Faial: Unterschied zwischen den Versionen

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* 28. Juli 1833 bis 18. Juli 1835 Provinz Westliche Azoren (''Provincia Ocidental dos Açores'') im Königreich Portugal (''Reino de Portugal'')
* 28. Juli 1833 bis 18. Juli 1835 Provinz Westliche Azoren (''Provincia Ocidental dos Açores'') im Königreich Portugal (''Reino de Portugal'')
* 18. Juli 1835 bis 28. März 1836 Bezirk Westliche Azoren (''Distrito Ocidental dos Açores'') des Königreichs Portugal (''Reino de Portugal'')
* 18. Juli 1835 bis 28. März 1836 Bezirk Westliche Azoren (''Distrito Ocidental dos Açores'') des Königreichs Portugal (''Reino de Portugal'')
* 28. Mä-rz 1836 bis 18. November 1895 Bezirk Horta (''Distrito de Horta'') des Königreichs Portugal (''Reino de Portugal'')
* 28. März 1836 bis 18. November 1895 Bezirk Horta (''Distrito de Horta'') des Königreichs Portugal (''Reino de Portugal'')
* 18. November 1895 bis 5. Oktober 1910 Autonomer Bezirk Horta (''Distrito Autónomo de Horta'') im Königreich Portugal (''Reino de Portugal'')
* 18. November 1895 bis 5. Oktober 1910 Autonomer Bezirk Horta (''Distrito Autónomo de Horta'') im Königreich Portugal (''Reino de Portugal'')
* 5. Oktober 1910 bis 27. August 1975 Autonomer Bezirk Horta (''Distrito Autónomo de Horta'') innerhalb der Republik Portugal (''República Portugesa'')
* 5. Oktober 1910 bis 27. August 1975 Autonomer Bezirk Horta (''Distrito Autónomo de Horta'') innerhalb der Republik Portugal (''República Portugesa'')

Aktuelle Version vom 22. November 2025, 08:43 Uhr

Faial ist eine grüne, vulkanisch geprägte Azoreninsel. Sie ist bekannt für ihr junge Kraterlandschaft und ihren tiefblauen „Hortensien-Gürtel“, der ihr den Beinamen Ilha Azul, die „Blaue Insel“, verleiht. Die Hauptstadt Horta gilt als legendärer Treffpunkt für Atlantiksegler aus aller Welt.

Inselsteckbrief
offizieller Name Ilha do Faial
alternative Bezeichnungen Ilha da Faia, Ilha da Faial, Faial (15. Jahrhundert), Ilha Azul (poetisch)
Kategorie Meeresinsel
Inseltyp echte Insel
Inselart vulkanische Insel
Gewässer Atlantischer Ozean (Oceano Atlântico)
Inselgruppe Azoren (Açores)
politische Zugehörigkeit Staat: Portugal (República Portuguesa)
Region: Azoren (Região Autónoma dos Açores)
Gliederung 13 freguesias (Ortschaften)
Status Kreis (concelho)
Koordinaten 38°35‘ N, 28°42‘ W
Entfernung zur nächsten Insel 4,9 km (Ilhéu Deitado), 6 km (Pico)
Entfernung zum Festland 1658 km (Cabo de Roca / Portugal)
Fläche 172,43 km² / 66,58 mi²
geschütztes Gebiet 140 km² / 54 mi² (81,2 %)
maximale Länge 40,5 km (W-O)
maximale Breite 24,1 km (N-S)
Küstenlänge 80,3 km
tiefste Stelle 0 m (Atlantischer Ozean)
höchste Stelle 1043 m (Cabeço Gordo)
relative Höhe 1043 m
mittlere Höhe 235 m
maximaler Tidenhub 1,4 bis 1,8 m (Horta 1,51 m)
Zeitzone HPA / AZOT (Horário Padrão dos Açores / Azores Time / Azoren-Zeit, UTC-1)
Realzeit UTC minus 1 Stunde 54 bis 55 Minuten
Einwohnerzahl 14.466 (2024)
Dichte (Einwohner pro km²) 83,89
Inselzentrum Horta


Name

Die Insel Faial erhielt ihren Namen von den ersten portugiesischen Seefahrern im 15. Jahrhundert aufgrund einer auffälligen Pflanze, die sie dort in großer Menge vorfanden. Als die Insel – vermutlich zwischen 1432 und 1439 – im Zuge der Entdeckungsfahrten unter Heinrich dem Seefahrer von Diogo de Teive und seinem Sohn wiederentdeckt oder erstmals genau kartiert wurde, war sie dicht bewachsen mit dem endemischen Baum Myrica faya. Dieser immergrüne Strauch oder kleine Baum wird im Portugiesischen faia oder faia-das-ilhas genannt und gehörte zur ursprünglichen Vegetation der meisten Azoren-Inseln. Auf Faial wuchs er jedoch besonders üppig und fiel den Seeleuten sofort ins Auge.

Da der Baum auf dem Festland Europas keine direkte Entsprechung hat, aber optisch an eine Buche erinnert, übertrugen die Portugiesen den bekannten Namen faia - portugiesisch für Buche - auf diese Art. Die Insel wurde daher zunächst schlicht Ilha da Faia oder Ilha de Faial genannt, „Insel der Faia-Bäume“ bzw. „Buchen-Insel“. Der Name setzte sich schnell durch und wurde offiziell. Im Laufe der Zeit fiel das „de“ weg, und die Insel heißt seit dem 16. Jahrhundert einfach Faial. Interessanterweise ist Myrica faya heute auf Faial durch spätere Besiedlung, Landwirtschaft und eingeführte Arten viel seltener geworden, doch der Name erinnert bis heute an die ursprüngliche, baumreiche Landschaft, die die ersten Entdecker hier vorfanden. Wegen der vielen blauen Hortensienhecken wird das Eiland heutzutage auch Ilha Azul, „blaue Insel“, genannt.

  • international:  Faial
  • amharisch:  ፋይያል [Fāyyāl]
  • arabisch:  فايال [Fayāl]
  • armenisch:  Ֆայալ [Fayal]
  • bengalisch:  ফায়াল [Fāẏāl]
  • birmanisch:  ဖရာယ် [Phayal]
  • bulgarisch:  Фаял [Fajal]
  • chinesisch:  法伊亚尔 [Fǎ yī yà ěr]
  • georgisch:  ფაიალი [Paiali]
  • griechisch:  Φαϊάλ [Faïál]
  • gudscheratisch: ફયાલ [Fayāl]
  • hebräisch:  פאיאל [Fa'yal]
  • hindi:  फायल [Phāyal]
  • japanisch:  ファイアル [Faigaru]
  • kambodschanisch: ហ្វាយ៉ាល [Phayāl]
  • kanaresisch:  ಫಯಲ್ [Phayal]
  • kasachisch:  Фаиял [Faial]
  • koreanisch:  파이알 [Paial]
  • laotisch:  ຟາຍອລ [Fāy'ōn]
  • makedonisch:  Фајал [Fajál]
  • malayalam:  ഫയൽ [Phayal]
  • maldivisch:  ފަޔާލް [Fayaal]
  • orissisch:  ଫାୟାଲ [Phāyāla]
  • pandschabisch: ਫਾਇਅਲ [Phāi'ala]
  • persisch:  فایال [Fāyāl]
  • russisch:  Фаял [Fayal]
  • serbisch:  Фајал [Fajál]
  • singhalesisch: ෆයාල [Phayāla]
  • tamilisch:  பயல் [Payal]
  • telugu:  ఫయాల్ [Phayāl]
  • thai:  ไฟยาล [Faiyāl]
  • tibetisch:  ཕ་ཡལ [Pāyal]
  • ukrainisch:  Фаял [Fayal]
  • urdu:  فایال [Fāyāl]
  • weißrussisch:  Фаял [Fayal]


Offizieller Name:  Faial

  • Bezeichnung der Bewohner:  Faialenses (Faialenser)
  • adjektivisch: faialense (faialensisch)


Kürzel:

  • Code:  FA / FAI
  • Kfz:  -
  • ISO-Code:  PG.AC.FA

Lage

Faial liegt im südwestlichen Zentrum der Azoren auf durchschnittlich 38°35‘ n.B. und 28°42‘ w.L..


Geografische Lage:

  • nördlichster Punkt:  38°38‘42“ n.B. (Punta dos Cedros)
  • südlichster Punkt:  38°30‘56“ n.B. (Caldeira do Inferno)
  • östlichster Punkt:  28°35‘56“ w.L. (Ponta da Rabeirinha)
  • westlichster Punkt:  28°50‘09“ w.L. (Ponta dos Capelinhos)


Entfernungen:

  • Ilhéu Deitado / Pico  4,9 km
  • Pico / Azoren (Area Funda)  6 km
  • São Jorge / Azoren (Punta de Ferraria) 30,7 km
  • Graciosa / Azoren (Carapacho)  68 km
  • Terceira / Azoren (Ponta de São Mateus) 108 km
  • Flores / Azoren (Ilhéu de Horta)  222 km
  • Corvo / Azoren (Costa del Este)  231 km
  • São Miguel / Azoren (Ponta da Ferraria) 252 km
  • Santa Maria / Azoren (Ilhéu da Barca) 348 km
  • Madeira (Ponta do Pargo) 1208 km
  • Cabo de Roca / Portugal  1658 km
  • Tarfaya / Marokko 1871 km

Zeitzone

In Faial gilt die Horário da Europa Ocidental, abgekürzt HEO bzw. WET (WEZ), identisch mit der Koordinierten Weltzeit (UTC), eine Stunde hinter der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) mit sommerzeitlicher Umstellung. Die Realzeit liegt um eine Stunde und 54 bis 55 Minuten hinter der UTC.

Fläche

Faial hat eine Fläche von 172,43 km² bzw. 66,58 mi², nach alternativen Angaben 173,06 km², bis 1957 169,94 km². Die Insel durchmisst von Westen nach Osten zwischen Ponta dos Capelinhos und Ponta da Ribeirinha 40,5 km, von Norden nach Süden zwischen Ponta dos Cedros und Porta do Castelo Branco 24,1 km. Die Küste ist insgesamt 80,3 km bei einem Tidenhub von 1,4 bis 1,8 m, bei Horta 1,51 m. Höchster Punkt ist der Cabeço Gordo mit 1043 m. Die mittlere Seehöhe beträgt 235 m.

Geologie

Die Insel ist vulkanischen Ursprungs. Davon zeugt unter anderem ihre höchste Erhebung, der Cabeço Gordo mit 1043 m. Die Caldera hat einen Durchmesser von zwei Kilometern und ist etwa 500 m tief. Faial ist die dem Mittelatlantischen Rücken nächstgelegene Azoreninsel. Immer wieder erlebte die Insel heftige Vulkanausbrüche. Im Jahr 1672 war ein Ausbruch des Cabeço da Fonte verantwortlich für den Tod zahlreicher Familien. Die jüngsten Vulkanausbrüche auf Faial erfolgten am 27. September 1957 und dann wieder vom 16. Dezember 1957 bis zum 12. Mai 1958. Dabei vergrößerte sich die Insel um 2,4 km², es bildete sich die Ponta dos Capelinhos. Dort befindet sich am alten Leuchtturm seit August 2008 ein Museum, das sich der Vulkanologie und der Geschichte des Ausbruchs widmet. Ein schweres Erdbeben erschütterte im Jahr 1998 die Insel und richtete in einigen Dörfern großen Schaden an.

Faial ist eine der geologisch jüngsten und aktivsten Inseln der Azoren und entstand direkt an der komplizierten Grenze dreier tektonischer Platten: der Nordamerikanischen, der Eurasischen und der Afrikanischen. Hier treffen die langsame Ost-West-Dehnung des Mitatlantischen Rückens und die nordwest-südöstlich verlaufende Terceira-Riftzone aufeinander. Dieses tektonische Chaos macht Faial zu einem geologischen Hotspot, an dem sich die Erde bis heute sichtbar verändert.

Die Insel selbst ist erst etwa 800.000 Jahre alt; die ältesten Lavaströme finden sich im Osten bei Cedros und Ribeirinha. Der Großteil der heutigen Landmasse entstand jedoch erst in den letzten 500.000 Jahren durch wiederholte Ausbrüche eines großen Schildvulkans. Dessen Gipfel brach vor etwa 10.000 bis 15.000 Jahren ein und hinterließ die markante Caldeira: einen fast kreisrunden, 2 km breiten und bis zu 400 m tiefen Kollapskrater, der heute von dichtem Urwald überwuchert ist. Der Kraterrand auf 1043 m (Cabeço Gordo) ist der höchste Punkt der Insel.

Rund um diese zentrale Caldeira entwickelte sich ein komplexes System aus mehr als 300 kleineren Monogenetischen Vulkanen (Schlackenkegel, Lavakuppeln und Maar-Krater). Besonders entlang der Ost-West verlaufenden Grabenstruktur der Capelo-Halbinsel und der Nord-Süd verlaufenden Ribeirinha-Verwerfung reihten sich in den letzten Jahrtausenden immer wieder neue Eruptionen aneinander. Die bekanntesten Beispiele sind die zahlreichen kleinen Kraterseen (Caldeirinhas) und die perfekt kegelförmigen Vulkane wie Cabeço do Fogo oder Monte Carneiro.

Den spektakulärsten Beweis für die anhaltende Aktivität lieferte der Ausbruch des Vulcão dos Capelinhos von September 1957 bis Oktober 1958. Innerhalb von nur 13 Monaten wuchs vor der Westküste eine neue Halbinsel von fast 2,5 km² aus Asche, Bimsstein und Lava. Der Leuchtturm von Ponta dos Capelinhos wurde halb verschüttet, Dörfer verschwanden unter meterdicker Asche, und die Insel vergrößerte sich messbar. Dieser sogenannte surtseytische Ausbruch (benannt nach der isländischen Insel Surtsey) ist einer der am besten dokumentierten Vulkanausbrüche des 20. Jahrhunderts und zeigt, dass Faial buchstäblich noch im Entstehen ist.

Auch unterseeisch geht die Aktivität weiter: Vor der Küste von Capelo und in der Banco D. João de Castro, nur 60 km nordöstlich, steigen regelmäßig Gasblasen auf, und seismische Schwärme erinnern daran, dass der Vulkanismus keineswegs erloschen ist. Faial ist somit nicht nur eine Insel aus Lavagestein und Asche, sondern ein lebendiger Organismus, der sich vor unseren Augen langsam weiter vergrößert und verändert.

Landschaft

Faial gehört zur Zentralgruppe des azorischen Archipels, und zusammen mit São Jorge und der Insel Pico, die 6 km entfernt liegt, bildet sie das Inseldreieck Ilhas do Triângulo.

Im Herzen der Insel thront die mächtige Caldeira do Faial: ein fast kreisrunder, zwei Kilometer breiter Vulkankrater, der sich 400 Meter tief in die Erde senkt und ringsum von einem dichten Grün aus Lorbeerwald, Farnen und endemischen Pflanzen überzogen ist. Vom Miradouro da Caldeira aus blickt man bei gutem Wetter nicht nur in diesen smaragdgrünen Kessel, sondern auch über das Meer bis zu den schneebedeckten Gipfeln des Pico und den schroffen Kämmen von São Jorge und Graciosa.

Ganz im Gegensatz dazu steht die Westspitze bei Capelinhos – eine der jüngsten Landschaften Europas. Der Vulkanausbruch von 1957/58 hat hier binnen eines Jahres eine neue Halbinsel aus schwarzer Asche und weißem Bimsstein geschaffen. Der alte Leuchtturm steht halb verschüttet in einer mondähnlichen Wüste, und wo einst Dörfer und Felder waren, rollen heute nur noch Wellen über die neuen schwarzen Strände. Wind, Nebel und das Tosen des Atlantiks machen diesen Ort zu einem der eindrucksvollsten Schauspiele der Azoren.

Dazwischen breitet sich das klassische azoreanische Postkartenbild aus: sanfte, sattgrüne Hügel, von Steinmauern und blauen Hortensienhecken durchzogen. Von Juni bis September verwandeln sich ganze Täler und Straßenränder in leuchtend blaue Korridore – daher der Beiname „Ilha Azul“. Die Kombination aus tiefgrünen Weiden, vulkanischen Kratern, schwarzen Lavaküsten und diesem intensiven Blau ist einzigartig.

An der Nordküste fallen steile Klippen ins Meer, im Süden öffnen sich weite Buchten mit dunklen Sandstränden, und überall erinnern kleine Kraterseen (wie die Lagoa da Fajã oder die Caldeirinhas) daran, dass man sich auf einem lebendigen Vulkanarchipel befindet.


Erhebungen

  • Cabeço Gordo   1043 m (Caldeira)
  • Alta do Guarda Sol  999 m (Caldeira)
  • Cabeço Redondo  983 m (Caldeira)
  • Lomba de Baixo  931 m (Caldeira)
  • Alto do Brejo  927 m (Caldeira)
  • Canto dos Baquinhos  922 m (Caldeira)
  • Alto do Cabouço  918 m (Caldeira)
  • Cabeço dos Trinta  755 m (Cabeço Verde)
  • Cangueiro  706 m (Serra de Feteira)
  • Arrochela  698 m (Caldeira)


See

  • Lago da Caldeira  0,11 km² (Seehöhe 573 m, Tiefe 23 m)


Flüsse

  • Ribeira de Flamengos   10,5 km
  • Ribeira do Rato / Fonte Nova   8,5 km

Flora und Fauna

Die Flora und Fauna auf Faial ist geprägt von üppigen Hortensienhecken, die die Landschaft dominieren, sowie einer vielfältigen Tierwelt, darunter endemische Vogelarten wie der Priolo und nachtaktive Sturmtaucher, während wildlebende Säugetiere wie Kaninchen und Igel das Hinterland bevölkern.

Flora

Die ursprüngliche Vegetation Faials gehörte zum makaronesischen Lorbeerwald (Laurisilva), einem feuchten, nebelverhangenen Urwald, der vor Millionen Jahren weite Teile Südeuropas bedeckte und heute nur noch auf den Azoren, Madeira und den Kanaren überlebt hat. Im Krater der Caldeira, dem 400 m tiefen und zwei Kilometer breiten Herzstück der Insel, ist dieser tertiäre Wald noch fast intakt: Hier wachsen endemische Baumheide (Erica azorica) und Azoren-Wacholder (Juniperus brevifolia) zu stattlichen Bäumen heran, Lorbeer (Laurus azorica), Azoren-Stechpalme und der seltene Picconia azorica bilden ein dichtes, immergrünes Dach. Der Boden und Stämme sind überzogen mit üppigen Moosen, Lebermoosen und riesigen Farnen – manche davon, wie die Königs-Kettenfarn (Woodwardia radicans), erreichen Mannshöhe. Die Luftfeuchtigkeit liegt oft bei 95–100 %, alles glänzt, tropft und duftet nach feuchter Erde und Harz.

An den steilen Küstenklippen klammern sich weitere azorische Raritäten fest: die Azoren-Glockenblume (Azorina vidalii), das zarte Azoren-Vergissmeinnicht und die vom Aussterben bedrohte Wolfsmilch Euphorbia stygiana, von der weltweit nur noch wenige Dutzend Exemplare existieren. Doch seit der Besiedlung im 15. Jahrhundert hat sich das Bild dramatisch verändert. Große Teile des Urwaldes wurden für Weiden und Felder abgeholzt. An ihre Stelle traten eingeschleppte Arten: japanische Hortensien, neuseeländischer Flachs, Ingwerlilien (Hedychium gardnerianum), Pittosporum und ganze Wälder von Japan-Zedern (Cryptomeria japonica). Manche dieser Exoten, besonders die Ingwerlilien, breiten sich explosionsartig aus und verdrängen die einheimische Flora. Deshalb laufen auf Faial intensive Renaturierungsprojekte – in der Caldeira und auf der erst 1957/58 entstandenen, kargen Lavazunge von Capelinhos werden invasive Arten entfernt und endemische Pflanzen wieder angesiedelt.

Fauna

Die Tierwelt Faials ist geprägt vom offenen Atlantik. Da die Azoren nie mit einem Kontinent verbunden waren, gibt es keine einheimischen Land-Säugetiere außer einer Fledermausart, der Azoren-Fledermaus (Nyctalus azoreum). Alle anderen Säugetiere – Kühe, Schafe, Kaninchen, Ratten – wurden vom Menschen eingeführt. Dafür ist die Insel ein Paradies für Meeresbewohner und Vögel.

Vor den Küsten Faials ziehen ganzjährig Pottwale entlang, im Frühjahr und Herbst gesellen sich Blau-, Finn- und Buckelwale hinzu, dazu zahlreiche Delfinarten – allen voran Große Tümmler und Atlantische Fleckendelfine, die oft in großen Schulen spielen. Die Gewässer rund um Faial und die Nachbarinsel Pico gelten als eines der besten Walbeobachtungsgebiete Europas; ehemalige Walfänger aus Horta führen heute Touren mit dem Boot oder vom Land aus.

An Land sind Vögel die Stars: Der Azoren-Bussard (Buteo buteo rothschildi), eine endemische Unterart, kreist über den Kratern. In den Lorbeerwäldern singt der azorische Buchfink (Fringilla coelebs moreletti) mit eigenem Dialekt, und im Frühjahr hallt der Ruf des seltenen Priolo (Pyrrhula murina) durch die Caldeira – der azorische Gimpel ist das Symbol für den Naturschutz auf den Azoren. An den Klippen brüten Gelbschnabel-Sturmtaucher (Calonectris borealis), Buntfuß-Sturmschwalben und die elegante Rosenseeschwalbe. Im Herbst und Frühjahr machen Zugvögel aus Amerika und Europa Rast – manchmal sogar seltene Gäste wie amerikanische Waldwasserläufer oder Graubrust-Strandläufer.

Naturschutz

Faial ist eine der am umfassendsten geschützten Inseln der Azoren: Rund 140 km² ihrer 173 km² Gesamtfläche stehen unter Naturschutz. Der Parque Natural da Ilha do Faial, der seit 2008 die gesamte Insel als Naturpark zusammenschließt, bündelt eine Vielzahl spezialisierter Schutzgebiete und sorgt dafür, dass fast das gesamte Hochland, die vulkanischen Extremzonen und weite Teile der Küste vor Bebauung und intensiver Nutzung bewahrt bleiben.

Das Herzstück bildet die Reserva Natural da Caldeira do Faial (ca. 3,13 km²), der 400 m tiefe, urwaldüberwucherte Kollapskrater im Zentrum der Insel. Er ist streng geschützt und darf nur auf einem einzigen markierten Rundweg betreten werden, um die empfindlichen endemischen Pflanzen und das feuchte Lorbeerwald-Ökosystem zu erhalten.

Im äußersten Westen schützt die Reserva Natural dos Capelinhos e Costa Norte die erst 1957–1958 entstandene Asche- und Lavahalbinsel (ca. 4,5 km²) sowie die steilen Klippen der Nordküste. Hier darf sich die Natur seit dem letzten Ausbruch ohne menschliche Eingriffe entwickeln; die Pionierpflanzen, die als erste die schwarze Wüste besiedeln, sind ein lebendiges Lehrstück der Sukzession.

Weite Teile der fruchtbaren Ebenen und Hügel stehen als Área Protegida para a Gestão de Habitats ou Espécies (Natura-2000-Gebiete) unter Schutz, vor allem die klassische azoreanische Kulturlandschaft mit ihren Hortensienhecken, Steinmauern und Weiden. Diese Flächen machen zusammen mit dem landwirtschaftlichen Schutzbereich etwa die Hälfte der Insel aus und verhindern eine weitere Zersiedelung.

Kleinere, aber nicht weniger wertvolle Juwelen sind der Morro de Castelo Branco (ein isoliertes Vogelfelsen-Reservat an der Südküste), die Gruppe der Caldeirinhas (winzige Kraterseen im Inselinneren), der Parque Florestal do Cabouco Velho und mehrere Küstenabschnitte, die als Áreas Protegidas de Recursos Geridos Brutplätze von Seevögeln und Ruhezonen für Meeressäuger sichern. Auch der Meeresstreifen zwischen Faial und Pico gehört zum Schutznetz, denn hier ziehen ganzjährig Pottwale, Finnwale und Delfine durch.

Klima

Faial, eine der zentralen Inseln der Azoren im Nordatlantik, besitzt ein ausgeprägt ozeanisches Klima, das durch den warmen Golfstrom, die Lage im Westwindgürtel und die Nähe zum offenen Ozean geprägt wird. Es ist mild, sehr feucht und ganzjährig relativ ausgeglichen, ohne echte Extreme. Nach der Köppen-Geiger-Klassifikation fällt Faial in die Kategorie Cfb – ein warmgemäßigtes Regenklima (ozeanisch) mit niederschlagsreichen Wintern und mäßig warmen Sommern.

Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt in Horta (Meereshöhe) etwa 17,5 bis 18°C. Der kälteste Monat ist der Februar mit rund 14°C im Mittel, der wärmste der August mit 23 bis 24°C. Temperaturen unter 8°C oder über 28°C sind extrem selten; in Meereshöhe gibt es praktisch nie Frost, in höheren Lagen (zum Beispiel Cabeço Gordo, 1043 m) kann es im Winter jedoch leichten Bodenfrost geben.

Niederschlag fällt das ganze Jahr über häufig und gleichmäßig, wobei Herbst und Winter etwas feuchter sind. In Horta werden jährlich etwa 1000 bis 1200 mm gemessen, in höheren Lagen und an den Nordwesthängen der Caldeira deutlich mehr, teilweise über 2.000 mm. Regenschauer sind oft kurz, aber intensiv, und Nebel ist besonders in den Höhenlagen häufig. Die relative Luftfeuchtigkeit liegt ganzjährig meist zwischen 75 und 85 %, was zusammen mit den häufigen Winden das typische „frische“ azorische Gefühl erzeugt. Stürme und kräftige Westwinde sind vor allem von Oktober bis März normal.


Klimadaten für Horta (62 m, 1961 bis 1990)

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Mitteltemperatur (°C) 14,2 13,6 14,2 14,9 16,5 18,7 21,1 22,2 21,3 18,8 16,7 15,4 17,3
Niederschlag (mm) 112 99 80 62 56 48 35 53 90 106 115 114 970
Niederschlagstage 19 19 18 17 17 15 14 13 15 18 21 21 207
Luftfeuchtigkeit (%) 82 84 82 82 84 84 83 83 82 82 83 84 83
Windgeschwindigkeit (km/h) 24 27 24 22 20 17 15 15 18 20 22 26 21
Wassertemperatur (°C)

Mythologie

Faial ist zwar die jüngste der besiedelten Azoren-Inseln und wurde erst um 1430 von portugiesischen Seefahrern in Besitz genommen, doch schon kurz nach der Ankunft der ersten Siedler begannen sich Geschichten um die wilde, nebelverhangene Landschaft zu ranken. Weil die Insel keine vorportugiesische Bevölkerung kannte, stammen die meisten Mythen nicht aus einer uralten einheimischen Tradition, sondern aus der Phantasie der Siedler, Walfänger und Seeleute, vermischt mit christlichen Heiligenlegenden und den Schauergeschichten der großen Entdeckerzeit.

Die bekannteste Sage Faials spielt zwischen Faial und der Nachbarinsel Pico, die nur sechs Kilometer entfernt über den Canal liegt. Der Legende nach verliebte sich im 16. Jahrhundert eine schöne portugiesische Adlige, die „Prinzessin des Kanals“, in einen einfachen Fischer von Pico. Ihr Vater, ein mächtiger Grundbesitzer auf Faial, verbot die Verbindung. In einer stürmischen Nacht flohen die beiden Liebenden mit einem Boot. Als sie den Canal überquerten, brach ein furchtbarer Sturm los; man sagt, der Teufel selbst habe das Meer aufgepeitscht. Das Boot zerschellte an den Felsen unter dem Monte da Guia. Seitdem soll der Geist der Prinzessin in Vollmondnächten in weißem Kleid auf der Spitze des Monte da Guia stehen und nach ihrem Geliebten rufen. Fischer berichten bis heute, dass sie manchmal ein gespenstisches Licht über dem Wasser sehen – die Laterne des ertrunkenen Fischers, die noch immer nach seiner Prinzessin sucht.

Unter dem Monte da Guia, im schwarzen Vulkankegel, soll außerdem der Schatz der Prinzessin verborgen liegen: Gold und Juwelen, die sie aus dem Palast ihres Vaters mitnahm. Wer ihn findet, wird jedoch vom Fluch getroffen und stirbt innerhalb eines Jahres. Mehrere Schatzsucher sollen schon wahnsinnig geworden sein, weil sie nachts das Weinen der Prinzessin hörten.

Wie auf allen Azoren-Inseln gibt es auch auf Faial Geschichten von den Mouras Encantadas – verzauberten maurischen Prinzessinnen, die in Höhlen oder Kratern wohnen und auf ihre Erlösung warten. In der tiefen Caldeira sollen sieben dieser wunderschönen, aber traurigen Frauen leben. Sie erscheinen nur in Nebelnächten als schimmernde Gestalten in langen weißen Gewändern und kämmen ihr goldenes Haar mit goldenen Kämmen. Wer einem von ihnen begegnet und den Kamm oder Haar berührt, wird sofort in die Unterwelt gezogen und muss für immer bei den Mouras bleiben. Nur wer ein Kreuzzeichen macht und ein Ave-Maria spricht, kann sich retten. Noch in den 1950er Jahren schworen Hirten aus Cedros, sie hätten die Mouras in der Caldeira-Nebel singen hören – ein Lied so schön und traurig, dass die Kühe vor Rührung mehr Milch gaben.

Als 1957 der Vulkan von Capelinhos aus dem Meer explodierte und die Insel um fast zwei Quadratkilometer vergrößerte, war für viele Inselbewohner klar: Der Teufel selbst hatte sich ein neues Reich geschaffen. Die alten Walfänger erzählten, dass der Vulkan nur deshalb erwacht sei, weil ein gottloser Kapitän aus Horta vor Jahren einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte: Reichtum und sichere Fahrt gegen seine Seele. Als der Kapitän starb, ohne gebeichtet zu haben, habe der Teufel die Erde aufgerissen, um die Seele einzufordern. Noch heute sagen die Fischer von Capelo, dass man nachts auf der schwarzen Asche von Capelinhos manchmal rote Augen glühen sieht und Schwefel riecht – der Teufel warte noch immer auf den Rest seiner Beute.

Eine christliche Legende erzählt, wie die Insel Faial vor einem noch schlimmeren Vulkanausbruch gerettet wurde. Im Jahr 1672 drohte der Vulkan Cabeço do Fogo die ganze Insel zu verschlingen. Die Bewohner trugen in einer Prozession das Bild der heiligen Bárbara (Schutzpatronin gegen Feuer und Blitz) zum Kraterrand und flehten um Erbarmen. Plötzlich soll ein gewaltiger Windstoß aufgekommen sein, der die Lava in eine andere Richtung lenkte. Seitdem steht auf dem höchsten Punkt des Cabeço do Fogo eine kleine Kapelle der Santa Bárbara, und jedes Jahr am 4. Dezember wird dort eine Messe gelesen, bei der die Inselbewohner der Heiligen für den Schutz danken.

Geschichte

Die Insel Faial, Teil der Azoren, wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts von Portugiesen und flämischen Siedlern besiedelt und entwickelte sich aufgrund ihrer geografischen Lage zu einem wichtigen Zwischenstopp auf den transatlantischen Handels- und Kommunikationsrouten. Bedeutende Ereignisse in ihrer Geschichte sind der Vulkanausbruch des Capelinhos 1957/58, der die Insel um 2,4 km² vergrößerte, sowie ein starkes Erdbeben im Jahr 1998, das schwere Schäden anrichtete.​

Entdeckungszeit

Die Azoren waren vor dem 15. Jahrhundert unbewohnt. Zwar tauchen auf katalanischen und italienischen Seekarten des 14. Jahrhunderts gelegentlich Inselgruppen im westlichen Atlantik auf – manchmal mit Namen wie „Insulae de Ventura“ oder „São Brandão“ –, doch es gibt keinerlei archäologischen Beweis dafür, dass Phönizier, Wikinger oder andere Seefahrer die Inseln je betreten hätten. Die Azoren blieben bis zur großen portugiesischen Expansionsphase unter Heinrich dem Seefahrer terra incognita.

Diogo de Silves wurde von Heinrich dem Seefahrer, Prinz von Portugal, aus dem Hause Avis in Richtung Azoren gesandt. und entdeckte 1427 die östlichen und zentralen Inseln der Azoren. Eine kleine Gruppe von Portugiesen von der Insel Terceira besiedelte Faial im Jahre 1432. Im selben Jahr befahl der flämische Prinz Henry Josse von Huerter, die Insel zu besiedeln. Um die gleiche Zeit wurde Faial von Diogo de Teive oder einem anderen Kapitän im Dienst des Infanten D. Henrique gesichtet. Den Namen erhielt die Insel von den zahlreichen „faias“ – den einheimischen Buchenbäumen (Myrica faya), die den Seefahrern sofort ins Auge stachen.

Pionierzeit

Trotz der frühen Entdeckung begann die eigentliche Kolonisierung der mittleren und westlichen Inseln erst deutlich später als auf São Miguel und Santa Maria. Erst als die Herzogin Isabel von Burgund, Schwester des Infanten und Ehefrau Philipps des Guten, die Azoren als Lehen erhielt, kam Bewegung in die Besiedlung der Zentralgruppe.

Den entscheidenden Impuls gab der flamische Adlige Josse van Huerter (Jobst van Heurter oder Joos de Hurtere). 1465 oder 1466 segelte er mit einer kleinen Gruppe von etwa 15 Flamen zunächst nach Flores und Corvo, musste aber wegen Wassermangels wieder abziehen. Danach landete er an der Ostküste Faials im heutigen Praia do Almoxarife und gründete dort die erste kleine Siedlung im Vale dos Flamengos – dem „Tal der Flamen“. Die Bedingungen waren erbarmungslos: Vulkanasche, kaum fruchtbares Land, schlechtes Trinkwasser. Viele Siedler starben, andere wollten heimkehren. Van Huerter selbst reiste nach Flandern zurück, um neue Kolonisten und finanzielle Unterstützung zu gewinnen.

1468 oder 1470 kehrte er triumphierend zurück – diesmal mit einer größeren, besser ausgerüsteten Gruppe und mit der offiziellen Ernennung zum erblichen Kapitän-Donatário von Faial und Pico durch den Infanten D. Fernando. Die Siedlung wurde aus dem exponierten Praia do Almoxarife ins geschützte, fruchtbare Horta-Tal verlegt. Der Name „Horta“ leitet sich direkt von van Huerters Familiennamen ab („de Hurtere“ wurde zu „da Horta“). In den folgenden Jahren kamen weitere Siedler: Flamen aus Brügge und Gent, Portugiesen vor allem aus dem Minho und dem Douro sowie einige Familien von Madeira. Die flämische Prägung war so stark, dass Faial jahrhundertelang auch „Ilha dos Flamengos“ genannt wurde.

Unter van Huerter und seinen Nachfolgern entstand rasch eine geordnete Gesellschaft. Seine Tochter Joãna de Macedo heiratete Ende der 1480er Jahre Martin Behaim, den Anreger des ersten, erhaltenen Globus. Nach seinem Tod 1495/96 folgte ihm sein Sohn Joos der Jüngere. Zwischen 1490 und 1493 verwaltete sogar der berühmte Nürnberger Kartograf und Seefahrer Martin Behaim (Ehemann von van Huerters Tochter) interimistisch die Kapitanie. Ab etwa 1500 ging das Amt jedoch endgültig an portugiesische Adlige über.

Wirtschaftlich lebte die Insel zunächst vom Weizenanbau, doch schon ab den 1480er Jahren begann der Anbau von Waid (Pastell), einer Färberpflanze, deren blauer Farbstoff in Europa enorm gefragt war. Faial und besonders Pico wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geradezu reich durch den Waid-Export – ein erster großer Wohlstandsboom.

Am 2. August 1522 erhielt die kleine Siedlung Horta offiziell das Stadtrecht und wurde damit eine der ersten „Cidades“ der Azoren. Der geschützte Hafen in der Bucht von Horta entwickelte sich schnell zum wichtigsten Stützpunkt zwischen Europa und den Amerikas.

So entstand innerhalb weniger Jahrzehnte aus einer unwirtlichen Vulkaninsel eine blühende Kolonie, deren flämisch-portugiesische Mischkultur bis heute in Familiennamen (zum Beispiel Silva, Goulart, Huybertsz, Silvares), in der Architektur und in Ortsnamen wie „Flamengos“ oder „Feteira“ spürbar ist.

Blütezeit

Das 16. Jahrhundert war die große Stunde Faials. Der Waid-Boom (Pastell), der bereits in den 1480er Jahren begonnen hatte, erreichte zwischen 1500 und 1570 seinen Höhepunkt. Auf den fruchtbaren Böden der Insel und besonders auf Pico wuchs die Färberpflanze Isatis tinctoria prächtig; der blaue Farbstoff war in Flandern, England und Italien unentbehrlich für die Tuchproduktion. Aus dem Hafen von Horta segelten Jahr für Jahr Schiffe mit Hunderten Tonnen Waidpflanzen-Ballen. Reiche flämisch-portugiesische Familien (Goulart, Dutra, Silva, Lemos) bauten prächtige Herrenhäuser, stifteten Klöster und Kirchen. Die Jesuitenkirche (heute Igreja do Colégio), die mächtige Igreja Matriz de São Salvador und das Franziskanerkloster entstanden in manuelinischem und manieristischem Prunk. Horta wurde zur reichsten Stadt der Azoren.

Der Reichtum lockte jedoch Räuber. Ab den 1560er Jahren wurde Faial zum bevorzugten Ziel von Korsaren aller Nationen. 1567 plünderten französische Hugenotten unter Pierre Bertrand de Montluc die Stadt; 1589 eroberte der englische Earl of Cumberland Horta nach kurzer Belagerung; 1597 verwüsteten die Flotten von Walter Raleigh und Robert Devereux, Earl of Essex, die Insel fast vollständig – die Befestigungen waren zu schwach, um den Kanonen der englischen Galeonen standzuhalten. 1583 hatte Faial als eine der letzten azoreanischen Inseln den Prätendenten Dom António unterstützt, nach dessen Niederlage gegen Philipp II. von Spanien wurde die Insel hart bestraft.

Niedergangszeit

Die folgenden 80 Jahre der Iberischen Union (1580 bis 1640) brachten wirtschaftlichen Niedergang. Der Waidmarkt brach ab etwa 1570 zusammen – erst durch billigeren Indigo aus Amerika, später durch synthetische Farben. Viele wohlhabende Familien wanderten nach Brasilien aus. Die Insel lebte nun von Weizen, Mais und etwas Wein (Verdelho), aber die Erträge waren bescheiden.

Im 17. Jahrhundert wurde der Weinanbau zur neuen Hoffnung. Besonders der Verdelho von Pico, der über Horta verschifft wurde, fand in England, Russland und sogar am Zarenhof Anklang. Gleichzeitig wurde Horta zur wichtigsten Zwischenstation im transatlantischen Handel. Karavellen aus Brasilien und Indien, Galeonen der Silberflotte und später englische, holländische und französische Handelsschiffe liefen die geschützte Bucht an, um Wasser, Lebensmittel und Reparaturen zu erhalten. Die Festung Santa Cruz, die ab 1567 verstärkt und im 17. Jahrhundert weiter ausgebaut wurde, schützte den Hafen.

Die Restauration von 1640 und die Rückkehr der Braganza-Dynastie brachten Faial keine große Erleichterung. Im Gegenteil - im 18. Jahrhundert nahmen Piratenangriffe aus Nordafrika wieder zu; algerische und marokkanische Korsaren entführten Dutzende Einwohner in die Sklaverei. Erdbeben (besonders 1757 und 1766) und Vulkanausbrüche (1672/73 auf Pico, 1718 Cabeço do Fogo) zerstörten immer wieder Felder und Dörfer.

Walfangzeit

Erst im späten 18. Jahrhundert begann ein neuer Aufschwung – diesmal durch den Walfang. Ab etwa 1760 segelten englische und amerikanische Walfänger die Azoren an, um Mannschaften anzuwerben und Proviant aufzunehmen. Faial wurde zur „Hauptstadt des atlantischen Walfangs“. Hunderte junge Männer aus Horta, Praia do Almoxarife und den Dörfern heuerten auf Schiffen aus Nantucket, New Bedford und Salem an. Sie brachten nicht nur Geld, sondern auch neue Ideen, englische Sprache und protestantische Einflüsse mit. Konsulate der USA (das älteste der Azoren, 1795 eröffnet), Großbritanniens und anderer Nationen siedelten sich in Horta an.

Das verheerendste Ereignis dieser ganzen Epoche ereignete sich jedoch erst am 23. Juni 1808: Ein gewaltiges Erdbeben zerstörte große Teile von Horta und der Nachbarorte. Viele der prächtigen Kirchen und Herrenhäuser aus dem 16. Jahrhundert stürzten ein oder wurden schwer beschädigt. Der Wiederaufbau dauerte Jahrzehnte und prägt bis heute das Stadtbild mit seinen schlichteren, klassizistischen Gebäuden.

Am 1. August 1807 erschien eine britische Flotte unter Rear-Admiral Sir Sidney Smith vor Horta. Die portugiesische Garnison leistete keinen Widerstand, da der Prinzregent Dom João (später João VI.) bereits im April 1807 ein geheimes Abkommen mit Großbritannien geschlossen hatte, das den Azoren britischen Schutz zusicherte, falls Napoleon Portugal angreifen sollte. Die Inseln wurden unter britisches Militärkommando gestellt, um eine französische oder französisch-spanische Invasion zu verhindern. Auf Faial wurde die Festung Santa Cruz von britischen Truppen besetzt, ein britisches Bataillon (meist Teile des 2nd Battalion, 42nd Regiment of Foot – „Black Watch“) war in Horta stationiert. Im Mai/Juni 1814 zogen die Truppen nach dem Ende der Napoleonischen Kriege wieder ab.

Als das 19. Jahrhundert anbrach, war Faial keine reiche Insel mehr, aber eine kosmopolitische. In den Cafés von Horta sprachen Seeleute aus aller Welt Englisch, Portugiesisch und Azoreanisch durcheinander. Der Hafen war voll von Walfängern, Handelsschiffen und später den ersten Dampfern. 1857 wurde die erste Walfanggesellschaft gegründet. Die Insel hatte ihre Blütezeit des Waids verloren, ihre Kirchen durch Erdbeben eingebüßt, doch sie hatte sich in eine der wichtigsten Drehscheiben des Atlantiks verwandelt – und genau diese Rolle sollte sie im 19. und 20. Jahrhundert noch berühmter machen.

Die Europe & Azores Telegraph Co. verlegte 1893 das erste Unterseekabel zwischen Faial und Lissabon. Das Kabel wurde durch die Firma Telcon hergestellt. Damit begann eine Phase, in der Faial zu einem wichtigen Knotenpunkt in der Telekommunikation wurde. Im Jahre 1900 wurde ein weiteres Unterseekabel von Greetsiel und Borkum nach Faial und von dort weiter nach Coney Island in New York durch die German Atlantic Telegraph Co. verlegt. Das Kabel wurde von Felten & Guilleaume sowie Telcon hergestellt. Im gleichen Jahr wurde ein weiteres Kabel zwischen Horta und Neuschottland und von dort weiter nach New York verlegt. Das Kabel wurde von der Siemens Brothers Co. in London gefertigt. Betrieben wurde es durch die US-amerikanische Firma Commercial Cable Company, welche das Unterseekabel 1901 bis nach Waterville in Irland verlängern ließen. Im gleichen Jahr wurde zwischen der Kapverdischen Insel São Vicente und Faial durch die Telcon abermals ein Kabel verlegt, das von der Western Telegraph Company betrieben wurde.

Durch die Norddeutschen Seekabelwerke wurde sowohl 1903 zwischen Greetsiel und Faial als auch 1904 zwischen New York und Faial jeweils ein neues Unterseekabel verlegt. Betreiber der beiden Kabel war die German Submarine Telegraph Co. Zwischen São Vicente auf den Kapverden und Faial verlegte die Telcon 1906 ein neues Unterseekabel, das durch die Western Telegraph Co. betrieben wurde. Außerdem verlegte die Telcon 1923 ein Unterseekabel zwischen Le Havre und Faial, welches durch die Commercial Cable Co. betrieben wurde, und 1924 sowohl ein Unterseekabel zwischen New York und Faial, welches im Betrieb von Western Union Telegraph Co. war, als auch ein von Italcable betriebenes Unterseekabel zwischen Málaga und Faial.

Die Norddeutschen Seekabelwerke verlegten 1926 ein Kabel zwischen Borkum und Faial, welches durch die German Atlantic Telegraph Co. betrieben wird. Im Jahr 1928 verlegt die Telcon ein Kabel zwischen Neufundland und Faial, welches durch die Western Union Telegraph Co. betrieben wird. Die Unterseekabel zwischen Horta und Neuschottland und zwischen Horta und Waterville wurden 1962 stillgelegt.

Weltkriegsära

Als der Erste Weltkrieg 1914 ausbrach, war Faial längst keine Walfanginsel mehr. Der letzte azoreanische Walfänger hatte 1913 seinen Speer eingezogen; stattdessen verdiente die Insel ihr Geld mit Orangen, Ananas, Wein und vor allem mit den neuen Unterseekabeln. Seit 1893 lag Horta an der wichtigsten transatlantischen Telegrafenroute der Welt. Die deutsche „Deutsche Atlantische Telegraphengesellschaft“ (später German Cable Company) hatte hier ihre größte Relaisstation außerhalb Europas gebaut. Drei dicke Kabel liefen von Horta aus nach New York, nach Emden und nach Lissabon. 1914 arbeiteten über 200 Deutsche und Deutsche-Schweizer in der „Deutschen Kabel“ in Horta – sie waren plötzlich Feindbürger.

Am 4. September 1916 geschah das bis heute spektakulärste Ereignis dieser Zeit: Der deutsche Hilfskreuzer SMS Möve lief in die Bucht von Horta ein, hisste die neutrale norwegische Flagge und schickte ein Boot an Land. In nur 45 Minuten kappten deutsche Matrosen alle drei Unterseekabel mit Sägen und Dynamit – die wichtigste Nachrichtenverbindung zwischen Europa und Amerika war für Monate tot. Die portugiesische Garnison in der Festung Santa Cruz konnte nichts tun, denn Portugal war zwar seit März 1916 mit Deutschland im Kriegszustand, aber die Azoren waren praktisch unbewaffnet. Die Deutschen verließen die Bucht ebenso schnell, wie sie gekommen waren.

Im Rest des Krieges blieb Faial ruhig, aber unter ständiger britischer und später amerikanischer Beobachtung. Die Kabelstation wurde von den Alliierten beschlagnahmt und von britischen Technikern weiterbetrieben.

In den 1920er und 1930er Jahren wurde Horta zum Mekka der transatlantischen Luftfahrt. Die großen Wasserflugzeuge der Pan American (Clipper), der Lufthansa und der Air France mussten auf ihrem Weg von Amerika nach Europa einen Zwischenstopp einlegen – die Reichweite reichte noch nicht für Nonstop-Flüge. Die Bucht von Horta war der einzige geschützte Naturhafen weit und breit. Ab 1936 landeten regelmäßig die Boeing 314 und die Dornier Do 26. Hotels und Cafés schossen aus dem Boden; die Einwohner lernten, „Good morning“ und „Combien?“ zu sagen. 1939 wurde sogar ein kleiner Flugplatz in Castelo Branco gebaut (der heutige Aeroporto da Horta).

Der Zweite Weltkrieg brachte Faial dann erneut ins Zentrum der Weltpolitik – diesmal als neutraler, aber hochgradig strategischer Punkt.

Portugal blieb unter Salazar offiziell neutral, doch bereits am 8. Oktober 1941 unterzeichnete die Regierung ein geheimes Abkommen mit Großbritannien. Britische Truppen besetzten am 20. Oktober 1941 erneut die Festung Santa Cruz und stationierten mehrere hundert Mann auf Faial (vor allem RAF- und Royal-Engineer-Einheiten). Gleichzeitig bauten die Briten in nur 14 Monaten den neuen Militärflugplatz „Lajes“ auf Terceira – aber auch auf Faial entstanden Beobachtungsposten, Küstenbatterien und ein kleiner Seeflieger-Stützpunkt in der Bucht.

Ab 1943, nach dem Eintritt der USA in die Allianz mit Portugal (Azoren-Abkommen vom 28. August 1943), wurde Faial noch wichtiger. Amerikanische Kriegsschiffe, Zerstörer und Versorgungsschiffe liefen regelmäßig Horta an. Das Café Sport (damals noch „Café Central“) und das Hotel Fayal wurden zu Treffpunkten von britischen, amerikanischen und portugiesischen Offizieren. U-Boote wurden gesichtet, aber nie direkt angegriffen – die Neutralität wurde peinlich genau gewahrt.

Die wichtigste Aufgabe Faials im Krieg war jedoch wieder die Kommunikation: Die alten deutschen Kabel waren zwar längst ersetzt, aber Horta blieb Knotenpunkt der alliierten Nachrichtenkabel. Die Amerikaner bauten 1944 eine eigene moderne Kabelstation (später RCA und dann AT&T).

Für die Bevölkerung bedeutete der Krieg paradoxerweise Wohlstand. Tausende Soldaten und Seeleute brachten Dollars und Pfund in die Stadt. Arbeitslosigkeit gab es nicht mehr; selbst Kinder verdienten sich ein paar Escudos, indem sie Postkarten und Muscheln an die Soldaten verkauften.

Am 8. Mai 1945 feierte Horta das Ende des Krieges in Europa mit einem riesigen Umzug durch die Rua Conselheiro Medeiros – britische, amerikanische und portugiesische Fahnen wehten nebeneinander. Die letzten alliierten Truppen verließen Faial erst 1946.

Moderne Zeit

Die alliierten Soldaten verschwanden bis Ende 1945 von der Insel, die Kabelstationen wurden zivil, und plötzlich war wieder Stille in der Bucht von Horta. Viele Hortenser, die jahrelang gut von den Soldaten gelebt hatten, wanderten nun selbst aus – vor allem nach Kanada und in die USA (besonders nach Fall River, New Bedford und Rhode Island). Zwischen 1945 und 1965 verließ fast ein Drittel der Inselbevölkerung Faial.

Den schwersten Schlag versetzte jedoch die Natur: Am 13. Mai 1957 um 4:47 Uhr morgens begann das gewaltigste Erdbeben der jüngeren azoreanischen Geschichte. Der Vulkan Capelinhos an der westlichen Spitze Faials erwachte nach 2000 Jahren Schlaf. Bis zum 24. Oktober 1958 dauerte der Ausbruch. 300 Häuser wurden verschüttet, 2000 Menschen verloren alles. Asche fiel bis nach Graciosa, 170 km entfernt. Der Leuchtturm von Capelinhos steht heute halb verschüttet als Mahnmal. Die Bilder des brennenden Vulkans gingen um die Welt. Der US-Senator John F. Kennedy, damals noch nicht Präsident, kämpfte 1958 persönlich für das „Azorean Refugee Act“. 1500 Capelinhos-Flüchtlinge, darunter viele aus den Gemeinden Capelo und Praia do Norte, durften in die USA einwandern – eine der größten legalen Auswanderungswellen der Inselgeschichte.

Die zerstörte Westküste wurde nie wieder vollständig besiedelt. Stattdessen verwandelte sich Faial in den 1960er Jahren in die „Milchinsel“ der Azoren. Dänische Experten halfen beim Aufbau moderner Kooperativen; die grünen Weiden von Flamengos und Praia do Almoxarife wurden zur wichtigsten Einnahmequelle. Gleichzeitig profitierte die Insel indirekt von der NATO-Basis Lajes auf Terceira – viele Amerikaner kamen am Wochenende nach Horta, um zu segeln und zu feiern.

Die Nelkenrevolution vom 25. April 1974 erreichte Faial erst mit Verspätung. Am 27. April 1974 hissten junge Offiziere im Fort Santa Cruz die neue republikanische Flagge; es gab keine Gewalt. Die darauffolgenden Jahre waren chaotisch: Großgrundbesitzer verließen die Insel, Land wurde neu verteilt, die Milchkooperative „Lacto-Faial“ entstand. 1976 erhielten die Azoren den Status einer autonomen Region – Faial wurde Sitz eines eigenen Bezirks (Horta, Faial und Pico).

In den 1980er Jahren entdeckten die Segler die Bucht von Horta neu. Seit 1986 malen durchsegelnde Yachten ihre bunten Bilder auf die Kaimauer – heute ist der „Peter Café Sport“ und der Yachthafen das bekannteste Markenzeichen der Insel. Der Tourismus begann langsam, aber stetig zu wachsen.

1995 und 1998 erschütterten zwei schwere Erdbeben (Magnitude 5,8 und 6,2) die Insel erneut. Am 9. Juli 1998 starben neun Menschen, über 1000 Gebäude wurden beschädigt. Der Wiederaufbau brachte aber auch Modernisierung: neue Schulen, das Krankenhaus von Santo Espírito da Horta, bessere Straßen.

Die EU-Gelder verwandelten Faial in den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts in eine der am besten ausgestatteten Azoren-Inseln: 2003 eröffnete der erweiterte Flughafen mit Jet-Anbindung, 2007 kam die Fährverbindung mit der neuen „Atlanticoline“, 2010 bis 2015 entstand der neue Yachthafen mit 300 Liegeplätzen und 2018 feierte Horta 500 Jahre Stadtrechte mit einem riesigen Fest.

Die Bevölkerung schrumpfte dennoch weiter - von 15.000 im Jahr 2000 auf etwa 13.800 im Jahr 2020. Die Jungen zogen nach Lissabon, Porto oder ins Ausland; die Insel wurde älter und gleichzeitig internationaler – viele Engländer, Deutsche und Skandinavier kauften alte Häuser in Cedros, Feteira und Capelo.

Die Landwirtschaft konzentrierte sich auf Milch (heute kommt rund 30 % der azoreanischen Milch von Faial), Ananas, Passionfrucht und etwas Wein. Der Tourismus wurde zur Haupteinnahmequelle: 2019 verzeichnete der Flughafen Horta fast 120.000 Passagiere – für eine Insel mit 14.000 Einwohnern eine enorme Zahl.

Dann kam die „Coronazeit“. Am 15. März 2020 wurde der erste Covid-19-Fall auf den Azoren registriert (auf São Miguel). Faial schloss sich sofort der regionalen Strategie an: Schulen zu, Fähr- und Flugverbindungen stark reduziert, Maskenpflicht, Testpflicht für jeden Ankommenden. Von März 2020 bis Juni 2021 gab es auf Faial nur weniger als 30 bestätigte Fälle und keinen einzigen Todesfall durch Covid-19 – eine der niedrigsten Raten Europas. Der Tourismus brach 2020 um 85 % ein. Der Yachthafen lag monatelang leer, das Peter Café Sport musste zeitweise schließen. Viele Familien lebten von staatlichen Hilfen und von Überweisungen der Auswanderer.

Ab Sommer 2021 kehrten die Segler und die Flieger langsam zurück. Die Impfkampagne lief vorbildlich: Bis September 2021 waren über 92 % der Faialenser doppelt geimpft – wieder eine der höchsten Raten Europas. Als im Frühjahr 2022 die letzten Einschränkungen fielen, stand Faial Besuchern offen. Der Vulkan Capelinhos war längst UNESCO-Geopark, die bemalte Kaimauer von Horta wuchs weiter, und die Insel hatte bewiesen, dass sie auch die härtesten Krisen überstehen kann.

Verwaltung

Faial gehört als eigener Kreis (concelho) zur Autonomen Region der Azoren der Republik Portugal.


Herrschaftsgeschichte

  • 1445 bis 15. Juli 1580 Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 15. Juli 1580 bis 1. Dezember 1640 Königreich Spanien (Reino de España)
  • 1. Dezember 1640 bis 2. August 1766 Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 2. August 1766 bis 1. August 1807 Generalkapitanie der Azoren (Capitania-geral dos Açores) innerhalb des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • 1. August 1807 bis Mai 1814 Vereinigtes Königreich (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
  • Mai 1814 bis 4. Juni 1832 Generalkapitanie der Azoren (Capitania-geral dos Açores) innerhalb des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • 4. Juni 1832 bis 28. Juli 1833 Provinz Azoren (Provincia dos Açores) im Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 28. Juli 1833 bis 18. Juli 1835 Provinz Westliche Azoren (Provincia Ocidental dos Açores) im Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 18. Juli 1835 bis 28. März 1836 Bezirk Westliche Azoren (Distrito Ocidental dos Açores) des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • 28. März 1836 bis 18. November 1895 Bezirk Horta (Distrito de Horta) des Königreichs Portugal (Reino de Portugal)
  • 18. November 1895 bis 5. Oktober 1910 Autonomer Bezirk Horta (Distrito Autónomo de Horta) im Königreich Portugal (Reino de Portugal)
  • 5. Oktober 1910 bis 27. August 1975 Autonomer Bezirk Horta (Distrito Autónomo de Horta) innerhalb der Republik Portugal (República Portugesa)
  • 27. August 1975 bis 27. August 1976 Regionale Junta der Azoren (Junta Regional dos Açores) innerhalb der Republik Portugal (República Portugesa)
  • seit 27. August 1977 Autonome Region Azoren (Região Autónoma dos Açores) innerhalb der Republik Portugal (República Portugesa)

Legislative und Exekutive

Die lokale Verwaltung gliedert sich in zwei zentrale Organe: die Câmara Municipal (die Exekutive, vergleichbar mit einem Stadtrat oder Gemeinderat im engeren Sinne) und die Assembleia Municipal (das gesetzgebende Organ, eine Art Gemeindeversammlung). Beide wurden bei den Kommunalwahlen am 12. Oktober 2025 neu gewählt, was den Übergang zu einem neuen Mandat (2025–2029) markiert. Die Wahlen spiegeln die typische portugiesische Lokalpolitik wider: Dominanz des Partido Socialista (PS) und des PSD (Partido Social Democrata), ergänzt durch kleinere Parteien wie CDS-PP, PPM, CDU, BE und Chega. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 57 %, etwas niedriger als 2021.

Die Câmara Municipal ist das tägliche Entscheidungsorgan der Gemeinde und umfasst den Präsidenten sowie mehrere vereadores (Ratsmitglieder oder Beigeordnete). Sie ist für die Umsetzung von Politiken in Bereichen wie Bildung, Umwelt, Infrastruktur, Kultur und Soziales zuständig. Das Gebäude befindet sich im historischen Zentrum am Largo Duque d’Ávila e Bolama, einem der ältesten Plätze der Stadt, der von Kolonialarchitektur geprägt ist.

Inseloberhaupt

Höchster Repräsentant der Insel ist der Gemeinderatspräsident, eine Art Bürgermeister der Insel.


Capitão donatário da ilha do Faial, ab 29 Dez 1482 Capitãos donatários da ilha do Faial e da ilha do Pico (Lehensnehmer für die Insel F aial und Pico)

  • 1460 - 29 Dez 1482  Álvaro de Ornelas (in Pico)
  • 21 Feb 1468 - 1495  Joss de Utra (Jobst van Hürter, um 1430 - um 1500)
  • 1495 - 1549  João Dutra
  • 1549 - 1553  Manuel de Utra Corte Real († 1553)
  • 1553 - 1573  Álvaro de Castro 
  • 1573 - 1582  Francisco de Mascarenhas 
  • 1582 - 1614  Jerónimo de Utra Corte Real († 1614)
  • 1614 - 1642  Manuel de Moura Corte Real, Marquês de Castelo Rodrigo (1590 - 1651) 
  • 1680 - 1730  Rodrigo Sanches Farinha e Baena (1653 - 1730)
  • 1730 - 1737  Pedro Sanches Farinha de Baena (1712 - 1737)
  • 1825 - 1832  Manuel de Arriaga Pereira (Honorar-Lehensnehmer)

Subprefeitos de Horta (Subpräfekten von Horta)

  • 1832 - 1833 António Mariano de Lacerda (1807 - 1881)
  • 1833  António José de Ávila
  • 1833  António Garcia da Rosa
  • 1833 - 1834  António José de Ávila [2]
  • 1834 - 1836  António Mariano de Lacerda [3]

Administratores Gerais de Horta (Generaladministratoren von Horta)         

  • 6 Aug - 13 Sep 1836  António José Joaquim de Miranda
  • 13 Sep 1836 - 15 Jul 1837  António Mariano de Lacerda
  • 18 Jul 1837 - 6 Dez 1839  António Joaquim Nunes de Vasconcelos
  • 3 Feb 1840 - 4 Mar 1842  Francisco de Paula da Silva Vilas-Boas
  • Governadores Civiles de Horta (Zivilgouverneure von Horta)
  • 4 Mar 1842 - 22 Aug 1846  António José Vieira Santa Rita († 1877)
  • 1845  Francisco Inácio de Sousa [interimistisch]
  • 1845 - 1846  António Garcia da Rosa, Barão da Areia Larga
  • 22 Aug - 10 Okt 1846  Rodrigo de Sousa Coutinho Teixeira de Andrada Barbosa, Conde de Linhares
  • 10 Okt 1846 - 8 Sep 1847  António José Vieira Santa Rita [2]
  • 8 Sep - 20 Dez 1847  Qantonio José Vieira de Santa Rosa [amtierend]
  • 20 Dez 1847 - 6 Jun 1848  António José Vieira Santa Rita [3]
  • 6 Jun 1848 - 8 Sep 1849  Nicolau Anastácio de Bettencourt (1810 - 1874)
  • 8 Sep - 26 Dez 1849  Francisco Maria de Freitas Jácome
  • 29 Dez 1849 - 3 Jun 1851  Joaquim José Pereira da Silveira e Sousa
  • 6 Jun 1851 - 24 Apr 1852  Nicolau Anastácio de Bettencourt [2]
  • 24 Apr 1852 - 14 Aug 1857  Luís Teixeira de Sampaio (1788 - 1865)
  • 14 Aug 1857 - 11 Okt 1877  António José Vieira Santa Rita [4]
  • 11 Okt 1877 - 31 Jan 1878  Júlio de Castilho, Visconde de Castilho (1840 - 1919)
  • 31 Jan 1878 - 2 Jun 1879  António Maria de Oliveira
  • 4 Mai 1879 - 28 Mai 1881  Manuel Francisco de Medeiros
  • 1881  Manuel Maria de Melo e Simas
  • 18 Jul 1881 - 25 Feb 1886  António Patricio da Terra Pinheiro
  • 25 Feb 1886 - 1890  Manuel Francisco de Medeiros [2]
  • 1890 - 20 Feb 1893  Manuel de Arriaga Nunes (1840 - 1917)
  • 14 Sep 1893 - 4 Jan 1894  Guilherme Read Cabral
  • 4 Jan 1894 - 13 Jul 1895  José de Almeida de Ávila (1843 - 1901)
  • 13 Jul 1895 - 30 Jan 1896  Amâncio Rodolfo Pinheiro da Costa Riberio
  • 30 Jan 1896 - 4 Feb 1897  António Emílio Severino de Avelar (1843 - 1915)
  • 11 Feb 1897 - 20 Jul 1899  Miguel António da Silveira (1866 - nach 1910)
  • 20 Jul 1899 - 29 Jun 1900  Diogo de Barcelos Machado Bettencourt (1847 - nach 1900)
  • 4 Jul 1900 - 18 Okt 1904  José Bressane Leite Perry, Visconde de Leite Perry (1862 - 1930)
  • 24 Nov 1904 - 4 Jul 1905  António Joaquim Durães
  • 4 Jul 1905 - 22 Mar 1906  Francisco de Andrade Albuquerque
  • 24 Mar - 17 Mai 1906  José Bressane Leite Perry, Visconde de Leite Perry [2]
  • 6 Jun - 13 Sep 1906  Manuel António Lino
  • 13 Sep 1906 - 15 Feb 1908  Augusto da Silva Carvalho Osório (1878 - 1940)
  • 14 Mar 1908 - 14 Jan 1909  João Joaquim André de Freitas (1860 - 1929)
  • 14 Jan 1909 - 11 Jan 1910  José Bressane Leite Perry, Visconde de Leite Perry [3]
  • 11 Jan - 25 Jun 1910  João António Cochado e Martins
  • 26 Jun - 5 Okt 1910  António Emílio Severino de Avelar [2]
  • 5 Okt 1910 - 1 Apr 1911  José Machado de Serpa
  • 29 Apr 1911 - 18 Jan 1913  Augusto Goulart de Medeiros
  • 8 Jan 1913 - 4 Apr 1914  Edniges Goulart Prieto
  • 4 Apr 1914 - 6 Jan 1915  José Charters Azevedo Lopes Vieira
  • 6 - 30 Jan 1915  António Emílio Severino de Avelar [3]
  • 8 Feb - 1 Mar 1915  Caetano Moniz de Vasconcelos
  • 1 Mar - 2 Mai 1915  António Birne Pereira
  • 24 Mai 1915 - 4 Mar 1916  António Luís Serrão de Carvalho
  • 4 Mar 1916 - 12 Jul 1917  Fernando Joaquim Armas
  • 12 Dez 1917 - 27 Mai 1918  Manuel Francisco Neves Júnior (1870 - 1952)
  • 27 Mai 1918 - 18 Feb 1919  Manuel Câmara Velho Melo Cabral
  • 18 Feb - 7 Jun 1919  Manuel Francisco Neves Júnior [2]
  • 7 Jun 1919 - 27 Mar 1920  António Mesquita
  • 27 Mar - 16 Okt 1920  Luís Caldeira Mendes Saraiva
  • 16 Okt 1920 - 2 Feb 1921  Manuel Francisco Neves Júnior [3]
  • 2 Feb - 30 Mai 1921  Gabriel Baptista de Sines
  • 30 Mai - 25 Okt 1921  Manuel Francisco Neves Júnior [4]
  • 25 Okt 1921 - 3 Mar 1922  Gabriel Baptista de Sines [2]
  • 3 Mar 1922 - 16 Nov 1923  Carlos Alberto da Silva Pinheiro
  • 20 Nov - 17 Dez 1923  Manuel Francisco Neves Júnior [5]
  • 5 Jan - 22 Aug 1924  Álvaro Soares de Melo
  • 22 Aug 1924 - 11 Jun 1926  Joaquim Gualberto da Cunha Melo
  • 1 - 22 Jul 1926  António de Mendonça Monteiro
  • 22 Jul - 13 Nov 1926  Alberto Goulart de Medeiros
  • 22 Sep 1926 - 7 Jan 1927  Fernando Mouzinho de Albuquerque (Hochkomissar, 1874 - 1942)
  • 17 Jan - 15 Aug 1927  José Gomes Soares de Mesquita (1888 - 1960)
  • 15 Aug 1927 - 8 Jul 1931  Fernando da Costa
  • 8 Jul 1931 - Jan 1933  Augusto Pais da Graça de Almeida e Silva (1902 - 1976)
  • Jan - 2 Feb 1933  Alfredo Sampaio [interimistisch] (1889 - 1966)
  • 6 Feb 1933 - 15 Mar 1935  José Malheiro Cardoso da Silva
  • 22 Mai 1935 - 1 Jul 1936  Luciano Machado Soares (1902 - 1977)
  • 25 Aug 1936 - 3 Mar 1937  José Rodrigues de Matos (1893 - 1988)
  • 3 Mar 1937 - 17 Mar 1939  José Rodrigues de Silva Mendes (1893 - 1988)
  • 17 Mar 1939 - 1944  António Inocêncio Moreira de Carvalho (1894 - 1944)
  • 24 Nov 1944 - 16 Mai 1946  Pedro Gonçalves Guimarães (1913 - 1969)
  • 18 Sep 1946 - 18 Mai 1953  Manuel de Gusmão de Mascarenhas Gaivão (1901 - 1971)
  • 12 Jun 1953 - 21 Mai 1973  António de Freitas Pimentel (1901 - 1981)
  • 12 Jun 1973 - 25 Apr 1974  António Sanches Branco (1918 - 2006)
  • 16 Aug 1974 - 14 Jan 1976   Rui Vasco de Vasconcelos e Sá Vaz (1936 - 2023)


Presidentes de Câmara de Horta (Bürgermeister von Horta)

  • 1985 - 1993  António Maria Azevedo Cunha (PS)
  • 1993 - 2001  Carlos Ferreira da Costa (PS)
  • 2001 - 2017  José Leonardo Goulart da Silva (PS)
  • 2017 - 2021  João Fernando Brum de Azevedo e Castro (PS)
  • seit 2021  Carlos Manuel Ferreira (AD)

Politische Gruppierungen

Auf Faial sind die wichtigsten aktiven politischen Parteien dieselben wie auf den Azoren insgesamt, da Faial einen Wahlkreis im Regionalparlament der Azoren bildet. Dazu gehören vor allem der Partido Socialista (PS), die Partido Social Democrata (PSD), die linksgerichteten Bloco de Esquerda (BE) sowie die konservative rechts-populistische Partei Chega (CH). Daneben sind weitere Parteien wie die Iniciativa Liberal (IL) und die Partido Comunista Português (PCP) auf Faial vertreten.

Bei den Wahlen 2025 gewann die Coligação Aliança Democrática (AD), bestehend aus PSD, CDS-PP und PPM, die Mehrheit mit 47,80 % der Stimmen (ca. 4.033 Wählerstimmen), was vier Mandate sichert. Der PS, der zuvor über drei Jahrzehnte regierte, erhielt drei Mandate. Dies bestätigt den Wechsel von 2021, als Carlos Ferreira (PSD) die PS-Herrschaft beendete.

Justizwesen und Kriminalität

Faial ist eine der sichersten Orte Europas. Wer nachts durch Horta, Cedros oder Capelo läuft, lässt das Auto oft offen stehen und den Schlüssel stecken; die Haustür bleibt bis Mitternacht unverschlossen. Diese Gelassenheit ist keine Folklore, sondern statistische Realität: Die Kriminalitätsrate der gesamten Azoren lag 2024 bei 19,8 registrierten Delikten pro 1.000 Einwohner – weniger als ein Viertel des portugiesischen Festland-Durchschnitts. Auf Faial selbst ist sie noch einmal deutlich niedriger.

Schwere Gewaltkriminalität ist auf der Insel praktisch inexistent. Seit 2000 gab es genau drei Morde: 2001 ein Eifersuchtsdrama in Flamengos, 2011 eine Messerstecherei unter Betrunkenen vor einer Bar in Horta und 2022 ein Familiendrama in Praia do Almoxarife. Jeder einzelne Fall erschütterte die Insel monatelang und wurde jahrelang nachbesprochen. Raubüberfälle mit Waffe? Keiner in den letzten 25 Jahren. Vergewaltigungen oder schwere Sexualdelikte sind ebenfalls Einzelfälle und meist häuslich.

Die alltägliche Kriminalität umfasst Trunkenheit am Steuer (immer noch Delikt Nummer eins, besonders an Wochenenden und nach Festen), kleinere Diebstähle (meist Werkzeug aus Gärten, Fahrräder, einmal im Jahr ein Boot außerhalb der Saison), Nachbarschaftsstreitigkeiten, die vor Gericht landen, nichtbezahlte Unterhaltszahlungen und Erbstreitigkeiten sowie gelegentliche Schlägereien unter Jugendlichen oder nach zu viel Poncha. Drogenkriminalität beschränkt sich fast ausschließlich auf Eigenkonsum von Cannabis und gelegentlich Kokain in der Segler- und Surferszene im Sommer. Organisierter Drogenhandel existiert nicht; die Insel ist für professionelle Banden zu klein, zu überschaubar und zu weit vom Festland entfernt.

Das Justizwesen spiegelt diese Beschaulichkeit wider. Im klassischen Gerichtsgebäude am Largo Duque d’Ávila e Bolama in Horta arbeiten zwei Richter, zwei Staatsanwälte und eine Handvoll Beamte – für Faial, Pico und São Jorge zusammen. Der Gerichtssaal ist so klein, dass bei größeren Prozessen zusätzliche Stühle aus dem Lager geholt werden müssen. Schwere Straftaten werden ohnehin in erster Instanz nach Ponta Delgada oder Lissabon verlegt.

Das Gefängnis von Horta, ein moderner Flachbau oberhalb der Stadt, hat 46 Plätze und ist selten mehr als zur Hälfte belegt. Die meisten Insassen sitzen wegen Alkohol am Steuer, kleineren Diebstählen oder weil sie jahrelang keinen Unterhalt gezahlt haben. Viele arbeiten tagsüber draußen – im Garten des Gefängnisses, in der Schreinerei oder bei kommunalen Projekten – und kehren abends freiwillig zurück. Ausbrüche gab es in den letzten 30 Jahren genau zwei, beide endeten damit, dass die Flüchtigen nach ein paar Stunden freiwillig wieder auftauchten, weil sie „keinen Platz zum Verstecken“ fanden.

Polizeipräsenz ist dezent, aber nahbar. Die PSP (Polícia de Segurança Pública) hat in Horta eine kleine Wache mit etwa 25 Beamten, die GNR (Guarda Nacional Republicana) ist für das Umland zuständig. Fast jeder Polizist kennt fast jeden Inselbewohner beim Vornamen. Streifenwagen fahren langsam, oft hält man an, um zu plaudern. Wenn irgendwo eingebrochen wurde, ist der Täter meist innerhalb von 48 Stunden gefunden – einfach weil auf einer Insel mit 14.500 Menschen und nur einer Hauptstraße kaum jemand lange unerkannt bleibt.

Flagge und Wappen

Das Wappen ist ein klassischer portugiesischer Stadtschild mit fünf silbernen Türmen, denn Horta ist seit dem 4. Juli 1833 offiziell cidade. Der Schildgrund und Symbole erzählen vier Geschichten auf einen Blick:

  • Ein feuerspeiender roter Drache mit goldenen Flügeln auf Silber erinnert an die vulkanische Seele der Insel, besonders an den letzten großen Ausbruch am Capelinhos 1957/58 und den immer noch aktiven Cabeço do Fogo.
  • Ein goldener Sperber (açor) auf Blau steht für die Zugehörigkeit zu den Azoren; das Tier gab dem gesamten Archipel seinen Namen.
  • Ein silberner Falke (falcão) mit roten Krallen und Schnabel auf einem blauen Felsen ist ein „sprechendes Wappen“: Er verweist auf den flämischen Gründer Joss van Huerter (portugiesisch João Utra oder „do Horto“), aus dessen Namen sich „Horta“ entwickelte.
  • Eine goldene, geflügelte Drachenhand, die ein blutrotes Herz hält, auf Blau, ist das romantischste Element: Sie erinnert an die Sage von der Princesa do Canal und symbolisiert die leidenschaftliche, manchmal tragische Liebe der Inselbewohner zum Meer.


Über dem Schild thront die goldene Mauerkrone mit fünf sichtbaren Türmen, darunter ein weißes Spruchband mit der schwarzen Inschrift „CIDADE DA HORTA“.

Die Flagge ist ebenso klar wie eindrucksvoll: ein weißes Tuch mit einem breiten blauen Schrägbalken von der oberen linken zur unteren rechten Ecke (ein umgekehrtes Andreaskreuz). In der Mitte des weißen Feldes prangt das volle Wappen. Das Blau steht für den Atlantischen Ozean und die leuchtenden Hortensien, für die Faial berühmt ist; das Weiß für die Schaumkronen der Wellen und die Reinheit der Insel.

Hauptstadt

Bis 1833 existierte auf den Azoren keine „Inselhauptstadt“ im heutigen Sinne. Der gesamte Archipel war in nur drei große Verwaltungs-Distrikte gegliedert, und der westliche und zentrale Teil (Faial, Pico, São Jorge, Flores und Corvo) gehörte zum Distrikt Horta. Schon damals lag dessen Sitz in der Stadt Horta. Hier residierte der königliche Gouverneur (Corregedor), hier waren Zoll, Gericht, Militärkommando und der Bischofssitz der westlichen Azoren. Horta war also bereits seit dem späten 18. Jahrhundert die tatsächliche Macht- und Verwaltungszentrale dieser Inselgruppe, nur hieß sie noch nicht offiziell „Hauptstadt einer Insel“.

Das änderte sich am 4. Juli 1833. Nach dem portugiesischen Bürgerkrieg und dem Sieg der Liberalen wurde die alte Distriktverwaltung abgeschafft. An ihre Stelle traten eigenständige Gemeinden und Inseln als Verwaltungseinheiten. Mit königlichem Dekret erhob Königin Maria II. die bisherige Vila da Horta zur Cidade da Horta und erklärte sie gleichzeitig zur Hauptstadt der neu definierten Insel Faial. Der Titel war weniger eine Revolution als eine längst überfällige Formalität: Horta war schon immer das Herz der Insel gewesen, jetzt stand es auch schwarz auf weiß.

Verwaltungsgliederung

Der Inselkreis besteht aus 13 Ortschaften (hier mit den Daten des Jahres 2011):

Gemeinde Fläche (km²) Einwohner Dichte (E/km²) LAU-Code
Angústias 3,79 2.418 638 470106
Capelo 26,64 486 18 470101
Castelo Branco 23,91 1.309 55 470102
Cedros 24,54 907 37 470103
Conceição 3,08 1.138 369 470107
Feteira 14,46 1.899 131 470104
Flamengos 14,62 1.604 110 470105
Matriz 1,81 2.562 1.417 470108
Pedro Miguel 14,48 759 52 470109
Praia do Almoxarife 9,20 834 91 470110
Praia do Norte 13,85 250 18 470111
Ribeirinha 12,26 427 35 470112
Salão 10,40 401 39 470113
Kreis Horta 173,04 14.994 87 4701


           Verwaltungseinheiten:

           13 freguesias (Ortschaften)

Bevölkerung

Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 172,43 km².


           Bevölkerungsentwicklung:

           Jahr                 Einwohner      Dichte (E/km²)

           1864                26 259             152,25

           1878                25 084             145,41

           1890                23 486             136,14

           1900                22 075             127,94

           1911                20 214             117,17

           1920                18 917             109,67

           1930                21 510             124,71

           1940                23 280             134,95

           1950                23 944             138,80

           1960                20 281             117 56

           1970                16 375              94,93

           1981                15 489               89,83

           1991                14 920               86,53

           2000                14 772               85,67

           2001                15 063               87,36

           2002                14 934               86,61

           2003                14 875               86,27

           2004                14 850               86,12

           2005                14 800               85,83

           2006                14 750               85,54

           2007                14 800               85,83

           2008                14 850               86,12

           2009                14 900               86,41

           2010                14 950               86,70

           2011                14 994               86,96

           2012                15 000               86,99

           2013                14 950               86,70

           2014                14 900               86,41

           2015                14 850              86,12

           2016                14 800              85,83

           2017                14 700               85,25

           2018                14 600              84,67

           2019                14 521              84,45

           2020                14 420               83,63

           2021                14 331              83,11

           2022                14 380              83,40

           2023                14 420              83,63

           2024                14 466              83,89


Die Bevölkerung sank von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 0,231 % pro Jahr.


Bevölkerungsaufteilung:

Bevölkerungszahl 2002 insgesamt    14 934

           davon  weiblich                        7 541             50,50 %

                       männlich                       7 393             49,50 %

Volksgruppen

Rund 93 % der Faialenser sind gebürtige Azoreaner mit Wurzeln, die bis ins 15. und 16. Jahrhundert zurückreichen. Die ursprüngliche Mischung entstand schon bei der Besiedlung: Die ersten Kolonisten unter Josse van Huerter waren überwiegend Flamen aus Brügge, Gent und dem heutigen Westflandern, vermischt mit Portugiesen aus dem Minho, dem Douro und aus der Region um Coimbra. Dazu kamen kleinere Gruppen von Madeira, einige Genueser und ein paar maurische Sklaven und „freie Morisken“. Diese flämisch-portugiesische Mischung ist bis heute sicht- und hörbar: Familiennamen wie Silva, Goulart, Dutra, Medeiros, Pereira, Machado, Azevedo, Duarte, Rocha, Pimentel, Moniz und Costa dominieren, aber auch noch heute existieren Namen wie Silveira, Huybertsz, Bettencourt (aus Béthencourt), Van der Hagen oder Lomba, die direkt an die flämischen Gründer erinnern. Im Dialekt der älteren Generation schwingt noch ein leichter „flämischer“ Akzent mit – weichere Konsonanten und eine ganz eigene Melodie.

Seit dem 17. Jahrhundert kamen kaum neue größere Gruppen hinzu. Nur während der Walfangzeit (1760 bis 1914) heirateten viele junge Männer aus Horta, Flamengos und Capelo amerikanische oder englische Frauen, sodass heute fast jede Familie irgendwo einen „amerikanischen Großvater“ oder eine „englische Urgroßmutter“ hat. Das erklärt auch, warum so viele Faialenser perfekt Englisch sprechen und warum Namen wie Smith, Brown oder Lewis gelegentlich vorkommen.

Die große Auswanderung nach Nordamerika (besonders 1950–1970 und nach dem Capelinhos-Ausbruch 1957–58) und die Rückwanderung ab den 1990er Jahren haben die Insel ethnisch kaum verändert – es kamen ja fast nur eigene Leute zurück, oft mit kanadischen oder amerikanischen Pässen, aber azoreanischer Seele.

Erst seit etwa 2005 gibt es wieder eine sichtbare, wenn auch kleine ausländische Wohnbevölkerung:

  • Briten (vor allem Engländer und Schotten) – die größte Gruppe der „Neuen“, oft Rentner oder Remote-Arbeiter, die in Feteira, Salão, Pedro Miguel und Capelo alte Häuser gekauft und restauriert haben.
  • Deutsche und Schweizer – die zweitgrößte Gruppe, häufig in Flamengos und Ribeirinha, oft mit Segelboot oder weil sie die Ruhe und das Klima lieben.
  • Skandinavier (Schweden, Norweger, Dänen) und Niederländer – ebenfalls präsent, vor allem im Tourismus oder als Zweitwohnsitz-Besitzer.
  • Franzosen, Belgier, Österreicher und seit 2020 verstärkt auch US-Amerikaner und Kanadier (Digital Nomads).


Diese „Neuen“ machen zusammen etwa 5 bis 7 % der ständigen Bevölkerung aus (ca. 800–1000 Personen), sind aber fast ausschließlich Europäer oder Nordamerikaner. Menschen aus Afrika, Asien oder Lateinamerika sind extrem selten; es gibt vielleicht 30–40 Brasilianer (meist Ehepartner) und eine Handvoll Kapverdianer. Die Roma (Ciganos) sind auf Faial praktisch nicht vertreten – anders als auf dem portugiesischen Festland.


Sprachen

Auf Faial spricht man Portugiesisch – genauer gesagt: Azoreanisch, jene weiche, melodische Variante des europäischen Portugiesisch, die sich auf allen neun Inseln entwickelt hat und besonders auf Faial einen ganz eigenen Klang hat.

Der alltägliche Dialekt der Einheimischen ist das Faialense, der faialensische Dialekt des azoreanischen Portugiesisch. Er klingt deutlich langsamer und singender als das Festlandportugiesisch, mit offeneren Vokalen, einem leichten „r“ (fast wie ein weiches „ch“) und einer starken Betonung auf der vorletzten Silbe. Wer aus Lissabon oder Porto kommt, braucht manchmal ein paar Tage, bis er sich eingehört hat. Ältere Leute in Flamengos, Capelo oder Praia do Norte sprechen noch den „reinen“ Dialekt, bei dem ganze Sätze wie Musik klingen und oft flämische Lehnwörter oder alte Ausdrücke aus dem 15. Jahrhundert auftauchen (zum Beispiel „grote“ für groß oder „biscoito“ für eine bestimmte Art Keks, die auf anderen Inseln anders heißt).

Im Schulunterricht, in der Verwaltung, in den Medien und in der Kirche wird ausschließlich Standard-Portugiesisch gesprochen und geschrieben – genau dasselbe wie in Lissabon. Kinder lernen schon in der Grundschule, zwischen Dialekt und Hochsprache zu wechseln, und die meisten jungen Faialenser sprechen ein fast akzentfreies Standardportugiesisch, sobald sie mit Festland-Portugiesen oder Touristen reden.

Englisch ist die klare Zweitsprache der Insel. Fast jeder unter 50 spricht fließend Englisch – oft mit amerikanischem Akzent. Das kommt noch aus der Walfangzeit (1760 bis 1914), als Hunderte Faialenser auf Schiffen aus New Bedford und Nantucket anheuerten, und wurde durch die NATO-Basis Lajes, die amerikanischen Soldaten 1941–46 und 1951–1990er sowie durch die vielen Segler und Rückwanderer aus den USA und Kanada verstärkt. Im Peter Café Sport, in der Marina und in den Hotels wird oft mehr Englisch als Portugiesisch gesprochen.

Deutsch, Französisch und Spanisch hört man vor allem im Tourismus. Viele Kinder lernen in der Sekundarschule Deutsch oder Französisch als dritte Sprache, weil so viele deutsche und französische Segler und Residenten auf der Insel sind. Andere Sprachen sind kaum vertreten. Es gibt keine nennenswerte kapverdische oder brasilianische Community, die Kreolisch oder brasilianisches Portugiesisch mitbringen würde. Ein paar ältere Rückwanderer aus Kanada sprechen noch französisch-kanadisches „Joual“, aber das bleibt in der Familie.

Religion

Faial ist eine der katholischsten Inseln Europas. Mehr als 93 bis 95 % der Einwohner gehören der römisch-katholischen Kirche an, und der Glaube durchzieht den Alltag wie kaum anderswo auf dem Kontinent. Jede der elf Gemeinden hat ihre Pfarrkirche, und in fast jedem Weiler steht mindestens eine kleine Kapelle oder ein buntes Império do Divino Espírito Santo – insgesamt über siebzig dieser charakteristischen Heiligtümer des Heiligen Geistes. Der Kult des Espírito Santo ist auf Faial besonders lebendig und prägt das ganze Jahr: von Ostern bis September finden in jeder Freguesia die siebenwöchigen Feste statt, bei denen ein „Imperador“ oder eine „Imperatriz“ gekrönt wird, kostenlose Suppe und süßes Brot an alle verteilt werden und ganze Nächte lang gefeiert, getanzt und gebetet wird. Die größte dieser Feiern, die Festa do Senhor Santo Cristo dos Milagres im August in Flamengos, zieht Tausende Pilger und Besucher an.

Die Karwoche in Horta gehört zu den eindrucksvollsten der Azoren: am Karfreitag ziehen stundenlange Prozessionen mit blumengeschmückten Bahren, Philharmonien und Tausenden Kerzen durch die Straßen. Die prächtigen barocken Kirchen – allen voran die Igreja Matriz de São Salvador und die ehemalige Jesuitenkirche Nossa Senhora do Carmo – sind Zeugen der tiefen Frömmigkeit und des früheren Reichtums der Insel.

Andere christliche Konfessionen sind kaum vertreten. Es gibt eine winzige evangelische Gemeinde (Assembleia de Deus) mit etwa 30 bis 40 aktiven Mitgliedern, die seit den 1980er Jahren in einem schlichten Saal in Horta zusammenkommt, sowie einige Zeugen Jehovas. Eine anglikanische Kapelle aus dem 19. Jahrhundert (St. John’s Chapel) wurde während der Walfangzeit für englische und amerikanische Seeleute gebaut, wird aber heute nur noch sporadisch genutzt.

Nicht-christliche Religionen existieren praktisch nicht. Die wenigen Muslime, Hindus oder Buddhisten, die auf der Insel leben, sind einzelne Zugezogene oder Ehepartner von Rückwanderern und haben keine eigenen Gebetsräume. Der jüdische Friedhof in Horta (aus dem 19. Jahrhundert) erinnert an eine kleine sephardische Gemeinde marokkanischer Herkunft, die damals im Handel tätig war; er ist heute nur noch historisches Denkmal.

Judentum

Die einzige sichtbare Spur ist ein kleiner jüdischer Friedhof aus dem 19. Jahrhundert am westlichen Stadtrand von Horta, oberhalb des heutigen Friedhofs São Salvador (Rua do Cemitério Velho). Er wurde 1833–1840 für eine winzige Gruppe sephardischer Juden marokkanischer Herkunft angelegt, die sich damals im Überseehandel (vor allem Korallen, Wein und Orangen) betätigten. Es waren nie mehr als drei bis fünf Familien (Namen wie Benoliel, Zagury, Amram), insgesamt vielleicht 20–30 Personen. Sie kamen über Gibraltar und Tanger, hatten britische oder marokkanische Pässe und lebten sehr zurückgezogen.

Der Friedhof ist kaum größer als ein Garten: etwa 60–70 Gräber, die meisten mit portugiesischen und hebräischen Inschriften, das letzte Begräbnis stammt von 1939. Danach wanderte die letzte Familie in die USA oder nach England aus. Während des Zweiten Weltkriegs diente der Friedhof kurzzeitig als Zufluchtsort für einige wenige jüdische Flüchtlinge aus Europa, die mit neutralen Schiffen auf den Azoren strandeten, aber auch sie blieben nur vorübergehend.

Nach 1945 starb die kleine Gemeinde aus. Es gab keine Synagoge, keinen Rabbi und kein Minjan mehr. Die Gräber wurden jahrzehntelang nur von der Stadtverwaltung gepflegt. Seit 2015 kümmert sich ein ehrenamtlicher Verein („Amigos do Cemitério Israelita da Horta“) zusammen mit der jüdischen Gemeinde Lissabon um die Instandhaltung. Der Friedhof ist heute ein stilles, fast verstecktes Denkmal, das man nur mit Führung oder auf Nachfrage besuchen kann.

Heute gibt es auf Faial keine einzige jüdische Familie mehr. Die wenigen jüdischen Touristen oder Segler, die im Sommer kommen, sind meist aus den USA oder Israel und besuchen den Friedhof aus historischem Interesse. In der Stadt weiß kaum jemand von seiner Existenz – er ist ein leiser, fast vergessener Beweis dafür, dass selbst auf dieser kleinen Atlantikinsel für kurze Zeit die ganze Welt zu Hause war.

Siedlungen

Die Einwohnerzahlen der Ortschaften entwickelten sich wie folgt:

Ortschaft Z 1981 Z 2001 Z 2011 Z 2021
Capelo 481 493 486 528
Castelo Branco 1.313 1.349 1.309 1.258
Cedros 1.399 1.048 907 872
Feteira 1.200 1.612 1.899 1.776
Flamengos 1.447 1.494 1.604 1.561
Horta (Angústias) 5465 2.784 2.418 2.133
Horta (Conceição) 1.157 1.138 1.047
Horta (Matriz) 2.523 2.562 2.435
Pedro Miguel 693 723 759 737
Praia do Almoxarife 747 746 834 969
Praia do Norte 250 259 250 257
Ribeirinha 510 439 427 404
Salão 495 436 401 354


Horta ist die einzige Stadt und das unbestrittene Herz Faials. Sie liegt in einer weiten, geschützten Bucht an der Südostküste und breitet sich halbkreisförmig um den alten Vulkankrater von Monte da Guia herum aus. Die Stadt ist klein – man kann sie in zwanzig Minuten zu Fuß durchqueren –, aber sie hat eine unverkennbare kosmopolitische Seele. Die schmalen, gepflasterten Straßen steigen vom Hafen steil den Hang hinauf; weiße Häuser mit roten Ziegeldächern, schwarze Basaltmauern und bunte Blumenkübel prägen das Bild.

Der Hafen ist der berühmteste Ort: Die lange Kaimauer ist seit 1986 über und über mit bunten Gemälden und Signaturen von Seglern bedeckt – ein einziges, lebendiges Logbuch der Weltumsegler. Direkt gegenüber liegt das legendäre Peter Café Sport, seit 1918 Treffpunkt von Walfängern, Clipper-Piloten, NATO-Soldaten und heute von Seglern aus aller Welt. Im Sommer sitzen hier abends Menschen aus zwanzig Nationen an den Tischen und trinken den hauseigenen Gin do Peter.

Oberhalb des Hafens erhebt sich die mächtige Igreja Matriz de São Salvador (16./18. Jahrhundert), ein barockes Juwel mit prachtvollem Altar und einem Glockenturm, von dem aus man die ganze Bucht überblickt. Gleich daneben das alte Jesuitenkolleg, heute Museum, und das Fort Santa Cruz – jahrhundertelang Verteidigungszentrum und zweimal von britischen Truppen besetzt.

Die Promenade entlang der Avenida Marginal mit ihren alten Platanen, das moderne Marina-Gebäude und die kleinen Plätze mit Cafés machen Horta zu einer der charmantesten Kleinstädte des Atlantiks. Hier spricht man Portugiesisch, Englisch und oft auch Deutsch oder Französisch – und jeder kennt jeden. Horta ist Hauptstadt, Verwaltungssitz, Einkaufszentrum und kultureller Mittelpunkt Faials.

Castelo Branco liegt auf der Südseite der Insel, etwa 8 km westlich von Horta, direkt an der Küstenstraße nach Capelinhos. Der Ort ist klein und übersichtlich: ein paar weiße Häuser, eine moderne Kirche aus den 1970er Jahren und der winzige alte Flugplatz, der bis in die 1990er Jahre noch Linienflüge nach Pico und Terceira abfertigte. Heute starten hier nur noch Rundflüge und gelegentlich Privatmaschinen.

Die Landschaft ist dramatisch: schwarze Lavafelsen fallen steil ins Meer, und auf den grünen Weiden grasen Kühe mit Blick auf Pico. Der Ort lebt von Landwirtschaft – vor allem Milchviehhaltung – und von ein paar Ferienhäusern, die von Ausländern gekauft wurden. Im Sommer ist es ruhig, im Winter hören die wenigen Einwohner (ca. 250) den Atlantik gegen die Klippen donnern. Besonders bekannt ist die Fajã de Castelo Branco, eine kleine, flache Ebene direkt am Meer, die durch einen Erdrutsch entstanden ist. Dort befindet sich ein kleines Naturreservat mit endemischen Pflanzen und einem Aussichtspunkt, von dem aus man bei klarer Sicht bis nach São Jorge sieht. Castelo Branco ist der Inbegriff des ruhigen, fast verschlafenen Faials abseits der Touristenpfade.

Feteira liegt südlich von Horta, nur 5 km vom Stadtzentrum entfernt, aber schon deutlich ländlicher. Der Name kommt von „feteira“ = Farn, und tatsächlich wachsen hier überall riesige Farne zwischen den alten Steinmauern. Das Dorf zieht sich einen sanften Hang hinauf, von dem aus man einen der schönsten Blicke auf die Bucht von Horta und den Pico hat – besonders bei Sonnenuntergang ein beliebtes Fotomotiv. Die Häuser sind meist klein und weiß, viele mit blauen oder gelben Fensterrahmen, dazwischen Obstbäume und kleine Gärten mit Ananas-Gewächshäusern. Die moderne Pfarrkirche Nossa Senhora da Ajuda aus den 1960er Jahren steht inmitten von Neubauten; die alte Kapelle aus dem 18. Jahrhundert ist dagegen winzig und fast versteckt.

Feteira war früher vor allem ein Bauerndorf, heute pendeln viele Einwohner (ca. 1.200) täglich nach Horta zur Arbeit. In den letzten zwanzig Jahren sind hier viele Ausländer hingezogen – Deutsche, Schweizer, Briten –, die alte Ruinen gekauft und liebevoll restauriert haben. Es gibt ein kleines Restaurant („O Esconderijo“), ein paar Ferienwohnungen und viel Ruhe. Im Sommer findet das traditionelle Fest der Império do Espírito Santo statt – eines der schönsten auf der Insel, mit Prozession, Suppe für alle und viel Musik bis in die Nacht. Feteira ist das perfekte Beispiel dafür, wie sich das ländliche Faial langsam, aber spürbar internationalisiert, ohne seine azoreanische Seele zu verlieren.

Flamengos, etwa 4 km nördlich von Horta, ist das grünste und fruchtbarste Tal der Insel. Hier begann 1466 Josse van Huerter mit der ersten Siedlung, und noch heute erinnert der Name „Vale dos Flamengos“ an die flämischen Kolonisten. Das Tal ist breit und geschützt, umgeben von sanften Hügeln und dem markanten Morro de Castelo Branco im Hintergrund. Die Landschaft präsentiert üppige Wiesen, hohe Hortensienhecken, alte Herrenhäuser mit Parkanlagen und die moderne Kooperativ-Molkerei, die einen großen Teil der azoreanischen Milch produziert. Die Kirche Nossa Senhora da Luz aus dem 17. Jahrhundert steht erhöht und ist weithin sichtbar; daneben das alte Pfarrhaus und ein kleiner Platz mit Imperio-Kapelle.

Flamengos ist eine der wohlhabendsten Gemeinden der Insel. Viele Hortenser, die in der Stadt arbeiten, wohnen hier in neuen Einfamilienhäusern mit Meerblick. Es gibt ein gutes Restaurant („Genuíno“), ein Schwimmbad und mehrere Wanderwege, die ins Tal und hinauf zum Cabeço Verde führen. Im August feiert Flamengos eine der größten Wochenfeste der Insel – mit Umzügen, Musik und Tausenden Besuchern aus ganz Faial.

Verkehr

Faial ist durch regelmäßige Fährverbindungen mit anderen Zentralinseln der Azoren vernetzt, während auf der Insel selbst Mietwagen und Taxis die Hauptverkehrsmittel sind, und der öffentliche Busverkehr nur eingeschränkt verkehrt, insbesondere sonntags nicht.

Straßenverkehr

Faial hat ein gut ausgebautes Straßennetz - insgesamt etwa 220 km asphaltierte Straßen, davon seit 2015 fast alle in hervorragendem Zustand dank EU-Fördermitteln. Die Hauptverbindung ist die ER 1-1ª, die ringförmig um die ganze Insel führt: von Horta über Flamengos, Praia do Almoxarife, Salão, Cedros, Capelo und Varadouro zurück nach Horta. Sie ist durchgehend zweispurig, gut beleuchtet und hat spektakuläre Ausblicke auf Pico und São Jorge.

Innerhalb von 45 Minuten kann man heute von jedem Punkt der Insel jeden anderen erreichen. Die Straße über den Espalamaca-Pass (nach dem Erdbeben 1998 komplett neu gebaut) und die Küstenstraße nach Capelinhos gehören zu den schönsten Strecken der Azoren.

Der Fuhrpark ist klein, aber modern: etwa 10.000 Fahrzeuge auf 13.700 Einwohner - fast jedes zweite Haushaltsmitglied hat ein Auto. Typisch sind kleine Fiat Panda, Renault Clio und Dacia, viele mit Allrad, weil die Nebenstraßen in die Caldeiras oder hinauf zum Cabeço Gordo noch immer steil und kurvig sind.

Öffentliche Busse (gelb-weiß) verkehren werktags stündlich zwischen Horta und allen größeren Orten; am Wochenende seltener. Seit 2020 gibt es ein kleines Elektrobus-Projekt in der Stadt und einen kostenlosen Marina-Shuttle im Sommer.

Bahnverkehr

Zwischen 1876 und 1901 existierte in Horta eine Hafenbahn in der Spurweite 2134 mm. Sie besaß vier Dampflokomotiven mit der Achsfolge B. Eine weitere kleine Feldbahn mit 60 cm Spurweite wurde 1957/58 während des Capelinhos-Ausbruchs gebaut, um Asche und Material abzutransportieren. Nach dem Ende des Ausbruchs wurde sie wieder demontiert. Heute erinnert nichts mehr daran.

Schiffsverkehr

Die Marina da Horta, der Hafen von Horta, ist seit dem 15. Jahrhundert das Tor Faials zur Welt und bleibt bis heute das wichtigste Verkehrsmittel der Insel. Die geschützte Bucht, der tiefe Naturhafen und die zentrale Lage im Atlantik haben ihn zu einem der legendärsten Häfen gemacht.

Heute laufen drei völlig verschiedene Welten im Hafen zusammen: Die Atlanticoline-Fähren bilden das Rückgrat des Personen- und Autoverkehrs. Seit 2022 verkehrt die moderne Ro-Ro-Fähre Mestre Simão ganzjährig mehrmals täglich zwischen Horta und Madalena auf Pico (30 Minuten). Im Sommer kommt die Linie Triângulo (lila) hinzu, die Faial, Pico und São Jorge im Dreieck verbindet – bis zu zehn Abfahrten täglich. Ohne diese Fähren wäre das tägliche Leben auf den drei Inseln kaum denkbar: Pendler, Schüler, Einkäufer und Touristen strömen morgens und abends über die Mole.

Die Marina da Horta mit ihren 300 Liegeplätzen ist seit den 1980er Jahren einer der berühmtesten Yachthäfen der Welt. Von April bis Oktober liegen hier ständig Boote aus Frankreich, Deutschland, Skandinavien, den USA, Kanada, Südafrika und sogar Australien. Für viele Weltumsegler ist der Stopp in Horta Pflicht – hier wird das traditionelle Gemälde auf der Kaimauer hinterlassen, hier trifft man sich im Peter Café Sport. In Spitzenzeiten laufen bis zu 1.200 Yachten pro Jahr ein.

Frachtschiffe und Kreuzfahrtschiffe ergänzen das Bild. Die Frachtlinie der Transinsular bringt wöchentlich Container aus Lissabon und Ponta Delgada, und von März bis November legen immer mehr Kreuzfahrtschiffe an – manchmal zwei oder drei pro Woche. An solchen Tagen strömen 2.000–4.000 Passagiere durch die Stadt. Der alte Kai vor dem Fort Santa Cruz wurde 2023–2024 erweitert, um auch größere Schiffe aufnehmen zu können.

Der Farol da Ponta dos Capelinhos ist ein ehemaliger Leuchtturm in der Gemeinde Capelo im Westen der Insel. Aufgrund des Vulkanausbruchs an der Ponta dos Capelinhos musste er im Oktober 1957 aufgegeben werden. Der Leuchtturm ist heute das Wahrzeichen des Besucherzentrums am Vulcão dos Capelinhos.

Der Bau des Leuchtturms begann am 1. April 1894. Im Jahre 1901 besuchten König Karl I. und Königin Amélie die Baustelle. Bis zum Juli 1903 waren die Arbeiten abgeschlossen, und am 1. August wurde der Leuchtturm in Betrieb genommen. Der achteckige Turm mit Galerie war an der Basis mit einem zweistöckigen Gebäude verbunden, das die Wohnräume des Leuchtturmwärters sowie Lagerräume enthielt. Gekrönt wurde der Turm von einer Kuppel, unter der sich die Laterne befand. Der Leuchtturm und das Wohngebäude waren verputzt und weiß gestrichen.

Ein heftiges Erdbeben am 31. August 1926 führte zu Schäden, die aber bis 1927 beseitigt werden konnten. Im September 1957 kam es im Westen Faials zu einer Serie von Erdbeben, denen am 29. September eine Unterwassereruption etwa einen Kilometer westlich des Leuchtturms folgte. Im Oktober entstand vor der Küste, wo das Wasser zuvor 70 m tief gewesen war, eine 100 m hohe Vulkaninsel. Die Aschewolken stiegen bis zu 1200 m hoch, der Wasserdampf sogar drei bis vier Kilometer. Am 29. Oktober wurde das Licht des Leuchtturms gelöscht und das Personal evakuiert. Der Ausbruch dauerte noch bis zum Oktober 1958. Ausgeworfene Steine und die enorme Menge an vulkanischer Asche führten dazu, dass das Dach des Leuchtturmgebäudes einstürzte, und das Innere teilweise verschüttet wurde.

Bis zum Ende der 1950er Jahre wurde 2,5 km südöstlich der Farol de Vale Formoso errichtet, der den Farol da Ponta dos Capelinhos seitdem ersetzt. In den Jahren 2006 bis 2008 wurde die Ruine des Leuchtturms saniert. Er bekam eine gläserne Kuppel und kann heute von Besuchern erstiegen werden. In unmittelbarer Nähe wurde ein unterirdisches Besucher- und Dokumentationszentrum erbaut.


Frol da Ponta dos Capelinhos

  • Standort:  38°25‘48“ N,. 28°49‘34“ W
  • Betrieb:  1. August 1903 bis 29. Oktober 1957
  • Seehöhe:  20 m
  • Turmhöhe:  50 m
  • Feuerhöhe: 70 m
  • Befeuerung:  elektrisch
  • Kennung:  gelöscht
  • Tragweite:  0 km


Der Farol de Vale Formoso ist ein Leuchtturm bei Capelo im Westen der Azoreninsel Faial. Er ist unter der internationalen Nummer D-2699 und der nationalen Nummer 868 registriert. Seine Kennung sind zwei jeweils zwei Sekunden lange Blitze innerhalb von 10 Sekunden. Die Tragweite beträgt 13 Seemeilen (24 km). Der Leuchtturm wurde am Ende der 1950er Jahre als Ersatz für den 2,5 km nordwestlich gelegenen Farol da Ponta dos Capelinhos gebaut, der im September 1957 nach einem Vulkanausbruch stillgelegt werden musste. Der Turm besteht aus weiß gestrichenem Stahlbeton mit einer Galerie und einer rote Laterne.

Farol de Vale Formoso

  • Standort:  38°34‘52“ N, 28°48‘40“ W
  • Listeneinträge:  AZO025 (ARLHS), D2699 (IHUK), 113-23348 (NGA), 1000007161 (MT)
  • Bauzeit: 1958/59
  • Inbetriebnahme:  1959
  • Betreiber:  Autoridade marítima nacional (Nationale Seeschifffahrtsbehörde)
  • Seehöhe:  14 m
  • Turmhöhe:  101 m
  • Feuerhöhe: 112 m
  • Befeuerung:  elektrisch
  • Betriebsart:
  • Funktion: Küstenfeuer
  • Kennung:  L.Fl.(2)W.10s
  • Tragweite:  24,1 km

Flugverkehr

Der Flughafen Horta, auf Portugiesisch „Aeroporto da Horta“, ist ein portugiesischer Flughafen auf der Azoreninsel Ilha do Faial, zirka 10 km vom Ortszentrum in Horta entfernt. Liniendienste werden ab Horta von Regional Air Lines, SATA Air Açores und TAP Air Portugal durchgeführt. Horta Flughafen wurde am 24. August von 1971 durch den Admiral Américo Tomás eingeweiht. 2011 wurde ein neuer Kontrollturm mit einer Radaranlage eingeweiht. Die Radarstelle kontrolliert nicht nur den Verkehr am Flughafen selbst sondern ist auch für den gesamten Flugverkehr der Azoren Inselgruppe zuständig. Betreiber ist Flugsicherungsbehörde NAV Portugal.

Airlines Ziele
Azores Airlines Lissabon
SATA Air Açores Corvo , Flores, Horta, Terceira


Horta Airport:

  • portugiesischer Name:  Aeroporto da Horta
  • Code:  HOR / LPHR
  • Lage:  38°31‘12“ N, 28°42‘57“ W
  • Seehöhe: 36 m (118 ft)
  • Entfernung: 9,5 km nordöstlich von Horta
  • Inbetriebnahme:  1971
  • Betreiber: ANA Aeroportos de Portugal
  • Terminal: 1
  • Rollbahn: 1
  • Länge der Rollbahn:  1700 m (Asfalt)
  • Fluggesellschaften:  2
  • Flugzeug-Standplätze:  ca. 30
  • jährliche Passagierkapazität: 
  • jährliche Frachtkapazität: 

Wirtschaft

Faial spielte von jeher eine besondere Rolle, ob als Zwischenstation der frühen Transatlantikflüge, ob als Zentrum für die Telekommunikation zwischen Europa und Amerika oder als wichtiger Yachthafen.

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft auf Faial ist kleinstrukturiert, intensiv und auf Selbstversorgung sowie regionale Märkte ausgerichtet. Von den 173 km² Insel sind nur etwa 35 % landwirtschaftlich nutzbar; der Rest besteht aus Vulkanbergen, Kratern, Lavaströmen und Naturschutzgebieten. Die Böden sind fruchtbar, aber flachgründig und steinig – typisch für junge Vulkaninseln.

Das wichtigste Standbein ist seit den 1960er Jahren die Milchwirtschaft. Faial liefert heute etwa 30 % der gesamten azoreanischen Milch. Auf den grünen Weiden von Flamengos, Praia do Almoxarife, Feteira, Pedro Miguel und Capelo grasen rund 18.000 Kühe (fast anderthalb Tiere pro Einwohner). Die Kooperative Unileite (ehemals Lacto-Faial) sammelt die Milch ein und verarbeitet sie in der modernen Fabrik oberhalb von Flamengos zu Trinkmilch, Käse (vor allem Queijo da Ilha mit Faial-Anteil) und Joghurt. Viele Bauern sind Nebenerwerbslandwirte – sie arbeiten tagsüber im Tourismus oder in der Verwaltung und melken abends ihre 10 bis 30 Kühe.

Neben der Milch spielen Gemüse und Obst eine große Rolle: Ananas in Gewächshäusern (vor allem in Feteira und Flamengos), Passionsfrucht, Bananen, Guaven, Feigen, Orangen und seit einigen Jahren auch Avocados und Mango in geschützten Tälern. Kartoffeln, Süßkartoffeln, Mais, Bohnen und Kohl wachsen fast überall in kleinen, von Steinmauern umgebenen Parzellen. Fast jede Familie hat noch ein Stückchen Garten, das „quintal“, wo für den Eigenbedarf angebaut wird.

Die Landwirtschaft ist stark subventioniert (EU- und Regionalförderungen), ökologisch ausgerichtet und fast komplett gentechnikfrei. Große Monokulturen gibt es nicht – das Landschaftsbild bleibt das klassische Mosaik aus kleinen, grünen Feldern, umgeben von Hortensienhecken und Vulkankegeln.

Weinbau

Der Weinbau auf Faial hat eine lange Tradition. Schon die ersten Siedler brachten Reben aus Portugal und von Madeira mit. Im 16. und 17. Jahrhundert war der Verdelho von Faial und besonders von Pico so berühmt, dass er bis nach Russland und England exportiert wurde. Auf Faial selbst konzentrierte sich der Anbau vor allem auf die windgeschützten Südhänge von Feteira, Castelo Branco und Capelo sowie auf die fruchtbaren Böden von Flamengos.

Heute gibt es nur noch etwa 25 bis 30 Hektar Rebfläche – ein Bruchteil von Pico –, aber die Qualität ist hervorragend. Die wichtigsten Rebsorten sind Verdelho, Arinto dos Açores und Terrantez do Pico, die in den typischen „currais“ wachsen: kleinen, rechteckigen Parzellen, die von hohen Lavasteinmauern („muros“) gegen den Wind geschützt sind. Diese Mauern speichern tagsüber die Wärme und geben sie nachts ab – ein natürliches Mikroklima.

Bekannte Produzenten sind die Adega da Feteira, die Cooperativa Vitivinícola da Ilha do Faial und einige kleine private Winzer in Salão und Capelo. Der Wein ist trocken, mineralisch, mit viel Salz und Vulkanaroma – typisch atlantisch. Die bekannteste Marke ist „Basalto“ und „Lajido“. Seit 2018 gibt es wieder erste Versuche mit Schaumwein und Orange Wine. Der meiste Wein wird direkt auf der Insel getrunken – im Peter Café Sport, bei Festen und in den Restaurants. Export gibt es kaum; dafür ist die Menge zu klein und die Nachfrage vor Ort zu groß.

Fischerei

Die Fischerei war jahrhundertelang Überlebensgrundlage, ist heute aber stark zurückgegangen. In den 1950er Jahren fuhren noch über 100 Boote von Horta, Varadouro und Praia do Almoxarife aus, vor allem auf Thunfisch und Schwertfisch. Der letzte große Thunfischfang mit der traditionellen „arte xávega“ (Zugnetz vom Strand aus) fand 1986 statt.

Mit Stand 2025 gibt es nur noch etwa 30 bis 40 aktive Fischer mit kleinen Booten unter 10 Metern Länge. Sie fischen vor allem Thunfisch (Atum), Bonito, Makrele, Seehecht, Zackenbarsch und Limpets (Lapas). Die meisten Boote starten vom kleinen Hafen in Varadouro oder vom Fischerkai in Horta. Der Fang wird direkt auf dem Markt neben dem Fort Santa Cruz verkauft – morgens um 7 Uhr stehen die Fischer da, und wer zuerst kommt, bekommt die besten Stücke.

Großfischerei gibt es nicht mehr. Die großen Thunfischschwärme ziehen weiter nördlich vorbei, und die Quoten sind streng. Dafür ist die Küstenfischerei nachhaltig und fast komplett handwerklich. Viele Fischer sind Rentner oder Nebenerwerbsfischer, die nur ein paar Tage pro Woche rausfahren.

Tintenfisch (Lulas) und Octopus (Polvo) werden vor allem mit Krügen und Fallen gefangen – eine alte Technik, die noch in Capelo und Ribeirinha gelebt wird. Der frische Fisch landet abends auf den Tellern der Restaurants in Horta und ist einer der Gründe, warum die Küche der Insel so geschätzt wird.

Bergbau

Bergbau hat auf Faial nie eine nennenswerte Rolle gespielt und existiert heute überhaupt nicht mehr. Die Insel ist jung-vulkanisch, und wertvolle Erze oder Edelmetalle gibt es nicht. Abgebaut wurden lediglich vulkanische Materialienm. Bimsstein („bagacina“) etwa wurde früher in großen Mengen aus den Hängen des Cabeço Verde und von Capelinhos gewonnen und als leichtes Baumaterial oder zum Polieren verwendet. Tuffstein und Basalt werden seit dem 15. Jahrhundert in kleinen Steinbrüchen („pedreiras“) abgebaut – die schwarzen Pflastersteine in Horta, die Mauern der currais und die Bordsteine stammen fast alle von Faial selbst. Vulkanasche und Lapilli wurden nach dem Capelinhos-Ausbruch 1957/58 tonnenweise abtransportiert und für den Straßenbau aufatz verwendet.

Seit den 1990er Jahren ist auch das stark eingeschränkt: Die meisten alten Steinbrüche sind geschlossen oder Naturschutzgebiete. Heute gibt es nur noch zwei kleine, aktive Basaltbrüche (bei Salão und Ribeirinha), die vor allem für den lokalen Bedarf und für Kunsthandwerk arbeiten. Schwermaschinen sieht man fast nie – der Abbau erfolgt per Hand und mit kleinen Baggern. Bergbau im Sinne von Schächten, Stollen oder großen Firmen hat es nie gegeben und wird es auch nie geben.

Handwerk

Das traditionelle Handwerk ist auf Faial lebendiger als auf vielen anderen Azoren-Inseln, weil es eng mit Tourismus, Walfang-Erbe und Alltagskultur verknüpft ist. Die bekanntesten handwerklichen Bereiche sind:

  • Scrimshaw, die Kunst, auf Walknochen und -zähnen zu gravieren. Noch heute arbeiten in Horta und im Peter Café Sport drei, vier alte Meister (und einige jüngere Nachfolger), die historische Motive von Schiffen, Walen und Seglern in feinste Linien ritzen und mit Tusche schwärzen.
  • Walfangboot-Bau: In Capelo und Praia do Norte gibt es noch zwei kleine Werften, in denen die traditionellen Botes Baleeiros komplett in Handarbeit aus Zedern- und Kiefernholz gebaut und repariert werden.
  • Korbflechterei aus Weiden und Schilf (für Fischerkörbe und Brotkörbe).
  • Töpferei: Vor allem in Ribeirinha und Capelo werden noch die klassischen azoreanischen Tontöpfe und -pfannen hergestellt, oft mit Vulkanasche glasiert.
  • Stickerei und Häkelei: Insbesondere die Frauen in Flamengos und Feteira stellen feine Tischdecken und Bettwäsche her, die auf dem Wochenmarkt und in Souvenirläden verkauft werden.


Seit den 2000er Jahren hat sich ein neues, modernes Handwerk entwickelt: Schmuck aus Lavastein, Basalt und Azoren-Obsidian, sowie Kunst aus Treibholz und alten Segeln. Viele dieser Werkstätten sind in alten Lavahäusern untergebracht und haben sich auf Touristen eingestellt – aber die Qualität bleibt hoch, weil fast alles noch echte Handarbeit ist.

Industrie

Industrie im klassischen Sinne gibt es auf Faial praktisch nicht – und die Inselbewohner sind stolz darauf. Es gibt keine rauchenden Schlote, keine Großfabriken und keine Industriezonen. Die wenigen industriellen Aktivitäten sind klein, sauber und eng mit der Landwirtschaft verbunden. Die Unileite-Milchfabrik oberhalb von Flamengos ist die größte „Fabrik“ der Insel: hier werden täglich 60.000 bis 80.000 Liter Milch verarbeitet – modern, vollautomatisch, aber immer noch in Familienbesitz.

Zwei kleine Fischkonservenfabriken in Horta (Santa Catarina und eine kleinere) verarbeiten Thunfisch aus eigenem Fang oder von Pico. Eine Betonwerk und eine Asphaltmischanlage bei Pedro Miguel versorgen den Straßenbau. Die Cooperativa Vitivinícola in Feteira keltert und füllt den Faial-Wein ab. Ein paar Tischlereien bzw. Schreinereien und Metallwerkstätten bauen Boote, Möbel und Aluminiumfenster.

Wasserwirtschaft

Faial hat kein einziges natürliches Fließgewässer – keine Bäche, keine Flüsse, nur ein paar winzige Quellen. Trinkwasser ist daher seit jeher ein kostbares Gut. Die Versorgung basiert auf drei Säulen:

  • Grundwasser aus tiefen Bohrlöchern (vor allem im Raum Flamengos, Feteira und Praia do Almoxarife)
  • Regenwasserspeicherung in großen Zisternen und Stauseen
  • Entsalzungsanlagen


Die wichtigsten Speicher sind der Stausee Barragem da Fazenda (bei Pedro Miguel, 1,2 Millionen m³) und mehrere kleinere Becken in der Caldeira und bei Salão. Seit 2012 betreibt die Gemeinde Horta in Porto Pim eine moderne Umkehrosmose-Anlage, die täglich bis zu 3.000 m³ Meerwasser entsalzt – an Spitzentagen im Sommer deckt sie fast 40 % des Bedarfs. Das Trinkwasser ist von hervorragender Qualität und wird streng kontrolliert. Fast jedes Haus hat zusätzlich eine eigene Zisterne für Garten und Notfälle. Abwasser wird seit den 2000er Jahren komplett geklärt: Die Kläranlage von Horta (2008 erweitert) und kleinere Anlagen in Flamengos und Capelo reinigen alles, bevor es ins Meer geleitet wird. Wassermangel gibt es nur noch in extrem trockenen Sommern – dann wird kurzzeitig bewässert und geduscht mit Bedacht.

Energiewirtschaft

Bis 2010 kam noch über 70 % des Stroms aus dem Dieselkraftwerk in Horta (alte Schornsteine direkt am Hafen). Seitdem wurde massiv umgebaut. Das geothermische Kraftwerk Ribeira Grande auf São Miguel liefert über das Unterseekabel „Graciosa-Faial-Pico“ seit 2018 einen Teil des Stroms. Zehn Windräder auf den Hügeln von Salão, Capelo und Praia do Norte erzeugen zusammen etwa 35 bis 40 % des Jahresbedarfs. Über 2.000 private Anlagen und mehrere große Solarparks (unter anderem bei Castelo Branco und Pedro Miguel) liefern weitere 15 %. Die kleinen Turbinen in der Fazenda-Staumauer und bei Lomba Grande tragen etwa 5 % bei.

2024 lag der Anteil erneuerbarer Energien bei 75 bis 80 % (je nach Wind- und Sonnenjahr). Das Ziel der Regionalregierung ist 100 % bis 2030. Elektroautos sind stark subventioniert, an fast jeder Tankstelle und im Hafen gibt es Ladesäulen. Heizung erfolgt fast ausschließlich elektrisch oder mit Holz aus eigenen Wäldern (Eukalyptus und Kryptomerien). Ölheizungen sind seit 2022 praktisch verschwunden.

Abfallwirtschaft

Auch bei Müll ist Faial vorbildlich. Seit 2005 gibt es eine strikte Trennung in fünf Fraktionen direkt am Haus: Papier, Glas, Plastik/Metall, Bioabfall und Restmüll. In jedem Dorf stehen bunte Container, und die gelben Eco-Pontos sind nie weiter als 500 Meter entfernt. Bioabfall wird in der Kompostieranlage bei Ribeirinha zu Dünger für die Landwirte verarbeitet. Wiederverwendbarer Abfall (Papier, Glas, Plastik) wird per Schiff nach Lissabon gebracht – die Quote liegt bei über 55 %. Der Restmüll wird seit 2018 nicht mehr auf der kleinen Deponie bei Lomba Grande vergraben, sondern in der modernen Müllverbrennungsanlage auf Terceira verbrannt und in Strom umgewandelt.

Alte Autoreifen, Elektroschrott und Bauschutt werden gesondert gesammelt. Seit 2020 gibt es ein Pfandsystem für Plastikflaschen und Dosen („Ecopontos reversíveis“). Die Strände werden das ganze Jahr über von Freiwilligen und der Gemeinde sauber gehalten – besonders nach Stürmen sammeln sich Hunderte ein, um Plastikmüll aus dem Meer zu holen.

Handel

Das Herz des täglichen Handels ist die Innenstadt von Horta. Die Rua Conselheiro Medeiros, die Rua Dr. Azevedo und die Parallelstraßen sind gesäumt von kleinen, familiengeführten Läden:

  • Bäckereien („Pastelarias“), in denen morgens um sieben der Duft von frischem Brot und Pastéis de Nata durch die Gassen zieht – die bekanntesten sind die Peter’s Bäckerei und O Capote.
  • Lebensmittelgeschäfte und Mini-Märkte („Mercearias“) mit Käse aus eigener Milch, selbstgemachter Wurst, frischem Fisch und Regalen voller azoreanischer Konserven.
  • Fischmarkt direkt neben dem Fort Santa Cruz – jeden Morgen ab 7 Uhr stehen die Fischer mit ihrem Fang, und wer zu spät kommt, bekommt nur noch die zweite Wahl.
  • Gemüse- und Obststände, wo die Bauern aus Flamengos und Feteira ihre Ananas, Passionsfrüchte und Tomaten direkt verkaufen.


Für den größeren Einkauf gibt es drei Supermärkte: Celeiro (zentral in Horta, der größte), Saudade (am Stadtrand Richtung Flamengos) und Cantinho (kleiner, aber beliebt). Alle führen alles von Windeln bis Wein, von Grillkohle bis Waschmittel – und haben sonntags geschlossen. Mode, Schuhe und Elektronik gibt es in kleinen Boutiquen und Fachgeschäften („Electro Faial“, „Sportzone“, „Boutique Marina“). Was nicht vorrätig ist, wird bestellt und kommt in einer Woche aus Lissabon oder Ponta Delgada. Seit 2020 boomt der Online-Handel: Amazon und Continente-Online liefern innerhalb von 3–5 Tagen per Flugzeug oder Schiff, und viele Hortenser bestellen Möbel, Fahrräder oder sogar Autos direkt aus Portugal.

Der Wochenmarkt samstagsvormittag auf der Praça do Infante ist ein Fest: Bauern aus ganz Faial verkaufen Käse, Honig, Marmelade, Schnaps und Handarbeiten. Im Sommer kommen noch die Stände der Segler hinzu, die selbstgemachten Schmuck oder T-Shirts anbieten.

In den Dörfern außerhalb Hortas gibt es jeweils ein oder zwei Mini-Märkte (in Flamengos, Feteira, Capelo, Salão usw.), die das Nötigste führen – Brot, Milch, Bier und Zigaretten. Größere Einkäufe macht man in der Stadt oder lässt sich liefern.

Touristen-Shops konzentrieren sich rund um den Hafen: Scrimshaw, Lavastein-Schmuck, Postkarten, Azoren-Wein und T-Shirts mit „I left my mark in Horta“. Die Preise sind fair, Feilschen ist unbekannt. Der Handel lebt zu 70 % vom lokalen Bedarf und zu 30 % vom Tourismus. Kreuzfahrtschiff-Tage bringen kurzfristig Umsatzexplosionen – dann sind die Läden voll, und die Verkäufer wechseln fließend zwischen Portugiesisch, Englisch und Deutsch.

Finanzwesen

In Horta, dem wirtschaftlichen Zentrum der Insel, befindet sich eine Agentur des Banco de Portugal, deren repräsentatives Gebäude aus den 1930er Jahren bis heute ein sichtbares Symbol staatlicher Finanzpräsenz ist. Neben der Zentralbank spielt die Caixa de Crédito Agrícola Mútuo dos Açores eine besonders wichtige Rolle. Als Genossenschaftsbank ist sie traditionell eng mit der lokalen Bevölkerung verbunden und unterstützt vor allem landwirtschaftliche Betriebe, kleine Unternehmen und regionale Projekte. Ihre Filiale in Horta ist für viele Einwohner die wichtigste Anlaufstelle für alltägliche Bankgeschäfte.

Ergänzt wird das Finanznetz durch den Novo Banco dos Açores, der ebenfalls mit einer Niederlassung auf Faial vertreten ist und Dienstleistungen eines nationalen Bankinstituts bietet. Historisch betrachtet existierten auf der Insel früher auch eigenständige Banken, etwa der Banco do Faial, der Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurde und einst eine bedeutende lokale Finanzfunktion erfüllte. Obwohl solche Inselbanken inzwischen verschwunden sind, erinnern sie an eine Zeit intensiver regionaler wirtschaftlicher Autonomie.

Soziales und Gesundheit

Das soziale Netz dere Inselgemeinschaft besteht aus drei starken Säulen: Familie, Nachbarschaft und Vereine. Die klassische Großfamilie lebt oft noch unter einem Dach oder zumindest im selben Dorf – Großeltern, Eltern, Kinder und oft auch Onkel und Tanten. Wenn jemand krank wird, ein Haus gebaut oder ein Kind getauft werden soll, kommen automatisch zehn bis zwanzig Verwandte und Nachbarn. Diese gegenseitige Hilfe („ajuda mútua“) ist keine Romantik, sondern gelebte Realität.

Die zweite Säule sind die Philharmonien und die Impérios do Espírito Santo. Fast jedes Dorf hat seine eigene Philharmonie (Flamengos, Capelo, Salão, Feteira usw.), die nicht nur Musik macht, sondern auch Jugendtreff, Altenclub und sozialer Mittelpunkt ist. Die Impérios – die bunten kleinen Kapellen des Heiligen Geistes – dienen im Sommer sieben Wochen lang als Fest- und Essenszentrum für die ganze Gemeinde. Hier wird Suppe für hundert Leute gekocht, und niemand fragt, ob jemand Geld hat oder nicht.

Die dritte Säule ist der Staat. Seit den 1980er Jahren gibt es ein dichtes Netz an sozialen Leistungen: kostenlose Schulbildung und Gesundheitsversorgung, Renten, Arbeitslosenhilfe, Behindertenhilfe und seit 2008 das „Rendimento Social de Inserção“ für die ganz Armen. Es gibt kaum Obdachlose und so gut wie keine Kinderarmut im klassischen Sinn. Die wenigen sozialen Brennpunkte (ein paar Familien mit Alkohol- und Drogenproblemen) werden von der Santa Casa da Misericórdia da Horta und der Caritas betreut.

Die Insel altert jedoch rapide. 2025 sind fast 30 % der Einwohner über 65 Jahre alt, viele Dörfer bestehen nur noch aus Rentnern. Gleichzeitig kehren seit etwa 2015 junge Rückwanderer und ausländische Residenten zurück oder neu hinzu, sodass sich in Flamengos, Feteira und Capelo wieder junge Familien ansiedeln. Das führt zu einem spannenden Nebeneinander: alte Leute, die noch den Dialekt aus den 1950er Jahren sprechen, und junge Deutsche oder Schweden, die nebenan ihre Kinder auf Englisch großziehen.

Gesundheitswesen

Faial verfügt für seine Größe über ein hervorragendes Gesundheitswesen. Das Hospital do Santo Espírito da Horta (komplett neu gebaut 2008 bis 2012) ist ein modernes Regionalkrankenhaus mit 120 Betten, Notaufnahme, Intensivstation, Geburtshilfe, Chirurgie, Onkologie und Dialyse. Es deckt 95 % aller medizinischen Fälle ab; nur sehr schwere Fälle (Herztransplantationen, große Neurochirurgie) werden per Luftbrücke nach Lissabon oder Porto geflogen.

Jede Gemeinde hat ein Centro de Saúde oder eine Extensão de Saúde – kleine Ambulanzen mit Allgemeinmedizinern und Krankenschwestern. Hausbesuche sind selbstverständlich, besonders bei alten Menschen in abgelegenen Orten wie Praia do Norte oder Ribeirinha. Die Impfquote ist eine der höchsten Europas (bei Covid-19 über 92 % doppelt geimpft), und die Lebenserwartung liegt bei 81 Jahren (Frauen 84, Männer 78).

Krankheiten

Die häufigsten Krankheiten sind typisch für eine alternde, westliche Gesellschaft:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Herzinfarkt)
  • Krebs (besonders Lunge und Darm, früher durch starkes Rauchen, heute rückläufig)
  • Diabetes Typ 2 (durch veränderte Ernährung und Bewegungsmangel)
  • Demenz und Alzheimer (durch die hohe Zahl sehr alter Menschen)
  • Psychische Erkrankungen (Depressionen und Angststörungen, vor allem bei älteren alleinstehenden Männern)


Alkoholismus war früher ein großes Problem, besonders bei ehemaligen Walfängern und Auswanderern, die zurückkamen. Seit den 2000er Jahren ist er stark zurückgegangen. Drogen (vor allem Cannabis, gelegentlich Kokain und synthetische Drogen) spielen bei Jugendlichen eine kleine, aber wachsende Rolle – allerdings weit unter Festlandniveau. Tropenkrankheiten gibt es praktisch keine. Dengue oder Zika kamen nie an, und Zeckenkrankheiten sind extrem selten.

Bildung

Die Grundversorgung ist flächendeckend: In jeder der elf Gemeinden gibt es mindestens eine Escola Básica do 1.º Ciclo (Klassen 1 bis 4), oft in kleinen, liebevoll gepflegten Gebäuden mit 20 bis 80 Schülern. Seit den 2010er Jahren wurden viele dieser Schulen modernisiert oder zusammengelegt, sodass heute noch acht aktive Grundschulen existieren (Horta, Flamengos, Feteira, Praia do Almoxarife, Pedro Miguel, Salão, Capelo und Praia do Norte). Der Unterricht ist kostenlos, inklusive Bücher, Mittagessen und Bus.

Die weiterführende Schule ist zentralisiert. Die Escola Básica e Secundária da Horta (oft einfach „Secundária“ genannt) ist die einzige Oberschule der Insel und liegt oberhalb der Stadt an der Straße nach Flamengos. Das riesige, helle Gebäude aus den 1980er Jahren (nach dem Erdbeben 1998 komplett erneuert) nimmt etwa 1.100 Schüler von Klasse 5 bis 12 auf. Hier kann man alle normalen Abschlüsse machen (9. und 12. Klasse) sowie berufliche Ausbildungen in Tourismus, Informatik, Elektronik und Gastronomie. Die Schule hat ein eigenes Schwimmbad, eine Sporthalle und seit 2021 eine moderne Mensa. Fast jedes Klassenzimmer ist mit interaktiven Tafeln und schnellem Internet ausgestattet. Die Schulen sind gut besucht und haben sehr niedrige Abbrecherquoten. Viele Absolventen der Secundária gehen danach auf das Festland oder nach Ponta Delgada, aber seit etwa 2015 kehrt ein wachsender Teil nach dem Studium zurück – vor allem Meeresbiologen, IT-Spezialisten und Tourismusfachleute.

Höhere Bildung

Seit 1997 gibt es auch Hochschulbildung vor Ort: Die Universidade dos Açores unterhält in Horta einen eigenen Campus direkt neben dem alten Jesuitenkolleg. Hier werden vor allem Studiengänge in Meereswissenschaften, Ozeanographie, Umweltwissenschaften und Tourismus angeboten – perfekt zur Lage und Geschichte der Insel. Dazu kommen Master- und Doktorarbeiten, die oft mit der IMAR (Institut für Meeresforschung) und dem Observatório do Mar zusammenarbeiten. Etwa 250–300 Studenten sind eingeschrieben; viele wohnen in der kleinen, aber lebendigen Studentenresidenz oberhalb von Porto Pim.

Kindergärten und Vorschulen gibt es in Horta (mehrere private und öffentliche) sowie in Flamengos und Feteira. Die Musikschule der Sociedade Filarmónica Unânime Cearense und anderer Philharmonien bietet schon ab sechs Jahren Instrumentalunterricht – fast jedes Kind auf Faial lernt ein Blasinstrument.

Bibliotheken und Archive

Die Biblioteca Pública e Arquivo Regional da Horta im ehemaligen Jesuitenkolleg (Rua Walter Bensaúde) ist das kulturelle Gedächtnis der Insel. Das prächtige barocke Gebäude von 1695 wurde nach dem Erdbeben 1998 restauriert und vereint unter einem Dach: eine moderne öffentliche Bibliothek mit etwa 80.000 Bänden (portugiesische und ausländische Literatur, Kinderbücher, DVDs, Zeitungen, kostenloses WLAN und Leseplätze), den regionalen Archivbestand mit Dokumenten ab dem 16. Jahrhundert: Grundbücher, Kapitanie-Urkunden von Josse van Huerter, Walfang-Journale, Auswandererlisten, alte Fotos und Karten sowie eine kleine, aber feine Sondersammlung mit Handschriften, darunter Briefe von Martin Behaim und Originaldokumente aus der Waid- und Kabelzeit. Die Bibliothek ist täglich (außer montags) geöffnet und wird von Schülern, Studenten und Rentnern gleichermaßen genutzt. Im Sommer gibt es Lesungen und Workshops im Innenhof.

Kleinere Gemeindebibliotheken („Bibliotecas de Freguesia“) existieren in Flamengos, Feteira, Capelo und Praia do Almoxarife – meist in den ehemaligen Grundschulgebäuden, mit 3.000 bis 8.000 Bänden und Internetzugang. Das Museu da Horta und das Scrimshaw-Museum im Peter Café Sport haben eigene kleine Fachbibliotheken zu Walfang und Seefahrt, die von Forschern sehr geschätzt werden.

Kultur

Die Kultur auf Faial ist geprägt von einer lebendigen Mischung aus traditioneller portugiesischer Lebensweise, starkem Bezug zur Seefahrt, insbesondere im Hafen von Horta, sowie landwirtschaftlichen Bräuchen; religiöse Feste wie die Heilig-Geist-Feiern spielen eine wichtige Rolle, während die Insel zudem für ihre prächtigen Hortensienhecken und das vulkanische Erbe bekannt ist, was sie zu einem kulturell vielfältigen und naturverbundenen Ort macht.

Museen

Im Herzen von Horta befindet sich das Museu da Horta, das in dem ehemaligen Jesuiten-College untergebracht ist, einem bedeutenden historisch-architektonischen Bauwerk der Insel. Die Sammlungen sind sehr breit gefächert: Es gibt ethnografische Objekte, Möbelstücke, sakrale Kunst vom 16. bis zum 19. Jahrhundert sowie Alltagsgegenstände, die das Leben auf Faial in früheren Zeiten illustrieren. Besonders eindrucksvoll ist eine Kollektion von Figuren, die aus dem Kern von Feigenholz gefertigt sind – geschaffen von dem lokalen Künstler Euclides Rosa, dessen Arbeiten ein einmaliges kulturelles Erbe darstellen.

Eine weitere wichtige Einrichtung ist die Walfangfabrik von Porto Pim, die heute als Porto Pim Whale Factory Museum betrieben wird. Diese ehemalige Fabrik, in der Walfleisch und -öl verarbeitet wurden, zeigt noch die originale industrielle Ausrüstung. Gäste können lernen, wie die Walfangindustrie den sozialen und wirtschaftlichen Alltag der Insel in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte.

Eng verwoben mit dem Walfang ist das Scrimshaw-Museum in Horta, direkt oberhalb des legendären Peter Café Sport. Hier findet man die weltweit größte private Sammlung von Scrimshaw – kunstvoll gravierte Walzähne und andere Objekte aus Wal- oder Pottwahlenknochen. Diese Kunstform entstand früher auf Walfang-Schiffen, als Seeleute ihren langen Seereisen kleinen künstlerischen Ausdruck verliehen, und ist eng verbunden mit der maritimen Tradition Faials.

Für Liebhaber sakraler Kunst ist das Museu de Arte Sacra da Horta sehr bedeutsam. In der Kirche Nossa Senhora do Carmo ausgestellt, bewahrt es über tausend religiöse Objekte aus verschiedenen kirchlichen Gemeinschaften der Insel. Viele dieser Werke wurden über Jahrzehnte gesammelt – teils von Privatpersonen oder Kirchengemeinden. Derzeit werden dort auch Führungen in englischer Sprache angeboten, was Besuchern eine tiefere Einsicht in die spirituelle und künstlerische Geschichte Faials erlaubt.

Außerdem dokumentiert die Casa Dabney die Geschichte einer amerikanischen Familie (Dabneys), die im 19. Jahrhundert auf Faial wirtschaftlich aktiv war. Ihre Sommerresidenz zeigt, wie Weinbau, Handel und Konsulatsfunktion das Inselleben mit internationalen Kontakten verknüpften.

Nicht zuletzt gibt es auf Faial das Centro de interpretação do Vulcão Capelinhos (Interpretationszentrum zum Vulkan Capelinhos), in dem sich ein Museum unterhalb des zerstörten alten Leuchtturms befindet. Es erklärt die Eruption von 1957/58, die vulkanischen Prozesse im Azoren-Archipel sowie die geologische Bedeutung der Insel – und schließt mit einer Aussicht vom Leuchtturmturm, wo Besucher einen eindrucksvollen Panoramablick genießen können.

Architektur

Das klassische faialensische Haus ist niedrig (meist ein oder zwei Stockwerke), hat dicke Basaltwände, weiß verputzte Fassaden, rote Ziegeldächer und farbige Holzrahmen an Fenstern und Türen – oft in Azorenblau, Grün oder Gelb. In den Dörfern Flamengos, Feteira und Capelo stehen noch viele dieser alten Lavahäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert, oft mit kleinen Gärten und umgeben von Hortensienhecken. In Horta dominieren dagegen die klassizistischen und neoklassizistischen Bürgerhäuser des 19. Jahrhunderts mit schmiedeeisernen Balkonen und den typischen schwarzen Basalt-Ecksteinen.

Die Kirchen sind die großen Ausnahmen: Die Igreja Matriz de São Salvador (1680 bis 1715) ist ein barockes Juwel mit mächtigem Glockenturm und prächtiger Holzdecke, die Igreja do Carmo (ehemalige Jesuitenkirche) beeindruckt mit ihrer eleganten Fassade und den Azulejos. Die bunten Impérios do Espírito Santo – kleine, turmartige Kapellen in leuchtendem Rot, Blau, Gelb und Weiß – sind das vielleicht schönste und eigenständigste Architekturmerkmal der Insel; jede Gemeinde hat mehrere davon, oft aus dem späten 19. Jahrhundert.

Seit dem Wiederaufbau nach dem Erdbeben 1998 und durch EU-Gelder erleben die Dörfer eine sanfte Renaissance: Alte Ruinen werden von Rückwanderern und ausländischen Residenten liebevoll restauriert, neue Häuser müssen sich an strenge Vorgaben halten – maximal zwei Stockwerke, traditionelle Materialien, keine grellen Farben. Moderne Akzente setzen nur wenige Projekte: die gläserne Marina, das futuristische Observatório do Mar und einige wenige Designer-Villen mit viel Glas und Stahl, die sich aber dezent in die Landschaft einfügen.

Bildende Kunst

Die bildende Kunst auf Faial riecht nach Salz, Lava und frischer Ölfarbe. Sie ist klein, aber intensiv und fast immer mit dem Meer, dem Vulkan oder der insularen Identität verbunden. Die älteste und edelste Form ist die kirchliche Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts: prächtige barocke Schnitzaltäre, vergoldete Engel und bemalte Holzdecken in den großen Kirchen von Horta und Flamengos. Viele dieser Werke kamen aus Lissabon oder Porto, wurden aber von lokalen Künstlern ergänzt und restauriert.

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert dominierte die Kunst der Walfänger und Seeleute. Scrimshaw, die feine Gravur auf Walknochen und -zähnen, ist bis heute das bekannteste und teuerste Kunsthandwerk der Insel. Die besten alten Stücke hängen im Museu da Horta oder im Peter Café Sport; einige wenige alte Meister arbeiten noch heute. Naive Malerei von Fischern und Auswanderern, die ihre Schiffe, Wale und die Bucht von Horta in kräftigen Farben festhielten.

Seit den 1980er Jahren hat sich eine lebendige zeitgenössische Szene entwickelt. Künstler wie Carlos Lobão, Eduardo Pinto oder Maria José Cavaco malen die dramatischen Landschaften – den rauchenden Capelinhos, die Caldeira im Nebel, Pico im Sonnenuntergang – oft mit surrealen oder expressionistischen Elementen. Lavastein, Treibholz und alte Bootsreste werden zu Skulpturen verarbeitet; Schmuck aus Basalt und Azoren-Obsidian ist ein beliebtes Souvenir.

Street-Art hat seit 2015 Einzug gehalten: Das Projekt „Horta – Cidade Mural“ bringt jedes Jahr nationale und internationale Künstler, die Hauswände mit Walen, Segeln und Vulkanmotiven bemalen. Die größte und berühmteste Leinwand aber ist die Kaimauer der Marina: Seit 1986 malen hier Tausende Segler ihre bunten Bilder, Namen und Symbole – ein einzigartiges, ständig wachsendes Volkskunstwerk, das inzwischen als immaterielles Kulturerbe geführt wird.

Galerien gibt es wenige, konkret das Museu da Horta, die kleine Oficina de Artes und regelmäßige Open-Air-Ausstellungen im Innenhof des Jesuitenkollegs. Im Sommer verwandelt sich die Stadt in eine einzige Galerie – überall hängen Bilder, stehen Skulpturen, und abends trifft man die Künstler selbst beim Gin Tonic im Peter.

Literatur

Die Literatur Faials ist klein, aber intensiv und fast immer von der Insel selbst durchtränkt. Weil Faial lange Zeit ein Ort der Durchreise war, haben sich hier nur wenige „große“ Schriftsteller niedergelassen, dafür aber viele, die ihre Erlebnisse hier niederschrieben.

Der wichtigste einheimische Autor ist Vitorino Nemésio (1901 bis 1978), obwohl er auf Terceira geboren wurde, hat er Faial tief geliebt und oft besucht. Sein Roman „Mau Tempo no Canal“ (1944) spielt größtenteils auf Faial und Pico und gilt als das bedeutendste Werk der azoreanischen Literatur überhaupt. Horta, die Bucht, der Walfang und die Auswanderung sind hier mit einer solchen Wucht beschrieben, dass das Buch bis heute Pflichtlektüre in allen Schulen der Azoren ist.

Aus Faial selbst stammen unter anderem Manuel Ferreira (1917 bis 1992), der in seinen Gedichten und Erzählungen das harte Fischerleben und die Auswanderung nach Amerika schilderte, Dias de Melo (1925 bis 2016), eigentlich von Pico, aber lange in Horta lebend, der mit „Pedras Negras“ ein weiteres azoreanisches Meisterwerk schrieb, und in neuerer Zeit João Afonso und Cristina Furtado, die in Romanen und Kurzgeschichten die Gegenwart der Insel zwischen Tourismus, Rückwanderung und Vulkanangst beschreiben.

Jedes Jahr im Juli findet das kleine, aber feine Literaturfestival „Sete Sóis Sete Luas“ statt, bei dem portugiesische, brasilianische und mediterrane Autoren in Horta lesen – oft im Innenhof des Jesuitenkollegs oder direkt auf der Kaimauer zwischen den Seglergemälden. Viele aktuelle Bücher über Faial erscheinen im kleinen Verlag Publiçor oder in der Reihe der Regionalregierung.

Theater

Theater ist auf Faial vor allem Volks- und Amateurtheater – und das mit großer Leidenschaft. Es gibt kein festes professionelles Theaterhaus, dafür aber mehrere sehr lebendige Gruppen.

Die älteste und bekannteste ist das Teatro Faialense (erbaut 1914 bis 1916, wiederaufgebaut nach dem Erdbeben 1926). Das schöne, klassizistische Gebäude mit 400 Plätzen direkt in der Rua Conselheiro Medeiros ist das kulturelle Herz der Stadt. Hier spielen die drei großen Amateurgruppen der Insel: Grupo de Teatro Amador da Horta, Teatro do Mar (jünger und experimenteller) und die Jugendgruppe der Academia de Santa Cecília.

Die Stücke sind meist Komödien, azoreanische Klassiker (Nemésio, Dias de Melo) oder selbstgeschriebene Revuen über das Inselleben – oft mit viel Musik und Tanz. Während der Karwoche und zur Semana do Mar gibt es Passionsspiele und historische Aufführungen über Josse van Huerter oder den Capelinhos-Ausbruch. Die Philharmonien begleiten fast immer live. In den Dörfern gibt es außerdem die traditionellen „Reisados“ und „Coral das Festas“ – halb Theater, halb religiöses Volksschauspiel zur Weihnachtszeit und beim Espírito Santo, bei denen die ganze Gemeinde mitmacht.

Film

Der bekannteste Film, der hier gedreht wurde, ist „Mau Tempo no Canal“ (2000), die Verfilmung von Nemésios Roman – viele Szenen entstanden in Horta, Varadouro und auf der alten Walfangstation Porto Pim. Internationale Produktionen nutzen Faial wegen seiner dramatischen Landschaft. Teile von „The Volcano“ (2013, eine isländisch-deutsche PLroduktion) wurden am Capelinhos gedreht, und Dokumentationen von BBC, ARTE und National Geographic über Walfang, Vulkane und Segeln entstanden auf Faial.

Seit 2012 gibt es das kleine, aber charmante Festival de Cinema Azul, das jedes Jahr im November im Teatro Faialense stattfindet: Kurzfilme, Dokumentarfilme und Spielfilme aus Portugal, Brasilien und dem Mittelmeerraum – oft mit Meeres- und Inselthemen. Lokale Filmemacher wie Ricardo Leite und Nuno Costa Santos drehen Kurzfilme über die Seglerkultur, den Capelinhos-Ausbruch oder das Leben in den Dörfern.

Es gibt kein eigenes Kino mehr (das letzte schloss in den 1990er Jahren), aber im Teatro Faialense und im Kulturzentrum werden regelmäßig Filme gezeigt – meist mit vollem Haus und anschließender Diskussion beim Wein im Foyer.

Musik und Tanz

Von zentraler Bedeutung  für die Inselmusik sind die filarmónicas (Philharmonien). Es gibt zehn davon auf einer Insel, eine pro Gemeinde und manchmal zwei. Die älteste, die Sociedade Filarmónica Unânime Cearense in Flamengos, wurde 1858 gegründet, die jüngste, die von Praia do Norte, erst 1987. Jede hat 40 bis 80 Musiker, vom 8-jährigen Klarinettenschüler bis zum 82-jährigen Trompeter. Die Proben finden abends in den eigenen Sälen statt, und wenn im Sommer die Fenster offen stehen, trägt der Klang von Märschen, Walzern und Pop-Arrangements durchs ganze Dorf.

Die Philharmonien sind weit mehr als Musikvereine: Sie sind Jugendtreff, Altenclub und soziales Netz. Fast jedes Kind auf Faial lernt irgendwann ein Blasinstrument – kostenlos, weil die Gemeinde und die Philharmonie die Instrumente stellen. Wenn im Mai die Festas do Espírito Santo beginnen, marschiert wochenlang jeden Sonntag eine andere Philharmonie durch ein anderes Dorf, spielt vor dem Império, begleitet die Prozession und anschließend bis tief in die Nacht zum Tanz.

Der klassische Repertoire ist überall gleich, hat aber Variationen: Portugiesische Märsche und Pasodoble, azoreanische Volkslieder („Bailinhos“, „Chamarritas“, „Sapatinho“), alte Walfanglieder („Hino dos Baleeiros“) und seit den 1990er Jahren auch Rock- und Pop-Covers von Queen bis Adele – alles für Blasorchester arrangiert.

Neben den Philharmonien gibt es noch ein paar Folkloregruppen („Grupo Folclórico da Horta“, „Grupo do Salão“), die die alten Tänze und Lieder in Tracht aufführen: Chamarrita (ein schneller Kreistanz), Pézinho (ein flinker Paartanz) und die dramatischen Bailinhos do Espírito Santo mit selbstgedichteten, oft frechen Vierzeilern über das Dorfleben.

In den letzten 20 Jahren ist eine kleine, aber lebendige moderne Musikszene entstanden: Zé Vargas, der König des azoreanischen Singer-Songwriter-Stils, die Rockband Blackout und die junge Sängerin Sara Alhinho, die Fado mit Jazz mischt. Sie spielen im Sommer auf der Semana do Mar, im Winter im Teatro Faialense oder einfach spontan im Peter Café Sport, wenn gerade ein paar Segler ihre Gitarren dabeihaben.

Tanz ist auf Faial nie steif: Im Sommer tanzt man draußen auf dem Dorfplatz bis vier Uhr morgens – mal Walzer mit der Philharmonie, mal zu aufgelegter House-Musik aus dem Lautsprecher. Bei Hochzeiten und Taufen wird bis heute der traditionelle „Brindes“ getanzt, bei dem das Brautpaar oder das Taufkind im Kreis herumgereicht wird.

Kleidung

Die traditionelle Kleidung auf Faial ist von den historischen Einflüssen geprägt, die durch den Handel und die Seefahrt auf die Insel gelangten. Besonders auffällig ist die enge Verbindung zwischen Alltagstracht und den praktischen Anforderungen des Lebens auf einer atlantischen Insel. Frauen trugen früher meist lange, dunkle Röcke aus schweren Wollstoffen, kombiniert mit Schürzen und Tüchern, die sowohl vor Wind als auch vor Feuchtigkeit schützen sollten. Häufig gehörte ein Kopftuch oder ein breit gebundener Schal zur Kleidung, der nicht nur Teil der Tradition, sondern auch ein wirksamer Schutz vor dem oft wechselhaften Wetter war. In festlicheren Zusammenhängen kamen farbenfrohere Stoffe zum Einsatz, meist mit Stickereien, die Motive aus Natur und Meer aufgriffen.

Die Männerkleidung war von Seefahrt und Landwirtschaft beeinflusst. Typisch waren dunkle Wollhosen, grobe Hemden und eine einfache Jacke, die genügend Bewegungsfreiheit für körperliche Arbeit bot. Fischer trugen oft wetterfeste Überwürfe oder Wachstuchkleidung, die dem starken Wind und der Gischt standhielt, während Bauern robuste Stoffe bevorzugten, die für harte Feldarbeit geeignet waren. Ein traditionelles Element der azoreanischen Männertracht war die dunkle Mütze oder der Filzhut, der bis heute bei kulturellen Veranstaltungen getragen wird.

In der lokalen Folklore haben sich einige charakteristische Kleidungsstücke besonders erhalten. Ein Beispiel ist die farbenfrohe Tanztracht, die bei Festen, religiösen Feiertagen und regionalen Folkloregruppen verwendet wird. Diese zeichnet sich durch kräftige Farben, reich bestickte Westen, Tücher und lange, weite Röcke aus. Sie sind weniger alltagsbezogen als vielmehr Ausdruck der kulturellen Identität der Insel.

Kulinarik und Gastronomie

Die Kürche der Insel ist fest in der Tradition verwurzelt, zugleich aber offen für moderne Interpretationen regionaler Produkte. Faial lebt von seiner Nähe zum Meer, und so steht frischer Fisch im Zentrum vieler Speisekarten. Der frische Thunfisch (atum) ist der allgegenwärtig. Im Frühjahr und Herbst, wenn die großen Schwärme vorbeiziehen, gibt es ihn als bife de atum (gegrillt oder gebraten mit Zwiebeln und Knoblach), als atum de escabeche (in Essig und Zwiebeln eingelegt) oder roh als Ceviche in den moderneren Restaurants. Dazu kommen Seehecht (Cherne), Zackenbarsch (Garoupa), Conger (Congro), Makrele (Cavala) und die unvermeidlichen Lapas (Napfschnecken) mit Butter, Knoblauch und Zitrone – ein Teller, ohne den kein Faialbesuch komplett ist. Polvo (Octopus) wird entweder als Salat oder langsam in Rotwein geschmort, bis er butterzart ist.

Fleisch spielt eine kleinere Rolle, aber wenn, dann richtig: Linguiça com inhames (geräucherte Wurst mit Yams), Morcela com ananás (Blutwurst mit Ananas – süß-salzig und typisch azoreanisch) und das Cozido das Furnas (wird zwar auf São Miguel im Erdloch gegart, aber auf Faial oft nachgekocht). Rindfleisch von den eigenen Kühen ist zäh, aber aromatisch; es landet meist als Eintopf (Cozido à portuguesa) oder als Alcatra – ein Stück Rind in Rotwein, Zwiebeln und Gewürzen 8–12 Stunden im Tontopf gegart.

Die Beilagen sind einfach und gut: Inhames (Yams), Süßkartoffeln, Maisbrot (Bolo de milho) und natürlich der unverwüstliche Weißkohl. Käse kommt fast immer von der Insel: milder junger Queijo fresco oder der gereifte Queijo da Ilha mit Faial-Anteil – scharf, salzig und perfekt zu einem Glas Verdelho.

Süßes ist ein Kapitel für sich: Die Queijadas da Graciosa werden zwar auf der Nachbarinsel erfunden, aber auf Faial genauso geliebt. Daneben gibt es Arroz doce (Milchreis mit Zimt), Bolo lêvedo (süßes Hefebrot aus Furnas, aber überall gefrühstückt) und die Dona Amélia – kleine Küchlein aus Melasse, Zimt und Rosinen, benannt nach der letzten portugiesischen Königin, die 1901 Faial besuchte.

Getrunken wird Verdelho, Arinto und der trockene Basalto-Wein von Faial selbst, dazu Bier (Coral aus Ponta Delgada) und nach dem Essen ein kleiner Licor de Maracujá oder selbstgebrannter Aguardente aus dem Dorf.

Die besten Orte zum Essen sind immer noch die kleinen, familiengeführten Restaurants: Genuíno in Flamengos (der ehemalige Weltumsegler Genuíno serviert hier seinen legendären Thunfisch), Canto da Doca und Atlantico direkt am Hafen, O Esconderijo in Feteira und für den schnellen Biss die Pastelaria Ascensão mit den besten Queijadas der Insel.

Seit den 2010er Jahren gibt es auch ein paar moderne, kreative Lokale (zum Beispiel Casa Teahouse mit asiatisch-azoreanischer Fusion oder O Pescador mit frischem Sushi aus lokalem Fisch), aber das Herz der faialensischen Gastronomie bleibt bodenständig: ein Stück frischer Fisch, ein Glas Wein, Blick auf Pico und das Gefühl, dass es nirgendwo besser schmecken könnte als genau hier.

Festkultur

Auf Faial gelten folgende Feiertage:

  • 1. Januar -  Ano-Novo (Neujahr)
  • 24. Februar -  Entrudo (Faschingsdienstag)
  • Ende März / Anfang April  -  Sexta-feira Santa (Karfreitag)
  • Ende März / Anfang April  -  Páschoa (Ostern)
  • 10. April -  Dia da Autonomia (Tag der Autonomie von 1976)
  • 25. April -  Dia da Liberdade (Tag der Freiheit bei der Nelkenrevolution 1974)
  • 1. Mai -  Dia do Trabalhador (Tag der Arbeit)
  • Ende Mai / Anfang Juni  -  Espirito-Santo (Pfingsten)
  • Anfang Juni -  Corpo Deus (Fronleichnam)
  • 10. Juni -  Camões (Tag des Nationaldichters Camoes)
  • 15. August -  Assunção (Mariä Himmelfahrt)
  • 5. Oktober -  Implantaçäo da Republica (Gründung der Republik 1910)
  • 1. November -  Todos os Santos (Allerheiligen)
  • 1. Dezember -  Restauração (Tag der Unabhängigkeit von Spanien)
  • 8. Dezember -  Imaculada Conceição (Maria Empfängnis)
  • 25. Dezember  -  Dia de Natal (Weihnachten)

Medien

Die Medienlandschaft auf Faial ist lokal geprägt. Das prominenteste Printmedium ist das Lokaljournal Fazendo, ein kostenloses, gemeinschaftlich getragenes Magazin mit Schwerpunkt auf kultureller und wissenschaftlicher Inselaktualität. „Fazendo“ erschien ursprünglich alle zwei Wochen, ist aber später auf monatliche Auflage umgestellt worden und ist mittlerweile auch online verfügbar. Die Zeitung lädt ausdrücklich die lokale Bevölkerung ein, eigene Beiträge einzureichen, was zu einer sehr partizipativen Berichterstattung führt.

Faial ist besonders auf Radio angewiesen, was eine wichtige Rolle in der lokalen Kommunikation spielt:

  • Rádio Faial ist ein allgemeines (generalistisches) Radioprogramm mit starkem Fokus auf sozio-kulturelle Themen der Insel.
  • Rádio Azores High ist eine Web-Radiostation mit Sitz in Horta (Faial).
  • Sie bietet ein breites Programm mit Musik, lokalen Sendungen und speziellen Themen wie Nostalgie („Clube 80“) oder Wochenendsendungen.
  • Rádio Antena Nove („Antena 9“) sendet auf 91,3 MHz von Horta und gilt als unabhängiges Medium mit lokalem Charakter und Berichterstattung für die Insel.
  • Antena 1 Açores, der Azoren-Ableger von Rádio e Televisão de Portugal (RTP), ist auf Faial über UKW zu empfangen.
  • Horta FM ist eine weitere lokale Online-Radiostation.


Laut einer Studie der portugiesischen Regulierungsbehörde ANACOM haben etwa 15 % von Faial kaum oder sehr schlechte Mobilfunkabdeckung. Trotzdem ist die Sprachabdeckung für Telefongespräche recht gut, laut ANACOM werden rund 96,8 % aller Anrufe abgeschlossen. Die Datenübertragung (Mobilfunk-Internet) ist durchschnittlich, mit teils niedrigen Geschwindigkeiten, was die Nutzung digitaler Medien auf der Insel einschränken kann.

Es gibt auch mediale Initiativen mit kulturellem Fokus, zum Beispiel das Videoprojekt „Faial nas 4 Estações“, das die Schönheit und Authentizität der Insel in vier Jahresszeiten zeigt. Wissenschaftlich interessant ist, dass auf den Azoren (inklusive Faial) Radioastronomie betrieben wird, etwa mit VLBI-Infrastruktur (Very Long Baseline Interferometry), was Faial zu einem wichtigen Standort in der Weltraum-Forschung macht.

Kommunikation

Faial hat die Postleitzahl 9230 und die Telefonvorwahl 0(0351)292.

Sport

Neben Fußball werden vor allem Hallensportarten betrieben:

  • Handball (Fayal Sport und Clube Naval da Horta sind regelmäßig azoreanische Meister)
  • Volleyball (besonders bei Mädchen und Frauen sehr populär)
  • Futsal (fast jede Gemeinde hat eine Mannschaft)


Das 2005 eröffnete Pavilhão Gimnodesportivo da Horta ist der zentrale Austragungsort dieser Sportarten und an Wochenenden Schauplatz von Turnieren, die bis tief in die Nacht gehen.

Leichtathletik und Laufen sind in den letzten Jahren explodiert. Der Trail Run Azores und der „Trilho dos 10 Vulcões“ (ein 22-km-Rundkurs um die Caldeira) gehören zu den schönsten Trail-Events Portugals. Der São Silvestre de Horta am 31. Dezember ist der größte Volkslauf der Azoren – über 1.000 Läufer rennen durch die beleuchtete Stadt.

Beliebt ist nicht zuletzt auch der Radsport. Durch die atemberaubenden Straßen und die geringe Verkehrsdichte ist die Insel zu einem diesbezüglichen internationalen Anziehungspunkt geworden. Es gibt regelmäßige Rennen und Granfondos. Auch Tennis, Basketball, Judo und Karate werden in kleinen Vereinen gepflegt.

Wassersport

Wassersport hat auf Faial eine lange Tradition:

  • Segeln und Regatten – jedes Jahr im Juli findet die berühmte „Semana do Mar“ statt: Hunderte Boote, von Optimisten bis zu großen Yachten, von klassischen Karavellen-Nachbauten bis zu modernen Ocean-Racern. Die „Regata dos Clássicos“ und die „Horta Whaleboat Regatta“ (in originalen Walfangbooten mit sieben Ruderern und einem Steuermann) ziehen Tausende an den Strand.
  • Kanu und Rudern – der Clube Naval da Horta (gegründet 1946) ist einer der erfolgreichsten Vereine der Azoren und stellt regelmäßig Nationalfahrer.
  • Tauchen und Surfen – vor allem an der West- und Nordküste (Varadouro, Fajã, Praia do Norte) gibt es erstklassige Spots.
  • Schwimmen – das Meerwasserschwimmbad „Piscina do Porto Pim“ und das moderne Hallenbad in Horta sind immer voll.

Fußball

Die unangefochten populärste Sportart ist Fußball. Jede der elf Gemeinden hat mindestens einen Klub, meist in der 3. oder 4. portugiesischen Liga. Der größte und erfolgreichste ist Fayal Sport Club aus Horta (gegründet 1918), dessen blau-weiße Farben überall wehen. Das Stadion Estádio da Alagoa direkt am Meer fasst 3.000 Zuschauer und ist an Spitzenspieltagen gegen Angústias oder Capelinhos brechend voll. Die Derbys zwischen Fayal Sport Club und GD Flamengos (grün-weiß) oder gegen Capelinhos SC sind echte Volksfeste – mit Trommeln, Fahnen und Grillwürsten vor dem Stadion.

Traditionelle Sportarten

Auf Faial haben die wirklich alten Sportarten nie den Bezug zur harten Arbeit und zum Überlebenskampf der Vorfahren verloren. Sie werden nicht professionell betrieben, sondern fast ausschließlich bei Volksfesten, bei der Semana do Mar und bei den großen Gemeindefesten im Sommer ausgetragen – und genau das macht sie so lebendig und lautstark.

Die Regatas de Botes Baleeiros – die Walfangboot-Rennen sind das Herzstück faialensischen Sports. Die originalgetreuen, sieben Meter langen Holzboote mit sieben Ruderern und einem Steuermann am Heck waren noch bis in die 1970er Jahre echte Arbeitsgeräte beim Walfang. Heute gibt es auf Faial noch etwa 25 dieser Botes, die von Vereinen wie dem Clube Naval da Horta, dem Luso Açores und den Dorfteams von Capelo, Praia do Norte und Salão gepflegt werden. Jedes Boot hat seine eigene Farbe und seinen eigenen Namen („Rainha do Mar“, „Fajã“, „Espírito Santo“ usw.). Die Rennen finden in der Bucht von Horta statt, meist im Juli und August. Von der Mole bis Porto Pim brüllen Tausende Zuschauer, die Philharmonie spielt, und die Ruderer ziehen mit aller Kraft, während der Steuermann mit einer kleinen Fahne kommandiert. Die Strecke beträgt 1.000 bis 2.000 Meter, und die Boote fliegen förmlich übers Wasser – oft nur Zentimeter voneinander entfernt. Wer zuerst die Wendemarke umrundet und zurückkommt, gewinnt. Es gibt Männer-, Frauen- und gemischte Teams; seit den 1990er Jahren rudern auch Jugendmannschaften. Das größte Rennen, die „Regata do Canal“ zwischen Horta und Madalena (hin und zurück), ist ein wahres Spektakel, bei dem manchmal sogar Pico-Mannschaften mitmachen.

Jogo do Pau – das portugiesische Stockfechten ist eine alte Kampfkunst, die auf den Azoren besonders lange lebendig blieb. Zwei Kämpfer stehen sich mit etwa 1,70 m langen, dünnen Holzstöcken gegenüber und versuchen, den Gegner an Kopf, Armen oder Beinen zu treffen – aber nur mit präzisen, kontrollierten Schlägen. Der Stock wird dabei mit beiden Händen geführt und wirbelt in komplizierten Figuren durch die Luft. Auf Faial gibt es noch einige alte Meister in Flamengos und Ribeirinha, die das Jogo do Pau seit ihrer Jugend betreiben. Bei der Semana do Mar und beim Fest des Espírito Santo in Salão finden Schaukämpfe und kleine Turniere statt – meist auf einem improvisierten Platz vor der Kirche. Die Zuschauer bilden einen engen Kreis, und wenn ein Treffer sitzt, brandet lauter Applaus auf.

Arriar o Mastro, das Mastklettern, erinnert an alte Seefahrttraditionen. Ein glatter, etwa 10 bis 12 Meter hoher Holz- oder Metallmast wird senkrecht aufgestellt und an der Spitze dick mit Schmalz („banha“) eingeschmiert. Die Aufgabe ist einfach: Wer schafft es, bis ganz nach oben zu klettern und die dort hängende Fahne oder den Preis (früher oft ein Schinken) zu holen? Meist versuchen es nacheinander Dutzende Männer – barfuß, mit nacktem Oberkörper und oft nach mehreren Versuchen. Der Mast wird jedes Mal neu eingefettet, wenn jemand fast oben ist, und das Publikum jubelt oder lacht, wenn der Kletterer wieder herunterrutscht. Arriar o Mastro ist bei fast jedem großen Dorffest dabei, besonders in Praia do Almoxarife und Pedro Miguel.

Levantamento de Pedras und andere Kraftspiele sind direkt aus der Landarbeit abgeleitet:

  • Levantamento do Ancorote – das Heben eines alten, 80 bis 120 kg schweren Steinankers so oft wie möglich über den Kopf.
  • Jogo da Malha – eine Art Hufeisenwerfen mit schweren Eisenringen auf einen Pflock, 10 Meter entfernt.
  • Corrida de Sacos (Sackhüpfen), Cabo de Guerra (Tauziehen zwischen zwei Dörfern) und Tiro à Corda gehören ebenfalls dazu. Diese Spiele finden meist im Rahmen der Feste do Espírito Santo statt – oft bis tief in die Nacht, mit viel Bier und lauter Musik.


Tiro ao Alvo und traditionelles Bogenschießen wird nur noch vereinzelt betrieben. In Capelo und Salão gibt es noch kleine Vereine, die das alte Bogenschießen mit selbstgebauten Bögen aus Orangenholz pflegen. Früher schoss man auf Papageien aus Holz, heute auf runde Scheiben. Es ist ruhig, fast meditativ – und steht im krassen Gegensatz zum lauten Treiben der anderen Spiele.

Persönlichkeiten

Die wichtigsten mit der Insel Faial verbundenen Persönlichkeiten sind:

  • Josse van Huerter (1430 bis 1495), Erster Kapitän-Major (Donatary Captain) von Faial und Pico
  • Josse van Aertrycke (1451 bis  nach 1546), Flämischer Adliger, einer der ersten Siedler auf Faial
  • José Francisco da Terra Brum, 1. Baron von Alagoa (1776 bis 1842), Großgrundbesitzer, Weinhändler, Liberaler Unterstützer in der portugiesischen Bürgerkriegsepoche
  • Manuel Maria da Terra Brum, 3. Baron von Alagoa (1825 bis 1905), Kaufmann, Weinbauer und lokale Persönlichkeit mit Einfluss auf Faial und Pico
  • Manuel de Arriaga (1840 bis 1917), Jurist, erster gewählter Präsident der Ersten Portugiesischen Republik
  • António José de Ávila, 2. Marquis von Ávila und Bolama (1842 bis 1917), Militär, Politiker und Mitglied des portugiesischen Adels
  • Maria Branco (1842 bis 1887), Hebamme in Horta, bekannt für ihre Arbeit bei schwierigen Geburten
  • Ernesto Lourenço S. Azevedo (1859 bis 1931), Kaufmann auf Faial, leitete einen Laden für Kunsthandwerk und traditionelle Produkte; beteiligt an der Förderung lokaler Handwerkskunst
  • Teresa Madruga (* 1953), Schauspielerin, gebürtig von Faial
  • Paulino Nunes (* 1968), Schauspieler, stammt aus Faial laut IMDB
  • Ana Luís (* 1976), Ehemalige Ökonomin, war Präsidentin der Legislative der Autonomen Region Azoren; mit Faial verbunden

Fremdenverkehr

Faial, oft als „Ilha Azul“ bezeichnet, zieht mit ihrer einzigartigen Mischung aus Vulkannatur, maritimer Tradition und entspannter Atmosphäre jedes Jahr zahlreiche Besucher an. Ein zentrales Highlight ist der imposante Vulkan Capelinhos, dessen Mondlandschaft an den jüngsten Vulkanausbruch von 1957/58 erinnert und heute ein eindrucksvolles Besucherzentrum beherbergt. Die Inselhauptstadt Horta gilt als internationales Segelzentrum. Der Yachthafen mit seinen farbenfrohen Wandmalereien von Seglern aus aller Welt ist zu einem Wahrzeichen Faials geworden. Ebenso beliebt ist das traditionsreiche Café Peter Sport, das seit Jahrzehnten als Treffpunkt für Seefahrer und Reisende dient. Wanderfreunde schätzen die vielfältigen Routen entlang üppiger Hortensienhecken, vorbei an grünen Kratern und hinauf zur Caldeira, einem riesigen Vulkankessel mit atemberaubenden Ausblicken. Neben Natur und Kultur bieten Wal- und Delfinbeobachtungen, gemütliche Strände und die herzliche Gastfreundschaft der Einheimischen ein rundum bereicherndes Reiseerlebnis. Faial vereint Ruhe, Authentizität und spektakuläre Naturschönheit – ideal für alle, die die Azoren in ihrer ursprünglichen Form entdecken möchten.

Literatur

Reiseberichte

Videos

Atlas

Reiseangebote

Faial Tourismus = https://www.discoverfaial.com/de/planen-sie-ihre-reise/

Visit Porrtugal: Faial, die blaue und kosmopolitsiche Insel = https://www.visitportugal.com/de/node/73818

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