Sint Eustatius (Statia): Unterschied zwischen den Versionen
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Sint Eustatius gehört wie die kleinere Schwesterinsel Saba zum Niederländischen Königreich. Im Zuge der Auflösung der Niederländischen Antillen ist die Bindung ans Mutterland fester geworden. Die Insel ist bekannt für ihren erloschenen Vulkan „The Quill“ und ihre historische Hauptstadt Oranjestad, die einst ein bedeutender karibischer Handelshafen war. | Sint Eustatius gehört wie die kleinere Schwesterinsel Saba zum Niederländischen Königreich. Im Zuge der Auflösung der Niederländischen Antillen ist die Bindung ans Mutterland fester geworden. Die Insel ist bekannt für ihren erloschenen Vulkan „The Quill“ und ihre historische Hauptstadt Oranjestad, die einst ein bedeutender karibischer Handelshafen war. | ||
{{Inselsteckbrief|offizieller Name=Sint Eustatius|alternative Bezeichnungen=Alo (kalinago), Santa Eustaquio (1493), San Eustaquio (1539/40), Estazia (1595), St. Eustace, St. Eustathio (1636), Nieuw Zeelandt (1637), St. Eustasy, St. Eustatius (1639), St. Eustache (1645), Sankt Eustaz (19. Jahrhundert), Statia (lokal)|Kategorie=Meeresinsel|Inseltyp=echte Insel|Inselart=vulkanische Insel|Gewässer=Karibisches Meer (Caribische Zee)|Inselgruppe=Kleine Antillen|politische Zugehörigkeit=Staat: Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden)|Gliederung=7 bewoonde gebieden (bewohnte Gebiete)<br>4 plattelandsgebieden (ländliche Gebiete)<br>12 woonwijken (Wohngebiete)|Status=Spezialgemeinde (bijzondere gemeente)|Koordinaten=17°29‘ N, 62°58‘ W|Entfernung zur nächsten Insel=12,9 km (Saint Kitts)|Entfernung zum Festland=746 km (Carúpano / Venezuela)|Fläche=20,6 km² / 7,95 mi²|geschütztes Gebiet=5,4 km² / 2,1 mi² (26,2 %)|maximale Länge=7,4 km (NNW-SSO)|maximale Breite=3,3 km (ONO-WSW)|Küstenlänge=21,2 km|tiefste Stelle=0 m (Karibisches Meer)|höchste Stelle=601 m (The Quill)|relative Höhe=601 m|mittlere Höhe=95 m|maximaler Tidenhub=0,5 bis 0,6 m (Oranjestad 0,56 m)|Zeitzone=AST (Atlantische Standaardtijd / Atlantic Standard Time / Atlantik-Standardzeit, UTC-4)|Realzeit=UTC minus 4 Stunden 12 Minuten|Einwohnerzahl=3.270 (2025)|Dichte=158,74|Inselzentrum=Oranjestad}} | |||
== '''Name''' == | == '''Name''' == | ||
Die einstigen karibischen Inselbewohner nannten die Insel '''''Alo'''''. So hieß bei ihnen der hier offensichtlich in Massen gedeihende „Akaju- bzw. Cashewbaum“. Als Christoph Kolumbus am 11. November 1493 auf seiner zweiten Reise die Insel - freilich nur aus weiter Ferne - sichtete, taufte er sie auf den Namen '''''Santa Eustaquio''''' - nach einem christlichen Märtyrer des 2. Jahrhunderts, dessen Gedenktag am 20. November begangen wurde. Erst bei genauen Vermessungen 1539/40 konnten Geografen mit Sicherheit belegen, dass er das heutige ''Sint Eustatius'' damit gemeint hatte. Die Vermesser wandelten bei dieser Gel,egenheit den columbischen Inselnamen zu '''''San Eustaquio''''' ab. Der englische Pirat Sir Francis Drake verkürzte diese Bezeichnung und nannte die Insel 1595 '''''Estazia'''''. Kramer von Zeeland jedenfalls machte daraus 1636 '''''St. Eustace''''', Cornelis Cornelisz im gleichen Jahr '''''St. Eustathio'''''. Ein anonymer Kartograf ließ sich auf derlei Namenstraditionen erst gar nicht ein und verzeichnete sie zur gleichen Zeit ganz im Geiste patriotischer Toponymie als '''''Nieuw Zeelandt'''''. Kramer revidierte indes seine Namensgebung 1639 wieder und nannte die Insel nun '''''St. Eustasy''''' bzw. '''''St. Eustatius''''' und 1645 noch einmal auf '''''St. | Die einstigen karibischen Inselbewohner nannten die Insel '''''Alo'''''. So hieß bei ihnen der hier offensichtlich in Massen gedeihende „Akaju- bzw. Cashewbaum“. Als Christoph Kolumbus am 11. November 1493 auf seiner zweiten Reise die Insel - freilich nur aus weiter Ferne - sichtete, taufte er sie auf den Namen '''''Santa Eustaquio''''' - nach einem christlichen Märtyrer des 2. Jahrhunderts, dessen Gedenktag am 20. November begangen wurde. Erst bei genauen Vermessungen 1539/40 konnten Geografen mit Sicherheit belegen, dass er das heutige ''Sint Eustatius'' damit gemeint hatte. Die Vermesser wandelten bei dieser Gel,egenheit den columbischen Inselnamen zu '''''San Eustaquio''''' ab. Der englische Pirat Sir Francis Drake verkürzte diese Bezeichnung und nannte die Insel 1595 '''''Estazia'''''. Kramer von Zeeland jedenfalls machte daraus 1636 '''''St. Eustace''''', Cornelis Cornelisz im gleichen Jahr '''''St. Eustathio'''''. Ein anonymer Kartograf ließ sich auf derlei Namenstraditionen erst gar nicht ein und verzeichnete sie zur gleichen Zeit ganz im Geiste patriotischer Toponymie als '''''Nieuw Zeelandt'''''. Kramer revidierte indes seine Namensgebung 1639 wieder und nannte die Insel nun '''''St. Eustasy''''' bzw. '''''St. Eustatius''''' und 1645 noch einmal auf '''''St. Eustache'''''. Im 18. Jahrhundert bürgerte sich schließlich die Bezeichnung '''''Sint Eustatius''''' ein. Im Deutschen hieß die Insel früher auch '''''Sankt Eustaz'''''. Der gängige lokale Name aber ist die Kurzform der offiziellen Bezeichnung: '''''Statia'''''. | ||
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Aktuelle Version vom 18. November 2025, 17:03 Uhr
Sint Eustatius gehört wie die kleinere Schwesterinsel Saba zum Niederländischen Königreich. Im Zuge der Auflösung der Niederländischen Antillen ist die Bindung ans Mutterland fester geworden. Die Insel ist bekannt für ihren erloschenen Vulkan „The Quill“ und ihre historische Hauptstadt Oranjestad, die einst ein bedeutender karibischer Handelshafen war.
| Inselsteckbrief | |
|---|---|
| offizieller Name | Sint Eustatius |
| alternative Bezeichnungen | Alo (kalinago), Santa Eustaquio (1493), San Eustaquio (1539/40), Estazia (1595), St. Eustace, St. Eustathio (1636), Nieuw Zeelandt (1637), St. Eustasy, St. Eustatius (1639), St. Eustache (1645), Sankt Eustaz (19. Jahrhundert), Statia (lokal) |
| Kategorie | Meeresinsel |
| Inseltyp | echte Insel |
| Inselart | vulkanische Insel |
| Gewässer | Karibisches Meer (Caribische Zee) |
| Inselgruppe | Kleine Antillen |
| politische Zugehörigkeit | Staat: Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden) |
| Gliederung | 7 bewoonde gebieden (bewohnte Gebiete) 4 plattelandsgebieden (ländliche Gebiete) 12 woonwijken (Wohngebiete) |
| Status | Spezialgemeinde (bijzondere gemeente) |
| Koordinaten | 17°29‘ N, 62°58‘ W |
| Entfernung zur nächsten Insel | 12,9 km (Saint Kitts) |
| Entfernung zum Festland | 746 km (Carúpano / Venezuela) |
| Fläche | 20,6 km² / 7,95 mi² |
| geschütztes Gebiet | 5,4 km² / 2,1 mi² (26,2 %) |
| maximale Länge | 7,4 km (NNW-SSO) |
| maximale Breite | 3,3 km (ONO-WSW) |
| Küstenlänge | 21,2 km |
| tiefste Stelle | 0 m (Karibisches Meer) |
| höchste Stelle | 601 m (The Quill) |
| relative Höhe | 601 m |
| mittlere Höhe | 95 m |
| maximaler Tidenhub | 0,5 bis 0,6 m (Oranjestad 0,56 m) |
| Zeitzone | AST (Atlantische Standaardtijd / Atlantic Standard Time / Atlantik-Standardzeit, UTC-4) |
| Realzeit | UTC minus 4 Stunden 12 Minuten |
| Einwohnerzahl | 3.270 (2025) |
| Dichte (Einwohner pro km²) | 158,74 |
| Inselzentrum | Oranjestad |
Name
Die einstigen karibischen Inselbewohner nannten die Insel Alo. So hieß bei ihnen der hier offensichtlich in Massen gedeihende „Akaju- bzw. Cashewbaum“. Als Christoph Kolumbus am 11. November 1493 auf seiner zweiten Reise die Insel - freilich nur aus weiter Ferne - sichtete, taufte er sie auf den Namen Santa Eustaquio - nach einem christlichen Märtyrer des 2. Jahrhunderts, dessen Gedenktag am 20. November begangen wurde. Erst bei genauen Vermessungen 1539/40 konnten Geografen mit Sicherheit belegen, dass er das heutige Sint Eustatius damit gemeint hatte. Die Vermesser wandelten bei dieser Gel,egenheit den columbischen Inselnamen zu San Eustaquio ab. Der englische Pirat Sir Francis Drake verkürzte diese Bezeichnung und nannte die Insel 1595 Estazia. Kramer von Zeeland jedenfalls machte daraus 1636 St. Eustace, Cornelis Cornelisz im gleichen Jahr St. Eustathio. Ein anonymer Kartograf ließ sich auf derlei Namenstraditionen erst gar nicht ein und verzeichnete sie zur gleichen Zeit ganz im Geiste patriotischer Toponymie als Nieuw Zeelandt. Kramer revidierte indes seine Namensgebung 1639 wieder und nannte die Insel nun St. Eustasy bzw. St. Eustatius und 1645 noch einmal auf St. Eustache. Im 18. Jahrhundert bürgerte sich schließlich die Bezeichnung Sint Eustatius ein. Im Deutschen hieß die Insel früher auch Sankt Eustaz. Der gängige lokale Name aber ist die Kurzform der offiziellen Bezeichnung: Statia.

- international: Sint Eustatius
- amharisch: ሲንት ኡስታቲዩስ [Sint Usitatius]
- arabisch: سينت أوستاتيوس [Sīnt Ūstātīyūs]
- armenisch: Սինտ Էուստատիուս [Sint Ēustatius]
- bengalisch: সিন্ট ইউস্টেশিয়াস [Sinṭ Iuṣṭeśiyās]
- birmanisch: ဆင့်ယူးစတက်တီယပ်စ် [San-yu-sta-ti-yas]
- bulgarisch: Синт Еустатиус [Sint Eustatius]
- chinesisch: 圣尤斯特蒂斯 [Shèng Yóusītèisī]
- georgisch: სინტ-ეუსტატიუსი [Sint-Eustatiusi]
- griechisch: Σιντ Ευστάτιους [Sint Efstátios]
- gudscheratisch: સિન્ટ યુસ્ટેશિયસ [Sint Yusteśiyas]
- hebräisch: סינט אוסטטיוס [Sint Ostatius / Eustatyus]
- hindi: सिन्ट यूस्टेशियस [Sinṭ Yūsteśiyas]
- japanisch: シント・エウスタティウス [Shinto Eusutatiusu]
- kambodschanisch: សាំងអឺស្តាទីយូស [Sang Eustatiyus]
- kanaresisch: ಸಿಂಟ್ ಯೂಸ್ಟೇಷಿಯಸ್ [Sinṭ Yūstēṣiyas]
- kasachisch: Синт-Эустатиус [Sint-Eustatius]
- koreanisch: 신트외스타티위스 [Sinteuiseutatiwiseu]
- laotisch: ຊິນເອີສະຕາຕຽສ [Sin Oeustatias]
- lateinisch: Sanctus Eustatius
- lettisch: Sintēstatiosa
- litauisch: Sint Eustatijus
- makedonisch: Синт Еустатиус [Sint Eustatius]
- malayalam: സിന്റ് യൂസ്റ്റേഷ്യസ് [Sinṭ Yūsteṣyas]
- maldivisch: ސިންޓް އިޔުސްޓޭޝަސް [Sint Iyusteyshas]
- orissisch: ସିଣ୍ଟ ଇଉଷ୍ଟେସିଆସ [Sinṭ Iuṣṭesiyās]
- pandschabisch: ਸਿੰਟ ਯੂਸਟੇਸ਼ੀਅਸ [Siṇṭ Yūsteshi’as]
- persisch: سنت اوستاتیوس [Sent Ostâtiyus]
- russisch: Синт-Эстатиус [Sint-Eustatius]
- serbisch (kyrillisch): Синт Еустатијус [Sint Eustatijus]
- singhalesisch: සින්ට් යුස්ටේෂියස් [Sinṭ Yustēṣiyas]
- tamilisch: செயின்ட் யூஸ்டேஷியஸ் [Seyiṉṭ Yūṣṭēṣiyas]
- telugu: సింట్ యూస్టేషియస్ [Sinṭ Yūṣṭēṣiyas]
- thai: ซินต์เอิสตาซียึส [Sin Euasàttíyás]
- tibetisch: སིནཏ་ཡུ་སི་ཏ་ཏི་ཡུས། [Sinta Yustatiyus]
- ukrainisch: Сінт-Естатіус [Sin’t-Yestátius]
- urdu: سنٹ یوسٹیٹیئس [Sint Yūstēṭiyus], سینٹ اوستاتیوس [Sent Ostātiyus]
- weißrussisch: Сінт-Эўстацыюс [Sint-Eŭstátsyjus]
Offizieller Name: Sint Eustatius
- Bezeichnung der Bewohner: Statiaans, Statianen bzw. Statians (Statianer)
- adjektivisch: statian bzw. statiaan (statianisch)
Kürzel:
- Code: SE / STA
- Kfz: -
- ISO-Code: BES-STA
Lage
Die Insel Sint Eustatius liegt im Norden der Kleinen Antillen auf durchschnittlich 17°29‘ n.B. und 62°58‘ w.L.. Sie befindet sich auf der gleichen geografischen Breite wie der Süden Mauretaniens, die zentralen Bereiche der afrikanischen Staaten Mali, Niger, Tschad und Sudan, Jizan im äußersten Süden Saudi-Arabiens, der Norden des Jemen, der Süden des Oman, Zentral-Indien mit Kakinada, Zenztral-Birma mit Pegu, der Norden Thailand, das südliche Zentrum von Laos, Zentral-Vietnam, der Norden der philippinischen Insel Luzon, die nördliche Marianeninsel Alamagan, der Süden Mexikos sowie der Norden von Guatemala und Belize. Die nächsten Nachbarn sind Saba im Nordwesten, Saint Kitts im Südosten und Saint Barthelemy im Norden.

Geografische Lage:
- nördlichster Punkt: 17°31‘34“ n.B. (Boven Point)
- südlichster Punkt: 17°27‘48“ n.B. (Sugar Loaf)
- östlichster Punkt: 62°56‘37“ w.L. (Eastern Coast)
- westlichster Punkt: 63°00‘07“ w.L. (Tumble Down Dick)
Entfernungen:
- Saint Kitts (Helden’s Point) 12,9 km
- Saba (Garner Point) 26,1 km
- Saint Barthelémy 38 km
- Sankt Martin (Fort Amsterdam) 53,5 km
- Anguilla (Lower West End Point) 73 km
- Montserrat (North West Bluff) 108 km
- Barbuda (Palmetto Point) 116 km
- Antigua (Five Island Village) 118 km
- Saint Croix / Jungferninseln (East Point) 168 km
- Guadeloupe (Pointe Allègre) 177 km
- Vieques / Puerto Rico 250 km
- Dominica (Capuchin) 260 km
- Dominikanische Republik (Cabo Engaño) 563 km
- Venezuela (Carúpano) 746 km
- Bonaire (Oost Punt) 804 km
- Curaçao (Boka Grandi) 864 km
- Aruba (Boca Andicuri) 924 km
Zeitzone
Auf Sint Eustatius gilt die Atlantische Standaardtijd bzw. Atlantic Standard Time (Atlantische Zeit), abgekürzt AST (ATZ), 5 Stunden hinter der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ, UTC-4). Die Realzeit liegt um 4 Stunden und 12 Minuten Minuten hinter der Koordinierten Weltzeit (UTC).
Fläche
Sint Eustatius ist 20,6 km² bzw. 7,95 mi², mit Flutbereich 20,7 km², gerundet 21 km² bzw. 8,1 mi² groß. Die Insel durchmisst von Nordnordwesten nach Südsüdosten zwischen Cocoluch Point und Back-off Point 7,4 km bei einer maximalen Breite zwischen Gallows Point und Compagnie Point von 3,3 km. Die Küste ist insgesamt 21,2 km lang. Höchster Punkt ist The Quill mit 601 m. Die tiefste Stelle liegt auf Meeresniveau mit einem maximalen Tidenhub von 0,5 bis 0,6 m, bei Oranjestad 0,56 m. Die mittlere Seehöhe beträgt 95 m.
Geologie
Sint Eustatius gehört geologisch zum inneren Bogen des Antillen-Vulkanbogens (Lesser Antilles volcanic arc). Die Insel besteht aus mehreren, zeitlich gestaffelten vulkanischen Zentren, die überwiegend im Quartär aktiv waren. Die ältesten Gesteine der Insel finden sich im Südosten im Bereich des White Wall–Sugarloaf-Hügelzugs. Hier treten stark erodierte stratovulkanische Ablagerungen des späten Pliozäns bis frühen Pleistozäns (vor 2 bis 1 Millionen Jahren) zutage. Es handelt sich vorwiegend um Andesit- und Dazit-Laven sowie pyroklastische Ablagerungen. Dieser ältere südliche Komplex bildet das erosional stark abgetragene Fundament der Insel.
Der nördliche und größere Teil von Sint Eustatius wird vom Quill-Stratovulkan dominiert. Der Quill („The Quill“, benannt nach seiner symmetrischen Kegelform) ist ein relativ junger, noch sehr gut erhaltener Stratovulkan. Sein Aufbau begann vor etwa 600.000 Jahren und dauerte bis in historische Zeit an. Der Krater des Quill ist etwa 800 m breit und 300 m tief und heute dicht bewaldet. Der Vulkan besteht hauptsächlich aus Andesit- und Basalt-Andesit-Laven, Laharen, pyroklastischen Strömen und Aschelagen. Die jüngsten datierten Eruptionen des Quill fanden vor etwa 1600 bis 1700 Jahren statt (300 bis 400), waren aber relativ geringfügig. Seitdem gilt der Vulkan als ruhend, nicht erloschen.
Zwischen dem älteren südlichen Komplex und dem Quill liegen kleinere vulkanische Zentren: Signal Hill, Little Mountain und Boven. Diese parasitären Kegel und Dome sind zwischen 100.000 und 20.000 Jahre alt und bestehen überwiegend aus viskosen Dazit- und Andesit-Domen sowie dazugehörigen Block- und Aschelagen.
Im Norden der Insel schließen sich fünf kleine eruptive Zentren an (Northern Centres): Bergje, Venus Bay, Gilboa Hill usw. Diese sind pleistozän bis holozän und ebenfalls andesitisch-dazitisch. Die letzte größere Aktivität hier liegt mehrere zehntausend Jahre zurück.
Ein wichtiges geologisches Merkmal ist die starke Kalksteinbedeckung vieler Teile der Insel. An mehreren Stellen (besonders White Wall, Venus Bay, Corrington) gibt es erhöhte fossile Korallenriffe („Raised Reefs“) aus dem letzten Interglazial (Eemium, rund 125.000 Jahre vor heute) und jünger. Diese Kalksteine liegen teilweise bis 20 bis 30 m über dem heutigen Meeresspiegel und belegen tektonische Hebung der Insel.
Tektonisch liegt Sint Eustatius auf der Karibischen Platte, nahe der Subduktionszone, wo die Atlantische Platte unter die Karibische Platte abtaucht. Die Insel ist daher weiterhin seismisch aktiv, und leichte tektonische Hebung hält an (0,1 bis 0,2 mm/Jahr).
Landschaft
Auf Sint Eustatius befindet sich im Südosten mit dem zirka 600 m hohen The Quill, ein erloschener Schichtvulkan, dessen Krater eine Touristenattraktion ist. Im Nordosten liegt eine weniger hohe Hügelgruppe um den Boven Mountain. Der Großteil der Bevölkerung der Insel lebt in dem Tal zwischen den beiden Erhebungen.
Erhebungen
- Mount Mazinga 601 m (The Quill)
- Boven 294 m (The Little Mountains)
- The White Wall 270 m (The Quill)
- Signal Hill 234 m (The Little Mountains)
- Bergje 223 m (The Little Mountains)
- Gilboa Hill 180 m )The Little Mountains)
Flora und Fauna
Ein großer Teil der Insel ist bewaldet. Es dominieren Palmen und Hibiskus. Rund um Sint Eustatius finden Taucher eine reiche Unterwasserwelt. Die Landfauna wird von brütenden Vögeln dominiert.
Flora
Trotz starker historischer Eingriffe durch Zuckerrohrplantagen im 17. und 18. Jahrhundert, freilaufende Ziegen und wiederkehrende Hurrikane hat sich besonders im geschützten Statia National Parks ein kleines Juwel karibischer Biodiversität erhalten – sowohl an Land als auch unter Wasser.
An Land gehört die natürliche Vegetation zum trockenen immergrünen Karibikwald und Dornbuschwald. Auf den vulkanischen Böden und bei nur etwa 1.000 mm Jahresniederschlag dominieren trockenresistente Arten wie der rot-rindige Gumbo-Limbo (Bursera simaruba), der im Frühjahr weiß blühende White Cedar (Tabebuia heterophylla), die küstennahe Sea Grape (Coccoloba uvifera) und der für Seevögel wichtige Loblolly-Baum (Pisonia subcordata). Typisch sind auch zahlreiche Kakteen, darunter der auffällige Turk’s-Cap-Melocactus und hohe Säulenkakteen. Im Krater des erloschenen Vulkans The Quill (600 m) herrscht dagegen ein überraschend feuchter Sekundärwald mit Baumfarnen, Helikonien, wilden Bananen und Orchideen wie der endemischen Brassavola cucullata – ein krasser Kontrast zum sonst trockenen Inselcharakter. Leider verdrängen invasive Arten wie Leucaena leucocephala und Korallenstrauch heimische Pflanzen, weshalb der Nationalpark diese aktiv bekämpft. Der Miriam-C.-Schmidt-Botanische Garten am Quill-Hang zeigt sowohl einheimische als auch eingeführte Arten und dient der Umweltbildung.
Fauna
Die Tierwelt an Land wird vor allem von Reptilien geprägt. Besonders stolz ist Statia auf mehrere endemische Arten: den 2019 als eigene Art anerkannten Statia-Baumleguan (Iguana melanoderma), den winzigen Statia-Blatthandgecko (Phyllodactylus spatulatus) und die stark gefährdete Antillen-Kettennatter (Alsophis rijgersmaei). Daneben leben verschiedene Anolis-Arten, harmlose Blindschleichen und vier ungiftige Schlangen. Vor der Besiedlung gab es keine landlebenden Säugetiere; heute prägen verwilderte Ziegen, Schafe, Rinder, Katzen und Ratten das Bild. Unter den Vögeln brüten etwa 20 Arten fest auf der Insel, darunter Zenaida-Tauben, Bananenquits und Perlaugen-Vireos. Beeindruckend sind die große Kolonie von Rotfuß-Tölpeln an der Nordküste und die allgegenwärtigen Prachtfregattvögel, die hoch am Himmel kreisen. Im Herbst und Frühjahr rasten zahlreiche nordamerikanische Zugvögel.
Das wahre Highlight jedoch liegt unter der Wasseroberfläche. Der Statia National Marine Park umfasst seit 1996 das gesamte Küstengewässer bis 30 m Tiefe und gilt als eines der am besten erhaltenen Riffsysteme der östlichen Karibik. Besonders selten sind die noch intakten Bestände von Elchhorn- und Hirschgeweihkorallen (Acropora palmata und cervicornis), die anderswo weitgehend verschwunden sind und oft schon vom Strand aus betaucht werden können. Über 300 Fischarten, darunter bunte Papageifische, Barrakudas, Rochen und harmlose Ammen- und Riffhaie, bevölkern die Riffe. Grüne Meeresschildkröten, Echte Karett- und Lederschildkröten legen an Stränden wie Zeil’s Bay und Turtle Beach ihre Eier ab. Von Januar bis April ziehen Buckelwale vorbei, ganzjährig sind Delfine und gelegentlich Pottwale zu sehen. Der invasive Rotfeuerfisch wird gezielt gefangen, um das empfindliche Gleichgewicht zu schützen.
Pflanzen-und Tierarten (in Klammern endemisch):
Flora
- Gefäßpflanzen 427 (2)
- Farne 37
Fauna
- Vögel 54
- Säugetiere 10
- Reptilien 5
Naturschutz
Im Jahr 1996 wurde der St. Eustatius National Marine Park eingerichtet. Er erstreckt sich von der Hochwassermarke bis in etwa 30 Meter Tiefe und umfasst etwa 27,5 km² Meeresfläche. In diesem Meeresschutzgebiet gibt es zwei streng geschützte Zonen (Reserven), in denen Angeln und Ankern verboten sind.
Auf dem Land liegt der Quill / Boven National Park, der zwei getrennte Sektoren umfasst: Zum einen den Quill, ein erloschener Vulkan im Südosten der Insel, und zum anderen die felsigen Hügel von Boven im Norden. Die Fläche des Quill-Sektors beträgt etwa 220 ha, die des Boven-Sektors rund 315 ha – zusammen also 5,35 km².
Darüber hinaus betreut STENAPA den 1997 eröffneten Miriam C. Schmidt Botanical Garden, der auf den Südhängen des Quill liegt und eine Fläche von etwa 5,3 ha hat. Diese Naturschutzgebiete schützen ein breites Spektrum an Lebensräumen – von Korallenriffen und Meeresbewohnern über tropischen Wald im Krater des Quill bis hin zu trockenen, kaktusbewachsenen Hügeln im Norden – und tragen wesentlich zur Erhaltung der einzigartigen Biodiversität von Sint Eustatius bei.
Klima
Das Klima von Sint Eustatius ist tropisch warm mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von etwa 27°C. Es herrscht ein tropisches Monsunklima mit einer regenreichen Periode von Oktober bis Dezember, während die erste Jahreshälfte meist trockener ist. Die Temperaturen schwanken tagtäglich zwischen etwa 23°C nachts und bis zu 31°C tagsüber, wobei Passatwinde das Klima angenehm temperieren. Der Klassifizierung nach Köppen zufolge gehört Sint Eustatius zum Typ Am (Tropisches Monsunklima). Im Januar liegt die durchschnittliche tägliche Höchsttemperatur bei 29°C; im Juli ist es einige Grad wärmer. Der durchschnittliche jährliche Niederschlag liegt bei 114,5 cm und verteilt sich recht gleichmäßig über das gesamte Jahr. Die relative Luftfeuchtigkeit liegt bei etwas über 70 % von März bis Dezember und um 75 % im Januar und Februar.
Klimadaten für Oranjestad
| Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
| Mitteltemperatur (°C) | 26,0 | 26,0 | 26,5 | 27,0 | 27,5 | 28,0 | 28,0 | 28,5 | 28,5 | 28,0 | 27,5 | 26,5 | 27,5 |
| Niederschlag (mm) | 50 | 35 | 28 | 30 | 20 | 40 | 70 | 90 | 131 | 110 | 120 | 65 | 789 |
| Sonnenstunden | 268 | 309 | 344 | 330 | 358 | 330 | 350 | 320 | 260 | 260 | 240 | 260 | 3.989 |
| Wassertemperatur (°C) | 26,0 | 26,0 | 26,0 | 26,5 | 27,0 | 28,0 | 28,0 | 29,0 | 29,0 | 28,5 | 27,5 | 26,5 | 27,5 |
Mythologie
Ab dem 17. Jahrhundert wurde die Insel von den Niederländern kolonisiert und entwickelte sich im 18. Jahrhundert zur reichsten Handelsinsel der Karibik („The Golden Rock“). Tausende versklavte Afrikaner aus unterschiedlichsten Regionen West- und Zentralafrikas wurden auf die Insel gebracht. Weil Statia jedoch vor allem ein Handels- und Umschlagplatz war (keine große Zuckerrohr-Monokultur wie auf Barbados oder Antigua), lebten die versklavten Menschen oft nur kurz auf der Insel, bevor sie weiterverkauft wurden. Dadurch konnten sich keine stabilen afro-karibischen Glaubenssysteme wie Vodou, Santería oder Myal tief verwurzeln und über Generationen weitergeben. Es gibt daher keine spezifischen „Statia-Duppy-Geschichten“, keine eigenen Loa- oder Orisha-Namen und keine lokalen Anansi-Varianten, die man eindeutig der Insel zuordnen könnte.
Am 16. November 1776 grüßte die niederländische Festung Fort Oranje als erste offizielle Instanz der Welt das Schiff „Andrew Doria“ mit der neuen Flagge der Vereinigten Staaten – ein Kanonensalut, der als „First Salute“ in die amerikanische Geschichtsschreibung einging. Auf der Insel selbst wird diese Geschichte manchmal fast mythisch überhöht: Man erzählt sich, der Kommandant Johannes de Graaff habe damit bewusst die Unabhängigkeit der USA anerkannt und dafür später von den Niederlanden bestraft worden. Historisch ist das stark vereinfacht, aber die Erzählung dient bis heute als Gründungsmythos der stolzen „Old Rock“-Identität.
Die ehemalige Handelsstadt am Meer (Lower Town) wurde 1776 von den Briten zerstört, lag danach jahrhundertelang in Trümmern und ist heute eine der besterhaltenen Unterwasser- und Untergrundarchäologien der Karibik. Nachts sollen dort die Geister ehemaliger Kaufleute, Seeleute und versklavter Menschen umgehen – „Jumbies“, die klappernde Ketten oder das Rollen von Fässern hören lassen. Diese Geschichten sind typisch karibisch, aber nicht Statia-spezifisch.
Eine beliebte lokale Legende besagt, dass der britische Admiral George Rodney 1781, als er die Insel eroberte und plünderte, große Mengen Gold und Juwelen nicht rechtzeitig abtransportieren konnte und sie irgendwo auf der Insel vergrub. Bis heute suchen Touristen und Einheimische gelegentlich mit Metalldetektoren danach – ein karibischer Piratenschatz-Mythos in Reinform.
Der erloschene Vulkanberg „The Quill“ (der „Federkiel“) ist das markanteste Naturdenkmal der Insel. Einige ältere Einheimische erzählen noch, dass in seinem Krater einst ein mächtiger Geist oder eine „Mamma de l’Eau“ (Wassergeist) wohne. Das sind jedoch importierte Vorstellungen aus anderen karibischen Inseln und keine eigenständige Mythologie.
Geschichte
Sint Eustatius wurde 1493 von Christoph Kolumbus entdeckt und innerhalb der nächsten 150 Jahre von verschiedenen Nationen in Anspruch genommen. 1638 kolonisierte die Abteilung der niederländischen Provinz Zeeland der Niederländischen Westindien-Kompanie die Insel. Von der inzwischen durch den Zuckeranbau profitierenden Kolonie wurden auch die angrenzenden Gebiete Saba und Sint Maarten verwaltet.
1739 wurde hier mit der Honin-Dalim-Synagoge eine der ersten jüdischen Gemeinden in Amerika begründet. Im 18. Jahrhundert gelangte die Insel zu Reichtum, indem sie über Handelsembargos hinweg an jeden Staat, der bereit war dafür zu zahlen, vor allem Waffen und Munition lieferte. Nutzen daraus konnten vor allem auch die Dreizehn Kolonien ziehen, die auf diese Weise Waffen für ihre Rebellion gegen Großbritannien bekommen konnten.
Diese guten Beziehungen zu den nach Selbstständigkeit strebenden Kolonien führten zu einem historisch nicht unbedeutenden Ereignis. Am 16. November 1776 beantworteten - auf Befehl des Gouverneurs Johannes de Graeff - die Kanonen von Fort Orange den Salut der 'Andrew Doria', die unter der rot und weiß gestreiften Flagge des Amerikanischen Nationalkongresses segelte. Damit wurde die Souveränität der Vereinigten Staaten zum ersten Mal von einer fremden Macht anerkannt (nachzulesen bei Barbara Tuchmann: „Der erste Salut“ - The First Salute).
Soviel diese Handelsbeziehung auch wirtschaftlichen Fortschritt brachte, sie war auch einer der Hauptgründe für den Vierten Englisch-Niederländischer Seekrieg, der von 1780 bis 1784 dauerte und eine Katastrophe für den niederländischen Handel war. Im Verlauf dieses Seekrieges übernahmen die Briten am 1. Februar 1781 Sint Eustatius vom niederländischen Kommandeur Johannes de Graeff, der sich angesichts der großen Übermacht britischer Truppen unter General John Vaughan und Admiral George Brydges Rodney kampflos ergab. Zehn Monate später eroberte Frankreich, Verbündete der Niederlande die Insel, die am Ende des Krieges (1784) wieder in niederländische Hand kam und seitdem in deren Besitz ist.
Vorkolumbische Zeit
Die ältesten Spuren auf Sint Eustatius stammen aus der sogenannten Archaischen Periode (um -2000 bis -400). Damals besiedelten Jäger, Sammler und Fischer – wahrscheinlich aus dem Gebiet des heutigen Trinidad und Venezuela – die Insel. Sie werden als „Pre-Arawak“ oder als Teil der Casimiroid- und Ortoiroid-Kulturen bezeichnet. Die bekannteste und besterhaltene Siedlung dieser Zeit ist die Golden Rock Site in der Nähe des heutigen Flughafens. Dort fand man Steinwerkzeuge (vor allem aus importiertem Feuerstein von Antigua), Muschelbeile, Mahlsteine und Überreste von einfachen Hütten. Keramik gab es in dieser Phase noch nicht.
Ab etwa -400 erreichte eine neue Kultur die Insel: die Saladoid-Kultur (auch frühe Keramische Periode genannt). Diese Arawak-sprechenden Menschen wanderten aus dem Orinoco-Gebiet in Südamerika über Trinidad und die Windward Islands nach Norden. Sie brachten erstmals Keramik mit – fein bemalte und verzierte Gefäße mit charakteristischen weißen-auf-rot oder roten-auf-weißen Mustern. Die Saladoid-Siedler betrieben bereits etwas Ackerbau (Maniok, Mais, Süßkartoffeln) und ergänzten ihre Ernährung durch Fischfang und Sammeln. Auf Statia sind mehrere Saladoid-Siedlungen bekannt, vor allem an der Atlantik- und der Karibikküste.
Zwischen 600 und 900 entwickelte sich aus der Saladoid-Kultur die post-Saladoid oder Troumassoid-Kultur. Die Keramik wurde einfacher und gröber, die Siedlungen wuchsen. Gleichzeitig verstärkte sich der Handel mit anderen Inseln: Feuerstein aus Antigua, Muscheln, Keramik und wahrscheinlich auch Nahrungsmittel wurden ausgetauscht.
Ab dem 13. Jahrhundert tauchen auf Sint Eustatius Einflüsse der Kalina (Kariben) auf, die von Süden her weiter nach Norden vordrangen. Ob es zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den ansässigen Arawak-Gruppen kam, ist archäologisch nicht eindeutig belegt, aber möglich. Als Kolumbus 1493 die Insel sichtete, war sie vermutlich von Arawak-sprechenden Gruppen (vermutlich verwandt mit den späteren „Island Carib“) bewohnt.
Entdeckungszeit
Als Christoph Kolumbus am 11. November 1493 auf seiner zweiten Reise die Insel sichtete, nannte er sie San Eustaquio. Er ging jedoch nicht an Land, und auch die folgenden spanischen Schiffe mieden Statia weitgehend. Für Spanien war die kleine, bergige und wasserarme Insel eine „isla inútil“ – nutzlos. Es gab weder Gold noch Silber und keine großen fruchtbaren Ebenen, die eine Plantage lohnenswert gemacht hätten. Die indigene Bevölkerung, vermutlich einige hundert Arawak-sprechende Menschen mit wachsendem Kalinago-(Kariben-)Einfluss, lebte weiterhin weitgehend ungestört in ihren Dörfern an den Küsten.
Das änderte sich erst in den Jahrzehnten nach 1520. Spanische Sklavenjäger aus Puerto Rico und Hispaniola durchstreiften regelmäßig die nördlichen Kleinen Antillen, um Arbeitskräfte für die Minen und Plantagen auf den Großen Antillen zu rauben. Auch Sint Eustatius wurde wiederholt überfallen. Archäologische Funde und spätere Berichte legen nahe, dass die ursprüngliche indianische Bevölkerung bis spätestens um 1600 fast vollständig deportiert oder getötet worden war. Als die ersten niederländischen und französischen Schiffe um 1630 die Insel erreichten, fanden sie sie praktisch menschenleer vor – nur verlassene Dörfer, zerstörte Felder und vereinzelte Flüchtlinge in den Bergen.
Zwischen etwa 1600 und 1629 wurde Statia gelegentlich von englischen, französischen und niederländischen Schiffen als Zwischenstation oder zur Holz- und Wasserversorgung angelaufen, aber niemand blieb länger. Die Insel lag zu weit nördlich der großen spanischen Flottenroute und bot keinen strategischen oder wirtschaftlichen Vorteil. Spanien beanspruchte sie formal weiter als Teil der Kapitanerie Puerto Rico, setzte diesen Anspruch jedoch nie aktiv durch.
Pionierzeit
Im Jahr 1629 ließen sich französische Siedler von der Nachbarinsel Saint Kitts aus auf Sint Eustatius nieder und errichteten hier eine kleine Holzfestung. Dieser französische Posten wurde wegen „unzureichender Wasserversorgung“ aber bald wieder aufgegeben. 1636 übernahmen niederländische Siedler unter Pieter van Corselles die Insel. Auf den Überresten der französischen Befestigung bauten sie ein neues Fort, das sie Fort Oranje nannten.
Nach der Errichtung einer dauerhaften Siedlung versuchten die Holländer zunächst, eine wirtschaftliche Basis über Zuckerplantagen aufzubauen, die mit der Arbeit versklavter Afrikaner betrieben wurden. Da die Böden jedoch weniger ertragreich waren als auf anderen Inseln, verlagerte sich der Schwerpunkt der Wirtschaft im Laufe des 17. Jahrhunderts vom Plantagenanbau zum Handel. Aufgrund seiner günstigen Lage an wichtigen Schifffahrtsrouten und einer ungewöhnlich liberalen, nahezu zollfreien Handelspolitik entwickelte sich Statia zu einem offenen Hafen, der Händler aus vielen Nationen und Religionen anzog, darunter auch eine bedeutende jüdische Gemeinde.
Goldene Ära
Im 18. Jahrhundert erreichte die Insel ihre größte Blütezeit und erhielt den Beinamen „The Golden Rock“, da sie zu einem der reichsten Handelszentren der Region wurde. Fast jede Art von Ware wechselte hier den Besitzer, und insbesondere in Zeiten internationaler Konflikte nutzten viele Nationen den neutralen Hafen von Sint Eustatius, um Embargos zu umgehen. 1736 entstand die jüdische Synagoge Honen Dalimu, 1755 eine reformierte Kirche. Zwischen 1753 und 1775 kommandierte Jan de Windt die Insel und ließ hier eine neue Festung errichten.
Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges spielte die Insel eine besonders wichtige Rolle, indem sie Waffen und Munition an die amerikanischen Rebellen lieferte. Der Salut auf das amerikanische Schiff Andrew Doria am 16. November 1776 gilt als der erste diplomatische Anerkennungsakt der Vereinigten Staaten und machte Statia weltpolitisch bekannt.
Diese Bedeutung brachte der Insel jedoch auch Feinde ein. Im Jahr 1781 eroberten die Briten unter Admiral George Rodney Sint Eustatius, plünderten es vollständig aus und enteigneten besonders die jüdischen Einwohner, die einen großen Teil des Handels kontrollierten. Noch im selben Jahr wurde die Insel durch die Franzosen zurückerobert und 1784 wieder den Niederländern übergeben. Trotz der Rückgabe erholte sich Sint Eustatius nie wieder vollständig von Rodneys Plünderungen. Hinzu kamen neue Handelsbeschränkungen, veränderte geopolitische Bedingungen und die Konkurrenz anderer Häfen. 1792 richtete ein Hurricane schwere Schäden auf der Insel an. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann ein dauerhafter wirtschaftlicher Niedergang, und um 1800 war die goldene Ära von Sint Eustatius endgültig vorbei.
Krisenzeit
Nachdem die Insel 1816 endgültig wieder niederländisch geworden war, begann für Sint Eustatius ein Jahrhundert des unaufhaltsamen Niedergangs. Der Freihafen war geschlossen worden, der internationale Handel verlagerte sich nach St. Thomas und Curaçao, und der einst so tiefe Hafen von Oranjestad versandete langsam. Schwere Hurrikane (1819, 1837, 1866) und verheerende Brände (1829 und 1840) zerstörten große Teile der Lower Town, deren Hunderte von Lagerhäusern nun leer standen und verfielen. Mit der Abschaffung der Sklaverei am 1. Juli 1863 brach auch die ohnehin schwache Plantagenwirtschaft endgültig zusammen. Viele befreite Menschen verließen die Insel; die Bevölkerung schrumpfte von etwa 2.500 im Jahr 1800 auf nur noch rund 1.200 um die Jahrhundertwende.
Im frühen 20. Jahrhundert lebten die meisten der verbliebenen Einwohner von kleinbäuerlicher Landwirtschaft, Fischfang und etwas Viehzucht. Zuckerrohr und Baumwolle wurden kaum noch angebaut. Es gab weder Strom noch fließend Wasser, kein Telefon und nur unregelmäßige Schiffsverbindungen nach St. Kitts oder Curaçao. Die junge Generation wanderte ab – zuerst nach Bermuda und in die Dominikanische Republik, ab den 1920er Jahren vor allem zu den boomenden Ölraffinerien auf Aruba und Curaçao. 1932 erreichte die Bevölkerung mit nur 780 Menschen ihren historischen Tiefststand.
Weltkriegsära
Der Erste Weltkrieg brachte vor allem Versorgungsengpässe, da Schiffe ausblieben. Im Zweiten Weltkrieg wurde Sint Eustatius nach der deutschen Besetzung der Niederlande im Mai 1940 kurzzeitig von einer kleinen niederländischen Garnison verteidigt. Ab 1942 übernahmen amerikanische Truppen die Sicherung der niederländischen Karibikinseln. Auf Statia entstand ein kleiner militärischer Beobachtungsposten, und der alte Flugplatz wurde zwischen 1943 und 1946 zu einer Notlandebahn ausgebaut. Viele Männer der Insel arbeiteten während des Krieges in den Raffinerien auf Aruba und Curaçao, die lebenswichtigen Treibstoff für die Alliierten lieferten, und schickten einen Teil ihres Lohns nach Hause.
Als der Krieg 1945 zu Ende war, gehörte Sint Eustatius zu den ärmsten und am stärksten entvölkerten Orten der gesamten Karibik. Die einstige Handelsmetropole des 18. Jahrhunderts war nur noch ein verschlafener Flecken mit ein paar hundert Holzhäusern, überwucherten Ruinen und einer Bevölkerung, die kaum Hoffnung auf Besserung hatte. Erst die Nachkriegsjahre – Geldsendungen der Arbeitsmigranten, erste Touristen und massive niederländische Subventionen – sollten die Insel langsam wieder aufwecken.
Moderne Zeit
Als der Zweite Weltkrieg endete, lag Sint Eustatius am Boden: kaum 900 Einwohner, keine Infrastruktur, keine Perspektive. Doch genau in dieser Phase begann der langsame Aufstieg aus der tiefen Armut. Die ersten Lebenszeichen kamen von den Arbeitsmigranten. Tausende Statia-Männer hatten in den Raffinerien von Aruba und Curaçao gearbeitet und schickten nun regelmäßig Geld nach Hause. Diese „remittances“ wurden zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Insel. Mit dem Geld bauten Familien solide Steinhäuser, kauften Boote und schickten ihre Kinder zur Schule auf St. Kitts oder Curaçao.
1951 wurde der erste Generator angeschafft – endlich gab es abends Strom. 1954 erhielt die Insel eine richtige Telefonverbindung, und 1960 wurde das erste moderne Krankenhaus eröffnet. 1963 landete das erste Flugzeug auf dem neu ausgebauten Franklin Delano Roosevelt Airport; plötzlich war die Welt nur noch 15 Minuten von St. Kitts entfernt.
Ab den 1960er Jahren entdeckten die ersten Touristen die Insel. Amerikanische und niederländische Archäologen hatten die Ruinen der Lower Town freigelegt, und 1976 wurde das Sint Eustatius Historical Foundation Museum eröffnet. Taucher fanden in der Bucht von Oranjestad ein wahres Unterwasser-Museum aus dem 18. Jahrhundert – Tonnen von Keramik, Flaschen und Ankern aus der großen Handelszeit. Am 16. November 1992 eröffnete Königin Beatrix das restaurierte Government’s Guesthouse. Im April 1999 erfolgte die Gründung der University of Sint Eustatius - School of Medicine in Oranjestad.
Am 10. Oktober 2010 wurde Sint Eustatius zusammen mit Bonaire und Saba eine „bijzondere gemeente“ (besondere Gemeinde) des europäischen Mutterlandes Niederlande. Damit endete die Zugehörigkeit zu den Niederländischen Antillen, und die Insel erhielt direkte Verwaltung aus Den Haag sowie erhebliche finanzielle Unterstützung. Seitdem wurden Straßen asphaltiert, ein neuer Hafen gebaut, die Trinkwasserversorgung durch Umkehrosmose gesichert und das Stromnetz modernisiert.
Die Ölraffinerie auf Statia selbst – die 1982 von der amerikanischen Firma LGO (später NuStar) eröffnete und 2010 stillgelegte Anlage – brachte zwischen 1982 und 2010 noch einmal Tausende gut bezahlte Jobs und hohe Steuereinnahmen. Nach der Schließung 2010 und dem Konkurs von NuStar 2024 steht das riesige Terminal leer, doch die Insel hatte sich längst auf andere Beine gestellt - konkret auf Tourismus (vor allem Tauchen und Geschichtstourismus), Regierungsjobs, kleine Unternehmen und auch weiterhin auf Geldsendungen aus dem Ausland. Ab 2020 wuchs die Bevölkerung wieder, vor allem durch junge Niederländer und Rückkehrer aus Curaçao und Sint Maarten.
Die „Covid-Pandemie“ erreichte Sint Eustatius am 31. März 2020. Die Regierung verfügte Maßnahmen wie die Schließung von Flughafen und Hafen für internationale Reisen aus Risikogebieten. Bis zum 5. Mai 2020 waren alle Fälle wieder genesen. Die Insel verzeichnete ihren ersten Corona-bedingten Todesfall am 19. Januar 2022. Die medizinische Versorgung erfolgte vor Ort im Queen Beatrix Medical Center, Schwerkranke werden nach Sint Maarten verlegt. Während der Covidzeit wurden Wirtschaftshilfen und soziale Unterstützungen durchgeführt, einschließlich Strom- und Wasserpreisreduzierungen und Lebensmittelhilfe. Die Schulen öffneten ab Mai 2020 schrittweise wieder, ab seit April 2022 entfielen Quarantänepflichten für Einreisende.
Verwaltung
Sint Eustatius wurde 1625 in eine französische und eine englische Zone geteilt. 1636 fiel die Insel an die Niederlande. 1665/66 besetzten die Engländer, 166 bis 1668 die Franzosen und 1672 bis 1682 wieder die Engländer Sint Eustatius, ehe - bis 1792 - die holländische Westindien-Kompanie die Verwaltung übernahm. Zwischendurch besetzten 1689/90 die Franzosen, 1690 bis 1693 und erneut 1781 die Engländer, danach von 25. November 1781 bis 7. Februar 1784 wieder die Franzosen die Insel. Letztere ließen sich noch einmal von 1795 bis 1801 auf der Insel nieder, die Briten 1801/02. Am 9. Juli 1810 wurde die Insel von Holland annektiert, danach bis 1816 von den Briten besetzt. Von 1919 bis 1. April 1983 war das Eiland Sankt Martin unterstellt. In einem Referendum vom 8. April 2005 gaben die wahlberechtigten Statianer mit 76,6 % der abgegebenen Stimmen an, die Niederländischen Antillen verlassen zu wollen.
Herrschaftsgeschichte
- um -200 bis 200 Stammesgemeinschaften der Ciboney
- um 200 bis um 1050 Stammesgemeinschaften der Arawak
- um 1050 bis 1625 Stammesgemeinschaften der Kalinago
- 1625 bis August 1629 Königreich England (Kingdom of England) und Königreich Frankreich (Royaume de France)
- August 1629 bis 25. April 1635 Königreich Frankreich (Royaume de France)
- 25. April 1635 bis 5. August 1665 Republik der Niederlande (Republiek der Zeven Verenigde Nederlanden)
- 23. Juli bis 17. November 1666 Königreich England (Kingdom of England)
- 17. November 1666 bis 4. Juli 1672 Republik der Niederlande (Republiek der Zeven Verenigde Nederlanden)
- 4. Juli 1672 bis April 1681 Königreich England (Kingdom of England)
- April 1681 bis 6. April 1689 Republik der Niederlande (Republiek der Zeven Verenigde Nederlanden)
- 6. April 1689 bis 28. Juli 1690 Königreich Frankreich (Royaume de France)
- 28. Juli 1690 bis 3. Februar 1781 Republik der Niederlande (Republiek der Zeven Verenigde Nederlanden)
- 3. Februar bis 26. November 1781 Königreich Großbritannien (Kingdom of Great Britain)
- 26. November 1781 bis 7. Februar 1784 Königreich Frankreich (Royaume de France)
- 7. Februar 1784 bis 14. April 1795 Republik der Niederlande (Republiek der Zeven Verenigde Nederlanden)
- 14. April 1795 bis 21. April 1801 Republik Frankreich (République française)
- 21. April 1801 bis 21. November 1802 Vereinigtes Königreich (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
- 21. November 1802 bis 21. Februar 1810 Kolonie Sankt Martin (Sint Maarten) des Königreichs der Vereinigten Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden)
- 21 Februar 1810 bis 1. Februar 1816 Vereinigtes Königreich (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
- 1. Februar 1816 bis 20. Mai 1828 Kolonie Sankt Martin (Sint Maarten) des Königreichs der Vereinigten Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden)
- 20. Mai 1828 bis 27. Januar 1848 Kolonie Niederländisch-Westindien (Nederlandse West-Eilanden) des Königreichs der Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden)
- 27. Januar 1848 bis 1919 Curaçao und Nebengebiete (Curaçao en Onderhorigheden) des Königreichs der Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden)
- 1919 bis 20. September 1948 Gebiet der Inseln über dem Wind (Eilandgebied de Bovenwindse Eilanden) des Königreichs der Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden)
- 20. September 1948 bis 1. April 1983 Gebiet der Inseln über dem Wind (Eilandgebied de Bovenwindse Eilanden) innerhalb der Niederländischen Antillen (Nederlandse Antillen) des Königreichs der Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden)
- 1. April 1983 bis 10. Oktober 2010 Niederländische Antillen (Nederlandse Antillen) des Königreichs der Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden)
- 10.Oktober 2010 bis 7. Februar 2018 Öffentliche Körperschaft Sint Eustatius (Openbaar lichaam Sint Eustatius) innerhaslb des Königreichs der Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden)
- seit 7. Februar 2018 Spezialgemeinde Sint Eustatius (Bijzondere gemeente Sint Eustatius) innerhalb des Königreichs der Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden)
Verfassung
1954 wurde Sint Eustatius als eilandgebied („Inselgebiet“, eine Art Gemeinde) Teil des autonomen Bundeslandes Niederländische Antillen. Sint Eustatius hat sich in einem Referendum dafür entschieden, im Landesverband der Niederländischen Antillen zu bleiben, stand mit seiner Meinung jedoch alleine, da alle andere Inseln sich für Auflösung aussprachen. Seitdem befürworteten die Politiker direkte Beziehungen mit den Niederlanden. Am 11. Oktober 2006 einigten sich Sint Eustatius, Saba und Bonaire mit der niederländischen Regierung auf die Eingliederung der Inseln in den Niederlanden als bijzondere gemeente („besondere Gemeinde“). Folglich werden die drei Inseln 5 Jahre nach dem Beitritt zu den Niederlanden auch Teil der Europäischen Union. Ob der Euro oder der US-Dollar als Währung eingeführt werden, ist noch nicht klar. Derzeit läuft alles es auf den US-Dollar hinaus. Am 10. Oktober 2010 wird der Landesverband Niederländische Antillen aufgelöst. Sint Eustatius gehört ab dann als besondere Gemeinde zu den Niederlanden.
Legislative und Exekutive
Der Gemeinderat von Sint Eustatius, offiziell als Island Council (Eilandraad) bekannt, ist das höchste gewählte Vertretungsorgan der Insel und repräsentiert die Interessen ihrer rund 3.200 Einwohner. Als besondere Gemeinde (bijzondere gemeente) des Königreichs der Niederlande seit dem 10. Oktober 2010 ist Sint Eustatius vergleichbar mit einer niederländischen Gemeinde, jedoch mit angepasster Struktur aufgrund ihrer karibischen Lage und geringen Größe. Der Island Council umfasst fünf Mitglieder, die alle vier Jahre in allgemeinen, direkten und geheimen Wahlen gewählt werden. Jeder Einwohner ab 18 Jahren, der seit mindestens fünf Jahren im Königreich der Niederlande lebt, hat Stimmrecht – seit 2015 einschließlich ausländischer Staatsbürger, die die Residenzbedingungen erfüllen.
Im Kern ist der Island Council für die lokale Gesetzgebung und Kontrolle zuständig: Er erlässt Inselverordnungen (landsverordeningen), genehmigt den Jahreshaushalt, setzt Politiken in Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Umweltschutz und Infrastruktur um und überwacht die Exekutive. Unterstützt wird er vom Registrar (Gemeindesekretär), der die administrative Arbeit leitet. Der Rat ernennt und entlässt die Mitglieder des Executive Council (BEST – Bestuurscollege), das aus dem Gouverneur (derzeit M.A.U. Francis) und zwei Kommissaren (derzeit R. Merkman und R. Leerdam) besteht und die tägliche Verwaltung führt. In Zeiten wie 2018 bis 2022, als aufgrund von Governance-Defiziten ein Regierungskommissar eingesetzt wurde, übernahm die niederländische Zentralregierung vorübergehend die Kontrolle – eine Phase, die mit der Wiedereinführung des gewählten Rates endete.
Seit 2021 unterstützt das niederländische NIMD (Netherlands Institute for Multiparty Democracy) den Island Council durch Schulungsprogramme, darunter ein Induktionspaket für neue Mitglieder, das 2022 entwickelt und an das Registrar's Office übergeben wurde. Dies fördert den Wissensaustausch zwischen erfahrenen und jungen Politikern und stärkt die lokale Demokratie. Der Island Council tagt regelmäßig, oft in offenen Sitzungen, und diskutiert Themen wie Tourismusförderung, Nachhaltigkeitsprojekte oder die Folgen der Schließung der lokalen Ölraffinerie 2010. Als Teil des Central Committee bereitet er zudem Entscheidungen vor, indem er den Executive Council Fragen stellt und Empfehlungen abgibt.
Inseloberhaupt
Formelles Staatsoberhaupt ist der niederländische Monarch, der durch einen Verwalter vertreten wird.
Commandanten (Kommandanten)
- 25 Apr 1636 - 1639 Pieter van Corselles (Courcelles)
- Feb 1639 - 1641 Pieter Gardijn
- Jun 1641 - Aug 1643 Abraham Adriaenszoon
- Aug 1643 - 1645? Pieter van de Woestijne
- 1648? Abraham Adriaenszoon [2]
- 1665? Pieter Adriaenszoon
Governors (Gouverneure)
- 23 Jul 1665 - 17 Nov 1666 Thomas Edward Morgan (um 1610 - 1665)
- 1666? Theodore Cary (1624 - 1683)
- 1666? William Brewer
- 17 Nov 1666 - 1668 Rose (französischer Kommandant)
Commandanten (Kommandanten)
- 1668 - 1671 Pieter Adriaenszoon [2]
- Aug 1671 - Jun 1672 Lucas Jacobsen († 1686)
- Jun 1672 - 1673 John Pogson (Pognon, † 1686)
- 1673 Cornelis Evertsen, Jr.
- 1673 Jacob Binckes (1637 - 1677)
- 1674 - um 1680 Peter Batterie (Battery, englischer Kommandant)
- Apr 1682 - 6 Okt 1686 Louis Houtkooper († 1686)
- 1686 Johan Cuvilje [amtierend]
- 13 Dez 1686 - 6 Apr 1689 Lucas Schorer
- 6 Apr 1689 - 28 Jul 1690 Joseph d‘Honon de Gallifet († 1706)
Gouverneurs (Gouverneure)
- 28 Jul 1690 - 1693 Sir Timothy Thornhill (1660 - 1693)
- um 1693 Jan Lagmet
- 1693? - Apr 1696 William Mussenden (1642? - 1697)
Commandanten (Kommandanten)
- 1696 - 10 Aug 1700 Johannes Salomonszoon (Zivilgouverneur bis 1696)
- 10 Aug 1700 - 18 Jul 1701 Jan Simonszoon Doncker (1654? - 1717)
- 18 Jul 1701 - Jun 1704 Isaac Lamont (†1709)
- Jun - Jul 1704 Johan Heyliger (†1736)
- Nov 1704 - 15 Jul 1709 Jan Simonszoon Doncker [2]
- 15 Jul - 25 Nov 1709 Isaac Lamont [2]
- 25 Nov - 1 Dez 1709 Philippe Plessis (französischer Kommandant)
- 1 Dez - Dez 1709 Isaac Lamont [3]
- 6 Dez 1709 - 24 Jan 1713 Jan Simonszoon Doncker [3]
- 24 - 27 Jan 1713 Jean-Jacques Cassard (französischer Kommandantg, 1679 - 1740)
- 27 Jan 1713 - 24 Mai 17717 Jan Simonszoon Doncker [4]
- 24 Mai - 14 Okt 1717 Gerard de Mepsche [amtierend]
- 14 Okt 1717 - 17 Nov 1719 Johan Heyliger [2]
- 17 Nov 1719 - 3 Nov 1720 Jacob Stalpert
- 3 Nov 1720 - 8 Nov 1721 Johan Heyliger [3]
- 8 Nov 1721 - 18 Dez 1722 Jacobus Stevens (Steevens)
- Dez 1722 - 8 Jul 1728 Johan Lindesay [interimistisch]
- 8 Jul 1728 - 10 Feb 1733 Everard Raecx (Raedts, 1688 - nach 1735)
- 10 Feb 1733 - 10 Mar 1736 Johan Heyliger [4]
- 10 Mar 1736 - 24 Jun 1737 Johan „Joe“ Markoe Jr. [interimistisch] (um 1687 - 1780)
- 24 Jun 1737 - 6 Jul 1740 Isaac Faesch (1687 - 1758)
- 8 Jul 1740 - 20 Aug 1741 Hendrik Coesveldt
- 20 Aug 1741 - 22 Jun 1743 Jasper Ellis [interimistisch]
- 22 Jun 1743 - 21 Nov 1752 Joahnnes Heyliger Pzn. (1710 - 1752)
- 21 Nov 1752 - 19 Jan 1775 Jan de Windt, Jr. [interimistisch bis 1753] (1717 - 1775)
- 19 Jan 1775 - 1776 Abraham Heyliger [interimistisch] (1717 - 1783)
- 29 Apr 1776 - 3 Feb 1781 Johannes de Graaff (1729 - 1813)
- 1778 - 1780 Pieter Runnels [amtierend für de Graaff]
Gouverneurs (Gouverneure)
- 3 Feb - 3 Mai 1781 George Bridges Rodney (1718 - 1792)
- 3 - 31 Mai 1781 David Oglivy (Ogilvie, † 1781)
- 31 Mai - 25 Nov 1781 Sir James Cockburn (1729 - 1804)
- Jun - Nov 1781 Staffiord (Militärgouverneur)
- 25 Nov 1781 - 1784 Charles A. Chabert (Zivilgouverneur, um 1740 - 1797)
- 6 Sep 1781 - 7 Feb 1784 Thomas de Fitz-Maurice (Militärgouverneur)
- 7 Feb 1784 - 3 F eb 1785 Olivier Oyen (Oijen) [amtierend]
- 3 Feb 1785 - 20 Nov 1785 Abraham Heyliger (1711 - 1785)
- 1785 - 1789 Johannes Runnels [amtierend]
- 20 Jun 1789 - 3 Jun 1792 Pieter Anthony Godin
- 3 Jun 1792 - 12 Jul, 1795 Johannes Runnels [2, amtierend]
- 1795 Cotton (commissioner)
Kapitein-Commandant (Kapitänskommandant)
- 12 Jul, 1795 - 21 Apr 1801 Daniël Roda
Commandanten (Kommandanten)
- 21 Apr 1801 - 1802 Richard Blunt (1770 - 1859)
- 1802 - 21 Nov 1802 Sir John Wardlaw (1775 - 1848)
Gouverneurs (Gouverneure)
- 1802 - 21 Nov 1802 Daniël Roda [interimistisch]
- 21 Nov 1802 - Jul, 1809 Albertus van Heyningen, Jr.
- Aug 1809 - 21 Feb 1810 William Charles Mussenden ´
- 21 Feb 1810 - 1 Feb 1816 Charles Barrow (Kommandant)
- 1 Feb 1816 - 2 Jun 1817 Reinier ‘t Hoen [amtierend]
- 2 Jun 1817 - 18 Jan 1822 Abraham de Veer (1767 - 1838)
- 18 Jan 1822 - 6 Mar 1823 Diederik Johannes van Romondt [amtierend] (1781 - 1849)
- 6 Mar 1823 - Mar 1828 Willem Albert van Spengler (1770 - 1831)
- Mar - 1 Apr 1828 Thomas Peter Richardson [amtierend]
Commandant (Kommandant)
- 1 Apr 1828 - 20 Nov 1833 Willem Johan Leendert van Raders (1792 - 1836)
Gezaghebbers (Verwalter)
- 20 Nov 1833 - 11 Jan 1836 Willem Johan Leendert van Raders
- 11 Jan 1836 - 15 Jul 1837 Theophilus Georg Groebe [amtierend] († 1919)
- 15 Jul, 1837 - 5 Mai 1854 Johannes de Veer (1789 - 1872)
- 5 Mai 1854 - 1860 Willem Hendrik John van Idsinga (1822 - 1896)
- 26 Okt 1860 - 1870 Nicolaas Albertus Rost van Tonningen (1819 - 1878)
- 15 Jun 1865 - 11 Jul 1866 Melville Wood Cruger [amtierend für van Tonningen] (1803 - nach 1880)
- 1870 - 1 Jan 1877 Melville Wood Cruger [2]
- 1 Jan 1877 - 1885 Theophilus Georg Groebe [2]
- 16 Nov 1885 - 1888 Jacques Joseph Jonckheer (1851 - 192)
- 1888 - 2 Jul 1894 Paul Faarup (1853 - 1903)
- 1892 - 1 Jun 1893 Theophilus Georg Groebe [3]
- 6 Apr - 10 Jul 1894 Theophilus Georg Groebe [4]
- 10 Jul, 1894 - Jan 1902 Abraham Jan Cornelis Brouwer (1858 - 1919)
- 29 Jan - 21 Mar 1902 Theophilus Georg Groebe [5]
- 21 Mar 1902 - 12 Jul 1919 Gerrit Johan van Grol (1867 - 1950)
- 24 Mar 1906 - 28 Sep 1907 Theophilus Georg Groebe [4, amtierend für vamn Grol]
- 17 Feb - 22 Sep 1914 Pieter Laurens Gorsira [amtierend für van Grol] (1877 - 1949)
Plaatsvervangende gezaghebbers (Stellvertretende Verwalter)
- 26 Jul 1919 - 11 Dez 1924 Benjamin Irving Mussenden (ontvanger bis 6 Jan 1920, 1893 - 1961)
- 11 Dez 1924 - 1 Sep 1926 Rudolph Frederik Baaij (Baay, ontvanger)
- 22 Apr 1925 - 4 Jul 1927 Eduard Douwes van Exel (1893 - 1984)
- 4 Jul 1927 - 25 Jan 1930 Evert Stephanus Johannes Kruythoff (1893 - 1967)
- 25 Jan 1930 - 22 Feb 1933 Xavier Henri Charles Marie Krugers (1896 - 1986)
- 22 Feb 1933 - 23 Apr 1935 Arnoldus Marinus Schütte (1897 - 1960)
- 23 Apr 1935 - 5 Feb 1937 Antonie Jacobus van Werkhoven (1907 - 1989)
Ondergezaghebbers (Unterverwalter)
- 5 Feb 1937 - 11 Mai 1939 Antonie Jacobus van Werkhoven
- 11 Mai 1939 - 11 Jun 1943 Maria Michel Bernard Joseph Erens (1897 - 1970)
- 11 Jun 1943 - 8 Jul 1949 Charles Ernest Wilfred Voges (1908 - 1973)
- 1946 - 1948 Walter Granville Buncamper [amtierend für Voges] (1908 - 1978)
- 8 Jul 1949 - 13 Mar 1951 A.J.M. Poppe
Administrateurs(Verwalter)
- 13 Mar 1951 - 18 Mar 1953 A.J.M. Poppe
- 18 Mar 1953 - 9 Mar 1956 C.M. Vlaun
- 9 Mar - 7 Aug 1956 P.A. van den Heuvel [amtierend]
- 7 Aug 1956 - 11 Aug 1957 Axel Herding [amtierend]
- 9 Mar - 16 Okt 1957 P.A. van den Heuvel [2]
- 16 Okt 1957 - 15 Apr 1958 Carl Godfrey Buncamper (1906 - 1989)
- 15 Apr 1958 - 19 Apr 1961 Reinier Oswald van Delden (1928 - 2011)
- 19 Apr 1961 - 29 Jan 1962 Mario José Boekhoudt (1927 - 1989)
- 29 Jan - 30 Sep 1962 Carl Godfrey Buncamper [2]
- 1 Okt 1962 - 1964 Jannes van Faassen
- 1964 - 1966 Laurens Rosema (1923 - 2015)
- 1966 - 1969 Jan Lens (1919 - 1989)
- 1969 Gerardus van der Wal
- 1969 - 1971 Jan Lens [2]
- 1971 Laurens Rosema [2]
- 1971 Jan Lens [3]
- Aug - Dez 1971 Wilfred Ernestor Fortin (1941 - 2023)
- 1971 - 1973 Carl D.M.P. Hassell
- 1973 Jan Lens [4, amtierend]
- 1973 - 1974 Alberto A. Matthew
- 1974 - 1975 Jan Lens [5]
- 1 Okt 1975 - 26 Jan 1976 Charles Austin Woodley [amtierend]
- 26 Jan - 23 Jul 1976 Reinier Oswald van Delden [2]
- 23 Jul - 23 Aug 1976 Charles Austin Woodley [amtierend]
- 23 Aug 1976 - 1981 Oswald G. Bell
- 1981 Cedrick C. Lijfrock [amtierend]
- 1981 - 1983 Vacquelin M.W. Connor
Gezaghebbers (Verwalter)
- 1 Apr - Nov 1983 Jan Lens [amtierend]
- Nov 1983 - 1 Nov 1989 George R. Sleeswijk
- 1 Nov 1898 - 1 Nov 1995 Irvin E. Temmer (* 1948)
- Nov 1996 - 1 Aug 1997 Etienne R. Locadia (* 1950)
- 1 Okt 1997 - 1 Okt 2003 Eugene Robert Abdul (* 1949)
- 1 Jan 2004 - 1 Jan 2010 Hyden C.I. Gittens (* 1961)
- 1 Jan 2010 - 1 Apr 2016 Gerald Berkel [amtierend bis 1 Apr 2010] (* 1969)
- 1 Apr 2016 - 7 Feb 2018 Julian Carlyle A. Woodley (* 1952?) DP-SE
Regeringscomissaris (Regierungskjommissare)
- 7 Feb 2018 - 15 Feb 2020 Marcolino “Mike” Franco (* 1959) PAIS
- 15 Feb 2020 - 18 Apr 2021 Marnix Leonard Alexander van Rij (* 1960) CDA
- 18 Apr 2021 -10 Apr 2024 Alida Francis [w, amtierend bis 22 Jun 2021] (* 1965?)
Gezaghebber (Verwalter)
- seit 10 Apr 2024 Alida Francis [w]
Inoffizielle Regierungsführer
- 1999 - 2003 Ingrid Whitfield-Houtman [w] SEA
- 2007 - 2011 Julian Carlyle A. Woodley DP-SE
Plaatsvervangend voorzitters van het Centraal Uitvoerend Comité van de Eilandsraad (Stellvertretende Vorsitzende des Zentralen Exekutivausschusses des Inselrats)
2011 - 2013 Reginald C. Zaandam UPC
2013 - 13 Feb 2018 Reuben E. Merkman bis 2016 UPC
seit 30 Okt 2020 Rechelline Leerdam [w] PLP
Politische Gruppierungen
Auf Sint Eustatius gibt es eine speziell auf die Insel zugeeschnittene Parteienszene.
Parteien:
CDA = Christen Democratisch Appèl / Christian Democratic Appeal (Christdemokratischer Aufruf, rechtszentristisch, gegründet 1980)
DP-SE = Democratische Partij Sint Eustatius / Demokratiko Partido-St. Eustatius (Demokratische Partei von Sint Eustatius, regionalistisch, gegründet 1948)
PAIS = Partido pa Adelanto I Inovashon Soshal / Party for Advancement and Social Innovation (Partei für Fortschritt und soziale Erneuerung, liberal, gegründet 2010)
PLP = Progressive Labor Party (Fortschrittliche Arbeiterpartei, sozialdemokratisch, gegründet 2001)
SEA = Verbond van Sint Eustatius / Sint Eustatius Alliance (Allianz für Sint Eustatius, regionalistisch)
STEP = Machtiging Partij van Sint Eustatius / Sint Eustatius Empowerment Party (Sint Eustatius Handlungspartei, regionalistisch, gegründet 2007)
UPC = Verenigde Volkscoalitie / United People’s Coalition (Vereinigte Volkskoalition, zentristisch, gegründet 2010)
Die aktuelle Zusammensetzung des Island Council basiert auf den Wahlen vom 21. Oktober 2020, die aufgrund einer vorübergehenden niederländischen Verwaltungsintervention (Board of Financial Supervision) von 2018 verschoben worden waren. Die Progressive Labour Party (PLP) unter der Führung von Rechelline Leerdam errang die Mehrheit mit drei Sitzen und stellt somit die regierende Fraktion. Die Democratic Party (DP), angeführt von Adelka Spanner, erhielt die verbleibenden zwei Sitze. Die Mitglieder wurden am 29. Oktober 2020 vereidigt und bleiben bis zur nächsten Wahl voraussichtlich im Amt, die frühestens 2024 oder 2025 anberaumt werden könnte.
Justizwesen und Kriminalität
Die Struktur des Justizwesens umfasst mehrere Ebenen. Die Polizei wird vom Korps Politie Caribisch Nederland (KPCN) betreut, das für alle BES-Inseln zuständig ist und seinen Sitz auf Bonaire hat. Auf Sint Eustatius gibt es eine lokale Polizeistation, die Alltagsdelikte wie Diebstähle oder Verkehrsverstöße bearbeitet, während schwerere Fälle an die Zentrale weitergeleitet werden. Die Staatsanwaltschaft (Openbaar Ministerie) entscheidet über Anklagen und arbeitet eng mit der Polizei zusammen, oft unter Einbeziehung lokaler Community-Programme zur Konfliktlösung. Die gerichtliche Instanz ist das Gemeinsame Gericht von Aruba, Curaçao, Sint Maarten und Bonaire, Sint Eustatius und Saba (Gemeenschappelijk Hof van Justitie), dessen Hauptbüro auf Curaçao liegt, aber für die BES-Inseln Sessions auf Bonaire abhält. Strafverfahren beginnen typischerweise vor dem Einzelrichter (Kantonrechter) auf Bonaire, mit Berufungsmöglichkeit ans Gemeinsame Appellationsgericht. Die niederländische Hohe Rat (Hoge Raad) in Den Haag dient als letzte Instanz. Besonders im Jugendstrafrecht gibt es Entwicklungen: Seit 2020 wird ein spezielles Jugendjustizsystem auf den BES-Inseln implementiert, das auf Bildung und Resozialisierung setzt, um die hohe Jugendamtsbelastung zu mindern. Insgesamt ist das System zentralisiert, was auf einer kleinen Insel wie Sint Eustatius Vorteile in der Koordination bietet, aber auch Herausforderungen durch begrenzte lokale Ressourcen schafft.
Die Kriminalität auf Sint Eustatius ist im Vergleich zu anderen karibischen Inseln relativ niedrig, doch aktuelle Analysen zeigen besorgniserregende Trends. Laut der Kriminalitätsmusteranalyse (Crime Pattern Analysis) des KPCN für 2020 bis 2024 ist die Gesamtkriminalitätsrate stabil, mit einer Abnahme bei Eigentumsdelikten wie Einbrüchen in Wohnhäuser oder Diebstählen von Rollern. Dennoch bleibt Verkehrskriminalität ein Dauerbrenner, bedingt durch marode Straßen, Staus und Alkoholeinfluss. Besonders alarmierend ist der Anstieg von Gewaltverbrechen, darunter häusliche und nächtliche Auseinandersetzungen, sowie Schusswaffendelikten – 2024 wurden mehr Vorfälle mit jungen Tätern registriert, oft im Zusammenhang mit Drogennetzwerken. Jugendkriminalität hat zugenommen, mit Fokus auf Diebstählen und Gewalt, was auf begrenzte Betreuungsangebote zurückzuführen ist. Weitere Wachstumsbereiche sind Migrationskriminalität (zum Beispiel Menschenschmuggel und Ausbeutung), Cyberkriminalität (Betrug und Hacking) sowie Umweltstraftaten wie illegales Müllabladen oder Schäden an Korallenriffen. Drogenkriminalität bleibt persistent, mit versteckten Exportrouten und Finanzdelikten wie Geldwäsche im Immobilienbereich. Die Mordrate liegt bei etwa 5 pro 100.000 Einwohnern (Durchschnitt 2012 bis 2022), höher als auf Bonaire (0,7) oder Saba (2,8), aber niedriger als im europäischen Niederlanden. Trotz solcher Zahlen fühlen sich die meisten Bewohner sicher: Nur 2 % der Bevölkerung (über 15 Jahre) sehen in ihrer Nachbarschaft eine hohe Kriminalitätsrate. Die britische Regierung rät dennoch zu Vorsicht vor Kleinkriminalität wie Taschendiebstählen, insbesondere nachts an isolierten Orten.
Flagge und Wappen
Sint Eustatius besitzt seit dem 16. November 2004 eine eigene offizielle Flagge, die als „Statia Day“ auch als Flaggen- und Inseltag gefeiert wird. Die Flagge ist klar und symbolstark gestaltet: Sie besteht aus vier quadratischen Feldern, die durch ein rotes diagonales Kreuz (in Form eines Andreaskreuzes) voneinander getrennt sind. Die oberen linken und unteren rechten Felder sind blau und stehen für das karibische Meer und den Himmel, während die oberen rechten und unteren linken Felder goldgelb sind – eine Anspielung auf den historischen Beinamen „The Golden Rock“, den die Insel im 18. Jahrhundert als einer der reichsten Handelshäfen der Welt trug.
Im Zentrum des roten Kreuzes befindet sich ein weißer fünfzackiger Stern mit goldener Umrandung. Der Stern symbolisiert die Zugehörigkeit Sint Eustatius zum Königreich der Niederlande und gleichzeitig seine Eigenständigkeit als besondere Gemeinde. Innerhalb des Sterns ist in Grün die stilisierte Silhouette des Vulkans The Quill abgebildet, des markanten, 600 Meter hohen erloschenen Vulkans, der das Landschaftsbild der Insel prägt und dessen Krater heute ein beliebtes Naturschutzgebiet ist.
Das offizielle Wappen von Sint Eustatius wurde ebenfalls 2004 eingeführt und ist eng mit der Flagge verwoben. Es hat die Form eines klassischen niederländischen Schilds und zeigt in der oberen Hälfte auf goldenem Grund den grünen Quill-Vulkan mit einem blauen Himmel darüber. Die untere Hälfte ist in Blau gehalten und trägt einen goldenen fünfzackigen Stern. Über dem Schild schwebt eine goldene Krone, die die Zugehörigkeit zum niederländischen Königreich betont. Unter dem Schild verläuft ein silbernes Band mit dem lateinischen Motto „Superba et Confidens“ („Stolz und selbstbewusst“).
Hymne
Sint Eustatius besitzt seit dem 16. November 2004 (Statia Day) eine offizielle Inselhymne mit dem Titel „Golden Rock“. Der Text wurde von Pieter A. van den Berg geschrieben, die Melodie stammt von Jan D. van der Linden. Die Hymne wird sowohl auf Englisch als auch auf Niederländisch gesungen; die englische Version ist jedoch die offizielle und wird bei allen zeremoniellen Anlässen verwendet.
Englischer Originaltext (offizielle Version)
Between the deep blue ocean And the bright blue sky, God placed a little island In the Caribbean Sea.
A precious, peaceful island, With a historical past, A golden age of commerce, Which forever shall last.
Refrain: Statia, oh beautiful Statia, My pride and my joy! Statia, oh beautiful Statia, The Golden Rock!
From Oranjestad to the Quill, From Venus Bay to the plain, We love our little island, And we’ll keep it free again.
We cherish our freedom dearly, We’ll defend it with our might, United we shall stand forever For justice and for right.
(Refrain wiederholt)
„Golden Rock“ ist eine stolze Erinnerung an die glanzvolle Vergangenheit der Insel im 18. Jahrhundert, als Sint Eustatius einer der reichsten Handelshäfen der Welt war und den Beinamen „The Golden Rock“ trug. Gleichzeitig betont die Hymne die natürliche Schönheit, den Freiheitswillen und die Verbundenheit der Statianer mit ihrer kleinen, aber selbstbewussten Insel. Die Hymne wird gespielt oder gesungen bei offiziellen Zeremonien der Inselregierung, dem Statia Day (16. November), Sportveranstaltungen und Schulfeiern sowie Empfängen ausländischer Gäste.
Hauptstadt
Oranjestad wurde bereits bei der ersten dauerhaften niederländischen Besiedlung im Jahr 1636 als zentraler Ort angelegt. Die Niederländer errichteten an der geschützten Oranjebaai sofort ein Fort (das heutige Fort Oranje) und legten rund um die Bucht die Siedlung an, die sie nach dem Herrscherhaus Oranien benannten. Schon in den 1640er Jahren erscheint der Name „Oranjestad“ in offiziellen Dokumenten der West-Indischen Compagnie (WIC). Von diesem Zeitpunkt an – also seit fast 390 Jahren – ist Oranjestad durchgehend Verwaltungs-, Handels- und Regierungssitz der Insel.
Oranjestad blieb über alle Wechsel der Kolonialmächte hinweg (Niederländer, Briten, Franzosen, wieder Niederländer) stets die einzige Stadt und Hauptstadt. Selbst in der Blütezeit im 18. Jahrhundert, als Sint Eustatius als „The Golden Rock“ weltberühmt war und zeitweise über 20.000 Menschen auf der Insel lebten, konzentrierten sich Handel, Verwaltung und militärische Macht weiterhin in und um Oranjestad, unterteilt in die Upper Town (mit Fort Oranje und Regierungsgebäuden) und die Lower Town (Hafen- und Lagerbereich am Meer). Auch nach der Auflösung der Niederländischen Antillen im Jahr 2010 und der Umwandlung in eine „besondere Gemeinde“ der Niederlande blieb Oranjestad offiziell die Hauptstadt von Sint Eustatius.
Verwaltungsgliederung
Obwohl es keine offiziellen Verwaltungsbezirke gibt, wird die Insel informell in folgende Gebiete unterteilt:
Oranjestad (Hauptstadt und einziger richtiger Ort, geteilt in Ober- und Unterstadt)
- Golden Rock
- Concordia
- Bay Brow
- Jeems
- Princess Garden
- Lynch
- Landliche Gebiete: The Quill (Vulkan), Boven, Northern Hills, Cultuurvlakte
Sint Eustatius besteht aus folgenden Wohngebieten:
- Oranjestad, unterteilt in Upper Town und Lower Town
- Golden Rock (größtes Wohngebiet außerhalb von Oranjestad)
- Concordia
- Bay Brow
- Jeems
- Princess Garden (auch Princess Estate)
- Lynch
- Cherry Tree
- Madam J. Estate / Mountain Piece
- English Quarter
- Zeelandia (im Norden, kaum bewohnt)
- Rosalyn
Verwaltungseinheiten:
7 bewoonde gebieden (bewohnte Gebiete)
4 plattelandsgebieden (ländliche Gebiete)
12 woonwijken (Wohngebiete)
Bevölkerung
Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 20,6 km².
Bevölkerungsentwicklung:
Jahr Einwohner Dichte (E/km²)
1628 0 0,00
1660 400 19,43
1700 15 000 728,16
1780 8 000 388,35
1849 3 300 160,19
1862 3 200 155,34
1875 3 100 150,49
1886 4 500 218,45
1900 3 500 169,90
1910 1 325 64,32
1921 2 600 126,21
1930 955 46,36
1940 1 130 54,85
1950 970 47,09
1955 1 000 48,54
1960 1 014 49,22
1965 1 200 58,25
1966 1 250 60,68
1967 1 300 63,11
1968 1 330 64,56
1969 1 350 65,53
1970 1 358 65,92
1971 1 380 66,99
1972 1 401 68,01
1973 1 421 68,98
1974 1 411 68,49
1975 1 363 66,17
1976 1 350 65,53
1977 1 350 65,53
1978 1 342 65,15
1979 1 350 65,53
1980 1 358 65,92
1981 1 394 67,67
1982 1 429 69,37
1983 1 466 71,17
1984 1 515 73,54
1985 1 703 82,67
1986 1 704 82,72
1987 1 780 86,41
1988 1 855 90,05
1989 1 833 88,98
1990 1 844 89,51
1991 1 839 89,27
1992 1 876 91,07
1993 1 920 93,20
1994 1 966 95,44
1995 2 032 98,64
1996 2 095 101,70
1997 2 192 106,41
1998 2 194 106,50
1999 2 240 108,74
2000 2 250 109,22
2001 2 292 111,26
2002 2 267 109,71
2003 2 373 115,19
2004 2 498 121,26
2005 2 506 121,65
2006 2 600 126,21
2007 2 700 131,07
2008 2 784 135,15
2009 2 935 142,48
2010 2 886 140,10
2011 2 990 193,69
2012 3 097 150,34
2013 3 897 189,17
2014 4 020 195,15
2015 3 877 188,20
2016 3 193 155,00
2017 3 150 159,91
2018 3 150 159,91
2019 3 138 152,33
2020 3 139 152,38
2021 3 142 152,53
2022 3 242 157,38
2023 3 293 159,85
2024 3 204 155,53
2025 3 270 158,74
Die Bevölkerung wuchs von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 3,221 % pro Jahr.
Bevölkerungsaufteilung:
Bevölkerungszahl 2001 insgesamt 2 292
davon weiblich 1 154 50,35 %
männlich 1 138 49,65 %
davon unter 15jährig 620 27,05 %
15 bis 64 Jahre alt 1 307 57,02 %
über 64jährig 365 15,92 %
Die Fruchtbarkeitsrate lag 2008 bei etwa 1,5 Kindern pro gebärfähiger Frau, das Durchschnittsalter bei rund 35 Jahren. Die mittlere Lebenserwartung liegt bei etwa78 Jahren. Die Zahl der Haushalte beträgt insgesamt rund 1000.
Haushalte:
Gesamtzahl und Personen pro Haushalt:
1992 783 2,396
1997 809 2,710
2001 902 2,541
2002 907 2,499
2003 965 2,459
Volksgruppen
Die dominierende Volksgruppe auf Sint Eustatius sind Nachfahren afrikanischer Herkunft, die den Großteil der einheimischen Bevölkerung stellen. Viele stammen von afrikanischen Sklaven ab, die während der holländischen Kolonialzeit im 17. und 18. Jahrhundert auf die Insel gebracht wurden. Diese Gruppe bildet das kulturelle Rückgrat der Insel und beeinflusst Traditionen, Küche und Feste wie den jährlichen Carnival, der afrikanische Rhythme und karibische Musiktraditionen feiert. Historisch war Sint Eustatius ein blühender Handelsplatz, bekannt als „Die Goldene Insel der Karibik“, wo Sklavenhandel und Plantagenwirtschaft florieren ließen. Heute machen diese Nachfahren etwa die Mehrheit der rund 1.100 Personen aus, die auf der Insel geboren wurden, und tragen zu einer stabilen lokalen Identität bei.
Neben der afrikanischen Mehrheit leben Minderheiten europäischer und asiatischer Abstammung auf der Insel. Die europäische Komponente ist stark von niederländischen, britischen und französischen Kolonialherren geprägt, die in den vergangenen Jahrhunderten die Insel mehrmals eroberten und besetzten. Heute umfassen diese Gruppen Expats, Geschäftsleute und Rentner aus Europa, die etwa ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen. Sie bringen Einflüsse in Sprache, Architektur und Verwaltung mit, wobei Niederländisch neben Englisch als Amtssprache dient. Asiatische Einflüsse, darunter indische und chinesische Nachkommen, resultieren aus späterer Immigration, oft verbunden mit Handel und Dienstleistungen. Diese Gruppe ist kleiner, aber spürbar in der lokalen Küche und im Alltag präsent.
Ein besonderer Aspekt der Demografie ist die Präsenz von Einwanderern aus Mittel- und Südamerika, die rund 15 Prozent der Bevölkerung stellen. Viele stammen aus Ländern wie der Dominikanischen Republik, Kolumbien oder Venezuela und sind in den letzten Jahrzehnten zugewandert, um in der Ölraffinerie oder im Baugewerbe zu arbeiten. Zudem leben etwa 2 Prozent US-Amerikaner auf der Insel, oft temporär im Zusammenhang mit der nahegelegenen US-Militärbasis oder als Touristen und Investoren. Amerindianische (indigene karibische) Einflüsse sind subtiler, aber nachweisbar in der genetischen und kulturellen Erbschaft, die auf die ursprünglichen Bewohner der Leeward Islands zurückgeht. Insgesamt zählt Sint Eustatius als Melting Pot von über 52 Kulturen, was sich in der Mehrsprachigkeit widerspiegelt: Mehr als die Hälfte der Einwohner spricht mehrere Sprachen, darunter Englisch (92,7 Prozent), Niederländisch (36 Prozent), Spanisch (33,8 Prozent) und Papiamento (20,8 Prozent).
Volksgruppen 1997:
- Statianer und Sabaner 1.296 (59,12 %)
- Dominikaner 135 (6,19 %)
- Arubaner 87 (3,97 %)
- Niederländer 87 (3,97 %)
- Surinamesen 46 (2,10 %)
- sonstige 560 (25,55 %)
Sprachen
Die offiziellen Amtssprachen sind seit 2010 Niederländisch und Englisch. Niederländisch wird jedoch nur von etwa 36 % der Bevölkerung aktiv gesprochen und bleibt weitgehend auf Verwaltung, Gerichte und den offiziellen Schriftverkehr beschränkt. In der Praxis ist es für viele Einwohner eine Fremdsprache, die vor allem in der Schule gelernt wird. Kinder lernen zwar Niederländisch ab der Grundschule, wechseln aber häufig schnell wieder ins Englische, sobald sie die Schule verlassen haben.Englisch wird von etwa 92,7 % der rund 3.200 Einwohner gesprochen. Das liegt an der langen britischen Kolonialzeit (besonders im 18. Jahrhundert) und der Tatsache, dass Englisch seit jeher die Verkehrssprache der nördlichen Kleinen Antillen ist.
Eine bedeutende Rolle spielt Spanisch, das von etwa 33,8 % der Einwohner gesprochen wird. Das ist vor allem auf die starke Zuwanderung aus der Dominikanischen Republik, aus Kolumbien, Venezuela und Haiti in den letzten Jahrzehnten zurückzuführen. In vielen Geschäften, auf Baustellen und in privaten Haushalten ist Spanisch allgegenwärtig, und es hat sich besonders in der jüngeren Generation und unter Arbeitsmigranten etabliert.
Ebenfalls verbreitet ist Papiamento, das kreolische Sprache der ABC-Inseln (Aruba, Bonaire, Curaçao), die von etwa 20,8 % der Bevölkerung gesprochen wird. Viele Statianer haben Verwandte oder Arbeitsbeziehungen auf diesen Inseln, und Papiamento dient oft als Brückensprache zu Besuchern und Arbeitern von dort.
Die meistgesprochene Sprache zu Hause ist ein lokales Karibisch-Englisches Kreol (Statian Creole English), das stark von afrikanischen Sprachstrukturen, niederländischen, französischen und spanischen Lehnwörtern geprägt ist. Es unterscheidet sich deutlich vom Standard-Englisch und wird besonders von der älteren Generation und auf dem Land gepflegt. Viele Kinder lernen dieses Kreol als erste Sprache, wechseln aber in der Schule schnell zum Standard-Englisch.
Weitere Sprachen sind in kleineren Gemeinschaften präsent:
- Französisch und Französisch-Kreol (durch Zuwanderer von Saint-Martin/Sint Maarten und Haiti)
- Chinesisch (kleine chinesische Geschäftsfamilien)
- Portugiesisch (einige Arbeitsmigranten aus Brasilien oder Madeira)
Religion
Rund 85 bis 90 % der Bevölkerung bekennen sich zum Christentum, wobei die verschiedenen Konfessionen eng mit der Geschichte und den Einwanderungswellen der Insel verknüpft sind. Die mit Abstand größte und einflussreichste Glaubensgemeinschaft sind die Methodisten. Etwa 35 bis 40 % der Statianer gehören der Methodist Church in the Caribbean and the Americas (MCCA) an. Die Methodistenkirche hat eine fast 250-jährige Tradition auf der Insel: Die erste methodistische Gemeinde wurde bereits 1774 gegründet, und die stattliche gelbe Kirche im Zentrum von Oranjestad gehört zu den ältesten noch aktiven methodistischen Gotteshäusern der Karibik. Besonders in der alteingesessenen, kreolisch-stämmigen Bevölkerung ist der Methodismus tief verwurzelt; Gospelchöre, Sonntagsschulen und kirchliche Feste prägen das ganze Jahr.
Die römisch-katholische Kirche ist die zweitstärkste Konfession und umfasst etwa 25 bis 30 % der Einwohner. Ihr Wachstum begann vor allem ab den 1960er-Jahren durch die starke Zuwanderung aus der Dominikanischen Republik, Haiti und anderen lateinamerikanischen Ländern. Die St. Eustatius Roman Catholic Church im oberen Teil von Oranjestad ist ein lebendiges Zentrum mit spanisch- und kreolischsprachigen Messen. Viele katholische Feste wie die Prozessionen zu Ehren der Jungfrau Maria oder der Karfreitag werden farbenprächtig gefeiert.
Die Siebenten-Tags-Adventisten bilden mit 12 bis 15 % eine auffallend aktive und gut organisierte Minderheit. Ihre Gemeinde betreibt nicht nur eine eigene Kirche, sondern auch die größte Grund- und weiterführende Schule der Insel (Seventh-day Adventist School). Der Sabbat (Samstag) wird streng eingehalten, was samstags auf der Insel spürbar ruhiger macht.
Kleinere protestantische Gruppen wie Pfingstler (Pentecostal Church of God) und Anglikaner (St. Augustine’s Anglican Church) sind ebenfalls vertreten, machen aber jeweils nur wenige Prozent aus. Die historische anglikanische Kirche ist zwar ein Kulturdenkmal, die aktive Gemeinde ist jedoch sehr klein.
Außerhalb des Christentums gibt es nur wenige, aber sichtbare Minderheiten:
- Eine kleine Gruppe Jehovas Zeugen mit einem eigenen Königreichssaal.
- Einzelne Muslime (meist Arbeitsmigranten oder Konvertiten).
- Vereinzelte Angehörige von Rastafari und afrozentrierten Spiritualitätsformen, die sich besonders in Musik und Kunst ausdrücken.
Areligiöse oder explizit nicht-religiöse Personen machen schätzungsweise 5 bis 10 % aus, vor allem unter jüngeren Einheimischen und europäischen Zuzüglern.
Religionsbekenntnisse 2001:
- Methodisten 550 (25,1 %)
- Katholiken 493 (22,5 %)
- Siebententags-Adventisten 467 (21,3 %)
- Baptisten 68 (3,1 %)
- Anglikaner 61 (2,8 %)
- Zeugen Jehovas 28 (1,3 %)
- Apostoliker 25 (1,1 %)
- Pfingstler 20 (0,9 %)
- World of Faith Ministry 20 (0,9 %)
- Bahai 7 (0,3 %)
- Juden 5 (0,2 %)
- andere Religionszugehörige 121 (5,5 %)
- Bekenntnislose 327 (14,9 %)
Judentum
Zwischen etwa 1720 und 1781, der großen Handelsblüte von „The Golden Rock“, bildeten sephardische Juden eine der wichtigsten und wohlhabendsten Gruppen auf Statia. In der Spitzenzeit (Mitte des 18. Jahrhunderts) lebten hier zwischen 300 und 400 Juden – bei einer weißen Gesamtbevölkerung von nur etwa 2.500 bis 3.000 Menschen. Die meisten stammten aus Amsterdam, Curaçao, London oder waren Nachkommen der aus Brasilien vertriebenen portugiesisch-jüdischen Familien. Sie handelten mit Zucker, Tabak, Baumwolle, Munition und leider auch mit versklavten Afrikanern, waren Reeder, Makler und Plantagenbesitzer und gehörten zur reichsten Oberschicht der Insel.
1730 gründeten sie die Synagoge Honen Dalim („Die Barmherzigen gegen die Armen“) im oberen Teil von Oranjestad. Das stattliche zweistöckige Steingebäude mit separatem rituellen Bad (Mikwe) war eine der ersten frei stehenden Synagogen der westlichen Hemisphäre. 1739 wurde der jüdische Friedhof angelegt, der noch heute existiert und etwa 60–70 Grabsteine mit hebräischen, portugiesischen und spanischen Inschriften bewahrt – einer der ältesten jüdischen Friedhöfe der gesamten Karibik.
Die jüdischen Kaufleute genossen nahezu volle religiöse und bürgerliche Rechte: Sie durften öffentlich ihren Glauben ausüben, saßen im Handelsrat und waren in der Miliz aktiv. Berühmt wurde die Insel am 16. November 1776, als der amerikanische Brigg Andrea Doria die neue Sternenbanner-Flagge hisste und von der Festung Oranje mit einem Salut begrüßt wurde – der erste offizielle Gruß einer fremden Macht an die jungen Vereinigten Staaten. Mehrere jüdische Händler aus Statia, darunter Moses Salomon und Isaac Gouverneur, lieferten entscheidend Waffen und Pulver an die amerikanischen Rebellen.
Dieser Glanz endete abrupt am 3. Februar 1781. Der britische Admiral George Rodney eroberte die Insel in einem Überraschungsangriff, weil Statia den Amerikanern geholfen hatte. Rodney, der offen antisemitisch eingestellt war, ließ die jüdischen Kaufleute besonders hart bestrafen: Am 26. Februar 1781 wurden alle männlichen Juden auf dem Paradeplatz zusammengetrieben, ihrer Kleidung beraubt und deportiert. Ihr Besitz wurde konfisziert, die Synagoge geplündert und später zerstört. Viele Familien verloren alles und wurden nach St. Kitts oder England verschifft.
Obwohl einige später zurückkehrten, erholte sich die Gemeinde nie wieder. Die Handelsbedeutung der Insel brach zusammen, Hurrikane und wirtschaftlicher Niedergang taten ein Übriges. Um 1810 gab es nur noch wenige jüdische Familien, und 1844 verließ die letzte jüdische Bewohnerin die Insel.
Heute erinnern nur noch der verwilderte, aber restaurierte jüdische Friedhof und die archäologischen Überreste der Synagoge Honen Dalim (die seit 2005 ausgegraben und teilweise wiederaufgebaut wurden) an diese einst so lebendige Gemeinde. Das kleine Museum im alten jüdischen Haus „The Old Gin House“ und die Gedenktafel am Synagogepfad halten die Erinnerung wach – an eine Gemeinde, die für kurze Zeit eine der wohlhabendsten und freiheitlichsten jüdischen Gemeinschaften der Neuen Welt war und deren Schicksal exemplarisch für die Zerbrechlichkeit jüdischen Lebens in der Karibik steht.
Siedlungen
Die Einwohnerzahlen der Ortschaften der Insel entwickelten sich wie folgt:
| Ortschaften | 2001 | 2005 | 2020 |
| Oranjestad | 1.003 | 1.097 | 1.200 |
| Golden Rock / Concordia | 753 | 823 | 900 |
| Wilton Farm / Union | 422 | 440 | 450 |
| Princess Garden | 153 | 167 | 170 |
| Cherry Tree | 152 | 155 | 150 |
| Jeems | 118 | 120 | 130 |
| Bay Brew | 110 | 110 | 110 |
| Mansion | 71 | 70 | 80 |
| Chapel Piece | 56 | 58 | 60 |
| Mountain | 47 | 51 | 50 |
Oranjestad ist die Hauptstadt, der Verwaltungssitz und faktisch die einzige richtige Siedlung auf der kleinen Karibikinsel Sint Eustatius. Mit knapp über 1.000 Einwohnern wirkt sie eher wie ein großzügiges Dorf, trägt aber stolz den offiziellen Stadtstatus und den Namen des niederländischen Königshauses. Die Stadt liegt geschützt in der Oranjebaai an der westlichen Leeseite der Insel und teilt sich deutlich in zwei sehr unterschiedliche Teile: Lower Town und Upper Town, verbunden durch die steile, historische Fort Road.
Lower Town ist der alte Hafenbereich direkt am Meer. Hier stand einst einer der geschäftigsten Handelsplätze der Welt. Heute ist es eine fast gespenstisch ruhige, museale Kulisse aus vergangenen Jahrhunderten. Die lange Bay Road verläuft parallel zum Wasser, gesäumt von restaurierten und halbverfallenen Lagerhäfen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Im flachen Wasser ragen Mauerreste, alte Anker und sogar versunkene Schiffe heraus – Spuren des plötzlichen Niedergangs nach der britischen Plünderung 1781 und späterer Hurrikane. Am nördlichen Ende thront das kompakte Fort Oranje auf einer Klippe, mit originalen Kanonen, einem kleinen Platz und einer Gedenktafel für den ersten Salut an die USA 1776. Hier unten finden sich ein paar Tauchbasen, kleine Restaurants, das historische Honen-Dalim-Synagogenareal und der Anleger für die Fähre nach St. Kitts.
Von der Lower Town führt die steile, gepflasterte Fort Road (auch „The Old Gin House Road“ genannt) hinauf in die Upper Town, den eigentlichen Wohn- und Verwaltungskern. Oben angekommen öffnet sich ein weitläufiges, grünes Plateau mit niedrigen, meist ein- bis zweistöckigen Holzhäusern im typischen karibischen Kolonialstil: bunte Fassaden, weiße Veranden, Gingerbread-Verzierungen und Wellblechdächer. Die Straßen sind ruhig, oft nur von Hühnern, Ziegen und spielenden Kindern belebt.
Wichtige Gebäude und Plätze in der Oberstadt sind das Regierungsgebäude und das kleine Museum Simon Doncker House, die gelbe Methodistenkirche (eine der ältesten der Karibik), die katholische Kirche oberhalb des Friedhofs, das moderne Census Office und die Public Library und der Friedhof mit dem restaurierten jüdischen Teil.
Oranjestad hat keine Ampeln, kaum Verkehr und fast immer Blick aufs Meer oder auf den ruhenden Vulkan The Quill. Abends ist es still, nur das Rauschen der Brandung und gelegentliche Gospelmusik aus einer Kirche sind zu hören. Die Stadt lebt von Tourismus und Geschichte, aber ohne Hektik – ein Ort, an dem die Vergangenheit noch in jedem Stein und jedem verwitterten Lagerhaus spürbar ist und die Gegenwart bewusst langsam tickt.
Verkehr
Der zentrale Teil der Insel ist verkehrsmäßig gut erschlossen. Der Rest ist über Wanderwege begehbar.
Straßenverkehr
Die Inselstraßen sind größtenteils asphaltiert, aber schmal und kurvig, oft gesäumt von tropischer Vegetation, Ziegenherden oder historischen Ruinen. Man fährt rechts, wie in den USA und Europa üblich, und die Geschwindigkeitslimits liegen bei 40–50 km/h in Wohngebieten und bis zu 60 km/h auf offener Strecke. Pick-up-Trucks und kleine Autos dominieren das Bild, da die Wege für größere Fahrzeuge nicht immer geeignet sind.
Öffentlicher Nahverkehr existiert nicht: Keine Busse oder Minivans pendeln regelmäßig, was Besucher dazu zwingt, ein Auto zu mieten oder Taxis zu nutzen. Autovermietungen in Oranjestad bieten günstige Jeeps oder Kleinwagen ab etwa 40–60 US-Dollar pro Tag, inklusive Versicherung. Taxis sind rar, aber zuverlässig – eine Fahrt quer über die Insel kostet selten mehr als 15–20 US-Dollar. Die Polizei (KPCN) führt regelmäßig Kontrollen durch, etwa auf der Van Tonningenweg oder Sandy Road, um auf Versicherung, Steuern und Sicherheitsgurte zu achten; Bußgelder für Verstöße liegen bei 50 bis 200 US-Dollar. Trotz gelegentlicher Schlaglöcher oder Hurrikan-Schäden ist der Verkehr sicher und stressfrei – Staus entstehen höchstens, wenn Ziegen die Straße blockieren oder Fahrer zum Plaudern anhalten. Für Radfahrer oder Wanderer eignen sich viele Nebenwege, doch bei der Hitze raten Einheimische zu Vorsicht. Insgesamt fördert der Straßenverkehr die Nähe zur Natur und zur Gemeinschaft, fernab von Hektik und Lärm.
Schiffsverkehr
Der Hafen in Gallowsbay, südlich von Oranjestad gelegen, dient als General-Cargo-Port und Tankterminal, das Frachtschiffe, Tanker und Versorgungsfahrzeuge empfängt. Wöchentlich legen Container- und Frachtschiffe an, darunter das M/V Mutty's Pride von Blues & Blues, das mittwochs von St. Maarten aus startet, über Saba nach Statia fährt und Waren wie Lebensmittel, Baumaterialien und Treibstoff liefert. Der Hafenmeister und Zollbehörden überwachen den Betrieb rund um die Uhr, mit Pilotenschiffen für größere Schiffe, während Immigration und Security für Passagiere sorgen. Für den Güterverkehr ist dies essenziell, da die Insel von Importen abhängt – von Zucker bis zu Öl für die nahegelegene Raffinerie.
Passagierverkehr blüht durch die Makana Ferry Service, eine 72-Fuß-Sabre-Katamaran, die seit 2024 die Insel mit den Nachbarn verknüpft. Ab März 2025 fährt sie sechsmal wöchentlich von Philipsburg (St. Maarten) nach Statia (zirka 85 Minuten), mit Weiterfahrt nach Saba und direkten Verbindungen nach St. Kitts (Port Zante in Basseterre). Die Fähre fasst 149 Passagiere, bietet Klimaanlage, WiFi, Snacks und einen Sonnendeck – ideal für Island-Hopping oder Tagesausflüge. Tickets kosten 50 bis 80 US-Dollar pro Strecke, buchbar über makanaferryservice.com. Kleinere Kreuzfahrtschiffe docken gelegentlich an der Roll-on-Roll-off-Pier an, doch Statia bleibt bewusst klein und crowd-frei. Der Schiffsverkehr unterstreicht die maritime Tradition der „Golden Rock“ – einst der größte Hafen der westlichen Hemisphäre – und sorgt heute für nachhaltige, zuverlässige Mobilität in einer Region, wo das Meer die Hauptstraße ist.
Flugverkehr
Der F.D. Roosevelt Airport, liebevoll „Golden Rock Airport“ genannt, ist das luftige Tor zur Welt für Sint Eustatius und ein Juwel der karibischen Kleinflughäfen. Seit seiner Eröffnung 1946, benannt nach dem US-Präsidenten Franklin Delano Roosevelt mit niederländischen Wurzeln, liegt er nördlich von Oranjestad und nur 1 km vom Zentrum entfernt – perfekt für eine entspannte Ankunft inmitten vulkanischer Landschaften. Die 800-Meter-Piste ausgestattet für Turboprops und kleine Jets, aber hauptsächlich bedient von De-Havilland DHC-6 Twin Ottern, die bis zu 19 Passagiere fassen. Der Terminal ist kompakt. Eine dreistöckige Kontrollturm mit 360-Grad-Blick, Wartebereiche mit WiFi, Toiletten und Cafeteria – alles geöffnet von 7 bis 21 Uhr täglich. Taxis und Mietwagen warten direkt vor der Tür, eine Fahrt ins Hotel kostet 5 bis 10 US-Dollar.
Als einzige Airline fliegt Winair ab Juni 2025 regelmäßig nach Sint Maarten (SXM, 23 Flüge pro Woche, 25 Minuten Flugzeit) und plant seit September 2025 direkte Verbindungen nach Saba (SAB). Monatlich starten rund 94 Flüge, hauptsächlich von SXM aus, wo man von Europa oder den USA anreist. Charterflüge mit Britten-Norman Islander oder Cessna Caravan sind möglich, ebenso private Jets via Tradewind Aviation von Puerto Rico oder den US-VI-Inseln. Preise für Hin- und Rückflug liegen bei 100 bis 200 US-Dollar. Der Flughafen fördert Tourismus und Wirtschaft, ohne Massen – Ankunftsprozesse sind blitzschnell, und vom Rollfeld aus bietet sich ein atemberaubender Blick auf The Quill-Vulkan.
| Airlines | Ziele |
| Coastal Air | Nevis, Saint Croix, Dominica-Canefield |
| FlyMontserrat | Charter: Montserrat |
| St Barth Commuter | Charter: Saint Barthélemy |
| Trans Anguilla Airways | Anguilla |
| Winair | Saba, Sint Maarten |
F.D. Roosevelt Airport
- ursprünglicher Name: Golden Rock Airport
- Code: EUX / TNCE
- Lage: 17°29‘47“ N, 52°58‘48“ W
- Seehöhe: 39 m (129 ft)
- Inbetriebnahme: 1946
- Betreiber: Regierung von Sint Eustatius
- Terminal: 1
- Rollbahn: 1
- Länge der Rollbahn: 1300 m (Asfalt)
- Fluggesellschaften: 5
- Flugzeug-Standplätze: ca. 10
- jährliche Passagierkapazität:
- jährliche Frachtkapazität:
- Flughafen-Statistik: Jahr Flugbewegungen Passagiere Fracht in t
2009 6 315 23 200
Wirtschaft
Die Haupteinnahmequelle ist trotz der geringen Touristenzahlen der Fremdenverkehr, weitere Einnahmen werden aus dem Industriehafen gewonnen. Sowohl Saba als auch Statia sind heutzutage von der Unterstützung der Hauptverwaltung der Niederländischen Antillen, Curacao, abhängig.
Landwirtschaft
Die Geschichte der Landwirtschaft auf Sint Eustatius reicht bis in die Kolonialzeit zurück und ist eng verknüpft mit der Plantagenwirtschaft. Bereits 1635 besiedelten niederländische Siedler aus Zeeland die Insel, die zuvor von den Arawak und Kariben bewohnt war. Die erste Kolonialmacht, die Niederländische Westindien-Kompanie (WIC), förderte ab 1636 den Anbau von Tabak, das als erste Exportkultur diente und bereits 1638 in Vlissingen auf dem Markt landete. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Insel zu einem blühenden Handelszentrum heran, das als "Golden Rock" bekannt wurde – ein Knotenpunkt für Sklavenhandel, Waffen und Güter. Die Plantagen erweiterten sich auf Kaffee, Baumwolle und Zuckerrohr: Bis 1715 gab es elf Zuckerplantagen, und Baumwollanbau hielt sich bis etwa 1740. Die Plantagen wurden oft von europäischen Händlern wie Abraham van Peere betrieben, und die Zwangsarbeit versklavter Afrikaner – über 700.000 Menschen passierten die Insel – war der dunkle Kern dieses Systems. Die Ruinen des Waterforts im Südwesten zeugen heute von dieser Zeit, einschließlich eines ehemaligen Sklavenhauses.
Doch die Blütezeit endete abrupt: Der Große Hurrikan von 1780 zerstörte die Kaffeeplantagen endgültig, und wiederholte Besetzungen durch Franzosen und Briten (die Insel wechselte 21 Mal den Besitzer) führten zu Vernachlässigung. Abholzung für Plantagen und Überweidung durch frei laufendes Vieh verursachten massive Bodenerosion, die bis heute anhält. Im 20. Jahrhundert versuchte der damalige Vizegouverneur Gerrit Johan van Grol, Baumwoll- und Honigproduktion wiederzubeleben, doch Trockenheit und schlechte Böden verhinderten einen Durchbruch. Die Auflösung der Niederländischen Antillen 2010 machte Sint Eustatius zu einer besonderen Gemeinde der Niederlande, was EU-Förderung für nachhaltige Entwicklung ermöglichte.
Die heutige Landwirtschaft ist kleinräumig und vielfältig, aber marginal. Etwa 30 Farmer, hauptsächlich Ackerbauern, sind organisiert in der St. Eustatius Farmer’s Foundation. Der Fokus liegt auf Gemüse- und Fruchtbau, Viehzucht und Fischerei, ergänzt durch kleinere Projekte wie Aloe- oder Orangenanbau. Die Böden sind nährstoffarm, und invasive Arten sowie freilaufende Ziegen und Rinder bedrohen die Vegetation – tiefe Erosionsrinnen durchziehen die Landschaft und spülen fruchtbaren Boden ins Karibische Meer. Die Insel importiert nicht nur Nahrung, sondern leidet auch unter hohen Preisen und schlechter Qualität frischer Produkte. Klimawandel verstärkt dies: Stärkere Hurrikane und Dürren machen die Versorgung unsicher.
Trotzdem gibt es Fortschritte. Die öffentliche Einrichtung von Sint Eustatius verfolgt seit 2020 eine Strategie für nachhaltige Landwirtschaft, die integrierte Ansätze umfasst: Die Entfernung freilaufender Tiere kombiniert mit nachhaltiger Viehzucht, Wiederaufbau ländlicher Infrastruktur und Zugang zu Werkzeugen. Die EU hat 2023 ein Finanzabkommen über 2,9 Millionen Euro unterzeichnet, das die Produktivität in Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei steigern soll – mit Zielen wie Biodiversitätsförderung, natürlicher Ressourcennutzung und wirtschaftlichen Chancen. Ein Highlight ist das Pilotprojekt zur syntropischen Agroforstwirtschaft auf 23 Hektar: Diese Methode, inspiriert von Ernst Götsch in Brasilien, nutzt natürliche Sukzession, um degradierte Böden zu regenerieren, Biodiversität zu steigern und Resilienz gegen Klimawandel zu schaffen. Lokale Farmer wie Klarvin Cijntje von der Cijntje’s Organic Farm auf Curaçao führen Workshops durch, um das Bewusstsein für umweltfreundliche Praktiken zu schärfen. Die Vegetation – von xerophytischen Pflanzen an der White Wall bis zu dichten Wolkenwäldern auf dem Quill – bietet Potenzial für regenerative Ansätze, die Trockenforste wiederherstellen und invasive Arten eindämmen.
Fischerei
Die Fischerei ist die wichtigste direkte Quelle für frische Lebensmittel aus eigener Produktion. Rund 20 bis 25 Berufsfischer versorgen die Insel fast täglich mit Rotem Schnapper, Mahi-Mahi, Wahoo, Thunfisch, Karibik-Hummer und Königskrabben (Conch). Sie fahren mit kleinen, offenen Booten von 16 bis 28 Fuß Länge hinaus, meist von der Gallows Bay oder von Oranjestad aus. Gefischt wird überwiegend mit Handleinen, Hummerfallen und Speeren – große Netze sind im gesamten Statia National Marine Park verboten, der seit 2010 die komplette Küste bis 30 Meter Tiefe schützt. Der Park umfasst intakte Korallenriffe, Seegraswiesen und zwei künstliche Riffe aus gesunkenen Wracks.
Trotz der reichen Bestände deckt die lokale Fischerei nur etwa ein Drittel des Bedarfs. Der Rest kommt per Schiff aus St. Kitts, St. Maarten oder den USA. Seit 2023 regelt ein neues Fischereigesetz Fangquoten, Schonzeiten (Hummerfang ist zum Beispiel vom 1. Mai bis 31. August komplett gesperrt) und Mindestgrößen.
Zurzeit laufen mehrere Projekte, um die Fischerei nachhaltiger und ertragreicher zu machen. Fish Aggregating Devices (FADS) fünf bis zehn Seemeilen vor der Küste locken pelagische Arten an und entlasten die Riffe; ein großes EU-Programm „Blue Economy“ (2023–2027) finanziert neue Kühlräume, bessere Boote und die Ausbildung junger Fischer. Der frische Fang landet direkt in den Restaurants der Lower Town, auf dem kleinen Fischmarkt oder wird filetiert und tiefgekühlt, um Schwankungen auszugleichen.
Handwerk
Handwerk gibt es auf Statia nur in sehr kleinem Maßstab, aber es ist kulturell bedeutsam. Das bekannteste Produkt sind die „Statia Blue Beads“ – hellblaue Glasperlen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die einst als Zahlungsmittel im Sklavenhandel dienten. Originale sind heute Museumsstücke oder werden für Tausende Dollar gehandelt; lokale Kunsthandwerker stellen jedoch Nachbildungen her und verarbeiten sie zu Ketten, Ohrringen und Armbändern. Daneben werden Körbe aus Palmblättern oder Vétiver-Gras geflochten, Muscheln und Treibholz zu Schmuck verarbeitet sowie handgemachte Seifen und Körperöle mit Aloe vera und Kokos hergestellt. Kleine Mengen Rum und Gewürzmischungen („Statia Spice“) runden das Angebot ab. Die meisten dieser Produkte finden sich im Tourist Office, in der Golden Rock Gift Shop oder einmal im Jahr auf dem Statia Artisan Market im November. Größere Werkstätten oder Manufakturen gibt es nicht – das Handwerk bleibt familiär und nebenberuflich.
Industrie
Eine klassische Industrie existiert auf der Insel praktisch nicht. Der mit Abstand größte „industrielle“ Betrieb ist das Öllager von NuStar Energy (früher Statia Terminals) in der Tumble Down Dick Bay im Nordwesten. Mit einer Speicherkapazität von rund 15 Millionen Barrel Rohöl und Raffinerieprodukten gehört es zu den größten Umschlagplätzen der Karibik. Hier wird ausschließlich gelagert und umgeschlagen – es gibt keine Raffinerie. NuStar beschäftigt 120 bis 150 Menschen (viele Pendler aus St. Kitts) und ist nach dem Tourismus der zweitgrößte Arbeitgeber. Die Anlage ist jedoch umstritten: 2017 und 2021 gab es schwere Lecks und Brände, und ein Teil der Bevölkerung wünscht sich einen schrittweisen Ausstieg zugunsten erneuerbarer Energien und nachhaltiger Wirtschaftszweige.
Abgesehen davon gibt es nur sehr kleine Betriebe: eine Betonmischanlage, ein paar Bauunternehmen, eine Entsalzungsanlage für Trinkwasser und einige Autowerkstätten. Schwere Industrie, Fabriken oder größere Verarbeitungsbetriebe sucht man vergebens.
Wasserwirtschaft
Wasser ist auf Sint Eustatius ein knappes Gut. Die Insel erhält jährlich nur etwa 1.125 Millimeter Niederschlag, der unregelmäßig verteilt ist, und leidet unter Trockenperioden sowie steigender Nachfrage durch Tourismus und Bevölkerungswachstum. Historisch speichern Haushalte Regenwasser in Zisternen, da natürliche Quellen rar sind. Die Verantwortung für die Wasserversorgung liegt bei STUCO, die seit 2023 alle Wasseranlagen der Inselregierung übernommen hat. STUCO produziert und verteilt Trinkwasser durch eine Mischung aus Methoden: Regenwasseraufbereitung, Entsalzungsanlagen (Reverse Osmose) und teilweise per Lkw-Transport in Gebiete ohne Netzanschluss. Etwa die Hälfte der Insel ist an ein Wasserleitungsnetz angeschlossen, der Rest bezieht Wasser aus Zisternen oder Lieferungen – ein System, das anfällig für Verunreinigungen und Ausfälle ist.
Aktuelle Herausforderungen zeigen sich in Rationierungen: Im November 2024 musste STUCO aufgrund von Trockenheit und Wartungsarbeiten Wasserlieferungen einschränken, was zu Frustration bei den Bewohnern führte und die Kommunikation kritisierte. Die Regierung reagiert mit Investitionen: Im Rahmen des Nature and Environment Policy Plan (NEPP) von 2021, der mit dem niederländischen Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft umgesetzt wird, fließen Mittel in eine Studie zu Abwasserbehandlung und -management. Ziel ist eine nachhaltige Abwasserentsorgung, die aktuell oft in Septiktanks endet und Erosionsrisiken birgt. Eine Forschungs-Expedition im April 2025, in Partnerschaft mit der niederländischen Kulturerbe-Agentur, untersuchte den Einfluss von Klimawandel, Erosion und Wasserwirtschaft auf Landschaft und Kulturerbe – Ergebnisse sollen bis Ende 2025 in Strategien münden.
Zusätzlich fördert die EU durch das Blue Economy-Programm (2023 bis 2027) Modernisierungen wie verbesserte Entsalzungsanlagen und Regenwassersammlung. Die Inselregierung plant, freilaufende Tiere zu kontrollieren, um Kontamination zu vermeiden, und integriert Wasser in breitere Resilienzpläne. Langfristig zielt Statia auf 100-prozentige Versorgungssicherheit ab, inklusive smarte Sensoren für Lecks und eine Erweiterung des Netzes. Diese Maßnahmen nicht nur die Abhängigkeit von Importen reduzieren, sondern auch Kosten senken – Trinkwasserpreise sind derzeit hoch und belasten Haushalte.
Energiewirtschaft
Die Energiewirtschaft auf Sint Eustatius war lange fossil geprägt: Bis vor wenigen Jahren deckten Dieselgeneratoren den gesamten Bedarf, was teuer, laut und emissionsintensiv war – jährlich wurden Millionen Liter Diesel importiert. STUCO, der lokale Versorger, hat das geändert: Seit 2016 läuft ein ambitioniertes Programm zur Erneuerbaren, unterstützt vom niederländischen Wirtschaftsministerium und Partnern wie SMA Sunbelt. Heute erzeugt ein Solarpark mit 1,89 Megawatt Peak-Leistung plus 1 Megawatt Lithium-Ionen-Batteriespeicher (572 kWh) rund 46 Prozent des Stroms – genug, um Dieselverbrauch um 1,7 Millionen Liter jährlich zu senken und 4.560 Tonnen CO₂ zu sparen. Der Park ermöglicht sogar "Diesel-Off-Modus" für bis zu 10,5 Stunden täglich, mit Spitzen von über 100 Prozent Solaranteil.
2022 floss eine EU-Investition von über 33 Millionen Euro in die karibischen Niederlande, davon 10 Millionen für Statia: STUCO erweitert den Solarpark um eine dritte Phase, die bis 2024 60 Prozent Erneuerbare erreichen und bis 2030 auf 80 Prozent steigern soll. Ergänzt wird das durch Windstudien (2,4 Megawatt Potenzial) und weitere Batterien (insgesamt 5,9 MWh), um Schwankungen durch Wolken oder Hurrikane auszugleichen – der Park überstand Irma 2017 unbeschadet. Die Gesamtjahresbedarf von 18,6 Gigawattstunden soll so größtenteils solar gedeckt werden, mit Fokus auf Grid-Stabilität durch smarte Controller.
Geothermische Erkundungen, in Kooperation mit dem französischen Unternehmen Teranov seit 2017, prüfen das Potenzial der Vulkane Quill und Mazinga. Projekte wie das Golden Rock Resort integrieren eigene Solaranlagen mit Speicher. Die Vorteile sind klar: Geringere Importabhängigkeit (aktuell 2 Prozent Wachstum pro Jahr), niedrigere Preise und Resilienz gegen globale Krisen wie den Ukraine-Krieg. Dennoch, die Insel hat kein separates Übertragungsnetz, was die Integration erschwert. Bis 2030 strebt Statia 100 Prozent Erneuerbare an, ein Vorbild für die Region.
Abfallwirtschaft
Abfallmanagement war auf Statia lange ein Problem. Begrenzter Platz, Überlauf der Deponie bei Regenfällen und Import von Verpackungen führten zu Umweltbelastungen. Seit 2016 hat sich viel geändert: Die Island Ordinance Waste Materials regelt Sammlung und Verarbeitung, mit haus-zu-haus-Service durch St. Eustatius Waste Solutions (SWS). Farbcodierte Behälter (blau für Karton, grau für Dosen, orange für Plastik) fördern Trennung – das Bewusstsein für Recycling ist hoch, dank Kampagnen in Schulen und Community-Clean-ups. Jährlich werden Tausende Tonnen recycelt, inklusive Upcycling-Projekte wie Styropor-Skulpturen oder recycelte Glasbehälter für Mülltonnen.
2020 wurde Einwegplastik verboten, um Abfall zu reduzieren – Strohhalme, Plastiktüten und Einmalbesteck sind out, was den Müllanteil senkt. SWS betreibt eine Anlage für Sortierung und Export: 12.000 Gallonen Altöl wurden 2020 recycelt, und Metall, Glas und Papier gehen per Schiff ab. 2021 kamen Abfangbehälter für Tiere und Wind, aus 50 Prozent recyceltem Glas gefertigt. Ein Meilenstein: Im Mai 2020 unterzeichnete die Regierung eine Absichtserklärung für eine neue Verbrennungsanlage (500 kg/Stunde), die 2027 einsatzbereit sein soll und Deponien überflüssig macht. Diese state-of-the-art-Anlage, maßgeschneidert für Statias Abfallströme, verbrennt nur Nicht-Recycelbares energieeffizient, reduziert Emissionen und erzeugt Strom – ein Schritt zur Kreislaufwirtschaft.
Das NEPP priorisiert Abfallreduktion durch Bildung: Projekte wie "Each One Teach One" in Schulen und der Annual Community Clean Up (2020: Fokus auf Recycelbares) mobilisieren die Gemeinde. SWS rekrutiert weiter, um Kapazitäten zu steigern. Herausforderungen bleiben: Hoher Touristenmüll und Logistik, aber mit EU-Förderung und Partnerschaften (zum Beispiel EJL Services) zielt Statia auf Null-Deponie ab. Lokale Initiativen, wie recycelte Möbel in Eco-Hotels, unterstützen das.
Handel
Der Handel auf Sint Eustatius prägte die Insel über Jahrhunderte stärker als jede andere wirtschaftliche Tätigkeit. Schon im 17. Jahrhundert wurde deutlich, dass die kleinen landwirtschaftlichen Erträge kaum eine tragfähige Grundlage boten, weshalb sich die Niederländer früh dem Handel zuwandten. Durch seine strategisch günstige Lage an den karibischen Schifffahrtsrouten entwickelte sich Statia zu einem offenen Umschlagplatz, auf dem Waren nahezu ohne Beschränkungen eingeführt, gelagert, verkauft und wieder ausgeführt werden konnten. Diese liberalen Regeln – seltene Zölle, kaum Handelsverbote und Neutralität gegenüber kriegführenden Nationen – zogen Kaufleute aus Europa, Nordamerika, Afrika und anderen karibischen Inseln an.
Im 18. Jahrhundert erreichte der Handel seine große Blüte, und Sint Eustatius wurde unter dem Namen „The Golden Rock“ weltberühmt. Auf der Lower Town, dem heutigen Oranjestad-Basseterre, reihten sich Lagerhäuser, Kontore und kleine Geschäfte dicht an dicht entlang der Küste. Hier wurden Waren aus aller Welt umgeschlagen: Zucker, Melasse, Tabak und Kaffee aus der Karibik; Sklaven aus Afrika; Textilien, Waffen, Werkzeuge und Luxuswaren aus Europa; sowie zunehmend auch Produkte aus den jungen Vereinigten Staaten. Händlerfamilien – besonders die jüdischen Gemeinden – betrieben große Handelshäuser, die mit Partnern in Amsterdam, London, New York und Curaçao verbunden waren. Neben diesen großen Kaufhäusern existierten zahlreiche kleine Läden, Werkstätten, Verkaufsstände und Schankbetriebe, die den stetigen Zustrom internationaler Seeleute und Händler versorgten.
Die Insel spielte zudem eine zentrale Rolle im Schmuggelhandel und im Umgehen von Embargos. Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges wurde Statia zu einem der wichtigsten Lieferpunkte für Waffen, Pulver und Munition für die amerikanischen Rebellen. Ganze Schiffsladungen wurden hier getarnt, neu verpackt und unter neutraler Flagge weitergeschickt. Die enorme Menge an Handelsgut führte dazu, dass zu Spitzenzeiten angeblich hundert oder mehr Schiffe gleichzeitig im Hafen lagen, und die Lagerhäuser bis zum Bersten gefüllt waren.
Nach 1781 brach dieser Handel abrupt ein, als die Briten unter Admiral Rodney die Insel eroberten, ausplünderten und große Vermögen beschlagnahmten. Zwar erholte sich der Handel teilweise, doch die frühere Bedeutung erreichte Statia nie wieder. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert existierten weiterhin kleinere Geschäfte, Tante-Emma-Läden, Rumshops, Handwerkerbetriebe, Seiler, Schmiede und Handelshäuser, doch das internationale Gewicht war verloren. Heute bestimmen vor allem kleine Supermärkte, Restaurants, lokale Kunstläden, Servicebetriebe und einzelne Spezialgeschäfte das wirtschaftliche Bild – weit bescheidener, aber immer noch geprägt von der langen Tradition einer Insel, die einst Drehkreuz des karibischen Welthandels war.
Was Geschäfte betrifft, so finden sich entlang der Hauptstraßen von Oranjestad, speziell in der Lower Town und im Bereich von Upper Town, meist kleinere, familiengeführte Läden, die eine Mischung aus Supermarkt, Haushaltswarenhandel und allgemeinem Versorger darstellen. Diese kleinen Shops – oft aus kontinentaleuropäischer, karibischer oder asiatischer Familienhand geführt – bilden das Rückgrat der lokalen Versorgung und bieten alles von frischen Lebensmitteln über Konserven und Grundzutaten bis zu einfachen Alltagsartikeln.
Neben diesen Supermärkten existieren einige Spezialgeschäfte, beispielsweise kleine Boutiquen, Bäckereien, Snackbars, einheimische Kunstläden und Läden für Haushalts- oder Baumaterial. Viele dieser Geschäfte sind multifunktional: Ein kleiner Laden verkauft etwa gleichzeitig Lebensmittel, Telefonkarten, Schreibwaren und Reinigungsmittel. Diese Vielfalt ist typisch für die isolierte Lage der Insel, da ein breites Sortiment in einem einzigen Geschäft die Versorgung erleichtert.
Eine besondere Rolle spielen die Rumshops und Bars, die gleichzeitig Treffpunkt, Mini-Laden und sozialer Raum sind. Hier werden Getränke, kleine Snacks und häufig auch lokale Produkte verkauft. Auch lokale Handwerker – Schneider, Mechaniker, Elektriker oder Holzarbeiter – betreiben kleine Werkstätten, die oft mit Verkaufsräumen verbunden sind.
Der Tourismus hat ebenfalls Einfluss auf das Geschäftsleben. Rund um Hotels, Tauchschulen und den Hafen finden sich Läden, die Souvenirs, Strandartikel und lokale Kunst verkaufen. Diese Geschäfte richten sich sowohl an Besucher als auch an die wachsende Zahl von Expats, die im Naturschutz, in der Verwaltung oder im Energiesektor arbeiten.
Finanzwesen
Die öffentliche Finanzverwaltung obliegt der Unit of Finance der Inselregierung, die mit einem jährlichen Budget von etwa 16 Millionen USD operiert und durch niederländische Subventionen gestützt wird. Seit Juni 2023 hat Statia wieder volle Autonomie bei der Budgetplanung, was Transparenz und Nachhaltigkeit fördert – 2022 übertraf die finanzielle Performance sogar die Erwartungen. Dennoch kämpft die Insel mit hohen Importkosten, begrenzter Digitalisierung und einer Abhängigkeit von regionalen Partnern, was zu Initiativen wie dem SME Credit Guarantee Scheme führt, um kleine Unternehmen zu finanzieren und wirtschaftliche Resilienz zu stärken.
Banken und Finanzdienstleistungen waren lange ein Schwachpunkt: Bis vor Kurzem gab es nur eine physische Filiale, die des Maduro & Curiel’s Bank (MCB) – einer Tochter der Scotiabank – im Mazinga Building in Oranjestad. Diese bietet grundlegende Retail- und Commercial Services wie Girokonten, Sparbücher, Kredite, Wechselkurse und Insurance, aber keine umfassenden Investment- oder Private-Banking-Optionen. Viele Einheimische und Unternehmen mussten auf teure Überweisungen nach Sint Maarten oder Curaçao ausweichen, da Kreditkarten selten akzeptiert werden und Bargeld (USD) dominiert. ATMs waren rar: Bis 2024 nur zwei – einer bei MCB und einer am Flughafen –, was zu Engpässen führte, besonders bei Touristen oder Lohnzahlungen. Die niederländische Zentralbank De Nederlandsche Bank (DNB) überwacht das System seit 2010 und hat 2025 einen Meilenstein gesetzt: Im zweiten Halbjahr werden zusätzliche ATMs installiert, erstmals direkt von der Zentralbank finanziert, um den Cash-Zugang zu verbessern und das Zahlungsverkehr zu sichern. Dies ist Teil eines breiteren Projekts, das auf jahrelange Klagen der Inselregierung zurückgeht und mit dem Finanzministerium koordiniert wird.
Ein Durchbruch kommt mit der ING Bank, die ab Ende 2026 physische Filialen auf Statia (und Saba) eröffnen und volle Dienstleistungen anbieten will: Betaal- und Spaarrekeningen in USD, Kreditkarten, Leningen und Beratung für Privatpersonen, Unternehmen und die Regierung. ING, die erste große niederländische Bank, die zurückkehrt, plant eine „Texel-ähnliche“ Präsenz – angepasst an die kleine Kundschaft von 3.200 bis 5.200 Menschen. Die Ankündigung im April 2025 folgte intensiven Verhandlungen mit DNB und dem Finanzministerium, um Geldwäsche-Risiken und Kosten zu managen. Gouverneurin Alida Francis nannte es einen „transformative moment“, während Finanzkommissar Reuben Merkman den wirtschaftlichen Boost für Inklusion und Wachstum betonte. Bis zur Eröffnung laufen Vorbereitungen, inklusive Schulungen und Digitalisierung, um den Übergang reibungslos zu gestalten.
Weitere Finanzdienstleister ergänzen das Bild: PostNL bietet grundlegende Überweisungen und Geldwechsel, während Western Union oder MoneyGram in Geschäften wie Supermärkten verfügbar sind. Für Investitionen und Versicherungen greifen viele auf regionale Anbieter in Sint Maarten zurück. Die EU und Niederlande fördern durch Programme wie den Multiannual Indicative Programme 2021 bis 2027 (mit Fokus auf Digitalisierung) und das Country Packages für das Königreich, um Kapitalmärkte zu stabilisieren und Transportkosten zu senken. Trotz Fortschritten bleibt das System vulnerabel: Hohe Abwanderung junger Menschen und Hurrikan-Risiken fordern robuste Maßnahmen.
Soziales und Gesundheit
Das soziale Gefüge ist geprägt von einer Mischung aus traditioneller karibischer Wärme und modernen Initiativen zur Inklusion. Etwa 85 bis 90 Prozent der Bevölkerung sind Nachfahren afrikanischer Sklaven, ergänzt durch Einwanderer aus Lateinamerika, Europa und Asien, was zu einer vielfältigen, aber auch vulnerablen Gesellschaft führt. Armut bleibt ein zentrales Problem: Viele Haushalte leben knapp über dem Existenzminimum, was durch hohe Importpreise und begrenzte Jobmöglichkeiten im Tourismus und der Ölindustrie verstärkt wird. Die niederländische Regierung hat 2023 einen „dignified social minimum“ eingeführt, das Sozialhilfe auf 40 Prozent des Mindestlohns anhebt und 30 Millionen Euro für 2024/25 bereitstellt, um Kaufkraft zu stärken.
Ab Januar 2025 tritt das „Social Support and Prevention of Domestic Violence and Child Abuse Decree BES“ in Kraft, das Prävention und Unterstützung für Opfer von Gewalt ausbaut – ein Meilenstein, da häusliche Gewalt und Kindesmissbrauch in der Region zunehmen. Jugendfürsorge und Sportprogramme erhalten Aufmerksamkeit: Im Februar 2025 besuchte der niederländische Staatssekretär Vincent Karremans die Insel, um mit Einrichtungen wie dem Community Centre und Pflegefamilien über Nachsorge, Sport und Schulaktivitäten zu sprechen. Die „Omnibus Survey“ des CBS (bis Dezember 2025) erfasst Lebensbedingungen, um Maßnahmen gegen Armut und soziale Ungleichheit zu schärfen. Dennoch sinkt die Bevölkerung durch Abwanderung junger Menschen, was den Druck auf Familien und Gemeinden erhöht. Kulturelle Feste wie der Carnival oder Statia Day stärken den Zusammenhalt, während Programme wie „Statia 2026“ (mit 10 Millionen Euro EU-Förderung) soziale Räume revitalisieren und Eco-Tourismus fördern, um Jobs zu schaffen.
Gesundheitswesen
Die Gesundheitsversorgung auf Statia ist basisorientiert und auf Prävention fokussiert, da die Insel keine umfassende Klinik hat. Das Queen Beatrix Medical Center der St. Eustatius Health Care Foundation (SEHCF) in Oranjestad ist das zentrale Krankenhaus: Ein kleines Zentrum mit Ambulanz, Apotheke, Labor und einem neuen „Hospitainer“ (modulares Krankenhausgebäude) für Notfälle, das 2021 eingeweiht wurde. Primärversorgung erfolgt durch Triage-System: Krankenschwestern behandeln Routinefälle, Ärzte übernehmen Sekundärversorgung per Empfehlung, und für Intensivmedizin (Operationen) erfolgt ein Transfer per Hubschrauber oder Flugzeug nach Sint Maarten oder Curaçao – ein Memorandum of Understanding mit Saba (seit 2021) koordiniert diese Flüge. Es gibt keine privaten Ärzte, und Spezialisten besuchen die Insel sporadisch. Die SEHCF betont „Patient First“: Maßgeschneiderte Behandlungen, Präventionsprogramme des Public Health Department (DPH) gegen Infektionskrankheiten und ein National Non-Communicable Disease (NCD) Action Plan bekämpfen chronische Erkrankungen. Die Digitalisierung hilft: 52,5 Prozent der Bevölkerung nutzen Internet (Stand 2025), was Telemedizin erleichtert. Dennoch fehlen Personal und Ausrüstung; der Sektor hängt von niederländischen Subventionen ab. Die EU unterstützt durch Programme wie RESEMBID (Resilienz und Biodiversität) und den Multiannual Indicative Programme 2021–2027, das Gesundheit in den Fokus rückt.
Krankheiten
Krankheiten auf Statia spiegeln karibische Risiken wider: Tropische Infektionen und chronische Zivilisationskrankheiten dominieren. Häufig sind Dengue, Chikungunya und Zika, die durch Aedes-Mücken übertragen werden – endemisch seit 2013, mit Ausbrüchen 2017. Das DPH führt Vektorkontrolle und Aufklärung durch, doch Community-Wahrnehmung ist gemischt: Viele wissen um Risiken, priorisieren sie aber nicht. Chronische Erkrankungen wie Diabetes, Hypertonie und Herz-Kreislauf-Leiden betreffen bis zu 20–30 Prozent der Erwachsenen, bedingt durch Ernährung, Übergewicht und Alterung der Bevölkerung. Der RIVM Health Study (2017) zeigte Lücken in Impfschutz gegen Masern und Polio, was zu Präventionskampagnen führte. Krebs-Screenings (zum B eispiel Brustkrebs) laufen über das RIVM-Programm. Die Lebenserwartung liegt bei zirka 78 Jahren (ähnlich karibischem Durchschnitt). Umweltfaktoren wie Hurrikane erhöhen Risiken für Atemwegserkrankungen; der neue Solarpark und Abfallmanagement bekämpfen dies.
Bildung
Mit einer Schülerzahl von rund 600 bis 700 Kindern und Jugendlichen ist das Bildungssystem der Insel kompakt und gemeinschaftsorientiert. Die Schulen werden direkt aus Den Haag finanziert, und seit August 2011 gelten die Gesetze der Karibik-Niederlande, die eine Mischung aus englischsprachiger Unterrichtung und niederländischen Standards vorschreiben. Englisch ist die primäre Unterrichtssprache – ein bewusster Schritt der niederländischen Politik, um die regionale Karibik-Identität zu stärken –, während Niederländisch als Fremdsprache gelehrt wird. Dies fördert die Mehrsprachigkeit der Insel, wo Spanisch und Papiamento durch Einwanderer ergänzt werden. Trotz der kleinen Größe kämpft das System mit Herausforderungen wie Abwanderung junger Familien, begrenzten Ressourcen und den Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie, die 2020/2021 zu Schulschließungen und Fernunterricht führte. Dennoch investiert die Regierung kontinuierlich: Im Jahr 2021 wurden neue Schulbusse beschafft, und Programme wie die „Preparation Week“ an der GvP School (August 2025) bereiten Schüler auf das neue Jahr vor. Die Alphabetisierungsrate liegt bei über 95 Prozent, und der Fokus liegt auf Inklusion, Prävention von Schulabbruch und beruflicher Orientierung, um die Abhängigkeit von Tourismus und Ölindustrie auszugleichen.
Das Primarschulwesen umfasst vier Hauptinstitutionen, die Kinder von 4 bis 12 Jahren betreuen und auf die Sekundarstufe vorbereiten. Die älteste und größte ist die Golden Rock School (Van Tonningenweg 12, Oranjestad), eine römisch-katholische Einrichtung mit etwa 150–200 Schülern. Seit dem Schuljahr 2020/2021 hat sie vom niederländischen auf das englischsprachige System umgestellt, um besser an die karibische Region anzuknüpfen – Niederländisch wird nun als moderne Fremdsprache unterrichtet. Ergänzt werden sie durch die Governor de Graaff School (eine öffentliche Grundschule mit Fokus auf Inklusion), die Methodist School (mit starkem christlichen Einschlag und etwa 100 Schülern) und die Seventh-day Adventist School (SDA School), die bis zur Sekundarstufe reicht und rund 100–120 Schüler hat. Diese Schulen folgen einem Curriculum mit Schwerpunkten in Lesen, Rechnen, Englisch und Umweltbildung, oft mit Ausflügen in den Quill-Nationalpark. Der Übergang zur Sekundarstufe erfolgt nahtlos, und alle bieten Ganztagsbetreuung sowie Mahlzeiten an, um arbeitende Eltern zu entlasten. Die Schülerzahlen basieren auf Zählungen vom 1. Oktober 2024 und zeigen eine leichte Stagnation durch demografischen Rückgang.
Die Sekundarstufe ist zentralisiert in der Gwendoline van Putten School (GvP School) in Oranjestad, der einzigen weiterführenden und beruflichen Einrichtung der Insel mit etwa 250 Schülern (Stand 2025). Benannt nach einer lokalen Heldin, bietet sie ein duales System: Die praktische Linie (PrO, Praktijkonderwijs) aus dem niederländischen Modell für Schüler mit Lernschwierigkeiten, kombiniert mit Zertifikaten des Caribbean Examinations Council (CXC). Dazu gehören der Caribbean Certificate of Secondary Level Competence (CCSLC) für Grundkompetenzen, der Caribbean Secondary Education Certificate (CSEC) für allgemeine Fächer wie Mathe, Englisch und Wissenschaften sowie der Caribbean Vocational Qualification (CVQ) für handwerkliche Ausbildungen in Bereichen wie Tourismus, Landwirtschaft und Mechanik. Die Schule betont regionale Bedürfnisse: Englisch als Unterrichtssprache, multikulturelle Klassen (über 20 Nationalitäten) und Programme zur Jugendsicherheit, wie das neue Security Alert System von Juni 2025. Abschlussraten liegen bei ca. 70–80 Prozent, mit vielen Schülern, die danach auf Nachbarinseln oder ins europäische Niederlande weiterstudieren. Die GvP integriert Sport und Umweltschutz, unter anderem durch Partnerschaften mit STENAPA, und organisiert jährliche Vorbereitungswöchen für den Schulstart.
Höhere Bildung
Höhere Bildung auf Statia ist begrenzt und medizinisch geprägt, was auf die Isolation der Insel zurückgeht. Die University of Sint Eustatius School of Medicine (USESOM), gegründet 1999, war bis 2013 aktiv und bot ein MD-Programm an, scheiterte jedoch an der NVAO-Akkreditierung und wurde geschlossen. Heute gibt es keine aktiven Universitäten; Studierende pendeln nach Saba (Saba University School of Medicine), Curaçao oder den Niederlanden. Dennoch gibt es berufliche Weiterbildungen: Die GvP bietet Vocational Training in Partnerschaft mit dem Public Entity, zum Beispiel Job-Trainings für den Tourismus-Sektor. Eltern erhalten Zuschüsse für Schulmaterialien, und die niederländische Regierung plant bis 2026 Investitionen in digitale Bildung, um Fernlernen zu stärken.
Bibliotheken und Archive
Die zentrale Bibliothek ist die Gertrude Judson Bicentennial Public Library in Oranjestad, benannt nach einer lokalen Pionierin und seit ihrer Gründung in den 1970er-Jahren das kulturelle Herz der Insel. Diese öffentliche Einrichtung, gelegen in der Upper Town nahe dem Regierungsgebäude, beherbergt etwa 5.000–6.000 Bände, darunter Kinderbücher, Geschichtswerke zur kolonialen Ära, Tauchführer und karibische Literatur. Sie ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet (außer sonntags) und bietet kostenlosen Zugang für alle, mit Mitgliedschaft für Ausleihen. Besonders lebendig wird sie durch Community-Programme: Im Sommer 2025 lädt sie zu einer „Paddington Activity Week“ ein, mit Lesestunden und Bastelworkshops für Kinder, während Adulte an Buchclubs oder Computer-Kursen teilnehmen können. Die Bibliothek ist digital vernetzt – über das regionale Katalogsystem der Sint Maarten Library, Saba’s Queen Wilhelmina Library und der National Library of the Netherlands können Nutzer E-Books, Audiobooks und Videos ausleihen, inklusive Ressourcen zu Biodiversität und Statias Sklavenhandel-Geschichte. Eine Arbeitsbesuch in Sint Maarten im März 2024 stärkte diese Kooperation, um Wissensaustausch und Inklusion zu fördern. Aktuell steht die Bibliothek jedoch unter besonderer Aufsicht: Seit 2024 hat die Inselregierung nach Kritik an Transparenz und Finanzberichten ein sechsmonatiges Projektteam eingesetzt, das Governance verbessert und monatliche Fördergelder sichert, um den Betrieb zu stabilisieren. Trotz Herausforderungen wie begrenzter Fläche bleibt sie ein Ort der Inspiration, wo mehrsprachige Schilder (Englisch, Niederländisch, Spanisch) die Vielfalt der Insel widerspiegeln.
Archive auf Statia ergänzen die Bibliotheken durch Fokus auf historische und genealogische Schätze, die die Insel als ehemaligen Handels-Hub der Karibik beleuchten. Die Sint Eustatius Government Archives in Oranjestad, eingerichtet 2020, sammeln offizielle Dokumente ab diesem Datum, darunter Verwaltungsakten, Geburts- und Sterberegister sowie Berichte zu Tourismus und Umweltschutz. Sie sind im Census Office untergebracht und bieten begrenzten öffentlichen Zugang per Anfrage, mit digitaler Indizierung für Forscher.
Für ältere Dokumente ist das Nationaal Archief in Den Haag die Hauptquelle. Es umfasst zwei Schwerpunktguppen – St. Eustatius und Saba vor 1828 (meist 1790 bis 1828, inklusive Kirchenbücher der Niederländischen Reformierten Kirche von 1714 bis 1822) und danach (1828 bis 1860) –, mit digitalisierten Scans von Zivilregistern, Sklavenemanzipationslisten (1863) und jüdischen Dokumenten (1780 bis 1817). Online-Plattformen wie FamilySearch und WieWasWie indizieren diese, mit Bildern von Eheschließungen, Taufen und Begräbnissen, oft in Niederländisch oder Portugiesisch.
Die Sint Eustatius Historical Foundation im Fort Oranje Museum verwahrt Artefakte und Manuskripte zur „Golden Rock“-Ära, einschließlich Schiffsladungslisten und Synagogen-Akten, die mit der restaurierten Honen Dalim Synagoge verknüpft sind. Ergänzt wird dies durch das Caribbean Memory Project, eine Community-Archive-Initiative, die digitale Sammlungen zu lokalen Familien und Sklaverei-Geschichten bietet, sowie das Web-Archiv der Statia Government, das alte Regierungsseiten seit 2010 konserviert, um kulturelles Erbe und Rechtsansprüche zu sichern.
Kultur
Die Kultur auf Sint Eustatius ist geprägt von einer reichen Geschichte, die durch den internationalen Handel im 18. Jahrhundert und die vielfältigen Einflüsse der verschiedenen Bevölkerungsgruppen auf der Insel geformt wurde. Musik und Feste, insbesondere das jährliche „Statia Day Festival“, sind zentrale Bestandteile des gesellschaftlichen Lebens und spiegeln die lebendige und herzliche Atmosphäre der Gemeinschaft wider.
Museen
Die Insel beherbergt mehrere Museen und historische Stätten, die als lebendiges Freilichtmuseum dienen und Besucher in die Vergangenheit eintauchen lassen – von der präkolumbianischen Zeit über den Höhepunkt als Handelszentrum „Golden Rock“ bis hin zur Sklaverei und dem berühmten „First Salute“ an die USA im Jahr 1776.
Das zentrale Museum ist das Sint Eustatius Historical Foundation Museum, das in dem restaurierten 18. Jahrhundert-Herrenhaus von Simon Doncker untergebracht ist, einem wohlhabenden Händler, dessen Gebäude bereits auf einer Karte von 1740 als „Doncker's Old Temple“ verzeichnet ist. Hier werden Artefakte aus der Zeit der Kariben-Völker, Exponate zur Zuckerproduktion, zum Schiffs- und Handelsverkehr sowie zur jüdischen Gemeinde der Insel präsentiert, ergänzt durch Dokumente zur Sklaverei und zur britischen Invasion 1781. Vom Museum aus starten geführte Spaziergänge durch Oranjestad, die Upper Town, wo Besucher die engen Gassen, die Ruinen der Synagoge Honen Dalim aus dem Jahr 1739 mit ihrem rituellen Bad (Mikveh) und dem Pessach-Ofen sowie den jüdischen Friedhof erkunden können, der neben dem Alten Kirchenfriedhof liegt. In der Nähe thront Fort Oranje aus dem 17. Jahrhundert auf einem Kliff über der Oranje Bay, ein Bollwerk, das an die Verteidigungskämpfe und den Salut an die amerikanische Flagge erinnert, und das heute als offenes Museum mit Kanonen und Panoramablicken dient.
Ergänzt wird das kulturelle Angebot durch das Mazinga Slave Museum oder Ausstellungen zur Sklavenstraße (Bay Path), die den Weg der Versklavten nachzeichnen, sowie durch den St. Eustatius Center for Archaeological Research (SECAR), der laufende Ausgrabungen und Bildungsprogramme anbietet. Zusammen bilden diese Stätten ein kohärentes Netz aus Geschichte und Erbe, das die Insel zu einem verborgenen Juwel für Geschichtsinteressierte macht, oft kombiniert mit Naturerlebnissen im Quill National Park. Ein Besuch lohnt sich besonders, da die Museen nicht nur Fakten vermitteln, sondern durch immersive Touren und Originalstücke die pulsierende Vergangenheit von Statia greifbar werden lassen.
Architektur
Die Insel war im 18. Jahrhundert als „Golden Rock“ einer der reichsten Handelsplätze der Welt, was sich in einer für die damalige Karibik ungewöhnlich dichten und qualitätvollen Bebauung widerspiegelt.
In der Upper Town von Oranjestad stehen noch zahlreiche originale Kolonialhäuser aus dem 18. Jahrhundert, meist zweigeschossige Steinbauten mit dicken Bruchsteinmauern aus lokalem Vulkangestein und importiertem gelbem holländischen Backstein. Typisch sind die hohen Satteldächer mit roten holländischen Ziegeln (oft als Ballast auf Schiffen mitgebracht), große Holzfensterläden gegen Hurrikane, weiß getünchte Fassaden und die charakteristischen „Welkomstgalerijen“ – überdachte hölzerne Veranden mit geschwungenen Treppen, die den Eingang betonen und Schatten spenden. Das schönste erhaltene Beispiel ist das Simon Doncker House (heute Historisches Museum), ein elegantes Herrenhaus von 1750 mit originaler Innenausstattung, Stuckdecken und Mahagoni-Treppen.
In der Lower Town direkt am Meer lagen einst über 600 Lagerhäuser in dicht gepackter Reihe entlang der Bay Road – eine der längsten kommerziellen Hafenzeilen der Karibik. Nach dem britischen Plünderungsangriff 1781, mehreren Hurrikans und dem Niedergang des Handels sind die meisten Gebäude verfallen, doch unter Wasser und im Sand sind noch Fundamente, Ziegelböden und ganze Straßenzüge erhalten. Taucher und Archäologen können heute diese „versunkene Stadt“ erkunden; sie gilt als eine der größten Unterwasser-Architekturstätten der Karibik.
Besonders markant ist das Fort Oranje (1629 bis 1636, später erweitert), ein klassisches Vauban-ähnliches Sternfort aus Bruchstein mit Bastionen, Pulvermagazinen und einer eindrucksvollen Kanonenbatterie hoch über der Bucht. Die niederländische Reformierte Kirche (1755, Ruine) mit ihrem mächtigen runden Turm aus dem Jahr 1775 dominiert noch immer die Silhouette der Upper Town. Die Ruinen der Synagoge Honen Dalim (1739) – eine der ältesten in der westlichen Hemisphäre – zeigen eine schlichte, aber elegante karibisch-jüdische Architektur mit Sandboden und erhaltenem Mikveh.
Nach 1816 entstanden einfachere Holz- und Steinbauten im kreolisch-karibischen Stil mit großen Überhängen und farbigen Fassaden, wie man sie heute noch in Teilen von Upper und Lower Town sieht.
Bildende Kunst
Die klassische bildende Kunst spielt auf Sint Eustatius eine vergleichsweise kleine Rolle – es gibt keine bedeutende Sammlung oder Galerie wie auf Curaçao oder Aruba. Dennoch existiert Kunst, die eng mit Geschichte und Identität verknüpft ist.
Im Sint Eustatius Historical Foundation Museum werden einige wenige originale Gemälde und Drucke aus dem 18. und 19. Jahrhundert gezeigt: Porträts von Gouverneuren und Kaufleuten, eine seltene Karte von 1742 mit handkolorierten Ansichten der Lower Town sowie maritime Ölgemälde von Handelsschiffen vor der Oranje Bay. Besonders wertvoll sind zwei erhaltene jüdische Grabsteine mit hebräischen und portugiesischen Inschriften sowie geschnitzten Symbolen (Sanduhr, gefällter Baum), die als echte volkskünstlerische Meisterwerke gelten.
Die eigentliche bildende Kunst der Insel lebt heute vor allem in der zeitgenössischen lokalen Kunstszene: Künstler wie Sir Roland Richardson (obwohl auf St. Martin beheimatet, oft auf Statia aktiv), Ras Ishenci oder Cynthia Illidge malen farbintensive karibische Landschaften, den Vulkan Quill, historische Gebäude oder Szenen aus dem Alltag der Statianer. Ihre Werke sind in kleinen Galerien wie der Mazinga Gift Shop Gallery oder während des jährlichen Statia Art Festival zu sehen.
Street-Art und Murals sind selten, doch an einigen Häusern in Oranjestad finden sich handgemalte Wandbilder mit Motiven des „First Salute“, der amerikanischen Flagge von 1776 oder Sklavereigeschichte. Auch die traditionelle Karib- und afrikanischstämmige Handwerkskunst (Körbe, Holzskulpturen, Perlenarbeiten) wird auf Märkten und im Tourismusbüro als bildende Kunst präsentiert.
Literatur
Die bekannteste literarische Erwähnung findet sich in Barbara W. Tuchmans preisgekröntem Sachbuch The First Salute (1988), das den „First Salute“ von 1776 zum dramatischen Auftakt der amerikanischen Unabhängigkeitsgeschichte macht und Statia als „Goldene Felsen“ der Schmuggel- und Handelswelt schildert. Ähnlich nutzt Alexander Hamilton (ja, derselbe) in seinen Jugendbriefen aus den Jahren 1769–1772 die Insel als Kulisse; er arbeitete als 14-Jähriger kurz für den Handelshaus Beekman & Cruger in Lower Town und beschreibt in lebendigen Briefen an Freunde das hektische Leben zwischen Zuckerfässern, Sklavenmärkten und Hurrikanen.
Im 20. und 21. Jahrhundert entstanden einige Romane, die Statia als exotischen oder geheimnisvollen Ort nutzen, darunter:
- Elma Napier, The Golden Rock (1948), ein heute fast vergessener karibischer Liebes- und Abenteuerroman.
- John Keay, The Honourable Company (historischer Roman über die Ostindien-Kompanie mit langen Passagen auf Statia).
- Jessica de la Rosa, The Treasure of Statia (2021), ein Jugendbuch über versunkene Schätze in der Lower Town.
Lokale Literatur ist fast ausschließlich non-fiktional und geschichtsbewusst: Die wichtigsten Autoren sind die ehemalige Direktorin des Historischen Museums Gay Soetekouw (zahlreiche Bücher und Broschüren über Archäologie und Sklaverei) sowie der Dichter und Historiker Walter Hellebrand, der in Englisch und Papiamentu Gedichte über die „verlorene Stadt unter dem Meer“ schreibt. Seit 2015 erscheint jährlich die kleine Literaturzeitschrift Statia Voices, in der Schüler und Einwohner Kurzgeschichten, Gedichte und Erinnerungen veröffentlichen – oft über die eigene Familiengeschichte in der Sklaverei und den Hurrikanen.
Theater
Professionelles Theater gibt es auf der Insel nicht, aber eine sehr lebendige Amateur- und Community-Theater-Tradition, die stark mit Gedenktagen und Geschichte verknüpft ist. Jedes Jahr am 16. November (Statia Day und Jahrestag des First Salute) wird auf dem Platz vor Fort Oranje ein großes Freiluft-Theaterstück aufgeführt: The First Salute Re-enactment. Lokale Schauspieler in originalgetreuen Kostümen von 1776 spielen die Ankunft des amerikanischen Schiffes Andrew Doria, den Salut der Kanonen und die Reaktion von Gouverneur Johannes de Graaff. Das Stück wird seit 1934 fast ohne Unterbrechung gespielt und ist für viele Statianer der emotionalste Moment des Jahres.
Während der Carnival-Saison (Juli) treten Calypso- und Roadmarch-Gruppen mit satirischen Theaterstücken auf, die Politik und Alltag karikieren. Die St. Eustatius Afrikan Heritage Foundation führt seit 2010 jedes Jahr am Emancipation Day (1. Juli) ein eigenes Theaterstück über die Sklaverei auf, oft auf dem historischen Bay Path, wo einst die Versklavten an Land gebracht wurden. Schulen (insbesondere die Gwendoline van Putten School) produzieren jährlich ein großes Musical oder Theaterstück, meist über die eigene Geschichte (zum Beispiel 2023: The Women of Honen Dalim über die jüdische Gemeinde).
Es gibt kein festes Theatergebäude, alle Aufführungen finden open-air statt – auf dem Fort, am alten Friedhof oder in der Ruine der Reformed Church, was ihnen eine besonders intensive Atmosphäre gibt.
Film
Der bekannteste Film, der jemals auf Statia gedreht wurde, ist die niederländisch-amerikanische Dokumentation The First Salute (NPS/VPRO 2004) von John Albert Jansen, die teilweise mit Statianer Schauspielern nachgestellt wurde und international ausgestrahlt wurde. Weitere auf der Insel entstandene Produktionen sind:
- The Golden Rock (BBC 1998), eine Episode der Serie The Carribean Chronicles mit spektakulären Unterwasseraufnahmen der versunkenen Lower Town.
- Statia Underwater (2016), ein preisgekrönter Kurz-Dokumentarfilm des einheimischen Tauchlehrers Rudy Hees, der die archäologischen Schätze der Bucht zeigt.
- De Slavenhal van de West (NTR 2022), eine niederländische TV-Dokumentation über Sklaverei, in der die Lower Town als „größtes Sklavenhandelszentrum der Karibik pro Kopf“ eine zentrale Rolle spielt.
Spielfilme sind extrem selten. 1981 drehte der amerikanische Independent-Regisseur Lloyd Kaufman (Troma Studios) Teile seines trashigen Piratenfilms The First Turn-On! auf Statia – die Insel diente als Kulisse für eine fiktive Karibikinsel. Die Einwohner erinnern sich noch heute schaudernd an das Filmteam.
Seit 2021 gibt es das winzige Statia Film Festival (zwei Abende im Freiluftkino am Golden Rock Basketball Court), bei dem vor allem karibische Kurzfilme und Dokumentationen über Geschichte und Natur gezeigt werden.
Kleidung
In der Blütezeit (um 1720 bis 1780) war Statia einer der reichsten Orte der westlichen Hemisphäre. Das zeigte sich dramatisch in der Kleidung der weißen und freien farbigen Elite. Kaufleute und Pflanzer trugen feinste Stoffe, die direkt aus Europa oder Asien kamen: Seidenwesten, Brokat-Röcke, Spitzenjabots und Dreispitz-Hüte für die Herren; die Damen erschienen in Robes à la française aus Lyon-Seide, mit riesigen Reifröcken (paniers), die kaum durch die engen Türen der Herrenhäuser passten. Gelber holländischer Leinen und indischer Chintz waren so alltäglich, dass selbst Bedienstete bessere Kleidung trugen als viele Europäer zu Hause. Jüdische Händlerinnen trugen oft portugiesisch-sephardische Mode: schwarze Seidenkleider mit Spitzenmantillen und Perlen.
Die versklavten Menschen dagegen trugen das gesetzlich vorgeschriebene Minimum: Männer meist nur eine kurze Osnaburg-Hose (grobes Leinen), Frauen ein langes Hemdkleid aus demselben Stoff und ein Kopftuch (madras). Viele gingen barfuß; Schuhe waren ein Privileg. Archäologische Funde in der Lower Town zeigen jedoch, dass einige versklavte Haushaltsbedienstete heimlich Seidenreste oder Perlenknöpfe trugen – kleine Akte des Widerstands durch Schönheit.
Nach dem wirtschaftlichen Kollaps 1781 und der Abschaffung der Sklaverei 1863 wurde Kleidung wieder einfach. Frauen trugen das typisch karibische „jacket-and-skirt“-Ensemble: ein enges, oft buntes Oberteil (jacket) und einen weiten Rock aus Baumwolle, dazu das farbenprächtige madras-Kopftuch, dessen Knoten früher den Beziehungsstatus anzeigte (ein Horn = vergeben, zwei Hörner = verheiratet und noch „feurig“). Männer trugen weite Leinenhemden und Strohhüte gegen die Sonne.
Im Alltag dominiert heute das, was man auf jeder karibischen Insel sieht: Shorts, Tanktops, Flip-Flops, Baseballcaps. Wegen der vielen amerikanischen Touristen und Tagesgäste von Kreuzfahrtschiffen ist „beach casual“ Standard. Aber bei besonderen Anlässen lebt die Geschichte wieder auf:
- Statia Day (16. November): Viele Einwohner tragen exakte Repliken der Uniformen von 1776 – blaue niederländische Soldatenröcke, Dreispitze, die amerikanische „Grand Union Flag“ als Schärpe oder das Kleid der Frauen von 1776 mit Reifrock und Fichu.
- Carnival (Juli): Kostüme sind hier farbenprächtiger und freizügiger als auf größeren Inseln – viel Federn, Pailletten und Körperbemalung, aber immer mit historischen Elementen (z. B. „Golden Rock Queens“ in Gold und königsblau).
- Kirche und Beerdigungen: Sonntags und bei Trauerfeiern ist „Sunday best“ Pflicht – Männer in langärmeligen Guayabera-Hemden oder Anzügen, Frauen in eleganten Kleidern und extravaganten Hüten, oft mit madras-Elementen.
Eine Besonderheit ist das Statia plaid – ein rot-weiß-blau-grün karierter Stoff, der seit den 1950er Jahren als inoffizielles Nationalmuster gilt. Man sieht ihn als Hemden, Kleider, Taschen oder sogar als Sitzbezüge in Bussen. Lokale Schneiderinnen wie Auntie Joyce oder Miss Vi nähen noch immer traditionelle madras-Kopftücher und „jacket-and-skirt“-Kombinationen nach Maß – vor allem für ältere Damen und für Touristen, die etwas Echtes mit nach Hause nehmen wollen.
Kulinarik und Gastronomie
Die Küche von Sint Eustatius ist kein touristisches Showprogramm wie auf Aruba oder St. Maarten, sondern das, was die Statianer wirklich essen – eine kreolische Mischung aus dem, was die Vorfahren aus Afrika, den Niederlanden, England, Portugal und den USA mitgebracht haben, gewürzt mit dem, was Meer und Vulkanboden hergeben. Weil die Insel nicht sonderlich fruchtbar ist, wird fast alles importiert, doch genau das macht die wenigen lokalen Zutaten umso wertvoller: freilaufende Ziegen, frischer Hummer und Fisch direkt vom Boot, Johnny Cakes, die noch in Pfannen über Holzfeuer gebacken werden, und die wilden Früchte, die Kinder vom Baum pflücken – Mango, Tamarinde, Soursop, Sugar Apple und Guave.
Das Nationalgericht ist Goat Water, ein dunkler, intensiver Ziegieneintopf mit viel Knoblauch, Zwiebeln, Nelken, Zimt und einem Hauch Scotch-Bonnet-Chili. Er wird stundenlang geköchelt, bis das Fleisch zart vom Knochen fällt, und ist bei jeder Feier, Beerdigung oder Familienzusammenkunft Pflicht. Wer Goat Water kochen kann, hat auf Statia Respekt.
Hummer (lobster) ist der zweite Star: von Oktober bis April darf gefangen werden, dann gibt es ihn gegrillt mit Knoblauchbutter oder als „lobster creole“ in scharfer Tomatensauce. Der Rest des Jahres muss man sich mit Red Snapper, Mahi-Mahi oder Wahoo begnügen – meist einfach mit kreolischer Sauce, Reis und „peas“ (meist rote Bohnen) oder mit Fungi, dem festen Maismehlbrei, der wie karibische Polenta schmeckt.
Typische Beilagen sind fast immer gleich: Johnny Cakes (frittierte kleine Brotfladen), gebratene Kochbananen (plantain), Coleslaw und ein Klecks heißer „pepper sauce“, die jede Familie anders mixt. Freitags und samstags stehen vor den kleinen Take-aways lange Schlangen für Pate – knusprige Teigtaschen mit Huhn, Rind oder Krabben – und für Bullfoot Soup, eine kräftige Suppe aus Kuhfuß und Linsen, die nach einem langen Tag wie Medizin wirkt.
Süßes ist einfach, aber süchtig machend: Tamarind Balls (scharf-süße Tamarindenkugeln mit Zucker und Chili), Coconut Tart, Guava Cheese und die allgegenwärtigen Sugar Cakes aus Kokos und Ingwer. Kinder verkaufen sie manchmal am Straßenrand aus alten Eiscremedosen.
Getränke? Carib-Bier ist Standard, aber richtig „statianisch“ trinkt man Bushwacker (ein cremiger Mix aus Rum, Kahlúa, Baileys, Kokoscreme und Muskat) oder Mauby, ein bittersüßes Getränk aus Baumrinde, das man entweder liebt oder hasst. Abends in den kleinen Bars gibt es oft selbstgemachten Schrubb – Rum, der Wochen in Gläsern mit Orangenschalen, Zimt und Nelken zieht.
Essen gehen ist entspannt und familiär. Es gibt keine Sterne-Restaurants, aber durchgute Esslokale:
- The Old Gin House: elegant, direkt am Meer, beste Lobster der Insel
- Ocean View Terrace: einfache kreolische Küche mit Blick auf die Bucht
- Cool Corner: chinesisch-karibische Fusion im Herzen von Oranjestad
- Smoke Alley Bar & Grill: samstags Ribs und Live-Musik
- sowie unzählige kleine Take-aways und „snackettes“, wo man für fünf Dollar satt wird.
Im Hauptort gibt es zahlreiche Lebensmittelgeschäfte. Die Herkunft der angebotenen Waren ist zum großen Teil US amerikanisch. Gekühlte Getränke gibt es überall. Die Preise der (für Touristen interessanten) Waren lag trotz günstigem US Dollar deutlich über dem deutschen Niveau. Besonders (importiertes) Obst und Gemüse waren sehr teuer. Die Preise sind immer in karibischen Gulden angegeben. Bezahlen kann man aber überall mit US$. Je nach Geschäft kann es aber sein, dass man als Wechselgeld die einheimische Währung bekommt. Dabei ist der Wechselkurs amtlich festgelegt und wird auch in den meisten Geschäften so umgerechnet (oder sollte es zumindest). Die Öffnungszeiten der einzelnen Läden sind nicht einheitlich festgelegt. Grundsätzlich findet man an jedem Wochentag (auch Sonntags) ein offenes Geschäft – zumindest bis 18 Uhr; an Werktagen auch länger.
Festkultur
Auf Sint Eustatius gelten die niederländischen Feiertage.
Feiertage:
- 1. Januar - New Year’s Day (Neujahrstag)
- April - Easter (Ostern)
- 1. Mai - Labour Day (Tag der Arbeit)
- 1. Juli - Emancipation Day (Tag der Sklavenbefreiung)
- Ende Juli - Statia Carnival (Karneval)
- 21. Oktober - Antillian Day (Antillentag)
- 1. November - All Saints Day (Allerheiligen)
- 16. November - Statia / America Day (Tag zur Erinnerung der Anerkennung der USA durch die Bewohner Statias)
- 25. Dezember - Christmas Day (Weihnachtstag)
- 26. Dezember - Boxing Day (Stefanitag)
- 31. Dezember - New Year’s Eve (Silvester)
Medien
Auf Saint Eustatius gibt es keine großen lokalen Sender oder Zeitungen, die ausschließlich für Statia produziert werden; stattdessen greifen die Bewohner auf Inhalte aus den Nachbarinseln wie Sint Maarten, Saba oder Bonaire zurück, ergänzt um digitale Plattformen und internationale Angebote. Dieses Mosaik spiegelt die enge Vernetzung der Karibik-Niederlande wider, wo Nachrichten oft multilingual und community-orientiert sind. Die Medienlandschaft ist geprägt von freier Presse, mit Fokus auf lokale Ereignisse, Tourismus, Umweltthemen und Hurrikan-Warnungen, unterstützt durch hohe Internetdurchdringung (über 80 Prozent der Haushalte).
Zeitungen und gedruckte Medien spielen eine untergeordnete Rolle, da viele Einwohner digital konsumieren. Es existiert keine eigenständige tägliche Zeitung auf Statia; stattdessen werden Publikationen aus Sint Maarten importiert oder online gelesen. Die prominenteste ist The Daily Herald, eine englischsprachige Tageszeitung aus Philipsburg, die seit Jahrzehnten die Leeward Islands abdeckt und Artikel zu Statia-Themen wie Gesundheit, Umweltschutz oder Infrastruktur veröffentlicht. Ergänzt wird sie durch das Antilliaans Dagblad (niederländisch) und kleinere Blätter wie SXM Info oder La Prensa (spanisch), die regionale Nachrichten bieten. Lokale Inhalte erscheinen oft in Community-Magazinen wie dem Statia News Bulletin oder in der monatlichen Statia Dive Log für Taucher. In Supermärkten und Hotels finden sich zudem internationale Zeitungen aus den USA oder Europa, aber der Trend geht klar zu digitalen Alternativen.
Radio ist das klassische Medium für den Alltag auf Statia, wo es in Autos, Küchen und auf Stränden läuft – ideal für Verkehrsberichte, Musik und Notfallmeldungen. Lokale Sender fehlen, doch Sender aus Sint Maarten dominieren: PJD2 Love Radio (AM/FM, mit R&B, Reggae und lokalen Talks), Tropixx FM (Hits und Insel-News), Laser 101 (Rock und Pop) oder The Oasis (christliche Inhalte). Diese erreichen Statia dank starker Signalübertragung und decken Themen wie Carnival-Vorbereitungen oder Wetterwarnungen ab. Insgesamt gibt es in der Region 13 Radiosender (9 AM, 4 FM), die von 217.000 Radios gehört werden, wobei Statia von der Nähe zu Sint Maarten profitiert. Podcasts und Streaming-Apps wie Spotify ergänzen das Angebot, besonders unter Jüngeren.
Fernsehen ist auf Satellit- und Kabelempfang angewiesen, da kein lokaler Sender existiert. Die drei regionalen TV-Stationen aus Sint Maarten – PJC-TV (Nachrichten und Unterhaltung), PJM-TV (Familienprogramme) und TV Carib (Dokus und Sport) – senden zu rund 69.000 Fernsehern in den Leeward Islands, inklusive Statia. Internationale Kanäle wie CNN, BBC oder niederländische Sender (NOS, RTL) sind über Kabelanbieter wie Flow oder Digicel verfügbar. Lokale Inhalte beschränken sich auf gelegentliche Berichte in regionalen News-Sendungen, unter anderem zu Statias Solarpark oder Haifischforschungen. Streaming-Dienste wie Netflix oder YouTube sind weit verbreitet, da viele Haushalte schnelles Internet haben.
Digitale und Online-Medien haben die Landschaft revolutioniert und machen Statia zu einem digitalen Hotspot trotz seiner Isolation. Die wichtigste Plattform ist Statia News auf Facebook, ein Community-Kanal mit täglichen Updates zu lokalen Events, Sport und Finanzen, der eigene Reportagen und User-Beiträge teilt. Offizielle Quellen wie die Statia Government News-Seite (statiagovernment.com) informieren über Politik, Infrastruktur und Katastrophenhilfe, während BES Reporter (bes-reporter.com) Nachrichten aus den gesamten Karibik-Niederlanden (Bonaire, Eustatius, Saba) bündelt. Regionale Portale wie 721news.com oder St. Martin News Network (smn-news.com) berichten über Statia in Kontext mit Sint Maarten, etwa zu Verkehrskontrollen oder Gewerkschaftsstreiks. The Daily Herald ist online stark vertreten und bietet E-Paper-Archive. Mit sechs Internet-Providern in der Region (zum Beispiel Chippie, Flow) und 34 Prozent Internetnutzung in der Nähe (auf Sint Maarten) erreichen 80 bis 90 Prozent der Statianer Online-Nachrichten via Smartphones. Social Media wie WhatsApp-Gruppen und Instagram ergänzen dies für hyperlokale Infos, zum Beispiel zu Fischmärkten oder Wanderungen.
Kommunikation
Sint Eustatius hat die Telefon-Vorwahl 0(0599)318.
Sport
Die wichtigste Sportart der Insel ist das Tauchen und Schnorcheln. Der St. Eustatius National Marine Park umfasst über 36 Tauchspots, darunter mehr als ein Dutzend 18. Jahrhundert-Schiffswracks wie die „Charles L. Brown“ oder die „Double Wreck“, sowie farbenprächtige Korallenriffe mit Barrakudas, Rochen, Haien und tropischen Fischen. Die Sichtweiten reichen bis 30 Meter, und die Strömungen sind mild – ideal für Anfänger bis Profis. Drei zentrale Dive-Center sorgen für Ausrüstung und Kurse: Golden Rock Dive Centre (am Resort mit PADI-Zertifizierung und maximal sechs Tauchern pro Guide), Scubaqua und Statia Divers. Bootstauchgänge dauern 5 bis 20 Minuten bis zu den Spots, und Preise starten bei 50 bis 80 US-Dollar pro Tauchgang. Ergänzt wird das durch Stand-Up-Paddling (SUP) und Kajakfahren an den drei Stränden (Zeelandia Bay, Oranje Bay und Crooks Castle Bay), wobei Crooks Castle wegen starker Unterströmungen eher für erfahrene Schwimmer geeignet ist. Fishing Charters für Big-Game-Fischen, wie Thunfisch oder Marlin, runden das maritime Angebot ab, oft mit Bootstouren und Whale-Watching kombiniert.
An Land dominiert Wandern und Hiking die Szene, vor allem im Quill/Boven National Park und dem Miriam C. Schmidt Botanical Garden. Der erloschene Quill-Vulkan mit seinem Kratersee ist ein Highlight: Ein zwei-bis dreistündiger Trail führt durch tropischen Regenwald mit Orchideen, Fruchtbäumen und endemischen Vögeln wie dem Kili Kili Kestrel. Fitness ist gefragt – der Aufstieg ist steil, aber belohnt mit Panoramablicken auf die Karibik. Weitere Pfade bieten Eco-Tours, Birdwatching oder leichtere Spaziergänge durch die Gärten. Für Aktivere gibt es Radtouren und gelegentliche Camping-Abenteuer, organisiert von lokalen Guides.
Ballsport
Traditionelle Sportarten wie Cricket und Fußball (Soccer) sind fester Bestandteil des Inselalltags und werden in informellen Matches auf Feldern in Oranjestad oder Golden Rock ausgetragen. Die Statia Cricket Association organisiert Turniere, oft mit Nachbarinseln wie Saba, und Fußballspiele finden samstags statt, mit leidenschaftlichen Zuschauern aus der ganzen Gemeinde. Basketball und Volleyball werden in Schulen und bei Festivals wie dem Carnival (Juli) oder Statia Day (16. November) gepflegt, inklusive Sports Camps für Jugendliche. Weniger prominent, aber verfügbar: Tennis und Mini-Golf im Golden Rock Resort, sowie Yoga & Pilates in Spas für Erholung.
Persönlichkeiten
Die wichtigsten mit der Insel verbundenen Persönlichkeiten sind:
- Pieter van Corselles (aktiv ab 1636), niederländischer Kommandant und Gouverneur
- Johannes de Graaff (1729 bis 1813), Gouverneur von Sint Eustatius
- Moses Levy Maduro (c18. Jahrhundert), Kaufmann, Mitglied der jüdischen Händlergemeinde
- Richard Clement (18. Jahrhundert), Kapitän und Kaufmann, aktiv im amerikanisch-niederländischen Waffenhandel
- Abraham Doncker (um 1800), Plantagenbesitzer, lokaler Politiker
- Charles A. Woodley (1904 bis 1985), Politiker
- Jeannette van Putten (1928 bis 2013), Lehrerin und Kulturaktivistin
- Clifford Gibbs (1932 bis 2010), Musiker und Bandleader
- Lionel „Lindo“ Francisca (* 1961), Künstler
- Reuben Merkman (* 1964), Politiker
- Alida Francis (* 1965), Rijksvertegenwoordigerin (Beauftragte der Niederlande für Statia, Saba und Bonaire)
Fremdenverkehr
Der Tourismus auf Sint Eustatius ist geprägt von einer Mischung aus historischer Bedeutung, Naturerlebnissen und Tauchen. Die Insel wird als authentische und nachhaltige Destination beworben, die Besuchern faszinierende Kolonialgeschichte, gut erhaltene historische Stätten wie Fort Oranje und Fort de Windt sowie Naturlandschaften wie den Quill-Nationalpark bietet. Die schwarzen vulkanischen Strände sind ein besonderer Kontrast zu den weißen Sandstränden anderer karibischer Inseln.
Taucher können über 36 verschiedene Tauchplätze mit farbenprächtigen Korallenriffen und Wracks erkunden. Darüber hinaus gibt es vielfältige Aktivitäten von Naturwanderungen bis zu Sternenbeobachtungen und Bootsfahrten bei Sonnenuntergang. Die Insel setzt auf nachhaltigen Tourismus, der die Natur respektiert und lokale Kultur fördert. Unterkunftsmöglichkeiten reichen von luxuriösen Hotels bis zu kleinen Boutiquen. Die Touristenzahlen sind in den letzten Jahren leicht gestiegen, mit etwa 5.800 Besuchern im Jahr 2023, die zu einem wirtschaftlichen Wachstum insbesondere im Gastgewerbe beitragen. Sint Eustatius wird als ruhige, sichere und gastfreundliche Ins
Die meisten Einrichtungen, die sich verstärkt an die Touristen wenden, liegen fast alle an der Küstenstraße, die sich einige Meter unterhalb der Stadt befindet und bis zum Hafen reicht. Hier befinden sich die wenigen Hotels, die drei Tauchbasen und ein paar Restaurants, aber auch die (sehr) kleinen Strände und das Büro der StENaPa (St Eustatius Nature Park Gesellschaft).
Gästezahlen: insgesamt
2000 8 880
2001 9 597
2010 10 000
2014 10 500
2017 10 900
2020 3 300
2023 5 800
2025 7 500
Literatur
- wikipedia = https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Sint_Eustatius
- wikitravel =
- wikivoyage =
Reiseberichte
- Barts / Boekje: Sint Eustatius, die unentdeckte Perle der Karibik = https://www.bartsboekje.com/de/st-eustatius-in-de-caraiben/
- Karibiksport: Statia, der stille Geheimtipp in der Karibik = https://karibiksport.de/statia-der-stille-geheimtipp-in-der-karibik/
Videos
- Sint Eustatius, Zeelandia Beach, drone flight = https://www.youtube.com/watch?v=iu2AC6VZxuo
- Sint Eustatius, the H idden Treasure = https://www.youtube.com/watch?v=FmGXM2SnhmM
- Reiseführer für St. Eustatius = https://www.youtube.com/watch?v=YJ8YmW1Lf7A
Atlas
Sint Eustatius, openstreetmap = https://www.openstreetmap.org/#map=13/17.48577/-62.97655
Sint Eustatius, Satellit = https://satellites.pro/Sint_Eustatius_map
Reiseangebote
Karibiksport: Sint Eustatius Karibik = https://karibiksport.de/sint-eustatius-karibik/
Statia Tourismus = https://statia-tourism.com/
Forum
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