und lebten in guter Nachbarschaft, aber ohne sich zu vermischen. Die religiöse Barriere stellte trotz der Nähe der Rassen ein fast unüberwindbares Hindernis dar, und die Heiraten sorgten durch ihren endogamen Charakter für eine gewisse ethnische Homogenität.“

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Lucien Bertholon und Ernest Chantre erstellten Klassifikation der Bevölkerung Ostberberiens, spricht Charles-André Julien vom Djerba-Typus als „klein, brachycephal, mesorhinisch, mit braunem Haar, dunklen Augen, bistrefarbener Haut und gelblichem Pigment“. Der Djerba-Typus ist ein „kleiner Mann, brachycephal, mesorhinisch, mit braunem Haar, dunklen Augen, bistrefarbener Haut und gelblichem Pigment“. Salah-Eddine Tlatli zitiert Bertholon und beschreibt die „ethnischen Merkmale“ der Djerbaner, „die einen eigenen Menschentyp in Nordafrika definieren [...]. Die Form ihres Schädels und ihre Größe: ein kugelförmiger, massiver Schädel, der eine gewölbte Stirn freilegt, die von dicken Augenbrauen und ausgeprägten Scheitelhöckern begrenzt wird [...] Der Körper ist ziemlich klein, stämmig, muskulös, mit breiten Schultern [...] steht im Gegensatz zu den benachbarten Bevölkerungsgruppen. Die Israeliten haben länglichere Schädel, woraus sich die Schlussfolgerung ergibt, dass es sich nicht um judaisierte Djerben handelt.“ In Bezug auf den letzten Punkt kommen mehrere genetische Studien, die an der Inselbevölkerung durchgeführt wurden, zu einem ähnlichen Schluss und zeigen, dass sich das Erbgut der Juden von Djerba deutlich von dem ihrer arabischen und berberischen Nachbarn unterscheidet. Die Ergebnisse deuten hingegen auf "eine sehr geringe genetische Differenzierung zwischen den arabischen und berberischen Stichproben hin, die aus genetischer Sicht als eine einzige Population betrachtet werden können.

Die große Bevölkerung und die unzureichenden lokalen Ressourcen, die zu Krisen führten, die meist mit schlechten Ernten zusammenhingen, trugen zu einem Migrationsprozess bei, der zunächst saisonal und zeitlich begrenzt war, sich aber nach und nach zu einem strukturellen und endgültigen Prozess entwickelte. Die große Mehrheit der Djerbier, die ihre Insel verlassen, arbeitet aufgrund der strategischen Lage ihres Heimatortes im Handel. Auch wenn die meisten von ihnen zunächst in Tunesien bleiben, wo sie eine dominante Position im Lebensmittel- und Einzelhandel haben60, wandern die Djerbier seit den Reformen von Minister Ahmed Ben Salah in den 1960er Jahren, die den Einzelhandel in Genossenschaften zusammenfassten, mehrheitlich nach Europa und speziell in den Großraum Paris aus. Das Geld, das von den im Ausland lebenden Djerben zurückgeführt wird, spielt eine wichtige Rolle für die Wirtschaft der Inse. In umgekehrter Richtung hat die Migration von Festlandtunesiern (mehrheitlich aus den südlichen und zentralwestlichen Gouvernoraten des Landes) auf die Insel allmählich zugenommen, so dass diese nun fast 45 % der Einwohner und 60 % der Erwerbstätigen stellen60. In diesem Zusammenhang machen sie den Einheimischen von Djerba auf dem Arbeitsmarkt der Insel allmählich Konkurrenz.

Angesichts des begrenzten Raums, der knappen Ressourcen der Insel und der Strenge des ibaditischen Ritus ist der Djerbier der volkstümlichen Überlieferung zufolge allgemein als disziplinierter, strenger, sparsamer und gut verwaltender Arbeiter bekannt, der von seinem Charakter her eher zurückhaltend, ruhig und höflich ist. In ibaditischen Familien rauchte selbst der erwachsene Sohn nicht vor seinen Eltern, und die Großmutter führte die Familie mit eiserner Hand, wobei ihre Söhne, Schwiegertöchter und Enkelkinder ihr Gehorsam schuldeten. Brüder und Partner gingen abwechselnd zum Handel außerhalb der Insel, damit einige erwachsene Männer zusammen mit den Frauen, Kindern und älteren Männern das Land bewirtschaften konnten. Die meisten Ibaditen waren in der Lage, ihre Familien zu unterstützen, indem sie ihre Kinder in die Schule schickten.

Sprachen

Neben Arabisch wird auf der Insel eine Berbersprache (Djerbi) gesprochen. Viele Einheimische, die im Tourismus arbeiten, sprechen Französisch und teilweise Englisch oder Deutsch.

Das Djerbi, Eigenbezeichnung eddwi jjerbi oder Tadjerbit, verschiedentlich auch Chelba genannt, gehört zur Zenati-Gruppe der Berbersprachen, speziell zum östlichen Zweig, und wird primär auf der Insel Djerba in Tunesien gesprochen. Historisch war Djerbi weit verbreitet auf der Insel und bildet einen wichtigen Teil des kulturellen Erbes der Region. Beispiele für Orte mit starkem Gebrauch waren unter anderem El May, Cedriane, Mahboubine, Sedouikech, Ajim und Guellala. Die Sprache hat ihre Wurzeln bei den frühbesiedelnden Berber-Völkern im Maghreb und zeigt Ähnlichkeiten mit anderen Berberdialekten im südlichen Tunesien und in Libyen.

Allerdings hat die Djerbi-Sprache über die Jahre stark an Sprecherzahl verloren, vor allem wegen des Einflusses von Französisch und Arabisch seit der Kolonialzeit und der Verbreitung dieser Sprachen als Bildungs-, Verwaltungs- und Religionssprachen. Heute gilt Djerbi als gefährdet, da sie vor allem von älteren Generationen gesprochen wird und es an institutioneller Unterstützung fehlt.

Religion

Auf Djerba gab es zwei rivalisierende Gruppen von Ibaditen: Die Wahbiya (Anhänger des rostemidischen Herrschers ibidischen Glaubens `Abd al-Wahhab) und die Nakkara (von denen der größte Teil schließlich zum Malikismus konvertierte) kämpften zwischen dem 8. und 14. Jahrhundert um die Vorherrschaft auf der Insel.

Diese Unterscheidung ist heute nicht mehr wirksam und die Bezeichnungen „Wahabiten“ (von Wahbiya) und „Ibaditen“ gehen ineinander über. Die Ibaditen auf Djerba widersetzten sich der zentralen Macht des Bey und behaupteten ihre Autonomie, indem sie Bündnisse mit den Ibaditen in Tripolitanien und Südalgerien (Ghardaia) schlossen. Häufig verweigerten sie die Zahlung von Steuern und erhoben sich. Die Einführung des Sunnitentums und des malikitischen Ritus auf der Insel wurde von der Beylikalregierung gefördert, zunächst in der Ortschaft Houmt Souk durch Gelehrte und Theologen von außerhalb der Insel wie Sidi Bouakkazine, Sidi Aloulou, Sidi Brahim El Jemni und Sidi Abou Baker Ezzitouni. In der Folgezeit wurden die sunnitische Religion und der malikitische Ritus auf der Insel eingeführt. Dies könnte erklären, warum es einen gewissen Antagonismus zwischen den ibaditischen Einwohnern mit berberischer Identität und den Einwohnern mit malikitischem Ritus gibt. In der Praxis gibt es zwischen ihnen einige Unterschiede im Gebetsritual.

Die Insel beherbergt auch eine kleine jüdische Gemeinschaft, die früher mehrere zehntausend Menschen umfasste und sich vor allem auf handwerkliche Berufe (Schmuck, Schuhmacherei, Schneiderei undsoweiter) spezialisiert hat, aber auch Handel betreibt. Sie leben dort seit Jahrhunderten in gutem Einvernehmen mit der muslimischen Mehrheit, trotz des Bevölkerungsrückgangs, der durch die Auswanderung nach Israel ab 1948 und nach Frankreich nach 1956 (Unabhängigkeit Tunesiens), 1961 (Bizerta-Krise) und 1967 (Sechs-Tage-Krieg) verursacht wurde. Die Ghriba-Synagoge im Dorf Erriadh (Hara Sghira, neun Kilometer südlich von Houmt Souk) ist sehr alt und sehr berühmt. Den djerbischen Rabbinern zufolge „sollen die auf die Insel gekommenen Juden bestimmte Manuskripte der Gesetzestafeln mitgebracht haben, die sie aus den Ruinen des von Nebukadnezar zerstörten Tempels in Jerusalem gerettet haben sollen, und sogar bestimmte Steine des Tempels, auf denen sie das Heiligtum errichtet haben sollen.“ Diese Synagoge zieht jedes Jahr drei Wochen nach dem jüdischen Passahfest Pilger aus der ganzen Welt, vor allem aber aus Europa und Nordafrika an, die „in einer Prozession die Gesetzestafeln auf ihren Schultern aus der Synagoge tragen, unter einem schweren, bunten Baldachin, den sie herumtragen“ in der Umgebung. Mehrere andere kleine Synagogen befinden sich in der Hara Kbira, dem wichtigsten jüdischen Viertel der Insel in Houmt Souk.

Zu Beginn  des 20. Jahrhunderts lebten auf Djerba unter einer Bevölkerung von rund 40.000 Menschen mehrere Hundert französische, italienische, griechische und maltesische Katholiken. Die meisten von ihnen waren in der Türkei geboren. Diese Gruppen verdienten ihren Lebensunterhalt unter anderem als Handwerker oder Fisch- und Schwammfischer. Die katholische Kultkirche Saint-Joseph de Djerba im maltesischen Stil wurde 1848 oder 1849 im Zentrum von Houmt Souk von einem Priester der Mission Saint-Vincent de Paul mit Hilfe des Bischofs Gaetano Maria von Ferrara gegründet. Sie wurde am 19. März 2006 offiziell wieder für den Gottesdienst geöffnet und geweiht. Es gibt auch eine griechisch-orthodoxe Kirche, die um 1890 gegründet wurde, dem Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Fischer, geweiht ist und sich in der Nähe des Hafens von Houmt Souk befindet. Diese Kirche wurde zu der Zeit gebaut, als sich eine griechische Gemeinde auf der Insel niederließ. Sie bestand hauptsächlich aus Handwerkern und Fischern, vor allem Schwammfischern.

Römisch-Katholische Kirche

Das Suffraganbistum von Girba ist für die Spätantike belegt. Seit 1895 besteht ein Titularbistum Girba der Römisch-Katholischen Kirche.


Suffraganbischöfe von Girba

  • Proculus (393)
  • Quodvultdeus (401–411), Teilnehmer am Konzil von Karthago
  • Euasius (411), Gegner des Konzils von Karthago
  • Urbanus (445–454)
  • Faustinus (484), exiliert durch König Huneric
  • Vincentius (523–525)


Titularbischöfe von Girba

  • Victor Roelens, M. Afr. (30 Mar 1895 – 5 Aug 1947)
  • Carlos Eduardo de Sabóia Bandeira Melo, F.M. (13 Dez 1947 – 11 Apr 1958)
  • Henryk Strakowski (3 Mai 1958 – 6 Mai 1965)
  • Mariano Gaviola y Garcés (31 Mai 1967 – 14 Apr 1981) davor Bischof von Cabanatuan, Philippinen (1963–1967), danach Militärvikar der Philippinen (1974–1981), Präsident der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenz (1977–1984), Metropolitan Archbishop of Lipa, Philippines (1981–1992)
  • Jacques David (1981–1985)
  • Paul Kim Ok-kyun (koreanisch 김옥균 바오로, 9 Mar 1985 – 1 Mar 2010)
  • Victor Emilio Masalles Pere, Auxiliarbischof von Santo Domingo (8 Mai 2010–2016/17)
  • James T. Schuerman, Auxiliarbischof der Erzdiözese Milwaukee (seit 23 Jan 2017)

Judentum

Die Geschichte der Juden in Djerba reicht mindestens bis ins Mittelalter zurück, obwohl viele vermuten, dass sie bis in die Antike zurückreicht. Die Gemeinde ist eine der letzten verbliebenen jüdischen Gemeinden in der arabischen Welt. Die Gemeinde ist typischerweise auf zwei Dörfer auf der tunesischen Insel Djerba vor der Südküste verteilt. Die Gemeinde blieb im Laufe der Geschichte klein – mit etwa 4.500 Mitgliedern in ihrer Blütezeit – und zählte zu Beginn des 21. Jahrhunderts etwa 700 Mitglieder. Seitdem ist sie aufgrund einer hohen Geburtenrate auf 1.100 Mitglieder angewachsen. Aufgrund ihres langen Bestehens ist sie eine der bekanntesten nordafrikanischen jüdischen Gemeinden, und jedes Jahr pilgern Tausende am 33. Tag der Omer-Zählung zur El-Ghriba-Synagoge. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts begann die Bevölkerung der Gemeinde aufgrund der Gründung des Staates Israel zu schrumpfen. Die Synagoge der Gemeinde wurde 2002 bei einem Bombenanschlag und 2023 bei einer Schießerei angegriffen.

Zu den Dörfern, die bis ins 20. Jahrhundert ausschließlich jüdisch waren, gehören Hara Sghira (kleines Viertel), auch Dighet genannt, unweit von Ghriba, und Hara Kbira (großes Viertel), sechs Kilometer nördlich und heute Teil von Houmt Souk, der größten Stadt der Insel. Während sich die jüdische Bevölkerung des Maghreb im Allgemeinen in bestimmten Vierteln überwiegend muslimischer Städte konzentrierte, könnte Djerba laut Jacques Taïeb „das einzige jüdische Gebiet im Maghreb sein, das zwei vollständig jüdische Städte hat, ein bisschen wie die Schtetl in Osteuropa”.

Nach einer Interpretation von Valensi und Udovitch „sind die beiden Dörfer organisch miteinander verbunden und gleichzeitig strukturell gegensätzlich“. Sghira wird traditionell mit dem Nahen Osten in Verbindung gebracht, da der Legende nach Priester des Tempels es gegründet haben sollen. Lange Zeit wurde es nur von Kohanim bewohnt. Die Einwohner von Kbira sagen, dass ihre Ursprünge in der Migration aus dem Westen liegen. Im 19. Jahrhundert besiedelten Migranten aus Djerba Städte in ganz Tunesien und bildeten einen Archipel, der sich um Djerba herum ausbreitete.

Die Gemeinde Tatouine wurde von Migranten aus Shira gegründet, während die Gemeinden Ben Gardane, Medenine und Zarzis von Kbirans gegründet wurden. Die unterschiedliche Filterung impliziert, dass bis zu den Reformen während der tunesischen Unabhängigkeit die religiöse Gerichtsbarkeit unabhängig von den anderen Gestütdörfern ausgeübt wurde.

Djerba hatte zu seiner Blütezeit mit 4.500 Einwohnern bis zu 20 Synagogen. In den 1980er Jahren waren noch 17 Synagogen in Betrieb. Eine Synagoge in Houmt Souk ist nach ihren Gründern, den Parientes, einer Familie von Granas-Juden aus Italien, benannt. Elf weitere Synagogen in Kbira sind nach Rabbinern wie Rabbi Betsalel, Eliezer und Brahem oder nach ihren Gründerfamilien (wie Dightiya aus Sghira und Trabelsiya aus Tripolis) benannt. In Sghira haben fünf Synagogen Yeshivas.

Mit Ausnahme der Ghriba-Synagoge wurden alle Synagogen in Djerba und den umliegenden Gemeinden nach einem ähnlichen Muster erbaut. Sie alle weisen Merkmale der Teilung auf und verfügen über einen überdachten und einen offenen Saal, die beide in Richtung Jerusalem ausgerichtet sind und für Gebete genutzt werden können. Der offene Raum wird hauptsächlich im Sommer genutzt. Während des Laubhüttenfestes wird dort eine Sukkah aufgestellt. Manchmal finden zwei Minjanim gleichzeitig statt. Im hinteren Teil des überdachten Raums befindet sich der Hekhal, in dem die Thorarollen aufbewahrt werden. In den reicheren Synagogen sind die Wände mit blauen Kacheln verkleidet und mit Nischen versehen, in denen Bücher aufbewahrt werden. Entlang der Wände stehen mit Matten bedeckte Bänke, die zum Lernen und Ausruhen dienen. An der Wand hängen geschlossene Tzedekah-Kästen, die verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen für die Rabbiner Israels und die Unterhaltung von Schulen entsprechen. An den Flügeln des Hekhal befinden sich silberne Plaketten in Form eines Fisches, einer Hand und eines Räuchergefäßes, auf denen die Namen verstorbener Mitglieder der Gemeinde eingraviert sind, zusammen mit Kerzen, die zu ihrem Gedenken angezündet werden. In der Regel gedenken die Djerbaner verstorbenen Verwandten eher in Synagogen als auf Friedhöfen. Einige Synagogen werden von einer Trommel mit zwölf Fenstern überragt, die die zwölf Stämme Israels symbolisieren. Oft gibt es noch andere kleinere Gebäude in der Umgebung von Synagogen, häufig Friedhöfe. Manchmal befinden sich auch Bibliotheken und Studieneinrichtungen in der Nähe.

Die mündliche Überlieferung der Juden von Djerba sowie der nichtjüdischen Bevölkerung der Insel zeugen von der langen Geschichte der Juden in dieser Gemeinde. Mehrere Gründungslegenden datieren die Ankunft der Juden in Djerba auf die Zeit vor unserer Zeitrechnung, doch es fehlen historische Belege, um diese Behauptungen zu überprüfen. Ungeachtet dessen bestätigen einige Traditionen innerhalb der Gemeinde eine jüdische Präsenz auf der Insel vor dem Mittelalter, wie beispielsweise ihre liturgischen Bräuche des Kiddusch am Pessachfest oder das Lesen bestimmter Propheten an bestimmten Sabbat-Tagen. Diese Bräuche, die aus der Zeit der Makkabäer stammen, sind älter als die Standardisierung der jüdischen Liturgie durch den Talmud. Viele dieser Traditionen sind auch in anderen jüdischen Gemeinden im Jemen und in Tafilalet verbreitet, die für ihre nachgewiesene Antike bekannt sind.

Die gängigste lokale Entstehungsgeschichte der jüdischen Gemeinde in Djerba besagt, dass sich Cohanim nach der Zerstörung des Ersten Tempels durch Kaiser Nebukadnezar II. im Jahr -586 in Djerba niederließen. Weiterhin wurde behauptet, dass eine Tür aus dem zerstörten Tempel sowie verschiedene Steine aus dem Gebäude in den örtlichen Tempel integriert wurden. Diese Geschichte hat dazu geführt, dass viele Juden behaupten, die Synagoge sei als einzige intakte Synagoge mit Teilen des Ersten Tempels ein verbindendes Element für das weltweite Judentum und daher ein Wallfahrtsort. Aufgrund dieser Geschichte wird angenommen, dass der Name Dighet (das Dorf, in dem sich die Synagoge befindet) eine Verballhornung des hebräischen Wortes דלת, delet, ist, was „Tür” bedeutet. Bis zum 20. Jahrhundert war das Dorf ausschließlich von Cohanim bewohnt. Die erste schriftliche Erwähnung der Geschichte stammt aus dem Jahr 1849 und findet sich in dem Buch HaShomer Emet („Der Hüter der Wahrheit”) von Rabbi Abraham Hayyim Adadi aus Tripolis.

Andere, weniger bekannte Legenden führen die jüdische Gemeinde von Djerba auf eine Zeit vor der Zerstörung des Ersten Tempels zurück. Eine Legende besagt, dass Joab, ein Befehlshaber der Armee König Davids, nach Seeschlachten mit den Philistern eine Gemeinde auf der Insel gründete. Eine andere Geschichte erzählt, dass die Insel nach der Expedition des Stammes Sebulon besiedelt wurde. Eine weitere besagt, dass die lokalen Juden Nachkommen von Überlebenden sind, die nach der Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahr 70 n. Chr. aus Jerusalem flohen.

Die ersten konkreten historischen Belege für eine jüdische Gemeinde in Djerba stammen aus dem 11. Jahrhundert. Ein Handelsbrief aus der Kairoer Geniza aus dem Jahr 1030 erwähnt einen jüdischen Mann namens Abū al-Faraj al-Jerbī (al-Jerbī bedeutet „der Djerbianer“), der in Kairouan lebte und mit östlichen Ländern Handel trieb. Andere Briefe aus derselben Zeit belegen die Rolle der Djerbianer Juden im Handel im Mittelmeerraum während der Zeit des Byzantinischen Reiches. Ein Brief aus dem Jahr 1060 ist an einen jüdischen Mann namens Khalaf ibn Farah al-Zjerbi adressiert, der in Ägypten lebte und nach Sizilien reisen wollte. Ein weiterer Brief, geschrieben von einem Kaufmann in Tunesien an einen Mann in Fustat, berichtet von der Überweisung von 70 Golddinaren, die einem djerbischen Kaufmann als Gegenleistung für Leinen anvertraut wurden. Der Name einer jüdischen Person von der Insel erscheint in einer Liste aus dem Jahr 1107, in der diejenigen aufgeführt sind, die Almosen aus Kairo erhalten.

Viele Dokumente aus dem 12. Jahrhundert belegen den Überfall auf die Insel während der normannischen Eroberung Süditaliens, bei dem viele Juden gefangen genommen wurden. Ein Brief aus dem Jahr 1136 dokumentiert die Ankunft eines Schiffes in Alexandria mit Gefangenen, deren Freiheit von der örtlichen Gemeinde erkauft wurde. Einer von ihnen, „Isaac, Sohn des Rabbi Sedaqa, Gefangener unter den Gefangenen von Djerba”, stellte sich in dem ersten bekannten Dokument, das von einem djerbischen Juden verfasst wurde, als aus der Gefangenschaft befreit vor und berichtete über seine Zeit in der Knechtschaft, wobei er aus Tripolis an die Ägypter schrieb, die seine Freiheit erkauft hatten.

Der sephardische Rabbiner und Philosoph Maimonides schrieb über die Juden in Djerba (die er als al-Zirbi bezeichnet) und lieferte damit die einzige Beschreibung der Kultur dieser Gemeinschaft im Mittelalter: „Seid gewarnt vor einigen Menschen, die in der westlichen Region namens al-Zirbi leben, die Orte in den Ländern Barbarien bezeichnet, denn sie sind dumm und grob [...] Gott ist mein Zeuge und Richter, dass sie mir wie die Karaiten erscheinen, die das mündliche Gesetz ablehnen. Es mangelt ihnen völlig an Klarheit des Geistes, sei es im Umgang mit der Bibel und dem Talmud oder bei der Darlegung von Aggadot und Halachot. Einige von ihnen sind Richter, aber ihre Überzeugungen und Handlungen in Fragen der rituellen Unreinheit gleichen denen der Kinder des Gräuels, die ein Volk unter den Völkern sind, die in den Ländern der Ismaeliten leben. Sie weigern sich, die rituell unreine Frau zu sehen, schauen ihr nicht ins Gesicht oder auf ihre Kleidung, sprechen nicht mit ihr und betreten nicht den Boden, auf den sie getreten ist. Sie essen nicht den hinteren Teil des Tieres.“

Wie aus dem Zitat von Maimonides hervorgeht, kam es aufgrund der Besonderheiten der jüdischen Gemeinde in Djerba, wie beispielsweise der Existenz mehrerer Rabbiner-Richter (dayyanim), häufig zu Konflikten zwischen religiösen Gruppen. Sie bezeichneten auch die Ibaditen, die die Mehrheit der muslimischen Bevölkerung auf der Insel ausmachten, als „Kinder des Gräuels”. Der arabische Geograf Al Idrissi, ein Zeitgenosse von Maimonides, bemerkt die Neigung der Gemeinschaft von Djerba, die Anforderungen an die rituelle Reinheit zu übertreiben.

Über die historischen Ereignisse, denen die Gemeinde im Mittelalter ausgesetzt war, sind nur wenige Informationen verfügbar. Die Verfolgung durch die Almohaden wird kurz in einem hebräischen Gedicht erwähnt, in dem es heißt, dass die Gemeinden von El Hamma, Gafsa und Jerba „in der Fülle des Exils vernichtet“ wurden. Im 13. Jahrhundert gab es eine Gemeinde von Juden aus Djerba, die sich in Palermo niedergelassen hatte, das unter normannischer Besatzung stand. Im Jahr 1239 bildeten sie eine von den anderen Juden in der Region getrennte Gemeinde. König Friedrich II. gewährte ihnen das Recht, Indigo- und Henna-Farbstoffe anzubauen. In den folgenden Jahrhunderten finden sich in den Responsa im gesamten Maghreb Beispiele für Juden aus Djerba, wie beispielsweise Salomon Duran aus Algier. Viele der Responsa befassen sich mit wirtschaftlichen Fragen und der Wechselwirkung zwischen rabbinischem Recht und Wirtschaft. Ein Beispiel ist die Übergabe von Vieh an Muslime während des Sabbats, was den wirtschaftlichen Austausch zwischen Juden und Muslimen zu dieser Zeit verdeutlicht.

Juden werden in den Steuerregistern der Beylical-Regierung aus dem 18. Jahrhundert erwähnt, die Juden zur Zahlung der Dschizya verpflichtete, einer traditionellen islamischen Abgabe, die Dhimmis (Nicht-Muslime, die in mehrheitlich muslimischen Ländern leben) nach islamischem Recht zu entrichten hatten. Es gibt Hinweise darauf, dass die Juden sich ohne große Beschwerden an die Gesetze hielten und dass sie gemäß den gesetzlichen Vorschriften andere Kleidung trugen, um sich von den Muslimen zu unterscheiden. Außerdem war es ihnen verboten, zu Pferd zu reiten. Eine Quelle berichtet, wie Rabbi Shaul HaCohen in Tränen ausbrach, als er 1846 von der Emanzipation der tunesischen Sklaven erfuhr, und seinen Anhängern erzählte, dass er in einem Traum eine Vorahnung gehabt habe, dass auf die Befreiung der schwarzen Sklaven die Emanzipation der Juden folgen würde. Einige Jahre später, im Jahr 1857, wurden mit dem Grundvertrag von Mohammed Bey diskriminierende Maßnahmen gegen Juden abgeschafft.

Im 18. Jahrhundert kam es in Djerba sowie in Tripolis und Tunis zu einer religiösen Wiederbelebung des Judentums. Diese intellektuelle Wiederbelebung wird traditionell drei marokkanischen Rabbinern zugeschrieben, die auf ihrer Reise nach Jerusalem dort Station machten. Als sie den schlechten Zustand der nordafrikanischen jüdischen Gemeinden sahen, sorgten sie für die lokale Bildung. Der Lehrer aus Djerba war Aharon Perez. Obwohl die Geschichte nicht ganz korrekt ist, da diese Männer nicht zur gleichen Zeit lebten, steht fest, dass Perez seine Wurzeln in Djerba hatte. Perez (gestorben 1766) ist dafür bekannt, dass er viele religiöse Regeln aufgestellt hat, die bis heute im Minhag von Djerba gelten. Er verbot den Verzehr von Lousts, die bis dahin in der Stadt als koscher galten, und führte das Blasen des Schofars an Rosch Haschana ein.

Während die Alliance Israélite Universelle erfolgreich ein Netzwerk von Schulen in Tunesien aufbaute, weigerten sich die Juden von Djerba aus Angst vor der Säkularisierung, eine AIU-Schule in ihrer Gemeinde zu eröffnen, ähnlich wie sie unter dem französischen Protektorat säkulare Schulen boykottiert hatten. Dies geschah trotz des Drucks von namhaften Juden in Tunis und dem örtlichen Qaid. Diese Entscheidung ist ein einzigartiges Beispiel in der Geschichte der Allianz. Die Rabbiner von Djerba exkommunizierten jedes Mitglied, das mit der AIU kooperierte, da sie nach der Säkularisierung einen Rückgang des Wissens und der religiösen Praxis wahrnahmen. Sie förderten die traditionelle Bildung, die aus einer obligatorischen rabbinischen Ausbildung nur für Männer bestand. Die Djerbaner wurden von den lokalen Behörden als „rückständige Gemeinschaften, die von Rabbinern, die jeglichem Fortschritt abgeneigt sind, in Erniedrigung und Unwissenheit gehalten werden” bezeichnet.

Die Menge der jüdischen Bücher, die seit der Gründung der Druckerei im 20. Jahrhundert in Djerba gedruckt wurden, wird als außergewöhnlich bezeichnet. Es wurden nicht weniger als 600 Bücher für eine Bevölkerung veröffentlicht, die nie mehr als 4.500 Menschen umfasste. Die Bücher waren in erster Linie für die lokale Gemeinschaft sowie für andere jüdische Gemeinden im Süden Tunesiens und im Maghreb bestimmt. Einige Bücher wurden von professionellen Gelehrten verfasst, viele jedoch von einfachen Handwerkern.

Vor der Einführung der Druckerpresse in Djbera musste die Gemeinde religiöse Werke über den Handel importieren, die für das Studium des Judentums notwendig waren. Daher waren Bücher auf der Insel selten und teuer. Um ihre eigenen Werke zu veröffentlichen, mussten sie den Druck an Druckereien in Livorno, Italien, oder sogar bis nach Palästina auslagern. Im Jahr 1903 ließ Rabbi David Aydan die erste Druckerpresse installieren, die in den 30er Jahren sehr beliebt war. Auch die Werke der Weisen früherer Generationen in der Region wurden veröffentlicht, und es gab bis zu fünf Druckereien, die Juden auf der Insel gehörten. Die meisten Bücher wurden entweder auf Hebräisch oder auf Judäo-Tunesisch-Arabisch veröffentlicht. In den 1980er Jahren gab es in Djerba noch zwei hebräische Druckereien.

Obwohl es auch im 21. Jahrhundert noch eine Gemeinde in Djerba gibt, kam es seit den 1950er Jahren zu zahlreichen Massenauswanderungen, vor allem nach Israel, aber auch nach Frankreich. Die Auswanderung der Juden aus Djerba war sowohl durch die wirtschaftliche Lage in Tunesien als auch durch die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Muslimen und Juden seit der Gründung des Staates Israel motiviert. Die drei Auswanderungswellen – die erste 1948 nach der Unabhängigkeit Israels, die zweite 1968/69 unter dem Druck von Präsident Habib Bourguiba nach dem Sechstagekrieg und die dritte in den 1980er Jahren aufgrund der sich verschlechternden Beziehungen – führten zu einem erheblichen Rückgang der jüdischen Bevölkerung auf der Insel.

1985 eröffnete ein in Djerba stationierter tunesischer Soldat das Feuer auf das Gelände der Ghriba-Synagoge und tötete fünf Menschen, darunter vier Juden. Ein weiterer Anschlag ereignete sich 2002, verübt von einem 25-jährigen Franko-Tunesier mit Verbindungen zu Al-Qaida. Im Jahr 2023 eröffnete ein Mitglied der tunesischen Nationalgarde während der jährlichen Pilgerfahrt das Feuer auf die Synagoge. Fünf Menschen wurden getötet, bevor ein anderes Mitglied der Nationalgarde den Mörder erschoss.

Siedlungen

Mehr als zwei Drittel der Inselbewohner leben in den beiden größten Städten Houmt Souk im Norden und Ajim im Süden. Houmt Souk ist die Hauptstadt der Insel - ihr Name bedeutet wörtlich „Marktviertel“ (arabisch حومة السوق). Die Stadt lebt seit jeher vom Handel, was sich besonders im traditionellen Souk (Markt) widerspiegelt, der ein beliebtes Touristenziel ist. Der Markt in Houmt Souk ist lebhaft und vielfältig. Er bietet eine breite Palette an Waren wie Gewürze, handgeknüpfte Teppiche, Schmuck, Kunsthandwerk, Textilien, Lederwaren, Töpferwaren und frische Lebensmittel. Besonders sehenswert ist der Wochenmarkt, der an bestimmten Wochentagen (z. B. Montag und Donnerstag) stattfindet und sowohl von Einheimischen als auch Touristen besucht wird. Das Handeln ist hier üblich und wird von den Händlern erwartet, oft mit Preisnachlässen von 20 bis 50% möglich. Die Atmosphäre im Souk ist geprägt von den Düften von Kräutern und Gewürzen, dem geschäftigen Stimmengewirr und dem lebendigen Treiben der Verkaufsstände, die oft unter freiem Himmel oder einfachen Zelten aufgebaut sind. Es gibt touristische und einheimische Marktbereiche, wobei letztere eher Alltagswaren anbieten. Dubai eignet sich gut zum Flanieren, Einkaufen und zum Erleben des orientalischen Ambientes mit seinen engen, verwinkelten Gassen.

Midoun, der nächstgrößere Ort in zirka 18 km Entfernung, liegt zwar nicht am Meer, doch hat er sich in den letzten fünf Jahren sehr positiv entwickelt: moderne Läden, lebhaftes Treiben und der freitags stattfindende „libysche Markt“, wo es wirklich alles zu kaufen gibt. Es gibt eine breite Allee zur älteren Hotelzone, sehr hübsch bepflanzt und gepflegt. In der Nähe Midouns liegt auch ein großes Stadion sowie die neu gebaute Université, die dem Tourismus gewidmet ist und junge Leute aus dem gesamten Maghreb anzieht

Eine djerbische Besonderheit sind sicher die beiden jüdischen Städte, Hara Sghrira ("Kleines Dorf") und Hara La Ghriba ("Großes Dorf"), in welchem schon seit antiker Zeit jüdische Djerbi unbehelligt von allen zeitumspannenden Querelen, Streitigkeiten und Kriege weltweit zwischen Arabern und Juden leben. Leider wurde dieses harmonische Zusammenleben durch das von einem religiösen Irren verübte grausame Attentat vom 11. April 2002 stark getrübt. Seit diesem Tag achtet die tunesische Regierung noch mehr auf die Sicherheit aller Besucher und Pilger.

In Ajjim (auch Ajim oder Adjim geschrieben) sind Fischer und Schwammtaucher anzutreffen. Mühselig und teils gesundheitsschädlich tauchen hier junge Männer noch ohne Sauerstoffgeräte nach den Schwämmen, die dann auf den einheimischen Märkten verkauft werden.

Bekannt aus literarischen Erzählungen ist auch Guellala, die Töpferstadt im Westen Djerbas. Im Gegensatz zu der auch in Europa bekannten bunten Keramik aus Nabeul, die auch auf Djerba überall verkauft werden, sind die Töpfer aus Guellala auf das Herstellen von naturfarbenen Gegenständen spezialisiert. Es gibt kommerzielle Führungen, die natürlich die Touristen zum Kauf von Vasen, Aschenbechern, Töpfen, Tellern und Tassen bewegen sollen. Der Ort ist zu einigem Wohlstand gekommen und wird im wahrsten Sinne des Wortes von dem im Herbst 2000 eröffneten Museum gekrönt, das auf einem Hügel über der Stadt thront.

Verkehr

Die Insel ist verkehrstechnisch gut erschlossen und an den internationalen Verkehr angebunden.

Straßenverkehr

Die Insel ist auf der Südseite durch eine 7,5 Kilometer lange und etwa 10 Meter breite Brücke mit dem Festland verbunden. Die Brücke wurde Ende des -3. Jahrhunderts von den Karthagern gebaut. Das Bauwerk wurde von den Römern verändert, die es pons zita nannten und es an einigen Stellen durchbohrten, um Walkmühlen anzubringen204. Die Brücke (auf Arabisch El Kantara, was auch der heutige Name des Ortes ist, an dem die Fahrbahn beginnt) wurde vom Meer überflutet und um 1551 während der Konflikte zwischen Dragut und den Spaniern größtenteils zerstört.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde in der Nähe der Ruinen der römischen Straße eine Furt namens Trik Ejjmaal (Dromedarstraße) errichtet, die von Kameltreibern genutzt wurde. An dieser Stelle wurde 1951 die Straße gebaut, die die Insel mit dem afrikanischen Kontinent verbindet, und 1959 und mehrmals danach ausgebaut. Diese Straße, die zum ersten Mal unter dem französischen Protektorat asphaltiert wurde, ermöglicht auch den Transport von Süßwasser. Die Insel verfügt nämlich nur über wenige Quellen, die sich hauptsächlich in Mahboubine (wo das Wasser aus 80 Metern Tiefe gepumpt wird), Oued Ezz'bib und Oualegh befinden. Die beiden Pipelines, die entlang der Strecke verlaufen, stellen somit eine Versorgung sicher, ohne die der Tourismus undenkbar wäreote 26. Eine weitere Verbindung zum Festland besteht von Ajim im Südwesten der Insel aus über Fähren, die in etwa 15 Minuten zum Dorf Jorf führen.

Mehrere asphaltierte Straßen durchziehen die Insel, darunter eine Schnellstraße zum Flughafen, die in den 2000er Jahren gebaut wurde. Das öffentliche Verkehrsnetz ist eher begrenzt, und wenn man kein eigenes Auto hat, ist das Taxi das beste Fortbewegungsmittel. Es gibt auch die Möglichkeit, Fahrräder und Mopeds zu mieten, die für begrenzte Entfernungen praktisch sind, aber angesichts der Enge der meisten Straßen manchmal gefährlich sind. .

Schiffsverkehr

Der Schiffsverkehr zur Insel Djerba wird hauptsächlich durch eine regelmäßige Autofähre zwischen dem Festlandhafen Jorf (El Jorf) und dem Hafen Ajim (Adjim) auf Djerba sichergestellt. Diese Fähre verkehrt tagsüber stündlich von etwa 4:00 Uhr morgens bis Mitternacht, mit weiteren Fahrten in den frühen Morgenstunden. Die Überfahrt dauert etwa 10 bis 30 Minuten je nach Quelle, und die Fähre ist sowohl für Autos, Fußgänger als auch Fahrräder nutzbar. Für Fußgänger und Fahrradfahrer ist die Überfahrt in der Regel kostenlos.

Flugverkehr

Der Flughafen Djerba (englisch Djerba-Zarzis International Airport, französisch Aéroport international de Djerba-Zarzis, arabisch ‏مطار جربة جرجيس الدولي‎) liegt 9 km westlich von Houmt Souk. 2010 gibt es folgende Flüge in den deutschsprachigen Raum: Air Berlin fliegt saisonal viele Flughäfen in Deutschland an, ebenso Condor und Tunisair, Sky Work Airlines fliegt nach Bern.

Am 6. August 2005 stürzte der Tuninter-Flug 1153, eine ATR-72 der Fluggesellschaft Tuninter auf dem Weg von Bari nach Djerba (Tunesien), etwa 18 Meilen vor der Stadt Palermo ins Mittelmeer. 16 der 39 Menschen an Bord kamen ums Leben. Der Unfall ereignete sich aufgrund einer Kraftstoffunterversorgung des Triebwerks, die durch den Einbau eines falschen Kraftstoffmengenanzeigers verursacht wurde. Der installierte Kraftstoffmengenanzeiger war für das kleinere Flugzeugmodell ATR-42 kalibriert worden und zeigte deutlich mehr Kraftstoff an, als sich tatsächlich im Tank der größeren ATR 72 befand. Als dem Flugzeug der Kraftstoff ausging, zeigte der Anzeiger immer noch 1800 Kilogramm verbleibenden Kraftstoff an, was die Besatzung mehrere Minuten lang verwirrte. Beide Triebwerke fielen aus und die Besatzung war gezwungen, das Flugzeug im Meer notzulanden.

Der Flughafen war Zwischenstation für den Air-Berlin-Charterflug AB7377, der in einen Bombenalarm verwickelt war. Beim Beladen am Hosea-Kutako-International-Flughafen in Namibia wurde ein Koffer entdeckt, der eine Uhr, Batterien und einen Zündmechanismus enthielt. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich um einen Test zur Überprüfung der Qualität der Flughafen-Kontrollverfahren handelte. Das Flugzeug vom Typ A330-200 wurde mit einem Sprengstoffspürhund untersucht, bevor es über einen Zwischenstopp in Djerba zum Flughafen München weiterfliegen durfte.

Airlines Ziele
ASL Airlines France saisonal: Paris–Charles de Gaulle
BH Air saisonal (Charter): Sofia
Brussels Airlines saisonal: Brüssel
Discover Airlines saisonal: Frankfurt, München
easyJet saisonal: Basel/Mulhouse, Genf, London–Luton, Manchester
Edelweiss Air saisonal: Zürich
European Air Charter saisonal (Charter): Plovdiv, Sofia, Varna
Helvetic Airways saisonal: Bern
Luxair Luxemburg
Neos saisonal: Bergamo, Bologna, Mailand–Malpensa, Rom–Fiumicino, Verona
Nouvelair Lille, Lyon, Marseille, Nantes, Paris–Charles de Gaulle, Toulouse, saisonal: Basel/Mulhouse, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Köln/Bonn, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Leipzig/Halle,  München, Strasbourg, Stuttgart, Wien, saisonal (Charter): Belgrad, Lissabon, Porto, Sarajevo
Smartwings saisonal (Charter): Bratislava, Brno, Ostrava, Prag
Swiss International Air Lines saisonal: Genf
TAP Air Portugal saisonal: Lissabon
Transavia Paris–Orly, saisonal: Lyon, Marseille, Montpellier, Nantes
TUI fly Belgium Brüssel, saisonal: Lüöttich
TUI fly Deutschland saisonal: Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, München, Stuttgart
TUI fly Netherlands saisonal: Amsterdam
Tunisair Düsseldorf, Frankfurt, Lyon, Marseille, Munich, Nantes, Nice, Paris–Orly, Strasbourg, saisonal: Bordeaux, Brüssel, Genf, Hannover, Lissabon, Porto, Zürich
Tunisair Express Tripoli–Mitiga, Tunis


Djerba-Zarzis International Airport

  • französischer Name:  Aéroport international de Djerba-Zarzis
  • arabischer Name:  مطار جربة جرجيس الدولي
  • Code:  DJE / DTTJ
  • Lage:  33°52‘30“ N, 10°46‘32“ O
  • Seehöhe: 6 m (14 ft)
  • En tfernung: 9 km westlich von Houmt Souk
  • Inbetriebnahme:  1970
  • Betreiber: Office de l‘aviation civile et des aéroports (ديوان الطيران المدني والمطارات) bzw. OACA
  • Fläche: 295 ha
  • Terminal: 1
  • Rollbahn: 1
  • Länge der Rollbahn:  3220 m (Asfalt)
  • Fluggesellschaften:  14
  • Flugzeug-Standplätze:  ca. 100
  • jährliche Passagierkapazität:  4 mio.
  • jährliche Frachtkapazität:  ca. 250 t
  • Flughafen-Statistik:  Jahr Flugbewegungen Passagiere                   Fracht in t

                       2006                24 392             2 471 664                    90,0

                       2011                25 000             1 781 000                   

                       2019                45 000             6 000 000                    67,2

Wirtschaft

Djerba lebt vom Tourismus, der allerdings beeinträchtigt ist durch die klimatischen Bedingungen. Vor allem Wasser ist knapp auf der Insel. Auf dem Damm verläuft parallel zur Straße eine Pipeline, mit der Trinkwasser aus der Gegend von Medenine auf die Insel transportiert wird. Ohne diese Wasserversorgung wäre der intensive Tourismus auf der Insel nicht denkbar. 80  Prozent des Wassers dienen der Versorgung der Touristen, nur 20 Prozent werden von der einheimischen Bevölkerung genutzt.

Die Wirtschaft auf Djerba ist traditionell „gemischt, basierend auf der Komplementarität der Ressourcen des Bodens, des Meeres und des Handwerks [...] der Landwirt kann einen Teil des Jahres als Fischer oder Handwerker tätig sein“ oder sogar den ganzen Tag, während er gleichzeitig als Händler tätig ist. Der Djerbien ist jedoch in erster Linie ein Händler, der bereit ist, seine Heimatinsel zu verlassen, um seiner Geschäftstätigkeit nachzugehen. Tatsächlich waren bereits in den 1940er Jahren nur 4 % aller djerbischen Händler auf der Insel ansässig. René Stablo berichtet, dass von den „6.444 Muslimen, die Handel treiben, 6.198, also 96 %, ihre Geschäfte im Mittelmeerraum von der Atlantikküste bis zu den Ufern des Bosporus betreiben [...] Sie sind Lebensmittelhändler, Kurzwarenhändler, Händler von Stoffen, Decken, Chechias, Töpferwaren, Cafetiers, Friseure undsoweiter.“ Die meisten Muslime in der Dschibuti waren in den 1960er Jahren in der Lage, ihre Geschäfte zu betreiben.“ 1961 wurde der Beitrag der außerhalb der Insel lebenden Djerbier auf 1.067.412 Tunesische Dinar geschätzt, was 42 % des Gesamtwerts der djerbischen Produktionen und Dienstleistungen entsprach, wobei die Landwirtschaft 17 % ausmachte. Im Jahr 1962 wurde der Beitrag der Djerbier, die außerhalb der Insel lebten, auf 1.067.412 Tunesische Dinar geschätzt. 1998 belief sich der Beitrag der im Ausland lebenden Djerbier auf 20 bis 25 Millionen Dinar pro Jahr, während die Ressourcen aus der Landwirtschaft nur noch 2 bis 4 % der Gesamtressourcen der Insel ausmachten, während die Ressourcen aus dem Tourismus 20-mal höher lagen.

