Kythira

Auch wenn Kythira, diese Insel zwischen der Peloponnes und Kreta, etwas karg wirkt - sie ist die Gebuts- und wichtigste Kultstätte der Liebesgöttin Aphrodite. Bis heute gilt sie als jener Ort, an dem die Liebe selbst das Licht der Welt erblickte. Hier, so heißt, verschmelzen Mythos und Landschaft auf einzigartige Weise.

Inselsteckbrief
offizieller Name	Κύθηρα [Kýthira]
alternative Bezeichnungen	Ku-te-ra (mykenisch), Keter, Ketir, Kutira (altägyptisch), Kythēra (altgriechisch), Cythera (lateinisch), Tsirigo (lokal), Cerigo (italienisch), Cythère (französisch), Çuha (türkisch), Kythira, Kithira, Kythera (deutsch)
Kategorie	Meeresinsel
Inseltyp	echte Insel
Inselart	tektonische Insel
Gewässer	Ionisches Meer (Iónio Pélagos) und Ägäisches Meer (Aigéo Pélagos)
Inselgruppe	Ionische Inseln (Iónia Nisiá bzw. Eptánisa)
politische Zugehörigkeit	Staat: Griechenland (Ellinikí Dimokratía) Region: Attika (Perifereia Attikís) Regionalbezirk: Inseln (Periferiakí Enótita Nison) Gemeinde: Kythira (Dímos Kithýron)
Gliederung	2 dimotikés enótites (Gemeindebezirke) 14 topikés koinótites (Ortsgemeinschaften) 59 choriá (Ortschaften)
Status	Inselgemeinde (nisiotikós dímos)
Koordinaten	36°15‘ N, 23°00‘ O
Entfernung zur nächsten Insel	60 m (Gaidouraniso), 8,4 km (Elafonisos)
Entfernung zum Festland	13,9 km (Korakas / Peloponnes / Griechenland)
Fläche	277,746 km² / 107,24 mi² (mit Nebeninseln 279,593 km² / 107,95 mi², Gemeinde 299,37 km² / 115,59 mi²)
geschütztes Gebiet	250 km² / 96,5 mi² (90,0 %)
maximale Länge	29,8 km (NNW-SSO)
maximale Breite	18,2 km (ONO-WSW)
Küstenlänge	86,4 km
tiefste Stelle	0 m (Ionisches bzw. Ägäisches Meer)
höchste Stelle	531 m (Mermingaris)
relative Höhe	531 m
mittlere Höhe	170 m
maximaler Tidenhub	0,4 bis 0,6 m (Chora 0,54 m)
Zeitzone	OAE (Ôra tes Anatolikes Europes / Osteuropäische Zeit, UTC+2)
Realzeit	UTC plus 1 Stunde 32 Minuten
Einwohnerzahl	3.605, Gemeinde 3.645 (2021)
Dichte (Einwohner pro km²)	12,98, Gemeinde 12,18
Inselzentrum	Chora (Chóra Kythíron)

Name

Die Insel Kythira, deutsch auch Kythera oder Kithira, griechisch Κύθηρα [Kýthira], gesprochen [ˈkʲiθira], altgriechisch Kythēra, lateinisch Cythera, spanisch und portugiesisch Citera, französisch Cythère, findet sich bereits in mykenischen texten (Linearschrift B) als Ku-te-ra. In ägyptischen Quellen erscheint sie als Keter, Ketir und Kutira. Die Bezeichnung könnte zusammenhängen mit mykenisch ki-ti-ta „Einwohner, Siedler“ bzw. ki-ti-je-si „siedeln, bebauen“. Italienisch heißt die Insel Cerigo nach der volkstümlichen griechischen Bezeichnung Tsirigo, volksetymologisch anklingend an altgriechisch siros „Loch, Grube, Höhle“.

Homer erwähnte die Insel in seinem Epos „Ilias“, wo die Liebesgöttin Aphrodite den Namen Kythereia annimmt (Akytheros ist die Person ohne Charme oder Anziehung). Der Name Kythira taucht jedoch auch in den Werken mehrerer anderer bedeutender Schriftsteller der Antike auf: Herodot, Dionysos, Xenofon (der in seinem Werk „Hellenica“ den Begriff „Kytherisches Land“ verwendet) und sogar Aristoteles, der bemerkt, dass die Insel auch als Porphyrousa bekannt war, nach dem Purpurfarbstoff, der von der Meeresschnecke Murex produziert wurde.

Eine andere Theorie wurde von dem Geografen Isidoros (1. Jahrhundert) vertreten, der glaubte, dass die Insel nach der Gottheit Kythereia (Aphrodite) benannt wurde und nicht umgekehrt. Er war der erste, der die Bedeutung des Verbs kefto (seine Liebe verstecken) und seine Beziehung sowohl zur Göttin als auch zur Insel erläuterte. Das Verb kefto bedeutet übersetzt „die Liebe verbergen“; nach Isidores‘ Argumentation entdecken diejenigen, die auf der Insel (Kythira) Liebe machen, die verborgene Leidenschaft der Liebe. Der Name Kythira, der im Griechischen im Plural verwendet wird, könnte auf die Bevölkerung der benachbarten Antikytherer ausgedehnt worden sein.

Was den Zusammenhang zwischen den beiden Namen Kythira und Tsirigo betrifft, so deten mehrere Studien deuten auf eine Beziehung zwischen den beiden hin. Entweder waren beide Namen synonym oder der eine entwickelte sich aus dem anderen. Interessanterweise gibt es auf Zypern (der anderen Insel der Aphrodite) eine Region namens Kythraia oder Kythra, wo mehrere Statuen der Göttin Aphrodite gefunden wurden. Das größere Gebiet trägt den Namen Tzirka.

• abchasisch:  Китира [Kitira]
• afrikaans:  Kythira
• albanisch:  Cerigo
• altaisch:  Китира [Kitira]
• amharisch:  ኪቲራ [Kītīra]
• arabisch:  كيثيرا [Kīthīrā]
• armenisch:  Կիթիրա [Kithira]
• aserbaidschanisch:  Kitira
• aymara:  Kithira
• basachkirisch:  Китира [Kitíra]
• baskisch:  Zitera
• bengalisch:  কিথিরা [Kithirā]
• birmanisch:  ကစ်သီရာ [Kaithīrā]
• bretonisch:  Kitera
• bulgarisch:  Китира [Kitira]
• cebuano:  Cythera
• cherokee:  ᎩᏗᎳ [Gi-dla], ᎩᏈᎳ [Gi-thla]
• chinesisch:  基提拉岛 [Jītīlā dǎo]
• dä-nisch:  Kythera, Kythira
• deutsch:  Kythera, Kythira, Kirthira
• englisch:  Kythira, Cythera
• esperanto:  Kitero
• estnisch:  Kythera
• finnisch:  Kythera
• französisch:  Cythère
• franko-provenzalisch:  Kytera, Quitèra
• friulanisch:  Chitera
• galizisch:  Citera
• gälisch:  Ciotera
• georgisch:  კითირა [Kitira]
• griechisch:  Κύθηρα [Kýthira]
• guarani:  Kithira
• gudscheratisch: કિથિરા [Kithirā]
• hebräisch:  קיתירה [Kīthīrā]
• hindi:  किथिरा [Kithirā]
• irisch:  Ciotéara
• isländisch:  Kýþera
• italienisch:  Cerigo
• jakutisch:  Кытыра [Kıtıra], Китира [Kitira]
• japanisch:  キシラ島 [Kishira-tō]
• kabylisch:  ⴽⵉⵜⴻⵔⴰ [Kitera]
• kambodschanisch: គីថីរ៉ា [Kīthīrā]
• kanaresisch:  ಕಿಥಿರಾ [Kithirā]
• karakalpakisch:  Китира [Kitira]
• kasachisch:  Китира [Kitira]
• katalanisch:  Citera
• kirgisisch:  Китира [Kitira]
• koreanisch:  키티라 [Kītilla]
• kroatisch:  Kitera
• kumükisch:  Китира [Kitira]
• laotisch:  ກີທິຣາ [Kīthīlā]
• lateinisch:  Kythira
• lettisch:  Kitīra
• litauisch:  Kitira
• madegassisch:  Kitira
• makedonisch:  Китира [Kitira]
• malayalam:  കിഥിറ [Kithira]
• maldivisch:  ކިތިރާ [Kitirā]
• marathisch:  किथिरा [Kithirā]
• mongolisch:  ᠬᠢᠲᠢᠷᠠ [Qitira]
• nahuatl:  Kytēra, Kitēra
• nepalesisch:  किथिरा [Kithirā]
• niederländisch:  Kythira, Kithira
• norwegisch:  Kythera, Kythira
• okzitanisch:  Quitèra
• orissisch:  କିଥିରା [Kithirā]
• pandschabisch: ਕਿਥੀਰਾ [Kithīrā]
• paschtunisch:  کېټیرا [Kēṭīrā]
• persisch:  کیثرا [Kīthirā]
• polnisch:  Kythira
• portugiesisch:  Citera
• quetschua:  Kithira
• rätoramanisch:  Chitewra
• romani:  Kitera
• rumänsich:  Cythera, Kythira
• russisch:  Китира [Kitíra]
• ruthenisch:  Китира [Kitíra]
• samisch:  Kitira
• sardisch:  Cerigo
• schwedisch:  Kythera, Kythira
• serbisch:  Китира [Kitira]
• singhalesisch: කිතිරා [Kithirā]
• sizilianisch:  Cerigo
• slowenisch:  Kitera
• slowakisch:  Kythera
• sorbisch:  Kythera
• spaniscsh:  Citera
• swahili:  Kitira
• tadschikisch:  Кисера [Kisera]
• tagalog:  Kitira
• tamilisch:  கித்திரா [Kithirā]
• tatarisch:  Китира [Kitíra]
• telugu:  కిథిరా [Kithirā]
• thai:  キシラ [Khitira]
• tibetisch:  ཀི་ཐི་ར་ [Ki-thi-ra]
• tschechisch:  Kythéra
• tschetschenisch:  Китира [Kitíra]
• tschuwaschisch:  Китира [Kitíra]
• turkmenisch:  Kitira
• tuwinisch:  Китира [Kitira]
• türkisch:  Çuha Adası
• uigurisch:  كىتىرا [Kitira]
• ukrainisch:  Кітіра [Kítira]
• ungarisch:  Kithira
• usbekisch:  Китира [Kitira]
• urdu:  کیتھرا [Kīthirā]
• walisisch:  Cythera
• weißrussisch:  Кітыра [Kítyra]
• zulu:  iKitira

Offizieller Name:  Κύθηρα [Kýthira]

• Bezeichnung der Bewohner:  Κυθηρεύς [Kythireís] (Kythirer)
• adjektivisch: κυθηραίος [kythiraíos] (kythirisch)

Kürzel:

• Code:  KY / KYT
• Kfz:  Z
• LAU-Code:  5205
• ISO-Code:  GR.AT.KY

Lage

Kythira ist eine griechische Insel vor der Südostspitze der Peloponnes auf durchschnittlich 36°15‘ n.B. und 23°00‘ ö.L..

Geografische Lage:

• nördlichster Punkt:  36°23‘20“ n.B. (Akra Spathi)
• südlichster Punkt:  36°07‘15“ n.B. (Akra Kapelo)
• östlichster Punkt:  23°07‘33“ ö.L. (Dragonares)
• westlichster Punkt:  22°53‘35“ ö.L. (Akra Armenopetra)

Entfernungen:

• Gaidouraniso 60 m
• Antidrogonera 490 m
• Elafonisos 8,4 km
• Korakas / Peloponnes 13,9 km
• Antikythira 32 km
• Kreta  75 km
• Sparta 90 km
• Milos 120 km
• Athen 190 km
• Zakynthos 228 km
• Patras 234 km

Zeitzone

Auf Kythira gilt wie überall in Griechenland die Ôra tes Anatolikes Europes (Osteuropäische Zeit), abgekürzt OAE, eine Stunde vor der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ). Die Realzeit liegt um eine Stunde und 32 Minuten vor der Koordinierten Weltzeit (UTC).

Fläche

Die Insel Kythira hat eine Fläche von 277,746 km² bzw. 107,24 mi², mit unmittelbaren Nebeninseln 279,593 km² bzw. 107,95 mi², als Gemeinde 299,37 km² bzw. 115,59 mi². Die Insel ist vln Nordnordwest nach Südsüdost 29,8 km lang bei einer maximalen Breite von 18,2 km. Die Küste ist LAUT EU-Copernicus-Küstenlinien-Datenbank insgesamt 88,7 km, laut Hellenic Navy Hydrographic Sevice 86,4 km lang. Der maximale Tidenhub beträgt 0,4 bis 0,6 m, bei Chora 0,54 m. Höchste Erhebung ist der Mermigaris mit 531 m, nach alternativen Angaben 505 bis 525 m. Die mittlere Seehöhe beträgt rund 170 m.

Geologie

Die ältesten sichtbaren Gesteine stammen aus dem oberen Perm und der Trias (vor rund 270 bis 210 Millionen Jahre alt). Es sind harte, rote und graue Kalksteine und Dolomite, die man heute vor allem an der Südspitze (Kap Spathi) und bei Avlemonas in steilen Klippen sieht. Darüber lagern mächtige Schichten von Jura- und Kreide-Kalken (200 bis 100 Millionen Jahre alt), die in der Kakia-Lagada-Schlucht und an vielen Küstenabschnitten in schroffen Plattenkalkwänden austreten. In der Oberkreide und im Paläozän (vor etwa 100 bis 55 Millionen Jahren) wurden dann tonig-sandige Flysch-Sedimente abgelagert, die man vor allem im Norden und Osten der Insel findet.

Vor etwa 55 bis 23 Millionen Jahren, im Eozän und Oligozän, wurde Kythira durch die gewaltige Kollision der afrikanischen mit der eurasischen Platte zusammengestaucht und überschoben: Die dunkleren Gesteine der Pindos-Decke wurden über die hellen Tripolitza-Kalke geschoben. Diese Überschiebung ist heute noch an vielen Stellen sichtbar, etwa in der Schlucht von Mylopotamos.

Den entscheidenden Schritt zur eigenständigen Insel machte Kythira erst im Miozän (vor 23 bis 5 Millionen Jahren). Durch starke Bruchtektonik und Absenkung entlang von Verwerfungen löste sich das Gebiet vom Festland des Peloponnes und wurde zur Insel. Seit dem Pliozän und Pleistozän (letzte 5 Millionen Jahre) hebt sich Kythira langsam wieder; alte Meeresterrassen in 100 bis 300 m Höhe und die tief eingeschnittenen Schluchten sind Zeugen dieses ständigen Auf und Ab.

Kythira liegt in der Nähe der Plattengrenze des hellenischen Bogens und ist daher sehr erdbebengefährdet. Viele Erdbeben in der Geschichte hatten ihre Epizentren in der Nähe oder auf der Insel. Das größte Erdbeben der jüngeren Zeit war wahrscheinlich das von 1903 in der Nähe des Dorfes Mitata, das erhebliche Schäden verursachte und einige Menschenleben kostete. Im 21. Jahrhundert gab es zwei größere Erdbeben: das vom 5. November 2004 mit einer Stärke zwischen 5,6 und 5,8 auf der Richterskala und das Erdbeben vom 8. Januar 2006 mit einer Stärke von 6,9 auf der Richterskala. Das Epizentrum des letztgenannten Bebens lag im Meer, etwa 20 km östlich von Kythira, mit einem Schwerpunkt in einer Tiefe von etwa 70 km. Viele Gebäude wurden beschädigt, insbesondere alte, vor allem im Dorf Mitata, aber es gab keine Todesopfer. Der Sturm war bis nach Italien, Ägypten, Malta und Jordanien zu spüren.

Die geotektonischen Einheiten von Kythira treten ebenfalls in Mazedonien, Thessalia, Sterea Hellas, dem Peleponnes und Kreta auf. Die Insel ist bergig, besitzt viele Küsten und Strände und einen Teich im Osten. Kythira gehört zum Alpengebirgen und konkret zum südlichen Teil des Tithia-Gebirges (Papanikolaou 1986). Der südliche Teil von Tithia schließt die Apenninen, das südliche Alpengebirge, die Dinarischen Alpen, den Taurid, die Iraniden und folgenden Gebirgsketten, die durch die Himalayas verlaufen, ein. Kythira besteht aus geologischen Formationen die zu den folgenden geotektonischen Einheiten gehören: dem Arna-Teil, dem Tripolis-Teil und dem Pindos-Teil, während der östliche Teil der Insel mit neogenen Schichten bedeckt ist.

Kythira hat viele natürliche Quellen, von denen viele in der Mitte des nördlichen Teils liegen. Viele von ihnen sind eisenhaltig. Die wichtigsten befinden sich in Mylopotamos, Mitata, Viaradika, Gonies, Kria Vrissi, Peratis, Oheles, Petrouni und Karava.

Landschaft

Kythira ist eine hügelige Insel südlich der Peloponnes. Die tiefste Stelle des Mittelmeers, das 5267 m tiefe Calypsotief, befindet sich etwa 150 km westlich der Insel. Das zerklüftete Terrain ist das Ergebnis der vorherrschenden Winde aus den umliegenden Meeren, die die Küsten zu steilen Felsklippen mit tiefen Buchten geformt haben. Die Insel verfügt über zahlreiche Strände unterschiedlicher Beschaffenheit und Größe, von denen nur die Hälfte über die Straße durch das bergige Gelände der Insel zu erreichen ist. In der Nähe befindet sich die Kythirische Meerenge.

In der Gemeinde befinden sich neben Kythira und Antikythira folgende Inseln:

im Gemeindebezirk Andikythira:

• Naftilos (Ναυτίλος) oder Plakoulithra (Πλακουλήθρα) 35° 56′ 15″ N, 23° 12′ 54″ O
• Lagouvardos (Λαγούβαρδος) oder Poreti (Πορέτι) 35° 57′ 32″ N, 23° 12′ 26″ O
• Pori (Πορί) oder Prasonisi (Πρασονήσι) 35° 58′ 29″ N, 23° 14′ 48″ O
• Psira (Ψείρα) 35° 54′ 28″ N, 23° 15′ 39″ O
• Thermones (Θερμόνες), drei Inseln 35° 53′ 37″ N, 23° 18′ 8″ O

im Gemeindebezirk Kythira:

• Armenopetra (Αρμενόπετρα) 36° 19′ 14″ N, 22° 53′ 28″ O
• Avgo (Αυγό) oder Zygo (Ζυγό) oder Chytra (Χύτρα) 36° 5′ 41″ N, 22° 59′ 52″ O
• Dragoneres (Δραγονέρες), zwei Inseln 36° 13′ 42″ N, 23° 6′ 44″ O
  • Andidragonera (Αντιδραγονέρα) oder Mikri Dragonera (Μικρή Δραγονέρα) 36° 14′ 7″ N, 23° 6′ 51″ O
  • Dragonera (Δραγονέρα) oder Megali Dragonera (Μεγάλη Δραγονέρα) 36° 13′ 23″ N, 23° 6′ 38″ O
• Exonisi (Εξωνήσι) oder Axini (Αξίνη) oder Monopetra (Μονόπετρα) 36° 14′ 59″ N, 22° 53′ 58″ O
• Gaidouroniso (Γαϊδουρόνησο) 36° 12′ 19″ N, 22° 54′ 42″ O
• Gourounia (Γουρούνια), zwei Inseln 36° 8′ 47″ N, 22° 57′ 16″ O
• Karavonisi (Καραβονήσι) 36° 10′ 11″ N, 22° 54′ 58″ O
• Karavopetra (Καραβόπετρα) 36° 22′ 20″ N, 22° 55′ 10″ O
• Karvounonisi (Καρβουνονήσι) oder Karvounonisos (Καρβουνόνησος) 36° 22′ 47″ N, 22° 55′ 26″ O
• Kornari (Κορνάροι), zwei Inseln 36° 8′ 41″ N, 23° 3′ 26″ O
• Koufonisia (Κουφονήσια) oder Kofinidia (Κοφινίδια), zwei Inseln 36° 6′ 57″ N, 23° 5′ 54″ O
  • Kapello (Καπέλλο) 36° 7′ 12″ N, 23° 5′ 42″ O
  • Koufo (Κουφό) 36° 6′ 42″ N, 23° 6′ 6″ O
• Lydia (Λυδία) 36° 11′ 31″ N, 22° 54′ 4″ O
• Makronisi (Μακρονήσι) oder Makronisos (Μακρόνησος) oder Fidonisi (Φειδονήσι) 36° 15′ 51″ N, 23° 5′ 40″ O
• Mesa Nisi (Μέσα Νησί) 36° 14′ 26″ N, 22° 54′ 17″ O
• Nisakia (Νησάκια) zwei Inseln 36° 16′ 33″ N, 22° 54′ 53″ O
• Prasonisi (Πρασονήσι) oder Glaronisi (Γλαρονήσι) 36° 16′ 7″ N, 23° 4′ 54″ O
• Strongyli (Στρογγυλή) 36° 10′ 27″ N, 22° 54′ 49″ O
• Xera (Ξέρα) 36° 8′ 52″ N, 22° 57′ 45″ O
• Xeroniso (Ξερόνησο) 36° 12′ 37″ N, 22° 54′ 37″ O

Erhebungen

• Mermingaris (Kaladi) 531 m
• Agios Ilias 333 m

Flora und Fauna

Die Insel hat eine reiche Flora und ist  Hauptübergang vieler Wandervögel. Häufige Winterregen beliefern die Insel mit großen Mengen an Wasser, welches das ganze Jahr aus vielen natürlichen Quellen fließt.

Flora

Auf Kythira wachsen über 900 Pflanzenarten, darunter zahlreiche Endemiten und Raritäten. Das liegt an ihrer geographischen Sonderstellung – sie ist ein botanischer Übergang zwischen Peloponnes, Kreta und den Kykladen – und an der jahrhundertelangen extensiven Beweidung, die offene Phrygana-Landschaften geschaffen hat.

Die klassische Kythera-Landschaft besteht aus niedriger, duftender Macchia und Phrygana: Immergrüne Strauchheide (Erica manipuliflora) blüht im Herbst rosa-lila, daneben wachsen Thymian (Coridothymus capitatus), Salbei (Salvia fruticosa), Oregano, Lavendel, Zistrosen und der stachelige Sarcopoterium spinosum. Im Frühling (März–Mai) verwandelt sich die Insel in ein Blütenmeer: Gelbe Chrysantheme, rote Anemonen, weiße Margeriten, blaue Lupinen, rosa Klee und unzählige Orchideen (über 40 Arten, darunter die seltene Ophrys kythiraea) bedecken die Wiesen und Olivenhaine.

In den feuchteren Schluchten und an Quellen wachsen Platanen, Johannisbrotbäume, Oleander und die seltene Kermes-Eiche. An den Küsten findet man Meerfenchel (Crithmum maritimum), Stranddisteln und die typische Mittelmeer-Salzflora. In höheren Lagen (über 400 m) gibt es kleine Kiefernwälder (Pinus halepensis) und vereinzelte Zypressen. Besonders bekannt ist Kythira für seinen wilden Thymianhonig und für die „immerblühenden“ Hügel. Selbst im Hochsommer duftet es nach Kräutern, weil viele Arten hitzetolerant und immergrün sind.

Fauna

Die Tierwelt ist geprägt von Abgelegenheit und geringem menschlichen Druck. Es gibt keine Giftschlangen und keine großen Raubtiere – dafür eine reiche Vogel- und Reptilienwelt sowie ein artenreiches Insektenleben.

Kythira liegt auf einem der wichtigsten Zugvögelkorridore Europas. Im Frühjahr und Herbst rasten hier Zehntausende von Störchen, Bienenfressern, Schwalben und Greifvögeln. Standvögel sind Eleonorenfalke (sommerlicher Brutvogel an den Klippen), Wanderfalke, Uhu, Steinkauz, Blaumerle, Mittelmeer-Steinschmätzer und der seltene Rotfußfalke. In den Feuchtgebieten von Gerolimonas und am Kap Maleas (nahe der Insel) überwintern Kormorane, Reiher und Flamingos.

Besonders artenreich sind Reptilien. Die Insel hat die Ägäische Nacktfingergecko (Mediodactylus kotschyi), die Balkan-Smaragdeidechse, die Kythira-Ruineneidechse (Podarcis levendis kythirae – ein lokaler Endemit), die Kythira-Ringelnatter und die Europäische Katzennatter. Schildkröten (Griechische Landschildkröte) sind überall anzutreffen.

Wild lebende Säugetiere sind rar. Steinmarder, Igel, Hasen und Fledermäuse (mindestens 12 Arten, darunter die seltene Mehely-Hufeisennase) sind auf der Insel anzutreffen. Ziegen und Schafe (halbwild) prägen das Landschaftsbild. Schmetterlinge (über 50 Tagfalter-Arten, darunter der seltene Zweifarbige Segelfalter) und Wildbienen sind besonders zahlreich – nicht umsonst ist der Honig so berühmt. Im Frühjahr summt und brummt es überall.

Vor der Küste werden regelmäßig Mittelmeer-Mönchsrobben (Monachus monachus) gesichtet – Kythira gehört zu den letzten Rückzugsgebieten dieser stark bedrohten Art. Auch Gemeine Delfine und Streifendelfine ziehen oft durch die Straße von Kythira. In den Posidonia-Seegraswiesen leben Seegraswiesen-Seepferdchen, Oktopusse, Muränen und zahlreiche Fischarten.

Hepterofauna auf Kythira

Amphibien

• Bufotes viridis
• Pelophylax kurtmuelleri

Schildkröten

• Testudo marginata
• Caretta caretta
• Mauremys rivulata

Geckos

• Mediodactylus kotschyi
• Hemidactylus turcicus

Eidechsen

• Lacerta trilineata
• Ablepharus kitaibelii

Skinke

• Ophiomorus punctatissimus

Schlangen

• Xerotyphlops vermicularis
• Hierophis gemonensis
• Natrix natrix persa
• Natrix tessellata
• Zamenis situla
• Telescopus fallax

Naturschutz

Kythira beherbergt eine reiche Palette an Ökosystemen – von steilen Schluchten und Höhlen über Macchia-Landschaften bis hin zu kristallklarem Mittelmeerwasser. Die Insel ist mit einer geschützten Fläche von rund 250 km² Teil des europäischen Natura-2000-Netzwerks, das etwa 27 % der griechischen Landfläche und 19 % des Meeres schützt, und umfasst mehrere geschützte Gebiete, die vor allem die einzigartige Flora (über 900 Arten, darunter Endemiten wie die Orchidee Ophrys kythiraea), Fauna (zum Beispiel Eleonorenfalken und Mittelmeer-Mönchsrobben) und geologische Besonderheiten bewahren. Diese Schutzgebiete sind oft nicht streng abgegrenzt wie Nationalparks, sondern integrieren sich in die Landschaft und erlauben nachhaltigen Tourismus, Wandern und Beobachtung der Natur. Viele entstanden durch venezianische Terrassierungen und jahrhundertealte extensive Beweidung, die offene Habitate fördert.

Naturchutz-Kernbereiche sind aber die Schluchten der Insel, da sie feuchte Mikroklimata schaffen, in denen seltene Pflanzen und Tiere überleben. Sie sind Teil des EU-geschützten Netzwerks und bieten Zuflucht für Zugvögel und Amphibien.

• Kakia Lagada Gorge (bei Agia Pelagia): Eine der spektakulärsten und steilsten Schluchten der Insel, die vom Strand Kakia Lagada bis zum Dorf Trifyllianika führt. Sie ist ein Paradies für Canyoning-Enthusiasten, mit Wasserfällen, Platanenwäldern und einer reichen Unterwasservegetation. Der Schutzstatus verbietet hier Bauarbeiten und übermäßige Beweidung, um die Biodiversität zu erhalten. Im Frühling blüht sie in Pink und Gelb von Orchideen und Wildblumen.
• Tsakonas Gorge (bei Mylopotamos): Ein grünes Juwel mit laufendem Wasser, Oleanderbüschen und kleinen Wasserfällen, das in die berühmte Myloi-Mühlenlandschaft mündet. Hier finden sich seltene Schmetterlinge und Vögel wie der Steinkauz. Der Bereich ist als geschütztes Habitat für aquatische Arten deklariert und ideal für geführte Wanderungen.
• Amir Ali Springs (bei Potamos): Eine Oase mit Quellen, umgeben von dichten Wäldern aus Platanen und Feigenbäumen. Dieses feuchte Schutzgebiet dient als Rückzugsort für Frösche und Libellen und ist ein Highlight für Entspannungswanderer.

Kythira hat keine offiziell benannten "National Marine Parks", aber mehrere Strände und Buchten gelten als de facto geschützte Marineparks aufgrund ihrer Jungfräulichkeit und ökologischen Bedeutung. Sie schützen Seegraswiesen (Posidonia oceanica), Fischgründe und Nistplätze seltener Arten wie der bedrohten Mittelmeer-Mönchsrobbe (Monachus monachus).

• Melidoni Beach (Südwestküste): Ein exotischer Kieselstrand mit türkisfarbenem Wasser und minimaler menschlicher Beeinträchtigung, der als "natürlicher Marinepark" fungiert. Hier entwickeln sich ruhige Unterwasserökosysteme mit Fischschwärmen und Seegras; Badeaktivitäten sind reguliert, um Korallen und Nester zu schonen. Es ist ein Hotspot für Schnorcheln und Fotografie.
• Chytra Rocks (Südlich der Insel, bei Kapsali): Das kleine, felsige Eiland ist das südlichste Schutzgebiet für Mönchsrobben in Europa und ein NATURA-Gebiet (GR4340012). Die umliegende Höhle mit smaragdgrünem Wasser beherbergt Delfine und Oktopusse; Bootstouren sind erlaubt, aber Landungen verboten, um die Populationen zu schützen.
• Paleopoli-Beaches und Limanakia (Zentral-Süden): Die "natürlichen Pools" bei Paleopoli, der antiken Stadt, sind geschützt wegen ihrer Felsformationen und klares Wasser. Sie dienen als Nistplätze für Seevögel und sind Teil des Küstenschutzes gegen Erosion.

Die Höhlen bei Chousti (Neolithikum-Funde) und Diakofti sind indirekt geschützt durch archäologische und natürliche Denkmalschutz. Agia Sofia Cave (bei Mylopotamos) ist eine 100 Meter tiefe Stalagmitenhöhle mit 2.000 m² Fläche, die als geschütztes geologisches Erbe gilt. Sie beherbergt Fledermauskolonien (zum Beispiel die seltene Mehely-Hufeisennase) und ist nur mit Führung zugänglich, um Vandalismus zu verhindern. Die Höhle ist mit einer Kapelle zu Ehren der Heiligen Sofia ausgestattet und ein Symbol für die spirituelle Naturverbundenheit.

Kythira zählt insgesamt zu den fünf NATURA-2000-Gebieten der Region Attika-Inseln, die Habitate wie Phrygana-Steppe, Macchia und Meeresklippen umfassen. Die Insel ist ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel (über 200 Arten, darunter Rotfußfalken) und hat keine Giftschlangen oder invasive Arten. Lokale Organisationen wie die Kytherian Foundation for Culture & Development fördern smarte Schutzmaßnahmen, zum Beispiel durch Anti-Erosion-Projekte und Ecotourismus. Die EU-Richtlinien (FFH-Richtlinie) sorgen für Monitoring, während der Klimawandel (Dürren, Brände) neue Herausforderungen bringt. Besucher werden ermutigt, Leave-No-Trace-Prinzipien zu befolgen: Kein Müll, Respekt vor Nistplätzen und nur markierte Pfade nutzen.

Klima

Kythira hat ein heiß-sommerliches Mittelmeerklima (nach der Köppen-Klimaklassifikation Csa) mit milden, regnerischen Wintern und warmen bis heißen, trockenen Sommern. Es kommt aber auch manchmal zu einer hohen Luftfeuchtigkeit und zu starken Winden. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei etwa 20°C, die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge (an etwa 60 Tagen) beträgt 600 mm, die durchschnittliche Bewölkung liegt bei 4 und die durchschnittliche Windstärke beträgt etwa 3 bis 4 Beaufort, wobei die vorherrschenden Winde aus Nordost und West kommen. Im Frühjahr weht oft ein West-Südwest-Wind, der als „Provokateur“ bezeichnet wird und niedrige Wolken aufwirbelt und Nebel erzeugt, der die Aufmerksamkeit der Seeleute erfordert. Schnee ist selten und die Temperatur liegt unter -4°C.

Klimadaten für Kythira (36°28‘ N, 23°01‘ O,129 m, 1961 bis 1990)

	Jan	Feb	Mar	Apr	Mai	Jun	Jul	Aug	Sep	Okt	Nov	Dez	Jahr
Höchstrekord (°C)	21,5	22,8	24,0	27,0	33,2	40,0	40,2	37,8	33,6	30,0	26,2	22,6	40,2
Mittelmaximum (°C)	12,7	12,9	14,2	17,1	21,6	26,0	28,7	28,5	25,6	21,2	17,8	14,6	20,1
Mitteltemperatur (°C)	10,8	10,8	12,0	14,7	18,8	23,0	25,6	25,4	22,9	18,9	15,8	12,7	17,6
Mittelminimum (°C)	8,9	8,9	10,0	12,4	16,1	19,9	22,4	22,5	20,3	16,8	13,9	10,8	15,2
Tiefstrekord (°C)	−1,8	−0,8	−4,3	6,2	9,4	11,8	14,8	17,2	11,8	8,8	2,0	1,0	−4,3
Niedeschlag (mm)	103,3	67,7	59,5	28,1	10,5	1,9	2,4	2,3	11,2	54,2	85,6	115,2	541,9
Niederschlagstage (≥ 1,0 mm)	10,2	8,5	6,4	4,0	1,7	0,3	0,3	0,3	1,1	5,1	7,7	11,0	56,6
Luftfeuchtigkeit (%)	72,3	72,4	71,5	67,9	63,1	57,1	54,4	56,7	62,1	68,3	72,5	72,8	65,9
Wassertemperatur (°C)	14	14	14	16	18	21	23	24	23	21	18	16	18
Tägliche Sonnenstunden	4	5	6	8	9	11	12	11	9	7	4	3	8

Mythologie

Kythira gilt seit der Antike als die Insel der Geburt der Liebe. In der griechischen Mythologie ist sie (neben Zypern) der Ort, an dem Aphrodite, die Göttin der Schönheit, der Sinnlichkeit und der erotischen Liebe, aus dem Meer stieg. Hesiod erzählt in seiner Theogonie, dass Kronos die Geschlechtsteile seines Vaters Uranos mit einer Sichel abschnitt und ins Meer warf. Aus dem Schaum (griechisch ἀφρός, aphros), der sich dort bildete, entstieg vor der Küste Kythiras die vollkommene Göttin. Die sanfte Strömung trug sie anschließend weiter nach Zypern, doch Kythira blieb ihr allererster heiliger Boden. Deshalb trägt sie bis heute die Beinamen Kythereia („die von Kythirische“) und Kythira-geboren (Κυθογένεια).

Schon in mykenischer Zeit (-15. bis -12. Jahrhundert) wurde auf der Insel eine Göttin verehrt, die mit der späteren Aphrodite verschmolz. Archäologen fanden bei Palaiopolis an der Ostküste das älteste bekannte Aphrodite-Heiligtum Griechenlands, das bereits minoische und phönizische Einflüsse zeigt; hier wurde sie teilweise mit der kretischen „Herrin der Tiere“ und der phönizischen Astarte gleichgesetzt. Später, im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr., errichteten die Spartaner, die Kythira zeitweise beherrschten, einen Tempel für die „bewaffnete Aphrodite“ (Aphrodite Urania und Aphrodite Areia), eine seltene kriegerische Variante der Liebesgöttin).

Der Kult war so bedeutend, dass Kythira über Jahrhunderte ein Pilgerziel blieb. Noch in hellenistischer und römischer Zeit kamen Menschen aus ganz Griechenland, um der Göttin zu huldigen. Sappho besang die Insel als „heilige Kythereia“, und in der römischen Dichtung wurde Cythera zum Inbegriff von Liebe und Sehnsucht. Der Ausdruck „nach Cythera fahren“ wurde zum geflügelten Wort für eine Reise ins Reich der Sinnlichkeit und Romantik, ein Motiv, das bis in die Neuzeit nachwirkt, etwa in Antoine Watteaus berühmtem Gemälde Die Einschiffung nach Cythera (1717).

Auch andere Mythen streifen die Insel: In manchen Versionen legt Paris mit der entführten Helena auf Kythira an, geschützt von Aphrodite; Theseus soll auf der Rückfahrt von Kreta hier Station gemacht haben. Eine lokale Sage behauptet sogar, Aphrodite sei nicht nur aus Schaum, sondern aus einer riesigen Muschel (κύθρον) geboren worden, was den Namen der Insel erklären solle.

Noch heute sind Spuren dieser mythischen Vergangenheit greifbar: der minoische Hafen von Palaiopolis, der Strand von Agia Pelagia, an dem die Göttin der Sage nach erstmals das Land betrat, oder die Burgruine von Chora, wo einst ein Aphrodite-Tempel stand. In der griechischen Umgangssprache sagt man bis heute „πάω στα Κύθηρα“ (ich fahre nach Kythira), wenn jemand auf Brautschau geht oder sich verliebt hat.

Der Aphrodite-Mythos um Kythira hat in vielfacher Weise Eingang in die europäische Kunst gefunden. So hat etwa Antoine Watteau in seinen drei Gemälden Einschiffung nach Kythera Bezug auf diesen Mythos genommen. Sie sind heute im Städel in Frankfurt am Main (um 1710), im Louvre (1717) und in den Staatlichen Museen Berlin (um 1719) zu sehen.

Geschichte

Die Insel liegt strategisch günstig zwischen dem griechischen Festland und Kreta und war von der Antike bis Mitte des 19. Jahrhunderts ein Knotenpunkt für Händler, Seefahrer und Eroberer. Als solche hat sie eine lange und abwechslungsreiche Geschichte und wurde von vielen Zivilisationen und Kulturen beeinflusst. Dies spiegelt sich in der Architektur (eine Mischung aus traditionellen, ägäischen und venezianischen Elementen) sowie in den Traditionen und Bräuchen wider, die durch die jahrhundertelange Koexistenz der griechischen und venezianischen Kultur geprägt sind.

Homer nennt Kythera als selbständige Insel, später gehörte sie zu Argos, seit der Mitte des -6. Jahrhunderts zu Sparta. Die Insel war strategisch wichtig und wurde deshalb im Peloponnesischen Krieg stark umkämpft. Im Mittelalter, als Kythera von Venedig beherrscht wurde, entstand auf der antiken Akropolis die Stadt Paliochora, die in ihrer Blütezeit große Reichtümer anhäufen konnte. Obwohl ihre Festung uneinnehmbar zu sein schien, eroberte und zerstörte der Pirat Khair ad-Din Barbarossa 1537 die Stadt.

Nach dem Ende der venezianischen Herrschaft war Kythira Teil des französischen Départements Mer-Égée der Ionischen Inseln. Als der französische Seefahrer Louis Antoine de Bougainville Tahiti vom 6. bis 15. April 1768 für die Franzosen einnahm, nannte er die Insel Île de la Nouvelle Cythère (Neu-Kythira). Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft war die Insel Teil der Republik der Ionischen Inseln, die sich 1864 mit dem Königreich Griechenland vereinigte. Der Brockhaus von 1911 gibt für 1896 eine Einwohnerzahl von 12.306 an.

Neolithikum

Kythira ist eine der ganz wenigen Inseln der Ägäis, auf denen Menschen bereits im frühen Neolithikum dauerhaft lebten, lange bevor Kreta, die Kykladen oder die großen Festlandzentren ihre Blüte erreichten. Im späten -9. Jahrtausend erreichten die ersten Bauern und Fischer mit einfachen Booten oder Flößen die Küsten dieser abgelegenen Insel zwischen Peloponnes und Kreta und blieben.

Sie kamen vermutlich aus Lakonien oder Messenien, nur 30 bis 40 Kilometer entfernt, und brachten alles mit, was sie zum Überleben brauchten: Samen von Emmer und Einkorn, Gerste, Linsen, junge Schafe, Ziegen und Schweine. In der Höhle von Chousti bei Diakofti, in flachen Buchten bei Agia Pelagia und Firi Ammos sowie auf dem Hügel von Kastri fanden Archäologen ihre Spuren: grobe, handgemachte Keramik, Obsidian-Klingen aus Milos (ein Beweis für frühe Seefahrt) und polierte Steinbeile. Diese Menschen errichteten kleine, runde oder ovale Lehmhütten, zündeten Feuerstellen an und bestellten winzige Felder auf den wenigen ebenen Flächen der Insel. Sie angelten, sammelten Muscheln und jagten noch wilde Ziegen.

Im Jungneolithikum (um -4500 bis -3300) wurde das Leben sesshafter und dichter. Auf dem Hügel von Kastri entstand eine richtige Dorfsiedlung mit rechteckigen Häusern aus Lehmziegeln auf Steinfundamenten; in Agia Pelagia und bei Kapsali gab es weitere kleine Ansiedlungen. Die Keramik wurde feiner, oft rot oder braun bemalt mit Linien und Dreiecken, und die Menschen webten bereits Stoffe – Webgewichte sind zahlreich gefunden worden. Die große Höhle von Agia Sofia in Mylopotamos diente nicht nur als Unterschlupf, sondern auch als Kultplatz; dort liegen Tausende von Keramikscherben und Tierknochen.

Die neolithischen Kytherier lebten in kleinen Gemeinschaften von fünfzig bis hundertfünfzig Menschen, ohne Mauern, ohne Waffen, ohne sichtbare Hierarchie. Ihre Toten begruben sie in einfachen Gräbern außerhalb der Siedlungen, manchmal mit rotem Ocker bestreut und ein paar Muschelketten oder Steinperlen beigegeben. Sie wählten ihre Plätze klug: immer in geschützten Buchten mit Süßwasser, mit fruchtbarem Boden in der Nähe und mit Blick aufs Meer, denn das Meer war Nahrung, Weg und Verbindung zur Außenwelt zugleich.

Schon damals sammelten sie die Purpurschnecken (Murex), die später die Phönizier und die ganze antike Welt reich machen sollten – noch aßen sie sie nur. Und schon damals fuhren sie, oder ihre Handelspartner, bis nach Milos, um Obsidian zu holen, der schärfer schnitt als jedes Metall.

Kythira war im Neolithikum kein verlorener Außenposten, sondern ein früher Brückenkopf der neuen bäuerlichen Lebensweise im südlichen Ägäisraum. Weil die Insel genau auf der natürlichen Seeroute zwischen dem Festland und Kreta lag und weil sie fruchtbare Ebenen, geschützte Buchten und reiche Fischgründe bot, wurde sie zu einem der ersten Orte, an denen die neolithische Revolution über das offene Meer sprang. Als später die Minoer, Mykener, Phönizier und Spartaner kamen, fanden sie eine Insel vor, die nie wirklich leer gewesen war – seit mehr als fünftausend Jahren lebten hier bereits Menschen, die das Land rodeten, das Meer befuhren und die ersten Spuren hinterließen, die bis heute unter Olivenbäumen und Macchia verborgen liegen.

Archaische Zeit

Die Insel ist mindestens seit dem Ende des -6. Jahrtausends bewohnt, wie eine in der Höhle von Agia Sophia gefundene Vase beweist, während sie wahrscheinlich schon seit Beginn der Altsteinzeit bewohnt war. In der Höhle von Housti in der Nähe von Diakofti gibt es Spuren von Besiedlung aus dem Jahr -3800. Erste Siedlungen sind seit der frühhelladischen Zeit (-2500 bis -1900) nachgewiesen. Damals begann der minoische Einfluss auf Kythera, während es Hinweise darauf gibt, dass sie bis zum Ende der mykenischen Periode, am Ende des -2. Jahrtausends.

Herodot berichtet, Phönizier aus Askalon hätten auf der Insel die Verehrung der Aphrodite Urania eingeführt, wofür es allerdings keine archäologischen Belege gibt. Vielleicht war diese phönizische Aphrodite ursprünglich mit Astarte, Atiratu oder Derketo identisch.

Schon früh erlangte Kythera durch den Handel mit Purpur Bedeutung. Handelsbeziehungen mit Ägypten sind seit etwa -2450 belegt, so auch in ägyptischer Sprache in der Ortsnamenliste des Amenophis III. mit dem Vermerk: Kutira, zugehörig zu Tanaja / Danaja (Peloponnes). Mit Mesopotamien bestanden seit etwa -1750 Verbindungen.

Wie Ausgrabungsfunde in Kastri, in der Nähe von Avlemonas und Paleopolis, die in den 1960er Jahren gemacht wurden, zeigen, wird angenommen, dass Kastri eine minoische Kolonie mit minoischen Häusern und Gräbern war, während auf dem Berg von Agios Georgios, in einer Höhe von 350 Metern, das minoische Heiligtum gefunden wurde. In der Umgebung des Heiligtums wurden zerbrochene Keramiken verschiedener Art und Stücke großer Krüge mit eindrucksvollen Verzierungen, etwa 80 Bronzefiguren, verschiedene kleinere Artefakte, die den heutigen Gräbern entsprechen, und Steinobjekte, wie Lampen, gefunden. Die Lage des Heiligtums auf dem Berg dient als Observatorium, da es das Gebiet von den Kaps von Tainaro und Maleas bis nach Kreta überwachen kann, da die Weißen Berge an klaren Tagen von dort aus sichtbar sind, während die Sicht sogar bis nach Milos und Santorin reicht. Auf diese Weise kontrolliert sie effektiv die Seewege von West nach Ost und von Nord nach Süd. Man nimmt an, dass die Minoer Kythera als Brücke nutzten, um den Peloponnes zu erreichen. Neben den Minoern gab es in anderen Gebieten Kytheras lokale Kulturen, die bis zur Palastzeit weiterlebten, als sich der minoische Einfluss ausweitete.

Griechische Antike

In mykenischer Zeit war Kythira ein viel befahrener Knotenpunkt. In der mittel- und spätbronzezeitlichen Ära (um -2000 bis -1100) finden sich überall minoische und mykenische Keramik, Obsidian aus Milos, Bronzewaffen und sogar ägyptische Skarabäen. Besonders im Gebiet von Kastri bei Avlemonas und auf dem Hügel Paläokastro standen feste Siedlungen, die über Kreta mit Ägypten, Zypern und dem fernen Mesopotamien Handel trieben. Die Kytherier jener Zeit waren Seefahrer und Zwischenhändler, lange bevor sie einen eigenen Namen trugen.

Nach dem Zusammenbruch der mykenischen Welt wurde es für Jahrhunderte still. Erst die Phönizier entdeckten im -9./-8. Jahrhundert, was die Insel wirklich wert war: die Purpurschnecke Murex, aus deren Drüsen das teuerste Färbemittel der Antike gewonnen wurde – der tyrische Purpur. An der geschützten Ostbucht, die Xenophon später „phönizische Bucht“ nennen sollte (heute Avlemonas), legten sie eine Handelsstation an. Auf dem steilen Hügel darüber errichteten sie einen Tempel für ihre Göttin Astarte, die Herrin von Liebe, Krieg und Meer. Als die Griechen kamen, übernahmen sie Heiligtum und Kult und machten aus Astarte die Aphrodite Ourania, die „himmlische“ Aphrodite – geboren aus dem Schaum des Meeres, wie der Mythos erzählt.

Unterhalb des Tempelhügels, am Meer, entstand die eigentliche griechische Stadt: Scandeia (Σκάνδεια). Ihre Mauern, Häuser und Straßen sind heute ausgegraben; man erkennt ein regelmäßiges Raster, ein kleines Theater und den Hafen, der bis in römische Zeit genutzt wurde. Auf dem Paläokastro („Altes Kastell“) thronte der Aphrodite-Tempel, einer der ältesten und heiligsten Griechenlands, in dem sich phönizische und griechische Traditionen nahtlos vermischten.

Politisch gehörte Kythira zunächst zu Argos, denn die ersten dorischen Siedler kamen aus dem argolischen Raum. Doch um -550 eroberte Sparta die Insel und machte sie zu einem Teil seines Perioikiden-Systems. Von da an residierte ein spartanischer kytherodíkēs auf der Insel – ein Richter und Verwalter, der Recht sprach und die Abgaben nach Gytheion schickte. Kythira lieferte Purpur, Öl, Wein und vor allem Seeleute für die spartanische Flotte, im Gegenzug war es vor Piraten geschützt.

Diese spartanische Herrschaft machte die Insel im -5. Jahrhundert zum strategischen Zankapfel. Dreimal eroberten die Athener Kythira, weil man von hier aus Lakonien überfallen und den spartanischen Handel stören konnte. Im Jahr -456 nahm Tolmides die Insel im „Ersten Peloponnesischen Krieg“ und richtete eine athenische Garnison ein. Zwischen -426 und -410 besetzten die Athener unter Nikias Kythira für die längste Periode. Thukydides berichtet, wie athenische Schiffe von Scandeia aus die Küste Lakoniens brandschatzten und gleichzeitig den eigenen Getreidehandel nach Ägypten und Zypern absicherten. Im Korinthischen Krieg (-393 bis -386) eroberte Iphikrates die Insel ein drittes Mal, um Spartas Seeherrschaft endgültig zu brechen. Jedes Mal, wenn die Athener abzogen, kehrten die Spartaner zurück. Die Kytherier selbst scheinen sich weitgehend herausgehalten zu haben – sie zahlten Steuern und stellten Schiffe, wem auch immer gerade die Flotte vor der Küste lag.

Kulturell blieb die Insel trotz aller Machtwechsel griechisch-dorisch mit starkem phönizischen Erbe. Der Aphrodite-Kult zog Pilger aus ganz Griechenland an; Pausanias berichtet, es sei der älteste und heiligste Tempel der Göttin. Gleichzeitig war Kythira für seine strenge Sitte bekannt – spartanischer Einfluss. Die Frauen trugen noch im -4. Jahrhundert den alten dorischen Peplos, und die Insel galt als Ort, an dem Liebe und Krieg, Sinnlichkeit und Disziplin auf seltsame Weise zusammenkamen.

Als Rom im -2. Jahrhundert ganz Griechenland zur Provinz Achaia machte, endete die klassische Epoche Kythiras. Scandeia blieb noch eine Weile bestehen, der Aphrodite-Tempel wurde weiter verehrt, aber die große Zeit der unabhängigen griechischen Polis war vorbei. Die Insel, die einst Phönizier, Minoer, Mykener, Argiver, Spartaner und Athener gesehen hatte, wurde nun ein ruhiger Außenposten Roms – berühmt für ihren Purpur, ihren Wein und für die Göttin, die aus dem Meer gestiegen war und deren Kult bis in die römische Kaiserzeit weiterlebte.

Römische Antike

Als -197 der römische Feldherr Titus Quinctius Flamininus in den Thermopylen die makedonische Phalanx zerschlug und zwei Jahre später in Korinth „Griechenland für frei“ erklärte, wurde Kythira nur am Rande erwähnt. Doch auch diese kleine Insel fiel unter römische Kontrolle, zunächst indirekt als Teil des Bundes der „freien Lakedämonier“ (Sparta und seine Periöken), dann ab -146 direkt, als ganz Griechenland nach dem Achaiischen Krieg zur Provinz Achaia geschlagen wurde.

Kythira war für Rom vor allem ein strategischer Punkt auf der Route von Italien nach Kreta und Ägypten. Der alte spartanische Hafen Skandeia (heute Kastri bei Avlemonas) wurde wiederbelebt und erhielt einen kleinen römischen Militärposten. In der Ebene von Paleopoli, der mythischen Geburtsstätte der Aphrodite, entstand eine neue Siedlung mit Forum, Thermen und einem Tempel der Venus-Aphrodite, denn die Römer liebten es, die Insel mit ihrer eigenen Liebesgöttin zu verbinden. Archäologische Funde (Mosaiken, Statuen, Münzen mit Augustus-Kopf) zeigen, dass hier wohlhabende römische Veteranen und Händler lebten.

Die einheimische Bevölkerung blieb griechischsprachig und bewirtschaftete weiterhin die Terrassenfelder mit Oliven und Wein. Sparta beanspruchte nominell noch die Oberhoheit, aber in Wirklichkeit zahlten die Kytherier ihre Steuern direkt an den Quaestor in Korinth. Die Insel lieferte vor allem zwei kostbare Güter: das berühmte kytherische Purpur aus der Murex-Schnecke (teurer als Gold) und das harzige „Kythera-Wein“, den Horaz und Martial später besangen.

Unter Augustus und den folgenden Kaisern erlebte Kythira seine größte Blüte der Antike. Die Pax Romana machte die Ägäis sicher; Piraten verschwanden fast völlig. Die Insel wurde Teil der Provinz Achaia, gehörte aber administrativ zum Conventus von Gortyn auf Kreta und unterstand einem kaiserlichen Prokurator.

In Paleopoli entstand eine richtige kleine Stadt mit einem Theater (Reste noch sichtbar), einem Asklepieion (Heiligtum), großen Villen mit Meeresblick und Fußbodenheizung und einem Hafen mit Leuchtturm. Entlang der Nordküste (Agia Pelagia, Platia Ammos) legten römische Ingenieure Zisternen und Aquädukte an. Die Landwirtschaft florierte: Olivenöl, Wein, Honig und Purpur wurden nach Rom, Alexandria und Antiochia verschifft. Die Insel hatte etwa 8.000 bis 10.000 Einwohner – mehr als heute. Reiche Römer bauten sich Sommerresidenzen; der Dichter Ovid spöttelte, dass ein römischer Senator lieber nach Kythira fahre als nach Baiae, wenn er eine Geliebte verstecken wolle.

Die Religion war ein friedliches Nebeneinander: Der alte Aphrodite-Kult in Paleopoli wurde mit Venus vereint, daneben gab es Tempel für Asklepios, Poseidon und die Dioskuren. Gleichzeitig entstanden die ersten kleinen christlichen Gemeinden, wahrscheinlich schon im 1. Jahrhundert durch Seeleute aus Korinth und Kreta.

Ab dem 3. Jahrhundert begann der Niedergang. Die Krise des Römischen Reiches traf auch Kythira hart. 267 verwüsteten die Heruler die Insel auf ihrem Raubzug durch die Ägäis. Im 4. Jahrhundert kamen Goten und Vandalen. Die großen Villen wurden verlassen, der Purpurhandel brach ein (zu teuer, zu unsicher).

Unter Konstantin dem Großen (324) wurde Kythira Teil der neuen Provinz „Insulae“ (Inseln) mit Sitz in Rhodos. Die Stadt Paleopoli schrumpfte, viele Bewohner zogen sich wieder ins Landesinnere zurück. Auf dem Hügel, wo später Paliochora entstehen sollte, entstanden die ersten frühchristlichen Basiliken (Agios Kosmas, Agios Georgios). Der Aphrodite-Tempel wurde zur Kirche umgewandelt oder zerstört – je nach Quelle.

Im 5. und 6. Jahrhundert wurde die Insel mehrmals von Erdbeben heimgesucht (besonders 522 und 551). Der Hafen von Paleopoli versandete, die Aquädukte zerfielen. Die Bevölkerung lebte jetzt wieder von Subsistenzwirtschaft. Die mächtige Festung Mylopotamos (Kataphygi) wurde als Zuflucht ausgebaut, und in den Höhlen von Agia Sofia und Diakopoulianika fanden sich Spuren von Flüchtlingen.

Als Justinian I. 527–565 das Reich reorganisierte, gehörte Kythira zum Thema Hellas mit Sitz in Korinth. Der letzte römische Militärposten wurde um 600 aufgelöst. Die Insel versank langsam in der Dunkelheit des frühen Mittelalters, behielt aber ihre griechische Sprache und das Christentum.

Mittelalter

Als das Weströmische Reich im 5. Jahrhundert unterging, blieb Kythira byzantinisch und christlich. Auf dem Hügel der späteren Paliochora standen frühchristliche Basiliken, und die Insel gehörte zum Thema Hellas, verwaltet von einem Strategos in Korinth oder Monemvasia. Das Leben war einfach: Oliven, Ziegen, ein wenig Fischfang und der Handel mit Purpur-Schnecken, aus denen der kostbare kaiserliche Purpur gewonnen wurde. Doch schon im 7. und 8. Jahrhundert brachten die arabischen Raubzüge aus Kreta und Syrien das Leben fast zum Erliegen. Die Küsten wurden verlassen, die Menschen zogen in die Schluchten und bauten kleine, versteckte Kirchen wie Agia Sofia in Mylopotamos oder Agios Georgios im Fels. Die Bevölkerung schrumpfte auf wenige hundert Seelen, und Kythira wurde zu einer Insel der Hirten und Einsiedler.

Erst nach der Rückeroberung Kretas durch Nikephoros Phokas im Jahr 961 kehrte wieder Sicherheit ein. Vom 10. bis zum 12. Jahrhundert erlebte die Insel eine stille Blüte. Monemvasia, die mächtige Nachbarstadt auf dem Festland, war einer der reichsten Handelsplätze des Byzantinischen Reiches, und viele ihrer Kaufleute besaßen Landgüter und Sommerhäuser auf Kythira. Überall entstanden kleine, aber prachtvolle Kreuzkuppelkirchen mit leuchtenden Fresken: Agios Dimitrios in Pourko, Agios Andreas in Livadi, Agia Varvara in Kato Chora. Die Insel hatte einen eigenen orthodoxen Bischof, der dem Metropoliten von Monemvasia unterstand, und in den Klöstern Osios Theodoros und der kleinen Höhlenkirche der Panagia Myrtidiotissa wurde das geistliche Leben gepflegt. Öl, Honig, Salz und Wein gingen nach Konstantinopel und Venedig; die Familien der lokalen Archonten – Vorfahren der späteren Megalokonomoi, Kasimatai und Fatsea – begannen langsam, Wohlstand anzuhäufen.

Diese Welt brach 1204 zusammen, als der Vierte Kreuzzug Konstantinopel plünderte. Kythira fiel zunächst an das neue Lateinische Kaiserreich. Schon 1207 jedoch schenkte der venezianische Kreuzfahrer Marco Venier, ein Verwandter des Dogen, die Insel der Republik Venedig. Damit begann die fast sechshundertjährige venezianische Periode, auch wenn sie in den ersten Jahrzehnten noch nicht fest gefügt war. Die „großen“ Venier aus Venedig behandelten Kythira wie ein privates Lehen, residierten meist in der Lagunenstadt und ließen griechische Verwalter die Steuern eintreiben. Die orthodoxe Bevölkerung musste nun einen lateinischen Bischof dulden, behielt aber ihre Priester und ihren Glauben.

Zwischen 1238 und 1275 gelang es der griechisch-fränkischen Familie Eudaimonoiannis aus Monemvasia sogar für kurze Zeit, die Venezianer zu vertreiben und die Insel wieder unter byzantinische Oberhoheit zu bringen. Doch 1275 kehrte Venedig mit Kriegsschiffen zurück, vertrieb die Eudaimonoiannis und setzte wieder einen eigenen Herrn ein. Von da an wechselten die Lehnsfamilien (Venier, da Molino, später wieder Venier), aber die Richtung war klar: Kythira wurde endgültig lateinisch-venezianisch.

Die Menschen reagierten, indem sie sich noch weiter ins Landesinnere zurückzogen. Auf einem hohen, vom Meer aus unsichtbaren Plateau im Norden der Insel entstand die Stadt Agios Dimitrios, die wir heute Paliochora nennen. Sie wurde zur neuen Hauptstadt: enge Gassen, über zwanzig Kirchen, Zisternen, ein Bischofspalast und eine starke Mauer machten sie fast uneinnehmbar. Kapsali am Meer blieb der Hafen, aber niemand wohnte dort dauerhaft – man lud nur Waren um und floh bei Nacht wieder in die Berge. Piraten aus Kreta, Rhodos und später aus Nordafrika waren allgegenwärtig. Wer ein Segel am Horizont sah, schlug Alarm, und die Wächter auf den Bergen gaben mit Rauchzeichen weiter. Das Leben spielte sich zwischen Olivenhain, Kirche und versteckter Höhle ab.

Trotz aller Bedrohung wuchs die Bevölkerung im 13. und frühen 14. Jahrhundert wieder auf etwa fünftausend bis sechstausend Menschen an. Die alten Archonten-Familien passten sich an: Sie übernahmen venezianische Namen (Venardos, Marcellos, Calligeros), zahlten Steuern an die Serenissima, durften aber Grundbesitz behalten und Handel treiben. Die einfachen Bauern blieben orthodox, sprachen griechisch und lebten in ständiger Angst vor Überfällen. Die Burg von Paliochora war das Symbol dieser doppelten Welt: byzantinische Fresken in den Kirchen, venezianische Wappen über den Toren.

Als 1347 bis 1350 der Schwarze Tod auch Kythira erreichte, starb ein großer Teil der Bevölkerung. Gleichzeitig begann Venedig, seine überseeischen Besitzungen straffer zu organisieren. 1363 wurde das private Lehen endgültig aufgehoben; von nun an schickte die Republik alle zwei Jahre einen staatlichen Rettore und Provveditore. Damit endete das eigentliche Mittelalter auf Kythira. Die Insel war keine byzantinische Provinz mehr, aber auch noch keine voll entwickelte venezianische Kolonie. Sie war ein Grenzland zwischen zwei Welten – griechisch im Herzen, lateinisch im Gesetz, immer bedroht vom Meer und doch voller Leben in ihren versteckten Tälern und auf ihren hohen Burgen. Die Strukturen, die in diesen Jahrhunderten gewachsen waren – Paliochora, die Bergdörfer, die alten Familien, die Mischung aus byzantinischer Spiritualität und venezianischer Ordnung – sollten die Insel bis zur großen Katastrophe von 1537 und darüber hinaus prägen.

Venezianische Zeit

1363 übernahm die Republik Venedig die Insel endgültig als Staatsbesitz und schickte fortan alle zwei Jahre einen zivilen und militärischen Verwalter (Rettore e Provveditore di Cerigo). Damit begann die klassische venezianische Periode. Kythira wurde jetzt bewusst als Vorposten gegen die Osmanen und als Zwischenstation auf der Route Venedig–Kreta gepflegt. Der Hafen von Agia Pelagia wurde ausgebaut. In Kapsali entstand ein kleiner befestigter Handelshafen mit Zollhaus und Lagerhäusern. Die Festung der Chora (heute Kastello) wurde 1503 bis 1540 völlig neu errichtet (die Mauern, die man heute sieht). Die Venezianer legten riesige Zisternen an (zum Beispiel die große Zisterne unter dem Kastello) und förderten den Anbau von Weizen, Wein und Öl.

Vor allem der Handel mit Malvasia-Wein (süßer Dessertwein) und Rosinen brachte Wohlstand. Schiffe aus Venedig, Ragusa (Dubrovnik) und Genua liefen regelmäßig Kapsali und Agia Pelagia an. In der Chora entstand eine kleine venezianische Oberschicht aus Beamten und Händlern, während im Landesinneren die griechisch-orthodoxen archontes-Familien (Megalokonomos, Kasimatis, Fatseas, Kominos, Stais, Protopsaltis) immer reicher und einflussreicher wurden.

Die orthodoxe Bevölkerung durfte ihre Bischöfe und Priester behalten, musste aber den lateinischen Bischof von Cerigo (der meist abwesend war) und den venezianischen Kalender anerkennen. Viele Kirchen erhielten doppelte Namen (zum B eispiel San Nicolò / Agios Nikolaos). In Mylopotamos und Paleopoli entstanden prächtige byzantinische Freskenkirchen (Agia Varvara, Agios Dimitrios, Agia Sofia), die zeigen, dass die orthodoxe Kultur trotz venezianischer Herrschaft blühte.

Die größte Gefahr kam nicht von den Osmanen, sondern von Piraten. Ab dem 14. Jahrhundert fielen nordafrikanische und maltesische Korsaren üb er die Insel her. Ab 1450 kamen verstärkt türkische und griechisch-türkische Piraten aus der Mani und von Kreta.

Im Jahr 1530 übernahmen die Venezianer alle Machtbefugnisse und organisierten die Insel in Lehen, wie auf den übrigen Ionischen Inseln. Die Behörden versuchten regelmäßig, Einwohner anzuwerben, um das Land zu kultivieren und diejenigen zu ersetzen, die durch Seuchen und Piratenüberfälle starben. Die Einwohner von Kythera sprechen noch heute mit großer Ehrfurcht von den Verwüstungen, die die Insel durch die Überfälle des Abenteurers Hayreddin Barbarossa erlitten hat, der als griechischstämmiger Mytilene-Chefadmiral in der Flotte von Suleiman dem Prächtigen diente. Diese Geschichten wurden zum Hauptthema der Kythera-Literatur, wobei die Einwohner auf die Klöster auf den hohen Klippen hinwiesen, in die sich die Bewohner vor Barbarossas Überfällen flüchteten.

Nach der Invasion und Plünderung durch Hayreddin Barbarossa (1537) wurde Paliochora endgültig aufgegeben. Barbarossa brannte Paliochora nieder, und die Piraten töteten Zivilisten und verkauften die Gefangenen als Sklaven. Diejenigen, die überlebten, wurden in nahegelegene Dörfer umgesiedelt. Es gibt Berichte, dass Barbarossa die beiden anderen Burgen auf der Insel erobert hat, doch dies wird von den Quellen nicht überzeugend belegt. Die Kythirer erzählen noch heute von der Zerstörung und Plünderung Paliochoras durch Barbarossa. Dieses Ereignis ist zu einem festen Bestandteil der kytherischen Folklore geworden. Man kann die Geschichten der Einheimischen leicht akzeptieren, wenn man die vielen Klöster sieht, die in die felsigen Hänge eingebettet sind, um der Zerstörung durch die Piraten zu entgehen.

Die barbarischen Piraten zogen über das Mittelmeer, überfielen Schiffe, Küsten und Inseln und erbeuteten Beute und Sklaven für den barbarischen Sklavenhandel. Kythira war aufgrund seiner strategischen Lage im Mittelmeer den barbarischen Piraten schutzlos ausgeliefert. Um Handelsschiffe abzufangen, waren die Inseln entlang der Handelsrouten für die Piraten natürlich interessanter. Piraten plünderten die Mittelmeerküste ständig nach Schiffen, Stränden und Inseln mit viel Beute und Sklaven für den Handel, Kythera war das größte Piratenziel im Mittelmeer. Die Inseln, die Handelsposten der Venezianer waren, wurden in größerem Umfang von den Piraten geplündert, die wichtigsten waren Kythera, Sapienza südlich von Kalamata, Fournoi auf Ikaria und Psara. Der Bedarf an Anbauflächen führte dazu, dass selbst an unzugänglichen Stellen sehr kleine Felder angelegt wurden.

Als im Jahr 1553 die osmanische Flotte unter Piali Pascha und Turgut Reis (Dragut) den Peloponnes verwüstete, gehörte Kythira bereits seit fast dreihundert Jahren zur Republik Venedig. Die Insel trug damals den venezianischen Namen Cerigo und war Teil des Stato da Mar, des überseeischen Kolonialreichs der Serenissima. Verwaltungstechnisch unterstand sie dem Provveditore generale da Mar auf Korfu, praktisch aber regierte vor Ort eine venezianische Adelsfamilie als feudaler Herr: seit 1565 fast durchgehend die Familie Venier. Kythira war in drei Klassen geteilt:

• Die nobili veneti – meist nur der jeweilige „Rettore“ (Gouverneur) mit seiner kleinen Familie und einigen Beamten, die alle paar Jahre wechselten.
• Die einheimischen popoli civili oder cittadini – griechischsprachige orthodoxe Familien, die sich im Laufe der Jahrhunderte einen gewissen Wohlstand durch Handel, Wein- und Ölexport erworben hatten (zum Beispiel die Familien Fatseas, Kasimatis, Megalokonomos, Kominos, Stais). Sie durften keine Waffen tragen, aber Grundbesitz erwerben und Handel treiben.
• Die villani oder Bauern – die große Mehrheit, die auf den Terrassen Oliven, Wein und Getreide anbaute und hohe Abgaben in Naturalien leistete.

Die Inselhauptstadt (Chora) mit ihrer mächtigen venezianischen Festung hoch über dem Meer war Sitz des Rectors, einer kleinen Garnison und der lateinischen (katholischen) Kathedrale. Die orthodoxe Bevölkerung durfte ihre eigenen Priester und Bischöfe haben, musste aber den venezianischen Kalender und manche Steuern akzeptieren.

Trotz ständiger Piratengefahr erlebte Kythira in dieser Zeit eine relative Blüte. Der Export von hochwertigem Olivenöl und Rosinenwein (Malvasia) nach Venedig und Kreta brachte Wohlstand. In Mylopotamos entstand die berühmte Wassermühle und die Kirche Agios Georgios mit ihren Fresken. In Avlemonas wurde ein kleiner geschützter Hafen gebaut. Die Venezianer legten Zisternen und Terrassenfelder an, die bis heute die Landschaft prägen.

Ab etwa 1650 wurde die Situation dramatisch schlechter. Mit dem Verlust Kretas an die Osmanen 1669 verlor Kythira seinen wichtigsten Handelspartner und wurde zur Frontlinie.

Besonders gefürchtet war der berüchtigte Barbaressen-Kapitän (algerisch-tunesischer Pirat) Murat Reis, der 1670 und 1680 mehrmals die Insel überfiel, Dörfer niederbrannte und Hunderte von Einwohnern als Sklaven nach Nordafrika verschleppte. In Paleopoli, Kapsali und sogar in der Chora gibt es bis heute Überlieferungen von versteckten Kindern und gebrochenen Familien.

Die Venezianer reagierten, indem sie die Festung von Chora weiter ausbauten, Wachtürme (viglae) auf den Bergen errichteten und die Bevölkerung zwangen, nachts in befestigten Dörfern oder in Höhlen zu schlafen. Viele Familien flüchteten dauerhaft auf den Peloponnes (besonders nach Monemvasia und Mani) oder nach Zakynthos. Der letzte große Piratenüberfall geschah 1697 – wieder durch algerische Korsaren. Danach wurde es langsam ruhiger, weil die osmanische Flotte und später die venezianische wieder stärker präsent waren.

Während des großen venezianischen Krieges gegen die Osmanen (Moreakrieg) war Kythira eine wichtige Nachschubbasis für die Flotte des Francesco Morosini. 1687/88 lag die venezianische Flotte monatelang in Kapsali vor Anker. In dieser Zeit wurden Straßen ausgebessert, Brunnen gebaut und die Verwaltung kurzfristig gestärkt. Nach 1699 kam es zu einer Phase relativer Ruhe und sogar leichter Wiederbevölkerung. Viele Flüchtlinge kehrten zurück, neue Familien aus der Mani und von Kreta siedelten sich an. Die Produktion von Öl und Wein stieg wieder.

Im 18. Jahrhundert zeigte sich jedoch immer deutlicher, dass Venedig am Ende war. Die Handelsrouten verlagerten sich auf den Atlantik, Kythira verlor an Bedeutung. Die Steuern blieben hoch, aber kaum etwas wurde investiert. Die Garnison schrumpfte auf ein paar Dutzend Mann. Immer mehr junge Männer verließen die Insel und gingen als Matrosen oder Händler nach Smyrna, Odessa oder Triest.

Trotzdem blieb die griechisch-orthodoxe Identität stark. In den Dörfern wurden neue Kirchen gebaut (zum Beispiel Panagia Myrtidiotissa, die später zur Schutzpatronin wurde), und die ersten heimlichen griechischen Schulen entstanden.

Umbruchszeit

Als Napoleon 1797 der venezianischen Republik ein Ende setzte, gehörte Kythira zu den Inseln, die dem am weitesten entfernten Departement Frankreichs, dem Mer-Égée, einverleibt wurden. Kythira teilte während der turbulenten napoleonischen Ära ein gemeinsames Schicksal mit den anderen ionischen Inseln und wird auch heute noch als eine von ihnen betrachtet; in der Antike wurde sie zu den Kykladen gezählt

1799 wurden die Ionischen Inseln zur Septinsularen Republik, die nominell unter osmanischer Oberhoheit stand, in der Praxis aber vom kaiserlichen Russland beherrscht wurde. Im Jahr 1807 eroberten die Franzosen die Inseln zurück, bevor sie 1809 erneut von den Briten erobert wurden, die die Vereinigten Staaten der Ionischen Inseln, ein britisches Protektorat, gründeten. Die Briten beherrschten die Inseln fast ein halbes Jahrhundert lang; unter britischer Herrschaft wurden sie von einem Hochkommissar regiert, der sowohl legislative als auch exekutive Befugnisse erhielt. Während der britischen Herrschaft war die Stadt als Carigo oder Cerigo bekannt, ein Name, den sie unter venezianischer Kontrolle erhalten hatte. Nach einer langen Periode von Turbulenzen in der Kolonie, die selbst von bedeutenden Kommissaren wie William Ewart Gladstone, der im Winter 1859 drei Wochen lang in dieser Funktion tätig war, nicht gelöst werden konnten, endete die britische Diskussion darüber, ob die Inseln eine Geldverschwendung oder ein lebenswichtiger Besitz in Übersee seien, mit der Abtretung der Ionischen Inseln, einschließlich Kythira, an den neuen König Georg I. von Griechenland, der der Schwager des Prinzen von Wales war.

Mit dem Vertrag von Tilsit im Jahr 1807 hörte der Ionische Staat auf zu existieren und die Ionischen Inseln fielen an die Franzosen zurück. 1809 wurde die Insel jedoch von den Briten besetzt, wie auch die anderen Ionischen Inseln. Am 20. November 1815 wurde durch den Vertrag von Paris der Vereinigte Staat der Ionischen Inseln mit Korfu als Hauptstadt gegründet. Am 26. August 1817 gaben die Briten den Inseln eine Verfassung, aber die Inseln blieben weiterhin im britischen Einflussbereich. Die Briten führten auf der Insel Dutzende von Projekten zur Wiederbelebung der Insel durch, die nach der Methode der Arbeitsbeschaffung errichtet wurden, aber die Einwohner unterdrückten. Zu den Projekten dieser Zeit gehören die Pestheilstätten in Kapsali, die Verbindungsstraßen zwischen den Dörfern, die beeindruckende Steinbrücke in Katouni sowie weitere ähnliche Brücken über den Potamos, Kapsali und Myrtidia, Projekte zur Wasserversorgung, die englischen Schulen und die Leuchttürme in Moudari (25 m hoch) und Kapsali. Die Engländer gaben auch Anreize für die Produktion von Olivenöl, Getreide und Wein. Wegen der britischen Verwaltung flohen viele Kämpfer von 1821 auf die Insel, unter ihnen Theodoros Kolokotronis. Der Bevölkerungszuwachs veranlasste auch viele Kytheraner zur Auswanderung nach Smyrna, Amerika und Australien.

Als 1821 der griechische Unabhängigkeitskrieg ausbrach, gehörte Kythira seit 1809 offiziell zum britischen Protektorat der „Vereinigten Staaten der Ionischen Inseln“ (zusammen mit Korfu, Zakynthos, Kefalonia, Ithaka, Lefkada und Paxos). Die Inselbewohner waren mehrheitlich griechisch-orthodox und fühlten sich kulturell und emotional mit dem aufständischen Festland verbunden, doch politisch und militärisch konnten sie kaum aktiv am Freiheitskampf teilnehmen.

Trotzdem gab es starke Sympathie für die Revolution. Kytherische Freiwillige schlossen sich heimlich den Kämpfern auf dem Peloponnes und in der Mani an; einige Familien versteckten Gesuchte oder sammelten Geld und Lebensmittel für die Aufständischen. Die britische Verwaltung auf Korfu beobachtete dies mit Argwohn und unterdrückte offen revolutionäre Aktivitäten. Wer zu laut für die Vereinigung mit Griechenland eintrat, riskierte Verhaftung oder Verbannung.

Nach dem Ende des Unabhängigkeitskrieges und der Gründung des Königreichs Griechenland 1827 wuchs auf Kythira die Hoffnung, dass die Insel bald dem neuen Staat angeschlossen würde. Diese Hoffnung wurde jedoch enttäuscht. Auf dem Londoner Protokoll von 1832 wurde das Ionische Protektorat ausdrücklich bestätigt – Kythira blieb britisch. Die Enttäuschung war groß; viele sahen die Briten nun als Besatzer, obwohl die Verwaltung vergleichsweise liberal und korruptionsarm war.

Die britische Zeit in ihrer Blüte und Krise Unter britischer Herrschaft erlebte Kythira eine Phase relativer Stabilität und bescheidener Modernisierung. Es wurden Straßen gebaut (zum Beispiel die Verbindung von Kapsali zur Chora). Die erste ordentliche Schule (Elliniko Scholeio) entstand in der Chora. Leuchttürme wurden errichtet, Hafenanlagen verbessert. Zudem führte die britische Verwaltung eine geregelte Justiz und Steuererhebung ein.

Gleichzeitig wuchsen jedoch die Nachteile. Hohe Steuern und Abgaben flossen größtenteils nach Korfu oder London. Die Insel blieb wirtschaftlich arm; Oliven, Wein und etwas Viehzucht reichten kaum zum Überleben. Der griechisch-orthodoxe Glaube und die griechische Sprache wurden zwar toleriert, aber die offizielle Verwaltungssprache war Italienisch, später Englisch – ein ständiger Fremdheitsfaktor.

Ab den 1840er Jahren entstand eine starke unionistische Bewegung (Enosis-Bewegung), die die sofortige Vereinigung mit Griechenland forderte. Auf Kythira waren besonders die Familien Kasimatis, Fatseas, Megalokonomos und Venardos führend. In den Dörfern Potamos, Aroniadika und Livadi wurden geheime Versammlungen abgehalten, griechische Fahnen gehisst und Petitionen nach Athen und London geschickt.

Höhe- und Endpunkt der Enosis-Bewegung 1850 kam es auf Kythira zu offenen Protesten und kleineren Unruhen, die jedoch schnell niedergeschlagen wurden. Der britische Resident ließ mehrere Anführer verhaften. Der entscheidende Wendepunkt kam 1862 bis 1864. 1862 wurde König Otto in Griechenland gestürzt. Der neue König Georg I. (ein Däne) wurde von den Großmächten als Herrscher akzeptiert – unter der Bedingung, dass Großbritannien die Ionischen Inseln als „Geschenk“ an Griechenland abtritt.

Auf Kythira brach bei dieser Nachricht Jubel aus. In allen Dörfern wurden Feste gefeiert, Kirchen geläutet und griechische Fahnen gehisst (diesmal offen). Am 28. Mai 1864 landeten griechische Truppen in Kapsali, der letzte britische High Commissioner Thomas Maitland verließ die Insel, und Kythira wurde offiziell Teil des Königreichs Griechenland.

Moderne Zeit

Am 28. Mai 1864 wurde Kythera (offiziell Kythira) nach fast einem halben Jahrhundert britischer Protektoratsherrschaft endlich mit dem jungen Königreich Griechenland vereinigt. Zusammen mit den anderen Ionischen Inseln trat die Insel in eine neue Ära ein, in der die Bewohner erstmals seit Jahrhunderten wieder Teil eines unabhängigen griechischen Staates waren. Die Freude über die nationale Einheit war groß, doch wirtschaftlich blieb Kythera weiterhin eine arme, abgelegene Insel, deren Bevölkerung von Landwirtschaft, Fischerei und etwas Handel lebte.

Fast vier Jahrzehnte später, im Jahr 1903, wurde die Insel von einer der schwersten Naturkatastrophen ihrer Geschichte heimgesucht. Ein starkes Erdbeben erschütterte Kythera und die umliegenden Gebiete. Besonders dramatisch war die Zerstörung im Dorf Mitata im Inselinneren: Das gesamte Dorf wurde praktisch dem Erdboden gleichgemacht. In fast allen anderen Ortschaften stürzten Häuser ein, Kirchen wurden schwer beschädigt, und zahlreiche Menschen verloren ihr Leben oder ihr gesamtes Hab und Gut. Das Beben hinterließ tiefe Spuren und verstärkte das ohnehin schon starke Gefühl der Verletzlichkeit und Isolation.

Das bestimmende Merkmal des 20. Jahrhunderts für Kythera war jedoch nicht Krieg oder Naturkatastrophe, sondern eine massive und langanhaltende Auswanderungswelle. Bereits seit dem späten 19. Jahrhundert, verstärkt aber nach 1900, verließen immer mehr Inselbewohner ihre Heimat auf der Suche nach einem besseren Leben. Viele zogen zunächst in größere griechische Städte oder auf benachbarte Inseln, doch die wirklich großen kytherischen Gemeinden entstanden außerhalb Griechenlands.

Ein besonders bemerkenswertes Kapitel ist die kytherische Diaspora in Smyrna (heute Izmir). Vor der Katastrophe von 1922 hatte sich dort eine blühende Gemeinde von etwa 14.000 Menschen kytherischer Herkunft etabliert – die mit Abstand größte griechische Regionalgemeinschaft in der Stadt. Kytherier waren dort vor allem im Handel, in Cafés und in der Lebensmittelbranche erfolgreich und prägten ganze Stadtviertel.

Als 1922 die Katastrophe Kleinasiens eintrat – die Vertreibung und Ermordung Hunderttausender Griechen nach dem verlorenen Griechisch-Türkischen Krieg – verloren auch die Kytherier von Smyrna schlagartig ihre neue Heimat. Viele flohen nach Griechenland, vor allem nach Attika (Athen und Piräus), Thessaloniki und auf verschiedene Inseln der Ägäis. Andere wandten sich nach Ägypten (besonders Alexandria), wo bereits kleinere kytherische Netzwerke existierten. Von dort aus setzte sich die Kette der Migration fort: Die nächste und schließlich wichtigste Station wurde Australien, vor allem Sydney und Melbourne, aber auch Brisbane und andere Städte. Eine kleinere Zahl zog weiter nach Amerika oder blieb in Ägypten.

Nur sehr wenige der Ausgewanderten kehrten jemals dauerhaft nach Kythera selbst zurück. Die Insel entvölkerte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dramatisch. Viele Dörfer verloren den Großteil ihrer Bewohner, Felder lagen brach, und die einst lebendigen Gemeinschaften schrumpften auf ein Minimum zusammen. Noch heute leben weit mehr Menschen kytherischer Abstammung in Australien (wo man von über 60.000 spricht) als auf der Insel selbst, die heute nur noch etwa 4.000 ständige Einwohner zählt.

Weltkriegszeit

Als Griechenland 1914 bis 1917 durch das sogenannte Nationale Schisma (Εθνικός Διχασμός) in zwei Lager gespalten war – König Konstantin I. in Athen war neutralitätsfreundlich und deutschlandnah, Ministerpräsident Eleftherios Venizelos in Thessaloniki führte die provisorische „Regierung der Nationalen Verteidigung“ und stand auf Seiten der Entente –, geriet auch Kythira in diesen Konflikt.

Im Herbst 1916 landete eine Kompanie des kretischen Regiments (das loyal zu Venizelos stand) auf der Insel und besetzte sie im Namen der Thessaloniki-Regierung. Die königstreuen Behörden wurden abgesetzt. Am 17. Februar 1917 erklärte die Insel offiziell die „Autonome Verwaltung von Kythira“ (Αὐτόνομος Διοίκησις Κυθήρων). Dieser Schritt war in Wahrheit ein Kriegsakt: Kythira erklärte damit formell Deutschland den Krieg und stellte sich damit klar auf die Seite der Entente. Es war einer der wenigen Orte außerhalb Thessaliens und Kretas, die sich aktiv der venizelistischen Bewegung anschlossen.

Nach der erzwungenen Abdankung König Konstantins im Juni 1917 und der Rückkehr von Venizelos als alleiniger Ministerpräsident nach Athen im selben Monat verlor die „autonome Verwaltung“ ihren Sinn und wurde noch 1917 wieder aufgelöst. Kythira kehrte unter die normale staatliche Verwaltung zurück.

In den 1920er und 1930er Jahren blieb die Insel ruhig, aber arm. Die Katastrophe von 1922 und der Zustrom von Flüchtlingen aus Kleinasien erreichten Kythira kaum. Die Metaxas-Diktatur ab 1936 brachte wie überall in Griechenland Zensur und eine stärkere Präsenz von Gendarmerie, aber keine besonderen Vorkommnisse.

Nach dem deutschen Einmarsch in Griechenland im April 1941 wurde Kythira zunächst von italienischen Truppen besetzt (ab Mai/Juni 1941). Die Besatzung war relativ mild, weil die Insel strategisch keine große Rolle spielte und kaum Nahrungsmittel lieferte. Ab Herbst 1943, nach dem Waffenstillstand Italiens, übernahmen deutsche Einheiten (vorwiegend Gebirgsjäger und Marineartillerie) die Kontrolle.

Trotz der geringen Größe der Insel entwickelte sich in und um Potamos ein aktiver Widerstand, vor allem durch die linke EAM/ELAS. Es gab Sabotageakte, Lebensmitteldepots wurden angegriffen und Informationen an die Alliierten weitergegeben. Die Deutschen reagierten mit Repressalien, aber wegen der bevorstehenden allgemeinen Rückzugssituation im Sommer 1944 blieben größere Massaker aus.

Am 4. September 1944 verließen die letzten deutschen Soldaten die Insel, teilweise unter Druck lokaler Partisanen und britischer Kommandos, die von Kreta aus operierten. Kythira wurde damit tatsächlich der erste vollständig befreite Teil Griechenlands – noch vor dem offiziellen Rückzug der Wehrmacht aus Attika im Oktober 1944.

Moderne Zeit

Die Insel war als erste Region Griechenlands von der deutschen Besatzung befreit worden – für die Einheimischen ein Moment des Stolzes, der durch den aktiven Widerstand der Kytherier in Orten wie Potamos unterstrichen wurde, wo ein lokales Front gegen die Okkupanten organisiert worden war. Doch die Befreiung brachte keinen sofortigen Frieden: Der Griechische Bürgerkrieg (1946 bis 1949) verschärfte die Not. Kythira, arm und abgelegen, litt unter Lebensmittelknappheit, Zerstörungen an Infrastruktur und der Zwangsmigration vieler junger Männer, die entweder in die Armee eingezogen oder als politische Flüchtlinge flohen. Die Bevölkerung, die 1940 noch rund 9.000 Seelen zählte, schrumpfte weiter durch die anhaltende Emigration, die bereits seit den 1920er Jahren anhielt. Familien wanderten vor allem nach Athen, Thessaloniki, Australien (wo die kytherische Diaspora bis heute über 60.000 Menschen umfasst) und den USA aus, getrieben von Armut und fehlenden Perspektiven auf der Insel. Dörfer wie Fratsia oder Piso Pigadi wurden teilweise entvölkert, Felder lagen brach, und die traditionelle Landwirtschaft – Oliven, Wein und Ziegenzucht – konnte die Menschen kaum ernähren.

In den 1950er und 1960er Jahren, während Griechenland unter der Diktatur der Obristen (1967 bis 1974) litt, begann sich für Kythira ein langsamer Wandel anzubahnen. Die Insel profitierte von den ersten staatlichen Investitionen in die ionischen Regionen: Straßennetze wurden ausgebaut, darunter die Verbindung von Potamos im Norden zur Chora im Süden, und der Hafen von Diakofti (bei Agia Pelagia) wurde 1972 eröffnet, was die Fährverbindungen nach Piräus und Gythion stabilisierte. Der Tourismus, der in den 1960er Jahren in Griechenland boomte, erreichte Kythira nur zögerlich – die Insel war zu abgelegen und fehlte es an Massenattraktionen wie in Mykonos oder Santorini. Dennoch zogen erste Besucher die unberührte Natur, die mittelalterlichen Dörfer und die mythische Aura der Aphrodite-Insel an. Kleine Pensionen entstanden in Kapsali und Avlemonas, und die kytherische Diaspora sandte Remittances zurück, die in den Ausbau von Häusern und Kirchen flossen. Die Rückkehr der Demokratie 1974 brachte weitere Förderungen: Kythira wurde Teil der Präfektur Attika (bis 2011), und EU-Mittel halfen bei der Modernisierung. Die Bevölkerung stabilisierte sich um die 4.000 Marke, doch die Abhängigkeit von der Landwirtschaft blieb hoch – bis in die 1980er Jahre war Tourismus nur ein Nebenverdienst.

Der entscheidende Wendepunkt kam in den 1990er Jahren, als Kythira entdeckt wurde als Alternative zu den überlaufenen Inseln. Die Eröffnung des Flughafens in Fylaktra (1990er Jahre) mit Linienflügen von Athen (zirka 50 Minuten) machte die Insel zugänglicher. Der Hafen von Diakofti wurde 1995 vollständig ausgebaut, und Fähren fuhren nun regelmäßig – bis zu dreimal wöchentlich im Sommer. Tourismus wurde zum Rettungsanker: Von bescheidenen Zahlen in den 1980er (wenige Tausend Übernachtungen) stieg die Besucherzahl auf über 50.000 pro Jahr bis in die 2000er. Die Insel, die architektonisch eher den Kykladen als den Ioniern glich – mit weißgetünchten Häusern, windmühlen und steilen Küsten –, lockte Naturliebhaber, Wanderer und Kulturtouristen. Orte wie Chora mit ihrer venezianischen Festung, das Kloster Panagia Myrtidiotissa oder die Schlucht von Mylopotamos wurden zu Highlights. Lokale Initiativen, wie die Kythera Cultural Association, förderten Agrotourismus: Besucher ernteten Oliven oder lernten Honigproduktion kennen. Die Wirtschaft diversifizierte sich – neben Olivenöl und Thymianhonig entstanden kleine Hotels, Tavernen und sogar ein Weinmuseum. Dennoch blieb Kythira bewusst "unverdorben": Keine Megahotels, keine Massenstrände, sondern ein Fokus auf Qualität und Nachhaltigkeit. Die Diaspora spielte eine Schlüsselrolle: Australisch-kytherische Investoren bauten Ferienhäuser, und Vereine wie der Kytherian Association of Australia organisierten Rückkehrprogramme, die verlassene Dörfer belebten.

Die Jahrtausendwende brachte Herausforderungen, die die Insel prägten. Am 8. Januar 2006 erschütterte ein starkes Erdbeben der Stärke 6,7 (Mw) die Region vor der Ostküste Kytheras. Mit einer Hypozentertiefe von rund 60 km war es ein intermediätes Beben, das in ganz Südgriechenland gespürt wurde – sogar in Athen schwankten Gebäude 40 Sekunden lang. Auf der Insel selbst richtete es schwere Schäden an: Das Dorf Mitata wurde fast vollständig zerstört, zahlreiche Häuser in Chora, Potamos und Aroniadika stürzten ein, und es gab Verletzte, aber glücklicherweise keine Todesopfer. Die EU und der griechische Staat halfen beim Wiederaufbau: Mitata wurde mit erdbebensicheren Bauten neu errichtet, und die Insel erhielt Fördermittel für seismische Upgrades. Dieses Ereignis verstärkte das Bewusstsein für die Vulnerabilität Kytheras – einer Insel auf tektonisch aktiver Zone – und führte zu strengeren Baunormen. Dennoch erholte sich der Tourismus schnell; 2007 zogen wieder Tausende Besucher an, angezogen von der Solidarität und den restaurierten Dörfern.

Die 2010er Jahre waren geprägt von wirtschaftlicher Unsicherheit durch die griechische Schuldenkrise (2009 bis 2018). Kythira litt unter Kürzungen bei Subventionen und höheren Fährpreisen, doch der Tourismus hielt die Insel am Leben – er machte bis zu 70 % des Einkommens aus. Die Besucherzahlen stiegen auf über 60.000 jährlich, mit Fokus auf Ökotourismus: Wanderwege wie der Pfad zur Höhle von Agia Sofia oder Bootstouren zu den unzugänglichen Buchten boomten. Kulturelle Events, wie das Aphrodite-Festival in Kapsali oder die Kythera Summer School, zogen Intellektuelle an. Die Bevölkerung alterte, und die Abhängigkeit von Saisonarbeitern (viele aus Albanien) wuchs. Klimawandel-Effekte zeigten sich: Längere Dürren bedrohten die Oliven, und Waldbrände (zum Beispiel 2018) zwangen zu Präventivmaßnahmen.

Bis zur Corona-Pandemie 2020 hatte sich Kythira zu einer ruhigen, aber lebendigen Oase entwickelt – fernab des Massentourismus, doch abhängig davon. Die Insel zählte rund 3.500 ständige Einwohner, plus Tausende Sommergäste aus der Diaspora. Die Corona-Zeit markierte dann einen abrupten Einschnitt: Im März 2020 schloss Griechenland die Grenzen, Fähren und Flüge wurden eingestellt. Kythira, als "rotes" Risikogebiet klassifiziert (aufgrund isolierter Fälle), erlebte einen Sommer mit strengen Regeln – PCR-Tests für Ankömmlinge, Maskenpflicht und Kapazitätslimits in Tavernen. Der Tourismus brach um über 80 % ein, viele Hotels schlossen, und die lokale Wirtschaft stand still. Lokale Bischöfe wie Seraphim von Kythira agitierten gegen die mRNA-Impfung, die bei der Bevölkerung aber auch so wenig Anklang fand. Unterdessen halfen Diaspora-Spenden, und ab Herbst 2020 erholte sich der Inlandstourismus langsam. Mit dem Ende der Maßnahmenpolitik kam der Tourismus vergleichsweise rasch wieder in Schwung.

Am 26. Juli 2025, einem Samstag, loderten die ersten Feuer in einem ländlichen, bewaldeten Gebiet nahe Pitsinades in der Nähe des Krankenhauses Trifyllion bei Chora auf und breiteten sich rasant aus. Der Brand nahm eine ähnliche Route wie der von 2017, doch diesmal mit noch zerstörerischerer Wucht. Der Vizebürgermeister Giorgos Komninos beschrieb die Lage als „absolute Hölle“ und „beispiellose ökologische und soziale Katastrophe“, da die halbe Insel, etwa 10.000 bis 15.000 Hektar Land, in Flammen stand, darunter dichte Macchia-Wälder, uralte Olivenhaine und sensible Ökosysteme, die sich gerade erst von früheren Feuern erholt hatten.

Die Ursache war möglicherweise Fahrlässigkeit bei einem Imker, der seine Bienenstöcke ausrauchte. Das Feuer wurde durch die Meltemi-Winde angefacht, die bis zu 50 km/h wehten und die Flammen in unzugängliche Schluchten trieben, wo kleine Inselfeuerwehren mit begrenztem Personal und Gerät hoffnungslos unterlegen waren. Fünf Löschflugzeuge, Hubschrauber und Dutzende Feuerwehrleute mit Unterstützung aus Athen waren im Einsatz, ergänzt durch EU-Hilfe, die Griechenland anfordern musste. Bis zum 28. Juli galt der Brand als weitgehend unter Kontrolle, doch „besorgniserregende Bedingungen“ durch anhaltende Winde hielten die Angst vor Neuentzündungen aufrecht. Die griechische Regierung rief den Notstand aus, und Freiwillige organisierten Hilfslieferungen – von Wasser und Decken bis zu Saatgut für Wiederaufforstung –, während das Europäische Waldbrandinformationssystem (EFFIS) die Schäden kartierte und auf 10.282 Hektar bis Ende Juli schätzte. Zahlreiche Häuser waren niedergebrannt, darunter in Dörfern wie Mylopotamos und Karavas, wo Familien alles verloren. Olivenbäume, das Rückgrat der lokalen Landwirtschaft mit schätzungsweise 30 bis 40 Prozent der 150.000 bis 200.000 Bäume betroffen, wurden zu verkohlten Stümpfen, was Ernten von Öl und Honig für Jahre gefährdet. Thymianbestände erlitten massive Verluste, und Bienenvölker mussten evakuiert werden. Eine Kirche fiel den Flammen zum Opfer, Viehherden wurden dezimiert, und der Tourismus, der saisonal bis zu 10.000 Besucher anzieht, brach ein. Strände wie Limnionas wurden zur Fluchtzone, von wo aus die Küstenwache 138 Menschen per Boot rettete, während Evakuierungen in Orten wie Potamos und Livadi panische Szenen auslösten. Insgesamt wurden 139 Personen umgesiedelt, und sechs Feuerwehrleute landeten verletzt im Krankenhaus. Der Rauch hüllte die Insel ein, verschlechterte die Luftqualität und löste Atembeschwerden aus, besonders bei Älteren und Kindern,

Die ökologische Erholung erfolgte langsam, da verbrannte Böden Erosion begünstigen und die Wasserwirtschaft belastet, doch Olivenbäume treiben dank ihrer Widerstandsfä#higkeit aus, und EU-Förderungen im Rahmen des Greek Island Decarbonisation Funds pumpten Millionen in Wiederaufbau-Projekte wie Solarpumpen für Bewässerung und grüne Barrieren gegen zukünftige Brände. Soziale Initiativen, wie Fonds der Inselgemeinde Dimos Kythiron, unterstützten Betroffene mit Zuschüssen für Neupflanzungen und psychosoziale Hilfe, während junge Rückkehrer die Chance nutzten, neue Projekte zu etablieren.

Verwaltung

Die Insel, die zu den Ionischen Inseln gehört, kam mit diesen 1864 zu Griechenland und bildete von 1997 bis 2010 eine eigenständige Gemeinde; seit 2011 bildet sie zusammen mit der südlichen Nachbarinsel Andikythira die Gemeinde Kythira in der Region Attika.

Die griechische Gemeinde Kythira wurde zum 1. Januar 2011 aus den Gemeinden Kythira und Andikythira gebildet und besteht aus dem Gebiet der gleichnamigen beiden Inseln sowie zahlreichen kleinen, unbewohnten Eilanden und Felseninseln. Das Territorium der Gemeinde, das mit dem Anschluss der Ionischen Inseln 1864 zu Griechenland kam, existierte von 1864 bis 1997 als Provinz Kythira (griechisch eparchia Kythiron). Mit der Gemeindereform 1997 (Kapodistrias-Programm) wurden die Provinzen abgeschafft und auf der Insel Kythira aus 13 Landgemeinden eine Stadtgemeinde errichtet; die Insel und Landgemeinde Andikythira bestand zunächst weiter. Das Gesetz zum Kallikratis-Programm vom Mai 2010 führte die beiden Inseln wieder zusammen, diesmal als Gemeinde.

Die Zugehörigkeit zu den griechischen Verwaltungseinheiten wechselte mehrfach: 1864 war die Provinz Teil der Präfektur Zakynthos, kam 1866 zu Lakonien, 1899 zur kurzlebigen Präfektur Lakoniki, die außer den beiden Inseln die Halbinsel Mani umfasste, 1909 zur Präfektur Argolis und Korinthia, 1929 zur Präfektur Attika und Böotien, 1943 zur dann eigenständigen Präfektur Attika, 1964 für einige Jahre zur Präfektur Piräus und 1972 mit Piräus wieder zurück zu Attika, allerdings im Präfekturbezirk Piräus. Die Gemeinde Kythira gehört heute zum Regionalbezirk Inseln der Region Attika, der zwei Abgeordnete in den 101-köpfigen attischen Regionalrat entsendet, ansonsten aber keine politische Bedeutung hat.

Heute gehören Kythira und Antikythera zur Gemeinde Kythira, die Teil der regionalen Einheit der Inseln ist. Der Stadtbezirk Kythera umfasst die gesamte Insel Kythera und die umliegenden Inseln. Sie gehört zur Regionalen Einheit der Inseln in der Region Attika. Sie wurde durch die Umsetzung des Kapodistrias-Plans im Jahr 1997 durch den Zusammenschluss der älteren Gemeinden der Insel gebildet. Mit der Umsetzung des Kallikratis-Plans wurde sie mit der Gemeinde Antikythera zusammengelegt und bildete die neue Gemeinde Kythera, die seit dem 1. Januar 2011 in Betrieb ist.

Herrschaftsgeschichte:

• um -1400 bis um -1100 mykenisches Königreich Kythira (Wanakton Kuthera)
• um -1100 bus um -800 dorischer Stadtstaat Kythira (Kythḗrōn pólis)
• um -800 bis um -550 (Stadtstaat Kythira (Kythḗrōn pólis)
• um -550 bis um -338 Stadtstaat Sparta (Lakedaimoníōn politeía)
• -338 bis -322 Korinthischer Bund (Koinòn tōn Korinthíōn bzw. Korinthiakòn Synédrion) unter Oberhoheit des Königreichs Makedonien (Basíleion tōn Makedónōn)
• -322 bis -267 Königreich Makedonien (Basíleion tōn Makedónōn)
• -267 bis -229 Reich der Ptolemäer (Basíleion tōn Ptolemaíōn)
• -229 bis -195 Stadtstaat Kythira (Kythḗrōn pólis)
• -195 bis -146 Achäischer Bund (Achaïkòn Koinón)
• -146 bis -27 Provinz Makedonien (Provincia Macedonia) der Römischen Republik (Res publica)
• -27 bis 15 Provinz Achaia (Provincia Achaea) im Römischen Reich (Imperium Romanum)
• 15 bis 44 Provinz Mösien, Makedonien und Achaia (Provincia Moesia, Macedonia et Achaia) im Römischen Reich (Imperium Romanum)
• 44 bis 297 Provinz Achaia (Provincia Achaea) im Römischen Reich (Imperium Romanum)
• 297 bis 18. Januar 395 Provinz Kreta und Kyrene (Provincia Creta et Cyrene) im Römischen Reich (Imperium Romanum)
• 18. Januar 395 bis 534 Oströmisches Reich, ab 15. November 476  Byzantinisches Reich (Basileia tōn Rhōmaiōn)
• 534 bis 30. April 695 Exarchat Illyricum (Exarchaton  Illyrikon)
• 1. Mai 695 bis 821 Byzantinisches Reich (Basileia tōn Rhōmaiōn)
• 821 bis 827 Emirat Kreta (Iqrīṭiš)
• 827 bis 13. April 1204 Byzantinisches Reich (Basileia tōn Rhōmaiōn)
• 13. April 12104 bis 12. August 1238 Lateinisches Kaiserreich Kjonstantinopel (Imperium Romaniae)
• 13. August 1238 bis 22. Juli 1261 Herzogtum Archipelagos (Ducato dell’Arcipelago)
• 23. Juli 1261 bis 2. Juli 1309 Byzantinisches Reich (Basileia tōn Rhōmaiōn)
• 3. Juli 1309 bis 30. Juni 1537 Republik Venedig (La Serenissima Repubblica di San Marco)
• 1. Juli bis 31. Dezember 1537 Osmanisches Reich (Devlet-i ʿAlīye-i ʿOsmānīye)
• 1. Januar 1538 bis 11. Juli 1787 Republik Venedig (La Serenissima Repubblica di San Marco)
• 1502 bis 1699 Republik Venedig (La Serenissima Repubblica di San Marco) mit Tributpflichtn gegenüber dem Osmanischen Reich (Devlet-i ʿAlīye-i ʿOsmānīye)
• 1699 bis 11. Juli 1797 Republik Venedig (La Serenissima Repubblica di San Marco)
• 11. Juli bis 16. Oktober 1797 Republik Frankreich (République française)
• 17. Oktober 1797 bis 2. Juli 1799 Republik Frankreich (République française) und Osmanisches Reich (Devlet-i ʿAlīye-i ʿOsmānīye)
• 2. Juli 1799 bis 20. März 1800 Russisches Reeich (Rossijskaja Imperija) und Osmanisches Reich (Devlet-i ʿAlīye-i ʿOsmānīye)
• 20. März 1800 bis 9. Juli 1807 Republik der Sieben Inseln (Heptánēsos Politeía)
• 9. Juli 1807 bis 30. Juli 1809 Kaiserreich Frankreich (Empire français)
• 1. Juli 1809 bis 4. Juni 1815 Königreich Großbritannien (United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland)
• 5. Juni 1815 bis 20. Mai 1864  Vereinigte Staaten der Ionischen Inseln (Inoménon Krátos ton Ioníon Nison) unter dem Protektorat des Britischen Hochkommissariats
• 21. Mai 1864 bis 31. Dezember 1928  Provinz Argolis-Korinthos (Eparchía Argolidokorinthías) im Königreich Griechenland (Vasíleion tis Elládos)
• 1. Januar 1929 bis 8. Mai 1941 Provinz Provinz Attika-Böotien (Eparchia Attikoboiotías) des Königreichs Griechenland (Vasíleion tis Elládos)
• 8. Mai 1941 bis 11. September 1943 Königreich Italien (Regno d'Italia)
• 12. September 1943 bis 4. Oktober 1944  Deutsches Reich
• 4. Oktober 1944 bis 9. Juni 1975  Provinz Attika-Böotien (Eparchía Attikoboiotías) des Königreichs Griechenland (Vasíleion tis Elládos)
• 9. Juni 1975 bis 31. Dezember 2010  Provinz Attika-Böotien (Eparchía Attikoboiotías) des der Republik Griechenland (Ellinikí Dimokratía)
• seit 1. Januar 2011 Regionalbezirk Inseln (Perifereiakí Enótita Níson) innerhalb der Republik Griechenland (Ellinikí Dimokratía)

Legislative und Exekutive

das zentrale Entscheidungsorgan auf kommunaler Ebene fungiert. Die offizielle Bezeichnung lautet Δημοτικό Συμβούλιο [Dimotikó Simvúlio], was auf Deutsch als „Gemeinderat“ oder „Stadtrat“ übersetzt werden kann. Es handelt sich um das gewählte Gremium, das die Politik des Dimos Kythiron (Gemeinde Kythira, einschließlich der kleinen Insel Antikythera) festlegt, Beschlüsse fassen und den Bürgermeister kontrollieren kann.

Der Gemeinderat des Dimos Kythiron setzt sich mit Stand 2025 aus 13 Mitgliedern zusammen. Dies ergibt sich aus dem Kallikratis-Reformgesetz von 2010, das die Gemeinden neu strukturierte und die Anzahl der Mitglieder an die Bevölkerungsgröße anpasst. Kythira hat etwa 3.500 bis 4.000 ständige Einwohner, weshalb es zu den kleinsten Gemeinden Griechenlands zählt und somit einen 13er-Rat hat (für Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern ist dies die Standardgröße; bei größeren Gemeinden steigt die Zahl auf bis zu 69 Mitglieder).

Mitglieder werden alle fünf Jahre bei den Kommunalwahlen gewählt (zuletzt 2023). Sie werden auf Parteilisten gewählt, und der Bürgermeister (aktuell Efstratios Charchalakis) ist ex officio Vorsitzender des Rates, es sei denn, er wird durch einen separaten Präsidenten ersetzt (in Kythira ist der Bürgermeister der Präsident). Zusätzliche Organe sind:

• Οικονομική Επιτροπή (Wirtschaftliche Kommission): Bis zu 5 Mitglieder, ernannt vom Rat, zuständig für Finanzen und Budgets.
• Επιτροπή Ποιότητας Ζωής (Kommission für Lebensqualität): Ebenfalls bis zu 5 Mitglieder, für Themen wie Umwelt, Bildung und Soziales.
• Περιφερειακές Ενότητες (lokale Bezirke): Kythira hat keine großen Untergemeinden, aber es gibt Vertretungen in den Dörfern (zum Beispiel Chora, Potamos, Kapsali).

Der Gemeinderat tagt in der Regel monatlich oder bei Bedarf in der Chora (der Hauptstadt der Insel) und entscheidet über alles von Haushalt und Infrastruktur (zum Beispiel Straßenbau, Hafen von Diakofti) bis hin zu kulturellen Veranstaltungen (wie dem Aphrodite-Festival). Er ist das demokratische Herz der Insel und berücksichtigt die besonderen Herausforderungen Kytheras, wie Abgelegenheit, Tourismusabhängigkeit und Erdbebenrisiken. Die Sitzungen sind öffentlich und werden oft online gestreamt oder protokolliert.

Inseloberhaupt

Höchster Repräsentant der Insel ist der Bürgermeister (dimarchos).

Dimarchoi Kythíron (Bürgermeister von Kythira)

• 1979 - 1986  Dapontes Byron
• 1986 - 1990 Nikiforakis Nikolaos
• 1990 - 2006  Kallígeros Artémios
• 2006 - 2014  Koukoúlis Theódoros
• seit 2014  Efstratios Charchalakis

Politische Gruppierungen

Die wichtigsten politischen Gruppierungen auf Kythira sind:

• ΟΛΟΙ ΜΑΖΙ („All Together“ bzw. „Gemeinsam alle“) — kommunale Wählergruppe: Diese Gruppe tritt bei Kommunalwahlen auf Kythira und Andikythira an und versteht sich als Zusammenschluss „aktiver Bürger“, die eine nachhaltige Entwicklung der Inseln anstreben und lokale Anliegen wie Wasser- und Abfallversorgung, Infrastruktur und Umweltschutz in den Mittelpunkt rücken.
• Kainourgia Mera („Neuer Tag“ bzw. „New Day“) — kommunale Partei/Bewegung: Diese kommunale Partei ist ebenfalls auf Kythira aktiv und hatte laut eigenen Angaben bereits Verantwortung in der Gemeindeverwaltung übernommen. Sie wirbt mit einer lokalen Agenda für die Inselgemeinschaft.

Justizwesen und Kriminalität

Bis 1986 wurde die Hafenkontrolle in Kythera und Antikythera von der Hafenbehörde von Gythio wahrgenommen, die zwei Hafenstationen unterhielt, eine in Agia Pelagia und eine in Kapsali. Seit 1987 unterstehen sie der Hafenbehörde von Neapolis Voies, wo sie von einer Hafenstation (Gythio) in eine Unterhafenbehörde umgewandelt wurden. Was die Zollkontrolle betrifft, so gibt es zwei Zollstationen, eine in Agia Pelagia und eine in Kapsali, die dem Zollamt von Githio unterstehen.

Auf Kythera gibt es ein Magistratsgericht und ein Landgericht. Früher gab es eine Unterverwaltung der Gendarmerie mit Sitz in der Inselhauptstadt und zwei Stationen, eine in Potamos und eine in Antikythera. Daneben gibt es alle anderen öffentlichen Dienste und Ämter der öffentlichen Versorgungsbetriebe.

Die Polizei (ELAS) hat auf Kythira eine kleine, aber effiziente Präsenz: Eine Wache in Chora (der Hauptstadt) mit etwa 10–15 Beamten, die für die gesamte Insel (inklusive Antikythera) zuständig ist. Sie konzentriert sich auf Verkehrsdelikte, kleine Diebstähle und Tourismussicherheit, nicht auf schwere Fälle. In den Sommermonaten, wenn die Bevölkerung auf bis zu 10.000 anwächst (durch Touristen und Diaspora-Gäste), verstärkt sich der Dienst, aber Vorfälle bleiben rar.

Das einzige „Problem“ – aber selbst hier sind es jährlich nur ein paar Fälle, meist in unbewachten Ferienhäusern. Türen offen lassen oder Wertsachen am Strand sind kulturell akzeptiert, ohne dass es ausgenutzt wird. Im Vergleich zu griechischen Durchschnittszahlen (63 Autodiebstähle pro Tag landesweit) ist Kythira bei null.

Flagge und Wappen

Offiziell verwendeet wird die blau-weiße griechische Nationalflagge mit dem Kreuz ist überall die offizielle Flagge der Insel (an Rathaus, Schulen, Hafen undsoweiter). Seit den 1990er Jahren gibt es eine inoffizielle, aber weit akzeptierte Kythira-Flagge, die vor allem von der Diaspora (besonders in Australien) und bei lokalen Festen verwendet wird. Die dunkelblaue Grundfarbe symbolisiert das Meer. Die Mitte ziert ein weißes venezianisches Löwenwappen (ähnlich dem Markuslöwen von Venedig, aber mit Schwanz nach links). Darunter findet sich oft der Name „ΚΥΘΗΡΑ“ oder „KYTHIRA“ in weißer Schrift. Diese Flagge erinnert an die fast 600-jährige venezianische Herrschaft (1207 bis 1797) und wird an vielen Häusern, Booten und bei Veranstaltungen gehisst. Sie ist jedoch nicht offiziell vom Gemeinderat beschlossen.

Das aktuelle offizielle Siegel des Dimos Kythiron ist ein schlichter runder Stempel mit der Aufschrift „ΔΗΜΟΣ ΚΥΘΗΡΩΝ“. In der Mitte befindeet sich meist das griechische Staatswappen (blau-weißes Schild mit Kreuz) oder nur der Schriftzug.

Daneben gibt es historische Symbole, die oft fälschlich als „Wappen“ gelten. Der venezianische Markuslöwe (geflügelt, mit Buch) erscheint auf vielen alten Gebäuden (zum Beispiel auf der Festung von Chora und in Mylopotamos) und wird deshalb oft als „Wappen Kythiras“ wahrgenommen. Die Aphrodite (als nackte Frau, die aus der Muschel steigt) wird touristisch und von der Diaspora gern als Symbol verwendet, taucht aber nie auf offiziellen Dokumenten auf.

Hauptort

Vom frühen 13. Jahrhundert bis zum verhängnisvollen Jahr 1537 war Paliochora die blühende Hauptstadt Kythiras. Die Stadt lag unsichtbar vom Meer aus auf einem hoch gelegenen Plateau im Norden der Insel, umgeben von steilen Abgründen – eine natürliche Festung, die vor Piraten schützen sollte. Hier lebten bis zu 3.000 bis 4.000 Menschen in engen Gassen, es gab über 25 Kirchen und Kapellen mit byzantinischen Fresken, einen Bischofspalast, Zisternen und eine kleine Festung. Paliochora war Sitz des venezianischen Statthalters, des orthodoxen Bischofs und des Handels. Der Hafen darunter war Kapsali, aber niemand wohnte dauerhaft an der Küste – bei Piratensichtung flohen alle hinauf in die „unsichtbare Stadt“.

Am 15. August 1537 erschien die Flotte des berüchtigten osmanischen Admirals Hayreddin Barbarossa vor der Insel. Weil Paliochora vom Meer aus nicht zu sehen war, glaubten die Bewohner zunächst, sicher zu sein. Doch ein Verräter (die Legende nennt einen verschmähten Liebhaber) führte die Türken über einen geheimen Pfad hinauf. In wenigen Stunden wurde die Stadt geplündert, niedergebrannt und fast die gesamte Bevölkerung – nach Schätzungen über 7.000 Menschen – in die Sklaverei verschleppt. Paliochora wurde nie wieder aufgebaut. Heute stehen nur noch Ruinen, verwunschen zwischen Oleander und Feigenbäumen – die „Pompeji Kythiras“.

Nach der Katastrophe von Paliochora beschloss die venezianische Verwaltung, die Hauptstadt an einen anderen, besser zu verteidigenden Ort zu verlegen. Schon seit dem 13. Jahrhundert gab es auf dem südlichen Bergrücken eine kleine Festung, die nun massiv ausgebaut wurde. Zwischen 1503 und den 1540er Jahren entstand das heutige Kastro von Chora – eine der größten venezianischen Festungen der Ägäis. Um die Burg herum wuchs eine neue Siedlung: weiße Häuser, enge Gassen, große Kirchen (zum Beispiel Panagia Myrtidiotissa als Schutzpatronin wurde später hierher verlegt) und der Sitz des Rektors.

Ab den 1540er Jahren war Chora offiziell die neue Hauptstadt. Der venezianische Statthalter (Rettore) residierte nun hier, der orthodoxe Bischof zog nach, und alle wichtigen Familien siedelten sich an. Der Hafen blieb Kapsali direkt unterhalb der Burg – diesmal aber mit Befestigungen und einem Wachtsystem. Seit diesem Umzug hat sich nichts mehr geändert. Unter britischer Herrschaft (1809 bis 1864) blieb Chora Hauptstadt. Nach der Vereinigung mit Griechenland 1864 wurde sie Sitz der Gemeinde und später des Dimos Kythiron. Und auch nach der Kallikratis-Reform 2011 ist Chora (offiziell „Kythira“) weiterhin Verwaltungssitz der gesamten Insel.

Heute leben in Chora selbst nur etwa 300 Menschen dauerhaft, aber sie ist das unbestrittene Herz Kythiras – mit Rathaus, Gymnasium, Archäologie-Museum, der großen Festung und dem Blick bis nach Kreta. Paliochora ist nur noch eine tragische Erinnerung, ein magischer Ort der Ruinen, während Chora seit fast 500 Jahren stolz und unzerstört über der Südküste thront.

Verwaltungsgliederung

Die Gemeinde Kythira besteht aus zwei Gemeinden mit insgesamt 14 Ortschaften. Die beiden Vorgängergemeinden haben den Status von Gemeindebezirken (Einzahl dimotiki enotita), die vormaligen Gemeindebezirke, die den Gemeinden vor 1997 entsprechen, haben den Status von Ortschaften (Einzahl dimotiki kinotita ‚städtische Gemeinschaft‘ – dies nur Andikyithra – bzw. topiki kinotita ‚lokale Gemeinschaft‘ – alle übrigen). Die Einwohnerzahlen in Klammern stammen aus dem Ergebnis der Volkszählung 2001.

Gemeindebezirk Kythira

• Ortschaft Kythira
  • Kythira (267)
  • Kalamos (Κάλαμος, 157)
  • Kapsali (Καψάλι, 71)
  • Manitochori (Μανιτοχώρι, 17)
  • Pourko (Πούρκο, 20)
  • Strapodi (Στραπόδι, 47)
• Ortschaft Aroniadika
  • Aroniadika (Αρωνιάδικα, 84)
  • Pitsinades (Πιτσινάδες, 12)
• Ortschaft Karavas
  • Karavas (Καραβάς, 103)
  • Vouno (Βουνό, 7)
  • Gerakari (Γερακάρι, 5)
  • Kryoneri (Κρυονέρι, 67)
  • Petrouni (Πετρούνι, 19)
  • Platia Ammos (Πλατιά Άμμος, 25)
  • Prongi (Προγκί, 11)
• Ortschaft Karvounades
  • Karvounades (Καρβουνάδες, 102)
  • Agios Ilias (Άγιος Ηλίας, 33)
  • Alexandrades (Αλεξανδράδες, 24)
  • Keramoto (Κεραμωτό, 29)
  • Pitsinianika (Πιτσινιάνικα, 73)
  • Stathianika (Σταθιάνικα, 6)
• Ortschaft Kondolianika
  • Kondolianika (Κοντολιάνικα, 37)
  • Goudianika (Γουδιάνικα, 30)
  • Tsikalaria (Τσικαλαριά, 46)
  • Fatsadika (Φατσάδικα, 59)
• Ortschaft Livadi
  • Livadi (Λιβάδι, 126)
  • Ano Livadi (Άνω Λιβάδι, 175)
  • Katsouni (Κατσούνι, 26)
  • Lourandianika (Λουραντιάνικα, 5)
  • Travasarianika (Τραβασαριάνικα, 38)
• Ortschaft Logothetianika
  • Logothetianika (Λογοθετιάνικα, 84)
  • Kominianika (Κομηνιάνικα, 3)
  • Kousounari (Κουσουνάρι, 22)
  • Lianianika (Λιανιάνικα, 1)
  • Perlengianika (Περλεγκιάνικα, 12)
• Ortschaft Mitata
  • Mitata (Μητάτα, 102)
  • Avlemonas (Αβλέμονας, 62)
  • Agia Moni (Αγία Μόνη, 1)
  • Viaradika (Βιαράδικα, 19)
  • Paleopoli (Παλαιόπολη, 4)
• Ortschaft Mylopotamos
  • Mylopotamos (Μυλοπόταμος [49)
  • Arei (Αραίοι, 13)
  • Kato Chora (Κάτω Χώρα, 13)
  • Piso Pigadi (Πίσω Πηγάδι, 24)
• Ortschaft Myrtidion (Τ.κ. Μυρτιδίων)
  • Drymon (Δρυμών, 68)
  • Kalisperianika (Καλησπεριάνικα, 36)
  • Kalokerines (Καλοκαιρινές, 21)
  • Moni Myrtidion (Μονή Μυρτιδίων, 3)
• Ortschaft Potamos
  • Potamos (Ποταμός, 396)
  • Agia Anastasia (Αγία Αναστασία, 8)
  • Agia Pelagia (Αγία Πελαγία, 281)
  • Kambos (Κάμπος, 0)
  • Trifyllianika (Τριφυλλιάνικα, 24)
• Ortschaft Fratsia
  • Fratsia (Φράτσια, 107)
  • Dokana (Δόκανα, 20)
• Ortschaft Frilingianika
  • Frilingianika (Φριλιγκιάνικα, 76)
  • Aloizianika (Αλοϊζιάνικα, 50)
  • Diakofti (Διακόφτι, 45)
  • Drymonari (Δρυμωνάρι, 13)
  • Kambos Paleopolis (Κάμπος Παλαιόπολης, 31)
  • Kastrisianika (Καστρισιάνικα, 45)

Gemeindebezirk Andikythira

• Ortschaft Andikythira (Δ. κ. Αντικυθήρων)
  • Potamos (Ποταμός, 18)
  • Galaniana (Γαλανιανά, 17)
  • Charchaliana (Χαρχαλιανά, 9)

           Verwaltungseinheiten:

           2 dimotikés enótites (Gemeindebezirke)

                       14 topikés koinótites (Ortsgemeinschaften)

                       59 choriá (Ortschaften)

Bevölkerung

Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 277,746 km².

           Bevölkerungsentwicklung:

           Jahr                 Einwohner      Dichte (E/km²)

           1851                  9 600             34,56

           1870                10 637             38,30

           1879                13 259             47,74

           1889                10 920             39,32

           1896                12 306             44,31

           1907                13 102             47,17

           1920                 9 709             34,96

           1928                 9 092             32,73

           104ß                 8 178             29,44

           1951                  6 297             22,67

           1961                  5 340             19,23

           1971                  3 961             14,26

           1981                  3 354             12,08

           1991                  2 951             10,62

           2000                  3 310             11,92

           2001                  3 354             12,08

           2002                  3 400             12,24

           2003                  3 430             12,35

           2004                  3 460             12,46

           2005                  3 500             12,60

           2006                  3 532             12,72

           2007                  3 600             12,96

           2008                  3 700             13,32

           2009                 3 800             13,68

           2010                 3 950             14,22

           2011                 3 973             14,30

           2012                 4 000             14,40

           2013                 3 980             14,32

           2014                 3 950             14,22

           2015                 3 900             14,04

           2016                 3 850             13,86

           2017                 3 800             13,68

           2018                 3 750             13,50

           2019                 3 700             13,32

           2020                 3 650             13,14

           2021                 3 605             12,98

           2022                 3 600             12,96

           2023                 3 550             12,78

           2024                 3 500             12,60

Volksgruppen

Die heutige Bevölkerung stammt von wenigen Dutzend alteingesessener Familien ab, deren Namen die wechselvolle Geschichte widerspiegeln: Fatseas, Kasimatis, Megalokonomos, Venardos, Protopsaltis, Sophios, Logothetis, Kalligeros, Kastrisios – Namen, die teils venezianisch-italienisch klingen, teils aus der Mani, aus Monemvasia oder von Kreta stammen. Jahrhunderte lang haben sich diese Familien untereinander verheiratet, sodass heute fast jeder Einheimische mit jedem verwandt oder verschwägert ist. Diese enge Verflechtung ist einer der Gründe für die berühmte Ruhe und Sicherheit der Insel: man löst Streitigkeiten lieber im Kaffeehaus als vor Gericht.

Historisch gab es nie nennenswerte Minderheiten. Während der fast 600-jährigen venezianischen Herrschaft lebten nur wenige katholische Beamte und Soldaten dauerhaft hier; nach 1797 verschwanden sie spurlos. Juden, Muslime oder Türken haben sich nie niedergelassen. Selbst albanischsprachige Arvaniten, die im 14. und 15. Jahrhundert als Söldner kamen, wurden innerhalb von zwei Generationen vollständig hellenisiert; sie hinterließen höchstens ein paar Ortsnamen wie Aroniadika.

Erst seit den 1990er Jahren ist die Insel wieder ein wenig bunter geworden – allerdings auf sehr bescheidene Weise. Die größte ausländische Gruppe sind etwa 200 bis 300 Albaner, die vor allem in der Landwirtschaft, im Bau und im Tourismus arbeiten. Ihre Kinder wachsen zweisprachig auf, gehen auf die örtlichen Schulen und werden als Teil der Gemeinschaft akzeptiert. Daneben gibt es eine kleine, aber wachsende Zahl von Westeuropäern – Briten, Deutsche, Niederländer, Skandinavier und vor allem Australier griechischer Herkunft –, die alte Steinhäuser kaufen und restaurieren. Viele leben ganzjährig auf der Insel, andere kommen nur im Sommer. Saisonkräfte aus Bulgarien, Rumänien oder Pakistan ergänzen im Hochsommer das Personal in Tavernen und Hotels.

Sprachlich ist Kythira ein Juwel: Man spricht einen klaren, melodischen neugriechischen Dialekt mit vielen altertümlichen und venezianischen Einsprengseln („forschare“ für vielleicht, „barka“ für Boot, „nonòs“ für Großvater). Die ältere Generation verwendet noch italienische und maniätische Wörter, die Jüngeren sprechen fast akzentfreies Hochgriechisch.

Sprachen

Auf Kythira hört man fast nur eine Sprache: Griechisch, und zwar einen der ältesten Dialekte des Landes. Wenn man abends durch die Dörfer geht, durch Potamos, Avlemonas oder die Chora, klingt es, als wäre die Zeit ein wenig stehen geblieben. Die alten Männer sagen noch „forschare“ statt „ίσως“ (vielleicht), die Frauen rufen „barka!“ wenn das Boot anlegt, und überall hört man „nonòs“ und „nonà“ für Großvater und Großmutter, Worte, die direkt aus dem venezianischen Italienisch der 500-jährigen Herrschaft stammen. Der Dialekt ist melodisch, langsam, fast singend, mit harten Mani-Konsonanten und kretischen Einsprengseln wie „amàn“ für „genug!“. Die Jungen sprechen zwar durch Schule und Fernsehen schon etwas „städtischer“, aber selbst sie rutschen sofort in den kytherischen Tonfall, sobald sie mit den Alten reden.

Vor Jahrhunderten war das anders. Bis 1204 sprach man hier Mittelgriechisch, dann kamen fast sechs Jahrhunderte lang venezianische Beamte und schrieben ihre Dokumente auf Italienisch. Aber das Venezianische blieb immer eine Sprache der Herrschenden; das einfache Volk hielt am Griechischen fest und übernahm nur ein paar praktische Wörter für Boot, Treppe und Familie. Albanische Söldner brachten im 14. und 15. Jahrhundert ein paar arvanitische Brocken mit, doch die verschwanden bis 1800 spurlos.

Heute ist die Insel sprachlich wieder fast rein. Die wenigen hundert ausländischen Arbeiter, vor allem Albaner, sprechen untereinander ihre Muttersprache, aber mit den Kindern und in der Öffentlichkeit nur Griechisch. Englisch versteht jeder unter fünfzig einwandfrei, dank Schule, Tourismus und der riesigen australischen Verwandtschaft. Italienisch können ein paar ältere Leute noch von Liedern oder Großeltern, aber aktiv spricht es niemand mehr.

Religion

Die Inselbewohner und fast jeder Exilant in der weltweiten Diaspora gehört der Griechisch-Orthodoxen Kirche an. Überall, wohin man schaut, stehen Kirchen: mehr als 365, eine für jeden Tag des Jahres. Viele sind winzige weiß-blaue Familienkapellen, die irgendwann ein Vorfahr zum Dank für ein Wunder oder eine gute Ernte gebaut hat. Sie thronen auf Felsen, verstecken sich in Olivenhainen oder markieren die höchsten Punkte der Dörfer. Die großen Dorfkirchen sind prachtvoll, voller Ikonen, Weihrauchduft und Gold. Jedes Dorf feiert sein eigenes Panigiri, das Kirchweihfest mit Musik, Lamm am Spieß und Tanz bis in den Morgen. Das größte Fest ist am 24. September für die Panagia Myrtidiotissa, die Schutzpatronin der Insel. Dann wird die wundertätige Ikone aus dem gleichnamigen Kloster in Prozession getragen, Tausende pilgern aus Australien, Amerika und Athen herbei, und Kythira verwandelt sich für ein paar Tage in ein einziges großes Gotteshaus unter freiem Himmel.

Die wichtigsten Klöster sind Panagia Myrtidiotissa im Westen (mit der schwarzen Madonna, die der Legende nach im 14. Jahrhundert in einem Myrtenstrauch gefunden wurde), Agios Theodoros bei Potamos, Agia Moni auf dem höchsten Berg und Agia Elesa bei Avlemonas. Der Metropolit von Kythira und Antikythera (seit 2004 Seraphim) residiert in Chora und ist für die ganze Insel zuständig. Er ist bekannt für seine konservative Haltung; während der Pandemie sprach er sich öffentlich gegen Impfungen aus, was auf der frommen Insel durchaus Gehör fand.

Die venezianische Zeit hat zwar katholische Spuren hinterlassen (ein paar lateinische Inschriften, der Markuslöwe über manchen Portalen), aber die katholischen Familien verschwanden nach 1797 vollständig. Die wenigen ausländischen Bewohner heute, Albaner, Engländer, Deutsche, respektieren die Orthodoxie oder halten sich zurück. Wer auf Kythira lebt, geht zumindest zu Ostern und zu den großen Festen in die Kirche. Die Glocken bestimmen den Rhythmus des Tages, und die Ikone der Myrtidiotissa ist das Symbol, das jeder Kythirier, egal ob in Sydney oder in Potamos, im Herzen trägt.

Siedlungen

Die Einwohnerzahlen der Ortschaften entwickelten sich wie folgt:

Siedlung	griechischer Name	Z 1991	Z 2001	Z 2011	Z 2021
Agía Pelagía [Agia Pelaghia]	Αγία Πελαγία	272	291	419	325
Áno Livádion	Άνω Λιβάδιον	103	192	284	182
Aroniádika	Αρωνιάδικα	72	83	77	80
Avlémonas	Αβλέμονας	69	66	81	92
Drymón [Drymonas]	Δρυμών	63	70	86	74
Fatsádika	Φατσάδικα	52	59	69	54
Frátsia	Φράτσια	100	111	148	108
Friligkiánika [Friligianika]	Φριλιγκιάνικα	62	72	78	96
Kálamos	Κάλαμος	165	157	223	175
Kapsálion	Καψάλιον	63	74	76	60
Karavás	Καραβάς	105	114	129	132
Karvounádes	Καρβουνάδες	109	104	119	112
Kastrisiánika [Kastrissianika]	Καστρισιάνικα	28	45	64	57
Kýthira [Chora]	Κύθηρα	253	375	281	246
Livádion [Livadi]	Λιβάδιον	130	130	77	175
Logothetiánika	Λογοθετιάνικα	112	81	153	177
Mitáta	Μητάτα	86	103	73	75
Pitsiniánika	Πιτσινιάνικα	49	72	79	75
Potamós	Ποταμός	338	384	476	440
Strapódion	Στραπόδιον	43	44	57	55

Chora, offiziell Χώρα Κυθήρων [Chóra Kythíron], thront auf einem 300 Meter hohen Felsplateau im Süden der Insel und ist das unbestrittene Herz Kythiras. Wer mit der Fähre aus Diakofti ankommt und die Serpentinenstraße hochfährt, sieht sie plötzlich vor sich: ein schneeweißes Häusermeer, das sich an den Hang schmiegt, überragt von der gewaltigen venezianischen Festung aus dem 13. Jahrhundert, die wie ein gestrandetes Schiff über der Ägäis wacht. Die Burg, einst von den Byzantinern begonnen und von den Venezianern ausgebaut, ist das Wahrzeichen schlechthin – von ihren Zinnen blickt man über die endlose See bis nach Kreta an klaren Tagen und hinunter auf die Doppelbucht von Kapsali mit ihren zwei türkisblauen Stränden.

Die Gassen von Chora sind schmal, weiß getüncht und voller blauer Fensterläden, typisch kykladisch-venezianisch gemischt. Autos bleiben unten am Parkplatz; man läuft durch Bogengänge, vorbei an alten Herrenhäusern mit Wappen der venezianischen Adelsfamilien und kleinen Kapellen, die wie Schmuckstücke in die Mauern eingelassen sind. Das Zentrum bildet die große Platía mit der Kirche Panagía Myrtidiótissa und dem Rathaus, wo abends die Alten Karten spielen und Kinder Fußball zwischen den Tischen der beiden Kafenia treiben. In den Seitengassen verstecken sich winzige Läden mit Handwerk, Honig, Keramik und Souvenirs, eine Apotheke, zwei Banken und ein paar Tavernen, die abends ihre Tische auf die Gasse stellen.

Ganz anders Potamos, das größte Dorf der Insel. Der Ort liegt im fruchtbaren Norden, eingebettet zwischen sanften Hügeln und Olivenhainen, etwa 20 Autominuten von Chora entfernt. Hier pulsiert das echte Insel-Leben.Der Ort ist um einen großen, baumbestandenen Dorfplatz gebaut, auf dem sonntags der berühmte Wochenmarkt stattfindet: Tische voller Thymianhonig, Olivenöl, selbstgemachter Tsipouro, frischem Gemüse, Käse und den legendären kytherischen Paximadi-Rusk. Ringsum reihen sich Cafés, Tavernen, der Supermarkt, die Bäckerei, die Apotheke, die Post und das einzige richtige Fischgeschäft der Insel. Potamos ist das Handels- und Treffzentrum – hier trifft man sich, trinkt Frappé, tauscht Neuigkeiten und kauft ein. Die Architektur ist schlichter als in Chora: weiße Würfelhäuser mit flachen Dächern, dazwischen einige alte Steinhäuser und die große Kirche Agios Ioannis mit ihrem Glockenturm. In den Seitenstraßen stehen noch einige der typischen kytherischen Windmühlen, die früher Getreide mahlten. Im Sommer wird der Platz abends zur Open-Air-Diskothek für die Jugend, während die Alten in den Kafenia bleiben.

Die meisten der über 60 Dorfnamen enden auf „-anika“, einige wenige auf -athika, -iana und -wades. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Dörfer nach einflussreichen Familien benannt sind, die sich als erste in dieser Region niedergelassen haben. Logothetianika ist zum Beispiel vom griechischen Nachnamen Logothetis abgeleitet.

Verkehr

Kythera ist ganzjährig durch Fähren mit Piräus und Kastelli auf Kreta verbunden. Sie sind auch mit Gythio und Neapoli in Lakonien verbunden. Kythera hat einen internationalen staatlichen Flughafen „Alexandros Aristotelous Onassis“ und ist ganzjährig mit Olympic Air oder Aegean Air mit Athen verbunden. Ebenfalls ganzjährig besteht eine Verbindung mit der Fluggesellschaft Sky Express. Charterflüge werden von April bis Oktober von dänischen und niederländischen Fluggesellschaften, Transavia.com und Danish Air Transport durchgeführt. Der Flughafen liegt 24 km von Kythera-Stadt entfernt.

Straßenverkehr

Der Straßenverkehr auf Kythira ist durch ein relativ dichtes und gut ausgebautes Netz geprägt, das für eine Insel dieser Größe überdurchschnittlich ist – im Vergleich zu ähnlich großen Inseln wie Amorgos oder Ikaria verfügt Kythira über mehr Asphaltstraßen und bessere Erreichbarkeit der Dörfer und Strände. Dennoch erfordert das Fahren hier Geduld und Vorsicht, da die Topografie mit steilen Hügeln, scharfen Kurven und teils schmalen Wegen die Fahrt herausfordernd macht. Die Hauptverkehrsader ist eine zentrale Nord-Süd-Straße, die die Insel von Norden (bei Diakofti) bis Süden (bei Kapsali) durchquert und mit vielen Nebenstraßen abzweigt, um die zahlreichen Siedlungen, einschließlich der Hauptstadt Chora, zu verbinden.

Das Straßennetz umfasst hauptsächlich asphaltierte Wege, die zu den meisten Dörfern und mehr als der Hälfte der über 40 Strände führen – darunter beliebte Spots wie Kaladi, Limnionas oder Agios Nikolas, die in 15 bis 30 Minuten vom Zentrum aus erreichbar sind. Die Entfernungen sind kurz: Von Kapsali im Süden bis Platia Ammos im Osten sind es etwa 33 Kilometer, von Avlemonas bis Mylopotamos rund 17 Kilometer. Dennoch sind viele Straßen kurvenreich, oft von Vegetation überwuchert und stellenweise eng, sodass sie nur für einspurigem Verkehr ausgelegt wirken; Gegenverkehr erfordert Ausweichen. In den ländlichen Gebieten, besonders zu abgelegenen Buchten, wechseln die Wege in Schotter- oder Dirt Roads über, die für Mietwagen nicht empfohlen werden – hier ist ein Geländewagen oder Motorrad von Vorteil, und es gilt, langsam zu fahren, um Schäden zu vermeiden. Auf diesen unbefestigten Pfaden durch Schluchten oder Klippenwege zu Stränden wie Routsouna oder Sparagario kann die Fahrt abenteuerlich werden, birgt aber Risiken wie Rutschgefahr bei Regen oder plötzliche Tierüberquerungen (Ziegen, Schafe oder Hunde streunen oft frei herum).

Der öffentliche Verkehr spielt auf Kythira eine untergeordnete Rolle: Es gibt kein ganzjähriges Busnetz (KTEL), sondern nur saisonale Linien in den Sommermonaten von Mai bis September, die die Häfen (Diakofti und Kapsali), den Flughafen und das Zentrum verbinden – ideal für Transfers nach Fähr- oder Flugankunft, aber unzureichend für umfassende Erkundungen. Busse verkehren mehrmals täglich, doch Fahrpläne sind flexibel und hängen von Schiffsankünften ab; Tickets erhält man beim Fahrer. Taxis sind eine zuverlässige Alternative, mit Ständen am Flughafen und Hafen; es gibt rund ein Dutzend Fahrzeuge, die Preise variieren je nach Distanz und Uhrzeit, und eine Vorabvereinbarung ist ratsam, besonders abends. Für unabhängige Reisende ist das Mieten eines Autos oder Motorrads unerlässlich – es gibt mehrere Vermieter in Chora, Livadi und am Flughafen, mit Preisen ab 30 € pro Tag in der Nebensaison. Viele Urlauber bringen ihr eigenes Fahrzeug mit der Fähre mit, da die Insel keine Autobahnen hat und der Verkehr im Sommer durch Touristen zunimmt, aber nie überlastet ist.

Verkehrsregeln folgen den griechischen Standards: Rechtsverkehr, Geschwindigkeitslimits von 50 km/h in Ortschaften, 90 km/h außerorts (lokale Beschilderung beachten, z. B. bei Schulen) und kein Tempolimit auf der Hauptstraße, aber Vorsicht ist geboten. Es gibt keine Ampeln auf der gesamten Insel, was das Fahren entspannter macht, aber auch Konzentration erfordert. Die Polizei führt zufällige Kontrollen durch, ohne dass ein konkreter Verdacht nötig ist – Führerschein und Papiere immer bereithalten. Tankstellen sind rar: Nur vier an der Hauptstraße, zwei nördlich bei Potamos, je eine in Kontolianika und Livadi; in der Hochsaison (Juli/August) kann es zu Engpässen kommen, also tanken, wenn der Tank halb voll ist. Der Verkehr ist generell ruhig und sicher, mit geringer Unfallrate, doch im Winter parken Einheimische enger, und nebelige oder regnerische Tage (selten, aber möglich) machen die Klippenstraßen riskant. Für Radfahrer oder Wanderer gibt es ergänzende Wege, aber der Straßenverkehr dominiert die Mobilität.

Schiffsverkehr

Obwohl die Insel seit Jahrhunderten ein Handelsweg ist, wurde der Bau eines modernen Hafens bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts immer wieder verschoben. Jahrhunderts verschoben. 1933 wurde der Bau eines Hafens im Dorf Agia Pelagia in Angriff genommen, doch aufgrund finanzieller und behördlicher Probleme wurde er erst Jahrzehnte später fertiggestellt. Der kleine Hafen von Agia Pelagia (der derzeit von einem Fährhafen zu einem Hafen für Touristen und Freizeitboote umgebaut wird) war bis Mitte der 1990er Jahre der Haupthafen der Insel. Zu dieser Zeit wurde der neue Hafen von Diakofti, der ursprünglich von der britischen Kolonialverwaltung im 19. Jahrhundert ausgewählt worden war, zusammen mit einer modernen, breiteren Straße gebaut, um größere Fracht- und Passagierschiffe zu unterstützen. Der Hafen von Diakofti wird derzeit im Linienverkehr von/nach Gythion, Kalamata, Antikythera, dem Athener Hafen von Piräus, Kreta und Neapolis - Vatika angelaufen. Es gibt Vorschläge, einen Jachthafen an der Südseite des Hafens anzuschließen, doch liegen noch keine Pläne oder Fahrpläne vor. Außerdem ist der Hafen von Agia Patrikia (nördlich von Agia Pelagia) der wichtigste Hafen für Fischerboote mit zwei breiten Bootsrampen und einer Bootsreparaturwerkstatt.

Flugverkehr

Der Flughafen der Insel, Kithira Island National Airport „Alexandros Aristotelous Onassis“, wurde 1998 renoviert und das Terminal und der Kontrollturm wurden neu gebaut. Olympic Air bietet mehrmals wöchentlich Linienflüge nach Athen an, während im Sommer auch Charterflüge üblich sind. Sky Express, eine inländische griechische Fluggesellschaft, bietet drei Flüge pro Woche nach Korfu, über Zakynthos, Kefalonia und Preveza. Die Anreise nach Kythira mit dem Flugzeug gilt als die zuverlässigste Methode, die Insel zu erreichen, da sie weniger von den starken Winden beeinträchtigt wird, die die Überfahrt mit der Fähre verhindern. Der Flughafen wurde 1972 eröffnet.

Airlines	Ziele
Olympic Air	Athen
Sky Express	Athen
Smartwings	saisonal: Prag (Charter)
Transavia	Amsterdam

Kithira Island National Airport

• griechischer Name:  Κρατικός Αερολιμένας Κυθήρων [Krfatikós Aeroliménas Kythíron]
• Code:  KIT / LGKC
• Lage:  36°16‘27“ N, 23°01‘01“ O
• Seehöhe: 319 m (1.045 ft)
• Inbetriebnahme:  1972
• Betreiber:  Hellenic Civil Aviation Authority (HCAA)
• Terminal:  1
• Rollbahn: 1
• Länge der Rollbahn:  1461 m (Asfalt)
• Fluggesellschaften:  3
• Flugzeug-Standplätze:  ca. 20
• jährliche Passagierkapazität: 
• jährliche Frachtkapazität: 
• Flughafen-Statistik:  Jahr Flugbewegungen Passagiere       Fracht in t

                       2015                1 170               37 870            

                       2018                   960               37 031            

Wirtschaft

Die Menschen hauptsächlich von der Viehzucht, vom Gemüseanbau und von der Olivenkultivierung. Zwischen den niedrigen Bergen liegen Täler, in denen Getreide und Gemüse gedeiht. Passend zur unberührten Natur werden weitgehend Bioprodukte produziert, wobei insbesondere Olivenöl und Honig zu den örtlichen Spezialitäten gehören.

Seit dem späten 20. Jahrhundert hat sich die Wirtschaft Kythiras weitgehend auf den Tourismus konzentriert und ist dabei vom Tourismus abhängig geworden, der den größten Teil des Einkommens der Insel ausmacht, obwohl Kythira nicht zu den beliebtesten Reisezielen Griechenlands gehört. Die Hauptsaison beginnt in der Regel mit dem griechischen Pfingstfest Ende Mai und dauert bis Mitte September. In dieser Zeit, vor allem im August, verdreifacht sich die Einwohnerzahl der Insel oft, da Touristen und Einheimische in den Urlaub zurückkehren. Die Abhängigkeit vom Tourismus hat in vielen Dörfern der Insel zu einer verstärkten Bautätigkeit geführt, vor allem für kommerzielle Zwecke (Hotels und Gaststätten, Geschäfte usw.), aber auch für Zweitwohnsitze; prominente Beispiele sind Agia Pelagia und Livadi, die beide seit Anfang der 1990er Jahre einen erheblichen Zuwachs ihrer Größe verzeichnen konnten.

Geringere Einnahmequellen sind der Thymianhonig, der in Griechenland für seinen reichen Geschmack berühmt ist, sowie der Anbau von Gemüse und Obst in kleinem Maßstab und die Viehzucht, die sich jedoch zunehmend auf den lokalen Verbrauch beschränkt.

Landwirtschaft

jede Familie besitzt noch ein Stück Land – meist terrassierte Hänge mit uralten Olivenbäumen, Trockenmauern und kleinen Gemüsegärten. Die Landwirtschaft ist ein kulturelles Erbe, das nach dem verheerenden Waldbrand von Juli 2025 (über 10.000 Hektar sind verbrannt) gerade neu formiert wird. Die drei traditionellen Säulen der agrarischen Produktion sind Olivenanbau, Thymianhonig  sowie Gemüsen, Hülsenfrüchte und Kräuter in Trockenfmeldanbau.

Die Insel zählt schätzungsweise 150.000 bis 200.000 Olivenbäume, viele über 500 Jahre alt. Die dominierende Sorte ist die kleine, aromatische Lianolia (auch „Kythiraika“ oder „Throumbolia“ genannt). Das Öl ist intensiv fruchtig, pfeffrig und hat oft unter 0,3 % Säure – Spitzenqualität. Seit 2022 trägt „Elaio Kythiron“ die geschützte Ursprungsbezeichnung g.U. Kythira. Viele Produzenten (zum Beispiel in Karavas, Mylopotamos und Gerakari) sind bio-zertifiziert. Der Brand 2025 hat etwa 30 bis 40 % der Bäume geschädigt oder vernichtet, doch Olivenbäume sind extrem widerstandsfähig und treiben oft wieder aus. Neue Pflanzungen mit EU-Förderung laufen bereits.

Kythira ist eine der wenigen griechischen Inseln, deren Honig fast ausschließlich aus wildem Thymian und anderen Bergkräutern stammt. Der Honig ist hell, kristallisiert schnell und hat einen intensiven aromatischen Geschmack. Er wurde mehrfach bei den Great Taste Awards und London Honey Awards ausgezeichnet. Wichtige Imkereien sitzen in Fratsia, Aroniadika und Potamos. Auch hier traf der Brand 2025 hart: Viele Bienenvölker wurden evakuiert oder gingen verloren, aber die Wiederbesiedlung ist dank der schnellen Regeneration der Macchia bereits im Gange.

Typisch sind Schwarzaugenbohnen („mavrommatika“), Kichererbsen, Linsen und die kleinen runden Zucchini „kolokythakia“. Alles wächst ohne künstliche Bewässerung – nur mit Winterregen und Trockenmauern, die Feuchtigkeit halten. Auf den Plateaus von Avlemonas und Trifyllio gibt es kleine Familienbetriebe, die seit 2023 unter der Marke Kythira Terra vermarkten.

Weinbau

Wein wurde auf Kythira bereits in minoischer Zeit (-2. Jahrtausend) angebaut. Die Insel besaß einst über 40 lokale Rebsorten, von denen viele nach der Phylloxera-Katastrophe und der Massenabwanderung in den 1950er und 1960er Jahren verschwanden. Seit etwa 2015 erlebt der kytherische Wein einen spektakulären Wiederaufstieg. Die wichtigsten Rebsorten sind:

• Petrolanos (Weiß): aromatisch, erinnert an Assyrtiko und Malvasia, aber eigenständig.
• Arikaras (Rot): tanninreich, dunkle Beeren, oft als Cuvée mit Agiorgitiko.
• Moscato Kythiron (süß): aus getrockneten Trauben, Likörwein-Tradition
• Thrapsa und Goustolidi: fast ausgestorbene Sorten, die gerade wieder gepflanzt werden.

Zu den modernen Weingütern und Projekten gehören:

• Kythira Wines – Domaine Mercouri (Kooperation mit dem Peloponnes-Weingut Mercouri): seit 2018, biologischer Anbau in Mitata und Vouno.
• Ktima Fatourou in Fratsia: kleines Familienweingut, das Petrolanos und Arikaras in Amphoren ausbaut.
• Selitas Wines in Potamos: experimentelle Naturweine, Orange-Weine, Pet-Nats.
• Kythira Vineyards Project (seit 2022): von jungen Rückkehrern, die alte Terrassen in Karvounades und Paleopolis wieder aufbauen und autochthone Sorten retten.

Die Weinberge liegen meist auf 200 bis 400 m Höhe, profitieren von kühlen Nordwinden (Meltemi) und kalkreichen Böden. Die Erträge sind winzig (oft unter 30 hl/ha), dafür die Qualität außergewöhnlich. Viele Weine werden bereits... und sind nur auf der Insel oder in ausgewählten Athener Weinbars erhältlich.

Fischerei

Die Fischerei ist klein und familienbetrieben. 25 bis 30 registrierte Berufsfischer und etwa doppelt so viele Hobby- oder Nebenerwerbsfischer arbeiten von der Insel aus. Die Boote sind fast alle unter 12 Meter Länge: traditionelle Holz-Kaïkia (6 bis 9 m) mit Außenbordmotor oder etwas modernere Fiberglasboote. Heimathäfen sind Avlemonas (Osten, der wichtigste Fischereihafen), Agia Pelagia (Norden), Kapsali (Süden, touristisch, aber mit 4 bis 5 aktiven Booten), Diakofti (moderner Hafen, nur wenige Boote), Plateaus und kleinere Buchten (zum Beispiel Limnionas, Fourni, Kaladi) werden saisonal von Einzelbooten genutzt. Die meisten Fischer gehören Familien an, die seit Generationen fischen. Viele haben nebenbei Olivenhaine oder arbeiten im Sommer im Tourismus – klassischer Insel-Pluriactivity.

Die Fischerei ist streng saisonal und wetterabhängig:

• Oktober–April: Netzfischerei („dyktia“) auf Sardellen, Makrelen, Goldbrassen und Meerbarben.
• Mai–September: Langleinen („paragadia“) auf Zackenbarsch („sfyrida“), Zahnbrasse („synagrida“), Rotbarsch und – wenn Glück ist – Schwertfisch.
• Ganzjährig: Reusen und Fallen auf Oktopus („chtapodi“), Tintenfisch und Langusten.

Seit 2018 gilt auf Kythira ein freiwilliges No-Take-Zone-Projekt in der Bucht von Agia Pelagia und rund um die kleine Insel Chytra (Meereshöhle): dort ist jeglicher Fang verboten. Das Ergebnis: deutlich mehr und größere Fische in den umliegenden Gewässern – ein Modellprojekt der Universität Athen und der Fischereigenossenschaft.

Wichtige Fischarten und Spezialitäten sind frischer Oktopus (an der Leine getrocknet, ein Markenzeichen der Tavernen in Avlemonas), Sardellen und Anchovis („gavros“ und „sardela“), Rote Meerbarbe („barbounia“) Zackenbarsch und Zahnbrasse sowie Schwertfisch (Lselten, aber wenn ein Boot einen fängt, weiß es abends die ganze Insel).

Es gibt keinen zentralen Fischmarkt. Der Fang wird auf drei Wegen verkauft: Direkt vom Boot an Tavernen und Einheimische (oft schon am Kai ausverkauft), über die drei Fischgeschäfte in Potamos („Psaragora tou Giorgou“), in Chora (kleines Geschäft neben dem Supermarkt) und in Livadi (nahe dem Hafen) sowie an Händler aus Neapoli oder Piräus, die ein-bis zweimal wöchentlich kommen (vor allem für größere Mengen Sardellen und Oktopus). Die Preise sind deutlich höher als auf dem Festland, weil alles frisch und in kleinen Mengen ist. Eine rote Meerbarbe kostet leicht 40 bis 60 €/kg, Oktopus 14 bis 18 €/kg.

Handwerk

Die Insel setzt auf hochwertiges, handwerkliches Kleinunternehmertum. Die Familie Kassimatis in Potamos führt seit 1890 die bekannteste Töpferei der Insel (fünfte Generation). Im alten Holzofen entstehen nach wie vor die klassischen kytherischen „pitharia“ (große Vorratskrüge), Wasserkrüge mit Schnabel, Osterkäseformen und die typischen blau-weißen Blumentöpfe. In Drymonas und Kontolianika gibt es zwei weitere kleine Werkstätten, die teils moderne Designs und Leuchten anbieten, aber immer noch von Hand drehen.

Drei alte Schmiede sind noch aktiv: in Mylopotamos, Karavas und Livadi. Sie schmieden die berühmten kytherischen Rebmesser „tsapakia“ (mit der charakteristischen gebogenen Klinge) und Olivenholz-Hackmesser „kopanelli“ aus alten LKW-Federn oder Sägeblättern. Die Klingen werden von Hand geschliffen und halten ein Leben lang. Viele junge Landwirte lassen sich heute wieder neue Messer anfertigen – ein Zeichen der Rückbesinnung.

In Aroniadika und Fratsia gibt es zwei Tischleieren bzw. Schreinereien, die ausschließlich mit lokalem Oliven-, Johannisbrot- und Zypressenholz arbeiten. Sie bauen traditionelle Betten, Truhen und die typischen kytherischen Stühle mit geflochtener Sitzfläche aus Schilf. Seit dem Waldbrand 2025 verarbeiten sie auch das tote Holz von verbrannten Olivenbäumen zu einzigartigen Tischen und Skulpturen.

In Mitata und Pitsinades weben noch einige ältere Frauen auf alten Holzwebstühlen Tischdecken, Vorhänge und die klassischen „petsetes“ (Handtücher mit geometrischen Mustern). Eine junge Kooperative „Kythira Weaves“ (seit 2022) belebt das Handwerk wieder und verkauft über Instagram und den Shop in Chora.

Aus dem einheimischen Schilf („kalami“) werden noch immer Körbe, Matten und die traditionellen Fischfallen geflochten – vor allem in Avlemonas und Agia Pelagia. Zusätzliuch dazu haben Rückkehrer das Handwerk wieder populär gemacht:. In letzter Zeit entstanden sind:

• Seifen- und Kosmetikmanufaktur „Kythira Herbs“ (aus Olivenöl, Honig und Kräutern)
• Mikrobrauerei „Kythira Beer“ in Mitata (seit 2021, drei Sorten mit lokalem Thymian)
• Lederwerkstatt in Kapsali (Taschen und Sandalen aus pflanzlich gegerbtem Leder)
• Schmuckdesigner, die mit Treibholz und Meerglas arbeiten

Industrie

Auf Kythira bestehen einige handwerkliche Manufakturen, die industriell wirken:

• 13 kleine Olivenöl-Mühlen (meist familiengeführt, modernisiert mit EU-Förderung) pressen kalt und füllen direkt ab. Größte: Kooperative in Potamos und die Bio-Mühle von Manolis Protopsaltis in Gerakari.
• Drei professionelle Schleudern und Abfüllanlagen (Fratsia, Karavas, Potamos). Der Thymianhonig wird in Gläser von 30 g bis 5 kg abgefüllt und exportiert bis nach Australien und in die Emirate.
• Die vier aktiven Weingüter (Mercouri-Kooperation, Fatourou, Selitas, Kythira Vineyards) und etwa zehn private Brennereien für Tsipouro und Liköre arbeiten handwerklich, aber mit Edelstahltanks und Temperaturkontrolle.
• Vier traditionelle Holzofen-Bäckereien (Potamos, Livadi, Chora, Mylopotamos) und zwei kleine Manufakturen für „xirotigana“ und „melomakarona“ mit eigenem Honig.

Wasserwirtschaft

Auf Kythira herrscht ein ständiger Kampf gegen die Trockenheit, die durch starke Nordwinde und kalkhaltige Böden verschärft wird, sodass der Dimos Kythiron, die Inselgemeinde, auf eine Mischung aus traditioneller Sammlung und moderner Ergänzung setzt, um die 3.500 Einwohner sowie saisonale Touristen zu versorgen. Historisch floss das Leben in Tälern wie Mylopotamos, wo 23 alte Wasser-Mühlen entlang eines kleinen Baches die Getreide mahlten und Obstgärten bewässerten, doch seit den 1950er Jahren, als Öl-Mühlen sie verdrängten, dienen diese Relikte heute mehr als Touristenattraktionen mit kaskadenförmigen Wasserfällen, die Schatten und Erfrischung bieten, während sie an eine Zeit erinnern, als Wasser aus Quellen und Regenbecken reichlich floss.

Mit nur wenigen Quellen und Flüssen ist die Insel auf Regenwasser-Sammlung angewiesen, das in Zisternen und Reservoirs gespeichert wird, ergänzt durch Tankwagen vom Festland, die besonders im Sommer anrücken, wenn Dürren wie 2007 oder 1993 die Speicher leeren.  Der nationale Rahmen, geregelt durch das Umweltministerium, teilt Griechenland in Flussbecken-Distrikte ein, in denen Kythira als Teil der südlichen Region fällt, wo Landwirtschaft – vor allem Oliven und Kräuter – bis zu 80 Prozent des Wassers beansprucht, was zu Konflikten führt, da Tourismus und Haushalte um jeden Tropfen ringen. EU-Förderungen treiben Projekte voran, wie verbesserte Regenwassernutzung in Dörfern wie Potamos oder kleine Entsalzungsanlagen in Küstennähe, die salzhaltiges Meerwasser in Trinkwasser verwandeln, doch die Kosten sind hoch und die Abhängigkeit von Fähren aus Neapoli bleibt ein Schwachpunkt, der bei Stürmen die Versorgung bedroht.

Energiewirtschaft

Die Energiewirtschaft auf Kythira spiegelt den griechischen Übergang wider, wo das Land von 8 Prozent erneuerbarem Anteil 2008 auf über 50 Prozent 2023 kletterte und bis 2030 auf 80 Prozent zielt, doch auf der Insel wirkt sich das durch die Isolation und den Waldbrand von 2025 aus, der nicht nur Vegetation vernichtete, sondern auch Stromnetze belastete. Derzeit hängt Kythira vom Festland ab, mit Unterseekabeln, die Energie aus dem Peloponnes liefern, ergänzt durch Diesel-Generatoren für Notfälle, was die Kosten in die Höhe treibt, während das Ziel der Kohlephase-out bis 2028 national drängt, aber Inseln wie diese durch Projekte der Clean Energy for EU Islands Initiative unterstützt werden. Wind, als 77 Prozent der griechischen Erneuerbaren, ist hier prädestiniert durch die ständigen Meltemi-Winde, die die Hügelkämme peitschen, doch ein ambitioniertes Vorhaben von TERNA Energy – drei Windparks mit 30 Turbinen und 132 Megawatt Kapazität – stößt auf heftigen Widerstand der Bewohner, die befürchten, dass die Anlagen in Natura-2000-Gebieten, sensiblen Vogelzug-Routen, die fragile Ökologie zerstören und die Insel industrialisieren, statt sie als grünes Paradies zu erhalten.

Kleine Solaranlagen auf Dächern in Chora und Kapsali decken Haushalte ab, unterstützt durch EU-Subventionen, die den Greek Island Decarbonisation Fund mit zwei Milliarden Euro finanzieren, um Inseln wie Kythira mit Speicherlösungen und Netzverbindungen auszustatten. Hydrogeothermie, obwohl in der Ägäis potenziell hoch, spielt hier kaum eine Rolle, da tiefe Ressourcen fehlen, doch Projekte wie Batterie-Speicher von 3,1 Gigawatt bis 2030 sollen Schwankungen ausgleichen und die Abhängigkeit von Tankern reduzieren.

Abfallwirtschaft

Im Bereich der Abfallwirtschaft kämpft Kythira mit den nationalen Schwächen Griechenlands, wo 81 Prozent des Abfalls noch deponiert werden und Recycling bei 19 Prozent stagniert, doch die Insel nutzt ihre Kleinheit, um Fortschritte zu machen, inspiriert von Vorbildern wie Kythnos, wo 86 Prozent recycelt werden und Deponien geschlossen sind. Der Dimos organisiert hauptsächlich Sammelsysteme, die durch Tür-zu-Tür-Co-Mingled-Sammlung für Papier, Plastik und Metall ergänzt werden, mit blauen Behältern für Glas in Dörfern wie Livadi und Potamos, während der Rest – organische Abfälle aus Tavernen und Haushalten – oft landfülltechnisch endet, was durch die neue Deponiegebühr von 20 Euro pro Tonne seit 2023 unter Druck gerät. Initiativen wie Rewarding Recycling belohnen Bürger mit Centen pro Flasche, und Kooperationen mit HERRCO sorgen für separate Sammlung von Verpackungen, die in Sorting Plants auf dem Festland verarbeitet werden, doch die Isolation erschwert den Transport, sodass illegale Deponien – ein Relikt der Krise – immer noch vorkommen.

Der Waldbrand 2025 hat Asche und Schutt hinterlassen, die die Systeme überfordern, aber auch Chancen schaffen: Projekte des DAFNI-Netzwerks testen Elektrofahrzeuge für Sammlungen, und Polygreen-ähnliche Shredder-Anlagen könnten nicht-recycelbares Material in Brennstoff für Zementwerke umwandeln, was den Kreislauf schließt. Auf nationaler Ebene treibt die EU-Richtlinie 2008/98/EG Fortschritte an, mit Zielen von 65 Prozent Recycling bis 2035, und Kythira profitiert von Förderungen, die Kompostierung in Olivenhainen fördern, um organische Abfälle in Dünger zu verwandeln, der wiederum Wasser spart, indem er Böden feucht hält.

Handel

Der Handel auf Kythira dreht sich um Authentizität und Saisonalität, mit Märkten als Herzstück der Gemeinschaft. Der wöchentliche Flohmarkt in Potamos, dem größten Dorf im Norden mit 500 Einwohnern, findet jeden Sonntagmorgen statt und zieht Einheimische und Touristen an. Hier verkaufen kleine Produzenten frische Früchte, Gemüse, Käse, traditionelle Süßigkeiten und das berühmte Tsirigotiko-Ladopaximadi – knusprige Olivenruss aus lokalen Rezepten, die mittlerweile in ganz Griechenland und im Ausland gefragt sind. Der Markt dient nicht nur dem Einkauf, sondern als Treffpunkt mit Cafés und Gesprächen, was den sozialen Charakter unterstreicht. Saisonale Märkte in Livadi (dem Hafenort), Fratsia oder Kapsali ergänzen dies: Im Sommer blühen Stände mit Fleur-de-Sel aus den Salinen, Amaranth-Kompositionen (Sempreviva) und Gewürzen auf, die essenziell für die griechische Küche sind.

Lokale Produkte dominieren den Handel und machen Kythira zu einem Paradies für Feinschmecker. Das Thymianhonig, international ausgezeichnet und aus der einzigartigen Flora der Insel gewonnen, wird in kleinen Manufakturen wie in Mylopotamos produziert und exportiert. Olivenöl aus trockenen Hainen, trockener Wein (Sorten wie Petrolanos) und Tsipouro (eine klare Grappa-ähnliche Spirituose) stammen von Genossenschaften, die EU-Standards einhalten. Handwerkliche Waren wie handbemalte Keramik aus Familienbetrieben (zum Beispiel das fünfte Generation-Unternehmen in Potamos) oder traditionelle Textilien runden das Angebot ab. In Chora (Kythira-Stadt), der Hauptstadt im Süden, finden sich Galerien und Boutiquen mit Souvenirs: Von Aphrodite-Figuren bis zu handgefertigtem Schmuck aus lokalen Materialen. Der Kapsali-Markt nahe dem malerischen Hafen ist ein Muss für Besucher – hier mischen sich frische Meeresfrüchte mit Lederwaren und Textilien, oft mit Möglichkeit zum Feilschen (bis zu 10–15 % Rabatt in traditionellen Läden).

Die Geschäftslandschaft auf Kythira ist kompakt und dorfzentriert, mit Fokus auf Versorgung und Tourismus. In Potamos, dem wirtschaftlichen Zentrum, gibt es eine hohe Dichte an Läden: Supermärkte wie Panagiotopoulos Bros, AB Vasilopoulos oder Gkikas Super Market decken den Alltag ab, mit Regalen voller kytherischer Spezialitäten. Ergänzt werden sie durch Bäckereien, die Paximatia backen, und Apotheken. Chora bietet eine Mischung aus Souvenirläden in den engen Gassen unter der venezianischen Festung – weißgetünchte Häuser mit Boutiquen für Kleidung, Accessoires und Kunsthandwerk. Avlemonas und Agia Pelagia, ruhige Küstendörfer, haben kleine Shops mit Kräutern, Honig und Olivenprodukten, oft familiengeführt und mit persönlichem Service.

Touristische Hotspots wie Kapsali oder Livadi beherbergen Mini-Märkte, Cafés mit angrenzenden Ständen und sogar Retro-Läden mit Antiquitäten. Bargeld ist in kleineren Geschäften üblich, Kreditkarten in größeren akzeptiert – Apps wie Google Maps helfen bei der Orientierung. Die Digitalisierung gewinnt an Fahrt: Viele Produzenten verkaufen über Portale wie destinationkythira.gr oder kithera.gr, was Exporte nach Saudi-Arabien und GCC-Märkten ermöglicht. Nach dem 2025-Brandbrand, der Olivenhaine und Honigvorkommen schädigte, haben Kooperativen wie in Kalokerines den Wiederaufbau gefördert, mit Fokus auf bio-zertifizierte Waren.

Finanzwesen

Auf Kythira gibt es keine umfassenden Bankfilialen mit vollständigen Schalterdiensten, da viele griechische Banken seit der Krise Zweige auf abgelegenen Inseln konsolidiert haben. Stattdessen dominieren Automatensysteme und Service Points, die grundlegende Bedürfnisse abdecken. Die National Bank of Greece (NBG), als älteste und größte Institution Griechenlands (gegründet 1841), hat eine starke Präsenz: In der Hauptstadt Chora (auch Kythira-Stadt genannt) befindet sich eine Filiale mit ATM, die Abhebungen, Einzahlungen und einfache Beratungen ermöglicht. Ergänzt wird dies durch ATMs der Piraeus Bank in Chora und Potamos, dem wirtschaftlich aktivsten Dorf mit rund 500 Einwohnern. Die Alpha Bank und Eurobank betreiben ebenfalls Automaten in zentralen Orten wie Livadi (dem Hafen) und Mylopotamos, wo Touristen und Einheimische sie nutzen.

Diese ATMs, über 5.000 landesweit verteilt, akzeptieren gängige Karten (Visa, Mastercard, Maestro) und bieten kontaktlose Transaktionen an, wie bei Eurobank-Geräten. Tägliche Abhebelimits liegen bei etwa 600 €, abhängig von der Heimatbank. Für EU-Bürger ist die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) hier nicht relevant, aber die SEPA-Überweisung erleichtert grenzüberschreitende Zahlungen ohne hohe Gebühren. Währungsumtausch erfolgt in den Banken oder an Flughäfen/Fährhäfen, wobei saubere Scheine empfohlen werden, da beschädigte Noten abgelehnt werden können. Digitale Dienste boomen: Apps wie NBG Mobile oder Piraeus e-banking erlauben Überweisungen, Rechnungsbezahlungen und Investitionen von unterwegs – essenziell auf einer Insel mit begrenzten Fährverbindungen nach Neapoli oder Piräus. Für Nicht-EU-Bürger raten Experten zu Prepaid-Karten oder Wise (ehemals TransferWise), um dynamische Währungsumrechnung (DCC) zu vermeiden, die bei Annahme der lokalen Konversion bis zu 5 % extra kostet.

Das Finanzwesen unterstützt die lokale Ökonomie nahtlos: Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die den Großteil der Jobs stellen, profitieren von Krediten der Attica Bank oder Eurobank, spezialisiert auf Agrar- und Tourismusfinanzierungen. Die Inselgemeinde kooperiert mit Banken für Förderprogramme, wie Zuschüsse für bio-zertifizierte Produkte oder den Wiederaufbau nach dem Waldbrand von 2025, der Schäden in Millionenhöhe verursachte. Tourismus, der saisonal bis zu 10.000 Besucher anzieht, treibt Transaktionen an: Kreditkarten werden in Hotels, Tavernen und Mietwagenfirmen akzeptiert, oft mit Chip-and-PIN oder kontaktlos. Dennoch bleibt Bargeld König in Dörfern – ATMs sind in Touristenorten wie Kapsali oder Paleopolis verfügbar, aber in entlegenen Gebieten rar, was zu Engpässen führen kann.

Griechische Bank-ATMs (zum Beispiel Piraeus oder Alpha) erheben mitunter Abhebegebühren für Euro-Transaktionen, doch Heimatbanken addieren 1 bis 3 % Fremdwährungsgebühren. Vermeiden Sie Euronet-Automaten, die mit hohen Sätzen (bis 7 € pro Abhebung) und schlechten Wechselkursen auffallen. Für Ausländer bieten Banken englischsprachigen Support, und Filialen in Chora öffnen montags bis freitags bis 14:30 Uhr (früher freitags). In Notfällen hilft die Hotline der Banken oder die EU-weite Verbraucherschutznummer 116 123. Die Digitalisierung, vorangetrieben von NBGs innovativen Plattformen, bereitet vor allem älteren Inselbewohneren Probleme.

Soziales und Gesundheit

Soziale Dienste umfassen klassische Leistungen wie Unterstützung für vulnerable Gruppen. Als Teil des griechischen Sozialsystems haben Einwohner Zugang zu nationalen Programmen wie der Sozialhilfe für unversicherte Ältere (Social Solidarity Allowance), die monatliche Zuwendungen für Personen über 67 Jahren ohne Pension bietet, sowie Wohnkostenzuschüssen für Bedürftige. Der Dimos unterstützt dies lokal, etwa durch Beratungsstellen in Chora oder Potamos, dem größten Dorf mit 500 Einwohnern. In Zeiten von Krisen, wie dem verheerenden Waldbrand im Juli 2025, der die halbe Insel betraf und zu Evakuierungen führte, zeigte sich die Resilienz: Freiwillige Helfer organisierten Versorgung, und staatliche Hilfen deckten Schäden ab. Projekte wie SEATRAC, ein System für den Zugang behinderter Personen zum Meer, fördern Inklusion und Tourismus zugleich. Dennoch kämpft Kythira mit Abwanderung – viele junge Familien ziehen in die Städte –, was den Dimos zu Maßnahmen wie der Förderung lokaler Produkte (zum Beispiel bio-zertifizierte Oliven und Honig) antreibt, um Jobs zu schaffen und die Wirtschaft zu stärken.

Gesundheitswesen

Die Gesundheitsinfrastruktur auf Kythira ist für eine abgelegene Insel bemerkenswert gut ausgebaut und orientiert sich am nationalen Ethniko Systima Ygeias (ESY), das kostenlose oder kostengünstige Versorgung für Versicherte garantiert. Seit 2014 betreibt das Präfektural General Hospital – Health Center in Trifyllio (bei Chora) eine moderne Einrichtung mit 3.000 Quadratmetern Fläche. Es bietet Primärversorgung (Allgemeinmedizin, Pädiatrie, Gynäkologie) und Sekundärversorgung (z. B. kleine Operationen, Laboruntersuchungen) für alle Bürger unabhängig von sozialem Status. Ärzte aus Athen rotieren regelmäßig, um Fachwissen zu sichern. Ergänzt werden dies durch zwei regionale Kliniken (Perifereiakes Monades Ygeias) in Potamos und Livadi, die wöchentlich von Spezialisten besucht werden. Drei Apotheken, darunter Efthymios Papaefthymiou in Chora, bewerkstelligen die Medikamentenversorgung.

Für EU-Bürger gilt auf Kythira die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC), die Behandlungen wie Griechen kostenlos macht. Nicht-EU-Ausländer benötigen eine private Versicherung oder den AMKA-Nummer (Sozialversicherungsnummer). Im Notfall ruft man die landesweite Hotline 1535 an oder wendet sich direkt ans Krankenhaus (Telefon +30 27360 31206).

Das Trifylleion-Krankenhaus, griechisch Γενικό Νοσοκομείο Κ.Υ. Κυθήρων «Τριφύλλειο» [Genikó Nosokomeío K.U. Kithíron „Trifílleio“], ist das einzige Krankenhaus auf der Insel. Der Bau des Krankenhauses wurde durch die Beiträge von griechischen Amerikanern ermöglicht, darunter Mixalis Semitekolos, auch bekannt als Mike Semet, der Anfang des 20. Semitekolos, ein Einwanderer aus Kythera, sammelte Geld für das Krankenhaus, indem er in den frühen 1950er Jahren an einer pan-kytherischen Spendenkampagne in den Vereinigten Staaten teilnahm. Für seine bedeutenden finanziellen Beiträge wurde er von König Paul von Griechenland mit dem Phönix-Orden ausgezeichnet. Der erste Spatenstich für das Krankenhaus fand am 21. Mai 1953 in Potamos statt und machte es zum ersten Krankenhaus auf der Insel. Bis heute ist es das einzige Krankenhaus auf der Insel, das den Bewohnern von Kythira und den umliegenden Gebieten wichtige medizinische Dienste leistet. Die gemeinnützige Organisation, die für das Krankenhaus verantwortlich ist, entwickelte sich zur Trifylleion Foundation of Kytherians und ist auch heute noch aktiv.

Krankheiten

Die Insel profitiert vom milden Klima und der mediterranen Ernährung, die zu guter allgemeiner Gesundheit beiträgt – Kythira liegt in einer "Blue Zone"-ähnlichen Region mit hoher Lebenserwartung. Dennoch bergen Isolation und Naturkatastrophen Risiken. Der 2025-Waldbrand führte zu Atembeschwerden und Evakuierungen vulnerabler Gruppen, was die Notwendigkeit mobiler Dienste unterstreicht. Die häufigsten Krankheiten auf Kythira sind:

• Herz-Kreislauf-Erkrankungen – mit Abstand die häufigste Todesursache
• Diabetes Typ 2 – sehr verbreitet, oft spät diagnostiziert.
• Saisonale Atemwegserkrankungen – im Winter speziell Grippe
• Dehydration und Hitzschlag – bei Wanderern und älteren Touristen im Juli/August
• Allergien – im Frühjahr starke Pollenbelastung durch wildes Thymian, Olivenbäume und Zypressen

Bildung

Ende 1928 gab es 22 Grundschulen in Kythera (und eine in Antikythera), davon 15 Grundschulen und 8 weiterführende Schulen. Im Jahr 1929 wurden sie auf 15 gemischte Schulen erweitert, die zu diesem Zeitpunkt von etwa 1500 Schülern besucht wurden. Die erste vollständige klassische gemischte Sekundarschule wurde 1921 in der Stadt Kythera gegründet, die 1929 etwa 150 Schüler hatte. Im Jahr 1964, unter der Regierung von G. Im Jahr 1967, unter der Junta, wurde das Lyzeum abgeschafft und als Gymnasium der sechsten Klasse wieder eingeführt, aber die Bevölkerungszahl ging bereits zurück.

Die heutige vorschulische und primäre Bildung umfasst vier Kindergärten (Νηπιαγωγεία) in Chora, Potamos, Livadi und Avlemonas sowie sechs Grundschulen (Δημοτικά Σχολεία). Kleinere Dorfschulen wurden in den letzten zwei Jahrzehnten geschlossen; die verbleibenden Schulen werden von Schülerinnen und Schülern aus einem großen Einzugsgebiet mit Bussen erreicht.

Auf der Sekundarstufe gibt es nur noch zwei Schulen für die gesamte Insel: das Γυμνάσιο Ποταμού (Gymnasium in Potamos) und das Γενικό Λύκειο Κυθήρων (allgemeines Lykeio) in Chora. Parallel existiert in Kontolianika ein ΕΠΑΛ Κυθήρων (berufliches Lykeio) mit den Fachrichtungen Tourismus, Informatik und Landwirtschaft. Die Schülerzahlen sind drastisch gesunken: Das Lykeio hat 2025 nur etwa 120 Schülerinnen und Schüler, verglichen mit über 500 in den 1980er Jahren.

Höhere Bildung

Höhere Bildung im klassischen Sinne (Universitäten, Hochschulen) gibt es auf Kythira nicht. Nach dem Abitur verlassen fast alle Jugendlichen die Insel und studieren in Athen, Patras, Thessaloniki oder im Ausland (besonders Australien). Eine Rückkehr ist selten.

Ergänzend existieren kleinere Bildungsangebote: das Zentrum für lebenslanges Lernen, griechisch Κέντρο Δια Βίου Μάθησης [Kéntro dia Viou Máthisis], in Potamos mit Sprach-, Computer- und Handwerkskursen, Sommerkurse der Universität Athen und der Ionischen Universität (Archäologie, Restaurierung, traditionelle Musik) sowie seit 2022 ein Kooperationsprojekt der Technischen Universität Kreta mit Workshops zu erneuerbaren Energien und nachhaltigem Tourismus.

Bibliotheken und Archive

Die wichtigste Einrichtung die öffentliche Bibliothek von Kythira, griechisch Δημοτική Βιβλιοθήκη Κυθήρων [Dimotiki Vivliothiki Kythiron]. Sie befindet sich in Kontolianika im Zentrum der Insel,und umfasst rund 7.000 Buchtitel, die kontinuierlich ergänzt werden, sowie audiovisuelles Material. Sie dient als kultureller Treffpunkt für Einheimische, Schüler und Besucher und bietet regelmäßige Veranstaltungen wie Lesungen oder Ausstellungen.​ Aktuelle Öffnungszeiten umfassen typischerweise Montag, Dienstag und Donnerstag von 9:00 bis 14:00 Uhr sowie weitere Nachmittags- und Wochenendstunden; Telefon: +30 27360 38220. Die Bibliothek ist über die offizielle Website des Kythira-Distrikts erreichbar: kythira.gr/dimotiki-vivliothiki.

Zusätzlich besteht auf Kythira ein Zusammenhang mit lokalen Museen und kulturellen Einrichtungen, die teilweise ihre eigenen Archive führen. Diese Dokumentensammlungen enthalten historische Aufzeichnungen, Fotografien, Manuskripte und andere Materialien, die für die Erforschung der Insel und ihrer Bewohner von Bedeutung sind. So trägt beispielsweise das Volkskundemuseum von Kythira zur Bewahrung und Dokumentation der lokalen Traditionen und des Alltagslebens bei, indem es seine Archive für Forschungszwecke öffnet. Schließlich existieren auf Kythira auch private Sammlungen und institutionelle Archive, darunter kirchliche Archive, die wertvolle Informationen zur religiösen und sozialen Geschichte der Insel bieten.

Kultur

Es gibt mehr als dreihundert byzantinische Kirchen, sowie Brücken und Schulen aus der britischen Epoche. Die Museen und historischen Archive von Kythira tragen den Besucher zurück in eine andere Zeit und laden ihn dazu ein, die versteckten Schätze wieder zu entdecken.

Museen

Das Archäologische Museum, griechisch Αρχαιολογικό Μουσείο Κυθήρων [Archäologiko Mouseio Kythiron], liegt im Zentrum von Chora und ist das wichtigste archäologische Museum der Insel. Es präsentiert in vier kleinen Sälen Funde von der neolithischen bis zur römischen Zeit, mit Schwerpunkt auf der minoischen Handelsstation bei Kastri (um -3000 bis -1450) und der mykenischen Nekropole von Lioni. Zu den herausragenden Exponaten gehören ein archaischer Marmorlöwe des -6. Jahrhundert, minoische Keramik und hellenistische Statuetten.

Das Museum für byzantinische und postbyzantinische Kunst, griechisch Μουσείο Βυζαντινής και Μεταβυζαντινής Τέχνης Κυθήρων [Mouseio Vyzantinis kai Metavyzantinis Technis Kythiron], befindet sich in Livadi, in der ehemaligen Kirche Άγιος Ανδρέας [Agios Andreas] im Ortsteil Κατούνι (Katouni). Es beherbergt die bedeutendste Sammlung byzantinischer und postbyzantinischer Kunst der Insel: über 80 zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert entstandene Ikonen (vor allem kretisch-venezianische Schule), Freskenfragmente aus Paleochora, liturgische Geräte, Holzschnitzereien und venezianische Münzen.

Das Volkskundemuseum von Kythira, griechisch Λαογραφικό Μουσείο Κυθήρων [Laografiko Mouseio Kythiron], liegt in Potamos und zeigt in einem traditionellen kytherischen Haus die Alltagskultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts: Möbel, Trachten, Werkzeuge der Auswanderer, alte Fotografien und eine vollständige Nachbildung eines klassischen Inselwohnzimmers.

Das kleine Museum der Britischen Schule, griechisch Μουσείο Βρετανικής Σχολής [Mouseio Vretanikis Scholis] im ehemaligen britischen Schulhaus von Kapsali (neben dem alten Lazarett) dokumentiert die britische Protektoratszeit 1809 bis 1864. Es zeigt Karten, Uniformen, Schulbücher und Alltagsgegenstände aus dieser Epoche sowie eine Dauerausstellung zur Katouni-Brücke.

Das Ververis-Museum, griechisch Μουσείο Μανόλη Βερβέρη [Mouseio Manóli Vervéri], in Karavas ist ein privates Museum, das der Geigenbauer und Musiker Manolis Ververis seinem Vater gewidmet hat. Es bewahrt alte Musikinstrumente (Laute, Santouri, Askomanoura), historische Aufnahmen kytherischer Musik und eine Sammlung alter Schallplatten aus den 1930er bis 1950er Jahren.

Zusätzlich existieren mehrere kleinere kirchliche Sammlungen: im Kloster Παναγία Μυρτιδιώτισσα [Panagia Myrtidiotissa] eine kleine Ikonensammlung und im Kloster Αγία Μονή (Agia Moni) eine Ausstellung zur Geschichte des Klosters und seiner Reliquien.

Architektur

Das Kastro in Chora, eine große byzantinisch-venezianische Festung aus dem 13. bis 16. Jahrhundert, beherrscht die Südküste. Die Anlage umfasst eine befestigte Ober- und Unterstadt mit Wohnhäusern, Zisternen, Kirchen und venezianischen Wappen; sie ist frei zugänglich und bietet einen vollständigen Rundumblick bis Kreta..

Im Nordwesten liegt Paleochora (auch Agios Dimitrios genannt), die zerstörte byzantinische Hauptstadt des 13. bis 16. Jahrhunderts. Hoch auf einem Felsrücken versteckt, war sie bis zu ihrer vollständigen Zerstörung durch Barbarossa 1537 die Verwaltungs- und Handelsmetropole der Insel. Heute sind etwa 60–70 Kirchen und Wohnhäuser als Ruinen erhalten, viele mit Resten von Fresken; der Ort ist nur zu Fuß erreichbar. Am südlichen Ausgang der tiefen Kaki Lagada-Schlucht, durch die man Paleochora verlässt, öffnet sich ein dramatischer Blick auf das Meer.

Direkt darunter, im grünen Tal, liegt Mylopotamos (offiziell Milopotamos), ein als traditionelle Siedlung geschütztes Dorf mit venezianischen Häusern und engen Gassen. Von hier führt ein alter Saumpfad zum Wasserfall Fonissa (Neraida) und zur Ruinenstadt Kato Chora, der ehemaligen venezianischen Verwaltungshauptstadt des 14. bis 16. Jahrhunderts. Sie wurde 1537 vom Piraten Barbarossa zerstört und nie wieder aufgebaut. Innerhalb der Mauern stehen mehrere byzantinische und postbyzantinische Kirchen (unter anderem Panagia Orfani und Agios Georgios) mit teilweise erhaltenen Fresken. Kato Chora ist ebenfalls als traditionelle Siedlung eingestuft.

An der Ostküste liegt Avlemonas, ein malerischer Fischerhafen mit türkisblauem Wasser und einer kleinen venezianischen Festung aus dem 16. Jahrhundert direkt über dem Meer. Der Ort ist einer der wenigen geschützten Ankerplätze der Insel und gilt als einer der fotogensten Punkte Kythiras.

Im Inselinneren bilden Aroniadika, Potamos, Fratsia, Livadi und Karavas eine Reihe klassischer kytherischer Dörfer mit weiß getünchten Häusern, venezianischen Balkonen und zentralen Plätzen. Aroniadika ist besonders gut erhalten und zeigt noch die typische mittelalterliche Struktur mit engen, gewundenen Gassen.

Die größte Steinbogenbrücke Griechenlands, Katouni-Brücke, wurde 1829 von den Briten erbaut und überspannt das Tal zwischen Katouni und Trifyllianika mit einem einzigen 110 m langen Bogen (Höhe 18 m). Sie ist ein herausragendes Beispiel britischer Ingenieurskunst auf der Insel.

Zu den bedeutendsten sakralen Bauten gehören der Komplex Agios Dimitrios in Pourko (Pourko bei Potamos) mit vier ineinander übergehenden Kirchen aus dem 13./14. Jahrhundert sowie die drei großen Klöster auf Berggipfeln: Panagia Myrtidiotissa (Schutzpatronin der Insel), Agia Moni (bei Diakofti) und Agia Elessa (bei Avlemonas). Panagia Mirtidiotissa in der Nähe von Livadi ist das wichtigste religiöse Zentrum der Insel. Es wurde im 18. Jahrhundert um eine angeblich wundertätige Ikone errichtet und ist Ziel der größten Wallfahrt Kythiras (24. September).

Besonders auffällig sind die drei Agia Sofia-Höhlenkirchen. Sie befinden sich in Mylopotamos (die größte und bekannteste), in Kalamos und in Diakofti/Aghia Pelagia. Insgesamt sind auf Kythira über 300 byzantinische und postbyzantinische Kirchen und Kapellen erhalten, von denen viele Fresken aus dem 13. bis 15. Jahrhundert besitzen.

Bildende Kunst

Auf kaum einer anderen griechischen Insel sind so viele Fresken und Ikonen aus dem 13. bis 15. Jahrhundert erhalten geblieben wie auf Kythira. Die besten Beispiele finden sich in den Ruinen von Paleochora (Agios Georgios, Panagia tis Kavalarianis), in Kato Chora von Mylopotamos (Panagia Orfani, Agios Ioannis Prodromos) sowie in den Höhlenkirchen Agia Sofia (besonders Mylopotamos). Stilistisch gehören sie zur „kretisch-venezianischen Schule“ nach der Eroberung Konstantinopels: strenge byzantinische Kompositionen treffen auf zartere Farben und westliche Raumillusion. Besonders wertvoll sind die Fresken von Agios Dimitrios in Pourko (13. Jahrhundert) und Agios Theodoros in Trifyllianika (1270 bis 1280), die zu den ältesten datierten Wandmalereien Griechenlands zählen.

Das Museum für byzantinische und postbyzantinische Kunst in Livadi (Katouni) bewahrt die wichtigste Sammlung der Insel: über 80 Ikonen aus dem 15. bis 19. Jahrhundert, darunter Werke der kretischen Schule (zum Beispiel eine Deesis aus dem 16. Jahrhundert) und später venezianisch beeinflusste Tafeln mit Goldgrund und feinen Rokoko-Rahmen. Viele Ikonen stammen aus geplünderten Kirchen Paleochoras und wurden erst in den letzten Jahrzehnten zurückgebracht.

In den venezianischen Herrenhäusern von Chora, Potamos und Karavas sind vereinzelt Wandmalereien und Stuckdecken aus dem 17./18. Jahrhundert erhalten: Wappen der Familien Venier, Da Molin und Erizzo, mythologische Szenen und illusionistische Architekturmalerei im Stil norditalienischer Villen.

Seit den 1990er Jahren siedeln sich immer mehr Künstler an oder kommen im Sommer. Die Malerin Eleni Zouni (Atelier in Avlemonas) arbeitet mit kytherischen Pigmenten (roter Erde, Thymian-Asche). Der Bildhauer Giorgos Kypris (geboren in Potamos) stellt seine großen Stahl- und Steinskulpturen jedes Jahr im Garten des alten Schulhauses von Chora aus. Das kleine Kythira Art Space in Karavas zeigt von Juni bis September zeitgenössische griechische und internationale Positionen, meist mit Bezug zur Insel. Im August findet im Kastro von Chora regelmäßig die Gruppenausstellung „Kythiraion Eikones“ statt – eine Mischung aus Malerei, Fotografie und Installation.

In seinen drei Gemälden Einschiffung nach Kythera hat Antoine Watteau Bezug auf den Kythera-Mythos genommen. Sie sind heute im Städel in Frankfurt am Main (um 1710), im Louvre (1717) und in den Staatlichen Museen Berlin (um 1719) zu sehen.

Die dramatische Landschaft hat immer wieder bekannte Fotografen angezogen. Die bekanntesten Arbeiten stammen von Robert McCabe (seine Schwarz-Weiß-Serie von 1962–1966 gilt als Ikone) und dem Inselbewohner Kostas Zouboulakis, dessen Bilder von verlassenen Dörfern und alten Menschen international ausgestellt wurden.

Literatur

Der wichtigste Text, der Kythira weltberühmt gemacht hat, ist das Gedicht Κίχλη [Kichli] („Die Drossel“) von Giorgos Seferis, entstanden 1954 nach einem Besuch. Seferis macht die Insel zur Chiffre für die verlorene Kindheit und für die erotische wie tödliche Anziehungskraft Griechenlands selbst. Zeilen wie „Στο νησί τούτο που δεν έχει παρά ελάχιστα περιβόλια / και λίγα αμπέλια και λίγα σπίτια“ sind heute in Stein gemeißelt und stehen auf Tafeln in Chora und Avlemonas.

Der Seefahrer-Dichter Nikos Kavvadias, dessen Mutter aus Potamos stammte, trug Kythira immer im Herzen; in seinen Gedichten taucht die Insel als ferne, fast unerreichbare Geliebte auf. Zeitgenössisch sind vor allem zwei Namen: Panos Karnezis, geboren 1967 in Kythira, schrieb mit seinem Roman The Maze („Das Labyrtinth“) ein düster-magisches Porträt der Insel im Bürgerkrieg – ein Buch, das international viel mehr Aufmerksamkeit bekam als auf dem griechischen Festland. Und Dimitris Kalokyris aus Chora, einer der raffiniertesten lebenden griechischen Lyriker, dessen Gedichte und Collagen voller kytherischer Ruinen, Wind und venezianischer Gespenster sind.

Viele weniger bekannte Autoren und Dichter der Diaspora (insbesondere aus Australien, wo die größte kytherische Gemeinde außerhalb Griechenlands lebt) schreiben seit Jahrzehnten auf Griechisch und Englisch über „die Insel, die man nie verlässt“.

Kythira fand aber auch außerhalb der Insaelgemeinschaft literarisches Interesse. Im rätselhaften, viel gelesenen und einflussreichen Roman Hypnerotomachia Poliphili von 1499 ist die sagenhafte Liebesinsel Kythera das Ziel des Protagonisten in seinem Traum. Von Charles Baudelaire stammt das Gedicht Un Voyage à Cythère („Eine Reise nach Kythira“). Cerigo wird von dem berühmten venezianischen Wüstling und Schriftsteller Giacomo Casanova in seinem Werk Storia della mia fuga dai Piombi erwähnt.

Als Casanova 1755 in den berühmten venezianischen Gefängnissen inhaftiert war, teilte er sich eine Zelle mit einem Vicentiner Jungen, dem Sohn eines Kutschers, der inhaftiert war, weil er die Tochter eines Grafen geschwängert hatte und mit ihr fliehen wollte. Von diesem Jungen, dessen Name nicht genannt wird, berichtet Casanova, dass er später auf die Insel Cerigo verbannt wurde, die damals als eine Art Gefängnis für diejenigen galt, die sich amouröser Verbrechen schuldig gemacht hatten. Casanova schrieb: „Cerigo, das antike Kythera, eine Insel, die der Republik Venedig gehört, die am weitesten entfernte der venezianischen Besitztümer, am Ende des Archipels, wo alle Gefangenen niederen Ranges, die sich amouröser Verbrechen schuldig gemacht haben, lebenslang eingesperrt sind.“ Casanova stellt dann fest, wie merkwürdig es ist, dass die Republik Venedig solche Sträflinge auf die Insel verbannt hat, auf der dem Mythos nach die Göttin Venus geboren wurde.

Casanova stellt dann fest, wie merkwürdig es ist, dass die Republik Venedig solche Sträflinge auf die Insel verbannte, auf der dem Mythos nach die Göttin Venus geboren wurde. Dann gibt er eine Beschreibung der Insel, als er 1743 dort vorbeikam. „Ich ging dorthin, um ihre Armut zu beobachten, die jedoch nicht verhindert, dass die Luft voll herrlicher Düfte ist, das Gras und die Blumen blühen, das Klima eines der süßesten, ihr Muskat eines der berühmtesten der Welt ist, die Frauen alle schön und die Einwohner alle verliebt sind, bis zum letzten Tag ihres Lebens.“ Zu dieser Zeit wurde Cerigo von einem venezianischen Provveditore regiert, der zwei Jahre lang im Amt war und laut Casanova sehr gut darin war, „vor allem für sich selbst zu sorgen“.

Casanova erwähnte Cerigo auch in Kapitel 14 seines berühmten Werks Storia della mia vita („Geschichte meines Lebens“), wo er von seiner Begegnung mit einem gewissen Don Antonio Pocchini berichtet, der zu den nach Cerigo verbannten Liebesverbrechern gehörte.

Fritz von Herzmanovsky-Orlando hat in seinem grotesk-phantastischen Roman Das Maskenspiel der Genien eine fiktive Reise der Hauptfigur Cyriak(us) von Pizzicolli nach Kythira (im Werk Cythera) verarbeitet.

Theater

Ein festes professionelles Theater gibt es auf Kythira nicht – die Insel ist zu klein und zu abgelegen. Dafür blüht das Laien- und Schattentheater in den Dörfern, vor allem im Sommer. In Potamos, Aroniadika und Livadi werden jedes Jahr im August Stücke von Karagiozis (dem griechischen Kasperl) aufgeführt, oft mit lokalen Anspielungen auf alte Familienfehden oder die Engländer, die 1809–1864 hier herrschten.

Seit 2018 gibt es das Kythira Summer Theatre Festival (meist im Hof der alten Schule von Potamos oder auf der Piazza von Chora), bei dem junge Athener Ensembles antike Tragödien oder moderne griechische Stücke spielen – oft „Antigone“ oder „Die Braut von Kythira“ (ein Stück des lokalen Dichters Giannis Ritsos, das allerdings auf einer anderen Insel spielt, aber hier sehr beliebt ist). Die Aufführungen unter freiem Himmel mit Blick auf die Burgruine und das Libysche Meer sind unvergesslich.

Film

Die Insel ist vor allem durch einen einzigen Film unsterblich geworden: „Der Blick des Odysseus“ (gr. „Το βλέμμα του Οδυσσέα“, international „Ulysses’ Gaze“, 1995) von Theo Angelopoulos. Der Film beginnt und endet zwar nicht auf Kythira, aber die letzte, fast 20-minütige Plansequenz mit der riesigen zerstückelten Lenin-Statue auf der Donau wird oft fälschlicherweise hier verortet – trotzdem hat der Film der Insel den Ruf einer „letzten Grenze Europas“ eingetragen. Tatsächlich gedreht wurde auf Kythira unter anderem:

• „O Φάρος“ [O Faros] („The Lighthouse“, 2000) von Tasos Boulmetis, ein poetischer Kurzfilm über den Leuchtturm von Moudari.
• „Kythera - Reise ans Ende der Kindheit“ (2007), eine preisgekrönte deutsch-griechische Dokumentation von Stefan Tolz und Kostas Plessas über die Rückkehr von Auswanderern.
• Zahlreiche Musikvideos und Werbespots (zum Beispiel für den Thymianhonig oder die griechische Tourismuswerbung) nutzen die dramatische Landschaft um Avlemonas und die Wassermühlen von Milopotamos.

Seit 2019 gibt es das Kythira Film Festival (meist Ende Juli in Kapsali), ein kleines, aber sehr charmantes Open-Air-Festival mit Kurzfilmen und Dokumentationen, oft mit dem Thema „Inseln und Migration“.

Musik und Tanz

Aufg Kythira mischen sich Ionische, peloponnesische und venezianische Klänge zu zu einer eigenen Art der Musik. Weil fast alle jungen Männer früher zur See fuhren oder auswanderten, blieben Musik und Tanz lange Zeit Sache der Frauen und der Alten. Deshalb klingt vieles auf Kythira melancholisch, langsam und sehnsuchtsvoll. Zur klassischen Besetzung gehören:

• Lautar (Laute) oder Violí (Geige) – meist von alten Männern gespielt, die noch die alten venezianischen Kantaden können
• Santourí (Hackbrett) – das Instrument der Insel schlechthin, hell und traurig zugleich
• Toumbí oder Daoulí (Trommel) – nur bei Hochzeiten und großen Festen
• Askomandoura (eine Art dudelsackähnlicher Sackpfeife) – heute fast ausgestorben, aber in den 1950er Jahren noch überall zu hören

Seit den 1990er Jahren kommen auch Gitarre und Akkordeon dazu, vor allem bei jüngeren Gruppen. Am bekanntesten sind die Kantádes von Kythira: langsame, vierzeilige Liebeslieder mit venezianischem Einschlag, die abends unter den Fenstern der Geliebten gesungen wurden. Viele Texte handeln vom Warten auf den Seefahrer, der nie zurückkommt. Berühmte Beispiele sind Στο Κάστρο της Κυθήρας [Kástro tis Kithíras] („Im Schloss von Kythira“) und Η ξενιτιά [I xenitiá] („Die Fremde“). Daneben gibt es die Traxéra (von italienisch traccia „Spur“): schnelle, erzählende Lieder, oft mit beißendem Spott über Nachbardörfer oder reiche Auswanderer, die zurückkommen und angeben.

Die Tänze auf Kythira sind würdevoll, fast zeremoniell – kein wildes Hüpfen wie auf Kreta.

• Syrtós Kythiríon – der klassische Insel-Syrtos, langsamer und eleganter als anderswo, mit vielen Drehungen und kleinen Schritten. Wird immer als Eröffnungstanz bei Hochzeiten getanzt.
• Ballos Kythiríon – ein Paartanz mit venezianischem Ursprung, bei dem Mann und Frau sich langsam umkreisen und sich nur an den Fingerspitzen berühren. Sehr romantisch und ein bisschen traurig.
• Tsámikos – wird nur von Männern getanzt, wenn viel Raki geflossen ist.
• Kalogeros – ein alter Fruchtbarkeitstanz, aufgeführt zu Ostern in Mitata, mit maskierten Tänzern und viel Lärm.

Seit den 2010er Jahren Jahren gibt es eine kleine Renaissance. Die Gruppe „Kythiraiko Tragoudi“ aus Potamos spielt nur mit traditionellen Instrumenten und hat zwei wunderschöne CDs herausgebracht. Junge Musiker wie Manolis Ververis (Geige) und Maria Kalokairinou (Santouri) touren im Sommer durch die Dörfer und mischen alte Kantaden mit Jazz- und Klassikelementen. In Kapsali und Chora gibt es im Juli/August oft kleine Konzerte mit klassischer griechischer Musik oder Rebetiko unter freiem Himmel.

Wer einmal nachts im August auf der Piazza von Potamos steht, wenn die alten Männer plötzlich eine Kantáde anstimmen und die Frauen im Kreis den Syrtós tanzen, der versteht sofort: Auf Kythira wird nicht einfach Musik gemacht – hier singt und tanzt die Insel selbst ihre eigene, leise, unendlich tiefe Geschichte.

Die französische Pop-Sängerin Nolwenn Leroy nahm in ihrem Lied J‘ai volé le lit de la mer, das auf ihrem 2012 erschienenen Album Ô Filles de l'eau veröffentlicht wurde, Bezug auf Kythira (Cythère). Die Insel inspirierte die französische Popsängerin und Songwriterin Nolwenn Leroy zu ihrem Lied J'ai volé le lit de la mer, das auf ihrem 2012 erschienenen Album „Ô Filles de l'eau“ („Vers Cythère j'ai vogué“) veröffentlicht wurde.

Kleidung

Die traditionelle Kleidung auf der Insel Kythira („Kytzhira“) spiegelt die besondere Mischung aus griechischen und venezianischen Einflüssen wider, die die Insel über Jahrhunderte geprägt haben. Die Tracht war je nach sozialem Stand, Anlass und Dorf leicht unterschiedlich, zeigte jedoch einige gemeinsame Merkmale.

Bei den Frauen bestand die Festtagstracht meist aus einem langen, reich gefalteten Rock aus schwerem Stoff, darüber eine bestickte Schürze und eine eng anliegende, häufig farbenfrohe Jacke. Unter dieser Jacke trug man ein weißes Leinenhemd mit verzierten Ärmeln. Besonders charakteristisch war ein seidenes Kopftuch oder ein fein gearbeitetes Tuch, das locker über den Kopf gelegt wurde. Goldschmuck – Ketten, Broschen oder Münzanhänger – hatte nicht nur dekorativen, sondern auch symbolischen Wert und wurde oft als Teil der Mitgift weitergegeben.

Die Männertracht war schlichter, aber ebenfalls von traditioneller Handwerkskunst geprägt. Typisch waren dunkle Hosen, ein weißes Hemd und eine ärmellose Weste aus Wolle oder Filz. Dazu trug man oft einen breiten Gürtel, der nicht nur praktischen Nutzen hatte, sondern die Silhouette betonte. An Festtagen ersetzte man das einfache Kopftuch durch eine dunkle, meist schwarze Kopfbedeckung.

Noch heute begegnet man diesen Trachten bei religiösen Festen, Hochzeiten oder kulturellen Veranstaltungen auf Kythira. Sie vermitteln ein lebendiges Bild der lokalen Geschichte und zeigen, wie eng Kultur, Kleidung und Identität auf dieser Insel miteinander verwoben sind.

Kulinarik und Gastronomie

Die Küche Kythiras ist ionisch geprägt, einfach und aromatisch . Sie lebt von dem, was die karge, von Wind und Sonne geprägte Landschaft hergibt: wilder Thymian, Salbei, Rosmarin und Oregano, uralte Olivenbäume, Ziegen und Schafe sowie ein paar kleine Gemüsegärten.

Das Herzstück der kytherischen Küche ist der berühmte Thymianhonig, dunkel, intensiv und so gehaltvoll, dass er fast wie Karamell schmeckt. Er wird morgens pur auf dicken griechischen Joghurt geträufelt oder über das traditionelle Gersten-Paximadi gegossen, das harte, doppelt gebackene Brot, das auf der Insel noch von Hand gemacht wird. Dieses Paximadi ist die Basis vieler Gerichte: Es wird in Tomaten-Kapern-Salate (ähnlich dem kretischen Dakos) eingeweicht oder einfach mit Olivenöl und dem seltenen „fettigen Salz“ der Insel (liparo alati) serviert – ein natürliches, fett- und kräuterhaltiges Meersalz, das früher Fleisch und Fisch konservierte.

Zu den bekanntesten Spezialitäten gehören die Venizelika, kleine handgemachte Teigtaschen, gefüllt mit frischem Ziegenmyzithra und Minze, die in brauner Butter und Salbei oder mit leichter Tomatensauce serviert werden. Der Name erinnert an die jahrhundertelange venezianische Herrschaft. Ebenfalls ein Muss ist das Tsirigotiko, ein leichter Käsekuchen ganz ohne Boden, nur aus frischem Myzithra, Thymianhonig und einer Prise Zimt – er schmeckt wie ein flüsternder Gruß der Insel.

Fleischgerichte sind würzig und langsam gegart: Chanianiotiko (Lamm oder Ziege mit Kartoffeln, Tomaten, Zimt und Nelken im Ofen) oder das weihnachtliche Pastizo, Schweinefleisch, das stundenlang mit Gewürznelken und Zimt schmort. An der Küste, besonders in Avlemonas und Diakofti, gibt es hervorragenden frischen Fisch, gegrillten Oktopus und Kakavia, die klassische griechische Fischsuppe.

Zu Festen und Hochzeiten werden Loukoumades (kleine Honig-Frittierbällchen) oder Xerotigana, spiralige, knusprige Teigbänder in Honig, serviert. Als Mitbringsel nehmen die meisten Thymianhonig, das fette Salz, getrocknete Kräuter, Feigen- oder Quittenmarmelade und die etwas festeren Amygdalota (Mandelmakronen) mit nach Hause.

Typische Produkte und Zutaten

• Thymian-Honig: Einer der besten Griechenlands, sehr intensiv und dunkel. Wird fast überall verwendet – im Joghurt, auf Brot, in Marinaden.
• Paximadi aus Gerste („kythirianiko paximadi“): Hartes, doppelt gebackenes Gerstenbrot, das traditionell in Salate (ähnlich Dakos) oder als Beilage eingeweicht wird.
• Fettiges Salz („alati tou Kythira“): Meersalz mit natürlichen Fetten und Kräutern, das früher als Konservierungsmittel diente – heute eine Spezialität.
• Rosmarin, Thymian, Oregano, Salbei: Wuchern wild und geben fast allen Gerichten das typische Aroma.
• Ziegen- und Schafskäse: Besonders der weiche „myzithra“ und der härtere „arsenaliko“ (benannt nach der venezianischen Festung).
• Olivenöl: Sehr fruchtig und intensiv, weil die Olivenbäume oft terrassiert und windgeschützt wachsen.
• Wein: Kleine Mengen autochthoner Sorten (zum Beispiel Arikaras, Petroulianos), meist trocken und mineralisch.

Traditionelle Gerichte

• Venizelika: Kleine, handgemachte Teigtaschen (ähnlich Ravioli), gefüllt mit frischem Ziegenkäse und Minze, meist mit Butter und Salbei oder Tomatensauce serviert. Der Name kommt von der venezianischen Herrschaft („Venezianika“ bzw. „Venizelika“).
• Tsirigotiko (oder „Melopita tis tsirigou“): Traditioneller Käsekuchen nur aus frischem Myzithra, Honig und Zimt – ohne Boden, sehr leicht und aromatisch.
• Chanianiotiko: Lamm- oder Ziegenfleisch langsam im Ofen mit Kartoffeln, Tomaten, Zimt und Nelken – erinnert an kretische Einflüsse.
• Fava von Kythira: Nicht die klassische gelbe griechische Fava, sondern eine dicke Bohnen- oder Erbsenpüree-Variante mit viel Zwiebeln und Kapern.
• Loukoumades / Xerotigana: Kleine Honig-Frittierbällchen bzw. spiralförmige Teigbänder, die besonders zu Hochzeiten und Festen serviert werden.
• Pastizo: Schweinefleisch mit Tomaten, Zimt und Gewürznelken, langsam geschmort – ein klassisches Weihnachtsgericht.
• Frische Meeresfrüchte: Obwohl Kythira keine große Fischereitradition hat, gibt es hervorragende Oktopus-Stifado, gegrillten Fisch und „kakavia“ (Fischsuppe) in den Küstendörfern (Avlemonas, Diakofti).

Empfehlenswerte Restaurants und Tavernen (Stand 2025)

• Pierros in Livadi – die bekannteste Taverne, berühmt für Venizelika und hausgemachten Wein.
• Familia in Fratsia – traditionelle Gerichte im Steingewölbe, tolle Lammgerichte.
• To Steki tou Antoni in Potamos – Sonntags immer voll, super Chanianiotiko.
• Sotiris in Avlemonas – beste frische Fische und Meeresfrüchte direkt am Wasser.
• To Magazaki in Karavas – wunderschöner Garten, hervorragende lokale Produkte und Honig-Desserts.
• Astikon in Chora – moderne Variante der kytherischen Küche, sehr geschmackvoll.

Süßigkeiten

• Thymianhonig (speziell von Melissokomia Kythira)
• „Amygdalota“ (Mandelmakronen aus Kythira sind etwas fester und intensiver als anderswo)
• Hausgemachte Marmeladen aus Feigen, Quitten oder Bitterorangen

Festkultur

Auf Kythira gelten die griechischen Feiertage:

• 1. Januar: Neujahrstag
• 6. Januar: Heilige Drei Könige (Epiphanias)
• Rosenmontag: beweglicher Feiertag, Beginn der Fastenzeit (abhängig vom orthodoxen Kalender)
• 25. März: griechischer Unabhängigkeitstag und Mariä Verkündigung
• Karfreitag, Ostersonntag, Ostermontag: orthodoxe Ostern, beweglich nach dem Julianischen Kalender
• 1. Mai: Tag der Arbeit
• Pfingstsonntag und Pfingstmontag: beweglich nach dem orthodoxen Kalender
• 15. August: Mariä Himmelfahrt (einer der wichtigsten Feiertage nach Ostern)
• 28. Oktober: Ochi-Tag (Nationalfeiertag, Erinnerung an das „Nein“ zu Mussolini 1940)
• 25. Dezember: 1. Weihnachtsfeiertag
• 26. Dezember: 2. Weihnachtsfeiertag

Die wichtigsten Dorffeste sind:

• 15. August in Potamos und Fratsia
• Panagía Myrtidiótissa (24. September) beim Kloster Myrtidia
• Osterfest in Aroniadika und Avlemonas
• Weinfest in Mitata (Anfang August)

Nur fünf der Dörfer der Insel liegen an der Küste (Platia Amos, Agia Pelagia, Diakofti, Avlemonas und Kapsali). Im Juli und August finden in verschiedenen Dörfern traditionelle Tänze statt. Diese Tänze ziehen in der Regel die Mehrheit der Inselbevölkerung an. Die größten Veranstaltungen sind das Panagia-Fest in Potamos am 15. August und das Weinfest in Mitata am ersten Freitag und Samstag im August.

Medien

Der Gemeinderat von Kythira fördert lokale Inhalte durch Kooperationen mit nationalen Agenturen wie der Athens News Agency (ANA-MPA), die seit 1895 Nachrichten sammelt und verteilt, während die Digitalisierung – mit Webportalen und Social Media – die Isolation mildert und Einheimische sowie die Diaspora in Australien und den USA einbindet. Griechenland insgesamt, mit über 930 Radiosendern, 160 Fernsehsendern und 82 großen Zeitungen, bietet ein reichhaltiges Angebot, doch auf Kythira dominiert das Lokale: Kleine, familiengeführte Initiativen, die Authentizität priorisieren und oft zweisprachig (Griechisch und Englisch) ausgerichtet sind, um Touristen anzusprechen, die saisonal die Bevölkerung verdoppeln.

Das wichtigste Medium der Insel ist Kythira Newspaper, griechisch Κυθηριασμός [Kytheriasmos], eine traditionelle Inselzeitung, die wöchentlich oder monatlich erscheint und sich auf Alltagsnachrichten konzentriert – von Panigiria-Festen in Potamos bis zu Warnungen vor Meltemi-Winden oder den Auswirkungen des Brands auf Olivenhaine und Honigproduktion. Ergänzt wird sie durch die Kythera Summer Edition, eine kostenlose, jährlich im Sommer publizierte Touristenzeitung, die seit 1993 von der Gründerin Metaxia Poulos herausgegeben wird und Themen wie Geschichte, Sehenswürdigkeiten und Porträts von Kythirioten mit Wurzeln in der Diaspora beleuchtet; diese zweisprachige Publikation, die online als PDF verfügbar ist, dient nicht nur als Reiseführer, sondern stärkt auch die kulturelle Identität, indem sie Geschichten von Rückkehrern und Bio-Produzenten teilt. National greifen Einwohner auf große Titel wie Kathimerini oder Ta Nea zurück, die über Inselereignisse berichten, etwa den Brand 2025, der in eKathimerini.com detailliert dokumentiert wurde, oder die Griechenland Zeitung, eine wöchentliche deutschsprachige Ausgabe, die in Kiosken und Hotels erhältlich ist und Themen wie Tourismus und Wirtschaft abdeckt. Digitale Plattformen wie destinationkythira.gr oder kithira.gr erweitern dies um Online-News, Veranstaltungskalender und Foren, wo Nutzer über den Wiederaufbau diskutieren, unterstützt durch EU-Fördermittel, die seit 2023 die Medieninfrastruktur auf Inseln verbessern.

Im Hörfunkbereich ist Kythira FM Radio hervorzuheben. Dieser lokale Sender, der aus Chora oder Potamos sendet, überträgt täglich Musik aus der traditionellen Rebetiko bis zu modernen Hits, untermalt mit Nachrichten zu lokalen Themen wie Fischereierträgen in Avlemonas oder Evakuierungen während des Brands, und lädt Hörer zu interaktiven Sendungen ein, in denen Fischer oder Winzer aus Mylopotamos anrufen. WebRadio-Optionen, die fast alle griechischen Sender nun anbieten, erlauben den Empfang über Apps wie TuneIn, sodass Einheimische ihre Lieblingssendungen aus Athen streamen können, während der öffentlich-rechtliche Elliniki Radiofonia Tileorasi (ERT) mit Programmen wie Die Stimme Griechenlands (I Foni tis Elladas) internationale Inhalte in Fremdsprachen liefert, inklusive Berichte über Kythiras Rolle als Vogelzugstation in Natura-2000-Gebieten. Deutsche Radiosender sind via Internet zugänglich, doch der Empfang über UKW oder Kurzwelle erfordert starke Geräte aufgrund der Insellage, was viele zu Streaming-Lösungen greifen lässt.

Fernsehen auf Kythira ist eine Mischung aus nationaler Reichweite und lokalen Ergänzungen, mit dem öffentlich-rechtlichen ERT als Hauptquelle, das seit seiner Wiedereröffnung 2015 Sender wie ERT1 und ERT3 betreibt und Inselnachrichten in Netzsendungen integriert, etwa über den Brand oder EU-Projekte zur Wasserversorgung. Private Kanäle wie Alpha TV oder Skai TV, die in Tavernen und Haushalten laufen, berichten über griechische Politik und Sport, während diverse lokale Fernsehsender – oft regional aus dem Peloponnes – kytherische Inhalte einfließen lassen, wie Dokumentationen über die Aphrodite-Mythologie oder Tourismusclips. Satelliten- und Kabel-TV, weit verbreitet in Hotels von Kapsali bis Livadi, bieten Zugang zu internationalen Sendern, inklusive deutscher Programme über Plattformen wie Nova oder Cosmote TV, die kürzlich eine Serie namens "Kythira" ankündigten, die die Insel als Kulisse nutzt und lokale Geschichten erzählt. Der Brand 2025 wurde live von ERT und internationalen Medien wie BBC übertragen, was die Sichtbarkeit steigerte, doch Alltagsberichterstattung bleibt intim. Viele Familien teilen Inhalte über WhatsApp-Gruppen, und Social Media wie Facebook-Seiten des Dimos oder Instagram-Accounts von Produzenten ergänzen die traditionellen Medien, indem sie Echtzeit-Updates zu Märkten oder Wanderwegen liefern.

Kommunikation

Die Gemeinde Kythira hat die Postleitzahl 80100 und die Telefonvorwahl 0(030)2736.

Sport

Auf Kythira dominiert der Wassersport. Die wichtigsten Strände sind Diakofti, Paleopolis, Kaladi, Ochelles, Phyri Ammos, Melidoni, Kapsali, Agia Pelagia, Fournoi, Chalkos, Komponada und Platia Ammos.

Persönlichkeiten

Mit der Insel Kythira verbunden sind unter anderem folgende Persönlichkeiten:

• Philoxenus (-435 bis -380), dithyrambischer Dichter
• Marco Venier (gestorben 1311), Herr von Cerigo
• Valerios Stais (1857 bis 1923), Archäologe
• Yianis Vilaras (1771 bis 1823), Dichter und Schriftsteller
• Juliette de Baïracli Levy (1912 bis 2009), Kräuterkundige und Schriftstellerin
• Alex Freeleagus (1928 bis 2005), australischer Rechtsanwalt und ehemaliger Generalkonsul für Griechenland in Queensland
• Tess Mallos (1931 bis 2012), Lebensmittel- und Kochbuchautorin, Journalistin, Autorin und Kommentatorin
• Manuel Aroney (* 1933), Chemiker
• George Miller (* 1945), Oscar-prämierter australischer Regisseur und Produzent, Mad Max, Babe, Happy Feet
• Peter V'landys (* 1962), australischer Verwalter von Pferderennen

Fremdenverkehr

Der Tourismus ist hier nicht so stark entwickelt wie in den benachbarten regionen. Die Insel gilt noch als Geheimtipp. Die Insel bietet eine wunderschöne Landschaft, Strände und viele kleine Dörfer mit einem ganz besonderen Charme. Das romantische Ambiente der Insel wird von dem traditionellen Stil der Häuser, den byzantinischen Kirchen und venetianischen Klöstern erzeugt. Jedes Jahr finden in den Sommermonaten mehrere Feste statt, zu denen die Inselbewohner alte Traditionen wieder aufleben lassen und ihrer Geschichte gedenken.

Charakteristisch für die Insel ist, dass es kaum große Hotelanlagen gibt; stattdessen dominieren kleine, meist familiengeführte Häuser, die eine persönliche Atmosphäre und authentische Gastfreundschaft bieten. Viele Besucher entscheiden sich für Apartments, Studios oder „Rooms to Let“, die über die ganzen Insel verteilt sind und eine flexible, unabhängige Urlaubsform ermöglichen. Besonders in Küstenorten wie Kapsali, Agia Pelagia oder Avlemonas gibt es eine Vielzahl an Unterkünften in Strandnähe, oft mit Meerblick und Zugang zu Tavernen, Cafés und kleinen Geschäften. Wer Ruhe und traditionelle Dorfatmosphäre bevorzugt, findet im Inselinneren charmante Ferienwohnungen oder renovierte Steinhäuser, die einen unmittelbaren Einblick in das ursprüngliche Inselleben ermöglichen.

Neben klassischen Apartments und kleineren Hotels gibt es auf Kythira auch Villen und Ferienhäuser, die sich ideal für Familien oder Gruppen eignen und häufig über großzügige Außenbereiche, Gärten oder Terrassen verfügen. Diese Unterkünfte sind oft liebevoll gestaltet und verbinden modernen Komfort mit traditioneller Architektur. Für Reisende, die naturnah und kostengünstig unterwegs sein möchten, bietet Kythira außerdem Möglichkeiten zum Camping, wenngleich die Campinginfrastruktur eher überschaubar ist und sich an Individualreisende richtet, die die Ruhe der Insel schätzen.

Literatur

• wikipedia = https://en.wikipedia.org/wiki/Category:Kythira
• wikitravel = https://wikitravel.org/en/Kythira
• wikivoyage = https://en.wikivoyage.org/wiki/Kythira

Reiseberichte

• A daily travel mate: Die Insel Kythira = https://www.adailytravelmate.com/insel-kythira-griechenland-reisetipp-fuer-familien/
• Secret Places: Besonders schöne Orte auf Kythera = https://www.secretplaces.de/blog/besonders-schone-orte-auf-kythira

Video

• Kythira via drone 2024 = https://www.youtube.com/watch?v=kvcIlui4EI0
• Kythera per Drone = https://www.youtube.com/watch?v=H_SSrGxQJxM
• Kythira Greece = https://www.youtube.com/watch?v=nLPIhK9ji0I
• Kythira, the little known island where time has stood still = https://www.youtube.com/watch?v=2QpMm_pp56M

Atlas

• Kythira, openstreetmap = https://www.openstreetmap.org/#map=11/36.2144/23.0878
• Kythira, Karte = https://www.kythira.info/en/map/
• Kythira, Satellit = https://satellites.pro/Kythira_map

Reiseangebote

Kythira Tourismus = https://www.kythira.info/

Rundreise Kythira = https://reise-spezialisten.com/rundreisen/griechenland/2098/kythira-und-die-suedliche-peloponnes-landschaften-der-goetter/

Forum

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