São Miguel

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São Miguel ist die größte und bevölkerungsreichste Insel der Azoren und gilt wegen ihres üppigen Grüns als „Ilha Verde“ (Grüne Insel). Das vulkanisch geprägte Eiland bietet Kraterseen wie Sete Cidades, heiße Quellen, wilde Küstenlandschaften und die lebhafte Hauptstadt Ponta Delgada.

Inselsteckbrief
offizieller Name Ilha de São Miguel
alternative Bezeichnungen Ilha Verde (1439), São Miguel (ab 1444), Ilha da Princesa (1586/90)
Kategorie Meeresinsel
Inseltyp echte Insel
Inselart Vulkaninsel (Hot Spot)
Gewässer Atlantischer Ozean (Oceano Atlântico)
Inselgruppe Azoren (Açores)
politische Zugehörigkeit Staat: Portugal (República Portuguesa)
Region: Azoren (Região Autónoma dos Açores)
Gliederung 6 concelhos (Kreise bzw. Gemeinden)
64 freguesias (Ortschaften)
Status Insel (ilha)
Koordinaten 37°48‘ N, 25°30‘ W
Entfernung zur nächsten Insel 500 m (Ilhéu da Vila), 80,8 km (Santa Maria)
Entfernung zum Festland 1369 km (Cabo da Roca / Portugal)
Fläche 746,71 km² bzw. 288,31 mi² (mit Nebeninseln 746,82 km² bzw. 288,35 mi²)
geschütztes Gebiet 200 km² / 77 mi² (26,8 %)
maximale Länge 63,8 km (W-O)
maximale Breite 15,4 km (N-S)
Küstenlänge 165,3 km
tiefste Stelle 0 m (Atlantischere Ozean)
höchste Stelle 1103 m (Pico de Varo)
relative Höhe 1103 m
mittlere Höhe 355 m
maximaler Tidenhub 1,5 bis 2,0 m (Ponta Delgada 1,86 m)
Zeitzone HPA / AZOT (Horário Padrão dos Açores / Azores Time / Azoren-Zeit, UTC-1)
Realzeit UTC minus 1 Stunde 41 bis 43 Minuten
Einwohnerzahl 133.288 (2023)
Dichte (Einwohner pro km²) 178,47
Inselzentrum Ponta Delgada


Name

Vor der Ankunft der Portugiesen waren die Azoren unbewohnt und es gibt keine Hinweise auf prähistorische Siedlungen oder indigene Bezeichnungen. Auf mittelalterlichen Karten wie der Portolankarte von 1351 erschienen die Inseln gelegentlich unter fantasievollen Namen wie Ilhas Afortunadas, doch São Miguel wurde nicht spezifisch benannt. Die gesamte Inselgruppe war damals bereits als Ilhas dos Açores bekannt – abgeleitet vom portugiesischen Wort açor für „Habicht“, den die Seefahrer dort zu sehen glaubten (tatsächlich handelte es sich um Bussarde).

Die offizielle Entdeckung der östlichen Azoren, einschließlich São Miguel, wird Gonçalo Velho Cabral zugeschrieben, einem Kapitän im Dienst des Infanten Heinrich des Seefahrers. Im Jahr 1427 sichtete er die Inseln Santa Maria und São Miguel, landete jedoch zunächst nicht. Erst zwischen 1439 und 1444 erfolgte die eigentliche Landung, woraufhin die Insel aufgrund ihrer üppigen, grünen Vegetation zunächst Ilha Verde „Grüne Insel“ genannt wurde. In frühen Chroniken, etwa bei Gaspar Frutuoso in Saudades da Terra (1586/90), taucht sie als Ilha da Princesa auf – eine Referenz an die Infantin Isabel, die Schwester Heinrichs des Seefahrers.

Die endgültige und bis heute gültige Benennung als São Miguel, gesprochen [sɐ̃u miˈɡɛɫ], in deutscher Entsprechung Sankt Michael, erfolgte kurz nach der Landung, wahrscheinlich im Jahr 1444. Der Name leitet sich vom Erzengel Michael (São Miguel Arcanjo) ab, dem Schutzpatron der Insel. Laut Überlieferung entdeckten die Seefahrer auf einem Hügel in der Nähe des heutigen Ponta Delgada ein natürliches Felsrelief, das sie als Darstellung des Erzengels interpretierten – mit erhobenem Schwert gegen einen Drachen. Dies wurde als göttliches Zeichen gewertet. Alternativ wird die Namensgebung mit dem Gedenktag des Erzengels am 29. September in Verbindung gebracht, an dem die ersten Messen gelesen wurden. Der Infant Heinrich der Seefahrer bestätigte den Namen 1444 in königlichen Urkunden.

  • international:  São Miguel
  • amharisch:  ሳኦ ሚጉኤል [Sa'o Migu'el]
  • arabisch:  ساو ميغيل [Sāw Mīghīl]
  • armenisch:  Սաու Միգուել [Sau Miguel]
  • bengalisch:  সাও মিগুয়েল [Sā'o Miguyel]
  • birmanisch:  ဆော့မိဂွေလ် [Sao Mi-gwel]
  • bulgarisch:  Сао Мигел [Sao Migel]
  • chinesisch:  圣米格尔 [Shèng Mǐgé'ěr]
  • georgisch:  საო მიგელი [Sao Migeli]
  • griechisch:  Σάο Μιγκέλ [Sáo Minkél]
  • gudscheratisch: સાઓ મિગુએલ [Sā'o Migu'el]
  • hebräisch:  סאו מיגל [Sao Migel]
  • hindi:  साओ मिगुएल [Sā'o Miguel]
  • japanisch:  サオ・ミゲル [Sao Migeru]
  • kambodschanisch: សៅ មីហ្គែល [Sau Miikael]
  • kanaresisch:  ಸಾವೊ ಮಿಗುಯೆಲ್ [Sāvo Miguyel]
  • kasachisch:  Сао Мигел [Sao Mıgel]
  • koreanisch:  사오 미겔 [Sao Migel]
  • laotisch:  ເ ສົາ ມີເກລ [Sao Miikel]
  • lateinisch:  Sanctus Michael
  • lettisch:  Sao Migels
  • litauisch:  Sao Migelis
  • makedonisch:  Сао Мигел [Sao Migel]
  • malayalam:  സാവോ മിഗ്വൽ [Sāvo Migval]
  • maldivisch:  ސާއޮ މިގުއެލް [Sā'o Migu'el]
  • orissisch:  ସାଓ ମିଗୁଏଲ [Sā'o Miguela]
  • pandschabisch: ਸਾਓ ਮਿਗੁਏਲ [Sā'o Migu'el]
  • persisch:  سائو میگل [Sā'o Migel]
  • russisch:  Сао-Мигел [Sao-Migel]
  • serbisch:  Сао Мигел [Sao Migel]
  • singhalesisch: සාඕ මිගුවෙල් [Sāō Miguwel]
  • tamilisch:  சாவோ மிகுவேல் [Sāvō Mikuvel]
  • telugu:  సావో మిగ్యుయెల్ [Sāvō Migyuyel]
  • thai:  เซา มิเกล [Sao Mikel]
  • tibetisch:  ས་ཨོ་མི་གུ་ཨེལ། [Sa o Mi gu el]
  • ukrainisch:  Сао-Мігел [Sao-Mihel]
  • urdu:  ساؤ مگئیل [Sā'o Mige'il]
  • weißrussisch:  Сао-Мігел [Sao-Mihel]


Offizieller Name:  Ilha de São Miguel

  • Bezeichnung der Bewohner:  Micaelenses (Miguelenser)
  • adjektivisch: micaelense (miguelensisch)


Kürzel:

  • Code:  SM / SMG
  • Kfz:  -
  • ISO-Code:  PT.AC.SM

Lage

São Miguel liegt im Osten der Azoren, 1369 km v on dser Festlandküste Portugals entfernt, auf durchschnittlich 37°48‘ n.B. und 25°30‘ w.L..


Geografische Lage:

  • nördlichster Punkt:  37°54‘38“ n.B. (Ponta de Bretanha)
  • südlichster Punkt:  37°42'24" n.B. (Ponta da Galera) bzw. 37°42‘08“ n.B. (Ilhêu da Vila)
  • östlichster Punkt:  25°08‘02“ w.L. (Ponta da Marquesa)
  • westlichster Punkt:  25°52‘18“ w.L. (Ponta da Ferraria)


Entfernungen:

  • Ilhéu da Vila  0,5 km
  • Santa Maria / Azoren (Ilhéu das Lagoinhas)  8l0,8 km
  • Terceira / Azoren (Ponta das Contendas) 139,5 km
  • São Jorge / Azoren (Calheta)  182 km
  • Pico / Azoren (Roque do Pico)  200 km
  • Graciosa / Azoren (Carapacho)  224 km
  • Faial / Azoren (Pico de Espalamaca)  252 km
  • Flores / Azoren (Santa Cruz das Flores) 490 km
  • Corvo / Azoren (Costa del Este)  497 km
  • Madeira (Ponta de Pargo)  905 km
  • Cabo da Roca / Portugal  1369 km
  • El Jadida / Marokko  1570 km
  • Mizen Head / Irland  1938 km
  • Avalon Peninsula / Neufundland  2427 km

Zeitzone

Die Azoren liegen in der Zeitzone Atlantic / Azores, auch bekannt als Azores Time (AZOT), portugiesisch Horário Padrão dos Açores (HPA). Die Standardzeit auf den Azoren ist UTC-1, zwei Stunden hinter der Mitteleurop#äischen Zeit (MEZ). Im Sommer gilt die Azoren-Sommerzeit (Azores Summer Time, AZOST) mit UTC+0. Die Realzeit liegt um eine Stunde und 41 bis 43 Minuten hinter der Koordinierten Weltzeit (UTC).

Fläche

São Miguel hat eine Fläche von 746,79 km² bzw. 288,34 mi², nach neueren Angaben 746,82 km² bzw. 288,35 mi². Davon entfallen 746,71 km² auf die Hauptinsel, 0,11 km² auf 9 Nebeninseln. Die Insel durchmisst von Westen nach Osten zwischen Ponta da Ferraria und Ponta da Marquesa 63,8 km, von Norden nach Süden zwischen Ponta do Cintrão und Ponta da Galera 15,4 km. Die Küste ist insgesamt 165,3 km lang mit einem maximalen Tidenhub von 1,5 bis 2,0 m, bei Ponta Delgada 1,86 m. Höchster Punkt ist der Pico de Vara mit 1103 m. Die mittlere Seehöhe beträgt 355 m.

Geologie

Die Insel liegt an der Grenze zwischen der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte – genauer gesagt in der komplexen Azoren-Mikroplatte nahe der Terceira-Rift-Zone, wo drei Platten (Nordamerikanische, Eurasische und Nubische) in einer Dreifach-Junction aufeinandertreffen. Die Spreizungsrate beträgt nur etwa 4 mm pro Jahr, was zu einer starken Fraktionierung der Magmen führt und die Bildung explosiver, alkalireicher Vulkane (vor allem Trachyte und Basalte) begünstigt.

Geologisch betrachtet besteht die Insel aus zwei Teilen, die erst vor rund 10.000 Jahren durch den auch heute noch aktiven Vulkanismus verbunden wurden. Es handelt sich um den Westteil, der im Wesentlichen aus dem Einsturzkrater Sete Cidades besteht (höchster Punkt Pico de Barrosa, 924 m), und dem 4 bis 5 Millionen Jahre alten Ostteil mit dem Gebirgsmassiv der Serra Agua de Pau, deren höchste Erhebung der Pico da Vara mit 1105 m ist und die auch den Pico do Fogo umfasst, der erst 1652 durch einen Vulkanausbruch entstand.

Vor etwa 1 Million bis 600.000 Jahren bildete sich die Povoação-Kaldera, die erste große Einsturzstruktur der Insel. Darauf folgten drei aktive zentrale Stratovulkane mit ausgeprägten Kaldaren: Sete Cidades im Westen (Kaldera-Durchmesser 5 km, aktiv seit 220.000 Jahren, letzte Eruption 1444), Fogo (auch Água de Pau, Kaldera-Durchmesser 7 km, aktiv seit 190.000 Jahren, letzte Aktivität vor 4.000 Jahren) und Furnas im Osten (aktiv seit 100.000 Jahren, letzte sub-Plinian-Eruption 1630). Ergänzt werden diese durch das jüngere Congro-Feld mit monogenetischen Kegeln und Maaren (weniger als 30.000 Jahre alt), darunter der malerische Lagoa do Congro.

Historisch sind mehrere bedeutende Eruptionen dokumentiert: 1444 eruptierte Sete Cidades mit VEI 3–4 und verteilte Asche bis nach Terceira; 1563 floss Lava vom Pico do Sapateiro; die verheerendste Eruption war 1630 in Furnas (VEI 4), die 195 Menschenleben forderte und Asche bis nach Madeira trug; 1652 ereignete sich eine submarine Eruption nahe Fogo mit Tsunami-Warnung. Noch heute zeugen zahlreiche Fumarolen, heiße Quellen und Schwefelablagerungen – besonders in Furnas und am Caldeiras da Ribeira Grande – von der anhaltenden hydrothermalen Aktivität. São Miguel bleibt damit eine der aktivsten und geologisch dynamischsten Inseln des Nordatlantiks.

Die Wirkung des Vulkanismus von São Miguel lässt sich eindrucksvoll im Furnastal erfahren. Hier existieren heiße, zum Teil schwefel- und eisenhaltige Quellen beziehungsweise Geysire. Der Furnas-See, an dessen Ufer ebenfalls vulkanische Quellen aktiv sind, besteht aus zwei zusammenhängenden Einsturzkratern. In der Caldera Sete Cidades liegen zwei Seen, die miteinander verbunden sind: Lagoa Azul und Lagoa Verde. Der eingestürzte Vulkankegel hat bei einem Durchmesser von rund fünf Kilometern einen Umfang von insgesamt 12 km. Das vielgestaltige Hinterland ist von Wanderwegen durchzogen.

Landschaft

São Miguel ist die abwechslungsreichste Insel der Azoren, denn hier findet man die gesamte Vielfalt der azoranischen Landschaft, wildromantische grüne Höhenzüge vulkanischen Ursprungs mit schönen Kraterseen und Wasserfällen, grünes Weideland umsäumt von blauen Hortensienbüschen, malerische Küsten, schöne Sandstrände und Buchten, heiße Quellen und eine üppige subtropische Vegetation.

Im Westen befindet sich der Krater Sete Cidades mit einem Durchmesser von 5 km, entstanden vor rund 22.000 Jahren durch den Einsturz eines Stratovulkans. Zwei Kraterseen – die tiefere Lagoa Azul mit blauem Farbton und die flachere Lagoa Verde mit grünem Schimmer durch Algen – werden von einer schmalen Landbrücke getrennt. Die Kraterwände, bis zu 500 m hoch, sind mit Laurisilva-Wäldern, Hortensien und Farnen bedeckt. Der Aussichtspunkt Vista do Rei auf 270 m Höhe ermöglicht einen umfassenden Panoramablick über diese Formation.

Zentral gelegen ist die Lagoa do Fogo in 900 m Höhe, ein Kratersee, der vor etwa 15.000 Jahren entstand. Das türkisfarbene Wasser, bis 30 m tief, erhält seine Färbung durch suspendierte Silikatpartikel. Steile Hänge mit endemischen Pflanzen wie Azoren-Heide umgeben den See, der oft in Nebel gehüllt ist. Ein 11 km langer Rundwanderweg führt zum Ufer, wo sich im Sommer ein natürlicher Sandstrand bildet; in der Nähe liegen aktive Fumarolen.

Im Osten erstreckt sich das Vale das Furnas (Furnas-Tal) als aktives Geothermalgebiet mit über 20 heißen Quellen und Fumarolen, die Temperaturen bis 100°C erreichen und einen charakteristischen Schwefelgeruch erzeugen. Der Lagoa das Furnas sowie blubbernde Schlammtöpfe und Caldeiras prägen das Terrain. Subtropische Gärten mit Kamelien, Azaleen und Japanischen Zedern umgeben die Quellen; Bodentemperaturen bis 98 °C werden für das Garen von Cozido-Gerichten in Erdlöchern genutzt.

An der Küste bilden schwarze Lavastrände wie Praia de Santa Bárbara basaltische Wellenbrecher, während die Nordküste bei Maia und Mosteiros Steilklippen, vulkanische Bögen und natürliche Piscinas zeigt. Im Norden liegen die einzigen Teeplantagen Europas in Porto Formoso und Gorreana, wo Camellia sinensis auf grünen Hügeln wächst. Die gesamte Insel verbindet ozeanische Einflüsse mit inlandvulkanischen Strukturen zu einer kohärenten, dynamischen Landschaft.


Erhebungen

  • Pico da Vara  1103 m (Planalto das Graminhais)
  • Pico Verde  931 m (Planalto das Graminhais)
  • Monte Egcuro  889 m (Centro)
  • Pico da Cruz  845 m (Caldeira das Sete Cidades)


Seen

  • Lagoa Azul und Lagoa Verde  4,3 km²
  • Lagoa das Furnas  1,76 km²
  • Lagoa do Fogo  1,3 km²
  • Lagoa de Santiago  0,26 km²

Flüsse

  • Ribeira Grande (Ribeira do Guilherme) 9,5 km
  • Ribeira do Faial da Terra  8,2 km
  • Ribeira Seca  7,8 km
  • Ribeira dos Caldeirões  7,0 km
  • Ribeira Quente  6,5 km

Inseln

  • São Miguel  746,68 km²
  • Ilhêu da Vila  0,07 km²

Flora und Fauna

Auf der Insel findet sich eine üppige subtropische Vegetation. In der Nähe von Furnas liegt der botanisch interessante Terra-Nostra-Park, der Ende des 18. Jahrhunderts durch den US-Amerikaner Thomas Hickling angelegt wurde. Zur üppigen Vegetation des Parks gehören unter anderem Bambus, Araukarien, Baumstrelitzien, Hortensien und Wasserlilien.

Flora

São Miguel wird oft als "Grüne Insel“ bezeichnet – ein Name, der ihre üppige und vielfältige Pflanzenwelt perfekt widerspiegelt. Eingebettet in den Atlantik, profitiert die Insel von einem milden, ozeanischen Klima mit ganzjährig hohen Niederschlägen, fruchtbaren vulkanischen Böden und einer Lage, die subtropische Einflüsse mit gemäßigten Breiten verbindet. Diese Bedingungen schaffen ein botanisches Mosaik, das endemische Arten, eingeführte Exoten und üppige Wälder vereint.

Der vulkanische Ursprung der Insel prägt ihre Vegetation maßgeblich. Die Böden, reich an Mineralien wie Basalt und Tuff, fördern ein rapides Wachstum. In den höheren Lagen, etwa rund um die Caldera von Sete Cidades oder den Pico da Vela, dominieren Nebelwälder aus Lorbeerbäumen (Laurus azorica), die zu den endemischen Macaronesischen Lorbeerwäldern gehören. Diese immergrünen Relikte aus dem Tertiär bilden dichte, moosbewachsene Kronendächer, unter denen Farne wie der Baumfarn (Culcita macrocarpa) und Flechten in Hülle und Fülle gedeihen. Hier fühlt man sich in eine prähistorische Welt versetzt: Riesige Exemplare des Azoren-Wacholders (Juniperus brevifolia) ragen empor, begleitet von Heidekraut (Erica azorica) und dem duftenden Azoren-Beerenstrauch (Vaccinium cylindraceum), dessen Beeren im Herbst ernten werden.

Entlang der Küsten und in tieferen Lagen breitet sich eine andere Welt aus. Die milden Temperaturen erlauben hier die Kultivierung subtropischer Pflanzen. Berühmt sind die Ananasplantagen in Gewächshäusern bei Ponta Delgada, wo die süßen Früchte seit dem 19. Jahrhundert angebaut werden. Daneben blühen exotische Einführungen wie Hortensien (Hydrangea macrophylla), die im Sommer die Straßenränder in ein blaues Meer verwandeln und São Miguel den Spitznamen „Blaue Insel“ einbringen. Diese aus Asien stammenden Sträucher wurden von portugiesischen Siedlern eingeführt und haben sich perfekt angepasst, oft wild wachsend entlang von Mauern und Wegen. Ebenso präsent sind Kamelien, Azaleen und der Japanische Stinklorbeer (Pittosporum undulatum), der invasive Tendenzen zeigt und einheimische Arten verdrängt.

In den Tälern und Kraterseen, wie dem Lagoa do Fogo, finden sich Feuchtgebiete mit Schilf, Riedgräsern und endemischen Blumen. Die Azoren-Glockenblume (Azorina vidalii), eine seltene Endemite, die nur auf den Azoren vorkommt, blüht in rosa-weißen Glocken an felsigen Hängen. Orchideenarten, darunter die Azoren-Orchis (Dactylorhiza foliosa), sprossen in Wiesen, während in den Thermalfeldern von Furnas hitzetolerante Pflanzen wie Farne und Moose die heißen Quellen umgeben. Die berühmten Teeplantagen in Porto Formoso und Gorreana – die einzigen in Europa – gedeihen dank des feuchten Klimas; der grüne Tee (Camellia sinensis) wird hier seit 1883 kultiviert und ergänzt die Flora um wirtschaftlich genutzte Arten.

Fauna

Mit über 300 registrierten Vogelarten sind die Azoren ein Paradies für Ornithologen. Der Azoren-Bullfink (Pyrrhula murina), ein endemischer Fink mit rotbrauner Brust, ist das Symboltier der Insel und nistet in den Lorbeerwäldern von Sete Cidades und Lagoa do Fogo. Im Frühjahr hallt sein melodischer Gesang durch die moosigen Baumkronen. Ebenfalls endemisch ist der Azoren-Stieglitz (Carduelis citrinella), der in Heidekrautgebieten nach Samen sucht. Zugvögel wie der Gelbe Waldsänger aus Nordamerika rasten im Herbst auf São Miguel, während Greifvögel wie der Mäusebussard (Buteo buteo rothschildi), eine azorische Unterart, über Wiesen kreisen. An den Küsten brüten Kuhreiher und Seeregenpfeifer, und in Furnas flattern Stockenten über die heißen Quellen.

Die Gewässer rund um São Miguel gehören zu den besten Whale-Watching-Revieren Europas. Pottwale (Physeter macrocephalus) sind ganzjährig vor Ort, besonders im Sommer, wenn sie in den tiefen Canyons vor der Südküste jagen. Von März bis Juni ziehen Blauwale, Finnwale und Buckelwale auf ihrer Migration vorbei. Delfine wie der Große Tümmler und der Gestreifte Delfin begleiten Boote in spielerischen Sprüngen. Die steilen Unterwasserklippen bieten reichen Planktonnachschub – Grundlage dieser marinen Artenvielfalt. An Land? Keine einheimischen Säugetiere, doch eingeführte Kaninchen und Igel bevölkern Wiesen und Gärten.

Echte Reptilien fehlen auf den Azoren – stattdessen dominieren Insekten und Amphibien. Der Azoren-Frosch (Rana iberica), eine Unterart des Iberischen Wasserfroschs, quakt in Teichen und Feuchtgebieten. Schmetterlinge wie der Azoren-Tagfalter (Hipparchia azorina), ein endemischer Augenfalter, flattern über Hortensienhecken. In den Nebelwäldern krabbeln Tausendfüßler und endemiche Käferarten, während Glühwürmchen im Sommer die Nächte erhellen. An den Küsten huschen Strandläufer und Krabben über Lavagestein.

Die vulkanischen Seen sind ökologische Schatzkammern. Im Lagoa das Sete Cidades schwimmen eingeführte Forellen und Karpfen, doch in isolierten Bergseen wie dem Lagoa do Congro leben Reliktpopulationen einheimischer Fischarten. In den Thermalfeldern von Furnas siedeln hitzetolerante Bakterienmatten und Wirbellose, die an Yellowstone erinnern. Unterwasserhöhlen vor der Küste beherbergen Muränen, Zackenbarsche und Oktopusse.

Naturschutz

Der Parque Natural de São Miguel vereint zahlreiche Schutzgebiete und bietet Wanderwege, Kraterseen sowie Thermalquellen inmitten reicher Biodiversität – darunter seltene Vögel wie den Azorengimpel und Pflanzen wie Lorbeer und Heide. Rund 200 km² des Inselareals sind geschützt, und die Azoren gelten als UNESCO-Biosphärenreservat.

Besonders beeindruckend ist die Reserva Natural da Lagoa do Fogo, ein türkisfarbener Kratersee auf 575 Metern Höhe im Serra de Água de Pau-Massiv. Umgeben von dichten Wäldern und endemischen Arten bleibt das Gebiet bewusst naturbelassen, ohne touristische Infrastruktur. Hier können Besucher wandern, etwa auf dem PR1 SMI-Weg, Vögel beobachten oder vorsichtig baden; der Zugang erfolgt über einen Parkplatz am Kraterrand für etwa 2 Euro. Drohnen sind streng verboten.

Nicht weniger ikonisch ist die Reserva Natural das Sete Cidades mit ihren Zwillingsseen Lagoa Azul und Lagoa Verde in einem riesigen Vulkankrater. Legenden um versunkene Städte umranken die von Wäldern und Wasserfällen gesäumte Landschaft. Hervorzuheben sind der Aussichtspunkt Vista do Rei, Bootstouren, Radwege oder Kraterwanderungen; von Ponta Delgada aus ist das Gebiet in rund 30 Minuten erreichbar.

Ein maritimes Juwel stellt die Reserva Natural do Ilhéu de Vila Franca do Campo dar, eine ringförmige Insel vor der Küste als geschütztes Meeresreservat mit Korallen, Fischen und Vögeln. Im Sommer laden Schnorcheln, Tauchen oder Bootstouren ein; der Transfer erfolgt per Boot von Vila Franca do Campo (ca. 1 km entfernt), mit begrenzten Besucherzahlen zum Schutz der Unterwasserwelt.

Im Osten lockt der Parque Natural das Furnas mit vulkanischer Aktivität: heiße Quellen, Geysire und der Furnas-See umgeben von üppiger Flora. Thermalbäder wie Poça da Dona Beija, Wanderwege (z. B. PR2 SMI) oder das traditionelle Kochen in Erdlöchern gehören zu den Erlebnissen; in der Nähe liegen die Teeplantagen von Gorreana.

Für Abenteuerlustige bietet die Reserva Natural do Pico da Vara / Rocha da Relva das östliche Hochland mit dem Inselhöchsten Pico da Vara (1.103 m). Ursprünglicher Lorbeerwald und endemische Arten prägen die Szenerie; anspruchsvolle Touren wie PR9 SMI starten in Faial da Terra, erfordern jedoch eine Genehmigung der Parkverwaltung.

Der Terra-Nostra-Park („Unsere-Erde-Park“) ist ein botanischer Garten im Furnas-Tal nahe Furnas im Bezirk Povoação. Der Park enthält eine der größten Sammlungen von Kamelien in der Welt mit über 600 verschiedenen Arten und auch Europas größte Sammlung von Sagopalmfarnen.

Die Gründung des Gartens geht auf das Jahr 1780 zurück, als der damalige Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika auf der Insel São Miguel, Thomas Hickling, hier seine Sommerresidenz erbaute, die dann als Yankee Hall bekannt wurde. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die Fläche von zwei Hektar allmählich an. Die Viscondes da Praia oder später die Familie Bensaude erweiterten das Gelände zu ansprechender Größe. Es wurden Wasser-Gärten und Pflanzungen mit dunklen Gassen sowie Blumenbeete angelegt, und die Yankee Hall wandelte sich zu einem Hotel. Im Jahr 1872, als der Garten bereits in den Händen des 2. Visconde von Praia war, holte dieser portugiesische und englische Spezialisten. Diese führten eine Rekonstruktion des vorhandenen Kanals durch, bauten Höhlen und Alleen aus Buchsbaum, die Wege mit Orangenbäumen sind jedoch verschwunden. Es wurden Bäume aus Nordamerika, Australien, Neuseeland, China und Südafrika importiert.

In den 1930er Jahren wurde der Terra-Nostra-Park von Vasco Bensaude erworben, der in ihm vor allem eine Ergänzung zum Terra-Nostra-Hotel sah. Zu dieser Zeit erreichte der Park eine Ausdehnung von 12,5 ha, abwechselnd in Gärten und Wald gegliedert. Vasco Bensaude hatte großes Wissen in Botanik und Gartenbau, ebenso wie sein Gärtner schottischer Herkunft John McEnroy.

Eine der größten Attraktionen ist das Wasserbecken mit natürlich braunem Thermalwasser und einer Temperatur von 38 Grad. Der Pool ist mit Steinmetzarbeiten versehen und von exotischen Pflanzen umgeben. Das Baden ist erlaubt, erfordert anschließend aber längeres Abduschen. Vom Condé-Nast-Verlag wurde dieser Park als einer der schönsten der Welt bezeichnet. Der Park ist öffentlich zugänglich.

Klima

Das Klima auf der Insel São Miguel ist subtropisch-ozeanisch und wird stark vom Golfstrom beeinflusst. Es zeichnet sich durch milde Temperaturen das ganze Jahr über, hohe Luftfeuchtigkeit und häufige Niederschläge aus – oft als „ewiger Frühling“ beschrieben. Die Durchschnittstemperaturen liegen im Winter (Dezember–März) bei 13 bis 16°C, im Sommer (Juni–September) bei 20 bis 25°C. Extreme Hitze oder Frost sind extrem selten; selbst im kältesten Monat Februar sinkt das Thermometer nachts selten unter 10°C.

São Miguel ist niederschlagsreich – jährlich fallen etwa 1000 bis 1500 mm Regen, verteilt über das ganze Jahr. Die regenreichsten Monate sind Oktober bis März, wobei kurze, aber intensive Schauer typisch sind. Selbst im Sommer kann es an mehreren Tagen pro Woche regnen, oft nur für Stunden, gefolgt von Sonnenschein. Trotz des Regens gibt es etwa 1.700 bis 1.900 Sonnenstunden im Jahr. Besonders an der Nordküste und in höheren Lagen (zum Beispiel rund um den Kratersee Sete Cidades) kann Nebel häufig auftreten, während die Südküste meist sonniger ist. Das Meer bleibt ganzjährig schwimmtauglich: im Winter zirka 16 bis 18°C, im Sommer 22 bis 24°C.

Klimadaten für Ponta Delgada (37°45’ N, 25°40’ W, 35 m, 1961 bis 1990)

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Mitteltemperatur (°C) 14,4 14,2 14,5 15,1 16,5 18,8 20,9 22,0 21,1 19,1 16,8 15,3 17,4
Niederschlag (mm) 46 131 97 20 144 52 8 18 43 225 80 18 881
Niederschlagstage <1 mm 20 18 19 14 14 12 10 10 14 18 19 20 188
Potenmzielle Verdunstung (mm) 40 38 47 55 73 92 110 112 92 71 50 43 823
Luftfeuchtigkeit (%) 80 78 77 75 76 78 79 72 76 77 76 80 77
Sonnenstunden pro Tag 4,15 2,91 4,86 6,43 5,58 6,81 5,77 8,08 6,32 4,60 3,67 3,11 5,20
Wassertemperatur (°C) 16,3 16,1 15,4 15,8 16,4 18,1 19,3 21,8 21,3 19,2 18,1 16,4 17,9


Ponta Delgada (1981 bis 2010, Extreme 1981 bis 2020)

Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Höchstrekord (°C) 19,8 20,4 21,9 22,6 23,6 27,0 28,2 28,8 28,6 25,8 25,5 22,6 28,8
Mittelmaximum (°C) 16,8 16,6 17,0 17,7 19,1 21,4 23,9 25,3 24,3 21,9 19,4 17,8 20,1
Mitteltemperatur (°C) 14,5 14,1 14,5 15,1 16,4 18,6 20,9 22,1 21,4 19,2 16,9 15,4 17,4
Mittelminimum (°C) 12,2 11,5 12,0 12,3 13,6 15,8 17,8 19,0 18,4 16,5 14,3 12,9 14,7
Tiefstrekord (°C) 4,6 5,1 5,0 5,9 7,8 8,5 12,1 13,5 8,3 11,0 7,6 6,2 4,6
Niederschlag (mm) 96,9 84,0 87,7 76,7 72,0 39,6 26,6 46,1 91,9 108,5 108,7 146,9 985,6
Niederschlagstage (≥ 0,1 mm) 19,7 18,4 19,5 17,5 12,2 9,3 8,9 8,1 12,5 16,5 17,9 17,7 178,2

Mythologie

São Miguel wird oft als „Ilha Verde“ – die grüne Insel – bezeichnet. Ihre vulkanische Landschaft mit smaragdgrünen Kraterseen, heißen Quellen und üppigen Wäldern hat seit jeher die Fantasie der Menschen beflügelt. Eine der bekanntesten Legenden ist die Liebesgeschichte der Prinzessin und des Hirten von Sete Cidades. Der Sage nach lebte einst eine wunderschöne blaueäugige Prinzessin im Königreich der Sieben Städte, das in der Caldera von Sete Cidades versunken sein soll. Sie verliebte sich in einen grünäugigen Hirtenjungen aus einfachen Verhältnissen. Der König verbot die Verbindung, doch die Liebenden durften sich ein letztes Mal treffen. Bei ihrem Abschied weinten sie so bitterlich, dass die Tränen der Prinzessin den blauen See Lagoa Azul bildeten und die des Hirten den grünen Lagoa Verde. Diese dualen Zwillingseen, getrennt nur durch eine schmale Brücke, symbolisieren bis heute ewige Liebe und Trennung. Die Legende erklärt nicht nur die Farbunterschiede der Seen – bedingt durch Algen und Tiefe –, sondern warnt auch vor standesbedingten Konflikten. Lokale Führer erzählen sie bei Wanderungen, und sie inspiriert jährliche Festivals mit Theateraufführungen.

Eng verbunden mit der vulkanischen Aktivität ist der Mythos vom Drachen unter der Erde. Die Azoreaner glauben, dass ein gewaltiger Drache oder ein feuerspeiendes Ungeheuer im Inneren der Vulkane schläft. Erdbeben und Eruptionen, wie die des Vulkans von Capelinhos auf einer Nachbarinsel, seien sein Zorn oder sein Erwachen. Auf São Miguel manifestiert sich dies in den Geysiren und Fumarolen von Furnas, wo der Boden brodelt und dampft. Eine alte Sage berichtet von einem Schmied, der in die Unterwelt hinabstieg, um dem Drachen ein Schwert zu stehlen, und stattdessen mit heilenden Thermalwässern zurückkehrte. Diese Quellen, die heute für Bäder und Kochen (z. B. den berühmten Cozido das Furnas, der im Erdreich gegart wird) genutzt werden, gelten als Geschenk des Drachen. Die Legende unterstreicht die ambivalente Natur der Vulkane: zerstörerisch, doch lebensspendend.

Nicht zu vergessen sind die Mouras Encantadas, verzauberte Maurische Prinzessinnen, die in azoreanischen Mythen eine zentrale Rolle spielen. Diese elfengleichen Wesen, oft mit goldenem Kamm in der Hand, bewachen Quellen, Höhlen und Schätze. Auf São Miguel erscheinen sie in Grotten wie der Gruta do Carvão oder bei Wasserfällen in Ribeira Grande. Eine Geschichte erzählt von einem Fischer, der eine Moura am Lagoa do Fogo traf. Sie kämmte ihr langes Haar und bot ihm Reichtum an, wenn er sie von einem Fluch erlöse – indem er sie küsse, ohne ihren Namen zu nennen. Viele scheitern, und die Moura verschwindet in Nebel, lässt aber Goldmünzen zurück. Diese Figuren stammen aus maurischen Einflüssen der portugiesischen Reconquista und verschmelzen mit keltischen Feen-Mythen, die die ersten Siedler aus Galicien oder Irland mitbrachten.

Christliche Elemente durchweben viele Sagen, etwa die Legende vom Heiligen Geist (Espírito Santo), deren Feste auf São Miguel prächtig gefeiert werden. Der Heilige Geist wird als Taube dargestellt, die Wunder wirkt, und soll die Insel vor Stürmen schützen. Eine alte Überlieferung behauptet, dass Christoph Kolumbus auf seiner Rückreise von Amerika 1493 in Ponta Delgada anlandete und eine Vision des Heiligen Geistes hatte, die ihn vor Piraten warnte. Solche Geschichten vermischen Entdeckergeschichte mit religiöser Mystik.

Weitere Mythen drehen sich um versunkene Kontinente: Die Azoren gelten als Überreste von Atlantis, wie schon Platon andeutete. Lokale Legenden sprechen von unterseeischen Ruinen vor der Küste von São Miguel, bewacht von Meeresgeistern. Walfänger erzählten von Sirenen, die Schiffe in die Tiefe lockten, was die gefährlichen Gewässer erklärt.

Geschichte

Entdeckt wurde die Insel vermutlich zwischen 1426 und 1439. Heinrich der Seefahrer autorisierte 1436 die Besiedelung der Azoren aus der Estremadura, von Alto Alentejo, aus der Algarve und von Madeira. São Miguel ist heute die am besten erschlossene Insel des Archipels. Ribeira Grande, das 1507 die Stadtrechte erhielt, ist mit etwa 12.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Insel. Nachdem hier ursprünglich Wassermühlen errichtet worden waren, führte die Textilproduktion im 18. Jahrhundert zu einem Aufschwung des Ortes.

Entdeckungszeit

Lange vor der Ankunft europäischer Seefahrer war São Miguel eine unberührte, vulkanische Insel, geformt durch gewaltige geologische Kräfte. Die Azoren entstanden vor Millionen Jahren durch Unterwasservulkane entlang des Mittelatlantischen Rückens, und São Miguel selbst ist ein Produkt intensiver vulkanischer Aktivität – mit Kratern wie Sete Cidades, Fogo und Furnas als stumme Zeugen. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass die Inseln vor der portugiesischen Entdeckung unbewohnt waren; es gibt keine Belege für prähistorische Siedlungen oder Besuche phönizischer, karthagischer oder wikingerischer Seefahrer, obwohl mittelalterliche Karten wie die der Pizzigani-Brüder (1367) Inseln im Atlantik andeuten, die möglicherweise die Azoren darstellen.

Mittelalterliche Texte erzählen von arabischen oder genuesischen Seeleuten, die im 12. oder 13. Jahrhundert die Inseln sichteten, doch diese Berichte sind unhaltbar. Tatsächlich blieb São Miguel bis ins 15. Jahrhundert isoliert, bedeckt von dichten Lorbeerwäldern (Laurisilva), Seen und heißen Quellen. Die Insel war ein Paradies für Vögel – darunter der namensgebende „Açor“ (Habicht), der dem Archipel seinen Namen gab – und ein Hort endemischer Arten. Diese natürliche Pracht sollte später Siedler anziehen, doch zunächst war sie ein weißer Fleck auf den Karten der Welt.

Die offizielle Entdeckung der Azoren fällt in die Ära der portugiesischen Entdeckungen unter Heinrich dem Seefahrer. Um 1427 sichtete Diogo de Silves, ein Kapitän im Dienst des Infanten, die östlichen Inseln, darunter Santa Maria und möglicherweise São Miguel. Die genaue Entdeckung São Miguels wird jedoch Gonçalo Velho Cabral zugeschrieben, einem Ritter des Ordens Christi, der 1431 oder 1432 im Auftrag Heinrichs die Insel erreichte. Benannt wurde sie nach dem Erzengel Michael (São Miguel Arcanjo), dessen Festtag auf den 8. Mai fällt – einige Quellen datieren die Namensgebung auf eine Landung an diesem Tag.

Die Kolonisation begann schleppend. 1444 erhielt Heinrich der Seefahrer die Azoren als Lehen, doch die Inseln galten als entlegen und unwirtlich. Erste Siedler kamen ab den 1440er Jahren: Bauern, Abenteurer und Verbannten aus Portugal (vor allem aus dem Alentejo, Minho und Algarve), aber auch Flamen, Genuesen und maurische Sklaven. Auf São Miguel startete die Besiedlung um 1444 in Povoação an der Südostküste, gefolgt von Vila Franca do Campo, das 1472 zur ersten Hauptstadt wurde. Ponta Delgada, zunächst ein kleiner Fischerort, wuchs langsam.

Die Pioniere rodeten Wälder für Ackerbau und Viehzucht. Sie brachten Weizen, Gerste, Flachs und später Zuckerrohr mit. Die vulkanische Böden erwiesen sich als fruchtbar, doch Hurrikane, Erdbeben und Vulkanausbrüche – wie der erste dokumentierte 1444/45 – erschwerten das Leben. Bis 1500 zählte São Miguel etwa 2.000 bis 3.000 Einwohner, organisiert in Kapitanaten (Verwaltungseinheiten unter Adligen wie João Soares de Albergaria). Die Insel wurde zu einem strategischen Stützpunkt für die Atlantikroute nach Amerika.

Pionierzeit

Das 16. Jahrhundert markierte den Aufstieg São Miguels zur wirtschaftlichen Perle der Azoren. Vila Franca do Campo blühte als Handelszentrum auf, doch eine verheerende Erdbeben- und Erdrutschkatastrophe am 22. Oktober 1522 (das „Mandado de Deus“) zerstörte die Stadt und tötete Tausende – darunter den Kapitän Rui Gonçalves da Câmara. Ponta Delgada übernahm die Führung und wurde 1546 zur Stadt erhoben.

Der Export von Weizen (nach Portugal und Flandern), Pastellfarbe (für Textilien) und später Orangen (ab den 1570er Jahren) brachte Reichtum. São Miguel lieferte Getreide für die Karavellen der Indienroute und diente als Versorgungsstation für Schiffe nach Brasilien und Afrika. Im 17. Jahrhundert dominierte der Zuckerrohranbau, gefolgt von Orangenexporten nach England – bis zur Orangenfäule (Phytophthora) um 1850. Walfang begann im 16. Jahrhundert mit baskischen und normannischen Walfängern, die lokale Fischer ausbildeten.

Politisch war die Insel in die portugiesische Krise eingebunden: Während der Iberischen Union (1580 bis 1640) unter spanischer Herrschaft wehrten Azoreaner 1582 französische Piraten ab (Schlacht von Vila Franca). Englische Kaperer wie der Earl of Cumberland plünderten 1589 Ponta Delgada. Vulkanausbrüche – wie 1563 in Pico do Sapateiro – und Erdbeben (untere anderem 1591) forderten Opfer, doch die Bevölkerung wuchs auf über 50.000. Klöster, Kirchen (wie die Igreja de São Miguel in Ponta Delgada) und Festungen entstanden, und die Gesellschaft gliederte sich in Adel, Klerus, Bauern und Sklaven.

Konsolidierungszeit

São Miguel war eine etablierte Kolonie mit einer Verwaltung durch den Capitão Donatário – zunächst die Familie Gonçalves da Câmara, später die Coutinhos. Die Insel gliederte sich in Concelhos wie Ponta Delgada, Ribeira Grande (damalige Hauptstadt), Vila Franca do Campo (1522 durch Erdbeben zerstört) und Nordeste. Die Wirtschaft stützte sich auf Weizen, den „Kornspeicher der Azoren“, exportiert nach Lissabon, Madeira und Brasilien. Ab den 1620er Jahren gewann Zuckerrohr an Bedeutung, verarbeitet in Engenhos wie dem von São João in Ponta Delgada. Kurzfristig boomte Pastelfarben (Waid) für Textilien, bevor brasilianische Konkurrenz einsetzte.

Die Union machte die Azoren zum Ziel von Piraten. Englische, holländische und französische Freibeuter nutzten die atlantische Lage. In den 1620er Jahren bedrohten Holländer unter Piet Heyn Ponta Delgada. 1650 brannten französische Korsaren Ribeira Grande nieder. 1652 und in den 1670er Jahren kaperten englische Schiffe Handelsschiffe vor Furnas. Zur Verteidigung verstärkten die Portugiesen Festungen wie den Forte de São Brás (Ponta Delgada) und kleinere Batterien in Lagoa. Lokale Milizen (Ordenanças) aus Bauern und Fischern wurden mobilisiert.

Die Wiederherstellung der Unabhängigkeit 1640 unter João IV. wurde auf São Miguel begeistert aufgenommen. Eliten wie Rui Vaz de Bemposta unterstützten die Bragança-Dynastie; die Insel lieferte Getreide und Truppen für den Restaurationskrieg gegen Spanien (1640 bis 1668). Wirtschaftlich litt sie unter Handelsstörungen – der Zuckerboom brach durch brasilianische Konkurrenz ein.

Gesellschaftlich dominierte der Katholizismus. Jesuiten prägten Bildung im Colégio dos Jesuítas (Ponta Delgada, 1616). Barockkirchen wie die Igreja Matriz de São Sebastião entstanden. Die Wallfahrt zum Senhor Santo Cristo dos Milagres begann 1698. Naturkatastrophen waren häufig: Der Vulkanausbruch 1630 in den Caldeiras da Ribeira Grande zerstörte Dörfer; Erdbeben 1591 und 1614 beeinflussten die Baukultur (niedrige, erdbebensichere Häuser).

Unter dem Marquês de Pombal (1750 bis 1777) erlebte Portugal absolutistische Modernisierung, die auch São Miguel erreichte. Politisch-administrativ wurde 1766 die Capitânia Geral dos Açores in Angra do Heroísmo (Terceira) zentralisiert, doch Ponta Delgada gewann an Gewicht. 1743 wurde es offiziell Hauptstadt einiger Concelhos; der Hafen wurde ausgebaut. Der Orangenanbau begann in den 1720er Jahren in Furnas und Rabo de Peixe – erste Exporte nach England. Walfang startete ab 1760er mit baskischen Techniken in Capelas. Die Fischerei (Kabeljau, Thunfisch) blieb Subsistenz, mit Export getrockneten Dorsches nach Brasilien. Britische und amerikanische Kaufleute (Dabney, Hickling) siedelten sich an. Die Companhia das Vinhas do Alto Douro (1756) kontrollierte Wein, marginalisierte jedoch Azorenprodukte.

Die Naturkatastrophen kulminierten im Erdbeben von 1757 (Lissabon), dessen Tsunami São Miguel traf – Wellen zerstörten Küsten in Povoação. Vulkanausbrüche 1652 (historisch) und kleinere 1710er beeinflussten die Landwirtschaft.

Nach dere Jesuitenvertreibung 1759 übernahmen Oratorianer. Die Gesellschaft blieb hierarchisch – Großgrundbesitzer (morgados) versus Tagelöhner. Sklaverei (afrikanische Arbeiter in Engenhos) schwand bis 1761 (Verbot durch Pombal). Kulturell blühte Barockarchitektur; Feste wie das Santo Cristo zogen Pilger an.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung durch natürliches Wachstum und Zuzug von Madeira. Ponta Delgada wurde zum Handelszentrum mit Lagerhäusern und Konsulaten. Die Insel blieb jedoch peripher – abhängig von Lissabon, geplagt von Stürmen und Isolation.

Krisenzeit

Das 19. Jahrhundert begann für São Miguel unter dem Schatten der Napoleonischen Invasionen in Portugal (1807 bis 1814). Die Azoren, als autonomer Distrikt, dienten als Zufluchtsort für die portugiesische Königsfamilie, die 1807 nach Brasilien floh, aber die Inseln blieben loyal zur Bragança-Dynastie. São Miguel, mit Ponta Delgada als Hauptstadt, wurde zu einem wichtigen Stützpunkt der britischen Flotte unter Admiral Berkeley, die die Inseln vor französischen Angriffen schützte. Lokale Milizen, darunter Bauern und Fischer aus Ribeira Grande und Lagoa, spielten eine Rolle bei der Verteidigung. Die Kriege brachten wirtschaftliche Härten: Handel mit Wein und Getreide brach ein, und Hungersnöte trieben viele in die Armut.

Nach dem Wiener Kongress 1815 kehrte Portugal zur Monarchie zurück, doch auf den Azoren gärte Unzufriedenheit. Die Liberale Revolution von 1820 in Porto erreichte São Miguel schnell. Liberale Intellektuelle in Ponta Delgada, inspiriert von Aufklärungsideen, forderten Verfassungsreformen. Der Konflikt kulminierte im Bürgerkrieg (1828 bis 1834) zwischen Liberalen unter Dom Pedro IV. und Absolutisten unter Dom Miguel. São Miguel war ein Hotspot absolutistischer Unterstützung: Der Gouverneur Manuel Vieira de Castro y Sousa mobilisierte Truppen in Vila Franca do Campo, und Schlachten wie die bei Praia da Vitória (obwohl auf Terceira) hatten Auswirkungen auf die gesamten Azoren. 1832 landeten liberale Truppen unter Charles Napier auf São Miguel, besiegten die Miguelisten bei der Schlacht von Ladeira da Velha und eroberten Ponta Delgada. Mit dem Sieg der Liberalen 1834 wurde die Verfassung von 1822 wiederhergestellt, Klöster aufgelöst und Kirchenland secularisiert – ein Schlag für die einflussreiche katholische Hierarchie auf der Insel, deren Barockkirchen wie die Igreja de São Miguel Arcanjo in Vila Franca Zeugen dieser Ära sind.

Die liberale Ära brachte wirtschaftlichen Schwung. Die Abschaffung des Feudalismus und die Einführung freien Handels begünstigten den Export. São Miguel wurde zum "Orangenparadies" Europas. Ab den 1830er Jahren explodierte der Anbau von Citrusfrüchten, besonders in den fruchtbaren Tälern um Furnas und Ribeira Grande. Die süßen Azoren-Orangen, resistent gegen Kälte, wurden nach Großbritannien, den USA und dem Kontinent verschifft. Ponta Delgada entwickelte sich zum Handelszentrum mit Docks, Lagerhäusern und britischen Konsulaten. Familien wie die Bensaude oder die Dabney (amerikanische Kaufleute aus Boston) dominierten den Export; die Dabney-Villa in Ponta Delgada ist ein Relikt dieser Zeit.

Neben Orangen blühten Ananas (eingeführt 1840 in Gewächshäusern bei Fajã de Baixo), Tee (ab 1870er in Plantagen bei Porto Formoso) und Tabak. Die Bevölkerung wuchs von ca. 80.000 im Jahr 1800 auf über 120.000 um 1880, hauptsächlich durch natürliches Wachstum in ländlichen Gemeinden wie Povoação oder Nordeste. Doch der Boom war fragil: Eine Phylloxera-Plage in den 1850er zerstörte Weinberge, und 1873 traf eine Orangenkrankheit (Gummosis) den Export hart. Viele Kleinbauern wanderten aus – erste Wellen nach Brasilien und Hawaii (als Zuckerrohrarbeiter).

Infrastruktur modernisierte sich: 1848 wurde die erste Straße von Ponta Delgada nach Ribeira Grande asphaltiert, Telegrafenleitungen (1860er) verbanden die Insel mit Lissabon, und 1901 eröffnete der Hafen von Ponta Delgada für Dampfschiffe. Die Gesellschaft blieb hierarchisch: Großgrundbesitzer (morgados) kontrollierten Land, während Tagelöhner (jornaleiros) in Armut lebten. Kulturell florierte die Romantik; Dichter wie Anthero de Quental (gebürtig aus Ponta Delgada) kritisierten in den 1860er Jahren die soziale Ungleichheit.

Die konstitutionelle Monarchie Portugals war instabil, und São Miguel spiegelte dies wider. Die Regenerationspartei (1851 bis 1868) förderte Infrastruktur, doch Korruption und Steuern lösten Unruhen aus. 1891 brach in Ponta Delgada ein Aufstand aus, als die Regierung den Orangenexport besteuern wollte – Demonstranten stürmten das Rathaus. Die Republikbewegung gewann Anhänger unter Intellektuellen und Arbeitern. Die Azoren forderten Autonomie; 1895 wurde ein autonomer Distrikt etabliert, mit Ponta Delgada als Verwaltungssitz.

Wirtschaftlich diversifizierte sich die Insel: Walfang boomte ab den 1880er mit amerikanischen Schiffen in Horta (Terceira), aber auch auf São Miguel in Rabo de Peixe. Fabriken für Konserven (Fisch, Ananas) entstanden in Ponta Delgada. Die Bevölkerung litt unter Naturkatastrophen: Vulkanausbrüche 1652 waren Vergangenheit, doch Erdbeben 1522-Erinnerungen lebten in Legenden. 1899 zerstörte ein Sturm Ernten.

Sozial wandelte sich die Insel: Bildung expandierte mit Lyzeen in Ponta Delgada (1860er), Frauen erhielten begrenzte Rechte. Die katholische Kirche blieb stark, mit Pilgerfahrten zum Senhor Santo Cristo in Ponta Delgada – ein jährliches Fest, das Tausende anzog.

Der Sturz der Monarchie am 5. Oktober 1910 in Lissabon erreichte São Miguel friedlich; republikanische Flaggen wehten in Ponta Delgada. Die Erste Portugiesische Republik (1910–1926) brachte Säkularisierung: Kirchen verloren Einfluss, Scheidung wurde legal. Auf São Miguel führte dies zu Spannungen; konservative Bauern in ländlichen Gebieten wie Capelas widersetzten sich.

Wirtschaftlich stagnierte der Orangenexport durch Konkurrenz aus Kalifornien und Brasilien. Auswanderung explodierte: Zwischen 1900 und 1914 verließen ca. 20.000 Azoreaner (viele von São Miguel) die Insel nach den USA (New Bedford, Fall River) oder Hawaii. Schiffe wie die SS Roman legten in Ponta Delgada an, um Auswanderer aufzunehmen. Die Insel litt unter Überbevölkerung und Armut; Hungersnöte 1911/12 zwangen zu Hilfsprogrammen.

Politisch war die Republik chaotisch: 1911 bis 1914 wechselten Regierungen, und monarchistische Aufstände (unter anderem 1911 in Nordportugal) hatten Echo auf den Azoren. São Miguel blieb republikanisch, mit Figuren wie Aristides Moreira da Mota als lokalen Führern. Infrastruktur verbesserte sich: 1913 wurde die Elektrizität in Ponta Delgada eingeführt, und Pläne für eine Straßenbahn scheiterten knapp. Zeitungen wie "Açores" diskutierten Unabhängigkeit. Die Gesellschaft modernisierte sich langsam – Fahrräder, Kinos (erstes 1912) und Tourismus (Thermalquellen in Furnas zogen Briten an).

Weltkriegsära

Portugal trat am 9. März 1916 offiziell in den Ersten Weltkrieg ein, auf Seiten der Alliierten, hauptsächlich auf Druck Großbritanniens, das traditionelle Verbündete Lissabons. Die Azoren blieben neutraler Boden, doch São Miguel wurde zu einem Knotenpunkt für den Atlantikverkehr. Ponta Delgada, mit seinem natürlichen Hafen, diente als Kohle- und Versorgungsstation für alliierte Schiffe. Deutsche U-Boote bedrohten die Routen: Am 4. Juli 1916 versenkte das U-Boot U-155 den portugiesischen Dampfer Luso vor der Küste São Miguels, was zu lokalen Spannungen führte. Die Inselbewohner, überwiegend Bauern und Fischer, spürten die Kriegsfolgen indirekt durch steigende Preise für Importe wie Getreide und Textilien. Die Landwirtschaft – Ananas, Tee, Tabak und Viehzucht – blieb stabil, doch viele junge Männer emigrierten in die USA, um dem Wehrdienst zu entgehen.

Die Insel beherbergte auch Flüchtlinge und Internierte: Britische und französische Schiffe legten an, und es gab Berichte über deutsche Spione. Dennoch verlief der Krieg für São Miguel relativ ruhig; die Bevölkerung wuchs von ca. 120.000 im Jahr 1911 auf ähnliche Zahlen, mit Fokus auf Subsistenzwirtschaft. Der Waffenstillstand 1918 brachte Erleichterung, aber die Nachwehen – Grippe-Pandemie (Spanische Grippe) – forderten Tausende Tote auf den Azoren, darunter viele auf São Miguel.

Der Zweite Weltkrieg stellte São Miguel vor größere Herausforderungen. Salazar proklamierte am 1. September 1939 Portugals Neutralität, doch die Azoren lagen im Zentrum alliierter und Achsen-Interessen. Wolfram, ein strategisches Erz für Panzer und Munition, wurde aus portugiesischen Minen (wenngleich nicht primär von São Miguel) exportiert – ein lukratives Geschäft, das beide Seiten bediente. Auf São Miguel selbst boomte die Wirtschaft durch den Hafen: Ponta Delgada wurde zu einem Umschlagplatz für Fracht und Passagiere.

Ab 1941, nach dem Fall Frankreichs, fürchtete Großbritannien eine deutsche Invasion der Azoren. Im Rahmen des alten Bündnisses (Vertrag von Windsor 1373) gewährte Portugal den Alliierten 1943 Basenrechte. Am 8. Oktober 1943 landeten britische Truppen auf Faial, doch São Miguel erhielt den Großteil der Infrastruktur: Der Flughafen in Ponta Delgada (heute João Paulo II) wurde erweitert, und US-amerikanische Streitkräfte (ab 1944 unter dem Lajes-Abkommen auf Terceira, aber mit Ausstrahlung auf São Miguel) bauten Radarstationen und Startbahnen. Die Insel beherbergte Tausende Soldaten; Ponta Delgada quoll über von Uniformen, Jeeps und Jazz-Musik. Lokale Unternehmen profitierten: Hotels wie das Terra Nostra in Furnas wurden zu Offiziersquartieren, und der Export von Ananas-Konserven an die Truppen explodierte.

Trotz Neutralität gab es Vorfälle: Deutsche U-Boote patrouillierten vor der Küste, und am 3. Juli 1941 torpedierte U-108 den portugiesischen Frachter São Miguel (namensgleich mit der Insel). Luftangriffe blieben aus, doch Blackouts und Rationierungen prägten den Alltag. Die Bevölkerung, ca. 140.000, litt unter Lebensmittelknappheit; Fischerboote wurden requiriert. Jüdische Flüchtlinge aus Europa passierten die Insel auf dem Weg in die USA – ein humanitärer Aspekt inmitten der Kriegsmaschinerie. Der Krieg endete 1945 ohne direkte Zerstörung, doch die Präsenz der Alliierten hinterließ moderne Infrastruktur: Straßen, Elektrizität und der Flughafen als bleibendes Erbe.

Moderne Zeit

Nach dem Krieg 1945 kehrte São Miguel in den Schoß Portugals zurück, doch Salazars Regime isolierte die Azoren weiter. Die Insel profitierte von US-Hilfen (Marshall-Plan indirekt) und der NATO-Mitgliedschaft Portugals 1949: Die Basis Lajes auf Terceira, mit Verbindungen nach São Miguel, sicherte Jobs und Investitionen. Emigration blieb hoch – Tausende Azoreaner wanderten in die USA (besonders nach Massachusetts und Kalifornien) oder Kanada, oft als "Braceros" in der Landwirtschaft. Die Bevölkerung stagnierte bei ca. 150.000 in den 1950er Jahren.

Politisch brodelte es: Die Nelkenrevolution 1974 in Lissabon beendete die Diktatur und führte 1976 zur Autonomie der Azoren. São Miguel, als Sitz der Regionalregierung in Ponta Delgada, wurde zum politischen Zentrum. Die neue Verfassung gewährte Selbstverwaltung in Bildung, Gesundheit und Wirtschaft. Der Kalte Krieg verstärkte die strategische Rolle: US-Luftwaffe nutzte den Flughafen für Transatlantikflüge, was Arbeitsplätze schuf, aber auch Abhängigkeit.

Wirtschaftlich diversifizierte sich die Insel: Traditionelle Landwirtschaft (Milch, Käse, Ananas) blieb dominant, doch Fischerei und der aufkommende Tourismus wuchsen. Die vulkanische Landschaft – Kraterseen wie Sete Cidades, heiße Quellen in Furnas – zog erste Besucher an. Ab den 1980er Jahren, mit Portugals EG-Beitritt 1986, flossen EU-Fördergelder: Moderne Häfen, Straßen (zum Beispiel die Via Rápida) und der Ausbau des Flughafens zu einem internationalen Hub. Die Bevölkerung sank durch Emigration auf ca. 130.000 in den 1990er Jahren, erholte sich aber durch Rückkehrer und Zuzug.

Zur Corona-Zeit hatten die Azoren, insbesondere die Insel São Miguel, strenge Einreisebeschränkungen eingeführt, darunter eine Testpflicht bei Ankunft und während des Aufenthalts für Reisende, die länger als eine Woche blieben. Der Tourismus erlitt einen starken Einbruch, und es galten zeitweise Maskenpflicht sowie Abstandregeln; inzwischen gibt es für die Einreise keine Corona-Beschränkungen mehr, keine Test- oder Impfpflicht und keine Quarantänepflicht mehr. Wohl um den wirtschaftlichen Einbruch auszugleichen wurde 2025 eine kommunale Touristensteuer eingeführt.

Verwaltung

São Miguel gehört als Inseldistrikt (distrito) zur Autonomen Region der Azoren (Região Autónoma dos Açores) der Republik Portugal.

Herrschaftsgeschichte

  • 1427 bis 15. Juli 1580 Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 15. Juli 1580 bis 1. Dezember 1640 Königreich Spanien (Reino de España)
  • 1. Dezember 1640 bis 2. August 1766 Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 2. August 1766 bis Dezember 1807 Generalkapitanie der Azoren (Capitania-geral dos Açores) innerhalb des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • Dezember 1807 bis Mai 1814 Vereinigtes Königreich (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
  • Mai 1814 bis 4. Juni 1832 Generalkapitanie der Azoren (Capitania-geral dos Açores) innerhalb des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • 4. Juni 1832 bis 28. Juli 1833 Provinz Azoren (Provincia dos Açores) im Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 28. Juli 1833 bis 18. Juli 1835 Provinz Östliche Azoren (Provincia Oriental dos Açores) im Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 18. Juli 1835 bis 28. März 1836 Bezirk Östliche Azoren (Distrito Oriental dos Açores) des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • 28. Mä-rz 1836 bis 18. November 1895 Bezirk Ponta Delgada (Distrito de Ponta Delgada) des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • 18. November 1895 bis 5. Oktober 1910 Autonomer Bezirk Ponta Delgada (Distrito Autónomo de Ponta Delgada) im Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 5. Oktober 1910 bis 27. August 1975 Autonomer Bezirk Ponta Delgada (Distrito Autónomo de Ponta Delgada) innerhalb der Republik Portugal (República Portugesa)
  • 27. August 1975 bis 27. August 1976 Regionale Junta der Azoren (Junta Regional dos Açores) innerhalb der Republik Portugal (República Portugesa)
  • seit 27. August 1977 Autonome Region Azoren (Região Autónoma dos Açores) innerhalb der Republik Portugal (República Portugesa)

Legislative und Exekutive

Die Assembleia Legislativa Regional dos Açores (Regionales Legislativparlament der Azoren) ist das zentrale gesetzgebende Organ. Es umfasst 57 Abgeordnete, die alle vier Jahre gewählt werden, und tagt in Horta auf Faial. Es erlässt Gesetze, überwacht die Regierung und repräsentiert die Interessen der Region. Die Assembly hat legislative, regulatorische und politische Kompetenzen. Abgeordnete werden proportional nach Inseln verteilt (São Miguel hat den größten Anteil mit ca. 56 % der Bevölkerung, was sich in der Vertretung widerspiegelt). Derzeit (Stand November 2025) ist Luís Garcia Präsident der Assembly.

Das Governo Regional dos Açores (Regionalregierung der Azoren) ist das Exekutivorgan, das vom Präsidenten der Regionalregierung geleitet wird. Es ist dem Parlament rechenschaftspflichtig und setzt Gesetze um. Der Sitz ist in Ponta Delgada auf São Miguel (Palácio de Sant'Ana), was São Miguel zum administrativen Zentrum macht. Der aktuelle Präsident ist José Manuel Bolieiro (seit 2020, PSD/CDS-PP/PPM-Koalition), der das XIV. Gouvernement leitet. Die Regierung umfasst den Präsidenten, Vizepräsidenten und Sekretäre für Bereiche wie Finanzen, Gesundheit, Umwelt und Tourismus. Auf São Miguel konzentrieren sich viele Dienste, z. B. das Gesundheitswesen und die Verkehrsinfrastruktur.

São Miguel ist in 6 municípios (Gemeinden) unterteilt, die lokale Angelegenheiten wie Stadtplanung, Tourismus und öffentliche Dienste regeln. Jede Gemeinde hat eine Assembleia Municipal (Gemeinderat) mit gewählten Vertretern und eine Câmara Municipal (Gemeindeverwaltung) unter Leitung eines Präsidenten der Câmara (Bürgermeisters).

Inseloberhaupt

Es gibt keine formales Inseloberhaupt. Faktisch höchster Repräsentant der Insel ist der Bürgermeister (Presidente des Câmara Municipal) von Ponta Delgada.


Subprefeito de Ponta Delgada (Subpräfekt von Ponta Delgada)

1832 - 1833  Luis Ribeiro de Sousa Saraiva

Administratores gerais de Ponta Delgada (Generaladministratoren von Ponta Delgada)

  • 1 Dez 1835 - 8 Jun 1836  José António Ferreira de Moura [interimistisch]
  • 8 Jun - 13 Sep 1836  José Joaquim Lopes de Lima
  • 13 Sep 1836 - 15 Jul 1837  Jacinto Inácio Rodrigues da Silveira, Barão da Fonte Bela [interimistisch] (1785 - 1869)
  • 15 Jul 1837 - 27 Aug 1838  João Roiz de Pavia
  • 27 Aug 1838 - 24 Dez 1839  Manuel de Medeiros da Costa Canto e Albuquerque, Barão das  Laranjeiras (1816 - 1887)
  • 30 Jun 1840 - 9 Sep 1841  Joaquim José de Azevedo
  • 22 Okt 1841 - 26 Okt 1842  António Augusto de Melo e Castro
  • 26 Okt 1842 - 17 Apr 1844  Francisco Afonso da Costa Chaves e Melo (1797 - 1863)
  • 17 Apr 1844 - 30 Mai 1846  António Vicente Peixoto
  • 16 Jun - 10 Okt 1846  André Dias do Canto e Medeiros (1814 - 1848)
  • 10 Okt 1846 - 27 Jul 1847  Duarte Borges da Câmara e Medeiros, Visconde da Praia (1799 - 1872)
  • 8 Sep 1847 - 25 Jan 1849  António Borges da Câmara Medeiros (1812 - 1879)
  • 25 Jan - 4 Jul 1849  Pedro da Costa de Sousa de Macedo
  • 4 Jul 1849 - 3 Mai 1851  Eusébio Dias Poças Falcão [amtierend]
  • 3 Mai 1851 - 11 Jan 1868  Félix Borges de Medeiros (1819 - 1872)
  • 11 Jan 1868 - 13 Sep 1869  Eusébio Dias Poças Falcão [2]
  • 13 Sep 1869 - 11 Okt 1877  Jácome de Ornelas Bruges de Ávila Paim da Câmara, (ab 1870) Conde da Vila da Praia da Vitória (1833 - 1889)
  • 11 Okt 1877 - 31 Jan 1878  António da Fonseca Carvão Paim da Câmara, Barão do Ramalho (1836 - 1907)
  • 7 Feb - 30 Sep 1878  Júlio de Castilho, Visconde de Castilho (1840 - 1897)
  • 30 Sep 1878 - 19 Jun 1879  Gualdino Alfredo Lobo de Gouveia Valadares  
  • 19 Jun 1879 - 30 Mar 1881  Verissimo Aguiar Cabral (1825 - 1891)
  • 30 Mar 1881 - 1 Jul 1886  Gualdino Alfredo Lobo de Gouveia Valadares [2]
  • 1 Jul 1886 - 13 Jan 1890  Narciso Maximiliano Álvares de Carvalho
  • 16 Jan 1890 - 2 Jun 1892  Carlos Maria Gomes Machado (1828 - 1901)
  • 2 Jun 1892 - 16 Mar 1893  Bento José Pinto da Mota
  • 30 Nov 1893 - 15 Okt 1896  António Moreira da Câmara Coutinho Gusmão
  • 24 Dez 1896 - 4 Feb 1897  Alfredo Vieira Coelho Peixoto Pinto de Vilas Boas, Conde de Paço Vieira (1860 - 1926)
  • 31 Mai 1897 - 23 Jun 1900  Francisco de Andrade Albuquerque de Bettencourt
  • 4 Jul 1900 - 31 Jan 1901  José Coelho da Mota Prego  
  • 31 Jan 1901 - 1903  Amadeu Augusto Pinto da Silva († 1903)
  • 2 Mai 1904 - 24 Apr 1905  José Coelho da Mota Prego [2]
  • 24 Apr 1905 - 23 Mar 1906  Luís de Bettencourt de Medeiros e Câmara (1873 - 1939)
  • 23 Mar - 17 Mai 1906  Francisco de Melo Manuel Leite de Arruda  
  • 5 Jun 1906 - 29 Jun 1910  Luís de Bettencourt de Medeiros e Câmara [2]
  • 29 Jun - 5 Okt 1910  Francisco de Melo Manuel Leite de Arruda [2]
  • 5 Okt 1910 - 29 Apr 1911  Francisco Luís Tavares  
  • 4 Mai 1911 - 18 Jan 1913  Caetano Moniz de Vasconcelos
  • 23 Jan - 8 Mar 1913  Francisco de Melo Manuel Leite de Arruda [3]
  • 8 Mar 1913 - 4 Apr 1914  João Francisco de Sousa
  • 4 Apr 1914 - 9 Jan 1915  Jacinto Gago Machado de Faria e Maia (1874 - 1925)
  • 9 Jan - 5 Feb 1915  Adelino de Oliveira Pinto Furtado
  • 9 Feb - 24 Mai 1915  Virgílio Soares de Albergaria (1858 - 1927)
  • 24 Mai - 24 Jul 1915  António Martins Ferreira Júnior
  • 24 Jul - 14 Okt 1915  António Cabral de Melo
  • 14 Okt - 18 Dez 1915  Francisco Manuel de Medeiros Correia
  • 18 Dez 1915 - 21 Sep 1917  António Rodrigues Salgado (1883 - 1933)
  • 21 Sep - 13 Dez 1917  António de Medeiros Franco (1882 - 1959)
  • 13 Dez 1917 - 2 Feb 1918  Virgílio Soares de Albergaria [2]
  • 2 Feb - 26 Nov 1918  Mário Augusto Teixeira
  • 26 Nov 1918 - 18 Feb 1919  João Correia da Silva Júnior
  • Apr 1918 - Mar 1919  José Augusto de Simas Machado (Hochkomissar der Republik der Azoren und Madeiras, 1859 - 1927)
  • 18 Feb - 11 Jul 1919  Francisco Luís Tavares [2]
  • 11 Jul 1919 - 11 Sep 1920  Virgílio Saque (1884 - nach 1930)
  • 11 Sep - 16 Okt 1920  José Borges Medeiros da Horta
  • 16 Okt 1920 - 2 Feb 1921  Francisco Luís Tavares [3]
  • 2 Feb - 30 Mai 1921  Duarte Amigo de Azevedo Feio (1867 - 1950)
  • 30 Mai - 14 Nov 1921  Francisco Luís Tavares [4]
  • 14 Nov 1921 - 16 Nov 1923  Horácio de Medeiros Franco (1888 - 1952)
  • 20 Nov 1923 - 5 Jan 1924  Francisco Luis Tavares [5]
  • 5 Jan - 1 Nov 1924  Alfredo Adelino de Sá
  • 1 Nov 1924 - 28 Sep 1925  Jeremias da Costa (1880 - 1970)
  • 28 Sep - 28 Dez 1925  Álvaro Pais de Ataíde
  • 28 Dez 1925 - 11 Jun 1926  Jaime Hintze (1879 - 1945)
  • 1 Jul 1926 - 2 Jun 1928  Abel de Abreu Sotto Maior
  • 2 Jul 1928 - 17 Jun 1931  Gonçalo Lobo Pereira Caldas de Barros (1887 - 1968)
  • 17 Jun 1931 - 15 Jul 1932  António Júlio Belo de Almeida (1870 - 1940)
  • 15 Jul 1932 - 30 Okt 1933  Jaime Resende do Couto
  • 30 Okt 1933 - 21 Dez 1934  António Augusto de Sousa
  • 2 Feb 1935 - 7 Aug 1935  Agosthino de Mesquita
  • 8 Jul 1936 - 22 Nov 1937  Augusto Leite Mendes Moreira (1902 - 1982)
  • 22 Nov 1937 - 11 Jun 1940  Alberto de Campos Vieira Neves
  • 11 Jun 1940 - 9 Okt 1944  Rafael Sérgio Vieira (1895 - 1946)
  • 9 Okt 1944 - 2 Okt 1946  Augusto Leite Mendes Moreira [2]
  • 2 Okt 1946 - 6 Nov 1954  Aniceto António dos Santos (1895 - 1965)
  • 6 Nov 1954 - 26 Jan 1959  Carlos José Botelho de Paiva
  • 21 Mai 1959 - 5 Apr 1968  José Jacinto Vasconcelos Raposo
  • 20 Mai 1968 - 21 Jul 1970  Luciano Machado Soares (1902 - 1977)
  • 21 Jul 1970 - 18 Feb 1974  Basílio Pina de Oliveira Seguro († 2008)
  • 1 Mar 1974 - 25 Apr 1975  António Joaquim Fonseca
  • 16 Aug 1974 - 3 Dez 1976  António Borges Coutinho (1923 - 2011)

Commander of the U.S. Naval Base Ponta Delgada (Kommandant der US-Marinebasis Ponta Delgada)

  • 18 Jan 1918 - 1 Sep 1919  Herbert Owar Dunn (1857 - 1939)

Commanders of the Azores Expeditionary Force (Kommandanten des Expeditionskorps der Azoren)

  • 1941 - 1942  José Garcia Marques Godinho (1881 - 1947)
  • 1942? - 1944  João Tamagnini de Sousa Barbosa (1883 - 1948)
  • 1944 - 1945  Álvaro Teles Ferreira de Passos (1888 - 1967)

British Air Officer commanding in the Azores (Kommandierender britischer Luftwaffenoffizier der Azoren)

  • 1943 - 1945 Sir Geoffrey Rhodes Bromet (1891 - 1983)

Commanders of the U.S. Azores Reconnaissance Party (Kommandeure der US-Aufklärungsgruppe auf den Azoren, unterstellt dem British Commander)

  • 11 - 28 Dez 1943  Arthur F. Callahan [amtierend]
  • 28 Dez 1943 - 24 Jan 1944  David A. Morris [amtierend] (1895 - 1980)
  • 24 Jan - 13 Okt 1944  Albert D. Smith  (1887 - 1970)
  • 13 Okt - 17 Dez 1944  Harry L. Putnam [amtierend]
  • 17 Dez 1944 - 19 Jun 1945  Sigmund F. Landers (1891 - 1980)
  • 19 Jun - 16 Dez 1945  George O. Bond (1904 - 1970)


Presidentes des Câmara Municipal de Ponta Delgada (Bürgermeister von Ponta Delgada)

  • 1974 - 1976 Raul Gomes dos Santos
  • 1976 - 1979  Carlos Henrique Velho Cabral de Medeiros Bettencourt
  • 1979 - 1982  Carlos de Aguiar Rego Costa (PSD)
  • 1982 - 1985  António Clemente Pereira da Costa Santos (PSD)
  • 1985 - 1989  João Gago da Câmara (PSD)
  • 1992 - 2001  Manuel Arruda (PSD)
  • 2002 - 2012  Berta Cabral [w] (PSD)
  • 2012 - 2020  José Manuel Bolieiro (PSD)
  • 2020 - 2021  Maria José Duarte
  • seit 2021  Pedro Nascimento Cabral (PSD)

Politische Gruppierungen

Auf der Insel São Miguel sind die wichtigsten politischen Parteien Teil des portugiesischen Parteiensystems, wobei die dominierenden Kräfte der Partido Social Democrata (PSD) und der Partido Socialista (PS) sind. Daneben sind auch die konservative Vereinigung Centro Democrático e Social – Partido Popular (CDS-PP), die Rechtspartei Chega, die liberale Partei Iniciativa Liberal (IL), sowie linke Parteien wie LIVRE und Bloco de Esquerda (BE) politisch präsent.

Justizwesen und Kriminalität

Das Justizsystem auf São Miguel ist nahtlos in das portugiesische Rechtssystem integriert, da die Azoren trotz Autonomie keine eigene Justizhoheit besitzen. Die Gerichtsbarkeit fällt unter die Comarca dos Açores mit Sitz in Ponta Delgada, die von der Relação de Lisboa beaufsichtigt wird. Hier arbeiten 32 bis 36 Richter und 30 bis 32 Staatsanwälte, um Zivil-, Straf- und Familienrecht abzuwickeln. Wichtige Instanzen sind das Tribunal Judicial de Ponta Delgada mit Abteilungen für Strafsachen, Familie und Minderjährige, sowie spezialisierte Juízos für Arbeit und Wettbewerb. Kürzlich, im Oktober 2025, wurde in der Gemeinde Calheta auf São Miguel ein neues Tribunal Judicial und eine Procuradoria da República eröffnet, um Prozesse zu beschleunigen und Reisekosten für Bewohner zu senken – ein Meilenstein für die regionale Effizienz.

Festnahmen erfolgen in der Regel nur mit richterlichem Haftbefehl, Ausnahmen gelten bei Fluchtgefahr oder Gefahr für die Öffentlichkeit. Das System gewährleistet faire Verfahren, wie US-Außenministeriumsberichte bestätigen, mit Zugang zu Anwälten und unabhängigen Gerichten. Dennoch kämpft das Gefängnis in Ponta Delgada mit Überbelegung: Es quillt über, was zu Verlegungen nach Terceira oder aufs Festland führt. Portugals Regierung investiert in Modernisierungen, darunter bessere Infrastruktur und Resozialisierungsprogramme, um Rückfallquoten zu senken. Auf São Miguel spiegelt sich dies in einer hohen Aufklärungsrate bei Kleindelikten wider, wenngleich schwere Fälle wie Drogenhandel länger dauern können.

Die Kriminalität auf São Miguel ist im Vergleich zu kontinentalen Metropolen gering, doch sie übersteigt in Teilen den nationalen Durchschnitt Portugals. Laut dem Relatório Anual de Segurança Interna (RASI) 2024 lag die Kriminalitätsrate in den Azoren bei 39,7 Fällen pro 1.000 Einwohner, was höher ist als der portugiesische Durchschnitt von 33 Fällen. São Miguel als bevölkerungsreichste Insel trägt den Löwenanteil dazu bei: In Ribeira Grande, einem der zentralen Gemeinden der Insel, wurde 2023 die höchste Kriminalitätsrate im gesamten Land verzeichnet. Insgesamt wurden in den Azoren 2023 9.788 Straftaten registriert, ein leichter Anstieg gegenüber 9.739 im Vorjahr, wobei 2024 ein Rückgang um etwa 4,6 % zu verzeichnen war – ein positiver Trend, der auf verstärkte Prävention zurückzuführen ist.

Die häufigsten Delikte sind nicht-gewaltbasierte oder leichte Formen der Körperverletzung. Besonders auffällig sind die 1.093 Fälle von simpler Körperverletzung (ofensa à integridade física voluntária simples) in 2024, was einem Plus von 3,5 % entspricht und fast das Doppelte des nationalen Durchschnitts (9,4 gegenüber 5,4 pro 1.000 Einwohner) ausmacht. Gewaltverbrechen stiegen 2023 auf 255 Fälle in den Azoren (+23 % gegenüber 2022), darunter ein alarmierender Anstieg bei sexuellen Übergriffen: 15 Vergewaltigungen in 2024 markieren ein Plus von 50 % zum Vorjahr. Kleinkriminalität wie Taschendiebstähle, Einbrüche in Fahrzeuge und Bag-Snatching ist vor allem in Ponta Delgada und Rabo de Peixe verbreitet, wo Touristen ein leichtes Ziel abgeben. Berichte von Reisenden deuten auf zunehmende Belästigungen durch Personen unter DrogenEinfluss hin, was mit dem historischen Kokain-Vorfall von 2001 zusammenhängt: Damals spülten Stürme Hunderte Kilo Kokain an die Küste São Miguels, was zu einer temporären Drogenwelle und langfristig zu höheren Sucht- und Kleinkriminalitätsraten führte.

Flagge und Wappen

São Miguel, die größte Insel der autonomen Region Azoren (Portugal), besitzt keine eigene offizielle Flagge oder eigenes Wappen als Insel. Stattdessen verwendet sie – wie alle neun Azoren-Inseln – die regionale Flagge und das Wappen der Autonomen Region Azoren. Dies ist durch die portugiesische Verfassung und das Statut der Autonomen Region Azoren (Lei n.º 39/80 vom 5. August 1980, mit späteren Änderungen) geregelt. Lokale Gemeinden (Municípios) wie Ponta Delgada oder Ribeira Grande haben jedoch eigene kommunale Symbole.

Hauptstadt

Bis ins 16. Jahrhundert war Vila Franca do Campo die bedeutendste Siedlung auf São Miguel. Ein verheerendes Erdbeben im Jahr 1522 zerstörte jedoch große Teile der Stadt, wodurch Ponta Delgada an Bedeutung gewann. Der Ort übernahm schrittweise die Funktion als wirtschaftliches, religiöses und administratives Zentrum der Insel. 1546 wurde es offiziell zur Stadt (cidade) erhoben. Seitdem ist Ponta Delgada durchgehend die Hauptstadt der Insel São Miguel.

Die Azoren insgesamt sind seit jeher eine nur vage Einheit. Angra do Heroísmo auf der Insel Terceira blieb über Jahrhunderte das politische und administrative Zentrum der Azoren: Seit 1534 Bischofssitz, ab 1583 Sitz des Generalgouverneurs und bis ins 19. Jahrhundert die unumstrittene Hauptstadt des Archipels. Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung durch den Orangenexport ab den 1830er Jahren überholte Ponta Delgada Angra do Heroísmo. Um 1840 wurde sie zum Sitz des Distriktsverwalters und avancierte zur de-facto-Hauptstadt der Azoren. Nach der Nelkenrevolution 1974 und der Schaffung der Autonomen Region der Azoren im Jahr 1976 wurde Ponta Delgada offiziell zur Hauptstadt erklärt.

Auf eine gemeinsame Hauptstadt konnte man sich auch nach dem Autonomiestatut 1976 nicht einigen. Ponta Delgada, Angra do Heroísmo und Horta auf Faial wurden mit Regierungsaufgaben bedacht. Sitz der regionalen Regierung mit dem Präsident ist Ponta Delgada. Das Regionalparlament tagt in Horta und wird alle vier Jahre gewählt. Zwei Abgeordnete werden von jeder Insel gestellt. Je nach Bevölkerung kommen dann noch weitere Abgesandte dazu. Der Minister der Republik hat seinen Sitz in Angra do Heroísmo.

Verwaltungsgliederung

Der Inseldistrikt besteht aus sechs Kreisen (concelhos), die zugleich Gemeinden sind, mit 64 Ortschaften (freguesias, Stand 2025). Die Kreise von São Miguel sind mit den Daten des Jahres 2001:

Concelho Fäche (km²) Einwohner Dichte (E/qkm) Freguesias
Lagoa 45,56 14.189 311,53 5
Nordeste 101,51 4.368 43,01 9
Ponta Delgada 231,89 67.229 289,92 24
Povoação 110,30 5.791 52,51 6
Ribeira Grande 179,50 31.388 174,86 14
Vila Franca do Campo 78,00 10.323 132,35 6

           Verwaltungsgliederung:

           6 concelhos (Kreise bzw. Gemeinden)

                       64 freguesias (Ortschaften)

Bevölkerung

Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 746,79 km².


           Bevölkerungsentwicklung:

           Jahr                 Einwohner                  Dichte (E/km²)

           1500                    2 500                          3,35

           1700                  35 000                        46,87

           1800                  55 000                        73,65

           1850                  85 000                      113,82

           1900                124 886                      167,22

           1911                121 315                      162,45

           1920                117 172                      156,91

           1930                126 995                      170,07

           1940                134 702                      180,39

           1950                140 266                      187,83

           1960                137 454                      184,04

           1970                127 196                      170,30

           1981                131 908                       176.63

           1991                125 915                       168,61

           2000                129 100                       172,87

           2001                129 512                       173,42

           2002                130 154                       174,28

           2003                130 750                       175,08

           2004                132 000                      176,76

           2005                133 000                      178,10

           2006                134 000                      179,44

           2007                135 000                      180,78

           2008                136 000                      182,12

           2009                137 000                      183,46

           2010                137 250                       183,79

           2011                137 830                       184,56

           2012                137 900                      184,66

           2013                138 000                      184,79

           2014                138 000                      184,79

           2015                138 100                      184,92

           2016                138 138                      184,98

           2017                137 335                      183,90

           2018                137 307                      183,86

           2019                136 000                      182,09

           2020                135 000                      180,75

           2021                133 288                      178,47

           2022                133 200                      178,38

           2023                133 100                      178,28

           2024                133 000                      178,15


Die Bevölkerung sank von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 0,091 % pro Jahr.

Volksgruppen

São Miguel ist ethnisch und kulturell einigermaßen homogen geprägt. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung besteht aus Portugiesen, deren Vorfahren vor allem aus dem portugiesischen Festland (insbesondere aus den Regionen Minho, Alentejo und Algarve) stammen. Die Besiedlung begann im 15. Jahrhundert unter der Leitung von Entdeckern wie Gonçalo Velho Cabral, wobei Siedler aus verschiedenen Teilen Portugals angeworben wurden, um die unbewohnten Inseln zu kolonisieren.

Neben der portugiesischen Mehrheit gibt es historische Einflüsse kleinerer Volksgruppen. Flämische Siedler aus Flandern (heutiges Belgien und Niederlande) wurden im 15. Jahrhundert von der portugiesischen Krone eingeladen, um Landwirtschaft und Viehzucht zu fördern; ihre Spuren sind heute vor allem in Ortsnamen wie „Flamengos“ (in der Gemeinde Ponta Delgada) oder in Familiennamen flämischen Ursprungs erkennbar, haben sich aber weitgehend in die portugiesische Kultur integriert. Ebenso kamen maurische und sephardische jüdische Konvertiten (sogenannte „Neuchristen“) aus Nordafrika und Spanien, die vor der Inquisition flohen, doch ihre kulturellen Merkmale sind kaum noch unterscheidbar.

In neuerer Zeit haben Migration und Tourismus zu einer leichten Diversifizierung geführt: Es gibt kleine Gemeinschaften von Brasilianern, Kapverdiern und anderen EU-Bürgern (zum Beispiel aus Deutschland oder dem Vereinigten Königreich), die oft in der Landwirtschaft, im Tourismus oder in der Fischerei arbeiten. Indigene Völker oder eigenständige ethnische Minderheiten existieren jedoch nicht, da die Azoren vor der portugiesischen Entdeckung unbewohnt waren. Die azoreanische Identität wird stärker durch regionale Traditionen, Dialekte und Feste (wie die Festas do Senhor Santo Cristo dos Milagres) definiert als durch ethnische Unterschiede. Insgesamt bleibt São Miguel eine Insel mit einer einheitlichen portugiesisch-azoreanischen Kultur, in der Volksgruppen nahtlos verschmolzen sind.

Sprachen

São Miguel, die größte Insel der Azoren, weist eine hohe sprachliche Homogenität auf. Die offizielle und überwiegend gesprochene Sprache ist Portugiesisch, genauer gesagt der azoreanische Dialekt des Portugiesischen, der zur europäischen Variante gehört. Dieser Dialekt unterscheidet sich vom Festlandportugiesischen durch eine melodischere Intonation, vereinfachte Grammatikstrukturen und regionale Vokabeln, die oft aus dem ländlichen Leben, der Fischerei oder der Landwirtschaft stammen (z. B. Begriffe wie „lapinha“ für kleine Kapelle oder „baleia“ in lokaler Aussprache). Der Dialekt ist eng mit dem des portugiesischen Nordens (insbesondere Minho) verwandt, da viele der ersten Siedler aus dieser Region kamen.

Historische Einflüsse kleinerer Sprachgruppen sind marginal und heute kaum noch nachweisbar. Die im 15. Jahrhundert eingewanderten flämischen Siedler brachten Elemente des Mittelniederländischen mit, die sich jedoch nur in wenigen Lehnwörtern (z. B. in der Landwirtschaftsterminologie wie „estufa“ für Gewächshaus, möglicherweise beeinflusst durch flämische Techniken) oder Ortsnamen niederschlugen. Maurische und sephardische Konvertiten sprachen ursprünglich Arabisch, Ladino oder Spanisch, doch diese Sprachen verschwanden vollständig durch Assimilation und die Dominanz des Portugiesischen als Amts- und Kirchensprache.

In der Neuzeit haben Migration und Globalisierung zu einer leichten Mehrsprachigkeit geführt: Englisch ist als Touristen- und Bildungssprache weit verbreitet, besonders in Ponta Delgada und im Dienstleistungssektor. Kleine Gemeinschaften von Brasilianern sprechen brasilianisches Portugiesisch (mit erkennbaren Unterschieden in Aussprache und Wortschatz), Kapverdier bringen Kreolportugiesisch (Crioulo) mit, das jedoch selten öffentlich genutzt wird. EU-Zuwanderer aus Deutschland, Frankreich oder dem Vereinigten Königreich sprechen ihre Muttersprachen privat, während Deutsch und Französisch in Tourismus und Gastronomie als Arbeitssprachen vorkommen.

Religion

São Miguel, die größte Insel der Azoren, ist religiös stark vom Katholizismus geprägt, der als historische und kulturelle Hauptreligion nahezu die gesamte Bevölkerung (über 95 %) umfasst. Der römisch-katholische Glaube wurde mit der portugiesischen Besiedlung im 15. Jahrhundert eingeführt und bleibt bis heute zentrales Identitätsmerkmal. Die Insel gehört zum Bistum Angra do Heroísmo (Diözese der Azoren), das alle neun Inseln umfasst und dem Patriarchat von Lissabon unterstellt ist. Zahlreiche Kirchen, Kapellen (impérios) und Wallfahrtsorte prägen das Landschaftsbild – darunter das weltberühmte Santuário do Senhor Santo Cristo dos Milagres in Ponta Delgada, dessen jährliche Prozession im Mai die größte religiöse Veranstaltung der Azoren ist.

Die katholische Praxis ist tief in Alltag und Brauchtum verwoben: Romarias (Wallfahrten), Festas do Espírito Santo mit Krönungen des „Kaisers“ und gemeinschaftlichen Mahlzeiten sowie Festas do Senhor Santo Cristo verbinden Glauben mit volkstümlicher Frömmigkeit. Viele Familien pflegen Hausaltäre, und religiöse Bruderschaften (irmandades) organisieren Feste und karitative Arbeit. Der azoreanische Katholizismus zeigt synkretistische Züge, etwa in der Verehrung lokaler Heiliger oder in vorchristlichen Elementen bei Fruchtbarkeitsritualen.

Neben der katholischen Mehrheit existieren kleinere Religionsgemeinschaften, die jedoch marginal sind:

  • Evangelikale und protestantische Gruppen: Seit den 1980er Jahren gewannen Pfingstkirchen und Freikirchen (zum Beispiel Assembleia de Deus, Igreja Evangélica Baptista) durch Rückkehrer aus Nordamerika und Brasilien an Boden. Sie zählen heute einige hundert Mitglieder, vor allem in Ponta Delgada und Ribeira Grande, und betreiben eigene Gotteshäuser.
  • Zeugen Jehovas: Eine kleine, aber aktive Gemeinde mit einem Königreichssaal in Ponta Delgada.
  • Andere christliche Minderheiten: Vereinzelte adventistische oder mormonische Gruppen, meist durch Zuzug entstanden.
  • Nicht-christliche Religionen: Praktisch inexistent. Es gibt keine Moscheen, Synagogen oder hinduistische/buddhistische Tempel. Einzelne Muslime oder Juden (z. B. Touristen oder Expats) praktizieren privat.


Historisch gab es sephardische Konvertiten („Neuchristen“) im 15./16. Jahrhundert, die vor der Inquisition flohen, doch ihre jüdische Identität wurde durch Zwangstaufen ausgelöscht. Maurische Einflüsse sind religiös nicht nachweisbar.

In der Neuzeit fördert säkulare Toleranz das Zusammenleben: Die Verfassung Portugals garantiert Religionsfreiheit, und nicht-katholische Gemeinden werden respektiert, ohne jedoch kulturell prägend zu sein. Atheismus und Agnostizismus nehmen bei jüngeren Generationen zu (laut Umfragen ca. 10–15 %), bleiben aber unauffällig – viele „Nichtgläubige“ nehmen dennoch an religiösen Festen teil, da diese als kulturelles Erbe gelten.

Siedlungen

Die Insel ist in folgende Gemeinden untergliedert.

Gemeinde Z 2001 Z 2011 S 2019 S 2021
Lagoa 14.126 14.442 14.721 14.189
Nordeste 5.291 4.937 4.862 4.368
Ponta Delgada 65.854 68.809 67.935 67.229
Povoação 6.726 6.327 5.927 5.791
Ribeira Grande 28.462 32.112 32.811 31.388
Vila Franca do Campo 11.150 11.229 11.051 10.323


Die Einwohnerezahlen der Ortschaften entwickelten sich wie folgt:

Ortschaft Gemeinde Z 2011 Z 2021
Achada Nordeste 436 387
Achadinha Nordeste ... 396
Aflitos Ponta Delgada 289 335
Água de Pau Lagoa 3.006 2.864
Ajuda (Ajuda da Bretanha) Ponta Delgada 661 652
Algarvia Nordeste 290 240
Arrifes Ponta Delgada 7.079 7.284
Atalhada Lagoa 1.235 1.273
Boavista Ribeira Grande 104 120
Burguete Ribeira Grande 172 196
Burguete Nordeste ... 67
Cabouco Lagoa 1.921 1.968
Calhetas Ribeira Grande 918 852
Candelária Ponta Delgada 1.079 976
Capelas Ponta Delgada 4.080 3.978
Covoada Ponta Delgada 1.341 1.223
Criação Velha Ribeira Grande ... 78
Faial da Terra Povoação 298 289
Fajã de Baixo Ponta Delgada 5.033 4.904
Fajã de Cima Ponta Delgada 3.425 3.257
Farropo Ponta Delgada 667 723
Fazenda Nordeste 504 525
Fenais da Ajuda Ribeira Grande 756 621
Fenais da Luz Ponta Delgada 1.042 1.064
Feteira Grande Nordeste 174 136
Feteira Pequena Nordeste 301 244
Feteiras Ponta Delgada 1.571 1.557
Fogo Povoação 367 310
Furnas Povoação 1.435 1.373
Ginetes Ponta Delgada 800 663
João Bom Ponta Delgada 247 210
Lomba da Cruz Nordeste 254 224
Lomba da Maia Ribeira Grande 979 851
Lomba de São Pedro Ribeira Grande 284 348
Lomba do Alcaide Povoação 441 423
Lomba do Botão Povoação 391 328
Lomba do Carro Povoação 298 263
Lomba do Cavaleiro Povoação 367 318
Lomba do Loução Povoação 666 634
Lomba do Pomar Povoação 239 201
Lomba dos Gagos Ponta Delgada 247 221
Lomba dos Pós Povoação 152 131
Lombinha da Maia Ribeira Grande 294 262
Maia Ribeira Grande 1.606 1.530
Mosteiros Ponta Delgada 945 864
Nordeste Nordeste 976 822
Pedreira Nordeste 361 335
Pico da Pedra Ribeira Grande 2.890 3.015
Pico de Mafra Ponta Delgada 142 117
Pilar Ponta Delgada 377 366
Ponta Delgada Ponta Delgada 20.476 20.003
Porto Formoso Ribeira Grande 1.253 1.086
Povoação Povoação 696 615
Rabo de Peixe Ribeira Grande 8.431 8.353
Relva Ponta Delgada 3.002 2.879
Remédios Ponta Delgada 931 809
Ribeira Funda Ribeira Grande ... 151
Ribeira Grande Ribeira Grande 6.375 6.368
Ribeira Quente Povoação 400 372
Ribeira Seca Ribeira Grande 2.915 2.737
Salga Nordeste 488 484
Santa Bárbara Ponta Delgada 855 846
Santa Bárbara Ribeira Grande 1.270 1.181
Santo António (Santo António de Nordestinho) Nordeste 255 247
Santo António Ponta Delgada 1.829 1.574
São Brás Ribeira Grande 650 582
São Pedro (São Pedro de Nordestinho) Nordeste 217 206
São Roque Ponta Delgada 4.706 4.263
São Vicente Ponta Delgada 2.348 2.571
Sete Cidades Ponta Delgada 786 701
Terra Chã Povoação 462 397
Várzea Ponta Delgada 331 291


Ponta Delgada, die pulsierende Hauptstadt im Südwesten der Insel, ist bei weitem die größte und dynamischste Stadt São Miguels. Sie liegt an einer geschützten Bucht und dient als Verwaltungs-, Handels- und Touristenhub der Azoren. Historisch gewachsen aus einem Fischerort im 15. Jahrhundert, präsentiert sich Ponta Delgada heute als Mischung aus kolonialer Architektur und moderner Infrastruktur. Die Altstadt ist geprägt von schwarz-weißen Pflastermosaiken, barocken Kirchen wie der Igreja de São Sebastião und dem imposanten Forte de São Brás aus dem 16. Jahrhundert. Bekannte Sehenswürdigkeiten sind die Portas da Cidade – das ikonische Stadttor mit drei Bögen –, der botanische Garten Jardim António Borges mit exotischen Pflanzen und der lebendige Markt Mercado da Graça, wo frischer Fisch, Ananas und Käse angeboten werden. Ponta Delgada ist ein Tor zur Insel: Der internationale Flughafen João Paulo II verbindet sie mit Europa und Amerika, und der Hafen ist Ausgangspunkt für Walbeobachtungstouren. Die Stadt lebt von Tourismus, Fischerei und der Ananasproduktion in Gewächshäusern, ihre Promenade lädt zu Spaziergängen ein, während Festivals wie die Festas do Senhor Santo Cristo im Mai Tausende anziehen.

Weiter östlich an der Nordküste liegt Ribeira Grande, die zweitgrößte Stadt mit etwa 32.000 Einwohnern im Municipio. Sie erstreckt sich entlang eines Flusstals (daher der Name „großer Strom“) und ist bekannt für ihre dramatische Lage zwischen steilen Hängen und dem Atlantik. Gegründet im 16. Jahrhundert, war Ribeira Grande einst ein wichtiger Handelsplatz für Orangen und Wein. Heute dominiert der Tourismus: Die schwarzen Lavastrände wie Praia de Santa Bárbara sind ein Paradies für Surfer, und die Wellen hier gelten als einige der besten Europas. Die Innenstadt beeindruckt mit dem barocken Rathaus, der Igreja da Misericórdia und den historischen Brücken über den Ribeira Grande-Fluss. Sehenswert sind die Teeplantagen von Porto Formoso in der Nähe, wo Europas einzige Teeproduktion stattfindet, sowie die Thermen von Caldeiras mit heißen Quellen. Ribeira Grande ist Austragungsort des Festivals wie das Cavalo de Festa und bietet eine entspannte Alternative zur Hauptstadt – mit Cafés, Street-Art und dem Museu da Emigração Azoreana, das die Auswanderungsgeschichte thematisiert.

Im Süden, östlich von Ponta Delgada, folgt Lagoa als drittgrößte Siedlung mit rund 14.000 Einwohnern. Der Name bedeutet „Lagune“ und bezieht sich auf die natürlichen Seen in der Region, die durch Vulkankrater entstanden sind. Lagoa ist eine ruhige, familienorientierte Stadt mit Fokus auf Landwirtschaft und Keramikhandwerk. Die Küste hier ist geprägt von kleinen Buchten und dem Hafen von Caloura, ideal für Tauchen und Angeln. Highlights sind der Piscina Natural de Caloura – ein natürliches Schwimmbecken im Meer – und der Lagoa do Fogo in der Nähe, ein türkisfarbener Kratersee, der zu den schönsten der Azoren zählt. Die Stadt selbst hat eine charmante Kirche, die Igreja de Nossa Senhora do Rosário, und ist bekannt für traditionelle Töpfereien, wo bunte Keramiken hergestellt werden.

Östlich davon, an der Südostküste, liegt Vila Franca do Campo, die viertgrößte Stadt der Insel. Sie war bis ins 16. Jahrhundert die erste Hauptstadt São Miguels, bevor ein Erdbeben sie zerstörte und Ponta Delgada aufstieg. Heute ist Vila Franca do Campo ein malerisches Städtchen mit historischer Bedeutung und maritimem Flair. Der markante Ilhéu de Vila Franca – ein runder Vulkankrater vor der Küste, der eine lagunenartige Bucht bildet – ist ein Naturschutzgebiet und beliebtes Schwimmziel, besonders während des Red Bull Cliff Diving Events. Die Stadt bietet eine Promenade mit Fischerbooten, die Kirche Matriz de São Miguel und das Kloster Convento de São Francisco. Bekannt ist sie für die Produktion von Queijadas – süßen Käseküchlein – und als Ausgangspunkt für Bootstouren zu Delfinen.

An der Ostspitze der Insel schließt Povoação ist die als fünftgrößte Stadt São Miguel. Der Name bedeutet „Besiedlung“ und markiert den Ort, an dem die ersten portugiesischen Entdecker 1432 landeten. Povoação liegt in einem fruchtbaren Tal, umgeben von steilen Bergen und dem Atlantik, was es zu einem der grünsten und abgelegensten Orte macht. Die Stadt ist geprägt von Landwirtschaft: Bananenplantagen, Yamswurzeln und Viehzucht dominieren. Sehenswürdigkeiten umfassen die Kirche Nossa Senhora da Mãe de Deus, den Wasserfall Salto da Farinha und Wanderwege in die Serra da Tronqueira. Povoação fühlt sich authentisch azoreanisch an – mit traditionellen Festen wie den Romeiros-Pilgerfahrten und einem ruhigen Hafen.

Verkehr

Der Verkehr auf São Miguel ist geprägt von einem zwar vorhandenen, aber eingeschränkt nutzbaren öffentlichen Bussystem mit drei Linien, das die Insel in Bereiche aufteilt, während die meisten Touristen und Einheimischen ein Mietauto bevorzugen, da die Straßen gut ausgebaut, aber oft kurvenreich und eng sind, und es kaum Staus gibt.

Straßenverkehr

Die Insel vefügt über ein umfassenden System an Haupt- und Nebenstraßen. Wie in ganz Portugal gilt Rechtsverkehr, mit klaren Geschwindigkeitsbegrenzungen: 50 km/h innerorts (oft 30 km/h in Zentren), 80 km/h auf Landstraundstraßen und bis zu 100 km/h auf den wenigen Schnellstraßen (Via Rápida, zum Beispiel EN1-1A), die die Insel umrunden. Der Verkehr fließt überwiegend gelassen; Staus sind selbst in der Hochsaison selten, und lokale Fahrer sind rücksichtsvoll.

Die Hauptstraßen sind asphaltiert, gut gepflegt und führen oft entlang atemberaubender Küsten oder Vulkankrater. Nebenstraßen hingegen werden schnell eng, kurvig und steil – besonders in bergigen Regionen wie rund um die Lagoa do Fogo oder Sete Cidades. Ein Kompaktwagen reicht meist aus, doch für abgelegene Pfade empfiehlt sich Allrad. Achtung vor freilaufenden Kühen, Schafen oder landwirtschaftlichen Fahrzeugen, die plötzlich auftauchen können. Wetterwechsel sind typisch für die Azoren: Nebel, Regen oder starker Wind können innerhalb von Minuten die Sicht verschlechtern – Abstand halten und vorsichtig fahren ist ratsam.

Insbesondere während der Hauptsaison (15. Juni bis 30. September, 9  bis 19 Uhr) ist die Zufahrt zum Miradouro da Lagoa do Fogo für private Fahrzeuge gesperrt; stattdessen verkehren Shuttles. Parken ist in Ponta Delgada und anderen Orten meist unkompliziert und günstig, gelbe Markierungen signalisieren jedoch absolutes Halteverbot. Tanken ist preiswert, viele Stationen sind rund um die Uhr geöffnet und akzeptieren Karten.

Bahnverkehr

Die Comboio do Porto de Ponta Delgada (Hafenbahn von Ponta Delgada) war mit zwei großen zeitlichen Unterbrechungen von 1861 bis 1973 in Betrieb. Die Strecke wurde in der Spurweite 2134 mm (7 Fuß) errichtet, genannt Brunel-Breitspur, weil sie von Isambard Kingdom Brunel bei der Great Western Railway in Großbritannien verwendet wurde. Die Hafenbahn von Ponta Delgada diente ausschließlich dem Gütertransport. Ursprünglich wurde sie errichtet, um Baumaterial aus einem Steinbruch zum Bau des Hafens von Ponta Delgada heranzuschaffen. Im Laufe der Zeit wurden drei Dampflokomotiven und 39 Güterwagen für die Bahn beschafft. Die Bahn hatte drei Betriebsphasen:

  • 1861 bis 1888 für den Bau des Hafens. Nachdem dieser vollendet war, wurde der Eisenbahnbetrieb eingestellt.
  • 1948 bis 1954 wurde er für den Materialtransport zu Straßenbauarbeiten wieder aufgenommen, anschließend wieder stillgelegt.
  • 1969 bis 1973 wurde er für die Erweiterung der Hafenanlage erneut aufgenommen, nach 1973 die Bahnanlagen aber abgerissen.


Zwei der drei Lokomotiven existieren noch, ebenso ein Betonmischer-Wagen, der als Denkmal am Stadtrand von Ponta Delgada auf einem kurzen Gleisstück abgestellt ist. Die beiden Lokomotiven sind weltweit die letzten erhaltenen Original-Lokomotiven der Spurweite 2134 mm. Sie sind in einer Lagerhalle abgestellt, ohne konservatorisch gepflegt zu werden.

Schiffsverkehr

Der Hafen von Ponta Delgada spielt durch die Insellage seit jeher eine zentrale Rolle und wurde seit der Stadtgründung wiederholt ausgebaut, vergrößert und befestigt. Das beiden Hafenbecken mit Einfahrt auf der Ostseite hat eine Größe von etwa 550 m mal 1200 m, die schützende Hafenmole hat eine Länge von 1500 m. Die mindeste Fahrrinnentiefe beträgt 9,4 m, die Ankerplatztiefe 14,0 m und die Tiefe der Cargo Pier 12,5 m, der Tidenhub beträgt durchschnittlichen 2,0 m. Der Frachtverkehr von Containern, Fahrzeugen und Stückgut zwischen den für die Azoreninseln erfolgt durch die Firma Açores Expresso, die auch zweimal wöchentlich die Versorgung vom Festland über den Hafen Leixões mit vier Containerschiffen sicherstellt. Mit dem jüngsten Ausbau, der 2008 abgeschlossen und wesentlich mit EU-Fördergeldern realisiert wurde, konnte die Liegefläche vervierfacht werden und bietet nun Platz für 640 Yachten. Gleichzeitig wurde mit dem Programm Portas do Mar ein modernes Kreuzfahrtterminal geschaffen, das Passagierschiffen und Großyachten bis 360 m Länge Platz bietet.

Mit dem Fährverkehr für Fahrzeuge und Passagiere zwischen den Inseln zu den Häfen Porto Horta auf Faial, Porto São Roque do Pico, Praia auf Graciosa, Porto Velas auf São Jorge, Villa do Porto auf Santa Maria und Ponta Delgada startete die Firma Atlanicoline im Jahr 2005 mit zwei Schiffen namens lha Azuk und Express Santorini. Im Jahr 2009 kam die Hochgeschwindigkeitsfähre als „Wikinger“ dazu, aktuell heißen die Fähren: Santorin, Arie und Hellenic Wind. Ponta Delgadas Marina hält die Blaue Flagge seit 1999. Eine Attraktion des Hafenlebens sind Whale Watching-Touren, die von mehreren kleinen Unternehmen angeboten und regelmäßig an vor- und nachmittags durchgeführt werden. Im Hafen gibt es einen Hochsee-Bergungsschlepper und eine kleine Fischereiflotte. Auf den Azoren ist der Fang von Tiefseefischarten sehr vielseitig und es kommen sehr unterschiedliche Fanggeräte zum Einsatz. Die am meisten gefangenen Arten sind Thunfische (39 %), Graubarsche (30 %), Brassen (16 %) und Bastardmakrelen (12 %). Der größte Teil des Fischs wird von Schiffen mit einer Länge von unter 12 Metern gefangen.

Flugverkehr

Der Flughafen Ponta Delgada (portugiesisch Aeroporto João Paulo II) liegt in der Nähe der Stadt Ponta Delgada auf der Hauptinsel São Miguel der zu Portugal gehörenden Azoren und wird durch ANA betrieben. Er ist der größte Flughafen der Azoren und erhielt 1995 ein neues Terminal. Die auf den Azoren beheimateten Fluggesellschaften SATA Air Açores und SATA International haben ihren Hauptsitz hier und betreiben ab hier etliche Regionalrouten sowie Linien- und Charterflüge nach Nordamerika und Europa. Auch Air Berlin sowie Arkefly bieten Flüge nach Ponta Delgada an. Nach Deutschland fliegt Air Berlin nach Düsseldorf und Nürnberg und SATA International nach Frankfurt und München.

Airlines Ziele
Azores Airlines Boston, Funchal, Frankfurt, Gran Canaria, Lissabon, Porto, Praia, Toronto–Pearson, saisonal: London–Gatwick, Montréal–Trudeau, Providence
Delta Air Lines saisonal: New York–JFK
Norwegian Air Shuttle Billund
Ryanair Lissabon, London–Stansted, Porto, saisonal: Hahn, Manchester
SATA Air Açores Corvo, Flores, Graciosa, Horta, Pico, Santa Maria, São Jorge, Terceira
TAP Air Portugal Lissabon, Porto
TUI fly Belgium saisonal: Brüssel
TUI fly Netherlands saisonal: Amsterdam


São Miguel Airport:

  • portugiesischer Name:  Aeroporto João Paulo II
  • Code:  PDL / LPPD
  • Lage:  37°44‘28“ N, 25°41‘53“ W
  • Seehöhe:  79 m (259 ft)
  • Entfernung:  2 km westlich von Ponta Delgada
  • Inbetriebnahme: 
  • Betreiber:  ANA Aeroportos de Portugal
  • Terminal:  1
  • Rollbahn:  1
  • Länge der Rollbahn:  2497 m (Asfalt)
  • Fluggesellschaften:  8
  • Flugzeug-Standplätze:  ca. 60
  • jährliche Passagierkapazität: 
  • jährliche Frachtkapazität: 
  • Flughafen-Statistik:  Jahr Flugbewegungen Passagiere                   Fracht in t

                       2017                 7 802             1 849 000                    5 972

                       2018                22 685             1 904 310                   

Wirtschaft

Zuckerrohranbau und die von Hickling geschaffenen Orangenplantagen gingen im 19. Jahrhundert unter. Auch führte die häufige Präsenz amerikanischer Walfänger zur Abwanderung eines Teils der seeerfahrenen männlichen Bevölkerung in die USA und nach Kanada. Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde auf der Insel noch kommerzieller Walfang betrieben.

Eine große ökonomische Rolle für São Miguel spielen heute neben dem Tourismus (unter anderem Whale Watching) die Milchwirtschaft sowie der Anbau von Obst, besonders Ananas. Des Weiteren befinden sich auf der Insel zwei der drei einzigen Teeplantagen (Chá Gorreana, Chá Porto Formoso) innerhalb der Europäischen Union (die dritte Plantage liegt in England bei Truro). Die Bedeutung der Fischerei ist in den letzten Jahren dagegen stetig rückläufig. Die Forstwirtschaft wird systematisch zurückgeführt, um das ursprüngliche durch niedrigen Bewuchs geprägte Landschaftsbild wieder herzustellen.

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft auf São Miguel ist traditionell und stark auf Subsistenz sowie den lokalen Markt ausgerichtet. Die vulkanischen Böden, reich an Mineralien wie Kalium und Phosphor, ermöglichen den Anbau einer breiten Palette von Kulturen. Zu den wichtigsten Produkten gehören Milch und Milchprodukte, da die Weidewirtschaft dominiert. Über 40 Prozent der Inseloberfläche werden als Grünland genutzt, und die Azoren produzieren insgesamt mehr Milch als jede andere Region Portugals pro Kopf. Auf São Miguel finden sich zahlreiche Kuhfarmen, die frische Milch, Käse (wie den berühmten Queijo da Ilha) und Joghurt liefern.

Neben der Viehzucht spielen Obst- und Gemüseanbau eine zentrale Rolle. Ananas, die in Gewächshäusern kultiviert werden, sind ein Symbol der Insel – São Miguel ist der einzige Ort in Europa, wo sie kommerziell angebaut werden. Die Produktion begann im 19. Jahrhundert und basiert auf einer speziellen Methode mit Dampfheizung und organischen Düngern, was zu süßen, aromatischen Früchten führt.

Weitere Kulturen umfassen Bananen, Passionsfrüchte (Maracuja), Tee – die einzigen Teeplantagen Europas in Gorreana und Porto Formoso – sowie Tabak, Mais und Kartoffeln. Die Landwirtschaft ist kleinstrukturiert und familienbetrieben, was Nachhaltigkeit fördert, aber auch Herausforderungen wie Abwanderung und Klimawandel mit sich bringt. EU-Förderungen unterstützen moderne Praktiken, wie biologischen Anbau und Bewässerungssysteme, um die Produktivität zu steigern.

Weinbau

Der Weinbau auf São Miguel hat eine lange Tradition, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht, als portugiesische Siedler Reben aus dem Mutterland einführten. Das feuchte, windige Klima und die terrassierten Hänge vulkanischen Ursprungs schaffen ideale Bedingungen für robuste Rebsorten. Die Azorenweine, oft unter dem Schutz der DOP (Denominação de Origem Protegida) vermarktet, sind frisch, mineralisch und säurebetont.

Auf São Miguel konzentriert sich der Anbau vor allem in den Regionen um Pico (obwohl Pico eine eigene Insel ist, gibt es Überschneidungen in der azoreanischen Weintradition), aber auf São Miguel selbst finden sich Weinberge in Gebieten wie Ribeira Grande und Ponta Delgada. Typische Sorten sind Arinto dos Açores, Verdelho und Terrantez, die weiße, leichte Weine ergeben, die perfekt zu Meeresfrüchten passen. Der Weinbau ist kleinskalig und oft mit der Landwirtschaft verknüpft; viele Winzer produzieren in Kooperativen wie der Adega Cooperativa in Lagoa. Historisch litt der Sektor unter Phylloxera im 19. Jahrhundert, erholte sich jedoch und erlebt heute eine Renaissance durch Ökotourismus. Weinproben und Führungen durch Weinberge ziehen Besucher an, die die einzigartige Kombination aus atlantischem Terroir und traditionellen Methoden schätzen.

Fischerei

Die Fischerei bildet das dritte Standbein der azoreanischen Wirtschaft auf São Miguel und ist tief in der maritimen Kultur verwurzelt. Der Atlantik umgibt die Insel und bietet reiche Fanggründe für Thunfisch, Schwertfisch, Makrele und Kabeljau (Bacalhau), der getrocknet und gesalzen ein nationales Grundnahrungsmittel ist.

Die Häfen in Ponta Delgada, Rabo de Peixe und Ribeira Grande sind Zentren der Flotte, die aus kleinen Booten und modernen Trawlern besteht. Thunfischfang ist saisonal und nachhaltig reguliert, um Überfischung zu vermeiden; die Azoren gelten als Vorreiter in der EU für marine Schutzgebiete. Frischer Fisch landet täglich auf Märkten und in Restaurants, wo Gerichte wie Caldeirada (Fischeintopf) oder gegrillter Thunfisch serviert werden. Die Fischerei beschäftigt Tausende und trägt zur Exportwirtschaft bei, insbesondere nach Portugal und Europa. Herausforderungen wie steigende Treibstoffkosten und Klimaveränderungen, die Fischwanderungen beeinflussen, werden durch Aquakultur ergänzt: Muscheln, Austern und Algenzucht gewinnen an Bedeutung. Der Sektor verbindet Tradition mit Innovation, etwa durch Zertifizierungen für nachhaltigen Fang.

Handwerk

São Miguel ist vor allem für ihre vulkanischen Landschaften, die Landwirtschaft und den Tourismus bekannt. Doch traditionelles Handwerk und moderne Industrie bilden hier ein eng verflochtenes Netzwerk, das die lokale Wirtschaft prägt und auf den natürlichen Ressourcen der Insel basiert. Beide Bereiche ergänzen sich symbiotisch: Handwerkliche Traditionen liefern Rohstoffe, Know-how und Authentizität, während industrielle Prozesse das Handwerk modernisieren, skalieren und an globale Märkte anbinden. Diese Verbindung schafft eine kreislauforientierte, nachhaltige Ökonomie, die von der insularen Isolation, portugiesischer Kultur und EU-Förderungen profitiert.

Das Handwerk auf São Miguel ist tief in der Geschichte verwurzelt und nutzt lokale Materialien wie Ton, Holz, Wolle oder landwirtschaftliche Erzeugnisse. In Orten wie Lagoa und Ribeira Grande blüht die Keramik- und Töpfereitradition: Aus vulkanischem Lehm entstehen in Werkstätten wie der Fábrica de Cerâmica Vieira Vasen, Azulejos-Fliesen und Gebrauchsgegenstände mit azoreanischen Motiven – Blumen, Vögeln oder vulkanischen Formen. Traditionelle Drehscheiben und Brennöfen, oft mit geothermischer Energie betrieben, treffen hier auf manuelle Präzision.

Ebenso lebendig ist die Textil- und Stickereikunst in Ponta Delgada und Dörfern wie Capelas: Frauenkooperativen weben und steppen Colchas – gesteppte Decken aus Leinen oder Schafwolle –, die aus lokaler Tierhaltung stammen. Holz- und Korbmacherei aus einheimischem Kryptomerien-Holz oder Weide ergänzt dies; in Furnas dämpfen heiße Quellen das Material für Möbel, Schnitzereien oder Fischereikörbe. Nicht zu vergessen das Lebensmittelhandwerk: Die manuelle Herstellung von Queijo da Ilha-Käse aus Kuhmilch oder die Ernte und Verarbeitung von Ananas in Fajã de Baixo zu Likören und Marmeladen.

Industrie

Die Industrie auf São Miguel ist moderater, aber ressourcenbasiert und nachhaltig ausgerichtet. Sie konzentriert sich auf die Verarbeitung natürlicher Güter: Milchfabriken wie Lacto-Açores in Ponta Delgada standardisieren handwerklichen Käse; Thunfischkonserven aus Rabo de Peixe oder die europaweit einzigartige Teeproduktion in der Gorreana-Plantage veredeln lokale Ernten. Ananas-Gewächshäuser mit industrieller Bewässerung exportieren Frischfrüchte. Geothermie-Kraftwerke in Ribeira Grande erzeugen rund 40 Prozent des Stroms und treiben Trocknungsanlagen oder Produktionsprozesse an. Bauindustrie nutzt vulkanisches Gestein für Zement und Beton; kleine Fabriken für Elektronik oder Kunststoffe profitieren indirekt von Freihandelszonen. Insgesamt beschäftigt die Industrie etwa 20 Prozent der Arbeitskräfte und wächst durch EU-Investitionen, wobei Tourismusinfrastruktur wie Hotels eine tragende Rolle spielt.

Wasserwirtschaft

São Miguel verfügt über ein komplexes hydrogeologisches System, das durch wasserdurchlässige Lavaböden und zahlreiche Quellen geprägt ist. Die primäre Wasserversorgung erfolgt größtenteils aus Grund- und Oberflächenwasserquellen, die von der Regionalregierung der Azoren (Região Autónoma dos Açores) koordiniert werden. Laut Studien deckt die öffentliche Wasserversorgung nahezu die gesamte Bevölkerung ab, wobei das Leitungswasser in Ponta Delgada und anderen Städten grundsätzlich trinkbar ist, jedoch oft einen hohen Chlorgehalt aufweist, was den Geschmack beeinträchtigt und zu einer Präferenz für Flaschenwasser führt. Die Wasserqualität wird regelmäßig überwacht, um Standards der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen, doch Herausforderungen bestehen durch landwirtschaftliche Verschmutzung (zum Beispiel Nitratbelastung aus Ananas- und Teeplantagen) und Salzintrusion in Küstennähe.

Im Bereich der Abwasserwirtschaft ist die Abdeckung auf São Miguel im Vergleich zu kleineren Azoren-Inseln fortschrittlicher: Etwa 80 bis 90 % der Haushalte sind an zentrale Kläranlagen angeschlossen, im Gegensatz zu Inseln wie Flores oder São Jorge, wo der Anteil unter 10 % liegt. Die Kosten für Abwassersysteme belaufen sich auf durchschnittlich 58 € pro Einwohner und Jahr, mit variierender Kostenerstattung durch Gebühren. Dennoch gibt es Defizite: Unbehandelte Abwässer aus ländlichen Gebieten und Touristenbereichen belasten Flüsse und Küstengewässer, was zu Problemen wie eutrophierter Algenblüte führt. Ein positives Beispiel ist die Nutzung von Geothermie-Abwasser: Das "Abwasser" aus Kraftwerken wie Pico Vermelho, das eine Temperatur von bis zu 90°C hat, wird zur Beheizung von Gewächshäusern und im Tourismus (zum Beispiel Thermalbäder in Furnas) wiederverwendet.

Energiewirtschaft

Die Insel deckt derzeit rund 50 % ihres Strombedarfs aus geothermen Quellen, was sie zu einem Vorreiter in der EU macht. Das größte Geothermie-Kraftwerk, das in Ribeira Grande, nutzt die hohe vulkanische Aktivität der Insel und produziert zusammen mit kleineren Anlagen wie Pico Vermelho (seit 1981 im Betrieb) jährlich mehrere GWh Strom. Im Jahr 2024 lag der Anteil erneuerbarer Energien bei 34 %, beeinflusst durch temporäre Reduktionen in der Geothermie-Produktion, doch bis 2027 soll dieser Wert auf 65 % steigen, unterstützt durch EU-Fördermittel und regionale Programme. Ein Meilenstein ist der Bau einer neuen 5-MWe-Binäranlage durch Exergy International, die 2025 in Betrieb gehen soll und eine bestehende Anlage modernisiert – eine Investition von 24,5 Millionen €, die die CO2-Emissionen weiter senken wird.

Neben Geothermie spielen Wind- und Wasserkraft eine ergänzende Rolle: Die Azoren haben neun isolierte Stromnetze, von denen das auf São Miguel das größte ist, mit thermischen Backup-Anlagen auf Schweröl. Windparks in der Nähe von Nordest und Wasserkraftwerke in bergigen Regionen tragen zu einer diversifizierten Versorgung bei, während Solarenergie aufgrund der bewölkten Witterung begrenzt bleibt. Die EDA (Electricidade dos Açores) koordiniert die Produktion, mit Fokus auf Energieunabhängigkeit und Klimaneutralität. Herausforderungen umfassen die hohe Abhängigkeit von Importen für fossile Brennstoffe (noch 60 % des Mixes) und Netzstabilität bei schwankender Erneuerbaren-Produktion. Dennoch positioniert sich São Miguel als Modell für grüne Energiewende: Die Nutzung geothermer Wärme für Tourismus (zum Beispiel Poças das Caldeiras) und Landwirtschaft unterstreicht die multifunktionale Wirtschaft. Langfristig zielt die Strategie auf 100 % erneuerbare Energie ab, um die Insel resilienter gegen globale Energiepreisschwankungen zu machen.

Abfallwirtschaft

Die Abfallwirtschaft auf São Miguel hat in den letzten Jahren einen signifikanten Wandel durchlaufen, von einer deponie-dominierten zu einer kreislaufwirtschaftsorientierten Systematik. Mit jährlich etwa 81.000 Tonnen kommunalem Abfall (Stand 2017) – leicht über der Kapazität bestehender Anlagen – war die Insel lange von Landfills abhängig, die rund 70 % des Mülls aufnahmen und Umweltprobleme wie Gerüche und Sickerwasser verursachten. Seit 2021 fordert die Regionalregierung "dringende Lösungen", unterstützt durch das Programm PEPGRA 20+, das drei Säulen betont: Abfallprävention, nachhaltige Verwertung und Umweltschutz. Ein Schlüsselprojekt ist die EU-finanzierte Abfallbehandlungsanlage in Rosto do Cão (bei Ponta Delgada), die seit 2023 den Recyclinganteil steigert, Deponieraum spart und Abwässer aus Asche- und Schlackebehandlung reinigt. Im Jahr 2024 erreichte die Erholungsrate 77 %: 31 % Materialrückgewinnung, 30 % organische Verwertung und 16 % Energiegewinnung durch Verbrennung.

Die biologische Behandlungsanlage in São Miguel, seit Juli 2023 betriebsbereit, verarbeitet 12.000 Tonnen organischen Abfalls jährlich und produziert Kompost für die Landwirtschaft. Ergänzt wird dies durch Sammelsysteme: Getrennte Tonnen für Plastik, Papier und Glas in Städten wie Ponta Delgada (unter anderem Sammlungen samstags abends), sowie Pilotprojekte wie die Rückholung von Kaffeekapseln (Investition: 60.000 € für fünf Jahre). Trotz Fortschritten plant eine zweite Verbrennungsanlage, um die Deponienutzung weiter zu reduzieren, was Kritik von Zero Waste Europe einbringt wegen potenzieller Umweltkosten. Die Strategie integriert Bildungskampagnen und Anreize für Haushalte, um die Pro-Kopf-Abfallmenge zu senken. Insgesamt transformiert die Abfallwirtschaft São Miguel von einer "Müllinsel" zu einem nachhaltigen Modell, das Ressourcenschonung und Energieproduktion verbindet, mit dem Ziel einer Sensibilität des vulkanischen Ökosystems.

Handel

São Miguel verfügt über ein vielseitiges und zunehmend international ausgerichtetes Handelsumfeld. Neben traditionellen Wirtschaftsbereichen wie Landwirtschaft und Fischerei hat sich in den letzten Jahren vor allem der Dienstleistungs- und Tourismussektor stark entwickelt, was neue Impulse für lokale Geschäfte geschaffen hat.

In den Städten Ponta Delgada, Ribeira Grande und Lagoa findet man eine wachsende Zahl kleiner und mittelständischer Unternehmen, die regionale Produkte wie Ananas, Tee, Milchprodukte, Fleischwaren und Kunsthandwerk anbieten. Besonders beliebt sind die lokalen Märkte, auf denen Erzeuger ihre Waren direkt verkaufen und so den Bezug zur regionalen Kultur stärken. Parallel dazu haben sich moderne Einzelhandelsketten, Einkaufszentren und spezialisierte Boutiquen etabliert, die sowohl Einheimische als auch Besucher versorgen. Der internationale Flughafen von Ponta Delgada spielt dabei eine wichtige Rolle, da er den Warenfluss fördert und die Insel stärker an den europäischen Handel anbindet. Trotz dieser Entwicklung bleibt der Handel auf São Miguel stark von lokalen Traditionen geprägt, wodurch ein interessantes Zusammenspiel aus Moderne und authentischer Regionalwirtschaft entsteht.

José Bensaude gründete im 19. Jahrhundert in Ponta Delgada eine Einzelhandelskette und eine Tabakfabrik, die zum Kern einer Unternehmensgruppe wurden, welche heute vielfältige Aktivitäten im Tourismus, Schifffahrt, Verkehr, Handel und Finanzwirtschaft umfasst.

Finanzwesen

Das Finanzwesen auf São Miguel, der größten Insel der Azoren, spielt eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Obwohl die Insel geografisch abgelegen ist, verfügt sie über ein gut ausgebautes Netz an Bankfilialen, Finanzdienstleistern und genossenschaftlichen Einrichtungen, die sowohl Privatkunden als auch Unternehmen unterstützen. Die wichtigsten Banken Portugals – darunter Caixa Geral de Depósitos, Banco Santander Totta, Millennium BCP und Novo Banco – sind mit Filialen in den größeren Ortschaften vertreten, insbesondere in Ponta Delgada, dem wirtschaftlichen Zentrum der Insel.

Ein zentraler Bestandteil des Finanzsystems sind die Kreditgenossenschaften und lokalen Sparkassen, die traditionell eng mit der Bevölkerung verbunden sind. Sie bieten oft flexible Lösungen für landwirtschaftliche Betriebe, kleine Unternehmen und Familien an, was besonders in einer Region wichtig ist, in der viele Wirtschaftsaktivitäten – etwa Milchwirtschaft, Teeproduktion und Tourismus – von kleinen und mittleren Unternehmen getragen werden.

In den letzten Jahren hat sich das Finanzwesen der Insel zunehmend digitalisiert. Online-Banking, kontaktlose Zahlungssysteme und mobile Apps erleichtern den Alltag sowohl für Einheimische als auch für Besucher. Gleichzeitig bleiben persönliche Beratung und lokale Nähe ein wichtiger Faktor, da viele Finanzentscheidungen – etwa im Bereich Immobilien oder Unternehmensgründungen – stark von den spezifischen regionalen Gegebenheiten geprägt sind.

Soziales und Gesundheit

Das soziale Leben auf São Miguel ist geprägt von einer engen Gemeinschaftsstruktur, die durch die katholische Tradition und die ländlich-städtische Mischung der Insel geformt wird. Die Bevölkerung lebt in einer harmonischen Balance aus Tradition und Moderne, mit einer geringen Kriminalitätsrate und hoher Sicherheit – die Azoren gelten als eines der sichersten Gebiete Europas. Soziale Dienste werden hauptsächlich über die Sozialversicherung (Segurança Social) organisiert, die für alle Residenten zugänglich ist und Leistungen wie Renten, Arbeitslosenunterstützung und Familienhilfen umfasst. Für Auswanderer oder Rentner aus der EU ist die Anmeldung bei der Segurança Social essenziell, um volle Rechte zu erlangen, einschließlich des Zugangs zum Gesundheitssystem. Auf São Miguel existieren zahlreiche gemeinnützige Organisationen, darunter die traditionellen Misericórdias (Heilige Häuser der Barmherzigkeit), die soziale Hilfe für Ältere, Behinderte und Bedürftige leisten. Diese Einrichtungen bieten nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch betreutes Wohnen und Freizeitangebote, wie z. B. Seniorentreffs in Ponta Delgada oder Ribeira Grande.

Besonders für Familien und Kinder ist die Insel kinderfreundlich: Es gibt staatlich geförderte Kindergärten und Schulen mit Fokus auf nachhaltige Bildung, unterstützt durch Programme der Regionalregierung. Der Fachkräftemangel in Bereichen wie Pflege und Sozialarbeit schafft Chancen für Zuwanderer, während Initiativen wie das Non-Habitual Resident (NHR)-Programm steuerliche Anreize für Neuzuzügler bietet. Die soziale Integration wird durch lokale Feste, wie die religiösen Prozessionen zu Ehren des Heiligen Michael, gefördert, die die Gemeinschaft stärken und Inklusion fördern. Insgesamt wirkt sich das soziale Netz positiv auf das Wohlbefinden aus, da es eine Balance zwischen individueller Freiheit und kollektiver Solidarität schafft – ideal für Rentner oder Familien, die ein ruhiges, naturnahes Leben suchen.

Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen auf São Miguel entspricht europäischen Standards und ist durch die Regionaldirektion für Gesundheit (Direção Regional de Saúde) zentral gesteuert. Als bevölkerungsreichste Insel verfügt São Miguel über das umfassendste Angebot im Archipel: Das zentrale Krankenhaus Hospital do Divino Espírito Santo in Ponta Delgada (Avenida D. Manuel I) ist ein modernes Einrichtung mit Notaufnahme, Spezialabteilungen für Rheumatologie, Hämatologie und Onkologie sowie rund 500 Betten. Es deckt die Bedürfnisse der Hälfte der Azoren-Bevölkerung ab und ist mit den Krankenhäusern auf Terceira und Faial vernetzt, um Notfälle effizient zu managen – darunter auch Luft- und Seeevakuierungen durch die portugiesische Luftwaffe. Ergänzt wird das öffentliche System durch die private Klinik São Sebastião in Ponta Delgada und das 2021 eröffnete Hospital Internacional dos Açores (HIA) in Lagoa, das als erstes privates Krankenhaus der Region über 40 Spezialitäten, 96 Betten und fünf Operationssäle bietet und auch internationale Patienten bedient.

Die primäre Versorgung erfolgt über 14 Gesundheitszentren (Unidades de Saúde de Ilha), die präventive Maßnahmen, Impfungen und Routineuntersuchungen anbieten. Für psychische Gesundheit gibt es das Casa de Saúde de São Miguel, ein spezialisiertes Zentrum für Psychiatrie, Suchttherapie und Rehabilitation, das seit 1928 von den Brüdern von St. John of God betrieben wird und mittel- bis langfristige Betreuung für chronisch Kranke ermöglicht. Die App mySaúde Açores erleichtert den digitalen Zugang zu Terminen und Rezepten, mit hoher Nutzungsrate auf São Miguel. Wartezeiten können für Spezialisten länger sein (bis zu mehreren Monaten), doch Notfälle werden priorisiert. Residenten mit SNS-Karte erhalten kostenlose oder kostengünstige Behandlungen (z. B. max. 20 € pro Rezept), während Touristen die Europäische Krankenversicherungskarte nutzen können. Eine Reisekrankenversicherung ist jedoch ratsam, da komplexe Fälle eine Evakuierung nach Lissabon erfordern könnten.

Krankheiten

São Miguel, die größte Insel der Azoren, gilt dank ihrer isolierten Lage im Atlantik, milden Klimas und hohen Hygienestandards als gesundheitlich sehr sicher. Es gibt keine tropischen Krankheiten wie Malaria, Dengue, Zika oder Gelbfieber, und die Insel ist frei von giftigen Schlangen oder Spinnen. Dennoch existieren spezifische, meist umwelt- oder verhaltensbedingte Risiken – von vulkanischen Gasen über Atemwegsreizungen bis hin zu saisonalen Infekten.

Bildung

Das Bildungssystem auf São Miguel, der größten Insel der Azoren, ist eng an das portugiesische Festland angelehnt, regional geprägt und kostenfrei bis zum 18. Lebensjahr – mit zwölfjähriger Schulpflicht. Es beginnt mit der weit verbreiteten Vorschule (Pré-escolar) für Kinder von drei bis fünf Jahren, gefolgt vom neunjährigen Ensino Básico, das in drei Zyklen unterteilt ist: Grundlagen im ersten Zyklus (1. bis 4. Klasse), Einführung in Naturwissenschaften und Fremdsprachen im zweiten (5. bis 6. Klasse) und vertiefte Berufsorientierung im dritten (7. bis 9. Klasse). Wichtige Schulen wie die Escola Básica Integrada de Rabo de Peixe oder die Escola Secundária de Lagoa bieten hier eine solide Basis.

Die Sekundarstufe (Ensino Secundário) dauert drei Jahre und führt zum Diploma de Ensino Secundário, vergleichbar mit dem Abitur. Schülerinnen und Schüler können zwischen einem wissenschaftlich-humanistischen Kurs (zur Vorbereitung auf die Universität) und beruflichen Kursen in Bereichen wie Tourismus, Landwirtschaft, IT oder Gastronomie wählen. Die größte Sekundarschule ist die Escola Secundária Domingos Rebelo in Ponta Delgada.

Erwachsenenbildung und Weiterbildung erfolgen über berufliche Kurse und das Centro de Formação Profissional, mit starkem Fokus auf Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch) und digitale Kompetenzen. Die Lehrpläne betonen die azoreanische Identität – Themen wie Vulkanismus, Walfanggeschichte und regionale Literatur sind fest verankert. Alle Schulen sind mit Breitband-Internet ausgestattet, und Pilotprojekte verteilen Tablets in Grundschulen. Inklusion und sonderpädagogische Förderung haben hohe Priorität.

Für ausländische Kinder ist der Zugang zu öffentlichen Schulen kostenfrei, sofern ein Aufenthaltstitel vorliegt. Es gibt keine rein englischsprachigen internationalen Schulen, aber private Einrichtungen wie das Colégio do Castanheiro bieten bilingualen Unterricht. Portugiesischkenntnisse sind jedoch für den Regelschulbesuch unerlässlich.

Höhere Bildung

Die Universidade dos Açores [Universität der Azoren] ist die einzige Universität auf der Inselgruppe. Sie wurde 1976 infolge der Nelkenrevolution in Ponta Delgada gegründet und verfügt über die zwei Standorte in Angra do Heroísmo (Fakultät für Agrarwissenschaften - Departamento de Ciências Agrárias) und in Horta auf der Insel Ilha do Faial (Fakultät für Ozeanografie und Ichthyologie (Fischkunde) - Departamento de Oceanografia e Pescas). Die letztgenannte wurde am 8. Januar 2010 eröffnet und ist im 1901 erbauten, ehemaligen Krankenhaus Hospital Walter Bensaúde in Horta untergebracht, das für diesen Zweck renoviert und umgebaut wurde. Das ehemalige Palais Palacete Porto Formoso aus dem 19. Jahrhundert auf dem Campus in Ponta Delgada, der um eine Parkanlage herum angelegt wurde, beherbergt heute das Rektorat der Universität. Gegenüber befinden sich die 2003 eröffnete Zentralbibliothek sowie die Aula Magna.

Bibliotheken und Archive

São Miguel, die größte Insel der Azoren, verfügt über ein überschaubares, aber gut vernetztes Netz an Bibliotheken und Archiven, das sowohl der Allgemeinbildung als auch der Bewahrung des regionalen Erbes dient. Das Herzstück bildet die Biblioteca Pública e Arquivo Regional de Ponta Delgada, die 1848 gegründet wurde und heute im ehemaligen Kloster Convento de São João (Rua do Provedor) untergebracht ist. Sie ist die zentrale öffentliche Bibliothek der Insel und gleichzeitig das regionale Archiv der Azoren. Mit über 250.000 Bänden, darunter seltene Inkunabeln, Manuskripte aus dem 16. Jahrhundert und die vollständige Sammlung azoreanischer Zeitungen seit 1835, gilt sie als wichtigste Wissensquelle der Region. Der Bestand umfasst Werke zur Vulkanologie, Walfanggeschichte, Literatur (zum Beispiel von Antero de Quental und Natália Correia) sowie genealogische Dokumente – ideal für Familienforschung. Die Bibliothek ist digitalisiert: Über das Portal Biblioteca Digital dos Açores sind Tausende historische Dokumente, Fotos und Karten online abrufbar.

In Ponta Delgada ergänzen kleinere Stadtteilbibliotheken das Angebot, etwa die Biblioteca Municipal de Ponta Delgada im Palácio de Sant’Ana (Sitz der Regionalregierung), die sich auf aktuelle Literatur, Kinderbücher und Multimedia spezialisiert. Auch die Universidade dos Açores betreibt eine moderne Universitätsbibliothek auf dem Campus in Ponta Delgada mit Schwerpunkt auf Meereswissenschaften, Agrarökonomie und Informatik – zugänglich für Studierende und externe Forscher nach Anmeldung.

Außerhalb der Hauptstadt finden sich in fast jeder Gemeinde kleine Gemeindebibliotheken (Bibliotecas Municipais), zum Beispiel in Ribeira Grande (im Kulturzentrum Teatro Ribeiragrandense), Lagoa oder Povoação. Diese sind oft in Kulturhäusern oder ehemaligen Schulen untergebracht und bieten neben Büchern auch Internetzugang, Leseecken und Veranstaltungen wie Vorlesestunden oder Autorenlesungen. Die Biblioteca Municipal de Ribeira Grande etwa bewahrt lokale Chroniken und Fotobestände zur Erdbebenkatastrophe von 1522.

Ein besonderes Juwel ist das Arquivo Histórico Ultramarino – Núcleo dos Açores in Ponta Delgada, das koloniale Dokumente aus der Zeit der portugiesischen Entdeckungen verwahrt, darunter Briefe von Seefahrern und Landzuweisungen aus dem 15. Jahrhundert. Es ist Teil des nationalen Archivnetzwerks und nur nach Voranmeldung zugänglich.

Privat geführte Einrichtungen wie das Centro de Estudos Natália Correia in Fajã de Baixo (nahe Ponta Delgada) archivieren das literarische Erbe der berühmten azoreanischen Dichterin und bieten Lesungen sowie Workshops an. Zudem unterhalten viele Museen eigene kleine Archive: Das Museu Carlos Machado (Natur- und Regionalgeschichte) und das Museu da Horta (auf Faial, aber mit São-Miguel-Bezug) bewahren ethnografische Sammlungen, alte Landkarten und Walfangprotokolle.

Kultur

Die Insulaner sind eine bunt gemischte Gesellschaft und mit Portugal verbindet sie außer der Nationalität und Sprache nur wenig. Die ersten Siedler kamen im 14. Jahrhundert aus Portugal. Ihnen folgten Siedler aus verschiedenen Teilen Europas, vor allem Flamen und Bretonen. Später kamen auch Spanier und maurische Sklaven. Daraus entstand ein buntes Kulturgemisch.

Museen

Wichtigste Institution ist das Museu Carlos Machado in Ponta Delgada, das im ehemaligen Convento de Santo André residiert. Dieses imposante Kloster aus dem 19. Jahrhundert beherbergt Sammlungen zu Archäologie, Ethnographie und Naturgeschichte, darunter Artefakte aus prähistorischen Zeiten, religiöse Kunstwerke und Exponate zur vulkanischen Geologie der Azoren. Besucher schätzen besonders die detaillierte Darstellung der Klostergeschichte und die Integration zeitgenössischer azoreanischer Kunst, die das Museum zu einem zentralen Ort für kulturelle Reflexion macht.

Nicht weit entfernt, im Forte de São Brás, findet man das Museu Militar, das sich der portugiesischen Seefahrt und Militärgeschichte widmet. Erbaut 1552 als Schutz vor Piratenüberfällen, zeigt es heute Uniformen, Waffen und Modelle von Schiffen, die die maritime Vergangenheit der Insel illustrieren – ein fesselndes Zeugnis für die strategische Rolle São Miguels im Atlantik. Die Festung selbst, mit ihren dicken Mauern und dem Blick auf den Hafen, verstärkt den immersiven Charakter der Ausstellung.

In Ribeira Grande, an der nördlichen Küste, beschäftigt sich das Museu da Emigração Açoriana mit der Geschichte der Massenauswanderung ein, die im 19. und 20. Jahrhundert Millionen Azoreaner nach Nordamerika, vor allem nach Kanada, trieb. Durch persönliche Geschichten, Fotos, Briefe und Gegenstände wird die harte Realität von Armut, Hoffnung und Neuanfang greifbar.

Etwas südlicher, in Vila Franca do Campo, der ehemaligen Hauptstadt der Insel, unteernimmt das Museu de Vila Franca do Campo im restaurierten Adelspalast Casa Botelho de Gusmão zu einer Reise in die Welt des azoreanischen Adels . Hier erfährt man von der Lebensweise der Oberschicht, mit Möbeln, Porzellan und Porträts, die den Kontrast zur rauen Inselrealität unterstreichen. Das Gebäude befindet sich in der Nähe der berühmten Ilhéu de Vila Franca, einer kraterförmigen Badeinsel.

Weitere Spezialmuseen beleuchten wirtschaftliche und natürliche Aspekte: Die Plantage Chá Gorreana bei Porto Formoso beherbergt das kleine Museu do Chá (Tee-Museum), das den einzigartigen Anbau von Schwarz- und Grüntee auf den Azoren seit dem 19. Jahrhundert dokumentiert – inklusive Verkostungen und Einblicken in die europaweit seltene Tradition. Ähnlich informativ ist das Museu do Porto dos Cachorros in Lajes das Flores, das sich dem Walfang widmet, einer Industrie, die São Miguel prägte, mit Harpunen, Logbüchern und Multimedia-Installationen zu den Meeressäugern des Atlantiks.

Architektur

In Ponta Delgada stehen die ältesten erhaltenen Bauten, die auf die Ankunft der ersten portugiesischen Siedler im 15. Jahrhundert zurückgehen. Die Festungsanlagen wie die Forte de São Brás, erbaut im 16. Jahrhundert, verkörpern die defensive Architektur der Kolonialzeit: Massive Mauern aus schwarzem Basalt, kombiniert mit strategisch platzierten Kanonenstellungen, schützten vor Piratenangriffen. In der Altstadt dominieren enge Gassen mit zweistöckigen Häusern, deren Fassaden oft mit Azulejos – handbemalten Keramikfliesen – verziert sind. Diese Fliesen, ein Erbe der maurischen Einflüsse in Portugal, schützen vor Feuchtigkeit und verleihen den Gebäuden einen lebendigen, mediterranen Charme. Ein herausragendes Beispiel ist die Igreja Matriz de São Sebastião, die Pfarrkirche aus dem 16. Jahrhundert, deren manuelinische Portal mit Seilmotiven und maritimen Symbolen die Entdeckergeist der Portugiesen widerspiegelt.

Der Barockstil erreichte São Miguel im 17. und 18. Jahrhundert und kulminiert in prächtigen Kirchen und Klöstern, die oft durch Erdbeben und Vulkanausbrüche geformt wurden. Die Insel erlebte mehrere katastrophale Ereignisse, wie den Ausbruch des Vulkans von 1630, der ganze Dörfer verschüttete und den Wiederaufbau mit lokalen Materialien erzwang. Die Igreja de Nossa Senhora da Esperança in Ponta Delgada, Teil des Convento de Esperança, ist ein Meisterwerk des Barock: Ihre Fassade aus weißem Kalkstein kontrastiert mit dem schwarzen Basalt, und das Innere beeindruckt mit vergoldeten Altären, Schnitzereien und Fresken, die biblische Szenen darstellen. Ähnlich imposant ist die Ermida da Mãe de Deus auf einem Hügel oberhalb von Ponta Delgada – eine kleine Kapelle aus dem 18. Jahrhundert, deren schlichte, aber elegante Form die azoreanische Anpassung an die hügelige Landschaft zeigt. Viele dieser religiösen Bauten wurden von wohlhabenden Händlern finanziert, die vom Orangen- und Ananasexport profitierten, was zu einer Mischung aus lokaler Handwerkskunst und importierten Stilelementen führte.

Im ländlichen Raum São Miguels offenbart sich eine funktionale, volkstümliche Architektur, die eng mit der Landwirtschaft und der vulkanischen Geologie verknüpft ist. Die typischen "Casas Açorianas" – azoreanische Häuser – sind kompakte, ein- oder zweistöckige Gebäude mit Satteldächern aus roten Ziegeln, die Regenwasser ableiten. Basaltmauern, oft ohne Mörtel gestapelt, bilden die Basis und schützen vor starken Winden. In Orten wie Ribeira Grande oder Furnas finden sich Mühlen und Aquädukte aus dem 19. Jahrhundert, die die Ingenieurskunst der Inselbewohner unterstreichen. Die Thermalbäder in Furnas, wie die Terra Nostra Park-Anlagen, integrieren Architektur in die Natur: Pavillons und Brunnen aus Basalt umgeben geothermische Quellen, wo kochendes Wasser direkt aus dem Boden sprudelt. Diese Strukturen, teils aus dem 18. Jahrhundert, verbinden Nutzen mit Ästhetik und demonstrieren, wie die Azoreaner ihre vulkanische Umwelt domestizierten.

Die Moderne hat São Miguel seit dem 20. Jahrhundert erreicht, beeinflusst durch die Autonomie der Azoren innerhalb Portugals und den Tourismusboom. Architekten wie die einheimischen oder internationalen Designer integrieren nachhaltige Elemente: Solarpaneele auf traditionellen Dächern, erdbebensichere Konstruktionen und grüne Fassaden. Das Futuristische Kongresszentrum in Ponta Delgada, entworfen von lokalen Büros, kombiniert Glas und Stahl mit Basaltakzenten und schafft offene Räume, die den Blick auf den Atlantik freigeben. In Sete Cidades, am Rand des berühmten Kratersees, entstehen ökologische Resorts, deren Holzkonstruktionen sich in die Landschaft einfügen, ohne sie zu dominieren. Diese zeitgenössischen Bauten respektieren die historische Kontinuität, indem sie lokale Materialien priorisieren und die Insel vor Überbauung schützen.

Bildende Kunst

Die Wurzeln der bildenden Kunst auf São Miguel reichen bis in die Kolonialzeit zurück. Im 15. und 16. Jahrhundert, als die Portugiesen die Azoren besiedelten, brachten sie flämische und portugiesische Künstler mit, die religiöse Werke schufen. Beeindruckende Beispiele finden sich in den Kirchen von Ponta Delgada, der Hauptstadt der Insel. Die Igreja Matriz de São Sebastião beherbergt barocke Altäre mit geschnitzten Holzfiguren und vergoldeten Skulpturen, die von lokalen Handwerkern gefertigt wurden. Ähnlich prächtig ist die Ermida da Mãe de Deus in Fenais da Luz, wo azulejos – traditionelle portugiesische Fliesen – mit biblischen Motiven die Wände zieren. Diese Keramikkunst, oft in Blau-Weiß-Tönen gehalten, ist ein Markenzeichen der azoreanischen Ästhetik und wird bis heute in Werkstätten wie der Cerâmica Vieira in Lagoa produziert, wo Künstler Vasen, Teller und Skulpturen mit Motiven von Walen, Vulkanen und Blumen gestalten.

Im 19. und 20. Jahrhundert entwickelte sich eine eigenständige Künstlerszene. Der Maler und Bildhauer Domingos Rebelo (1891 bis 1975), geboren in São Miguel, gilt als Pionier der modernen azoreanischen Kunst. Seine Werke, die Alltagsszenen, Porträts und Landschaften darstellen, sind im Museu Carlos Machado in Ponta Delgada ausgestellt. Dieses Museum, das älteste der Azoren (gegründet 1876), ist das Herzstück der bildenden Kunst auf der Insel. Es umfasst Sammlungen von Gemälden, Skulpturen und ethnografischen Objekten, darunter Werke von Künstlern wie António Dacosta, der surrealistische Elemente in seine azoreanischen Motive einfließen ließ. Heute dient das Museum auch als Plattform für zeitgenössische Ausstellungen, wo junge Künstler Themen wie Klimawandel, Migration und die Schönheit der Ozeane aufgreifen.

Die zeitgenössische Szene blüht besonders in Ponta Delgada auf. Galerien wie die Galeria Fonseca Macedo zeigen Werke lokaler Talente, die mit Acryl, Öl und digitalen Medien experimentieren. Street Art hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen: Murals in Ribeira Grande oder Furnas thematisieren die vulkanische Aktivität der Insel, etwa mit Darstellungen von Kratern und Lavafeldern. Künstlerkollektive wie die Associação de Artes Visuais dos Açores organisieren Workshops und Biennalen, die internationale Gäste anziehen. Ein Highlight ist das Festival Tremor, das Musik mit visueller Kunst verbindet und Installationen in alten Fabriken oder am Kratersee von Sete Cidades präsentiert.

Neben institutionellen Orten gibt es auf São Miguel etliche private Ateliers. In der Region um Lagoa finden sich Töpfereien, wo die traditionelle Keramik mit modernen Designs fusioniert – denken Sie an Skulpturen, die die endemischen Pflanzen der Azoren nachahmen. In Ribeira Grande beeindruckt das Museu da Horta do Ananás mit künstlerischen Interpretationen der Ananas-Kultivierung, einer ikonenhaften Frucht der Insel. Und in den Bergen von Furnas inspirieren die dampfenden Fumarolen Künstler zu abstrakten Werken, die die rohe Energie der Erde einfangen.

Literatur

Die literarische Tradition der Azoren beginnt im 19. Jahrhundert mit der Romantik und dem Realismus. Einer der bekanntesten Söhne São Miguels ist Antero de Quental (1842 bis 1891), Philosoph und Dichter, der in Ponta Delgada geboren wurde. Seine Sonette und prosaischen Werke, geprägt von existentiellen Fragen und sozialer Kritik, gelten als Meilensteine der portugiesischen Literatur. Beeinflusst von der Inselnatur, thematisierte er in Gedichten wie Odes Modernas die Weite des Meeres und die Isolation. Ein weiterer Gigant ist Natália Correia (1923–1993), obwohl auf São Miguel nicht geboren, eng mit den Azoren verbunden. Ihre feministischen und surrealistischen Texte, darunter Romane wie A Madona und Theaterstücke, feiern die weibliche Kraft und die Mystik der Inseln. Sie gründete in Lissabon den berühmten Bar Bico, doch ihre azoreanischen Wurzeln flossen in Werke ein, die Vulkane als Metaphern für unterdrückte Emotionen nutzen.

Im 20. Jahrhundert blühte die regionale Literatur auf. Vitorino Nemésio (1901 bis 1978), geboren in Praia da Vitória (Terceira), aber eng mit São Miguel verknüpft, schrieb den Klassiker Mau Tempo no Canal (1944), einen Roman über das harte Leben der Fischerfamilien auf den Azoren. Das Buch, das Wetterphänomene und soziale Konflikte verwebt, wurde zur Bibel der azoreanischen Identität und ist in Ponta Delgada allgegenwärtig. Zeitgenössische Autoren wie João de Melo (Gente Feliz com Lágrimas, 1988) oder Cristiane Brum erkunden Migration und Rückkehr – Themen, die durch die Auswanderungswellen nach Nordamerika entstanden. Lokale Verlage wie die Letras Lavadas in Ponta Delgada fördern junge Talente; Anthologien mit Kurzgeschichten über Wale, Teefelder und Geister der Vulkanlandschaften erscheinen regelmäßig.

Das Festival Literário da Ilha Verde in Ribeira Grande oder Lesungen im Arquivo e Biblioteca Pública de Ponta Delgada ziehen Autoren aus Portugal und Brasilien an. Buchläden wie die Livraria SolMar bieten azoreanische Lyrik neben internationalen Bestsellern, und in Cafés wie dem Café Central finden Poetry Slams statt, wo Inselbewohner ihre Geschichten von Nebel und Lava teilen.

Theater

Das Theater auf São Miguel ist eng mit der Literatur und der katholischen Tradition verknüpft. Frühe Formen waren religiöse Autos und Passionsspiele in Kirchen, etwa während der Semana Santa in Ponta Delgada. Im 19. Jahrhundert entstanden profane Bühnen: Das Teatro Micaelense (erbaut 1850, renoviert 201 6), ein prächtiges neoklassizistisches Gebäude in der Hauptstadt, ist das Herz des Theaters. Hier werden Stücke von Gil Vicente bis Camões aufgeführt, oft in azoreanischem Dialekt.

Moderne Theatergruppen wie die Companhia de Teatro de Ponta Delgada oder AJS – Associação de Jovens de São Miguel experimentieren mit zeitgenössischen Inszenierungen. Stücke thematisieren Umweltzerstörung (zum Beispiel Plastik im Ozean) oder die Auswirkungen des Tourismus. Das Festival de Teatro dos Açores (jährlich im Sommer) bringt Ensembles aus allen Inseln zusammen; Open-Air-Aufführungen am Lagoa das Sete Cidades nutzen die dramatische Kulisse von Kratern und Seen. Street Theater in Furnas integriert Fumarolen als Bühnenbild, und Improvisationstruppen wie Os Contadores de Histórias erzählen Legenden von Piraten und Heiligen Quellen.

Natália Correias Stücke werden regelmäßig inszeniert, und lokale Autoren schreiben Dialektkomödien über das Inselleben – von Ananasbauern bis hin zu Whale-Watching-Touristen. Das Teatro Micaelense bietet auch Workshops für Jugendliche, die Themen wie Identität und Klimawandel aufgreifen.

Film

Der Film kam später auf die Insel, doch die atemberaubende Landschaft macht São Miguel zu einem natürlichen Set. Frühe Dokumentarfilme der 1950er Jahre, produziert vom portugiesischen Staat, zeigten Vulkanausbrüche und Fischerleben. International bekannt wurde die Insel durch Hollywood-Produktionen: Teile von The Great Gatsby (2013) oder Naturdokus wie BBCs Planet Earth nutzten die Kraterseen und Teeplantagen.

Lokale Filmemacher blühen auf: Die Azores Film Commission fördert Produktionen, und das Cineclube da Ilha in Ponta Delgada organisiert Screenings. Regisseure wie Miguel Gonçalves Mendes (José e Pilar, 2010) haben azoreanische Wurzeln und drehen über Emigration. Zeitgenössische Werke umfassen Kurzfilme beim Furnas Film Festival, das Themen wie Nachhaltigkeit und Mythologie behandelt – denken Sie an Animationen von Walgeistern oder Drohnenaufnahmen über brodelnde Schlammquellen.

Das Walk&Talk Festival verbindet Street Art mit Film-Installationen, und unabhängige Produktionen wie Ilha dos Amores (2022) erkunden queere Identitäten vor vulkanischer Kulisse. Streaming-Plattformen entdecken die Azoren; Netflix-Dokus über Biodiversität drehen hier. Lokale Kinos wie das Cine SolMar Avenida zeigen arthouse-Filme neben Blockbustern, und Filmworkshops der Universidade dos Açores bilden die nächste Generation aus.

Musik und Tanz

Die musikalische Seele São Miguels schlägt im Folklorismus. Typische Instrumente wie die Viola da Terra (eine gitarrenähnliche Saiteninstrument mit charakteristischem Klang), die Braguinha (eine kleine Ukulele-Variante) und Akkordeons prägen die Lieder. Diese Melodien erzählen von der harten Arbeit der Fischer, der Schönheit der Natur und dem Alltag auf der Insel. Ein Highlight sind die Bailes de Corda, traditionelle Tänze, bei denen Paare in Kreisen oder Reihen tanzen, begleitet von Gesang und perkussiven Elementen. Diese Tänze finden oft bei Romeiros statt – pilgernden Prozessionen während der Fastenzeit, bei denen Männer in weißen Gewändern singend und betend die Insel umrunden. Die Lieder, oft improvisiert und a cappella, handeln von Glaube, Leid und Hoffnung.

Ein zentrales Ereignis, das Musik und Tanz in den Vordergrund rückt, sind die Festas do Espírito Santo. Diese Heiliger-Geist-Feste, die von Mai bis Juni auf der gesamten Insel gefeiert werden, sind farbenprächtige Volksfeste mit Prozessionen, Krönungen einer "Kaiserin" und reichlich Essen. Hier erklingen Chamarritas, lebhafte Rundtänze mit schnellen Schritten und Drehungen, die an quadratische Formationen erinnern und von Viola und Gesang getragen werden. In Orten wie Ribeira Grande oder Ponta Delgada versammeln sich Einheimische und Touristen, um zu tanzen, bis die Nacht hereinbricht. Die Feste ehren den Heiligen Geist und symbolisieren Solidarität – ein Erbe der Siedler aus dem 15. Jahrhundert.

Neben den traditionellen Formen blüht auf São Miguel auch die moderne Musikszene. In Ponta Delgada, der Hauptstadt, gibt es Bars und Clubs, in denen Fado-Variationen (die melancholischen portugiesischen Lieder) mit azoreanischen Twists gemischt werden. Lokale Bands wie die Grupo de Viola da Terra oder Folk-Ensembles treten regelmäßig auf, etwa beim Festival Tremor im Frühling, einem Indie- und Experimental-Musikfestival, das internationale Künstler mit azoreanischen Acts verbindet. Tanz spielt hier eine Rolle in Form von Street-Dance-Workshops oder spontanen Sessions zu elektronischen Beats, die die vulkanische Energie der Insel widerspiegeln.

Beliebt bei Besuchern sind Folklore-Gruppen wie die Rancho Folclórico de São Miguel, die in Dörfern wie Capelas oder Lagoa proben und Aufführungen geben. Viele Hotels und Tourenanbieter organisieren Abende mit Live-Musik und Tanzunterricht. Ebenso gern frequentiert wird der Mercado da Graça in Ponta Delgada, wo Straßenmusiker Viola-Klänge spielen. Das sommerliche Festival de São João in Ribeira Grande bringt Rock, Pop und traditionelle Tänze zusammen.

Kleidung

Die traditionelle Kleidung auf São Miguel ist heute nur noch selten im Alltag zu sehen, spielt jedoch bei kulturellen Veranstaltungen und im regionalen Bewusstsein weiterhin eine wichtige Rolle. Besonders bekannt ist das „Capote e Capelo“, ein dunkler, schwerer Wollumhang mit einer großen, fast skulptural wirkenden Kapuze. Dieses Kleidungsstück wurde früher vor allem von Frauen getragen und bot Schutz vor Wind, Feuchtigkeit und neugierigen Blicken – ein praktisches, aber auch ikonisches Element der azoreanischen Identität. Daneben gehörten lange, plissierte Wollröcke, bestickte Leinenblusen, farbige Schürzen und Kopftücher zur traditionellen Frauenkleidung. Männer trugen hingegen Leinenhemden, Wollwesten, dunkle Hosen und Filzhüte, die oft mit einer Schärpe oder einem Gürtel ergänzt wurden.

Authentische Trachten sind heute nur schwer zu erwerben, da sie meist von Folkloregruppen, Museen oder lokalen Kulturvereinen gepflegt und verwendet werden. Dennoch lassen sich auf São Miguel einige Orte finden, an denen man traditionelle oder traditionell inspirierte Kleidung und Souvenirs erhält. In Ponta Delgada bieten Geschäfte wie die Loja dos Açores oder kleine Kunsthandwerksläden regionale Textilien, handwerkliche Produkte und manchmal auch Repliken historischer Kleidungsstücke an. Moderne Interpretationen, Accessoires oder Kleidungsstücke mit azoreanischen Motiven findet man zudem in Design- und Souvenirshops wie AzoresLovers oder dem Azorean Gift Shop.

Kulinarik und Gastronomie

Die Küche der Insel ist geprägt von einer Mischung aus atlantischer Frische, traditioneller portugiesischer Küche und lokalen Spezialitäten, die durch die geothermische Aktivität der Vulkaninsel bereichert werden.

Frischer Fisch und Meeresfrüchte dominieren die Menüs. Thunfisch (Atum) wird hier in allen Varianten serviert, sei es gegrillt, als Steak oder in der berühmten Caldeirada, einem reichhaltigen Fischeintopf mit Kartoffeln, Tomaten und Gewürzen. Lapas, gegrillte Napfschnecken mit Knoblauchbutter, sind ein klassischer Appetizer, der in fast jeder Taverne zu finden ist. Krabben, Muscheln und Octopus ergänzen das Angebot, oft fangfrisch aus dem Hafen von Ponta Delgada, der Hauptstadt der Insel. Die Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle; viele Fischer halten sich an strenge Quoten, um die Bestände zu schützen.

Doch São Miguel wäre nicht die „Grüne Insel“ ohne ihre landwirtschaftlichen Schätze. Die fruchtbare vulkanische Erde bringt Ananaskulturen hervor, die seit dem 19. Jahrhundert in Gewächshäusern gedeihen – die azoreanischen Ananas sind kleiner, süßer und aromatischer als ihre tropischen Verwandten und werden pur, in Likören oder als Beilage genossen. Ein Highlight ist der Besuch einer Ananasplantage wie der Plantação de Ananás Augusto Arruda in Fajã de Baixo, wo man den gesamten Anbauprozess erleben und frische Früchte probieren kann. Ebenso ikonisch sind die Teeplantagen in Porto Formoso und Gorreana, die einzigen in Europa. Der grüne und schwarze Tee von hier ist mild und blumig; eine Tasse mit Blick auf die Plantagen ist ein Muss.

Das berühmteste Gericht ist zweifellos der Cozido das Furnas, ein Eintopf aus Rindfleisch, Schwein, Huhn, Würsten, Karotten, Kohl und Yamswurzeln, der stundenlang in der heißen Erde der Furnas-Caldera gegart wird. In Restaurants wie dem Tony's in Furnas wird das Essen aus dem Boden geholt und serviert – ein natürlicher Slow-Cooker-Effekt, der die Aromen intensiviert und das Fleisch zart macht. Dieses Ritual ist nicht nur kulinarisch, sondern auch kulturell: Es verbindet die Azoreaner mit ihrer vulkanischen Heimat.

Milchprodukte spielen eine zentrale Rolle, dank der glücklichen Kühe, die auf saftigen Weiden grasen. Der Queijo da Ilha, ein halbharter Kuhmilchkäse von São Miguel, ist mild-nussig und reift bis zu einem Jahr; er trägt das DOP-Siegel und passt perfekt zu frischem Brot oder als Beilage zu Wein. Andere Käsesorten wie der fresco (frisch) oder der curado (gereift) finden sich auf jedem Markt. Süßspeisen runden das Erlebnis ab: Die Bolo Lêvedo, flache, süße Brötchen aus Mosteiro, werden mit Butter oder Marmelade gegessen, während Queijadas da Vila Franca do Campo – kleine Törtchen mit Käse, Eiern und Zucker.

Das Restaurant A Tasca im Herzen von Ponta Delgada verbindet Tradition mit Moderne: Hier gibt es kreative Tapas mit lokalen Zutaten, wie Thunfisch-Tartar oder Ananas-Carpaccio, begleitet von Vinho Verde oder azoreanischen Weinen aus Pico (die oft importiert werden, da São Miguel selbst weniger Weinbau betreibt). Für Fine Dining empfiehlt sich das Alcides, wo Gerichte wie gegrillter Octopus mit Süßkartoffeln serviert werden. Streetfood-Fans finden auf dem Mercado da Graça frisches Obst, Käse und gegrillten Chouriço.

Festkultur

In São Miguel gelten die portugiesischen Feiertage.

  • 1. Januar -  Ano-Novo (Neujahr)
  • 24. Februar -  Entrudo (Faschingsdienstag)
  • Ende März / Anfang April  -  Sexta-feira Santa (Karfreitag)
  • Ende März / Anfang April  -  Páschoa (Ostern)
  • 10. April -  Dia da Autonomia (Tag der Autonomie von 1976)
  • 25. April -  Dia da Liberdade (Tag der Freiheit bei der Nelkenrevolution 1974)
  • 1. Mai -  Dia do Trabalhador (Tag der Arbeit)
  • Ende Mai / Anfang Juni  -  Espirito-Santo (Pfingsten)
  • Anfang Juni -  Corpo Deus (Fronleichnam)
  • 10. Juni -  Camões (Tag des Nationaldichters Camoes)
  • 15. August -  Assunção (Mariä Himmelfahrt)
  • 5. Oktober -  Implantaçäo da Republica (Gründung der Republik 1910)
  • 1. November -  Todos os Santos (Allerheiligen)
  • 1. Dezember -  Restauração (Tag der Unabhängigkeit von Spanien)
  • 8. Dezember -  Imaculada Conceição (Maria Empfängnis)
  • 25. Dezember  -  Dia de Natal (Weihnachten)

Medien

Die Medienvielfalt auf der Insel spiegelt die Mischung aus traditioneller Presse, elektronischen Medien und digitalen Plattformen wider, die sich vor allem auf Themen wie Tourismus, Naturkatastrophen, regionale Politik und Alltagsereignisse konzentrieren. Obwohl die Leserschaft und Zuhörerschaft für Printmedien aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte – rund 140.000 Einwohner auf der Insel – begrenzt ist, haben Online-Nachrichten und soziale Medien in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Verfügbarkeit ist in Städten wie Ponta Delgada, der Hauptstadt, am besten, wo Zeitungen und Magazine in Kiosken oder Supermärkten zu finden sind, während ländliche Gebiete stärker auf Radio und Internet angewiesen sind.

Im Bereich der Printmedien dominieren zwei etablierte Tageszeitungen die Szene: das Diário dos Açores und das Açoriano Oriental. Das Diário dos Açores, gegründet 1873 und mit Sitz in Ponta Delgada, ist eine der ältesten Publikationen der Region und berichtet umfassend über lokale Politik, Wirtschaft, Kultur und Umweltthemen, wie etwa Vulkanausbrüche oder den Einfluss des Tourismus auf die vulkanische Landschaft. Es erscheint täglich und wird von der Gráfica Açoreana verlegt, die auch andere regionale Titel herausgibt. Die Zeitung hat eine Auflage von etwa 5.000 Exemplaren und ist bekannt für ihre konservative Linie, die eng mit den Interessen der Azoren-Autonomie verknüpft ist. Das Açoriano Oriental, seit 1909 im Erscheinen, konzentriert sich ähnlich auf Inselnachrichten, mit einem Fokus auf São Miguel-spezifische Ereignisse wie den Anbau von Ananas oder den Schutz endemischer Pflanzenarten. Beide Blätter sind in den urbanen Zentren leicht erhältlich, doch wie in Foren diskutiert wird, stoßen sie auf eine gewisse Skepsis bei der Leserschaft – viele Azorianer bevorzugen es, sie in Cafés durchzublättern, statt sie zu abonnieren, was auf eine Kultur der mündlichen Informationsaustausch hinweist. Ergänzt werden diese von Wochenzeitungen wie dem Jornal Açores oder Magazinen zu Tourismus und Landwirtschaft, die oft in Kooperation mit der regionalen Turismo de Portugal produziert werden.

Das Fernsehen auf São Miguel wird hauptsächlich durch den öffentlich-rechtlichen Sender RTP (Rádio e Televisão de Portugal) abgedeckt, der ein landesweites Programm mit regionalen Einschüben für die Azoren anbietet. Der Kanal RTP Açores, mit Studios in Ponta Delgada, sendet tägliche Nachrichtenblöcke, Wettervorhersagen und Reportagen zu lokalen Themen wie Starkregenfällen oder Walbeobachtungen vor der Küste. Private Sender wie SIC oder TVI sind über Kabel oder Satellit empfangbar, doch die lokalen Inhalte bleiben begrenzt. Für deutschsprachige Zuschauer, die auf der Insel Urlaub machen oder leben, ist der Satellitenempfang von Hotbird (13° Ost) eine gängige Lösung: Mit einer Antenne unter 100 cm Durchmesser können Sender wie ZDF, Arte oder Deutsche Welle empfangen werden, was besonders in Ferienwohnungen in Vila Franca do Campo oder Furnas nützlich ist. Dokumentationen über die Azoren, etwa in WDR- oder NDR-Produktionen wie "Wunderschön" oder "Länder-Menschen-Abenteuer", werden gelegentlich im portugiesischen TV wiederholt und werfen einen positiven Blick auf die grüne Vulkaninsel.

Radio spielt auf São Miguel eine zentrale Rolle, da es mobil und wetterunabhängig ist – ideal für Autofahrer auf den kurvigen Straßen rund um den Sete Cidades-Krater. Der öffentliche Sender RDP (Rádio e Televisão de Portugal) betreibt mit Antena 1 Açores einen lokalen Kanal, der Nachrichten, Musik und Diskussionen zu Themen wie Fischerei oder erneuerbaren Energien ausstrahlt. Private Stationen wie Radio Altitude oder Azores Radio ergänzen das Angebot mit Popmusik, lokalen Events und Werbung für Thermalbäder in Furnas. Insgesamt gibt es rund ein Dutzend Radiosender, die über FM oder Online-Streams erreichbar sind, darunter auch internationale wie BBC World Service für englischsprachige Inhalte. Die Reichweite ist gut, und in Zeiten von Stürmen oder Lavabedrohungen dienen Sirenen und Radiodurchsagen als primäre Warnsysteme.

In der digitalen Ära haben Online-Plattformen die traditionellen Medien ergänzt und teilweise überholt. Die Websites der genannten Zeitungen bieten aktuelle Artikel, oft mit Fotos von Lavaseen oder Wanderwegen wie dem PR 29 Salto do Cabrito. Portale wie azoren-online.com/news liefern tägliche Updates zu Flugverbindungen, Wetterwarnungen (zum Beispiel Böen bis 120 km/h) und kulturellen Veranstaltungen, während Reddit-Communities (r/azores) englisch- und portugiesischsprachige Diskussionen zu lokalen News hosten. Soziale Medien wie Facebook und Instagram der offiziellen Turismo Açores-Seiten teilen visuelle Inhalte zu São Miguel, von Hortensienhecken bis zu Delfinbeobachtungen. Für eine umfassende Abdeckung empfehlen sich Apps wie die RTP News oder lokale Wetter-Apps, die Echtzeit-Infos zu Flughäfen und Fährverbindungen liefern.

Kommunikation

São Miguel hat die Telefonvorwahl 0(0351)296.

Sport

Wandern ist die populärste Sportart auf São Miguel. Die Insel verfügt über mehr als 80 offizielle Wanderwege („Percursos Pedestres“), die vom regionalen Tourismusverband markiert und gepflegt werden. Beliebte Routen sind der PR 09 SMI – Salto do Cabrito (7 km, mittelschwer) mit Wasserfällen und üppiger Vegetation, der PRC 03 SMI – Lagoa do Fogo (11 km, anspruchsvoll) mit atemberaubendem Blick auf den türkisfarbenen Kratersee, oder der PR 29 SMI – Sete Cidades (12 km), der um den berühmten Zwillingskrater führt. Viele Wege sind auch für Trailrunner geeignet; jährlich findet der Azores Trail Run statt, ein internationales Event mit Distanzen von 10 bis 110 km, das durch Lavafelder, Nebelwälder und Küstenpfade führt. Ausrüstung ist in Sportgeschäften wie „Sport Zone“ in Ponta Delgada oder über Verleihstationen an den Trailheads erhältlich.

Die Nord- und Südküste bieten erstklassige Bedingungen für Wellenreiten. Santa Iria, Ribeira Grande und Mosteiros sind Hotspots für Surfer – besonders im Herbst und Winter, wenn der Nordatlantik hohe Wellen liefert. Surfschulen wie „Azores Surf Center“ oder „Spirit of the Sea“ bieten Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an, inklusive Board- und Neoprenverleih. Auch Bodyboarding und Stand-up-Paddling (SUP) sind weit verbreitet, etwa auf der ruhigen Lagune von Lagoa das Sete Cidades.

Die Gewässer um São Miguel sind klar, artenreich und vulkanisch geprägt. Tauchbasen wie „Azores Sub Dive Center“ in Ponta Delgada organisieren Ausfahrten zu Wracks (zum Beispiel das versenkte Schiff Dori), Unterwasserhöhlen und Riffen mit Mantarochen, Zackenbarschen und gelegentlichen Haien. Die Sichtweite beträgt oft nur 20 bis 30 Meter. Canyoning erfreut sich wachsender Beliebtheit – besonders in der Ribeira dos Caldeirões (Nordostküste) oder im Parque Natural da Ribeira Grande, wo man durch Schluchten abseilt, in natürliche Pools springt und Wasserfälle hinunterrutscht.

São Miguel ist ein Geheimtipp für Rennradfahrer und Mountainbiker. Die kurvigen, gut asphaltierten Straßen mit wenig Verkehr eignen sich hervorragend für Touren – etwa die 80 km lange Rundfahrt um die Insel oder die Steigung hinauf zum Pico da Barrosa (947 m). Mountainbike-Strecken führen durch den Parque Florestal da Cancela do Pico oder entlang alter Lavafelder. Verleihstationen gibt es in Ponta Delgada und Ribeira Grande; geführte Touren werden von „Azores Bike Tours“ angeboten.

Golf

Für Golfer gibt es zwei 18-Loch-Plätze: den Furnas Golf Course (par 72, eingebettet in Thermalquellen und Rhododendren) und den Batalha Golf Course nahe Ponta Delgada mit Blick auf den Atlantik. Beide sind international anerkannt und ganzjährig bespielbar. Reiten ist eine weitere Möglichkeit, die Insel zu erkunden – Ställe wie „Quinta da Terça“ bieten Ausritte durch Teeplantagen und entlang der Küste. In den Thermalbädern von Furnas oder Caldeira Velha kann man nach dem Sport in heißem, mineralhaltigem Wasser entspannen – eine Art „aktive Erholung“.

Fußball

Fußball ist die beliebteste Mannschaftssportart. Vereine wie CD Santa Clara (Ponta Delgada) oder CD Operário (Lagoa) spielen in der portugiesischen Liga. Heimspiele finden im Estádio de São Miguel statt und ziehen viele Einheimische an. Auch Volleyball, Basketball und Futsal sind in Hallen und auf öffentlichen Plätzen verbreitet. Jährliche Events wie der Triathlon São Miguel (Olympische Distanz) oder der São Miguel Ultra Marathon ziehen internationale Athleten an.

Persönlichkeiten

Die wichtigsten auf São Miguel geborenen Persönlichkeiten sind:

  • Gaspar Frutuoso (1522 bis 1591), geistlicher Historiker
  • José do Canto (1820 bis 1898), landwirtschaftlicher Unternehmer und Botaniker, bedeutender Buchsammler insbesondere von Camões-Werken
  • Ernesto do Canto (1831 bis 1900), Historiker, Bibliothekar und Politiker
  • Antero de Quental (1842 bis 1891), Schriftsteller und Sozialreformer
  • Teófilo Braga (1843 bis 1924), Literat und Politiker, zweimaliger Staatspräsident
  • Ernesto Rodolfo Hintze Ribeiro (1849 bis 1907), Politiker
  • Roberto Ivens (1850 bis 1898), Offizier und Afrikaforscher
  • Alfredo Bensaúde (1856 bis 1941), Mineraloge
  • Joaquim Bensaúde (1859 bis 1952), Ingenieur und Historiker
  • Maurício Bensaude (1863 bis 1912), Opernsänger, international bekannt gewordener Bariton
  • Raoul Bensaude (1866 bis 1938), bedeutender Mediziner in Frankreich
  • Filomeno da Câmara de Melo Cabral (1873 bis 1934), Militär, Politiker und Kolonialverwalter, Gouverneur von Portugiesisch-Timor
  • Francisco Luís Tavares (1886 bis 1968), Unternehmer, Journalist, Jurist und Politiker
  • Ernesto Canto da Maia (1890 bis 1981), modernistischer Bildhauer
  • Rui Galvão de Carvalho (1903 bis 1991), Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Hochschullehrer
  • Eurico Tomás de Lima (1908 bis 1989), Komponist und Pianist
  • Humberto Sousa Medeiros (1915 bis 1983), Erzbischof von Boston
  • Manuel Eugénio Machado Macedo (1922 bis 2000), Chirurg, 1990 bis 1992 Präsident des Weltärztebundes
  • Natália Correia (1923 bis 1993), Schriftstellerin, Intellektuelle und Politikerin
  • Carlos Alberto Medeiros (* 1942), Geograf
  • José Medeiros Ferreira (* 1942), Politiker und Hochschullehrer, Außenminister der ersten Regierung Soares
  • Mota Amaral (* 1943), Politiker
  • Jaime Gama (* 1947), Politiker, Mitbegründer des Partido Socialista, mehrmaliger Minister
  • Berta Cabral (* 1952), Politikerin
  • José Eduardo Moniz (* 1952), Fernsehjournalist, Produzent und Manager
  • Carlos César (* 1956), Journalist und sozialistischer Politiker
  • Rosa Coutinho Cabral (* 1956), Regisseur
  • João Aguiar Machado (* 1959), Ökonom, seit 2014 Generaldirektor für Mobilität und Verkehr der EU
  • André Bradford (1970 bis 2019), Politiker (PS), EU-Abgeordneter
  • Pauleta (* 1973), Fußballspieler
  • Sofia Ribeiro (* 1976), Politikerin
  • Nuno Sociedade (* 1978), Fußballspieler

Fremdenverkehr

Sao Miguel, die größte Insel der Azoren, zählt zu den vielfältigsten und beliebtesten Reisezielen des Archipels. Der Tourismus ist hier stark von der einzigartigen Natur geprägt, die Besucher mit tiefgrünen Vulkanlandschaften, Kraterseen, heißen Quellen und spektakulären Küstenabschnitten anzieht. Besonders bekannt ist die Insel für den Lagoa das Sete Cidades, einen imposanten Doppelkratersee, sowie für das geothermische Gebiet von Furnas, wo heiße Quellen, Fumarolen und der traditionelle „Cozido“ – ein in Erddampf gegartes Eintopfgericht – ein unverwechselbares Erlebnis bieten.

Aktive Reisende finden auf Sao Miguel ein breites Angebot an Outdoor-Aktivitäten: Wandern entlang der Steilküsten, Canyoning in grünen Schluchten, Wal- und Delfinbeobachtungen sowie Surfen und Tauchen gehören zu den beliebtesten Unternehmungen. Gleichzeitig laden die ruhigen Dörfer, Teeplantagen wie die Gorreana, und idyllische Aussichtspunkte – die sogenannten „Miradouros“ – zum Entspannen ein.

In den letzten Jahren hat die Insel zunehmend in nachhaltigen Tourismus investiert. Viele Unterkünfte setzen auf ökologische Konzepte, und Schutzgebiete sollen die empfindlichen Ökosysteme bewahren. Sao Miguels Tourismus zeichnet sich damit durch eine Balance zwischen Naturerleben und Umweltbewusstsein aus und bietet Reisenden ein ursprüngliches, authentisches und gleichzeitig komfortables Urlaubserlebnis.

Literatur

Reiseberichte

Videos

Atlas

Reiseangebote

Studiosus-Reisen - Azoren = https://www.studiosus.com/reise/portugal/1019-azoren-gruene-inseln-im-atlantik-fluganreise

Studienreisen - São Miguel = https://at.studienreisen.de/studienreise_290705.html

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