Landwirtschaft

Vor allem im Landesinneren verdienen die Bewohner ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit der Landwirtschaft. Bedingt durch die Wasserarmut, die überall auf der flachen Insel herrscht, sorgt eine Pipeline vom Festland aus für ausreichend Wasser. Nur deshalb konnte das Landesinnere mit Palmen, kunstvoll bepflanzten Gärten und großen Olivenhainen recht grün gestaltet werden. Wasser ist somit ein kostbares Gut auf Djerba, dessen sollten sich auch Urlauber stets bewusst sein.

Das Klima ermöglicht den Anbau zahlreicher Olivenbäume, deren Früchte die Bauernfamilien im Herbst ernten, von Granatapfelbäumen, Dattelpalmennote 23, Feigenbäumen, Apfelbäumen, Mandelbäumen, Kaktusfeigen mit stacheligen Früchten, die Straßen und Felder säumen, Weinreben, Gemüse und einigen Getreidesorten. Allein die Erträge aus Palmen und Olivenbäumen machen 64 % der gesamten landwirtschaftlichen Produktion aus. Im Jahr 1963 wurden 497.000 Olivenbäume gezählt, während es 1929 nur 394.500 waren, aber auch 52.000 wilde Olivenbäume oder Zabbous, die, da sie in Mode gekommen sind, allmählich gerodet werden, um außerhalb der Insel verpflanzt zu werden; allerdings gibt es auf Djerba noch immer tausendjährige Olivenbäume

Im Menzel hat die Familie in der Regel ein oder zwei Wachhunde, eine oder mehrere Katzen, die den Dachboden vor Mäusen68 schützen, einige Hühner für Eier und Fleisch und einige Ziegen und Schafe für Milch, Molke (L'ban), geronnene Milch (Rayeb), Käse (Rigouta und Jebna), Fleisch, Wolle oder Felle. Sie besitzt auch einen Esel oder ein Maultier und eventuell einen Karren sowie ein Kamel für die Bearbeitung des Bodens (Pflügen und Bewässerung) und den Transport von Waren und Personen.

Wenn er es sich leisten kann, besitzt der Djerbier eine Senia, einen bewässerten und eingezäunten Obstgarten, der jedoch in der Regel kein Wohnhaus enthält. Meistens besitzt er jedoch einen Jnan, einen unbewässerten Obstgarten, einen Gemüsegarten und ein Feld, auf dem er sein eigenes Getreide anbaut (Weizen in den Süßwassergebieten, Gerste, Sorghum und Linsen auf dem Rest der Insel). Eine weitere Art der landwirtschaftlichen Nutzung ist die Frawa, die mit Olivenbäumen bepflanzt ist. Vor den 1960er Jahren lebte der Djerbier oft fast völlig autark und kaufte auf dem Markt nur das Nötigste: Salz, Zucker, Tee und Cafénote 24, einige Gewürze und einige andere Artikel.

Bei der traditionellen Bewässerung wird die sogenannte Seguia-Rohrleitung verwendet: Das Wasser wird über einen Delou (Lederschlauch) in ein großes Becken geleitet, der mithilfe eines Seils, das meist von einem Kamel gezogen wird, in den Brunnen eintaucht, wobei der schräge Lauf des Tieres der Tiefe des Brunnens entspricht; das Feld wird in kleine Quadrate (Jadouel) unterteilt, die von Sandböschungen (Sarout) begrenzt werden; in diese werden kleine Öffnungen eingelassen, durch die das von der Seguia abfließende Wasser hindurchläuft66. Sobald der Jadouel mit Wasser gefüllt ist, wird die Öffnung wieder geschlossen und das Wasser in den nächsten Jadouel geleitet.

Das Grundwasser ist meist brackig und lässt nur bestimmte Kulturen zu (Gerste, Sorghum und Linsen), und die Fruchtbarkeit der Felder hängt sowohl vom Arbeitseifer des Besitzers und seiner Familie als auch von der Qualität (Salzgehalt) des Bewässerungswassers ab. Die Felder werden außen meist von hohen Erdwällen, den sogenannten Tabia, begrenzt, auf denen Kakteen oder Feigenkakteen oder sogar Agaven oder Aloe Vera wachsen. Sie dienen zwar dazu, die Menzel vor Blicken zu schützen, aber vor allem sollen sie die Gehege vor Winderosion schützen.

Um 1940 gab es auf Djerba 520.000 Palmen, 375.000 Olivenbäume, 160.000 verschiedene Obstbäume (Apfel-, Birn-, Feigen-, Pfirsich-, Orangen-, Zitronen-, Aprikosen-, Granatapfel-, Mandelbäume undsoweiter) und 650.000 Weinstöcke. Es gab kein richtiges Weideland und die Viehzucht war eher gering.190 1938 lebten 31 % der erwachsenen Bevölkerung von der Landwirtschaft, 1956 waren es 25 % und 1962 nur noch 17 %. Die meisten Menschen lebten in der Landwirtschaft. Heute ist dieser Anteil noch niedriger. Der Anbau in Plastikgewächshäusern und die Tröpfchenbewässerung haben Einzug gehalten, ebenso wie die Haltung von Milchkühen (fast 500 im Jahr 1998).

Fischerei

Auf Djerba gibt es mehrere kleine Fischerhäfen, darunter Houmt Souk, Ajim, das einst für seine Schwammfischerei164 berühmt war - griechische Schwammfischer kamen um 1890 von der griechischen Insel Kalymnos hierher -, Aghir, Lalla Hadria und El Kantara. Der Fischfang in Djerba - Maulesel-Springennote 25 und Krakenfang mit der Gargoulette (Amphore) - profitiert von Gewässern, die zu den fischreichsten des Mittelmeers gehören.

Traditionell können die Frauen auf Djerba Landwirtschaft und Kunsthandwerk betreiben, aber im Gegensatz zu den Frauen auf den Kerkennah-Inseln beteiligen sie sich nie am Fischfang, der eine Spezialität der ibaditischen Bewohner einiger Dörfer von Ajim bis Sedouikech ist. Eine recht spezielle Methode, die Zriba oder Charfia (stationäre Fischerei), wird häufig praktiziert und es ist üblich, im Meer, im Norden und Westen der Insel, Hecken oder Trennwände aus Palmwedeln zu sehen, die in den Schlamm der Untiefen getrieben werden, um die Fische zu stoppen und sie in die Reusen zu leiten. 1938 lebten etwa 1300 Männer (rund 10 % der erwachsenen männlichen Bevölkerung) vom Fischfang, indem sie fast 600 Boote und 130 feste Fischereien nutzten.

Im Jahr 1964 war die Zahl der Boote auf 507 und die der festen Fischereien auf 85 gesunken, was 1.274 Fischern entsprach. Im Jahr 1998 belief sich die Zahl der Fischer bei etwa 15 festen Fischereien auf etwa 2.470 Personen. Dies bedeutet einen deutlichen Rückgang ihres Anteils an der Erwerbsbevölkerung, wenn man das Bevölkerungswachstum in diesem Zeitraum berücksichtigt. Während 1981 noch 4.378 Tonnen Fisch vermarktet wurden, sank der Verkauf 1993 auf etwa 3.000 Tonnen. Die häufigsten Boote sind die Loudes mit ihren weißen griechischen Segeln, die für den Fischfang verwendet werden, während die Kamakis mit lateinischen Segeln, die rot bis orange gefärbt sind und deren Rah schräg in der Mitte am Ende des einzigen kurzen Mastes befestigt ist, den Schwammfischern vorbehalten sind196. Allerdings tauchten auch Trawler in den Untiefen auf.

Um die Sicherheit der Schiffe zu gewährleisten, erheben sich entlang der Küste von Djerba mehrere Leuchttürme. Der höchste der Insel (und Nordafrikas) ist ein 54 Meter hoher Turm, der auf einer 20 Meter hohen Felsformation errichtet wurde. Er befindet sich in Taguermess an der Nordostküste der Insel und überragt eine Sebkha, die bei Flut mit Meerwasser gespeist wird. Er wurde um 1885 erbaut und verfügt über einen Semaphor mit einer Reichweite von 32 Seemeilen.

Ein zweiter Leuchtturm, der erste auf Djerba, ist der von Borj Jilij an der nordwestlichen Spitze der Insel, nicht weit vom Flughafen entfernt; er wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts an der Stelle einer alten Festung eingeweiht, die von den Spaniern Tour de Valgarnera genannt wurde. Der erste Leuchtturm auf Djerba ist der von Borj Jilij an der nordwestlichen Spitze der Insel, nicht weit vom Flughafen entfernt. Ein dritter Leuchtturm befindet sich in Aghir an der Südostküste. Es gibt mehrere weitere Leuchttürme, darunter die in den Häfen von Ajim und Houmt Souk.

Handwerk

Das Handwerk auf Djerba ist geprägt von einer jahrhundertealten Tradition, insbesondere im Bereich der Keramik. Im Süden der Insel, insbesondere im Dorf Guellala, gibt es eine Töpferei, die seit über 400 Jahren besteht. Hier wird der Ton noch nach traditionellen Methoden verarbeitet, beispielsweise von Handwerkern wie Fathi Sakal, der die Arbeit seiner Vorfahren fortführt. Die Werkstatt von Sakal arbeitet ohne elektrischen Strom und verwendet Lehmerde aus der Region, die per Hand geformt wird. Diese traditionellen Gefäße werden nicht nur lokal genutzt, sondern auch an Hotels, Privatkunden und sogar ins Ausland geliefert. Zudem wird das traditionelle Töpferhandwerk Touristen durch Workshops nähergebracht.

Neben den traditionellen großen Tonkrügen und Amphoren ist die Keramikverarbeitung auf Djerba spezialisiert auf unglasierte Ware, die sich durch ihre rustikale und authentische Erscheinung auszeichnet. Im Gegensatz dazu stammen glasierten Keramiken oft aus Nabeul. Das keramische Handwerk auf Djerba stellt ein bedeutendes Kultur- und Wirtschaftselement dar.

Darüber hinaus gibt es auf Djerba auch andere traditionelle Handwerksformen wie Silber- und Korallenschmuck, der symbolische Bedeutung trägt und in Handarbeit gefertigt wird, Olivenholzschnitzerei mit robusten Küchenutensilien sowie Dekorationselementen sowie Flechtarbeiten aus Palmenblättern, die Körbe, Hüte und Truhen herstellen. Diese Handwerke spiegeln die kulturelle Vielfalt und das kreative Erbe Djerbas wider und stellen für Besucher beliebte Mitbringsel dar.

Industrie

Djerba verfügt nicht über großindustrielle Anlagen oder Schwerindustrie; die Wirtschaftsstruktur ist eher kleinteilig und auf lokale Bedürfnisse sowie den Tourismussektor ausgerichtet. Von Bedeutung ist speziell die Lebensmittelverarbeitung, die vor allem landwirtschaftliche Produkte verarbeitet, ergänzt von kleinen Betrieben zur Unterstützung der lokalen Bevölkerung und des Tourismus.

Wasserwirtschaft

Die Wasserwirtschaft auf Djerba wird maßgeblich durch eine hochmoderne Meerwasserentsalzungsanlage geprägt, die seit 2018 in Betrieb ist. Diese Anlage produziert täglich etwa 50.000 Kubikmeter Trinkwasser, was ausreicht, um sowohl die Inselbevölkerung als auch die Touristen mit hygienisch einwandfreiem Wasser zu versorgen. Die Anlage arbeitet mit dem Verfahren der Umkehrosmose und ist energieeffizient, mit einem Verbrauch von etwa 2,5 Kilowattstunden pro 1.000 Liter Trinkwasser – einer der niedrigsten Werte weltweit für solche Anlagen.

Durch diese Entsalzungsanlage werden die begrenzten Grundwasserressourcen geschont und die Wasserversorgung, die vor allem in den Sommermonaten sehr angespannt ist, deutlich entspannt. Die Anlage kann innerhalb der bestehenden Infrastruktur noch um 50% erweitert werden, um zukünftigen Wasserbedarf zu decken. Darüber hinaus profitiert nicht nur Djerba, sondern auch das nahe Festland von der Trinkwasserproduktion dieser Anlage. Zusätzlich gibt es auf Djerba eine intensive Verbindung zwischen der Wasserwirtschaft und der Stromversorgung, da der Betrieb der Entsalzungsanlage sehr energieintensiv ist. Der staatliche Wasserversorger SONEDE ist einer der größten Stromverbraucher auf der Insel.

Die Wasserwirtschaft auf Djerba ist somit zentral auf die Nutzung neuartiger Entsalzungstechnologien ausgerichtet, um Engpässe bei der Trinkwasserversorgung zu vermeiden, die Ressourcen nachhaltiger zu nutzen und den steigenden Wasserbedarf zu sichern.

Energiewirtschaft

Die Energiewirtschaft auf Djerba entwickelt sich zunehmend im Bereich erneuerbarer Energien. Im Februar 2024 wurde auf Djerba die erste Solar-Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 500 Kilowatt eingeweiht. Sie befindet sich in der Ajim-Delegation und umfasst knapp zweitausend Solarpaneele auf 1,5 Hektar Fläche. Diese Anlage versorgt rund 500 Haushalte mit Strom und ist Teil der tunesischen Strategie, erneuerbare Energien auszubauen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Gas (das rund 97% der Stromproduktion im Land ausmacht) zu reduzieren.

Tunesien plant, den Anteil erneuerbarer Energie an der Stromproduktion bis 2030 auf 35 % zu erhöhen, was auch Djerba betrifft. Solarenergie ist für das südliche Tunesien besonders vielversprechend, da Djerba mit hohen Sonneneinstrahlungswerten eines der besten Gebiete im Land dafür ist. Darüber hinaus ist die Insel auch Standort einer Meerwasserentsalzungsanlage, die täglich rund 50.000 Kubikmeter Trinkwasser aus dem Mittelmeer gewinnt. Diese Anlage ist sehr energieintensiv, verwendet aber effiziente Technik zur Energieeinsparung. Der staatliche Wasserversorger SONEDE gilt als großer Stromkunde der tunesischen Elektrizitätsgesellschaft STEG, die auch für die Stromversorgung Djerbas zuständig ist.

