Sylt (Söl): Unterschied zwischen den Versionen
Die Seite wurde neu angelegt: „Sylt ist die größte Nordseeinsel Deutschlands - obwohl seit der Errichtung des Hindenburgdamms im Jahr 1927 keine „echte“ Insel mehr. Bekannt ist sie für ihre rund 40 km langen feinsandigen Strände, beeindruckenden Dünenlandschaften und das Wattenmeer im Osten. Die Insel ist Ziel textilfreier und betuchter Touristen, vor allem aber für Menschen, die gern Partys feiern. '''Name''' Die Insel '''''Sylt''''' heißt dänisch '''''Sild''''' und no…“ |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 16: | Zeile 16: | ||
international: Sylt | international: Sylt | ||
amharisch: ሲልት [Silt] | amharisch: ሲልት [Silt] |
Version vom 30. August 2025, 09:18 Uhr
Sylt ist die größte Nordseeinsel Deutschlands - obwohl seit der Errichtung des Hindenburgdamms im Jahr 1927 keine „echte“ Insel mehr. Bekannt ist sie für ihre rund 40 km langen feinsandigen Strände, beeindruckenden Dünenlandschaften und das Wattenmeer im Osten. Die Insel ist Ziel textilfreier und betuchter Touristen, vor allem aber für Menschen, die gern Partys feiern.
Name
Die Insel Sylt heißt dänisch Sild und nordfriesisch Söl. Der Name Sild wurde erstmals um das Jahr 1141 im Schenkungsbuch des Klosters Odense urkundlich erwähnt. In einem anderen Dokuent des 12. Jahrhunderts heißt die Insel Siland. Im Erdbuch des dänischen Königs Waldemar II. von 1231 findet sich der Name Syld und im Register des Domkapitels zu Schleswig werden im 14. und 15. Jahrhundert die Namen Syld und Sylt verwandt. In anderen Urkunden des 14. bis 16. Jahrhunderts heißt das Eiland Sillende, Silendi oder Silt. In älteren Schreibweisen wurde nicht immer zwischen i und y unterschieden. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte sich die einheitliche und noch heute gültige Schreibweise durch. Dazwischen finden sich vom 16. bis zum 19. Jahrhundert in friesischen Schriften die Namen Sal, Söl und Söld.
Über die Herkunft der Inselbezeichnung gibt es verschiedene Theorien. Die erste besagt, dass der Name mit dem englischen Wort sill „Schwelle“ oder dem dänischen Wort syld, altdänisch syll „Schwelle, Fundamentstein“ verwandt sei. Er hätte also die Bedeutung „Landschwelle“.
Eine andere Erklärung deutet den Namen als das urgermanische *Selhiþō „Robbenort“, aus *selha „Robben“ (dänisch sæl, englisch seal) und dem Suffix -iþō. Vom selben Ursprung sei der norwegische Inselname Sild (im Hardangerfjord), verwandt sei Sjælland.
Nach einer dritten Erklärung ist der Name vom altdänischen Wort sylt „Salzwiese“ oder „Brackwasser“ abgeleitet. Dieser Wortstamm findet sich im skandinavischen Sprachraum in zahlreichen Ortsbezeichnungen wieder, zum Beispiel in: Sylten in Nordostjütland, Syltemade auf Fünen und Syltholm auf Lolland bzw. Hellesylt in Norwegen.
Ein vierter Ansatz geht vom Ursprung des Namens im dänischen/skandinavischen Wort für Hering, Sild, aus, da die Sylter Seefahrer ehemals sehr aktiv den Heringsfischfang betrieben. Für die damals große Bedeutung des Herings für die Insel spricht, dass bereits im Jahre 1668 der Hering als Wappentier auf Sylt nachgewiesen ist. Jedoch kam durchaus auch umgekehrt vor, dass solche Wappenmotive aus einer volksetymologischen Deutung der Landschaftsnamen entstanden.
international: Sylt
amharisch: ሲልት [Silt]
arabisch: سيلت [Sylt]
armenisch: Սյուլտ [Syult]
bengalisch: সিল্ট [Silṭ]
birmanisch: စီလ် [Siʔlt]
bulgarisch: Зюлт [Sjult]
chinesisch: 西尔特 [Xī‘ěrtè]
dänisch: Sild
friesisch: Söl
georgisch: სილტი [Silti]
griechisch: Ζυλτ [Silt]
gudscheratisch: સિલ્ટ [Silṭ]
hebräisch: זילט [Zilt]
hindi: सिल्ट [Silṭ]
japanisch: ズィルト [Ziruto], シルト [Shiruto]
kambodschanisch: ស៊ីល [Sil]
kasachisch: Зилт [Silt]
koreanisch: 질트 [Jilteu]
laotisch: ຊິລຕ໌ [Silto]
lateinisch: Silendi
lettisch: Zilte
litauisch: Ziltas
makedonisch: Зилт [Silt]
malayalam: സ്യൽറ്റ് [Siyalṭ]
maldivisch: ސިލތ [Silt]
orissisch: ସ୍ୟଲ୍ଟ [Siyalṭ]
pandschabisch: ਸਿਯਲ੍ਟ [Siyalṭ]
persisch: سلیت [Silit]
russisch: Зильт [Sil‘t]
serbisch: Зилт [Silt]
singalesisch: සියල්ට් [Siyalt]
tamilisch: ஸ்யல்ட் [Syalt]
thai: ซีล์ท [Sīlt]
ukrainisch: Зюльт [Syl‘t]
urdu: سلٹ [Silt]
weißrussisch: Сілт [Silt]
Offizieller Name: Sylt
Bezeichnung der Bewohner: Sölringer (Sylter)
adjektivisch: sölring (sylter)
Kürzel:
Code: SY / SLT
Kfz: NF
Gemeindeschlüssel: 01 0 54 168
ISO-Code: DE.SH.SY
Lage
Die Insel Sylt liegt auf durchschnittlich 54°52‘ n.B. und 8°23‘ ö.L.. Sylt liegt zwischen 9 und 16 km vor der Küste des Festlands, mit dem sie über den 11 km langen Hindenburgdamm verbunden ist. Südöstlich von Sylt befinden sich die Inseln Amrum und Föhr, nördlich liegt die dänische Insel Rømø. In der Nähe der Sylter Nordspitze liegt die Insel Uthörn.
Geografische Lage:
nördlichster Punkt: 55°03’22“ n.B. (List)
südlichster Punkt: 54°41’08“ n.B. (Hörnum Odde)
östlichster Punkt: 8°29’30“ ö.L. (Beginn des Hindenburgdamms) bzw. 8°33‘48“ ö.L. (Gemeindegrenze Sylt)
westlichster Punkt: 8°17’25“ ö.L. (bei Hörnum)
Entfernungen:
Rømø / Dänemark (Havsand) 3,1 km
Amrum / Nordfriesland (Odde) 5,2 km
Küste / Nordschleswig (Hindenburgdamm) 6,3 km
Föhr / Nordfriesland (Badestrand Utersum) 7,1 km
Küste / Nordschleswig (Lübke-Koog) 8 km
Kodby / Dänemark 12,5 km
Helgoland (Düne) 67 km
Hamburg 165 km
Koplenhagen 272 km
Berlin 416 km
Zeitzone
Auf Sylt gilt wie in ganz Deutschland die Mitteleuropäische Zeit, abgekürzt MEZ (UTC+1). Die Realzeit liegt um 33 bis 34 Minuten vor der Koordinierten Universalzeit (UTC).
Fläche
Die Fläche der Insel beträgt insgesamt 99,3 km² bzw. 33,34 mi², einschließlich Flutbereich ergibt sich ein Gesamtareal von 100,7 km² bzw. 33,88 mi², nach alternativen Angaben 99 km² bzw. 38,2 sqm. Davon entfallen 99,14 km² auf die Hauptinsel. Der Durchmesser von Nordnordost nach Südsüdwest zwischen List und Hörnum Odde beträgt 38,7 km, die maximale Breite zwischen Hindenburgrdamm (Gemeindegrenze Sylt) und Westland 17,6 km. Die Küste ist insgesamt 113 km, die Küstenlinie 105 lang. Der Tidenhub liegt bei 1,6 bis 2,1 m, in List bei 1,71 m. Höchster Punkt der Insel ist die Uwedüne auf 52,5 m, die mittlere Seehöhe liegt bei 12,5 m.
Flächenaufteilung 2001:
Agrarland 30,52 km² 30,74 %
Siedlungs- und Verkehrsfläche 30,51 km² 30,73 %
Dünen und Heideland 28,43 km² 28,63 %
Gewässer 8,57 km² 8,63 %
Waldland 1,27 km² 1,27 %
Geologie
Die Insel ist geologisch gesehen ein Geestkern umgeben von Marschland, entstanden aus eiszeitlichen Ablagerungen und geprägt durch Sand und Dünen. Sylt in ihrer jetzigen Gestalt existiert erst seit etwa 400 Jahren. Sie entstand wie die Festlandgeest aus Altmoränen und hat deshalb einen Geschiebemergelkern, der heute in der Mitte und im Westen der Insel mit Kliff, Dünen und Sandstrand sichtbar ist. Dieser Geestkern erodierte, nachdem ihn der Anstieg des Meeresspiegels vor 8000 Jahren der starken Strömung entlang des steilen Inselsockels aussetzte. Dabei lagerten sich die Sedimente südlich und nördlich an. Die Westkante, die ursprünglich zehn Kilometer vor der heutigen Küste lag, verlagerte sich so stetig nach Osten, während gleichzeitig die Insel im Norden wie im Süden länger wurde. Um diesen Geestkern lagerte sich nach den Eiszeiten Marschland an.
Zwar wird Sylt bereits 1141 als Insel bezeichnet, doch gehörte sie vor der ersten Großen Mandränke 1362 zu einer von Prielen durchzogenen Landschaft und war zumindest bei Niedrigwasser trockenen Fußes vom Festland erreichbar. Erst nach dieser Flut entwickelte sich durch die Bildung von Nehrungshaken aus dem von den Meeresströmungen verdrifteten abgetragenen Material die gegenwärtige charakteristische Gestalt. Dabei waren und sind besonders die nördlichen und südlichen Enden der Insel großen Veränderungen unterworfen. So war Listland im 14. Jahrhundert für einige Zeit vom Rest der Insel getrennt und durch die Entstehung des Ellenbogens versandete der Königshafen bei List ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Zusätzlich zum schleichenden Landschwund belastete die Einwohner während der sogenannten Kleinen Eiszeit der Sandflug. Die nach Osten wandernden Dünen bedrohten Land und Siedlungen, weshalb sie ab dem 18. Jahrhundert durch die Bepflanzung mit Strandhafer befestigt wurden. Das hatte jedoch zur Folge, dass abbrechendes Material vermehrt abdriftete und die Inselsubstanz weiter abnahm.
Ab 1870 existieren Aufzeichnungen des jährlichen Küstenrückgangs. Demnach verlor Sylt in den Jahren 1870 bis 1951 jährlich durchschnittlich 0,4 m im nördlichen und 0,7 m im südlichen Küstenabschnitt. 1951 bis 1984 steigerte sich die Rate auf 0,9 bzw. 1,4 m, während die Küstenlinie an den Inselenden bei Hörnum und List noch größeren Veränderungen unterworfen ist.
Durch schwere Sturmfluten in den letzten Jahrzehnten ist Sylt immer wieder in Gefahr, auseinanderzubrechen, so trennte die Sturmflut 1962 Hörnum vorübergehend vom Rest der Insel. Besonders gefährdet ist dabei eine nur rund 500 m breite Schmalstelle südlich von Rantum.
Landschaft
Die Insel erstreckt sich über 38 km in Nord-Süd-Richtung und ist im Norden, am Königshafen bei List nur etwa 320 m breit. An ihrer breitesten Stelle, von Westerland im Westen bis zur Nössespitze bei Morsum im Osten, misst sie 12,6 km. An der West- und Nordwestseite Sylts erstreckt sich ein knapp 40 km langer Sandstrand, zur Ostseite liegt das Wattenmeer, das zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gehört und bei Niedrigwasser weitgehend trocken fällt.
Die Form der Insel hat sich im Laufe der Zeit ständig verändert; ein Prozess, der auch heute noch im Gange ist. Der nördliche und der südliche Nehrungshaken der Insel bestehen ausschließlich aus wenig fruchtbaren Sandablagerungen, während der Mittelteil der Insel im Bereich der ehemaligen Gemeinden Westerland, Wenningstedt und Sylt-Ost auf einem Geestkern ruht, der von See aus in Form des Roten Kliffs sichtbar ist. Der dem Wattenmeer zugewandte Teil des Geestkerns geht im Bereich der ehemaligen Gemeinde Sylt-Ost in relativ fruchtbares Marschland über. Nach heute als gesichert angesehenen Quellen ist Sylt seit der Zweiten Marcellusflut von 1362 eine Insel. Die höchste Erhebung der Insel ist die sogenannte Uwe-Düne in Kampen mit 52,5 m.
Erhebungen
Uwe-Düne (Kampen) 52,5 m
Ellenbogenberg (List) 28,0 m
See
Rantum-Becken 2,1 km² (Tiefe 3 m)
Fluss
Waadens-Sie 6 km
Flora und Fauna
Die Insel Sylt hat eine ursprüngliche, karge Flora mit Heideflächen und der verbreiteten „Syltrose“ (Rosa rugosa) als typische Pflanze aus, während ihre Fauna vor allem etwa 2.500 Tierarten umfasst, darunter über 600 Schmetterlingsarten, Seehunde, seltene Kreuzkröten sowie knapp 250 Vogelarten, die auf der Insel brüten oder rasten.
Flora
Die Flora der Insel Sylt ist geprägt von der ursprünglichen Kargheit des Landes. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Sylt eine fast baumlose Insel, erst durch gezielte Aufforstungen und Anpflanzungen entstanden kleinere Wald- und Buschgebiete. Noch heute erkennt man beispielsweise in den Waldgebieten „Friedrichshain“ und „Südwäldchen“ in Westerland die planmäßige Anlage des Bewuchses; die Bäume stehen weitgehend in Reih und Glied. Auch die heute weit verbreitete Kartoffel-Rose (Rosa rugosa), auf der Insel mittlerweile auch als Syltrose bezeichnet, ist erst durch Menschenhand als Zierpflanze auf die Insel gelangt. Sie stammte ursprünglich aus Kamtschatka. Die genügsame Rose fand auf der Insel ideale Lebensbedingungen und verbreitete sich rasch, sodass sie heute zum typischen Bild der Insel zählt. Ihre Verbreitung wird aus biologischer Sicht mit Sorge betrachtet, da sie seltene und schützenswerte einheimische Pflanzen, insbesondere auf den Heideflächen, mehr und mehr zu verdrängen droht.
Fauna
Die großen Heideflächen auf der Wattseite der Insel sind Lebensraum vieler seltener Tiere. Die Heideökosysteme bieten einer großen Zahl von Lebewesen Platz, die den extremen Bedingungen (Trockenheit, Wärme, Wind) angepasst sind: Etwa 2500 Tierarten und 150 Pflanzenarten konnten bisher nachgewiesen werden. Von den Pflanzenarten stehen 45 % auf der Roten Liste. Beachtlich ist die Zahl von über 600 verschiedenen Schmetterlingsarten, die in den Heideflächen leben, darunter Kleiner Fuchs, Zitronen- und Distelfalter sowie Tagpfauenaugen.
Die in Deutschland in ihrem Bestand gefährdete Kreuzkröte hat im Dünengürtel Sylts mit einigen Tausend Individuen eines ihrer größten deutschen Vorkommen. Ihre Laichplätze sind vernässte Dünentäler und flache, kurzlebige Tümpel; als Landlebensräume dienen ihr vegetationsarme Sandlandschaften. Bedroht ist die Art auf Sylt insbesondere durch den Straßenverkehr.
Ornithologische Besonderheiten sind die vielen seltenen Wasser- und Küstenvögel, die auf der Insel ihre Brutreviere haben oder die als Zugvögel nur zeitweise auf Sylt leben oder rasten. Sylt hat zwei bedeutende Vogelbrutgebiete, im Norden der Königshafen mit der in ihm liegenden Insel Uthörn, sowie das Rantumbecken im Süd-Osten. Auf Sylt brüten unter anderem Lachmöwen, Küstenseeschwalben, Säbelschnäbler, Rotschenkel, Sturmmöwen, Austernfischer, Kiebitze, Brandgänse und Reiherenten. Während des Vogelzugs ist Sylt Rastplatz für tausende von Ringel- und Brandgänsen, Pfeif- und Eiderenten, sowie für Pfuhlschnepfen, Knutts, Alpenstrandläufer und Goldregenpfeifer. Weniger zahlreich besuchen Sandregenpfeifer, Bekassinen, Kampfläufer sowie weitere Arten die Insel.
Bei den Landsäugetieren gibt es heute keine erheblichen Abweichungen gegenüber den benachbarten Festlandgebieten Norddeutschlands. Nachdem die Insel mit dem Eisenbahndamm eine Festlandsverbindung erhalten hatte, sind hier primär Feldhasen, Kaninchen und Rehwild zu nennen, die auf der Insel auch bejagt werden. Durch den Zuzug von Raubtieren, wie Rotfuchs und Dachs wurden die bis zu der Zeit weit verbreiteten Bodenbrüter fast vollständig verdrängt.
Westlich von Sylt liegt eine Kinderstube der Schweinswale. Daneben leben in dem Seegebiet vor Sylt und den vorgelagerten Sandbänken größere Populationen von Seehunden, sowie von den in deutschen Gewässern relativ selten vorkommenden Kegelrobben.
Um die Erforschung und den Schutz der bedrohten Tier und Pflanzenarten bemühen sich zahlreiche Vereine und Verbände, die mit Niederlassungen auf der Insel vertreten sind. Dazu zählen unter anderem das Alfred-Wegener-Institut, der Verein Jordsand und die Schutzstation Wattenmeer. Auch das Umweltbundesamt betreibt eine Mess- und Forschungsstelle in den Dünen nördlich von Westerland.
Naturschutz
Als Schutzmaßnahmen gegen die stetige Erosion begann man schon im 19. Jahrhundert mit der Errichtung von Holzpfahlbuhnen. Diese wurden rechtwinklig zur Küste in die See hinein gebaut. Später wurden sie von Metall- und schließlich von Stahlbetonbuhnen abgelöst. Diese Bauwerke erzielten jedoch nicht den gewünschten Erfolg, die durch Querströmungen verursachte Erosion zu stoppen. Die „Lee-Erosion“, also die auf der wind- und strömungsabgewandten Seite der Buhnen, verhinderte nachhaltige Sandablagerungen.
In den 1960er Jahren versuchte man durch die so genannten Tetrapoden, die am Fuße der Dünen entlang, oder – ähnlich wie die Buhnen – ins Meer hinaus verlegt wurden, die Meeresgewalten zu stoppen. Die tonnenschweren, in Frankreich entwickelten vierfüßigen Betonelemente waren für den Sylter Strand zu schwer und konnten die Erosion ebenfalls nicht aufhalten. Vor dem Hörnumer Weststrand sind sie deshalb ab Mitte 2005 wieder entfernt worden.
Seit Anfang der 1970er Jahre wird, als zurzeit einzig wirksames Mittel gegen die Erosion, Sand vor die Küsten der Insel gespült. Baggerschiffe, so genannte Hopperbagger, nehmen aus einem ihnen speziell zugewiesenen Gebiet, das weit vor der Küste liegt, Sand in ihren Laderaum auf. Sie fahren dann in die Nähe der Küste und spülen durch Rohrleitungen ein Wasser-Sand-Gemisch an den Strand. Durch Planierraupen wird der Sand verteilt.Dabei soll lediglich das bei Sturmfluten abgetragene, vorgespülte Sanddepot ersetzt werden.– die eigentliche natürliche Küstenlinie wird somit geschützt und die Erosion verlangsamt. Diese Vorgehensweise ist mit erheblichen Kosten verbunden. Der Bedarf von jährlich bis zu 10 Millionen Euro wird derzeit von Bundes-, Landes- und EU-Mitteln gedeckt. Seit 1972 wurden ca. 35,5 Millionen Kubikmeter Sand vorgespült und aufgeschüttet. Diese Maßnahmen haben zusammen bisher über 143 Millionen Euro gekostet, sollen aber nach Berechnungen von Forschern ausreichen, um für mindestens drei Jahrzehnte größere Landverluste zu verhindern, so dass der Nutzen in Hinsicht auf die Wirtschaftskraft der Insel und der Bedeutung für die strukturschwache Region größer wäre als die Kosten. In der Studie Klimafolgen für Mensch und Küste am Beispiel der Nordseeinsel Sylt von 1995 heißt es: „Hätte Sylt nicht das Image einer attraktiven Ferieninsel, gäbe es den Küstenschutz in der bestehenden Form gewiss nicht.“
Als Alternative wird die Verstärkung eines natürlichen Riffs vor der Küste diskutiert. Ein entsprechender Versuch wurde in den Jahren 1996 und 2003 unternommen. Die auf dänischen Inseln erfolgreiche Sanddrainage ist wegen der Versteilung des untermeerischen Hangs vor Sylt nicht Erfolg versprechend.
Parallel zu den Sandvorspülungen hat man an einigen Strandabschnitten damit begonnen, die oben erwähnten Buhnen, die sich für den Küstenschutz als weitgehend nutzlos erwiesen hatten, mit großem Aufwand abzutragen. Dieser Maßnahme ist auch die wohl berühmteste Buhne der Insel, die BUHNE 16, Namensgeberin des gleichnamigen FKK-Strandes, zum Opfer gefallen.
Einige Experten fürchten trotz all dieser Maßnahmen, dass Sylt bis Mitte des 21. Jahrhunderts erhebliche Landverluste hinnehmen müsse. Die voranschreitende globale Erwärmung werde zu vermehrter Sturmaktivität führen, was erhöhte Landverluste und als erste Konsequenz den Verlust zum beispiel der Versicherbarkeit von Eigentum zur Folge haben könnte. So haben Messungen ergeben, dass die Wellenenergie sich nicht mehr wie früher am Vorstrand erschöpft, sondern ihre zerstörerische Wirkung auch auf den Strand ausweitet. Das führt zu einem Sedimentverlust von rund 1,1 Millionen m³ jährlich.
Die Dünengebiete der Insel stehen unter Naturschutz und dürfen nur auf gekennzeichneten Wegen betreten werden. So genannte „wilde“ Wege leisten der Erosion Vorschub und dürfen nicht begangen werden. Dort, wo die Vegetation zertreten wird und keine Wurzeln den Sand festhalten, wird er von Wind und Wasser abgetragen.
Das Wattenmeer, östlich zwischen Sylt und dem Festland gelegen, ist seit 1935 Natur- und Vogelschutzgebiet und ein Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Das Errichten von Lahnungen im Uferbereich des Watts soll die Sedimentation fördern und der Landgewinnung dienen.
Auch die Beweidung der Deiche und der Heideflächen durch Schafe dient letztlich dem Küstenschutz, da die Tiere den Bewuchs kurz halten und mit ihren Klauen die Grasnarbe verdichten. Auf diese Weise fördern sie die Entwicklung einer kompakteren Deichoberfläche, die bei einer Sturmflut den Wellen weniger Angriffsfläche bietet.
Naturschutzgebiete:
Rantumer Dünen 3,95 km²
Nielönn 0,64 km²
Klima
Auf Sylt herrscht ein vom Golfstrom beeinflusstes gemäßigt ozeanisches Klima - nach der Köppen-Klassifikation Cfb. Die Wintermonate sind mit durchschnittlich etwa 2°C etwas milder als auf dem benachbarten Festland, die Sommermonate dagegen mit durchschnittlich 17°C, trotz längerer Sonnenscheindauer, etwas kühler. Im Jahresdurchschnitt hat Sylt 4,4 Stunden Sonnenstunden pro Tag. Dass Sylt mit 1899 Sonnenstunden im Jahr 2005 rund 180 Stunden mehr Sonnenschein als der Bundesdurchschnitt hatte, ist mit dem geringen Relief der Küste zu begründen. Wolken können sich nicht so schnell stauen und werden in der Regel durch den konstanten West- oder Nordwestwind vertrieben.
Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,5°C. Der Wind weht im Jahresdurchschnitt mit 6,7 m/s vorwiegend aus westlichen Richtungen. Die Jahresniederschlagsmenge liegt bei rund 650 mm. Aktuelle Klima- und Wetterdaten liefern seit 1937 die mittlerweile automatisierte nördlichste Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes auf einer Düne bei List und einige Stationen kommerzieller Wetterbeobachter wie Meteomedia, ebenfalls in List.
Klimadaten für List (1961 bis 1990) | |||||||||||||
Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Mitteltemperatur °C | 0,8 | 0,4 | 2,3 | 6,4 | 10,8 | 14,2 | 16,4 | 16,6 | 14,2 | 10,0 | 5,9 | 3,0 | 8,4 |
Niederschlag mm) | 48 | 35 | 31 | 34 | 40 | 42 | 65 | 88 | 79 | 76 | 60 | 53 | 651 |
Potentielle Verdunstung mm | 4 | 3 | 14 | 37 | 74 | 98 | 112 | 101 | 74 | 45 | 21 | 10 | 593 |
Luftfeuchtigkeit % | 88 | 88 | 85 | 81 | 78 | 77 | 79 | 81 | 81 | 85 | 88 | 90 | 83 |
Sonnenstunden pro Tag | 1,8 | 2,7 | 4,4 | 6,8 | 8,1 | 8,5 | 7,8 | 6,7 | 6,0 | 3,6 | 1,6 | 1,0 | 4,9 |
Wassertemperatur °C | 4 | 3 | 4 | 6 | 10 | 13 | 16 | 17 | 15 | 13 | 9 | 6 | 9,7 |
Mittlere Windgeschwindigkeit kmh | 26,6 | 23,4 | 24,5 | 22,0 | 23,0 | 22,3 | 24,2 | 22,4 | 23,8 | 24,1 | 24,8 | 27,4 | 24,1 |
Klimadaten für List (1991 bis 2014) | |||||||||||||
Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Mitteltemperatur °C | 2,3 | 2,2 | 4,3 | 8,2 | 12,1 | 14,8 | 17,7 | 18,0 | 15,0 | 10,8 | 6,5 | 3,3 | 9,6 |
Niederschlag mm) | 57,3 | 35,1 | 44,9 | 39,5 | 41,5 | 55,9 | 62,1 | 72,1 | 82,5 | 88,5 | 94,3 | 71,6 | 745,3 |
Sonnenstunden | 46.7 | 75.3 | 120.1 | 179.3 | 243 | 246.5 | 230.7 | 228.1 | 147.8 | 98.3 | 55.6 | 42.6 | 1,71 |
Wassertemperatur °C | 4,7 | 3,7 | 4,6 | 8,0 | 12,1 | 16,0 | 18,4 | 19,1 | 17,2 | 13,5 | 10,0 | 6,5 | 11,2 |
Ultraviolettindex | 9 | 1 | 2 | 4 | 5 | 6 | 7 | 6 | 4 | 2 | 1 | 0 | 3 |
Mythologie
Ekke Nekkepenn ist eine Sagengestalt, die im 19. Jahrhundert durch den Sylter Chronisten C.P. Hansen bekannt wurde. Dieser verband dabei zwei unterschiedliche Erzählungen: Eine Sage von einem Wassermann und eine nordfriesische Variante des Rumpelstilzchen-Stoffs. Ekke Nekkepenn wird als Meermann dargestellt, der einst eine Frau namens Inge von Rantum heiraten wollte, aber zurückgewiesen wurde. Seitdem soll er den Syltern mit Stürmen und Unwettern schaden. Diese Figur ist jedoch eine spätere Erfindung und stellt keine ursprünglich alte mythologische Gestalt dar. Die Ortsnamen Rantum und andere wurden von Hansen fälschlich mit altnordischen Mythen verknüpft, was sich später als Irrtum herausstellte.
Neben dieser Figur gibt es zahlreiche Sylter Sagen und Legenden, die von alten Kirchenglocken, Findlingen, Freiheitskämpfern wie Pidder Lüng und geheimnisvollen Naturerscheinungen auf der Insel berichten. Die Geschichte der Insel selber ist durch Sturmfluten geprägt, die immer wieder Orte wie Eidum oder Rantum vernichteten, was auch zu mythischen Erzählungen über Naturgewalten und Untergänge führte.
Geschichte
Von der jägerischen Urbevölkerung wurden keine Relikte gefunden. Im Neolithikum zog das höher gelegene Gelände bäuerliche Siedler an, die sich vor dem sukzessiv steigenden Meeresspiegel zurückzogen. In der Bronzezeit, war das Gebiet dicht besiedelt und die Bevölkerung verhältnismäßig wohlhabend, wie aus reichen Grabfunden geschlossen werden kann. Das Temperaturoptimum nach der Zeitenwende verkleinerte die Siedlungsfläche erheblich, sodass ab etwa 400 durch die Abwanderung der Angeln kaum noch Besiedlung nachzuweisen ist.
Neolithikum
Die Erstbesiedlung der Insel Sylt im Neolithikum (Jungsteinzeit) begann etwa um -4000 und dauerte bis um -1800. Die dauerhafte Besiedlung begann vermutlich um -3400. Wesentlich war der Wandel vom umherziehenden Jäger und Sammler zum sesshaften Bauern, der mit der Trichterbecherkultur verbunden ist. Diese Kultur war bekannt für ihre kunstvoll getriebenen Flintsteinwerkzeuge und den Bau von Großstein- bzw. Megalithgräbern.
Auf Sylt gab es im Neolithikum eine zum Teil dichte Besiedlung der Geestflächen, besonders im Gebiet von Kampen-Wenningstedt, das vermutlich dauerhaft besiedelt war. Damals lag der Meeresspiegel etwa 3 Meter tiefer, was die verfügbaren Siedlungsflächen erheblich vergrößerte. Die Grabhügel aus dem Neolithikum, die auf Sylt erhalten sind, wurden aus Findlingen errichtet, die von den Eiszeiten stammen. Diese Großsteingräber sind kulturelle Zeugnisse einer frühen bäuerlichen Gesellschaft auf der Insel.
Insgesamt sind auf Sylt 47 Megalithanlagen in Langbetten und Rundhügeln nachgewiesen, die aber weitgehend ausgegangen sind. Während der Urdolmen fehlt, sind ganglose, erweitere Dolmen nördlich von Kampen, westlich von Archsum (Nössemarsch) und östlich von Keitum (der versetzte Harhoog) erhalten. Auch Polygonaldolmen in Rundhügeln und, was in Deutschland selten ist, in Langbetten sind nachgewiesen. Erhalten ist eines nördlich des Bahnhofs von Kampen. Zerstört wurde ein Bett mit drei Polygonaldolmen in der Nähe des Leuchtturms und eines, das sich im Strumphoog befand. Teilweise wurden bronzezeitliche Nachbestattungen und eisenzeitliche Urnengräber in den Kammern und Hügeln gefunden. Unter den lokalen Ganggräbern ragen der Denghoog von Wenningstedt und der Merelmerskhoog bei Archsum heraus. Das Grab im Kolkingehoog wurde bei der Sturmflut von 1825 zerstört. Andere am Kliff gelegene Anlagen hatten ein ähnliches Schicksal oder wurden verlegt. Die neolithischen Siedlungen, insbesondere auf der Archsumer Geest nachgewiesen, wurden bei der Vermarschung des Gebietes überlagert. Die Gruppe der kleinen Grabhügel, die der Schnurkeramik zuzuordnen sind, stellen die letzte Form der steinzeitlichen Monumente dar. Das Erdgrab von Tinnum, aus der Gruppe der Thinghügel, lässt erstmals Bezüge zu den späteren Hügelgräbern erkennen. Statt Findlingen umgibt ein rechteckiger Steinrahmen eine Körperbestattung im Holzsarg.
Bronzezeit
Die Bronzezeit auf der Insel Sylt begann etwa um -1800 und dauerte b is etwa -800. Sylt war in dieser Zeit dicht besiedelt, was durch über 420 nachgewiesene Grabhügel belegt ist. Diese mächtigen Grabhügel prägten über Jahrtausende die Landschaft der Insel. Sie waren meist 5 m, unter Umständen aber auch 7 m hoch und lassen sich in fünf großen Gruppen unterteilen. Viele dieser Denkmäler wurden in den vergangenen Jahrhunderten abgetragen oder durch Bebauung oder Landwirtschaft eingeebnet; einer der seltenen noch erhaltenen bronzezeitlicher Langhügel liegt nördlich von Kampen zwischen den runden Krockhoogen. Auch im Watt östlich der Insel finden sich Siedlungsspuren.
Die Bevölkerung von Sylt war während der Bronzezeit vergleichsweise wohlhabend; dies spiegelt sich in reichen Grabbeigaben wie kunstvoll gearbeiteten Bronzeschwertern wider, die vor allem in Kampen gefunden wurden.
Zu Beginn der Bronzezeit wurden Verstorbene wie im vorhergehenden Neolithikum in Steinkisten oder Baumsärgen beigesetzt. Später setzte sich die Leichenverbrennung durch, wobei Urnen in Steinkisten oder Hügeln beigesetzt wurden. Die Insel spielte vermutlich aufgrund ihrer Lage eine wichtige Rolle im Seehandel an der Westküste zwischen Elbemündung und Nordjütland. Ab der jüngeren Bronzezeit verlagerte sich der Handel stärker Richtung Ostsee, was den damaligen Reichtum von Sylt minderte. Grabhügel und Siedlungsspuren zeugen von dieser langen und bedeutenden Besiedlung auf Sylt während der Bronzezeit.
Eisenzeit
Aus der Eisenzeit stammt die gut erhaltene Tinnumburg und die fast verschwundenen Burgen bei Achsum und Rantum. Wozu sie zu ihrer Erbauungszeit genutzt wurden, kann nicht rekonstruiert werden, vielleicht waren es Heiligtümer. Bei der Wiederbesiedlung Sylts im 8. Jahrhundert nutzten die neuen Siedler die umwallten Plätze zur Anlegung eines Dorfes, das jedoch bereits bald wieder aufgegeben wurde.
Um das Jahr 460 wies das Gebiet westlich der heutigen Insel, damals Teil einer Marschenlandschaft, einen wohl bedeutenden Hafen auf. Unbestätigten Überlieferungen zufolge sollen die anglischen Heerführer Horsa und Hengist im 5. Jahrhundert vom damaligen Weststrand der „Insel“ zu ihrem Feldzug gegen die Romano-Briten und Kelten aufgebrochen sein. In den folgenden Jahrhunderten waren die nordfriesischen Uthlande kaum besiedelt.
Wikingerzeit
Die Wikingerzeit auf Sylt dauerte von etwa 793 bis 1066. Während dieser Zeit errichteten die Wikinger auf Sylt Stützpunkte und Siedlungen, u.a. in Westerland, Wenningstedt, Tinnum, Keitum, Archsum und Morsum. Die Insel war vermutlich eine bedeutende Zwischenstation im Seehandel zwischen Holland und Dänemark. Typisch für die Wikingerzeit sind auf Sylt ausgedehnte Grabhügelfelder mit kleineren Hügeln als in der Bronzezeit, beispielsweise am Morsum-Kliff.
Ein besonders eindrucksvolles Zeugnis der Wikingerzeit ist die Tinnumburg, ein Ringwall, dessen Ursprünge um Christi Geburt liegen, der in der Wikingerzeit ausgebaut wurde. Die Wikinger nutzten eine Bestattungsart mit Urnen in Grabhügeln, die etwa ab 900 allmählich durch andere Bestattungsformen abgelöst wurde. Im 8. Jahrhundert begannen die Friesen auf Sylt sesshaft zu werden und übernahmen später die seefahrerischen Traditionen. Die Wikinger verschwanden um 1100, während die Friesen auf der Insel blieben und die kulturelle Prägung weiterführten.
Mittelalter
Münzfunde aus der Merowingerzeit lassen darauf schließen, dass sich zu dieser Zeit Friesen auf der Flucht vor der Expansion des fränkischen Reichs im Gebiet der nordfriesischen Inseln niederließen. Sie lebten Seite an Seite mit dänischen Wikingern, deren Herrschaft sie unterstanden.
Die älteste Kirche, die Keitumer Kirche, wurde um 1020 angeblich von Knut dem Großen an der Stelle eines früheren Odinheiligtums errichtet. Sie gehörte seit 1100 zum Kloster von Odense und wurde 1188 den Heiligen Knut und Ketel geweiht. Der Baumeister, der gleichzeitig mit der heutigen, 1216 erbauten, Kirche auch die Kirchen auf Pellworm und Föhr errichtete, soll angeblich an einem Tag zu Pferde von einer Baustelle zur anderen gelangt sein. Auch der König von Dänemark griff nach der Kielholtz-Chronik um diese Zeit Sylt zu Wasser und zu Land an. Im 12. Jahrhundert gab es bereits vier Kirchen auf Sylt und zwar außer in Keitum in Morsum, Eidum und Rantum.
1231 wurde „Syld“ im Waldemar-Erdbuch erwähnt. Das Gebiet zahlte etwas geringere Abgaben als etwa die Wiedingharde oder Föhr und damit nicht einmal die Hälfte der Steuer der Edomsharde mit Rungholt.
In der Zweiten Marcellusflut verlor Sylt große Marschflächen mit mehreren Kirchspielen im Osten und wurde damit zur Insel. Um 1400 wurde auch das Listland abgerissen und bildete eine Zeitlang eine eigene Insel. In der Allerheiligenflut 1436 ging Eidum, das westlich von Westerland gelegene Kirchspiel, unter. Rantum versank unter den Dünen.
Am 15. August 1386 überließ Königin Margrete I. Sylt den Grafen von Holstein-Rendsburg Gerhard VI. mit dem Herzogtum Schleswig. List, das bereits seit 1292 im Besitz der Stadt Ripen war, blieb beim Königreich Dänemark. 1422 kamen über hundert Sylter Seeleute in Hamburger Gefangenschaft, als Hansische Kriegsschiffe eine dänische Flotte des Königs Erich von Pommern besiegten. Wenig später fiel der Vogt Claus Lembek, dem Sylt und Osterland-Föhr unterstanden, vom König ab. 1426 schloss Sylt gemeinsam mit den übrigen Uthlanden die Siebenhardenbeliebung, ein Ausdruck ihrer Autonomie gegenüber dem König. 1435 im Frieden von Vordingborg blieben List und das angrenzende Listland, wo sich der Königshafen, der wichtigste Hafen zwischen Elbe und Skagen befand, wie Westerland-Föhr, Amrum und der Süden von Rømø königliche Enklave. Der beim Amt Tondern verbleibende Hauptteil behielt seine relative Unabhängigkeit bei. Auch die Land- und Strandvögte, die die Obrigkeit auf der Insel vertraten, waren durchweg Sylter. Zum Teil wurden die Ämter über Generationen in einer Familie weitergegeben.
Neuzeit
Zwischen der um 1450 entstandenen Kielholtz-Chronik und der Chronik des Morsumer Küsters Muchel Madis ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind keine schriftlichen Quellen bekannt. Daher kann auch die Einführung der Reformation auf Sylt nicht sicher datiert werden.
Im Jahr 1628, während des Dreißigjährigen Krieges, kamen 400 kaiserliche Soldaten auf die Insel, zogen jedoch bald wieder ab. Im folgenden Jahr erreichte die Pest Sylt. 1644 fand am Königshafen eine Seeschlacht zwischen einer dänischen und einer holländisch-schwedischen Flotte statt.
Um 1640 wurde erstmals von einer Sylter Schule im Kirchspiel Keitum berichtet. Um 1700 versandete der Hafen. Walfang, Seefahrt, Austernzucht und der Entenfang in Vogelkojen sorgten im 17. und 18. Jahrhundert für bescheidenen Wohlstand bei Teilen der Bevölkerung, während diejenigen, die als Kleinbauern und Landarbeiter auf dem kargen Boden arbeiteten, oftmals in großer Armut lebten. Die Verkoppelungsverordnung von 1766, die die Aufteilung der früheren Almende ermöglichte und auf dem Festland oft zu größeren Erträgen führte, trug bei den oft kleinen und unfruchtbaren Flurstücken auf Sylt nicht unwesentlich zur Verarmung bei. Bei einer Volkszählung im Jahre 1769 hatte die Insel 2.814 Einwohner.
Modernisierungszeit
Die Lebensverhältnisse um 1800 waren sehr unterschiedlich: Wohlhabende Kapitäne und Kaufleute profitierten noch von der Seefahrt, während Bauern und Landarbeiter meist in Armut lebten. Nach dem Walfang-Boom früherer Epochen blieb der wirtschaftliche Aufschwung begrenzt und Sylt blieb lange eine fast baumlose Insel.
Im frühen 19. Jahrhundert begann eine systematische Aufforstung und Bepflanzung der Dünen mit Strandhafer, um den gefährlichen Sandflug einzudämmen und Ackerböden zu schützen. Diese Maßnahmen formten das Landschaftsbild nachhaltig.
1855 wurde Westerland zum ersten Sylter Seebad gegründet, was eine neue Ära einläutete. Der Tourismus entwickelte sich ab Mitte des Jahrhunderts langsam, aber beständig: Gäste kamen per Dampfschiff an, und Fremdenverkehr wurde bald zum wichtigen Wirtschaftsfaktor. Künstler wie Hans-Peter Feddersen und Eugen Bracht besuchten die Insel regelmäßig.
Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg kam Sylt 1866 an Preußen und wurde in die Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert. Seit dieser Zeit nahm der Fremdenverkehr langsam zu; die Kurgäste kamen per Postschiff von Tondern oder mit dem Schnelldampfer von Hamburg. In der Saison 1911 hatte das Seebad Westerland die bisherigen Modebäder Wyk auf Föhr und Büsum in der Beliebtheit und der Zahl der Übernachtungen überflügelt.
Weltkriegsära
Im Ersten Weltkrieg wurde auf Sylt mit der sogenannten „Inselwache“ zwar deutsches Militär einquartiert, die Insel wurde aber nie zum Kriegsschauplatz. Baracken, Geschützstellungen und Kasernen wurden nach Kriegsende entweder ziviler Nutzung zugeführt oder abgerissen.
Nach dem Krieg stimmten die Sylter bei einer Volksabstimmung mit einer Mehrheit von 88 Prozent für die weitere Zugehörigkeit zu Deutschland. Der damalige Hauptverbindungshafen Hoyer lag nun jedoch in Dänemark, so dass die Anreise zur Insel für deutsche Gäste eine umständliche Auslandsreise wurde. Auch vor diesem Hintergrund wurde das Projekt eines Eisenbahndammes vom deutschen Festland durchs Wattenmeer vorangetrieben. Im Jahr 1927 wurde der elf Kilometer lange, nach Reichspräsident Paul von Hindenburg benannte Hindenburgdamm eröffnet, über den bis heute die Marschbahn führt. Die Fährverbindung nach Hoyer konnte gleichzeitig eingestellt werden.
In den 1930er Jahren galt die Insel auch unter vielen prominenten Anhängern des Nationalsozialismus wie Hermann Göring als schick. Die nationalsozialistische Ideologie gewann nach und nach an Boden. Viele Hoteliers und Gastwirte des zuvor als liberal geltenden Seebades Westerland passten sich schnell an: Sie bezeichneten ihr Haus als „judenfrei“ und erklärten jüdische Gäste für unerwünscht. Auch die Nazi-Organisation Kraft durch Freude (KDF) nutzte Sylt als Urlaubsort. So kam es, dass in Westerland bald in zahlreichen Strandburgen und Vorgärten Hakenkreuzflaggen wehten. Im Gegensatz dazu zog das intellektuelle Kampen weiterhin Künstler und Literaten an, die dem Nationalsozialismus kritisch gegenüberstanden. Einer der Treffpunkte war das Haus Kliffende in der Kampener Heide. Auch ein Aufmarsch der SA konnte die damalige Pensionswirtin Clara Tiedemann nicht beeindrucken – sie weigerte sich standhaft, die Hakenkreuzflagge zu hissen.
Im Jahr 1938 erfolgte zusammen mit dem Bau des Nössedeichs die Eindeichung des Rantumbeckens durch den Reichsarbeitsdienst. Man wollte einen tidenunabhängigen Wasserflugplatz errichten, der jedoch schon bei seiner Fertigstellung nicht mehr als „kriegswichtig“ eingestuft wurde. Das Rantumbecken dient heute als Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Sylt zum Sperrgebiet erklärt und der Fremdenverkehr kam vollständig zum Erliegen. Es wurden massive Bunkeranlagen und Seezielbatterien mit schweren Geschützen in den Dünen gebaut, die der Stationierung von 10.000 Soldaten auf der Insel dienen sollten. Man erwartete eine mögliche Invasion der Alliierten über die Nordsee – diese geschah jedoch in der Normandie, so dass Sylt weitgehend von kriegerischen Handlungen verschont blieb. Gezielte Bombenangriffe erfolgten am 7. September 1939, 8. September 1939, 3. Dezember 1939, 19. März 1940 und 17. Dezember 1940 durch englische Verbände, hierdurch entstanden an Zivilgebäuden jedoch lediglich geringe Schäden. In den letzten Kriegstagen fand die Invasion durch die Engländer mit Panzern und Fahrzeugen über den Hindenburgdamm statt. Es kam zur Kapitulation ohne Gegenwehr.
1945 wurden Heimatvertriebene der ehemaligen deutschen Ostgebiete, vorwiegend aus Ostpreußen, in den alten Wehrmachtswohnungen und Lagern aufgenommen. Dadurch verdoppelte sich die Bevölkerung auf rund 25.000 Einwohner. Ein Großteil der zunächst in Lagern Untergebrachten fand mit dem Wiederaufbau des Fremdenverkehrs Arbeit auf Sylt und blieb.
Eine kleine Gruppe Heimatvertriebener stellten die von ihrer Insel vertriebenen Helgoländer dar. Die Engländer erklärten nach 1945 die Insel Helgoland zum Sperrgebiet und nutzten sie als Bombenabwurfplatz, so dass die Insel bis 1952 unbewohnbar blieb. Einige Helgoländer siedelten sich auf Sylt an, insbesondere in Hörnum, von wo aus sie mit ihren Fischkuttern und Booten weiterhin ihre heimatlichen Gewässer anfahren konnten und so den Kontakt zu Helgoland und zur Nordsee behielten. Anders als die Heimatvertriebenen der ehemaligen deutschen Ostgebiete konnten die Helgoländer unmittelbar nach der Freigabe „ihrer“ Insel zurückkehren. Diese Chance ließ sich kaum ein Exil-Helgoländer entgehen, so dass heute kaum noch ehemalige Helgoländer zur Sylter Bevölkerung zählen.
Moderne Zeit
In den 1950er und 1960er Jahren stiegen mit der zunehmenden Reiselust der Deutschen die Übernachtungszahlen wieder stark an. Die Insel veränderte durch zahlreiche Baumaßnahmen zusehends ihr Gesicht. Ab Mitte der 1960er Jahre entstand das Westerlands Silhouette prägende „Neue Kurzentrum“ mit seinen drei bis zu dreizehnstöckigen Appartementblöcken unmittelbar am Meer. Zahlreiche weitere mehrgeschossige Appartementhäuser folgten. Durch den erheblich angestiegenen Individualverkehr wurden verkehrsberuhigende Maßnahmen nötig, die Fußgängerzonen und Bereiche mit Nachtfahrverbot in Westerland entstanden.
Seit den 2000er Jahren gibt es in unterschiedlichen politischen Gremien Bestrebungen, die Insel auch verwaltungspolitisch zu einer Gebietskörperschaft zusammenzufassen. So fusionierten am 1. Januar 2009 die beiden größten Gemeinden Sylt-Ost und Westerland zusammen mit Rantum zur „Gemeinde Sylt“. Ob und wann sich die restlichen Inselgemeinden dieser Fusion anschließen, ist in den jeweiligen politischen Gremien umstritten.
Mit Beginn der Coronazeit wurden im Frühjahr 2020 Restaurants, Hotels und Freizeiteinrichtungen geschlossen, touristische Reisen wurden eingeschränkt oder verboten. Es gab Beherbergungsverbote und Kontaktbeschränkungen. Ab Juni 2020 erfolgten schrittweise Lockerungen: Restaurants durften wieder öffnen, Wellnessbereiche und Schwimmbäder wurden mit Auflagen zugänglich, und Kitas sowie Schulen nahmen den Regelbetrieb wieder auf. Maskenpflicht und Abstandsregelungen blieben bestehen. In der Folgezeit kam es zu temporären Schließungen von Gastronomiebetrieben auf Sylt und Absagen von Veranstaltungen wie dem Syltlauf. 2021 und 2022 wurden 2G-/3G-Regeln eingeführt, und vor der Anreise war oft ein negativer Corona-Test verpflichtend. Maskenpflicht galt weiterhin in Innenräumen. Auf der ganzen Insel fanden auch Impfaktionen statt, um die Bevölkerung zu schützen. Ab 2023 kam es zu weiteren Lockerungen, jedoch blieben Testpflichten bei Übernachtungen und Maskenpflichten an bestimmten Orten teilweise erhalten.
Verwaltung
Die Insel Sylt ist in zwei Verwaltungsbereiche unterteilt. Das Amt Landschaft Sylt mit Sitz in der Gemeinde Sylt verwaltet die Inselorte, die nicht zur Gemeinde Sylt gehören. Per Bürgerentscheid im Mai 2008 wurde der Zusammenschluss der Gemeinde Sylt-Ost mit der Stadt Westerland zum 1. Januar 2009 beschlossen. Angestrebt wird jedoch von unterschiedlichen Interessengruppen eine Fusion aller Inselgemeinden zu einer Verwaltungseinheit.
Der Fusion der drei Kommunen ging eine mehrjährige Diskussion zur Vereinigung der Stadt Westerland mit den sechs Gemeinden des Amtes Landschaft Sylt voraus. Ziel war die Schaffung einer gemeinsamen Kommunalverwaltung für die gesamte Insel. Das Vorhaben scheiterte jedoch am Widerstand einzelner Kommunen. Ein im Sommer 2007 ausgearbeiteter Gesetzentwurf zur Fusion wurde nicht verabschiedet.
Im Dezember 2007 startete eine örtliche Bürgerinitiative parallel ein Bürgerbegehren zur Fusion der beiden Kommunen Westerland und Sylt-Ost. Per Bürgerentscheid wurde am 25. Mai 2008 der Zusammenschluss der beiden Gemeinden zum 1. Januar 2009 durchgeführt. Im Juli 2008 erklärten auch die Einwohner Rantums während einer Einwohnerversammlung ihre Bereitschaft zur Fusion. Schließlich unterzeichneten die Bürgermeister der drei Kommunen am 30. September 2008 die Gebietsvereinigungsverträge. Im Unterschied zur früheren Stadt Westerland beantragte die Gemeinde Sylt zunächst keine Stadtrechte.
Die Gemeinde Sylt führt auch die Verwaltungsgeschäfte für das Amt Landschaft Sylt durch, dem sie selbst nicht angehört. Verwaltungssitz ist nach einhelligem Beschluss das bisherige Rathaus von Westerland, hinzu kommen Außenstellen und Bürgerbüros. Derzeit beraten die politischen Gremien von Wenningstedt-Braderup, Hörnum und List auf Sylt konkrete Beitrittsszenarien. Lediglich die Gemeinde Kampen hat sich bislang noch nicht an den Fusionsbemühungen beteiligt.
Herrschaftsgeschichte
um -800 bis 8. Jahrhundert Germanische Stammesgemeinschaften
8. Jahrhundert bis 1386 Uthlande des Königreichs Dänemark (Kongeriget Danmark)
1386 bis 1474 Grafschaft Holstein-Rendsburg, List bei Königreich Dänemark (Kongeriget Danmark)
1474 bis 30. Oktober 1864 Herzogtum Holstein
30. Oktober 1864 bis Januar 1867 Königreich Preußen
Januar 1867 bis Juni 1920 Kreis Tondern, Provinz Schleswig-Holstein, Königreich Preußen, ab 1871 Deutsches Kaiserreich
Juni 1920 bis 8. Mai 1945 Kreis Südtondern, Bundesland Schleswig-Holstein, Deutsches Reich
8. Mai 1945 bis 23. Mai 1949 Kreis Südtondern, Bundesland Schleswig-Holstein, Britische Besatzungszone
23. Mai 1949 bis 1. Januar 1970 Kreis Südtondern, Bundesland Schleswig-Holstein, Bundesrepublik Deutschland
seit 1. Januar 1970 Kreis Nordfriesland, Bundesland Schleswig-Holstein, Bundesrepublik Deutschland
Legislative und Exekutive
Die Gemeindevertretung der Gemeinde Sylt besteht aus 32 Mitgliedern, die alle vier Jahre gewählt werden.
Inseloberhaupt
Höchster Repräsentant der Insel ist der Bürgermeister der Gemeinde Sylt.
Bürgermeister der Gemeinde Sylt
2009 - 2015 Petra Reiber (parteilos)
2015 - 2024 Nikolas Häckel (parteilos)
2024 - 2025 Carsten Kerkamm (CDU) [kommissarisch]
seit 2025 Tina Haltermann (parteilos)
Politische Parteien
Auf der Insel gibt es neben den überregionalen Parteien CDU, SPD, FDP, den Grünen und dem Südschleswigschen Wählerverband (SSW) drei lokale Gruppierungen: die Sylter Wählergemeinschaft (SWG), Die Insulaner und die Liste Zukunft Sylt. Bei der Wahl zur Sylter Gemeindevertretung am 14. Mai 2023 errang die CDU zwölf, die SWG, die SPD, der SSW und die Grünen jeweils vier, die Liste Die Insulaner drei Sitze. Die FDP und die Zukunft. erhielten jeweils einen Sitz. Bürgervorsteher wurde Andreas Dobrzinski (CDU).
Die AfD ist ebenfalls als politische Partei aktiv, jedoch ohne Ortsverband. Bei der Bundestagswahl 2025 erreichte sie einen Stimmenanteil von etwa 11,4 % in der Gemeinde Sylt, was einen Zuwachs von 7,5 % gegenüber der letzten Wahl ergab.
Justizwesen und Kriminalität
Das Justizwesen auf Sylt ist Teil des Gerichtsbezirks des Amtsgerichts Niebüll, das für Sylt und umliegende Gemeinden zuständig ist. Auf Sylt selbst gibt es keine eigene Gerichtsinstanz; Gerichtsangelegenheiten werden über das Amtsgericht Niebüll geregelt, das dem Landgericht Flensburg und dem Oberlandesgericht Schleswig übergeordnet ist. Die Insel verfügt über Schiedsleute, die für die Schlichtung kleinerer Streitigkeiten zuständig sind und somit eine wichtige Rolle im außergerichtlichen Konfliktmanagement spielen.
Sylt gilt insgesamt als eine vergleichsweise sichere Insel mit einem ruhigen Alltagsleben. Allerdings gibt es auch Fälle schwererer Straftaten, die teils mediale Aufmerksamkeit erlangten, etwa eine Auseinandersetzung mit tödlichem Ausgang in den 1980er Jahren im Zusammenhang mit Motorradclubs. Zudem erinnert eine Gedenktafel bei Westerland an Opfer der Wehrmachtsjustiz, die während des Zweiten Weltkriegs auf der Insel hingerichtet wurden.
Flagge und Wappen
Das Wappen der Stadt Westerland zeigt in Silber über blau-silbernen Wellen einen roten Leuchtturm mit goldener Laterne, von dem nach rechts und links drei rote, goldschimmernde Strahlenbündel ausgehen. Im unteren Teil des Leuchtturms befindet sich ein kleines Schild mit dem Sylter Wappen: oben silber, unten blau mit einem silbernen Hering. Das Wappen wurde am 25. Februar 1907 verliehen und symbolisiert den Leuchtturm als bedeutendes Seezeichen und die Bedeutung der Fischerei (Hering) für die Insel. Die Farben stammen von Schleswig-Holstein und ergänzen das maritime Thema.
Die Flagge der Stadt Westerland zeigt im weißen Feld, das oben und unten von je einem schmalen blauen Streifen begrenzt wird, über vier weiß-blauen Wellenlinien den roten Sylter Leuchtturm mit dem kleinen Sylter Wappen. Von dem Leuchtturm ausgehen rote, goldschimmernde Strahlenbündel. Die Flagge wurde am 24. Oktober 1955 angenommen. Westerland als eigenständige Stadt wurde zum 31. Dezember 2008 aufgelöst.
Die Gemeinde Sylt führt ein Wappen, das in Rot über blauen Wellen ein goldenes Wikingerboot mit Drachenkopf zeigt. Die Wellen symbolisieren die Nordsee und den Kampf der Sylter mit dem Meer. Das Wappen und die Flagge wurden vom Gemeinderat am 1. Oktober 1985 angenommen und spiegeln die friesische Verbundenheit und maritime Tradition wider.
Hauptort
Bis zur verheerenden Allerheiligenflut des Jahres 1436 war Eidum Hauptort der Insel. Nach bdessen vollständiger Zerstörung gründeten die Überlebenden nordöstlich der vernichteten Siedlung einen neuen Ort, Westerland, der erstmals 1462 urkundlich erwähnt wurde. Neuer Hauptort wurde allerdings Keitum. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Westerland zum wichtigsten Bade- und Erholungsort der Insel. 1855 wurde Westerland zum Seebad ernannt und löste im gleichen Jahr Keitum als Hauptort ab. 1905 erhielt das neue Inselzentrum das Stadtrecht. Das Rathaus der 2009 geschaffenen Gemeinde Sylt befindet sich in der Andreas-Nielsen-Straße 1 bzw. am Bahnweg 20-22. Hier ist auch der Hauptsitz der Inselverwaltung und das Standesamt Sylt.
Verwaltungsgliederung
Die Gemeinde Sylt entstand am 1. Januar 2009 aus dem Zusammenschluss der Stadt Westerland mit den Gemeinden Sylt-Ost und Rantum. Die Gemeinde liegt im Zentrum der Insel. Sie umfasst knapp 60 % der Inselfläche und 70 % ihrer Einwohner. Dazu kommen vier weitere Landgemeinden.
Name | Fläche (km²) | Einwohner 2022 | Dichte (E/km²) |
Hörnum (Sylt) | 5,64 | 854 | 151,42 |
Kampen (Sylt) | 8,42 | 533 | 63,30 |
List auf Sylt | 18,47 | 1.404 | 76,02 |
Sylt | 57,32 | 14.579 | 308,09 |
Wenningstedt-Braderup (Sylt) | 6,16 | 1.441 | 233,93 |
Die Gemeinde Sylt setzt sich mit den Daten des Jahres 1961 wie folgt zusammen:
Ehemalige
Gemeinde |
Fläche (km²) | Einwohner | Dichtge (E/km²) | Wohnplätze |
Archsum | 6,79 | 159 | 23 | Archsum |
Keitum | 10,43 | 1474 | 141 | Keitum, Jüggersmarsch, Kaamp, Klentertal, Munkmarsch, Pionierlager |
Morsum | 11,64 | 734 | 63 | Großmorsum, Holm, Klamshörn, Kleinmorsum, Nösse, Osterende, Schellinghörn, Wall |
Rantum | 7,41 | 561 | 76 | Rantum, Rantum-Nord, Baaktal, Puan Klent |
Tinnum | 7,51 | 1040 | 138 | Tinnum |
Westerland | 8,43 | 8649 | 1026 | Westerland, Dikjen-Deel |
Gemeinde Sylt | 52,21 | 12.617 | 242 |
Verwaltungsgliederung:
5 Gemeinden
15 Ortschaften
Bevölkerung
Sylt hat 21.190 Einwohner, davon leben 9.072 in Westerland (Stand 2007). In diesen Zahlen sind die Zweitwohnungsbesitzer nicht enthalten. Im Folgenden die Bevölkerungsentwicklung samt Dichte, bezogen auf die Fläche von 99,3 km².
Bevölkerungsentwicklung:
1750 2 800 28,20
1769 2 814 28,34
1800 3 000 30,21
1850 3 500 35,25
1890 3 915 34,43
1900 6 000 60,42
1939 13 787 138,94
1951 15 500 156,09
1960 17 592 177,16
1970 22 000 221,55
1973 23 000 231,62
1981 23 200 233,64
1985 23 470 236,35
1991 23 800 239,67
1994 24 160 243,30
1999 21 122 212,71
2000 20 860 210,07
2001 21 790 219,44
2002 21 700 218,50
2003 21 600 217,50
2004 21 500 216,50
2005 21 400 215,49
2006 21 300 214,49
2007 21 190 213,39
2008 21 200 213,49
2009 21 100 212,49
2010 21 000 211,48
2011 20 852 209,99
2012 20 829 209,76
2013 20 000 201,41
2014 17 713 178,38
2015 17 800 179,25
2016 17 850 179,76
2017 17 943 180,69
2018 18 028 181,55
2019 18 118 182,46
2020 18 383 185,23
2021 18 550 186,81
2022 18 811 189,44
2023 18 299 184,28
2024 18 429 185,59
Bevölkerungszusammensetzung:
Bevölkerungszahl 2001 insgesamt 21 790
davon weiblich 11 354 52,11 %
männlich 10 436 47,89 %
davon ländlich 12 937 59,37 %
städtisch 8 853 40,63 %
Volksgruppen
Die wichtigste Volksgruppe auf Sylt sind die Nordfriesen. Sie gehören zur friesischen Volksgruppe, die an der schleswig-holsteinischen Westküste lebt, insbesondere im Kreis Nordfriesland und auf den nordfriesischen Inseln wie Sylt, Föhr, Amrum und Helgoland. Auf Sylt sprechen einige Einwohner noch Sylter Friesisch, auch Sölring genannt, einen der nordfriesischen Dialekte. Allerdings wird heute das Friesische dort nur noch von einem kleinen Teil der Bevölkerung aktiv gesprochen, geschätzt etwa 4 bis 5 Prozent. Das Friesische ist Teil eines nordfriesischen Sprachraums mit mehreren Dialekten, die sich auf den verschiedenen Inseln und im Festland unterscheiden. Das Friesengesetz von Schleswig-Holstein regelt den Schutz der friesischen Sprache und Kultur in der Region, unter anderem die Zweisprachigkeit von Ortsschildern und öffentlichen Einrichtungen sowie die Anerkennung der Friesischen Volksgruppe.
Sprachen
Zu den einheimischen Sprachen der Insel Sylt zählt zum einen das Friesische. Die Sylter Mundart wird Sölring genannt. Mit den Mundarten von Föhr, Amrum und Helgoland bildet sie die inselnordfriesische Dialektgruppe, die sich deutlich vom Festlandnordfriesischen abtrennt. Sölring unterscheidet sich von den anderen Inselmundarten durch die größere Anzahl von dänischen Lehnwörtern. Die üblichen nordfriesischen Rechtschreibregeln werden nicht für die Sylter Mundart verwendet. Nur einige hundert Menschen sprechen heute noch Sölring. In Folge des Massentourismus und der Zuwanderung von Arbeitskräften vom Festland sowie der Abwanderung von Sylter Familien von der Insel ist die friesische Sprache auf Sylt besonders stark aus dem Alltagsleben verdrängt worden.
Gestärkt wird die friesische Sprache durch das sogenannte „Friesisch-Gesetz“ aus dem Jahre 2004, danach wird die alte Sprache wieder gefördert. So können zum Beispiel Ortstafeln und Beschriftungen an öffentlichen Gebäuden zweisprachig (friesisch und deutsch) gestaltet werden. Beispiele dazu sind: Die Ortstafeln „Kampen-Kaamp“, bzw. „Keitum-Kairem“ oder das „Kaamp-Hüs“ – die Kurverwaltung. Auch wird der Friesisch-Unterricht an Schulen und in der Erwachsenenbildung gefördert.
Zum anderen ist traditionell der Sylter Norden, das sogenannte Listland, das über viele Jahrhunderte zur Dänischen Krone gehörte, dänischsprachig. Auch wenn die deutsche Sprache im Alltagsleben dominiert, so findet sich auf der Insel dennoch eine dänische Minderheit, die ihre Sprache und Tradition in Vereinen und Schulen lebendig hält. Neben der dänischen Kirche, der Vesterland Danske Kirke in Westerland mit einem regen Gemeindeleben, existieren auf Sylt zwei dänische Grundschulen (Danske skole) in Westerland und in List. In dem ländlicher strukturierten Sylt-Ost ist in vielen Familien noch die niederdeutsche Sprache sehr verbreitet.
Religion
Über Religion und Bräuche der Sylter Friesen vor der Christianisierung ist nur wenig überliefert. Die im 15. Jahrhundert entstandene Kielholtz-Chronik berichtet von heidnischen Praktiken, die der Chronist selbst erlebt haben will. Die Christianisierung der Friesen erreichte im 11. Jahrhundert auch Sylt. Die frühen christlichen Gotteshäuser dieser Zeit sind nicht erhalten. Um 1240 entstand die noch heute bestehende mächtige St.-Severin-Kirche zu Keitum, der Turm wurde um 1450 aus Ziegel- und Feldsteinen errichtet. Zu dieser Zeit waren die Friesen auch kirchlich sehr unabhängig, zahlten lange keinen Zehnten, bestimmten ihre Prediger selbst und lehnten den Zölibat der Priester ab.
In den 1520er Jahren erreichten die Ausläufer der Reformation die Insel, Sylt wurde evangelisch-lutherisch. Erst mit dem Einsetzen des Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts kamen nach und nach einige Katholiken auf die Insel, teils als Gäste, teils als neue Einwohner. Ende des 19. Jahrhunderts trug man diesen Veränderungen Rechnung und errichtete 1903 in der Neuen Straße in Westerland eine kleine katholische Kapelle. 1957 war diese längst zu klein geworden und mit der Christophorus-Kirche wurde nun ein neues Gotteshaus geweiht, das im Jahre 1998 wiederum durch einen Neubau an alter Stelle ersetzt wurde.
Heute gibt es auf Sylt die evangelischen Kirchengemeinden List, Norddörfer (Norddörferkapelle in Wenningstedt), Westerland (Stadtkirche St. Nicolai und Dorfkirche St. Niels), Keitum (St. Severin), Morsum (St. Martin) sowie Rantum-Hörnum (St. Thomas). Die ebenfalls evangelische Dänische Kirche in Südschleswig ist mit einer Gemeinde in Westerland vertreten.
Evangelische Kirchen:
Friesenkapelle (Wenningstedt, erbaut 1914)
Sankt Jürgen (List, erbaut 1935)
Sankt Martin (Morsum, erbaut 13. Jahrhundert)
Sankt Nicolai (Westerland, erbaut 1908)
Sankt Niels (Westerland, erbaut 1635)
Sankt Peter (Rantum, erbaut 1964)
Sankt Severin (Keitum, erbaut 13. Jahrhundert)
Sankt Thomas (Hörnum, erbaut 1970)
Die Katholische Kirche unterhält neben der St. Christophorus-Kirche in Westerland eine Filialkirche in List (St. Raphael). Die ehemalige katholische St. Joseph-Kirche in Hörnum wurde vor einigen Jahren profaniert.
Darüber hinaus unterhalten in Westerland neben verschiedenen freikirchlichen Gemeinden auch Glaubensgemeinschaften wie die Neuapostolische Kirche, die Baptistengemeinde und Jehovas Zeugen sowie Orthodoxe Christen ihre Gemeinde-, Bet- und Versammlungsräume.
Im Jahr 1904 baute der Berliner Arzt Paul Dahlke einen buddhistischen Theravada-Tempel in Wenningstedt. Im Frühjahr 1920 errichtete er außerdem in der Braderuper Heide eine Stupa, die 1939 im Zuge der Flughafenerweiterung eingeebnet wurde. Nach dem Bau des Hindenburgdamms verlagerte er seine Aktivität nach Berlin, weil er auf Sylt sein Ziel eines abgeschiedenen buddhistischen Kulturzentrums als nicht mehr realisierbar ansah. Auf Sylt existiert seit 1992 ein Zentrum des Tibetischen Buddhismus in Westerland.
Religionsbekenntnisse 2001:
Lutheraner 15 000 61,8 %
Katholiken 1 800 10,1 %
sonstige 1 000 5,6 %
Bekenntnislose 4 000 22,5 %
Siedlungen
Entlang der Sylter Westküste liegen sechs Orte. Die Gemeinde List ganz im Norden der Insel und zugleich die nördlichste Gemeinde Deutschlands, bewahrte durch ihre entfernte Lage zum damaligen Hauptort Keitum und ihre lange Zugehörigkeit zu Dänemark eine größere Eigenständigkeit. An ihrer Ostseite liegt der Schutzhafen, von dem neben Ausflugsschiffen auch die Fähre „Sylt-Express“ der Rømø-Sylt-Linie nach Havneby auf der dänischen Nachbarinsel Rømø verkehrt. Wenningstedt bildete mit Kampen und Braderup gemeinsam die Verwaltungsgemeinschaft der „Norddörfer“ – einen früheren interkommunalen Zweckverband auf der Insel, von dem heute noch der Schulverband existiert. Während Kampen vor allem in den 1950er und 1960er Jahren als der Prominententreff in Deutschland galt, ist Wenningstedt seit über hundert Jahren als „Familienbad“ bekannt. Zwischen Kampen und Wenningstedt, auf der hohen Geest, steht seit 1855 der markante 38 Meter hohe schwarz-weiße Leuchtturm Kampen. Er ist der älteste der Insel. Östlich davon liegt das Naturschutzgebiet „Braderuper Heide“. Unmittelbar südlich von Wenningstedt beginnt das Siedlungsgebiet der Inselmetropole Westerland.
Nachdem die Allerheiligenflut am 1. November 1436 den Ort Eidum vollständig zerstört hatte, gründeten die Überlebenden nordöstlich einen neuen Ort Westerland. Dieser wurde 1462 erstmals urkundlich erwähnt. 1855 wurde das Seebad gegründet, 50 Jahre später erhielt Westerland die Stadtrechte. 1949 wurde es schließlich als Heilbad anerkannt. Die Stadt hatte Ende des Jahres 2007 9.072 Einwohner und ist heute Verwaltungssitz der Gemeinde Sylt. Südlich von Westerland läuft die Insel noch als schmaler Nehrungshaken etwa 15 km an einer fiktiven Flut-Ebbe-Grenze vor dem Festland entlang, bis sie vom aus dem Wattgebiet östlich der Südhälfte der Insel heraus ablaufenden Gezeitenstrom, dem Hörnum-Tief, abgeschnitten wird. Dort liegt der Ort Rantum. Dieser Ort musste, wie kaum ein anderer auf Sylt, in den vergangenen Jahrhunderten stets gegen die fortschreitende Versandung ankämpfen. Nicht wenige Höfe und eine Kirche mussten den damals noch unbefestigten, sich allmählich nach Osten bewegenden Wanderdünen weichen. Erst mit der Anpflanzung von Dünengras (Strandhafer) wurde diese Gefahr gebannt. Dieser Nehrungshaken wird vor allem durch den vom Westwind aufgebauten Dünenwall geprägt. Nach Osten finden sich vereinzelt schmale Marschlandstreifen. Hörnum an der Südspitze der Insel gilt als der jüngste Ort; erst kurz nach 1900 wurde er dauerhaft besiedelt. Aber schon in früherer Zeit soll die unbesiedelte Südspitze der Insel Fischern und Seeräubern als vorübergehender Unterschlupf gedient haben. Aus dieser Zeit soll die noch heute verwendete Flurbezeichnung Budersand stammen; sie bezeichnet eine mächtige Düne an der Ostseite des Ortes, auf der in früheren Zeiten „Buden“ – also Hütten – gestanden haben sollen. Von ständigen Sandverlusten ist die Südspitze der Insel, die so genannte „Odde“, gezeichnet; Jahr für Jahr werden große Teile der Dünenlandschaft durch Sturmfluten und Gezeiten abgetragen. Auch Küstenschutzbauwerke erzielten keine nachhaltige Wirkung, so dass auch in Zukunft zu erwarten ist, dass die „Odde“ weiter schrumpfen wird.
Der Osten der Insel bildete bis zum Zusammenschluss mit Westerland 2009 kommunalpolitisch die Großgemeinde Sylt-Ost. Sie war ein Zusammenschluss der zuvor selbstständigen Dörfer der so genannten Nössehalbinsel: Tinnum, Archsum, Morsum mit Keitum (einschließlich Munkmarsch) als Verwaltungsmittelpunkt. Die Weiden der Marsch prägen bis heute das Landschaftsbild und boten über viele Jahrhunderte die Grundlage für den Broterwerb in diesen Dörfern. Die Siedlungsgrenzen von Tinnum gehen mittlerweile fast unmerklich in das Siedlungsgebiet von Westerland über und so profitiert Tinnum von der unmittelbaren Nähe zur Inselmetropole. Die Tinnumburg, südwestlich des Ortes gelegen, ist ein kreisförmiger Wall mit einem Durchmesser von 120 Metern und einer Höhe von 8 Metern. Sie wurde etwa im -1. Jahrhundert errichtet, vermutlich als heidnische Kultstätte oder Wehranlage gegen Angriffe von Mensch und Meer.
Auf dem Gemeindegebiet von Tinnum liegt auch der Flughafen Sylt, ein ehemaliger Luftwaffenstützpunkt, der nun ausschließlich zivil genutzt wird. Der Name „Munkmarsch“ soll der Überlieferung nach die Bedeutung „Mönchsmarsch“ haben. Es hat sich somit bei den Wiesen um fruchtbares Marschland gehandelt, welches ab zirka 1200 zu einem (Mönchs-)Kloster - vermutlich einem der vier Klöster in Ribe - gehörte. Wenige Kilometer nördlich des alten Hauptortes Keitum gelegen, erlangte die alte Bauernschaft Munkmarsch erst Bedeutung, als der alte Keitumer Hafen mehr und mehr versandete und man Mitte des 19. Jahrhunderts beschloss, den Haupthafen der Insel nach Munkmarsch zu verlegen. Bis zum Bau des Hindenburgdammes war der Hafen von Munkmarsch der wichtigste Ankunftshafen für die Gäste, die per Postschiff Raddampfer von Hoyer-Schleuse (heute dänisch) anreisten. Weiter nach Westerland ging es ab 1888 mit einer Schmalspurbahn. Hafen und Bahn verloren 1927 mit der Fertigstellung des Hindenburgdammes an Bedeutung. Die Bahn wurde abgebaut und anstelle des Fährhafens befindet sich dort heute ein privater Yachthafen.
Keitum (friesisch Kairem) ist einer der ältesten Orte der Insel und war über Jahrhunderte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ihr Hauptort. Erst mit dem einsetzenden Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts verlor er nach und nach seine zentrale Bedeutung. Typisch für Keitum sind die erhaltenen alten Kapitänshäuser sowie die baumbestandenen Straßen im Ortszentrum. Markantes Bauwerk ist die alte, nord-westlich des Ortskerns stehende St.-Severin-Kirche aus dem frühen 13. Jahrhundert. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das sogenannte Altfriesische Haus und das Sylter Heimatmuseum. Beide Museen geben Einblicke in das Leben der Sylter vor Einsetzen des Tourismus.
Das ganz im Osten der Insel gelegene Morsum (friesisch Muasem) liegt an der 1,8 km langen und bis zu 21 m hohen Steilküste Morsum-Kliff in einer Heidelandschaft. Am Morsum-Kliff (Buntes Kliff) kann die geologische Geschichte der Region der letzten fünf Millionen Jahre studiert werden. Der Nachbarort Archsum ist ein alter friesischer Bauernort. Er weist mit der Archsum-Burg eines der ältesten Siedlungszeugnisse der Insel auf.
Name | S 1995 | Z 2001 | Z 2011 | S 2017 | S 2018 | S 2019 | S 2020 | S 2022 | S 2024 |
Hörnum (Sylt) | 1.033 | 920 | 904 | 916 | 887 | 893 | 917 | 854 | 824 |
Kampen (Sylt) | 642 | 614 | 510 | 463 | 473 | 461 | 471 | 533 | 492 |
List auf Sylt | 2.884 | 2.693 | 1.549 | 1.484 | 1.483 | 1.493 | 1.553 | 1.404 | 1.540 |
Sylt | 15.504 | 14.975 | 13.811 | 13.638 | 13.595 | 13.689 | 13.818 | 14.579 | 14.167 |
Wenningstedt-Braderup (Sylt) | 1.563 | 1.588 | 1.408 | 1.442 | 1.590 | 1.582 | 1.624 | 1.441 | 1.406 |
Verkehr
Auf Sylt gibt es ein vielfältiges Verkehrs- und Mobilitätsangebot für Bewohner wie Gäste, das Busse, Fahrräder, Taxis, Mitfahrbänke und Autozüge umfasst.
Straßenverkehr
Eine unmittelbare Anbindung an das Straßennetz auf dem Festland besteht nicht. Mit dem PKW oder LKW erreicht man die Insel mit dem SyltShuttle der DB-Autozug. Die Fahrzeuge werden in Niebüll verladen und über die Marschbahn und den Hindenburgdamm nach Westerland gefahren. Neben den Autozügen verkehren über den Hindenburgdamm Nah- und Fernverkehrszüge (IC) der Nord-Ostsee-Bahn und der DB. Die Bahnhöfe der Insel sind (von Ost nach West): Morsum (Sylt), Keitum und Westerland als Kopfbahnhof. Der Hauptbahnhof mit ZOB und Hauptverkehrsknotenpunkt liegt im Zentrum von Westerland.
Auf Sylt ist, wie auch auf den nordfriesischen Nachbarinseln, motorisierter Individualverkehr zugelassen. Die Insel verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz sowie große strandnahe Parkplätze, die zum Teil jedoch kostenpflichtig sind.
Auf der Insel wird der ÖPNV durch die Linien- und Charterbusse der Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG) sichergestellt. Die rund 30 Linienbusse der SVG fahren auf fünf Linien mit vergleichsweise kurzen Taktzeiten sämtliche Inselorte an. Innerhalb Westerlands verkehren zusätzlich so genannte Stadtbusse. Zentraler Busbahnhof, der von allen Linien der Insel angefahren wird, ist der ZOB am Westerländer Bahnhof.
Linie 1: Westerland ↔ List
Linie 2: Westerland ↔ Hörnum
Linie 3: Westerland ↔ Keitum ↔ Wenningstedt ↔ Westerland
Linie 4: Westerland ↔ Morsum
Stadtbus: Westerland & Kleiner Tinnumer
Als Radfahrer kann man ein gut ausgebautes Radwegenetz von rund 250 km Gesamtlänge nutzen, welches alle Inselgemeinden erschließt. Es gibt kaum eine Stelle, die nicht bequem per Rad erreicht werden kann. Als nahezu durchgehender Radweg, der die Insel, mit der Ausnahme des Gebietes der ehemaligen Stadt Westerland, von Nord nach Süd durchquert, dient die Trasse der ehemaligen Sylter Inselbahn.
Bahnverkehr
Die Sylter Inselbahn war eine Schmalspurbahn mit 1000 mm Spurweite, die zwischen 1888 und 1970 betrieben wurde. Die Ostbahn führte nördlich der Ost-West-Achse der Insel vom damaligen Fährhafen Munkmarsch an der Ostküste bis zur Stadt Westerland. Die Fahrt auf der Ostbahn dauerte 1921 laut Fahrplan zwölf Minuten. Die Abfahrtszeiten der Züge waren abhängig vom Fahrplan der Fährschiffe, die tidenabhängig verkehrten. In den Wintermonaten ruhte der Bahnverkehr weitgehend. Da vor Bau des Hindenburgdamms bis 1927 der über die Marschbahn bis Hoyerschleuse ein Großteil des Seebäderverkehrs nach Westerland mit dieser Bahn abgewickelt wurde, nahm der Verkehr nach 1927 drastisch ab. 1916 bis 1922 lag auch von Westerland bis Keitum ein Meterspurgleis.
Die Nordbahn erschloss die Ortschaften nördlich von Westerland. Die Strecke führte überwiegend über den Geestrücken der Insel sowie durch Dünengebiete. Wichtige Ortschaften an der damaligen Strecke sind Wenningstedt, Kampen und der Endbahnhof List. Bis 1937 befand sich der Lister Bahnhof etwa in Höhe der späteren Drehscheibe, rund 500 Meter südlich des Hafens. Wegen militärischer Bautätigkeit in diesem Gebiet musste der Bahnhof rund 500 Meter weiter nach Süden auf Streckenkilometer 16,2 verlegt werden. Zwei Anschlussstrecken zur Sylter Nordspitze dienten militärischen Zwecken. Die Fahrtzeit zwischen Westerland und List betrug im Jahr 1950 planmäßig 41 Minuten.
Die Südbahn wurde ursprünglich errichtet, um die am damals neu erbauten Hörnumer Anleger ankommenden Passagiere bequem nach Westerland zu befördern. Damit begründete sie wesentlich den Badeverkehr nach Westerland. Sie erschloss auf ihrer Strecke die Ortschaften südlich von Westerland, insbesondere Rantum und Hörnum. Die Trasse verlief überwiegend durch Dünengebiete. Bis 1935 war die Südbahn die einzige Verbindung nach Hörnum; befestigte Straßen existierten lediglich bis Rantum. Somit diente die Südbahn auch der Versorgung der südlichen Insel mit Waren und Gütern des täglichen Bedarfs. Die Fahrzeit der Personenzüge zwischen Westerland und Hörnum betrug 1950 planmäßig 42 Minuten.
Ein Großteil der alten Trasse der Bahn dient heute als Rad- und Wanderweg, der die gesamte Insel in Nord-Süd-Richtung erschließt. Die Trasse der Ostbahn führte zu einem großen Teil über das Gelände des heutigen Flughafens Sylt und ist nach umfassenden Baumaßnahmen auf diesem Gelände nicht mehr zu erkennen. Die Anschlussgleise und Strecken der Wehrmacht sind ebenfalls ausnahmslos zurückgebaut, so dass man heute nur noch in einigen Fällen ansatzweise den damaligen Verlauf dieser Stichgleise erkennen kann. Vom ZOB Westerland in nordöstliche Richtung verläuft auf der ehemaligen Trasse seit Ende der 1970er Jahre die nach der Inselbahn benannte Straße Bahnweg.
Entlang der Strecken gab es zahlreiche Bahnhöfe und Haltepunkte. Massive Empfangsgebäude gab es an der Südbahn nur an den Endpunkten in Westerland – der Südbahnhof und später der Reichsbahnhof – und in Hörnum. An der Nordbahn gab es, außer an den Endpunkten in Westerland und List, massive Bahnhöfe in Kampen und Wenningstedt. Alle übrigen Haltepunkte mussten ohne feste Bauwerke auskommen. Teilweise dienten umgebaute ehemalige Personenwagen als Wartehäuschen. Ferner gab es einen weitläufigen Betriebshof mit Ausbesserungswerk und Werkstätten auf dem Gelände nordöstlich des Nordbahnhofes (alter Ostbahnhof) in Westerland.
Die damaligen Empfangsgebäude der Bahn sind nicht mehr erhalten. Zuletzt wurden 2004 das ehemalige Empfangsgebäude des Bahnhofs Kampen und 2006 das ehemalige Bahnhofsgebäude in List abgerissen. Von den Betriebsgebäuden ist lediglich ein ehemaliger zweiständiger Lokschuppen im Bereich der ehemaligen Drehscheibe in List erhalten; er wird heute als Werkstatt und Lagerhalle genutzt. Reste des Gleisbettes finden sich heute noch an einem alten Bahnübergang auf der Zufahrtstraße des Jugendheims Puan Klent. An der Stelle des ehemaligen Bahnhofs Hörnum sind noch die Bahnsteigkante sowie der Plattenbelag des ehemaligen Bahnsteiges gut zu erkennen. Ebenfalls ein Stück der Bahnsteigkante ist entlang des Radwegs in Höhe des ehemaligen Bahnhofs Kampen erhalten geblieben.
Schiffsverkehr
Sylt verfügt insgesamt über vier Häfen, von denen der nördlichste in List und der südlichste in Hörnum öffentlich sind. Von diesen Häfen fahren Seebäderschiffe und Ausflugsdampfer zu den Nachbarinseln Amrum, Föhr und den Halligen sowie zu Kurzseefahrten in das Wattenmeer. Darüber hinaus verkehrt vom Lister Fähranleger die Römö-Sylt-Linie. Zusätzlich hat sich dort eine touristische Infrastruktur mit Restaurants, Fischbuden und Souvenirläden entwickelt. Diese Häfen bieten außerdem als Schutzhäfen Anlegeplätze für Sportboote; aber auch Fahrzeuge der Krabben- oder Muschelfischer machen hier fest. Zwei weitere Häfen, der ehemalige Fährhafen Munkmarsch sowie der in den 1930er Jahren am damaligen Seefliegerhorst entstandene Hafen Rantum, sind im Privatbesitz von Yachtclubs und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Zwischen der dänischen Nachbarinsel Rømø und dem Hafen in List besteht eine Verbindung mit der Fahrzeug- und Personenfähre der Römö-Sylt-Linie. Die Fähre verkehrt bis zu acht Mal täglich und ist nach dem Sylt Shuttle die zweitwichtigste Verbindung für PKW und LKW auf die Insel.
Auf der Insel Sylt gibt es folgende Leuchttürme und Leuchtfeuer.
Hörnumer Unterfeuer
Standort: Düne auf der Odde bei Hörnum
Betrieb: zerstört durch Sturmflut 1979
ehemalige Turmhöhe: 7 m
Leuchtturm Hörnum
Standort: Hörnum, 54°45‘ N, 8°18‘ O
Inbetriebnahme: 1907
Turmhöhe: 34 m
Feuerhöhe: 48 m
Befeuerung: Drehspiegel, Blitzgruppenfeuer, 2000 Watt
Tragweite: 48 km
Alter Turm (Leuchtfeuer Rotes Kliff)
Standort: Rotes Kliff, 54°58‘ N, 8°20‘ O
Betrieb: 1913 bis 1975
Turmhöhe: 11 m
ehemalige Feuerhöhe: 23 m
ehemalige Befeuerung: elektrisches Glühlicht
ehemalige Tragweite: 28 km
Leuchtfeuer Kampen
Standort: Kampen, 54°27‘ N, 8°21‘ O
Inbetriebnahme: 1856
Turmhöhe: 40 m
Feuerhöhe: 62 m
Befeuerung: Gürtellinse
Tragweite: 36 km
Leuchtfeuer List-Ost
Standort: List, 55°03‘ N, 8°27‘ O
Inbetriebnahme: 1858
Turmhöhe: 13 m
Feuerhöhe: 22 m
Befeuerung: Gürtellinse
Tragweite: 25 km
Leuchtfeuer List-West
Standort: List, 55°03‘ N, 8°24‘ O
Inbetriebnahme: 1858
Turmhöhe: 11 m
Feuerhöhe: 19 m
Befeuerung: Gürtellinse
Tragweite: 25 km
Flugverkehr
Sylt ist jedoch auch über den Flughafen Sylt im Linien- und Charterverkehr zu erreichen. Vor allem in der Sommersaison wird dieser Flughafen mehrmals täglich von vielen deutschen Großstädten und Ballungszentren aus direkt angeflogen und hat somit seit Ende der 1990er Jahre erheblich an Bedeutung für den Tourismus gewonnen. Im Jahr 2008 war er mit 153.000 Fluggästen der Flughafen Schleswig-Holsteins mit der zweithöchsten Passagierzahl.
Der Flughafen wurde unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs errichtet. Treibende Kraft war dabei der Tourismus, denn schon damals zählte vor allem Westerland zu den beliebtesten Modebädern der Zeit.
Im Juli 1919 wurde dann – als zweite Linienflugverbindung der Deutschen Luftreederei – eine Linienflugverbindung auf der Strecke Berlin–Hamburg–Sylt geschaffen. Damit gehört der Sylter Flughafen zu den Flughäfen mit der längsten Linienflug-Tradition in Deutschland. Obwohl der Flughafen nur im Sommer angeflogen wurde und die Flugzeuge damals nur drei bis fünf Passagiere aufnehmen konnten, zählte der Sylter Flughafen im Jahr 1925 bereits 2.560 Fluggäste.
Ende der 1920er Jahre wurde der Flughafen zunächst nach Nordosten von 17 ha auf 37 ha vergrößert. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre wurde der Flugplatz aufgrund seiner strategischen Bedeutung zu einem Fliegerhorst mit drei sternförmig angelegten Start- und Landebahnen ausgebaut, die Gesamtfläche betrug nun 85 ha.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Insel zur Festung ausgebaut und so kam mit dem Fremdenverkehr auch der zivile Flugbetrieb ganz zum Erliegen. In den Jahren auch nach dem Krieg wurde Flughafen bis 1961 ausschließlich zum militärischen Flugbetrieb durch die Siegermächte genutzt, die den Platz zunächst als Airfield B.170 bezeichneten. Ab Mitte Juli 1945 diente die RAF Sylt zunächst für knapp zweieinhalb Jahre als Basis für Waffentrainingskurse von Staffeln anderer RAF-Stations. Erst als der Fliegerhorst der Bundeswehr übertragen wurde, wurden Teile des Flughafens auch wieder zu zivilen Zwecken mitgenutzt. Von 1961 bis 2005 war auf dem militärischen Teil des Sylter Flughafens die Marinefliegerlehrgruppe stationiert, wo die militärische und fachliche Ausbildung der Mannschaften und Unteroffiziere der Marinefliegergeschwader der Bundesmarine stattfand.
Neben Bedarfslinienflügen von und nach Hamburg, Kiel und Flensburg entwickelte sich in den 1960er Jahren auch eine Fluglinie Berlin–Sylt–Berlin, welche anfangs als Charterstrecke vom Reisebüro Germania und später als subventionierte Linie von British Airways erfolgreich betrieben wurde. Die Einwohner des damaligen West-Berlin nutzten die Flugverbindung sehr rege, da sie so die mühsame Anreise durch das Staatsgebiet der DDR vermeiden konnten. Bis zum Mauerfall gehörte die sogenannte „Mittagsmaschine“, die in den Sommermonaten täglich gegen 13:00 Uhr auf Sylt eintraf und etwa eine Stunde später zum Rückflug nach Berlin startete, zu einer festen Größe im Luftverkehr über der Insel.
Dem folgten Pauschalflugreisen sowie Linienflugziele in alle Regionen Deutschlands. In dieser Zeit konnten Verkehrsflugzeuge unterschiedlichster Bauart auf Sylt beobachtet werden. Im Jahre 1971 überließ die Bundeswehr das eigentliche Flugbetriebsgelände zusammen mit einigen Gebäuden der inzwischen gegründeten Sylter Flughafen GmbH & Co. 1990 wurde zur dringend nötig gewordenen Kapazitäts- sowie Qualitätsverbesserung auf einem neuen Standort ein neues Abfertigungsgebäude mit integriertem Kontrollturm, ein neues Instrumentenanflugsystem mit entsprechender Anflugbefeuerung sowie eine Rettungs- und Fahrzeughalle errichtet. Die Flugsicherungseinrichtungen wurden später durch ein Radarsystem und neueste Flugdatenverarbeitung ergänzt.
Seit 1998 ist der neue Betreiber des Flughafens, durch eine Firmenumstrukturierung, die SFG Sylter Flughafen GmbH & Co. Betriebs- und Service-KG. Zum 1. Dezember 2005 endete die Nutzung des militärischen Teils des Flughafens durch die Marinefliegerlehrgruppe. Nach Abzug der letzten Angehörigen des Nachkommandos im März 2006 wird der gesamte Flughafen ausschließlich zivil genutzt.
Auf dem Gelände des Flughafens befinden sich zwei räumlich getrennte Terminals (Terminal 1 und Terminal 2) Während von Terminal 1 nahezu alle wichtigen Linienverbindungen abgefertigt werden, wird Terminal 2 vor allem für den regionalen Luftverkehr - zum Beispiel zu den Nachbarinseln, sowie für Charterflüge und für alle Flügen der dort ansässigen Fluggesellschaft Sylt Air genutzt. Seit der letzten Erweiterung des Abflugbereiches von Terminal 1 um einen zusätzlichen Wartebereich mit insgesamt drei Gates, können nun bis zu drei Maschinen mit zusammen bis zu 500 Passagieren nahezu gleichzeitig abgefertigt werden. Im Ankunftsbereich stehen zwei Gepäckbänder zur Verfügung.
Die Fluggastzahlen haben sich innerhalb von fünf Jahren mehr als verdreifacht. Zählte man im Jahr 2004 noch 48.000 Fluggäste, waren es 2006 aufgrund weiter ausgebauter Direktverbindungen schon mehr als die doppelte Zahl, nämlich 111.000. Im Jahr 2008 waren es 153.000 Reisende und im Jahr 2010 nutzten über 210.000 Passagiere den Airport. Damit ist dieser nördlichste Flughafen Deutschlands nach dem Flughafen Lübeck-Blankensee der meistfrequentierte Flughafen in Schleswig-Holstein.
Nach der letzten Ausbaustufe des Abfertigungs- und Empfangsgebäudes mit nunmehr drei Gates und zwei Gepäckbändern, liegt die als maximal angesehene Passagierzahl bei etwa 300.000 Passagieren p. a. Wobei zu beachten ist, dass der weitaus größte Teil der Passagiere an den Sommerwochenenden abgefertigt wird, an denen es bereits jetzt zu Kapazitätsengpässen kommen kann. Im Winterhalbjahr hingegen, sowie an vielen Wochentagen ist der Flughafen nicht ausgelastet.
Am 30.Mai 2008 stürzte ein aus den Niederlanden kommendes deutsches Privatflugzeug des Typs Beechcraft Bonanza mit drei Personen an Bord beim Landeanflug auf den Flughafen etwa drei Kilometer vor der Landebahn auf eine Wiese, welche direkt an ein Wohngebiet grenzt. Hierbei wurden der Pilot getötet und zwei Passagiere verletzt. Dritte kamen nicht zu Schaden.
Die Vereinigung Cockpit führte den Flughafen Sylt in ihrer Flughafen-Mängelliste 2009 auf. Darin bemängelte sie vorrangig das Fehlen wichtiger technischer Ausstattungsmerkmale und Features an diesem Airport. Im Bericht für das Jahr 2010 wird dem Flughafen ein ausdrückliches Lob (Mängelstern-frei) ausgesprochen, da Runway Guard Lights und das ATIS nun in Betrieb sind.
Der Aeroclub Sylt nutzt ein östlich des eigentlichen Flughafenareals liegendes Gelände für den Segelflugsport. Begonnen hatte man schon in den 1920er Jahren mit Segelflügen an der Dünenkante von Wenningstedt. Damals noch unter dem Dach der „Deutschen Verkehrsfliegerschule“. 1961 zog man auf das Flughafengelände. (nach wikipedia)
Airlines | Ziele |
Condor | saisonal: Düsseldorf |
Eurowings | Düsseldorf, Stuttgart, saisonal: Köln/Bonn |
Lufthansa | saisonal: Frankfurt, München |
Rhein-Neckar Air | saisonal: Mannheim |
Sylt Air | saisonal: Hamburg |
Swiss International Air Lines | saisonal: Zürich |
Sylt Airport
deutscher Name: Flughafen Sylt
Code: GWT / EDXW
Lage: 54°54‘48“ N, 8°20‘26“ O
Seehöhe: 16 m (51 ft)
Entfernung: bei Westerland
Inbetriebnahme: 1919, zivil ab 1961
Betreiber: Flughafen Sylt GmbH
Fläche: 240 ha
Terminal: 1
Rollbahnen: 2
Länge der Rollbahnen: 2120 m und 1696 m (beide Asfalt)
Fluggesellschaften: 6
Flugzeug-Standplätze: ca. 100
jährliche Passagierkapazität: 300.000
jährliche Frachtkapazität: ca. 4000 t
Flughafen-Statistik: Jahr Flugzeugabfertigungen Passagiere Fracht in t
1994 21 050 77 000 .
1995 20 817 81 000 .
1996 19 883 85 000 .
1997 18 072 82 387 .
Wirtschaft
Parallel zu den seit den 1950er Jahren stark ansteigenden Touristenzahlen gingen andere Wirtschaftszweige erheblich zurück. Die Wirtschaft der Insel ist nahezu vollständig unmittelbar oder mittelbar vom Tourismus abhängig. Somit sind sowohl Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen als auch das Handwerk auf die Bedürfnisse der Gäste und Vermieter zugeschnitten. Landwirtschaft und Seefahrt spielen seit Mitte der 1970er Jahre eine zunehmend geringere Rolle in der Sozialstruktur der Insel; allein in Sylt-Ost finden sich nach wie vor arbeitende Betriebe der Land-, Vieh- und Holzwirtschaft. Da Sylt im Gegensatz zum strukturschwachen Festland Nordfrieslands ein Überangebot an Arbeitsplätzen aufweist, pendelt ein Großteil der Arbeitnehmer, zirka 3.000 Personen, täglich vom Festland per Zug und Fähre auf die Insel; somit wirkt sich die Wirtschaftskraft der Insel auch auf das angrenzende Festland aus.
Die große Wirtschaftskraft zieht nicht nur Arbeitnehmer an, sie ist gleichzeitig Grund für einen stetigen Wegzug von Sylter Familien auf das benachbarte Festland, da die extrem hohen Grundstücks- und Immobilienpreise sowie die höheren Lebenshaltungskosten für viele Sylter nicht mehr tragbar sind. Dieser Prozess wird als Gentrifizierung bezeichnet.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft auf Sylt ist geprägt von wenigen, überwiegend familiären Betrieben, die sich den besonderen klimatischen und ökologischen Bedingungen der Insel anpassen. Betriebe wie der Gänsehof in Keitum bestehen seit Generationen und bewirtschaften teilweise hunderte Hektar Grünland für Schafe, Mutterkühe (zum Beispiel Galloways) und Gänse. Spezialisiert wird auf Weidehaltung, denn gerade Schafe und Rinder sind optimal an das raue Klima und die salzhaltigen Wiesen (Salzwiesen) angepasst.
Der Hansenhof in Morsum ist der einzige verbliebene größere Hühnerhof auf Sylt. Gemüseanbau, etwa Erdbeeren, spielt auf kleinen Biohöfen auch eine Rolle, etwa im Erdbeerparadies Braderup, oft mit Direktverkauf.
Viele Betriebe arbeiten ökologisch, nach Bio-Standards und fördern den Küstenschutz: Schafe tragen zur Deichpflege und zum Erhalt der charakteristischen Sylter Landschaft bei. Förderung von Artenvielfalt, Klima- und Bodenschutz spielt eine große Rolle; Förderprogramme unterstützen nachhaltige Bewirtschaftung und die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft.
Die Betriebe leisten einen wichtigen Beitrag zum ländlichen Raum, stehen aber wirtschaftlich oft unter Druck, da die Zahl der aktiven Landwirte sinkt und junge Menschen meist andere Berufsfelder wählen. Viele Betriebe kombinieren ihre Landwirtschaft mit Direktvermarktung, Hofläden, Fleisch- und Eierverkauf oder auch pädagogischen Angeboten für Gäste und Einheimische.
Weinbau
Auf Sylt wird seit 2009 Weinbau betrieben. Im Osten der Insel bei Keitum befindet sich das nördlichste offizielle Weinanbaugebiet Deutschlands. Initiatoren wie Henning Lehmann, Olaf Klein und Birgitta Quendler bauten zuerst etwa 2.700 Reben der besonders robusten und pilzwiderstandsfähigen Sorte Solaris an, die sich für das raue Seeklima eignet. Auch das Weingut Balthasar Ress aus dem Rheingau ist engagiert und gründete 2009 den Weinberg „55 Grad Nord“ in Keitum. Weitere Versuche mit Müller-Thurgau wurden eingestellt, heute dominiert Solaris.
Die Weinernte startete klein (12 Liter in der ersten Lese), aber in guten Jahren werden nun auch über 1.000 Liter „Sölviin“ und „Söl’Ring“ erzeugt – beides sind Weißweine mit fruchtigem Charakter und hoher Qualität. Der Anbau folgt meist ökologischen Grundsätzen; der Ausbau und die Abfüllung erfolgen teils in Kooperation mit Winzern in Süddeutschland. Aufgrund der geringen Flächen und schwierigen Bedingungen ist Sylter Wein eine exklusive Rarität – er wird überwiegend auf der Insel konsumiert und in gehobenen Restaurants oder direkt in Keitum angeboten.
Fischerei
Die Fischerei auf Sylt blickt auf eine sehr lange Geschichte zurück, die vor allem von der Austernfischerei geprägt ist. Bis in die 1920er-Jahre wurden jährlich über eine Million Austern aus dem Wattenmeer geerntet, bevor die Bestände durch Überfischung zusammenbrachen.
Austern gehören seit Jahrtausenden zur Ernährung auf Sylt, archäologische Funde reichen bis in die Steinzeit. Schon im 11. Jahrhundert entstanden künstliche Austernbänke, und ab dem 13. Jahrhundert entwickelte sich rund um Keitum, List und Hörnum eine bedeutende Austernfischerei, die auch per Segelboot betrieben wurde. Im 19. Jahrhundert zählte man zwischen Sylt, Föhr und Amrum dutzende Austernbänke mit Millionenfängen pro Jahr. 1910 erfolgten erste Versuche zur künstlichen Ansiedlung per Bassins; im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden verschiedene Zuchtmethoden getestet.
Nach dem Niedergang der natürlichen Austernbestände entstand mit der Dittmeyer’s Austern-Compagnie 1986 ein modernes Zuchtunternehmen, das heute die bekannten „Sylter Royal“ Austern produziert – diese gelten als kulinarische Spezialität der Insel.
Die Wildfischerei (Krabben, Seezunge, Scholle) ist wichtiger Bestandteil der Küche, aber wirtschaftlich bedeutungslos geworden. Garnelen (Krabben) und Muscheln werden aus dem Wattenmeer gefangen; Freizeit-Angeln ist für Gäste und Einheimische sehr beliebt, auch im Süßwasser.
Handwerk
Auf Sylt gibt es vier Sylter Handwerksinnungen, die diese Gewerke organisatorisch vertreten. Diese Vielfalt wird vor allem durch die steigende Bautätigkeit und die touristische Nachfrage ständig gebraucht, was Handwerkern gute Beschäftigungsmöglichkeiten bietet.
Darüber hinaus existieren zahlreiche spezialisierte Handwerksbetriebe wie Möbelmontage, Garten- und Landschaftsbau, Tapezierer und Montagefirmen. Viele Handwerker bieten kleine Reparaturarbeiten, Renovierungen und Gartendienstleistungen an, die besonders für die Vielzahl an Ferienhäusern auf der Insel wichtig sind.
Industrie
Das einzige Industrieunternehmen, die Beyschlag Werke, verließ 1971 aufgrund steigender Grundstückspreise und der für sie ungünstigen Verkehrsanbindung die Insel. Bis Anfang 1974 wurden die verbleibenden Abteilungen schrittweise nach Heide verlegt, was zu einem erheblichen Arbeitsplatzverlust und einem Abzug von über 1000 Menschen führte. Die Beyschlag Werke waren lange der größte Industriebetrieb der Insel mit bis zu 660 Mitarbeitern und Marktführer in der Herstellung von Schichtwiderständen.
Wasserwirtschaft
Die Wasserwirtschaft auf Sylt basiert hauptsächlich auf der Nutzung eines unter der Insel liegenden Grundwasservorkommens, der sogenannten Süßwasserlinse im Geestkern der Inselmitte. Dieses Grundwasser wird aus etwa 16 Brunnen in Tiefen von 25 bis 45 Metern gefördert und speist die Trinkwasserversorgung der Gemeinden Sylt, Hörnum und List.
Die Energieversorgung Sylt GmbH (EVS) und die Ver- und Entsorgung Norddörfer GmbH (VEN) sind die Hauptversorger für Trinkwasser auf der Insel, wobei EVS die Gemeinden Sylt, Hörnum und List bedient und VEN die Gemeinden Kampen und Wenningstedt-Braderup. Insgesamt werden jährlich etwa 2,2 bis 2,6 Millionen Kubikmeter Trinkwasser gefördert und verteilt.n Das Sylter Trinkwasser ist von hervorragender Qualität, es ist sauber, klar, kohlensäurehaltig und wird nur minimal mit Calciumcarbonat (Juraperle) und gefilterter Sylter Luft aufbereitet. Die Insel engagiert sich seit 2020 aktiv im Projekt „Wasserwende“, um den bewussten Umgang mit Trinkwasser zu fördern und den Verbrauch von Flaschenwasser zu reduzieren. Es gibt rund 20 Refill-Stationen, an denen Leitungswasser kostenlos nachgefüllt werden kann.
Neben der Wasserversorgung kümmern sich EVS und VEN auch um die umweltfreundliche Aufbereitung des anfallenden Abwassers auf der Insel. Die Insel setzt auf nachhaltige Wasserförderung, bei der nur ein Bruchteil des natürlichen Reservats entnommen wird, um die Substanz der Süßwasserlinse zu erhalten. Verschiedene Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Verbrauchssenkung werden von den Versorgungsunternehmen umgesetzt, um die Wasserressourcen langfristig zu sichern.
Energiewirtschaft
Auf der Insel gibt es, im Gegensatz zum Schleswig-Holsteinischen Festland, keine Windkraftanlagen. Das Projekt Butendiek plant, einen Offshore-Windpark mit 80 Anlagen zirka 35 km vor der Küste in der Nordsee westlich von Sylt zu errichten. Der Windpark wurde im Jahr 2004 von der damaligen rot-grünen Landesregierung genehmigt und ab dem Jahr 2011 sollen die ersten Windkraftanlagen errichtet werden.
Die Energiewirtschaft auf Sylt wird maßgeblich von der Energieversorgung Sylt GmbH (EVS) getragen, dem regionalen Energieversorger mit Sitz in Westerland. EVS versorgt die Insel mit Strom, Erdgas, Wärme, Wasser und Abwasser. Seit 2011 bezieht die EVS ausschließlich 100% Ökostrom mit TÜV-Siegel, der vorwiegend über zwei Hochspannungskabel vom Festland auf die Insel gebracht wird. Die Insel nutzt damit ausschließlich sauberen, regenerativen Strom, ohne Preiserhöhungen für Verbraucher. Es gibt verschiedene Stromtarife, unter anderem spezielle Angebote für Wärmepumpen und Nachtstrom.
EVS bietet Erdgasversorgung auf der gesamten Insel an. Das Gas enthält seit 2011 einen Biogas-Anteil von etwa 10 Prozent, um die Umweltbilanz zu verbessern. Eine Erdgastankstelle in Westerland unterstützt die Nutzung von Gas als Kraftstoff und macht sie mit einer Elektro-Ladestation zu einer umweltfreundlichen „Umweltstation“. Gas gilt als wichtige Brückentechnologie im Übergang zu komplett erneuerbaren Energien auf Sylt.
EVS ist auch für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung verantwortlich und betreibt eine moderne Infrastruktur mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Das Unternehmen verfolgt ein umfassendes Umweltmanagement und wurde für seine technischen Sicherheitsstandards ausgezeichnet.
Abfallwirtschaft
Die Abfallwirtschaft auf Sylt ist ein zentrales Element des Umweltschutzes auf der Insel und wird hauptsächlich durch die Abfallwirtschaftsgesellschaft Nordfriesland mbH (AWNF) und die Firma REMONDIS organisiert und durchgeführt.
Auf Sylt wird großer Wert auf Mülltrennung gelegt. Es gibt verschiedene Tonnen für recyclebare Kunststoffe (gelbe Tonne), Papier und Pappe (grüne Tonne) sowie Restmüll. Das korrekte Trennen hilft, das Müllvolumen zu reduzieren und Recycling zu fördern. Die Insel verwendet moderne Abfallbehälter, darunter auch unterirdische Container und intelligente Müllbehälter mit Sensoren zur Meldung des Füllstands, um die Abholung effizienter zu gestalten und Überfüllungen zu vermeiden. Die Abfall-App Nordfriesland hilft Bewohnern und Unternehmen, Abfuhrtermine nicht zu verpassen.
Im Jahr 2024 wurden auf Sylt vier neue elektrische Abfallsammelfahrzeuge eingeführt, um den CO2-Fußabdruck der Müllentsorgung zu reduzieren und die Lebensqualität auf der Insel zu verbessern.
Für größere Mengen oder spezielle Abfälle gibt es auf Sylt Abfallwirtschaftszentren, zum Beispiel in Westerland (Am Rantum Becken), wo Abfälle sortiert und umgeschlagen werden können. Diese Zentren bieten auch die Annahme von Sperrmüll, Baustellenabfällen und Elektroaltgeräten an. Sylt fördert aktiv die Müllvermeidung und das Recycling, inklusive Informationskampagnen und nachhaltigem Umgang mit Ressourcen, um die natürliche Schönheit der Insel zu bewahren.
Handel
Sylt ist ein attraktiver Standort für Fachhändler aus der Lebensmittelbranche, die auf Messen wie der jährlichen Sylt Gastro Messe ihre Produkte präsentieren und neue Geschäftskontakte knüpfen. Die Messe zieht fachkundige Besucher und Aussteller aus Gastronomie und Hotellerie an und unterstützt den regionalen Handel.
Der Wochenmarkt in Westerland bietet seit April 2025 zweimal die Woche frische Lebensmittel aus der Region, wie Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und backwaren, sowie handgefertigte Non-Food-Produkte wie Lederwaren und Wollartikel. Er ist ein wichtiger sozialer Treffpunkt und fördert den regionalen Handel.
Viele Sylter Unternehmer sind in einem Vereinsverband organisiert, der den Austausch und gemeinsame Interessen vertritt. Diese Unternehmer kommen aus den Bereichen Handel, Gastronomie, Hotellerie, Vermietung und Dienstleistung.
Der Handel auf Sylt umfasst auch spezialisierte Anbieter und Marken, wie zum Beispiel die Fischmanufaktur Gosch Sylt, die in der Region als erfolgreiches Unternehmen mit nachhaltigem Wachstum gilt.
Marken und Unternehmen nutzen Sylt als exklusiven Standort für limitierte Editionen und Pop-Up-Stores, zum Beispiel der Uhrenhersteller Longines mit einer Sylt-Edition, was den lokalen Handel bereichert und Touristen anzieht.
Die Handelslandschaft profitiert vom vielfältigen Einzelhandel, großen Events, der Touristennachfrage und dem breiten Angebot an frischen und regionalen Produkten sowie hochwertigen Spezialitäten.
Finanzwesen
Auf Sylt haben folgende Banken Niederlassunegn:
Sylter Bank eG (Genossenschaftsbank) mit Hauptgeschäftsstelle in Keitum und weiteren Filialen in Westerland, Morsum, List und Wenningstedt. Die Bank bietet umfassende Services von Girokonten über Beratung bis zu Wertschließfächern und digitalen Bankdienstleistungen.
Deutsche Bank mit Filiale in Westerland, die eine breite Palette von Privat- und Geschäftskundenprodukten anbietet.
Commerzbank AG mit Standort in Westerland, ebenfalls mit umfassendem Serviceportfolio.
HypoVereinsbank UniCredit Bank GmbH und Nord-Ostsee Sparkasse (Nospa) mit Regionaldirektion in Westerland und weiteren Niederlassungen auf der Insel.
Neben klassischen Bankdienstleistungen gibt es auch Immobilienvermittlung und Finanzierung speziell für das Immobiliengeschäft auf Sylt, das durch den starken Immobilienmarkt geprägt ist. Die Banken bieten neben lokaler Präsenz auch digitale Services mit Apps und Online-Banking, um den Bedürfnissen von Einheimischen und Touristen gerecht zu werden.
Gesundheit und Soziales
Neben zahlreichen niedergelassenen Ärzten stellt vor allem die Nordseeklinik, im Norden von Westerland gelegen, die medizinische Grundversorgung sicher. In den Gebäuden eines ehemaligen Luftwaffenlazaretts wurde im Jahr 1953 der öffentliche Krankenhausbetrieb aufgenommen, zuvor befand sich ein kleines Krankenhaus an der „Rote-Kreuz-Straße“ in Westerland. Nach langjähriger Trägerschaft durch die Arbeiterwohlfahrt gehört die Nordseeklinik seit 1991 mit ihren Krankenhaus- und Rehaabteilungen zur privatwirtschaftlichen Unternehmensgruppe der Asklepios Kliniken, die mehrere Krankenhäuser in Deutschland betreibt. Daneben existieren auf der Insel zahlreiche Rehabilitationseinrichtungen mit den Behandlungsschwerpunkten Herz-, Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.
Krankheiten
Auf Sylt gibt es keine speziellen Krankheitshäufungen.
Bildung
In den Orten Westerland, Sylt-Ost, Hörnum und Wenningstedt befinden sich Schulen der Primarstufe. Bis in die 1950er Jahre existierte in Hörnum eine Zwergschule, die ihren Unterrichtsraum im Hörnumer Leuchtturm hatte. Im Jahr 2007 wurde die ehemalige Boy Lornsen-Schule in Keitum geschlossen und aufgrund sinkender Schülerzahlen mit der Schule in Tinnum zusammengelegt. In Westerland und List befinden sich zwei dänische Schulen und Kindergärten.
Weiterführende Schulen sind ausschließlich in Westerland angesiedelt. Dazu zählen neben den im Schulzentrum Sylt angesiedelten selbstständigen Schulen Gymnasium, Real- und Hauptschule eine Förderschule sowie eine Außenstelle der Berufsschule Niebüll, in der Schüler in handwerklichen und gastronomischen Berufen ausgebildet werden. Die ehemalige Haupt- und Realschule haben sich zum Schuljahr 2009/10 zu einer Gemeinschaftsschule zusammengeschlossen.
Schulen 2002:
Grundschulen 7
Dänische Schulen 3
Hauptschule 1
Realschule 1
Gymnasium 1
Pestalozzischule 1
Berufsschulen 2
Behindertenschule 1
Jugendaufbauwerk 1
insgesamt 18 (davon 8 in Westerland)
Höhere Bildung
Im Norden der Insel befindet sich zwischen Kampen und List in einem Dünengebiet unmittelbar hinter dem Strand die Volkshochschule Klappholttal, eine der ältesten Volkshochschulen Schleswig-Holsteins. In List gibt es konkrete Planungen, auf dem ehemaligen Kasernengelände der Marineversorgungsschule neben einer Internatsschule der Sekundarstufen I und II auch einen Universitätscampus zu errichten.
Bibliotheken und Archive
Hauptbibliothek der Insel ist die Sylt Bibliothek in Westerland (Stephanstraße 6b) gegenüber dem Rathaus. Sie bietet umfassenden Medienbestand: Bücher, Hörbücher, Musik, DVDs, Zeitschriften, Zeitungen, Gesellschaftsspiele sowie digitale Angebote (ONLEIHE, e-Circle, Tonies, Tip-Toi), Leseausweis, Internetzugang, Druck-, Kopier- und Scanservice. Die Bibliothek ist kostenfrei für Kinder und Jugendliche, günstige Tarife für Erwachsene.
Zusätzlich gibt es weitere Bibliotheken und besondere Angebote:
Bücherei List/Sylt: Im Tourismusbüro List, jeden Mittwoch geöffnet für alle Altersgruppen.
Schulbibliothek am Schulzentrum Sylt: Ca. 2.000 Bücher für Schülerinnen und Schüler verschiedener Genres, dienstags bis donnerstags geöffnet.
Das Angebot richtet sich an Familien, Einheimische, Touristen und Schulklassen. Für das schlechte Wetter hält jedes Haus einen eigenen Lesebereich bereit, insbesondere für Kinder. Bücher können sofort vor Ort gelesen oder für Strandtage ausgeliehen werden.
Kultur
Seit Aufkommen des Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts lockte die Insel Künstler an. Insbesondere Kampen war zu Beginn des 20. Jahrhunderts so etwas wie eine Künstlerkolonie. Neben den Verlegern Ferdinand Avenarius und Peter Suhrkamp kamen zahlreiche bekannte und weniger bekannte Kunstschaffende auf die Insel. Maler wie Emil Nolde, Siegward Sprotte, Ole West, Hans Nordmann und Ernst Mollenhauer (der in Keitum begraben liegt), aber auch Dichter und Denker wie Thomas Mann oder Kunst-, Tanz-, Film- und Theaterleute wie Gret Palucca und Will Grohmann zog es in den Sommermonaten nach Sylt.
Sylt weist vor allem in den Sommermonaten eine beachtliche Dichte an Künstlern, Galerien, Ausstellungen und Lesungen auf. Seit 2001 schreibt die Stiftung kunst:raum sylt quelle jedes Jahr ein Literaturstipendium unter dem Namen Inselschreiber aus. Bewerben können sich deutschsprachige Schriftsteller, die bereits in Buchform publiziert haben.
Museen
Das Sylter Heimatmuseum in Keitum zeigt in einem Kapitänshaus des 18. Jahrhunderts die Geschichte der Insel von den Anfängen über Seefahrt und Walfang bis zur Kultur des 20. Jahrhunderts. Der Eingang erfolgt durch den Unterkieferknochen eines Finnwals, der eindrucksvoll in den Garten führt. Zu sehen sind unter anderem Sylter Trachten, eine umfangreiche Sammlung von Alltagsgegenständen und Exponaten zur Walfanggeschichte.
Das Erlebniszentrum Naturgewalten in List ist ein interaktives Museum rund um die Naturgewalten der Nordsee, Watt, Wind und Küste. Besucher erleben Filme, Exponate zum Anfassen, Hörstationen und können Seehunde über eine Webcam beobachten. Ein Aquarium mit Meeresbewohnern aus Nordsee und Korallenriffen rundet das Angebot ab und macht es zu einem Highlight für Familien und Bildungsinteressierte.
Das Altfriesische Haus in Keitum, ein historisches Wohnhaus aus dem Jahr 1640, vermittelt das Leben und die Wohnkultur der Friesen vergangener Jahrhunderte mit maritimen Schwerpunkten. Es ist als Zeitkapsel erhalten und zeigt die Sylter Lebensart des 17. und 18. Jahrhunderts.
Das Feuerwehrmuseum Sylt in Keitum ist ein Geheimtipp für Feuerwehrfans und Geschichtsinteressierte. In dem ehemaligen Spritzenhaus werden alte Feuerwehrfahrzeuge, Uniformen und Gerätschaften ausgestellt, ergänzt durch persönliche Anekdoten und praktische Brandschutztipps von ehemaligen Feuerwehrleuten.
Weitere Museen auf der Insel sind das Steinzeitgrab Denghoog, das man von innen besichtigen kann, sowie der Naturpfad Vogelkoje Kampen, der historische Entenfanganlagen und die Inselflora und -fauna präsentiert.
Architektur
Die Insel war ursprünglich auf Grund der Kargheit des Landes und des unwirtlichen Klimas recht dünn besiedelt. So existierten um 1800 in Wenningstedt gerade einmal acht Stavenplätze und in List nur zwei Höfe. Hörnum war bis etwa 1900 völlig unbesiedelt und der Ort Rantum musste zeitweise völlig vor dem starken Sandflug kapitulieren, der Höfe, Weideland und Felder unter sich begrub. Die ursprünglich Bauweise waren die reetgedeckten, niedrigen Friesenhäuser. Im Unterschied zu den Häusern auf dem Festland weisen die so genannten Uthlandfriesischen Häuser einen spitzen Giebel über der Eingangstür auf, der sich bis knapp unter den First erstreckt.
Die Häuser stehen fast alle in Ost-West-Richtung, um dem vorherrschenden Westwind eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Im dem Wetter zugewandten Westteil der Häuser befanden sich die Ställe, sodass der Wohnbereich auf der geschützteren Ostseite lag. Die Dachgeschosse der alten Häuser wurden nicht zum Wohnen genutzt, sondern dienten als Heu- und Vorratslager, das über eine Heuluke in dem oben erwähnten Friesengiebel erreichbar war.
Bis heute erhaltene Friesenhäuser stehen nahezu ausnahmslos unter Denkmalschutz, dennoch wurden fast alle Häuser mit mehr oder weniger starken baulichen Veränderungen zu reinen Wohn- oder Appartementhäusern umgewandelt. Dabei wurde insbesondere durch den nachträglichen Einbau von Dachgauben, sowie den Umbau des ehemaligen Stallteils zu Wohnzwecken das äußere Bild des Hauses stark verändert. Lediglich das vom Söl’ring Forinning schon seit 1907 als Museum betriebene so genannte „Altfriesische Haus“ in Keitum aus dem Jahre 1737 zeigt die ursprüngliche Nutzungs- und Bauform dieser Gebäude weiterhin auf. Erhalten sind neben der eigentlichen Bausubstanz auch viele typische Ausstattungsgegenstände und Möbel, wie der in die Wand eingelassenen Alkoven mit dem nur 1,75 m langen Bettkasten, die Rauchküche mit offenem Herd und Feuerstelle für den in der Kööv (Döns) gelegenen Ofen. Ein weiteres im Originalzustand belassenes Haus befindet sich im Freilichtmuseum Molfsee.
Bildende Kunst
Auf Sylt gibt es zahlreiche Ausstellungen, Galerien und Kunstveranstaltungen, die von Malerei und Skulptur bis zu Fotografie und zeitgenössischer Kunst reichen. Ein Highlight ist die Sylt Art Fair, die jährlich in der Neuen Bootshalle in List stattfindet und hochwertige internationale Kunstwerke ausstellt, darunter Werke von renommierten Künstlern wie Gerhard Richter und Jeff Koons. Sylt bietet außerdem inspirierende Skulpturenparks, wie etwa im Severin*s Resort & Spa, und zahlreiche Galerien und Kunstpfade, die das breite Spektrum bildender Kunst auf der Insel repräsentieren.
Die Sylt Art Fair findet in der Neuen Bootshalle in List statt (etwa von Mai bis September) und zeigt zeitgenössische Kunst von Pop-Art bis Street-Art auf über 600 Quadratmetern. Dort können Besucher Werke von internationalen Top-Künstler:innen entdecken, Künstler persönlich treffen und an Vernissagen und Kunstgesprächen teilnehmen.
Sylt bietet zudem Ausstellungen zu bedeutenden Künstlern, zum Beispiel Emil Nolde im Sylt Museum, und Galerien wie Coco & James in Kampen, die wechselnde Ausstellungen mit bekannten und jungen Künstlern veranstalten. Die Galerie am Meer präsentiert expressive Landschaftsbilder und vielfältige Kunst auf Sylt.
Literatur
Die Insel wurde von Menschen geprägt und prägte gleichermaßen viele Menschen, die auf der Insel lebten oder sich mit ihr befassten. So begann der in Keitum geborene Freiheitskämpfer Uwe Jens Lornsen seine politische Karriere auf Sylt, und Theodor Storm verfasste nach längeren Aufenthalten auf der Insel die durch seinen Tod unvollendet gebliebene Sylter Novelle. Nach dem Keitumer Kapitän Lorenz de Hahn ist das Auswandererdorf Hahndorf in Australien benannt. Und bis heute finden sich in den Liedtexten des Liedermachers Reinhard Mey regelmäßig Bezüge zur Insel – so etwa in seinem Lied Klar Kimming.
Dass das alte Sylt nicht in Vergessenheit geriet, wurde schon vor über hundert Jahren durch den Keitumer Lehrer und Heimatkundler Christian Peter Hansen sichergestellt, der als bedeutendster Chronist der Insel gilt. Nach dessen Tod führte der Heimatforscher Christian Jensen seine Arbeit fort.
Theater
Die insulare Theaterszene umfasst verschiedene Spielstätten und Formate, darunter Theater, Kabarett, Musik und Comedy. Bekannteste Einrichtung ist das Meerkabarett, das seit 1994 besteht und im Sommer in der Lagerhalle der Sylt Quelle in Rantum sowie im Friesensaal in Keitum gespielt wird. Dieses Festival bietet ein hochwertiges und unterhaltsames Programm mit bekannten Stars und Newcomern. Weitere Spielstätten sind etwa der Friesensaal in Keitum, der als großer und historischer Veranstaltungsort mit einer großen Bühne dient, sowie der Alte Kursaal in Westerland, der ebenfalls Theater- und Saalveranstaltungen bietet. Zudem gibt es auf Sylt immer wieder wechselnde Theaterstücke, Kabarett und Konzerte an verschiedenen Orten auf der Insel.
Film
Immer wieder war Sylt Drehort für Spielfilme. So drehte schon Friedrich Wilhelm Murnau einen großen Teil der Außenaufnahmen seines frühen Stummfilmes Der Gang in die Nacht im August 1920 auf der Insel bei Kampen. Im Frühjahr 2009 drehte Roman Polanski zahlreiche Außenaufnahmen zu seinem Hollywood-Film Der Ghostwriter in List und Munkmarsch.
Auf Sylt befindet sich die Kinowelt Westerland im Zentrum von Westerland in der Fußgängerzone der Strandstraße. Dieses Kino bietet vier Kinosäle mit gemütlichem Ambiente, in denen aktuelle Blockbuster, Komödien, 3D-Filme sowie Live-Übertragungen der Met Opera und des Royal Ballet gezeigt werden. Es ist das zentrale Film- und Kinounterhaltungsangebot auf der Insel mit regelmäßigen Vorstellungen für Familien, Schulklassen und andere Besucher. Daneben gibt es auch Open-Air-Kino-Events und gelegentlich Autokino-Veranstaltungen auf Sylt.
Musik und Tanz
Sylt bietet das ganze Jahr über ein abwechslungsreiches Programm mit klassischen Konzerten, Live-Bands, Tanzveranstaltungen und kulturellen Festivals. Ein bedeutendes Ereignis ist das Kammermusikfest Sylt, das 2025 als Oster-Festival vom 17. bis 21. April internationale Spitzenmusiker in verschiedenen Locations der Insel präsentiert. In der Sommerzeit sind besonders die kostenlosen Konzerte in der Musikmuschel in Westerland beliebt, wo Bands wie „Hanno’s Beach Band“, der Sylter Shanty Chor und „The Memories Sylt“ auftreten und das Publikum zum Tanzen und Mitsingen einladen.
Kleidung
Die traditionelle Tracht auf Sylt hat eine lange Geschichte und ist heute noch bei besonderen Anlässen lebendig. Die Sylter Frauentracht ist vor allem für das aufwändige Oberteil namens „Kaartel“ bekannt, das in verschiedenen Farben wie Rot, Blau und Gold vorkommt. Dazu gehört ein Wollrock („Rok“) und eine konisch geformte Haube („Hüüf“), die mit großen silbernen Knöpfen namens „Döpken“ verziert ist und im Haar fixiert wird. Historisch wurden die Trachten durch die Seefahrt beeinflusst, was sich in Stoffen und Silberknöpfen widerspiegelt. Die rote Tracht wurde Anfang des 20. Jahrhunderts fast vergessen, wird aber seit den 1970er Jahren wieder gepflegt und bei offiziellen Veranstaltungen getragen. Für Männer gibt es keine überlieferte Sylter Tracht, sie tragen heute oft eine nautisch inspirierte Kapitänskleidung mit schwarzen Bundhosen, weißem Hemd, Weste und Gehrock.
Merkmale der Sylter Tracht:
Frauen: „Kaartel“ (aufwändiges Oberteil, meist bunt), Wollrock (Rok), „Hüüf“ (Haube) mit silbernen Knöpfen (Döpken)
Männer: keine traditionelle Tracht, stattdessen Kapitänskleidung (schwarze Bundhose, weißes Hemd, Weste, Gehrock)
Historische Einflüsse durch Seefahrt und Handel spiegeln sich in Stoffen und Schmuck wider. Trachten tragen vor allem Frauen bei Festen, Trachtenveranstaltungen und offiziellen Anlässen. Die Trachtengruppe Sölring Foriining erhält und präsentiert die Tradition mit Tanz und Auftritten im In- und Ausland.
Brauchtum
In der Nacht des 21. Februar, dem Vorabend des Petritages, werden in vielen Inselorten große Feuer entzündet. Die Geschichte des Biikebrennens geht als heidnischer Brauch bis weit in die vorchristliche Zeit zurück. Später dienten die Feuer der Verabschiedung der Grönlandfahrer. Das waren jene Sylter, die als Kapitäne oder Besatzung der Walfänger im Frühjahr ins Nordmeer zogen. Wiederbelebt hat diesen Brauch der Sylter Chronist C. P. Hansen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Seitdem werden wieder jährlich die Biiken an den althergebrachten Orten aufgeschichtet und entzündet. Der Petritag ist auf der gesamten Insel Feiertag – alle Schulen und viele Büros und Geschäfte haben geschlossen.
Auf der fast baumlosen Insel wurde zur Weihnachtszeit anstelle eines Weihnachtsbaumes traditionell der Jöölboom aufgestellt, ein kleineres Holzgestell, an den ein Kranz aus immergrünen Zweigen gebunden wurde. Er ruht auf einem Sockel mit dem Abbild von Adam und Eva unter einem (Apfel-)Baum mit der Schlange. Darüber sind ein Pferd, ein Hund und ein Hahn dargestellt. Die aus Salzteig gefertigten Figuren besitzen allesamt symbolische Bedeutung: Adam und Eva mit der Schlange stellen die durch den Sündenfall gewonnene Erkenntnis von Gut und Böse dar. Das Pferd soll für Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer stehen, der Hund für die Treue. Der zuoberst platzierte Hahn soll wie auf den Kirchtürmen nach den Petruserzählungen des Neuen Testaments die Wachsamkeit ausdrücken. Je nach Geschmack und Tradition wurden weitere Naturprodukte als Dekorationsgaben hinzugefügt. Nach dem Aufkommen des Adventskranzes hat sich durchgesetzt, dass an diesem Gestell vier Kerzen befestigt werden, die ähnlich denen eines Adventskranzes nach und nach vor dem Heiligen Abend entzündet werden. Auf Sylt lange Zeit in Vergessenheit geraten, wurde der Jöölboom ab Mitte des 20. Jahrhunderts durch einige Sylter Familien wieder zu neuem Leben erweckt und erfreut sich inzwischen auch über die Insel hinaus wachsender Beliebtheit.
Das Maskenlaufen ist eine Sylter Art des in Nordfriesland verbreiteten „Rummelpottlaufens“. Dieser Brauch wird vor allem noch in den Dörfern von Sylt-Ost gepflegt. Zu Silvester ziehen kleinere Gruppen von Erwachsenen und Kindern, mit Masken verkleidet, von Haus zu Haus. Die so verkleideten Omtaakelten tragen derbe Lieder und Gedichte in friesischer oder teilweise mittlerweile auch in niederdeutscher Sprache vor, oft geht es darin um lokale Ereignisse des vergangenen Jahres. Diese Umzüge enden erst weit nach Mitternacht. Das „Raketenschießen“ und Böllern ist wegen der hohen Brandgefahr auf Grund der vielen reetgedeckten Häuser und der trockenen Heide- und Dünenflächen auf der ganzen Insel untersagt.
Kulinarik und Gastronomie
In der Nordsee vor Sylt können unter anderem Schollen, Hornhecht oder auch Makrelen gefangen werden. Die Nordsee ist auch Lebensraum der beliebten Nordseekrabben. Etwas außergewöhnlicher ist die Zucht von Miesmuscheln in Hörnum, die oft fangfrisch erworben werden können. Exklusive Genüsse garantiert die Sylter Royale Auster, die vor List gezüchtet wird. Im Sylter Binnengewässer schwimmen mitunter Zander, Aal und Barsche.
Auch an Land gibt es einige Feinheiten. Das Fleisch des Sylter Deichwiesenlamms hat aufgrund der Salzwiesen einen ganz besonderen Geschmack. Das gilt auch die für Galloway Rinder, die ganzjährig auf den Wiesen leben und natürlich gezüchtet werden. So verbleiben die Kälber beispielsweise die meiste Zeit bei ihrer Mutter.
Fast überall blüht die bekannte Sylter Heckenrose, aus der Marmeladen und anderes hergestellt werden. Etwas weniger bekannt ist der Sylter Hopfen, der für das gleichnamige Bier gezüchtet wird und Honig von Sylt.
Festkultur
Auf Sylt gelten die deutschen Feiertage.
Festtage:
1. Januar - Neujahr
6. Januar - Dreikönigstag
Anfang April - Ostern
1.Mai - Tag der Arbeit
Ende Mai / Anfang Juni - Pfingsten
1. November - Allerheiligen
25./26. Dezember - Weihnachten
Dazu kommen zahlreiche lokale Feste:
Biikebrennen im Februar, ein traditionelles Fest mit großen Holzfeuern, bei dem der Winter vertrieben wird.
Syltlauf im März, ein großer Laufwettbewerb.
Matjesfestival in List Mitte Juni
Harley-Treffen im Juni, ein großes Treffen von Harley-Davidson-Fahrern mit einer Insel-Rundfahrt.
Craft Beer & Gourmet Festival im Juni.
Hafenfest in Hörnum gegen Ende Juni.
Westerländer Winzerfest im Juli, bei dem Weine aus ganz Deutschland verkostet werden.
Verschiedene Windsurf- und Kitesurf-Events inklusive dem Windsurf World Cup und Kitesurf World Cup im Sommer.
Weihnachtsbaden im Westerländer Hauptstrandbad am 26. Dezember.
Traditionelles Maskenlaufen in Morsum am 31. Dezember..
Silvester Open-Air Party auf der Promenade in Westerland.
Daneben gibt es zahlreiche Musikveranstaltungen wie "Musik am Meer" von Mai bis Oktober, verschiedene Open-Air-Konzerte, Theatergastspiele und Familien- und Kinderveranstaltungen in den Ferienzeiten.
Medien
Neben einer eigenen Tageszeitung, der Sylter Rundschau, die im SHZ-Verlag erscheint, existieren auf Sylt durch Werbung finanzierte und kostenlos verteilte Wochenblätter. Für die Verbreitung terrestrisch empfangbarer Radio- und Fernsehprogramme stehen auf der Insel zwei Sendeanlagen zur Verfügung, der Sender Morsum und der Sender Westerland.
Kommunikation
Auf Sylt gibt es insgesamt 8 Postämter. An der Westküste der Insel enden zwei transatlantische Seekabel, zum einen bei Rantum das 14.000 Kilometer lange Datenkabel AC-1 (Atlantic Crossing) von Brookhaven in den USA kommend, zum anderen am Ellenbogen bei List das von Kanada kommende 8.000 Kilometer lange Seekabel Cantat-3. Die Telefonvorwahl für Sylt lautet 0(0494)651.
Postleitzahlen
25980 Archsum, Keitum, Morsum, Munkmarsch, Rantum, Tinnum
25980 Westerland, Sylt-Ost
25992 Klappholttal, List
25996 Wennigstedt-Braderup
25997 Hörnum
25999 Kampen
Sport
Im sportlichen Bereich auf Sylt besonders beliebt sind Windsurfen, Kitesurfen und Stand-up-Paddling, da die Insel durch starke Nordseewinde ideale Bedingungen bietet. Es gibt viele Surfschulen, die Kurse und Verleih von Ausrüstung anbieten. Neben Wassersport kann man auf der Insel Radfahren auf gut ausgebauten Radwegen genießen, von kürzeren Touren um das Rantumbecken bis hin zu längeren Radrouten entlang des Wattenmeers. Sylt hat zudem mehrere 18-Loch-Golfplätze für alle Spielstärken.
Weitere Sportarten auf Sylt sind Reiten mit Strand- und Wiesenausritten auf fast 30 km Reitwegenetz, Tennis mit zahlreichen Sand-, Asche- und Kunstrasenplätzen sowie Fitnesskurse, Yoga am Strand, Beachvolleyball und Joggen. Das Erlebnisbad Sylter Welle bietet Schwimmvergnügen mit Meerblick und einem 25-Meter-Sportbecken. Im Herbst zieht der Windsurf World Cup internationale Sportler an den Brandenburger Strand.
Fußball
Fußball auf Sylt wird von mehreren Vereinen getragen, wobei das größte und aktuell aktivste Team „Team Sylt“ ist. Dieser Verein entstand 2002 als Fusion mehrerer Sylter Sportvereine (TSV Westerland, TSV Tinnum 66, TSV Morsum, Sportfreunde List) und bietet Fußball für alle Altersklassen an. Das Team Sylt, die größte Fußballgemeinschaft der Insel, ist auf verschiedenen Ebenen aktiv, darunter Jugend- und Herrenmannschaften, und nimmt an regionalen Ligen und Wettbewerben teil. Der FC Sylt bestand von 2008 bis 2012, konnte sich aber auch lokal nie durchsetzen..
Persönlichkeiten
Die wichtigsten mit der Insel Sylt verbundenen Persönlichkeiten sind:
Oluf Braren (1787 - 1839), Maler und Vertreter der Naiven Malerei auf Sylt
Uwe Jens Lornsen (1793 - 1838), deutscher Jurist und Freiheitskämpfer aus Keitum
Theodor Storm (1817 - 1888), Schriftsteller, schrieb die unvollendete „Sylter Novelle“
Ferdinand Avenarius (1856 - 1923), deutscher Dichter und Verleger
Gustav Jenner (1865 - 1920), Komponist, geboren auf Sylt
Emil Nolde (1867 - 1956), Maler, lebte auf Sylt und wurde von der Insel inspiriert
Thomas Mann (1875 - 1955), Schriftsteller, lebte zeitweise auf Sylt
Heinrich Rendtorff (1888 - 1960), Theologe und Landesbischof aus Westerland
Peter Suhrkamp (1891 - 1959), Verleger und Gründer des Suhrkamp-Verlags
Gret Palucca (1902 - 1993), Tänzerin, bedeutende Vertreterin des Ausdruckstanzes
Siegward Sprotte (1913 - 2004), Maler und Bildhauer auf Sylt
Hubertus Jessel (1915 - 2008), Autor aus Sylt
Boy Lornsen (1922 - 1995). Schriftsteller aus Keitum
Heinz Schubert (1925 - 1999), Schauspieler („Ekel Alfred“), Wahlheimat Sylt
Jochen Bleicken (1926 - 2005), Historiker aus Westerland
Reinhard Mey (* 1942), Musiker, bekannt für Lieder über Sylt
Ingo Kühl (* 1953), Zeitgenössischer Künstler auf Sylt
Rainer Fetting (* 1954), Zeitgenössischer Künstler auf Sylt
Peter Klink, Kunstmaler aus Sylt
Dirk-Michael Kirsch, Musiker aus Sylt
Fremdenverkehr
Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland nach Vorbild englischer Badeorte 1855 zum Seebad wurde. Kuren auf Sylt entwickelte sich schnell zur Mode der Ober- und Mittelschicht und führte zur wirtschaftlichen Neuorientierung der Sylter. In den ersten Jahrzehnten blieben die Gäste meist mehrere Wochen wegen der Heilwirkung des Reizklimas und erwarteten während dieser Zeit ein entsprechendes Unterhaltungsprogramm, das seinerseits ein entsprechendes Publikum anzog. Abseits der Hauptorte wurden nach Ende des ersten Weltkrieges in ehemaligen Kasernenanlagen Landschulheime für Kinder aus den Großstädten eingerichtet.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Insel zum Sperrgebiet erklärt, und der Tourismus kam völlig zum Erliegen. Die unmittelbaren Nachkriegsjahre waren auch auf Sylt geprägt von Hunger und Arbeitslosigkeit. Leerstehende Hotels waren oft mit Kriegsflüchtlingen belegt, und der Kurbetrieb ruhte vollständig. Erst nach der Währungsreform konnten in der Sommersaison 1949 die ersten Nachkriegs-Kurgäste verzeichnet werden. Seitdem stiegen die Übernachtungszahlen stetig an. Um 1960 erlebte der Tourismus einen Boom. Außer den bisherigen wohlhabenden Kurgästen zog Sylt nun auch größere Massen an. Das Ortsbild der Stadt Westerland erfuhr eine tiefgreifende Umgestaltung. Prägten bisher neben traditionellen Friesenhäusern und wilhelminischen Bädervillen nur einige größere Hotels das Stadtbild, entstanden nun mit dem „neuen Kurzentrum“ Appartementanlagen mit bis zu 14 Stockwerken. Nach und nach verdrängten diese modernen Anlagen die Villen und Logierhäuser. Diese Appartementanlagen der 1960er und 1970er Jahre prägen heute den Innenstadtbereich von Westerland, während die übrigen Inselorte weitgehend von dieser intensiven Bebauung verschont blieben.
Heute hat die Insel 27.219 Einwohner, über 75.000 Gästebetten und 870.000 Gäste mit 6,97 Millionen Übernachtungen und Tagesgäste im Jahr mit leicht steigender Tendenz. Dabei kommen auf drei Übernachtungsgäste zwei Tagesgäste. Die Zahl der klassischen Kurgäste, die tatsächlich Kuranwendungen in Anspruch nehmen, ist dabei seit den 1980er Jahren auf weniger als ein Zehntel zurückgegangen. Ebenfalls rückläufig ist die Aufenthaltsdauer der Übernachtungsgäste, die im Jahr 2010 bei 8,0 Tagen gegenüber 8,1 Tagen im Vorjahr lag.
Beachtlich ist auf Sylt die hohe Dichte an Restaurants mit gehobenem gastronomischem Angebot und mit durch Fachpresse sowie Restaurantführer ausgezeichneter Küche. Alleine fünf Restaurants weisen Michelin-Sterne auf, und sieben Restaurants sind im Gault Millau verzeichnet. Bezogen auf die Einwohnerzahl ist das die höchste Dichte an ausgezeichneten Restaurants in Deutschland.
Das Freizeitangebot ist zu einem großen Teil durch die Natur bestimmt. Der 40 km lange Sandstrand im Westen der Insel mit über 13.000 Strandkörben ist in weiten Bereichen nur gegen Kurabgabe zugänglich. Geführte Wattwanderungen werden von den Gemeinden, privaten Wattführern oder Naturschutzverbänden wie der „Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V.“ und der Schutzstation Wattenmeer während der Saison angeboten. In Westerland befindet sich direkt an der Strandpromenade ein Meerwasser-Wellenbad, die „Sylter Welle“. Im Jahr 2004 eröffnete das Sylt Aquarium und 2009 das „Erlebniszentrum Naturgewalten“ in List. Zusammen mit dem Tierpark Tinnum kann man sich hier über die heimische Flora und Fauna informieren. Die Insel verfügt über vier Golfplätze, von denen der bislang jüngste in Hörnum seit dem Jahr 2008 bespielbar ist.
Waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Badestrände noch nach Geschlechtern strikt in „Damenbad“ und „Herrenbad“ getrennt und badete man züchtig in langen Badekleidern, so entwickelte sich – ausgehend vom intellektuellen Kampen – ab Anfang des 20. Jahrhunderts eine Bewegung, die ein Sonnenbaden ohne Bekleidung pflegte – die Freikörperkultur, kurz FKK. 1920 eröffnete auf Sylt der erste Nacktbadestrand. Während diese FKK-Bewegung bis in die 1950er Jahre lediglich einen kleinen Anhängerkreis hatte, verbreitete sie sich spätestens mit der sexuellen Revolution über die gesamte Insel. Schnell verband jeder mit dem Namen „Sylt“ das etwas anrüchige Nacktbaden. Seit den 1960er Jahren gibt es am gesamten Weststrand ausgewiesene FKK-Strände, mit so klingenden Namen wie „Abessinien“, „Samoa“ oder „Sansibar“. Der wohl berühmteste Sylter FKK-Strand wurde durch regelmäßige Berichterstattung in den Boulevard-Medien der von „Buhne 16“ in Kampen. Heute verwischen die Abgrenzungen zwischen FKK- und Textilstrand mehr und mehr. Während die eigentlichen FKK-Strände ein wenig an Popularität verloren haben, ist es nicht mehr ungewöhnlich oder aufsehenerregend, an „normalen“ Stränden ohne Bekleidung zu baden oder zu sonnen.
Zunehmende Bedeutung für den Tourismus der Insel haben regelmäßig wiederkehrende Veranstaltungen und „Events“. In der Regel werden solche Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Sponsoren gezielt überregional beworben und locken ein vornehmlich jüngeres Publikum auf die Insel.
Das Meerkabarett, seit 2007 im „kunst:raum sylt quelle“ in Rantum beheimatet, präsentiert seit 1994 im Juli und August hochkarätige Comedians, Kabarettisten und Musiker dem Inselpublikum.
Ebenso zu den festen Größen auf der Insel gehört der sogenannte „Syltlauf“. Dieser Lauf über 33,333 km lockt jährlich bis zu 1500 Läufer auf die Insel. Darüber hinaus finden zahlreiche Regatten und Wassersportwettbewerbe - vornehmlich vor dem Westerländer Weststrand statt. Dazu zählen z.B. der Windsurf-Worldcup, die Kitesurf-Trophy sowie der Deutsche Windsurfcup, und das Cat Festival Sylt, eine Veranstaltung, die mehrere Katamaran-Regatten umfasst.
Literatur
Sylt, wikipedia =
Sylt, wikitravel =
Sylt, wikivoyage =
Reiseberichte
Videos
Atlas
Sylt, openstreetmap =
Sylt, ADAC =
Reiseangebote
Forum
Hier geht’s zum Forum: