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Trotz aller Kriege und eines verheerenden Hurrikans 1772 blieb Nevis bis etwa 1800 außerordentlich wohlhabend. Die Exporte von Zucker, Rum und Melasse waren für Großbritannien wichtiger als alles, was aus Neuengland, Virginia oder Pennsylvania kam. Doch erste Risse zeigten sich: der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg unterbrach den Handel mit Nordamerika, viele Pflanzer verloren durch Kreditpleiten, und die weiße Bevölkerung begann abzuwandern. Um 1800 gab es noch etwa 120 aktive Plantagen, aber Barbados und vor allem Jamaika hatten längst aufgeholt, und die große Blütezeit der „Queen of the Caribees“ neigte sich langsam dem Ende zu. | Trotz aller Kriege und eines verheerenden Hurrikans 1772 blieb Nevis bis etwa 1800 außerordentlich wohlhabend. Die Exporte von Zucker, Rum und Melasse waren für Großbritannien wichtiger als alles, was aus Neuengland, Virginia oder Pennsylvania kam. Doch erste Risse zeigten sich: der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg unterbrach den Handel mit Nordamerika, viele Pflanzer verloren durch Kreditpleiten, und die weiße Bevölkerung begann abzuwandern. Um 1800 gab es noch etwa 120 aktive Plantagen, aber Barbados und vor allem Jamaika hatten längst aufgeholt, und die große Blütezeit der „Queen of the Caribees“ neigte sich langsam dem Ende zu. | ||
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Als das 19. Jahrhundert begann, war Nevis eine der reichsten Zuckerinseln der britischen Karibik. Noch 1805, während der Napoleonischen Kriege, erzielten die 120 aktiven Plantagen jährlich bis zu 10.000 Tonnen Zucker und 600.000 Gallonen Rum. Der Hafen von Charlestown war voller Segelschiffe, die nach London, Bristol und Liverpool ausliefen. Auf dem Höhepunkt besaßen die 800 bis 900 weißen Einwohner (etwa 8 % der Bevölkerung) fast 95 % des Bodens; die 10.000 versklavten Afrikaner und „Coloured“-Personen lebten in Baracken und arbeiteten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. | Als das 19. Jahrhundert begann, war Nevis eine der reichsten Zuckerinseln der britischen Karibik. Noch 1805, während der Napoleonischen Kriege, erzielten die 120 aktiven Plantagen jährlich bis zu 10.000 Tonnen Zucker und 600.000 Gallonen Rum. Der Hafen von Charlestown war voller Segelschiffe, die nach London, Bristol und Liverpool ausliefen. Auf dem Höhepunkt besaßen die 800 bis 900 weißen Einwohner (etwa 8 % der Bevölkerung) fast 95 % des Bodens; die 10.000 versklavten Afrikaner und „Coloured“-Personen lebten in Baracken und arbeiteten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. | ||
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* 7. Juni 1882 bis 27. Februar 1967 Kolonie Saint Christopher-Nevis-Anguilla (''Colony Saint Christopher-Nevis-Anguilla'') des Vereinigten Königreichs (''United Kingdom of Great Britain and Ireland'', ab 27. April 1927 ''United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland'') | * 7. Juni 1882 bis 27. Februar 1967 Kolonie Saint Christopher-Nevis-Anguilla (''Colony Saint Christopher-Nevis-Anguilla'') des Vereinigten Königreichs (''United Kingdom of Great Britain and Ireland'', ab 27. April 1927 ''United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland'') | ||
* 27. Februar 1967 bis 13. April 1981 Assoziierter Staat Saint Christopher-Nevis-Anguilla (''Associated State of Saint Christopher-Nevis-Anguilla'') des Vereinigten Königreichs (''United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland'') | * 27. Februar 1967 bis 13. April 1981 Assoziierter Staat Saint Christopher-Nevis-Anguilla (''Associated State of Saint Christopher-Nevis-Anguilla'') des Vereinigten Königreichs (''United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland'') | ||
* 13. April 1981 bis 19. | * 13. April 1981 bis 19. September 1983 Assoziierter Staat Saint Christopher und Nevis (''Associated State of Saint Christopher and Nevis'') des Vereinigten Königreichs (''United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland'') | ||
* seit 19. September 1983 Föderation St. Kitts und Nevis (''Federation of Saint Kitts and Nevis'' bzw. ''Federation of Saint Christopher and Nevis'') | * seit 19. September 1983 Föderation St. Kitts und Nevis (''Federation of Saint Kitts and Nevis'' bzw. ''Federation of Saint Christopher and Nevis'') | ||
Version vom 25. November 2025, 09:44 Uhr
Nevis ist der südliche und kleinere Teil des karibischen Doppelstaates Saint Kitts und Nevis im Norden der Kleinen Antillen. Die nach Unabhängigkeit strebnende Insel hatn sich einen Ruf gemacht als naturbelassenes Paradies mit einer kleinen Einwohnerzahl. Sie ist ein beliebtes Ziel für Naturliebhaber, Abenteurer und Hochzeitsreisende.
| Inselsteckbrief | |
|---|---|
| offizieller Name | Nevis |
| alternative Bezeichnungen | Oualie, Ouali (karibisch), Nuestra Señora de las Nieves, Noestra Siñora de las Neves (1493), Nieves, L;as Nieves (16./17. Jahrhundert), Dulcina (poetisch) |
| Kategorie | Meeresinsel |
| Inseltyp | echte Insel |
| Inselart | vulkanische Insel |
| Gewässer | Karibisches Meer (Caribbean Sea) und Atlantischer Ozean (Atlantic Ocean) |
| Inselgruppe | Kleine Antillen (Lesser Antilles) |
| politische Zugehörigkeit | Staat: Saint Kitts und Nevis (Federation of Saint Christopher and Nevis) |
| Gliederung | 5 parishes (Gemeinden) |
| Status | Inselstaat (island state) |
| Koordinaten | 17°15’ N. 62°41’ W |
| Entfernung zur nächsten Insel | 2,3 km (Booby), 3,1 km (Saint Kitts) |
| Entfernung zum Festland | 704 km (Corúpano / Venezuela) |
| Fläche | 93,2 km² / 36,0 mi² |
| geschütztes Gebiet | 28 km² / 11 mi² (30,0 %) |
| maximale Länge | 13,4 km (N-S) |
| maximale Breite | 9,4 km (W-O) |
| Küstenlänge | 36,6 km |
| tiefste Stelle | 0 m (Atlantischer Ozean) |
| höchste Stelle | 985 m (Nevis Pleak) |
| relative Höhe | 985 m |
| mittlere Höhe | 157 m |
| maximaler Tidenhub | 0,5 bis 0,7 m (Charlestown 0,58 m) |
| Zeitzone | AST (Atlantic Standard Time / Atlantische Standardzeit, UTC-4) |
| Realzeit | UTC minus 10 bis 11 Minuten |
| Einwohnerzahl | 12,069 (2023) |
| Dichte (Einwohner pro km²) | 129,50 |
| Inselzentrum | Charlestown |
Name
Die Insel Nevis trug einst den in dianischen Namen Oualie, auch Oualí, übersetzt in etwa „Land des schönen Wassers“, ein Hinweis auf die vielen Frischwasserquellen und den Wasserreichtum des Eilands. Als Cristoforo Colón das Eiland am 11. November 1493 sichtete, taufte er sie auf Nuestra Señora de las Nieves, im Original Noestra Siñora delas Neves, zu deutsch „Unsere Dame vom Schnee“. Warum die Insel so genannt wurde, ist nicht ganz klar, er verweist jedenfalls auf ein altes christliches Wunder, das sich im 4. Jahrhundert zugetragen haben soll. Damals fiel, gerade rechtzeitig um eine Prophezeiung zu erfüllen, Schnee auf dem Esquilin, einem der Hügel Roms. Kann sein, dass ihn der in eine weiße Wolkenkroine gehüllte Gipfel des Insel an einen Schneeberg erinnerte, tatsächlich aber hat es hier, solange Menschen die Insel besiedeln, nicht geschneit.
Die Spanier kürzten den Namen später auf Nieves ab. Auf den frühen Seekarten des 16. Jahrhunderts erscheint die Insel meist als Las Nieves. Als die Engländer ab 1628 die Insel besiedelten, anglisierten sie den Namen phonetisch zu Nevis – die Schreibweise und Aussprache, die bis heute gilt. Die Schreibweise „Neviss“ oder „Nevis Island“ tauchte im 17. und 18. Jahrhundert noch gelegentlich auf, wurde aber spätestens im 19. Jahrhundert einheitlich „Nevis“. Frühe britische Siedler nannten das Eiland auch Dulcina „die Süße“. In letzter Zeit gewinnt im Zuge des wachsenden insularen Selbstwusstseins der ursprüngliche karibische Name Oualie wiedere an Bedeutung.

- international: Nevis
- amharisch: ኔቪስ [Nevis]
- arabisch: نيفيس [Nīfis / Neevis]
- armenisch: Նևիս [Nevis]
- bengalisch: নেভিস [Nevis / Nebhis]
- birmanisch: နီဗစ်စ် [Níwìt]
- bulgarisch: Невис [Nevis]
- chinesisch: 尼维斯 [Níwéisī]
- georgisch: ნევისი [Nevisi]
- griechisch: Νέβις [Névis]
- gudscheratisch: નેવિસ [Nevis]
- haitianisch: Nevi
- hebräisch: נביס [Nevis]
- hindi: नेविस [Nevis]
- jamaikanisch: Niivis
- japanisch: ネイビス [Neibisu], ネビス [Nebisu]
- kambodschanisch: នេវីស [Nevis]
- kanaresisch: ನೆವಿಸ್ [Nevis]
- kasachisch: Невис [Nevis]
- koreanisch: 네비스 [Nebiseu]
- laotisch: ເນວິສ [Newis]
- mazedonisch: Невис [Nevis]
- malayalam: നെവിസ് [Nevis]
- maldivisch: ނެވިސް [Nevis]
- marathisch: नेव्हिस [Nevhis]
- nepalesisch: नेभिस [Nebhis]
- orissisch: ନେଭିସ [Nebhisa]
- pandschabisch: ਨੇਵਿਸ [Nevis]
- paschtunisch: نېويس [Newīs]
- persisch: نویس [Nevis]
- portugiesisch: Névis
- quetschua: Niwis
- russisch: Невис [Nevis]
- serbisch: Невис [Nevis]
- singhalesisch: නෙවිස් [Nevis]
- tamilisch: நெவிஸ் [Nevis]
- telugu: నెవిస్ [Nevis]
- thai: เนวิส [Newit]
- tibetisch: ནེ་ཝིས་ [Ne wi s]
- ukrainisch: Невіс [Nevis]
- urdu: نیوس oder نیویس [Nevis / Nivis]
- weißrussisch: Невіс [Nevis]
Offizieller Name: Nevis
- Bezeichnung der Bewohner: Nevisians (Nevisaner)
- adjektivisch: nevisian (nevisanisch)
Kürzel:
- Code: NV / NEV
- Kfz: -
- ISO-Code: KN-NV
Lage
Saint Kitts und Nevis liegt im Norden der Kleinen Antillen auf durchschnittlich 17°15’ n.B. und 62°41’ w.L.. Nevis ist 14 km von Saint Kitts und 178 km von Montserrat entfernt.

Geografische Lage:
- nördlichster Punkt: 17°12‘22“ n.B. (Newcastle)
- südlichster Punkt: 17°05’36“ n.B. (Dogwood Estate)
- östlichster Punkt: 62°32’26“ w.L. (Coconut Walk Estate)
- westlichster Punkt: 62°38‘05“ w.L. (Fort Charles)
Entfernungen:
- Booby 2,3 km
- Saint Kitts 3,1 km
- Sint Eustatius 46,6 km
- Montserrat 49 km
- Saint Barthelemy 79 km
- Sankt Martion 101 km
- Anguilla 119 km
- Guadeloupe 119 km
- Dominica 202 km
- Saint Croix / Jungferninseln 216 km
- Martinique 289 km
- Puerto Rico 336 km
- Carúpano / Venezuela 704 km
Zeitzone
Auf Nevis gilt die Atlantic Standard Time (Atlantische Standard-Zeit), abgekürzt AST (ASZ), 5 Stunden hinter der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ, UTC-4), ohne sommerzeitliche Umstellung. Die Realzeit liegt um 4 Stunden und 10 bis 11 Minuten hinter der Universal Standard Time (UTC).
Fläche
Die Insel Nevis hat eine Fläche von 93,2 km² bzw. 36 mi². Sie durchmisst von Norden nach Süden zwischen Newcastle und Dogwood Estate 13,4 km. Die maximale Breite zwischen Charlestown und Coconut Walk Estate beträgt 9,4 km. Der höchste Punkt auf Nevis ist der Gipfel des Nevis Peak mit 985 m. Die Küste hat eine Länge von 36,6 km mit einem maximalen Tidenhub von 0,5 bis 0,7 m, bei Charlestown 0,58 m. Die mittlere Seehöhe beträgt 157 m.
Geologie
Die Insel Nevis wird von sieben Vulkanen gebildet: Round Hill (3,43 Millionen Jahre alt), Cades Bay (3,22 Ma), Hurricane Hill (2,7 Ma), Saddle Hill (1,8 Ma), Butlers Mountain (1,1 Ma), Red Cliff und Nevis Peak (0,98 Ma). Dabei handelt es sich hauptsächlich um Andesit- und Dazit-Lavadome mit zugehörigen Block- und Ascheströmen sowie Laharen. Nevis Peak hat mit 984 m die höchste Erhebung. Cades Bay und Farm Estate Soufriere sind bekannte Gebiete mit hydrothermaler Aktivität.
Wasser wird seit 1911 von einer Quelle, die „Source“ genannt wird und 550 m hoch auf dem Berg liegt, zu den Speichertanks in Rawlins Village und seit 1912 auch nach Butler‘s Village geleitet. Zusätzliches Trinkwasser kommt aus Nelsons Quelle in der Nähe von Cotton Ground und Bath Spring. Seit den 1990er Jahren wird Grundwasser entnommen und mit dem Quellwasser vermischt.
Die Entstehung der Insel begann im mittleren Pliozän, vor etwa 3,45 Millionen Jahren. Neun verschiedene eruptive Zentren aus unterschiedlichen geologischen Zeitaltern, die vom mittleren Pliozän bis zum Pleistozän reichen, haben zur Entstehung der Insel beigetragen. Daher lässt sich kein einheitliches Modell für die geologische Entwicklung der Insel erstellen.
Der Nevis Peak (985 m hoch) ist der schlafende Überrest eines dieser alten Stratovulkane. Die letzte Aktivität fand vor etwa 100.000 Jahren statt, aber auf der Insel gibt es immer noch aktive Fumarolen und heiße Quellen, von denen die jüngste 1953 entstanden ist. Der zusammengesetzte Kegel des Vulkans Nevis hat zwei sich überlappende Gipfelkrater, die teilweise von einem Lavadom ausgefüllt sind, der in jüngerer, präkolumbianischer Zeit entstanden ist. Gleichzeitig wurden an den unteren Hängen des Kegels pyroklastische Ströme und Schlammlawinen abgelagert.
Der Nevis Peak befindet sich auf dem äußeren Kraterrand. Vier weitere Lavadome wurden an den Flanken des Vulkans errichtet, einer an der Nordostflanke (Madden's Mount), einer an der Ostflanke (Butlers Mountain), einer an der Nordwestküste (Mount Lily) und einer an der Südküste (Saddle Hill, mit einer Höhe von 375 Metern oder 1.230 Fuß). Der südlichste Punkt der Insel ist Dogwood Point, der auch der südlichste Punkt der Föderation von St. Kitts und Nevis ist.
Während der letzten Eiszeit, als der Meeresspiegel 60 m niedriger lag, waren die drei Inseln St. Kitts, Nevis und Sint Eustatius (auch als Statia bekannt) als eine Insel verbunden. Saba hingegen ist von diesen drei Inseln durch einen tieferen Kanal getrennt.
Entlang der Nord- und Ostküste sind wellenbrechende Riffe sichtbar. Im Süden und Westen befinden sich die Riffe in tieferem Wasser und eignen sich zum Tauchen. Der am weitesten entwickelte Strand auf Nevis ist der 6,5 km lange Pinney‘s Beach an der westlichen oder karibischen Küste. Geschützte Badestrände gibt es in Oualie Bay und Cades Bay. Die Ostküste der Insel ist dem Atlantischen Ozean zugewandt und kann an den ungeschützten Küstenabschnitten starke Brandung aufweisen.
Die Farbe des Sandes an den Stränden von Nevis ist unterschiedlich: An vielen der größeren Strände ist der Sand gelb-grau, aber einige Strände an der Südküste haben dunkleren, rötlichen oder sogar schwarzen Sand. Unter dem Mikroskop wird deutlich, dass der Sand von Nevis eine Mischung aus winzigen Korallenfragmenten, vielen Foraminiferen und kleinen Kristallen der verschiedenen mineralischen Bestandteile des vulkanischen Gesteins ist, aus dem die Insel besteht.
Landschaft
Die Insel Nevis in der Karibik ist geprägt von einer beeindruckenden landschaftlichen Vielfalt, die trotz ihrer geringen Größe sehr abwechslungsreich wirkt. Im Zentrum dominiert der fast 1.000 Meter hohe Nevis Peak, ein erloschener Vulkan, dessen bewaldete Hänge von dichtem tropischem Regenwald bedeckt sind und oft in Wolken liegen. Rund um diesen Berg erstrecken sich sanfte Ebenen und Hügel, die traditionell landwirtschaftlich genutzt werden und an vielen Stellen noch Ruinen alter Zuckerrohrplantagen zeigen, die der Landschaft einen historischen Charakter verleihen.
Die Küste von Nevis ist von ruhigen, natürlichen Stränden umgeben, die meist weniger überlaufen sind als auf anderen Karibikinseln. Besonders bekannt sind der lange Pinney’s Beach, der idyllische Oualie Beach und der abgelegene Lover’s Beach, die alle mit hellem Sand und klarem Wasser typische karibische Atmosphäre bieten. Ergänzt wird die Küstenlandschaft durch Mangrovenwälder und kleine Feuchtgebiete, die wichtige Lebensräume für zahlreiche Vogelarten darstellen und dem Naturbild zusätzliche Vielfalt geben.
Erhebungen
- Nevis Peak 985 m
- Little Nevis Peak 973 m
- Butlers Peak 579 m
See
- Pinney’s Pond 0,3 ha
Flüsse
- Fountain Ghut 5,5 km
- Camp River 5,0 km
- Grandee Ghut 4,5 km
Flora und Fauna
Im Tiefland wurde die natürliche Vegetation weitgehend zerstört. Die unteren Berghänge sind im Bereich aufgegebener Farmen von niedrigem Buschwald (Sekundärwald) mit Lianen und Epiphyten bedeckt. Der ursprüngliche Tropenwald wurde hier bereits vor Jahrhunderten gerodet. Die Strände werden von den bedrohten Suppenschildkröten zur Eiablage aufgesucht; eine weitere große Reptilienart ist der Grüne Inselleguan. Die Meerenge zwischen den beiden Inseln ist reich an farbenprächtigen Korallen.
Flora
Auf Nevis entfaltet sich eine Vielfalt tropischer Pflanzenwelt, die sich in Höhenstufen gliedert – von der salzgepeitschten Küste bis zum nebelverhangenen Gipfel des 985 Meter hohen Nevis Peak. Direkt an den Stränden und auf den flachen Küstenebenen herrscht trockenes, fast xerophytes Vegetation vor. Hier wachsen die charakteristischen Seetrauben (Coccoloba uvifera) mit ihren runden, purpurroten Früchten, die wie kleine Trauben am Baum hängen, sowie der berüchtigte, hochgiftige Manchineel-Baum (Hippomane mancinella), der heute meist mit Warnschildern gekennzeichnet ist. Westindische Mandelbäume (Terminalia catappa), Akazien, Prosopis und verschiedene Kakteen- und Agavenarten prägen das Bild der Dornbuschsavanne an den trockensten Hängen.
Ab etwa 150 Metern Höhe wird das Klima feuchter, und der ehemalige Plantagenwald setzt ein. Noch heute zeugen alte Bestände von Mahagoni (Swietenia mahagoni und Swietenia macrophylla), Westindischer Zedrele (Cedrela odorata), Brotfruchtbäumen (Artocarpus altilis), Mango (Mangifera indica), Papaya (Carica papaya) und Gewürzbäumen wie Muskatnuss (Myristica fragrans) und Zimt (Cinnamomum verum) von der kolonialen Landwirtschaft. Flamboyants (Delonix regia) mit ihren leuchtend roten Blüten und die rosa-weißen Blütenkaskaden des Poui-Baums (Tabebuia heterophylla) verwandeln im Frühjahr ganze Hänge in Farbenmeere.
Je höher man steigt, desto üppiger wird die Vegetation. Ab 400–500 Metern geht der halbfeuchte Hügelwald in echten tropischen Regenwald über. Hier dominieren hohe Baumfarne (Cyathea spp.), riesige Philodendron- und Monstera-Arten, die sich an Stämme schmiegen, sowie zahlreiche epiphytische Orchideen und Bromelien. Der Bergnebelwald am Nevis Peak ist ein mystischer Ort: Bäume sind von Moos und Flechten überzogen, Spanischem Moos (Tillandsia usneoides) hängt in langen Bärten herab, und der Boden ist mit einem dichten Teppich aus Farnen und Selaginella-Arten bedeckt.
Fauna
Beherrscht wird die nevisianische Tierwelt von Vögeln. Über 170 Arten sind registriert, und kaum ein Baum ist je still. Der Pearly-eyed Thrasher (Margarops fuscatus), der inoffizielle Nationalvogel, sitzt frech auf Dachfirsten und singt mit kräftiger, fast spöttischer Stimme. Kolibris flirren wie lebende Smaragde durch die Gärten: der Purple-throated Carib und der kleinere Antillean Crested Hummingbird liefern sich atemberaubende Duelle an Helikonien und Korallenbüschen. Über dem Nevis Peak kreist der lokale Unterart des Rotrückenbussards (Buteo jamaicensis), und an stillen Abendteichen lauern Grüne Reiher und Gelbfuß-Regenpfeifer. Nachts ertönt der unheimliche, monotone Ruf des Antillen-Nachtschwalbens, während Fregattvögel mit ihren bis zu zwei Meter spannenden Flügeln lautlos über dem Pinney’s Beach segeln.
Reptilien sind allgegenwärtig und völlig harmlos. Der Nevis-Anolis (Anolis gingivinus nevisius), ein kleiner leuchtend grüner oder brauner Baumgecko, sonnt sich auf jedem Zaunpfahl und bläht stolz seine orangefarbene Kehlfahne auf. Auf dem Boden huschen die winzigen Erdgeckos (Sphaerodactylus sputator) davon, kaum größer als ein Streichholz. Die größten Echsen sind die fast einen Meter langen Leguane: der vom Aussterben bedrohte Lesser Antillean Iguana (Iguana delicatissima) lebt noch in den trockenen Wäldern der Südwestküste. Schlangen gibt es keine giftigen; die harmlose Blinde Schlange (Typhlops) und die Antillen-Boa (Corallus grenadensis) sind selten zu sehen.
An den Stränden und in den wenigen verbliebenen Mangroven krabbeln rote und schwarze Landkrabben in Heerscharen, besonders spektakulär zur Vollmondzeit, wenn die Larven ins Meer ziehen. In den Korallenriffen rund um die Insel schwimmen Schildkröten (Eretmochelys imbricata und Chelonia mydas), Riffhaie, bunte Papageienfische und gelegentlich Mantarochen.
Säugetiere waren ursprünglich nur Fledermäuse und der heute ausgerottete Reisratte-ähnliche Aguti. Eingeschleppt wurden später Mangusten (zur Rattenbekämpfung, ein ökologischer Fehler), Affen (Grüne Meerkatzen) und verwilderte Ziegen, Katzen und Hunde. Die Manguste hat viele bodenbrütende Vögel und Reptilien stark dezimiert, doch in den höheren, steilen Regenwäldern des Nevis Peak überleben noch Reste der ursprünglichen Welt: nachts fliegen seltene Fruchtfledermäuse, und in den Baumkronen raschelt gelegentlich ein entkommener Grünaffe.
Unter Wasser ist Nevis ein Geheimtipp: gesunde Riffe, klare Sicht und eine überraschende Artenvielfalt machen die Insel zu einem der besten Schnorchel- und Tauchziele der nördlichen Leeward Islands. An Land mag die Tierwelt klein und leise erscheinen, aber wer genau hinsieht und hinhört, entdeckt eine der charmantesten und farbenfrohsten Mini-Faunen der gesamten Karibik.
Naturschutz
Mit Stand 2025 stehen rund 26 bis 28 km² unter Schutz, und die Bemühungen werden durch internationale Abkommen wie die St. George’s Declaration der Organisation of Eastern Caribbean States (OECS) vorangetrieben. Wichtigstes Schutzgebiet ist der Nevis Peak National Park, der im April 2025 offiziell eingerichtet wurde und den gesamten Zentralvulkan ab etwa 300 Metern Höhe (entsprechend der 1000-Fuß-Kontur) bis zum 985 Meter hohen Gipfel umfasst – eine Fläche von ca. 15 km². Als IUCN-Kategorie-II-Gebiet (Nationalpark) dient er der Erhaltung des letzten intakten Bergnebelwalds, der Heimat seltener Orchideen, Baumfarne und endemischer Vögel wie des Braunkopf-Stärling ist. Der Park schützt nicht nur die Flora und Fauna, sondern auch die Wasservorräte, da der Nebelwald als natürlicher Schwamm fungiert und Frischwasser für die gesamte Insel speichert. Begleitet wird er vom Camps River Watershed, einem neuen Wasserschutzgebiet, das die Flüsse und Feuchtgebiete im Osten sichert und ebenfalls 2025 proklamiert wurde, um Erosion und Verschmutzung zu bekämpfen.
An den Küsten ergänzen Marine Protected Areas (MPAs) das Netz: Die Pinney’s Beach Coastal Reserve und kleinere Riffschutzgebiete entlang der West- und Nordküste decken etwa 0,2 bis 0,5 % der umliegenden Meeresfläche ab und dienen dem Erhalt von Schildkröten-Nistplätzen, Korallen und Fischbeständen. Historische Waldreservate wie das Central Forest Reserve, Erbe britischer Kolonialzeit, wurden erweitert und umfassen heute halbfeuchte Hügelwälder mit Mahagoni- und Brotfruchtbäumen. Viele ehemalige Plantagen, darunter Golden Rock, Hermitage und Montpelier, haben private Schutzinitiativen gestartet: Sie pflanzen einheimische Arten neu an, kontrollieren invasive Mangusten und bieten geführte Öko-Touren an, die Einnahmen direkt in den Schutz fließen lassen.
Wichtige Projekte treiben den Fortschritt voran. Das Nevis Peak Management Plan von 2009 wurde 2025 aktualisiert und integriert Gemeindebeteiligung, um illegale Abholzung und Ziegenweide zu stoppen – mit Erfolgen wie der Aufforstung von 200 Hektar seit 2020. Internationale Partner wie das Caribbean Environment Programme (CEP) und die Wildlife Conservation Society unterstützen Iguana-Schutzprogramme für den bedrohten Lesser Antillean Iguana, während lokale NGOs wie die Nevis Turtle Group Strände patrouillieren und Plastikmüll bekämpfen. Die Regierung der Nevis Island Administration (NIA) investiert in Bildung: Schulen erhalten Workshops zu Nachhaltigkeit, und der Tourismus wird streng reguliert, um Überlastung zu vermeiden. Herausforderungen bleiben – Hurrikane wie der verheerende Lenny 1999 haben Teile der Riffe zerstört, und der steigende Meeresspiegel bedroht Mangroven –, doch mit jährlichen Budgets von über 1 Million XCD (ca. 370.000 USD) und Community-Engagement wächst die Hoffnung. Nevis zeigt, wie eine winzige Insel zu einem Modell für karibischen Naturschutz werden kann: Grün, resilient und für zukünftige Generationen bewahrt.
Klima
Auf Nevis herrscht ein tropisches Savannenklima (nach der Köppen-Geiger-Klassifikation Aw) mit stets über 18°C und einer merklichen Trockenzeit von Dezember bis April. Im Jahresverlauf gibt es nur geringe Temperaturschwankungen. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 26,7°C. Die durchschnittlichen Höchsttemperaturen variieren um rund drei Grad zwischen 27°C in der kühleren Trockenzeit und 31°C in der Regenzeit. Die durchschnittlichen Tiefsttemperaturen bewegen sich in einem Rahmen von 22 bis 25°C. Die Höchsttemperaturen können auch schon einmal die 35°C-Grenze überschreiten. Die ständig wehenden Winde lassen die Temperaturen aber niedriger erscheinen.
Mythologie
Vor Ankunft der Europäer lebten die Kalinago auf Nevis. Sie nannten die Insel Oualie – „Land der schönen Gewässer“. In ihren Erzählungen war der vulkanische Nevis Peak ein lebendiges Wesen, Sitz eines mächtigen, aber launischen Geistes. Frauen durften den Berg nicht besteigen; er war „männlich“, und wer ihn beleidigte, den holte Maboya, der schwarze Nachtgeist, der Krankheit und Wahnsinn brachte. In den Höhlen rund um den Berg, so sagten sie, seien die ersten Menschen hervorgekommen, geführt von einem großen Licht, das der Schöpfergeist ihnen geschickt hatte.
Als im 17. und 18. Jahrhundert Zehntausende Afrikaner – Akan, Igbo, Yoruba, Kongo – in Ketten auf die Zuckerplantagen geschleppt wurden, brachten sie ihre eigenen Götter und Geister mit. Die neuen Herren nannten alles „Teufelswerk“, doch nachts in den Hütten lebten die alten Mächte weiter. So entstand Obeah, die heimliche Magie von Nevis.
Wer heute mit alten Leuten am Pinney’s Beach sitzt, hört noch immer dieselben Geschichten. Von der Soucouyant, der alten Frau, die sich bei Nacht die Haut abzieht, als glühender Feuerball über die Felder fliegt und durch Ritzen im Fenster das Blut schlafender Menschen saugt. Wer sie vertreiben will, streut Reis oder Salz vor die Tür – bis der Hahn kräht, muss sie jedes Korn zählen und hat keine Zeit mehr für Unheil.
Von der La Diablesse, der wunderschönen Frau im langen Kleid, die an Kreuzwegen erscheint. Sie lockt betrunkene Männer mit süßen Worten, doch unter dem Rock verbirgt sich ein Kuhfuß. Wer ihr folgt, verschwindet spurlos im Wald.
Von den Jumbies, den ruhelosen Geistern, die besonders in Vollmondnächten über die alten Plantagen ziehen. Im Eden Brown Estate soll die „Grey Lady“ spuken – die Geistbraut eines Pflanzersohns, der am Hochzeitstag von ihrem Bruder im Duell getötet wurde. Seitdem hört man nachts Seufzen und das Rascheln eines Brautkleids, das nie getragen wurde.
Am Fuße des Nevis Peak lebt in den Geschichten noch Mama d’Leau, die Wassergeistfrau mit langem schwarzem Haar, die in den heißen Quellen von Bath badet. Wer ihr goldenen Kamm stiehlt, wird reich – aber nur, wenn er nie wieder zurückblickt. Und wenn im August das Culturama-Fest gefeiert wird, tanzen die Mocko Jumbies auf hohen Stelzen durch Charlestown: bunte Riesen, die böse Geister vertreiben sollen, genau wie ihre Vorfahren es in westafrikanischen Dörfern taten.
Geschichte
Die Ureinwohner Arawak und Kariben nannten die Insel Oualie, was Land des schönen Wassers bedeutet. Christoph Kolumbus entdeckte die Insel auf seiner zweiten Reise am 11. November 1493 und nannte sie Santa María. Der spanische Name Nuestra Senõra de las Nieves hat sich erst nach Kolumbus durchgesetzt und ist wohl durch die an Schnee erinnernde Wolkenkappe des Nevis Peak inspiriert. Nevis wurde unter britischer Kolonialherrschaft zur reichen „Zuckerinsel“ und einer dem größeren Nacbbarn Saint Kitts angehängten Kolonialgebiet. Nach der Unabhängigkeit des Doppelstaats strebten die Nevisianer nach mehr Autonomie - und erhielten diese teilweise auch.
Vorkolumbische Zeit
Die Insel Nevis ist seit mindestens 4000 Jahren durchgehend bewohnt. Die ältesten archäologischen Spuren stammen aus der sogenannten „Archaic Age“ (um -2000 bis -400). An mehreren Stellen an der West- und Nordküste (Pinney’s Beach, Coconut Walk, Cades Bay, Indian Castle) fand man Feuersteinwerkzeuge, Muschelschalen-Haufen (shell middens) und einfache Steinbeile. Diese ersten Bewohner waren vermutlich Jäger, Sammler und Fischer, die mit Kanus von der südamerikanischen Festlandsküste oder aus dem Orinoco-Delta kamen. Sie lebten in kleinen, mobilen Gruppen, hinterließen aber keine Keramik und keine dauerhaften Dörfer.
Ab etwa -400 erreichte die „Saladoid-Kultur“ (auch „Pre-Arawak“ oder „Ceramic Age“) die Insel. Diese Menschen kamen aus dem unteren Orinoco-Gebiet Venezuelas und brachten erstmals Töpferkunst, intensiven Ackerbau und eine sesshafte Lebensweise mit. Auf Nevis sind Saladoid-Siedlungen vor allem in Newcastle, Jessups und Cades Bay nachgewiesen. Sie lebten in runden oder ovalen Holzhäusern mit Palmblattdächern, bauten Kassava, Süßkartoffeln, Mais, Bohnen und Baumwolle an und stellten fein bemalte und verzierte Keramik her. Typisch sind weiß-auf-rot bemalte Schalen und sogenannte „incense burners“. Ihre Dörfer lagen meist direkt am Meer, weil Fischerei und Muschelsammeln weiterhin wichtig waren.
Um 600 bis 800 ging die Saladoid-Kultur in die „Troumassoid“-Phase über. Die Keramik wurde einfacher und gröber, die Siedlungen größer und besser organisiert. Gleichzeitig wuchsen Handel und Austausch zwischen den Inseln. Auf Nevis fand man Troumassoid-Scherben bis hoch in die Hänge des Nevis Peak, was darauf hindeutet, dass die Menschen nun auch das Inselinnere nutzten.
Zwischen 1000 und 1200 erreichten die Kalinago (Insel-Kariben) die Kleinen Antillen und verdrängten oder vermischten sich mit den vorherigen Bewohnern. Die Kalinago nannten die Insel „Oualie“ – „Land der schönen Gewässer“ – wegen ihrer vielen Quellen und Bäche. Sie waren hervorragende Kanubauer und Seefahrer, die regelmäßig zwischen Dominica, Guadeloupe, St. Kitts und Nevis verkehrten. Ihre Dörfer lagen bevorzugt an geschützten Buchten (heutige Pinney’s Beach, Cades Bay, Long Haul Bay, Indian Castle). Die Häuser waren rechteckige „maloca“-ähnliche Großhäuser aus Holz und Palmblättern, in denen mehrere Familien zusammenlebten.
Die Kalinago lebten von intensivem Brandrodungsfeld-Bau (Kassava, Süßkartoffeln, Pfeilwurz, Ananas), von Fischerei, Schildkröten- und Manati-Jagd sowie von der Herstellung von Baumwollgeweben. Sie waren bekannt für ihre Giftpfeile (Curare) und ihre Kriegskanus, mit denen sie bis zu 50 Mann transportieren konnten. Der Nevis Peak galt als heiliger Ort; in mehreren Höhlen (vor allem im Südosten) hinterließen sie Petroglyphen: einfache Gesichter, Spiralen und geometrische Muster, die wahrscheinlich mit Schamanen-Ritualen zusammenhingen.
Als Kolumbus 1493 die Insel sichtete, lebten auf Nevis vermutlich 1.000 bis 2.000 Kalinago in mehreren unabhängigen Dörfern. Es gab keinen zentralen Häuptling für die ganze Insel, sondern lokale Anführer („ouboutou“). Die Gesellschaft war kriegerisch organisiert, aber gegenüber friedlichen Besuchern meist gastfreundlich – solange diese nicht blieben.
Entdeckungszeit
Am 11. November 1493 sichtete Christoph Kolumbus auf seiner zweiten Reise von Norden kommend eine kleine, wolkenumhüllte Vulkaninsel. Wegen ihrer weißen Wolkenkrone, die ständig um den 985 Meter hohen Gipfel hing, nannte er sie Nuestra Señora de las Nieves – „Unsere Liebe Frau von den Schneien“. Der Name blieb in der verkürzten Form „Nevis“ erhalten. Kolumbus ging nicht an Land; er segelte weiter nach St. Kitts (St. Christopher) und dann nach Puerto Rico. Für die nächsten 130 Jahre blieb Nevis ausschließlich von den Kalinago (Insel-Kariben) bewohnt.
Die Kalinago nannten die Insel Oualie – „Land der schönen Gewässer“ – wegen ihrer zahlreichen Quellen und Bäche. Archäologische Funde (Petroglyphen bei Indian Castle und Pinney’s Beach, Keramik in Newcastle und Cades Bay) zeigen, dass die Insel spätestens seit etwa 100 v. Chr. dauerhaft besiedelt war. Um 1493 lebten hier vermutlich 1.000 bis 2.000 Menschen in mehreren Dörfern an der West- und Nordküste. Sie lebten vom Fischfang, vom Anbau von Kassava, Süßkartoffeln und Baumwolle sowie vom Handel mit den Nachbarinseln. Der Nevis Peak galt als heiliger Berg; in seinen Höhlen wurden wahrscheinlich Zeremonien abgehalten.
Bis etwa 1600 besuchten nur gelegentlich spanische Schiffe die Insel, um frisches Wasser zu fassen oder entflohene Sklaven zu suchen. Die Kalinago wehrten sich erfolgreich; es gab keine dauerhafte europäische Präsenz. Die Spanier betrachteten Nevis als Teil der „Inseln der Kannibalen“ und mieden sie weitgehend.
Das änderte sich erst mit dem Auftauchen englischer und französischer Freibeuter und Kaufleute. Kapitän Bartholomew Gilbert aus Plymouth besuchte die Insel 1603 und schlug innerhalb von zwei Wochen zwanzig Tonnen Lignum vitae-Holz. 1607 landete Captain John Smith (der spätere Gründer von Jamestown) kurz auf Nevis, um Wasser zu holen; er erwähnte die Insel in seinem Reisebericht als „sehr fruchtbar und gesund“. 1620 schließlich wurde Nevis zum ersten Mal ernsthaft ins Visier genommen.
Im Februar 1620 segelte der englische Kapitän Thomas Warner, der bereits 1622/23 St. Kitts besiedeln sollte, mit einem kleinen Schiff die Leeward Islands ab. Er suchte eine Insel, die gleichzeitig fruchtbares Land, gute Ankerplätze und eine strategisch günstige Lage bot. Nevis erfüllte alle Kriterien: geschützte Buchten an der Westküste, vulkanisch extrem fruchtbarer Boden und reichlich Süßwasser. Warner schloss ein vorsichtiges Abkommen mit dem lokalen Kalinago-Führer Tegremane (oder Tegramond), das den Engländern erlaubte, eine kleine Siedlung zu errichten, solange sie die einheimischen Dörfer nicht angriffen.
1620 bis 1623 entstand an der Stelle des heutigen Charlestown (damals noch „Mortons Bay“) die erste winzige englische Station: ein paar Holzhütten, ein kleines Fort aus Palisaden und ein paar Morgen Tabak und Indigo. Die Kalinago beobachteten die Neuankömmlinge misstrauisch, duldeten sie aber, weil Warner zunächst nur etwa 30 bis 40 Männer mitbrachte und sich auf St. Kitts konzentrierte.
1623/24 änderte sich alles. Warner erhielt von König James I. die offizielle Erlaubnis, die Leeward Islands zu kolonisieren. Gleichzeitig landete eine größere Gruppe englischer Siedler (mehrere Hundert) auf St. Kitts. Die Kalinago sahen nun die Gefahr einer dauerhaften Überfremdung. 1626 kam es zum ersten großen Aufstand der Kalinago auf St. Kitts und Nevis. Die Engländer schlugen ihn blutig nieder; Hunderte Kalinago wurden getötet, der Rest floh auf die benachbarten französischen Inseln Dominica und Guadeloupe oder wurde auf Nevis in die Berge zurückgedrängt.
Bis 1628 bis 1630 war die einheimische Bevölkerung auf Nevis weitgehend vertrieben oder ausgelöscht. Die wenigen Überlebenden lebten fortan in kleinen versteckten Dörfern im Inneren der Insel oder wurden als Sklaven gehalten. Die Westküste war nun frei für europäische Plantagen.
Kolonialzeit
Am 30. August 1620 beanspruchte der englische König James I. die Hoheit über Nevis, indem er ein königliches Patent an den Earl of Carlisle zur Kolonisierung ausstellte. Eine europäische Besiedlung fand aber erst 1628 durch Anthony Hilton statt, der von St. Kitts vor einem Mordkomplott floh. Er wurde von 80 weiteren Siedlern begleitet, die bald durch weitere 100 Siedler aus London unterstützt wurden, welche ursprünglich hofften, Barbuda besiedeln zu können. Hilton wurde der erste Gouverneur von Nevis.
1629 wurde die Insel von einer spanischen Flotte aus 36 Galeonen unter Admiral Don Faderique de Toledo erobert und die Engländer vertrieben – schon 1631 kehrten sie zurück. Die ersten Zuckerrohr-Setzlinge wurden bereits 1628/29 gepflanzt – der Beginn einer Entwicklung, die Nevis in den nächsten 120 Jahren zur reichsten britischen Zuckerinsel machen sollte.
Im Mai 1667 unternahm ein französisch-niederländischer Flottenverband während des Zweiten Englisch-Niederländischen Krieges den Versuch, die Insel zu erobern. Ein englisches Geschwader konnte dies in der Seeschlacht vor Nevis verhindern. 1674 schuf Gouverneur Sir William Stapleton die Leeward Islands Confederation, zu der Nevis zusammen mit Antigua, St. Kitts und Montserrat gehörte; jede Insel schickte gewählte Abgeordnete in das gemeinsame Haus in Antigua. Nevis war dabei von Anfang an der wirtschaftliche Star.
Zwischen 1680 und 1750 erelbte die Insel ihre wirtschaftliche Blütezeitt. Über 150 Plantagen produzierten jährlich bis zu 10.000 Tonnen Zucker und Hunderttausende Gallonen Rum. Charlestown wurde zur elegantesten Stadt der westindischen Inseln: steinerne Lagerhäuser, ein Theater, Ballsäle, eine Bibliotheksgesellschaft und die ersten heißen Quellen als Kurort (Bath Hot Springs, schon 1778 in europäischen Zeitungen beworben). Die weißen Pflanzerfamilien (Pinney, Herbert, Cottle, Laurence, Maynard) gehörten zu den reichsten Menschen des Empires. Gleichzeitig lebten auf der Insel etwa 1.000 Weiße und 8.000 bis 10.000 versklavte Afrikaner – eines der extremsten Verhältnisse in der gesamten Karibik.
Genau dieser Reichtum machte Nevis wiederholt zum Kriegsziel. 1666 und 1706 landeten französische Truppen; 1706 eroberte Pierre Le Moyne d’Iberville die Insel fast vollständig. Die britische Miliz war schnell besiegt, Charlestown geplündert, viele Pflanzer gefangen genommen. Doch die versklavten Afrikaner nutzten die Situation, bewaffneten sich und führten wochenlang Guerilla-Kämpfe aus den Bergen des Nevis Peak. Krankheiten zwangen die Franzosen schließlich zum Rückzug. 1782, während des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs, besetzten die Franzosen die Insel erneut, bis sie im Frieden von Paris 1783 endgültig an Großbritannien zurückfiel.