Die Stromversorgung auf Djerba ist Teil des nationalen Stromnetzes und wird von der STEG (Société Tunisienne de l'Electricité et du Gaz) betrieben. Es kommt vereinzelt zu geplanten Stromabschaltungen, etwa zu Wartungszwecken.

Abfallwirtschaft

Die Abfallwirtschaft auf Djerba steckt seit mehreren Jahren in einer ernsten Krise. Die Gründe liegen vor allem in der Schließung der kontrollierten Deponie nahe Guellala (Ajim) im Jahr 2012 nach massiven Anwohnerprotesten wegen Gesundheits- und Umweltbedenken. Seitdem gibt es keine vernünftige Müllentsorgung mehr auf der Insel. Der Abfall häuft sich auf Straßen, Plätzen und in der Natur, wird oft unsachgemäß vergraben oder verbrannt, was zu erheblichen Umwelt- und Gesundheitsproblemen führt.

Als Notlösung betreiben die Gemeinden Ajim, Midoun und Houmt Souk provisorische Deponien, deren Kapazität jedoch begrenzt ist. Seit 2023 gibt es auf der Insel eine Maschine, die Abfall zu Ballen presst und verpackt, wodurch täglich etwa 150 Tonnen Müll verarbeitet werden sollen. Dennoch bleibt die Situation angespannt.

Die Bewohner protestieren regelmäßig gegen die „katastrophale Umweltsituation“ und fordern von der Regierung, den Müll auf das Festland Tunesiens zu bringen, da eine Wiederinbetriebnahme der umstrittenen Deponie abgelehnt wird. Gewerkschaften, Hoteliers und die Zivilgesellschaft haben schon zu Generalstreiks aufgerufen, um ein Eingreifen der Behörden zu erzwingen.

Auf politischer Ebene gibt es Bestrebungen, Mülltrennung und Recycling einzuführen, doch konkrete nachhaltige Maßnahmen wurden bislang nur zögerlich umgesetzt. Die Müllentsorgung wird durch die Zuständigkeit verschiedener Ministerien, lokaler Behörden und das Fehlen koordinierter Strukturen erschwert.

Ein Pilotprogramm seit 2022 zielt darauf ab, die Verwendung von Einwegplastik auf Djerba zu reduzieren, um die Plastikmüllbelastung zu verringern. Dieses Projekt könnte perspektivisch einen Beitrag zur Verbesserung der Umwelt- und Abfallsituation leisten.

Handel

Auf Djerba ist der Handel geprägt durch traditionelle Märkte (Souks), kleine Geschäfte sowie moderne Einkaufszentren und Malls. Die wichtigsten Einkaufszentren und Handelsplätze sind:

  • La Gazelle Shopping Center in Midoun ist ein modernes Einkaufszentrum mit verschiedenen Geschäften, Cafés, Restaurants und Unterhaltungsangeboten. Hier findet man internationale Marken ebenso wie lokale Produkte und Handwerk.
  • Bourgo Mall, ebenfalls in der Nähe von Midoun gelegen, bietet auf mehreren Etagen ein breites Angebot von Mode, Haushaltswaren und Lebensmitteln, inklusive einem großen Hypermarkt (Géant). Zudem gibt es dort Restaurants und Freizeitangebote.
  • Djerba Mall in Midoun bietet ebenfalls ein modernes Shopping-Erlebnis mit Boutiquen, Schmuckläden, Elektronik und einem kleinen Freizeitpark mit Kino und Bowlingbahn. Gastronomische Angebote sind ebenfalls vorhanden.
  • Houmt Souk, die größte Stadt der Insel, ist bekannt für seinen großen traditionellen Souk mit einem umfangreichen Angebot an Handwerkskunst, Mode, Teppichen, Gewürzen und lokalen Spezialitäten. Der Markt ist das Herz des Handels auf Djerba und ein wichtiger Anziehungspunkt für Touristen und Einheimische.
  • Guellala, ein traditionelles Dorf südlich auf Djerba, ist berühmt für keramische Handwerkskunst, die dort direkt in Werkstätten verkauft wird.

Finanzwesen

Die Währung auf Djerba ist der Tunesische Dinar (TND oder TD). Ein Dinar ist unterteilt in 1000 Millimes. Die Währung wird in Scheinen (5, 10, 20, 30 Dinar) und Münzen (5, 10, 20, 50 Millimes sowie 1, 2, 5 Dinar) ausgegeben. Der Tunesische Dinar ist die offizielle Währung Tunesiens, somit auch auf Djerba gültig. Er wurde 1958 eingeführt und ersetzte den Franc im Verhältnis 1000 Francs = 1 Dinar. Der Import oder Export von Dinar ist streng reglementiert und meist verboten. Geldwechsel und Abhebungen sind in Banken, Wechselstuben, größeren Hotels und an Geldautomaten möglich, wobei Kreditkarten oft akzeptiert werden. Es gilt, Quittungen beim Geldwechsel aufzubewahren für einen eventuellen Rücktausch.

Auf Djerba gibt es verschiedene Banken und Bankautomaten, die ähnliche Dienstleistungen anbieten wie im restlichen Tunesien. Obwohl keine spezifisch großen Banken ausschließlich für Djerba gelistet sind, sind in größeren Orten auf der Insel Bankfilialen und Geldautomaten vorhanden, bei denen vor allem Kreditkarten zum Geldabheben akzeptiert werden. Die Abhebung per EC-Karte (Girocard) ist seit einigen Jahren in Tunesien, einschließlich Djerba, häufig eingeschränkt oder nicht mehr möglich; es wird empfohlen, Kreditkarten mit PIN zu nutzen.

Die wichtigsten tunesischen Banken, die auch auf Djerba präsent sein können, umfassen unter anderen die Attijari Bank, Banque Nationale Agricole (BNA), Banque de Tunisie und andere größere Institute, die über Landesfilialen verfügen. Die üblichen Öffnungszeiten der Banken in Tunesien sind werktags vormittags und nachmittags im Wechsel, wobei im Sommer teilweise kürzere Öffnungszeiten gelten.

Soziales und Gesundheit

Eine Großfamilie lebt auf Djerba traditionell in einem sogenannten Menzel. Ein Menzel ist ein ummauerter Hof, hinter dessen fensterlosen Mauern sich die Wohnungen der Familien befinden. Im Innenhof werden Gärten zur Selbstversorgung angelegt, die oft auch Blumen, Feigen- und Olivenbäume beherbergen. Die weiß gekalkten Häuser der Menzel sind durch hochgewölbte Dächer miteinander verbunden, die die Innenräume angenehm kühl halten. Die Menzel sind von stacheligen Schutzhecken umgeben, die unerwünschte Besucher abhalten sollen.

Neben den öffentlichen Krankenhäusern wurden in den 1990er Jahren mehrere Privatkliniken gebaut und es gibt immer mehr Bildungseinrichtungen. Ein 2004 in Houmt Souk errichtetes Freilufttheater beherbergt große kulturelle Veranstaltungen wie die des internationalen Festivals Djerba Ulysse. Es gibt mehrere Fußballstadien, darunter Houmt Souk, Midoun und Ajim, in denen die Association sportive de Djerba, Espoir sportif de Jerba Midoun bzw. die Union sportive de Djerba-Ajim beheimatet sind. Djerba verfügt außerdem über einen Golfplatz, der sich unweit des Hotelkomplexes Dar Djerba und des Leuchtturms von Taguermess befindet.

Krankheiten

Auf Djerba, wie im übrigen Tunesien, kommen einige Krankheiten vor, die sowohl Einwohner als auch Reisende betreffen können. Die wichtigsten gesundheitlichen Risiken sind:

  • Tollwut: Es gibt immer wiederFälle von Tollwut, vor allem durch Kontakt mit infizierten Hunden und Katzen. Vorsicht im Umgang mit Tieren ist wichtig, und eine Tollwutimpfung wird für bestimmte Risikogruppen empfohlen. Im Jahr 2025 wurden auch in Tunesien Fälle von Tollwut bei Menschen gemeldet.
  • Meningitis: Saisonale Meningitis-Ausbrüche treten in einigen Regionen Afrikas auf; auch Impfungen gegen Meningokokken werden empfohlen.
  • Mücken- und Zeckenübertragene Infektionen: Seltene Krankheiten wie Leishmaniose und West-Nil-Fieber können vorkommen; Insektenschutz durch Repellentien oder Moskitonetze ist wichtig.
  • Bilharziose (Schistosomiasis): Risiko besteht bei Süßwasser-Baden an bestimmten Orten, zum Beispiel Gafsa und Schott Djerit; Vorsicht bei Wasseraktivitäten ist geboten.

Bildung

Auf Djerba gilt das tunesische Bildungssystem, das zentralstaatlich organisiert ist und dem Bildungsministerium untersteht. Die Schulpflicht beginnt mit sechs Jahren. Das Schulsystem ist in der Grundbildung (enseignement de base) organisiert, die neun Jahre dauert (6 Jahre Grundschule und 3 Jahre Collège). Nach Abschluss der Grundbildung erhalten die Schüler das „Diplôme de Fin d'Etudes de l'Enseignement de Base“, vergleichbar mit einem Haupt- oder Realschulabschluss. Danach folgt die Sekundarstufe mit allgemeiner Vorbereitung und Spezialisierung bis zum „Baccalauréat“ (Abitur), das zur Hochschulaufnahme berechtigt.

Der Unterricht erfolgt offiziell auf Arabisch, wobei Französisch ab der 3. Klasse als Fremdsprache unterrichtet wird. Die tunesischen Schulen auf Djerba folgen damit dem nationalen Modell mit ähnlichen Abschlüssen und Strukturen wie im übrigen Tunesien.

Berufliche Bildung ist ebenfalls Teil des Bildungssystems, mit verschiedenen Abschlüssen wie dem CAP (berufliche Grundausbildung) sowie weiterführenden Qualifikationen. Zuständig hierfür ist insbesondere das Ministerium für Beschäftigung und Berufsbildung.

Auf Djerba gibt es öffentliche Schulen und auch private Schulen gewinnen an Bedeutung. Die schulische Infrastruktur wird zudem durch internationale Programme unterstützt, etwa zur Modernisierung von Schulen.

Höhere Bildung

Auf Djerba gibt es keine eigenständige Universität, aber es existiert das Higher Institute of Technological Studies Djerba (Institut Supérieur des Etudes Technologiques Djerba, ISET Djerba), das höhere technologische Ausbildung anbietet. Dieses Institut wurde im Jahr 2000 gegründet und bietet Studiengänge in Bereichen wie Elektrotechnik, Maschinenbau, Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Tourismusmanagement an. Nach drei Jahren erhalten Studierende dort einen nationalen Abschluss, die sogenannte "Licence Appliquée" (Angewandter Bachelor). Seit 2013 wird auch ein Master-Programm im Bereich Hotel- und Tourismusmanagement angeboten. Die Ausbildung erfolgt im Rahmen des tunesischen LMD-Systems (Licence, Master, Doctorat). Die Unterrichtssprachen sind Arabisch und Französisch.

Bibliotheklen und Archive

Die Jerba Libraries Project Initiative dokumentierte und digitalisierte mehrere private und öffentliche Bibliotheken auf Djerba, darunter Manuskripte vom 17. bis 19. Jahrhundert, frühe Druckwerke und Familienarchive. Diese Sammlungen spiegeln die Geschichte der drei Hauptreligionsgemeinschaften auf der Insel wider: Sunniten, Ibaditen und Juden. Zu den größten Sammlungen gehören die Bibliothek der El Trouk Moschee, die Chahed Familienbibliothek, die Mhinni El Barouni Bibliothek und die al-Layni Familienbibliothek, mit insgesamt über 600 digitalisierten Manuskripten und über 128.000 Digitalbildern.

Die El Basi Moschee-Bibliothek enthält rund 200 gebundene Bände, die ab dem späten 18. Jahrhundert verwendet wurden. Nach der Schließung der Moschee Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Sammlung privat fortgeführt und später digitalisiert, was Interesse an der Erhaltung dieser Bibliotheken auf Djerba förderte.

Die al-Barouni Bibliothek (auch Barouniyya Library) ist ein historisches Archiv mit über 1600 alten Ibadi-Texten, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Sie wurde 2023 an einem neuen Standort auf Djerba wiedereröffnet und besitzt alten religiösen und wissenschaftlichen Manuskripteigentum der Ibadi-Gemeinschaft.

Es existieren weitere Manuskriptarchive und Familienbibliotheken, etwa die al-Baʿṭūrī Sammlung, die zur Überlieferung von Ibadi- und nicht-Ibadi-Schriften beiträgt. Für öffentliche Nutzung gibt es in Houmt Souk auch Bibliotheken, die von Studenten zur Verfügung stehen.

Kultur

Die Kultur der Insel ist stark berberisch geprägt mit vielen arabisch-islamischen und modern-europäischen Elementen.

Museen

Das Museum des traditionellen Erbes von Djerba wurde Ende der 1970er Jahre in der ehemaligen Zaouïa von Sidi Zitouni eingerichtet, einem Heiligtum im maurischen Stil, das im 18. Jahrhundert unter der Anweisung des Inselkaids Ben Ayed erbaut wurde. Er beherbergt den Kenotaph von Scheich Abu Baker Ezzitouni, einem gelehrten sunnitischen Theologen. In diesem Museum kann man den folkloristischen Reichtum der Insel entdecken: Kostüme verschiedener sozialer Gruppen, von jüdischen Handwerkern gefertigter Schmuck, Exemplare des Korans oder auch Küchenutensilien. Am 17. Dezember 2008 wurde es als Museum des traditionellen Erbes von Djerba nach Erweiterungs- und Umgestaltungsarbeiten in einem Komplex wiedereröffnet, der neben der restaurierten Zaouïa auch ein neues Gebäude mit einer Fläche von 2.000 m² umfasst, das die traditionelle Architektur der Insel aufgreift.

Das 2001 eröffnete Museum von Guellala stellt ebenfalls Sammlungen zum djerbischen Kulturerbe aus. Auf einer Ausstellungsfläche von über 4000 m2 bietet es eine Reihe von unabhängigen Pavillons, die jeweils ein Thema behandeln (Feste, Traditionen und Bräuche, Kunsthandwerk, Mythen und Legenden, traditionelle Musik, Mosaike oder arabische Kalligraphie). Jährlich kommen etwa 100.000 Besucher, davon 30 % aus Tunesien.

Jemaâ Fadhloun, eine Moschee in der Nähe der Straße von Houmt Souk nach Midoun, deren Gründung auf das 11. Jahrhundert zurückgeht, wurde in ein Museum umgewandelt, in dem Besucher erfahren können, wie die Moscheen den Einwohnern bei Angriffen und Belagerungen als Zufluchtsort dienten und sie in die Lage versetzten, sich zu verteidigen und ihr Überleben zu sichern.

In der Nähe des Leuchtturms von Taguermess befindet sich ein zwölf Hektar großer Themenpark: Djerba Explore. Er beherbergt ein nachgebautes traditionelles djerbisches Dorf, das Lalla-Hadria-Museum, das einen Überblick über die tunesische Kunst und die arabisch-islamische Welt bietet, einen Rundgang durch das djerbische Kulturerbe und die größte Krokodilfarm des Mittelmeerraums.

Architektur

Der Römerweg bei Al-Kantara ist eines der Relikte römischer Bauwerke auf dem Eiland. Eine der ältesten und bekanntesten Synagogen der Welt, die Al-Ghriba-Synagoge, befindet sich einige Kilometer südwestlich von Houmt Souk.

Etwa 3 km hinter Sedouikech, auf dem Weg nach El Kantara, befindet sich auf der rechten Seite eine Unterirdische Moschee. Die in einem Olivenhain gelegene Anlage ist etwas schwierig zu finden, da sie nicht ausgeschildert ist. Sie ist frei zugänglich.

Nach Süden hin ist die Insel mit einem etwa 7 km langen und gut 10 m breiten Römerdamm mit dem Festland verbunden. Der Damm geht auf die römische Zeit, eventuell sogar schon auf die punische Zeit zurück. Später wurde der Damm vom Meer überflutet. Während der Auseinandersetzungen Draguts mit den Spaniern wurde er um 1551 aus Sicherheitsgründen durchbrochen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er wiederhergestellt. Entlang des Damms erfolgt auch die Trinkwasserversorgung der Insel über eine Pipeline.

Houmt Souk hat etwa 65.000 Einwohner und ist der Hauptort von Djerba. Der Ort hat eine lange Handelstradition. Hiervon zeugen mehrere alte Karawansereien. Schon die Römer gründeten hier einen Ort namens Griba. In Houmt Souk befinden sich viele touristische Einkaufsmöglichkeiten, die Verwaltung der Insel und ein kleiner Fischereihafen. Sehenswert ist die Festung Bordj-el-Kebir (eine Piratenfestung) und das Volkskundemuseum.

Die malerische Ruine einer 1289 durch den spanischen Eroberer Roger de Loria erbauten Festung (Kastell), die auf einer Landzunge etwa 10 km von El Kantara entfernt liegt. Im 15. Jahrhundert wurde die Festung erweitert. Heute ist der Ort nur mit geländegängigen Fahrzeugen bei Ebbe zu erreichen.

Meninx ist eine archäologische Stätte an der südöstlichen Küste in der Nähe des Römerdammes. Es handelt sich um eine antike Stadt die von den Phöniziern gegründet wurde. Die Ausdehnung beträgt etwa zwei Kilometer mal 0,8 Kilometer – evtl. liegt auch ein Teil unter dem Meeresspiegel. Genauere Daten hierzu fehlen, da gründliche Ausgrabungen noch nicht stattgefunden haben. In römischer Zeit war es die Hauptstadt der Insel und besaß Thermen, ein Amphitheater, Theater, Basilika und eventuell auch ein Forum.

Midoun ist die zentrale Stadt auf Djerba. Jeden Freitag findet ein Markt statt und es gibt viele alte Basarläden sowie moderne Warenhäuser in denen das Handeln entfällt. In Guellala werden auch die berühmten tunesischen Keramikwaren hergestellt und Touristen können den Einheimischen gern, für ein kleines Entgelt, über die Schultern schauen.

Bildende Kunst

Das Kunsthandwerk, insbesondere die Wollverarbeitung vom Waschen über das Spinnen und Weben bis hin zum Kardieren, spielt seit Generationen eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen und sozialen Leben der Insel und ist eine wichtige Einkommensquelle für die Djerberaner beiderlei Geschlechts. Die Architektur der Webereien ist typisch für Djerba: Sie sind halb unterirdisch angelegt, um die Feuchtigkeit und eine gewisse Temperatur zu erhalten, und fallen durch ihre dreieckigen Giebel auf. Im Jahr 1873 gab es 428 Werkstätten und 2524 Weber, 1955 waren es etwa 1600 und 1963 1299. Hinzu kommen Wollwäscher, -kardierer und -spinner (in der Regel immer Frauen) sowie Färber, deren Tätigkeit auf der Insel bis in die punische Zeit zurückreicht. Die djerbische Decke, die Farracha oder Farrachia genannt wurde, war berühmt und begehrt. Auch die Weberei von Houlis aus Baumwolle, Wolle oder Naturseide sowie von Kadrouns, K'baia, Kachabia, Wazras und Burnus (Männerkleidung aus Wolle) spielte eine wichtige Rolle.

Die Töpferei in Guellala reicht mindestens bis in die Römerzeit zurück. Die Produkte sind hauptsächlich für den Gebrauch bestimmt, können aber auch dekorativ sein. In Bezug auf die Töpfer schrieb Georges Duhamel in den 1920er Jahren: „Ich habe nach Dichtern gesucht. Ich habe Töpfer gefunden. Kein Beruf lässt einen besser an Gott denken, an Gott, der den Menschen aus dem Schlamm der Erde formte [...] Auf allen Wegen von Djerba, zwischen den sandigen, von kleinen, purpurnen Agaven gekrönten Erdwällen, laufen Kamele, die einen riesigen, eitlen Ballast tragen: die große Traube klingender Krüge.“

Auch die Schmuckherstellung (Gold und Silber) bleibt ein wichtiger Erwerbszweig. Die Juweliere in Houmt Souk zeichnen sich durch die Herstellung von emailliertem Silberschmuck oder Schmuck mit Goldfiligran aus. Die Korbflechterei - deren Rohstoff die jungen Blätter der Palmen sind - war ebenfalls eine wichtige Einkommensquelle, vor allem für ältere Menschen. Heute sind Taschen, Körbe (koffa) und Hüte (je nach Dorf m'dhalla oder dhallala genannt) immer noch Artikel, die sowohl an Inselbewohner als auch an Touristen verkauft werden. Die Handwerker fertigen auch die Seile und Reusen der Fischer an. Auch die Natterie (Weben von Binsen) ist auf der Insel vertreten, vor allem in der Ortschaft Fatou, nicht weit von Houmt Souk entfernt. Die fast ausschließlich von Frauen ausgeübte Stickerei, insbesondere die Stickerei traditioneller Kleidung, sichert auch heute noch einer großen Anzahl von Familien den Lebensunterhalt.

Das Kunsthandwerk hat viele verschiedene Formen angenommen und mit der Entwicklung des Tourismus einen enormen Aufschwung erlebt, insbesondere die Herstellung von Teppichen.

Literatur

Die Literatur auf Djerba ist eng verbunden mit der vielfältigen Geschichte und Kultur der Insel, die durch zahlreiche Kulturen, Religionen und Völker geprägt wurde. Djerba ist nicht nur ein Ort mit reicher mündlicher Überlieferung, sondern inspiriert auch moderne literarische Werke.

Historisch betrachtet ist Djerba mit der mythologischen Insel der Lotophagen aus Homers Odyssee verbunden, und die Insel hat bedeutende religiöse und kulturelle Gemeinschaften beherbergt, darunter Christen, Ibaditen und Juden, was sich auch in der Literatur widerspiegelt.

In der Gegenwart ist Djerbi eine Berbersprache, deren kulturelles Erbe sich stark im lokalen literarischen Schaffen ausdrückt, auch wenn die Sprache selbst vom Aussterben bedroht ist und Arabisch sowie Französisch heute dominieren.

Interessant ist der Bezug zur algerischen Schriftstellerin Assia Djebar (Pseudonym Assia Djerba), die eine der renommiertesten Autorinnen des Maghreb war. Sie schrieb Romane, Kurzgeschichten und Gedichte mit thematischem Fokus auf Identität, Frauenrechte und kulturelle Verständigung. Ihr Werk löste in ihrer Heimat Algerien gesellschaftliche Debatten aus und hat Bedeutung für die ganze Region.

Theater

Auf Djerba gibt es kulturelle Einrichtungen mit Theaterangeboten, darunter das kulturelle Zentrum L'Agora Djerba im Herzen der Insel, das eine Kino- und Ausstellungshalle sowie einen Veranstaltungsraum umfasst. Dies ist ein zentraler Ort für kulturelle Veranstaltungen, vermutlich auch für Theateraufführungen und ähnliche kulturelle Programme. Außerdem existieren in Hotels auf Djerba kleine Theateranlagen oder Aufführungsräume für Shows, wie zum Beispiel im Aldiana Club Djerba Atlantide oder im Welcome Meridiana Djerba Hotel, die oft für abendliche Unterhaltung genutzt werden.

Es gibt zudem ein Freilufttheater in Houmt Souk, der Inselhauptstadt, das Besuchern kulturelle Darbietungen und Events im Freien ermöglicht. Eine spezielle große Theaterbühne für professionelles Theater im klassischen Sinne ist auf Djerba nicht prominent dokumentiert, stattdessen finden viele Darbietungen vermutlich in kleineren Kulturzentren, Hotels oder Open-Air-Locations statt.

Film

Auf der Insel Djerba gibt es ein Kino namens L'Agora Djerba, das regelmäßig aktuelle Filme zeigt. Zum Beispiel gab es in der ersten Augustwoche 2025 dort neue Filmvorführungen mit verschiedenen Neuerscheinungen auf der großen Leinwand. Ein erwähnenswerter Film mit Bezug zu Tunesien und Djerba ist "Where the Wind Comes From" (2025), ein Film über junge Menschen in Süd-Tunesien mit Szenen auf Djerba, der auch bei internationalen Festivals gezeigt wurde.

Neben dem regulären Kinoprogramm finden auf Djerba auch Film- und Fernsehtouren statt, insbesondere zu den nahen Star Wars-Drehorten in der Region Tataouine und Südtunesien, die von Djerba aus besucht werden können. Diese Touren sind bei Touristen beliebt und verbinden Kinoerlebnis mit regionaler Filmgeschichte.

Musik und Tanz

Die traditionelle djerbische Musik basiert hauptsächlich auf dem Schlagzeug mit der Darbouka (ein kleines Instrument, das sowohl von Männern als auch von Frauen benutzt wird) und der Tabl (eine große, schwer zu tragende Zylindertrommel, die ausschließlich von Männern benutzt wirdnote 10) sowie einem Blasinstrument, das früher Ghita genannt wurde und heute zunehmend Zoukra oder Zurna genannt wird und nur von Männern benutzt wird. Die Rhythmen sind in der Regel langsam und melodiös; einer davon, die Chala, ist inselspezifisch. Die Mezoued wurde erst in jüngerer Zeit auf der Insel eingeführt, insbesondere durch die Sänger Hbib Jbali und Mahfoudh Tanish.

Der Themengesang nimmt einen besonderen Stellenwert ein: Die Lieder erzählen in der Regel eine romantische, meist traurige und nostalgische Geschichte; die Texte sind manchmal gewagt, vor allem wenn es sich um Liebesgeschichten handelt. Viele der Texter sind Frauen, was daran liegen könnte, dass traditionell, während der Mann ins Ausland ging, um Handel zu treiben, die Frau auf der Insel blieb, weit weg von ihrem Partner, um sich um das Land, die Kinder und die älteren Menschen zu kümmern.

Der Rhythmus des djerbischen Volkstanzes unterscheidet sich von dem der meisten anderen tunesischen Volkstänze; er ist eher langsam und wird in der Regel mit flach auf dem Boden stehenden Füßen getanzt, während in anderen Teilen Tunesiens der Rhythmus oft schnell ist und mit halben Spitzen getanzt wird. Der Gougou, ein Volkstanz der seit mehreren Generationen auf der Insel lebenden Gemeinschaft subsaharischer Herkunft, der über einen eigenen Patron (Sidi Sâad) verfügt, wird seinerseits mit Stöcken und begleitet von Gesang und Tabulatur getanzt. Er beginnt mit einem langsamen Rhythmus, der sich allmählich beschleunigt und schließlich in wilden Bewegungen endet. Der Gougou ist ein Volkstanz, bei dem die Tänzerinnen und Tänzer in der Lage sind, sich zu bewegen.

Brauchtum

Djerba verfügt über einen großen Reichtum an Traditionen: Die Vielzahl an Schmuck (lange Zeit war der Beruf des Juweliers ausschließlich den jüdischen Djerbiern vorbehalten) und Trachten bis hin zu den charakteristischen Hüten einiger Dörfer wie Guellala und Sedouikech130 , eine von Ort zu Ort unterschiedliche Gastronomie und die Besonderheiten seiner Musik (die lange Zeit von überwiegend schwarzen Musikern und Sängern aufgeführt wurde) spiegeln die Vielfalt der Inselbevölkerung, ihrer Sprachen und Riten wider.

Mehrere Traditionen umgeben die Höhepunkte des muslimischen Kalenders und ganz besonders den Ramadan. So wird bei einigen ibaditischen Djerbianern das Mädchen, das zum ersten Mal fastet (in der Regel ab der Pubertät), den ganzen Monat über von Verwandten und Freunden zum Essen eingeladen und erhält Geschenke, die für ihre Hochzeitsausstattung bestimmt sind (Stoffabschnitte, Bettlaken undsoweiter).

Bei manchen Bräuchen spielen zwei traditionelle Figuren eine Rolle, die in der Regel von schwarzen Djerbiern verkörpert werden. Die erste, der Tengam, hat die Aufgabe, die Bewohner in den Nächten des Ramadan für die letzte Mahlzeit vor dem Beginn des täglichen Fastens zu wecken. Auf der Insel gibt es mehrere tengam, die durch die Dörfer ziehen und von Haus zu Haus gehen, dabei ihre tabl schlagen und goumou das s'hourkoum singen. Am fünfzehnten Tag desselben Monats werden sie von den Djerbianern erwartet, um ihnen Zlabias und F'tair (breite Krapfen) anzubieten. Am Tag des Eid el-Fitr kommen sie wieder vorbei, um Geld zu erhalten.

Der zweite, Boussadia genannt, ist eine typisch afrikanische Figur, die Masken und Tierhäute trägt, die mit kleinen Spiegeln und bunten Bändern verziert sind. Er zieht von Haus zu Haus, oft begleitet von einem Kind, das wie er gekleidet ist, und singt und tanzt zu den Klängen kleiner, ovaler Eisenbecken. Diese Darbietung stellt eine Ablenkung dar, für die ihm die Menschen Geld bieten. Zwischen den 1960er und 1990er Jahren wurde der boussadia eher zu einer Touristen- als zu einer Volksattraktion, doch die Situation ändert sich und diese Figur taucht wieder vermehrt vor den Häusern auf.

Einige Traditionen sind praktisch verschwunden, wie zum Beispiel die Moussem, ein mehrmals im Jahr stattfindender Tag, an dem man verpflichtet war, eine Fleisch- oder Fischmahlzeit in die Moscheen oder zu den ärmsten Nachbarn zu bringen. Andere haben sich gehalten, darunter die bekannteste ist die traditionelle Hochzeit.

Der Aberglaube und seine Mysterien, wie die Übel des Neids und der böse Blick berberischen Ursprungs, sind Gegenstand zahlreicher Volksglauben, die auf der Insel wie auch im übrigen Tunesien lange Zeit verbreitet waren. Einige beziehen sich auf Tage und Zahlen: So betrachteten die Djerbier den Mittwoch lange Zeit als einen unheilvollen Tag, an dem man nichts unternehmen sollte, nicht einmal eine Hochzeit oder den Besuch eines Kranken. Die Zahl fünf und ihre Vielfachen werden ausgesprochen, um Unglück oder negative Einflüsse abzuwehren, weshalb die Khamsa oder Hand der Fatima so beliebt ist. Der siebte Tag wird nach einer Geburt oder Hochzeit gefeiert und der vierzigste Tag nach einer Geburt oder einem Todesfall. Andere Überzeugungen sind sehr lebendig: Es heißt immer noch, dass es Unglück bringt, Menschen zu zählen, und dass das Übereinanderstapeln von Schuhen beim Aus- und Einräumen ein Vorzeichen für eine Reise ist; wenn die Schuhe jedoch umkippen, muss man sie sofort umdrehen, da sonst Satan (echitan) darauf betet.

Viele Glaubensvorstellungen sind mit dem Essen verbunden. Der Fisch gilt als Glücksbringer und Schutz vor dem bösen Blick: Wie die Khamsa wird er auf Schmuckstücken abgebildet und häufig zur Dekoration von Innenräumen verwendet; ein kleines Schmuckstück, das einen Fisch darstellt, wird fast immer an die Kleidung von Neugeborenen gehängt. Früher wurde das verehrte Brot nie mit dem Müll weggeworfen: Wenn man ein Stück Brot übrig ließ, musste man es zuerst küssen und dann an einem sauberen Ort ablegen, vorzugsweise auf einer erhöhten Stelle, damit ein Armer oder ein Tier es sauber finden konnte; es wurde erzählt, dass man beim Betrachten des Mondes eine Frau sehen konnte, die an den Augenlidern aufgehängt wurde, weil sie ihr Kind mit einem Stück Brot berührt hatte.

Glauben und Legenden können oft wie das Ergebnis einer Volksweisheit erscheinen, die darauf bedacht ist, die Ehre und den Frieden der Familien zu bewahren. So gab es noch in den 1950er und 1960er Jahren Fälle von Verschwinden, die einer khiala zugeschrieben wurden, wie der von Hammam El Ghoula, dem Geist einer sehr schönen Frau, die ihren Opfern erschien, sie verzauberte und mitnahm, um sie nach einem oder mehreren Tagen wohlbehalten und in der Regel ohne jegliche Erinnerung freizulassen. War dies eine Möglichkeit, das Weglaufen zu rechtfertigen? Ebenso lässt die massenhafte Auswanderung der Männer von Djerba verstehen, dass sie über Generationen hinweg weiterhin annahmen, dass ein Fötus mehrere Jahre lang von der Mutter getragen und in Abwesenheit des Vaters geboren werden kann (erraged). Man glaubte auch, dass die Seelen der Toten in der Nacht und während der heißesten Stunden des Tages um die Friedhöfe schleichen. In diesen Stunden, so erzählte man den Kindern, würde eine alte, böse Frau (azouzat el gaila) jeden, den sie auf der Straße fand, fangen und verschlingen. Die Kinder hatten auch Angst davor, von einem dieser "Herren" gefangen zu werden, die auf der Suche nach Opfern mit besonderen Merkmalen waren, durch deren Opferung sie einen vergrabenen Schatz finden konnten.

Um einige Moscheen wie Sidi Zitouni - auch Koubet El Kheiel, „Kuppel des Geistes“ - und Jemaâ El Guellal in Houmt Souk genannt, aber auch um Sidi Zikri und viele andere ranken sich Legenden. So wird erzählt, dass Sidi Satouri, ein bescheidener Bauer, ein abgelegenes Stück Land besaß, das schwer zu bearbeiten war. Nach einem Tag harter Arbeit hielt er mitten auf der Straße an, um sein Gebet zu verrichten, als ein reicher Hochzeitszug vergeblich versuchte, ihn zu unterbrechen. Als er sein Gebet beendet hatte, stellte er fest, dass die Hochzeitsgesellschaft an Ort und Stelle versteinert war. Als er ins Dorf zurückkehrte, erzählte er den Dorfbewohnern von seinem Abenteuer. Diese waren ungläubig und sahen, dass die Hochzeitsgesellschaft zu Stein geworden war. Sie betrachteten Sidi Satouri als Heiligen und errichteten am Ort seines Abenteuers eine Moschee, die seinen Namen trägt: Jemaâ Sidi Salem Essatouri.

Die Legende der Sallaouta, die in der Region Mezraya ansässig sind, besagt, dass sie beschlossen, eine Moschee zu bauen, den Ort auswählten und begannen, die Fundamente auszuheben. Als sie am nächsten Tag zu ihrer Baustelle zurückkehrten, sahen sie auf einer Anhöhe eine zwölfseitige Marmorsäule, die keine menschliche Hand an dieser Stelle hätte platzieren können. Sie sahen darin ein göttliches Zeichen, fügten drei Steinsäulen und Mörtel hinzu und bauten die Moschee mit dem Namen Jemaâ Sellaouati.

Viele andere Glaubensrichtungen sind mit heiligen Personen verbunden, wie Lalla Thala, die angeblich von Trachom heilt und hilft, den Seelenverwandten zu finden, Sidi Marcil (Sankt Marcel), der die Unfruchtbarkeit von Frauen heilen soll oder Maamouret Aghir, der Hautkrankheiten heilen und getrennt lebende Liebende zusammenbringen soll.

Da es kaum Unterhaltungsmöglichkeiten gibt, werden die Hochzeiten, die vor allem im Sommer gefeiert werden, besonders von den Malikiten erwartet, für die sie eine Gelegenheit zum Austoben sind, insbesondere für die Frauen. Bei den Djerbiern, die dem ibadischen Ritus angehören, sind die Hochzeiten strenger und werden oft ohne Tanz oder sogar ohne Musik abgehalten. Bis vor kurzem heirateten die verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen nicht untereinander, obwohl ihre Beziehungen leutselig waren: Die endogame Ehe war jahrhundertelang die häufigste auf der Insel und ist es auf dem Land immer noch.

Die traditionelle Hochzeit wird über mehrere Tage gefeiert und umfasst mehrere Zeremonien. In der Stadt Houmt Souk ist die Hejba die erste von ihnen: Hier wird die Mitgift an den Vater der Braut übergeben. Die Zahlung einer Mitgift durch den zukünftigen Ehemann oder seine Familie an die Familie der zukünftigen Braut ist eine der Voraussetzungen für eine muslimische Heirat. Im Nahen Osten besteht sie aus zwei Teilen: einem, der bei der Hochzeit gezahlt wird und mokkadam genannt wird, und einem, der moakhar genannt wird, dem größeren Teil, der im Falle einer Scheidung gezahlt wird.

In Tunesien hingegen wird die Mitgift normalerweise bei der Heirat in voller Höhe gezahlt; in Djerba dient sie dazu, die Aussteuer der Braut zusammenzustellen (Kleidung und Wäsche, Wolldecken und Matratzen und andere). Sie ist umso höher, je hübscher die junge Frau ist und je mehr sie aus einer bedeutenden Familie stammt.

Nach der Unabhängigkeit Tunesiens im Jahr 1956 wurde eine große Kampagne durchgeführt, um die Mitgift auf einen symbolischen Betrag zu reduzieren, und Anfang der 1960er Jahre heirateten Djerbierinnen mit einer symbolischen Mitgift von einem Dinar. Ab der Hejba verlässt die zukünftige Braut für eine gewisse Zeit (eine Woche bis zu einem Monat oder länger) nicht mehr das Haus, größtenteils um sich vor der Sonne zu schützen, da weiße Haut eines der wichtigsten Schönheitskriterien auf Djerba ist. Darüber hinaus werden mehrere Zaouïas besucht, in denen Kerzen angezündet werden.

Aber erst in der Hochzeitswoche selbst werden die Zeremonien und Feierlichkeiten ausgeweitet. Die Familien der Braut und des Bräutigams veranstalten getrennte Feiern und erst am Morgen des siebten Tages treffen sie sich, um den letzten Tag, der traditionell ein Freitag ist, gemeinsam zu feiern. Die Zeremonien für Frauen werden von Musikerinnen durchgeführt, und Männer haben in der Regel keinen Zutritt zu ihnen. Zu den Musikabenden, die für Männer veranstaltet werden, haben Frauen, die früher überwiegend verschleiert waren, hingegen Zugang. Neben den einheimischen Musikern, die früher meist schwarz waren, greifen die Djerbier auch auf die Musiker der Kerkennah-Inseln zurück, deren Folklore der ihren ähnelt, und manchmal auf die Musiker aus Ghomrassen, die Toualeb genannt werden. Die Gäste bringen als Geschenk frische Eiernote 11 und Geld für die Mütter der zukünftigen Eheleute mit. Diese Geschenke - die als Hourem oder Haouram bezeichnet werden - werden notiert, damit zumindest das Äquivalent als Gegenleistung angeboten wird.

In Houmt Souk werden am ersten der sieben Hochzeitstage die Einladungen (tahdhir) von „Hofdamen“ (haddharat) ausgesprochen, die mit Kleidung, Make-up und Schmuck geschmückt sind und von den besuchten Familien mit Essen und Geld beschenkt werden. Am selben Tag wird die Zammita der Hochzeit zu traditionellen Liedern und Youyous vorbereitet.

Es folgen weitere Feierlichkeiten, darunter die Henna Sghira am vierten Tag der Hochzeit: Kinder aus nahen Familien, die wie Erwachsene gekleidet sind (die Mädchen geschminkt und mit traditionellem Schmuck), werden von den Eltern der zukünftigen Braut empfangen; sie bringen, in Hennablättern versteckt, einen Ring mit, den ein kleiner Junge dem Mädchen auf den Ringfinger streift. Ihre Familie bietet ihnen Essen, Geschenke und gefärbte hartgekochte Eier an. Der Abend ist der Tatrifa-Zeremonie gewidmet: Nach Gesang und Tanz trägt eine enge Verwandte des Bräutigams ihrer Braut Henna auf, begleitet von traditionellen Liedern und Youyous und im Schein von Kerzen, die von jungen Bräuten (Saddarat genannt) gehalten werden, die mit Kleidern und Schmuck, die nur für Bräute bestimmt sind, geschmückt sind.

Am nächsten Abend findet die Henna Kbira statt. Im Haus des Bräutigams wird den Gästen ein Yahni serviert. Seiner zukünftigen Frau werden Geschenke geschickt: Ein Korb mit traditionellen Schminkutensilien (gouffat el henna), Weihrauch, Schmuck, ein r'dé, das sie zur jeloua tragen wird, und ein beskri werden in der Regel von einem erwachsenen, vorzugsweise schwarzen Mann zu Pferd gebracht, der von engen Verwandten des Bräutigams begleitet wird. Währenddessen lässt sich dieser von seinen Freunden bei Kerzenlicht und Musik ankleiden.

Dann findet eine für die Insel besondere Zeremonie mit angeblich heidnischen Ursprüngen, die Berboura, statt: Der Bräutigam, der von einem Beskri geschützt und von seinen engsten Verwandten und Freunden begleitet wird, stattet einem Olivenbaum einen rituellen Besuch ab, von dem er einen Zweig abbricht, mit dem er symbolisch die anwesenden Junggesellen schlägt. Am nächsten Tag wird der Ehevertrag unterzeichnet und im Haus der Braut findet eine Frisurenzeremonie, das Bambar, statt. In der Vergangenheit wurden auf ihr Haar, das zu feinen Zöpfen frisiert war, die zu zwei Hauptzöpfen zusammengefasst waren und am Gesicht herunterfielen, runde Goldmünzen, die Mahboub genannt wurden, aufgebracht. Vor dem Bambar bieten die Eltern der Braut ihren Gästen einen Yahni an. Nach einem Abend mit Musik und Tanz wird die Braut auf einem Kamel in der Jehfa (eine Art Baldachin mit Vorhängen) zu ihrem Mann getragen, begleitet von ihren Gästen und traditionell gekleideten Musikern, die tanzen und Tabl und Ghita spielen, gefolgt von ihrer Aussteuer, die von anderen Kamelen getragen wird.

Manchmal wird auf der Strecke eine Fantasia (Pferderennen) veranstaltet oder eine Zgara-Aufführung, ein Tanz-Kampf zwischen zwei mit Säbeln bewaffneten Männern. In einigen Orten darf die Braut erst im Morgengrauen zum Dkhul (Hochzeitsnacht) bei ihrem Bräutigam eintreffen. Die beiden Eheleute teilen sich ein hartgekochtes Ei und ein Krug wird zerschlagen, wenn sie sich voneinander absondern. In einigen Dörfern geht diesem Moment das Ritual des Derdek voraus: Die Braut, die das Schlafzimmer betritt, stößt die Tür auf, um den Bräutigam daran zu hindern, zu ihr ins Schlafzimmer zu kommen.

Die Jeloua findet am nächsten Tag statt und besteht aus einem Nachmittag mit Gesang und Tanz, der von traditionellen, meist schwarzen Musikerinnen, den sogenannten Chuachan, gestaltet wird. Am späten Nachmittag wird die Braut, gekleidet in r'dé, geschmückt mit Schmuck und das Gesicht mit einem großen Tuch, boundinote 16, bedeckt, von ihrem älteren Bruder auf einer Truhe (die früher für ihre Aussteuer reserviert war) getragen. Gegen die Sonne gerichtet findet dann ein Ritual statt, bei dem ihr Gesicht in Intervallen den Gästen von der zaiana (der normalerweise schwarzen Maskenbildnerin) gezeigt wird, die das boundi zum Rhythmus von youyous senkt und hebt, während die neue Braut die Augen geschlossen hält. Münzen und Süßigkeiten werden von den Brüdern und Onkeln der Braut geworfen, die nacheinander zu ihrer Linken auf der Truhe stehen, während die zaiana zu ihrer Rechten steht. Das Ganze endet bei Sonnenuntergang, wenn der Bräutigam das boundi siebenmal über dem Kopf seiner Frau dreht und es dann auf die andere Seite umdreht. Am dritten Tag nach der Hochzeit (Ethalath) besuchen die Eltern der Braut ihre Tochter. Der Inhalt eines großen Koffers mit Trockenfrüchten und inseltypischen Süßigkeiten (gouffat ezraraa) wird zwischen den beiden Familien aufgeteilt. Die letzte Zeremonie (essboua) findet vier Tage später statt. Die Braut darf ihren Beskri zum ersten Mal mit einer zentralen Brosche binden, anstatt der zwei, die sie seit Beginn der Hochzeit an den Seiten getragen hat. Sie steigt über einen Behälter mit frischem Fisch und bearbeitet den Grieß für den Cousco.

Kleidung

Die traditionelle Kleidung auf Djerba ist farbenfroh und kunstvoll bestickt, besonders für Frauen. Ein typisches Kleidungsstück ist das sogenannte Khomsa, ein Kleid, das mit farbigen Stickereien und geometrischen Mustern verziert ist. Die Stoffe sind oft aus hochwertigen Materialien wie Baumwolle, Seide oder Wolle hergestellt. Zudem tragen Frauen bei besonderen Anlässen oft das Sefsari, ein dünner Schleierstoff, der um den Körper drapiert wird und bei traditionellen Festen üblich ist.

Männer tragen traditionell den Jebba oder Dschubbe, eine lange Tunika oder ein Obergewand aus Wolle oder Stoff, oft schlicht, aber elegant. Dazu gehört häufig die Chechia, eine rote Kopfbedeckung aus Wolle, die als Nationalsymbol gilt und besonders bei feierlichen Anlässen getragen wird.

Die Kleidung auf Djerba unterscheidet sich durch lebhafte Farben und Muster von der Tracht im übrigen Südtunesien, mit bunten Streifen und vielen Verzierungen. Zusätzlich gibt es auf den Märkten von Djerba eine Vielzahl traditioneller Kleidung zum Kauf, die oft handgefertigt und reich verziert ist, insbesondere in der Medina von Houmt Souk, dem Hauptort der Insel.

Kulinarik und Gstronomie

Djerba bietet vorwiegend arabische, aber auch internationale Küche. Zu empfehlen sind, vor allem die typischen tunesischen Gerichte, wie Salat Mechouia mit Thunfisch, Brick oder generell Fischgerichte.

Vor dem Aufschwung des Tourismus bauten die Djerbier Weizen, Gerste, Sorgo und Linsen an, die die Grundlage ihrer Ernährung bildeten. Gerstencouscous (malthoutha) mit Fisch oder getrocknetem und in Olivenöl eingelegtem Fleisch (dhan) und kleine getrocknete Sardellen (ouzaf) sind Spezialitäten der Insel. Zammita, eine Zubereitung aus gerösteter Gerste, Bockshornklee und Gewürzen, wird von den Djerben zum Frühstück, als Zwischenmahlzeit oder sogar als Hauptmahlzeit gegessen, zusammen mit rohem oder gepökeltem Gemüse (grüne Zwiebeln, Rüben, Karotten oder Paprika) oder Obst (Trauben oder Granatäpfel). Sorghum wird in Kuchen, Süßspeisen (Sahlab und Bouza) oder Bsissa verzehrt.

Die eher genügsame djerbische Gastronomie variiert jedoch von Ort zu Ort, auch wenn das Dampfgaren, das schon die alten Berber bevorzugt haben sollen, vorherrschend ist. So wird beim djerbischen Couscous der Grieß gedämpft, ebenso wie Fisch oder Fleisch und Gemüse mit Gewürzen. Dabei wird ein für die Insel typischer zweistöckiger Couscoustopf aus Ton verwendet, der keskess bou rouhine genannt wird. Auch der djerbische Reis wird gedämpft: Fleisch, Leber und Gemüse werden zerkleinert, gewürzt und mit dem leicht eingeweichten Reis vermischt, das Ganze wird dann gedämpft. Mehrere Sorten Mehl aus Getreide und Hülsenfrüchten (Gerste, Sorghum, Weizen, Linsen, Kichererbsen, Bockshornklee usw.), gewürzt mit Gewürzen und Kräutern, die Bsissa genannt werden, werden für den natürlichen Verzehr zubereitet und aufbewahrt, gesalzen oder gesüßt mit Olivenöl, frischem Obst oder Gemüse, Datteln oder getrockneten Feigen.

Die Djerbier essen auch gerne Fisch, Kraken (frisch oder getrocknet), Tintenfische und Kalmare; letztere lassen sich mit Kräutern gefüllt zu einem Couscous- oder Reisgericht verarbeiten. Uzaf ist ein beliebtes Gewürz, insbesondere bei der Zubereitung von Mchelouech bil ouzaf und Mesfouf djerbien (Couscous mit wenig Soße, gut gewürzt und reich an Kräutern, darunter Yazoul oder Gazoul) oder S‘der (Grießsuppe).

Das Trocknen von Fleisch wird auf der ganzen Insel praktiziert: Das in dünne Scheiben geschnittene Fleisch (kadid) wird mit Salz gewürzt und mit Öl bestrichen (um Fliegen fernzuhalten), in der Sonne getrocknet und dann in Olivenöl gekocht (m'selli), konserviert (d'hane) und für die Zubereitung typischer Gerichte verwendet. Glaia, gekochtes Fleisch, das in Schafsfett eingelegt und mit Kurkuma, Salz und Pfeffer gewürzt wird, kann ebenfalls ein bis zwei Monate lang aufbewahrt werden; es wird unter anderem mit Tomaten, Paprika und Eiern kombiniert und mit Brot oder einem dicken Brei aus Gerstenmehl (Bazine oder Iche) oder Weizenmehl (Assida) verzehrt.

  • Probe von djerbischen Gerichten
  • Kamounia (Sauce aus Innereien und Fleisch).
  • Kesra (Fladenbrot).
  • Osban (gefüllte Kutteln).
  • Mahchi (gefüllte Kutteln).
  • Mahchi (gefüllte Kutteln).


Das traditionelle djerbische Gebäck ist dagegen relativ arm. Typische Getränke sind Legmi (Palmsaft, der sich im Laufe des Tages in Palmwein verwandelt, da er auf natürliche Weise sehr schnell gärt) und L'ban (fermentierte Milch oder Molke). Grüner Tee mit Minze oder schwarzer Tee, der mit den Blättern einer Geranienart (atr'cha) aromatisiert ist, wird sowohl nach als auch zwischen den Mahlzeiten gut gesüßt getrunken.

Festkultur

Auf Djerba gelten die tunesischen Feiertage. Die wichtigsten Feste auf der Insel sind:

  • Ende März : Festival der Ksar in Tataouine
  • April - Mai : Pilgerfahrt zur Synagoge La Ghriba auf Djerba
  • Juli : Schwammfest in Zarzis
  • August : Festival von Sidi Jemour auf Djerba; Festival von Matmata;  Töpferfest in Guellala auf Djerba
  • September: Surfbrett-Regatta auf Djerba
  • November : Tag des Sahara-Tourismus in Tataouine; Internationales Sahara-Festival in Douz
  • Dezember : Oliven-Festival in Bir Lahmar-Tataouine


Auf Djerba finden das ganze Jahr über mehrere Festivals statt. Sie sollen vor allem dazu dienen, die vielen Facetten der djerbischen Gesellschaft zu entdecken.

Das internationale Festival Djerba Ulysse (Juli-August) lädt Musiker und Theatergruppen ein und organisiert parallel dazu Aktivitäten und Veranstaltungen, um das lokale Kulturerbe bekannt zu machen und aufzuwerten. Mit demselben Ziel bietet das Töpfereifestival von Guellala ein Kulturprogramm, das die Kreationen der Töpfer dieses im Süden der Insel gelegenen Dorfes vorstellt.

Beim Festival der Musik der Weltinseln und des Inselfilms treten Musiker- und Sängergruppen von verschiedenen Inseln aus aller Welt auf; außerdem stehen Vorführungen von Dokumentarfilmen mit Inselbezug auf dem Programm. Das Kulturkomitee von Houmt Souk und das Kulturhaus Férid-Ghazi veranstalten das Farhat-Yamoun-Festival für Theater und Bühnenkunst.

Das Festival für traditionelles Tauchen und Segeln, das jeden Sommer in der Stadt Ajim stattfindet, ist sowohl eine kulturelle als auch eine sportliche Veranstaltung, bei der die Tauchmethode der Schwammfischer vorgestellt wird und Felukenrennen und andere Wassersportwettbewerbe veranstaltet werden.

Ebenfalls erwähnenswert sind das Festival für historische und mythologische Filme (Juli-August), die Windsurf-Regatta (September) und das Marionettenfestival (November).

Im Jahr 2014 gründete die französische Komikerin Samia Orosemane dort ein Festival des Lachens. Am 19. und 20. November 2022 findet auf der Insel der 18. Gipfel der Frankophonie statt.

Medien

Auf Djerba gibt es keine separaten großen, eigenständigen Medienzentren oder Medienunternehmen, die besonders hervorgehoben werden. Medieninformationen und Berichte über Djerba erscheinen hauptsächlich im Kontext tunesischer oder internationaler Publikationen. Die Insel ist durch lokale Nachrichtensendungen, Radios und Medienvertreter eingebunden, die über wichtige Ereignisse, wie den bekannten Anschlag 2023 auf die Synagoge La Ghriba, sowie die kulturelle, gesellschaftliche und touristische Lage berichten.

Im Alltag bieten lokale Radiostationen und kleinere Medienangebote in tunesischer Sprache Nachrichten und Informationen zur Insel und Region an. Zudem ist Djerba durch nationale tunesische Medien abgedeckt, ohne dass es eine ausgeprägte eigene Medienlandschaft gibt. Kulturell und touristisch ist Djerba jedoch stark präsent in Reiseführern, Magazinen und Reportagen, die über Inselattraktionen, Geschichte, jüdisches Erbe, allgemeine gesellschaftliche Themen und touristische Angebote berichten.

Kommunikation

Djerba hat die Postleitzahl 15113 und die Telefonvorwahl 0(0216)75.

Sport

Djerba bietet eine Vielzahl von Sport- und Outdoor-Aktivitäten, insbesondere Wassersport und Wüstenabenteuer. Die beliebtesten Sportarten sind:

  • Wassersport: Jetski, Parasailing, Wasserski, Flyboarding, Bootsfahrten, Kajakfahren und Delfinbeobachtung entlang der Mittelmeerküste. Viele Wassersportzentren bieten Verleih und geführte Aktivitäten für alle Könnerstufen an.
  • Reiten und Kamelreiten: Touren rund um die Insel, darunter malerische Ausritte durch die Lagune und Berberdörfer, die für alle Niveaus zugänglich sind.
  • Quadfahren: Aufregende Offroad-Quadtouren durch die Olivenhaine, Palmenplantagen und Strände der Insel, geeignet für Anfänger und erfahrene Fahrer.
  • Bootsausflüge: Piratenbootstouren zur Flamingo-Insel, Sonnenuntergangsfahrten und private Touren entlang der Küste der Insel.

Persönlichkeiten

Auf Djerba geboren wurden unter anderem folgende Persönlichkeiten:

  • Hassouna Ben Ayed
  • Salim Ben Hamidane
  • Sadok Ben Jemâa
  • Hédi Ben Ouezdou
  • Salem Ben Yagoub
  • Béchir Ben Yahmed
  • Salah Ben Youssef
  • Mongi Bourgou
  • Hélène Catzaras
  • Bellachheb Chahbani
  • Sadok Chourou
  • Daniel Cohen
  • Adel Gaâloul
  • Moshe Hacohen
  • Haïm Houri
  • Héni Kechi
  • Leïla Marouane
  • Menachem Mazuz
  • Aroussia Nalouti
  • Zied Ounalli
  • Mohamed Saïd El Kateb
  • Béchir Tlili
  • Béchir Zarg Layoun

Fremdenverkehr

Djerba ist ein populäres Reiseziel. Besonders an der Ostküste sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Touristenanlagen entstanden, vor allem für preisbewusste Pauschaltouristen, welche unter anderem die hervorragenden Wassersportaktivitäten schätzen. Vor allem der nordöstliche Küstenstreifen hat lange Sandstrände. Besonders beliebt sind die „Piratenfahrten“ mit altertümlich aussehenden Booten auf die sechs Kilometer lange Flamingo-Halbinsel.

Djerba verfügt über etwa 20 km Sandstrände, die sich vor allem am östlichen Ende der Insel befinden und Gustave Flaubert dazu veranlassten, die Insel „l'île aux Sables d‘Or“ zu nennen. Die schönsten befinden sich im Nordosten (Sidi Hacchani, Sidi Mahrez und Sidi Bakkour), im Osten (zwischen Sidi Garrous und Aghir), im Süden (bei Guellala) und im Westen (Sidi Jmour)5. Bis Anfang der 1950er Jahre wurden sie nur während der Besuche (Ziarra) besucht, die die Einwohner den Marabus abstatteten. In den 1960er Jahren wurden die Dörfer von den Einheimischen in der Regel nicht besucht. Mit der Ankunft des Club Med im Jahr 1954 und der Entwicklung des Tourismus in den 1960er Jahren (Bau des ersten größeren Hotels 1961) wurden die Strände jedoch immer stärker frequentiert. Der tunesische Staat war damals der Hauptakteur, sowohl durch seine Investitionen als auch durch die Steuer- und Finanzvorteile für touristische Einrichtungen60 , die größtenteils an der Ostküste der Insel errichtet wurden.

Um 1975 nahm die Tourismusaktivität anfangs ungeahnte Ausmaße an54 und in den 1980er Jahren nahm der Tourismus einen regelrechten Aufschwung und wurde zum wichtigsten Wirtschaftszweig der Insel. Die Flächen ermöglichten den Bau großer Hoteleinheiten, deren durchschnittliche Belegungsrate 1999 68 % erreichte, womit Djerba an zweiter Stelle unter den tunesischen Tourismusorten stand.

Im Jahr 2009 gab es in 135 Hotels 49.147 Betten mit 9 Millionen Übernachtungen (1975: 8.300 Betten, 1987: 14.409 Betten, 2002: 39.000 Betten, 1987: 48 Hotels); die Gästetreue (das heißt die Zahl der Wiederholungsgäste) liegt bei 45 %. Der Sektor beschäftigt rund 76.000 Menschen, dreimal so viele wie 1987, obwohl die Zahl der direkten Arbeitsplätze nur rund 15.000 oft unsicheren Saisonarbeitsplätzen entspricht.

Im Jahr 2005 erstreckte sich die Tourismuszone über mehr als 20 Kilometer zwischen Aghir im Süden und Houmt Souk im Norden. Dennoch wird eine große Anzahl von Betten nur im Sommer genutzt, und da die durch den Wettbewerb verursachten niedrigen Preise keine gute Instandhaltung ermöglichen, veraltet der Hotelbestand, was zu einem Rückgang der Kundenzahlen führ. Um die Aktivität aufrechtzuerhalten und zu entwickeln, befürworten die lokalen Akteure eine Bereicherung des Angebots durch die Schaffung neuer Aktivitäten (Golfplatz, Kasino, Museum, Thalassotherapie oder auch Vergnügungspark). Zu den angebotenen Aktivitäten gehören Tennis und andere Sportarten, während mehrere Wassersportstationen Wasserski, Wassermotorräder, Parasailing oder einfache Tretboote anbieten. Unweit des Golfplatzes wurde eine Bowlingbahn eröffnet. Darüber hinaus wird derzeit ein Yachthafen gebaut, in dem Sportboote problemlos parken können. Der internationale Flughafen Djerba-Zarzisnote 21 und die Straßeninfrastrukturnote 22,60 tragen dazu bei, dass Djerba zu einem wichtigen Tourismuszentrum wird, das Wirtschaftswachstum für die Region generiert.

Literatur

wikipedia =

wikitravel, =

wikivoyage =


Reiseberichte


Videos

Djerba via drone =

Atlas

Djerba, openstreetmap =

Djerba, ADAC =

Djerba, Satellit =

Reiseangebote

Forum

Hier geht’s zum Forum: