Pico

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Pico, die zweitgrößte Azoreninsel, ist bekannt für ihre Weinkultur. Ihr höchster Gipfel, der gleichnamige Vulkan, ist zugleich der höchste Berg Portuagls. Ein großer Teil der Insel ist naturgeschützt und kaum anderswo kann so vikele Wale beobachten wie rund um Pico.

Name

Bei der Entdeckung durch portugiesische Seefahrer um 1449/52 (vermutlich durch Diogo de Teive oder im Auftrag des Infanten Heinrich des Seefahrers) hieß die Insel zunächst Ilha de São Miguel oder Ilha dos Frades, „Insel der Mönche“, weil man sie zeitweilig mit der späteren Insel São Miguel verwechselte oder weil zwei Franziskaner-Mönche sie als erste betreten haben sollen. Auf alten Karten aus dem 15. Jahrhundert taucht sie aber meist als Ilha do Meio („Mittelinsel“) oder Ilha Negra („Schwarze Insel“) auf – wegen ihrer dunklen Lavafelder und weil sie zwischen den bereits bekannten Inseln Faial und São Jorge lag. Erst mit der eigentlichen Besiedlung ab 1460 bekam sie einen dauerhaften Namen. Die ersten Siedler, vor allem Flamen unter Josse van Huerter und Portugiesen aus dem Alentejo, nannten sie zunächst Ilha de São Dinis (nach dem Schutzpatron einiger flämischer Familien). Dieser Name hielt sich aber nicht lange.

Der endgültige und bis heute gültige Name Pico tauchte erstmals um 1506/10 in offiziellen Dokumenten auf und ist ganz einfach geographisch begründet: Der gewaltige, schon von weitem sichtbare Vulkanberg (damals noch ohne eigenen Namen) wurde von den Seeleuten einfach „o Pico“ („der Gipfel“, „die Spitze“) genannt. Weil dieser Berg die gesamte Insel dominiert und schon von Faial oder São Jorge aus wie eine riesige Pyramide aus dem Meer ragt, setzte sich sehr schnell die Bezeichnung Ilha do Pico, „Insel des Pico“ durch. Ab etwa 1520 ist in allen portugiesischen und flämischen Urkunden nur noch von „Pico“ die Rede. Der Vulkan selbst erhielt erst viel später seinen heutigen offiziellen Namen Ponta do Pico oder Montanha do Pico, im Volksmund blieb er lange einfach „o Pico“.

  • international:  Pico
  • amharisch:  ፒኮ ደሴት [Piko dését]
  • arabisch:  جزيرة بيكو [Dschazīrat Bīkū]
  • armenisch:  Պիկու կղզի [Piku kghzi]
  • bengalisch:  পিকো দ্বীপ [Piko dbīp]
  • birmanisch:  ပီကိုကျွန်း [Piko kywan: ]
  • bulgarisch:  Пико [Piko]
  • chinesisch:  皮库岛 [Píkù dǎo]
  • georgisch:  პიკუს კუნძული [Pik’us k’undzuli]
  • griechisch:  Πίκο [Píko] (νησί Πίκο)
  • gudscheratisch:  પિકો ટાપુ [Piko ṭāpu]
  • hebräisch:  האי פיקו [Ha-i Piko]
  • hindi:  पीको द्वीप [Pīko dvīp]
  • japanisch:  ピコ島 [Piko-tō]
  • kambodschanisch:  កោះពីកូ [Kaoh Piko]
  • kanaresisch:  ಪಿಕೋ ದ್ವೀಪ [Piko dvīpa]
  • kasachisch:  Пико аралы [Piko araly]
  • koreanisch:  피쿠 섬 [Piku seom]
  • laotisch:  ເກາະປີກູ [Kò Pīkū]
  • makedonisch:  Пико [Piko]
  • malayalam:  പീക്കോ ദ്വീപ് [Pīkko dvīp]
  • maldivisch:  ޕީކޯ ޖަޒީރާ [Pīko jazīrā]
  • orissisch:  ପିକୋ ଦ୍ୱୀପ [Piko dvīpa]
  • pandschabisch:  ਪੀਕੋ ਟਾਪੂ [Pīko ṭāpū]
  • persisch:  جزیرهٔ پیکو [Dschazire-ye Piko]
  • russisch:  Пику [Piku] (остров Пику)
  • serbisch:  Пико [Piko]
  • singhalesisch:  පිකෝ දූපත [Pikō dūpatha]
  • tamilisch:  பீக்கோ தீவு [Pīkkō tīvu]
  • telugu:  పికో ద్వీపం [Piko dvīpaṁ]
  • thai:  เกาะปีกู [Kò Pīkū]
  • tibetisch:  པི་ཀོ་གླིང་ [Pi ko gling]
  • ukrainisch:  Піку [Piku] (острів Піку)
  • urdu:  جزیرہ پیکو [Jazīra Pīko]
  • weißrussisch:  Піку [Piku]


Offizieller Name:  Pico

  • Bezeichnung der Bewohner:  Picoenses (Picoenser)
  • adjektivisch:  picoense (picoenser)


Kürzel:

  • Code:  PC / PIC
  • Kfz:  -
  • ISO-Code:  PT.AC.PC


Lage

Pico liegt im südlichen Zentrum der Inselgruppe der Azoren auf durchschnittlich 38°29‘ n.B. und 28°22‘ w.L.. Dias steile Eiland ist durch den Canal do Faial von der sechs Kilometer entfernten Insel Faial getrennt.


Geografische Lage:

  • nördlichster Punkt:  38°33‘38“ n.B. (Punta da Baixa)
  • südlichster Punkt:  38°22‘55“ n.B. (Punta da Queimada)
  • östlichster Punkt:  28°01‘40“ w.L. (Punta dos Ouriços)
  • westlichster Punkt:  28°32'31" w.L. (Criação Velha) bzw. 28°32‘56“ w.L. (Ilhéu Deitado)


Entfernungen:

  • Ilhéu Deutado 860 m
  • Faial / Azoren (Pico de Espalamaca)  6 km
  • São Jorge / Azoren (Calheta)  18,9 km
  • Graciosa / Azoren (Carapacho)  60 km
  • Terceira / Azoren (Ponta de São Mateus)  96 km
  • São Miguel / Azoren (Ponta da Ferraria)  244 km
  • Flores / Azoren (Santa Cruz das Flores)  245 km
  • Corvo / Azoren (Costa del Este)  256 km
  • Santa Maria / Azoren (Ilhéu da Barca)  297 km
  • Madeira (Ponta do Pargo) 1154 km
  • Cabo da Roca / Portugal 1608 km

Zeitzone

In Pico gilt die Horário da Europa Ocidental, identisch mit der Koordinierten Weltzeit (Universal Time Coordinated, UTC, ehemals Westeuropäische Zeit), abgekürzt HEO, eine Stunde hinter der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ). Die Realzeit liegt um eine Stunde und 52 bis 54 Minuten hinter der UTC.

Fläche

Pico hat eine Fläche von 450,74 km² bzw. 174,03 mi². Davon entfallen 450,67 km² auf die Hauptinsel. Diese durchmisst von Westnordwest nach Ostsüdost zwischen Ilhéu Deitado und Punta da Ilha 42,4 km, von Südsüdwest nach Nordnordost zwischen Leje de Cavalo und Punta Negra 16,4 km. Die Küste ist 112 km lang bei einem maximalen Tidenhub von 1,6 bis 2,0 m. Höchster Punkt ist der Punta de Pico mit 2351 m. Die mittlere Seehöhe liegt bei 490 m.

Geologie

Pico ist mit einem Alter von etwa 300.000 Jahren die jüngste Insel der Azoren und besteht im Kern aus einem einzigen gewaltigen Stratovulkan, dem Ponta do Pico (2351 m), dem höchsten Berg Portugals. Die gesamte Insel ist das Ergebnis intensiver vulkanischer Aktivität entlang der Azoren-Riftzone, genau dort, wo die eurasische, die nordamerikanische und die afrikanische Platte aufeinandertreffen (Azoren-Triple-Junction).

Der Aufbau der Insel erfolgte in mehreren Phasen: Zuerst entstand vor rund 270.000 bis 230.000 Jahren im Westen ein flacher Schildvulkan (Toppo-Vulkan), von dem heute noch die Hochebene von Cabeço Bravo und Teile der Westküste zeugen. Vor etwa 60.000 Jahren begann dann der Aufbau des heutigen zentralen Stratovulkans Ponta do Pico durch explosive und effusive Eruptionen. In den letzten 30.000 Jahren bis in die historische Zeit dominierte basischer, hawaiianisch-strombolianischer Vulkanismus: Über 200 kleinere Schlackekegel, Lavaströme und Lavaröhren überziehen die Insel, vor allem entlang einer klar erkennbaren Riftzone von WNW nach ONO, die vom Gipfel bis zur Ostspitze verläuft.

Die wichtigsten historischen Ausbrüche waren 1562 bis 1564 (Lava strömte vom Silveira-Gebiet bis zur Nordküste und schuf die fruchtbare Fajã do Lajido), 1718 (Ausbruch am Cabeço Bravo mit einem 20 km langen Lavastrom bis zur Südküste bei São Mateus) und 1720 (kleinerer Ausbruch bei Santo António). Seither gab es keine Lavaströme mehr, aber bis heute entweicht am Gipfel und in mehreren Stellen (Furnas de Frei Matias, Silveira) heiße Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff – ein Zeichen, dass das Magmensystem direkt unter der Insel weiterhin aktiv ist.

Typisch für Pico sind die unzähligen „Mistérios“ – schwarze, rohe Lavaströme, die erst vor wenigen Jahrhunderten erstarrt sind und auf denen sich erst langsam Moos und Farn ansiedeln. Die Küsten sind geprägt von steilen Kliffen, Lavabögen, Grotten und den sogenannten „Fajãs“ – flachen, fruchtbaren Ebenen, die durch Lava- oder Erdrutschablagerungen am Fuß der Klippen entstanden sind.

Landschaft

Zentrum der Insel ist der Vulkan Pico, der mit 2351 Metern als höchster Berg Portugals und markanter Mittelpunkt der Insel das Panorama prägt. Seine steilen Hänge, vulkanischen Felsen und Lavafelder zeugen von der geologischen Entstehungsgeschichte der Insel und bieten zugleich spektakuläre Wander- und Aussichtsmöglichkeiten.

Die Küstenlandschaft Picos ist abwechslungsreich und reicht von schroffen Klippen über kleine Buchten bis hin zu schwarzen Sandstränden. Die Küstenregionen sind stark vom Atlantik geprägt, wodurch sie rau, windgepeitscht und zugleich äußerst malerisch wirken. Viele Fischerorte wie Lajes do Pico oder Madalena liegen direkt an der Küste und verbinden das maritime Leben mit der landschaftlichen Schönheit der Insel.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Insel sind die traditionellen Weinberge, die auf den Lavafeldern angelegt sind. Die durch Steinkästen aus schwarzem Lavagestein geschützten Reben bilden ein einzigartiges Muster auf den Hängen und wurden sogar zum UNESCO-Welterbe erklärt. Diese Landschaften sind nicht nur wirtschaftlich bedeutend, sondern auch kulturell und ästhetisch prägend für die Insel.

Zwischen Vulkan, Weinbergen und Küste erstrecken sich zudem grüne Täler, Weiden und kleine Wälder, die Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten bieten. Seen oder Süßwasserquellen gibt es nur vereinzelt, doch das häufige Regenwetter sorgt für eine üppige Vegetation, die die karge Vulkanlandschaft ausgleicht.


Erhebungen

  • Punta do Pico  2351 m
  • Punta do Pico del Sur  2252 m
  • Queiro 1486 m
  • Capitão 1136 m
  • Topo 1002 m
  • Pico de Urze 899 m


See

  • Lagoa de Peixinho  0,03 km² (Seehöhe 872 m)


Fluss

  • Ribeira Nova  9 km

Flora und Fauna

Die Flora auf Pico umfasst verschiedene Höhenzonen mit Gebirgsvegetation aus Heide und aromatischen Kräutern an den Flanken des Vulkans in Höhen von 1500 bis 2000 Metern. Zudem gibt es dort endemische Pflanzenarten sowie dichte Wälder des Laurisilva, einem typischen Lorbeerwald der Makaronesien.​  Rund um Pico gibt es für eine vielfältige Meeresfauna, darunter zahlreiche Wal- und Delfinarten wie Pottwale, Große Tümmler und Blaue Wale, die in den tiefen Gewässern vor der Insel leben. An Land findet man die scheuen Madeira-Eidechsen sowie den endemischen Azoren-Abendsegler, eine tagaktive Fledermaus, die nur auf den Azoren vorkommt.​

Flora

In der Küstenzone (bis 300 m Meereshöhe), die zugleich der für den Menschen klimatisch zuträglichen Siedlungszone entspricht, haben zahlreiche in jüngster Zeit eingeführte Arten die endemische Vegetation weitgehend verdrängt. Von Natur aus gedeiht hier der Makaronesische Gagelbaum (Myrica faya, port. faia), ein immergrüner Baum mit essbaren, schwarzen runzligen Früchten. Er ist heute durch den aus Australien stammenden Klebsame (Pittosporum undulatum) bedroht, der vermutlich auf die Azoren gebracht wurde, um die Orangenplantagen durch Baumhecken vor Wind zu schützen. Der Klebsame ist heute in der Küstenzone eingebürgert, wo er auf weiten Flächen bis 500 m Meereshöhe das Landschaftsbild prägt.

Die natürliche Vegetation der Azoren in der feuchten Wolkenzone (oberhalb 500 m) wird von Lorbeer (Laurus azorica, port. louro), Wacholder (Juniperus brevifolia, port. cedro-do-mato) und Baumheide (Erica azorica, port. urze) bestimmt. Diese endemischen Arten bilden dichte strauchige Wälder, die sehr reich an unterschiedlichen Moosen sind. Durch Holzeinschlag und Anlage von Weideland wurde dieser einzigartige Lorbeer-Wacholder-Nebelwald stark dezimiert. Größere Restbestände finden sich noch auf São Miguel, Pico und Terceira. Vor etwa 300 Jahren auf die Azoren gebracht wurde die mit der Avocado verwandte und auf den Kanaren beheimatete Indische Persea (Persea indica, port. vinhático). Man schätzte den Baum, der oberhalb 200 m Höhe gedeiht, wegen seines schönen rotbraunen Holzes, das an Mahagoni erinnert.

Zahlreiche von den Menschen eingeführte fremdländische Arten, die im feuchtwarmen Klima der Azoren bestens gedeihen, sind inzwischen zu einer Bedrohung der heimischen Pflanzenwelt geworden. Die Girlandenblume (Hedychium gardneranum), ein aus dem Himalaya stammendes Ingwergewächs, breitet sich durch Rhizombildung unglaublich stark aus und unterdrückt jeden anderen Pflanzenbewuchs auf der Höhenstufe des Nebelwaldes. Zur Blütezeit ab Ende Juli bieten die großen, duftenden gelben Blüten einen wunderschönen Anblick, der die ökologische Problematik fast vergessen lässt. Übrigens: Wenn man eine der langen Blütenähren aus der Blütendolde zupft und den Blütenstengel aussaugt, schmeckt man das köstliche honigsüße Ingweraroma.

Umfangreiche Aufforstungen finden seit 1860 mit der aus Japan eingeführten Sicheltanne (Cryptomeria japonica) statt, einem schönen, rasch wüchsigen Nadelbaum mit rötlicher Borke, dessen Nadelteppich allerdings andere Pflanzen nachhaltig unterdrückt. Von diesem kommerziell wichtigsten Baum werden durchschnittlich 250.000 Exemplare pro Jahr gefällt und mehr als doppelt so viele wieder aufgeforstet. Ebenfalls aus Japan stammt die längst zur Charakterpflanze der Azoren avancierte Hortensie (Hydrangea macrophylla). Zur Blütezeit ab Juni bilden die zur Begrenzung von Viehweiden angepflanzten Hortensienhecken einen prachtvollen Anblick.

Fauna

Auf Pico gibt es keine einheimischen Land-Säugetiere, keine Schlangen und keine giftigen Tiere, dafür aber eine reiche Meeres- und Vogelwelt sowie zahlreiche endemische Wirbellose. Zu findn sind hier nur zwei wildlebende Säugetierarten, die vom Menschen eingeschleppt wurden: der Maus (Mus musculus) und die Wanderratte (Rattus norvegicus). Alle anderen Landsäugetiere – Kaninchen, Frettchen, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde – wurden als Nutztiere eingeführt. Wölfe, Füchse oder Rehe gibt es nicht. Unter den Amphibien und Reptilien fehlen einheimische Arten komplett; gelegentlich gesichtete Eidechsen stammen von entlaufenen Haustieren.

Besonders artenreich ist dagegen die Welt der Insekten und Spinnentiere: Über 200 endemische Wirbellose-Arten sind bekannt, darunter mehrere nur auf Pico vorkommende Käfer, Spinnen und Schnecken. Berühmt sind die großen, bunten Nachtfalter (zum Beispiel die Azoren-Bärin Agrius convolvuli) und der endemische Pico-Laufkäfer Trechus montanheiro, der in Lavaröhren lebt.

Pico ist ein Paradies für See- und Küstenvögel. Ganzjährig brüten hier die Gelbschnabel-Sturmtaucher (Calonectris borealis), die größte Kolonie der Azoren liegt an der Ostspitze (Ponta da Ilha). Im Sommer kommen Rosen- und Azoren-Sturmschwalben, im Winter seltene Gäste wie die Madeirasturmschwalbe. Auf den Hochebenen brüten Kanarenpieper und die azorische Unterart des Buchfinken. Greifvögel sind fast ausschließlich Mäusebussarde (Buteo buteo rothschildi), die auf allen Azoren-Inseln heimisch sind.

Das eigentliche Highlight ist die marine Tierwelt: Rund um Pico leben ganzjährig oder saisonal über 28 Wal- und Delfinarten – mehr als an jedem anderen Ort Europas. Zu den regelmäßigen Bewohnern gehören Pottwale (besonders von März bis Juni), Grindwale, Große Tümmler und Risso-Delfine. Im Sommer ziehen Blauwal, Finnwal und Sei-Wal vorbei. Auch Meeresschildkröten (vor allem Unechte Karettschildkröten) und mehrere Haiarten (Blauhai, Makohai) sind häufig.

Im flachen Küstenwasser tummeln sich Papageifische, Muränen, Barrakudas und riesige Schwärme von Makrelen und Sardinen. An den Felsküsten leben Krebse, Seeigel und die endemische Azoren-Seeschnecke Patella candei.

Naturschutz

Fast die Hälfte der Inselfläche sowie große küstennahe Meereszonen stehen unter Schutz. Seit 2008 werden alle Schutzgebiete unter dem Dach des Parque Natural da Ilha do Pico verwaltet. Der höchste und markanteste Teil ist die Reserva Natural da Montanha do Pico. Ab etwa 1200 m Höhe bis zum 2.351 m hohen Gipfel (Pico Piquinho) sind rund 45 km² streng geschützt. Hier wachsen zahlreiche azorische Endemiten, und der Aufstieg ist nur auf dem registrierten und markierten Weg erlaubt.

Darunter schließen sich ausgedehnte Landschaftsschutzgebiete an. Das bekannteste und größte ist die Paisagem Protegida da Cultura da Vinha da Ilha do Pico – das UNESCO-Weltkulturerbe der Weinlandschaft mit den charakteristischen schwarzen Lava-Stein-Mauern (currais). Es umfasst zwei Zonen: die größere an der Westküste (Criação Velha und Madalena) und eine kleinere an der Nordküste bei São Roque.

Die zentrale Hochebene mit ihren über 80 Kraterseen und Torfmooren ist als Paisagem Protegida das Lagoas (unter anderem Lagoa do Capitão, Lagoa Seca) ausgewiesen. An der Küste gibt es zahlreiche kleinere, aber wichtige Reservate: die Reserva Natural das Lagoas de Criação Velha, das Mistério da Prainha, die Ponta da Ilha, die Baía de Canas sowie die kleinen vorgelagerten Ilhéus (Felsinseln).

Auch das Meer rings um Pico ist geschützt: Die gesamte Küstenzone gehört zum Parque Marinho dos Açores, mit besonders strengen Schutzzonen vor Lajes do Pico und São Roque do Pico – den ehemaligen Walfangzentren, die heute zu den besten Whale-Watching-Gebieten der Welt zählen.

Klima

Die Insel Pico zeichnet sich durch ein mildes, maritim geprägtes Klima aus, das stark vom Atlantischen Ozean beeinflusst wird. Die Temperaturen sind das ganze Jahr über relativ stabil, mit milden Wintern, in denen die Durchschnittswerte selten unter 12°C fallen, und mäßig warmen Sommern mit Durchschnittstemperaturen um 22°C. Starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht oder zwischen den Jahreszeiten sind auf Pico selten, was die Insel besonders angenehm für Bewohner und Besucher macht.

Die Niederschläge verteilen sich auf das gesamte Jahr, wobei der Herbst und der Winter die regenreichsten Monate sind. Die hohen Niederschlagsmengen, die an den windzugewandten Hängen des Pico-Vulkans noch zunehmen, sorgen für die üppige Vegetation und die fruchtbaren Böden, die unter anderem den Weinbau ermöglichen. Aufgrund der topografischen Unterschiede – insbesondere in der Nähe des Pico-Vulkans – können lokale Mikroklimata auftreten, bei denen es in höheren Lagen deutlich kühler und feuchter ist als an der Küste.

Nach der Klimaklassifikation nach Köppen-Geiger wird das Klima Picos als Cfb eingestuft, also als ozeanisches Klima mit milden Temperaturen, ganzjährig ausreichender Niederschlagsverteilung und ohne ausgeprägte Trockenperiode. Diese Klassifikation entspricht der typischen atlantischen Inselcharakteristik, bei der maritime Einflüsse das Wetter dominieren und extreme Temperaturen weitgehend verhindert werden.

Eine wichtige Rolle spielt nicht zuletzt der Wind. Die Passatwinde aus Nordost bringen kontinuierliche, aber meist moderate Brisen, die das Inselklima weiter abmildern. Gleichzeitig sorgt die Kombination aus Wind, Regen und Temperaturstabilität für eine hohe Luftfeuchtigkeit, die insbesondere in den höher gelegenen Regionen und an den Flanken des Vulkans deutlich spürbar ist.

Mythologie

Seit Jahrhunderten erzählen die Bewohner Geschichten über Geister, Schutzheilige und übernatürliche Wesen, die das Leben auf der Insel beeinflussen sollen. Besonders der Pico-Vulkan, der höchste Berg Portugals, spielt in vielen Erzählungen eine zentrale Rolle. Er wird oft als mächtiger, beinahe göttlicher Ort dargestellt, dessen Energie sowohl Gefahr als auch Fruchtbarkeit für die Insel bringen kann.

Ein bekanntes Motiv der lokalen Mythologie ist die Verbindung zwischen Menschen und Meer. Walfänger und Fischer berichteten von Schutzgeistern, die sie vor Stürmen bewahren, aber auch von Meereswesen, die Unheil bringen könnten. Viele dieser Geschichten entstanden in einer Zeit, in der das Überleben auf See von Glück und Vorsicht abhing, und dienten sowohl der Unterhaltung als auch der Erziehung jüngerer Generationen.

Darüber hinaus existieren zahlreiche Legenden über Geister und mystische Erscheinungen in den verlassenen Weinbergen, den Lavafeldern und alten Steinhäusern der Insel. Diese Erzählungen spiegeln die enge Verbindung der Menschen zu ihrer Umwelt wider und vermitteln Respekt vor den Naturgewalten. Auch religiöse Mythen, insbesondere jene rund um den Schutzpatron der Insel und lokale Wallfahrtsorte, sind ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Identität Picos.

Geschichte

Die Portugiesen nahmen die Insel 1439 in Besitz. Ab 1460 kamen erste Siedler auf die Insel. Sie lebten vom Anbau von Getreide und Yams sowie von der Viehzucht. Später kam der Weinbau hinzu. Ausbrüche des Pico 1562 und 1718 führten zur teilweisen Auswanderung der der Bevölkerung. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Weinbau durch den Mehltau stark beeinträchtigt. Dafür blühte der Walfang auf und stellte für ein Jahrhundert eine wichtige Einnahmequelle für die Bevölkerung dar. 1980 war Pico von einem schweren Erdbeben bei Terceira betroffen. 1981 wurde der Flughafen Pico in Betrieb genommen.

Entdeckungszeit

Die Azoren waren bei ihrer Entdeckung durch die Portugiesen im 15. Jahrhundert die einzigen größeren Atlantikinseln, die tatsächlich unbewohnt waren. Weder archäologische Funde noch Pollenanalysen liefern den geringsten Hinweis darauf, dass Phönizier, Karthager, Wikinger oder arabische Seefahrer jemals länger als vielleicht ein paar Stunden an Land gegangen wären. Und doch tauchen die Inseln seit dem 12. Jahrhundert auf Seekarten auf: al-Idrisi erwähnt 1154 „al-Ghanam“ und die „ewigen Inseln“, die katalanische Karte von 1339 zeigt bereits Corvo und Faial fast exakt an der richtigen Stelle, und die Brüder Pizzigani zeichnen 1367 eine Gruppe von neun Inseln, darunter eine große mit dem Namen „Capraria“. Pico selbst jedoch bleibt auf fast allen diesen Karten unsichtbar oder wird nur als winziger Fleck ohne Namen dargestellt. Erst ab etwa 1430 trägt sie Bezeichnungen wie „Ilha dos Pombos“ (wegen der unzähligen Wildtauben) oder „Ilha de São Dyonísio“.

Die systematische portugiesische Entdeckung begann unter der Ägide Heinrichs des Seefahrers. Gonçalo Velho Cabral, ein Ritter des Christusordens, sichtete zwischen 1432 und 1439 die gesamte zentrale Gruppe (Terceira, Graciosa, São Jorge, Faial und Pico). Pico wurde dabei als letzte der fünf Inseln entdeckt, vermutlich 1439 oder kurz danach, weil die Karavellen meist von Faial aus nach Südosten segelten und der gewaltige Vulkankegel erst spät am Horizont auftauchte. Die erste urkundliche Nennung als „Ilha do Pico“ findet sich erst 1460 in einem Brief des Infanten.

Pionierzeit

Trotz der frühen Entdeckung begann die Besiedlung erst sehr viel später und zögerlich. Pico galt als die kargste, wasserärmste und am schwierigsten zugängliche Insel der Azoren. Der Ponta do Pico, mit 2.351 Metern der höchste Berg ganz Portugals, ragt steil aus dem Meer, an der Küste gibt es kaum natürliche Buchten, und das Innere wirkte wie eine schwarze Mondlandschaft aus Lavafeldern und Asche. Während Faial und Terceira bereits in den 1430er und 1440er Jahren erste Siedler anzogen, blieb Pico bis in die 1460er Jahre praktisch menschenleer.

Erst als Faial unter der dynamischen Führung des flämischen Adligen Josse van Huerter (Josse de Utra oder Jóos van Hurtere) aufblühte, wagten die ersten Familien den Sprung auf die Nachbarinsel. Van Huerter, der seit 1465/66 Kapitän-Donatário von Faial war, erhielt 1466 oder kurz danach auch Pico als Lehen und begann gezielt Siedler anzuwerben. Die meisten kamen aus Nordportugal, vor allem aus dem Minho und Trás-os-Montes, einige wenige aus Flandern und von Madeira. Oft handelte es sich um jüngere Söhne von Bauern, die auf dem Festland kein Land bekamen, oder um Abenteurer, die von den Steuererleichterungen und dem kostenlosen Landbesitz angelockt wurden.

Die ersten dauerhaften Siedlungen entstanden an der Südküste, wo das Gelände etwas weniger steil war und kleinere Ankerplätze existierten. Lajes do Pico wurde 1482 zur Vila erhoben und war lange Zeit die wichtigste Ortschaft. An der Nordküste folgte später São Roque do Pico, das erst im frühen 16. Jahrhundert an Bedeutung gewann. Madalena, heute die Hauptstadt, war zunächst nur ein kleiner Weiler.

Die Siedler brachten Schafe, Ziegen, Schweine, Hühner, Weizen, Gerste und – entscheidend für die spätere Blüte – Rebstöcke mit, vor allem die Sorte Verdelho. Der vulkanische Boden, der anfangs wie eine einzige schwarze Wüste wirkte, erwies sich als erstaunlich fruchtbar, sobald man die Lava zu kleinen Steinen zerschlug (die sogenannten „lajidos“) und die Asche als Dünger nutzte. Zwischen den Lavablöcken entstanden winzige, von Trockenmauern umgebene Parzellen, die „currais“, in denen Wein, Feigen, Mais und später auch Orangen gediehen. Innerhalb weniger Jahrzehnte verwandelte sich die vermeintlich lebensfeindliche Insel in eine der produktivsten der Azoren.

So wurde aus der „Insel der Tauben“, die lange als unbesiedelbar galt, in der zweiten Hälfte des 15. und im frühen 16. Jahrhundert eine der bemerkenswertesten Pionierleistungen der portugiesischen Expansion – ein schwarzes Paradies, das sich die Siedler buchstäblich Stein für Stein aus der Lava und Feuer erkämpften.

Goldenes Zeitalter

In den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts begann auf Pico etwas, das es in dieser Form damals nirgendwo sonst auf der Welt gab: eine ganze Insel verwandelte sich in einen einzigen, riesigen, schwarzen Weingarten, während gleichzeitig vor ihren Küsten die größten Säugetiere der Erde gejagt wurden. Binnen weniger Generationen stieg die einst als karg und gefährlich geltende Insel zu einer der reichsten und berühmtesten der gesamten portugiesischen Übersee auf. Man nannte sie fortan nur noch Ilha do Vinho oder, mit ehrfürchtigem Unterton, die „schwarze Perle des Atlantiks“.

Der Boden schien dafür eigentlich ungeeignet: nackter Basalt, von der Sonne aufgeheizt, vom Wind zerfurcht, von Salz durchsetzt. Doch genau das machte ihn einzigartig. Die Siedler hatten festgestellt, dass die zerkleinerte Lava (bagacina) die Wärme des Tages speicherte und nachts langsam wieder abgab, dass sie Feuchtigkeit aus dem Nebel zog und dass die Reben, die direkt in diesen schwarzen Schotter gepflanzt wurden, einen Wein hervorbrachten, der nach Feuerstein und Meer schmeckte.

Ab etwa 1570 begann eine wahre Besessenheit: Mit Hammer und Brechstange zerschlugen Männer, Frauen und Kinder Tag für Tag die Lava, schichteten meterdicke Trockenmauern aus Basaltblöcken auf und schufen Tausende kleiner, rechteckiger Parzellen – die currais an der West- und Nordküste, die rolos an der Südküste. Jede Parzelle war kaum größer als ein Wohnzimmer, manchmal nur 20 oder 30 Quadratmeter, aber Hunderttausende davon bedeckten bald die Ebenen von Criação Velha, Santa Luzia, Lajido, Cachorro und Ribeiras. Von oben gesehen glich die Insel einem gigantischen Schachbrett aus schwarzem Stein.

Die Hauptsorte war der Verdelho, eine uralte Rebe, die wahrscheinlich von Madeira oder aus Zypern stammte. Dazu kamen kleinere Mengen Terrantez, Bastardo und andere. Der Wein war hellgold, fast durchsichtig, von einer stechenden Frische und einer Mineralität, die man anderswo nicht kannte. Man sagte, er könne zehn, zwanzig, dreißig Jahre lagern und werde dabei immer besser – eine Seltenheit im 17. Jahrhundert.

Ab 1620 explodierte der Export. Englische Kaufleute ließen sich in Madalena und Lajes nieder, flämische und hanseatische Schiffe ankerten vor São Roque. Die Fässer wurden mit dem Brandzeichen „PICO“ versehen – ein Gütesiegel, das so viel galt wie „Porto“ oder „Madeira“. In London wurde Pico-Verdelho am Hof Karls II. getrunken, in Amsterdam in den Häusern der VOC-Direktoren, in Hamburg in den Kontoren der Kaufleute. In Russland soll Zar Peter der Große ihn so geliebt haben, dass er 1720 eigens einen Botschafter nach Lissabon schickte, um den Nachschub zu sichern. Selbst in die amerikanischen Kolonien ging er – George Washington soll ihn geschätzt haben, und in Charleston wurde er als „Picco“ teurer gehandelt als französischer Bordeaux.

Auf der Insel selbst entstanden prächtige Herrenhäuser aus schwarzem Basalt mit weißen Ecksteinen: die Solar dos Tiagos in São Roque, das Haus der Familie Cysneiros in Lajes, die Residenz der Canto-Brüder in Madalena. Die Kirchen wurden vergrößert, die Franziskaner in São Roque bauten 1614 eines der größten Klöster der Azoren. In Lajes do Pico stand zeitweise mehr Geld pro Kopf zur Verfügung als in mancher Stadt auf dem Festland.

Parallel zum Wein blühte der Walfang auf. Schon um 1520 hatten die Bewohner begonnen, Pottwale von kleinen offenen Booten aus mit Handharpunen zu jagen. Ab 1580 holten die Donatários baskische und normannische Spezialisten auf die Insel – Männer, die wussten, wie man einen Wal in Stunden statt Tagen erlegt. Die Vigias (Walausschau-Posten) auf den Hügeln wurden ausgebaut; bei Sichtung eines Wales wurde mit Rauchsignalen oder Muschelhörnern Alarm geschlagen.

Die Beute war gewaltig: Tran für Lampen und Seife, Walrat für Kerzen und Parfums, Barten für Korsettstäbe und Peitschen, Ambergris für die teuersten Duftwässer Europas. In guten Jahren brachten die W, die auf Walfang gingen, mehr ein als ein Winzer. In Lajes und São Roque entstanden Tran-Fabriken, in denen im Frühjahr der Gestank kilometerweit zog.

Der Wohlstand hatte seinen Preis. Zweimal, 1589 und 1599, fielen Piraten über die Insel her. 1589 war es der Earl of Cumberland mit englischen Freibeutern, die Madalena und São Mateus in Schutt und Asche legten und Hunderte Fässer Wein mitnahmen. 1599 kamen algerische Korsaren, töteten Dutzende und verschleppten über hundert Menschen in die Sklaverei nach Algier. Danach wurden überall atalaias gebaut, und die Bevölkerung übte sich darin, bei Gefahr innerhalb von Minuten ins Landesinnere zu fliehen.

Die Natur selbst war unberechenbar. 1562 bis 1564 brach der Vulkan von Silveira aus und begrub die besten Weinberge von São João unter Lava. 1718 floss bei Prainha do Norte ein Lavastrom bis ins Meer und schuf die heutige Ponta da Ilha. 1720 folgte der verheerendste Ausbruch bei Terra do Pão und São Mateus – ganze Dörfer verschwanden, und die Asche lag meterhoch. Die Menschen kamen zurück, räumten die Lava beiseite und pflanzten neu – oft schon im nächsten Jahr.

Übergangszeit

Als das 18. Jahrhundert seinem Ende zuging, war Pico noch immer reich, aber die ersten feinen Risse im Fundament waren bereits sichtbar. Was folgte, war keine plötzliche Katastrophe, sondern ein schleichender, fast drei Generationen währender Niedergang, der die Insel in eine völlig andere Welt führte. Es war die Zeit, in der der Verdelho-Wein noch einmal glänzte, dann aber langsam verblasste, in der der Walfang sich wandelte und in der Pico von einer der wohlhabendsten Azoreninseln zu einer der verletzlichsten wurde, lange bevor Mehltau und Reblaus die endgültige Zäsur setzten.

Die Zahlen waren noch immer beeindruckend. Um 1780 wurden jährlich 20.000 bis 22.000 Pipas (rund 11 Millionen Liter) Verdelho exportiert, fast alles nach England, Norddeutschland, Russland und in die Dreizehn Kolonien. In manchen Jahren brachte ein einziges Gut in Criação Velha oder Lajido mehr ein als eine ganze Gemeinde auf São Miguel. Die großen Familien (Cysneiros, Silva, Monte, Canto, Ferreira Pestana) bauten ihre Solar-Herrenhäuser weiter aus, ließen Orgeln aus Lissabon kommen und schickten ihre Söhne auf das Jesuitenkolleg in Angra. In Lajes do Pico gab es 1791 sogar eine kleine Theatertruppe, die Molière auf Portugiesisch spielte.

Doch der Markt veränderte sich. In England kamen Sherry und Portwein in Mode, in Russland begann man, französischen Champagner zu trinken. Gleichzeitig wurden die Transportkosten höher, weil die Azoren nach den napoleonischen Kriegen nicht mehr auf der direkten Route zwischen Europa und Amerika lagen. Der Preis pro Pipa sank von 32.000 Réis (um 1750) auf 18.000 bis 20.000 Réis um 1800.

Die Koalitionskriege und die napoleonische Kontinentalsperre trafen Pico hart. Zwischen 1807 und 1814 lagen englische Fregatten vor den Azoren, um französische Schiffe abzufangen, und der Handel kam fast zum Erliegen. Viele Fässer blieben in den Kellern von Madalena und São Roque liegen und wurden sauer. 1810 bis 1812 quartierten sich britische Truppen auf Faial und Pico ein; die Offiziere tranken den restlichen guten Verdelho und bezahlten mit Papiergeld, das niemand wollte.

1820 brachte die Liberale Revolution in Portugal auch auf den Azoren politische Unruhen. Auf Pico kam es zu Streit zwischen absolutistischen „Miguelisten“ und liberalen „Septemberisten“. In Lajes wurde 1828 sogar ein kleiner Bürgerkrieg ausgetragen; die Kirche von São Roque wurde als Gefängnis für Miguelisten benutzt.

Während der Wein langsam zurückging, erlebte der Walfang in dieser Übergangszeit noch einmal eine Blüte, allerdings unter völlig neuen Vorzeichen. Ab den 1820er Jahren kamen immer mehr amerikanische Walfänger aus New Bedford, Nantucket und New London in die Azoren, um Mannschaften anzuheuern, Wasser und Proviant aufzunehmen und die Boote zu reparieren. Pico wurde zu einem der wichtigsten Stützpunkte im Nordatlantik.

Junge Männer aus Lajes, São Caetano und Piedade heuerten für zwei- bis dreijährige Fahrten an und brachten bei Rückkehr Dollar, Tabak und Geschichten von der Südsee mit. Manche desertierten und blieben in Massachusetts, andere kamen als reiche „Americanos“ zurück und bauten sich Häuser mit hölzernen Veranden. Der lokale Walfang mit eigenen Booten ging dagegen zurück; die Basken und Normannen waren längst abgezogen. Die Vigias auf den Hügeln wurden nun eher für die amerikanischen Schoner genutzt als für eigene Jagden.

Trotz allem ging es der Insel in diesen zwei Jahrzehnten noch vergleichsweise gut. Die Bevölkerung wuchs auf etwa 27.000 bis 28.000 Menschen (1840), die höchste Zahl, die Pico je erreichen sollte. In den Dörfern entstanden neue Schulen, in Madalena wurde 1835 eine Apotheke eröffnet, und 1842 gründete sich die erste Sparkasse der Azoren in Lajes.

Der Weinbau konzentrierte sich nun auf die besten Lagen: Criação Velha, São Mateus, Lajido, Cachorro und die Hänge von Santa Luzia. Die Produktion lag stabil bei 10.000 bis 12.000 Pipas pro Jahr, immer noch ein gewaltiger Wert. Es war die Zeit, in der die großen Kellereien ihre schönsten Fässer füllten, die heute noch in den Museen stehen – Jahrgänge wie 1834, 1844 oder 1846, die bis ins 21. Jahrhundert überlebten.

Aber die Warnsignale mehrten sich. Erste schwache Oidium-Anzeichen wurden 1846/47 in São Roque gemeldet und mit Schwefel bekämpft, zunächst erfolgreich. Die Curral-Mauern wurden nicht mehr überall instand gehalten; in den weniger guten Lagen wucherten Farne und Flechten. Viele junge Männer waren auf Walfang oder bereits ausgewandert; die Arbeit in den Weinbergen blieb zunehmend an Frauen, Kindern und alten Männern hängen.

Es war eine merkwürdige Epoche des Nebeneinanders: In Lajes und Madalena sah man noch Damen in Seidenkleidern und Herren mit Zylinder, während in den entlegenen Weilern wie Ribeiras Velhas die Menschen barfuß gingen und von getrocknetem Fisch und Maisbrei lebten. Die großen Feste des Heiligen Geistes wurden noch prunkvoller denn je – als ob man ahnte, dass es bald vorbei sein würde. Die Kirche hatte enormen Einfluss; fast jedes Dorf baute in diesen Jahren eine neue Kapelle oder vergrößerte die alte. Gleichzeitig begann die erste „Amerikanisierung“: In den Häfen sprach man Englisch, Kinder trugen Baseballmützen aus New Bedford, und in manchen Küchen kochte man bereits mit Kerosin statt mit Waltran.

Der Jahrgang 1850 war noch einmal hervorragend. Die Trauben waren gesund, der Wein klar und intensiv. In den Kellern von Criação Velha und São Mateus lagerten Fässer, die noch Jahrzehnte später getrunken werden sollten. Niemand ahnte, dass dies der letzte wirklich große Jahrgang vor der Katastrophe sein würde. Im Herbst 1851 tauchten die ersten gelblichen Flecken auf den Blättern auf – zunächst nur vereinzelt, dann immer mehr. Als 1852 der Mehltau endgültig ausbrach, war Pico noch immer eine reiche Insel – reicher als die meisten Regionen Portugals. Aber sie war auch eine Insel, die fast alles auf eine einzige Karte gesetzt hatte: den Verdelho-Wein.

Krisenzeit

Innerhalb weniger Jahre fraß sich der Echte Mehltau (Oidium tuckeri) durch die berühmten Weinberge der Insel. Die Erträge brachen ein, die Fässer blieben leer, die Kaufleute aus London und Hamburg schrieben keine Bestellungen mehr. Die Bauern versuchten alles – Schwefel, Kupfer, Gebete –, aber der Pilz war schneller.

Kaum hatten sich die Picoenser von diesem Schlag ein wenig erholt, kam 1863 bis 1870 der zweite, noch verheerendere: die Reblaus (Phylloxera vastatrix). Die winzige Laus fraß die Wurzeln der europäischen Reben, und innerhalb eines Jahrzehnts waren fast alle Weinberge tot. Was einst die „Ilha do Vinho“ gewesen war, glich plötzlich einer riesigen schwarzen Wüste aus abgestorbenen Stöcken und verfallenden Curral-Mauern. Der Exportwert des Pico-Weins, der 1850 noch über 60 % der gesamten azoreanischen Ausfuhren ausgemacht hatte, fiel auf nahezu Null.

Der gleichzeitige Niedergang des traditionellen Walfangs verschärfte die Katastrophe. Seit den 1860er Jahren ersetzte Petroleum das Walöl als Leucht- und Schmierstoff, und die großen amerikanischen Walfangflotten kamen seltener. Zwar machten noch bis in die 1880er Jahre Schoner aus New Bedford und Nantucket in Lajes und São Roque Station, und viele junge Picoenser heuerten dort an, doch die goldenen Zeiten waren vorbei. Die letzten großen Walfanggesellschaften der Insel lösten sich in den 1890er Jahren auf.

Ab 1870 verließen die Menschen Pico in Scharen. Zuerst ging es nach Brasilien – vor allem nach São Paulo und Rio de Janeiro –, wo viele als Kaffeearbeiter endeten. Als sich dort die Lage verschlechterte, richteten sich die Blicke nach Norden. Amerikanische Walfangkapitäne warben gezielt auf den Azoren Arbeitskräfte an, und so entstand eine regelrechte Kette: Von Lajes und Madalena fuhren die Dampfer der „White Star Line“ oder „Cunard“ direkt nach New Bedford, Fall River, Providence oder Boston.

Zwischen 1880 und 1924 wanderten schätzungsweise 25.000 bis 30.000 Picoenser in die USA aus – bei einer Inselbevölkerung, die 1900 nur noch etwa 25.000 Seelen zählte. Ganze Dörfer verloren 60–80 % ihrer Bewohner. In manchen Weilern blieben nur alte Menschen und Kinder zurück. Die Auswanderer schickten Geld (die sogenannten „remessas“), das auf Pico in neue Steinhäuser, Kirchenfeste und manchmal auch in kleine Dampfboote investiert wurde – doch es reichte nie aus, um die verlorenen Arbeitsplätze zu ersetzen.

In den USA bildeten sich große „Pico-Colonies“. In New Bedford sprach man in manchen Vierteln fast nur Portugiesisch, und die „Festa do Bom Jesus“ von Pico wurde zur größten portugiesischen Prozession Neuenglands. Viele kehrten nie zurück; wer es doch tat, brachte neue Ideen, Maschinen und manchmal auch amerikanische Frauen mit.

Wer blieb, lebte von dem, was die Lava noch hergab: Kartoffeln, Mais, Bohnen, etwas Vieh. Die Frauen trugen die schwere Last – sie pflügten mit Kühen, weil die Männer weg waren, und verkauften Käse und Wolle auf den Märkten von São Roque und Madalena. Fischerboote fuhren weiter auf Thunfisch und Schwertfisch, aber die Fanggründe waren hart umkämpft.

Die Kinder gingen barfuß zur Schule, wenn sie überhaupt gingen. In manchen Gemeinden lag die Analphabetenrate bei über 80 %. Strom gab es nur in den beiden Hauptorten, und das auch nur stundenweise von kleinen Dieselgeneratoren. Die Straßen waren miserable Lavapisten; bis in die 1930er-Jahre brauchte man von Lajes nach São Roque einen ganzen Tag mit Ochsenkarren.

Politisch gehörte Pico zur Monarchie bis 1910, dann zur chaotischen Ersten Republik. Die Inselbewohner interessierten sich wenig für die Streitigkeiten in Lissabon; sie hatten genug mit dem Überleben zu tun. 1926 putschte sich António de Oliveira Salazar an die Macht – für Pico änderte sich erst einmal wenig, außer dass die Auswanderung noch schwieriger wurde.

Ab den frühen 1930er Jahren begann ein vorsichtiger Neuanfang im Weinbau. Mit amerikanischen Unterlagsreben (Riparia, Rupestris) pflanzte man wieder – zunächst nur für den Eigenbedarf, dann für den Verkauf auf den anderen Azoreninseln. Die Cooperativa Vitivinícola, die 1942 gegründet wurde (und bis heute existiert), war der erste organisierte Versuch, den Weinbau wieder aufzubauen. Es war mühsam: Die alten Currals waren verfallen, die Mauern eingestürzt, die Böden ausgelaugt.

Gleichzeitig wurde der Walfang modernisiert. In den 1930er- und 1940er-Jahren fuhren noch einige wenige Dampf-Walfangschiffe von São Roque aus, mit Harpunenkanonen an Bug. Die Jagd wurde brutaler, aber auch kürzer – die Bestände waren bereits stark dezimiert.

Obwohl Portugal neutral blieb, bekam Pico den Krieg zu spüren. Die Insel lag auf der Route der alliierten Nordatlantik-Konvois, und amerikanische Flugzeuge landeten ab 1943 auf dem neuen Flugplatz von Lajes auf Terceira (von Pico aus gut sichtbar). Viele Picoenser arbeiteten dort als Bauarbeiter und verdienten zum ersten Mal seit Jahrzehnten richtig Geld.

Auf Pico selbst herrschte Mangel: Benzin, Mehl, Zucker, Stoff – alles war rationiert. Die Fischerboote durften nur noch in Küstennähe fahren, weil U-Boote gesichtet wurden. Im Frühjahr 1941 sank das deutsche U-Boot U-110 nur wenige hundert Kilometer westlich der Azoren – die Wellen spülten später Teile an die Küste von Pico. 1944/45 kamen die ersten Rückkehrer aus Amerika, weil der Krieg die Schifffahrt gefährlich machte. Sie brachten Dollars, Nähmaschinen, Radios und Geschichten von einer anderen Welt mit.

Moderne Zeit

Als 1945 der Krieg zu Ende war, kehrten zwar einige Männer von den Baustellen des Lajes Field (Terceira) zurück, doch die Freude währte kurz. Die Insel hatte kaum Industrie, kaum Straßen, kaum Strom. Die Bevölkerung war auf unter 23.000 geschrumpft. In vielen Dörfern standen mehr Häuser leer als bewohnt.

Ab 1950 setzte die zweite, noch dramatischere Auswanderungswelle ein – diesmal vor allem nach Kanada und in die USA, als die amerikanischen Quoten 1952/65 gelockert wurden. Zwischen 1950 und 1974 verließen weitere 15.000 bis 18.000 Menschen die Insel, oft ganze Jahrgänge. In Criação Velha, Santo Amaro oder São Mateus gab es Schulklassen mit zwei, drei Kindern. Die „Americanos“ schickten Pakete mit Kleidung, Nähmaschinen und Dollarscheinen, und in fast jedem Dorf stand ein neues, bunt angestrichenes „Amerikaner-Haus“ mit Flachdach und Aluminiumfenstern – Zeichen eines Wohlstands, der nicht auf der Insel erwirtschaftet worden war.

Gleichzeitig begann der Wiederaufbau des Weinbaus extrem langsam. Die 1942 gegründete Cooperativa Vitivinícola füllte in den 1950er-Jahren gerade einmal ein paar tausend Liter pro Jahr ab, meist einfachen Tafelwein für den lokalen Konsum. Die alten Currals blieben größtenteils verfallen.

Unter der Estado-Novo-Diktatur blieb Pico ein vergessener Außenposten. Es gab kaum Investitionen aus Lissabon. 1963 wurde endlich die Straße von Madalena nach São Roque asphaltiert, 1969 erreichte der Strom die letzten Dörfer. Der kleine Flugplatz von Pico (1969 eröffnet) hatte zunächst nur eine Schotterpiste; die Propellermaschinen der SATA flogen zweimal pro Woche.

Der Walfang erlebte in den 1960er und frühen 1970er Jahren noch einmal eine letzte, fast verzweifelte Blüte. Moderne Fangboote mit Harpunenkanonen jagten vor allem Pottwale, doch die Bestände waren bereits stark dezimiert. In São Caetano und Lajes roch es im Frühjahr nach Tran und Blut. 1970 wurden noch etwa 200 Wale erlegt – 1984 war Schluss.

Die Nelkenrevolution vom 25. April 1974 erreichte die Azoren erst mit Verspätung, aber ihre Auswirkungen waren gewaltig. Plötzlich gab es Meinungsfreiheit, Parteien, Gewerkschaften. Auf Pico brach ein Streik der Walfänger aus, die bessere Löhne forderten – ironischerweise kurz bevor der Walfang ohnehin verboten wurde.

1976 erhielten die Azoren den Status einer autonomen Region mit eigenem Parlament und Regierung in Ponta Delgada. Erstmals floss EU-Geld (nach dem Beitritt Portugals 1986) in Straßen, Schulen, Häfen und Krankenhäuser. Die Auswanderung stoppte fast schlagartig; ab 1975 kehrten mehr Menschen zurück, als wegzogen.

1980 erfolgte die Neugründung und Professionalisierung der Cooperativa Vitivinícola da Ilha do Pico unter António Maçanita senior. Man unternahm erste Versuche, die alten Sorten Arinto dos Açores, Verdelho und Terrantez do Pico wieder rein zu kultivieren. Die Winzer mussten oft mit Hacke und Hammer die alten Mauern wieder aufbauen – ein Generationenprojekt.

1984 unterschrieb Portugal das internationale Walfang-Moratorium. Innerhalb von nur zwei Jahren wird aus Jägern Beobachter. Ehemalige Harpunierer wie António José „Tonho“ Silva oder Sérgio Rodrigues wurden die ersten Whale-Watching-Skipper. 1987 startete das erste offizielle Boot von Lajes aus. Heute ist Pico einer der zehn besten Orte der Welt, um Pottwale, Blauwalen und Delfinen ganzjährig zu begegnen.

In den 1990er Jahren begann ein regelrechter Kulturkampf um die Currals. Viele junge Picoenser sahen in den alten Lavasteinmauern nur Arbeit und Rückständigkeit. Gleichzeitig entdeckten Wissenschaftler und Künstler die Einzigartigkeit der Landschaft. 1996 wurde das Museu do Vinho in Madalena eröffnet, 1998 die Gruta das Torres als Schauhöhle.

1998–2004 lief die Bewerbung bei der UNESCO. Tausende Freiwillige restaurierten über Jahre hinweg Kilometer von Trockenmauern. Am 4. Juli 2004 war es so weit: Die „Landschaft der Weinkultur der Insel Pico“ wurde als erste und bis heute einzige Weinbauregion der Welt, die ausschließlich auf vulkanischem Fels kultiviert wird, zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. An diesem Tag weinten viele alte Winzer.

Seit 2004 hat sich Pico radikal verwandelt. Private Wein-Projekte erlangten überregionale Beachtung: Czech & Speake (2006), Adega Czar (2007), Fortunato Garcia, António Maçanita (Wine & Soul), Insula Vinus, Magma, Pico Wines undsoweiter. Die alten Sorten werden wiederentdeckt: Arinto dos Açores (extrem salzig-mineralisch), Verdelho und der fast ausgestorbene Terrantez do Pico. Weine wie „Basalto“, „Arinto dos Açores Sur Lies“, „Lajido“ oder „Czar“ gewannen regelmäßig Gold bei Decanter World Wine Awards, Wines of Portugal und IWC. 2023 wurden erstmals wieder über 1 Million Liter Qualitätswein produziert – mehr als je seit der Reblaus-Katastrophe.

Auch de Tourismus erlebte einen Aufschwung. Der Aufstieg auf den Piquinho (seit 2012 mit GPS-Markierung und Bergführern) gehört zu den Hauptattraktionen der Aszoren. Whale Watching bringt jährlich über 40.000 Besucher, die Übernachtungszahlen haben sich seit 2005 verzehnfacht. Neue Museen (Walfangmuseum Lajes 1998, Weinmuseum Madalena, Museu dos Baleeiros, Gruta das Torres) und restaurierte Dörfer (Lajido, Criação Velha) ziehen Kulturtouristen an.

Zwischen 2005 und 2015 entstand der neue Hafen von São Roque. Der Flughafens wurde ausgebaut (Jetbetrieb seit 2015), die Küstenstraße komplett asphaltiert und Glasfaser bis in die kleinsten Dörfer.

Einen Rückschlag erlebte der Boom durch die Coronamaßnahmen, die zwischen 2020 und 2022 das Inselleben zeitweise lähmten. Und kurz danach ist auch der Vulkan wieder erwacht. Zwischen Februar 2022 und Sommer 2024 erschütterten über 28.000 kleine Erdbeben die Insel – das stärkste Schwarmbeben seit 300 Jahren. Der Berg „atmet“. Viele Picoenser nehmen es allerdings gelassen: „Er hat uns erschaffen, er kann uns auch wieder nehmen.“

Verwaltung

Pico gehört als Inseldistrikt mit drei Kreisen (concelhos) zur Autonomen Region der Azoren der Republik Portugal.


Herrschaftsgeschichte

  • 1432 bis 15. Juli 1580 Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 15. Juli 1580 bis 1. Dezember 1640 Königreich Spanien (Reino de España)
  • 1. Dezember 1640 bis August 1766 Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • August 1766 bis 1. August 1807 Generalkapitanie der Azoren (Capitania-geral dos Açores) innerhalb des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • 1. August 1807 bis Mai 1814 Vereinigtes Königreich (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
  • Mai 1814 bis 4. Juni 1832 Generalkapitanie der Azoren (Capitania-geral dos Açores) innerhalb des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • 4. Juni 1832 bis 28. Juli 1833 Provinz Azoren (Provincia dos Açores) im Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 28. Juli 1833 bis 18. Juli 1835 Provinz Westliche Azoren (Provincia Ocidental dos Açores) im Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 18. Juli 1835 bis 28. März 1836 Bezirk Westliche Azoren (Distrito Ocidental dos Açores) des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • 28. März 1836 bis 18. November 1895 Bezirk Horta (Distrito de Horta) des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • 18. November 1895 bis 5. Oktober 1910 Autonomer Bezirk Horta (Distrito Autónomo de Horta) im Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 5. Oktober 1910 bis 27. August 1975 Autonomer Bezirk Horta (Distrito Autónomo de Horta) innerhalb der Republik Portugal (República Portugesa)
  • 27. August 1975 bis 27. August 1976 Regionale Junta der Azoren (Junta Regional dos Açores) innerhalb der Republik Portugal (República Portugesa)
  • seit 27. August 1977 Autonome Region Azoren (Região Autónoma dos Açores) innerhalb der Republik Portugal (República Portugesa)

Legislative und Exekutive

Die Insel Pico ist politisch in drei Gemeinden unterteilt: Madalena, São Roque do Pico und Lajes do Pico. Jede Gemeinde verfügt über eine eigenständige Gemeindeverwaltung, die von einem Bürgermeister (Presidente da Câmara Municipal) geleitet wird, sowie über einen Gemeinderat (Câmara Municipal), der für die Umsetzung lokaler Beschlüsse und Verwaltungsaufgaben zuständig ist. Der Gemeinderat arbeitet eng mit der Versammlung der Gemeinde (Assembleia Municipal), dem sogenannten Kreisrat, zusammen, der als Kontrollorgan fungiert und die politischen Entscheidungen überwacht.

Die Mitglieder der Gemeinderäte und der Kreisräte werden in regelmäßigen kommunalen Wahlen von den Bürgerinnen und Bürgern der Insel gewählt. Sie vertreten die Interessen der Bevölkerung in Fragen der Infrastruktur, Bildung, Kultur, Gesundheit, Wirtschaft und Umweltschutz. Aufgrund der überschaubaren Größe Picos sind die Ratsmitglieder oft eng mit den örtlichen Gemeinschaften verbunden und haben direkten Kontakt zu den Einwohnern, was eine bürgernahe Verwaltung ermöglicht.

Die Kreis- und Gemeinderäte spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Projekten, die die Lebensqualität auf der Insel verbessern, wie beispielsweise der Ausbau der Infrastruktur, Förderung des Tourismus, Schutz der Natur und Unterstützung lokaler Wirtschaftszweige wie Weinbau und Fischerei. Sie sind somit zentrale Akteure, die sowohl die politische Mitbestimmung als auch die Umsetzung regionaler Strategien auf Pico gewährleisten.

Inseloberhaupt

Höchste Repräsentanten der Insel sind die Vorsitzenden der drei Kreisräte.

Politische Gruppierungen und Wahlen

Pico gehört zur Autonomen Region Azoren, wo Politik von denselben nationalen portugiesischen Parteien dominiert wird wie im gesamten Land, mit lokalen Akzenten in den Gemeinden. Die Insel umfasst zwei Hauptgemeinden: Madalena und São Roque do Pico, die jeweils eigene kommunale Wahlen abhalten.​ Die derzeit auf Pico aktiven Parteien sind:

  • PSD (Partido Social Democrata): Liberal-konservative Partei, die in den Azoren stark ist, bei den Kommunalwahlen 2025 in Madalena gewann sie mit 52,97% und Catarina Manito als Präsidentin der Câmara.
  • PS (Partido Socialista): Sozialdemokratische Partei, erreichte in Madalena 37,80 %, regional oft regierend, verlor aber 2020 nach Jahrzehnten die Mehrheit.
  • Chega: Rechtspopulistische Partei mit wachsendem Einfluss; in Madalena 4,43 %.
  • PCP-PEV (1,28 % in Madalena), BE (Linksblock), CDS-PP, IL und PAN mit kleineren Anteilen in regionalen Wahlen.

Flagge und Wappen

Als Verwaltungseinheit hat die Insel keine eigenen heraldischen Symbole – diese existieren nur auf Gemeindeebene (Madalena, São Roque do Pico und Lajes do Pico) und für die gesamte Region Azoren.

In der Praxis hat sich jedoch seit den 1990er Jahren eine inoffizielle, aber extrem weit verbreitete „Flagge von Pico“ durchgesetzt, die von der Bevölkerung, Vereinen, Gemeinden und im Tourismus als echte Insel-Flagge verwendet und geliebt wird. Sie zeigt auf weißem Grund einen Kreis aus neun blauen Sternen (für die neun Azoren-Inseln), in der Mitte einen roten Sperber (açor, das Symbol der Azoren) mit ausgebreiteten Flügeln und darunter die schwarze Silhouette des Ponta do Pico, des höchsten Berges Portugals. Diese Flagge weht an Häusern, Booten und öffentlichen Gebäuden, besonders am Dia dos Açores (1. Juni) und bei Sportveranstaltungen, wenn Pico gegen andere Inseln antritt.

Ein offizielles Wappen der gesamten Insel gibt es nicht. Stattdessen wird bei Bedarf das Wappen der Autonomen Region Azoren verwendet: ein blauer Schild mit goldenem Sperber, neun goldenen Sternen und rot-weißem Bord.

Hauptstadt

Die Insel Pico hatte lange keine offizielle Hauptstadt. Nach der Besiedlung ab etwa 1460 wurde sie zunächst von São Jorge und später von Faial aus verwaltet. Die älteste und lange Zeit bedeutendste Siedlung war Lajes do Pico im Südosten, das bereits 1501 zur ersten eigenständigen Gemeinde erhoben wurde und bis ins 18. Jahrhundert als wichtigster Ort der Insel galt. 1723 teilte Portugal die Insel in zwei Gemeinden: Lajes do Pico (Süden) und São Roque do Pico (Norden). Vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert überholte São Roque durch den florierenden Walfang Lajes an Bedeutung und wurde oft als „Hauptort“ wahrgenommen.

Erst mit der großen Verwaltungsreform von 1986 wurden die drei heutigen Gemeinden Madalena, São Roque do Pico und Lajes do Pico geschaffen. Gleichzeitig bestimmte man Madalena zur offiziellen Hauptstadt und zum Verwaltungssitz der gesamten Insel. Grund dafür war ihre zentrale Lage an der Westküste, der wichtigste Fährhafen zur Nachbarinsel Faial (Horta) und der direkt angrenzende Flughafen.

Verwaltungsgliederung

Die Insel ist in sechsehemals drei Kreise unterteilt. Die Kreise und Gemeinden sind mit den Daten des Jahres 2011:

Gemeinde Fläche (km²) Einwohner Dichte (E/km²) LAU-Code
Calheta de Nesquim 13,81 343 25 460101
Lajes do Pico 53,09 1.802 34 460102
Piedade 12,81 844 66 460103
Ribeiras 34,17 925 27 460104
Ribeirinha 8,49 374 44 460105
São João 32,94 423 13 460106
Kreis Lajes do Pico 155,31 4.711 30 4601
Bandeiras 22,21 626 28 460201
Candelária 29,70 822 28 460202
Criação Velha 18,36 768 42 460203
Madalena 35,59 2.581 73 460204
São Caetano 23,88 480 20 460205
São Mateus 17,37 772 44 460206
Kreis Madalena 147,11 6.049 41 4602
Prainha 26,10 547 21 460301
Santa Luzia 30,13 422 14 460302
Santo Amaro 11,86 288 24 460303
Santo António 32,03 815 25 460304
São Roque do Pico 42,23 1.316 31 460305
Kreis São Roque do Pico 142,35 3.388 24 4603


           Verwaltungseinheiten:

           3 conselhos (Bezirke)

                       17 freguesias (Gemeinden)

Bevölkerung

Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 450,74 km².


           Bevölkerungsentwicklung:

           Jahr                 Einwohner      Dichte (E/km²)

           1864                28 000             62,12

           1890                24 000             53,25

           1900                24 500             54,36

           1911                23 000             51,03

           1920                22 000             48,81

           1930                20 500             45,48

           1950                21 500             46,70

           1960                21 837            48,45

           1970                18 000             39,93

           1981                15 483             34,35

           1991                15 202             33,73

           2000                14 600             32,39

           2001                14 557             32,30

           2002                14 579             32,34

           2003                14 550             32,27

           2004                14 500             32,16

           2005                14 450             32,05

           2006                14 400             31,94

           2007                14 350             31,83

           2008                14 300             31,72

           2009                14 250             31,61

           2010                14 200             31,50

           2011                14 148             31,39

           2012                14 100             31,28

           2013                14 050             31,17

           2014                14 000             31,06

           2015                13 900             30,84

           2016                13 834             30,69

           2017                13 800             30,62

           2018                13 700             30,40

           2019                13 651             30,29

           2020                13 750             30,51

           2021                13 879             30,79

           2022                14 000             31,06

           2023                14 050             31,17

           2024                14 100             31,28


Die Bevölkerung sank von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 0,229 % pro Jahr.

Volksgruppen

Die ersten Siedler kamen ab 1460 vor allem aus dem Alentejo, der Algarve, Madeira und dem Norden Portugals. Besonders prägend war jedoch der starke Zustrom flämischer Kolonisten im 15. und 16. Jahrhundert. Viele der bekanntesten Familiennamen auf Pico – etwa Bettencourt, Moniz, Silveira, Rocha, Medeiros, Pereira oder Costa – gehen auf diese flämischen Einwanderer zurück. Wegen dieses Erbes wird Pico manchmal sogar als „die flämischste Insel der Azoren“ bezeichnet.

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wanderten Tausende Bewohner nach Nordamerika (vor allem Massachusetts, Rhode Island und Kalifornien) und nach Brasilien aus. Heute kehren viele ihrer Nachkommen regelmäßig als Touristen oder Zweitwohnungsbesitzer zurück und bringen nordamerikanische Einflüsse mit, bilden aber keine eigene Volksgruppe.

Abgesehen von einer kleinen Zahl Festland-Portugiesen und einigen wenigen ausländischen Zuzüglern (meist Deutsche, Schweizer, Briten, Niederländer und Franzosen, die im Tourismus oder als Rentner leben) gibt es auf Pico keine nennenswerten ethnischen oder kulturellen Minderheiten – weder indigene Gruppen noch afrikanische, asiatische oder Roma-Gemeinschaften. Pico ist damit eine der ethnisch homogensten Gebiete Europas.

Sprachen

Auf Pico wird fast ausschließlich Portugiesisch gesprochen, konkret die azoreanische Variante. Der Dialekt klingt etwas singender und weicher als auf dem Festland und enthält ein paar eigene Wörter und Redewendungen, ist aber für jeden Portugiesisch-Sprechenden leicht verständlich.

In den touristischen Zentren wie Madalena, São Roque do Pico, Lajes do Pico sowie bei Walbeobachtungs- und Wein-Touren kommt man mit Englisch in der Regel gut zurecht, vor allem bei jüngeren Leuten und allen, die im Tourismus arbeiten. Außerhalb dieser Orte und bei der älteren Bevölkerung ist Englisch jedoch deutlich seltener verbreitet. Deutsch und Französisch werden von vielen Guides und in Unterkünften verstanden, da Pico beliebt bei deutsweisenden und französischen Besuchern ist, besonders im Zusammenhang mit Wein (UNESCO-Weltkulturerbe) und Whale-Watching. Spanisch hilft manchmal ein bisschen weiter, wird aber nicht flächendeckend verstanden.

Religion

Die römisch-katholische Kirche ist das prägende Element der Insel. In jedem noch so kleinen Dorf steht eine Kirche oder zumindest eine Kapelle, meist aus schwarzem Basalt mit weißem Portal. Die drei großen Pfarrkirchen (Madalena, São Roque und Lajes do Pico) sind barock oder neoklassizistisch, innen oft überraschend prunkvoll mit vergoldeten Altären und Heiligenfiguren, die noch aus dem 17. Jahrhundert stammen. Der Glaube ist volkstümlich, direkt und wenig dogmatisch: Der Heilige Geist, die Jungfrau Maria und der lokale Schutzpatron stehen oft im Mittelpunkt, mehr als abstrakte Theologie.

Andere Religionen oder Religionsgemeinschaften spielen praktisch keine Rolle. Es gibt eine winzige evangelisch-freikirchliche Gemeinde (Assembleia de Deus) in São Roque mit vielleicht 30–40 Mitgliedern, die sich seit den 1990er-Jahren in einem ehemaligen Lagerhaus trifft. Zeugen Jehovas haben eine kleine Versammlungsstätte in Madalena, ebenfalls nur eine Handvoll Leute. Mormonen, Muslime, Buddhisten oder Neuheiden gibt es nicht in nennenswerter Zahl. Wer nicht katholisch ist, wird trotzdem zu den Império-Festen eingeladen und isst mit – Religion ist hier inklusiv, solange man die Suppe mag.Die wenigen Zuwanderer aus Brasilien, Osteuropa oder Kap Verde sind fast ausnahmslos ebenfalls katholisch und integrieren sich problemlos in die bestehenden Gemeinden.

Siedlungen

Die Einwohnerzahlen der Kreise entwickelten sich wie folgt:

Concelho Z 1960 Z 1970 Z 1981 Z 1991 Z 2001 Z 2011 S 2019 Z 2021
Lajes do Pico 8.186 6.605 5.828 5.563 5.041 4.711 4.490 4.340
Madalena 8.359 6.860 5.977 5.964 6.136 6.049 5.895 6.319
São Roque do Pico 5.292 4.660 3.678 3.675 3.629 3.388 3.266 3.220


Die Ortschaften auf Pico sind:

Freguesia Gemeinde Z 2011 Z 2021
Almagreira Lajes do Pico 189 185
Almas São Roque do Pico 258 232
Altamora Lajes do Pico ... 89
Alto Nascente Vila do Porto ... 67
Areia Funda Madalena 93 134
Areia Larga Madalena 298 229
Arieiro Madalena 75 79
Arrife Lajes do Pico 85 79
Baixa Lajes do Pico ... 81
Bandeiras Madalena 475 418
Bicadas Madalena ... 62
Cabeço Chão Madalena ... 112
Cabeço Chão - Bandeiras Madalena 80 97
Cabeço do Moinho Madalena ... 66
Calhau Lajes do Pico 207 225
Calheta de Nesquim Lajes do Pico 132 130
Caminho de Cima Lajes do Pico 226 195
Campo Raso Madalena ... 67
Canada do Calhau Madalena ... 51
Canada Nova Madalena ... 50
Candelária Madalena ... 245
Carmo Madalena ... 181
Colégio Madalena ... 137
Companhia de Baixo Lajes do Pico 285 269
Companhia de Cima Lajes do Pico 138 140
Criação Velha Madalena ... 455
Fetais Lajes do Pico 209 161
Grotas Madalena ... 67
Lajes do Pico Lajes do Pico 452 401
Madalena Madalena ... 626
Mirateca Madalena 58 65
Monte Madalena 293 307
Outeiro Madalena 199 185
Ponta da Ilha Lajes do Pico 175 155
Pontas Negras Lajes do Pico 79 66
Prainha (São Caetano) Madalena 214 215
Prainha de Baixo São Roque do Pico 288 310
Prainha de Cima São Roque do Pico 111 91
Ribeira do Meio Lajes do Pico 337 340
Ribeirinha Lajes do Pico 324 262
Rosário Madalena ... 51
Rua de Cima Madalena 75 70
Santa Bárbara Lajes do Pico 93 75
Santa Cruz Lajes do Pico 392 342
Santo Amaro São Roque do Pico 232 207
Santo António São Roque do Pico 221 204
São Miguel Arcanjo São Roque do Pico ... 72
São Roque (São Roque do Pico) São Roque do Pico 582 633
São Vicente São Roque do Pico 119 111
Silveira Lajes do Pico 624 615
Tapadas Madalena ... 94
Terra do Pão Madalena ... 129
Terras Lajes do Pico 187 163
Toledos Madalena 171 200
Valverde Madalena 373 380


Neben dem Fährhafen Madalena, direkt gegenüber der Insel Faial im Westen gelegen, sind Lajes do Pico im Süden als ehemaliger Walfangstützpunkt, und im Norden die Stadt und der Hafen von São Roque von Bedeutung. Lajes do Pico ist der älteste und südlichste der drei großen Orte, ein langgezogenes, weiß-schwarzes Dorf, das sich wie ein Fächer an die Bucht schmiegt. Hier begann 1460 die Besiedlung der Insel, hier lagen die ersten Walfabriken, und hier riecht es immer noch ein bisschen nach Tran und Salz. Die Hauptstraße führt direkt am alten Hafen vorbei, wo heute bunte Whale-Watching-Boote statt schwarz-weißer Walfangkähne liegen. Überall stehen die typischen zweistöckigen Häuser mit Basalt-Erdgeschoss und weißem Putz, dazwischen die ehemaligen Walfabriken – riesige schwarze Hallen, die heute Museen, Lofts oder Restaurants sind. Das Museu dos Baleeiros ist das Herz des Ortes: klein, aber weltberühmt, voll mit Harpunen, Scrimshaws und einem echten Pottwal-Skelett. Gegenüber thront die große Igreja de São Pedro, und gleich daneben der alte Vigia-Turm, von dem aus früher die Wale gesichtet wurden. Lajes ist ruhiger und traditioneller als die anderen Orte; hier sprechen die Leute noch breiten azoreanischen Dialekt, hier gibt es die besten Lapas und den schärfsten Queijo do Pico, und hier findet jedes Jahr im August die Semana dos Baleeiros statt – eine Woche voller Bootsrennen, Chamarrita-Tanz und Erinnerungen an die Zeit, als Männer mit sieben Mann und einem Ruderboot gegen 20-Meter-Wale kämpften.

Madalena ist die Hauptstadt, das Tor, das Gesicht von Pico – und trotzdem nur ein großes Dorf mit knapp 6.000 Einwohnern. Alles dreht sich um den Hafen: Hier legen die Fähren nach Faial an, hier stehen die Mietwagenfirmen, hier beginnt und endet fast jede Reise. Die Stadt zieht sich in einem sanften Bogen den Hügel hinauf, weiße Häuser mit roten Dächern, dazwischen die riesigen UNESCO-Wein-currais von Criação Velha, die wie schwarze Bienenwaben direkt ans Meer reichen. Im Zentrum dominiert die Igreja de Santa Maria Madalena mit ihren zwei Türmen, daneben das Rathaus und die Promenade mit Cafés, in denen man den besten Kaffee der Insel trinkt, während man zuschaut, wie die Fähre nach Horta ablegt. Madalena ist lebendig, jung, ein bisschen hipper als der Rest der Insel: Hier gibt es die meisten Bars, die einzige Diskothek, das moderne Weinmuseum und die Cooperativa Vitivinícola, wo man den besten Verdelho kauft. Abends flaniert man die Avenida do Mar entlang, isst frischen Fisch im Restaurante Atlântico und schaut hinüber nach Faial, dessen Lichter nur acht Kilometer entfernt funkeln.

São Roque do Pico ist der größte und nördlichste der drei Orte, gleichzeitig der kommerzielle und industrielle Mittelpunkt der Insel – was auf Pico immer noch bedeutet: ein paar Lagerhallen und ein Frachthafen. Das Dorf liegt geschützt in einer weiten Bucht, umgeben von grünen Weiden und dem ewigen Blick auf den Vulkan. Die Hauptstraße ist breit, fast schon städtisch, mit Supermärkten, Banken, dem Krankenhaus und dem einzigen großen Einkaufszentrum der Insel. Am Hafen legt die große Frachtfähre an, und gleich daneben steht die alte Walfabrik, die heute ein modernes Museum und Veranstaltungszentrum ist. Die Kirche von São Roque, schwarz-weiß und wuchtig, thront über dem Ort, und gleich gegenüber findet man das alte Schulgebäude, in dem heute das Fremdenverkehrsamt sitzt. São Roque ist praktisch, bodenständig, ein bisschen weniger touristisch als Madalena und Lajes. Hier wohnen viele Fischer und Bauern, hier steht die alte Molkerei, hier wird der meiste Käse gemacht. Zum Ort gehören auch die Uferpromenade mit ihren schwarzen Basaltbänken, das Schwimmbad direkt am Meer, und jeden Samstag der Wochenmarkt, auf dem man den besten frischen Thunfisch und die süßesten Feigen der Insel bekommt.

Verkehr

Auf Pico gibt es nur wenig Verkehr, die Hauptstraßen sind gut asphaltiert, während viele Nebenstraßen schmal und kurvig verlaufen, weshalb vorsichtiges Fahren wichtig ist. Der öffentliche Verkehr beschränkt sich auf zwei Buslinien, die hauptsächlich die Orte entlang der Küsten verbinden und nur mehrmals täglich fahren; viele Besucher nutzen daher Mietwagen oder Taxis für ihre Wege.

Straßenverkehr

Auf der Insel selbst gibt es nur eine Hauptstraße, die ER-1, die sich wie ein schwarzes Band einmal um den ganzen Vulkan schlängelt: 85 Kilometer von Santa Luzia im Norden über Criacão Velha, São Caetano, Lajes, São Roque, Madalena und wieder hoch zur Nordküste. Sie ist durchgehend asphaltiert, meist zweispurig, oft direkt am Meer, oft durch die UNESCO-Wein-currais hindurch, als hätte jemand ein Labyrinth für Autos gebaut. Abzweige führen steil hinauf zur Lagoa do Capitão oder zum Startplatz der Pico-Besteigung, oder sie verlieren sich in kleinen Dörfern, die seit 300 Jahren genau so heißen wie heute.

Insgesamt hat Pico nur etwa 220 Kilometer asphaltierte Straßen – für 447 Quadratkilometer extrem wenig. Die meisten Nebenstraßen sind schmal, kurvig und von uralten Lavasteinmauern gesäumt; manche enden einfach an einer Weide. Busse fahren dreimal am Tag und sonntags gar nicht, Taxis sind günstig, Trampen funktioniert immer. Aber eigentlich hat fast jeder ein Auto, oft zwei, denn ohne kommt man nicht weit. Man fährt langsam, 50–60 km/h, grüßt sich an jeder Kurve, hält an, wenn eine Kuh auf der Straße steht, und genießt die Aussicht, denn schneller als 80 km/h ist sowieso nirgendwo erlaubt und nirgendwo sinnvoll.

Schiffsverkehr

Der Schiffsverkehr ist die Lebensader der Insel. Ohne Fähre gäbe es kein normales Leben. Der kleine Hafen von Madalena liegt nur acht Kilometer Luftlinie von Horta auf Faial entfernt, und genau dorthin fährt den ganzen Tag die lila-weiße Fähre Cruzeiro das Ilhas: im Sommer fast stündlich, im Winter alle zwei bis drei Stunden, immer 30 Minuten Fahrt, 1,40 € für Insulaner, und fast jeder nimmt sie irgendwann am Tag. Arzttermine, Behördengänge, größere Einkäufe, ein Kinobesuch – alles passiert auf Faial und zurück am selben Tag. Autos dürfen mit, und wer in Madalena ankommt und sein Auto auf der Fähre stehen sieht, weiß: Er ist zu Hause.

São Roque hat den einzigen richtigen Frachthafen der Insel. Hier legen ein- bis zweimal pro Woche die großen Atlanticoline-Schiffe aus São Miguel oder Terceira an und bringen alles, was Pico nicht selbst produziert: neue Autos, Zement, Windeln, Amazon-Pakete. Der Hafen von Lajes do Pico ist heute nur noch für Fischer und Whale-Watching-Boote da, aber früher starteten hier die Walfangflotten. Im Sommer gibt es noch die direkte Fähre nach São Jorge (50 Minuten nach Velas), im Winter fällt sie bei Starkwind wochenlang aus – dann ist Pico wirklich Insel.

Der Farol da Ponta da Ilha oder Farol da Manhenha ist ein Leuchtturm am Kap Ponta da Ilha im Osten der Insel. Er steht in der Gemeinde Calheta de Nesquim. Der Leuchtturm ist unter der internationalen Nummer D-2690 und der nationalen Nummer 814 registriert. Er bestrahlt einen Sektor von 166° bis 070° und hat eine Reichweite von 24 Seemeilen.

Der Generalplan zur Befeuerung der portugiesischen Küsten von 1883, der auch die Azoren berücksichtigte, sah bereits den Bau eines Leuchtturms zweiter Ordnung mit einer Reichweite von 25,5 Seemeilen am Kap Ponta da Ilha vor. Die Realisierung des Plans kam erst 1942 mit dem Erwerb von 1000 m² Land in Gang. Am 21. Juli 1946 wurde der Leuchtturm – nunmehr fünfter Ordnung – in Betrieb genommen.

Der 19 Meter hohe, quadratische Turm ist mit einem einstöckigen weißen Ziegelbau mit U-förmigem Grundriss verbunden, der dem Leuchtturmwärter und seiner Familie als Wohnung dient, und darüber hinaus Lagerräume enthält. Die metallene Kuppel des Turms ist rot lackiert. Als der Leuchtturm 1946 in Betrieb genommen wurde, hatte das mit einer Öllampe erzeugte Licht eine Reichweite von 26 Seemeilen. 1958 wurde die Lichtanlage elektrifiziert. Als Lichtquelle diente nun eine 3000-Watt-Glühlampe. 1987 wurde die Optik modernisiert. Erst 1993 wurde der Leuchtturm an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. (nach wikipedia)


Farol da Ponta da Ilha (Farol da Manhenha)

  • Standort:  38°24‘45“ N, 28°01‘50“ W
  • Listeneinträge:  AZO013 (ARLHS), D2690 (IHUK), 113-23404 (NGA)
  • Bauzeit:  1942 bis 1946
  • Inbetriebnahme:  21. Juli 1946
  • Betreiber: 
  • Seehöhe:  19 m
  • Turmhöhe:  10 m
  • Feuerhöhe: 29 m
  • Befeuerung:  Fresnel-Linse 5. Ordnung
  • Betriebsart: elektriusch
  • Funktion: Seefeuer
  • Kennung:  Fl.(3)W.15s
  • Tragweite:  47,2 km

Flugverkehr

Der Flughafen Pico, auf Portugiesisch „Aeroporto da Ilha do Pico“, ist ein Regionalflughafen auf der portugiesischen Azoreninsel Pico. TAP Portugal und SATA Air Açores fliegen seit 2005 im Liniendienst nach Ponta Delgada, Terceira und Lissabon. Der ehemalige 1982 eröffnete Flugplatz wurde im Jahr 2004 grundlegend renoviert, die Start- und Landebahn 09/27 wurde asphaltiert und auf 1760 Meter verlängert und ein neues Terminal sowie ein neuer Tower und eine Feuerwache errichtet. Das Nationale Institut für Zivilluftfahrt (INAC) hatte am 30. Dezember 2004 die Flughafengenehmigung erteilt, doch erst Monate später, am 21. April 2005, fand der erste kommerzielle Flug durch TAP Portugal am Tage statt. Die ersten Nachtflüge unter Sichtflugbedingungen fanden nach weiterem Ausbau der Befeuerung 2009 statt. Am 28. Juni 2010 wurde die neue Frachtlagerhalle eingeweiht. Die Installation eines ILS-Anflugsystems erfolgte ebenfalls in 2011. SATA Aeródromos wurde im Jahr 2005 als Tochtergesellschaft der Grupo SATA gegründet und ist die Betreibergesellschaft der Flugplätze auf den Azoren.

Airlines Ziele
Azores Airlines Lissabon
SATA Air Açores Ponta Delgada, Terceira


Pico Airport

  • portugiesischer Name:  Aeroporto da Ilha do Pico
  • Code:  PIX / LPPI
  • Lage:  33°33‘16“ N, 28°26‘29“ W
  • Seehöhe:  33 m (112 ft)
  • Entfernung:  8 km von Madalena
  • Inbetriebnahme:  1982
  • Betreiber:  SATA Aeródromos
  • Terminal: 1
  • Rollbahn:  1
  • Länge der Rollbahn:  1745 m (Asfalt)
  • Fluggesellschaften:  2
  • Flugzeug-Standplätze:  ca. 20
  • jährliche Passagierkapazität: 
  • jährliche Frachtkapazität: 

Wirtschaft

Der Wein der Insel ist in der Regel rot und schwer und hat auf Grund der vulkanischen Erde ein einzigartiges Aroma. Im 19. Jahrhundert wurde er bis an den Zarenhof nach Sankt Petersburg exportiert. In zahllosen kleinen Adegas wird bis heute nicht nur der Wein, sondern auch der selbstgebrannte Aguardente angeboten. Die Weinbaukultur der Insel wurde 2004 durch die UNESCO zum Welterbe erklärt. Bekannt ist auch der auf der Insel hergestellte Käse namens Queijo do Pico.

Der berufsmäßige Walfang, den die Inselbewohner in kleinen mit 10 bis 20 Ruderern besetzten Booten betrieben, wurde 1984 aufgegeben, 1987 wurde der letzte Wal gefangen. Heute gibt es auf Pico zwei Walfangmuseen. Eines liegt in Lajes do Pico, das andere, eine restaurierte „Walfabrik“, in São Roque.

Pico ist ein Zentrum für Walbeobachter in Europa. Seit 1985 hat sich auf Pico ein ausgedehntes Gewerbe für sanfte Walbeobachtung entwickelt. Von Lajes und Madalena aus starten Schlauchboote, um die Meeressäuger zu beobachten. In Madalena hat man sich auf Ausfahrten spezialisiert, um mit wildlebenden Delphinen zu schnorcheln.

Landwirtschaft

Auf den grünen Hochlagen zwischen 300 und 800 m grasen schwarz-weiße Kühe auf kleinen, von Lavasteinmauern umgebenen Weiden. Die Milch ist intensiv und leicht salzig, weil die Tiere oft Gras fressen, das vom Meernebel benetzt wurde. Der bekannteste Käse ist der kleine, runde Queijo do Pico: eine Rohmilch-Spezialität mit scharfer, pfeffriger Note, die mindestens 30 Tage reift. Er wird in fast jedem Dorf in kleinen privaten Queijarias hergestellt und ist so gefragt, dass er oft schon vor Ort ausverkauft ist.

In den geschützten Tälern und an windstillen Hängen wachsen Feigen (die besten der Azoren), Orangen, Guaven und die berühmten kleinen Ananassorten, die eigentlich von São Miguel und Faial kommen, aber auf Pico oft noch süßer werden. In den höheren Lagen gedeihen Äpfel und Birnen, und überall sieht man Yamswurzel (inhame), Süßkartoffeln und Mais für die traditionelle Suppe. Seit ein paar Jahren experimentieren junge Rückkehrer mit Permakultur und Hochbeeten aus alten Weinkisten – mit erstaunlichem Erfolg.

Seit 2015 kehren immer mehr junge Leute zurück oder kommen aus Lissabon und dem Ausland, kaufen verfallene Steinhäuser und bewirtschaften ein paar currais oder kleine Weiden. Sie machen Käse, destillieren Aguardente aus Feigen, bauen Craft-Bier aus lokalem Getreide und verkaufen ihre Produkte direkt an Restaurants und Touristen. Projekte wie „Terra do Pão“ (von Schriftsteller Joel Neto) oder „Quinta das Bujarotas“ zeigen, dass man auf Pico auch mit Bio und kleinster Fläche gut leben kann.

Weinbau

Die Weinbaugebiete auf der Insel Pico mit einer Gesamtfläche von 987 ha wurden 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Am Fuße des Vulkans Pico, dem höchsten Berg Portugals, wurden seit dem 15. Jahrhundert Rebberge angelegt. Für den Weinbau wurden Terroirs aus Basaltlava gewählt, auf welchen andere Kulturen nicht gedeihen, weil auf diesem Lavagestein noch keine Bodenbildung stattgefunden hat. Spalten im Gestein ermöglichen den langen Wurzeln von Rebstöcken die Wasser- und Nährstoffaufnahme. Dank zeitweise intensiver Sonneneinstrahlung und dem dadurch aufgewärmten, dunklen Lavagestein als Wärmespeicher sowie dem mineralreichen Grund und ausreichender Feuchtigkeit können Trauben mit hohem Zuckergehalt und besonderer Mineralität gewonnen werden.

Die durch die UNESCO erfassten Gebiete befinden sich hauptsächlich in der Nähe der Stadt Madalena (Azoren), wo das Museum Museu do Vinho die Geschichte und Methoden des Weinanbaus erläutert, auf der Westseite der Insel Pico. Das Weinanbaugebiet erstreckte sich ursprünglich auf einer Länge von 40 km am Meer entlang und bis zu 3 km landeinwärts. In Meeresnähe werden die Reben durch viele rechteckige oder halbrunde Schutzwälle aus dunklem Lavagestein vor salzhaltigen, vom Meer her kommenden Winden geschützt. Kleine Winzerhäuser, ebenfalls aus Lavasteinen aufgebaut und Adegas genannt, gehören zum typischen Landschaftsbild und sind Teil dieses Weltkulturerbes.

Insbesondere Weine aus der Verdelho-Traube sorgten frühzeitig für internationale Bekanntheit der Weine aus Pico. So wurden Pico-Weine in den Kellern von Zar Nikolaus II gefunden. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts zerstörte jedoch die Reblaus auch auf den Azoren die meisten Rebstöcke. Danach wurden hauptsächlich gegen die Reblaus resistente sogenannte Amerikanerreben (Hybride mit nordamerikanischen Wildreben) angepflanzt, welche nur minderwertige Weine ergeben. Erst seit den 1980er-Jahren werden dank dem Azores Wine Conversation Plan mit staatlicher Unterstützung wieder Edelreben angepflanzt, welche die bisherigen Hybride ersetzen. Die drei traditionelle Rebsorten Verdelho, Arinto dos Açores und Terrantez werden heute für ursprungsgeschützte, durch zusätzlichen Branntwein angereicherte weiße Likörweine verwendet. Seit 1994 tragen diese Liköre die Qualitäts- und Lagebezeichnung V.L.Q.P.R.D. Pico. Wie bei den spanischen Sherry-Weinen gibt es trockenere und süssere Liköre je nach Restzuckergehalt. Später folgte die Bezeichnung Denominaçao de Origem Controlado DOC für ausgewählte Weine aus diesem begrenzten Gebiet. Aus denselben Weißweinsorten werden auch fruchtige, säurebetonte, trockene Weißweine erzeugt. Zudem werden mehrere Rebsorten für Rotweine angepflanzt, so Merlot, Saborinho, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Syrah und Touriga Nacional. Daraus werden Weine wie der Terras de Lava mit der Bezeichnung Azores PGI (Protected Geographical Indication) und der Tischwein Basalto hergestellt. Zusätzlich werden verschiedene Sorten von Weinbränden destilliert.

Bergbau

Der einzige „Bergbau“ der Insel war und ist der Abbau von schwarzem Lavastein für den Haus- und Straßenbau sowie für die unzähligen Trockenmauern (currais, relheiros, pastagens). Früher wurde der Stein mit Hammer und Meißel von Hand aus den alten Lavaströmen geschlagen, heute mit Baggern und Sprengstoff, aber immer noch in kleinem, fast handwerklichem Maßstab. In den 1960er- bis 1980er Jahren gab es in der Nähe von Santo António und São João kleinere Steinbrüche, die auch etwas Bimsstein (pó de pedra) für die Bauindustrie auf São Miguel und Terceira lieferten.

Im 18. und frühen 19. Jahrhundert wurde an mehreren Stellen (vor allem rund um die Caldeira und bei Prainha do Norte) etwas Schwefel abgebaut, der für die Weinproduktion (als Fungizid) und für Schießpulver benötigt wurde. Die Mengen waren jedoch winzig und der Abbau wurde nach wenigen Jahrzehnten wieder eingestellt. In den Höhlen von Torres und Frei Matias gibt es kleine Tonvorkommen, die früher für Töpferwaren und Ziegel verwendet wurden, heute aber keine Rolle mehr spielen.

Überall an der Küste standen kleine Kalköfen (fornos de cal), in denen Muscheln und Korallen zu Kalk für Mörtel und Weißanstrich gebrannt wurden. Das war bis in die 1970er-Jahre üblich, ist aber heute aus Umweltgründen verboten.

Die letzten aktiven Steinbrüche (Lajido, São João, Piedade) produzieren nur noch Material für den lokalen Bedarf: Pflastersteine, Bordsteine, Mauern und Zuschlagstoff für Beton. Alles ist streng reglementiert, weil große Teile der Insel Naturschutzgebiet sind. Der „Bergbau“ von Pico besteht also im Wesentlichen darin, dass die Leute weiterhin Steine aus dem Vulkan holen, um ihre Häuser und Weinberge zu bauen, genau wie vor 500 Jahren.

Handwerk

Das älteste und immer noch lebendigste Handwerk ist die Bearbeitung von Walzähnen und -knochen (Scrimshaw). Bis 1987 schnitzten und gravierten ehemalige Walfänger auf Walknochen und Zähnen filigrane Szenen ihres Lebens: Boote, Wale, Vigias, Heilige. Heute machen das nur noch zwei oder drei alte Meister (z. B. Manuel Costa Goulart in Lajes), aber ihre Stücke erzielen auf Auktionen vierstellige Beträge.

Eng verbunden damit ist die Bootswerft-Tradition. In Lajes do Pico und São Roque gibt es noch immer kleine Werften, in denen die alten hölzernen Walfangboote restauriert oder neue kleine Fischerboote aus Mahagoni und einheimischem Cryptomeria-Holz gebaut werden. Die Techniken sind dieselben wie vor 100 Jahren – alles von Hand, mit viel Harz und noch mehr Geduld.

Die Korbflechterei aus Weiden und Schilf war früher allgegenwärtig, heute machen es nur noch ein paar Frauen in Santo Amaro und Ribeiras. Die Körbe werden für die Wein- und Kartoffelernte benutzt und sehen aus wie vor 200 Jahren.

In fast jedem Dorf gibt es einen Schmied oder Tischler, der Lavastein-Tore, schmiedeeiserne Fensterläden und Möbel aus altem Weinpressenholz herstellt. Und überall stehen Töpferöfen, in denen einfache Tontöpfe und die typischen schwarzen Basalt-Schüsseln gebrannt werden. Seit 15 Jahren blüht eine neue Generation kleiner Manufakturen auf:

  • Käse: Über 40 private Queijarias stellen den scharfen Queijo do Pico her – jede mit leicht anderem Geschmack.
  • Wein und Spirituosen: Neben der großen Cooperativa gibt es Dutzende kleiner Produzenten, die in alten Adega-Räumen Liköre aus Feigen, Ananas oder Passionsfrucht (Maracujá) destillieren.
  • Bier: Die Pico-Brauerei „Fábrica de Cerveja do Pico“ braut seit 2018 Craft-Bier aus lokalem Getreide und Vulkanwasser.
  • Seife und Kosmetik: Aus Walknochen, Lavastein-Pulver und einheimischen Kräutern werden in Madalena und Cachorro handgemachte Seifen hergestellt.
  • Schmuck: Mehrere junge Goldschmiede arbeiten mit Basalt, Korallen und alten Walfang-Harpunen.

Industrie

Die einzige nennenswerte Industriephase war der Walfang zwischen 1880 und 1987. In der Hochzeit gab es auf Pico 14 Walfabriken, in denen Tran gekocht, Knochen gemahlen und Fleisch konserviert wurde. Die größten standen in São Roque, Lajes und Ribeirinha. Nach dem Verbot 1987 wurden fast alle geschlossen oder umgebaut – heute sind sie Museen, Hotels, Ateliers oder Lofts.

Die zweite Mini-Industrie war die Milchverarbeitung. Die ehemalige Molkerei „Lactopico“ in São João verarbeitete bis in die 1990er Jahre die Milch der ganzen Insel, ist aber heute nur noch eine Ruine.

Seit 2005 gibt es eine kleine Entsalzungsanlage in Madalena und eine Abfüllanlage für Mineralwasser (Água do Pico), die aus einer Quelle am Vulkan kommt – das ist die modernste „Industrie“, die die Insel hat.

Wasserwirtschaft

Auf Pico gibt es keine Flüsse, keine Seen, keine nennenswerten Quellen. Die wenigen Rinnsale am Berg versickern nach ein paar Metern im Lavagestein. Seit 500 Jahren läuft deshalb alles nach demselben Prinzip: Man fängt das Regenwasser dort auf, wo es niederfällt, und leitet es in riesige unterirdische oder halbunterirdischen Zisternen aus schwarzem Basalt. Fast jedes Haus, jede Weinkeller-Adega, jede Viehweide hat mindestens eine eigene Zisterne – oft 100 bis 400 Kubikmeter groß, von Hand vor Jahrhunderten gemauert und immer noch absolut dicht. Das Dach ist der wichtigste Teil eines Gebäudes: Es muss groß, steil und perfekt an die Zisterne angeschlossen sein. Wer heute ein Haus baut, muss zuerst die Zisterne fertig haben – sonst gibt es keine Baugenehmigung.

In den höheren Lagen ab 600 m helfen Lorbeer- und Baumheidewälder als natürliche Nebel-Fänger. Der ständig hereinziehende Passatnebel kondensiert an den Blättern und tropft auf den Boden; dort sammelt er sich in kleinen, von Menschenhand angelegten Kanälen (madres) und wird zu den oberen Weiden und Zisternen geleitet.

Seit 2005/06 hat die moderne Zeit nachgeholfen. Die Entsalzungsanlage in Madalena (Umkehrosmose) produziert bis zu 1.800 m³ Trinkwasser pro Tag. Eine kleinere Anlage in São Roque ergänzt sie seit 2019. Schwarze Kunststoffrohre verbinden inzwischen die Zisternen in den Bergen mit den Dörfern unten, sodass Überschusswasser von oben nach unten fließen kann. Trotzdem bleibt die Regel: Wasser ist kostbar. Duschen dauert selten länger als drei Minuten, und wer im Sommer die Blumen gießt, wird schief angeschaut.

Energiewirtschaft

Pico war eine der ersten Inseln weltweit, die konsequent auf soegannte erneuerbare Energien gesetzt hat. Bereits 1995 ging das erste Windrad auf dem Berg bei São Jorge in Betrieb. Heute stehen 13 Windkraftanlagen (meist Enercon) mit zusammen über 8 MW Leistung – genug, um an guten Tagen 90 bis 100 % des Strombedarfs zu decken. Der Wind weht hier so zuverlässig, dass die Insel oft Strom an Faial und São Jorge exportiert.

Seit 2015 sprießen überall kleine und mittlere Solaranlagen auf Dächern, alten Walfabriken und sogar auf den flachen currais-Dächern. 2024 lagen die installierten PV-Leistungen bei knapp 5 MW. Zwei winzige Laufwasserkraftwerke (in Cabeço und Prainha do Galeão) nutzen das wenige Wasser aus den oberen Kanälen. Diesel dient bei alledem nur noch als Reserve. Die alte Dieselzentrale in Madalena springt nur an, wenn tagelang Nebel und Flaute gleichzeitig herrschen – was selten vorkommt. Die Insel erhält sich heute zu über 85 % mit erneuerbaren Energien. Elektroautos und Wärmepumpen werden subventioniert, und in vielen neuen Häusern gibt es schon Batteriepacks im Keller.

Abfallwirtschaft

Die Abfallmaßnahmen auf Pico orientieren sich an den Prinzipien der Müllvermeidung, Trennung und Wiederverwertung. Die Bevölkerung ist angehalten, Hausmüll, organische Abfälle, Papier, Glas und Kunststoff getrennt zu entsorgen. Sammelstellen in den Ortschaften und regelmäßige Abholsysteme gewährleisten die Entsorgung, während ein Teil des recycelbaren Materials in Einrichtungen auf benachbarten Azoreninseln weiterverarbeitet wird. Gleichzeitig gewinnen Initiativen zur Abfallvermeidung, wie wiederverwendbare Verpackungen oder Kompostierung, zunehmend an Bedeutung, um die empfindliche Inselumwelt zu schützen.

Handel

Die kleinen Geschäfte in den Städten Madalena, São Roque und Lajes do Pico versorgten die Bevölkerung mit Lebensmitteln, Handwerkswaren und notwendigen Alltagsgütern, während Produkte wie Wein, Fisch und landwirtschaftliche Erzeugnisse auch überregional gehandelt wurden.

Heute zeichnet sich der Handel auf Pico durch eine Mischung aus traditionellen Geschäften, kleinen Supermärkten, lokalen Handwerksbetrieben und touristisch orientierten Shops aus. In den Ortschaften gibt es zahlreiche Läden, die regionale Produkte wie Pico-Wein, Honig, Käse oder handwerkliche Souvenirs anbieten. Der wachsende Tourismus hat den Einzelhandel gestärkt und zu einem diversifizierten Angebot geführt, das sowohl die Bedürfnisse der Inselbewohner als auch die Erwartungen von Besucherinnen und Besuchern bedient.

Neben dem stationären Handel gewinnt auch der Online-Handel zunehmend an Bedeutung. Einige lokale Produzenten nutzen digitale Plattformen, um ihre Waren über die Insel hinaus zu vermarkten, insbesondere Weinproduzenten und Handwerksbetriebe. Gleichzeitig bleibt der persönliche Kontakt in den Geschäften wichtig, da er das Gemeinschaftsgefühl auf der Insel stärkt und die Verbundenheit mit regionalen Produkten fördert.

Finanzwesen

Obwohl Pico eher ländlich strukturiert ist, verfügt die Insel über mehrere Bankfilialen, die vor allem in den größeren Orten Madalena, São Roque und Lajes do Pico konzentriert sind. Dort sind die wichtigsten portugiesischen Banken vertreten, die grundlegende Finanzdienstleistungen wie Girokonten, Kredite, Geldautomaten, Versicherungen und Beratung anbieten.

Neben den klassischen Filialbanken spielen auch regionale Kreditinstitute und Genossenschaftsbanken eine Rolle, die traditionell eng mit der lokalen Bevölkerung und Wirtschaft verbunden sind. Sie unterstützen unter anderem kleine und mittelständische Betriebe, die in den Bereichen Landwirtschaft, Weinanbau, Fischerei und Tourismus tätig sind – Wirtschaftssektoren, die für Pico besonders wichtig sind.

Moderne digitale Angebote wie Online-Banking und mobile Bezahlsysteme ergänzen inzwischen das klassische Filialnetz und erleichtern sowohl Einheimischen als auch Besucherinnen und Besuchern den Zugang zu Bankdienstleistungen. Trotzdem bleibt der persönliche Kontakt in den Bankfilialen ein wichtiger Bestandteil des Finanzwesens, da viele Einwohner Wert auf individuelle Beratung legen.

Soziales und Gesundheit

Die Insel Pico verfügt über ein grundlegendes soziales und gesundheitliches Versorgungssystem, das die Bedürfnisse der Bevölkerung trotz der vergleichsweise geringen Einwohnerzahl abdeckt. Das soziale System auf Pico unterstützt unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, darunter Kinder, ältere Menschen und Familien in schwierigen Lebenssituationen. Kommunale Einrichtungen und gemeinnützige Organisationen bieten Programme für Bildung, Freizeitgestaltung, Integration und soziale Hilfe an. Besondere Aufmerksamkeit gilt der älteren Bevölkerung, die auf einer Insel mit begrenztem Zugang zu spezialisierten Dienstleistungen auf ambulante Pflege, soziale Unterstützung und gemeinsame Aktivitäten angewiesen ist, um Isolation zu vermeiden.

Gesundheitswesen

Öffentliche Gesundheitseinrichtungen wie Gesundheitszentren in Madalena, São Roque und Lajes do Pico bieten allgemeine medizinische Versorgung, Präventionsmaßnahmen und Basisnotdienste. Für spezialisierte Behandlungen müssen die Bewohnerinnen und Bewohner teilweise auf Krankenhäuser auf benachbarten Azoreninseln, insbesondere Faial, zurückgreifen. Telemedizin und regelmäßige Besuche von Fachärzten tragen dazu bei, diese Versorgungslücken zu verringern.

Auf Pico ist aufgrund der Insellage die medizinische Infrastruktur begrenzt, sodass die Behandlung schwerwiegender oder spezialisierter Erkrankungen oft auf Krankenhäuser auf benachbarten Azoreninseln oder das portugiesische Festland angewiesen ist. Telemedizinische Angebote und regelmäßige Facharztbesuche auf der Insel helfen, diese Einschränkungen teilweise auszugleichen. Zudem gewinnen Prävention, Früherkennung und Gesundheitsaufklärung zunehmend an Bedeutung, um chronische Erkrankungen frühzeitig zu behandeln und die Lebensqualität der Bevölkerung zu erhalten.

Krankheiten

Wie auf den übrigen Azoren spielen klassische Infektionskrankheiten heutzutage nur noch eine geringe Rolle, da Impfprogramme und Hygienestandards flächendeckend umgesetzt werden. Häufiger treten hingegen typische Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht auf, die durch veränderte Lebensgewohnheiten, Ernährung und Bewegungsmangel begünstigt werden.


Bildung

Die Insel Pico verfügt über ein gut strukturiertes Bildungssystem, das alle Altersstufen abdeckt und sowohl öffentliche als auch private Einrichtungen umfasst. Kinder beginnen ihre schulische Laufbahn in den Grundschulen, die in fast allen größeren Ortschaften wie Madalena, São Roque und Lajes do Pico vorhanden sind. Für weiterführende Bildung gibt es auf der Insel Sekundarschulen, die eine solide Grundlage für berufliche Ausbildung oder ein Studium bieten. Trotz der geringen Bevölkerungszahl legt Pico großen Wert auf eine qualitativ hochwertige Bildung, die den Schülerinnen und Schülern sowohl akademisches Wissen als auch soziale Kompetenzen vermittelt.

Neben dem regulären Schulunterricht spielen auch außerschulische Bildungsangebote eine wichtige Rolle. Bibliotheken, Museen und lokale Kulturzentren ergänzen das Lernen und ermöglichen Einblicke in die Geschichte, Kultur und Natur der Insel. Darüber hinaus fördert die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen auf den anderen Azoreninseln den Austausch von Lehrkräften und Schülern sowie den Zugang zu speziellen Kursen oder Programmen, die auf Pico selbst nicht angeboten werden.

Erwachsenenbildung und berufliche Weiterbildung gewinnen zunehmend an Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die Bereiche Tourismus, Weinbau, Landwirtschaft und nachhaltige Fischerei, die für die lokale Wirtschaft zentral sind. Durch diese Angebote wird sichergestellt, dass die Bevölkerung kontinuierlich neue Fähigkeiten erwirbt und sich an veränderte wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedingungen anpassen kann.

Höhere Bildung

Für ein Studium an Universitäten oder Fachhochschulen müssen die meisten jungen Menschen auf die größeren Azoreninseln wie São Miguel oder Faial ausweichen oder aufs portugiesische Festland ziehen. Auf Pico selbst liegt der Schwerpunkt auf beruflicher Ausbildung und praxisnahen Kursen, die insbesondere für die lokalen Wirtschaftszweige – wie Tourismus, Weinbau, Landwirtschaft und Fischerei – relevant sind.

Dennoch gibt es Möglichkeiten zur Weiterbildung auf der Insel, etwa durch Programme der Escola Profissional da Ilha do Pico, die technische und handwerkliche Ausbildungen anbietet. Diese Einrichtungen vermitteln nicht nur fachliche Kenntnisse, sondern auch Schlüsselkompetenzen wie Management, Nachhaltigkeit und Marketing, die insbesondere im wachsenden Tourismussektor und in der Weinwirtschaft zunehmend gefragt sind.

Darüber hinaus kooperieren Bildungseinrichtungen auf Pico eng mit Hochschulen auf anderen Azoreninseln. Durch Austauschprogramme, Fernunterricht und spezielle Kurse können Studierende auch auf Pico Zugang zu akademischem Wissen erhalten, ohne die Insel dauerhaft verlassen zu müssen. Diese Angebote sind besonders wichtig, um der Abwanderung junger Menschen entgegenzuwirken und die lokale Wirtschaft mit qualifizierten Fachkräften zu stärken.

Bibliotheken und Archive

Öffentliche Bibliotheken sind in den Gemeinden Madalena, São Roque und Lajes do Pico zu finden. Diese Bibliotheken bieten nicht nur Zugang zu Büchern, Zeitschriften und digitalen Medien, sondern fungieren auch als lokale Kulturzentren. Sie veranstalten Lesungen, Bildungsprogramme für Kinder und Erwachsene sowie Ausstellungen, die das literarische und historische Erbe der Azoren vermitteln.

Neben den öffentlichen Bibliotheken spielen auch kleinere, gemeindebasierte Dokumentationszentren und schulische Bibliotheken eine bedeutende Rolle. Sie unterstützen die lokale Bevölkerung und Schüler bei Recherchen, Hausarbeiten und Bildungsprojekten. Viele dieser Einrichtungen arbeiten zunehmend mit digitalen Katalogen und erweitern ihr Angebot durch Online-Ressourcen, um den Zugang zu Wissen zu erleichtern.

Die kommunalen Archive in den drei Gemeinden bewahren wertvolle Quellen zur Geschichte der Insel, etwa über den Walfang, die Weinbaukultur oder die Entwicklung der Ortschaften. Diese Bestände werden von Forschern, Historikern und Interessierten genutzt, die die Vergangenheit der Insel wissenschaftlich oder persönlich aufarbeiten möchten.

Kultur

Die Insel ist bekannt durch ihre Weinbaukultur und ihre kulinarischen Genüsse. Pico zum Beispiel ist ein internationale bekannter Weichkäse. Er hat eine weiche Konsistenz und eine hellgelbe Farbe. Der runde Käselaib besitzt ein Gewicht zwischen 650 und 800 Gramm und hat einen Durchmesser von 18 Zentimetern und eine Kantenhöhe von drei Zentimeter. Der Pico wird aus der Rohmilch von Kühen gewonnen. Nachdem die Milch dickgelegt wurde, lässt man die Molke langsam abfließen. Nach dem Salzen reift der Käse mindestens 15 Tage. Das atlantische Klima lässt zu, dass auf den Azoren und Madeira die Milchwirtschaft mit Kühen und die Käserei möglich ist. Auf dem portugiesischen Festland wird der Käse dagegen häufiger aus Schaf- oder Ziegenmilch hergestellt. Der Pico hat einen leicht salzigen, aber milden Geschmack. Sein Fettgehalt beträgt 45 % Fett i. Tr. Queijo do Pico ist die geschützte Ursprungsbezeichnung (g. U.) für den Käse (portugiesisch Queijo) aus Pico.

Museen

Trotz ihrer überschaubaren Größe verfügt die Insel über ein bemerkenswertes Museumsnetz, das vor allem zwei historische Säulen widerspiegelt: den Walfang und den Weinbau. In Lajes do Pico befindet sich das Walfängermuseum, das in ehemaligen Bootshäusern aus dem 19. Jahrhundert untergebracht ist und die traditionelle Küstenwalfangkultur dokumentiert. Originalboote, Werkzeuge, Fotografien und kunstvoll gearbeitete Scrimshaw-Arbeiten zeigen eindrucksvoll, wie stark der Alltag vieler Bewohner über Generationen hinweg vom Meer geprägt war. Ergänzt wird dieses Bild durch das Museum der Walfangindustrie in São Roque, das in einer früheren Walfabrik untergebracht ist und die industrielle Verarbeitung von Walen veranschaulicht. Die erhaltenen Maschinen, Kessel und Produktionsanlagen machen die harte Arbeit und die wirtschaftliche Bedeutung der Walfangindustrie deutlich, die erst im späten 20. Jahrhundert ihr Ende fand.

Eine andere, ebenso wichtige Seite der Inselgeschichte zeigt das Weinmuseum in Madalena. Inmitten der weltbekannten Weinlandschaften, die heute zum UNESCO-Welterbe gehören, erzählt das Museum die Entwicklung des Weinbaus auf Pico – von den frühen Anfängen über Zeiten großer Erfolge bis hin zu Krisen und der heutigen Wiederbelebung. Historische Weinpressen, Werkzeuge und Dokumente machen sichtbar, wie eng die Bewohner Picos mit dem vulkanischen Boden, den Mauern aus Lavagestein und der Pflege der Reben verbunden sind.

Architektur

Die Architektur von Pico ist gekennzeichnet durch schwarzen Basalt, weißen Kalkputz, kleine bunte Fensterläden und einen Vulkan, der überall präsent ist – auch wenn man ihn gerade nicht sieht. Nirgendwo sonst auf den Azoren (und kaum irgendwo auf der Welt) hat der Mensch so konsequent mit einem einzigen Material gearbeitet und dabei eine Landschaft geschaffen, die 2004 UNESCO-Weltkulturerbe wurde.

Als die ersten Siedler im 15. Jahrhundert kamen, gab es kaum Holz, kaum Lehm, nur endlose Mengen schwarzen Basalt. Aus ihm bauten sie Häuser, Mauern, Straßen, Kirchen, sogar die Weinfelder. Das typische Pico-Haus ist deshalb ein kompakter, fast wehrhafter Klotz: dicke, trocken gemauerte Basaltwände im unteren Bereich, darüber weiß verputzt, damit der ewige Wind und Salzregen weniger angreifen. Die Dächer sind flach geneigt und mit roten oder schwarzen Ziegeln gedeckt, die Fenster klein und tief in die Wand eingelassen, die Läden meist leuchtend blau, grün oder rot – die einzigen Farbtupfer in einer ansonsten fast schwarz-weißen Welt. In den höheren Lagen trifft man auf die kuriosen „casas de rolos“, kleine runde oder ovale Steinhütten, die früher Winzern und Hirten als Unterschlupf dienten und heute oft als romantische Ferienhäuschen vermietet werden.

Das spektakulärste architektonische Ensemble sind jedoch die Weinlandschaften an der Westküste, vor allem in Criação Velha, São Mateus und Lajido. Hier erstreckt sich über viele Quadratkilometer ein schwarzes Schachbrett aus Tausenden kleiner, rechteckiger Parzellen – die berühmten currais und relheiros. Jede Parzelle ist von bis zu zwei Meter hohen, meterdicken Lavasteinmauern umgeben, die die Reben vor dem salzigen Nordwestwind schützen und nachts die gespeicherte Tageswärme abgeben. Dazwischen stehen winzige, ebenfalls schwarze Steinhäuser (adegas de pedra), kaum größer als ein Zimmer, in denen früher die Kelter und Gerätschaften lagerten. Dieses System, seit dem 15. Jahrhundert fast unverändert, ist nicht nur funktional genial, sondern auch von einer fast unwirklichen Schönheit – besonders wenn im Frühling das junge Grün der Reben gegen das schwarze Gestein leuchtet.

Die Walfangvergangenheit hat ebenfalls ihre eigenen Bauwerke hinterlassen. In den ehemaligen Walfangdörfern Lajes do Pico und São Caetano stehen noch die weißen, runden Vigias – Wachtürme auf den Klippen, von denen aus die Spotter die Wale sichteten. Unten am Meer verlaufen die steilen, gepflasterten Rampen, über die früher die erlegten Tiere an Land gezogen wurden, und verstreut in der Landschaft findet man die alten Kalköfen (fornos de cal). Viele der ehemaligen Walfabriken wurden in den letzten Jahrzehnten vorbildlich umgenutzt: aus der Fábrica da Baleia in São Roque wurde ein modernes Museum, aus anderen Lofts, Restaurants oder Hotels – immer mit Respekt vor dem schwarzen Stein.

Auch die sakrale Architektur bleibt der Materiallogik treu. Die Kirchen – etwa die Igreja de São Roque (17. Jahrhundert) oder die Igreja de Madalena mit ihren markanten Doppeltürmen – sind schlicht und kraftvoll, außen schwarzer Basalt mit weißem Portal, innen oft überraschend reich mit vergoldeten Schnitzaltären. Überall auf der Insel stehen die kleinen, farbenfrohen Impérios do Espírito Santo, bunte Kapellen für die Pfingstfeste, die einzigen Gebäude, die sich trauen, richtig bunt zu sein.

Seit den 2000er Jahren entsteht eine neue Generation von Bauten, die bewusst mit der Tradition spielt. Die Cella Winery (2005) wirkt wie ein gestrandeter Wal aus Holz und Glas, das Hotel Poczuj verschwindet fast im schwarzen Hang, und junge Büros wie Sami Arquitectos oder Meireles Arquitectos bauen Ferienhäuser, die puristisch-modern sind und trotzdem sofort als „picoensisch“ erkennbar bleiben: schwarzer Stein, viel Glas, klare Linien, immer im Dialog mit dem Vulkan.

Bildende Kunst

Die älteste und berührendste Form ist die Volkskunst der Walfänger. Bis 1987 schnitzten und gravierten ehemalige Harpuneros auf Walzähnen, Kieferknochen und Walknochen Szenen ihres Lebens: winzige Boote im Orkan, Pottwale, die aus dem Wasser springen, Frauen, die auf den Vigias warten. Diese Scrimshaws, oft nur wenige Zentimeter groß, sind von einer Präzision und Emotionalität, die weit über Handwerk hinausgeht. Die schönsten Stücke sieht man heute im Museu dos Baleeiros in Lajes und im Museu da Indústria Baleeira in São Roque; sie gehören zum kostbarsten Kulturerbe der Insel.

Neben dieser harten, männlichen Kunst gibt es die weiche, farbenpralle Welt der Heiligen-Geist-Feste. Jedes Dorf schmückt jährlich seine Império-Kapelle neu und baut prächtige Coroas (Krönen) aus Silber, Samt und Papierblumen in knalligem Rot, Blau und Gold. Für ein paar Wochen im Frühling bricht hier die ganze unterdrückte Farbigkeit der Insel aus, die sonst nirgendwo erlaubt ist.

Seit den 1990er Jahren hat sich eine kleine, aber bemerkenswerte zeitgenössische Szene entwickelt, die fast ausschließlich mit dem Material und der Geschichte der Insel arbeitet. Der bekannteste lebende Künstler ist Carlos Medeiros aus Candelária: Seit über fünfzig Jahren malt er fast nur Pico, schwarze Lavafelder, weiße Wellenkämme, rote Dächer vor grauem Himmel, oft mit einem einzigen Pinselstrich, der den Horizont markiert. Seine Bilder hängen in fast jedem Restaurant und Hotel der Insel und haben längst Kultstatus.

Andere Künstler gehen noch radikaler vor. Ricardo Ávila schneidet aus alten currais-Mauern minimalistische Skulpturen, die wie versteinertes Meer aussehen. Ana Cortesão malt mit Vulkanasche, Kohle und Meersalz auf Leinwand, fast monochrom, aber mit einer Tiefe, die an Rothko erinnert. João Henrique Silva baut aus rostigen Harpunen, Treibholz und Walknochen Installationen, die von Verlust, Stille und der Gewalt des früheren Walfangs erzählen.

Es gibt kaum kommerzielle Galerien, dafür aber einige starke Orte: die Mirateca in Madalena, ein winziger Kunstraum in einer ehemaligen Weinkellerei, das Atelier von Carlos Medeiros, das man nach telefonischer Ansage besuchen darf, oder die Gruta das Torres, wo gelegentlich Licht- und Soundinstallationen in der fünf Kilometer langen Lavaschlauchhöhle stattfinden.

In den letzten Jahren sind auch internationale Künstler auf die Insel aufmerksam geworden. Das Projekt Aldeia da Fonte, ehemalige Walfabriken, die zu Ateliers umgebaut wurden, und das Kunstfestival Tremor ziehen jedes Frühjahr junge Kreative aus Lissabon, Berlin oder New York an, die sich für ein paar Wochen oder Monate in die schwarze Landschaft vergraben.

Literatur

Die Literatur Picos ist jung. Der wichtigste Name ist Joel Neto (geb. 1974 in Lajes do Pico). Sein Roman „Arquipélago“ (2015) und vor allem der Bestseller „A Vida no Campo“ (2020) spielen auf Pico und den Azoren und haben ihm landesweit Kultstatus eingebracht. Neto schreibt über die Rückkehr junger Menschen auf die Inseln, über verlassene Häuser, die wieder bewohnt werden, und über die harte Schönheit des Landlebens. Er lebt tatsächlich wieder in seinem Heimatdorf Terra do Pão und betreibt dort ein kleines Literaturhaus.

Cristina Abreu aus Madalena schreibt Lyrik in fast azoreanischem Dialekt, voll von Meer, Nebel und Sehnsucht. Nuno Costa Santos, obwohl von São Miguel, verbringt viel Zeit auf Pico und hat mit „O Céu de Pico“ einen der schönsten azoreanischen Erzählbände der letzten Jahre veröffentlicht. Der jährliche Literaturwettbewerb „Prémio Literário João de Melo“ (benannt nach dem großen azoreanischen Autor von Terceira) bringt jedes Jahr neue Talente aus den Dörfern hervor.

Es gibt keine Buchhandlung auf der Insel, aber in der Biblioteca Municipal de Madalena und in einigen Cafés stapeln sich die Neuerscheinungen – und fast jedes Dorf hat inzwischen seinen eigenen kleinen Literaturkreis.

Theater

Die wichtigste Bühne ist das Grupo de Teatro de Santo Amaro, das seit 1978 existiert und jedes Jahr ein neues Stück aufführt – meist Komödien über das Inselleben, Eheprobleme und die Rückkehrer aus Amerika. Die Proben finden im alten Walfabrikgebäude statt, die Aufführungen in der Casa do Povo oder im Freien bei den Heiligen-Geist-Festen.

Seit 2015 gibt es das Festival Tremor, das inzwischen zu den interessantesten kleinen Kulturfestivals Europas gehört. Jeden März/April kommen Theatergruppen aus Portugal, Brasilien und Europa auf die Insel und spielen in Walfabriken, Weinbergen, Höhlen und sogar auf Booten. 2024 gab es eine Inszenierung von „Moby Dick“ direkt auf dem Atlantik vor Lajes – mit echten Pottwalen als unfreiwilligen Statisten.

Film

Der bekannteste Film, der hier spielt, ist „A Ilha dos Cães“ (2017) von Wes Anderson – auch wenn nur wenige Szenen tatsächlich auf Pico gedreht wurden, diente die Insel als Inspiration für die düstere Vulkanwelt.

Der portugiesische Regisseur Gonçalo Tocha drehte 2011 den Dokumentarfilm „É na Terra, não é na Lua“ auf der Nachbarinsel Corvo, aber viele der beteiligten Künstler und Techniker leben inzwischen auf Pico.

Seit 2018 gibt es das Pico – Festival Internacional de Cinema dos Açores, ein kleines, aber feines Filmfestival mit Open-Air-Vorführungen in den currais und in alten Walfabriken. 2025 wird es zum achten Mal stattfinden. Lokale Filmemacher wie Ricardo Clara drehen unterdessen Kurzfilme über das Inselleben – oft mit Smartphones und ohne Budget, aber mit beachtlicherer Authentizität.

Musik und Tanz

Auf Pico gibt es kaum ein Dorf, kaum eine Familie, in der nicht irgendwo eine Viola da Terra an der Wand hängt oder eine Banda Filarmónica probt. Die wichtigste Ausdrucksform der Insulaner ist die Chamarrita. Dieser schnelle, hüpfende Kreistanz im 6/8-Takt wird seit Jahrhunderten bei Hochzeiten, Heiligen-Geist-Festen und einfach so am Samstagabend getanzt. Männer und Frauen fassen sich an den Händen, drehen sich, stampfen mit den Füßen auf den Basaltboden und singen abwechselnd improvisierte Vierzeiler (cantigas ao desafio), mal verliebt, mal spöttisch, mal politisch unkorrekt. Wer besser reimt, gewinnt. Begleitet wird das Ganze meist nur von der azoreanischen Viola da Terra, einer zwölfsaitigen Gitarre mit eigenwilligem, hellem Klang, einer Trommel und manchmal einem Triangel. Wer einmal nachts in einer Adega in São Caetano oder Piedade dabei war, wenn dreißig Leute bis fünf Uhr morgens Chamarrita tanzen und die Wände vom Lachen und Stampfen beben, der vergisst das nie wieder.

Neben der Chamarrita gibt es die langsameren, mehrstimmigen Weihnachtslieder (Cantos ao Menino), die im Dezember und Januar von Haus zu Haus ziehen, und die großen Auftritte der Bandas Filarmónicas. Jede Ortschaft hat ihre eigene: die Lira Madalense (seit 1849), die Filarmónica de São Roque, die de Santo Amaro. Sie spielen bei Prozessionen, Fußballspielen, Beerdigungen und vor allem bei den Festas do Espírito Santo im Frühling, wenn die kleinen bunten Império-Kapellen eingeweiht werden. Dann marschiert die Banda stundenlang durch die engen Gassen, und abends wird auf dem Dorfplatz getanzt, bis die Schuhe durch sind und der Verdelho-Wein alle Hemmungen weggewaschen hat.

Seit den 2000er Jahren mischt sich Neues dazu. Os Sameiro aus São Roque haben die Chamarrita mit E-Gitarre und Schlagzeug gekreuzt und singen mit rauer Stimme von der „Ilha Preta“; ihr Lied ist längst die inoffizielle Hymne der Insel. Zeca Medeiros aus Candelária schreibt Balladen, die erwachsene Männer zum Weinen bringen, wenn sie von verlassenen Häusern und vom letzten Walfangboot erzählen. Und junge Künstler wie Ana Mariano oder der Rapper Kopax rappen inzwischen über das Leben zwischen Vulkan und Internet, auf Portugiesisch mit starkem azoreanischem Akzent.

Beim Festival Tremor im März/April wird das alles zusammengeschmissen. Da tanzen plötzlich 300 Leute aus aller Welt Chamarrita in einer alten Walfabrik, während eine Indie-Band aus Lissabon dazu spielt und draußen der Atlantik gegen die schwarzen Felsen schlägt.

Kleidung

Aufgrund des feuchten, oft windigen Atlantikklimas trugen die Menschen früher robuste, wetterfeste Kleidung, die ihnen Schutz bei der landwirtschaftlichen Arbeit, auf See oder beim Hüten der Tiere bot. Wollstoffe spielten dabei eine wichtige Rolle, da Schafhaltung auf Pico verbreitet war und Wolle Wärme sowie Haltbarkeit bot. Männer trugen häufig dunkle, einfache Hosen und Hemden, ergänzt durch Westen oder dicke Wolljacken. Fischer und Walfänger nutzten wetterbeständige Mäntel, Filzhüte oder Wollmützen, um sich vor Regen und Wind zu schützen.

Frauen kleideten sich traditionell in langen, dunklen Röcken und Blusen, oft mit Schals oder Tüchern, die sowohl praktischen als auch dekorativen Zwecken dienten. Festliche Kleidung unterschied sich deutlich von der Alltagskleidung: Sie war farbenreicher und sorgfältiger verarbeitet, häufig mit aufwendigen Stickereien und handgefertigten Details, die das handwerkliche Können der Insel widerspiegelten. Eine Besonderheit im gesamten Azorenraum, die auch auf Pico vorkommt, ist das sogenannte capote e capelo, ein langer Mantel mit großem, glockenförmigem Kapuzenaufsatz, der Frauen früher als Schutz vor Wind und neugierigen Blicken diente.

Heute tragen die Menschen auf Pico überwiegend moderne, funktionale Kleidung, angepasst an das maritime Klima und den Alltag. Fleecejacken, Regenkleidung und bequeme Freizeitmode bestimmen das Bild, besonders da viele Aktivitäten im Freien stattfinden. Traditionelle Kleidungsstücke sind dennoch nicht verschwunden: Bei kulturellen Veranstaltungen, Festen und Folkloregruppen werden historische Trachten weiterhin gepflegt und dienen als symbolischer Ausdruck der regionalen Identität. So verbindet die Kleidung auf Pico Vergangenheit und Gegenwart und bleibt ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes der Insel.

Kulinarik und Gastronomie

Die Küche von Pico ist das perfekte Spiegelbild der Insel: rau, authentisch, von Meer und Vulkan geprägt und stolz darauf, keine Sterneküche zu brauchen, um unvergesslich zu sein. Hier isst man, was das Land und der Atlantik hergeben – und das mit einer Intensität, die man auf dem portugiesischen Festland selten findet. Die bekanntesten Gerichte Picos sind:

  • Caldeirada de Congro, der absolute Signature-Dish: eine dicke, tomatenbasierte Fischsuppe mit Meeraal (congro), Kartoffeln, Zwiebeln, Paprika und reichlich frischem Koriander. Am besten schmeckt sie in den kleinen Restaurants direkt am Hafen von Lajes do Pico oder São Roque, wo der Fisch morgens noch im Boot lag.
  • Polvo Guisado ou Assado: Krake ist allgegenwärtig und wird auf Pico meisterhaft zubereitet: entweder stundenlang in Rotwein, Zwiebeln und Knoblauch geschmort oder einfach auf der heißen Plancha gegrillt und mit bestem Olivenöl und Knoblauch beträufelt. Dazu kommen fast immer inhame (lokale Yamswurzel) oder gegrillte Süßkartoffeln.
  • Lingueirão und Lapas: Messerscheiden (lingueirão) werden roh mit Zitrone oder nur leicht angegrillt serviert – eine seltene Delikatesse von unglaublicher Frische. Napfschnecken (lapas) kommen zischend heiß aus der Pfanne mit Knoblauchbutter und sind der klassische Begleiter zu einem kühlen Coral-Bier.
  • Morcela com Ananás: Die azoreanische Blutwurst wird mit frischem Ananas gekocht – eine süß-salzige Kombination, die erst seltsam klingt und dann süchtig macht.
  • Chicharros Fritos com Molho Vilão: Gebratene Makrelen mit einer scharfen Soße aus Knoblauch, Zwiebeln, Tomaten und viel Chili – ein einfaches Gericht, das in jeder Tasca perfekt hinbekommt.

Obwohl die Insel vom Meer lebt, gibt es hervorragendes Rindfleisch von freilaufenden Kühen, die auf den grünen Weiden zwischen den Lavasteinmauern grasen. Bife à Regional oder Alcatra (im Tontopf gegartes Fleisch mit Zwiebeln und Speck) sind an Festtagen beliebt. Schwein kommt meist nur als Wurst oder in Eintöpfen auf den Tisch.

Der Queijo do Pico ist eine kleine, runde Rohmilchkäse-Spezialität mit scharfer, würziger Note – perfekt zu einem Glas selbstgemachtem Wein. Die Weinberge der Criação Velha und das Gebiet um Madalena gehören seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hier wachsen die Reben in den typischen currais, kleinen, von Lavasteinmauern geschützten Parzellen direkt am Meer. Die wichtigsten Rebsorten sind Verdelho, Arinto dos Açores und Terrantez do Pico. Die Weine sind mineralisch, salzig und haben oft eine leichte Vulkan-Note – der Lajido von der Cooperativa Vitivinícola oder der Basalto von Czech & Speake gehören zu den besten der Azoren.

Zum Nachtisch gibt es Queijadas da Graciosa (die man trotzdem überall bekommt), Ananas aus Gewächshäusern von Faial oder den berühmten Bolo de Mel von São Jorge. Als Digestif trinkt man oft selbstgebrannten Aguardente aus Feigen oder Erdbeeren, oder die hausgemachte Licor de Maracujá.

Die bekanntesten Restaurants der Insel sind:

  • Cais do Pico (ehemaliger Walfanghafen, heute Restaurant in Madalena) – modern-azoreanisch, tolle Aussicht
  • Restaurante Atlântico (São Roque) – klassische Caldeirada und frischer Fisch
  • O Pescador (Lajes do Pico) – winzig, familiär, legendärer Krake
  • Casa de Chá do Morro (Cachorro) – Kaffee und Kuchen mit Blick auf den Sonnenuntergang


Dazu kommen unzählige kleine Tascas und Gesellschaften in jedem Dorf, wo man für 12 bis 18 € ein komplettes Menü mit Wein bekommt.

Festkultur

In Pico gelten die fologenden Feiertage:

  • 1. Januar -  Ano-Novo (Neujahr)
  • 24. Februar -  Entrudo (Faschingsdienstag)
  • Ende März / Anfang April  -  Sexta-feira Santa (Karfreitag)
  • Ende März / Anfang April  -  Páschoa (Ostern)
  • 10. April -  Dia da Autonomia (Tag der Autonomie von 1976)
  • 25. April -  Dia da Liberdade (Tag der Freiheit bei der Nelkenrevolution 1974)
  • 1. Mai -  Dia do Trabalhador (Tag der Arbeit)
  • Ende Mai / Anfang Juni  -  Espirito-Santo (Pfingsten)
  • Anfang Juni -  Corpo Deus (Fronleichnam)
  • 10. Juni -  Camões (Tag des Nationaldichters Camoes)
  • 15. August -  Assunção (Mariä Himmelfahrt)
  • 5. Oktober -  Implantaçäo da Republica (Gründung der Republik 1910)
  • 1. November -  Todos os Santos (Allerheiligen)
  • 1. Dezember -  Restauração (Tag der Unabhängigkeit von Spanien)
  • 8. Dezember -  Imaculada Conceição (Maria Empfängnis)
  • 25. Dezember -  Dia de Natal (Weihnachten)


Der Katholizismus prägt das Leben auf der Insel, aber besonders die sieben Wochen zwischen Ostern und Pfingsten. Dann feiern fast alle Dörfer nacheinander ihre Festas do Espírito Santo, das größte religiöse und soziale Ereignis der Insel. Jede Ortschaft hat ihren eigenen Império, eine kleine, bunt bemalte Kapelle, in der die „Coroa“ (Krone des Heiligen Geistes) und die Fahne aufbewahrt werden. In dieser Zeit ziehen Prozessionen mit Blaskapelle, Gebeten und Tausenden von Menschen durch die Straßen, es wird gekocht, gesungen, getanzt und vor allem gegessen: Tonnen von Suppe vom Heiligen Geist, Brot, Wein und Fleisch werden kostenlos an alle verteilt, ob arm, reich, Einheimischer oder Tourist. Diese Feste sind gleichzeitig Gottesdienst, Familienfest und Dorffest; sie halten die Gemeinschaft zusammen wie kaum etwas anderes.

Der Carnaval dauert offiziell von Freitag bis Dienstag vor Aschermittwoch, und die ganze Insel steht für fünf Tage Kopf. Der Höhepunkt ist immer der Dienstagabend (Entrudo) in Madalena, São Roque und Lajes do Pico. Dann ziehen Gruppen von verkleideten Leuten durch die Straßen, meist zu Fuß oder auf selbstgebauten Wagen aus Traktoren und Anhängern. Die Kostüme sind selbstgemacht und oft satirisch: Man verkleidet sich als Politiker, als Touristen mit riesigen Kameras, als betrunkene Walfänger oder als die eigene Schwiegermutter. Es gibt keine professionellen Sambaschulen, sondern einfach Nachbarschaften, Schulklassen und Freundesgruppen, die monatelang heimlich geprobt haben.

In Madalena startet der Umzug am Nachmittag an der Promenade, zieht durch die Hauptstraße und endet auf dem Platz vor der Kirche. Die Blaskapelle spielt Karnevalshits aus Portugal und Brasilien, dazwischen immer wieder Chamarrita-Rhythmen, und überall werden Konfetti und Schaum aus Sprühdosen verteilt. Kinder laufen mit Masken herum, alte Herren tragen Perücken und Röcke, und niemand nimmt es wirklich ernst. In São Roque ist der Karneval etwas ruhiger, aber nicht weniger lustig: Der Umzug geht vom Hafen hoch zur Kirche, und danach gibt es in der alten Walfabrik eine große Party mit Live-Musik und viel Bier. Lajes do Pico feiert am traditionellsten: Hier mischt sich Karneval oft mit alten Walfangbräuchen, und es gibt immer eine Gruppe, die als „Baleeiros“ verkleidet ist – mit alten Harpunen aus Pappe und falschen Bärten. Am Aschermittwoch ist dann plötzlich alles vorbei. Die Kostüme verschwinden in Kisten, die Straßen werden gefegt, und die Insel kehrt zur Ruhe zurück – bis zum nächsten Jahr.

Abseits dessen ist Pico von der Walfang-Geschichte geprägt. Die Whaling Week in Lajes (Ende Sommer) ehrt die Walfänger mit Bootsrennen in traditionellen offenen Booten – ein Spektakel mit Rudern und Geschicklichkeit. Ähnlich symbolisch sind Rennen während der Erntefeste (September in Madalena), die Wein- und Fischkultur feiern. Diese Events verbinden Sport mit Folklore, inklusive Tänzen und Handwerk.

Medien

Die Medienlandschaft auf der Azoreninsel Pico ist von ihrer geografischen Lage und der vergleichsweise kleinen Bevölkerung geprägt. Lokale Nachrichten werden überwiegend über regionale Radiosender und Online-Portale verbreitet, die eng mit den Medien der gesamten Azoren verbunden sind. Besonders das Radio spielt eine wichtige Rolle, da es auch in entlegeneren Gemeinden zuverlässig empfangen wird und Informationen über Wetter, Seeverkehr und lokale Ereignisse bietet. Gedruckte Zeitungen erscheinen meist nicht direkt auf Pico, sondern werden von Verlagen aus São Miguel oder Terceira importiert; dennoch berichten sie regelmäßig über Ereignisse auf der Insel.

In den letzten Jahren haben digitale Medien an Bedeutung gewonnen. Viele Bewohnerinnen und Bewohner nutzen soziale Netzwerke oder regionale Nachrichtenwebseiten, um sich über kulturelle Veranstaltungen, politische Entwicklungen oder wirtschaftliche Themen wie Weinbau und Tourismus zu informieren. Auch lokale Initiativen, etwa Vereine oder Kulturzentren, veröffentlichen zunehmend Inhalte online, um die Gemeinschaft besser zu vernetzen.

Kommunikation

Pico hat die Postleitzahl 9950 und die Telefonvorwahl 0(0351)292.

Sport

Pico ist ein beliebtes Ziel von Outdoor-Aktivisten. Dank eines dichten Netzes aus Wanderwegen. Kernpunkt ist die Besteigung des Pico-Bergs, eine anspruchsvolle Wanderung von etwa 3 bis 4 Stunden Aufstieg (zirka 1.200 Höhenmeter). Sie startet am Casa da Montanha und endet am Kraterrand mit atemberaubenden Ausblicken auf die Nachbarinseln Faial und São Jorge. Die Tour ist ganzjährig machbar, aber ideal von Mai bis Oktober bei trockenem Wetter. Für Einsteiger gibt es geführte Gruppen, für Fortgeschrittene Ultratrails wie die Pico-Island-Traverse, ein anspruchsvoller Lauf quer über die Insel durch Lorbeerwälder und Lavawüsten – ein Highlight für Trailrunner.

Neben dem Vulkan besteht die Möglichkeit zu Höhlenwanderungen in der längsten Lavaschlauchhöhle Europas (Gruta das Torres, über 5 km lang) zu Erkundungen. Diese Touren kombinieren Spaziergänge mit Klettern und erfordern Helm und Lampe. Weitere Optionen sind Joggen, Radfahren oder Trekking auf markierten Pfaden im Schutzgebiet, oft mit Birdwatching – die Insel beherbergt endemische Vögel wie die Estrelinha (5 g leichte Singvögel). Fahrradtouren durch die UNESCO-geschützten Weinberge (Currais) verbinden Sport mit Kultur, zum Beispiel Besuche in Käsefabriken oder Destillerien. Im Sommer finden lokale Events wie die Festas da Madalena (Juli) statt, mit sportlichen Wettbewerben und Volksfesten.

Pico Sport, das älteste Tauch-Zentrum der Insel, bietet Trips zu Offshore-Bänken wie Princess Alice (2,5 Stunden entfernt), wo Taucher mit Blauhaien, Makohaie oder Mobula-Rochen (Riesige Mantas) schwimmen. Sichtweiten bis 50 m, Strömungen und Wracks wie die "P 16" machen es zu einem Erlebnis für Fortgeschrittene (Advanced Open Water empfohlen). Liveaboards erweitern die Reichweite, und Nitrox ist kostenlos. Für Anfänger gibt's Küstentauchgänge mit buntem Fischleben. Kajakfahren und Stand-up-Paddling (SUP) erkunden Buchten und natürliche Pools – Pico hat die meisten vulkanischen Schwimmbecken der Azoren, ideal zum Schwimmen oder Entspannen.

Fußball

Der wichtigste und bekannteste Verein der Insel ist der Sport Club Lusitânia aus São Roque do Pico (Gründung 1947). Die grün-weißen spielen im Estádio Municipal de São Roque und sind seit Jahrzehnten das Aushängeschild des picoensischen Fußballs. In der Saison 2025/26 tritt Lusitânia wieder in der Campeonato de Portugal (4. portugiesische Liga) an, nachdem sie in den vergangenen Jahren mehrmals zwischen der 3. und 4. Liga pendelten – für eine Insel dieser Größe ein bemerkenswerter Erfolg. Weitere aktive Vereine sind:

  • GD Velense (Santo António / Velas-Region, früher oft Rivale von Lusitânia)
  • FC Madalena (Madalena, der größte Ort der Insel)
  • Santo Amaro FC und kleinere Dorfklubs wie Piedade oder São Caetano


Alle Vereine nehmen am Campeonato da Ilha do Pico teil, der insularen Meisterschaft, die von Oktober bis Mai ausgetragen wird. Der Meister qualifiziert sich für die Azoren-Play-offs (Torneio Afonso I), in denen die besten Inselvereine um den Aufstieg in die Campeonato de Portugal kämpfen. Die wichtigsten Spielstätten sind:

  • Estádio Municipal de São Roque – Kunstrasen, Flutlicht, Tribüne für ca. 800 Zuschauer; hier finden die „großen“ Spiele statt.
  • Campo da Madalena – Naturrasen, direkt am Meer gelegen, mit malerischer Kulisse.
  • Kleinere Dorffelder (oft Hartplätze) in São Caetano, Lajido oder Ribeiras.

Persönlichkeiten

Die wichtigsten von der Insel stammenden Persönlichkeiten sind:

  • Álvaro Martins Homem (15. Jahrhundert), Entdecker, früher Siedler auf Pico
  • João de Sousa Calvet (1762 bis 1818), Priester und Chronist
  • Manuel Inácio Martins Pamplona Corte Real (1766 bis 1832), Politiker, Militärführer
  • José da Costa Nunes (1880 bis 1976), Kardinal, Patriarch der Ostindien
  • Joaquim Manuel da Silveira Azevedo (1837 bis 1903), Politiker
  • Francisco Machado de Faria e Maia (1858 bis 1919), Arzt, Politiker
  • José Vieira Alvernaz (1898 bis 1986), Erzbischof von Goa und Daman
  • Arquimínio Rodrigues da Costa (1924 bis 2016), Bischof von Macau
  • António Duarte Sousa (* 1928), Autor, Lokalhistoriker
  • Fernando Machado Soares (1930 bis 2014), Fado-Sänger, Jurist
  • Artur Manuel de Aguiar (* 1934), Schriftsteller, Journalist
  • Maria da Glória Dias (* 1947), Schriftstellerin
  • Avelino de Freitas de Meneses (* 1958, Familie aus Pico), Historiker, Politiker
  • Caesar DePaço (* 1965), Unternehmer, Honorarkonsul
  • Duarte Freitas (*1966), Politiker, EU-Parlamentarier

Fremdenverkehr

Die Insel Pico, bekannt für ihren majestätischen Vulkan und die traditionellen Weinfelder, erfreut sich wachsender Beliebtheit bei Urlaubern. Besucher schätzen vor allem die ruhige Atmosphäre, die spektakuläre Natur und die authentische Inselkultur. Trotz steigender Touristenzahlen gelingt es Pico, seine Ursprünglichkeit zu bewahren – nicht zuletzt dank eines sanften, nachhaltigen Tourismuskonzepts.

Die Insel zählt zu den besten Whale-Watching-Spots Europas– 28 Wal- und Delfinarten bevölkern die Gewässer. Whale Watching und Delfin-Snorkeling sind die Top-Aktivitäten: Auf schnellen RIB-Booten oder Katamaranen (zum Beispiel mit Futurismo oder Pico Sport) gleiten Touren 3 bis 4 Stunden über das Meer, oft mit Sichtungen von Pottwalen, Grindwalen oder Buckelwalen. Die Saison dauert ganzjährig, mit Höhepunkten im Frühling (Blau- und Buckelwale). Snorkeling mit wilden Delfinen ist ethisch und nah an der Natur – keine Fütterung, nur Beobachtung.Unterkünfte auf Pico sind vielfältig und reichen von kleinen, familiengeführten Gästehäusern bis hin zu komfortablen Ferienvillen. Besonders typisch sind renovierte Steinhäuser aus schwarzem Lavagestein, die heute als charmante Ferienunterkünfte dienen und Reisenden ein authentisches Inselerlebnis bieten. Viele dieser Häuser liegen inmitten der Weinlandschaften, die zum UNESCO-Welterbe gehören, oder an der Küste mit Blick auf den Atlantik und die benachbarte Insel Faial.

Darüber hinaus gibt es gut ausgestattete Apartments und kleine Hotels in Orten wie Madalena, São Roque und Lajes do Pico. Sie bilden ideale Ausgangspunkte für Walbeobachtungstouren, Wanderungen auf den Vulkan Pico oder Erkundungen der Weinanbaugebiete. Zahlreiche Unterkünfte legen Wert auf Nachhaltigkeit und arbeiten eng mit lokalen Anbietern zusammen, sodass Gäste nicht nur bequem wohnen, sondern auch eng mit der regionalen Kultur in Berührung kommen.

Literatur

Reiseberichte

Videos

Atlas

Reiseangebote

Posto de Turismo Pico = https://www.visitportugal.com/de/NR/exeres/ECA8B99C-DF8C-42DC-B42D-0CAFDD8D03E5

Visit Azores Pico = https://www.visitazores.com/de/die-azoren/pico

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