Zwei Ereignisse machten Nevis überregional bekannt Am 11. Januar 1757 wurde in Charlestown Alexander Hamilton geboren, Sohn einer verwitweten Plantagenbesitzerin. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, verließ die Insel 1772 und wurde später einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten. Am 11. März 1787 heiratete Captain Horatio Nelson in der Fig Tree Church auf Montpelier Plantation die junge Witwe Frances „Fanny“ Nisbet. Der damalige Prinz William Henry (später König William IV.) war Trauzeuge.
Trotz aller Kriege und eines verheerenden Hurrikans 1772 blieb Nevis bis etwa 1800 außerordentlich wohlhabend. Die Exporte von Zucker, Rum und Melasse waren für Großbritannien wichtiger als alles, was aus Neuengland, Virginia oder Pennsylvania kam. Doch erste Risse zeigten sich: der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg unterbrach den Handel mit Nordamerika, viele Pflanzer verloren durch Kreditpleiten, und die weiße Bevölkerung begann abzuwandern. Um 1800 gab es noch etwa 120 aktive Plantagen, aber Barbados und vor allem Jamaika hatten längst aufgeholt, und die große Blütezeit der „Queen of the Caribees“ neigte sich langsam dem Ende zu.
Übergangszeit
Als das 19. Jahrhundert begann, war Nevis eine der reichsten Zuckerinseln der britischen Karibik. Noch 1805, während der Napoleonischen Kriege, erzielten die 120 aktiven Plantagen jährlich bis zu 10.000 Tonnen Zucker und 600.000 Gallonen Rum. Der Hafen von Charlestown war voller Segelschiffe, die nach London, Bristol und Liverpool ausliefen. Auf dem Höhepunkt besaßen die 800 bis 900 weißen Einwohner (etwa 8 % der Bevölkerung) fast 95 % des Bodens; die 10.000 versklavten Afrikaner und „Coloured“-Personen lebten in Baracken und arbeiteten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
1807 verbot Großbritannien den transatlantischen Sklavenhandel. Das bedeutete für Nevis keinen sofortigen Umbruch, denn die bestehende Sklavenbevölkerung reproduzierte sich weiter, und illegaler Schmuggel aus Afrika ging noch bis in die 1820er Jahre. Erst 1818 bis 1825 wurden „Registration of Slaves“-Listen eingeführt, um Schmuggel zu unterbinden. Die Bedingungen blieben brutal: 1822 kam es auf mehreren Plantagen (unter anderem Pinney’s Estate und Mountravers an) zu kleineren Aufständen, die schnell niedergeschlagen wurden.
1831/32 erschütterte der große Sklavenaufstand auf Jamaika („Baptist War“) das gesamte britische Westindien. Auf Nevis blieb es ruhig, aber die Angst vor einer Revolte führte zu härteren Gesetzen und zur Stationierung britischer Truppen in Charlestown. Am 1. August 1834 trat das „Slavery Abolition Act“ in Kraft: Die Sklaverei wurde abgeschafft, aber es folgte eine vierjährige „Apprenticeship“-Periode (1834 bis 1838), in der die ehemaligen Sklaven weiterhin unentgeltlich für ihre alten Herren arbeiten mussten. Erst am 1. August 1838 endete die Apprenticeship auf Nevis ein Jahr früher als geplant, weil die Plantagenbesitzer die Kontrolle verloren hatten.
Die Jahre nach 1838 waren chaotisch. Viele ehemalige Sklaven verließen die Plantagen und siedelten sich in den Bergen an („Free Villages“ wie New River, Gingerland, Hard Times). Sie bauten eigenes Gemüse an und verkauften es auf dem Markt von Charlestown. Die Pflanzer klagten über „Arbeitskräftemangel“ und versuchten, die ehemaligen Sklaven mit niedrigen Löhnen und Zwangsmieten auf den Estates zu halten. 1840 bis 1850 kam es deshalb immer wieder zu Streiks und kleineren Unruhen.
1854 wurde Nevis von einem verheerenden Erdbeben erschüttert, das viele Gebäude in Charlestown zerstörte, darunter die alte anglikanische Kirche St. Paul’s. 1858 bis 1867 folgten mehrere schwere Hurrikane, die Zuckerrohrfelder verwüsteten und die Verschuldung der Plantagenbesitzer dramatisch erhöhten.
Wirtschaftlich begann der lange Niedergang. Der britische Markt öffnete sich 1846 für billigen europäischen Rübenzucker („Free Trade“-Politik), und die Preise für karibischen Rohrzucker brachen ein. Zwischen 1840 und 1870 sank die Zuckerproduktion auf Nevis von rund 8.000 Tonnen auf unter 3.000 Tonnen pro Jahr. Dutzende Plantagen wurden aufgegeben; die großen Familien (Pinney, Huggins, Laurence, Herbert) verkauften oder verpachteten ihre Güter und wanderten nach England oder Barbados ab.
Ab den 1860er Jahren importierten die verbleibenden Pflanzer Arbeitskräfte von außerhalb. 1861 bis 1870 kamen etwa 1.200 Vertragsarbeiter aus Madeira (Portugal), Ab 1863 auch kleinere Gruppen aus Britisch-Indien. Viele dieser „Indentured Labourers“ ließen sich nach Ablauf ihrer Verträge auf Nevis nieder und bildeten die Grundlage für die heutige portugiesisch- und indischstämmige Minderheit.
Verwaltungspolitisch verlor Nevis 1816 seinen Status als eigenständige Kolonie und wurde Teil der Leeward Islands Federation. 1871 wurde die gesamte Föderation zu einer einzigen Kronkolonie zusammengefasst, und Nevis wurde noch stärker von St. Kitts aus regiert. Charlestown verlor seinen Status als Hauptstadt einer eigenständigen Kolonie endgültig.
Gesellschaftlich entstand langsam eine neue Mittelschicht aus „Coloured“ und schwarzen Lehrern, Händlern und Geistlichen. Die Methodisten- und Moravian-Kirchen spielten eine wichtige Rolle bei der Alphabetisierung. 1870 bis 1880 besuchten bereits über 40 % der Kinder irgendeine Form von Schule, obwohl diese meist nur ein paar Jahre dauerte. 1872/73 führte die Kolonialregierung die erste Volkszählung nach moderner Methode durch: Nevis hatte 11.584 Einwohner (davon rund 1.100 Weiße und Portugiesen, 1.200 Inder/Madeiraner, der Rest afrikanischer Herkunft). Die Bevölkerung war seit 1805 um fast 20 % geschrumpft.
In den 1870er und frühen 1880er Jahren setzte sich der wirtschaftliche Abstieg fort. 1882 produzierten nur noch 35 Plantagen Zucker (gegenüber 120 im Jahr 1800). Viele Güter waren hoch verschuldet und standen unter Zwangsverwaltung britischer Banken. Der Export von Rum und Melasse übertraf zeitweise den von Zucker. Als Nebenprodukt gewann die Produktion von Limetten („Nevis Lime“) und Lime-Öl an Bedeutung – ein kleiner Lichtblick, der bis ins 20. Jahrhundert hineinreichte.
Die Jahre 1882 bis 1899 waren die letzte große Blütezeit des karibischen Zuckers. Der Preis für Rohzucker lag zeitweise hoch, und Nevis produzierte jährlich zwischen 6.000 und 9.000 Tonnen. Dampfmaschinen ersetzten nach und nach die alten Wind- und Tiermühlen; 1885 wurde die erste Dampfmühle in Pinney’s Estate in Betrieb genommen. Gleichzeitig wuchs jedoch die Abhängigkeit von importierten Arbeitskräften: Ab 1860 kamen mehrere Tausend Vertragsarbeiter aus Madeira und später aus Britisch-Indien nach Nevis, um die Lücke zu füllen, die entstandene Landflucht hinterließ.
Ab 1898 begann der unaufhaltsame Niedergang. Der Weltmarktpreis für Zucker brach ein, weil Europa begann, subventionierten Rübenzucker zu produzieren. Viele kleine Plantagen mussten aufgeben; bis 1914 schlossen über ein Drittel der Güter. 1905 bis 1907 wütete eine schwere Dürre, 1916 und 1928 zerstörten Hurrikane große Teile der Ernte. Die Pflanzerfamilien verließen die Insel in Scharen; die meisten Herrenhäuser standen leer oder wurden an lokale Händler verkauft.
Verwaltungspolitisch wurde 1883 das alte System der „Vestry“ (Kirchgemeinderäte) durch ein einheitliches Legislative Council der Leeward Islands ersetzt. Nevis behielt aber ein eigenes lokales Gremium, das „Nevis Council“, das aus ernannten und gewählten Mitgliedern bestand – allerdings nur Männer mit einem bestimm... ... bestimmten Grundbesitz oder Einkommen durften wählen. Frauen und die große Masse der Arbeiter waren ausgeschlossen.
Weltkriegsära
Der Erste Weltkrieg (1914 bis 1918) brachte kurzfristig höhere Zuckerpreise, weil der Schiffsverkehr nach Europa unterbrochen war, aber nach 1918 fielen die Preise wieder dramatisch. Viele ehemalige Soldaten kehrten aus Europa zurück und forderten Land und bessere Löhne. 1935 bis 1938 kam es im gesamten britischen Westindien zu schweren Arbeiterunruhen („Labour Riots“). Auf Nevis blieben die Proteste vergleichsweise friedlich, aber im Januar 1936 streikten Zuckerarbeiter in Gingerland und Charlestown für höhere Löhne. Die Kolonialregierung reagierte mit der Einsetzung der „West India Royal Commission“ (Moyne-Commission), deren Bericht 1940 verheerende Zustände feststellte: hohe Arbeitslosigkeit, miserable Wohnverhältnisse, Unterernährung.
In den 1920er und 1930er Jahren setzte eine massive Abwanderung ein. Tausende Nevisianer gingen nach Großbritannien (vor allem London und Bristol), in die USA (New York, New Jersey), auf die Jungferninseln oder nach Trinidad, wo die Ölindustrie boomte. Die Bevölkerung sank zeitweise unter 11.000.
Wirtschaftlich versuchte die Kolonialverwaltung ab den 1920er Jahren, Alternativen zum Zucker zu fördern. Baumwolle wurde 1915 bis 1925 intensiv angebaut (vor allem auf den ehemaligen Zuckerfeldern von Newcastle und Indian Castle), scheiterte aber am fallenden Weltmarktpreis und Schädlingsbefall. Auch der Versuch mit Zitrusfrüchten und Kokosnüssen blieb klein. Der einzige nennenswerte Export neben Zucker wurde Lime-Öl und Limettensaft (Nevis war bis in die 1940er Jahre einer der größten Lime-Produzenten der Karibik).
Infrastrukturell blieb Nevis rückständig. 1922 wurde die erste öffentliche Elektrizitätsversorgung in Charlestown eingerichtet (nur für wenige Stunden am Abend). 1930 war die Ringstraße noch größtenteils unbefestigt; Autos waren selten. Der Hafen von Charlestown konnte nur kleinere Schiffe aufnehmen, die meisten Exporte gingen über St. Kitts. Der Flughafen existierte nicht – die erste Landebahn wurde erst 1940 provisorisch für die Kriegszeit angelegt.
Der Zweite Weltkrieg (1939 bis 1945) brachte paradoxerweise wieder etwas Aufschwung. Zucker wurde als strategischer Rohstoff gebraucht, und die Preise stiegen. Viele Nevisianer dienten in britischen Einheiten (vor allem Caribbean Regiment). Gleichzeitig verschärfte sich die Lebensmittelknappheit, weil Importe ausblieben. Die Kolonialregierung führte Rationierungen ein und förderte den Anbau von Yam, Kassava und Mais.
Gesundheitlich war die Insel stark von Malaria und Hakenwurm geplagt. Erst 1938–1940 startete die Rockefeller Foundation eine großangelegte Kampagne, die die Malaria bis 1950 fast ausrottete. Die Tuberkulose-Rate war hoch; das einzige Krankenhaus in Charlestown hatte 1940 gerade 30 Betten.
Politisch blieb Nevis bis 1945 weitgehend ruhig. Es gab keine starken Gewerkschaften wie auf St. Kitts. Die ersten Ansätze organisierter Arbeiterbewegung entstanden erst 1940 mit der Gründung der St. Kitts-Nevis Trades and Labour Union durch Robert Bradshaw – auf Nevis jedoch erst 1948 eine eigene Sektion.
Moderne Zeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Nevis noch vollständig von der Zuckerproduktion abhängig. Die Insel hatte etwa 12.000 Einwohner, die überwiegend als Arbeiter auf den großen Plantagen oder als kleine Bauern lebten. Es gab kaum Infrastruktur: keine durchgehend asphaltierte Ringstraße, kein öffentliches Stromnetz außer in Charlestown, keine weiterführende Schule auf der Insel selbst.
In den 1950er Jahren begann die politische Mobilisierung. 1952 wurde das allgemeine Wahlrecht eingeführt. Die 1946 gegründete St. Kitts-Nevis Labour Party gewann die ersten Wahlen und forderte bessere Arbeitsbedingungen und soziale Reformen. Auf Nevis entstand 1957 eine eigene Parteisektion.
1960 trat die Kolonie der Westindischen Föderation bei, die jedoch 1962 scheiterte. Am 27. Februar 1967 erhielt St. Kitts-Nevis-Anguilla den Status eines Associated State mit innerer Selbstverwaltung. Robert Bradshaw (Labour Party) wurde Premier des Gesamtstaates. Nevis fühlte sich zunehmend benachteiligt, weil die meisten Investitionen nach St. Kitts flossen.
1967 bis 1969 erlebte der Staat die Anguilla-Krise: Anguilla trennte sich gewaltsam und kehrte 1971 unter direkte britische Verwaltung zurück. Dies verstärkte auf Nevis den Wunsch nach mehr Autonomie. 1971 gründete Simeon Daniel die Nevis Reformation Party (NRP). Bei den Wahlen 1980 gewann die NRP alle drei Nevis-Sitze in der Inselversammlung und übernahm die lokale Regierung.
In den 1970er Jahren geriet die Zuckerindustrie in eine schwere Krise. Der Weltmarktpreis fiel, Subventionen wurden gekürzt, und die staatliche Sugar Manufacturing Corporation schrieb hohe Verluste. Viele Arbeiter verloren ihren Job oder wanderten aus (vor allem nach Großbritannien und in die USA).
Am 19. September 1983 wurde St. Kitts und Nevis unabhängig. Nevis stimmte nur zu, weil die Verfassung ein Sezessionsrecht bei Zweidrittelmehrheit im Referendum zusicherte (§ 113–114). Kennedy Simmonds (PAM) wurde erster Premierminister des Bundesstaates, Simeon Daniel erster Premier der Insel Nevis.
1984 erfolgte mit der Gründung des Offshore-Finanzsektors (Nevis Business Corporation Ordinance) eine Neuorientierung der nevisianischen Wirtschaft. Auch der Tourismus erlebte einen Aufschwung. 1985 wurde das Four Seasons Resort Nevis – das erste große Luxushotel der Insel. Strom- und Wasserversorgung wurden bis Ende der 1980er Jahre fast flächendeckend, die Ringstraße wurde schrittweise asfaltiert.
1991 wurde die letzte Zuckerernte eingebracht. 1992 schloss die Zuckerfabrik endgültig. Die ehemaligen Plantagenfelder wurden größtenteils parzelliert und günstig oder symbolisch an ehemalige Arbeiter und deren Familien verkauft. Politisch blieb die NRP bis 1992 durchgehend stärkste Kraft auf der Insel. 1993 verlor Kennedy Simmonds die Bundestagswahl an Denzil Douglas (Labour Party). Auf Nevis behielt die NRP jedoch weiter die lokale Mehrheit.
Die NRP legte 1999 einen ersten Vorschlag für eine Verfassungsreform vor, doch das Thema spielte im Wahlkampf 2006 kaum eine Rolle, und ein detailliertes, parteiintern abgestimmtes Reformkonzept steht bis heute aus. Fachautoren kritisieren, dass die Verfassung weder die föderalen Finanzbeziehungen noch die Einnahmequellen der Bundesregierung und der Inselverwaltung von Nevis (NIA) klar definiert. Zwar legt sie fest, dass Einnahmen Nevis’ in den „Nevis Island Consolidated Fund“ fließen sollen und bundesweite Einnahmen nach Bevölkerungsanteil geteilt werden, doch Abzüge zugunsten gemeinsamer Dienste und Schulden können vom Generalgouverneur auf Empfehlung des Premierministers vorgenommen werden.
Seit der Unabhängigkeit 1983 kommt es immer wieder zu Spannungen, da die Bundesregierung zugleich lokale Regierung für St. Kitts ist und die Parteien in Nevis ihre Interessen vernachlässigt sehen. Führende Politiker wie Simeon Daniel (NRP) und Vance Amory (CCM) machten die Option einer Unabhängigkeit Nevis’ zu einem Teil ihrer Programme. Kritiker wie Premierminister Denzil Douglas bezeichneten die Verfassung sogar als „Rezept für Katastrophe und Disharmonie“.
Bereits 1984 kam es zu einer Krise, als die bundesstaatlichen Zahlungen an Nevis zeitweise ausgesetzt wurden, was zu nicht eingelösten Schecks und Zahlungsverzögerungen für Staatsbedienstete führte. Darüber hinaus besteht auf Nevis erhebliche Unterstützung für eine Rückkehr unter britische Oberhoheit, ähnlich wie Anguilla.
1996 verschärften vier Gesetzesentwürfe aus St. Kitts die Spannungen: Sie hätten unter anderem Einnahmen aus nevisianischen Aktivitäten nach St. Kitts umgeleitet und Investitionen zentralisiert, obwohl Nevis laut Verfassung für Wirtschaft und Handel selbst zuständig ist. Politiker beider Parteien in Nevis erklärten, die Vorlagen seien verfassungswidrig und wirtschaftsschädlich. Die Bundesregierung verweigerte der NIA zunächst sogar die gerichtliche Durchsetzung ihrer Rechte, bis der Oberste Gerichtshof zugunsten von Nevis entschied. Ein eingesetzter Verfassungsausschuss empfahl daraufhin Reformen, einschließlich einer eigenen Inselverwaltung für St. Kitts – umgesetzt wurde dies jedoch nie.
Nevis entwickelte dennoch eigene Gesetze, etwa zur Offshore-Finanzindustrie. Der Wunsch nach weitergehender Autonomie oder Abspaltung wird jedoch durch die Sorge verstärkt, dass die Gesetzgebungskompetenzen der NIA erneut beschnitten werden könnten. Ökonomische Ungleichgewichte – etwa Unternehmenssteuern, Zölle und Ausreisesteuern, die überwiegend in St. Kitts anfallen, fehlende Gesetzgebungskompetenzen in Bildung und Gesundheit sowie bevorzugte Entwicklungsförderungen für St. Kitts – befeuern diese Debatte. 1998 stimmten 62 % der Bevölkerung Nevis’ für die Abspaltung, verfehlten jedoch die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Bis heute prägt das ungelöste Spannungsverhältnis die Politik beider Inseln.
Zu Beginn der 2000er Jahre stand Nevis noch unter dem Einfluss des gescheiterten Unabhängigkeitsreferendums von 1998, bei dem 62 Prozent der Wähler für eine Sezession von St. Kitts gestimmt hatten, aber die geforderte Zweidrittelmehrheit knapp verfehlt wurde. Diese Spannungen lebten weiter, doch der Fokus verschob sich auf wirtschaftliche Stärkung. Die Labour Party von Premier Denzil Douglas regierte den Bund seit 2000 und förderte eine Diversifizierung der Wirtschaft, die Nevis nutzte. Der Zuckerrohr-Anbau, jahrhundertelang der Rückgrat der Insel, litt unter fallenden Weltmarktpreisen und wurde zunehmend unrentabel. 2005 stellte die staatliche Zuckerindustrie ihre Produktion ein, was Hunderte von Arbeitsplätzen kostete – auf Nevis allein betraf das rund 400 Beschäftigte in den Plantagen und Mühlen. Statt Trauer über den Verlust entstand Raum für Neues: Tourismus und Offshore-Finanzdienstleistungen rückten in den Vordergrund. Nevis, mit seinen goldenen Stränden, dem imposanten Nevis Peak und historischen Plantagen wie Montpelier oder Hermitage, positionierte sich als exklusives Urlaubsziel für Prominente – von Prinzessin Diana bis zu Beyoncé und Justin Trudeau, die hier Erholung suchten.
Infrastrukturelle Investitionen prägten das Jahrzehnt. Ab den frühen 2000er Jahren wurde ein ambitioniertes Programm umgesetzt: Der Hafen in Charlestown wurde modernisiert, ein neuer Tiefwasserhafen gebaut, die Hauptstraße (Island Main Road) erweitert und asphaltiert, und der Vance W. Amory International Airport ausgebaut – inklusive der Umsiedlung eines ganzen Dorfes für die Startbahnverlängerung. Diese Maßnahmen machten Nevis zugänglicher und stärkten den Tourismus, der bis 2009 auf über 580.000 Besucher pro Jahr anstieg – ein Wachstum von fast 40 Prozent seit 2007. Gleichzeitig blühte der Offshore-Sektor auf: Bis 1999 waren über 18.000 Firmen auf Nevis registriert, die jährlich mehr als 10 Prozent der Insel-Einnahmen generierten. Doch 2000 landete Nevis auf der „Schwarzen Liste“ der OECD wegen mangelnder Kooperation im Kampf gegen Geldwäsche, was zu Reformen und einer schnellen Entlistung führte – ein Weckruf für strengere Regulierungen.
Die globalen Turbulenzen der späten 2000er prägten Nevis hart. Der Hurrikan Lenny 1999 hatte bereits Schäden angerichtet und ein großes Resort für ein Jahr geschlossen, 400 Jobs gekostet. Die Finanzkrise 2008 ließ den Tourismus einbrechen, und das BIP-Wachstum stagnierte zwischen 2001 und 2003 bei unter 1 Prozent. Nevis' Wirtschaft, abhängig von US-Touristen, litt unter der Rezession. Dennoch erholte sie sich ab 2004 durch Investitionen in Resorts und Golfplätze. Politisch blieb die Autonomie ein Dauerthema: Die Concerned Citizens' Movement (CCM) von Premier Vance Amory forderte 2003 erneut eine Sezession und initiierte ein Referendum für 2004, das jedoch nicht zur Abstimmung kam und die Spannungen dämpfte. Die Bundestagswahlen 2010 brachten Douglas' Labour Party einen weiteren Sieg, doch auf Nevis gewann die Nevis Reformation Party (NRP) unter Joseph Parry, was die Balance zwischen den Inseln unterstrich.
Die 2010er Jahre brachten Stabilität und Wachstum. Das BIP pro Kopf stieg dank Tourismus und Finanzsektor, und Nevis investierte in Bildung, Gesundheit und soziale Programme – darunter ein massives Landverteilungsprogramm für ehemalige Zuckerarbeiter. Kulturelle Initiativen wie das jährliche Culturama-Festival feierten die afrokaribische Identität, während die Nevis Historical and Conservation Society (gegründet 1980) Denkmäler wie das Alexander-Hamilton-Museum restaurierte und die Erbschaft der Sklaverei thematisierte. Umweltbedenken gewannen an Bedeutung: Der Nevis Peak, ein schlafender Vulkan, und die heißen Quellen in Bath wurden als nachhaltige Attraktionen gepflegt, doch Hurrikane wie Omar (2008) und Maria (2017) erinnerten an die Vulnerabilität der Insel. Politisch kulminierte 2015 der Wechsel: Die „Team Unity“-Koalition unter Timothy Harris (People's Labour Party, mit Unterstützung der CCM) besiegte Douglas und regierte bis 2020. Auf Nevis blieb die CCM dominant, mit Mark Brantley als Premier ab 2006, der enge Bande zur Föderation pflegte.
Während der Coronazeit war die Insel Nevis stark von Reisebeschränkungen und Lockdowns betroffen, was besonders negative wirtschaftliche Auswirkungen auf die stark tourismusabhängige Insel hatte. Es wurden Maßnahmen wie Schulschließungen, Schließung von Flughäfen und Häfen für Passagiere, Ausgangssperren, Maskenpflicht im Freien und Schließung nicht-essentieller Geschäfte eingeführt. Auch soziale Aktivitäten wurden eingeschränkt, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Bis Mai 2020 wurde ein schrittweiser Lockerungsplan in Angriff genommen, wobei anfangs nur eingeschränkter Geschäftsbetrieb erlaubt war. Die Maßnahmen führten zu einem starken wirtschaftlichen Rückgang mit einem Schrumpfen der Wirtschaft um 18,6 % im Jahr 2020, einer Halbierung der Einnahmen aus dem Tourismus und einem Anstieg der Staatsverschuldung. In den Folgejahren blieben Covid19-Fälle insgesamt begrenzt, und die Maßnahmen wurden 2022 sukzessive gelockert.
Während der Coronazeit war die Insel Nevis stark von Reisebeschränkungen und Lockdowns betroffen, was besonders negative wirtschaftliche Auswirkungen auf die stark tourismusabhängige Insel hatte. Es wurden Maßnahmen wie Schulschließungen, Schließung von Flughäfen und Häfen für Passagiere, Ausgangssperren, Maskenpflicht im Freien und Schließung nicht-essentieller Geschäfte eingeführt. Auch soziale Aktivitäten wurden eingeschränkt, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Bis Mai 2020 wurde ein schrittweiser Lockerungsplan in Angriff genommen, wobei anfangs nur eingeschränkter Geschäftsbetrieb erlaubt war. Die Maßnahmen führten zu einem starken wirtschaftlichen Rückgang mit einem Schrumpfen der Wirtschaft um 18,6 % im Jahr 2020, einer Halbierung der Einnahmen aus dem Tourismus und einem Anstieg der Staatsverschuldung. In den Folgejahren blieben Covid19-Fälle insgesamt begrenzt, und die Maßnahmen wurden 2022 sukzessive gelockert.
Verwaltung
Seit 27. Februar 1967 bilden Saint Kitts und Nevis einen gemeinsamen Staat. Nevis, die kleinere der beiden Inseln, ist teilweise autonom und hat ein eigenes Parlament mit fünf Mitgliedern und einem Premierminister. Nach der Verfassung kann Nevis unter bestimmten Bedingungen aus der Föderation ausscheiden. Bei einem entsprechenden Referendum im Jahr 1998 wurde die erforderliche Zweidrittelmehrheit knapp verfehlt. Seither ist in der Bevölkerung die Unterstützung für ein unabhängiges Nevis zurückgegangen.
Herrschaftsgeschichte
- um -400 bis 12. Jahrhundert Stammesgemeinschaften der Arawak
- 12. Jahrhundert bis 2. Juli 1627 Stammesgemeinschaften der Kalinago
- 2. Juli 1627 bis 22. Juli 1628 Königreich England (Kingdom of England)
- 22. Juli 1628 bis 25. Januar 1671 Kolonie Barbados des Königreichs England (Kingdom of England)
- 25. Januar 1671 bis 1. Mai 1707 Kolonie Inseln über dem Winde (Leeward Islands Colony) des Königreichs England (Kingdom of England)
- 1. Mai 1707 bis 14. Februar 1782 Kolonie Inseln über dem Winde (Leeward Islands Colony) des Königreichs Großbritannien (Kingdom of Great Britain)
- 14. Februar 1782 bis 3. September 1783 Königreich Frankreich (Royaume de France)
- 3. September 1783 bis 31. Dezember 1800 Kolonie Inseln über dem Winde (Leeward Islands Colony) des Königreichs Großbritannien (Kingdom of Great Britain)
- 1. Januar 1801 bis 26. April 1816 Kolonie Inseln über dem Winde (Colony Leeward Islands) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
- 26. April 1816 bis 1871 Kolonie Saint Christopher, Nevis, Anguilla und Britische Jungferninseln (Colony Saint Christopher, Nevis, Anguilla and British Virgin Islands) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom)
- 19. Dezember 1832 bis 7. Juni 1882 Kolonie Inseln über dem Winde (Colony Leeward Islands) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
- 7. Juni 1882 bis 27. Februar 1967 Kolonie Saint Christopher-Nevis-Anguilla (Colony Saint Christopher-Nevis-Anguilla) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Ireland, ab 27. April 1927 United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland)
- 27. Februar 1967 bis 13. April 1981 Assoziierter Staat Saint Christopher-Nevis-Anguilla (Associated State of Saint Christopher-Nevis-Anguilla) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland)
- 13. April 1981 bis 19. September 1983 Assoziierter Staat Saint Christopher und Nevis (Associated State of Saint Christopher and Nevis) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland)
- seit 19. September 1983 Föderation St. Kitts und Nevis (Federation of Saint Kitts and Nevis bzw. Federation of Saint Christopher and Nevis)
Verfassung
Die politische Struktur der Föderation von St. Kitts und Nevis basiert auf dem parlamentarischen System von Westminster, aber es ist eine einzigartige Struktur, da Nevis seine eigene Einkammer-Legislative hat, die aus dem Vertreter Ihrer Majestät (dem stellvertretenden Generalgouverneur) und den Mitgliedern der Inselversammlung von Nevis besteht. Nevis hat eine beträchtliche Autonomie in seiner Legislative. Die Verfassung ermächtigt die Legislative von Nevis, Gesetze zu erlassen, die von der Nationalversammlung nicht außer Kraft gesetzt werden können.
Nevis hat ein verfassungsmäßig geschütztes Recht, sich von der Föderation abzuspalten, wenn eine Zweidrittelmehrheit der Inselbevölkerung in einem lokalen Referendum für die Unabhängigkeit stimmt. Abschnitt 113.(1) der Verfassung besagt: „Der Gesetzgeber der Insel Nevis kann vorsehen, dass die Insel Nevis nicht länger mit der Insel Saint Christopher föderiert ist und dass diese Verfassung dementsprechend auf der Insel Nevis keine Wirkung mehr hat.“
Legislative und Exekutive
Die Nevis Assembly mit 8 Mitgliedern bildet eine autonome Abgeornetenversammlung innerhalb des Staates Saint Kitts und Nevis. Die Insel hat seinen eigenen Premierminister und seine eigene Regierung, die Nevis Island Administration. Sie erhebt ihre eigenen Steuern und verfügt über einen eigenen Haushalt mit einem Leistungsbilanzüberschuss. Laut einer Erklärung des Finanzministeriums von Nevis aus dem Jahr 2005 wies Nevis zu diesem Zeitpunkt eine der höchsten Wachstumsraten des Bruttosozialprodukts und des Pro-Kopf-Einkommens in der Karibik auf.
Inseloberhaupt
Inseloberhaupt ist der Deputy Governor-general, Regierungschef der Premier.
Governors (Gouverneure)
- 22 Jul 1628 - 1629 Anthony Hilton († 1634)
- 1629 - 1630 George Hay
- 1630 - 1631 Anthony Hilton [2]
- 1631 - 1634 Thomas Littleton († 1634)
- 1634 - 1635 Luke Stokes (Stoakes)
- 1635 - 1637 Thomas Sparrow (Sparrowe)
- 1637 - 1638 Sir Henry Huncks (Hunks)
- 1639 John Jennings
- 1640 Jenkin Lloyd
- 1640 - 1641 John Meakem
- 1641 John Kettleby
- 1641 - 1649 Jacob Lake († 1649)
- 1649 - 1657 Luke Stokes [2]
- 1657 - 1671 Sir James Russell (1600 -1674)
- 1672 - 1685 William Stapleton (ab 1679 Sir, † 1686)
- Deputy governors (Stellvertretende Gouverneure)
- 1672 - 1676 Randolph Russell (Randal Russell, † 1678)
- 1685 William Burt (um 1619 - 1686)
- 1685 - 1687 Sir James Russell [amtierend] († 1687)
- 1687 - 1691 John Netheway († 1691)
- 1692 - 1699 Samuel Gardner
- 1699 - 1702 Roger Elrington
- 1702 - 1703 Christopher Codrington? [amtierend]
- 1703 - 1706 John Johnson († 1706)
- 1706 - 1722 Walter Hamilton († 1722)
- Mai 1722 - 1732 Charles Sybourg (Sibourg, † 1733)
- 1732 - 1737 William Hanmer
- 1741 - 1761 Lancelot Storey († 1761)
- Apr 1761 - 1771 James Johnston (um 1721 - 1797)
- 22 Jul 1796 - um 1831 William Boothby
Presidents (Präsidenten)
- 1699 - 1707 William Burtr II (um 1640 - 1707)
- 1707? - 1722? Daniel Smith (1667 - 1722)
- um 1732 - 1744 Michael Smith († 1745)
- 1745 - 1756 James Symonds († 1762)
- 1756 - 1761 William Maynard (Mainard, 1703 - 1785)
- 1761 James Johnston
- 1762 - 1766 John Richardson Herbert (1732 - 1793)
- 1766 Charles Pym Burt (1726 - 1788)
- 1766 - 1782 John Richardson Herbert [2, amtierend bis 1767]
- Feb 1782 - 1783 François Claude Amor, Marquis de Bouille (Gouverneur, 1739 - 1800)
- 1784 - Jan 1793 John Richardson Herbert [3]
- 1793? - 1803 John Browne († 1803)
- 1803? - 1807? John Colhoun Mills (1771? - 1828)
- 1807? - 1817? Thomas John Cottle (1761 - 1828)
- um 1817 - um 1831 Walter Maynard (1776 - 1845)
- um 1833 - um 1840 James Daniell
- um 1840 - 1841 Josiah Webbe Maynard
- 1841 - 7 Mar 1842 Ralph Brush Cleghorn (1804 - 1842)
- 1842 - 1844 Lawrence Graeme (1797 - 1850)
- 1845 - 1854 Willoughby J. Shortland (1804 - 1869)
- 10 Jan 1854 - 1857 Frederick Seymour (1820 - 1869)
- 1857 - 1860 Carlo Arthur Edward Rumbold (1820 - 1869)
- 1860 George Cavell Webbe (1799? - 1871)
- Okt 1860 - Apr 1861 Anthony Musgrave [amtierend] (1828 - 1888)
- 1861 - 1863 Carlo Arthur Edward Rumbold [2]
- 1863 - 1864 Isidore Peter Lynch Dyett (1812 - 1864)
- Jul 1864 - 1865 James Watson Sheriff (1803 - 1866)
- 1865 - 1866 Walter Maynard [amtierend] (1808 - nach 1870)
- 1866 - 1869 James George Mackenzie (1803? - 1879)
- 14 Jan 1869 - 1870 William Wellington Cairns (1828 - 1888)
- 1870 - 1872 Francis Spencer Wigley [amtierend bis 1871] (1844 - 1911)
- Apr 1872 - Mai 1873 Charles Monroe Eldridge (1825 - 1888)
- 1873 - 1876 Alexander Augustus Melfort Campbell (1827 - 1890)
- Mai 1876 - 1877 Roger Tuckfield Goldsworthy (1839 - 1900)
- 6 Apr 1877 - 1878 Arthur Elibank Havelock (1844 - 1908)
- 1879 John Kemys Spender-Churchill [amtierend](1835 - 1913)
- 1879 - 1882 Charles Spencer Salmon (1832 - 1896)
- 21 Jul - Dez 1882 William Henry Whyham [amtierend] (1845 - nach 1900)
Wardens (Aufseher)
- um 1886 Francis Spencer Wigley
- 1888 - 1890 Charles Grey Evelyn (1849 - 1912)
- 1890 - 1903 Robert Julian Orde Jocelyn, Earl of Roden (1845 - 1915)
- um 1903 - um 1910 Charles Arthur Shand (1855 - 1910)
- um 1912 - um 1920 Charles Cocksage Greaves
- 1920 - 1925 Frederick Henry Watkins (1859 - 1928)
- 1 Okt 1925 - 1937 Arthur Charles Kent Tibbits (1877 - 1940)
- 1937 - 1939 Stedman Esdaille Moir (um 1885 - 1973)
- Dez 1939 - Jan 1946 Hugh Burrowes (1909 - 1998)
- 1946 - 1955 Edward Arthur Evelyn (1904 - 1974)
- 1 Feb 1955 - 1958 Dobald St. Clair Brookes (1924 - 1997)
- 1959 (6 Monate) Cecil Oliver Byron [amtierend](1916 - 2007)
- 1959 - 1963 Walter Leonard Maguire (1909 - vor 2000)
- 1963 - 1969 Roland Spencer Byron (1914 - 1996)
- 1969 - 1980 Eric Crell (1916 - 1987)
- Mar 1980 - 1983 Cecil Oliver Byron [2]
Deputy Governors-general (Stellvertretende Generalgouverneure)
- 19 Sep 1983 - 5 Jun 1992 Weston Parris (1927? - 1992)
- 15 Jan 1994 - 30 Apr 2017 Eustace John (1939 - 2017)
- 1 Sep 2017 - 31 Aug 2018 Marjorie L. Maynard Morton [w, amtierend bis 31 Dez 2017]
- seit 1 Sep 2018 Hyleta Liburg [w]
Premiers
- 19 Sep 1983 - 2 Jun 1992 Simeon Daniel (1934 - 2012) NRP
- 2 Jun 1992 - 11 Jul 2006 Vance Winkworth Amory (1949 - 2022) CCM
- 11 Jul 2006 - 23 Jan 2013 Joseph Walcott Parry (1948) NRP
- 23 Jan 2013 - 19 Dez 2017 Vance Winkworth Amory [2] CCM
- seit 19 Dez 2017 Mark Brantley (* 1969) CCM
Politische Parteien
Die Wahlen in Nevis finden alle fünf Jahre statt. Die Wahlen in Nevis 2013, die am 23. Januar 2013 stattfanden, wurden von der Oppositionspartei Concerned Citizens Movement (CCM) unter Führung von Vance Amory gewonnen. Die CCM gewann drei der fünf Sitze in der Inselversammlung von Nevis, während die etablierte Partei, die Nevis Reformation Party (NRP), zwei Sitze gewann.
Bei den Bundeswahlen von 2010 gewann die CCM zwei der drei Nevis zugewiesenen Bundessitze, während die NRP einen gewann. Von den acht St. Kitts zugewiesenen Bundessitzen gewann die St. Kitts-Nevis Labour Party sechs und die People's Action Movement (PAM) zwei. Die Wahlen vom 17. Dezember 2017 brachten dem Concerned Citizen’s Movement 56,7 % und der Nevis Reform Party 43,3 % der Sitze.
Joseph Parry, Führer der Opposition, hat angedeutet, dass er eine Verfassungsreform der Abspaltung von Nevis vorzieht. Seine Partei, die NRP, war in der Vergangenheit der stärkste und eifrigste Befürworter der Unabhängigkeit von Nevis; die Partei kam mit der Abspaltung als Hauptkampfthema an die Macht. Im Jahr 1975 erklärte das NRP-Manifest, dass „die Nevis Reformation Party wird sich um jeden Preis darum bemühen, die Abspaltung von St. Kitts für Nevis zu erreichen - ein Privileg, das die Insel Nevis vor 1882 genoss.“
Justizwesen und Kriminalität
Nevis besitzt kein eigenständiges Justizsystem, sondern teilt sich das gesamte Gerichts- und Strafrecht mit dem Bundesstaat St. Kitts und Nevis. Es gibt also keine separaten „Nevis-Gerichte“, aber die Insel wird im Alltag weitgehend lokal abgewickelt und gilt als eine der sichersten Orte der gesamten Karibik.
Für kleinere Delikte und Zivilstreitigkeiten ist das Magistrate’s Court in Charlestown zuständig. Hier werden Verkehrsvergehen, kleine Diebstähle, Nachbarschaftsstreitigkeiten, Unterhaltsklagen oder leichte Körperverletzung verhandelt. Der Richter ist meist ein Einheimischer oder pendelt von St. Kitts herüber. Schwere Straftaten – Mord, Vergewaltigung, bewaffneter Raub, größere Drogenfälle – gehen direkt an das High Court in Basseterre auf St. Kitts. Berufungen laufen über das gemeinsame Berufungsgericht der Eastern Caribbean States und letztinstanzlich bis zum Privy Council in London.
Die Polizei auf Nevis gehört zur Royal St. Christopher and Nevis Police Force, hat aber eine eigene Division. Es gibt drei Polizeistationen: die Hauptstation in Charlestown, eine in Gingerland und eine kleinere in Newcastle. Insgesamt dienen etwa 40–50 Beamte auf der Insel – viele davon sind auf Nevis geboren und kennen praktisch jede Familie. Das macht die Polizeiarbeit sehr persönlich und präventiv.
Kriminalität ist auf Nevis extrem niedrig. Die meisten Jahre gibt es null oder einen einzigen Mord (oft häusliche Gewalt oder Streit unter Bekannten). Schwere Raubüberfälle auf Touristen sind fast unbekannt; Einbrüche betreffen vor allem unbewachte Ferienhäuser in der Nebensaison. Die häufigsten Delikte sind kleine Diebstähle, Cannabis-Besitz, Verkehrsdelikte und Streitigkeiten um Landgrenzen. Drogenkriminalität beschränkt sich fast ausschließlich auf lokalen Konsum und kleinere Weitergabe; Nevis liegt nicht auf den großen Transitrouten der karibischen Drogenkartelle.
Die Gefängnissituation ist entsprechend entspannt. Es gibt kein eigenes Gefängnis auf Nevis. Verurteilte mit kurzen Strafen bleiben oft in einer kleinen Haftanstalt neben der Polizeistation Charlestown, längere Strafen werden im His Majesty’s Prison in Basseterre verbüßt.
Flagge und Wappen
Nevis besitzt seit der Unabhängigkeit 1983 eigene staatliche Symbole, die seine starke Autonomie innerhalb des Bundesstaates St. Kitts und Nevis betonen und die fast jeder Einwohner mit Stolz zeigt. Die offizielle Flagge der Insel wurde am 19. September 1994 eingeführt. Sie besteht aus drei vertikalen Streifen in Grün-Gelb-Blau. Grün steht für die üppige Vegetation und die Landwirtschaft, Gelb für das ewige Sonnenlicht und den früheren Wohlstand, Blau für das umgebende karibische Meer. Mitten im gelben Streifen prangt ein weiß gerandetes blaues Dreieck, darin der stilisierte grüne Nevis Peak mit einer weißen Rauchfahne und darunter drei weiße Wellenlinien. Diese Flagge weht an allen Regierungsgebäuden, Schulen und beim Culturama-Festival neben der Bundesflagge und macht sofort deutlich: Hier ist Nevis, nicht einfach „St. Kitts“.
Das Wappen wurde bereits 1983 zusammen mit der Unabhängigkeit verliehen und ist noch reicher an Symbolik. Der Schild ist dreigeteilt: links ein vollgetakeltes Segelschiff auf blauem Grund für die Kolonial- und Handelszeit, in der Mitte der grüne Nevis Peak mit drei weißen Lilien, die an die heißen Quellen von Bath und den ursprünglichen Namen „Nuestra Señora de las Nieves“ erinnern, rechts eine alte Zuckerrohrmühle auf goldenem Grund als Verweis auf die jahrhundertelange Zuckerwirtschaft. Schildhalter sind ein brauner Pelikan (Nationalvogel) und eine Kokosnusspalme. Über dem Schild steht ein brennender Leuchtturm als Zeichen der Hoffnung, und auf dem goldenen Spruchband darunter liest man den Wahlspruch der Insel: „Land of Beauty, Land of Splendour“.
Hauptstadt
Die ersten englischen Siedler landeten 1628 an der Westküste und nannten ihre kleine Ansiedlung zunächst Mortons Bay oder Morton’s Bay (nach einem der frühen Investoren). Eine andere frühe Bezeichnung war Jamestown – in Anlehnung an König James I. Beide Namen wurden jedoch kaum benutzt. Die Siedlung bestand aus ein paar Holzhütten, einem Palisadenfort und einem Anleger und war zunächst nur eine von mehreren kleinen Landestellen.
In den 1650er und 1660er Jahren verlagerte sich das Zentrum der Verwaltung und des Handels langsam an die geschützte Bucht, die heute Charlestown ist. Der eigentliche Aufstieg begann erst ab den 1670er Jahren, als der Zuckerboom einsetzte. 1667 bis 1671 wurde die Siedlung nach dem damaligen Thronfolger Charles, Duke of York (später König Charles II.) offiziell Charles Town genannt – die Schreibweise mit „s“ statt „c“ setzte sich erst im 19. Jahrhundert durch.
Um 1680 war Charlestown bereits eindeutig die Verwaltungs- und Handelsmetropole der Insel. Hier lag das einzige Zollhaus. Hier tagte das lokale Gericht und das gewählte Assembly House (das erste Parlamentsgebäude stand ab 1684). Hier wohnten die meisten Kaufleute, Anwälte und Pflanzer. Und hier befand sich der wichtigste Hafen der Insel, von dem fast der gesamte Zucker- und Rum-Export abgewickelt wurde.
Andere frühe Siedlungen wie Jamestown (an der Nordküste, in der Gegend des heutigen Newcastle), Pelham Town oder St. John’s Figtree waren nie ernsthaft im Gespräch als Verwaltungssitz. Sie blieben kleine Dörfer oder Plantagenzentren. Seit spätestens 1680 ist Charlestown also durchgehend die einzige Hauptstadt von Nevis – zunächst als Sitz der eigenständigen Kolonie Nevis (bis 1816), dann als Verwaltungszentrum innerhalb der Leeward Islands und später als Hauptstadt der autonomen Inselregierung innerhalb des Staates St. Kitts und Nevis.
Verwaltungsgliederung
Die Insel Nevis ist in fünf parishes (Gemeinden) gegliedert. Es sind dies nach dem Zensus von 2001:
| Parish | HASC | ISO | FIPS | Fläche (km²) | Einwohner | Hauptort |
| Saint George Gingerland | KN,GG
|
GGI
|
SC04
|
18,5 | 2 568 | Gingerland |
| Saint James Windward | KN,JW
|
JWI
|
SC05
|
31,1 | 1 836 | Newcastle |
| Saint John Figtree | KN,JF
|
JFI
|
SC07
|
21,3 | 2 922 | Fig Tree |
| Saint Paul Charlestown | KN,PL
|
PCH
|
SC10
|
3,5 | 1 820 | Charlestown |
| Saint Thomas Lowland | KN,TL
|
TLO
|
SC12
|
18,1 | 2 035 | Cotton Ground |
| Nevis | 92,5 | 11 181 | Charlestown | |||
Verwaltungseinheiten:
5 parishes (Gemeinden)
Bevölkerung
Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 93,2 km².
Bevölkerungsentwicklung:
Jahr Einwohner Dichte (E/km²)
1700 6 000 64,38
1750 8 000 85,84
1800 10 000 107,30
1825 11 000 118,03
1834 11 400 122,32
1842 7 500 80,47
1848 10 200 109,44
1855 9 600 103,00
1871 11 700 125,54
1881 11 900 127,68
1891 13 100 140,56
1896 14 900 159,87
1901 12 800 137,34
1906 14 100 151,29
1911 12 900 138,41
1916 12 000 128,76
1921 11 600 124,46
1926 12 500 134,12
1931 13 500 139,48
1936 13 500 139,48
1939 14 000 150,21
1946 11 400 122,32
1949 11 600 124,46
1950 11 800 126,61
1951 12 000 128,76
1961 12 450 133,58
1971 12 550 134,66
1981 9 450 101,39
1991 9 150 98,18
2000 10 318 110,71
2001 10 894 116,91
2002 10 950 117,49
2003 10 970 117,70
2004 11 115 119,26
2005 11 287 121,11
2006 11 469 123,06
2007 11 656 125,11
2008 11 835 127,04
2009 11 965 128,38
2010 11 946 128,18
2011 12 277 131,73
2012 12 153 130,39
2013 12 227 131,19
2014 12 289 131,86
2015 12 317 132,16
2016 12 335 132,35
2017 12 367 132,70
2018 12 308 132,06
2019 12 272 131,67
2020 12 230 131,22
2021 12 143 130,29
2022 12 143 130,29
2023 12 069 129,50
2024 12 088 129,70
2025 12 143 130,29
Die Bevölkerung wuchs von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 0,916 % pro Jahr.
Volksgruppen
Die Bevölkerung der Insel Nevis ist ethnisch relativ homogen, zugleich aber historisch vielfältig geprägt. Den mit großem Abstand größten Anteil stellen Menschen afrikanischer Herkunft. Sie bilden die klare Mehrheit der Einwohner und sind Nachfahren der versklavten Afrikaner, die im 17. und 18. Jahrhundert auf die Insel gebracht wurden, um auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Ihre kulturellen Traditionen, Familienstrukturen, religiösen Praktiken und sprachlichen Einflüsse prägen bis heute das gesellschaftliche Leben auf Nevis.
Neben der afrikanischstämmigen Mehrheit gibt es kleinere, aber historisch bedeutsame Minderheiten. Eine davon sind Menschen ostindischer Abstammung, deren Vorfahren im 19. Jahrhundert als Vertragsarbeiter in die Karibik kamen. Auch wenn ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung relativ gering ist, haben sie wirtschaftlich, kulturell und religiös eigene Akzente gesetzt und gehören fest zum gesellschaftlichen Gefüge der Insel.
Ebenfalls vertreten ist eine kleine weiße beziehungsweise kaukasische Bevölkerung, die sich aus Nachfahren europäischer Siedler, neueren Zuwanderern und ausländischen Residenten zusammensetzt. Dazu kommen Gruppen gemischter Herkunft, die infolge jahrhundertelanger Migration, Heiraten und kultureller Vermischung entstanden sind. Kleinere ethnische Minderheiten – darunter Menschen chinesischer oder syrisch-libanesischer Herkunft – sind zahlenmäßig gering, aber häufig wirtschaftlich aktiv, vor allem im Handel und in kleinen Dienstleistungsbetrieben.
Sprachen
Auf Nevis wird fast ausschließlich Englisch gesprochen – und zwar in zwei deutlich unterschiedenen Varianten, die sich je nach Situation abwechseln. Die offizielle Amtssprache ist Standard-Englisch. In der Schule, in der Verwaltung, im Gericht, in der Kirche, im Radio und bei allen offiziellen Anlässen wird korrektes britisches Englisch gesprochen und geschrieben. Kinder lernen von der ersten Klasse an Grammatik, Rechtschreibung und formelles Reden; wer „patois“ in der Schule benutzt, bekommt früher oder später einen Verweis.
Im Alltag, zu Hause, auf der Straße, beim Markt, im Bus und unter Freunden spricht praktisch jeder Nevisian Creole (auch Leeward Islands Creole oder einfach „patois“ genannt). Es ist eine englisch-basierte Kreolsprache mit starken westafrikanischen Einflüssen in Grammatik, Wortschatz und Aussprache. Beispiele: Standard: „I am going to the shop.“ Creole: „Mi a go da shop.“ Standard: „She has three children.“ Creole: „Shi got tree pickney.“
Das Creole ist schneller, melodischer und lässt viele Hilfsverben und Endungen weg. Es enthält afrikanische Wörter (zum eispiel „nyam“ für essen, „duppy“ für Geist) und französische Reste aus der Zeit der französischen Besatzung („mweh“ für ich). Ältere Leute auf dem Land sprechen oft fast reines Creole, während junge Leute in Charlestown und im Tourismus fließend zwischen beiden Varianten wechseln können.
Andere Sprachen spielen kaum eine Rolle. Es gibt kleine Minderheiten von Spanisch-Sprechern (vor allem Dominikaner und Haitianer, die in Hotels oder auf Baustellen arbeiten) und ein paar ältere Portugiesisch-Stämmige, die noch ein paar Worte Madeiranisch können, aber ihre Kinder sprechen nur noch Englisch bzw. Creole. Französisch, Niederländisch oder Kalinago-Sprachen sind vollständig ausgestorben. Von der ursprünglichen Kalinago-Sprache Oualie sind nur ein paar Ortsnamen und Lehnwörter (zum Beispiel „barbecue“, „hammock“, „canoe“) übrig geblieben.
Religion
Religion spielt auf Nevis nach wie vor eine große Rolle im Alltag. Die Insel ist überwiegend christlich, aber das Christentum ist hier seit Jahrhunderten tief mit afrikanischen und kreolischen Elementen vermischt. Rund 95 % der Einwohner bezeichnen sich als Christen. Die größte Konfession ist die anglikanische Kirche (Church of England / Church in the West Indies), die seit der Kolonialzeit die offizielle Staatskirche war. Fast jedes Dorf hat seine historische Steinkirche aus dem 18. oder 19. Jahrhundert – St. Paul’s in Charlestown, St. John’s Figtree, St. George’s Gingerland und St. Thomas’ in Newcastle sind die bekanntesten. Viele dieser Kirchen wurden nach Hurrikanen oder Erdbeben mehrfach wiederaufgebaut und sind heute Nationaldenkmäler.
Die zweitstärkste Gruppierung sind die Methodisten (Wesleyan Methodist Church), die ab 1780 von schwarzen und farbigen Predigern besonders unter ehemaligen Sklaven verbreitet wurden. Ihre Gottesdienste sind lebhafter, mit viel Gesang und „shouting“. Die Methodistenkirche in Charlestown ist eine der größten der Insel.
Daneben gibt es mehrere pfingstlerische und evangelikale Freikirchen (Church of God, Seventh-day Adventists, Baptists, New Testament Church of God), die seit den 1960er Jahren stark wachsen. Ihre Gottesdienste sind laut, emotional und ziehen vor allem jüngere Leute an. Die katholische Kirche ist mit etwa 5 bis 6 % deutlich kleiner, hat aber seit den 1850er Jahren eine eigene Pfarrei (St. Theresa’s in Charlestown). Viele portugiesischstämmige Nachkommen der Vertragsarbeiter aus Madeira gehören ihr an.
Rastafari hat auf Nevis nur eine winzige, aber sichtbare Gemeinde – ein paar Dreadlock-tragende Männer in Gingerland und Newcastle, die meist Cannabis anbauen und verkaufen. Neben dem offiziellen Christentum leben alte afrikanische Glaubenselemente weiter, vor allem in Form von Obeah und Volksglauben. Fast jeder ältere Nevisianer kennt noch Geschichten von Jumbies (Geistern), Soucouyants und La Diablesse. An Karfreitag und Allerseelen werden Gräber geschmückt, und viele schwören, dass die Toten in diesen Nächten besonders „nah“ sind. Obeah-Männer und -Frauen werden bis heute heimlich konsultiert, wenn die Schulmedizin versagt oder jemand „gebunden“ werden soll.
Sonntags sind die Kirchen voll, besonders zu Weihnachten, Ostern und beim Culturama-Festival. Gleichzeitig ist die religiöse Praxis auf Nevis sehr entspannt und wenig dogmatisch – man geht in die Kirche, in der die Familie traditionell ist, und wechselt manchmal auch mal für einen besonders guten Chor oder Prediger.
Siedlungen
Die Einwohnerzahlen der größten parishes entwickelten sich wie folgt:
| Parish | Fläche (ha) | Z 1980 | Z 1991 | Z 2001 | Z 2011 |
| St. George Gingerland | 1.850 | 2.295 | 2.086 | 2.564 | 2.496 |
| St. James Windward | 3.110 | 1.691 | 1.493 | 1.806 | 2.038 |
| St. John Figtree | 2.130 | 2.224 | 2.191 | 2.901 | 3.827 |
| St. Paul Charlestown | 350 | 1.243 | 1.411 | 1.790 | 1.847 |
| St. Thomas Lowland | 1.810 | 1.975 | 1.613 | 2.047 | 2.069 |
| Nevis | 9.250 | 9.428 | 8.794 | 11.108 | 12.277 |
Die größten Ortschaften sind:
| B 2010 | Parish | ||||
| Charlestown | 1 771 | 1 820 | 1 538 | 2 204 | Saint Paul Charlestown |
| Cotton Ground | 381 | 486 | Saint Thomas Lowland | ||
| Fig Tree | 395 | 512 | Saint John Figtree | ||
| Gingerland | 493 | 593 | Saint George Gingerland | ||
| Newcastle | 493 | 592 | Saint James Windward |
Charlestown, die einzige Stadt und Hauptstadt von Nevis, ist ein winziger, fast märchenhaft entspannter Ort, der sich an einer geschwungenen Bucht an der Westküste der Insel entlangzieht. Mit knapp 1.500 Einwohnern und einer Fläche, die man in zehn Minuten durchqueren kann, wirkt sie wie eine lebendig gewordene Postkarte aus dem 18. Jahrhundert, die einfach vergessen hat, größer zu werden. Vom Wasser aus sieht man zuerst den kleinen Hafen mit dem modernen Fährterminal und dem Pier für Kreuzfahrtschiffe, dahinter die niedrigen, pastellfarbenen Steinhäuser der Waterfront und Main Street, die meisten aus der großen Zuckerzeit, mit dicken Mauern, Holzbalconies und roten oder grünen Blechdächern. Weiter hinten ragt der immer wolkenumhüllte Nevis Peak auf, und im Norden schließt der vier Kilometer lange goldene Pinney’s Beach die Szene ab.
Im Zentrum stehen das hellgelbe Assembly-Gebäude, in dem das Inselparlament tagt, das kleine Alexander-Hamilton-Museum in seinem Geburtshaus, das alte Gerichtsgebäude, die Polizeistation, die anglikanische St. Paul’s Church und das Postamt. Es gibt keine Ampel, kaum Verkehrslärm, nur das leise Brummen von Minibussen und das ständige „Good morning!“ und „You alright?“, mit dem einen jeder Einheimische begrüßt.
Samstags verwandelt sich die Straße vor dem Markt in ein buntes Chaos aus Fischverkäufern, Obstständen und Frauen, die in riesigen Töpfen Oil-Down und Johnny Cakes kochen. Abends öffnen die Rum-Shops, aus offenen Kirchentüren dringt Gospel, aus den Bars Calypso und Soca, und am Kai sitzen Fischer, Touristen und Kinder nebeneinander und schauen auf den Sonnenuntergang und die Lichter von St. Kitts am Horizont.
Verkehr
Der Verkehr auf der Insel Nevis wird hauptsächlich durch ein gut ausgebautes Straßennetz mit Linksverkehr, private Taxis, öffentliche Busse entlang der Ringstraße und regelmäßige Fährverbindungen zur Nachbarinsel St. Kitts geprägt.
Straßenverkehr
Die Island Main Road, eine etwa 32 km lange, meist zweispurige Ringstraße, führt rund um die Insel. Sie ist fast durchgehend asphaltiert, schmal, kurvenreich und führt durch jedes Dorf, an jeder Plantagenruine und an fast jedem Strand vorbei. Es gibt keine Autobahn, keine Ampel und nur ein einziges Kreisverkehr-Kreuz in Charlestown. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt offiziell 40 mph (ca. 65 km/h), in der Praxis fährt kaum jemand schneller als 50 km/h. Die Straßen sind teilweise steil und eng – besonders der Aufstieg zum Nevis Peak und die Strecke zwischen Gingerland und Newcastle. Schlaglöcher gibt es nach jedem Regen, und nachts ist es stockdunkel, weil Straßenlaternen nur in Charlestown und ein paar Dörfern brennen.
Der Verkehr ist extrem entspannt. Linksverkehr wie in Großbritannien, aber kaum Staus – außer samstags vormittags am Markt in Charlestown oder wenn eine Ziege auf der Straße steht. Die meisten Einheimischen fahren alte japanische Kleinwagen (Suzuki, Toyota), Pick-ups oder Minibusse („Dollar-Busse“), die für 2,50 EC-Dollar (rund 0,85 €) überall hinfahren und einfach anhalten, wenn man winkt. Taxis sind zahlreich und günstig; ein Rundkurs um die Insel kostet etwa 40 US-Dollar.
dMinibusse – im Volksmund einfach „Bus“ oder „Dollar-Bus“ genannt – sind die einzigen öffentlichen Verekehrsmittel der Insel. Es handelt sich um weiße oder silberne 15-Sitzer-Vans (meist Toyota Hiace oder Nissan Urvan), die privat betrieben werden. Jeder Fahrer hat eine Lizenz, eine grüne Nummernschild-Kennzeichnung mit dem Buchstaben „H“ oder „HA“ (Hire) und eine eigene Route, die er aber ziemlich flexibel handhabt. Die wichtigsten Strecken sind:
- Charlestown – Pinney’s Beach – Four Seasons – Newcastle – Gingerland – Charlestown (Rundkurs)
- Charlestown – Bath Village – Montpelier – Hard Times – Charlestown
- Charlestown – Long Haul Bay – – Cades Bay – Airport – Charlestown
Schiffsverkehr
Haupthafen der Insel ist Charlestown. Die wichtigste und für viele Einheimische lebenswichtige Linie ist die Fährverbindung nach St. Kitts. Täglich verkehren vier moderne Katamaran-Fähren (darunter die staatliche Sea Bridge und private Betreiber wie MV Mark Twain oder MV Carib Breeze) zwischen dem Fährterminal in Charlestown und Port Zante in Basseterre. Die Überfahrt dauert je nach Schiff und Wetter 25 bis 45 Minuten und kostet etwa 10 bis 15 US-Dollar hin und zurück. Schüler, Rentner und Beamte fahren oft kostenlos oder stark ermäßigt. Morgens um 7 und abends um 5 stehen die Menschen Schlange – es ist der tägliche „Pendlerverkehr“ der beiden Inseln.
In der Hochsaison von November bis April legt fast täglich ein Kreuzfahrtschiff am 2006 eröffneten Tiefwasserpier direkt vor Charlestown an. Meist sind es kleinere bis mittelgroße Luxusliner (Seabourn, Silversea, Windstar, Ritz-Carlton Yacht) mit 200 bis 800 Passagieren – die großen Megaliner von Royal Caribbean oder Carnival passen nicht in den Hafen. Die Schiffe ankern oft nur einen halben Tag, und Charlestown verwandelt sich dann in einen bunten Markt mit Taxis, Touranbietern und Straßenverkäufern.
Der Frachtverkehr ist unauffälliger, aber lebenswichtig. Ein- bis zweimal pro Woche kommen Frachtschiffe aus Miami, St. Maarten oder Antigua und bringen alles, was die Insel nicht selbst produziert: Autos, Baustoffe, Möbel, Tiefkühlware, Elektronik. Die Container werden direkt am alten Cargo-Pier neben dem Fährterminal gelöscht, und schon am nächsten Tag stehen neue Jeeps und Kühlschränke in den Läden.
Für Segler und Yachten ist Nevis ein beliebter ruhiger Stopp. Vor Pinney’s Beach und in der Bucht von Charlestown liegen oft Dutzende Boote vor Anker; es gibt einen kleinen Yachthafen beim Four Seasons und mehrere Moorings. Zoll und Einreise sind unkompliziert – viele nutzen die Insel als entspannte Zwischenstation auf dem Weg von Antigua nach St. Lucia.
Zwischen Charlestown und Pinney’s Beach verkehren kleine Wassertaxis, vor allem für Hotelgäste, die keine Lust auf die fünfminütige Autofahrt haben. Und wer ganz stilecht reisen will, kann sich von den traditionellen Holzbooten der Fischer mitnehmen lassen – gegen ein Trinkgeld und ein bisschen Rum.
Flugverkehr
Der einzige Flughafen der Insel, der Vance W. Amory International Airport, liegt an der Nordostküste bei Newcastle, etwa 12 km von Charlestown entfernt. Er wurde 2002 eröffnet und ist einer der kleinsten internationalen Flughäfen der Welt: eine einzige Start- und Landebahn von nur 1.220 Metern Länge, ein winziges Terminalgebäude, kein Jetbridge, kein Duty-Free-Shop – nur ein Check-in-Schalter, ein Wartebereich mit 50 Sitzen, ein kleiner Snack-Kiosk und eine Terrasse, von der aus man die Maschinen fast mit der Hand berühren kann. Trotzdem hat er den Status „International“, weil er Zoll- und Einwanderungsbehörden besitzt und Direktflüge aus anderen Ländern abfertigt. Die Landebahn endet direkt am Meer und am Hang des Nevis Peak – Landeanflüge sind spektakulär und bei starkem Seitenwind berüchtigt.
| Airlines | Ziele |
| Air Sunshine | Saint Thomas, San Juan, Sint Maarten, Tortola, Saint Croix (Charter) |
| Anguilla Air Services | Charter: Anguilla, Saint Kitts |
| Coastal Air | Saint Croix, Dominica-Canefield |
| Seaborne Airlines | San Juan |
| St Barth Commuter | Charter: Saint Barthélemy |
| Tradewind Aviation | San Juan, Saint Barthélemy |
| Trans Anguilla Airways | Anguilla |
| Winair | Saint Kitts, Sint Maarten |
Vance W. Amory International Airport
- ehemalige Bezeichnung: Newcastle Airport
- Code: NEV / TKPN
- Lage: 17°12‘20“ N, 62°35‘24“ W
- Seehöhe: 4 m (13,5 ft)
- Entfernung: nahe Newcastle
- Inbetriebnahme:
- Betreiber: Nevis Air and Sea Ports Authority
- Terminal: 1
- Rollbahn: 1
- Länge der Rollbahn: 1218 m (Asfalt)
- Fluggesellschaften: 8
- Flugzeug-Standplätze: ca. 80
- jährliche Passagierkapazität:
- jährliche Frachtkapazität:
Wirtschaft
Die Nevisianer leben von Landwirtschaft, Fischerei, Tourismus und Dienstleistungen, vor allem aber vom Zuckerrohranbau.
Landwirtschaft
Bis 2005 war Nevis eine Zuckerinsel durch und durch. Riesige grüne Felder zogen sich von der Küste bis hoch in die Hänge des Nevis Peak, Dampfmühlen rauchten, und die staatliche Zuckerfabrik in Gingerland verarbeitete jedes Jahr Tausende Tonnen Rohr. Dann fiel der Weltmarktpreis endgültig in den Keller, die Subventionen wurden gestrichen und am 15. Juli 2005 lief die letzte Ernte durch die Mühle. Die Fabrik schloss für immer, die großen Plantagen wurden parzelliert und an ehemalige Arbeiter und ihre Familien für symbolische Preise verkauft. Der Zuckerrohranbau als Industrie war tot.
Seither ist die Landwirtschaft kleinbäuerlich, vielfältig und fast ausschließlich für den Eigenbedarf und den lokalen Markt. Jede Familie hat ihr „piece of ground“ – ein paar hundert Quadratmeter bis ein paar Acres –, auf denen Mango, Avocado, Papaya, Soursop, Banane, Breadfruit, Kokosnuss und Guave quasi von selbst wachsen. Dazwischen werden Yam, Süßkartoffel, Dasheen, Eddo, Callaloo, Okra und Pumpkin angepflanzt – die klassischen „Provisions“, die zu jedem Essen gehören. Fast jedes Haus hat ein paar Hühner, ein paar Ziegen oder Schafe, und am Straßenrand grasen sie oft einfach angebunden.
Kommerziell gibt es nur noch wenige Betriebe: Cottle Farms, Hermitage Plantation und ein paar Bio-Bauern liefern Gemüse, Eier und Kräuter an die Hotels. Die Nevis Bee Keepers Association produziert hervorragenden Honig, und jedes Jahr im Juli feiert das Mango Festival die über 44 verschiedenen Sorten, die auf der Insel wachsen.
Fischerei
Die Fischerei ist auf Nevis eine kleine, handwerkliche Branche, die fast ausschließlich den lokalen Markt versorgt. Etwa 80 bis 100 Fischer arbeiten haupt- oder nebenberuflich mit einfachen, offenen Holz- oder Fiberglasbooten von 6 bis 9 Metern Länge und 75 bis 150 PS Außenbordmotoren. Sie starten von den Stränden und kleinen Anlegern in Newcastle, Pinney’s Beach, Indian Castle, Jones Bay und Gallows Bay.
Gefangen wird mit Hand-Leinen, kleinen Stellnetzen und beim Freitauchen mit Lampe und Haken. Die wichtigsten Arten sind Snapper, Grouper, Mahi-Mahi, Kingfish, Wahoo und vor allem die Karibische Languste (Spiny Lobster). Die Langusten-Saison ist streng geregelt: vom 1. Oktober bis 30. April darf gefangen werden, die restlichen fünf Monate herrscht totale Schonzeit. Pro Fischer und Tag sind maximal 50 Stück erlaubt.
Ein normaler Tag verläuft so: zwischen 4 und 6 Uhr morgens laufen die Boote aus, der Fang dauert bis etwa 10 Uhr, dann wird zurückgekehrt, der Fisch gereinigt und direkt verkauft – entweder am Strand an Hotels und Restaurants oder auf dem Samstagsmarkt in Charlestown. In der Hochsaison bringen die Boote zusammen täglich 200 bis 500 kg Languste und 300 bis 600 kg Fisch an Land. Preise liegen bei 20 bis 25 EC pro Kilo für Fisch und 35 bis 45 EC pro Kilo für Languste.
Die Fisheries Division der Regierung kontrolliert die Quoten, verteilt Benzin-Subventionen und legt künstliche Riffe aus, um die Bestände zu schützen. Export gibt es praktisch keinen; alles, was gefangen wird, bleibt auf der Insel und ist meist noch am selben Tag auf dem Teller. Die Fischerei ist damit klein, nachhaltig und sorgt dafür, dass Nevis jeden Tag frischen Fisch und Meeresfrüchte hat, ohne auf Importe angewiesen zu sein.
Bergbau
Die Insel verfügt über nur sehr begrenzte natürliche Rohstoffvorkommen, und der Bergbau spielt in der Wirtschaft der Insel daher kaum eine Rolle. Historisch gab es kleinere Steinbrüche, in denen Basalt und andere Gesteine für den lokalen Bau und Straßenbau abgebaut wurden, jedoch ohne industrielle Dimension. Andere mineralische Ressourcen wie Metalle oder fossile Brennstoffe sind auf Nevis nicht vorhanden, sodass ein kommerzieller Abbau wirtschaftlich nicht relevant ist.
Heute konzentriert sich die Nutzung der natürlichen Ressourcen auf Bau- und Kiesmaterialien für Infrastrukturprojekte, kleinere lokale Steinbrüche und den Abbau von Sand aus Flussbetten oder Küstenbereichen, wobei Umweltauflagen zunehmend streng beachtet werden, um Erosion und ökologische Schäden zu vermeiden.
Handwerk
Zu den typischen Handwerksprodukten der Insel gehören Webarbeiten, Stickereien, Korbflechterei, Holzschnitzereien und Keramik. Besonders beliebt sind handgefertigte Souvenirs, Schmuckstücke und traditionelle Musikinstrumente wie Trommeln oder kleine Perkussionsinstrumente, die sowohl von Einheimischen als auch von Touristen geschätzt werden.
Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist die Verbindung zwischen Handwerk und Tourismus: Viele lokale Künstler verkaufen ihre Produkte auf Märkten, in kleinen Boutiquen oder direkt bei Veranstaltungen wie dem Culturama-Karneval, wo Trachten, Masken und festliche Kostüme handgefertigt werden. Das Handwerk fördert nicht nur das kulturelle Erbe, sondern bietet auch Einkommensmöglichkeiten für Familien und kleinere Betriebe.
Darüber hinaus gibt es auf Nevis moderne Handwerksinitiativen, die traditionelle Techniken mit zeitgenössischem Design verbinden. Diese Projekte zielen darauf ab, die lokale Kunstszene zu fördern, Jugendliche einzubinden und die Produktion nachhaltiger, kreativer Güter zu unterstützen.
Industrie
Die Industrie auf Nevis macht etwa 20 bis 22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Bundesstaates St. Kitts und Nevis aus, wobei sie sich stark auf leichte Fertigung, Offshore-Finanzdienstleistungen und Bau konzentriert. Als autonome Insel mit nur 12.000 Einwohnern hat Nevis keine schweren Industrien wie Stahl- oder Chemieproduktion; stattdessen profitiert sie von ihrer Lage als Offshore-Zentrum und von Investitionen in nachhaltige Energie, die den Übergang von der Zuckerwirtschaft seit 2005 unterstützen.
In der leichten Fertigung dominiert die Textil- und Elektronikindustrie. Auf Nevis gibt es kleine Fabriken für Kleidung und Schuhe, die vor allem für den US-Markt produzieren – oft in Kooperation mit St. Kitts. Die Baumwollverarbeitung (Ginning) spielt eine Rolle, da Baumwolle als Alternative zum Zuckerrohr angebaut wird. Zudem gibt es Elektronik-Montagewerke, die Komponenten für Handys und Geräte zusammenbauen; Nevis ist Teil des größten Elektronik-Clusters in der Eastern Caribbean. Diese Branchen beschäftigen hauptsächlich Frauen und bieten Alternativen zu Tourismusjobs, obwohl sie durch Hurrikane wie Georges 1998 und globale Lieferkettenstörungen anfällig sind.
Der Bausektor ist ein Wachstumstreiber. Mit Investitionen in Luxusresorts, Villen und Infrastruktur (zum eispiel der Vance W. Amory Airport-Ausbau) entstehen ständig neue Projekte. Die Regierung fördert dies durch Anreize wie Zollfreiheit für Baustoffe, und der Citizenship-by-Investment-Programm (CBI) bringt jährlich Hunderte Millionen für Immobilienprojekte ein.
Quarrying (Steinbrüche) ist eine weitere kleine, aber nützliche Industrie. Mehrere Steinbrüche auf Nevis liefern Sand, Kies und Basalt für lokale Bauvorhaben – es gibt keine kommerziellen Mineralvorkommen, aber das reicht für den Bedarf. Salzgewinnung (Raking) wird gelegentlich betrieben, ist aber marginal.
Ein aufstrebender Bereich ist die sogenannte erneuerbare Energie: Nevis hat enormes geothermales Potenzial durch den schlafenden Vulkan. Im Juli 2025 wurden Bieter für ein 30-MW-Kraftwerk ausgeschrieben, das die Insel unabhängig von Importöl machen soll. Solare und Windprojekte (2 bis 5 MW) erhalten Zollbefreiungen, und bis 2024 soll der Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent steigen.
Es gibt vier Industrieparks auf Nevis (zum Beispiel C. A. Paul Southwell Industrial Park), von denen einige auf Nevis genutzt werden, mit Mietflächen zu günstigen Raten. Die Industrie schafft insgesamt etwa 1.500 Jobs auf Nevis, ist aber abhängig von Tourismus und CBI, da sie zusammen 70–80 Prozent des BIP ausmachen. Die Regierung zielt auf Diversifikation ab, um Vulnerabilitäten gegenüber Klimawandel und globalen Schocks zu mindern.
Wasserwirtschaft
Die Wasserversorgung auf Nevis erfolgt überwiegend über lokale Quellen, Regenwasserspeicherung und Grundwasser. Die Wasseraufbereitung und -verteilung werden von der Inselverwaltung überwacht, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Besonders in der trockenen Jahreszeit kann die Wasserknappheit zu einem Problem werden, weshalb effiziente Nutzung, Regenwasserspeicher und gelegentliche Wasserrestriktionen eingeführt werden. Darüber hinaus achtet die Inselverwaltung auf den Schutz von Quellgebieten und Grundwasservorräten, um langfristige Nachhaltigkeit zu sichern.
Energiewirtschaft
Nevis deckt seinen Energiebedarf größtenteils durch fossile Brennstoffe, insbesondere Dieselgeneratoren, die Strom für Haushalte, Unternehmen und den Tourismussektor liefern. Gleichzeitig gewinnt die Insel erneuerbare Energie zunehmend an Bedeutung. Projekte im Bereich Solarenergie und kleine Windkraftanlagen sollen die Abhängigkeit von importierten Brennstoffen reduzieren und die Stromversorgung stabilisieren. Die Energieinfrastruktur ist noch relativ klein, was Spitzenlastzeiten insbesondere während touristischer Hochsaison zu Herausforderungen macht. Die Regierung und private Anbieter arbeiten an Initiativen zur Energieeffizienz und zur Förderung nachhaltiger Technologien.
Abfallwirtschaft
Die Abfallentsorgung auf Nevis ist stark auf lokale Kapazitäten beschränkt. Mülltrennung und Recycling sind noch in begrenztem Umfang vorhanden, während die überwiegende Menge des Abfalls auf Deponien landet. Die Inselverwaltung betreibt zentrale Sammelstellen und sorgt für regelmäßige Abfuhr in den Gemeinden, wobei insbesondere in touristischen Gebieten zusätzliche Maßnahmen für Sauberkeit und Umweltpflege umgesetzt werden. Aufgrund der begrenzten Fläche und der Sensibilität der natürlichen Umgebung wird zunehmend auf umweltfreundliche Konzepte gesetzt, wie Kompostierung organischer Abfälle und Aufklärungskampagnen für die Bevölkerung. Illegale Müllentsorgung und Meeresverschmutzung bleiben jedoch ein Problem, das in der Öffentlichkeit und durch Umweltorganisationen regelmäßig thematisiert wird.
Handel
Der Handel und das Geschäftswesen auf der Insel Nevis sind geprägt von der überschaubaren Größe der Insel, ihrer Lage in der Karibik und der engen Verflechtung von Tourismus, Landwirtschaft und Finanzdienstleistungen. Die wirtschaftliche Aktivität konzentriert sich vor allem auf Charlestown, den Verwaltungssitz, wo sich die meisten Geschäfte, Restaurants, Banken und Dienstleistungsunternehmen befinden. Hier finden Einheimische und Besucher alles von kleinen Einzelhandelsgeschäften über Supermärkte bis zu Boutiquen, die Kunsthandwerk, Kleidung und lokale Spezialitäten anbieten. Auch Märkte mit frischem Obst, Gemüse und Fisch aus der Region sind weit verbreitet und bilden einen wichtigen Bestandteil der lokalen Versorgung.
Ein bedeutender Wirtschaftszweig ist der Tourismus, der zahlreiche Handels- und Dienstleistungsunternehmen antreibt. Hotels, Restaurants, Tauch- und Wassersportanbieter, Souvenirgeschäfte und Transportdienste profitieren stark von den Besucherströmen. Viele lokale Unternehmer kombinieren traditionelle Angebote mit touristischen Dienstleistungen, wodurch ein lebendiger, kundenorientierter Handel entsteht.
Die Landwirtschaft auf Nevis liefert ebenfalls Rohstoffe für den lokalen Handel. Zuckerrohr, Kokosnüsse, Zitrusfrüchte und Gemüse werden sowohl für den Eigenbedarf als auch für lokale Märkte angebaut. Kleinere Verarbeitungsbetriebe produzieren lokale Spezialitäten, wie Rum, Säfte oder Gewürze, die sowohl auf der Insel verkauft als auch exportiert werden.
Ein wachsender Sektor ist der internationale Handel über Offshore- und Finanzdienstleistungen. Durch die Gründung von Offshore-Unternehmen und Investmentgesellschaften entstehen Geschäftsaktivitäten, die zwar global ausgerichtet sind, aber auf Nevis registriert und verwaltet werden. Dies stärkt den Dienstleistungssektor, schafft Arbeitsplätze im Finanzwesen und unterstützt den legalen Handel auf der Insel.
Finanzwesen
Die Insel Nevis hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem international bekannten Finanzstandort entwickelt, insbesondere im Bereich der Offshore-Finanzdienstleistungen. Aufgrund günstiger steuerlicher Rahmenbedingungen, stabiler politischer Verhältnisse und einer flexiblen Rechtsordnung zieht Nevis seit den 1980er-Jahren Investoren, Unternehmen und Privatpersonen aus aller Welt an.
Nevis bietet eine Vielzahl von Offshore-Strukturen, darunter Gesellschaften (International Business Companies, IBCs), Trusts, Stiftungen und Investmentfonds. Die Insel hat mit der Nevis International Exempt Trust Ordinance und der Nevis International Business Companies Ordinance klare gesetzliche Regelungen geschaffen, die sowohl Vertraulichkeit als auch flexible Verwaltungsmöglichkeiten garantieren. Offshore-Strukturen werden oft genutzt, um Vermögenswerte zu schützen, Nachfolgeplanung zu erleichtern oder internationale Geschäfte zu organisieren.
Obwohl Nevis keine großen internationalen Bankzentren wie in der Karibik von den Cayman Islands oder Bermuda hat, existiert eine Reihe von lokalen Banken, Zweigstellen ausländischer Institute und Investmentgesellschaften, die Offshore-Konten, Unternehmensdienstleistungen und Anlageprodukte anbieten. Die Bankenlandschaft ist reguliert, um Transparenz, Einhaltung internationaler Standards und Schutz vor Geldwäsche zu gewährleisten, wobei Nevis auch den OECD-Standards zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung und Finanzkriminalität folgt.
Nevis erhebt keine Einkommensteuer, Kapitalertragsteuer oder Vermögenssteuer auf Offshore-Gesellschaften, was den Standort für internationale Investoren attraktiv macht. Gleichzeitig erlaubt die Insel flexibles Gesellschaftsrecht, schnelle Firmengründungen und Vertraulichkeit bei Eigentumsverhältnissen. Trusts in Nevis genießen besonderen rechtlichen Schutz und werden häufig für Vermögensschutz und Nachfolgeplanung eingesetzt.
Der Finanzsektor hat einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft Nevis’, da er Arbeitsplätze schafft, Fachkräfte anzieht und Einnahmen durch Gebühren und Dienstleistungen generiert. Gleichzeitig ist die Insel bemüht, die regulatorische Integrität zu bewahren, um internationalen Standards zu entsprechen und die Reputation als seriöser Offshore-Standort zu sichern.
Soziales und Gesundheit
Die soziale und gesundheitliche Situation auf der Insel Nevis ist von den typischen Strukturen kleiner karibischer Inselgesellschaften geprägt: überschaubare Gemeinschaften, begrenzte Ressourcen, aber ein vergleichsweise gut organisiertes soziales Netz. Das gesellschaftliche Leben ist stark familienorientiert, und viele Bewohner stützen sich auf enge Verwandtschaftsbeziehungen, gemeinschaftliche Nachbarschaften und religiöse Strukturen. Kirchen spielen eine wichtige Rolle im sozialen Gefüge, ebenso lokale Vereine, Sportgruppen und Schulen, die oft als Treffpunkte dienen und das Gemeinschaftsgefühl stärken.
Gesundheitswesen
Das Gesundheitssystem von Nevis ist klein, aber funktional aufgebaut. Zentrale Einrichtung ist das Alexandra Hospital in Charlestown, das grundlegende medizinische Versorgung, Notfalldienste, Geburtshilfe und einige spezialisierte Leistungen anbietet. Ergänzt wird es durch Gesundheitszentren in den Gemeinden, die präventive Dienste, Impfprogramme, Vorsorgeuntersuchungen sowie Unterstützung für ältere Menschen und Familien mit geringem Einkommen anbieten. Für komplexere Behandlungen wird häufig nach St. Kitts oder – bei noch höheren Anforderungen – ins Ausland überwiesen, insbesondere nach Barbados, Trinidad oder in die USA.
Soziale Herausforderungen ergeben sich aus dem kleinen Arbeitsmarkt, begrenzten Einkommensmöglichkeiten und der Abwanderung junger, gut ausgebildeter Menschen in größere karibische Staaten, nach Nordamerika oder Europa. Dies wirkt sich auch auf das Gesundheitssystem aus, das immer wieder mit Fachkräftemangel konfrontiert ist. Gleichzeitig bleibt die soziale Stabilität relativ hoch, da familiäre Netzwerke viele Belastungen abfedern und lokale Institutionen eng mit der Bevölkerung verbunden sind.
Krankheiten
Wie viele karibische Inseln steht auch Nevis gesundheitlich vor einer doppelten Belastung: einerseits klassischen tropischen und übertragbaren Krankheiten, andererseits den wachsenden Herausforderungen nichtübertragbarer Erkrankungen. Zu den verbreiteten tropischen Krankheiten gehören Denguefieber, Chikungunya und in manchen Jahren Zika, die über Mücken übertragen werden und deren Auftreten stark von Niederschlagsmengen und Mückenbekämpfungsprogrammen abhängt. Auch Erkrankungen wie Leptospirose können punktuell auftreten, besonders nach starken Regenfällen.
Parallel dazu sind chronische nichtübertragbare Erkrankungen weit verbreitet, ein Trend, der in der gesamten Karibik zu beobachten ist. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Bluthochdruck gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen und stehen im Zusammenhang mit begrenzten Bewegungsmöglichkeiten, Ernährungsgewohnheiten und genetischen Risikofaktoren. Das Gesundheitssystem versucht, diesen Belastungen durch Aufklärungskampagnen, Vorsorgeprogramme und eine bessere Überwachung chronischer Erkrankungen zu begegnen.
Bildung
Nevis hat ein kleines, aber gut organisiertes Bildungssystem, das kostenlos und für alle zugänglich ist – von der Vorschule bis zum Abschluss der Sekundarschule. Kinder beginnen mit 3 bis 5 Jahren in einer der vielen Preschools oder Day Care Centres (fast jedes Dorf hat eine). Mit 5 Jahren kommen sie in eine der sieben staatlichen Primary Schools (unter anderem Charlestown Primary, St. Thomas’ Primary, Gingerland Primary). Der Unterricht ist streng, in Uniform und auf hohem Niveau; die Ergebnisse bei den landesweiten CXC-Prüfungen gehören regelmäßig zu den besten der gesamten östlichen Karibik.
Nach der Primary School wechseln die meisten in die Charlestown Secondary School (CSS), die einzige weiterführende Schule der Insel mit etwa 600 Schülern. Es gibt auch die private Maude Crosse Preparatory School (Grund- und Mittelschule) und die kleine Gingerland Secondary (wird langsam ausgebaut). Seit 2008 gibt es zusätzlich das Sixth Form College in Charlestown, wo man in zwei weiteren Jahren die CAPE-Prüfungen (Caribbean Advanced Proficiency Examination) ablegen kann – das karibische Pendant zum A-Level oder Abitur.
Höhere Bildung
Höhere Bildung ist auf der Insel selbst begrenzt. Viele Absolventen gehen nach St. Kitts ans Clarence Fitzroy Bryant College oder direkt ins Ausland (USA, Kanada, Großbritannien, Barbados). Es gibt jedoch zwei kleine Ableger: die University of the West Indies Open Campus (Fernstudium) und die Medical University of the Americas (MUA), eine private Medizinhochschule in Potworks mit etwa 200 Studenten, vor allem aus den USA und Kanada.
Bibliotheken und Archive
Die Public Library in Charlestown ist das Herz der Insel-Literatur. Das hübsche Holzgebäude in der Memorial Square wurde 1909 eröffnet und 2013 komplett renoviert. Es gibt etwa 25.000 Bücher, einen Kinderbereich, Computer mit Internet und eine kleine „Nevisiana-Sammlung“ mit alten Zeitungen und Büchern über die Insel. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag 9–17 Uhr, Samstag vormittag – und sie ist erstaunlich gut besucht, besonders von Schülern. Jedes größere Dorf hat außerdem eine kleine Community Library oder Leseecke in der Schule.
Das eigentliche historische Gedächtnis liegt beim Nevis Historical and Conservation Society (NHCS) im Alexander-Hamilton-House in Charlestown. Hier wird das National Archive geführt: Tausende Originaldokumente aus der Kolonialzeit (Sklavenregister, Plantagenbücher, Gerichtsprotokolle, Briefe), alte Karten, Fotos und Zeitungen ab 1780. Die Sammlung ist öffentlich zugänglich (nach Termin), und die Mitarbeiter helfen geduldig bei Familienforschung – fast jeder Nevisianer hat hier schon einmal nach seinen Vorfahren gesucht.
Kultur
Culturama, das jährliche Kulturfestival von Nevis, wird am Wochenende des Emanzipationstages, in der ersten Augustwoche, gefeiert. Zu den Feierlichkeiten gehören viele traditionelle Volkstänze, wie die Maskerade, die Moko Jumbies auf Stelzen, Cowboys und Indianer und Plait the Ribbon, ein Maibaumtanz. Im Jahr 1974 wurde das Fest besser organisiert: Es gab eine Miss Culture Show und einen Calypso-Wettbewerb sowie Theateraufführungen, altmodische Truppen (darunter Johnny Walkers, Giant and Spear, Bulls, Red Cross und Blue Ribbon), Kunsthandwerksausstellungen und Rezeptwettbewerbe. Nach Angaben des Kulturministeriums von Nevis besteht das Ziel darin, die einheimische Folklore zu schützen und zu fördern, um sicherzustellen, dass die einzigartige karibische Kultur „sich wieder durchsetzen und aufblühen kann“.
Museen
Das bekannteste und meistbesuchte ist das Museum of Nevis History (auch Hamilton House) direkt an der Waterfront in Charlestown. Das zweistöckige Steinhaus aus dem späten 17. Jahrhundert ist der Ort, an dem Alexander Hamilton 1757 geboren wurde. Im Erdgeschoss erzählt eine Dauerausstellung die Geschichte der Insel von den Kalinago über die Zuckerzeit bis zur Unabhängigkeit; im Obergeschoss dreht sich alles um Hamiltons Leben – Originalbriefe, Möbel, eine Bibliothek mit alten Karten und ein kleiner Filmraum. Der Eintritt kostet 5 US-Dollar, und oft führt ein Mitglied der Nevis Historical and Conservation Society persönlich durchs Haus.
Nur wenige Meter weiter steht das Horatio Nelson Museum im ehemaligen Bath Hotel (heute Regierungsgebäude). Es ist das größte Nelson-Museum außerhalb Englands und zeigt eine beeindruckende private Sammlung: Originalbriefe von Nelson und Fanny Nisbet, Porzellan aus ihrer Hochzeit 1787, Schiffsmodelle, Kanonenkugeln, Gemälde und sogar Nelsons Teetasse. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit, als Nelson 1785–1787 als junger Kapitän in der Karibik stationiert war und auf Nevis seine spätere Frau kennenlernte. Auch dieses Museum kostet 5 US-Dollar und wird von Enthusiasten betreut, die gerne stundenlang erzählen.
Im Dorf Fig Tree steht die kleine St. John’s Figtree Church mit einem winzigen Kirchenmuseum im Pfarrhaus nebenan. Hier sieht man die original Einträge im Kirchenbuch: die Hochzeit von Nelson und Fanny Nisbet vom 11. März 1787 ist Seite für Seite zu lesen, dazu alte Bibeln, Taufkleider und Fotos der Kirche vor den Hurrikan-Schäden.
Das Nevis Botanical Garden (bei Montpelier) ist kein klassisches Museum, hat aber ein kleines Heritage-Zentrum mit Ausstellungen zur Pflanzenwelt der Kalinago und zur Zucker- und Baumwollzeit. Und schließlich gibt es zahlreiche private Plantagenmuseen:
- Cottle Church (1820er Jahre, die erste Kirche, in der ehemalige Sklaven und Weiße gemeinsam beten durften – heute Ruine mit Infotafeln),
- Eden Brown Estate (verfluchte Plantage mit Geistergeschichten),
- Mountravers Plantation (archäologische Ausgrabungen mit Infotafeln).
Alle Museen sind klein, persönlich geführt und haben meist nur vormittags oder nach Vereinbarung geöffnet – typisch Nevis.
Architektur
Eine Reihe von Erdbeben im 18. Jahrhundert beschädigte die meisten der Steinbauten aus der Kolonialzeit in Charlestown schwer. Die heute sichtbaren georgianischen Steingebäude in Charlestown mussten nach den Erdbeben teilweise wieder aufgebaut werden, was zur Entwicklung eines neuen Baustils führte, der aus einem hölzernen Obergeschoss über einem steinernen Erdgeschoss bestand; der neue Stil hielt Erdbebenschäden wesentlich besser stand.
Zwei berühmte nevisische Gebäude aus dem 18. Jahrhundert sind die Hermitage Plantation, die 1740 aus Lignum-vitae-Holz erbaut wurde und das älteste noch erhaltene Holzhaus in der Karibik ist, und das Bath Hotel, das erste Hotel in der Karibik, ein von John Huggins 1778 erbautes Luxushotel mit Spa. Das wohltuende Wasser der heißen Quelle des Hotels und das lebhafte gesellschaftliche Leben auf Nevis zogen viele berühmte Europäer an, darunter Admiral Nelson aus Antigua und Prinz William Henry, Duke of Clarence (der spätere Wilhelm IV. des Vereinigten Königreichs), die im Bath Hotel Bälle und Privatpartys besuchten. Heute dient das Gebäude als Regierungsbüro, und es gibt zwei Badestellen mit heißen Quellen im Freien, die in den 2000er Jahren eigens für die öffentliche Nutzung errichtet wurden.
Eine oft wiederholte Legende besagt, dass ein verheerendes Erdbeben und ein Tsunami 1680 oder 1690 die Gebäude der ursprünglichen Hauptstadt Jamestown an der Westküste zerstört haben. Im Volksmund heißt es, die Stadt sei im Meer versunken, und der Tsunami wird für die Flucht des (möglicherweise fiktiven) Piraten Red Legs Greaves verantwortlich gemacht. Archäologen der Universität Southampton, die Ausgrabungen in der Gegend durchgeführt haben, haben jedoch keine Beweise für die Richtigkeit dieser Geschichte gefunden. Sie gehen davon aus, dass diese Geschichte von einem aufgeregten viktorianischen Briefschreiber stammt, der einem britischen Publikum in der Heimat etwas übertrieben von seinem exotischen Leben in der tropischen Kolonie berichtete.
In einem dieser Briefe wird berichtet, dass die Stadt so stark beschädigt wurde, dass sie vollständig evakuiert und vom Meer verschlungen wurde. Auf frühen Karten ist jedoch keine Siedlung mit dem Namen „Jamestown“ verzeichnet, sondern nur „Morton's Bay“, und spätere Karten zeigen, dass von Jamestown/Morton's Bay im Jahr 1818 nur noch ein Gebäude mit der Bezeichnung „Pleasure House“ übrig war. Sehr alte Ziegelsteine, die nach Stürmen am Pinney's Beach angeschwemmt werden, könnten zu dieser Legende von einer versunkenen Stadt beigetragen haben; man geht jedoch davon aus, dass es sich bei diesen Ziegeln um abgeworfenen Ballast von Segelschiffen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Bildende Kunst
Nevis hat eine aktive und vielfältige Kunstszene, die sich vor allem um lokale Künstler, historische Stätten und das jährliche Culturama-Festival dreht. Die bekannteste und sichtbarste Künstlerin der Insel ist Eva Wilkin (1922 bis 2009), die „Grande Dame“ der nevisianischen Malerei. Ihre leuchtenden Aquarelle und Ölbilder von Dorfszenen, Fischerbooten, Marktfrauen und dem Nevis Peak hängen in fast jedem besseren Hotel und in vielen Privathäusern. Ihre Tochter Jennifer Wilkin-Penfold führt die Tradition fort und betreibt in Gingerland eine kleine Galerie. In Charlestown gibt es mehrere feste Anlaufstellen:
- Die Art Gallery im Hamilton House zeigt regelmäßig wechselnde Ausstellungen lokaler Maler und Fotografen.
- Die Cottle Art Gallery im alten Bath Hotel zeigt zeitgenössische karibische Kunst und Skulpturen.
- Die Craft House am Hafen verkauft neben Souvenirs auch Originalgemälde, Holzschnitzereien und Keramik von Inselkünstlern.
Besonders aktiv ist die Gruppe Nevis Arts Collective, junge Künstlerinnen und Künstler (meist 20–40 Jahre), die Street-Art, Recycling-Skulpturen und digitale Kunst machen. Ihre Werke sieht man oft an Hauswänden in Charlestown, als riesige Wandbilder in der Memorial Square oder als Installationen aus alten Fischerbooten und Treibholz am Pinney’s Beach.
Ein besonderes Highlight ist das jährliche Culturama-Festival im Juli/August: Dann verwandeln sich Charlestown und die Dörfer in eine einzige große Open-Air-Galerie. Es gibt Live-Painting-Sessions, Kunstworkshops für Kinder, Ausstellungen in leerstehenden Läden und einen großen Kunst- und Handwerksmarkt.
Auch die traditionelle Handwerkskunst lebt weiter, in Form von Korbflechterei aus Kokosblättern, Töpferwaren nach alten Kalinago-Techniken (wiederbelebt durch ein Projekt der NHCS) sowie Schmuck aus schwarzen Korallen und Muscheln. Die Themen sind fast immer dieselben: der Nevis Peak, das türkise Meer, alte Zuckerrohrmühlen, Mocko-Jumbie-Tänzer, Fischer und Marktfrauen. Die Farben sind karibisch knallig – Türkis, Gelb, Pink, Grün – und fast jedes Bild vermittelt sofort dieses typische „Nevis-Gefühl“ von Ruhe und Schönheit.
Galerien und Künstler sind klein und persönlich: Man klopft einfach an die Tür, trinkt eine Limonade mit dem Maler und geht oft mit einem Originalgemälde für 100–500 US-Dollar wieder raus – und einer Geschichte dazu. Größere Werke von Eva Wilkin oder etablierten Künstlern können auch 5.000 bis 10.000 US-Dollar kosten und hängen inzwischen in Sammlungen in London und New York.
Literatur
Die älteste und wichtigste „Literatur“ der Insel war und ist die mündliche Überlieferung: Jumbie-Geschichten, Anansi-Trickster-Erzählungen, Obeah-Legenden und Calypso-Texte, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Noch heute kann man abends in den Dörfern alte Männer und Frauen hören, die stundenlang von Soucouyants, La Diablesse oder dem „Golden Table“ auf dem Nevis Peak erzählen. Diese Geschichten sind das eigentliche literarische Erbe der Insel.
Die erste gedruckte Literatur entstand erst im 20. Jahrhundert und war lange Zeit funktional: Kirchenliederbücher, Schulbücher und Zeitungen. Die Nevis Historical and Conservation Society begann in den 1980er Jahren, kleine Bücher über Inselgeschichte, Kochrezepte und Folklore herauszugeben – meist 50 bis 100 Seiten, gedruckt in Barbados oder Trinidad. Erst in den letzten 25 Jahren entstand eine echte nevisianische Belletristik:
- Clyde Kelly (1935 bis 2015) gilt als der „Vater der nevisianischen Literatur“. Sein Roman The Golden Table (1998) erzählt die Legende vom verborgenen Schatz der Kalinago auf dem Nevis Peak – halb Abenteuer, halb Liebesgeschichte.
- Joan Robinson, eine Lehrerin aus Gingerland, veröffentlichte mehrere Kinderbücher in Creole und Englisch über Anansi und lokale Tiere.
- Cardigan Connor, Arzt und ehemaliger Politiker, schrieb mit Tales from the Peak (2010) eine Sammlung von Kurzgeschichten über das Dorfleben der 1950er und 60er Jahre.
- Jennifer Wilkin-Penfold (Tochter der Malerin Eva Wilkin) brachte 2022 den Gedichtband Salt on my Skin heraus – sehr sinnliche, persönliche Lyrik über das Leben als Frau auf einer kleinen Insel.
- Keisha Chapman gewann 2023 den OCM Bocas Prize (Short Story) mit „The Last Bus to Bath“.
- Jamal Jeffers, Rapper und Spoken-Word-Künstler aus Charlestown, veröffentlicht seine Texte auf Instagram und YouTube und füllt beim Culturama die Bühne.
Die Nevis Public Library und die NHCS veranstalten regelmäßig Lesungen, Schreibworkshops und den jährlichen „Nevis Literary Festival“ (seit 2018, immer im November) – drei Tage mit lokalen und karibischen Autoren, Poetry Slams und Buchmarkt. Es gibt keinen richtigen Verlag auf der Insel; die meisten Bücher werden selbst oder in Antigua/Barbados gedruckt und in der Bibliothek, im Hamilton-Museum oder im Craft House verkauft. Auflagen liegen meist bei 300–1.000 Exemplaren.
Theater
Die nevisische Kultur hat seit dem 17. Jahrhundert afrikanische, europäische und ostindische Kulturelemente in sich aufgenommen und so eine eigenständige afro-karibische Kultur geschaffen. Mehrere historische Anthropologen haben auf Nevis und in nevisischen Migrantengemeinschaften Feldforschung betrieben, um die Entstehung und den Aufbau einer nevisischen Kulturgemeinschaft nachzuzeichnen. Karen Fog Olwig veröffentlichte 1993 ihre Forschungen über Nevis und schrieb, dass die Bereiche, in denen die afro-karibischen Traditionen besonders stark und blühend waren, mit Verwandtschaft und Subsistenzlandwirtschaft zu tun hatten. Sie fügt jedoch hinzu, dass afro-karibische kulturelle Impulse in der kolonialen Gesellschaft nicht anerkannt oder geschätzt wurden und daher oft durch europäisch-karibische Kulturformen zum Ausdruck gebracht wurden.
Beispiele für europäische Formen, die sich die afro-karibische Kultur aneigneten, sind die nevisianischen und kittitianischen Teetreffen und Weihnachtssportarten. Dem Anthropologen Roger D. Abrahams zufolge handelt es sich bei diesen traditionellen Darbietungsformen um eine „nevisische Annäherung an britische Darbietungscodes, Techniken und Muster“. Er schreibt, dass die Tea Meetings als theatralische „Kämpfe zwischen Anstand und Chaos“ inszeniert wurden, wobei der Anstand von den Vorsitzenden der Zeremonie und das Chaos von den Zwischenrufern im Publikum repräsentiert wurde, wobei ein diplomatischer König oder eine Königin den Vorsitz über den Kampf führte, um Fairness zu gewährleisten.
Die Christmas Sports waren eine Form von Komödie und Satire, die auf lokalen Ereignissen und Klatsch basierten. Sie waren historisch gesehen ein wichtiger Teil der Weihnachtsfeierlichkeiten auf Nevis und wurden am Heiligabend von kleinen Truppen aufgeführt, die aus fünf oder sechs Männern bestanden und von Musikkapellen aus verschiedenen Teilen der Insel begleitet wurden. Einer der Männer der Truppe war als Frau verkleidet und spielte alle weiblichen Rollen in den Aufführungen. Die Truppen zogen von Hof zu Hof, um ihre Sketche aufzuführen, wobei sie mit Requisiten, Gesichtsbemalung und Kostümen die Rollen bekannter Persönlichkeiten der Gemeinde spielten.
Beispiele für Klatsch und Tratsch über unerwünschtes Verhalten, die in den Sketchen auftauchen konnten, um einen komischen Effekt zu erzielen, waren missgünstige Nachbarn, ehebrecherische Affären, Pflanzer, die ihre Arbeiter misshandelten, häusliche Streitigkeiten oder Missbrauch, korrupte Politiker und jede Form von Diebstahl oder Betrug, die in der Gesellschaft vorkam. Auch wenn in diesen Sketchen keine Namen genannt wurden, konnte das Publikum in der Regel erraten, an wen sich die Zwischenrufe in den dramatisierten Darstellungen der Truppe richteten, da sie direkt vor der Haustür der betreffenden Person stattfanden. Die Darbietungen fungierten somit als soziale und moralische Kommentare zu aktuellen Ereignissen und Verhaltensweisen in der nevisischen Gesellschaft. Diese besondere Form wird von vielen Einheimischen „Bazzarding“ genannt. Abrahams stellt die Theorie auf, dass der Weihnachtssport seine Wurzeln in den Weihnachts- und Neujahrsfeiern vor der Emanzipation hat, als die versklavte Bevölkerung mehrere Tage frei hatte.
Film
Ab etwa 2020 rückte die Insel erstmals ins filmische Rampenlicht. Die Nevis Island Administration (NIA) hat Partnerschaften mit Produktionsfirmen wie MSR Media geschlossen, die günstige Locations, Hotels und sogar Ausbildungsprogramme für Locals bieten. Bis 2025 hat MSR Media allein sieben Filme hier gedreht, und internationale Teams wie OCTET Productions folgen nach. Die Insel wird als „COVID-sicheres Paradies“ vermarktet, wo Dreharbeiten reibungslos laufen – von Pinney’s Beach über den Nevis Peak bis zu den heißen Quellen von Bath.
Der Auslöser war die Pandemie: Während Europa und die USA stillstanden, entdeckte Produzent Philippe Martinez Nevis als idealen Spot. Sein erstes Projekt, die Romantikkomödie „One Year Off“ (2021, Regie: Brad Watson), kickte alles an – eine Geschichte über eine Frau, die auf der Insel eine alte Liebe wiederfindet, mit Drehs an Stränden und Plantagen. Es folgte „A Week in Paradise“ (2021, mit Malin Akerman und Jack Donnelly), eine leichte Sommerromanze, die die tropische Idylle perfekt einfängt. 2022 drehte MSR „Us or Them“, einen Thriller mit Akerman und Donnelly, der die botanischen Gärten und versteckten Buchten nutzte. Weitere MSR-Filme wie „Christmas in the Caribbean“ (mit Liz Hurley), „Father Christmas Is Back“ und „Miss Willoughby and the Haunted Bookshop“ (beide 2021) drehten hier Teile oder vollständig, oft mit Stars wie Kelsey Grammer oder John Cleese. 2019 kam bereits „The Island“, ein Actionfilm, der in ausgewählten Kinos lief und die Insel als exotisches Abenteuerland präsentierte.
Bis 2025 hat sich der Sektor weiter ausgebaut: Im September 2025 wrapte OCTET Productions eine internationale Romance auf, und Hollywoods Blick richtet sich zunehmend auf Nevis – mit Filmen, die nicht nur die Landschaft zeigen, sondern auch Locals als Statisten oder Crew einbinden. Die NIA plant eine Acting Academy und bietet Anreize wie Steuererleichterungen, um mehr Produktionen anzuziehen. Jeder Dreh schafft Jobs: Fischer leihen Boote aus, Köche versorgen Caterer, und Jugendliche lernen Kameraarbeit. Das Ergebnis? Nevis wird nicht nur in Streaming-Diensten sichtbar (zum Beispiel auf Netflix oder Amazon), sondern gewinnt echte Publicity – Touristen buchen Reisen, um in die Fußstapfen von Akerman oder Hurley zu treten.
Musik und Tanz
Die traditionelle Musik ist eine Mischung aus westafrikanischen Wurzeln, britischen Einflüssen und karibischer Kreativität. Der älteste Stil ist String Band Music: Geige, Banjo, Gitarre, Flöte, Dreieck und die „Shack-Shack“ (große Rassel aus einer Blechdose mit Samen). Diese Gruppen spielen bei Hochzeiten, Wake-Houses und Christmas Sports noch heute Quadrillen, Polkas und alte Calypsos. Die bekannteste Band war lange Zeit die Brown Hill String Band aus Gingerland.
Daneben lebt Big Drum oder Jumbie Dance: Trommeln aus Ziegenfell, Gesang im Call-and-Response-Stil und ritueller Tanz, der direkt aus der Sklavenzeit stammt und bei Vollmond oder Allerseelen aufgeführt wird. Es ist halb Unterhaltung, halb spirituelle Verbindung zu den Ahnen.
Die Moderne brachte Calypso und Soca. Beim jährlichen Culturama-Festival (Ende Juli/Anfang August) dreht sich alles um den Calypso-Wettbewerb: Künstler wie King Dis n Dat, Queen Lady Nelson oder Baker schreiben Songs über Politik, Liebe, Alltag und Insel-Rivalitäten – mit doppelbödigen Texten und bissigem Humor. Der Gewinner wird zum Calypso-König oder -Königin gekrönt und ist ein Jahr lang ein Star. Soca ist seit den 2000er Jahren der Party-Sound: schnelle Beats, Trompeten, Bass und Texte, die nur ein Ziel haben – dass niemand mehr sitzt.
Die Steelpan ist auf Nevis kleiner als auf Trinidad. Dieses aus einem umgebauten Ölfass gefertigte Schlaginstrument gehört zu den bekanntesten Klangsymbolen der Karibik. Es ist besonders populär bei Festivals und im Karneval und erzeugt glockenähnliche, harmonische Töne durch das Anschlagen der verschiedenen Tonfelder mit kleinen Schlägeln. Es gibt mehrere Jugend-Pan-Gruppen (zum Beispiel die Nevis Pan Masters), die bei Festen spielen. Reggae, Dancehall und Gospel aus den Kirchen ergänzen das Bild.
Der amerikanische Folklorist und Musikwissenschaftler Alan Lomax besuchte Nevis im Jahr 1962, um langfristige Forschungen über die schwarze Volkskultur der Insel durchzuführen. Seine Exkursion nach Nevis und auf die umliegenden Inseln mündete in die Anthologie Lomax Caribbean Voyage Series. Zu den aufgenommenen Nevisianern gehörten Fischer, die in einem Rumladen in Newcastle Chanteys sangen, Santoy, der Calypsonian, der Calypsos des nevisianischen Balladers und der lokalen Legende Charles Walters zu Gitarre und Cuatro vortrug, sowie Streichergruppen, Pfeifer und Trommler aus Gingerland, die Quadrillen aufführten.
Die Insel ist auch für die „Jamband-Musik“ bekannt, die von den lokalen Bands während des „Culturama Festivals“ gespielt wird und beim „Jouvert“-Tanz eine wichtige Rolle spielt. Beliebt sind auch die Klänge der so genannten „Iron Band“, bei der sich viele Einheimische zusammenfinden, um aus alten Pfannen, Waschbecken oder anderen Bausätzen Töne und Musik zu erzeugen. Diese Art von Musik wird während der Weihnachts- und Karnevalszeit in den Dörfern gespielt.
Die wichtigsten auf der Insel praktizierten Tänze sind:
- Mocko Jumbie: Stelzenläufer in bunten Kostümen, die bis zu drei Meter hoch über der Menge tanzen und böse Geister vertreiben – das Highlight jeder Parade.
- Masquerade: Maskierte Tänzer mit Peitschen und Spiegelkostümen, die zur String Band Musik akrobatisch springen.
- Winin’ und Soca-Dancing: Hüften kreisen, Knie tief – je schneller der Beat, desto wilder die Bewegungen.
- Maypole und Quadrille: elegante Paartänze, die Kinder in der Schule lernen und bei Hochzeiten zeigen.
Junge Leute mischen heute alles: Beim Culturama sieht man 15-Jährige, die zu afrikanischen Trommeln twerken, oder Steelpan-Versionen von Drake-Songs. In den Rum-Shops läuft abends meist alte Calypso von Mighty Sparrow oder King Dice, und plötzlich singt der ganze Laden mit.
Kleidung
Die Kleidung auf der Insel Nevis spiegelt sowohl das karibische Klima als auch die kulturelle Geschichte der Insel wider. Im Alltag tragen die meisten Menschen leichte, luftige Kleidung aus Baumwolle oder anderen atmungsaktiven Stoffen, um den heißen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit zu trotzen. Helle Farben und lockere Schnitte sind typisch, da sie Kühlung bieten und sich gut für die entspannte, tropische Lebensweise eignen. Strand- und Freizeitkleidung wie Badeanzüge, Shorts, leichte Hemden und Sandalen sind weit verbreitet, besonders in Küstennähe und touristischen Gebieten.
Traditionelle Trachten auf Nevis sind heute vor allem bei kulturellen Festen, religiösen Feierlichkeiten oder beim Karneval, insbesondere beim Culturama-Festival, zu sehen. Frauen tragen hierbei farbenfrohe, oft aus Baumwolle gefertigte Kleider mit weitem Rock und dekorativen Elementen wie Spitzen, Rüschen oder bunten Mustern, während Männer Hemden aus leichten Stoffen, meist kombiniert mit leichten Hosen und gelegentlich Hüten tragen. Die Trachten sind stark von westafrikanischen Traditionen beeinflusst und spiegeln die koloniale Geschichte der Insel sowie afrikanische kulturelle Wurzeln wider.
Besondere Bedeutung kommt der Karnevals- und Festkleidung zu: Hier dominieren opulente Kostüme, die mit Federn, Perlen, Glitzer und auffälligen Farben gestaltet sind. Diese Kostüme zeigen die künstlerische Kreativität der Inselbewohner und sind ein wichtiger Ausdruck der Identität und kulturellen Vielfalt Nevis’. Historische und folkloristische Elemente werden häufig in modernen Designs kombiniert, wodurch traditionelle Kleidung und zeitgenössische Karnevalstraditionen verschmelzen.
Kulinarik und Gastronomie
Die Küche von Nevis ist kreolisch geprägt – einfach, würzig, frisch und so tief in der Geschichte der Insel verwurzelt, dass jeder Bissen eine kleine Zeitreise ist. Sie verbindet afrikanische Eintopf-Traditionen, britische Sonntagsbraten-Reste, indische Curry-Kunst und Kalinago-Wurzelgemüse zu etwas, das man nirgendwo sonst genau so findet.
Das absolute Nationalgericht heißt Goat Water, ein dunkler, feuriger Ziegen-Eintopf, der stundenlang mit Knoblauch, Zwiebeln, Thymian, Nelken und Scotch-Bonnet-Chili geköchelt wird, bis das Fleisch vom Knochen fällt. Er wird mit dickem selbstgebackenem Brot und einem eiskalten Carib-Bier serviert und ist bei jedem Dorffest, jeder Beerdigung und beim Culturama-Festival Pflicht. Wer Goat Water einmal richtig gegessen hat, versteht sofort, warum die Nevisianer sagen: „That’s our soup, man.“
Im Alltag stehen Oil Down, Johnny Cakes sowie Conch in allen Varianten und frisch gegrillter Fisch auf dem Tisch. Oil Down ist das One-Pot-Wunder aus Brotfrucht, Salzfisch, Schweineschwanz und Kokosmilch; Johnny Cakes sind goldgelb frittierte Teigfladen, die morgens mit Butter oder Salzfisch gegessen werden. Roti gibt es dank der indischstämmigen Familien in Curry-Qualität, die selbst in Trinidad Respekt erntet, und Lobster-Saison (Oktober bis April) ist heilig – dann stehen die Fischer frühmorgens am Kai und verkaufen die Langusten direkt aus dem Boot.
Obst ist auf Nevis allgegenwärtig: Mango, Papaya, Avocado, Soursop, Guave, Tamarind, Sugar Apple – alles ist ganzjährig reif und saftig. Chilis finden sich in jedem Garten, und wer „no spice“ bestellt, bekommt trotzdem ein verschmitztes Lächeln und eine kleine Warnung.
Die Gastronomie teilt sich in drei Bereiche, die nebeneinander existieren und sich nie wirklich mischen: Erstens die Rum-Shops und Street-Food-Stände – kleine Holzhütten mit Plastikstühlen, wo abends die Männer Carib trinken und die Frauen in riesigen Töpfen kochen. Hier isst man für 15–25 EC (5–9 €) den besten Goat Water, gegrillten Snapper mit Reis und „Provisions“ (Yam, Süßkartoffel, Dasheen) und hört nebenbei die neuesten Dorfgeschichten. Zweitens die lokalen Restaurants wie Sunshine’s Beach Bar (berühmt für den „Killer Bee“-Cocktail und den gegrillten Lobster), Bananas, The Rocks oder Yachtsman Grill – locker, oft mit den Füßen im Sand, Livemusik und kreolischer Küche auf hohem Niveau. Drittens die Luxusresorts, allen voran das Four Seasons und kleinere Boutique-Hotels wie Golden Rock oder Paradise Beach Villa. Hier wird Fine-Dining mit karibischem Twist serviert: Langusten-Carpaccio, Mahi-Mahi mit Mango-Salsa, Ziegen-Curry mit Trüffel-Püree und Blick auf den Sonnenuntergang über St. Kitts.
Dazu kommen Bush Tea aus einheimischen Kräutern, bitter-süßes Mauby und Tamarind Balls als Snack. Samstags verwandelt sich der Markt in Charlestown in ein einziges Duftkonzert aus frischem Fisch, Gewürzen und gebratenem Huhn, und beim Culturama im August stehen Dutzende Stände mit Johnny Cakes, Oil Down und Kokosnüssen in der Schlange.
Festkultur
Auf Nevis gelten die Landesfeiertage von Saint Kitts und Nevis.
Feiertage:
- 1. Januar - Neujahr
- Februar - Karneval (Sugar Mas)
- Ende März / Anfang April - Ostern
- 1. Mai - Tag der Arbeit
- Ende Mai / Anfang Juni - Pfingsten
- 19. September - Nationalfeiertag
- 25./26. Dezember - Weihnachten
Sugar Mas, der Karneval auf Nevis, ist ein farbenfrohes, lebendiges Fest, das tief in der kulturellen Identität der Bevölkerung verankert ist. Das wichtigste Ereignis ist Culturama, ein Sommerkarneval, der seit den 1970er-Jahren jedes Jahr zwischen Juli und August gefeiert wird. Ursprünglich entstand Culturama, um die kulturellen Traditionen der Nevisianer zu bewahren und die Heimkehr vieler ausgewanderter Inselbewohner während der Ferienzeit zu feiern. Heute ist es eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse des Jahres und zieht auch Besucher aus St. Kitts, anderen Karibikstaaten und Übersee an.
Culturama umfasst eine Vielzahl von Veranstaltungen, darunter Straßenparaden, Musik- und Tanzwettbewerbe, Karnevalsumzüge, Schönheitswettbewerbe und folkloristische Vorführungen. Besonders beliebt sind die farbprächtigen Paradegruppen, die mit aufwendig gestalteten Kostümen durch die Straßen von Charlestown ziehen. Traditionelle Musikstile wie Calypso, Soca und Reggae bestimmen das musikalische Herz des Festes, wobei Calypso-Wettbewerbe – inklusive der Wahl eines Calypso-Monarchen – zu den Höhepunkten gehören. Auch Steelpan-Musik und lokale Trommelrhythmen spielen eine wichtige Rolle und verbinden moderne Karnevalselemente mit historischen afrokaribischen Musiktraditionen.
Ein wesentlicher Aspekt des Karnevals in Nevis ist die Betonung der eigenen kulturellen Wurzeln. Traditionelle Maskengruppen, lokale Volkstänze und historische Darstellungen spiegeln die afrikanischen, karibischen und britischen Einflüsse wider, die die Insel geprägt haben. Gleichzeitig bietet Culturama eine Plattform für zeitgenössische Kunstformen, junge Musiker, Designer und Tänzer, die das Fest stetig weiterentwickeln.
Neben der Unterhaltung trägt der Karneval auch zur sozialen Bindung und zur Wirtschaft der Insel bei. Viele Nevisianer im Ausland kehren während der Festzeit zurück, was Familienzusammenkünfte und soziale Begegnungen fördert. Hotels, Restaurants und Geschäfte profitieren von den zusätzlichen Besuchern, und lokale Unternehmer nutzen das Fest, um Kunsthandwerk, Speisen und Dienstleistungen anzubieten.
Medien
Die Medienlandschaft auf der Insel Nevis ist klein, aber für eine Insel mit nur wenigen Zehntausend Einwohnern erstaunlich vielfältig. Sie umfasst lokale Radiosender, einige Fernsehinhalte, digitale Nachrichtenplattformen und gedruckte Informationsmedien, die überwiegend von der Inselverwaltung oder unabhängigen lokalen Akteuren betrieben werden. Radio spielt traditionell die wichtigste Rolle, da es sowohl in städtischen als auch ländlichen Gebieten zuverlässig empfangen wird und für viele Bewohner die Hauptquelle aktueller Informationen darstellt. Sender wie Voice of Nevis (VON Radio) berichten täglich über lokale Nachrichten, Politik, Verkehr, Wetter und Veranstaltungen und erreichen damit große Teile der Bevölkerung.
Auch Fernsehen ist vorhanden, allerdings meist über regionale oder internationale Anbieter, während lokale Beiträge oft begrenzt sind. Viele Haushalte nutzen Kabel- oder Satellitendienste, die Inhalte aus der gesamten Karibik sowie aus den USA anbieten. Die lokale Regierung veröffentlicht zudem Informationsprogramme und Ankündigungen über öffentliche Kanäle, die eine wichtige Rolle in der politischen Kommunikation spielen.
In den letzten Jahren hat sich die Medienlandschaft stark digitalisiert. Online-Portale, Social-Media-Seiten der Inselverwaltung von Nevis sowie unabhängige Blogs und Nachrichtenwebseiten haben an Bedeutung gewonnen. Sie informieren über Regierungspolitik, wirtschaftliche Entwicklungen, Kultur und Veranstaltungen und dienen gleichzeitig als Plattform für öffentliche Diskussionen. Besonders jüngere Menschen beziehen Nachrichten zunehmend über Facebook, Instagram oder Online-Radiostreams.
Gedruckte Medien existieren ebenfalls, allerdings in kleinerem Umfang. Magazine wie „Nevis Today“, herausgegeben von der Inselverwaltung, informieren regelmäßig über Projekte, Investitionen und Ereignisse auf der Insel und dienen als offizielles Kommunikationsmittel gegenüber der Bevölkerung. Insgesamt ist die Medienlandschaft Nevis’ damit eine Mischung aus traditionellen und modernen Kommunikationsformen, die trotz begrenzter Ressourcen eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben spielen und das Gemeinschaftsgefühl der Insel stärken.
Kommunikation
Die Inselvorwahl lautet 0(01)869.
Sport
Auf Nevis demonieren Cricket und Fußball, doch Wassersport, Ausdauerwettkämpfe und Abenteueraktivitäten machen Nevis zu einem echten Paradies für Athleten aller Levels. Cricket ist eine Art Nationalsport. Jede große Partie – sei es lokal auf dem Charlestown Playing Field oder international mit den St. Kitts and Nevis Patriots in der Caribbean Premier League – bringt das Leben zum Stillstand: Geschäfte schließen, Familien versammeln sich vor Radios oder TVs, und der Jubel hallt durch die Dörfer. Lokale Clubs wie der Nevis Cricket Association trainieren junge Talente, die oft in nationale Mannschaften aufsteigen, und das jährliche Inter-Island-Turnier gegen St. Kitts ist ein Highlight, das mit Partys und Street-Food-Märkten gefeiert wird.
Das Interesse für Fußball (Soccer) wächst rasant. Die Nevis Football Association organisiert Ligen und Turniere auf Feldern wie dem ETW Sports Complex in Gingerland, wo Hunderte Zuschauer die Spiele der lokalen Teams verfolgen. Nevisianische Spieler werden zunehmend von Major League Soccer-Teams aus Nordamerika gescoutet, was den Stolz der Insel befeuert – viele Jungs träumen hier von einem Profivertrag in den USA.
Wassersport gehört zum karibischen Standardrepertoire. Am Pinney’s Beach oder Oualie Beach bieten Zentren wie Dive Islander Water Sports und Scuba Safaris Schnorcheln, Tauchen, Kayaking, Stand-up-Paddleboarding und Windsurfen an. Der Nevis to St. Kitts Cross Channel Swim, ein jährliches 4-km-Offenes-Wasser-Schwimmrennen über die Narrows, zieht seit 24 Jahren Hunderte Teilnehmer aus der ganzen Welt an und endet mit einem Fest am Strand. Angeln ist ebenfalls populär: Das Nevis Sports Fishing Tournament im Oktober lockt Profis mit Preisen für den größten Thunfisch oder Barrakuda, und lokale Fischer teilen gerne ihre Geheimtipps.
Ausdauer- und Multisport-Events haben Nevis international bekannt gemacht. Der Nevis Marathon und der Nevis Triathlon (mit Sprint-, Olympic- und Half-Ironman-Distanzen) testen die Grenzen der Teilnehmer auf Straßen, Stränden und im Regenwald – begleitet von Live-Musik und Früchten am Ziel. Radfahren ist ein Highlight: Bike Nevis organisiert Touren durch die Plantagen und Hänge, während das Nevis Equestrian Centre Reitausflüge zu versteckten Buchten und dem Saddle Hill anbietet.
Abenteueraktivitäten sind vor allem bei Touristen beliebt. Wandern auf den Trails des Nevis Peak oder durch den Hamilton Estate führt zu atemberaubenden Ausblicken und historischen Ruinen; geführte Touren mit Einheimischen erklären Flora, Fauna und alte Kalinago-Pfade. Golf auf dem 18-Loch-Platz des Four Seasons Resort lockt Profis, und für Adrenalinjunkies gibt es Ziplining über die „Valley of the Giants“ oder Drag Racing auf der neuen Bahn in New River. Basketball und Netball werden in Schulen und Dörfern gespielt, mit der St. Kitts Amateur Basketball Association, die auch Nevis-Teams unterstützt.
Während des Culturama-Festivals im August verschmelzen Sport und Kultur: Mocko-Jumbie-Stelzenläufer tanzen mit Läufern, und es gibt Beach-Volleyball-Turniere. Die Regierung fördert alles durch die Nevis Tourism Authority, die Events als „Compete in Paradise“ vermarktet und sogar eine Acting Academy für Film-Sport-Szenen plant.
Persönlichkeiten
Wichtige von der Insel stammende Persönlichkeiten sind:
- Alexander Hamilton (1755/57 bis 1804), US-amerikanischer Staatsmann, einer der Gründerväter der USA und erster Finanzminister
- Eulalie Spence (1894 bis 1981), Schriftstellerin, Dramatikerin, Schauspielerin und Lehrerin; eine wichtige Persönlichkeit der Harlem Renaissance
- Elquemedo “Elco” Tonito Willett (*1953), Cricket-Spieler, erster Leeward-Islander, der für die West Indies im Test Cricket spielte
Fremdenverkehr
Der Tourismus auf der Insel Nevis ist geprägt von idyllischen weißen Sandstränden, wie dem Lovers Beach, beeindruckenden Naturlandschaften mit Bergen wie dem Nevis Peak, historischen Sehenswürdigkeiten wie dem Fort Brimstone Hill (UNESCO-Weltkulturerbe), und zahlreichen Möglichkeiten für Wassersport und Outdoor-Aktivitäten, was Nevis zu einem beliebten Ziel für Badeurlauber, Naturliebhaber und Kulturinteressierte macht.
Die Insel bietet eine breite Palette an Unterkünften, die perfekt zur entspannten, exklusiven Atmosphäre der Insel passen: von luxuriösen Strandresorts und historischen Plantagenhotels bis hin zu gemütlichen Villen und Budget-Optionen. Mit nur 93 Quadratkilometern und rund 12.000 Einwohnern sind die Hotels oft klein und intim, viele direkt am Meer oder in den Hügeln mit Blick auf den Nevis Peak. Die Preise starten bei etwa 70 US-Dollar pro Nacht für einfache Zimmer und gehen bis zu 1.000 US-Dollar oder mehr für Villen mit Privatpool. In der Hochsaison (November bis April) sind Buchungen ratsam, während die Nebensaison (Mai bis Oktober) Rabatte bringt – und weniger Hurrikanrisiko.
Das bekannteste Etablissementist das Four Seasons Resort Nevis am Pinney’s Beach, ein 5-Sterne-Paradies mit 196 eleganten Zimmern, Suiten und Villen, drei Infinity-Pools, einem 18-Loch-Golfplatz, einem Spa und vier Restaurants (einschließlich frischem Seafood am Strand). Es ist ideal für Paare oder Familien, mit Upgrades zu Plunge-Pool-Zimmern und Aktivitäten wie Wassersport oder Kinderclub. Direkt daneben liegt das Paradise Beach Nevis, ein ruhiges Resort mit 13 privaten Strandvillen (bis zu vier Schlafzimmern), Pools und Meerblick – perfekt für Gruppen oder Selbstversorger, die Entspannung mit Privatsphäre suchen.
Für einen Hauch von Geschichte empfehlen sich die umgewandelten Plantagenhotels: Das Montpelier Plantation and Beach in den Hügeln bietet 17 luxuriöse Suiten in einem 300 Jahre alten Zuckerwerk, mit Terrassen, einem feinen Restaurant („The 750“) und Spa – ideal für Romantiker, die Nelsons Hochzeitsschauplatz besuchen wollen. Ähnlich charmant ist das Hermitage Plantation, das älteste Holzhaus der Karibik (1740), mit nur acht Zimmern, Villen und einem Fokus auf traditionelle nevisianische Gastfreundschaft, inklusive Candlelight-Dinners und Wandern.
Am Nordende der Insel liegt das familienfreundliche Oualie Beach Resort mit 32 geräumigen Zimmern und Suiten, direkten Strandzugang, Wassersport (Kayaks, Windsurfen) und einem Restaurant mit lokalen Spezialitäten – eco-friendly und ruhig, mit Bikes zur Miete. Wer mehr Action sucht, findet im Mount Nevis Hotel & Beach Club in Round Hill 44 Zimmer und Villen mit Meer- und Bergblick, Pools und einem Club für Wassersport.
Für Budget-Reisende oder Selbstversorger gibt es Cliff Dwellers Villas am Pinney’s Beach: einfache, saubere Apartments mit Küchen, Pools und Nähe zu lokalen Restaurants – ab 100 US-Dollar pro Nacht. In Charlestown sind kleine Gästehäuser wie das Ocean Terrace Inn oder Rock Haven B&B beliebt, mit einfachen Zimmern, Frühstück und zentraler Lage zum Einkaufen und Erkunden.
Villenmieten sind ein Hit für Gruppen: Optionen wie Villa Paradiso oder Lamb’s Cottages bieten 2–5 Schlafzimmer, Pools und Köche, oft über Plattformen wie Tripadvisor oder Expedia gebucht. Viele Resorts wie das Four Seasons vermieten auch private Villen mit Butler-Service.
Literatur
- wikipledia = https://en.wikipedia.org/wiki/Category:Nevis
- wikitravel = https://wikitravel.org/en/Nevis
- wikivoyage = https://en.wikivoyage.org/wiki/Nevis
Reiseberichte
- Sven Luca World: Reisebericht St. Kitts und Nevis - Majestätische Vulkane auf den beiden Inseln der grossen Gegensätze =https://www.svenlucaworld.com/de/reisebericht-st-kitts-und-nevis/
- Reisen ist Freiheit: Nevis, ein Paradies im Herzen der Karibik = https://saint-kitts-and-nevis.reisen-ist-freiheit.com/nevis-ein-paradies-im-herzen-der-karibik/
Videos
- Magnificent Drone Video of Nevis = https://www.youtube.com/watch?v=-NqduOqHLFg
- Nevis, West Indies, via drone = https://www.youtube.com/watch?v=YJ_G3Tdi3gA
- The Beauty of St. Kitts and Nevis 1921 = https://www.youtube.com/watch?v=1LyK91b22i8
- St. Kitts und Nevis erklärt in 11 Minuten = https://www.youtube.com/watch?v=nqQbMhoK8G8&t=5s
Atlas
- Nevis, openstreetmap = https://www.openstreetmap.org/#map=10/17.2549/-62.9517
- Nevis, Satellit = https://satellites.pro/Saint_Kitts_and_Nevis_map
Reiseangebote
Nevis Tourismus = https://www.nevisisland.com/
St. Kitts und Nevis Studienreisen = https://at.studienreisen.de/laender/Saint-Kitts-Nevis
Forum
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