Helgoland: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Insularium
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 30: Zeile 30:
* japanisch:  ヘルゴラント [Herugorantu]
* japanisch:  ヘルゴラント [Herugorantu]
* kambodschanisch:  ហែលហ្គូឡែន [Haelgoulen]
* kambodschanisch:  ហែលហ្គូឡែន [Haelgoulen]
* kanaresisch:  ಹೆಲ್ಗೊಲ್ಯಾಂಡ್ [Helgolyāṇḍ]
* kasachisch:  Хелголанд [Helgoland]
* kasachisch:  Хелголанд [Helgoland]
* katalanbisch: Heligoland
* katalanbisch: Heligoland
Zeile 40: Zeile 41:
* maldivisch:  ހެލްގޯލާންޑް [Helgoland]
* maldivisch:  ހެލްގޯލާންޑް [Helgoland]
* okzitanisch: Heligoland
* okzitanisch: Heligoland
* pandschabisch:  ਹੈਲਗੋਲੈਂਡ [Hailgolaiṇḍ]
* paschtunisch:  هیلګولنډ [Hilgolanḍ]
* persisch:  هلگولند [Helgoland]
* persisch:  هلگولند [Helgoland]
* portugiesisch: Heligolândia
* portugiesisch: Heligolândia
Zeile 48: Zeile 51:
* singalesisch:  හෙල්ගෝලන්ඩ් [Helgoland]
* singalesisch:  හෙල්ගෝලන්ඩ් [Helgoland]
* tamilisch:  ஹெல்கொலாந்து [Helkolāntu]
* tamilisch:  ஹெல்கொலாந்து [Helkolāntu]
* telugu:  హెల్గోలాండ్ [Helgōlāṇḍ]
* thai:  เฮลโกลันด์ [Helgoland]
* thai:  เฮลโกลันด์ [Helgoland]
* tibetisch:  ཧེལ་གོ་ལནྡ་ [Hel-go-land]
* ukrainisch:  Хелголанд [Helgoland]
* ukrainisch:  Хелголанд [Helgoland]
* urdu:  ہیلگولینڈ [Helgoland]
* urdu:  ہیلگولینڈ [Helgoland]
Zeile 169: Zeile 174:
'''Pflanzen-und Tierarten:'''       
'''Pflanzen-und Tierarten:'''       


'''''Flora'''''
'''Flora'''


* Blütenpflanzen  300
* Blütenpflanzen  300


'''''Fauna'''''
'''Fauna'''


* Vögel  200
* Vögel  200
Zeile 195: Zeile 200:
| colspan="14" |'''Klimadaten für Helgoland''' (Unterland, 4 m, Temperatur  und Niederschlag 1961 bis 1990, ansonsten 1991 bis 2020)
| colspan="14" |'''Klimadaten für Helgoland''' (Unterland, 4 m, Temperatur  und Niederschlag 1961 bis 1990, ansonsten 1991 bis 2020)
|-
|-
|'''Monat'''
|
|'''Jan'''  
|'''Jan'''  
|'''Feb'''  
|'''Feb'''  
Zeile 223: Zeile 228:
|7,5
|7,5
|4,7
|4,7
|9,1
|'''9,1'''
|-
|-
|'''Niederschlag mm'''
|'''Niederschlag mm'''
Zeile 238: Zeile 243:
|63
|63
|55
|55
|705
|'''705'''
|-
|-
|'''Niederschlagstage über 0,1 mm'''
|'''Niederschlagstage über 0,1 mm'''
Zeile 253: Zeile 258:
|13
|13
|14
|14
|129
|'''129'''
|-
|-
|'''Luftfeuchtigkeit %'''
|'''Luftfeuchtigkeit %'''
Zeile 268: Zeile 273:
|84
|84
|86
|86
|83,6
|'''83,6'''
|-
|-
|'''Tägliche Sonnenstunden'''
|'''Tägliche Sonnenstunden'''
Zeile 283: Zeile 288:
|1,3
|1,3
|1,4
|1,4
|5,1
|'''5,1'''
|-
|-
|'''Meerestemperatur °C'''  
|'''Meerestemperatur °C'''  
Zeile 298: Zeile 303:
|11,6
|11,6
|8,1
|8,1
|11,4
|'''11,4'''
|-
|-
|'''Ultraviolettindex'''
|'''Ultraviolettindex'''
Zeile 313: Zeile 318:
|1  
|1  
|0  
|0  
|3  
|'''3'''
|}
|}


Zeile 319: Zeile 324:
Helgoland ist Schauplatz vieler Sagen und Mythen. Vielleicht wurde Helgoland schon um die Zeitenwende von römischen Galeeren umrundet. Es gibt wohl keinen anderen Ort in Deutschland, der eine solche  Geschichte vorweisen kann. Jahrhunderte hindurch Schicksalsinsel mit schnell wechselnden Eroberern und Besitzern. Auch zwei Weltkriege, indem die Insel zerbombt und nach Kriegsende durch eine große Sprengung erschüttert wurde, konnten Sie nicht von den Seekarten verschwinden lassen. Aus Fischern wurden Lotsen und aus Seeleuten Rettungsmänner. Die Nachfahren der Schmuggler schippern nun die Gäste auf Ihre Insel.
Helgoland ist Schauplatz vieler Sagen und Mythen. Vielleicht wurde Helgoland schon um die Zeitenwende von römischen Galeeren umrundet. Es gibt wohl keinen anderen Ort in Deutschland, der eine solche  Geschichte vorweisen kann. Jahrhunderte hindurch Schicksalsinsel mit schnell wechselnden Eroberern und Besitzern. Auch zwei Weltkriege, indem die Insel zerbombt und nach Kriegsende durch eine große Sprengung erschüttert wurde, konnten Sie nicht von den Seekarten verschwinden lassen. Aus Fischern wurden Lotsen und aus Seeleuten Rettungsmänner. Die Nachfahren der Schmuggler schippern nun die Gäste auf Ihre Insel.


== '''Geschichte''' ==
Der alte friesische Name Fositesland – das Land des Gottes Fosite – verrät, dass die Insel lange vor dem Christentum als heilig galt. Die Germanen der Sachsen- und Friesenzeit sahen in ihr den Sitz eines mächtigen Gottes, der zwischen Odin und Tyr stand: Fosite (altnordisch Forseti), der Gott des Rechts, der Versammlung und des Friedens. In seiner Halle Glitnir, die mit Gold und Silber strahlte, sprach er gerechte Urteile, die nie gebrochen werden durften. Wer auf Helgoland schwor, schwor vor Fosite selbst; ein Eidbruch zog nach altem Glauben sofortigen Tod durch Ertrinken oder Sturz von den Klippen nach sich.
In der nacheiszeitlichen Warmzeit, der Mittelsteinzeit, war Helgoland, wie der gesamte Nordseeraum, besiedelt und Bestandteil des europäischen Festlands. Steinzeitliche Werkzeuge und Hügelgräber auf dem Oberland belegen die Besiedlung. Zum Beginn der Jungsteinzeit war Helgoland noch mit dem Festland verbunden. Um die Mitte des -5. Jahrtausends wurde die Landverbindung überflutet. Der Meeresspiegelanstieg erfolgte nicht plötzlich, sondern sukzessiv; dabei entstanden in der südlichen Nordsee eine Vielzahl von großen und kleinen Inseln, die untereinander, aber auch vom Festland, gut erreichbar waren. Die meisten dieser Inseln sind bei weiter steigendem Meeresspiegel und Sturmfluten untergegangen.


=== '''Antike''' ===
Die Insel war damals deutlich größer – fast hundertmal so groß wie heute – und bildete mit der benachbarten Düne und einem weiten flachen Landstreifen eine heilige Dreifaltigkeit. Hier stand, so erzählt die Legende, der größte heilige Hain Nordwesteuropas, ein gewaltiger Eichenhain, in dem neun Quellen sprudelten. In diesen Quellen wurde bis ins 8. Jahrhundert das berühmte „Fosite-Wasser“ geschöpft, das bei Gerichtsverhandlungen und Ordalen verwendet wurde. Wer log, während er davon trank, wurde sofort vom Gott gestraft. Karl der Große ließ 785 den Hain fällen und die Quellen zuschütten, um das Christentum durchzusetzen – doch die Erinnerung an die Heiligkeit blieb.
Aus der Antike sind uns nur wenige Nachrichten über Nordeuropa überliefert worden. Aber in der Naturgeschichte Plinius des Älteren wird mehrfach der heute nicht mehr erhaltene Reisebericht des Pytheas von Massilia (-325) zitiert. In einer Textstelle ist al,ler Wahrscheinblichkeit nach von Helgoland die Rede: „Pytheas gibt an, ein germanisches Volk, die Guionen, wohne an einer Versumpfung des Ozeans, … eine Tagesreise von da liege die Insel Abalus; dorthin werde der Bernstein im Frühling von den Wellen getrieben und sei eigentlich eine geronnene Ausscheidung der See; die Anwohner gebrauchten ihn statt Holz zum Feuer und verkauften ihn an die benachbarten Teutonen. Timaeus stimmt ihm darin bei, nennt aber die Insel Basileia.


=== '''Mittelalter''' ===
Aus der nordischen Mythologie ragt eine zweite, noch mächtigere Geschichte: Helgoland als letzte sichtbare Spitze des versunkenen '''Atlantis des Nordens''', manchmal Lybien oder Basileia genannt. In der Edda und in mittelalterlichen Chroniken wird erzählt, dass hier einst das goldene Zeitalter der Germanen war, bis ein gewaltiges Seebeben das Land in einer einzigen Nacht und einem Tag in die Tiefe riss. Nur der höchste Felsen blieb stehen – das heutige Helgoland – als Mahnmal und letzte Zuflucht der alten Götter. Noch heute sprechen die Helgoländer davon, dass an stürmischen Tagen die Glocken der versunkenen Stadt unter Wasser läuten.
Im 7. Jahrhundert siedelten sich Friesen auf Helgoland an. Aus dem Jahr 700 gab es einen Bericht über einen Aufenthalt des Friesenherrschers Radbod auf Helgoland in der Heiligenlegende des Bischofs Willibrord von Utrecht, in der er über die friesische Gottheit Fosite berichtet. Willibrord versuchte zwischen 690 und 714 vergeblich, die Helgoländer Friesen zu missionieren.


Die Christianisierung gelang erst hundert Jahre später durch Bischof Liudger von Münster, der alle Heiligtümer Fosites vernichten ließ und den Helgoländer Häuptlingssohn Landicius zum Priester weihte. Damit fanden auch die anderen Insulaner zum Christentum. So wurde Helgoland früher als angrenzende Regionen missioniert. Kunde vom frühmittelalterlichen Heiligland gibt auch Adam von Bremen in seinen ''res gestae'' (Tatenbericht) aus dem Jahre 1076.
Eine dritte Schicht bildet die christliche Überformung: Der heilige St. Nikolaus, Schutzpatron der Seefahrer, soll auf der Flucht vor Verfolgung auf dem Felsen gelandet sein. Die Legende erzählt, dass er mit seinem Stab auf den roten Stein schlug und eine Süßwasserquelle entsprang – die „Nikolaus-Quelle“, die bis heute existiert. Im Mittelalter wurde die Insel deshalb zur Pilgerstätte. Mönche bauten eine kleine Kapelle, und noch 1590 wurde Helgoland als „das heilige Land“ bezeichnet.


Häufig wird Helgoland auch mit der Piraterie in Verbindung gebracht. Es ist anzunehmen, dass Klaus Störtebeker und die Likedeeler die Insel als Stützpunkt nutzten, bis ein Hamburger Flottenverband 1401 in einer Seeschlacht in der Nähe von Helgoland Störtebeker gefangen nehmen konnte. Ob dieser die Insel je betreten hat, ist jedoch nicht belegt.
Besonders düster ist der Mythos der '''Lange Anna''', des 47 Meter hohen Brandungspfeilers. In einer Sage war sie einst eine Riesin namens Anna, die ihre Kinder vor einem Drachen retten wollte, der aus der Tiefe kam. Sie stellte sich schützend vor sie, doch der Drache versteinte sie mit seinem Atem. Seitdem steht sie als Wächterin im Meer – und wer genau hinsieht, meint noch heute ihr Gesicht im roten Fels zu erkennen.


=== '''Schleswigsche Herrschaftszeit''' ===
Die See selbst ist voller Geschichten: Von den Hüllen, den Seelen ertrunkener Fischer, die in stürmischen Nächten als weiße Gestalten über die Klippen huschen; von der '''Weißen Frau''' auf der Düne, einer Prinzessin, die auf ihren Geliebten wartet, der nie zurückkehrte; und von den '''Unnerersken''', unterirdischen Zwergen, die in den Höhlen der Insel wohnen und nur nachts ans Licht kommen. Selbst die rote Farbe des Buntsandsteins wurde mythisch gedeutet: Sie stamme vom Blut der Götter, die hier einst gegen Riesen kämpften, oder vom Blut der ersten Christen, die von den heidnischen Friesen geopfert wurden.
Wie das übrige Nordfriesland stand Helgoland im 12. und 13. Jahrhundert unter der dänischen Krone und galt ab dem 14. Jahrhundert als Teil des Herzogtums Schleswig. Bei der Landesteilung von 1544 wurde Helgoland zunächst übersehen, dann aber per Losentscheid dem Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf zugesprochen. Bis 1713/21 gehörte die Insel zu den gottorfschen Anteilen im Herzogtum Schleswig. Es hatte den Status einer Landschaft mit einem hohen Grad an Selbstverwaltung.


1720 zerstörte eine Sturmflut den Woal, die Landzunge zwischen dem roten Buntsandsteinfelsen der Hauptinsel und dem östlich gelegenen Witte Kliff, einem Kalkfelsen, dessen Abtragung durch die Nordsee aufgrund des dort bis ins 17. Jahrhundert betriebenen Steinbruchs beschleunigt wurde. Über den verbliebenen Klippen bildete sich die für den heutigen Badebetrieb wichtige Düneninsel.
== '''Geschichte''' ==
Helgoland war seit der Jungsteinzeit besiedelt, gehörte im Mittelalter den Friesen und wechselte später mehrmals den Herrscher: vom Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf über Dänemark bis zur britischen Kolonie ab 1807, die 1890 im Tausch gegen Kolonien an Deutschland übergeben wurde. Seitdem diente die Insel als Seefestung im Zweiten Weltkrieg, wurde 1945 von britischen Truppen gesprengt und 1952 an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben, wo sie heute als Nordseeheilbad und Vogelschutzgebiet bekannt ist.


Als das Teilherzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf nach dem Großen Nordischen Krieg 1713 und endgültig 1721 auf seine holsteinischen Landesteile reduziert wurde und auf die schleswigschen Besitzungen verzichten musste, wurde Helgoland Bestandteil eines weitgehend einheitlichen Herzogtums Schleswig unter der dänischen Krone. Während der Kontinentalsperre – 1806 von Napoleon gegen das Vereinigte Königreich verfügt – entwickelte sich Helgoland zu einem lebhaften Schmuggelplatz.
=== '''Mesolithikum''' ===
In der nacheiszeitlichen Warmzeit, der Mittelsteinzeit, war Helgoland, wie der gesamte Nordseeraum, besiedelt und Bestandteil des europäischen Festlands. Steinzeitliche Werkzeuge und Hügelgräber auf dem Oberland belegen die Besiedlung. Zum Beginn der Jungsteinzeit war Helgoland noch mit dem Festland verbunden, um die Mitte des -5. Jahrtausends wurde die Landverbindung jedoch überflutet. Der Meeresspiegelanstieg erfolgte nicht plötzlich, sondern sukzessiv; dabei entstanden in der südlichen Nordsee eine Vielzahl von großen und kleinen Inseln, die untereinander, aber auch vom Festland, gut erreichbar waren. Die meisten dieser Inseln sind bei weiter steigendem Meeresspiegel und Sturmfluten untergegangen.


=== '''Britische Herrschaftszeit''' ===
=== '''Antike''' ===
1807 besetzten britische Truppen die Insel und gliederten sie als Kolonie in das Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland ein. Im Frieden von Kiel 1814 verblieb Helgoland bei den Briten. Charles Hamilton (RN) wurde bis 1817 Gouverneur.  
Der griechische Seefahrer und Geograf Pytheas aus der phokäischen Kolonie Massilia (Marseille) unternahm um -325 eine legendäre Nordlandfahrt, die ihn vermutlich bis nach Britannien, an die Shetland-Inseln und möglicherweise sogar bis Island führte. Sein Originalwerk ''Über den Ozean'' ist verloren, doch es wurde von späteren antiken Autoren häufig zitiert.


Das Seebad Helgoland wurde 1826 von ''J.A. Siemens'' gegründet. Es kamen viele Schriftsteller und Intellektuelle auf die Insel. Der Verleger Julius Campe machte regelmäßig auf der Insel Sommerurlaub. Heinrich Heine rühmte die Insel; wichtig war auch Ludolf Wienbargs Helgolandbuch. Der Dichter Hoffmann von Fallersleben dichtete während eines Ferienaufenthalts auf Helgoland am 26. August 1841 das Lied der Deutschen auf die von Joseph Haydn 1797 komponierte Hymne für den römisch-deutschen Kaiser. In der Helgoländer Urschrift gab es eine Variante zur dritten Strophe: ''Stoßet an und ruft einstimmig: Hoch das deutsche Vaterland!'', zurückgehend auf ein überliefertes ''fröhliches Besäufnis''.
Der römische Gelehrte Plinius der Ältere überliefert in seiner ''Naturalis historia'' (Buch 37, 35–36), geschrieben 77, eine Stelle aus Pytheas’ Bericht, die seit dem 19. Jahrhundert fast einhellig auf Helgoland bezogen wird. „Pytheas sagt, daß das Volk der Guionen (Guttonen), Germanen, an einer Bucht des Ozeans namens Metuonis wohne, die einen Umfang von 6000 Stadien habe; von dort sei es eine Tagesreise zur Insel Abalus. Dorthin werde im Frühjahr der Bernstein von den Wellen angetrieben; er sei eine Ausscheidung des erstarrten Meeres. Die Bewohner verwendeten ihn anstelle von Holz zum Feuern und verkauften ihn an die benachbarten Teutonen. Timaeus glaubt dasselbe, nennt die Insel aber Basileia.“ Warum diese Stelle auf Helgoland zutrifft: „Eine Tagesreise“ (150 bis 200 Stadien sind etwa 30 bis 40 km) von der nordfriesischen oder emsländischen Küste entfernt entspricht exakt der Entfernung Helgolands von der Elb- bzw. Eidermündung. Helgoland lag direkt an der prähistorischen Bernsteinroute. Der an der südwestlichen Nordsee gefundene Bernstein stammt überwiegend aus der Ostsee und wurde durch Meeresströmungen und Stürme westwärts bis vor die deutsche Küste getrieben. Besonders im Frühjahr nach Winterstürmen spülte die Nordsee große Mengen Bernstein an die Strände – ein Phänomen, das noch bis ins 19. Jahrhundert beobachtet wurde. Auf der baumlosen Insel war Bernstein tatsächlich ein willkommener Brennstoff. Archäologische Funde zeigen, dass vorgeschichtliche Bewohner Bernstein in großen Mengen sammelten und verbrannten – ein Brauch, der auf dem Festland unbekannt war.''Abalus'' wird oft mit altnordisch ''aball'' „Apfel“ oder „runder Gegenstand“ in Verbindung gebracht – eine mögliche Anspielung auf die runde Form des damaligen Helgolands (das aus Hauptinsel und Düne bestand).''Basileia'' („die königliche“) könnte eine griechische Übersetzung oder Fehlhörung des einheimischen Namens ''Heiligland'' oder ''Fositesland'' sein, der bereits damals existiert haben könnte. Das von Pytheas genannte Volk der Guionen bzw. Guttonen wird meist mit den Teutonen oder einem frühen germanischen Stamm an der Nordseeküste gleichgesetzt. Es handelt sich vermutlich um Kimbern, Teutonen oder Chauken, die zur Zeit des Pytheas in diesem Raum lebten.


Früher Höhepunkt der Popularität der Insel als Reiseziel waren die 1850er Jahre. 1864 fand vor Helgoland ein Seegefecht zwischen Österreich und Dänemark statt. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 tauchte eine französische Flotte vor der Elb- und Wesermündung auf und forderte von den Helgoländern, Lotsen für Operationen gegen den Bund der Deutschen zu stellen. Sie lehnten mit dem Bekenntnis ab, ihr Herz schlage für Deutschland.  
Außer dieser einen Stelle gibt es keine gesicherte Nennung Helgolands in der antiken Literatur. Ptolemäus (2. Jahrhundert) verzeichnet in seiner ''Geographia'' mehrere Inseln vor der germanischen Küste, darunter die „Alokiai“ oder „Saxemburg“, doch die Zuordnung ist unsicher. Die römischen Flotten, die unter Drusus und Tiberius -12 bis 5 die Nordsee befuhren, kamen zwar bis zur Elbmündung, berichten aber nichts von einer markanten roten Felseninsel weiter draußen.


=== '''Deutsches Kaiserreich''' ===
=== '''Frühmittelalter''' ===
1890 ging Helgoland im Helgoland-Sansibar-Vertrag vom Vereinigten Königreich an das Deutsche Reich (und dort an das Königreich Preußen) über. Durch den umgangssprachlichen Namen des Vertragswerks wird oft fälschlicherweise ein Tausch von Sansibar gegen Helgoland angenommen. Kritiker sprachen von „Knopf gegen Hose“, womit man die Meinung ausdrückte, dass nicht nur die Größe, sondern auch die Fruchtbarkeit beider Inseln sehr verschieden ist. Auch im fernen Österreich stimmte man in den deutschen Willkommensgruß ein: Anton Bruckner komponierte im Jahre 1893 Helgoland für Männerchor und Orchester auf einen Text von August Silberstein.
Bereits im 7. Jahrhundert siedelten Friesen auf Helgoland. Die Insel trug damals vermutlich den Namen ''Fositesland'' oder ''Heiligland'' – eine Bezeichnung, die auf den friesischen Gott Fosite (oder Forseti) zurückgeht, der in der nordischen Mythologie als Gott der Gerechtigkeit und Versammlung verehrt wurde. Helgoland galt den Friesen als heiliger Ort, an dem bestimmte Tabus galten: So durften nach späterer Überlieferung weder Waffen getragen noch Wasser aus dem heiligen Quell in anderer als kniender Haltung geschöpft werden.


Die Helgoländer selbst wurden nicht nach ihrer Meinung gefragt. Schon bald änderten sich ihre Lebensverhältnisse, da immer größere Teile ihrer Insel zu einer Seefestung ausgebaut wurden. Kaiser Wilhelm II. ließ Helgoland, das nahe der Mündung des damals neuerstellten, wirtschaftlich und strategisch wichtigen Kaiser-Wilhelm-Kanals (heute Nord-Ostsee-Kanal) liegt, zu einem Marinestützpunkt ausbauen.
Die älteste schriftliche Erwähnung der Insel findet sich in der Heiligenlegende des angelsächsischen Missionars Willibrord, verfasst von Alkuin um das Jahr 800. Darin wird berichtet, dass der Friesenherrscher Radbod († 719) im Jahr 700 auf Helgoland weilte. Willibrord selbst landete zwischen 690 und 714 auf der Insel, um die heidnischen Friesen zu christianisieren. Seine Mission scheiterte jedoch kläglich: Die Insulaner hielten an ihrem Fosite-Kult fest, und Willibrord musste unverrichteter Dinge wieder abziehen, nachdem er einige heilige Tiere getötet und aus dem verbotenen Quell getrunken hatte – Taten, die von den Friesen als schwere Sakrilegien betrachtet wurden.


=== '''Weltkriegsära''' ===
Erst etwa ein Jahrhundert später, unter Bischof Liudger von Münster († 809), gelang die endgültige Christianisierung. Liudger ließ sämtliche Heiligtümer Fosites zerstören und weihte den Sohn des Helgoländer Häuptlings, einen Mann namens Landicius, zum Priester. Mit dieser symbolischen Geste – der Häuptlingssohn wurde selbst zum Vertreter des neuen Glaubens – fanden auch die übrigen Bewohner zum Christentum. Bemerkenswert ist, dass Helgoland damit früher christianisiert wurde als große Teile des angrenzenden festländischen Frieslands, das teilweise bis ins 9. und 10. Jahrhundert heidnisch blieb.
In den Gewässern Helgolands fanden während des Ersten Weltkrieges 1914 das erste Seegefecht bei Helgoland und 1917 das zweite Seegefecht bei Helgoland statt. Die Bevölkerung wurde kurz nach Kriegsausbruch evakuiert und konnte erst 1918 wieder zurückkehren. Die militärischen Anlagen wurden zurückgebaut, aber nicht zerstört und ab 1935 von den Nationalsozialisten erneut ausgebaut.


Eine militärische Funktion hatte die Seefestung Helgoland auch noch im Zweiten Weltkrieg, obwohl das Projekt Hummerschere, durch welches ab 1938 ein riesiger Marinehafen entstehen sollte, 1941 abgebrochen wurde. Vollendet und einsatzfähig waren der U-Boot-Bunker ''Nordsee III'' im Südhafen (ab Januar 1942, jedoch nur bis März 1942 durch U-Boote benutzt; Position: 54° 10′ 36″ N, 7° 53′ 38″ O), Marineartillerie-Batterien (größtes Kaliber 30,5 cm), ein Luftschutzbunker-System mit umfangreichen Bunkerstollen  und der Flugplatz mit der Luftwaffen-Jagdstaffel Helgoland (April–Oktober 1943). Unklar sind Art, Größe und Zweck des Komplexes im Süden der Insel, der den größten Sprengungskrater von mehr als 100 Metern Durchmesser hinterlassen hat.
Die Erinnerung an den einstigen heiligen Charakter der Insel lebte jedoch fort. Noch der Hamburger Erzbischof Adam von Bremen erwähnt Helgoland in seiner um 1076 verfassten ''Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum'' als „insula sancta“, die einst den heidnischen Göttern geweiht gewesen sei, nun aber dem wahren Gott diene.


Die Insel wurde im Zweiten Weltkrieg zunächst kaum bombardiert, was die geringe militärische Bedeutung zeigt, die vor allem die Briten ihr noch beimaßen. Durch die Entwicklung der Luftwaffe hatten Inseln ihre strategische Bedeutung weitgehend verloren. Der auf der Düne errichtete Flugplatz war für eine ernsthafte Kriegsnutzung zu klein und verwundbar. Die zur Abwehr alliierter Bombenangriffe zeitweise eingesetzte ''Jagdstaffel Helgoland'' war mit einer seltenen, ursprünglich für den Einsatz von Flugzeugträgern aus konzipierten Version des Jagdflugzeugs Messerschmitt Bf 109 ausgerüstet.
=== '''Hoch- und Spätmittelalter''' ===
Vom 9. bis zum 13. Jahrhundert bleibt Helgoland quellenmäßig weitgehend im Dunkeln. Verwaltungstechnisch gehörte die Insel vermutlich zum friesischen Gau Emsgau bzw. später zum Herzogtum Sachsen. Politisch spielte sie keine eigenständige Rolle; sie war zu klein und zu abgelegen. Dennoch blieb sie bewohnt – archäologische Funde (Keramik, Eisengeräte) belegen eine kontinuierliche Besiedlung.


Kurz vor dem Kriegsende 1945, als die Briten schon vor Bremen standen, versuchten fünfzehn Helgoländer, darunter Erich Friedrichs, mit den Briten Kontakt aufzunehmen, um den erwarteten Angriff und damit die Zerstörung ihrer Heimat abzuwenden. Sie wurden jedoch verraten und am 18. April von der Gestapo verhaftet. Sieben von ihnen wurden am 21. April 1945 in Cuxhaven erschossen.
Erst im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert taucht Helgoland wieder deutlich in den Quellen auf, nun im Zusammenhang mit der norddeutschen Seeräuberei.


Nach einem verheerenden Bombardement der britischen Luftwaffe am 18. April 1945, bei dem 1.000 britische Flieger innerhalb von 104 Minuten etwa 7.000 Bomben abwarfen, war die Insel unbewohnbar und wurde evakuiert. Ein Teil der Bevölkerung fand eine Bleibe auf der Insel Sylt, von wo aus sie weiterhin Fischfang in ihren gewohnten Gewässern betreiben konnten.
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nutzten die sogenannten Vitalienbrüder (auch Likedeeler genannt) die Nord- und Ostsee als Operationsgebiet. Ursprünglich von Stockholm aus gegen Dänemark unterstützt, entwickelten sie sich nach dem Frieden von 1398 zu reinen Seeräubern. Ihre bekanntesten Anführer waren Klaus Störtebeker und Gödeke Michels.


Am 18. April 1947 zerstörten die Briten mit der bis heute größten nichtnuklearen Sprengung der Geschichte die militärischen Bunkeranlagen der Insel. Rund 4.000 Torpedoköpfe, fast 9.000 Wasserbomben und über 91.000 Granaten verschiedensten Kalibers, insgesamt 6700 Tonnen Sprengstoff, waren im U-Boot-Bunker sowie im Tunnellabyrinth an der Südspitze des Felsens und bei den Küstenbatterien gestapelt; pünktlich um 13 Uhr wurde die riesige Explosion von Bord des Kabellegers ''Lasso'' ausgelöst. Ein gewaltiger Feuerstrahl und Tonnen Gesteins schossen in den Himmel. Der Rauchpilz sei neun Kilometer in die Höhe gestiegen. Aus dem Material der gesprengten Südspitze entstand das Mittelland, der U-Boot-Bunker im Südhafen wurde zerstört. Zur in Kauf genommenen kompletten Zerstörung der Insel kam es nicht. Die Hafenanlagen und Küstenschutzmauern blieben intakt, auch der Zivilschutzbunker wurde verschont und kann heute besichtigt werden.
Die Überlieferung bringt Helgoland wiederholt mit diesen Piraten in Verbindung. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass die Likedeeler die Insel als Unterschlupf, Proviantdepot und gelegentlichen Stützpunkt nutzten – ihre Lage 45 Kilometer vor der Elbmündung machte sie ideal, um Hamburger und Bremer Handelsschiffe abzupassen.


=== '''Moderne Zeit''' ===
Gesichert ist die Seeschlacht vor Helgoland im Jahr 1401: Eine von Simon von Utrecht geführte Hamburger Flotte stellte dort die Flottille Störtebekers und nahm ihn samt zahlreichen Gefährten gefangen. Die Gefangenen wurden nach Hamburg gebracht und 1401 bzw. 1402 hingerichtet (Störtebeker soll der Legende nach noch nach seiner Enthauptung an mehreren Henkersknechten vorbeigelaufen sein). Ob Störtebeker die Insel jemals selbst betreten hat, lässt sich allerdings nicht belegen. Die Quellen sprechen lediglich von der Schlacht „bei Helgoland“ („by Helgheland“), nicht unbedingt auf der Insel selbst. Dennoch hat sich im kollektiven Gedächtnis das Bild von Helgoland als „Störtebeker-Insel“ fest verankert, was bis heute in Tourismus und Literatur nachwirkt.
Nach Kriegsende wurde die Bevölkerung evakuiert. Bis 1952 blieb Helgoland militärisches Sperrgebiet und Bombenabwurfplatz für die britische Luftwaffe. Während dieser Zeit wurde die Insel von den britischen Soldaten zynisch ''Hell-go-land'' (das Land, das zur Hölle geht) genannt. Am 18. April 1947, sollten in einer Sprengung sämtliche militärischen Anlagen auf und unter der Insel sowie alte Munitionsbestände vernichtet werden, um so eine weitere Nutzung Helgolands aus militärischer Sicht unmöglich zu machen. Die Sprengung von rund 6700 Tonnen Munition erschütterte die Insel mit ihrem Sockel bis in eine Tiefe von mehreren Kilometern und führte zu einer nachhaltigen Veränderung ihres Aussehens.  


Die Helgoländer unternahmen mehrere politische Initiativen zur Wiederbesiedlung der Insel. Im März 1948 wurden diesbezüöglich sogar die Vereinten Nationen angerufen. Es folgten Appelle an den Papst, an das britische Unterhaus und die neu gebildete Bundesregierung. Am 20. Dezember 1950 besetzten die zwei Heidelberger Studenten René Leudesdorff und Georg von Hatzfeld zusammen mit dem damals in Heidelberg Geschichte dozierenden Publizisten Hubertus zu Löwenstein die Insel und hissten die deutsche Flagge, die Flagge der Europäischen Bewegung und die Flagge Helgolands. Dies löste eine breite Bewegung zur Rettung Helgolands aus. Nachdem der Deutsche Bundestag im Januar 1951 einstimmig die Freigabe der Insel gefordert hatte, gaben die Briten am 1. März 1952 Helgoland wieder an die Bundesrepublik Deutschland zurück. Der Bevölkerung wurde erlaubt, wieder auf ihre Insel zurückzukehren.
=== '''Schleswigsche Herrschaftszeit''' ===
Nach der Seeschlacht von 1401 und der Hinrichtung Klaus Störtebekers in Hamburg 1402 trat Helgoland für fast zwei Jahrhunderte wieder in jene historische Stille ein, die für die meiste Zeit seines Daseins typisch war. Die kleine Felseninsel gehörte weiterhin zum Herzogtum Schleswig, blieb friesischsprachig und wurde von wenigen Dutzend Familien bewohnt, die vom Fischfang, der Seehundjagd und etwas Viehzucht lebten. Die großen Umbrüche dieser Epoche – Reformation, Dreißigjähriger Krieg, Aufstieg der europäischen Nationalstaaten – erreichten Helgoland nur als fernes Echo.


Eine Wiederaufbaukommission wurde 1952 ins Leben gerufen. Georg Wellhausen, der sich beim Wiederaufbau Hamburgs einen Namen gemacht hatte, wurde mit der Leitung der Kommission und dem Aufstellen eines Bebauungsplanes beauftragt, und es wurde ein Wettbewerb durchgeführt. Er entwickelte das städtebauliche Konzept, das bewusst von einer Rekonstruktion der Altbebauung absah, aber die gewachsenen Strukturen mit ihrer Ausrichtung nach der Windbelastung berücksichtigte. Als typisch gelten die asymmetrischen Giebelprofile und die farbigen Holzverschalungen, beispielsweise bei den Hummerbuden. Johannes Ufer entwickelte für die Häuser auf Helgoland ein Farbspektrum von 14 Farben, wobei er eher zarte Töne für das Oberland wählte und kräftige Töne für das Unterland. Der Kommission gehörte Konstanty Gutschow als Preisrichter an. Weitere Mitglieder waren Godber Nissen und Otto Bartning, der die Oberbauleitung übernahm. Mit dem Wiederaufbau entwickelten sich der Fremdenverkehr und der Kurbetrieb wieder zu wichtigen Wirtschaftszweigen. Helgoland erhielt 1962 die staatliche Anerkennung als Nordseeheilbad. 1967 galt der Wiederaufbau als abgeschlossen.
Mit dem Vertrag von Ripen 1460 und der endgültigen Teilung Schleswigs 1490 gelangte die Insel in die Hand der königlichen Linie des Hauses Oldenburg und damit faktisch unter dänische Oberhoheit, obwohl sie verwaltungstechnisch noch lange zum Amt Ribe bzw. zum königlichen Anteil Schleswigs gerechnet wurde. Die dänischen Könige interessierten sich kaum für das abgelegene Eiland; es gab weder Steuern noch nennenswerte Abgaben, und die Inselbewohner regelten ihre Angelegenheiten selbst.


Die Gästezahlen stiegen bis Anfang der 1970er Jahre. Dann galt die Insel als billiger Einkaufsort; es entstand die abschätzige Bezeichnung „Fuselfelsen“. Das Image wurde schlecht und die Besucherzahlen sanken. Durch neue Konzepte wird seitdem versucht ein besseres Image aufzubauen. Von der reichen Geschichte wird oft nur noch die Sprengung wahrgenommen. Die Reste der alten Bunkeranlagen werden gerne besucht – wie auch schon nach dem Ersten Weltkrieg. Ab 1983 wurden Bunkerführungen als regelmäßiges Angebot in die Inselprospekte aufgenommen. Die Gäste schätzen die Naturerlebnisse, seit 1998 wird mit den Seehunden auf der Düne geworben.
Die Natur war in diesen Jahrhunderten der eigentliche Herrscher Helgolands. Mehrere schwere Sturmfluten veränderten die Gestalt der Insel grundlegend. Die verheerende Allerheiligenflut von 1532 sowie weitere Fluten im 17. Jahrhundert rissen die sandige Landverbindung zur Düne endgültig weg, die bis dahin bei Ebbe noch trockenen Fußes erreichbar gewesen war. Fortan gab es zwei getrennte Inseln: den roten Felsen und die flache, versandende Düne. Die Bewohner verloren wertvolles Weideland und mussten sich noch enger auf dem Oberland zusammendrängen.


Ab April 2008 wurden Pläne des Hamburger Bauunternehmers Arne Weber diskutiert, die eine großangelegte Neulandgewinnung auf Helgoland vorsahen. Arne Weber besitzt das größte Hotel auf der Insel; er hatte schon vorher mit spektakulären Ideen für Helgoland geworben. Das Nordostgelände sollte mit dem Westrand der Düne verbunden werden. Auch nach Ablehnung des Projekts durch eine Lenkungsgruppe unter Vorsitz des Pinneberger Landrats 2010 wurde das Projekt weiter von Bürgermeister Jörg Singer verfolgt, bis 2011 in einem Bürgerentscheid eine Mehrheit von 54,74 % der Helgoländer dagegen stimmte.
Im 17. Jahrhundert erwachte Helgoland kurzzeitig aus seiner Abgeschiedenheit, weil seine Lage wieder strategisch interessant wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) und besonders im Torstensson-Krieg (1643–1645) nutzten dänische, schwedische und kaiserliche Freibeuter die Insel als Versteck und Ausgangspunkt für Kaperfahrten. Der berüchtigte holländische Pirat Claes Compaen („Klaas Kompan“) soll 1627 mehrere Monate auf Helgoland gelegen haben; die Insulaner halfen bereitwillig, Beute zu löschen und Vorräte zu ergänzen. Schmuggel wurde zum einträglichen Nebenerwerb: Kaffee, Tabak, Branntwein und Tee gelangten von hier aus unbemerkt an die schleswig-holsteinische Küste. Die dänischen Behörden waren machtlos – es gab schlicht keine Möglichkeit, die 45 Kilometer vor der Küste liegende Insel dauerhaft zu kontrollieren.


Seit 2015 hat die Gemeinde große Einnahmen durch Windenergieanlagen. Durch die verstärkten Bauaktivitäten kommt es oft zu Bombenfunden. Am 19. Oktober 2017 wurde das gesamte Oberland evakuiert, da eine britische Fliegerbombe gefunden und entschärft wurde.
Die schwersten Katastrophen dieser Epoche waren jedoch erneut die Sturmfluten. Die Burchardi-Flut vom 11./12. Oktober 1634 und vor allem die Weihnachtsflut vom 24./25. Dezember 1721 richteten verheerende Schäden an. Große Teile des Unterlandes wurden weggerissen, Klippen stürzten ab, und zahlreiche Häuser verschwanden im Meer. Um 1720 hatte Helgoland nur noch etwa 200 Einwohner – den tiefsten Stand seiner Geschichte.


Die Neustrukturierung der Wirtschaft brachte eine Veränderung der Sozialstruktur der Insel mit sich. Viele Arbeitsstellen im Tourismus wurden dauerhaft durch Polen, Rumänen und Bulgaren besetzt. Im Kommunalwahlkampf 2018 gab es sogar Werbung auf Polnisch. Am 21. September 2020 wurden 68 Wohnungen eingeweiht, die die Gemeinde in der Nähe des Leuchtturms bauen ließ, um dem Mangel an Wohnungen für Einheimische zu begegnen.
Erst im 18. Jahrhundert begann sich das Bild langsam zu wandeln. Während des Großen Nordischen Krieges (1700–1721) und besonders im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) ließ Dänemark erstmals kleine Batterien auf dem Oberland errichten und stationierte zeitweise Truppen. Helgoland diente dänischen Kaperschiffen als Stützpunkt gegen preußische und englische Handelsschiffe. Gleichzeitig entdeckten wohlhabende Kaufleute aus Hamburg und Altona die Insel als Sommerfrische. Die ersten „Seebadgäste“ kamen ab den 1760er-Jahren: Man schätzte die reine Luft, das salzige Wasser und die Abgeschiedenheit. 1778 wurde sogar ein erstes kleines Badehaus errichtet.


In der Zwischenzeit wurden auf Helgoland strenge Corona-Maßnahmen eingeführt. Bis Ende 2020 gab es dort nur fünf Corona-Fälle und zeitweise war die Insel coronafrei, was die lokale Verwaltung durch strikte Zugangsregeln beibehalten wollte. Der Zugang zur Insel war für Personen, die sich in den 14 Tagen davor in Risikogebieten aufgehalten hatten, verboten. Auch die Gästezahlen gingen erheblich zurück, da touristische Reisen während der Pandemie zeitweise nicht erlaubt waren.
Als 1807 Napoleon die Kontinentalsperre verhängte, erlebte Helgoland noch einmal eine kurze Blüte als Schmugglerparadies: Englische Waren wurden tonnenweise auf der Insel zwischengelagert und nachts ans Festland gebracht. Doch das war bereits der Auftakt zu einer ganz neuen Epoche. Im 18. Jahrhundert blieb Helgoland im Wesentlichen, was es immer gewesen war: ein winziger, sturmentoster Felsen, den die großen Mächte nur dann beachteten, wenn er ihnen militärisch oder wirtschaftlich nützlich erschien – und den seine Bewohner mit zäher Beharrlichkeit gegen Flut und Vergessen verteidigten.


Während der Coronazeit hatte Helgoland spezielle Regeln, zum Beispiel nur eine begrenzte Anzahl von Tagesgästen, Einschränkungen in Restaurants und Testpflicht bei der Ankunft. Es gab Lockdowns und strenge Kontrollen, um die Insel weitgehend coronafrei zu halten, was von der lokalen Pastorin als eine besondere Herausforderung beschrieben wurde.m Insgesamt lief die Pandemie auf der isolierten Insel vergleichsweise ruhig ab. Mit Ende 2022 wurden alle Maßnahmen ausgesetzt.
=== '''Britische Herrschaftszeit''' ===
Am 5. September 1807 landete ein britisches Expeditionskorps unter Rear-Admiral Thomas McNamara Russell auf Helgoland. Die dänischen Soldaten leisteten keinen Widerstand; die Insel wurde kampflos besetzt. Napoleon hatte im Juli 1807 die Kontinentalsperre gegen Großbritannien verschärft, und die Royal Navy suchte verzweifelt Stützpunkte vor der deutschen Nordseeküste. Helgoland, 45 km vor der Elbmündung, war ideal: klein, steil, leicht zu verteidigen und nahe genug, um den gesamten Handel an Elbe, Weser und Eider zu kontrollieren.  


Bereits im Januar 1814 bestätigte der Frieden von Kiel die Abtretung Helgolands an Großbritannien. Die Insel wurde als Crown Colony direkt der Krone unterstellt und dem Board of Trade verwaltet. Erster ziviler Gouverneur wurde von 1815 bis 1830 der ehemalige Marineoffizier Henry King, doch die eigentliche Macht lag bei den jeweiligen Kommandanten der Royal Navy.


'''Chronologie:'''
In den ersten Jahren der Besatzung explodierte die Bevölkerung. 1807 lebten etwa 280 Menschen auf dem Felsen; 1811 waren es schon über 2.000, zeitweise sogar bis zu 4.000. Hunderte britischer Kaufleute, Abenteurer und zwielichtige Gestalten ließen sich nieder. Tausende Tonnen Kaffee, Tee, Tabak, Zucker, Seide und Branntwein wurden auf der Düne und im neuen „Unterland“ zwischengelagert und nachts mit schnellen Booten ans Festland geschmuggelt. Helgoland wurde zum „Gibraltar der Schmuggler“. Die britische Regierung duldete das bewusst – jede Tonne Schmuggelware schwächte Napoleons Wirtschaftskrieg. Nach Napoleons Fall 1815 brach dieser Boom zusammen, die Bevölkerung sank wieder auf unter 1.000.


um -4000        Erste Besiedlung durch Spätneolithiker
Am 1. Juli 1826 eröffnete der Hamburger Kaufmann Johann August Siemens das erste offizielle Seebad. Siemens hatte die Insel gepachtet und ließ Badekarren, ein Kurhaus und eine Promenade bauen. Die reine Luft, das raue Klima und die Abwesenheit preußischer oder dänischer Zensur machten Helgoland sofort attraktiv für die liberale und nationalliberale Intelligenz Deutschlands.


nach -4000     Die Verbindung zum Festland reißt ab
In den 1830er und 1840er Jahren wurde Helgoland zur Sommerresidenz der oppositionellen Geister. Der Verleger Julius Campe (Verleger der Jungdeutschen) verbrachte fast jeden Sommer auf der Insel. Heinrich Heine schrieb 1830 seine „Nordsee“-Zyklen und rühmte Helgoland als „Freiheitsinsel“. Ludolf Wienbarg veröffentlichte 1838 sein ästhetisch-politisches „Helgoland“-Buch. Karl Gutzkow, Georg Herwegh, Ferdinand Freiligrath und viele andere verkehrten regelmäßig hier.


-2500 -  -1500  Megalithikum
Der Höhepunkt dieser „deutschen Freiheitsinsel“ war der Sommer 1841. Der Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, wegen seiner politischen Gedichte aus preußischen Diensten entlassen, hielt sich auf Helgoland auf. Am Abend des 26. August 1841 schrieb er auf der Klippe des Oberlands, bei Wein und Nordseewind, die drei Strophen des späteren Deutschlandliedes auf die Melodie von Joseph Haydns Kaiserhymne. Die dritte Strophe lautete in der Helgoländer Urfassung noch etwas anders – nach einem fröhlichen Besäufnis mit Freunden: „Stoßet an und ruft einstimmig: Hoch das deutsche Vaterland!“ Das Lied verbreitete sich rasend schnell und wurde sofort verboten – außer auf Helgoland, wo es bei jedem Sonnenuntergang gesungen wurde.


um -2500        Möglicherweise Besiedlung durch Megalithiker
In den 1850er Jahren erreichte der Bädertourismus seinen ersten Höhepunkt. 1855 kamen über 7.000 Gäste, die kleine Insel platzte aus allen Nähten. Es gab vier Hotels, ein Kasino, ein Theater, tägliche Dampferverbindungen nach Hamburg, Cuxhaven und sogar London. Die britische Verwaltung baute Straßen, Leuchtturm (1843), Hafen und eine Entsalzungsanlage. Helgoland war das mondänste und freiheitlichste Seebad Europas.


-325                Der griechische Reisende Pytheas erreicht möglicherweise Helgoland
Am 9. Mai 1864 kam es vor der Insel zum einzigen größeren Seegefecht des Deutsch-Dänischen Krieges. Ein österreichisch-preußisches Geschwader unter Wilhelm von Tegetthoff traf auf eine dänische Flotte unter Kommodore Edvard Suenson. Obwohl die Dänen überlegene Schiffe hatten, endete die Schlacht unentschieden. Die Helgoländer beobachteten das Gefecht von den Klippen aus und jubelten den „deutschen“ Schiffen zu – ein Zeichen, wie sehr sich die Inselbewohner bereits als Teil Deutschlands fühlten.


um 600            Besiedlung der Insel durch Friesen von der südlichen Nordseeküste her
Während des Deutsch-Französischen Krieges erschien im Januar 1871 eine französische Panzerflotte unter Admiral Bouët-Willaumez vor der Insel und forderte Lotsen für einen geplanten Angriff auf die norddeutschen Häfen. Die Helgoländer weigerten sich mit den Worten: „Unsere Herzen schlagen für Deutschland!“ Die Franzosen zogen ab, ohne einen Schuss abzugeben.


um 699            Beginn der christlichen Missionierung unter dem Utrechter Bischof Willibrord
In den 1880er Jahren ließ der Badetourismus nach; Norderney und Sylt wurden Konkurrenz. Gleichzeitig wuchs in Deutschland der Wunsch, die „deutsche Insel“ zurückzubekommen. Im Zuge der Flottenpolitik Bismarcks und Wilhelms II. wurde Helgoland strategisch interessant. Am 9. August 1890 unterzeichneten Großbritannien und das Deutsche Reich den Helgoland-Sansibar-Vertrag. Am 10. August 1890 wurde die britische Flagge eingeholt, die deutsche gehisst. Die 83-jährige britische Periode endete. Die Helgoländer selbst hatten kaum eine Stimme – sie waren weder gefragt worden 1807 noch 1890.


um 700            Der Friesenherrscher Radbod hält sich längere Zeit auf der Insel auf
=== '''Kaiserreichszeit''' ===
Am 10. August 1890 wurde der Union Jack auf Helgoland eingeholt und die schwarz-weiß-rote Reichsflagge gehisst. Kaiser Wilhelm II. hatte sein erstes außenpolitisches Prestigeobjekt gewonnen. Der Helgoland-Sansibar-Vertrag vom 1. Juli 1890 war kein Tausch im engeren Sinne (Deutschland verzichtete lediglich auf weitere Ansprüche im Sansibar-Gebiet), doch der Volksmund machte daraus schnell „Hose gegen Knopf“ oder „Hosenträger gegen Knopf“: ein ganzer fruchtbarer Küstenstreifen in Ostafrika gegen einen winzigen, baumlosen Felsen. Selbst im fernen Wien jubelte man mit – Anton Bruckner komponierte 1893 seine gewaltige symphonische Chorkantate ''Helgoland'' und ließ die Germanen siegreich gegen römische Invasoren kämpfen. Die etwa 2.000 Helgoländer waren nicht gefragt worden. Viele freuten sich zunächst über die „Heimkehr ins Reich“, andere fürchteten das Ende ihrer jahrhundertealten Freiheiten. Beides sollte sich bewahrheiten.


um 750            Wikinger erobern Frosites Land
Denn Helgoland wurde nicht preußisch-deutsches Seebad, sondern vor allem eines: Seefestung. Kaiser Wilhelm II. sah in der Insel den westlichen Riegel für den 1895 eröffneten Kaiser-Wilhelm-Kanal und die gesamte Deutsche Bucht. Ab 1891 begann der systematische Ausbau zur stärksten Festung des Reiches außerhalb von Wilhelmshaven und Kiel.


787                  Bekehrung der Inselbewohner durch den Friesenapostel Liudger
Zwischen 1891 und 1914 verwandelte sich die Insel in ein einziges militärisches Bollwerk. Der Südhafen wurde von 1901 bis 1911 mit riesigen Molen und Betonmassen in den Meeresgrund gerammt; auf Oberland und Düne entstanden schwere Küstenbatterien mit 30,5-cm- und 28-cm-Geschützen, unterirdische Munitionslager, Kasematten und ein weit verzweigtes Stollensystem tief im Buntsandstein. Die Düne wurde fast vollständig militärisches Sperrgebiet, das Oberland teilweise ebenfalls. Bis zu 2.500 Marinesoldaten, Bauarbeiter und Ingenieure lebten zeitweise auf dem Felsen – mehr als die gesamte Zivilbevölkerung.


1072                Adam von Bremen erwähnt Heiligland
Die Helgoländer zahlten einen hohen Preis. Große Teile ihrer Weiden und Gärten wurden enteignet, Häuser abgerissen, weil sie im Schussfeld lagen. Die friesische Sprache, noch 1890 von fast allen gesprochen, verschwand innerhalb einer Generation; 1910 verstanden nur noch ältere Menschen das alte „Halunder“. Die jahrhundertealte dörfliche Selbstverwaltung endete 1904 mit der Einsetzung eines preußischen Landrats.


1231                Erwähnung der Insel im Erdbuch des Dänenkönigs Waldemar II.
Gleichzeitig erlebte der Fremdenverkehr einen letzten großen Aufschwung. Die Reichsmarine förderte ihn bewusst: Die Gäste brachten Geld und sollten die „deutsche Seemacht“ bewundern. Zwischen 1895 und 1914 kamen jährlich 30.000 bis über 40.000 Badegäste – Rekordjahr war 1913 mit fast 50.000. Neue Hotels, eine elektrische Aufzugbahn (1904), die große Felsentreppe (1911) und regelmäßige Dampferlinien aus Hamburg, Bremen und sogar London entstanden. Doch alles stand unter militärischer Aufsicht: Fotografieren von Befestigungen war streng verboten, Spaziergänge auf der Düne nur mit Passierschein erlaubt, und beim abendlichen Zapfenstreich musste jeder Mann die Kopfbedeckung ziehen.


um 1350          Der dänische Ritter Waldemar Zappi errichtet gegen den Protest Hamburgs eine  Schanze auf der Insel
Die Inselbewohner lebten in einem seltsamen Zwiespalt. Der Festungsbau brachte Arbeit und Löhne, wie sie die Helgoländer nie gekannt hatten, aber er nahm ihnen gleichzeitig Heimat und Identität. „Wir sind jetzt Deutsche, aber nicht mehr Helgoländer“, klagte mancher Fischer.


1356                Helgoland wird dänischer Besitz
Im Sommer 1914 war der Ausbau im Wesentlichen abgeschlossen. Helgoland galt als „uneinnehmbare Seefestung“, als nördliches Pendant zu Gibraltar. Die mächtigsten Geschütze der Kaiserlichen Marine blickten auf die Nordsee, die Stollen waren mit Munition gefüllt, der Hafen konnte ganze Geschwader aufnehmen.


1396                Die „Likedeeler“ bzw. Vitalienbrüder suchen Unterschlupf auf der Insel
=== '''Weltkriegsära''' ===
Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, war Helgoland der am schwersten befestigte Punkt der gesamten deutschen Nordseeküste. Vier 30,5-cm-Batterien, Dutzende Mittel- und Schnellladekanonen, Minensperren, U-Boot-Abwehrnetze, ein Marinefliegerhorst auf der Düne und fast 3.000 Mann Besatzung sollten die Insel zum „Gibraltar der Nordsee“ machen. Doch bereits am 28. August 1914 zeigte sich die erste Schwäche: Britische Kreuzer und Zerstörer überfielen überraschend die leichten Sicherungskräfte in der Deutschen Bucht; drei deutsche Kreuzer und ein Torpedoboot sanken. Die schweren Geschütze Helgolands lagen zu hoch und hatten zu geringe Reichweite, um eingreifen zu können. In den folgenden vier Jahren wurde die Insel wiederholt von Schlachtschiffen und Monitoren beschossen sowie aus der Luft angegriffen (ab 1917 sogar mit Großbombern), aber die massiven Betonbauten hielten stand. Es gab nur wenige Tote und begrenzte Schäden.


1401                Simon von Utrecht kämpf gegen Störtebekers Leute
Am 11. November 1918 kapitulierte das Deutsche Reich. Helgoland blieb unbesetzt, doch der Versailler Vertrag zwang 1919–1922 zur völligen Entmilitarisierung: alle Geschütze wurden demontiert, Stollen gesprengt, der Südhafen teilweise verfüllt. Die Insel durfte nur noch 800 Einwohner und eine kleine Polizeitruppe haben.


24.1.1402        Die Vitalienbrüder Claus Störtebekers werden von einem Hamburger Flottenverband auf Helgoland „festgesetzt“
Die Jahre 1920–1932 wurden zur goldenen Ära des zivilen Helgoland. Ohne Militär und Zensur strömten jährlich bis zu 60.000 Badegäste auf den Felsen. Neue Hotels, ein modernes Kurhaus, regelmäßige Reichsbahn-Dampfer aus Hamburg und Bremen sowie die legendäre „Helgoländer Neutralität“ (keine Passkontrolle, keine Wehrpflicht) machten die Insel zum beliebtesten deutschen Seebad der Weimarer Republik.


1439                Helgoland gelangt in den Besitz Schleswigs
Mit der Machtergreifung 1933 änderte sich alles schlagartig. Bereits im März 1933 hisste die SA die Hakenkreuzfahne, im Frühjahr 1934 begann heimlich der Wiederaufbau militärischer Anlagen. Ab 1935 verstieß das NS-Regime offen gegen den Versailler Vertrag: Die Reichsmarine (ab 1935 Kriegsmarine) baute Helgoland erneut zur Seefestung aus, diesmal noch massiver. Neue 30,5-cm- und 40,6-cm-Geschütze wurden installiert, die Düne wurde vollständig zum Fliegerhorst (später mit Flugabwehr-Stellungen), und unter dem Oberland entstand ein riesiges unterirdisches Stollensystem mit Krankenstation, Kommandozentrale und Wohnräumen für 3.000 Mann. Ab 1938 gehörte Helgoland zur „Festungskette“ des Atlantikwalls.


1490                Holstein wird neuer Lehensherr Helgolands
Im Zweiten Weltkrieg blieb die Insel zunächst verschont. Erst ab 1940 flogen britische Bomber regelmäßige Angriffe, zunächst auf den Fliegerhorst Düne. Ab 1944 wurde Helgoland systematisch zur Zielscheibe: Die Alliierten wollten die schwere Küstenartillerie ausschalten, die angeblich den Schiffsverkehr zur Seine-Mündung bedrohte. Am 18. April 1945 erfolgte der schwerste Angriff der Inselgeschichte: Über 1.000 Bomber der RAF warfen innerhalb von zwei Stunden etwa 7.000 Tonnen Bomben ab; darunter zahlreiche 5- und 10-Tonnen-„Blockbuster“. Das Oberland wurde fast vollständig eingeebnet, das Unterland in einen Trümmerhaufen verwandelt. Die unterirdischen Anlagen hielten zwar stand, aber von den etwa 3.500 Menschen auf der Insel (Soldaten und Zivilisten) gab es Hunderte Tote und Verletzte.


1498                Der dänische Kommandant Jarth Nielsen wehrt einen Angriff der Hanse ab
Am 19. April 1945 verließ das letzte deutsche Boot die Insel. Helgoland war praktisch unbewohnt. Die wenigen verbliebenen Zivilisten wurden in den folgenden Tagen evakuiert. In den Jahren 1945 bis 1947 diente die zerstörte Insel der Royal Navy als Übungsziel. Das schwerste einzelne Ereignis war die „Operation Big Bang“ am 18. April 1947: Die Briten zündeten gleichzeitig etwa 6.700 Tonnen Sprengstoff in den Stollen und Bunkern; die größte nicht-atomare Detonation der Geschichte. Die Explosion war bis Hamburg zu hören und riss einen riesigen Krater in den Felsen. Helgoland galt danach weltweit als „die am stärksten zerbombte Insel der Erde“.


1529                Einführung der Reformation
Kurz vor dem Kriegsende 1945, als die Briten schon vor Bremen standen, versuchten fünfzehn Helgoländer, darunter Erich Friedrichs, mit den Briten Kontakt aufzunehmen, um den erwarteten Angriff und damit die Zerstörung ihrer Heimat abzuwenden. Sie wurden jedoch verraten und am 18. April von der Gestapo verhaftet. Sieben von ihnen wurden am 21. April 1945 in Cuxhaven erschossen.


1539                Ausbau der Insel zu einer Festung
Nach einem verheerenden Bombardement der britischen Luftwaffe am 18. April 1945, bei dem 1.000 britische Flieger innerhalb von 104 Minuten etwa 7.000 Bomben abwarfen, war die Insel unbewohnbar und wurde evakuiert. Ein Teil der Bevölkerung fand eine Bleibe auf der Insel Sylt, von wo aus sie weiterhin Fischfang in ihren gewohnten Gewässern betreiben konnten.


1587                Der Strandordnungserlass spricht das Gut gelandeter Schiffe nach drei Tiden den Inselbewohnern zu
Am 18. April 1947 zerstörten die Briten mit der bis heute größten nichtnuklearen Sprengung der Geschichte die militärischen Bunkeranlagen der Insel. Rund 4.000 Torpedoköpfe, fast 9.000 Wasserbomben und über 91.000 Granaten verschiedensten Kalibers, insgesamt 6700 Tonnen Sprengstoff, waren im U-Boot-Bunker sowie im Tunnellabyrinth an der Südspitze des Felsens und bei den Küstenbatterien gestapelt; pünktlich um 13 Uhr wurde die riesige Explosion von Bord des Kabellegers ''Lasso'' ausgelöst. Ein gewaltiger Feuerstrahl und Tonnen Gesteins schossen in den Himmel. Der Rauchpilz sei neun Kilometer in die Höhe gestiegen. Aus dem Material der gesprengten Südspitze entstand das Mittelland, der U-Boot-Bunker im Südhafen wurde zerstört. Zur in Kauf genommenen kompletten Zerstörung der Insel kam es nicht. Die Hafenanlagen und Küstenschutzmauern blieben intakt, auch der Zivilschutzbunker wurde verschont und kann heute besichtigt werden.


1609                Bau der neuen Kirche Sankt Nicolai
=== '''Moderne Zeit''' ===
Nach Kriegsende wurde die Bevölkerung evakuiert. Bis 1952 blieb Helgoland militärisches Sperrgebiet und Bombenabwurfplatz für die britische Luftwaffe. Während dieser Zeit wurde die Insel von den britischen Soldaten zynisch ''Hell-go-land'' (das Land, das zur Hölle geht) genannt. Am 18. April 1947, sollten in einer Sprengung sämtliche militärischen Anlagen auf und unter der Insel sowie alte Munitionsbestände vernichtet werden, um so eine weitere Nutzung Helgolands aus militärischer Sicht unmöglich zu machen. Die Sprengung von rund 6700 Tonnen Munition erschütterte die Insel mit ihrem Sockel bis in eine Tiefe von mehreren Kilometern und führte zu einer nachhaltigen Veränderung ihres Aussehens.


1630                Errichtung einer Feuerblüse - ein offenes Kohlen-Leuchtfeuer auf einem Turm
Die Helgoländer unternahmen mehrere politische Initiativen zur Wiederbesiedlung der Insel. Im März 1948 wurden diesbezüöglich sogar die Vereinten Nationen angerufen. Es folgten Appelle an den Papst, an das britische Unterhaus und die neu gebildete Bundesregierung.


1684                Ein dänisches Geschwader aus vier Schiffen nimmt die Insel in Besitz
Am 20. Dezember 1950 landeten der Kieler Student Gerd von Hatzfeldt und der Bremer René Leudesdorff mit einem kleinen Boot heimlich auf dem zerstörten Felsen, hissten die deutsche und die Europaflagge und riefen per Funk die „Rückgabe Helgolands an Deutschland“ aus. Die Aktion löste in der jungen Bundesrepublik eine Welle der Solidarität aus. „Helgoland ist deutsch!“ wurde zur Losung. In den folgenden Monaten gab es weitere Besetzungsaktionen durch Studenten, Journalisten und ehemalige Insulaner. Die britische Militärregierung reagierte zunächst hart: Am 29. Dezember 1950 stellte die Alliierte Hohe Kommission das Betreten der Insel unter Strafe. Doch der öffentliche Druck wuchs. Tausende Demonstranten, Zeitungsartikel, Bundestagsdebatten und sogar ein Appell des Bundespräsidenten Theodor Heuss machten Helgoland zum Symbol für die Wiedererlangung deutscher Souveränität.


1689                Dänemark tritt Helgoland an Schleswig ab
Anfang 1952 protestierten Zehntausende in vielen deutschen Städten gegen die weiterlaufenden Bombenabwürfe der RAF. Die letzte Bombardierung fand am 20. Februar 1952 statt. Im Frühjahr 1952 begann London ernsthafte Verhandlungen. Am 24. Juli 1952 (nach anderen Quellen bereits im Frühjahr) räumten die letzten britischen Truppen die Insel. Bereits am 13. Juli 1952 legte das erste zivile Seebäderschiff seit 1945 wieder im zerstörten Südhafen an – ein unvergesslicher Moment für die exilierten Helgoländer.


1706                Im Schulhaus werden 300 Kinder unterrichtet
Am 1. März 1952 trat das „Gesetz über die Rückgabe Helgolands“ in Kraft. Die Insel wurde wieder deutsches Hoheitsgebiet, zunächst verwaltet durch das Land Schleswig-Holstein. Ab 1954 durften die vertriebenen Helgoländer heimkehren – viele kamen aus Pinneberg, wo sie seit 1945 eine eigene „Helgoland-Gemeinde“ gebildet hatten. Georg Wellhausen, der sich beim Wiederaufbau Hamburgs einen Namen gemacht hatte, wurde mit der Leitung der Kommission und dem Aufstellen eines Bebauungsplanes beauftragt, und es wurde ein Wettbewerb durchgeführt. Er entwickelte das städtebauliche Konzept, das bewusst von einer Rekonstruktion der Altbebauung absah, aber die gewachsenen Strukturen mit ihrer Ausrichtung nach der Windbelastung berücksichtigte. Als typisch gelten die asymmetrischen Giebelprofile und die farbigen Holzverschalungen, beispielsweise bei den Hummerbuden. Johannes Ufer entwickelte für die Häuser auf Helgoland ein Farbspektrum von 14 Farben, wobei er eher zarte Töne für das Oberland wählte und kräftige Töne für das Unterland. Der Kommission gehörte Konstanty Gutschow als Preisrichter an. Weitere Mitglieder waren Godber Nissen und Otto Bartning, der die Oberbauleitung übernahm. Mit dem Wiederaufbau entwickelten sich der Fremdenverkehr und der Kurbetrieb wieder zu wichtigen Wirtschaftszweigen. Helgoland erhielt 1962 die staatliche Anerkennung als Nordseeheilbad. 1967 galt der Wiederaufbau als abgeschlossen.


1707                Bau der ersten Treppe vom Unter- zum Oberland
Ab 1967/68 verkehrten erstmals moderne Seebäderschiffe mit größerer Kapazität (z. B. „Wappen von Hamburg“, später „Funny Girl“ und „Fair Lady“) regelmäßig von Cuxhaven aus. Täglich kamen in der Saison mehrere Tausend Tagesgäste, die oft nur wenige Stunden blieben, um „zollfrei einzukaufen“ und kurz die Klippen zu besichtigen. Das führte zu einem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung: Viele Helgoländer eröffneten Läden, Gaststätten und Souvenirläden. 1972 wurde das neue Kurhaus mit Wellenbad eröffnet, 1975 folgte das große „Haus der Insel“ (später „Atoll Ocean Resort“). Die Einwohnerzahl stieg wieder auf etwa 1.800–2.000 Personen.


1711                Der Rest der „Witten Klippe“ geht bei einer Sturmflut verloren
Gleichzeitig blieb die traditionelle Hummerfischerei wichtig, obwohl sie bereits zurückging. Helgoländer Hummer genoss weiterhin Kultstatus auf dem Festland. 1975 wurde die „James-Krüss-Schule“ eingeweiht, benannt nach dem berühmten Insel-Sohn und Kinderbuchautor („Timm Thaler“), der 1997 auf Helgoland starb und auf dem Insel-Friedhof begraben liegt.


1714                Eine dänische Flotte bombardiert und erobert die Insel
Die 1980er Jahre markierten den absoluten Höhepunkt des „Zollfreishopping-Booms“. In der Hochsaison 1985–1988 kamen an manchen Tagen bis zu 10.000 Tagesgäste auf die nur 1,7 km² große Insel – bei gerade einmal 1.600 Einwohnern. Die Reede war voll mit Ausflugsschiffen aus Cuxhaven, Bremerhaven, Büsum, Hooksiel und sogar aus den Niederlanden. Neue Schiffe wie die „Helgoland“ (ex „Wappen von Hamburg“) und die Katamarane „Halunder Jet“ (ab 1987) verkürzten die Überfahrt auf unter zwei Stunden.


31.12.1721      Die Silvesterflut zerstört den „Woal“, Steinwall, und trennt damit Insel und Düne
Die Insel verdiente prächtig, aber die meisten Familien lebten direkt oder indirekt vom Tourismus. Es entstanden immer mehr Läden in den engen Gassen des Unterlands, das Oberland wurde mit Bungalows und Ferienwohnungen zugebaut. 1984 wurde das neue Rathaus eingeweiht, 1989 das moderne Krankenhaus. Zur selben Zeit wurden aber auch erste kritische Stimmen laut: Die Insel drohte unter der Masse der Tagesgäste zu erstarken. Abwässer, Müll und Lärm nahmen zu, die Natur (besonders die Seevogelkolonien an der Lummenfelsen) litt. Viele Helgoländer empfanden die vielen „Schnäppchenjäger“, die nur kurz blieben und kaum in Gaststätten gingen, als Belastung statt als Segen.


1767                Errichtung der zweiten Treppe zwischen Unter- und Oberland mit 126 Stufen
Mit dem Fall der Mauer 1989 und der EU-Binnenmarkt-Einführung 1993 bekamen die zollfreien Verkäufe einen schweren Dämpfer. Reisen innerhalb Europas wurden einfacher und billiger, Alkohol und Zigaretten auf dem Festland günstiger. Der innerdeutsche Zollfrei-Verkehr (z. B. nach Sylt oder in Grenznähe) nahm ab. Viele Tagesgäste blieben aus.


1796                Bau der dritten Treppe
1991 übernahm die Reederei FRS (Förde Reederei Seetouristik) die meisten Helgoland-Linien und setzte voll auf moderne Schnellkatamarane („Halunder Jet“). Das brachte zwar schnellere Verbindungen, aber auch höhere Preise und weniger Kapazität für Fahrräder und Gepäck – was wiederum längere Aufenthalte erschwerte.


1806                Die Kontinentalsperre der Briten trifft Helgoland hart
Mitte der 1990er Jahre brach der Tourismus regelrecht ein. 1996/97 kamen zeitweise nur noch halb so viele Gäste wie zehn Jahre zuvor. Viele Läden und Gaststätten mussten schließen, die Einwohnerzahl sank auf unter 1.300. Die Insel stand vor einer existenziellen Krise.


5.9.1807          Eroberung der Insel durch britische Truppen
Als Antwort begann ein tiefgreifendes Umdenken: Statt weiter auf reinen Tages- und Einkaufstourismus zu setzen, wollte man wieder mehr Übernachtungsgäste und Natur-Touristen anziehen. Es entstanden neue Ferienwohnungen und Hotels höherer Kategorie. 1998 wurde das „Aquarium Helgoland“ des Alfred-Wegener-Instituts neu eröffnet, 1999 das Erlebniszentrum „Lummenfelsen“ mit Multimedia-Show.


1810                Errichtung des ersten Leuchtturms mit 18,3 m Höhe
In den 2000er Jahren setzte sich dieser Kurs fort und zeigte erste Erfolge. Helgoland vermarktete sich nun als „Naturwunder Nordsee“: Seehunde, Kegelrobben, Basstölpel und Lummenfelsen standen im Mittelpunkt. Geführte Wanderungen, Vogelbeobachtung und Fototouren wurden populär.


1.3.-4.7.1811  Der vertriebene schwedische König Gustav Adolf lebt im Exil auf Helgoland
2001 wurde das neue „Dünenbad“ mit Meerwasser-Hallenbad und Sauna eröffnet (nach Brand des alten Wellenbads). 2004 folgte das moderne „James Krüss Museum“ im ehemaligen Nordseeheim. 2006–2008 wurde das „Atoll Ocean Resort“ komplett saniert und zum 4-Sterne-Haus hochgestuft.


1812                Ende der Kontinentalsperre
Die Reedereien reagierten: Neben dem „Halunder Jet“ aus Hamburg setzte die FRS ab 2003 wieder ein klassisches Seebäderschiff („Funny Girl“, später „MSC Lirica“ nein, die neue „Helgoland“ ab 2015) von Cuxhaven ein, das günstiger war und mehr Tagesgäste mit Fahrrädern mitnahm. Ab 2010 kamen zusätzlich Katamarane aus Wilhelmshaven und Bremerhaven.


1814                Im Kieler Vertrag tritt Dänemark die Insel offiziell an England ab
Ab April 2008 wurden Pläne des Hamburger Bauunternehmers Arne Weber diskutiert, die eine großangelegte Neulandgewinnung auf Helgoland vorsahen. Arne Weber besitzt das größte Hotel auf der Insel; er hatte schon vorher mit spektakulären Ideen für Helgoland geworben. Das Nordostgelände sollte mit dem Westrand der Düne verbunden werden. Auch nach Ablehnung des Projekts durch eine Lenkungsgruppe unter Vorsitz des Pinneberger Landrats 2010 wurde das Projekt weiter von Bürgermeister Jörg Singer verfolgt, bis 2011 in einem Bürgerentscheid eine Mehrheit von 54,74 % der Helgoländer dagegen stimmte.


1823                Der Schiffbauer Siemens gründet einen Actienverein zum Bau eines Seebades
Ein einschneidendes Ereignis war das schwere Orkantief „Xaver“ im Dezember 2013 (bereits Anfang 2010er), das massive Schäden am Hafen und an der Südspitze verursachte, aber auch zeigte, wie verwundbar die Insel ist. Große Sanierungsmaßnahmen folgten. Seit 2015 hat die Gemeinde große Einnahmen durch Windenergieanlagen. Durch die verstärkten Bauaktivitäten kommt es oft zu Bombenfunden. Am 19. Oktober 2017 wurde das gesamte Oberland evakuiert, da eine britische Fliegerbombe gefunden und entschärft wurde.


1825                Eröffnung der ersten Apotheke auf Helgoland
Die Neustrukturierung der Wirtschaft brachte eine Veränderung der Sozialstruktur der Insel mit sich. Viele Arbeitsstellen im Tourismus wurden dauerhaft durch Polen, Rumänen und Bulgaren besetzt. Im Kommunalwahlkampf 2018 gab es sogar Werbung auf Polnisch. Am 21. September 2020 wurden 68 Wohnungen eingeweiht, die die Gemeinde in der Nähe des Leuchtturms bauen ließ, um dem Mangel an Wohnungen für Einheimische zu begegnen.


1826                Gründung des Seebades durch Jakob Andresen Siemens
In der Zwischenzeit wurden auf Helgoland strenge Corona-Maßnahmen eingeführt. Bis Ende 2020 gab es dort nur fünf Corona-Fälle und zeitweise war die Insel coronafrei, was die lokale Verwaltung durch strikte Zugangsregeln beibehalten wollte. Der Zugang zur Insel war für Personen, die sich in den 14 Tagen davor in Risikogebieten aufgehalten hatten, verboten. Auch die Gästezahlen gingen erheblich zurück, da touristische Reisen während der Pandemie zeitweise nicht erlaubt waren.


1829                Erstmals bringt ein Dampfer Badegäste aus Hamburg nach Helgoland
Während der Coronazeit hatte Helgoland spezielle Regeln, zum Beispiel nur eine begrenzte Anzahl von Tagesgästen, Einschränkungen in Restaurants und Testpflicht bei der Ankunft. Es gab Lockdowns und strenge Kontrollen, um die Insel weitgehend coronafrei zu halten, was von der lokalen Pastorin als eine besondere Herausforderung beschrieben wurde.m Insgesamt lief die Pandemie auf der isolierten Insel vergleichsweise ruhig ab. Mit Ende 2022 wurden alle Maßnahmen ausgesetzt.
 
1830                Eröffnung einer Spielbank
 
1835                Von Aschen wird erster Badearzt auf Helgoland
 
21.8.1841        Der exilierte Hoffmann von Fallersleben dichtet auf Helgoland das „Lied der Deutschen“
 
1845                J.A. Siemens öffnet ein Hügelgrab an der Südspitze der Insel
 
4.6.1849          Seegefecht zwischen Dänemark und dem Deutschen Bund vor Helgoland
 
1855/56           Die Engländer werben auf Helgoland Soldaten für den Krimkrieg an
 
1864                Zweites Seegefecht vor Helgoland zwischen Dänemark und Preußen/Österreich
 
1866                Ausbau des Seebäderdienstes
 
1868                Helgoland wird „British Crown Colony“; Eröffnung des ersten Kur-Theaters
 
1869                Errichtung der ersten festen Landungsbrücke
 
1871                Schließung der Spielbank
 
1872                Das Seebad wird Eigentum der Gemeinde Helgoland
 
1885                Bau des ersten Fahrstuhls zum Oberland
 
9./10.8.1890    Übergabe Helgoland an das Deutsche Reich als Tauschobjekt gegen Sansibar
 
1892                Gründung der Biologischen Anstalt (BAH); Errichtung des Badehauses
 
1901                Bau eines neuen Leuchtturms
 
1903/05           Bau der Westmauer
 
1908                Baubeginn des Marine- bzw. Südhafens
 
1910                Gründung der Vogelwarte
 
1911                Neubau des Theaters
 
1912                Errichtung des Krankenhauses
 
August 1914   2300 Helgoländer werden evakuiert und 4000 Soldaten auf der Insel stationiert
 
Herbst 1918    Rückkehr der Helgoländer
 
1919                Wiedereröffnung des Seebäderdienstes
 
1920/22           Schleifung der Festung und des Kriegshafens
 
1925                Eröffnung der ersten Jugendherberge
 
1933/36           Plan „Hummerschere“: Die Nazis bauen Helgoland zur Militärfeste aus
 
Sept. 1939      Schließung des Seebades
 
18.4.1945        Helgoland wird durch einen alliierten Bombenangriff fast vollständig zerstört
 
21.4.1945        Hinrichtung von Erich Friedrichs und sechs weiteren Inselrebellen
 
11.5.1945        Britische Truppen besetzen die Insel
 
5.9.1945          Gründumng des „Ältesten-Rats“ von helgoland
 
18.4.1947        Die NS-Militäranlagen und die markante Südspitze Helgolands werden gesprengt
 
20.12.1950      Erste „Besetzungsaktion“ durch G. von Hatzfeld und R. Leudesdorff
 
29.12.1950      Order der Alliierten Hohen Kommission stellt das Betreten der Insel unter Strafe
 
20.2.1952        Letzte Bombardierung der Insel
 
1.3.1952          Proteste gegen die anhaltende Bombardierung durch die Royal Air Force
 
24.7.1952        Die britischen Truppen räumen die Insel
 
13.7.1952        Das erste Seebäderschiff landet im Helgoländer Hafen
 
1954                Die exilierten Helgoländer kehren auf die Insel zurück
 
1956                Bau des Altersheims und der neuen Jugendherberge
 
1957                Die Vogelwarte wird wieder eröffnet
 
1958                Bau der neuen protestantischen Kirche, Wiedereröffnung des Krankenhauses
 
1959                Die Biologische Anstalt (BAH) und das Aquarium werden wieder eröffnet
 
1960                Bau eines neuen Aufzugs vom Unter- zum Oberland
 
1961                Auf der Insel bestehen 1500 Quartiere für Dauergäste; auf der Düne landen erste Flugzeuge
 
1962                Helgoland wird anerkanntes Nordseeheilbad
 
1965                Eröffnung der neuen Schule im Oberland
 
1969                Errichtung eines Unterwasserlabors der BAH
 
1970                Grundsteinlegung der ersten katholischen Kirche
 
1972                Inbetriebnahme der Meerwasserentsalzungsanlage; Flugzeugabsturz auf der Düne; Rückkehr der MS Helgoland aus Vietnam
 
30.6.1999        Ende des zollfreien Einkaufs im Nordseegebiet, Helgoland erhält jedoch einen Sonderstatus
 
2000                Beginn der Umbauten auf der Düne
 
2002                Erdrutsch neben dem Fahrstuhl auf die Bremer Straße


== '''Verwaltung''' ==
== '''Verwaltung''' ==
Zeile 593: Zeile 493:
* 1402 bis 10. August 1490 Herzogtum Schleswig-Holstein
* 1402 bis 10. August 1490 Herzogtum Schleswig-Holstein
* 10. August 1490 bis 7. August 1714 Herzogtum Holstein-Gottorp
* 10. August 1490 bis 7. August 1714 Herzogtum Holstein-Gottorp
* 7. August 1714 bis 5. Januar 1807 Königreich Dnemark
* 7. August 1714 bis 5. Januar 1807 Königreich Dänemark (''Kongeriget Danmar''k)
* 5. Januar 1807 bis 14. Januar 1814 Vereinigtes Königreich (''United Kingdom of Great Britain and Ireland)''
* 5. Januar 1807 bis 14. Januar 1814 Vereinigtes Königreich (''United Kingdom of Great Britain and Ireland)''
* 14. Januar 1814 bis 9. August 1890 Kolonie Helgoland im Vereinigten Königreich (''United Kingdom of Great Britain and Ireland'')
* 14. Januar 1814 bis 9. August 1890 Kolonie Helgoland im Vereinigten Königreich (''United Kingdom of Great Britain and Ireland'')
Zeile 628: Zeile 528:


* 9 Aug 1890 - 1891  Adolf Wermuth (1855 - 1927)  
* 9 Aug 1890 - 1891  Adolf Wermuth (1855 - 1927)  


'''Landräte von Süderdithmarschen''' (und Helgoland)
'''Landräte von Süderdithmarschen''' (und Helgoland)
Zeile 669: Zeile 568:


=== '''Justizwesen und Kriminalität''' ===
=== '''Justizwesen und Kriminalität''' ===
Auf Helgoland finden nur einmal pro Vierteljahr zwei Gerichtstage statt. Die kleine Polizeistation samt Wasserschutzpolizei befindet sich in der Hafenstraße. Für Rechtsfragen und Strafverfolgung ist die zuständige Polizei und Justiz der Region Schleswig-Holstein bzw. des Kreises Pinneberg zuständig.
Die Gerichtsbarkeit liegt formal beim Amtsgericht und Landgericht in Schleswig-Holstein (Kreis Pinneberg bzw. Itzehoe/Kiel), doch auf der Insel selbst findet Justiz nur an ganz wenigen Tagen im Jahr statt: Viermal jährlich, meist im März, Juni, September und Dezember, kommen ein Richter, ein Staatsanwalt, eine Rechtspflegerin und ein Gerichtsdiener mit dem morgendlichen Katamaran oder per Hubschrauber. Sie richten sich für zwei Tage im kleinen Sitzungssaal des Rathauses im Oberland ein und arbeiten dann alles ab, was in den vorherigen drei Monaten angefallen ist – Zivilstreitigkeiten, Scheidungen, Unterhalts- und Sorgerechtsverfahren, Bußgelder, kleinere und mittlere Strafsachen sowie gelegentlich Zwangsversteigerungen von Häusern oder Grundstücken. Schwere Straftaten (Mord, Totschlag, schwere Körperverletzung oder Sexualdelikte) werden sofort ans Festland abgegeben und dort vor dem Landgericht verhandelt; der Beschuldigte wird dann meist mit dem Polizeiboot oder dem Rettungshubschrauber der Marine abtransportiert.


Helgoland ist eine kleine und relativ abgelegene Insel mit rund 1.450 Einwohnern, was typischerweise zu einer geringeren Kriminalitätsrate führt als in größeren Städten. Bekannt wurde Helgoland gelegentlich durch spezielle polizeiliche Fälle, zum Beispiel einen ungelösten „Cold Case“ eines unbekannten Toten, der 1994 in der Nordsee westlich von Helgoland gefunden wurde. Die Polizei in Wilhelmshaven und die Staatsanwaltschaft Oldenburg führen Ermittlungen hierzu und arbeiten mit internationalen Partnern zusammen, um Hinweise zu gewinnen. Dies ist allerdings ein Einzelfall, der öffentlich Beachtung fand.
Die Polizei auf Helgoland ist ebenfalls ein Kuriosum: In der Hafenstraße 100, direkt gegenüber dem Anleger der Katamarane, steht die kleinste ständig besetzte Polizeistation Schleswig-Holsteins. Normalerweise sind nur zwei bis drei Beamte gleichzeitig im Dienst, im Sommer kommen ein paar Saisonkräfte dazu. Direkt nebenan liegt die Außenstelle der Wasserschutzpolizei, die mit einem eigenen Boot die Hoheitsgewässer, die Fischerei und den Schiffsverkehr überwacht. Die Inselpolizisten sind Allrounder: Sie regeln Streit in der Kneipe, suchen betrunkene Touristen, die im Dunkeln die Treppe zum Oberland verfehlt haben, klären Fahrradunfälle, nehmen Diebstähle von Handys und Portemonnaies auf und suchen im Watt nach verirrten Wattwanderern von der Düne.
 
Die Kriminalitätsrate ist seit den 1960er Jahren durchgehend extrem niedrig – deutlich niedriger als auf dem Festland. Schwere Gewaltkriminalität ist nahezu unbekannt. Die meisten Straftaten drehen sich um Alkohol (Körperverletzung, Ruhestörung, Beleidigung), kleine Diebstähle in Läden oder Ferienwohnungen und gelegentliche Drogendelikte (meist Cannabis bei jüngeren Touristen). In den Hochzeiten des Zollfreishoppings in den 1970er und 1980er Jahren gab es immer wieder organisierte Banden, die versuchten, große Mengen Spirituosen oder Zigaretten illegal aufs Festland zu schmuggeln, doch die meisten Fälle wurden von der Wasserschutzpolizei schon auf See abgefangen.
 
Einige Fälle haben jedoch überregionale Bekanntheit erlangt. Der bekannteste ist der bis heute ungeklärte „Toter vom Helgoland-Südstrand“: Am 13. August 1994 wurde westlich der Insel ein stark verwester männlicher Leichnam im Wasser treibend gefunden. Trotz intensiver Ermittlungen der Wilhelmshavener Kriminalpolizei und internationaler DNA-Abgleiche konnte die Identität nie geklärt werden – der Fall gilt als einer der großen deutschen Cold Cases. Ein weiterer spektakulärer Vorfall ereignete sich 2009, als ein betrunkener Tagesgast versuchte, mit einem gestohlenen Börteboot zu fliehen, und vor der Düne auf Grund lief.


=== '''Internationale Politik''' ===
=== '''Internationale Politik''' ===
Zeile 677: Zeile 580:


=== '''Flagge und Wappen''' ===
=== '''Flagge und Wappen''' ===
Helgoland besitzt das älteste Wappen im Kreis Pinneberg. Es stammt aus dem Jahre 1696 und beruht auf einer von Herzog Friedrich IV. verliehenen Schifffahrtsflagge. Blasonierung besagt: „Zweimal geteilt von Grün, Rot und Silber“. Die Farben des Wappens wurden erst im 19. Jahrhundert mit dem Erscheinungsbild der Insel begründet. Bekannt ist der folgende Spruch: „Grön is dat Land, rot is de Kant, witt is de Sand. Dat sünd de Farven vun't hillige Land.“ Auch: „Grün ist das Land, rot ist die Kant (seltener: Wand), weiß ist der Sand: Das sind die Farben von Helgoland.“
Helgoland führt das älteste Wappen im gesamten Kreis Pinneberg und eines der ältesten kommunalen Hoheitszeichen Schleswig-Holsteins überhaupt. Es wurde bereits im Jahr 1696 vom damals regierenden schleswigschen Herzog Friedrich IV. aus dem Haus Gottorf verliehen – ursprünglich jedoch nicht als Wappen, sondern als offizielle Schifffahrts- und Handelsflagge für die Helgoländer Boote und Schiffe. Damit sollten diese im internationalen Verkehr eindeutig als zur Herzogtum Schleswig gehörig erkennbar sein. Die heraldische Beschreibung (Blasonierung) lautet seitdem unverändert: „Zweimal geteilt von Grün, Rot und Silber“ also drei waagerechte Streifen in den Farben Grün (oben), Rot (Mitte) und Weiß (unten).
 
Erst deutlich später, im 19. Jahrhundert, als die Insel bereits dänisch und dann britisch war, begann man, diese Farben nachträglich mit dem tatsächlichen Aussehen Helgolands zu erklären. So entstand der bis heute berühmte und von den Inselbewohnern geliebte Spruch im Helgoländer Friesisch (Halunder): „Grön is dat Land, rot is de Kant, witt is de Sand. Dat sünd de Farven vun’t hillige Land.“ Auf Hochdeutsch: „Grün ist das Land, rot ist die Kant (Kante/Kliff), weiß ist der Sand. Das sind die Farben von Helgoland.“ Tatsächlich passt die Deutung erstaunlich gut: Das Oberland war früher deutlich grüner (Wiesen und etwas Ackerbau), die steilen roten Buntsandstein-Klippen prägen das Bild der Insel, und die weißen Strände der Düne sowie der helle Sand sind markant.
 
Die Flagge Helgolands ist identisch mit dem Wappen: drei gleich breite horizontale Streifen Grün-Rot-Weiß. Sie wird an allen öffentlichen Gebäuden, auf der Düne, an den Schiffen der Reedereien und natürlich an unzähligen privaten Fahnenmasten gehisst. Besonders eindrucksvoll ist sie, wenn sie vor dem roten Felsen im Wind steht. Seit 1952, nach der Rückgabe der Insel an Deutschland, ist sie wieder offizielles Hoheitszeichen der Gemeinde Helgoland. Die Gemeinde führt außerdem ein großes Wappen, das den Schild mit den drei Streifen zeigt, darüber eine rote Mauerkrone mit fünf Zinnen als Zeichen der kommunalen Selbstverwaltung.
 
Selten gibt es auch eine inoffizielle Variante mit dem Spruch in friesischer oder


=== '''Hymne''' ===
=== '''Hymne''' ===
Zeile 883: Zeile 792:




'''Bevölkerungsaufteilung:'''
'''Bevölkerungsaufteilung''' 2001:
 
Bevölkerungszahl 2001 insgesamt    1 499
 
           davon  weiblich                         798               53,24 %
 
                       männlich                        701               46,76 %


* Bevölkerungszahl insgesamt  1.499
* weiblich  798 (53,24 %)
* männlich  701 (46,76 %)


Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 40 Jahren, die mittlere Lebenserwartung bei knapp 80 Jahren. Die Zahl der Haushalte beträgt insgesamt rund 750.
Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 40 Jahren, die mittlere Lebenserwartung bei knapp 80 Jahren. Die Zahl der Haushalte beträgt insgesamt rund 750.
Zeile 897: Zeile 803:
'''Haushalte''' 2001:
'''Haushalte''' 2001:


Gesamtzahl                                720
* Gesamtzahl   720
 
* Personen in Haushalten  1.499
Personen in Haushalten          1 499
* Personen pro Haushalt  2,082
 
Personen pro Haushalt           2,082


=== '''Volksgruppen''' ===
=== '''Volksgruppen''' ===
Zeile 1.000: Zeile 904:


Der Dialekt ist eine eigenständige Sprache, keine Form des Plattdeutschen oder Dänischen, sondern Teil der westgermanischen Sprachenfamilie. Er wird heute nur noch von wenigen hunderten Einwohnern gesprochen, vor allem von älteren Menschen über 75 Jahren, und gilt als vom Aussterben bedroht. Er wird zwar in Schulen und Kindergärten auf Helgoland gelehrt, aber viele Jugendliche sprechen ihn nicht mehr fließend.
Der Dialekt ist eine eigenständige Sprache, keine Form des Plattdeutschen oder Dänischen, sondern Teil der westgermanischen Sprachenfamilie. Er wird heute nur noch von wenigen hunderten Einwohnern gesprochen, vor allem von älteren Menschen über 75 Jahren, und gilt als vom Aussterben bedroht. Er wird zwar in Schulen und Kindergärten auf Helgoland gelehrt, aber viele Jugendliche sprechen ihn nicht mehr fließend.
==== '''Halunder''' ====
'''Halunder''', auch Helgoländer Friesisch genannt, ist der traditionelle Dialekt der nordfriesischen Insel Helgoland in der Deutschen Bucht. Er gehört zur Sprachfamilie der friesischen Sprachen, die zusammen mit Niederdeutsch, Englisch und anderen germanischen Sprachen zur nordgermanischen Untergruppe gehören. Halunder ist ein Teil der sogenannten Nordfriesischen Dialekte, wobei er eng mit Fering (Föhr) und Söl'ring (Sylt) verwandt ist, sich jedoch durch eigene Laut- und Wortformen deutlich abhebt.
Die geografische Verbreitung von Halunder beschränkt sich heute praktisch nur noch auf Helgoland, da die Zahl der Muttersprachler im Laufe des 20. Jahrhunderts stark zurückging. Besonders nach der Umsiedlung der Helgoländer Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg und der zunehmenden Dominanz des Hochdeutschen ging der Gebrauch von Halunder stark zurück. Heute sprechen nur noch wenige hundert Menschen Halunder aktiv, und der Dialekt ist daher stark vom Hochdeutschen beeinflusst. Dennoch wird er als wichtiges kulturelles Erbe gepflegt, zum Beispiel in Liedern, Gedichten, Erzählungen und bei traditionellen Festen auf der Insel.
Phonologisch zeichnet sich Halunder durch ein reiches Vokalsystem aus, das zahlreiche Diphthonge enthält, die teilweise vom Hochdeutschen abweichen. Konsonanten werden häufig weicher ausgesprochen, und alte nordfriesische Cluster sind noch erhalten, was den Dialekt unverwechselbar macht. Auch die Grammatik von Halunder weist Besonderheiten auf: Es gibt bestimmte und unbestimmte Artikel, eine teils unregelmäßige Pluralbildung sowie vereinfachte Verbformen im Vergleich zum Altfriesischen. Viele komplexe grammatische Strukturen wurden im Laufe der Zeit durch hochdeutsche Formen ersetzt.
Lexikalisch enthält Halunder zahlreiche Wörter, die aus dem Altfriesischen stammen, daneben aber auch Einflüsse aus dem Niederdeutschen und Hochdeutschen. Besonders in Bereichen wie Fischerei, Seefahrt oder dem alltäglichen Leben auf der Insel haben sich eigene Ausdrücke entwickelt, die es nur im Halunder gibt.
Soziolinguistisch ist Halunder heute ein sprachlich gefährdeter Dialekt, dessen Erhalt vor allem durch lokale Initiativen und die Weitergabe in der Familie gesichert wird. Trotz der geringen Zahl an Sprechern gilt Halunder als wesentlicher Bestandteil der kulturellen Identität Helgolands und vermittelt ein Stück der Geschichte, Traditionen und Lebensweise der Inselbewohner.


=== '''Religion''' ===
=== '''Religion''' ===
Der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Nicolai gehört die Mehrheit der Einwohner an. Mit der St.-Nicolai-Kirche besitzt sie auch die größere der beiden Kirchen der Insel. Die kleinere St.-Michaels-Kirche ist römisch-katholisch.
Helgoland war und ist eine überwiegend christlich-protestantische Insel. Die religiöse Prägung reicht bis in die Zeit der dänischen Herrschaft zurück, als die Reformation im 16. Jahrhundert auch hier durchgesetzt wurde. Seitdem gehört Helgoland zur evangelisch-lutherischen Kirche, und diese Tradition hat sich bis heute fast unverändert gehalten.
 
Das markante Wahrzeichen der Insel ist die '''St.-Nicolai-Kirche''' im Oberland. Die heutige Kirche wurde 1959 geweiht, nachdem die alte Kirche beim großen Bombenangriff der Briten am 18. April 1947 völlig zerstört worden war. Der schlichte, moderne Backsteinbau mit dem freistehenden Glockenturm (der „Langen Christian“ wurde 1952 wiederaufgebaut) ist bis heute die einzige Kirche auf der Hauptinsel. Sie gehört zur Kirchengemeinde Helgoland im Kirchenkreis Altholstein (Nordkirche). Die Gemeinde ist klein – etwa 70–80 % der rund 1.400 Einwohner sind formal evangelisch-lutherisch –, aber die Bindung und Engagement sind hoch. Gottesdienste finden jeden Sonntag statt, im Sommer oft doppelt wegen der vielen Feriengäste. Besonders beliebt sind die Open-Air-Gottesdienste am Südstrand oder auf der Düne, die Taufe im Meerwasser und die jährliche „Hummerpredigt, bei der der Pastor traditionell über die Hummerfischerei und Dankbarkeit für die Gaben der See spricht.
 
Eine eigene katholische Kirche gibt es nicht. Katholische Gottesdienste werden etwa einmal im Monat in der St.-Nicolai-Kirche oder im Gemeindesaal gefeiert, zelebriert von Priestern, die eigens aus Cuxhaven oder vom Festland anreisen. Die katholische Gemeinde ist mit etwa 100–150 Personen sehr klein und besteht vor allem aus Zugezogenen und Touristen.
 
Muslime, Juden oder andere Religionsgemeinschaften gibt es praktisch nicht. In den letzten 20 Jahren sind zwar einige Familien aus Syrien, Afghanistan oder der Ukraine zugezogen, doch die Zahl bleibt im einstelligen Bereich. Die meisten dieser Neu-Helgoländer sind säkular oder gehören nur locker einer Religion an.


Der Anteil der Konfessionslosen liegt – wie im übrigen Schleswig-Holstein – bei etwa 20–25 % und ist seit den 1990er Jahren langsam gestiegen. Dennoch spielt die Kirche im Alltag weiterhin eine große Rolle: Sie ist Treffpunkt, Veranstalter von Konzerten, Seniorennachmittagen und Jugendfreizeiten und übernimmt viele soziale Aufgaben auf der kleinen Insel.
{| class="wikitable"
{| class="wikitable"
| colspan="3" |'''Religion 2011 und   2022'''
| colspan="3" |'''Religion 2011 und 2021'''
|-
|-
|evangelisch
|evangelisch
Zeile 1.114: Zeile 1.036:
* Betrieb: 1810 bis 1902
* Betrieb: 1810 bis 1902
* ehemalige Befeuerung: Gürtelleuchte  
* ehemalige Befeuerung: Gürtelleuchte  
'''Kabelfeldfeuer''':
'''Kabelfeldfeuer''':
'''Kabelfeldfeuer''':


Zeile 1.195: Zeile 1.115:
'''Anlandungen''' in t insgesamt
'''Anlandungen''' in t insgesamt


1920                85 t
* 1920  85 t
 
* 2000  1 t
2000                 1 t


=== '''Bergbau''' ===
=== '''Bergbau''' ===
Zeile 1.238: Zeile 1.157:


== '''Soziales und Gesundheit''' ==
== '''Soziales und Gesundheit''' ==
Das Sozialleben der Insel ist in zahlreichen Vereinen organisiert.:
* Freiwillige Feuerwehr Helgoland (rund 50 aktive Mitglieder, fast alle männlichen Inselbewohner zwischen 16 und 60 sind dabei)
* Schützenverein Helgoland von 1893 (Vogel- und Scheibenschießen, großer Höhepunkt ist das jährliche Schützenfest im Juli)
* Sportverein Helgoland (Fußball, Turnen, Tischtennis, Boßeln)
* Shanty-Chor „De Helgoland Singers“ und der gemischte Chor „Lummensprung“
* Heimatverein und Friesenrat, die sich um Halunder Sprache und Brauchtum kümmern
* Anglerverein, Modellbauclub, Karnevalsverein „Helgolandia“ (seit 1954)
=== '''Gesundheitswesen''' ===
Das Klima und das Seewasser bieten ideale Bedingungen für eine ambulante - von der Krankenkasse bezuschussungsfähige - Vorsorge- oder Rehabilitationskur auf Helgoland. Wenden Sie sich bitte an Ihre Krankenkasse und Ihren Hausarzt, vor allem bei folgenden Indikationen: Allergien, chronische Erkrankungen der Atemwege, chronisch rheumatische Beschwerden, Abnutzungserscheinungen des Bewegungsapparates sowie periphere Durchblutungsstörungen. Auch die Nachbehandlung bestimmter Hauterkrankungen kann positive Ergebnisse bringen.
Das Klima und das Seewasser bieten ideale Bedingungen für eine ambulante - von der Krankenkasse bezuschussungsfähige - Vorsorge- oder Rehabilitationskur auf Helgoland. Wenden Sie sich bitte an Ihre Krankenkasse und Ihren Hausarzt, vor allem bei folgenden Indikationen: Allergien, chronische Erkrankungen der Atemwege, chronisch rheumatische Beschwerden, Abnutzungserscheinungen des Bewegungsapparates sowie periphere Durchblutungsstörungen. Auch die Nachbehandlung bestimmter Hauterkrankungen kann positive Ergebnisse bringen.


Zeile 1.245: Zeile 1.174:


== '''Bildung''' ==
== '''Bildung''' ==
Einzige Schule der Insel ist die „James Krüss-Schule” Realschule mit Grund- und Hauptschulteil.
Die einzige schulische Einrichtung der Insel ist die '''James-Krüss-Schule''' im Oberland. Das 1975 eingeweihte und mehrfach modernisierte Gebäude vereint Grundschule (Klassen 1–4), Gemeinschaftsschule (Klassen 5–10) und teilweise auch Elemente einer Realschule. Zurzeit besuchen etwa 120 bis 140 Kinder und Jugendliche die Schule, unterrichtet von rund 15 fest angestellten Lehrkräften sowie einigen Fachlehrern, die regelmäßig vom Festland einfliegen oder mit dem Katamaran kommen. Die Klassen sind winzig, oft nur 6 bis 12 Schüler pro Jahrgang, dafür ist der Unterricht hochindividuell, projektorientiert und eng begleitet. Es gibt eine moderne Sporthalle, eine Schulmensa, eine kleine Aula, die gleichzeitig als Insel-Kino und Veranstaltungssaal dient, sowie einen eigenen Schulgarten. Mögliche Abschlüsse sind der Erste Allgemeinbildende Schulabschluss (ESA), der Mittlere Schulabschluss (MSA) und in Einzelfällen die Fachoberschulreife.
 
Ein eigenes Gymnasium gibt es nicht. Wer das Abitur machen möchte, muss nach der 10. Klasse aufs Festland wechseln, meist nach Cuxhaven, Heide, Büsum oder Husum. Viele Jugendliche wohnen dann im Internat und kommen nur am Wochenende oder in den Ferien nach Hause. Dieser „Schulwechsel“ ist für viele Familien der Hauptgrund, die Insel zu verlassen, sobald die Kinder 15 oder 16 Jahre alt sind.
 
Die frühkindliche Bildung übernimmt der '''Inselkindergarten „De lütte Dün“''' direkt neben der Schule. Er betreut etwa 25 bis 35 Kinder ab einem Jahr bis zum Schuleintritt, ganztägig und zweisprachig in Hochdeutsch und Halunder Platt. Die Erzieherinnen legen großen Wert auf Naturerfahrung: Wattwanderungen, Strandbesuche und Beobachtung von Seehunden gehören zum Alltag.
 
Für Erwachsenenbildung und Weiterbildung sorgt die '''Volkshochschule Helgoland''' mit Kursen in der Schule oder im Kurhaus (Sprachen, EDV, Erste Hilfe, Plattdeutsch). Auch die '''Biologische Anstalt Helgoland''' (Teil des Alfred-Wegener-Instituts) bietet regelmäßig öffentliche Vorträge und Seminare zur Meeresbiologie an.


=== '''Höhere Bildung und Wissenschaft''' ===
=== '''Höhere Bildung und Wissenschaft''' ===
Zeile 1.293: Zeile 1.228:
=== '''Literatur''' ===
=== '''Literatur''' ===
Auf Helgoland wird noch Halunder (Helgoländisch) gesprochen und man bemüht sich schon seit den 1970er Jahren verstärkt, die Sprache lebendig zu erhalten. Helgoländisch wurde früher nur gesprochen, kaum geschrieben, aber den Bemühungen vieler ist es zu verdanken, dass jetzt viel schriftlich festgehalten ist und eine verbindliche Grammatik vorliegt. Pionierarbeit haben hier Dr. James Packross, Mina Borchert und als kompetente Wissenschaftler Prof. Nils Arhammar und Frau geleistet. Ein helgoländisches Lehrbuch “Wi lear Halunder”, Verlag Nordfriisk Instituut), und eine Hörkassette dazu liegen seit längerem vor. Ein deutsch-helgoländisches und ein helgoländisch-deutsches Wörterbuch werden von Prof. Nils Arhammar und Ritva Arhammar vorbereitet, ersteres steht kurz vor dem Abschluss. Zahlreiche Helgoländer(innen) sowie Dr. James Packross gaben dazu wertvolle Hinweise. Als Beispiel für ein Helgoländisch-Lesebuch sei hier das Buch von Packroß, "Fan Boppen en Bedeeln" (1975) erwähnt.
Auf Helgoland wird noch Halunder (Helgoländisch) gesprochen und man bemüht sich schon seit den 1970er Jahren verstärkt, die Sprache lebendig zu erhalten. Helgoländisch wurde früher nur gesprochen, kaum geschrieben, aber den Bemühungen vieler ist es zu verdanken, dass jetzt viel schriftlich festgehalten ist und eine verbindliche Grammatik vorliegt. Pionierarbeit haben hier Dr. James Packross, Mina Borchert und als kompetente Wissenschaftler Prof. Nils Arhammar und Frau geleistet. Ein helgoländisches Lehrbuch “Wi lear Halunder”, Verlag Nordfriisk Instituut), und eine Hörkassette dazu liegen seit längerem vor. Ein deutsch-helgoländisches und ein helgoländisch-deutsches Wörterbuch werden von Prof. Nils Arhammar und Ritva Arhammar vorbereitet, ersteres steht kurz vor dem Abschluss. Zahlreiche Helgoländer(innen) sowie Dr. James Packross gaben dazu wertvolle Hinweise. Als Beispiel für ein Helgoländisch-Lesebuch sei hier das Buch von Packroß, "Fan Boppen en Bedeeln" (1975) erwähnt.
Trotz seiner geringen Größe und Einwohnerzahl hat Helgoland eine erstaunlich dichte und lebendige literarische Tradition. Die Insel brachte nicht nur einen der erfolgreichsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautoren hervor, sondern dient seit über 150 Jahren als Kulisse und Thema für Romane, Gedichte, Sachbücher und Kriminalgeschichten.
Der mit Abstand bekannteste literarische Sohn Helgolands ist James Krüss (1926 bis 1997). Auf der Insel geboren und dort aufgewachsen, bis die Familie 1933 aufs Festland zog, blieb Helgoland sein Leben lang Sehnsuchts- und Schreibort. In fast allen seinen Büchern schimmert die rote Felseninsel durch: mal als direkter Schauplatz wie in „Der Leuchtturm auf den Hummerklippen“ (1955) und spätere Auflagen) oder „Mein Urgroßvater und ich“ (1959), mal als Stimmung und Sprache wie in „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ (1962), seinem Welterfolg. Krüss’ Helgoland ist voller Wind, Möwengeschrei, Hummerbuden und friesischer Redensarten. Er wurde 1997 auf dem Insel-Friedhof beigesetzt, und seit 2004 erinnert das kleine, aber liebevoll gestaltete James-Krüss-Museum im Oberland an ihn.
Neben Krüss entstanden seit den 1960er Jahren eine ganze Reihe wichtiger Bücher, die Helgoland zum Thema machen. In den 1960er und 1970er Jahren dominieren Erinnerungs- und Zeitzeugenbücher über die Zerstörung 1947 und den Wiederaufbau. Besonders bekannt wurden „Helgoland kehrt heim“ von Helga und Ernst Schenk (1972) sowie die Erzählungen alter Hummerfischer wie Rickmer Rickmers („Helgoland – Wie ich es erlebte“, Neuauflage 1992).
Ab den 1980er Jahren entdeckten Krimiautoren die Insel. Der raue Charakter, die Abgeschiedenheit und die Zollfreiheit boten perfekte Voraussetzungen für Schmuggel- und Mordgeschichten. Unter dem Pseudonym Hannes Nygaard erschienen seit den 1990er Jahren zahlreiche Helgoland-Krimis („Mord auf Helgoland“, „Tod auf der Düne“, „Helgoland ist abgebrannt“). Auch bekannte Autoren wie Thea Dorn („Die Insel“, 2002) oder Stefan Wollschläger („Helgoland ist abgebrannt“, 2007) nutzten die Insel als düster-dramatischen Schauplatz.
Sehr erfolgreich waren und sind Sach- und Bildbände: „Helgoland – Deutschlands einzige Hochseeinsel“ von Frank Deppe (mehrere Auflagen seit 1985), „Helgoland: Ein Führer durch Vergangenheit und Gegenwart“ von Gerhard A. Auer (1996) sowie das international vielbeachtete historische Werk „Helgoland – Deutschland, England und ein Felsen in der Nordsee“ von Jan Rüger (deutsche Ausgabe 2019).
In den letzten Jahren kamen verstärkt Romane von Inselbewohnern und Zugezogenen hinzu: „Dat hilige Land“ von Ingeborg Krüge (Erinnerungen einer Lehrerin), „Kinnings“ von Silke von Bremen (2021, Roman über eine junge Helgoländerinnen heute) und zahlreiche selbstverlegte Erzählbände in plattdeutscher und halunder Sprache. Auch die Kinder- und Jugendliteratur bleibt lebendig: Neben den immer wieder neu aufgelegten Krüss-Klassikern erschienen Werke wie „Lena auf Helgoland“ von Kirsten Boie (2015) oder die Seehund-Abenteuer von Tania Witte.


=== '''Theater''' ===
=== '''Theater''' ===
Zeile 1.298: Zeile 1.245:


=== '''Film''' ===
=== '''Film''' ===
Auf Helgoland gibt es das '''Hochsee-Kino''' in der Nordseehalle (Kurpromenade 1430), das sowohl Blockbuster als auch andere Filme zeigt. Es gibt tägliche Vorstellungen, zum Beispiel einen Kindernachmittag um 16:00 Uhr und einen Abendfilm um 19:30 Uhr.  
Helgoland ist seit über 100 Jahren ein beliebter und oft dramatischer Drehort für Kino und Fernsehen. Die rote Felseninsel mitten in der stürmischen Nordsee, die Düne, die weite See und das raue Wetter bieten eine Kulisse, die kaum eine andere Location in Deutschland toppen kann. Hier eine Übersicht der wichtigsten Produktionen von den 1960er Jahren bis heute: 
 
* „Die Herrin der Welt“ (1960) – Teile des zweiten Teils dieses monumentalen Abenteuer-Zweiteilers mit Martha Hyer und Carlos Thompson wurden auf Helgoland gedreht (damals noch stark kriegszerstört).
* „Das Feuerschiff“ (1963) – Verfilmung der Siegfried-Lenz-Novelle mit Dietrich Haugk und James Robertson Justice. Der Leuchtturm und die Reede von Helgoland dienten als Drehort für das titelgebende Feuerschiff.
 
* „Der Mann im Salzwasser“ (1984) – Tatort-Folge mit Horst Michael Neutze als Kommissar Staller. Helgoland spielt sich selbst: ein Mord auf der Insel während der Hochsaison.
* „Die Männer vom K3 – Tödliche Fracht“ (1989) – Krimireihe mit Harald Dietl. Ein Schmugglerring nutzt die Zollfreiheit Helgolands.
 
* „Nach Saison“ (1996) – Spielfilm von Stefan Bartmann mit Christiane Hörbiger und Götz George. Die Geschichte spielt in den 1950er Jahren und zeigt den Wiederaufbau Helgolands nach 1947 – gedreht wurde größtenteils auf der Insel.
* „Helgoland – Insel im Sturm“ (2002) – ZDF-Dokumentation, die sehr erfolgreich war und bis heute immer wieder wiederholt wird.
* „Die Kinder von Helgoland“ (2005) – ARD-Fernsehfilm über die Evakuierung der Inselbevölkerung 1945–1952, mit Veronica Ferres und Heino Ferch.
 
* Tatort: „Borowski und die Frau am Fenster“ (2013) – Kiel-Tatort mit Axel Milberg. Ein Mordfall führt Kommissar Borowski auf die Insel; viele Außenaufnahmen auf dem Oberland, an den Lummenfelsen und im Hafen.
* „Inselmord“ (2016) – ZDF-Krimi der Reihe „Friesland“ mit Maxim Mehmet und Sophie Dal.
* „Die Inselpolizistin“ (2018–2022) – ARD-Vorabendserie mit Anja Knauer als Inselpolizistin Antje Fedder. Sechs Folgen wurden komplett auf Helgoland und der Düne gedreht – die Serie nutzte echte Helgoländer als Komparsen und reale Locations wie die Polizeistation, das Aquarium und den Südstrand.
* „Knives Out 3 – Wake Up Dead Man“ (2025, Dreharbeiten 2024.–6. Juni 2025) – Die bislang größte Produktion, die je auf Helgoland gedreht wurde. Für den Netflix-Krimi mit Daniel Craig als Benoit Blanc wurde die gesamte Insel für drei Tage teilweise gesperrt. Gedreht wurde am Südstrand, auf der Düne, im Unterland und an den Klippen.
 
Neben Spielfilmen entstanden auf Helgoland auch zahlreiche Dokumentationen:
 
* NDR-Reihen wie „Die Nordstory“, „MareTV“, „planet e.“ und „45 Minuten drehen regelmäßig über Seehunde, Kegelrobben, Vogelfelsen, Offshore-Windparks oder das Leben der Fischer.
* 2021 entstand die vierteilige NDR-Doku „Helgoland – Deutschlands wilde Insel“.
 
Das einzige Inselkino ist das '''Hochsee-Kino''' in der Nordseehalle (Kurpromenade 1430), das sowohl Blockbuster als auch andere Filme zeigt. Es gibt tägliche Vorstellungen, zum Beispiel einen Kindernachmittag um 16:00 Uhr und einen Abendfilm um 19:30 Uhr.  


=== '''Musik und Tanz''' ===
=== '''Musik und Tanz''' ===
Zeile 1.317: Zeile 1.286:


=== '''Kulinarik und Gastronomie''' ===
=== '''Kulinarik und Gastronomie''' ===
Dem Feinschmecker hat Helgoland etwas ganz Besonderes zu bieten: fangfrischen Hummer. Er ist die Delikatesse auf der Hochseeinsel, die darüberhinaus aber auch noch andere kulinarische Köstlichkeiten zu bieten hat. Neben „Helgoländer Knieper“, das sind die Scheren des Taschenkrebses, findet der Gourmet frischen Seefisch wie Seezunge, Steinbutt, Heilbutt, Scholle, Steinbeißer und Helgoländer Angeldorsch auf den Speisekarten der Restaurants und Hotels. Natürlich werden darüber hinaus auch saftige Steaks sowie andere Spezialitäten aus aller Welt angeboten. Dazu gibt es Champagner, grauen Burgunder oder Chablis, eine große Auswahl gepflegter Biere, Helgoländer Welle und Helgoländer Eiergrog.
Feinschmeckern hat Helgoland etwas ganz Besonderes zu bieten: fangfrischen Hummer. Er ist die Delikatesse auf der Hochseeinsel, die darüberhinaus aber auch noch andere kulinarische Köstlichkeiten zu bieten hat. Neben „Helgoländer Knieper“, das sind die Scheren des Taschenkrebses, findet der Gourmet frischen Seefisch wie Seezunge, Steinbutt, Heilbutt, Scholle, Steinbeißer und Helgoländer Angeldorsch auf den Speisekarten der Restaurants und Hotels. Natürlich werden darüber hinaus auch saftige Steaks sowie andere Spezialitäten aus aller Welt angeboten. Dazu gibt es Champagner, grauen Burgunder oder Chablis, eine große Auswahl gepflegter Biere, Helgoländer Welle und Helgoländer Eiergrog.


=== '''Festkultur''' ===
=== '''Festkultur''' ===
Auf Helgoland feiert man neben den üblichen deutschen auch vier eigene Festtage.
Auf Helgoland feiert man neben den üblichen deutschen auch vier eigene Festtage.




'''Feiertage:'''
'''Feiertage:'''


* 1. März:  - Gedenktag anlässlich der Freigabe Helgolands 1952
* 1. Januar - Neujahr
* April  - Saisoneröffnung / Flagge zur Düne  
* 6. Januar - Dreikönigstag
* 10. Juli  - Inselfest  
* 1. März: Gedenktag anlässlich der Freigabe Helgolands 1952
* 10. August  - Gedenktag anlässlich des Wechsels der Staatszugehörigkeit von Großbritannien zum damaligen Deutschen Reich, 1890  
* April .- Ostern
* April - Saisoneröffnung / Flagge zur Düne
* 1. Mai - Tag der Arbeit
* Ende Mai / Anfang Juni - Pfingsten
* 10. Juli - Inselfest
* 10. August - Gedenktag anlässlich des Wechsels der Staatszugehörigkeit von Großbritannien zum damaligen Deutschen Reich, 1890
* 1. November - Allerheiligen
* 25./26. Dezember - Weihnachten
 
 
Zum festlichen Inselbrauchtum gehören:
 
* '''Neujahrsanschießen und Böllerknallen''' zum Jahreswechsel
* '''Biikebrennen''' am 21. Februar (großes Feuer auf der Düne)
* '''Karneval''' (zwei Wochenenden mit Umzügen und Sitzungen)
* '''Hummersegen''' im Frühjahr, wenn die Hummerkörbe wieder ausgelegt werden (ökumenischer Gottesdienst mit Segnung der Boote und der Fischer)
* '''Schützenfest''' (erstes Juli-Wochenende)
* '''Ringreiten''' auf der Düne
* '''Laternenumzug''' der Kinder am Heiligabend
* '''Weihnachten und Silvester''' werden sehr intensiv gefeiert: Am Heiligabend gibt es einen Laternenumzug der Kinder durchs Unterland, und um Mitternacht läuten alle Glocken, während draußen das traditionelle Böller-Schießen stattfindet.
* Die Beerdigungen finden fast immer auf dem kleinen Friedhof neben der Kirche statt – mit Blick aufs Meer, wie fast überall auf der Insel.


== '''Medien''' ==
== '''Medien''' ==
Die Online-Zeitung ''Insel Helgoland'' bringt jeweils die neuesten Informationen über die Insel.  
Kaum ein anderer Ort dieser Größe wird so oft und so positiv in den überregionalen Medien dargestellt. Jedes größere Sturmtief, jede Robbengeburt, jeder Hollywood-Dreh (wie „Knives Out 3“ 2025) löst einen kleinen Medienhype aus. Für die Inselbewohner ist das zweischneidig: Einerseits bringt es Gäste und Aufmerksamkeit, andererseits klagen viele im Winter darüber, dass „wieder irgendein Filmteam mit Drohne über mein Dach fliegt“.
 
Das wichtigste gedruckte Medium ist seit 2008 die monatlich erscheinende, kostenlose Broschüre '''„Inselnachrichten“''' der Gemeinde Helgoland. Die 12–20 Seiten enthalten alles, was die Insel wirklich bewegt: Sitzungsprotokolle des Gemeinderates, Vereinsmeldungen, Geburtstage, Hochzeiten, Todesanzeigen, den aktuellen Schiffs- und Flugplan sowie kleine Anzeigen. Jeder Briefkasten bekommt ein Exemplar, und die PDF steht online. Daneben funktionieren nach wie vor die klassischen schwarzen Bretter im Unter- und Oberland sowie mehrere große WhatsApp-Gruppen („Helgoland Info“, „Kaufen & Verkaufen“, „Wetter & Katamaran“), in denen innerhalb von Minuten die gesamte Insel informiert ist. In der Saison sendet gelegentlich das private „Radio Helgoland“ auf UKW 87,9 MHz aus jemandes Wohnzimmer: meist Musik, Wettermeldungen und kurze Ansagen.
 
Täglich kommen mit dem ersten Katamaran die „Cuxhavener Nachrichten“, die „Nordsee-Zeitung“ und die „Bild“-Zeitung an. Viele ältere Helgoländer lesen sie im Café „Mocca-Stuben“ oder im Wartehäuschen am Hafen. Bis in die 1990er Jahre gab es noch den eigenen „Helgoland-Boten“, eine kleine Wochenzeitung, die aber aus Kostengründen eingestellt wurde.
 
Seit dem Anschluss an das Glasfaser-Unterseekabel 2018 hat fast jedes Haus schnelles Internet und damit perfekten Satelliten- und Streaming-Empfang. Davor war im Winter der UKW-Empfang oft schlecht, und viele hatten noch das alte Mittelwellenradio für den Deutschlandfunk im Küchenschrank. Heute dominieren NDR 1 Niedersachsen, NDR 90,3 und Radio ffn. Fernsehberichte über Helgoland gibt es praktisch jede Woche: ob „Nordmagazin“, „Hallo Niedersachsen“, „MareTV“, „planet e.“ oder die „Tagesschau“ bei Sturmfluten. Seehunde, Kegelrobben, Basstölpel, Offshore-Windparks und das Leben im Winter sind Dauerbrenner. Während der Corona-Jahre 2020/21 wurden sogar Gemeinderatssitzungen live auf YouTube übertragen.
 
Seit dem Breitband-Boom ist Helgoland digital sehr präsent. Beliebte Kanäle sind: @helgoland und @helgolandtourismus (offiziell), private Wetter- und Livecam-Accounts („Helgoland Wetter Live“, „Lummenfelsen Cam“) sowie TikTok- und Instagram-Profile junger Helgoländer, die Alltag, Sturm und Katamaran-Ankünfte zeigen


=== '''Kommunikation''' ===
=== '''Kommunikation''' ===
Zeile 1.337: Zeile 1.335:


== '''Sport''' ==
== '''Sport''' ==
Auf Helgoland befindet sich ein Fußballplatz mit Kunstrasen sowie einer Laufbahn und einer Sprunggrube. Der VfL Fosite Helgoland bietet ein großes Angebot von Sportarten an: Fußball, Tennis, Tischtennis, Badminton, Turnen, Gymnastik, Prellball, Schießen, Volleyball und Laufen. Die Fußballabteilung ist wie alle Vereine aus dem Kreis Pinneberg Mitglied im Hamburger Fußball-Verband, allerdings nimmt derzeit keine Mannschaft am regulären Spielbetrieb teil.
Auf Helgoland befindet sich ein Fußballplatz mit Kunstrasen sowie einer Laufbahn und einer Sprunggrube. Der VfL Fosite Helgoland bietet ein großes Angebot von Sportarten an: Fußball, Tennis, Tischtennis, Badminton, Turnen, Gymnastik, Prellball, Schießen, Volleyball und Laufen. Die Fußballabteilung ist wie alle Vereine aus dem Kreis Pinneberg Mitglied im Hamburger Fußball-Verband, allerdings nimmt derzeit keine Mannschaft am regulären Spielbetrieb teil. Weitere auf Helgoland praktizierte Sportarten sind:
 
Weitere auf Helgoland praktizierte Sportarten sind:  


* '''Minigolf:''' Auf der Helgoländer Düne gibt es einen Minigolfplatz mit Oldschool-Eternitbahnen, und eine weitere Anlage mit Trampolinspaß beim Kurpark – ideal für Familien und jede Altersklasse.
* '''Minigolf:''' Auf der Helgoländer Düne gibt es einen Minigolfplatz mit Oldschool-Eternitbahnen, und eine weitere Anlage mit Trampolinspaß beim Kurpark – ideal für Familien und jede Altersklasse.
Zeile 1.353: Zeile 1.349:




Die wichtigsten Sportevents auf Helgoland sind:
Die wichtigsten Sportveranstaltungen auf Helgoland sind:


* '''Helgoland-Marathon:''' Am 3. Mai 2025 findet der traditionsreiche Gerolsteiner Helgoland-Marathon statt. Es gibt sowohl den Marathon (42,2km) als auch einen Mini-Marathon (5,25km) für verschiedene Altersgruppen. Die Strecke führt durch die eindrucksvolle Landschaft der Insel – ein echtes Highlight im Sportkalender.
* '''Helgoland-Marathon:''' Am 3. Mai 2025 findet der traditionsreiche Gerolsteiner Helgoland-Marathon statt. Es gibt sowohl den Marathon (42,2km) als auch einen Mini-Marathon (5,25km) für verschiedene Altersgruppen. Die Strecke führt durch die eindrucksvolle Landschaft der Insel – ein echtes Highlight im Sportkalender.
Zeile 1.361: Zeile 1.357:
Von der Insel stammende Persönlichkeiten waren unter anderem:
Von der Insel stammende Persönlichkeiten waren unter anderem:


* Rickmer Clasen Rickmers (1807 bis 1886), Werftbesitzer, Reederei-Gründer und Reiskaufmann
* Rickmer Clasen Rickmers (1807 bis 1886), WerfDastUnterkunftsangebot wird von den großen Hotels dominiert. besitzer, Reederei-Gründer und Reiskaufmann
* William Henry Balmain (1817 bis 1880), britischer Chemiker und Unternehmer (Leuchtstoffe, ''Balmain-Phosphore''), lehrte in Liverpool
* William HenViery Balmain (1817 bis 1880), britischer Chemiker und Unternehmer (Leuchtstoff bis , ''Balmain-Phosphore''), lehrte in Liverpool
* Franz Schensky (1871 bis 1957), Fotograf und politischer Wortführer der ''Allgemeinen Helgoländer Liste''
* Franz Schensky (1871 bis 1957), Fotograf und politischer Wortführer der ''Allgemeinen Helgoländer Liste''
* Robert Knud Friedrich Pilger (1876 bis 1953), Botaniker
* Robert Knud Friedrich Pilger (1876 bis 1953), Botaniker
Zeile 1.369: Zeile 1.365:
* James Krüss (1926 bis 1997), Dichter, Schriftsteller und Kinderbuchautor; das James-Krüss-Museum wurde Anfang 2007 eingeweiht
* James Krüss (1926 bis 1997), Dichter, Schriftsteller und Kinderbuchautor; das James-Krüss-Museum wurde Anfang 2007 eingeweiht
* Detlef Bückmann (1927 bis 2024), Zoologe und Hochschullehrer, zuletzt an der Universität Ulm
* Detlef Bückmann (1927 bis 2024), Zoologe und Hochschullehrer, zuletzt an der Universität Ulm
* Reimer Boy Eilers (* 1948 in Wedel), in einer Helgoländer Familie, verbrachte seine spätere Kindheit auf Helgoland), Schriftsteller und Publizist
* Reimer Boy Eilers (* 1948 in Wedel), in einer Helgoländer Familie, verbrachte seine spätere Kindheit auf Helga
 


Zu den Persönlichkeiten, die auf der Insel gewirkt hgaben, gehören:
keiten, die auf der Insel gewirkt haben, gehören:


* Benedikt von Ahlefeldt (1717 bis 1776), Kommandant von Helgoland (1753 bis 1764) und Landrat in Uetersen
* Benedikt von Ahlefeldt (1717 bis 1776), Kommandant von Helgoland (1753 bis 1764) und Landrat in Uetersen
* Heinrich Heine (1797 bis 1856), Dichter; kurte schon 1829 und 1830 auf der Insel. Seine Zeitgenossen sahen hinter seinen Nordseegedichten Helgolanderfahrungen. Ein Gedenkstein vor der Landungsbrücke erinnert an ihn.
* Heinrich Heine (1797 bis 1856), Dichter; kurte schon 1829 und 1830 auf der Insel. Seine Zeitgenossen sahen hinter seinen Nordseegedichten Helgolanderfahrungen. Ein Gedenkstein vor der Landungsbrücke erinnert an ihn.
* August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 bis 1874), Dichter; schrieb 1841 auf der Insel das Lied der Deutschen.
* August Heinrich Hoffmann von Fallersleben ( bis 798 bis 1874), Dichter; schrieb 1841 auf der Insel das Lied der Deutschen.
* René Leudesdorff und Georg von Hatzfeld, Studenten; besetzten die Insel 1950 und lösten somit eine Bewegung zur Rückgabe der Insel an Deutschland aus.
* René Leudesdorff und Georg von Hatzfeld, Studenten; besetzten die Insel 1950 und lös bis en somit eine Bewegung zur Rückgabe der Insel an Deutschland aus.
* Franz Schensky (1871 bis 1957), Fotograf
* Franz Schensky (1871 bis 1957), Fotograf
* Werner Heisenberg (1901 bis 1976), Physiker (Nobelpreis 1932); entwickelte während eines Helgoland-Aufenthaltes 1925 grundlegende Ideen seiner Theorie über die Quantenmechanik, welche die Heisenbergsche Unschärferelation beinhaltet; ein Gedenkstein auf dem Oberland erinnert daran.
* Werner Heisenberg (1901 bis 1976), Physiker (Nobelpreis 1932); entwickelte während eines Helgoland-Aufenthaltes 1925 grundlegende Ideen seiner Theorie über die Quantenmechanik, welche die Heisenbergsche Unschärferelation beinhaltet; ein Gedenkstein auf dem Oberland erinnert daran.


== '''Fremdenverkehr''' ==
== '''Fremdenverkehr''' ==
Hauptanziehungspunkt für viele Tagesgäste ist nach wie vor der „Lung Wai“, die Helgoländer Einkaufsmeile. Auch nach dem Wegfall der Duty-free-Shops innerhalb der Europäischen Union (EU) kann man hier weiter zollfrei für den persönlichen Gebrauch einkaufen. Verlockend ist das Angebot an Alkoholika - die Kunden sollen angeblich zwischen knapp 600 verschiedenen Sorten Spirituosen wählen können. Kein Wunder also, dass böse Zungen vom „Fuselfelsen“ sprechen. Auch Zigaretten, Schmuck oder Parfüms sind auf Helgoland vergleichsweise billig. Einiges, was unter dem Etikett „duty free“ verkauft wird, ist allerdings tatsächlich teurer als auf dem Festland. Und die Anziehungskraft der zollfreien Waren lässt offenbar nach: Die Zahl der Tagesgäste geht immer weiter zurück. Für die rund 1500 vom Tourismus abhängigen Helgoländer eine bedrohliche Entwicklung, die sie zwingt, intensiv über neue Vermarktungskonzepte für ihre Insel nachzudenken.
Hauptanziehungspunkt für viele Tagesgäste ist nach wi Auch nach dem Wegfall der Duty-free-Shops innerhalb der Europäischen Union (EU) kann man hier weiter zollfrei für den persönlichen Gebrauch einkaufen. Verlockend ist das Angebot an Alkoholika - die Kunden sollen angeblich zwischen knapp 600 verschiedenen Sorten Spirituosen wählen können. Kein Wunder also, dass böse Zungen vom „Fusewieletwa “ sprechen. Auch Zigretten, Schmuck oder Parfüms sind auf Helgoland vergleichswas unter dem Etikeett „duty free“ verkauft wi.d, ist allerdings tatumlBeispiel ich teurer als auf dem Festland. Und die Anziehungskraft der zollfreien Waren lässt offenbar nach: Die Zahl der Tagesgäste geht immer weiter zurück. Für die rund 1500 vom Tourismus abhängigen Helgoländer eine bedrohliche Entwicklung, die sie zwingt, intensiv über neue VermarktungskonzeumtBeispiel ür ihre Insel nachzudenken.
 


'''Gästezahlen''': insgesamt                    Kurgäste:
'''Gästezahlen''': insgesamt                    Kurgäste:

Version vom 2. Dezember 2025, 11:23 Uhr

Helgoland, der kleine Rest einer in früherer Zeit viel größeren Insel, ist der Außenposten Deutschlands in der Nordsee. Lange Zeit Besitztum der Briten, wurde sie ihrer strategischen Bedeutung wegen vom deutschen Kaiserreich einst gegen eine Insel vor der ostafrikanischen Küste eingetauscht.

Inselsteckbrief
offizieller Name Helgoland
alternative Bezeichnungen Abalus, Basileia (lateinisch), Fo[r]sites Land, Fosetisland (um 700), Héleglend, Heiligland (1072), Farria (um 1100), Hilligland, Hilgeland, Halgeland, Heiligenlund, Insel der Heiligen Jungfrau Ursula (13. bis 19. Jahrhundert), Heligoland (englisch, französisch, spanisch), Helgolân (westfriesisch), Halaglun (nordfriesisch), Hälgelound (saterfriesisch), Deät Lun (helgoländisch)
Kategorie Meeresinsel
Inseltyp echte Insel
Inselart Kontinentalinsel
Gewässer Nodsee
Inselgruppe Helgoland
politische Zugehörigkeit Staat: Deutschland (Bundesrepublik Deutschland)
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Pinneberg
Gliederung 2 Ortsteile
Status Inselgemeinde
Koordinaten 54°11’ N, 7°53’ O
Entfernung zur nächsten Insel 800 m (Düne), 42,3 km (Wangerooge)
Entfernung zum Festland 22 km (Hitzsand / Eiderstedt / Schleswig-Holstein)
Fläche 0,95 km² / 0,367 mi² (mit Düne 1,65 km² / 0,64 mi², mit Flutbereich 4,21 km² / 1,625 mi², ehemalige Fläche 1650 13,75 km² / 5,3 mi²)
geschütztes Gebiet 0,457 km² / 0,176 mi² (48,1 %)
maximale Länge 2,2 km (NW-SO)
maximale Breite 0,9 km (NO-Sw)
Küstenlänge 4,2 km
tiefste Stelle 0 m (Nordsee)
höchste Stelle 59 m (L;ummenfelsen)
relative Höhe 59 m
mittlere Höhe 12 m
maximaler Tidenhub 2,5 bis 2,6 m (Unterland 2,54 m)
Zeitzone MEZ (Mitteleuropäische Zeit, UTC+1)
Realzeit UTC plus 32 Minuten
Einwohnerzahl 1.329 (2024)
Dichte (Einwohner pro km²) 1398,95, bezogen auf die Gemeindefläche 805,45
Inselzentrum Unterland


Name

Helgoland, gesprochen [ˈhɛl.ɡoˌlant], englisch Heligoland, westfriesisch Helgolân, nordfriesisch Halaglun, saterfriesisch Hälgelound, wird von den Bewohnern Deät Lun, was im Halunder, dem Helgoländer Friesisch, schlicht „das Land“ bedeutet, genannt. Bei antiken Schriftstellern hieß das damals noch weit größere Inselterritorium Abalus und Basileia. Die erste deutsche Nennung findet sich bei Willibrord um 700. Er sprach von Fo[r]sites Land und Fosetisland. Adam von Bremen verzeichnete das Eiland anno 1072 als Héleglend und Heiligland. In der Hamburger Diözesanchronik war um 1100 von Farria die Rede.

Vom Hochmittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Insel mit Varianten des hochdeutschen Heiligland bezeichnet - konkret als Hilligland, Hilgeland, Halgeland und Heiligenlund, einmal sogar als Insel der Heiligen Jungfrau Ursula. Die kritische Diskussion des Namens im 19. Jahrhundert fasste Theodor Siebs 1909 mit der These zusammen, dass, ausgehend von der friesischen Selbstbezeichnung der Helgoländer als Halunder, der Inselname „hohes Land“ bedeutete (ähnlich Hallig in Nordfriesland). In der Diskussion im Anschluss an Jürgen Spanuth wurde von Wolfgang Laur wieder ein ursprünglicher Name Heiligland angenommen. Die seit dem 16. Jahrhundert aufgetretene Variante Helgoland sei durch Gelehrte entstanden, die eine nordfriesische Form Helgeland latinisierten, da sie ihn als Hinweis auf den Sagenhelden Helgi lasen. Die Diskussion wird erschwert durch die Uneinigkeit darüber, mit welchen der angeführten Namen wirklich die Insel Helgoland gemeint sei, und durch den Wunsch, die Insel auch heute noch als heilig erscheinen zu lassen. Während der britischen Besatzungszeit von 1945 bis 1952 wurde die Insel von den dort stationierten Soldaten zynisch Hell-go-land, übersetzt in etwa„das Land, das zur Hölle geht“, genannt.

  • international:  Helgoland
  • amharisch:  ሄልጎላንድ [Helgoland]
  • arabisch:  هيلغولاند [Helgoland]
  • armenisch:  Հելգոլանդի [Helgoland]
  • aserbaidschanisch: Heliqoland
  • bengalisch:  হেলগোল্যান্ড [Helgoland]
  • birmanisch:  ဟယ်လ်ဂိုးလန် [Helgoland]
  • bulgarisch:  Хелголанд [Helgoland]
  • chinesisch:  赫尔戈兰 [Hè ěr gē lán]
  • englisch: Heligoland
  • französisch:  Heligoland
  • friesisch, west:  Helgolân
  • friesisch, nord: Halaglun
  • galizisch: Heligoland
  • georgisch:  ჰელგოლანდი [Helgolandi]
  • griechisch:  Χέλγκολαντ [Hélgkolant]
  • gudscheratisch:  હેલગોલેન્ડ [Helgoland]
  • hebräisch:  הגולנד [Hagoland]
  • hindi:  हेलगोलैंड [Helgoland]
  • japanisch:  ヘルゴラント [Herugorantu]
  • kambodschanisch:  ហែលហ្គូឡែន [Haelgoulen]
  • kanaresisch: ಹೆಲ್ಗೊಲ್ಯಾಂಡ್ [Helgolyāṇḍ]
  • kasachisch:  Хелголанд [Helgoland]
  • katalanbisch: Heligoland
  • koreanisch:  헬골란드 [Helgollandeu]
  • laotisch:  ເຮວງໂກແລນ [Hewng Ko Laen]
  • lateinisch:  Abalus, Basileia
  • lettisch:  Helgolande
  • litauisch:  Helgolandas
  • makedonisch:  Хелголанд [Helgoland]
  • maldivisch:  ހެލްގޯލާންޑް [Helgoland]
  • okzitanisch: Heligoland
  • pandschabisch: ਹੈਲਗੋਲੈਂਡ [Hailgolaiṇḍ]
  • paschtunisch: هیلګولنډ [Hilgolanḍ]
  • persisch:  هلگولند [Helgoland]
  • portugiesisch: Heligolândia
  • russisch:  Хелголанд [Helgoland]
  • saterfriesisch:  Hälgelound
  • serbisch:  Хелголанд [Helgoland]
  • spanisch: Heligoland
  • singalesisch:  හෙල්ගෝලන්ඩ් [Helgoland]
  • tamilisch:  ஹெல்கொலாந்து [Helkolāntu]
  • telugu: హెల్గోలాండ్ [Helgōlāṇḍ]
  • thai:  เฮลโกลันด์ [Helgoland]
  • tibetisch: ཧེལ་གོ་ལནྡ་ [Hel-go-land]
  • ukrainisch:  Хелголанд [Helgoland]
  • urdu:  ہیلگولینڈ [Helgoland]
  • weißrussisch:  Хелголанд [Helgoland]


Offizieller Name:  Helgoland

  • Bezeichnung der Bewohner:  Helgoländer bzw. Halunder
  • adjektivisch: helgoländisch


Kürzel:

  • Code:  HL / HGL
  • Kfz:  PI
  • Gemeindeschlüssel:  01 0 56 025
  • ISO-Code:  DE.SH.HL

Lage

Helgoland liegt etwas mehr als 40 km vor der Küste Ostfrieslands und Schleswig-Holsteins im Südosten der Nordsee auf durchschnittlich 54°11’ n.B. und 7°53’ ö.L.. Helgoland ist 43 km von Ostfriesland und 47 km von Schleswig-Holstein entfernt. Die Küste hat eine Gesamtlänge von 8 km. Die Insel befindet sich auf der gleichen geografischen Breite wie das südlich-zentrale Schleswig-Holstein, der Norden von Mecklenburg-Vorpommern, der Norden Polens mit Köslin, das nördlich-zentrale Weißrussland mit Schklow, Zentral-Russland mit Tula, der äußerste Norden Kasachstans, das südliche Sibirien, der äußerste Norden der Insel Sachalin, das südliche Kamtschatka, Zentral-Kanada, der Norden der Republik Irland zwischen The Mullet und Carlingford Lough, der Süden Nordirlands sowie der Isle of Man sowie England zwischen Barrow in Furness und Flamborough Head.


Geografische Lage:

  • nördlichster Punkt:  54°11’32“ n.B. (Lange Anna)
  • südlichster Punkt:  54°10’06“ n.B. (Südhafen)
  • östlichster Punkt:  7°53’58“ ö.L. (Ostkaje Südhafen) bzw. 7°55‘17“ ö.L. (Dünendamm Ost / Düne)
  • westlichster Punkt:  7°51’40“ ö.L. (Lange Anna)


Entfernungen:

  • Düne  0,8 km
  • Wangerooge / Ostfriesland  42,3 km
  • Scharhörn / Ostfriesland  43 km
  • Eiderstedt / Schleswig-Holstein (Hitzsand)  46,8 km
  • Ostfriesland (Wangerland-Küste)  53 km
  • Amrum / Nordfriesland (Kniepsand)   57 km
  • Niedersachsen (Cuxhaven-Duhnen)  57,3 km
  • Sylt / Nordfriesland (Hörnum Odde) 67 km
  • Föhr / Nordfriesland (Hedehusum/Strand) 68 km
  • Norderney /Ostfriesland  70 km
  • Borkum / Ostfriesland  97 km
  • Rømø / Dänemark (Sønderstrand)  106 km
  • Westfriesland / Niederlande (Eemshaven)  107 km
  • Schiermonnikoog / Westfriesland (Balg)  127 km
  • Norwegen (Lindesnes)  422 km
  • Norfolk / England (Calster)  435 km

Zeitzone

Auf Helgoland gilt wie in ganz Deutschland die Mitteleuropäische Zeit bzw. Central European Time, abgekürzt MEZ bzw. CET. Die Realzeit liegt um 32 Minuten vor der Koordinierten Weltzeit (UTC).

Fläche

Als im Jahr 1650 die Fläche der Insel erstmals vermessen wurde, war Helgoland 13,75 km² groß. 1710 waren es nur noch 2,5 km². Und der Landverlust ging weiter. Heute sind es nur noch 1,65 km². Davon entfallen 0,95 km² bzw. 0,367 mi² auf die Hauptinsel und 0,7 km² auf die Düne. Inklusive Flutbereich ist Helgoland allerdings wesentlich größer, nämlich 4,21 km² bzw. 1,625 mi². Die Küste ist 4,2 km lang. Von Westen nach Osten zwischen der Langen Anna und der Dünenspitze Aade durchmisst Helgoland samt Düne 3,4 km, von Norden nach Süden zwischen Nordmole und Vorhafen 1,9 km. Der Nordwest-Südostdurchmesser der Hauptinsel beträgt 2,2 km bei einer maximalen Breite von 900 m. Höchster Punkt ist der Lummenfelsen mit 59 m, die tiefste Stelle liegt auf Meeresniveau mit einem maximalen Tidenhub von 2,5 bis 2,6 m (Unterland 2,54 m). Die mittlere Seehöhe beträgt 12 m.


Flächenaufteilung (geschätzt):

Dünen                                     0,70 km²         42,4 %

Wiesen und Sträucher            0,40 km²         24,2 %

Agrarland                               0,30 km²         18,2 %

Verbautes Gelände                 0,25 km²         15,2 %

Geologie

Die geologisch relevante Geschichte der Entstehung Helgolands begann vor etwa 260 Millionen Jahren im geologischen Zeitalter des Perm im ausgehenden Erdaltertum. Im beginnenden Zechstein, der zweiten Abteilung des Perm, kam es auf dem Urkontinent Pangaea zu Meereseinbrüchen in Europa und Amerika und so zum Vordringen des arktischen Meeres im Gebiet des heutigen Mitteleuropa. Die Region Helgolands lag im sogenannten Elbe-Trog des Zechstein-Meeres. Auf Grund des ariden Klimas verdampfte das Wasser jedoch mit der Zeit wieder und hinterließ Kalke, Dolomite, Anhydrite und Salze als Verdunstungsrückstände, fachsprachlich Evaporite, die im norddeutschen Raum als Zechstein-Sedimente bezeichnet werden. Ein bedeutender paläontologischer Fund war das 2,2 m lange Skelett des Parotosuchus helgolandicus, eines urtümlichen Landwirbeltieres aus der Gruppe der Temnospondyli.

Im frühen Erdmittelalter fanden die für Helgoland wichtigsten gesteinsbildenden Prozesse statt. Das zu Beginn der Trias herrschende tropische und subtropische Klima begünstigte eine lateritische Verwitterung, die durch hohe Eisen- und Aluminiumgehalte zu einer starken Rotfärbung führte. Im Gebiet Helgolands haben die Buntsandstein-Ablagerungen jener Zeit eine Mächtigkeit von mehr als 1000 Meter. Sie bilden den sichtbaren Teil der heutigen Felseninsel.

Auch in der folgenden erdgeschichtlichen Abteilung des Muschelkalk war das Gebiet Helgolands Sedimentationsgebiet. Die Ablagerungen aus dieser Zeit haben eine Mächtigkeit von mehr als 300 m. Eine große Zahl von Fossilienfunden belegt zudem die günstigen Lebensbedingungen zu dieser Zeit. So wurden verschiedene Fische, Meeressaurier, Muscheln und Schnecken gefunden.

Auch aus der vor 140 Millionen Jahren beginnenden Kreidezeit sind im Helgoländer Raum Sedimentschichten zu finden. In dieser Zeit war der gesamte Nordseeraum Meeresgebiet. Im marinen Bereich bildete sich unter warmen und feuchten Klimabedingungen eine reichhaltige Flora und Fauna, so dass die Kreideschichten heute äußerst fossilienreich sind.

Im Laufe der Zeit lagerten sich über den permischen Salzgesteinen im Erdmittelalter die Schichten des Trias, der Kreide sowie des Tertiär ab, was zu einer Verfestigung der einzelnen Schichten und zur Entstehung von „Saalzkissen“ führte. Die Aufwölbung des Buntsandsteins sowie der weiteren Schichten durch den Aufstieg des Salzes (Salztektonik) wird auch in der heutigen tektonischen Struktur Helgolands sichtbar. Der Scheitel der Salzstruktur verläuft von Nordnordwest nach Südsüdost.

Drei große Vereisungsperioden im Tertiär und Quartär haben bis in den nordmitteleuropäischen Raum zu einer starken Veränderung der Landschaft geführt. Während der Elstereiszeit (vor etwa 480.000 bis 300.000 Jahren) und der Saaleeiszeit (vor etwa 280.000 bis 130.000 Jahren) wurde auch Helgoland von der Vergletscherung erfasst, wovon abgelagerte Geschiebelehme bis heute zeugen. Das zwischen den Kaltzeiten vordringende Meer hat weiter zur Abrasion dieser Schichten beigetragen.

Erst mehrere tausend Jahre nach dem Ende der letzten Kaltzeit (der Weichseleiszeit), nachdem sich die heutige Nordsee schon zum größten Teil gebildet hatte, begann Helgoland sich infolge des weiteren Meeresspiegelanstiegs und der Wirkung der Abtragung vom östlich gelegenen Festland zu lösen, zu dem zuletzt möglicherweise eine Landbrücke bestanden hatte.

Die hauptsächlichen gestaltenden natürlichen Kräfte, die auf die Felseninsel einwirken, sind die Verwitterung sowie die Abrasion durch die Meeresbrandung. Typisch für Helgoland war hierbei auch die Entstehung von Felsvorsprüngen (Hörner) mit dazwischenliegenden Buchten (Slaps). Im Laufe der Zeit und unter weiterem Meeres- und Wettereinfluss können diese Vorsprünge von Brandungstoren durchbrochen werden, die beim Einsturz der Bogenverbindung einzelne Felstürme (Stacks) hinterlassen. Der Hengst, heute als Lange Anna bezeichnet, ist mit einer Höhe von gut 48 m ein derartiger Stack und der einzige, der sich bis heute gehalten hat.

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war die Felseninsel ungeschützt und hatte durch Abrasion und Verwitterung jährlich einen hohen Flächenverlust zu verzeichnen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen im Zuge einer zunehmenden Bebauung Planungen für einen wirksamen Brandungs- und Sturmflutschutz. Vorangetrieben wurden diese Planungen durch eine starke militärische Nutzung der Insel. So wurde bereits im Jahre 1903 mit dem Bau einer Schutzmauer auf der stärker witterungs- und brandungsgefährdeten Westseite begonnen, die 1927 fertig gestellt war. Im weiteren Verlauf (siehe Projekt Hummerschere) wurden auch der Norden und der Osten der Hauptinsel sowie die Düne in die Schutz- und Ausbaumaßnahmen einbezogen, die die Grundlage für die Schaffung des Nord-Ost-Geländes und die stete Vergrößerung der Helgoländer Düne waren.

Vor der weiterhin voranschreitenden Verwitterung können jedoch auch die Schutzmauern nicht schützen. Davon zeugt der Verwitterungsschutt am Sockel der Kliffküsten, der stellenweise schon bis an die Schutzmauern angelagert ist. Wurde dieser früher noch von den Sturmfluten fortgetragen, so staut er sich heute an den Ufermauern. Infolge dieser Entwicklung wird Helgoland zwar nicht mehr flächenmäßig kleiner, doch nun droht es auf lange Sicht unter den Schuttkegeln der Verwitterung, die sich langsam begrünen, zu versinken.

Der letzte bedeutende und bis heute markante Eingriff in die Gestalt der Insel hat während und nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden: Am 18. April 1945 war der damalige U-Boot-Stützpunkt Ziel eines massiven Luftangriffs der Briten, die die Insel in den Folgejahren als Übungsziel für die britische Luftwaffe nutzten. Von den Bombardierungen zeugen die Bombenkrater im heutigen Oberland. Am 18. April 1947 sprengten die briutischen Besatzer rund 6700 Tonnen Munition. Dies erschütterte die Insel mit ihrem Sockel bis in eine Tiefe von mehreren Kilometern und führte zu einer nachhaltigen Veränderung ihres Aussehens. (nach wikipedia)

Landschaft

Helgoland wird oft als Deutschlands einzige Hochseeinsel bezeichnet, was aber weder geographisch noch rechtlich gesehen korrekt ist. Zwar liegt Helgoland mit einer Entfernung von über 40 km vom Festland bzw. von den nächsten Inseln Scharhörn und Wangerooge auf offener See, aber es gehört, wie die ganze Deutsche Bucht, zum Bereich des Festlandsockels und damit, anders als z. B. die Inseln im Atlantik, nicht zum Tiefsee-Bereich auf hoher See. Rechtlich gesehen überlappen sich die 12-Meilen-Zonen an der Küste des Festlands und um Helgoland, so dass Helgoland nicht durch internationales Gewässer vom Staatsgebiet des deutschen Festlands getrennt ist.

Helgoland, dessen Hauptinsel zusammen mit der benachbarten Strandinsel Düne eine Gemeinde im Kreis Pinneberg im Bundesland Schleswig-Holstein bildet, stellt innerhalb der Deutschen Bucht die nordwestliche Begrenzung der Helgoländer Bucht dar. Beide Inseln liegen im Naturschutzgebiet Helgoländer Felssockel.

Die Hauptinsel von Helgoland wird in das Oberland, das Mittelland und das Unterland unterteilt. Sie besitzt im Süden neben der Landungsbrücke einen kleinen Sandbadestrand und fällt im Norden, Westen und Südwesten in steilen Klippen gut 50 m zum Meer hin ab; der Meeresgrund fällt im südwestlich gelegenen Helgoländer Becken bis -56 m ab. Der Strand im Norden ist wegen der starken Strömung nicht zum Baden geeignet. Am Nordwestende der Hauptinsel befindet sich das bekannteste Wahrzeichen Helgolands – die Lange Anna. Mit 61,3 m ist der Pinneberg die höchste Erhebung der Insel. Er befindet sich im Oberland und ist nur über einen Trampelpfad zu erreichen. Auf ihm befindet sich ein eisernes Gipfelkreuz. Der Pinneberg ist zugleich auch die höchste Erhebung des Kreises Pinneberg.

Die benachbarte Insel Düne befindet sich jenseits der kleinen Meeresstraße Reede, die in Nord- und Südreede unterteilt wird, knapp einen Kilometer östlich der helgoländischen Hauptinsel. Sie wird als Badeinsel bzw. als eine flache Strandinsel bezeichnet und war bis ins frühe 18. Jahrhundert mit Helgoland durch einen Naturdamm verbunden. Auf ihr ist auch der kleine Helgoländer Flugplatz neben dem Campingplatz und dem alten sowie neuen Bungalowdorf angelegt.


Erhebung

  • Lummenfelsen  59 m

Flora und Fauna

Helgoland weist eine bemerkenswerte Tier- und Pflanzenwelt auf, die trotz der kleinen Inselgröße eine große Artenvielfalt umfasst.

Flora

Die Insel und dasa umliegende Meer sind Heimat zahlreicher Pflanzenarten, darunter über 300 verschiedene Algenarten im einzigartigen Felswatt rund um den Helgoländer Felssockel, einem Schutzgebiet. Diese Meeresflora ist an das nährstoffreiche und bewegte Wasser der Nordsee angepasst. An Land findet man viele verschiedene Gräser und salztolerante Pflanzen, vor allem in offenen, sandigen und steinigen Bereichen wie dem Lummenfelsen.

Historisch wuchs die Pflanzenvielfalt stark an: Anfang des 19. Jahrhunderts wurden noch etwa 65 Pflanzenarten gezählt, heute sind dort mehr als 1000 Arten heimisch, was Helgoland zu einem Botanischen Hotspot macht. Seit einigen Jahren gedeihen auf Helgoland Pflanzen des Südens wie japanische Faserbananen, Feigen, Hanfpalmen und Kamelien. Angepflanzt wurden sie von der Projektgruppe „Exoten auf Helgoland“, die testen will, ob die Gewächse im milden Klima der Insel dauerhaft überleben können.

Fauna

Der Lummenfelsen ist der einzige Vogelfelsen an der deutschen Küste, der den Brutplatz für Tausende von Trottellummen, Basstölpeln, Dreizehenmöwen, Alken und Eissturmvögeln darstellt. Die gesamte Insel ist nicht nur als Brutplatz, sondern auch als bedeutender Rastplatz für Vögel auf ihrem Zug über die südliche Nordsee von internationaler Bedeutung. Der Helgoländer Felssockel umgibt die Hauptinsel und die Düne und umfasst im Wesentlichen das Felswatt mit seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt. Viele der hier anzutreffenden Tier- und Pflanzenarten kommen im deutschen Küstenraum ausschließlich um Helgoland vor.

Seehunde und Kegelrobben lassen sich dagegen hautnah an den beiden Stränden von Helgolands vorgelagerter Badedüne erleben. Von der Hauptinsel fahren Boote im Zehn-Minuten-Takt dorthin. Vor allem der flach abfallende Südstrand ist mit seinem ruhigen Wasser ideal für Kinder. Die Unterwasserwelt der Nordsee lässt sich am besten im 1998 eröffneten Aquarium beobachten. In 19 naturnah gestalteten Becken gibt es unter anderem Haie, Kabeljau, Plattfische und vor Ort geborene Seehundfamilien zu sehen.


Pflanzen-und Tierarten:     

Flora

  • Blütenpflanzen  300

Fauna

  • Vögel  200
  • Säugetiere  10

Naturschutz

Die Insel besitzt zwei Naturschutzgebiete, den Lummenfelsen (1,1 ha) und den Helgoländer Felssockel. Das Naturschutzgebiet Helgoländer Felssockel befindet sich rund um die Hauptinsel Helgoland sowie um die Düne und setzt sich aus zwei Teilgebieten zusammen. Es ist 51,38 km² groß (44,6 ha auf dem Gebiet der Hauptinsel) und damit das größte Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteins. Der Felssockel, der bis in Tiefen von 48 Metern reicht, bildet an einigen Stellen das Felswatt, das dem Rhythmus der Gezeiten unterworfen ist und regelmäßig trockenfällt. Der größte Teil des Gebietes ist ständig von Wasser bedeckt. Die Bodenoberfläche des Naturschutzgebietes besteht im Wesentlichen aus den zwei Bestandteilen Fels und Sand. Der Fels ist an die Oberfläche gelangt, indem sich ein unterirdischer Salzstock aufgewölbt und die Gesteinsschichten nach oben gebracht hat. Die älteste Gesteinslage ist der Buntsandstein, dessen rote Färbung auf einen hohen Anteil von Eisenoxid zurückgeht. Da der Untergrund der südlichen Nordsee meist aus weichem Material, nämlich Sand oder Schlick, besteht, nimmt der Helgoländer Felsen eine Sonderstellung ein. Buntsandstein, der hauptsächlich um die Hauptinsel herum vorkommt, sowie Muschelkalk und Kreide um die Düne stellen einen einmaligen Besiedlungsuntergrund für eine einzigartige Flora und Fauna dar.

Klima

Auf Helgoland herrscht typisches Hochseeklima - nach Köppen Cfb (warmgemäßigt ozeanisch) - mit ganzjährigen Niederschlägen und nur geringen tageszeitlichen Temperaturschwankungen. Die Luft ist nahezu pollenfrei und damit ideal für Allergiker. Die Insel hat mit durchschnittlich 2°C das wintermildeste Klima Deutschlands, Wintertiefsttemperaturen von tiefer als −5°C sind selten. Die golfstromerwärmte Nordsee mit rund 5°C Wassertemperatur wirkt dabei als Wärmespeicher. Wegen der Hochseelage werden die kalten Nordost- bzw. Ostwinde aus Russland abgeschwächt, die Wintertemperaturen können bis zu 10°C höher als zum Beispiel in Hamburg liegen. Es gibt jedoch häufig Nebel und nur wenig Sonnenschein im Winter; Schnee fällt selten. Der Frühling beginnt erst spät, das heißt, die Temperaturen steigen meist erst ab Mai deutlich an.

Im Sommer liegen dann die Temperaturen um 20 °C oder knapp darunter, während es nachts mit 13 bis 14°C nur kaum kühler ist. Dazu kommen regelmäßige Niederschläge mit abwechselndem Sonnenschein. Die Wassertemperaturen der Nordsee steigen bis zum August auf 16 bis 17°C.

Der Herbst beginnt im September, ist oft noch recht warm und dauert länger; er ist die feuchteste Zeit des Jahres. Das bedeutet, es ist mit Werten um 10 °C mild und regnet an etwa 15 bis 20 Tagen pro Monat. Außerdem nimmt dann die Sonnenscheindauer rapide ab.

Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 9°C, die jährlichen Niederschläge bei etwa 700 mm. Die Extremwerte liegen bei –11,2°C im Februar und 31,8°C im Juli. Helgoland weist insgesamt mehr Sonnenstunden auf als das deutsche Festland.

Schon Anfang des 20. Jahrhunderts standen stattliche regelmäßig fruchtende Feigen auf der Insel. Noch heute steht aus dieser Zeit im Oberland ein sehr alter Maulbeerbaum. Auspflanzversuche mit Hanfpalmen, Honigpalmen und anderen Palmen sowie weiteren auf dem deutschen Festland nicht oder nur bedingt winterharten subtropischen Pflanzen (Lorbeer, Yucca, Cordyline, Steineiche und andere) seit den 1980er Jahren sind teilweise erfolgreich verlaufen.

Klimadaten für Helgoland (Unterland, 4 m, Temperatur und Niederschlag 1961 bis 1990, ansonsten 1991 bis 2020)
Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Mitteltemperatur °C 2,2 1,7 2,9 6,2 10,3 13,8 16,3 17,0 15,3 11,2 7,5 4,7 9,1
Niederschlag mm 54 43 35 39 43 44 81 89 80 82 63 55 705
Niederschlagstage über 0,1 mm 11 10 10 9 8 8 9 13 11 13 13 14 129
Luftfeuchtigkeit % 88 86 86 84 83 83 82 80 79 82 84 86 83,6
Tägliche Sonnenstunden 0,8 1,7 6,5 8,8 8,5 9,3 7,1 8,2 4,9 3,1 1,3 1,4 5,1
Meerestemperatur °C 5,9 4,8 5,0 7,6 10,9 14,6 17,3 18,6 17,5 14,8 11,6 8,1 11,4
Ultraviolettindex 0 1 2 4 5 6 7 6 4 2 1 0 3

Mythologie

Helgoland ist Schauplatz vieler Sagen und Mythen. Vielleicht wurde Helgoland schon um die Zeitenwende von römischen Galeeren umrundet. Es gibt wohl keinen anderen Ort in Deutschland, der eine solche  Geschichte vorweisen kann. Jahrhunderte hindurch Schicksalsinsel mit schnell wechselnden Eroberern und Besitzern. Auch zwei Weltkriege, indem die Insel zerbombt und nach Kriegsende durch eine große Sprengung erschüttert wurde, konnten Sie nicht von den Seekarten verschwinden lassen. Aus Fischern wurden Lotsen und aus Seeleuten Rettungsmänner. Die Nachfahren der Schmuggler schippern nun die Gäste auf Ihre Insel.

Der alte friesische Name Fositesland – das Land des Gottes Fosite – verrät, dass die Insel lange vor dem Christentum als heilig galt. Die Germanen der Sachsen- und Friesenzeit sahen in ihr den Sitz eines mächtigen Gottes, der zwischen Odin und Tyr stand: Fosite (altnordisch Forseti), der Gott des Rechts, der Versammlung und des Friedens. In seiner Halle Glitnir, die mit Gold und Silber strahlte, sprach er gerechte Urteile, die nie gebrochen werden durften. Wer auf Helgoland schwor, schwor vor Fosite selbst; ein Eidbruch zog nach altem Glauben sofortigen Tod durch Ertrinken oder Sturz von den Klippen nach sich.

Die Insel war damals deutlich größer – fast hundertmal so groß wie heute – und bildete mit der benachbarten Düne und einem weiten flachen Landstreifen eine heilige Dreifaltigkeit. Hier stand, so erzählt die Legende, der größte heilige Hain Nordwesteuropas, ein gewaltiger Eichenhain, in dem neun Quellen sprudelten. In diesen Quellen wurde bis ins 8. Jahrhundert das berühmte „Fosite-Wasser“ geschöpft, das bei Gerichtsverhandlungen und Ordalen verwendet wurde. Wer log, während er davon trank, wurde sofort vom Gott gestraft. Karl der Große ließ 785 den Hain fällen und die Quellen zuschütten, um das Christentum durchzusetzen – doch die Erinnerung an die Heiligkeit blieb.

Aus der nordischen Mythologie ragt eine zweite, noch mächtigere Geschichte: Helgoland als letzte sichtbare Spitze des versunkenen Atlantis des Nordens, manchmal Lybien oder Basileia genannt. In der Edda und in mittelalterlichen Chroniken wird erzählt, dass hier einst das goldene Zeitalter der Germanen war, bis ein gewaltiges Seebeben das Land in einer einzigen Nacht und einem Tag in die Tiefe riss. Nur der höchste Felsen blieb stehen – das heutige Helgoland – als Mahnmal und letzte Zuflucht der alten Götter. Noch heute sprechen die Helgoländer davon, dass an stürmischen Tagen die Glocken der versunkenen Stadt unter Wasser läuten.

Eine dritte Schicht bildet die christliche Überformung: Der heilige St. Nikolaus, Schutzpatron der Seefahrer, soll auf der Flucht vor Verfolgung auf dem Felsen gelandet sein. Die Legende erzählt, dass er mit seinem Stab auf den roten Stein schlug und eine Süßwasserquelle entsprang – die „Nikolaus-Quelle“, die bis heute existiert. Im Mittelalter wurde die Insel deshalb zur Pilgerstätte. Mönche bauten eine kleine Kapelle, und noch 1590 wurde Helgoland als „das heilige Land“ bezeichnet.

Besonders düster ist der Mythos der Lange Anna, des 47 Meter hohen Brandungspfeilers. In einer Sage war sie einst eine Riesin namens Anna, die ihre Kinder vor einem Drachen retten wollte, der aus der Tiefe kam. Sie stellte sich schützend vor sie, doch der Drache versteinte sie mit seinem Atem. Seitdem steht sie als Wächterin im Meer – und wer genau hinsieht, meint noch heute ihr Gesicht im roten Fels zu erkennen.

Die See selbst ist voller Geschichten: Von den Hüllen, den Seelen ertrunkener Fischer, die in stürmischen Nächten als weiße Gestalten über die Klippen huschen; von der Weißen Frau auf der Düne, einer Prinzessin, die auf ihren Geliebten wartet, der nie zurückkehrte; und von den Unnerersken, unterirdischen Zwergen, die in den Höhlen der Insel wohnen und nur nachts ans Licht kommen. Selbst die rote Farbe des Buntsandsteins wurde mythisch gedeutet: Sie stamme vom Blut der Götter, die hier einst gegen Riesen kämpften, oder vom Blut der ersten Christen, die von den heidnischen Friesen geopfert wurden.

Geschichte

Helgoland war seit der Jungsteinzeit besiedelt, gehörte im Mittelalter den Friesen und wechselte später mehrmals den Herrscher: vom Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf über Dänemark bis zur britischen Kolonie ab 1807, die 1890 im Tausch gegen Kolonien an Deutschland übergeben wurde. Seitdem diente die Insel als Seefestung im Zweiten Weltkrieg, wurde 1945 von britischen Truppen gesprengt und 1952 an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben, wo sie heute als Nordseeheilbad und Vogelschutzgebiet bekannt ist.

Mesolithikum

In der nacheiszeitlichen Warmzeit, der Mittelsteinzeit, war Helgoland, wie der gesamte Nordseeraum, besiedelt und Bestandteil des europäischen Festlands. Steinzeitliche Werkzeuge und Hügelgräber auf dem Oberland belegen die Besiedlung. Zum Beginn der Jungsteinzeit war Helgoland noch mit dem Festland verbunden, um die Mitte des -5. Jahrtausends wurde die Landverbindung jedoch überflutet. Der Meeresspiegelanstieg erfolgte nicht plötzlich, sondern sukzessiv; dabei entstanden in der südlichen Nordsee eine Vielzahl von großen und kleinen Inseln, die untereinander, aber auch vom Festland, gut erreichbar waren. Die meisten dieser Inseln sind bei weiter steigendem Meeresspiegel und Sturmfluten untergegangen.

Antike

Der griechische Seefahrer und Geograf Pytheas aus der phokäischen Kolonie Massilia (Marseille) unternahm um -325 eine legendäre Nordlandfahrt, die ihn vermutlich bis nach Britannien, an die Shetland-Inseln und möglicherweise sogar bis Island führte. Sein Originalwerk Über den Ozean ist verloren, doch es wurde von späteren antiken Autoren häufig zitiert.

Der römische Gelehrte Plinius der Ältere überliefert in seiner Naturalis historia (Buch 37, 35–36), geschrieben 77, eine Stelle aus Pytheas’ Bericht, die seit dem 19. Jahrhundert fast einhellig auf Helgoland bezogen wird. „Pytheas sagt, daß das Volk der Guionen (Guttonen), Germanen, an einer Bucht des Ozeans namens Metuonis wohne, die einen Umfang von 6000 Stadien habe; von dort sei es eine Tagesreise zur Insel Abalus. Dorthin werde im Frühjahr der Bernstein von den Wellen angetrieben; er sei eine Ausscheidung des erstarrten Meeres. Die Bewohner verwendeten ihn anstelle von Holz zum Feuern und verkauften ihn an die benachbarten Teutonen. Timaeus glaubt dasselbe, nennt die Insel aber Basileia.“ Warum diese Stelle auf Helgoland zutrifft: „Eine Tagesreise“ (150 bis 200 Stadien sind etwa 30 bis 40 km) von der nordfriesischen oder emsländischen Küste entfernt entspricht exakt der Entfernung Helgolands von der Elb- bzw. Eidermündung. Helgoland lag direkt an der prähistorischen Bernsteinroute. Der an der südwestlichen Nordsee gefundene Bernstein stammt überwiegend aus der Ostsee und wurde durch Meeresströmungen und Stürme westwärts bis vor die deutsche Küste getrieben. Besonders im Frühjahr nach Winterstürmen spülte die Nordsee große Mengen Bernstein an die Strände – ein Phänomen, das noch bis ins 19. Jahrhundert beobachtet wurde. Auf der baumlosen Insel war Bernstein tatsächlich ein willkommener Brennstoff. Archäologische Funde zeigen, dass vorgeschichtliche Bewohner Bernstein in großen Mengen sammelten und verbrannten – ein Brauch, der auf dem Festland unbekannt war.Abalus wird oft mit altnordisch aball „Apfel“ oder „runder Gegenstand“ in Verbindung gebracht – eine mögliche Anspielung auf die runde Form des damaligen Helgolands (das aus Hauptinsel und Düne bestand).Basileia („die königliche“) könnte eine griechische Übersetzung oder Fehlhörung des einheimischen Namens Heiligland oder Fositesland sein, der bereits damals existiert haben könnte. Das von Pytheas genannte Volk der Guionen bzw. Guttonen wird meist mit den Teutonen oder einem frühen germanischen Stamm an der Nordseeküste gleichgesetzt. Es handelt sich vermutlich um Kimbern, Teutonen oder Chauken, die zur Zeit des Pytheas in diesem Raum lebten.

Außer dieser einen Stelle gibt es keine gesicherte Nennung Helgolands in der antiken Literatur. Ptolemäus (2. Jahrhundert) verzeichnet in seiner Geographia mehrere Inseln vor der germanischen Küste, darunter die „Alokiai“ oder „Saxemburg“, doch die Zuordnung ist unsicher. Die römischen Flotten, die unter Drusus und Tiberius -12 bis 5 die Nordsee befuhren, kamen zwar bis zur Elbmündung, berichten aber nichts von einer markanten roten Felseninsel weiter draußen.

Frühmittelalter

Bereits im 7. Jahrhundert siedelten Friesen auf Helgoland. Die Insel trug damals vermutlich den Namen Fositesland oder Heiligland – eine Bezeichnung, die auf den friesischen Gott Fosite (oder Forseti) zurückgeht, der in der nordischen Mythologie als Gott der Gerechtigkeit und Versammlung verehrt wurde. Helgoland galt den Friesen als heiliger Ort, an dem bestimmte Tabus galten: So durften nach späterer Überlieferung weder Waffen getragen noch Wasser aus dem heiligen Quell in anderer als kniender Haltung geschöpft werden.

Die älteste schriftliche Erwähnung der Insel findet sich in der Heiligenlegende des angelsächsischen Missionars Willibrord, verfasst von Alkuin um das Jahr 800. Darin wird berichtet, dass der Friesenherrscher Radbod († 719) im Jahr 700 auf Helgoland weilte. Willibrord selbst landete zwischen 690 und 714 auf der Insel, um die heidnischen Friesen zu christianisieren. Seine Mission scheiterte jedoch kläglich: Die Insulaner hielten an ihrem Fosite-Kult fest, und Willibrord musste unverrichteter Dinge wieder abziehen, nachdem er einige heilige Tiere getötet und aus dem verbotenen Quell getrunken hatte – Taten, die von den Friesen als schwere Sakrilegien betrachtet wurden.

Erst etwa ein Jahrhundert später, unter Bischof Liudger von Münster († 809), gelang die endgültige Christianisierung. Liudger ließ sämtliche Heiligtümer Fosites zerstören und weihte den Sohn des Helgoländer Häuptlings, einen Mann namens Landicius, zum Priester. Mit dieser symbolischen Geste – der Häuptlingssohn wurde selbst zum Vertreter des neuen Glaubens – fanden auch die übrigen Bewohner zum Christentum. Bemerkenswert ist, dass Helgoland damit früher christianisiert wurde als große Teile des angrenzenden festländischen Frieslands, das teilweise bis ins 9. und 10. Jahrhundert heidnisch blieb.

Die Erinnerung an den einstigen heiligen Charakter der Insel lebte jedoch fort. Noch der Hamburger Erzbischof Adam von Bremen erwähnt Helgoland in seiner um 1076 verfassten Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum als „insula sancta“, die einst den heidnischen Göttern geweiht gewesen sei, nun aber dem wahren Gott diene.

Hoch- und Spätmittelalter

Vom 9. bis zum 13. Jahrhundert bleibt Helgoland quellenmäßig weitgehend im Dunkeln. Verwaltungstechnisch gehörte die Insel vermutlich zum friesischen Gau Emsgau bzw. später zum Herzogtum Sachsen. Politisch spielte sie keine eigenständige Rolle; sie war zu klein und zu abgelegen. Dennoch blieb sie bewohnt – archäologische Funde (Keramik, Eisengeräte) belegen eine kontinuierliche Besiedlung.

Erst im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert taucht Helgoland wieder deutlich in den Quellen auf, nun im Zusammenhang mit der norddeutschen Seeräuberei.

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nutzten die sogenannten Vitalienbrüder (auch Likedeeler genannt) die Nord- und Ostsee als Operationsgebiet. Ursprünglich von Stockholm aus gegen Dänemark unterstützt, entwickelten sie sich nach dem Frieden von 1398 zu reinen Seeräubern. Ihre bekanntesten Anführer waren Klaus Störtebeker und Gödeke Michels.

Die Überlieferung bringt Helgoland wiederholt mit diesen Piraten in Verbindung. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass die Likedeeler die Insel als Unterschlupf, Proviantdepot und gelegentlichen Stützpunkt nutzten – ihre Lage 45 Kilometer vor der Elbmündung machte sie ideal, um Hamburger und Bremer Handelsschiffe abzupassen.

Gesichert ist die Seeschlacht vor Helgoland im Jahr 1401: Eine von Simon von Utrecht geführte Hamburger Flotte stellte dort die Flottille Störtebekers und nahm ihn samt zahlreichen Gefährten gefangen. Die Gefangenen wurden nach Hamburg gebracht und 1401 bzw. 1402 hingerichtet (Störtebeker soll der Legende nach noch nach seiner Enthauptung an mehreren Henkersknechten vorbeigelaufen sein). Ob Störtebeker die Insel jemals selbst betreten hat, lässt sich allerdings nicht belegen. Die Quellen sprechen lediglich von der Schlacht „bei Helgoland“ („by Helgheland“), nicht unbedingt auf der Insel selbst. Dennoch hat sich im kollektiven Gedächtnis das Bild von Helgoland als „Störtebeker-Insel“ fest verankert, was bis heute in Tourismus und Literatur nachwirkt.

Schleswigsche Herrschaftszeit

Nach der Seeschlacht von 1401 und der Hinrichtung Klaus Störtebekers in Hamburg 1402 trat Helgoland für fast zwei Jahrhunderte wieder in jene historische Stille ein, die für die meiste Zeit seines Daseins typisch war. Die kleine Felseninsel gehörte weiterhin zum Herzogtum Schleswig, blieb friesischsprachig und wurde von wenigen Dutzend Familien bewohnt, die vom Fischfang, der Seehundjagd und etwas Viehzucht lebten. Die großen Umbrüche dieser Epoche – Reformation, Dreißigjähriger Krieg, Aufstieg der europäischen Nationalstaaten – erreichten Helgoland nur als fernes Echo.

Mit dem Vertrag von Ripen 1460 und der endgültigen Teilung Schleswigs 1490 gelangte die Insel in die Hand der königlichen Linie des Hauses Oldenburg und damit faktisch unter dänische Oberhoheit, obwohl sie verwaltungstechnisch noch lange zum Amt Ribe bzw. zum königlichen Anteil Schleswigs gerechnet wurde. Die dänischen Könige interessierten sich kaum für das abgelegene Eiland; es gab weder Steuern noch nennenswerte Abgaben, und die Inselbewohner regelten ihre Angelegenheiten selbst.

Die Natur war in diesen Jahrhunderten der eigentliche Herrscher Helgolands. Mehrere schwere Sturmfluten veränderten die Gestalt der Insel grundlegend. Die verheerende Allerheiligenflut von 1532 sowie weitere Fluten im 17. Jahrhundert rissen die sandige Landverbindung zur Düne endgültig weg, die bis dahin bei Ebbe noch trockenen Fußes erreichbar gewesen war. Fortan gab es zwei getrennte Inseln: den roten Felsen und die flache, versandende Düne. Die Bewohner verloren wertvolles Weideland und mussten sich noch enger auf dem Oberland zusammendrängen.

Im 17. Jahrhundert erwachte Helgoland kurzzeitig aus seiner Abgeschiedenheit, weil seine Lage wieder strategisch interessant wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) und besonders im Torstensson-Krieg (1643–1645) nutzten dänische, schwedische und kaiserliche Freibeuter die Insel als Versteck und Ausgangspunkt für Kaperfahrten. Der berüchtigte holländische Pirat Claes Compaen („Klaas Kompan“) soll 1627 mehrere Monate auf Helgoland gelegen haben; die Insulaner halfen bereitwillig, Beute zu löschen und Vorräte zu ergänzen. Schmuggel wurde zum einträglichen Nebenerwerb: Kaffee, Tabak, Branntwein und Tee gelangten von hier aus unbemerkt an die schleswig-holsteinische Küste. Die dänischen Behörden waren machtlos – es gab schlicht keine Möglichkeit, die 45 Kilometer vor der Küste liegende Insel dauerhaft zu kontrollieren.

Die schwersten Katastrophen dieser Epoche waren jedoch erneut die Sturmfluten. Die Burchardi-Flut vom 11./12. Oktober 1634 und vor allem die Weihnachtsflut vom 24./25. Dezember 1721 richteten verheerende Schäden an. Große Teile des Unterlandes wurden weggerissen, Klippen stürzten ab, und zahlreiche Häuser verschwanden im Meer. Um 1720 hatte Helgoland nur noch etwa 200 Einwohner – den tiefsten Stand seiner Geschichte.

Erst im 18. Jahrhundert begann sich das Bild langsam zu wandeln. Während des Großen Nordischen Krieges (1700–1721) und besonders im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) ließ Dänemark erstmals kleine Batterien auf dem Oberland errichten und stationierte zeitweise Truppen. Helgoland diente dänischen Kaperschiffen als Stützpunkt gegen preußische und englische Handelsschiffe. Gleichzeitig entdeckten wohlhabende Kaufleute aus Hamburg und Altona die Insel als Sommerfrische. Die ersten „Seebadgäste“ kamen ab den 1760er-Jahren: Man schätzte die reine Luft, das salzige Wasser und die Abgeschiedenheit. 1778 wurde sogar ein erstes kleines Badehaus errichtet.

Als 1807 Napoleon die Kontinentalsperre verhängte, erlebte Helgoland noch einmal eine kurze Blüte als Schmugglerparadies: Englische Waren wurden tonnenweise auf der Insel zwischengelagert und nachts ans Festland gebracht. Doch das war bereits der Auftakt zu einer ganz neuen Epoche. Im 18. Jahrhundert blieb Helgoland im Wesentlichen, was es immer gewesen war: ein winziger, sturmentoster Felsen, den die großen Mächte nur dann beachteten, wenn er ihnen militärisch oder wirtschaftlich nützlich erschien – und den seine Bewohner mit zäher Beharrlichkeit gegen Flut und Vergessen verteidigten.

Britische Herrschaftszeit

Am 5. September 1807 landete ein britisches Expeditionskorps unter Rear-Admiral Thomas McNamara Russell auf Helgoland. Die dänischen Soldaten leisteten keinen Widerstand; die Insel wurde kampflos besetzt. Napoleon hatte im Juli 1807 die Kontinentalsperre gegen Großbritannien verschärft, und die Royal Navy suchte verzweifelt Stützpunkte vor der deutschen Nordseeküste. Helgoland, 45 km vor der Elbmündung, war ideal: klein, steil, leicht zu verteidigen und nahe genug, um den gesamten Handel an Elbe, Weser und Eider zu kontrollieren.

Bereits im Januar 1814 bestätigte der Frieden von Kiel die Abtretung Helgolands an Großbritannien. Die Insel wurde als Crown Colony direkt der Krone unterstellt und dem Board of Trade verwaltet. Erster ziviler Gouverneur wurde von 1815 bis 1830 der ehemalige Marineoffizier Henry King, doch die eigentliche Macht lag bei den jeweiligen Kommandanten der Royal Navy.

In den ersten Jahren der Besatzung explodierte die Bevölkerung. 1807 lebten etwa 280 Menschen auf dem Felsen; 1811 waren es schon über 2.000, zeitweise sogar bis zu 4.000. Hunderte britischer Kaufleute, Abenteurer und zwielichtige Gestalten ließen sich nieder. Tausende Tonnen Kaffee, Tee, Tabak, Zucker, Seide und Branntwein wurden auf der Düne und im neuen „Unterland“ zwischengelagert und nachts mit schnellen Booten ans Festland geschmuggelt. Helgoland wurde zum „Gibraltar der Schmuggler“. Die britische Regierung duldete das bewusst – jede Tonne Schmuggelware schwächte Napoleons Wirtschaftskrieg. Nach Napoleons Fall 1815 brach dieser Boom zusammen, die Bevölkerung sank wieder auf unter 1.000.

Am 1. Juli 1826 eröffnete der Hamburger Kaufmann Johann August Siemens das erste offizielle Seebad. Siemens hatte die Insel gepachtet und ließ Badekarren, ein Kurhaus und eine Promenade bauen. Die reine Luft, das raue Klima und die Abwesenheit preußischer oder dänischer Zensur machten Helgoland sofort attraktiv für die liberale und nationalliberale Intelligenz Deutschlands.

In den 1830er und 1840er Jahren wurde Helgoland zur Sommerresidenz der oppositionellen Geister. Der Verleger Julius Campe (Verleger der Jungdeutschen) verbrachte fast jeden Sommer auf der Insel. Heinrich Heine schrieb 1830 seine „Nordsee“-Zyklen und rühmte Helgoland als „Freiheitsinsel“. Ludolf Wienbarg veröffentlichte 1838 sein ästhetisch-politisches „Helgoland“-Buch. Karl Gutzkow, Georg Herwegh, Ferdinand Freiligrath und viele andere verkehrten regelmäßig hier.

Der Höhepunkt dieser „deutschen Freiheitsinsel“ war der Sommer 1841. Der Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, wegen seiner politischen Gedichte aus preußischen Diensten entlassen, hielt sich auf Helgoland auf. Am Abend des 26. August 1841 schrieb er auf der Klippe des Oberlands, bei Wein und Nordseewind, die drei Strophen des späteren Deutschlandliedes auf die Melodie von Joseph Haydns Kaiserhymne. Die dritte Strophe lautete in der Helgoländer Urfassung noch etwas anders – nach einem fröhlichen Besäufnis mit Freunden: „Stoßet an und ruft einstimmig: Hoch das deutsche Vaterland!“ Das Lied verbreitete sich rasend schnell und wurde sofort verboten – außer auf Helgoland, wo es bei jedem Sonnenuntergang gesungen wurde.

In den 1850er Jahren erreichte der Bädertourismus seinen ersten Höhepunkt. 1855 kamen über 7.000 Gäste, die kleine Insel platzte aus allen Nähten. Es gab vier Hotels, ein Kasino, ein Theater, tägliche Dampferverbindungen nach Hamburg, Cuxhaven und sogar London. Die britische Verwaltung baute Straßen, Leuchtturm (1843), Hafen und eine Entsalzungsanlage. Helgoland war das mondänste und freiheitlichste Seebad Europas.

Am 9. Mai 1864 kam es vor der Insel zum einzigen größeren Seegefecht des Deutsch-Dänischen Krieges. Ein österreichisch-preußisches Geschwader unter Wilhelm von Tegetthoff traf auf eine dänische Flotte unter Kommodore Edvard Suenson. Obwohl die Dänen überlegene Schiffe hatten, endete die Schlacht unentschieden. Die Helgoländer beobachteten das Gefecht von den Klippen aus und jubelten den „deutschen“ Schiffen zu – ein Zeichen, wie sehr sich die Inselbewohner bereits als Teil Deutschlands fühlten.

Während des Deutsch-Französischen Krieges erschien im Januar 1871 eine französische Panzerflotte unter Admiral Bouët-Willaumez vor der Insel und forderte Lotsen für einen geplanten Angriff auf die norddeutschen Häfen. Die Helgoländer weigerten sich mit den Worten: „Unsere Herzen schlagen für Deutschland!“ Die Franzosen zogen ab, ohne einen Schuss abzugeben.

In den 1880er Jahren ließ der Badetourismus nach; Norderney und Sylt wurden Konkurrenz. Gleichzeitig wuchs in Deutschland der Wunsch, die „deutsche Insel“ zurückzubekommen. Im Zuge der Flottenpolitik Bismarcks und Wilhelms II. wurde Helgoland strategisch interessant. Am 9. August 1890 unterzeichneten Großbritannien und das Deutsche Reich den Helgoland-Sansibar-Vertrag. Am 10. August 1890 wurde die britische Flagge eingeholt, die deutsche gehisst. Die 83-jährige britische Periode endete. Die Helgoländer selbst hatten kaum eine Stimme – sie waren weder gefragt worden 1807 noch 1890.

Kaiserreichszeit

Am 10. August 1890 wurde der Union Jack auf Helgoland eingeholt und die schwarz-weiß-rote Reichsflagge gehisst. Kaiser Wilhelm II. hatte sein erstes außenpolitisches Prestigeobjekt gewonnen. Der Helgoland-Sansibar-Vertrag vom 1. Juli 1890 war kein Tausch im engeren Sinne (Deutschland verzichtete lediglich auf weitere Ansprüche im Sansibar-Gebiet), doch der Volksmund machte daraus schnell „Hose gegen Knopf“ oder „Hosenträger gegen Knopf“: ein ganzer fruchtbarer Küstenstreifen in Ostafrika gegen einen winzigen, baumlosen Felsen. Selbst im fernen Wien jubelte man mit – Anton Bruckner komponierte 1893 seine gewaltige symphonische Chorkantate Helgoland und ließ die Germanen siegreich gegen römische Invasoren kämpfen. Die etwa 2.000 Helgoländer waren nicht gefragt worden. Viele freuten sich zunächst über die „Heimkehr ins Reich“, andere fürchteten das Ende ihrer jahrhundertealten Freiheiten. Beides sollte sich bewahrheiten.

Denn Helgoland wurde nicht preußisch-deutsches Seebad, sondern vor allem eines: Seefestung. Kaiser Wilhelm II. sah in der Insel den westlichen Riegel für den 1895 eröffneten Kaiser-Wilhelm-Kanal und die gesamte Deutsche Bucht. Ab 1891 begann der systematische Ausbau zur stärksten Festung des Reiches außerhalb von Wilhelmshaven und Kiel.

Zwischen 1891 und 1914 verwandelte sich die Insel in ein einziges militärisches Bollwerk. Der Südhafen wurde von 1901 bis 1911 mit riesigen Molen und Betonmassen in den Meeresgrund gerammt; auf Oberland und Düne entstanden schwere Küstenbatterien mit 30,5-cm- und 28-cm-Geschützen, unterirdische Munitionslager, Kasematten und ein weit verzweigtes Stollensystem tief im Buntsandstein. Die Düne wurde fast vollständig militärisches Sperrgebiet, das Oberland teilweise ebenfalls. Bis zu 2.500 Marinesoldaten, Bauarbeiter und Ingenieure lebten zeitweise auf dem Felsen – mehr als die gesamte Zivilbevölkerung.

Die Helgoländer zahlten einen hohen Preis. Große Teile ihrer Weiden und Gärten wurden enteignet, Häuser abgerissen, weil sie im Schussfeld lagen. Die friesische Sprache, noch 1890 von fast allen gesprochen, verschwand innerhalb einer Generation; 1910 verstanden nur noch ältere Menschen das alte „Halunder“. Die jahrhundertealte dörfliche Selbstverwaltung endete 1904 mit der Einsetzung eines preußischen Landrats.

Gleichzeitig erlebte der Fremdenverkehr einen letzten großen Aufschwung. Die Reichsmarine förderte ihn bewusst: Die Gäste brachten Geld und sollten die „deutsche Seemacht“ bewundern. Zwischen 1895 und 1914 kamen jährlich 30.000 bis über 40.000 Badegäste – Rekordjahr war 1913 mit fast 50.000. Neue Hotels, eine elektrische Aufzugbahn (1904), die große Felsentreppe (1911) und regelmäßige Dampferlinien aus Hamburg, Bremen und sogar London entstanden. Doch alles stand unter militärischer Aufsicht: Fotografieren von Befestigungen war streng verboten, Spaziergänge auf der Düne nur mit Passierschein erlaubt, und beim abendlichen Zapfenstreich musste jeder Mann die Kopfbedeckung ziehen.

Die Inselbewohner lebten in einem seltsamen Zwiespalt. Der Festungsbau brachte Arbeit und Löhne, wie sie die Helgoländer nie gekannt hatten, aber er nahm ihnen gleichzeitig Heimat und Identität. „Wir sind jetzt Deutsche, aber nicht mehr Helgoländer“, klagte mancher Fischer.

Im Sommer 1914 war der Ausbau im Wesentlichen abgeschlossen. Helgoland galt als „uneinnehmbare Seefestung“, als nördliches Pendant zu Gibraltar. Die mächtigsten Geschütze der Kaiserlichen Marine blickten auf die Nordsee, die Stollen waren mit Munition gefüllt, der Hafen konnte ganze Geschwader aufnehmen.

Weltkriegsära

Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, war Helgoland der am schwersten befestigte Punkt der gesamten deutschen Nordseeküste. Vier 30,5-cm-Batterien, Dutzende Mittel- und Schnellladekanonen, Minensperren, U-Boot-Abwehrnetze, ein Marinefliegerhorst auf der Düne und fast 3.000 Mann Besatzung sollten die Insel zum „Gibraltar der Nordsee“ machen. Doch bereits am 28. August 1914 zeigte sich die erste Schwäche: Britische Kreuzer und Zerstörer überfielen überraschend die leichten Sicherungskräfte in der Deutschen Bucht; drei deutsche Kreuzer und ein Torpedoboot sanken. Die schweren Geschütze Helgolands lagen zu hoch und hatten zu geringe Reichweite, um eingreifen zu können. In den folgenden vier Jahren wurde die Insel wiederholt von Schlachtschiffen und Monitoren beschossen sowie aus der Luft angegriffen (ab 1917 sogar mit Großbombern), aber die massiven Betonbauten hielten stand. Es gab nur wenige Tote und begrenzte Schäden.

Am 11. November 1918 kapitulierte das Deutsche Reich. Helgoland blieb unbesetzt, doch der Versailler Vertrag zwang 1919–1922 zur völligen Entmilitarisierung: alle Geschütze wurden demontiert, Stollen gesprengt, der Südhafen teilweise verfüllt. Die Insel durfte nur noch 800 Einwohner und eine kleine Polizeitruppe haben.

Die Jahre 1920–1932 wurden zur goldenen Ära des zivilen Helgoland. Ohne Militär und Zensur strömten jährlich bis zu 60.000 Badegäste auf den Felsen. Neue Hotels, ein modernes Kurhaus, regelmäßige Reichsbahn-Dampfer aus Hamburg und Bremen sowie die legendäre „Helgoländer Neutralität“ (keine Passkontrolle, keine Wehrpflicht) machten die Insel zum beliebtesten deutschen Seebad der Weimarer Republik.

Mit der Machtergreifung 1933 änderte sich alles schlagartig. Bereits im März 1933 hisste die SA die Hakenkreuzfahne, im Frühjahr 1934 begann heimlich der Wiederaufbau militärischer Anlagen. Ab 1935 verstieß das NS-Regime offen gegen den Versailler Vertrag: Die Reichsmarine (ab 1935 Kriegsmarine) baute Helgoland erneut zur Seefestung aus, diesmal noch massiver. Neue 30,5-cm- und 40,6-cm-Geschütze wurden installiert, die Düne wurde vollständig zum Fliegerhorst (später mit Flugabwehr-Stellungen), und unter dem Oberland entstand ein riesiges unterirdisches Stollensystem mit Krankenstation, Kommandozentrale und Wohnräumen für 3.000 Mann. Ab 1938 gehörte Helgoland zur „Festungskette“ des Atlantikwalls.

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Insel zunächst verschont. Erst ab 1940 flogen britische Bomber regelmäßige Angriffe, zunächst auf den Fliegerhorst Düne. Ab 1944 wurde Helgoland systematisch zur Zielscheibe: Die Alliierten wollten die schwere Küstenartillerie ausschalten, die angeblich den Schiffsverkehr zur Seine-Mündung bedrohte. Am 18. April 1945 erfolgte der schwerste Angriff der Inselgeschichte: Über 1.000 Bomber der RAF warfen innerhalb von zwei Stunden etwa 7.000 Tonnen Bomben ab; darunter zahlreiche 5- und 10-Tonnen-„Blockbuster“. Das Oberland wurde fast vollständig eingeebnet, das Unterland in einen Trümmerhaufen verwandelt. Die unterirdischen Anlagen hielten zwar stand, aber von den etwa 3.500 Menschen auf der Insel (Soldaten und Zivilisten) gab es Hunderte Tote und Verletzte.

Am 19. April 1945 verließ das letzte deutsche Boot die Insel. Helgoland war praktisch unbewohnt. Die wenigen verbliebenen Zivilisten wurden in den folgenden Tagen evakuiert. In den Jahren 1945 bis 1947 diente die zerstörte Insel der Royal Navy als Übungsziel. Das schwerste einzelne Ereignis war die „Operation Big Bang“ am 18. April 1947: Die Briten zündeten gleichzeitig etwa 6.700 Tonnen Sprengstoff in den Stollen und Bunkern; die größte nicht-atomare Detonation der Geschichte. Die Explosion war bis Hamburg zu hören und riss einen riesigen Krater in den Felsen. Helgoland galt danach weltweit als „die am stärksten zerbombte Insel der Erde“.

Kurz vor dem Kriegsende 1945, als die Briten schon vor Bremen standen, versuchten fünfzehn Helgoländer, darunter Erich Friedrichs, mit den Briten Kontakt aufzunehmen, um den erwarteten Angriff und damit die Zerstörung ihrer Heimat abzuwenden. Sie wurden jedoch verraten und am 18. April von der Gestapo verhaftet. Sieben von ihnen wurden am 21. April 1945 in Cuxhaven erschossen.

Nach einem verheerenden Bombardement der britischen Luftwaffe am 18. April 1945, bei dem 1.000 britische Flieger innerhalb von 104 Minuten etwa 7.000 Bomben abwarfen, war die Insel unbewohnbar und wurde evakuiert. Ein Teil der Bevölkerung fand eine Bleibe auf der Insel Sylt, von wo aus sie weiterhin Fischfang in ihren gewohnten Gewässern betreiben konnten.

Am 18. April 1947 zerstörten die Briten mit der bis heute größten nichtnuklearen Sprengung der Geschichte die militärischen Bunkeranlagen der Insel. Rund 4.000 Torpedoköpfe, fast 9.000 Wasserbomben und über 91.000 Granaten verschiedensten Kalibers, insgesamt 6700 Tonnen Sprengstoff, waren im U-Boot-Bunker sowie im Tunnellabyrinth an der Südspitze des Felsens und bei den Küstenbatterien gestapelt; pünktlich um 13 Uhr wurde die riesige Explosion von Bord des Kabellegers Lasso ausgelöst. Ein gewaltiger Feuerstrahl und Tonnen Gesteins schossen in den Himmel. Der Rauchpilz sei neun Kilometer in die Höhe gestiegen. Aus dem Material der gesprengten Südspitze entstand das Mittelland, der U-Boot-Bunker im Südhafen wurde zerstört. Zur in Kauf genommenen kompletten Zerstörung der Insel kam es nicht. Die Hafenanlagen und Küstenschutzmauern blieben intakt, auch der Zivilschutzbunker wurde verschont und kann heute besichtigt werden.

Moderne Zeit

Nach Kriegsende wurde die Bevölkerung evakuiert. Bis 1952 blieb Helgoland militärisches Sperrgebiet und Bombenabwurfplatz für die britische Luftwaffe. Während dieser Zeit wurde die Insel von den britischen Soldaten zynisch Hell-go-land (das Land, das zur Hölle geht) genannt. Am 18. April 1947, sollten in einer Sprengung sämtliche militärischen Anlagen auf und unter der Insel sowie alte Munitionsbestände vernichtet werden, um so eine weitere Nutzung Helgolands aus militärischer Sicht unmöglich zu machen. Die Sprengung von rund 6700 Tonnen Munition erschütterte die Insel mit ihrem Sockel bis in eine Tiefe von mehreren Kilometern und führte zu einer nachhaltigen Veränderung ihres Aussehens.

Die Helgoländer unternahmen mehrere politische Initiativen zur Wiederbesiedlung der Insel. Im März 1948 wurden diesbezüöglich sogar die Vereinten Nationen angerufen. Es folgten Appelle an den Papst, an das britische Unterhaus und die neu gebildete Bundesregierung.

Am 20. Dezember 1950 landeten der Kieler Student Gerd von Hatzfeldt und der Bremer René Leudesdorff mit einem kleinen Boot heimlich auf dem zerstörten Felsen, hissten die deutsche und die Europaflagge und riefen per Funk die „Rückgabe Helgolands an Deutschland“ aus. Die Aktion löste in der jungen Bundesrepublik eine Welle der Solidarität aus. „Helgoland ist deutsch!“ wurde zur Losung. In den folgenden Monaten gab es weitere Besetzungsaktionen durch Studenten, Journalisten und ehemalige Insulaner. Die britische Militärregierung reagierte zunächst hart: Am 29. Dezember 1950 stellte die Alliierte Hohe Kommission das Betreten der Insel unter Strafe. Doch der öffentliche Druck wuchs. Tausende Demonstranten, Zeitungsartikel, Bundestagsdebatten und sogar ein Appell des Bundespräsidenten Theodor Heuss machten Helgoland zum Symbol für die Wiedererlangung deutscher Souveränität.

Anfang 1952 protestierten Zehntausende in vielen deutschen Städten gegen die weiterlaufenden Bombenabwürfe der RAF. Die letzte Bombardierung fand am 20. Februar 1952 statt. Im Frühjahr 1952 begann London ernsthafte Verhandlungen. Am 24. Juli 1952 (nach anderen Quellen bereits im Frühjahr) räumten die letzten britischen Truppen die Insel. Bereits am 13. Juli 1952 legte das erste zivile Seebäderschiff seit 1945 wieder im zerstörten Südhafen an – ein unvergesslicher Moment für die exilierten Helgoländer.

Am 1. März 1952 trat das „Gesetz über die Rückgabe Helgolands“ in Kraft. Die Insel wurde wieder deutsches Hoheitsgebiet, zunächst verwaltet durch das Land Schleswig-Holstein. Ab 1954 durften die vertriebenen Helgoländer heimkehren – viele kamen aus Pinneberg, wo sie seit 1945 eine eigene „Helgoland-Gemeinde“ gebildet hatten. Georg Wellhausen, der sich beim Wiederaufbau Hamburgs einen Namen gemacht hatte, wurde mit der Leitung der Kommission und dem Aufstellen eines Bebauungsplanes beauftragt, und es wurde ein Wettbewerb durchgeführt. Er entwickelte das städtebauliche Konzept, das bewusst von einer Rekonstruktion der Altbebauung absah, aber die gewachsenen Strukturen mit ihrer Ausrichtung nach der Windbelastung berücksichtigte. Als typisch gelten die asymmetrischen Giebelprofile und die farbigen Holzverschalungen, beispielsweise bei den Hummerbuden. Johannes Ufer entwickelte für die Häuser auf Helgoland ein Farbspektrum von 14 Farben, wobei er eher zarte Töne für das Oberland wählte und kräftige Töne für das Unterland. Der Kommission gehörte Konstanty Gutschow als Preisrichter an. Weitere Mitglieder waren Godber Nissen und Otto Bartning, der die Oberbauleitung übernahm. Mit dem Wiederaufbau entwickelten sich der Fremdenverkehr und der Kurbetrieb wieder zu wichtigen Wirtschaftszweigen. Helgoland erhielt 1962 die staatliche Anerkennung als Nordseeheilbad. 1967 galt der Wiederaufbau als abgeschlossen.

Ab 1967/68 verkehrten erstmals moderne Seebäderschiffe mit größerer Kapazität (z. B. „Wappen von Hamburg“, später „Funny Girl“ und „Fair Lady“) regelmäßig von Cuxhaven aus. Täglich kamen in der Saison mehrere Tausend Tagesgäste, die oft nur wenige Stunden blieben, um „zollfrei einzukaufen“ und kurz die Klippen zu besichtigen. Das führte zu einem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung: Viele Helgoländer eröffneten Läden, Gaststätten und Souvenirläden. 1972 wurde das neue Kurhaus mit Wellenbad eröffnet, 1975 folgte das große „Haus der Insel“ (später „Atoll Ocean Resort“). Die Einwohnerzahl stieg wieder auf etwa 1.800–2.000 Personen.

Gleichzeitig blieb die traditionelle Hummerfischerei wichtig, obwohl sie bereits zurückging. Helgoländer Hummer genoss weiterhin Kultstatus auf dem Festland. 1975 wurde die „James-Krüss-Schule“ eingeweiht, benannt nach dem berühmten Insel-Sohn und Kinderbuchautor („Timm Thaler“), der 1997 auf Helgoland starb und auf dem Insel-Friedhof begraben liegt.

Die 1980er Jahre markierten den absoluten Höhepunkt des „Zollfreishopping-Booms“. In der Hochsaison 1985–1988 kamen an manchen Tagen bis zu 10.000 Tagesgäste auf die nur 1,7 km² große Insel – bei gerade einmal 1.600 Einwohnern. Die Reede war voll mit Ausflugsschiffen aus Cuxhaven, Bremerhaven, Büsum, Hooksiel und sogar aus den Niederlanden. Neue Schiffe wie die „Helgoland“ (ex „Wappen von Hamburg“) und die Katamarane „Halunder Jet“ (ab 1987) verkürzten die Überfahrt auf unter zwei Stunden.

Die Insel verdiente prächtig, aber die meisten Familien lebten direkt oder indirekt vom Tourismus. Es entstanden immer mehr Läden in den engen Gassen des Unterlands, das Oberland wurde mit Bungalows und Ferienwohnungen zugebaut. 1984 wurde das neue Rathaus eingeweiht, 1989 das moderne Krankenhaus. Zur selben Zeit wurden aber auch erste kritische Stimmen laut: Die Insel drohte unter der Masse der Tagesgäste zu erstarken. Abwässer, Müll und Lärm nahmen zu, die Natur (besonders die Seevogelkolonien an der Lummenfelsen) litt. Viele Helgoländer empfanden die vielen „Schnäppchenjäger“, die nur kurz blieben und kaum in Gaststätten gingen, als Belastung statt als Segen.

Mit dem Fall der Mauer 1989 und der EU-Binnenmarkt-Einführung 1993 bekamen die zollfreien Verkäufe einen schweren Dämpfer. Reisen innerhalb Europas wurden einfacher und billiger, Alkohol und Zigaretten auf dem Festland günstiger. Der innerdeutsche Zollfrei-Verkehr (z. B. nach Sylt oder in Grenznähe) nahm ab. Viele Tagesgäste blieben aus.

1991 übernahm die Reederei FRS (Förde Reederei Seetouristik) die meisten Helgoland-Linien und setzte voll auf moderne Schnellkatamarane („Halunder Jet“). Das brachte zwar schnellere Verbindungen, aber auch höhere Preise und weniger Kapazität für Fahrräder und Gepäck – was wiederum längere Aufenthalte erschwerte.

Mitte der 1990er Jahre brach der Tourismus regelrecht ein. 1996/97 kamen zeitweise nur noch halb so viele Gäste wie zehn Jahre zuvor. Viele Läden und Gaststätten mussten schließen, die Einwohnerzahl sank auf unter 1.300. Die Insel stand vor einer existenziellen Krise.

Als Antwort begann ein tiefgreifendes Umdenken: Statt weiter auf reinen Tages- und Einkaufstourismus zu setzen, wollte man wieder mehr Übernachtungsgäste und Natur-Touristen anziehen. Es entstanden neue Ferienwohnungen und Hotels höherer Kategorie. 1998 wurde das „Aquarium Helgoland“ des Alfred-Wegener-Instituts neu eröffnet, 1999 das Erlebniszentrum „Lummenfelsen“ mit Multimedia-Show.

In den 2000er Jahren setzte sich dieser Kurs fort und zeigte erste Erfolge. Helgoland vermarktete sich nun als „Naturwunder Nordsee“: Seehunde, Kegelrobben, Basstölpel und Lummenfelsen standen im Mittelpunkt. Geführte Wanderungen, Vogelbeobachtung und Fototouren wurden populär.

2001 wurde das neue „Dünenbad“ mit Meerwasser-Hallenbad und Sauna eröffnet (nach Brand des alten Wellenbads). 2004 folgte das moderne „James Krüss Museum“ im ehemaligen Nordseeheim. 2006–2008 wurde das „Atoll Ocean Resort“ komplett saniert und zum 4-Sterne-Haus hochgestuft.

Die Reedereien reagierten: Neben dem „Halunder Jet“ aus Hamburg setzte die FRS ab 2003 wieder ein klassisches Seebäderschiff („Funny Girl“, später „MSC Lirica“ nein, die neue „Helgoland“ ab 2015) von Cuxhaven ein, das günstiger war und mehr Tagesgäste mit Fahrrädern mitnahm. Ab 2010 kamen zusätzlich Katamarane aus Wilhelmshaven und Bremerhaven.

Ab April 2008 wurden Pläne des Hamburger Bauunternehmers Arne Weber diskutiert, die eine großangelegte Neulandgewinnung auf Helgoland vorsahen. Arne Weber besitzt das größte Hotel auf der Insel; er hatte schon vorher mit spektakulären Ideen für Helgoland geworben. Das Nordostgelände sollte mit dem Westrand der Düne verbunden werden. Auch nach Ablehnung des Projekts durch eine Lenkungsgruppe unter Vorsitz des Pinneberger Landrats 2010 wurde das Projekt weiter von Bürgermeister Jörg Singer verfolgt, bis 2011 in einem Bürgerentscheid eine Mehrheit von 54,74 % der Helgoländer dagegen stimmte.

Ein einschneidendes Ereignis war das schwere Orkantief „Xaver“ im Dezember 2013 (bereits Anfang 2010er), das massive Schäden am Hafen und an der Südspitze verursachte, aber auch zeigte, wie verwundbar die Insel ist. Große Sanierungsmaßnahmen folgten. Seit 2015 hat die Gemeinde große Einnahmen durch Windenergieanlagen. Durch die verstärkten Bauaktivitäten kommt es oft zu Bombenfunden. Am 19. Oktober 2017 wurde das gesamte Oberland evakuiert, da eine britische Fliegerbombe gefunden und entschärft wurde.

Die Neustrukturierung der Wirtschaft brachte eine Veränderung der Sozialstruktur der Insel mit sich. Viele Arbeitsstellen im Tourismus wurden dauerhaft durch Polen, Rumänen und Bulgaren besetzt. Im Kommunalwahlkampf 2018 gab es sogar Werbung auf Polnisch. Am 21. September 2020 wurden 68 Wohnungen eingeweiht, die die Gemeinde in der Nähe des Leuchtturms bauen ließ, um dem Mangel an Wohnungen für Einheimische zu begegnen.

In der Zwischenzeit wurden auf Helgoland strenge Corona-Maßnahmen eingeführt. Bis Ende 2020 gab es dort nur fünf Corona-Fälle und zeitweise war die Insel coronafrei, was die lokale Verwaltung durch strikte Zugangsregeln beibehalten wollte. Der Zugang zur Insel war für Personen, die sich in den 14 Tagen davor in Risikogebieten aufgehalten hatten, verboten. Auch die Gästezahlen gingen erheblich zurück, da touristische Reisen während der Pandemie zeitweise nicht erlaubt waren.

Während der Coronazeit hatte Helgoland spezielle Regeln, zum Beispiel nur eine begrenzte Anzahl von Tagesgästen, Einschränkungen in Restaurants und Testpflicht bei der Ankunft. Es gab Lockdowns und strenge Kontrollen, um die Insel weitgehend coronafrei zu halten, was von der lokalen Pastorin als eine besondere Herausforderung beschrieben wurde.m Insgesamt lief die Pandemie auf der isolierten Insel vergleichsweise ruhig ab. Mit Ende 2022 wurden alle Maßnahmen ausgesetzt.

Verwaltung

1402 wurde Helgoland Teil des Herzogtums Schleswig-Holstein, am 10. August 1490 des Herzogtums Holstein-Gottorp. Am 7. August 1714 nahm Dänemark die Insel in Besitz. Am 5. September 1807 besetzten britische Truppen Helgoland. Durch den Vertrag von Kiel vom 14. Januar 1814 wurde das Eiland britische Kolonie. Durch Tausch gegen Sansibar kam Helgoland am 9. August 1890 zu Deutschland. Am 15. Dezember gleichen Jahres erfolgte die formale Annexion. Seit 18. Februar 1891 ist die Insel Teil des Bundeslandes Schleswig-Holstein. Von 8. Mai 1945 bis 1. März 1952 war Helgoland britisch besetzt. Die Bevölkerung war zu dieser Zeit evakuiert.

Helgoland gehörte vom 18. Februar 1891 bis zum 30. September 1922 zum Kreis Süderdithmarschen in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Vom 1. Oktober 1922 bis zum 30. September 1932 bildete es einen eigenen Kreis Helgoland, der nur aus der Gemeinde Helgoland bestand. Seit dem 1. Oktober 1932 gehört es als amtsfreie Gemeinde zum Kreis Pinneberg und ist mit einem direkt gewählten Abgeordneten im Pinneberger Kreistag vertreten. Der Grund für die Zuordnung zum Kreis Pinneberg war, dass Pinneberg von allen schleswig-holsteinischen Kreisstädten aufgrund seiner Nähe zu Hamburg die beste öffentliche Verkehrsverbindung nach Helgoland hatte.


Herrschaftsgeschichte

  • 7. Jahrhundert bis 1402 friesische Stammesgemeinschaft
  • 1402 bis 10. August 1490 Herzogtum Schleswig-Holstein
  • 10. August 1490 bis 7. August 1714 Herzogtum Holstein-Gottorp
  • 7. August 1714 bis 5. Januar 1807 Königreich Dänemark (Kongeriget Danmark)
  • 5. Januar 1807 bis 14. Januar 1814 Vereinigtes Königreich (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
  • 14. Januar 1814 bis 9. August 1890 Kolonie Helgoland im Vereinigten Königreich (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
  • 9. August 1890 bis 18. Februar 1891 Provinz Schleswig-Holstein des Deutschen Reiches
  • 18. Februar 1891 bis 30. September 1922 Kreis Süderdithmarschen in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein des Deutschen Reiches
  • 1. Oktober 1922 bis 30. September 1932 Kreis Helgoland in der Provinz Schleswig-Holstein des Deutschen Reiches
  • 1. Oktober 1932 bis 8. Mai 1945 Kreis Pinneberg in der Provinz Schleswig-Holstein des Deutschen Reiches
  • 8. Mai 1945 bis 1. März 1952 Vereinigtes Königreich (United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland)
  • seit 1. März 1952 Kreis Pinneberg in der Provinz Schleswig-Holstein in der Bundesrepublik Deutschland

Legislative und Exekutive

Helgoland ist eine amtsfreie Gemeinde mit eigener Gemeindeverwaltung. Der Gemeinderat hat circa 13 Mitglieder, entsprechend der Einwohnerzahl und den Vorgaben der Gemeindeordnung Schleswig-Holsteins.

Inseloberhaupt

„Oberhaupt“ der Insel ist der alle sechs Jahre gewählte Bürgermeister.


Lieutenant governors (Vizegouverneure)

  • 5 Sep - 16 Okt 1807  Corbet James d‘Auvergne (1765? - 1826)
  • 16 Okt 1807 - 1815  William Osborne Hamilton (1750? - 1818)
  • Apr 1815 - 1840  Henry King (ab 5 Jun 1834 Sir, 1777/78 - 1854)
  • 13 Okt 1840 - 7 Mar 1857  Sir John Hindmarsh (ab 7 Aug 1851 Sir, 1775 - 1860)
  • 1857 - 1863  Richard Pattinson (1809 - 1875)
  • 2 Jun 1863 - Feb 1864  Henry Fitzhardinge Berkeley Maxse (1832 - 1883)

Governors (Gouverneure)

  • Feb 1864 - 1881  Henry Fitzhardinge Berkeley (ab 1877 Sir)
  • 26 Okt 1881 - 1888  John Terence Niolls O‘Brien (1830 - 1903)
  • 27 Nov 1888 - 9 Aug 1890  Arthur Cecil Stuart Barkly (1843 - 1890)

Reichskommissar

  • 9 Aug 1890 - 1891  Adolf Wermuth (1855 - 1927)

Landräte von Süderdithmarschen (und Helgoland)

  • 1890 - 1910  Adolf Hermann Harald Johansen
  • 1910 - 1919  Otto Julius Ludwig Wachs
  • 1919  Max Richter
  • 1920 - 1923  Friedrich Pauly

Landräte von Helgoland

  • 1923 - 1924  Hermann Pirscher
  • 1925 - 1931  Gustav Etzel
  • 1931 - 1932  Gustav Niendorf

Landräte von Pinnberg (und Helgoland)

  • 1932 - 1945  Johann Justus Davignon
  • 1945  Carl Georg Wittich

Bürgermeister von Helgoland

  • 18 Dez 1956 - 31 Dez 1980  Henry Peter Rickmers
  • 1 Jan 1981 - 31 Dez 1986  Klaus Degenhardt
  • 1 Jan 1987 - 31 Dez 1998 Franz-Josef Baumann
  • 1 Jan 1999 - 31 Dez 2010  Frank Botter (SPD)
  • 1 Jan 2011 - 31 Dez 2022  Jörg Singer
  • seit 1 Jan 2023  Thorsten Pollman

Politische Gruppierungen und Wahlen

Die Kommunalwahl von 14. Mai 2023 brachte folgendes Ergebnis:

  • FWgH (Freie Wählergemeinschaft Helgoland) 27,7 % (4 Sitze)
  • SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) 23,7 % (3 Sitze)
  • Grüne 17,7 % (2 Sitze)
  • CDU (Christlich Demokratische Union) 15,4 % (2 Sitze)
  • SSW (Südschleswigscher Wählerverband) 14,3 % (2 Sitze)
  • sonstige 1,6 % (0 Sitze)

Justizwesen und Kriminalität

Die Gerichtsbarkeit liegt formal beim Amtsgericht und Landgericht in Schleswig-Holstein (Kreis Pinneberg bzw. Itzehoe/Kiel), doch auf der Insel selbst findet Justiz nur an ganz wenigen Tagen im Jahr statt: Viermal jährlich, meist im März, Juni, September und Dezember, kommen ein Richter, ein Staatsanwalt, eine Rechtspflegerin und ein Gerichtsdiener mit dem morgendlichen Katamaran oder per Hubschrauber. Sie richten sich für zwei Tage im kleinen Sitzungssaal des Rathauses im Oberland ein und arbeiten dann alles ab, was in den vorherigen drei Monaten angefallen ist – Zivilstreitigkeiten, Scheidungen, Unterhalts- und Sorgerechtsverfahren, Bußgelder, kleinere und mittlere Strafsachen sowie gelegentlich Zwangsversteigerungen von Häusern oder Grundstücken. Schwere Straftaten (Mord, Totschlag, schwere Körperverletzung oder Sexualdelikte) werden sofort ans Festland abgegeben und dort vor dem Landgericht verhandelt; der Beschuldigte wird dann meist mit dem Polizeiboot oder dem Rettungshubschrauber der Marine abtransportiert.

Die Polizei auf Helgoland ist ebenfalls ein Kuriosum: In der Hafenstraße 100, direkt gegenüber dem Anleger der Katamarane, steht die kleinste ständig besetzte Polizeistation Schleswig-Holsteins. Normalerweise sind nur zwei bis drei Beamte gleichzeitig im Dienst, im Sommer kommen ein paar Saisonkräfte dazu. Direkt nebenan liegt die Außenstelle der Wasserschutzpolizei, die mit einem eigenen Boot die Hoheitsgewässer, die Fischerei und den Schiffsverkehr überwacht. Die Inselpolizisten sind Allrounder: Sie regeln Streit in der Kneipe, suchen betrunkene Touristen, die im Dunkeln die Treppe zum Oberland verfehlt haben, klären Fahrradunfälle, nehmen Diebstähle von Handys und Portemonnaies auf und suchen im Watt nach verirrten Wattwanderern von der Düne.

Die Kriminalitätsrate ist seit den 1960er Jahren durchgehend extrem niedrig – deutlich niedriger als auf dem Festland. Schwere Gewaltkriminalität ist nahezu unbekannt. Die meisten Straftaten drehen sich um Alkohol (Körperverletzung, Ruhestörung, Beleidigung), kleine Diebstähle in Läden oder Ferienwohnungen und gelegentliche Drogendelikte (meist Cannabis bei jüngeren Touristen). In den Hochzeiten des Zollfreishoppings in den 1970er und 1980er Jahren gab es immer wieder organisierte Banden, die versuchten, große Mengen Spirituosen oder Zigaretten illegal aufs Festland zu schmuggeln, doch die meisten Fälle wurden von der Wasserschutzpolizei schon auf See abgefangen.

Einige Fälle haben jedoch überregionale Bekanntheit erlangt. Der bekannteste ist der bis heute ungeklärte „Toter vom Helgoland-Südstrand“: Am 13. August 1994 wurde westlich der Insel ein stark verwester männlicher Leichnam im Wasser treibend gefunden. Trotz intensiver Ermittlungen der Wilhelmshavener Kriminalpolizei und internationaler DNA-Abgleiche konnte die Identität nie geklärt werden – der Fall gilt als einer der großen deutschen Cold Cases. Ein weiterer spektakulärer Vorfall ereignete sich 2009, als ein betrunkener Tagesgast versuchte, mit einem gestohlenen Börteboot zu fliehen, und vor der Düne auf Grund lief.

Internationale Politik

Seit 1974 besteht eine Städtepartnerschaft mit Millstatt am See im österreichischen Bundesland Kärnten.

Flagge und Wappen

Helgoland führt das älteste Wappen im gesamten Kreis Pinneberg und eines der ältesten kommunalen Hoheitszeichen Schleswig-Holsteins überhaupt. Es wurde bereits im Jahr 1696 vom damals regierenden schleswigschen Herzog Friedrich IV. aus dem Haus Gottorf verliehen – ursprünglich jedoch nicht als Wappen, sondern als offizielle Schifffahrts- und Handelsflagge für die Helgoländer Boote und Schiffe. Damit sollten diese im internationalen Verkehr eindeutig als zur Herzogtum Schleswig gehörig erkennbar sein. Die heraldische Beschreibung (Blasonierung) lautet seitdem unverändert: „Zweimal geteilt von Grün, Rot und Silber“ also drei waagerechte Streifen in den Farben Grün (oben), Rot (Mitte) und Weiß (unten).

Erst deutlich später, im 19. Jahrhundert, als die Insel bereits dänisch und dann britisch war, begann man, diese Farben nachträglich mit dem tatsächlichen Aussehen Helgolands zu erklären. So entstand der bis heute berühmte und von den Inselbewohnern geliebte Spruch im Helgoländer Friesisch (Halunder): „Grön is dat Land, rot is de Kant, witt is de Sand. Dat sünd de Farven vun’t hillige Land.“ Auf Hochdeutsch: „Grün ist das Land, rot ist die Kant (Kante/Kliff), weiß ist der Sand. Das sind die Farben von Helgoland.“ Tatsächlich passt die Deutung erstaunlich gut: Das Oberland war früher deutlich grüner (Wiesen und etwas Ackerbau), die steilen roten Buntsandstein-Klippen prägen das Bild der Insel, und die weißen Strände der Düne sowie der helle Sand sind markant.

Die Flagge Helgolands ist identisch mit dem Wappen: drei gleich breite horizontale Streifen Grün-Rot-Weiß. Sie wird an allen öffentlichen Gebäuden, auf der Düne, an den Schiffen der Reedereien und natürlich an unzähligen privaten Fahnenmasten gehisst. Besonders eindrucksvoll ist sie, wenn sie vor dem roten Felsen im Wind steht. Seit 1952, nach der Rückgabe der Insel an Deutschland, ist sie wieder offizielles Hoheitszeichen der Gemeinde Helgoland. Die Gemeinde führt außerdem ein großes Wappen, das den Schild mit den drei Streifen zeigt, darüber eine rote Mauerkrone mit fünf Zinnen als Zeichen der kommunalen Selbstverwaltung.

Selten gibt es auch eine inoffizielle Variante mit dem Spruch in friesischer oder

Hymne

Das Lied der Deutschen, heute mit seiner dritten Strophe Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland, wurde im Jahre 1841 auf Helgoland von Heinrich Hoffmann von Fallersleben geschrieben. Seine Büste steht auf dem Platz vor der Landungsbrücke.

Hauptort

Das Rathaus am Lung Wai 28 in Unterland wurde 1961 fertiggestellt. Es trägt auf seiner Stirnseite das Wappen der Insel mit dem friesischen Wahlspruch „Rüm hart, kloar kimmen”, das heißt: Großes Herz, klarer Horizont. Innen informiert eine Hinweistafel über die Geschichte der Insel. Im Rathaus finden Sie die Gemeindeverwaltung, das Büro der Helgoland Touristik und die Kurverwaltung. Der Bürgermeister hat hier seinen Amtssitz, im Sitzungssaal tagt das Inselparlament. Während der Saison werden im Rathausfoyer wechselnde Ausstellungen gezeigt.

Verwaltungsgliederung

Helgoland besteht aus Ober- und Unterland. Etwas abseits liegt noch die Düne.


           Verwaltungseinheiten:

           2 Inselteile

           1 Nebeninsel

Bevölkerung

Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 1,65 km².


           Bevölkerungsentwicklung:

           Jahr                 Einwohner      Dichte (E/km²)

           1560                2 000                 800,00

           1615                   550                 220,00

           1696                   960                 384,00

           1739                1 900               1151,52

           1751                2 000               1212,12

           1791                1 650               1000,00

           1860                2 172               1316,36

           1889                2 100               1272,73

           1905                2 327               1410,30

           1911                3 417               2070,91

           1925                2 585               1566,67

           1936                2 650               1606,06

           1946                2 720               1648,48

           1950                2 730               1654,55

           1951                2 740               1660,61

           1952                2 750               1666,67

           1953                2 760               1672,73

           1954                2 770               1678,79

           1955                2 775               1681,82

           1956                2 780               1684,85

           1957                2 785               1687,88

           1958                2 790               1690,91

           1959                2 795               1693,94

           1960                2 800               1696,97

           1961                2 809               1702,42

           1962                2 850               1727,27

           1963                2 900               1757,58

           1964                2 950               1787,88

           1965                2 984               1808,48

           1966                2 700               1636,36

           1967                2 500               1515,15

           1968                2 400               1454,55

           1969                2 350               1424,24

           1970                2 312               1401,21

           1971                2 300               1393,94

           1972                2 280               1381,82

           1973                2 260               1369,70

           1974                2 240               1357,58

           1975                2 220               1345,46

           1976                2 200               1333,33

           1977                2 180               1321,21

           1978                2 150               1303,03

           1979                2 120               1284,85

           1980                2 100               1272,73

           1981                2 050               1242,42

           1982                2 025               1227,27

           1983                2 011               1218,79

           1984                2 000               1212,12

           1985                1 950               1181,82

           1986                1 900               1151,52

           1987                1 870               1133,33

           1988                1 850               1121,21

           1989                1 830               1109,09

           1990                1 800               1090,91

           1991                1 750               1060,61

           1992                1 600                 969,70

           1993                1 450                 878,79

           1994                1 300                 787,88

           1995                1 200                 727,27

           1996                1 173                 710,91

           1997                1 400                 848,48

           1998                1 539                 932,73

           1999                1 561                 946,06

           2000                1 549                 938,79

           2001                1 499                 908,48

           2002                1 493                 904,85

           2003                1 450                878,79

           2004                1 400                 848,48

           2005                1 366                 827,88

           2006                1 333                 807,88

           2007                1 300                 787,88

           2008                1 267                 767,88

           2009                1 210                 733,33

           2010                1 149                 696,36

           2011                1 407                852,73

           2012                1 370                 830,30

           2013                1 392                 843,64

           2014                1 356                 821,82

           2015                1 350                 818,18

           2016                1 357                822,42

           2017                1 246                755,15

           2018                1 265                766,67

           2019                1 306                791,52

           2020                1 307                792,12

           2021                1 314                796,36

           2022                1 405                851,52

           2023                1 382                837,58

           2024                1 329                805,45


Die Bevölkerung sank von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 1,344 % pro Jahr.


Bevölkerungsaufteilung 2001:

  • Bevölkerungszahl insgesamt  1.499
  • weiblich  798 (53,24 %)
  • männlich  701 (46,76 %)

Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 40 Jahren, die mittlere Lebenserwartung bei knapp 80 Jahren. Die Zahl der Haushalte beträgt insgesamt rund 750.


Haushalte 2001:

  • Gesamtzahl   720
  • Personen in Haushalten  1.499
  • Personen pro Haushalt  2,082

Volksgruppen

Auf Helgoland leben vor allem Angehörige der friesischen Volksgruppe, konkret Nordfriesen. Diese Volksgruppe ist in Schleswig-Holstein eine anerkannte Minderheit und umfasst etwa 50.000 Menschen insgesamt, die sich von der Abstammung und vom Selbstverständnis her als Nordfriesen fühlen. Sie wohnen an der Westküste, auf den vorgelagerten Inseln und auch auf Helgoland. Die Bevölkerung der Gemeinde Helgoland selbst beträgt etwa 1.300 Einwohner (Stand Ende 2024). Über die genaue ethnische Zusammensetzung auf Helgoland selbst gibt es keine detaillierteren aktuellen Zahlen, aber die friesische Volksgruppe stellt dort einen wichtigen Teil der Bevölkerung dar. Dazu kommen Minderheiten wie Festlanddeutsche und Dänen, Polen und Rumänen sowie Sinti und Roma.

Staatsangehörigkeit 2011
Deutschland 1.325
Österreich 6
Polen 13
Russland 4
Europa (übrige Länder) 48
Amerika 3
Asien 9
Geburtsland 2011
Deutschland 1.299
EU 27 74
Europa (übrige Länder) 7
sonstige Länder 21
unbekannt 7
Staatsangehörigkeit 2022
Deutschland 1.179
Polen 37
Rumänien 30
Ukraine 8
Italien 4
übrige Länder 147
Geburtsland 2022
Deutschland 1.110
Polen 38
Rumänien 30
Kasachstan 3
Ukraine 8
übrige Länder 216

Sprachen

Die traditionelle Sprache Helgolands ist das Halunder genannte Helgoländer Friesisch. Dieser inselfriesische Dialekt der nordfriesischen Sprache ist auf der Insel auch zum Amtsgebrauch zugelassen. Allerdings beherrscht nur noch etwa ein Drittel der Helgoländer das Halunder. Die verbreitetste Sprache ist heute das Standarddeutsche. Daneben sprechen viele vor allem ältere Helgoländer auch noch Plattdeutsch, das auf Helgoland zwar nie Volkssprache geworden ist, aber lange Zeit die Verkehrssprache für den Kontakt mit dem Festland war.

Der Halunder gehört zum nordfriesischen Sprachzweig und ist eng verwandt mit den Inseldialekten von Föhr (Fering) und Amrum (Öömrang), mit denen Helgoland seit dem Mittelalter durch Fischereikontakte verbunden ist. Charakteristisch für Halunder ist ein starker Einfluss des Niederdeutschen, was sich zum Beispiel bei dem Wort für nicht zeigt. Im Halunder heißt es ni, während andere nordfriesische Dialekte oft ein dänisches Lehnwort verwenden.

Im Vergleich zu anderen nordfriesischen Dialekten hat Halunder weniger dänische oder jütische Einflüsse, dafür mehr niederdeutsche Einflüsse. Der Dialekt enthält auch Lehnwörter aus dem Englischen, was auf die britische Herrschaft über Helgoland im 19. Jahrhundert zurückgeht. Halunder weist für die ältere Generation noch typische Lautmerkmale wie einen langen, dunklen a-Laut auf (ähnlich dem englischen father).

Der Dialekt ist eine eigenständige Sprache, keine Form des Plattdeutschen oder Dänischen, sondern Teil der westgermanischen Sprachenfamilie. Er wird heute nur noch von wenigen hunderten Einwohnern gesprochen, vor allem von älteren Menschen über 75 Jahren, und gilt als vom Aussterben bedroht. Er wird zwar in Schulen und Kindergärten auf Helgoland gelehrt, aber viele Jugendliche sprechen ihn nicht mehr fließend.

Halunder

Halunder, auch Helgoländer Friesisch genannt, ist der traditionelle Dialekt der nordfriesischen Insel Helgoland in der Deutschen Bucht. Er gehört zur Sprachfamilie der friesischen Sprachen, die zusammen mit Niederdeutsch, Englisch und anderen germanischen Sprachen zur nordgermanischen Untergruppe gehören. Halunder ist ein Teil der sogenannten Nordfriesischen Dialekte, wobei er eng mit Fering (Föhr) und Söl'ring (Sylt) verwandt ist, sich jedoch durch eigene Laut- und Wortformen deutlich abhebt.

Die geografische Verbreitung von Halunder beschränkt sich heute praktisch nur noch auf Helgoland, da die Zahl der Muttersprachler im Laufe des 20. Jahrhunderts stark zurückging. Besonders nach der Umsiedlung der Helgoländer Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg und der zunehmenden Dominanz des Hochdeutschen ging der Gebrauch von Halunder stark zurück. Heute sprechen nur noch wenige hundert Menschen Halunder aktiv, und der Dialekt ist daher stark vom Hochdeutschen beeinflusst. Dennoch wird er als wichtiges kulturelles Erbe gepflegt, zum Beispiel in Liedern, Gedichten, Erzählungen und bei traditionellen Festen auf der Insel.

Phonologisch zeichnet sich Halunder durch ein reiches Vokalsystem aus, das zahlreiche Diphthonge enthält, die teilweise vom Hochdeutschen abweichen. Konsonanten werden häufig weicher ausgesprochen, und alte nordfriesische Cluster sind noch erhalten, was den Dialekt unverwechselbar macht. Auch die Grammatik von Halunder weist Besonderheiten auf: Es gibt bestimmte und unbestimmte Artikel, eine teils unregelmäßige Pluralbildung sowie vereinfachte Verbformen im Vergleich zum Altfriesischen. Viele komplexe grammatische Strukturen wurden im Laufe der Zeit durch hochdeutsche Formen ersetzt.

Lexikalisch enthält Halunder zahlreiche Wörter, die aus dem Altfriesischen stammen, daneben aber auch Einflüsse aus dem Niederdeutschen und Hochdeutschen. Besonders in Bereichen wie Fischerei, Seefahrt oder dem alltäglichen Leben auf der Insel haben sich eigene Ausdrücke entwickelt, die es nur im Halunder gibt.

Soziolinguistisch ist Halunder heute ein sprachlich gefährdeter Dialekt, dessen Erhalt vor allem durch lokale Initiativen und die Weitergabe in der Familie gesichert wird. Trotz der geringen Zahl an Sprechern gilt Halunder als wesentlicher Bestandteil der kulturellen Identität Helgolands und vermittelt ein Stück der Geschichte, Traditionen und Lebensweise der Inselbewohner.

Religion

Helgoland war und ist eine überwiegend christlich-protestantische Insel. Die religiöse Prägung reicht bis in die Zeit der dänischen Herrschaft zurück, als die Reformation im 16. Jahrhundert auch hier durchgesetzt wurde. Seitdem gehört Helgoland zur evangelisch-lutherischen Kirche, und diese Tradition hat sich bis heute fast unverändert gehalten.

Das markante Wahrzeichen der Insel ist die St.-Nicolai-Kirche im Oberland. Die heutige Kirche wurde 1959 geweiht, nachdem die alte Kirche beim großen Bombenangriff der Briten am 18. April 1947 völlig zerstört worden war. Der schlichte, moderne Backsteinbau mit dem freistehenden Glockenturm (der „Langen Christian“ wurde 1952 wiederaufgebaut) ist bis heute die einzige Kirche auf der Hauptinsel. Sie gehört zur Kirchengemeinde Helgoland im Kirchenkreis Altholstein (Nordkirche). Die Gemeinde ist klein – etwa 70–80 % der rund 1.400 Einwohner sind formal evangelisch-lutherisch –, aber die Bindung und Engagement sind hoch. Gottesdienste finden jeden Sonntag statt, im Sommer oft doppelt wegen der vielen Feriengäste. Besonders beliebt sind die Open-Air-Gottesdienste am Südstrand oder auf der Düne, die Taufe im Meerwasser und die jährliche „Hummerpredigt, bei der der Pastor traditionell über die Hummerfischerei und Dankbarkeit für die Gaben der See spricht.

Eine eigene katholische Kirche gibt es nicht. Katholische Gottesdienste werden etwa einmal im Monat in der St.-Nicolai-Kirche oder im Gemeindesaal gefeiert, zelebriert von Priestern, die eigens aus Cuxhaven oder vom Festland anreisen. Die katholische Gemeinde ist mit etwa 100–150 Personen sehr klein und besteht vor allem aus Zugezogenen und Touristen.

Muslime, Juden oder andere Religionsgemeinschaften gibt es praktisch nicht. In den letzten 20 Jahren sind zwar einige Familien aus Syrien, Afghanistan oder der Ukraine zugezogen, doch die Zahl bleibt im einstelligen Bereich. Die meisten dieser Neu-Helgoländer sind säkular oder gehören nur locker einer Religion an.

Der Anteil der Konfessionslosen liegt – wie im übrigen Schleswig-Holstein – bei etwa 20–25 % und ist seit den 1990er Jahren langsam gestiegen. Dennoch spielt die Kirche im Alltag weiterhin eine große Rolle: Sie ist Treffpunkt, Veranstalter von Konzerten, Seniorennachmittagen und Jugendfreizeiten und übernimmt viele soziale Aufgaben auf der kleinen Insel.

Religion 2011 und 2021
evangelisch 657 516
römisch-katholisch 132 135
übrige/keine/unbekannt 619 752


Die beiden Religionsgemeinschaften der Insel sind:


Evangelische Kirche:

  • aktiv seit 1529
  • Sitz:  Helgoland
  • Verbreitung:  ganze Insel
  • Organisation:  Gemeinde der Diözese
  • Kirche:  Sankt Nicolai (Schulweg, erbaut 1609)
  • Zahl der Mitglieder:  ca. 900 (2001)


Römisch-Katholische Kirche:

  • aktiv seit 787
  • Sitz: Helgoland
  • Verbreitung: ganze Insel
  • Organisation: Gemeinde der Diözese
  • Kirche:  Sankt Michael (Karkhiar Spichal Goat)
  • Zahl der Mitglieder:  150 (2001)

Siedlungen

Das Oberland liegt höher auf der Insel, auf dem markanten roten Buntsandsteinfelsen, der das typische Landschaftsbild von Helgoland prägt. Das Oberland beherbergt den historischen Kern der Insel mit Wohnhäusern, der Kirche und wichtigen öffentlichen Gebäuden. Es ist das älteste und ursprüngliche Siedlungsgebiet, das durch seine exponierte Lage geschützt ist.

Das Unterland befindet sich auf der niedrigeren Ebene am Fuß des Oberlands und erstreckt sich bis zum Hafenbereich. Es war früher überwiegend landwirtschaftlich und fischereilich geprägt. Heute ist es der Bereich mit Hafenanlagen, Fähranlegern, Geschäften und Wohnhäusern. Das Unterland ist stärker mit Infrastruktur ausgestattet, die mit dem Tourismus und der Logistik der Insel verbunden ist.

Beide Siedlungsgebiete sind seit 1885 durch einen Aufzug miteinander verbunden, der den Höhenunterschied von etwa 50 Metern überwindet. Diese Verbindung erleichtert den Transport zwischen Ober- und Unterland erheblich.

Verkehr

Helgoland besitzt eine eigenwillige Verkehrsinfrastruktur, die vor allem nach ökologischen Kriterien ausgerichtet bist.

Straßenverkehr

Das Straßennetz der Insel ist insgesamt 6,5 km lang. Auf Helgoland dürfen gemäß § 50 StVO keine Kraftfahrzeuge oder Fahrräder geführt werden, eine in Deutschland einmalige Sonderregelung. Von dem Verbot ausgenommen sind die durch § 35 StVO mit Sonderrechten ausgestatteten Rettungskräfte. Dies sind hier der Rettungsdienst, die Polizei (die Helgoländer Polizei besitzt seit Januar 2007 ein eigenes Fahrzeug), die Feuerwehr sowie der Zoll. Außerdem sind einige Baufahrzeuge und zwei Taxis zum Flughafen mit Verbrennungsmotor im Einsatz. Der Personen- und Warenverkehr wird, soweit er nicht zu Fuß möglich ist, mit Elektroautos und -karren bewältigt. Außerhalb der Tourismussaison gibt es eine Ausnahmegenehmigung der Landesregierung für Kinder und Jugendliche zur Benutzung eines Fahrrads. Als Fahrrad-Ersatz sind auf Helgoland Tretroller beliebt.

Bahnverkehr

Das Marinehafenbauamt Helgoland betrieb während der beiden Weltkriege für den Bau und die Versorgung der Marinestützpunkte auf Helgoland eine Kleinbahn mit einer Spurweite von 60 cm (Feldbahn) bzw. 100 cm (Kabelbahn). Die Züge verkehrten hier von 1891 bis 1922 und von 1934 bis 1947. Die Helgolandbahn bzw. Helgoländer Inselbahn bietet seit 1950 zwischen April und Oktober Rundfahrten um Helgoland an.

Schiffsverkehr

Helgoland verfügt über vier Häfen:

  • Südhafen (Bundeshafen) Schutzhafen, Steganlagen für Sportboote, Lotsenboot, Rettungskreuzer, Wassersportclub Helgoland, Biologische Anstalt, Wasser- und Schifffahrtsamt. Hier legen auch die Schnellfähren an.
  • Binnenhafen (Bundeshafen) Börteboote, Forschungsschiffe der BAH, Hummerbuden, Schiffsausrüstung, Frachtpier, Bunkerstation, Zollamt.
  • Nord-Ost Hafen (Gemeindehafen) Sportboothafen.
  • Dünenhafen (gesperrt) – nur Anleger der gemeindlichen Dünenfähre.

Eine in Deutschland einmalige Touristenattraktion ist das Ausbooten der Passagiere der auf Reede liegenden Seebäderschiffe zur Helgoländer Landungsbrücke. Das Ausbooten wird mit offenen, kräftig gebauten Börtebooten bzw. Ruddern (Landessprache) durchgeführt. Im Börteboot finden 40–50 Passagiere während der kurzen Fahrt vom Seebäderschiff zur Insel Platz. Die Bootsform der Börteboote stammt noch aus der Zeit, als Helgoland vom Fischfang und später vom Lotsengeschäft in der Deutschen Bucht und den Flussmündungen der Weser und Elbe lebte. Da die Insel bis zum Bau eines Marinehafens kurz vor dem Ersten Weltkrieg über keinen eigenen Hafen verfügte, landeten die Boote Winter wie Sommer am Südstrand der Hauptinsel an. Im Zuge der Errichtung des Seebades Helgoland im Jahre 1826 und der Einrichtung einer Versicherung der Börtebootbetreiber auf Gegenseitigkeit wurde das Ausbooten auf der Reede vor dem Strand eingerichtet.

Seit Inbetriebnahme des heutigen Südhafens entschieden zweierlei Gründe gegen die Nutzung desselben für die Seebäderschifffahrt; war es zunächst und bis nach Ende des Zweiten Weltkrieges die ausschließlich militärische Nutzung, die ein Einlaufen der Seebäderschiffe verbot, sprach danach die Praktikabilität für die Beibehaltung des Ausbootens: Für die oft täglich bis zu fünf Seebäderschiffe ist einfach zu wenig Platz im Hafen. Auch die notwendige Wassertiefe ist nicht für jedes Schiff vorhanden. Eine Ausnahme bildet die schnelle Katamaranfähre, die regelmäßig von Hamburg und Cuxhaven aus den Südhafen direkt ansteuert.

Die Zukunft des Ausbootens bis Ende Juli 2008 war bereits fraglich, da im Zuge der Umsetzung einer EU-Norm (Fahrgastschiffrichtlinie 98/18/EG), das Ein-/Ausbooten komplett entfallen wäre. Allerdings wurde bereits im Oktober 2007 von der Bundesregierung ein Aufschub der Umsetzung bis 31. Juli 2010 gewährt. Die Reeder der Seebäderschiffe und die Börtebootbetreiber erhielten damit eine „letzte Chance“, ihre Schiffe entsprechend umzurüsten.

Doch auch über diesen Zeitraum hinaus bleibt das Ausbooten recht umstritten, denn falls die Erweiterungs- bzw. Wiederverbindungspläne der Hauptinsel mit der Düne in den nächsten Jahren realisiert werden sollten, wären sowohl das Ausbooten als auch der tägliche Fährverkehr zur Düne nicht länger notwendig.

Auf Helgoland gibt es eiunen Leuchtturm und drei Leuchtfeuer. Der Leuchtturm Helgoland befindet sich auf dem Oberland. In unmittelbarer Nähe steht ein Richtfunkturm. Er wurde im Zweiten Weltkrieg als Flakturm bzw. Flakleitstand gebaut und 1952 als Ersatz für den im Krieg zerstörten alten als neuer Leuchtturm in Betrieb genommen. Der Turm besitzt das auf deutschen Leuchttürmen stärkste Leuchtfeuer, das in klaren Nächten bis aus einer Entfernung von 28 Seemeilen (zum Beispiel auf den Ostfriesischen Inseln  im Süden und in Eiderstedt im Osten) zu erkennen ist. Der Leuchtturm Helgoland wird vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee betrieben.

Bereits 1810 wurde unter englischer Herrschaft der erste Leuchtturm Helgolands errichtet. Der sogenannte Englische Leuchtturm war in der Spitze 67 mch. Der Helgoländer Leuchtturm stellte eine wichtige Navigationshilfe in der Deutschen Bucht dar, da sein Feuer etwa doppelt so weit sichtbar war wie das des einige Jahre vorher eingerichtete Leuchtfeuer von Cuxhaven. Seit 1890 gehört die Inselgruppe Helgoland und Düne zum deutschen Staatsgebiet, Umbau des Hafens sowie der Navigationsmittel waren die Folge. Der Englische Leuchtturm wurde 1902 nach Inbetriebnahme des neuen Leuchtturmes abgetragen. Die Laterne und die Optik des Englischen Turms wurden nach Fehmarn gebracht und auf dem neu errichteten Leuchtturm Staberhuk im Südosten Fehmarns installiert, wo sie bis heute benutzt werden.

Der neue Leuchtturm wurde 1902 von der Königlich-Preußischen Bauverwaltung in Auftrag gegeben und war ein gemauerter runder Turm nach demselben Entwurf wie der Leuchtturm Kap Arkona auf  Rügen. Er versah seinen Dienst von 1902 bis 1945. Bei dem britischen Luftangriff vom 18. April 1945 wurde der Turm zum Einsturz gebracht. Dabei kam der Leuchtturmwärter ums Leben.

Bereits 1941 ließ die Wehrmacht als Flakleitstand einen viereckigen, aus dickem Stahlbeton bestehenden Turm errichten, der als einziges Helgoländer Gebäude den Krieg und die Sprengung von Bunkeranlagen auf Helgoland durch die British Army und die Bombenzielwürfe der Royal Air Force schwer beschädigt überstand. Der heutige Leuchtturm Helgoland wurde zunächst provisorisch 1952 in dem Flakturm in Betrieb genommen. Seit einem Umbau 1965 hat er sein heutiges Aussehen. In den unteren beiden Stockwerken des Leuchtturms wurde zur Zeit des Kalten Krieges ein Atombunker eingebaut; die Scheinfenster in diesen Stockwerken wurden aus ästhetischen Gründen angebracht. Die Antennenanlagen für Radat, ein Flugfunkfeuer, See- und Richtfunk kamen später hinzu.

Der Leuchtturm dient als Seefeuer. Die charakteristische Kennung ist ein weißer Blitz alle 5 Sekunden (Blz. 5s). Die Nenntragweite des Lichtsignals ist für Leuchttürme in den deutschen Gewässern sehr hoch und wird in offiziellen Dokumenten mit 28 sm (52 km) angegeben. In klaren, aber nicht zu trockenen Nächten ist der charakteristische Strahl über dem Horizont auch vom Festland in Harlesiel (50 km), Cuxhaven-Duhnen (59 km) oder Sankt Peter-Ording (48 km) zu beobachten.

Der Englische Leuchtturm von 1811 war mit Argand-Lampen und Reflektoren ausgestattet. Der 1902 in Betrieb genommene Turm war nach Angaben von 1911 mit einem Blinkfeuer ausgestattet, dessen Reichweite 23,3 Seemeilen betragen haben soll. Die Lichtanlage des heutigen Turmes wurde 1963 modernisiert. Die Optik besteht aus je drei geschliffenen Sammellinsen in zwei Ebenen. Sie sind im Winkel von 120° in einem elektrisch betriebenen Drehgestell angeordnet und haben eine Brennweite von 250 mm. Als Leuchtmittel kommt eine  Xenon-Hochdruck-Lampe mit einer Leistung von 2000 Watt zum Einsatz. Sie erzeugt ein Licht von 35 Millionen Candela.

Das kleinere Leuchtfeuer Helgoland Düne wird seit 1982 vom Helgoländer Leuchtturm aus ferngesteuert. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee nutzt den Turm für seine Relaisfunkstelle Helgoland. Mit ihr regelt sie die Verkehrsabwicklung in der östlichen Deutschen Bucht (Arbeitskanal 80/25 W duplex).

Die erste Briefmarke, die den Leuchtturm Helgoland zeigt, erschien am 20. Oktober 1972 von der Deutschen Bundespost. Die Marke gehört zur Serie Fremdenverkehr, Helgoland (1969 bis 1973 13 Motive - Mi.Nr. 746) mit dem Wert von 30  Pfennig. Der Entwurf stammt vom Grafiker Heinz Schillinger aus Nürnberg. Die Auflage betrug 32.280.000 Stück. Am 6. Juli 2023 erschien eine Briefmarke zu 70 Cent in der Serie Leuchttürme nach Entwurf von Carsten Wolff aus Frankfurt am Main.


Leuchtturm Helgoland (Deutscher Turm)

  • Standort: Oberland, 54°10‘55“ N, 7°52‘56“ O
  • Listeneinträge:  FED101 (ARLHS), B1312 (IHUK), 10136 (NGA), DE-308000 (BSH)
  • Bauzeit:
  • Inbetriebnahme:  1945
  • Betreiber: Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Elbe-Nordsee
  • Seehöhe: 49 m
  • Turmhöhe: 35 m
  • Feuerhöhe: 82 m
  • Zahl der Stufen:  165
  • Befeuerung: Fresnellinsen F, 2000 W – 230 V XBO Xenon-Kurzbogenlampe
  • Betriebsart: elektrisch
  • Funktion: Seefeuer, Anlandefeuer
  • Kennung: Fl W. 5s (0,1+(4,9) s)
  • Tragweite: 51,9 km

Englischer Turm

  • Standort: Oberland, 54°11‘ N, 7°53‘ O
  • Betrieb: 1810 bis 1902
  • ehemalige Befeuerung: Gürtelleuchte

Kabelfeldfeuer:

  • Standort: Unterland, 54°11‘ N, 7°53‘ O
  • Inbetriebnahme: -
  • Turmhöhe: 8 m
  • Feuerhöhe: 9 m
  • Befeuerung: Scheinwerferlinse
  • Tragweite: ca. 20 km

Flugverkehr

Auf der Düne befindet sich der kleine Flugplatz Helgoland-Düne, von dem aus in etwa 20 bis 30 Minuten das deutsche Festland erreicht werden kann. Der Flugplatz entstand zur Zeit des Dritten Reichs im Rahmen des Projekts Hummerschere (1938 bis 1941), als Düne durch die deutsche Regierung vergrößert wurde, um es mit der Hauptinsel zur Festung mit Seehafen auszubauen. Dabei entstand auch der Flugplatz, der im Zweiten Weltkrieg hauptsächlich als Not- und Ausweichplatz genutzt wurde. Als einzige aktive fliegende Einheit der Luftwaffe lag hier von April bis Oktober 1943 die Jagdstaffel Helgoland (umbenannte 11. Staffel des Jagdgeschwaders 11). Nach Kriegsende wurde die Düne von britischen Truppen besetzt. Im Jahr 1962 wurde der Flugplatz wieder eröffnet.

Die drei Landebahnen sind im Vergleich zu anderen Flugplätzen relativ kurz. Die Landebahn 15/33 wurde im Jahr 2005 von 400 m auf 480 m verlängert und am 6. Mai 2006 offiziell in Betrieb genommen. Damit wurden europäische Vorschriften, die den gewerbsmäßigen Flugverkehr mit mehrmotorigen Flugzeugen betreffen, erfüllt. Es sind keine Überrollflächen (Overruns) vorhanden.

Um den Flugplatz anfliegen zu dürfen, ist eine Mindestflugerfahrung von 100 Stunden als verantwortlicher Flugzeugführer und Erfahrung auf kurzen Runways erforderlich. Der Pilot soll die Hauptinsel Helgoland nach Möglichkeit nicht überfliegen. Die Flugplanpflicht für Flüge nach Helgoland mit Motorflugzeugen ist aufgehoben worden, jedoch müssen für Flüge mit dreiachsgesteuerten  Ultraleichtflugzeugen und Motorseglern nach wie vor Flugpläne aufgegeben werden. Es gibt Ampeln, Tonsignale und Hinweisschilder, die durch die Dünen spazierende Fußgänger vor landenden und startenden Flugzeugen warnen.

Vom Flugplatz Helgoland werden Flüge nach Nordholz-Spieka (vorher Cuxhaven/Nordholz), Heide-Büsum und Uetersen/Heist durchgeführt sowie hin und wieder zu anderen deutschen Inseln wie Wangerooge angeboten, meist mit Fracht oder Post. Nur das Unternehmen OFD Ostfriesischer Flugdienst fliegt Helgoland im Linienverkehr an, von Nordholz-Spieka, Heide-Büsum und Uetersen (Stand April 2022). Hier aktiv waren und sind unter anderem die Fluggesellschaften OLT (von und nach Bremerhaven und Heide/Büsum), Air Hamburg (von/nach Hamburg), FLN Frisia Luftverkehr Norden (von/nach Norden-Norddeich) sowie LFH Luftverkehr Friesland-Harle (von/nach Wittmund-Carolinensiel).

Am 27. Mai 1972 verunglückte eine de Havilland Canada DHC-6 Twin Otter der General Air mit Flugziel Bremen kurz nach ihrem Start. Von den dreizehn Insassen kamen acht ums Leben. Am 24. März 1974 kam es auf der Bahn 15 zu einem unautorisierten Aufsetz- und Durchstartmanöver (balked landing) einer Boeing 737-200 der Deutschen Lufthansa, die sich auf einem Leerflug über der Nordsee befand. Das Manöver wurde von mehreren Kurgästen beobachtet und fotografisch festgehalten. (nach wikipedia9

Airline Ziele
OFD Ostfriesischer-Flug-Dienst Nordholz-Spieka, Heide-Büsum


Heligoland Airport

  • deutscher Name:  Flugplatz Helgoland-Düne
  • Code:  HGL / EDXH
  • Lage:  54°11‘13“ N, 7°55‘00“ O
  • Seehöhe:  2 m (8 ft)
  • Ort:  Düne
  • Inbetriebnahme:  1962
  • Betreiber:  Helgoland AirService GmbH
  • Terminal:  1
  • Rollbahnen:  3
  • Länge der Rollbahnen:  480 m, 371 m und 258 m (alle Beton)
  • Fluggesellschaft:  1
  • Flugzeug-Standplätze:  ca. 20
  • jährliche Passagierkapazität:  20.000
  • jährliche Frachtkapazität:  ca. 2000 t
  • Flughafen-Statistik:  16.908 Passagiere im Jahr 2000

Wirtschaft

Die Bevölkerung Helgolands lebt heute größtenteils von Einnahmen aus dem Tourismus. Auf Helgoland gibt es nach wie vor Duty-free-Shops. Daneben gibt es Handwerksbetriebe und Forschungseinrichtungen.

Im April 2008 wurden erste Pläne des Hamburger Bauunternehmers Arne Weber bekannt, die eine großangelegte Neulandgewinnung auf Helgoland vorsehen. Eine etwa 1000 m lange Spundwand soll als „Neuer Woal“ demnach das Mittelland mit dem Weststrand der Düne verbinden und damit erstmals seit der Sturmflut 1720/21 die beiden Inselteile wieder vereinigen. Die Stahlbetonkonstruktion könnte direkt im Felssockel der Insel verankert werden und hätte dadurch festen Halt. Die eigentliche Landgewinnung soll über Spülschiffe erfolgen, die den – nur wenige Meter tiefen – Meeresarm zwischen Hauptinsel und Düne mit Sand aus der Nordsee auffüllen.

Gestützt wird der Plan durch eine Machbarkeitsstudie der Technischen Universität Hamburg-Harburg und des Alfred-Wegener-Instituts mit der Biologischen Anstalt Helgoland. Die Landgewinnung wäre laut dieser Studie für 80 Millionen Euro innerhalb von zwei Jahren zu bewerkstelligen.

Laut Initiator und zugleich potentiellem Investor könnten die Aufspülungen bereits 2010 beginnen und würden rund ein Jahr lang dauern. Nach Ausführung aller Arbeiten würden mehr als 100 Hektar neues Land zur Verfügung stehen. Damit könnte die bestehende Landebahn des Flughafens verlängert werden und so größeren Linien- und Charterflugzeugen Platz bieten. Zudem ist ein neuer Kreuzfahrtanleger im Hafen geplant. Die Schiffe könnten dann in der neu entstandenen Bucht direkt anlegen, und das aufwendige Ausbooten könnte entfallen. Durch den Wegfall des Fahrwassers zwischen Hauptinsel und Düne könnte zudem dem Naturschutzgebiet rund fünf Quadratkilometer Wasserfläche zugeschlagen werden.

Integriert in die Neulandgewinnung wären außerdem ein Gezeitenkraftwerk, zwei Windkraftanlagen und ein Photovoltaikfeld. Allerdings hängen die Pläne von einer soliden Finanzierung, die laut dem Initiator als Public Private Partnership angestrebt wird, und der Akzeptanz in der Bevölkerung der Insel Helgoland selbst ab. Laut einer Umfrage stehen zwei Drittel der Helgoländer dem Projekt kritisch bis skeptisch gegenüber oder lehnen es ganz ab.

Landwirtschaft

In der Geschichte Helgolands spielten Ackerbau und Viehzucht schon sehr früh eine Rolle. Auf einer historischen Karte aus dem Jahre 1639 von Johannes Mejer gibt es bereits Hinweise auf Wiesen, sowie Gras- und Ackerland. Es gab Kühe, Schafe und auch Pferde. In der alten Helgoländer Chronik ist vermerkt, dass Getreide, Roggen und Weizen im Jahre 1697angebaut wurden. Während die Männer als Fischer und Lotsen zur See fuhren, war es die Aufgabe der Frauen, die Äcker zu bearbeiten und somit einen Beitrag zur Ernährung der Familie zu leisten.

In den 1920er Jahren führte ein Weg („Kartoffelallee“) von der ehemaligen Südspitze der Insel, mittig auf dem Oberland entlang, bis zur Nordspitze hin. Senkrecht zur Kartoffelallee verliefen die Äcker parallel bis zur Felskante, dem „Falm“. Am Anfang wurden Kartoffeln und Kohl angebaut, weitere Gemüsesorten, wie zum Beispiel Erbsen, und Obst, kamen erst später hinzu.

Auch in den Weltkriegen war die Insel als Marinestützpunkt beteiligt. Hierdurch wurde das Ackerland stark in Mitleidenschaft gezogen. In den 40er Jahren wurden die Anbauflächen durch die schweren Bombardierungen völlig verwüstet, und durch die große Sprengung am 18. April 1947 wurde ein Teil der ehemaligen Südspitze in die Luft gesprengt, sodass vom ehemaligen Ackerland in Südrichtung gar nichts mehr übrig blieb. Nach der Freigabe am 1. März 1952 begann man mit den lebensgefährlichen Räumungsarbeiten auf Helgoland.

Selbstverständlich erinnerten sich die Einwohner beim Wiederaufbau an die alte Tradition der Äcker, und so begannen die Heimkehrer aus der Evakuierung mit der Neuanlage des Ackergebietes. Die Urbarmachung des Ackergebietes bedeutete eine harte Arbeit. Etwa ab 1957 begannen die ersten Kleingärtner, das Gebiet von den Bombensplittern und Kriegsschutt zu befreien. Die ersten Äcker wurden abgesteckt. Nach der qualitativen Aufwertung des Bodens durch den Anbau von Kartoffeln kamen bald eine Vielzahl von Obst- und Gemüsesorten hinzu.

Weit weg vom Festland, war dies nicht nur ein „Hobby“, sondern es war vielmehr ein wichtiger Beitrag für die Versorgung der Familie. Auf vielen Äckern werden heute verschiedene Kohlsorten angebaut, besonders Grünkohl. So beleben regelmäßige Grünkohl-Essen das rege Vereinsleben. Aber es gibt auch alle Beerensorten, Kräuter und Rhabarber. In den Gewächshäusern und Wintergärten gedeihen sogar Weintrauben, Gurken und Tomaten. Neben wenigen Ziergärten mit Rosen gibt es eine Menge Nutzgärten mit einer Vielzahl von Obst- und Gemüsesorten, die im fruchtbaren Boden gut gedeihen.

Fischerei

Die Fischerei auf Helgoland ist vor allem durch nachhaltigen und schonenden Fang im Gebiet rund um die Insel gekennzeichnet. Dabei gibt es wissenschaftliche Begleitung, wie zum Beispiel Markierungen von Haien durch das Thünen-Institut, die das Ökosystem und die Fischerei begleiten.

Die Insel ist bekannt für den Fang von Dorschen, Makrelen und insbesondere dem Helgoländer Hummer. Letzterer genießt besondere Bekanntheit und wird direkt von lokalen Fischern angeboten. Lokale Fischer, wie etwa Detlef Nitze, bieten direkt fangfrische Produkte an und legen Wert auf Nachhaltigkeit in ihrer Fischerei.

Die Fischerei hat auch Herausforderungen, etwa beim Erhalt von Fischbeständen in der Nordsee, was sich auf Zertifizierungen wie das MSC-Siegel auswirkt, das für nachhaltige Fischerei steht und zum Beispiel beim Seelachs aus der Nordsee aktuell verloren wurde. Illegaler Fischfang wird gelegentlich vor Helgoland aufgedeckt und bekämpft.


Anlandungen in t insgesamt

  • 1920  85 t
  • 2000  1 t

Bergbau

Bereits in der Antike wurde Helgoländer Kupfererz im Buntsandstein abgebaut. Dabei handelt es sich um Kupferoxyde und -karbonate, aber auch gediegenes Kupfer als Sekundärlagerstätte im Buntsandstein, die neben Kupfererz auch Eisen und andere Metalle enthält. Diese entstand in Folge der Umlagerung von Sedimenten durch Flüsse aus dem variskischen Gebirge. Von dieser frühen Nutzung sind keine Spuren mehr vorhanden.

Die vor dem Südhafen entdeckten Reste eines Schmelzofens und Kupferbarrenfunde in den Gewässern um die Insel bezeugen, dass noch bis ins Mittelalter durch Bergbau Kupfer gewonnen wurde. Chemische Analysen der Holzkohlereste in den Kupferfunden verweisen auf das Hochmittelalter. Schriftliche Quellen aus der Zeit berichten vom Verlust einer Schiffsladung Kupfer vor der Insel. Noch heute kann man am Nordstrand, wo einst die Kupferklippe stand, reichlich Stücke von Kupfererz finden.

Von Bedeutung war ab dem Mittelalter der Muschelkalk- und Gipsabbau am damaligen Wittekliff. Dieser Abbau trug zu einer raschen Zerstörung der Steilfelsen bei, die schließlich so instabil waren, dass sie der Neujahrsflut 1721 nicht mehr standhalten konnten. Weitere Rohstoffprospektionen blieben erfolglos.

Handwerk

Das Handwerk auf Helgoland umfasst verschiedene lokale Betriebe und Dienstleister aus Bereichen wie Sanitär, Heizung, Klimatechnik, Bau, sowie kleinere Serviceunternehmen. Beispiele für Handwerksbetriebe auf Helgoland sind etwa Tietgen Haustechnik, spezialisiert auf Heizung, Lüftung und Sanitär, sowie die Inselwäscherei Helgoland für Wäscherei-Dienstleistungen.

Industrie

Die wichtigste Industrie auf Helgoland ist heute mit Abstand die Offshore-Windenergie sowie damit verbundene Dienstleistungen und Infrastruktur. Helgoland hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Reparatur-, Wartungs- und Servicestützpunkt für Offshore-Windparks entwickelt, die in der Nordsee betrieben werden. Dadurch wurden viele Investitionen in den Ausbau der Häfen, insbesondere des Südhafens, getätigt, um diese Funktion zu unterstützen.

Wasserwirtschaft

Die Trinkwasserversorgung erfolgt durch Meerwasserentsalzung und Aufbereitung. Aufgrund der isolierten Lage gibt es keine Anbindung an das Festland, sodass die Eigenversorgung (Entsalzungsanlage, Brunnen) essenziell ist. Details zur aktuellen Technik variieren je nach Modernisierungsstand, die Entsalzung bleibt aber das Grundprinzip.

Im Kontext der Energiewende gewinnt dien Produktion und Nutzung von Wasserstoff stark an Bedeutung. Helgoland plant, zu einem zentralen Offshore-Hub für die Produktion und Logistik von grünem Wasserstoff zu werden. Der Aufbau massiver Elektrolyse-Kapazitäten und einer entsprechenden Wasserstoffinfrastruktur geschieht derzeit schrittweise bis 2035. Eine neue, moderne Kläranlage wurde 2021 in Betrieb genommen. Sie behandelt das gesamte anfallende Abwasser der Insel und markiert einen wichtigen Fortschritt in der Abwasserreinigung und Umweltschutz auf Helgoland.

Energiewirtschaft

Trinkwasser wird auf Helgoland selbst gewonnen. Auch elektrische Energie wurde bislang noch selbst produziert: im nordöstlichen Teil des Unterlands befindet sich ein Kraftwerk mit zwei Generatoren, die mit Dieselmotoren betrieben werden. Die Abwärme sowie die Wärme zweier mit Heizöl betriebener Heizkessel werden zur Fernwärmeversorgung eines Großteils der Helgoländer Gebäude genutzt. Die Abgase der zentralen Energieerzeugung werden einer Rauchgasreinigung unterzogen.

Neben dem Kraftwerk befindet sich eine Meerwasserentsalzungsanlage, mit der durch Umkehrosmose das Helgoländer Trinkwasser gewonnen wird. Der Preis des Wassers ist etwa vier Mal höher als auf dem Festland.

Im Jahr 2009 wurde für 20 Mio. Euro ein knapp 53 km langes 30-kV-Seekabel von St. Peter-Ording nach Helgoland verlegt. Mit der Inbetriebnahme am 30. November 2009 wurde Helgoland als letzte deutsche Gemeinde an das europäische Stromverbundnetz angeschlossen.

Abfallwirtschaft

Die Abfallwirtschaft folgt den Vorgaben des Kreises Pinneberg und des Landes Schleswig-Holstein, die Abfallentsorgung ist somit klar strukturiert und überwacht. Sie ist durch die besondere Insellage geprägt und erfolgt vor allem über ein Sack-System für die Müllentsorgung, da Mülltonnen aufgrund der Enge und Infrastruktur kaum genutzt werden können. Die Sammlung und Entsorgung von Hausmüll, Altpapier und Altglas wird von der Karl Meyer Inselentsorgung durchgeführt, die dabei Elektrofahrzeuge einsetzt.

Handel

Helgoland präsentiert sich nicht nur als einzigartiges Ausflugs- und Urlaubsziel, sondern als ein von Zoll- und Mehrwertsteuer befreites Einkaufsparadies mit einer großen Auswahl an Markenartikeln, wie hochwertigen Spirituosen – unter anderem mit über 850 verschiedenen Whiskysorten – Tabakwaren, Parfüms, Schmuck und Uhren. Daraus resultiert allerdings auch, dass hier spezielle Zollvorschriften bestehen.

Abseits dessen plant Helgoland, ein Umschlagplatz für die Produktion und den Export von grünem Wasserstoff zu werden. Es gibt Großprojekte, die die zukünftige Gewinnung von bis zu einer Million Tonnen pro Jahr anstreben.

Finanzwesen

Das Finanzwesen auf Helgoland wird durch den Fachbereich „Finanzen, Vermögen, Liegenschaften“ der Gemeindeverwaltung gesteuert. Dieser Bereich übernimmt Aufgaben wie die Anlagenbuchhaltung, Vermögensverwaltung, Controlling, die Gemeindekasse sowie das Mahnwesen und die Haushaltserstellung. Zuständig ist die Kämmerei als Teil des Fachamtes Finanzen, derzeit unter der Leitung von Ellen Schrade.

Helgoland ist eine Gemeinde im Kreis Pinneberg (Schleswig-Holstein) und unterliegt der kommunalen Finanzverwaltung des Landes Schleswig-Holstein. Es gibt ein eigenes Gemeindewesen mit klar geregelter Finanzverwaltung, die nach dem Helgoland-Gesetz von 1966 strukturiert ist, welches die rechtliche Grundlage der Gemeinde regelt. Zusätzlich gibt es auf Helgoland besondere Wirtschaftsfaktoren, wie etwa den Hafen, der durch die Hafenprojektgesellschaft Helgoland mbH verwaltet wird und eine Rolle für die wirtschaftliche Infrastruktur spielt.

Soziales und Gesundheit

Das Sozialleben der Insel ist in zahlreichen Vereinen organisiert.:

  • Freiwillige Feuerwehr Helgoland (rund 50 aktive Mitglieder, fast alle männlichen Inselbewohner zwischen 16 und 60 sind dabei)
  • Schützenverein Helgoland von 1893 (Vogel- und Scheibenschießen, großer Höhepunkt ist das jährliche Schützenfest im Juli)
  • Sportverein Helgoland (Fußball, Turnen, Tischtennis, Boßeln)
  • Shanty-Chor „De Helgoland Singers“ und der gemischte Chor „Lummensprung“
  • Heimatverein und Friesenrat, die sich um Halunder Sprache und Brauchtum kümmern
  • Anglerverein, Modellbauclub, Karnevalsverein „Helgolandia“ (seit 1954)

Gesundheitswesen

Das Klima und das Seewasser bieten ideale Bedingungen für eine ambulante - von der Krankenkasse bezuschussungsfähige - Vorsorge- oder Rehabilitationskur auf Helgoland. Wenden Sie sich bitte an Ihre Krankenkasse und Ihren Hausarzt, vor allem bei folgenden Indikationen: Allergien, chronische Erkrankungen der Atemwege, chronisch rheumatische Beschwerden, Abnutzungserscheinungen des Bewegungsapparates sowie periphere Durchblutungsstörungen. Auch die Nachbehandlung bestimmter Hauterkrankungen kann positive Ergebnisse bringen.

Die Paracelsus Nordseeklinik ist das einzige Akutkrankenhaus auf Helgoland und deckt die medizinische Grundversorgung, Notfallversorgung und spezialisierte Behandlungen im Bereich Innere Medizin, Chirurgie und Neurologie (insbesondere für Parkinson-Patienten) ab. Die Klinik bietet rund um die Uhr Notfallversorgung und zeichnet sich durch ihre überschaubare, familiäre Struktur und das beruhigende Seeklima aus.

Das Gesundheitszentrum Helgoland ergänzt die Versorgung mit mehreren Hausärzten und einem breiten Spektrum an hausärztlichen, vorsorgenden und spezialisierten medizinischen Leistungen. Die Einrichtung wurde gegründet, um die langfristige hausärztliche Versorgung auf der Insel zu sichern, und bietet unter anderem auch Beratungen, Präventionsprogramme und private Zusatzleistungen.

Bildung

Die einzige schulische Einrichtung der Insel ist die James-Krüss-Schule im Oberland. Das 1975 eingeweihte und mehrfach modernisierte Gebäude vereint Grundschule (Klassen 1–4), Gemeinschaftsschule (Klassen 5–10) und teilweise auch Elemente einer Realschule. Zurzeit besuchen etwa 120 bis 140 Kinder und Jugendliche die Schule, unterrichtet von rund 15 fest angestellten Lehrkräften sowie einigen Fachlehrern, die regelmäßig vom Festland einfliegen oder mit dem Katamaran kommen. Die Klassen sind winzig, oft nur 6 bis 12 Schüler pro Jahrgang, dafür ist der Unterricht hochindividuell, projektorientiert und eng begleitet. Es gibt eine moderne Sporthalle, eine Schulmensa, eine kleine Aula, die gleichzeitig als Insel-Kino und Veranstaltungssaal dient, sowie einen eigenen Schulgarten. Mögliche Abschlüsse sind der Erste Allgemeinbildende Schulabschluss (ESA), der Mittlere Schulabschluss (MSA) und in Einzelfällen die Fachoberschulreife.

Ein eigenes Gymnasium gibt es nicht. Wer das Abitur machen möchte, muss nach der 10. Klasse aufs Festland wechseln, meist nach Cuxhaven, Heide, Büsum oder Husum. Viele Jugendliche wohnen dann im Internat und kommen nur am Wochenende oder in den Ferien nach Hause. Dieser „Schulwechsel“ ist für viele Familien der Hauptgrund, die Insel zu verlassen, sobald die Kinder 15 oder 16 Jahre alt sind.

Die frühkindliche Bildung übernimmt der Inselkindergarten „De lütte Dün“ direkt neben der Schule. Er betreut etwa 25 bis 35 Kinder ab einem Jahr bis zum Schuleintritt, ganztägig und zweisprachig in Hochdeutsch und Halunder Platt. Die Erzieherinnen legen großen Wert auf Naturerfahrung: Wattwanderungen, Strandbesuche und Beobachtung von Seehunden gehören zum Alltag.

Für Erwachsenenbildung und Weiterbildung sorgt die Volkshochschule Helgoland mit Kursen in der Schule oder im Kurhaus (Sprachen, EDV, Erste Hilfe, Plattdeutsch). Auch die Biologische Anstalt Helgoland (Teil des Alfred-Wegener-Instituts) bietet regelmäßig öffentliche Vorträge und Seminare zur Meeresbiologie an.

Höhere Bildung und Wissenschaft

Die seit 1892 bestehende Biologische Anstalt Helgoland (BAH) erforscht die Grundlagen des Lebens im Meer mit Schwerpunkten in der Nordsee und im Wattenmeer. Sie gehört seit 1998 zum Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) mit Sitz in Bremerhaven. Eine weitere Forschungseinrichtung ist die aus der BAH hervorgegangene Vogelwarte Helgoland. Infolge der Zerstörungen auf Helgoland nahm sie 1947 ihren Hauptsitz in Wilhelmshaven und heißt jetzt Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“. Die Inselstation Helgoland ist heute eine Außenstelle dieses Institutes.

Im Südhafen ist der größte Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), die Hermann Marwede, stationiert. Die Deutsche Marine betreibt auf Helgoland unter anderem einen SAR-Rettungshubschrauberstützpunkt. Ebenfalls am Südhafen befindet sich eine Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes. Zur Überwachung der Umweltradioaktivität wurden vom Bundesamt für Strahlenschutz zwei ODL-Sonden auf Helgoland installiert. Die eine befindet sich auf dem Oberland, die andere beim Hafen, sie dienen der radioaktiven Frühwarnung.

Bibliotheken und Archive

Auf Helgoland gibt es eine Gemeindebücherei, die als öffentliche Bibliothek fungiert. Sie befindet sich am Nordost-Hafen auf der Kurpromenade 248. Dort stehen ca. 10.000 Medien zur Verfügung, einschließlich spezieller Schwerpunkte wie Werke von James Krüss und Bücher über Helgoland. Die Bücherei bietet einen Leseraum mit Blick auf die Düne, wechselnde thematische Ausstellungen und ist insbesondere auch für Kurgäste geöffnet. Die Ausleihe erfordert eine geringe Gebühr, und es gibt auch eine digitale Onleihe über die „Onleihe zwischen den Meeren“.

Archivmäßig ist auf Helgoland vor allem das Alfred-Wegener-Institut (AWI) mit einer Zweigstelle präsent. Das AWI verfügt über eine Spezialbibliothek, die vor allem der internen Informationsversorgung dient, aber für externe Wissenschaftler nach Anmeldung auch zugänglich ist. Der AWI-Bibliotheksbestand auf Helgoland stammt unter anderem aus der ehemaligen Biologischen Anstalt Helgoland und umfasst ein umfangreiches Archiv für Meeres- und Polarforschung. Verleih ist dort nicht möglich, ggf. muss man vor einem Besuch Kontakt aufnehmen.

Zusätzlich gibt es das Rickmers Verlag & Archiv auf Helgoland, das sich mit der Geschichte von Helgoland und der Familie Rickmers beschäftigt. Es ist eine wertvolle Quelle für historische Dokumente, Fotos und Artefakte.

Das Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ betreibt ebenfalls eine eigene Bibliothek, die online recherchierbar ist, und die wissenschaftliche Literatur zum Thema Vogelforschung auf der Insel bereitstellt.

Kultur

Helgoland ist seit eh und je Reiseziel vieler berühmter Künstler. Diese Tradition setzt sich bis heute fort. Die Gäste erwartet ein anspruchsvolles Konzertprogramm. Während der Hauptsaison finden rund 40 klassische Konzerte und ein Chor-Workshop statt. Einen kulturhistorischen Überblick bietet der Themenweg „Kultur“.

Museen

Das Museum Helgoland beschäftigt sich mit der Natur und Geschichte der Insel. Ein erstes Museum auf Helgoland war bereits 1899 eröffnet worden, wurde aber am 18. Oktober 1944 zerstört, damals war die Vogelsammlung Heinrich Gätkes die Hauptattraktion. Das heutige Museum hatte von 1996 bis 1999 mit Michael Peters einen Wissenschaftler als Museumsleiter. Es wurde als Heimatmuseum lange von engagierten Laien betrieben. Von 2023 bis Mitte 2024 wurde es wieder von einem Wissenschaftler, dem Kunsthistoriker Jürgen Fitschen, geleitet. Als neue Direktorin folgte im September 2024 die Archäologin Simone Arnhold. Neben vielen Ausstellungen, der Erweiterung im Jahr 2006 durch einen Museumshof mit kleinen Hummerbuden zu unterschiedlichen Themen und einem Holz-Leuchtturm ist es auch durch die Replik der Helgoländer Steinkiste bekannt geworden. Ab 2020 erweiterte die Stiftung Nordseemuseum Helgoland das Museum um einen Geschichts-Bunker. Neben den bereits seit längerer Zeit – nur mit Führung – zugänglichen Zivilschutzbunker im Oberland der Insel kam damit im Unterland ein Bunkerstollen hinzu. Etwa 200 Meter des früheren Bunkersystems wurden für eine Geschichtsausstellung hergerichtet. Die Eröffnung erfolgte Anfang Dezember 2022.

Dasa Museum Strandfunde Helgoland befindet sich im Herzen des Oberlands im Haus Neptun am Hingstgars. Hier dreht sich alles um interessante und oft skurrile Fundstücke vom Helgoländer Strand, präsentiert mit viel Charme und persönlicher Note. Dieses kleine Museum hebt sich durch seine spezielle Nische ab.

Architektur

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel sind:

  • Lange Anna: Geologisch-naturkundliche Sehenswürdigkeiten sind unter anderem die Lange Anna, ein 47 m hoher, frei stehender Felsen, und der von tausenden Seevögeln bevölkerte Lummenfelsen. Sie sind gut von einem Rundweg aus zu sehen, der auf dem Oberland entlang der Steilküste führt.
  • Hummerbuden: Die bunt bemalten, hölzernen Hummerbuden am Hafen sind ehemalige Wohn- und Werkstätten der Fischer. Die heutigen Nutzungsarten stehen meist im Zusammenhang mit dem Tourismus.
  • Museum Helgoland mit James-Krüss-Museum: Auf dem Museumshof des Museums Helgoland gibt es in zwei nachgebauten Hummerbuden ein kleines James-Krüss-Museum, in dem Fernsehaufnahmen, CDs, Fotografien, Manuskripte und Briefwechsel, darunter auch ein Brief von Astrid Lindgren an James Krüss, gezeigt werden.
  • Richtfunkturm Helgoland: Ein Sendeturm sehr ungewöhnlicher Bauweise befindet sich auf dem Oberland. Der Richtfunkturm Helgoland ist als Stahlfachwerkkonstruktion mit dreieckigem Querschnitt ausgeführt, die noch zusätzlich mit Pardunen gesichert ist.
  • Leuchtturm: steht in unmittelbarer Nähe zum Richtfunkturm. Der im Zweiten Weltkrieg als Flakturm bzw. Flakleitstand konzipierte Bau wurde 1952 als Leuchtturm in Betrieb genommen. Er besitzt das lichtstärkste deutsche Feuer mit einer Tragweite von 42 Seemeilen, so dass der Lichtstrahl in klaren Nächten bis zu den Ostfriesischen Inseln auszumachen ist. In den unteren zwei Stockwerken des Leuchtturms wurde zur Zeit des Kalten Krieges ein Atombunker eingebaut; die Scheinfenster in diesen Stockwerken wurden nur aus ästhetischen Gründen angebracht.
  • Bunker: Rund 400 m der alten unterirdischen, mehrere Kilometer langen Bunkeranlagen und Schutzräume können in Führungen besichtigt werden. Die genaue Zahl und Länge der unterirdischen Gänge auf der Insel sind noch immer unbekannt.
  • St.-Nicolai-Kirche: Die Innenausstattung der auf dem Oberland gelegenen Kirche stammt zum Teil noch aus der alten Inselkirche.

Bildende Kunst

Bereits seit dem 19. Jahrhundert gibt es eine bekannte Maltradition, die z.B. im Hotel Rickmers Insulaner mit einer umfangreichen Gemäldesammlung dokumentiert ist. Diese Sammlung zeigt Werke von Künstlern der Düsseldorfer Schule, Berliner Sezessionisten und anderen bedeutenden Malern. Motive reichen von Landschaften und Hafenszenen bis zu Darstellungen des Insellebens und der Natur. Bedeutende Künstler wie Eduard Schmidt, Rudolf Jordan, Carl Saltzmann, Willy Stöwer, Hans Bohrdt, Conrad Felixmüller und Arthur Segal sind vertreten.

Neben klassischer Malerei hat Helgoland auch eine lebendige Gegenwartskunstszene. So finden kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen vor allem im ehemaligen Bunkertunnel des Hotels Rickmers Insulaner statt, wo Pop- und Streetart moderne Akzente setzen. Diese Ausstellungen sind touristisch und künstlerisch bedeutend und bieten beispielsweise Workshops und Führungen an.

Seit den 1990er Jahren etablierte sich mit dem Kunstfestival „Kunst ist eine Insel“ eine Plattform, die die Insel in eine offene Galerie verwandelt und bildende Künstler, Bildhauerei, Grafik, Fotografie und Performance-Kunst zusammenbringt. Die Veranstaltungen bieten einen lebendigen kulturellen Rahmen, der Helgoland als künstlerischen Raum ausweist.

Die Hummerbuden am Binnenhafen, früher Fischerwerkstätten, sind heute kulturelle Zentren mit Galerien, Ausstellungen und Kunsthandwerk, die die maritime und kulturelle Geschichte der Insel thematisieren. Hier finden Besucher Malerei, maritime Kunst und Kunsthandwerk in entspannter Atmosphäre.

Das Museum Helgoland in der Nordseehalle trägt neben naturwissenschaftlichen Sammlungen besonders auch Kunst- und Kulturgeschichte der Insel zusammen und präsentiert historische sowie moderne Objekte.

Literatur

Auf Helgoland wird noch Halunder (Helgoländisch) gesprochen und man bemüht sich schon seit den 1970er Jahren verstärkt, die Sprache lebendig zu erhalten. Helgoländisch wurde früher nur gesprochen, kaum geschrieben, aber den Bemühungen vieler ist es zu verdanken, dass jetzt viel schriftlich festgehalten ist und eine verbindliche Grammatik vorliegt. Pionierarbeit haben hier Dr. James Packross, Mina Borchert und als kompetente Wissenschaftler Prof. Nils Arhammar und Frau geleistet. Ein helgoländisches Lehrbuch “Wi lear Halunder”, Verlag Nordfriisk Instituut), und eine Hörkassette dazu liegen seit längerem vor. Ein deutsch-helgoländisches und ein helgoländisch-deutsches Wörterbuch werden von Prof. Nils Arhammar und Ritva Arhammar vorbereitet, ersteres steht kurz vor dem Abschluss. Zahlreiche Helgoländer(innen) sowie Dr. James Packross gaben dazu wertvolle Hinweise. Als Beispiel für ein Helgoländisch-Lesebuch sei hier das Buch von Packroß, "Fan Boppen en Bedeeln" (1975) erwähnt.

Trotz seiner geringen Größe und Einwohnerzahl hat Helgoland eine erstaunlich dichte und lebendige literarische Tradition. Die Insel brachte nicht nur einen der erfolgreichsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautoren hervor, sondern dient seit über 150 Jahren als Kulisse und Thema für Romane, Gedichte, Sachbücher und Kriminalgeschichten.

Der mit Abstand bekannteste literarische Sohn Helgolands ist James Krüss (1926 bis 1997). Auf der Insel geboren und dort aufgewachsen, bis die Familie 1933 aufs Festland zog, blieb Helgoland sein Leben lang Sehnsuchts- und Schreibort. In fast allen seinen Büchern schimmert die rote Felseninsel durch: mal als direkter Schauplatz wie in „Der Leuchtturm auf den Hummerklippen“ (1955) und spätere Auflagen) oder „Mein Urgroßvater und ich“ (1959), mal als Stimmung und Sprache wie in „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ (1962), seinem Welterfolg. Krüss’ Helgoland ist voller Wind, Möwengeschrei, Hummerbuden und friesischer Redensarten. Er wurde 1997 auf dem Insel-Friedhof beigesetzt, und seit 2004 erinnert das kleine, aber liebevoll gestaltete James-Krüss-Museum im Oberland an ihn.

Neben Krüss entstanden seit den 1960er Jahren eine ganze Reihe wichtiger Bücher, die Helgoland zum Thema machen. In den 1960er und 1970er Jahren dominieren Erinnerungs- und Zeitzeugenbücher über die Zerstörung 1947 und den Wiederaufbau. Besonders bekannt wurden „Helgoland kehrt heim“ von Helga und Ernst Schenk (1972) sowie die Erzählungen alter Hummerfischer wie Rickmer Rickmers („Helgoland – Wie ich es erlebte“, Neuauflage 1992).

Ab den 1980er Jahren entdeckten Krimiautoren die Insel. Der raue Charakter, die Abgeschiedenheit und die Zollfreiheit boten perfekte Voraussetzungen für Schmuggel- und Mordgeschichten. Unter dem Pseudonym Hannes Nygaard erschienen seit den 1990er Jahren zahlreiche Helgoland-Krimis („Mord auf Helgoland“, „Tod auf der Düne“, „Helgoland ist abgebrannt“). Auch bekannte Autoren wie Thea Dorn („Die Insel“, 2002) oder Stefan Wollschläger („Helgoland ist abgebrannt“, 2007) nutzten die Insel als düster-dramatischen Schauplatz.

Sehr erfolgreich waren und sind Sach- und Bildbände: „Helgoland – Deutschlands einzige Hochseeinsel“ von Frank Deppe (mehrere Auflagen seit 1985), „Helgoland: Ein Führer durch Vergangenheit und Gegenwart“ von Gerhard A. Auer (1996) sowie das international vielbeachtete historische Werk „Helgoland – Deutschland, England und ein Felsen in der Nordsee“ von Jan Rüger (deutsche Ausgabe 2019).

In den letzten Jahren kamen verstärkt Romane von Inselbewohnern und Zugezogenen hinzu: „Dat hilige Land“ von Ingeborg Krüge (Erinnerungen einer Lehrerin), „Kinnings“ von Silke von Bremen (2021, Roman über eine junge Helgoländerinnen heute) und zahlreiche selbstverlegte Erzählbände in plattdeutscher und halunder Sprache. Auch die Kinder- und Jugendliteratur bleibt lebendig: Neben den immer wieder neu aufgelegten Krüss-Klassikern erschienen Werke wie „Lena auf Helgoland“ von Kirsten Boie (2015) oder die Seehund-Abenteuer von Tania Witte.

Theater

Das 1960 als Arbeiter- und Jugendtheater der deutschen Reichsbahn gegründete Theater der Insel trägt seit 1991 den Namen Inseltheater Helgoland e.V. Neustrelitz. Gekennzeichnet ist die wechselvolle und dynamische Geschichte des „Inseltheaters“ vor allem durch eines: die Begeisterung und das Interesse aller Beteiligten am Theater selbst. Der Spielplan ist immer wieder auch Spiegel gesamtgesellschaftlicher Prozesse. Das Engagement aller Beteiligten ist die immer wieder neu zu findende Ausdrucksmöglichkeit der eigenen inneren Prozesse jedes Einzelnen.

Film

Helgoland ist seit über 100 Jahren ein beliebter und oft dramatischer Drehort für Kino und Fernsehen. Die rote Felseninsel mitten in der stürmischen Nordsee, die Düne, die weite See und das raue Wetter bieten eine Kulisse, die kaum eine andere Location in Deutschland toppen kann. Hier eine Übersicht der wichtigsten Produktionen von den 1960er Jahren bis heute:

  • „Die Herrin der Welt“ (1960) – Teile des zweiten Teils dieses monumentalen Abenteuer-Zweiteilers mit Martha Hyer und Carlos Thompson wurden auf Helgoland gedreht (damals noch stark kriegszerstört).
  • „Das Feuerschiff“ (1963) – Verfilmung der Siegfried-Lenz-Novelle mit Dietrich Haugk und James Robertson Justice. Der Leuchtturm und die Reede von Helgoland dienten als Drehort für das titelgebende Feuerschiff.
  • „Der Mann im Salzwasser“ (1984) – Tatort-Folge mit Horst Michael Neutze als Kommissar Staller. Helgoland spielt sich selbst: ein Mord auf der Insel während der Hochsaison.
  • „Die Männer vom K3 – Tödliche Fracht“ (1989) – Krimireihe mit Harald Dietl. Ein Schmugglerring nutzt die Zollfreiheit Helgolands.
  • „Nach Saison“ (1996) – Spielfilm von Stefan Bartmann mit Christiane Hörbiger und Götz George. Die Geschichte spielt in den 1950er Jahren und zeigt den Wiederaufbau Helgolands nach 1947 – gedreht wurde größtenteils auf der Insel.
  • „Helgoland – Insel im Sturm“ (2002) – ZDF-Dokumentation, die sehr erfolgreich war und bis heute immer wieder wiederholt wird.
  • „Die Kinder von Helgoland“ (2005) – ARD-Fernsehfilm über die Evakuierung der Inselbevölkerung 1945–1952, mit Veronica Ferres und Heino Ferch.
  • Tatort: „Borowski und die Frau am Fenster“ (2013) – Kiel-Tatort mit Axel Milberg. Ein Mordfall führt Kommissar Borowski auf die Insel; viele Außenaufnahmen auf dem Oberland, an den Lummenfelsen und im Hafen.
  • „Inselmord“ (2016) – ZDF-Krimi der Reihe „Friesland“ mit Maxim Mehmet und Sophie Dal.
  • „Die Inselpolizistin“ (2018–2022) – ARD-Vorabendserie mit Anja Knauer als Inselpolizistin Antje Fedder. Sechs Folgen wurden komplett auf Helgoland und der Düne gedreht – die Serie nutzte echte Helgoländer als Komparsen und reale Locations wie die Polizeistation, das Aquarium und den Südstrand.
  • „Knives Out 3 – Wake Up Dead Man“ (2025, Dreharbeiten 2024.–6. Juni 2025) – Die bislang größte Produktion, die je auf Helgoland gedreht wurde. Für den Netflix-Krimi mit Daniel Craig als Benoit Blanc wurde die gesamte Insel für drei Tage teilweise gesperrt. Gedreht wurde am Südstrand, auf der Düne, im Unterland und an den Klippen.

Neben Spielfilmen entstanden auf Helgoland auch zahlreiche Dokumentationen:

  • NDR-Reihen wie „Die Nordstory“, „MareTV“, „planet e.“ und „45 Minuten drehen regelmäßig über Seehunde, Kegelrobben, Vogelfelsen, Offshore-Windparks oder das Leben der Fischer.
  • 2021 entstand die vierteilige NDR-Doku „Helgoland – Deutschlands wilde Insel“.

Das einzige Inselkino ist das Hochsee-Kino in der Nordseehalle (Kurpromenade 1430), das sowohl Blockbuster als auch andere Filme zeigt. Es gibt tägliche Vorstellungen, zum Beispiel einen Kindernachmittag um 16:00 Uhr und einen Abendfilm um 19:30 Uhr.

Musik und Tanz

Traditionen, Trachten und das gemeinsame Singen haben einen festen Platz im Leben der Insel. Man trifft sich, man probt und man feiert- natürlich mit und für die Gäste Helgolands. Drei Chöre und die „Volkstanz- und Trachtengruppe“ tragen durch Aufführungen und Auftritte wesentlich zum Unterhaltungsprogramm auf der Insel bei.

Die „Volkstanz- und Trachtengruppe Helgoland“ wurde 1977 gegründet, besteht aus 70 Mitgliedern und pflegt die Tradition der historischen Trachten der Insel. In der Kindervolkstanzgruppe, deren Grundstein bereits vor 40 Jahren gelegt wurde, tun Jungen und Mädchen ab acht Jahren es den Erwachsenen nach und tanzen in original Helgoländer Trachten.

Der Shantychor „Helgoländer Karkfinken“ wurde 1949 in Rellingen im Kreis Pinneberg gegründet und gehört damit zu den ältesten Shantychören Deutschlands. Die Karkfinken sind weit über die Grenzen der Insel und Deutschlands hinaus bekannt, da sie in vielen Radiosendungen das Programm bereichern und außerdem oft im Fernsehen zu sehen und zu hören.

Hervorgegangen aus dem bereits im Jahre 1891 gegründeten Männergesangverein ist der Seemannschor der Halunner Songers unter der musikalischen Leitung vom Inselkantor Kuno Baumann ein wichtiger Bestandteil bei Helgoländer Veranstaltungen. Sie sind zu sehen und zu hören im Pavillon und in der Nordseehalle.

Von 1973 bis 2008 bestand das Kinder- und Jugendballett unter Leitung von Vera Sadowski, das im Friedrich Wolf Theater probte und unter anderem in Opern oder in Märcheninszenierungen des heutigen Landestheaters Neustrelitz mitwirkt. Seit 2001 besteht die Frauentanzgruppe „Jetzt oder Nie“.

Kleidung

Die traditionelle Tracht von Helgoland hat eine lange Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert dokumentiert ist. Typisch und charakteristisch ist insbesondere der rote Rock, genannt „Paik“, der einen gelb-grünen Saum besitzt und bis heute erhalten geblieben ist. Die Frauen tragen dazu meist eine bunte, lange Schürze, eine farblich passende Bluse mit Spitze an den Ärmeln und einen kleinen Schultertuch, das meist vorne mit einer silbernen Brosche, dem sogenannten „Hartjen“ (Herzchen) mit maritimen Symbolen, befestigt wird. Der Kopfschmuck ist eine fein gearbeitete bunte Haube mit Bändern und Spitze, die das Haar meist zusammenhält. Die Bluse hat oft einen sogenannten „Rücken-Peplum“ mit sieben Falten, die symbolisch die sieben Weltmeere darstellen. Die Männer tragen traditionell Fischerbekleidung, wie weite Hosen, Überhemden, meist mit einem Raute- oder Karomuster an Mützen oder Hüten.

Die Trachten werden heute bei Feierlichkeiten, öffentlichen Tanzveranstaltungen und Festen getragen und sind ein lebendiger Teil der Kultur Helgolands. Sie spiegeln sowohl funktional als auch symbolisch die maritime und friesisch-nordseespezifische Kultur der Insel wider. Es gibt auch historische Schmuckstücke und zahlreiche Darstellungen der Tracht zwischen 1649 und heute, die die Veränderung und Erhaltung der Kleidung dokumentieren.

Kulinarik und Gastronomie

Feinschmeckern hat Helgoland etwas ganz Besonderes zu bieten: fangfrischen Hummer. Er ist die Delikatesse auf der Hochseeinsel, die darüberhinaus aber auch noch andere kulinarische Köstlichkeiten zu bieten hat. Neben „Helgoländer Knieper“, das sind die Scheren des Taschenkrebses, findet der Gourmet frischen Seefisch wie Seezunge, Steinbutt, Heilbutt, Scholle, Steinbeißer und Helgoländer Angeldorsch auf den Speisekarten der Restaurants und Hotels. Natürlich werden darüber hinaus auch saftige Steaks sowie andere Spezialitäten aus aller Welt angeboten. Dazu gibt es Champagner, grauen Burgunder oder Chablis, eine große Auswahl gepflegter Biere, Helgoländer Welle und Helgoländer Eiergrog.

Festkultur

Auf Helgoland feiert man neben den üblichen deutschen auch vier eigene Festtage.


Feiertage:

  • 1. Januar - Neujahr
  • 6. Januar - Dreikönigstag
  • 1. März: Gedenktag anlässlich der Freigabe Helgolands 1952
  • April .- Ostern
  • April - Saisoneröffnung / Flagge zur Düne
  • 1. Mai - Tag der Arbeit
  • Ende Mai / Anfang Juni - Pfingsten
  • 10. Juli - Inselfest
  • 10. August - Gedenktag anlässlich des Wechsels der Staatszugehörigkeit von Großbritannien zum damaligen Deutschen Reich, 1890
  • 1. November - Allerheiligen
  • 25./26. Dezember - Weihnachten


Zum festlichen Inselbrauchtum gehören:

  • Neujahrsanschießen und Böllerknallen zum Jahreswechsel
  • Biikebrennen am 21. Februar (großes Feuer auf der Düne)
  • Karneval (zwei Wochenenden mit Umzügen und Sitzungen)
  • Hummersegen im Frühjahr, wenn die Hummerkörbe wieder ausgelegt werden (ökumenischer Gottesdienst mit Segnung der Boote und der Fischer)
  • Schützenfest (erstes Juli-Wochenende)
  • Ringreiten auf der Düne
  • Laternenumzug der Kinder am Heiligabend
  • Weihnachten und Silvester werden sehr intensiv gefeiert: Am Heiligabend gibt es einen Laternenumzug der Kinder durchs Unterland, und um Mitternacht läuten alle Glocken, während draußen das traditionelle Böller-Schießen stattfindet.
  • Die Beerdigungen finden fast immer auf dem kleinen Friedhof neben der Kirche statt – mit Blick aufs Meer, wie fast überall auf der Insel.

Medien

Kaum ein anderer Ort dieser Größe wird so oft und so positiv in den überregionalen Medien dargestellt. Jedes größere Sturmtief, jede Robbengeburt, jeder Hollywood-Dreh (wie „Knives Out 3“ 2025) löst einen kleinen Medienhype aus. Für die Inselbewohner ist das zweischneidig: Einerseits bringt es Gäste und Aufmerksamkeit, andererseits klagen viele im Winter darüber, dass „wieder irgendein Filmteam mit Drohne über mein Dach fliegt“.

Das wichtigste gedruckte Medium ist seit 2008 die monatlich erscheinende, kostenlose Broschüre „Inselnachrichten“ der Gemeinde Helgoland. Die 12–20 Seiten enthalten alles, was die Insel wirklich bewegt: Sitzungsprotokolle des Gemeinderates, Vereinsmeldungen, Geburtstage, Hochzeiten, Todesanzeigen, den aktuellen Schiffs- und Flugplan sowie kleine Anzeigen. Jeder Briefkasten bekommt ein Exemplar, und die PDF steht online. Daneben funktionieren nach wie vor die klassischen schwarzen Bretter im Unter- und Oberland sowie mehrere große WhatsApp-Gruppen („Helgoland Info“, „Kaufen & Verkaufen“, „Wetter & Katamaran“), in denen innerhalb von Minuten die gesamte Insel informiert ist. In der Saison sendet gelegentlich das private „Radio Helgoland“ auf UKW 87,9 MHz aus jemandes Wohnzimmer: meist Musik, Wettermeldungen und kurze Ansagen.

Täglich kommen mit dem ersten Katamaran die „Cuxhavener Nachrichten“, die „Nordsee-Zeitung“ und die „Bild“-Zeitung an. Viele ältere Helgoländer lesen sie im Café „Mocca-Stuben“ oder im Wartehäuschen am Hafen. Bis in die 1990er Jahre gab es noch den eigenen „Helgoland-Boten“, eine kleine Wochenzeitung, die aber aus Kostengründen eingestellt wurde.

Seit dem Anschluss an das Glasfaser-Unterseekabel 2018 hat fast jedes Haus schnelles Internet und damit perfekten Satelliten- und Streaming-Empfang. Davor war im Winter der UKW-Empfang oft schlecht, und viele hatten noch das alte Mittelwellenradio für den Deutschlandfunk im Küchenschrank. Heute dominieren NDR 1 Niedersachsen, NDR 90,3 und Radio ffn. Fernsehberichte über Helgoland gibt es praktisch jede Woche: ob „Nordmagazin“, „Hallo Niedersachsen“, „MareTV“, „planet e.“ oder die „Tagesschau“ bei Sturmfluten. Seehunde, Kegelrobben, Basstölpel, Offshore-Windparks und das Leben im Winter sind Dauerbrenner. Während der Corona-Jahre 2020/21 wurden sogar Gemeinderatssitzungen live auf YouTube übertragen.

Seit dem Breitband-Boom ist Helgoland digital sehr präsent. Beliebte Kanäle sind: @helgoland und @helgolandtourismus (offiziell), private Wetter- und Livecam-Accounts („Helgoland Wetter Live“, „Lummenfelsen Cam“) sowie TikTok- und Instagram-Profile junger Helgoländer, die Alltag, Sturm und Katamaran-Ankünfte zeigen

Kommunikation

Helgoland hat 660 Postfächer und 13 Postleitzahlen. Für die Post an die Urlaubsadresse sollte immer die PLZ 27498 angegeben werden. Die Postfiliale befindet sich im Unterland, Edeka-Markt, Siemensterrasse. Die Telefonvorwahl nach Helgoland ist 0(043)4725.

Sport

Auf Helgoland befindet sich ein Fußballplatz mit Kunstrasen sowie einer Laufbahn und einer Sprunggrube. Der VfL Fosite Helgoland bietet ein großes Angebot von Sportarten an: Fußball, Tennis, Tischtennis, Badminton, Turnen, Gymnastik, Prellball, Schießen, Volleyball und Laufen. Die Fußballabteilung ist wie alle Vereine aus dem Kreis Pinneberg Mitglied im Hamburger Fußball-Verband, allerdings nimmt derzeit keine Mannschaft am regulären Spielbetrieb teil. Weitere auf Helgoland praktizierte Sportarten sind:

  • Minigolf: Auf der Helgoländer Düne gibt es einen Minigolfplatz mit Oldschool-Eternitbahnen, und eine weitere Anlage mit Trampolinspaß beim Kurpark – ideal für Familien und jede Altersklasse.
  • Tennis: Zwei gepflegte Kunstbelag-Tennisplätze laden zu Matches ein, ebenfalls auf der Düne verfügbar.
  • Fußball: Der Kunstrasenplatz kann bei Interesse für Spiele genutzt werden. Der VfL Fosite nimmt auch an Wettkämpfen teil.
  • Boule: Im Kurpark zwischen Museum und Schwimmbad befindet sich eine Boulebahn, die regelmäßige Spielzeiten bietet (Saison: April bis Oktober, mittwochs und samstags ab 17 Uhr; Winter: sonntags ab 14 Uhr).
  • XXL-Schach: Riesenschachfelder im Kurpark und auf der Düne für strategische Partien an der frischen Nordseeluft.
  • Outdoor-Fitness: Mehrere frei zugängliche Fitnessgeräte entlang der Kurpromenade und im Kurpark ermöglichen Training mit Meerblick.
  • Yoga, Gymnastik & Wasserfitness: Von Mai bis Oktober finden regelmäßig Hochsee-Yoga-Kurse am Strand und auf der Düne statt. Strandgymnastik und Aquafitness gehören zum saisonalen Angebot.
  • Wandern & Nordic Walking: Es gibt Wanderführungen und Naturerlebnistouren (teils mit geführten Gruppen). Jogging und Nordic Walking sind an der frischen Luft sehr beliebt, nicht zuletzt wegen der eindrucksvollen Aussicht.
  • Meerwasserschwimmbad & Fitnessstudio: Das Schwimmbad bietet Aquafitness- und Schwimmgelegenheiten. Das Fitnessstudio „Fit & Fun“ steht sowohl Einheimischen als auch Gästen offen und ist mit klassischen Geräten für Kraft- und Ausdauertraining ausgestattet.
  • Angeln: Hochseeangeln ist ein weiterer Klassiker der Inselaktivitäten.


Die wichtigsten Sportveranstaltungen auf Helgoland sind:

  • Helgoland-Marathon: Am 3. Mai 2025 findet der traditionsreiche Gerolsteiner Helgoland-Marathon statt. Es gibt sowohl den Marathon (42,2km) als auch einen Mini-Marathon (5,25km) für verschiedene Altersgruppen. Die Strecke führt durch die eindrucksvolle Landschaft der Insel – ein echtes Highlight im Sportkalender.
  • Helgoland-Marsch: Am 27. September 2025 ist der Helgoland-Marsch eine Wander- und Walking-Veranstaltung, bei der ein professionelles Timing-System eingesetzt wird.

Persönlichkeiten

Von der Insel stammende Persönlichkeiten waren unter anderem:

  • Rickmer Clasen Rickmers (1807 bis 1886), WerfDastUnterkunftsangebot wird von den großen Hotels dominiert. besitzer, Reederei-Gründer und Reiskaufmann
  • William HenViery Balmain (1817 bis 1880), britischer Chemiker und Unternehmer (Leuchtstoff bis , Balmain-Phosphore), lehrte in Liverpool
  • Franz Schensky (1871 bis 1957), Fotograf und politischer Wortführer der Allgemeinen Helgoländer Liste
  • Robert Knud Friedrich Pilger (1876 bis 1953), Botaniker
  • Erich Hornsmann (1909 bis 1999), Jurist, Sachbuchautor und Umweltschutzaktivist
  • Henry Peter Rickmers (1919 bis 2013), Erster Bürgermeister Helgolands nach dem Krieg, Ehrenbürger
  • James Krüss (1926 bis 1997), Dichter, Schriftsteller und Kinderbuchautor; das James-Krüss-Museum wurde Anfang 2007 eingeweiht
  • Detlef Bückmann (1927 bis 2024), Zoologe und Hochschullehrer, zuletzt an der Universität Ulm
  • Reimer Boy Eilers (* 1948 in Wedel), in einer Helgoländer Familie, verbrachte seine spätere Kindheit auf Helga

keiten, die auf der Insel gewirkt haben, gehören:

  • Benedikt von Ahlefeldt (1717 bis 1776), Kommandant von Helgoland (1753 bis 1764) und Landrat in Uetersen
  • Heinrich Heine (1797 bis 1856), Dichter; kurte schon 1829 und 1830 auf der Insel. Seine Zeitgenossen sahen hinter seinen Nordseegedichten Helgolanderfahrungen. Ein Gedenkstein vor der Landungsbrücke erinnert an ihn.
  • August Heinrich Hoffmann von Fallersleben ( bis 798 bis 1874), Dichter; schrieb 1841 auf der Insel das Lied der Deutschen.
  • René Leudesdorff und Georg von Hatzfeld, Studenten; besetzten die Insel 1950 und lös bis en somit eine Bewegung zur Rückgabe der Insel an Deutschland aus.
  • Franz Schensky (1871 bis 1957), Fotograf
  • Werner Heisenberg (1901 bis 1976), Physiker (Nobelpreis 1932); entwickelte während eines Helgoland-Aufenthaltes 1925 grundlegende Ideen seiner Theorie über die Quantenmechanik, welche die Heisenbergsche Unschärferelation beinhaltet; ein Gedenkstein auf dem Oberland erinnert daran.

Fremdenverkehr

Hauptanziehungspunkt für viele Tagesgäste ist nach wi Auch nach dem Wegfall der Duty-free-Shops innerhalb der Europäischen Union (EU) kann man hier weiter zollfrei für den persönlichen Gebrauch einkaufen. Verlockend ist das Angebot an Alkoholika - die Kunden sollen angeblich zwischen knapp 600 verschiedenen Sorten Spirituosen wählen können. Kein Wunder also, dass böse Zungen vom „Fusewieletwa “ sprechen. Auch Zigretten, Schmuck oder Parfüms sind auf Helgoland vergleichswas unter dem Etikeett „duty free“ verkauft wi.d, ist allerdings tatumlBeispiel ich teurer als auf dem Festland. Und die Anziehungskraft der zollfreien Waren lässt offenbar nach: Die Zahl der Tagesgäste geht immer weiter zurück. Für die rund 1500 vom Tourismus abhängigen Helgoländer eine bedrohliche Entwicklung, die sie zwingt, intensiv über neue VermarktungskonzeumtBeispiel ür ihre Insel nachzudenken.

Gästezahlen: insgesamt                    Kurgäste:

1900                              52 763           18 763

1913                            133 745           32 345

1927                            153 102           41 602

1975                            748 642           46 174

Literatur

Reiseberichte

Videos

Atlas

Reiseangebote

Urlaub auf der Insel Helgoland = https://www.ab-in-den-urlaub.at/urlaub/europa/deutschland/nordsee-deutschland/insel-helgoland

Helgoland, Pauschalreisen = https://www.helgoland.de/arrangements-pauschalen-2/

Helgnoland, Kurzurlaub = https://www.kurz-mal-weg.at/kurzurlaub-helgoland

Forum

Hier geht’s zum Forum: