Neufundland (K‘taqamkuk / Newfoundland): Unterschied zwischen den Versionen
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Lange bevor Kolumbus auf die Bahamas traf, stießen europäische Pioniere in andere Gegenden des amerikanischen Kontinents vor. Erstes Zielgebiet war Neufundland. Hier landeten von Norden her Wikinger und von Osten her Basken. Die Stammesgemeinschaften der Beothuk überlebten den kolonialen Ansturm nicht, die der Mi'kmaq aber konnten sich halten und bilden heute die "First Nation" der Insel. | Lange bevor Kolumbus auf den amerikanischen Kontinent (eigentlich die Bahamas) traf, stießen europäische Pioniere in andere Gegenden des amerikanischen Kontinents vor. Erstes Zielgebiet war Neufundland. Hier landeten von Norden her Wikinger und von Osten her Basken. Die Stammesgemeinschaften der Beothuk überlebten den kolonialen Ansturm nicht, die der Mi'kmaq aber konnten sich halten und bilden heute die "First Nation" der Insel. | ||
{{Inselsteckbrief|offizieller Name=Newfoundland (englisch), K’taqamkuk (mi’kmaq)|alternative Bezeichnungen=Talo’nmik (beothuk), Ktagmkuk, Mekwe’jite’wa‘kik (mi’kmaq), Nitassinan, Innu-assi (innu), Ternua (baskisch), Newe founde islande (1502), New founde lande (1583), New fund land (1596), Red Indian Land (mi’kmaq/englisch), Terre-Neuve (französisch), Tierra Nueva (spanisch), Neufundland (deutsch)|Kategorie=Meeresinsel|Inseltyp=echte Insel|Inselart=tektonische Insel|Gewässer=Atlantischer Ozean (Atlantic Ocean), Sankt-Lorenz-Golf (Gulf of Saint Lawrence) und Labradorsee (Labrador Sea)|Inselgruppe=Neufundland (Newfoundland / K'taqamkuk)|politische Zugehörigkeit=Staat: Kanada (Canada)<br>Provinz: Neufundland und Labrador (Province of Newfoundland and Labrador)|Gliederung=9 divisions (Landesteile)<br>19 historical districts (historische Distrikte)<br>3 cities (Städte)<br>255 towns (Ortschaften)|Status=Inselprovinz (island province)|Koordinaten=50° N, 56° W|Entfernung zur nächsten Insel=50 m (Salt Harbour Island), 17,2 km (Saint Pierre), 105 km (Cape Breton Island)|Entfernung zum Festland=17,4 km (Forteau / Labrador)|Fläche=108.860 km² / 41.849 mi² (mit Nebeninseln 111.390 km² / 43.008 mi²)|geschütztes Gebiet=26.047 km² / 10.057 mi² (23,9 %)|maximale Länge=573 km (N-S)|maximale Breite=511 km (W-O)|Küstenlänge=9.655 km|tiefste Stelle=0 m (Atlantischer Ozean / Labradorsee)|höchste Stelle=814 m (The Cabox)|relative Höhe=814 m|mittlere Höhe=87 m|maximaler Tidenhub=1,0 bis 2,8 m (Argentia 2,6 m, Saint John’s 1,6 m, Gander 1,14 m)|Zeitzone=NST (Newfoundland Standard Time / Neufundland Standardzeit, UTC-3,5)|Realzeit=UTC minus 3 Stunden 30 bis 58 Minuten|Einwohnerzahl=534.200, mit Nebeninseln 546.869 (2024)|Dichte=$;)!|Inselzentrum=Saint John's}} | {{Inselsteckbrief|offizieller Name=Newfoundland (englisch), K’taqamkuk (mi’kmaq)|alternative Bezeichnungen=Talo’nmik (beothuk), Ktagmkuk, Mekwe’jite’wa‘kik (mi’kmaq), Nitassinan, Innu-assi (innu), Ternua (baskisch), Newe founde islande (1502), New founde lande (1583), New fund land (1596), Red Indian Land (mi’kmaq/englisch), Terre-Neuve (französisch), Tierra Nueva (spanisch), Neufundland (deutsch)|Kategorie=Meeresinsel|Inseltyp=echte Insel|Inselart=tektonische Insel|Gewässer=Atlantischer Ozean (Atlantic Ocean), Sankt-Lorenz-Golf (Gulf of Saint Lawrence) und Labradorsee (Labrador Sea)|Inselgruppe=Neufundland (Newfoundland / K'taqamkuk)|politische Zugehörigkeit=Staat: Kanada (Canada)<br>Provinz: Neufundland und Labrador (Province of Newfoundland and Labrador)|Gliederung=9 divisions (Landesteile)<br>19 historical districts (historische Distrikte)<br>3 cities (Städte)<br>255 towns (Ortschaften)|Status=Inselprovinz (island province)|Koordinaten=50° N, 56° W|Entfernung zur nächsten Insel=50 m (Salt Harbour Island), 17,2 km (Saint Pierre), 105 km (Cape Breton Island)|Entfernung zum Festland=17,4 km (Forteau / Labrador)|Fläche=108.860 km² / 41.849 mi² (mit Nebeninseln 111.390 km² / 43.008 mi²)|geschütztes Gebiet=26.047 km² / 10.057 mi² (23,9 %)|maximale Länge=573 km (N-S)|maximale Breite=511 km (W-O)|Küstenlänge=9.655 km|tiefste Stelle=0 m (Atlantischer Ozean / Labradorsee)|höchste Stelle=814 m (The Cabox)|relative Höhe=814 m|mittlere Höhe=87 m|maximaler Tidenhub=1,0 bis 2,8 m (Argentia 2,6 m, Saint John’s 1,6 m, Gander 1,14 m)|Zeitzone=NST (Newfoundland Standard Time / Neufundland Standardzeit, UTC-3,5)|Realzeit=UTC minus 3 Stunden 30 bis 58 Minuten|Einwohnerzahl=534.200, mit Nebeninseln 546.869 (2024)|Dichte=$;)!|Inselzentrum=Saint John's}} | ||
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Die um die erste Jahrtausendwende auf der Insel gelandeten Wikinger bezeichneten das von ihnen entdeckte Gebiet als '''''Markland''''', übersetzt „Waldland“. Die ursprünglichen Bewohner, die im 19. Jahrhundert ausgestorbenen Beothuk, nannten die Insel '''''Talo‘nmik''''', was soviel bedeutet wie „Ort bzw. Land der Biber“. Bei den Mi’kmaq (Mikmak), die den Süden des Gebiets bis ins 18. Jahrhundert hinein zumindest saisonal nutzten, heißt die Insel '''''K'taqamku'''''k bzw. '''''Ktaqmkuk''''', was „Land jenseits des Wassers“ oder auch „Land über dem Wasser“ bedeutet, in alternativer Deutung auch „die größere Küste“ oder „die andere Küste“. Eine weitere überlieferte Mi’kmaq-Bezeichnung ist '''''Mekwe’jite’wa’kik''''', englisch '''''Red Indian Land''''', übersetzt „Indianerland“. Die zeitweise im nördlichen Bereich Neufundlands lebenden Innu empfanden die Insel als Teil ihres in den Norden der kanadischen Provinz Qcuebec zentrierten Reviers als '''''Nitassinan''''' „unser Land“ oder '''''Innu-assi''''' „Innu-Land“. | Die um die erste Jahrtausendwende auf der Insel gelandeten Wikinger bezeichneten das von ihnen entdeckte Gebiet als '''''Markland''''', übersetzt „Waldland“. Die ursprünglichen Bewohner, die im 19. Jahrhundert ausgestorbenen Beothuk, nannten die Insel '''''Talo‘nmik''''', was soviel bedeutet wie „Ort bzw. Land der Biber“. Bei den Mi’kmaq (Mikmak), die den Süden des Gebiets bis ins 18. Jahrhundert hinein zumindest saisonal nutzten, heißt die Insel '''''K'taqamku'''''k bzw. '''''Ktaqmkuk''''', was „Land jenseits des Wassers“ oder auch „Land über dem Wasser“ bedeutet, in alternativer Deutung auch „die größere Küste“ oder „die andere Küste“. Eine weitere überlieferte Mi’kmaq-Bezeichnung ist '''''Mekwe’jite’wa’kik''''', englisch '''''Red Indian Land''''', übersetzt „Indianerland“. Die zeitweise im nördlichen Bereich Neufundlands lebenden Innu empfanden die Insel als Teil ihres in den Norden der kanadischen Provinz Qcuebec zentrierten Reviers als '''''Nitassinan''''' „unser Land“ oder '''''Innu-assi''''' „Innu-Land“. | ||
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Neufundland ist der östlichste Teil Kanadas und damit des nordamerikanischen Kontinent. Der Cape Spear ist nicht nur der östlichste Punkt der Insel, sondern auch des gesamten nordamerikanischen Kontinents ohne Grönland. Sie liegt am Nordwestrand des Atlantischen Ozeans auf 47 bis 52° n.B. und 53 bis 59° w.L. Von Labrador ist Neufundland durch die Belle-Isle-Straße getrennt, von der Kap-Breton-Insel durch die Cabotstraße. Etwa 25 km südlich von Neufundland liegt die Inselgruppe Saint-Pierre und Miquelon, ein französisches Überseegebiet (''collectivité d´outre-mer''; offiziell ''COM'' abgekürzt). | Neufundland ist der östlichste Teil Kanadas und damit des nordamerikanischen Kontinent. Der Cape Spear ist nicht nur der östlichste Punkt der Insel, sondern auch des gesamten nordamerikanischen Kontinents ohne Grönland. Sie liegt am Nordwestrand des Atlantischen Ozeans auf 47 bis 52° n.B. und 53 bis 59° w.L. Von Labrador ist Neufundland durch die Belle-Isle-Straße getrennt, von der Kap-Breton-Insel durch die Cabotstraße. Etwa 25 km südlich von Neufundland liegt die Inselgruppe Saint-Pierre und Miquelon, ein französisches Überseegebiet (''collectivité d´outre-mer''; offiziell ''COM'' abgekürzt). | ||
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Labrador, der Festlandteil der Provinz, kontrastiert mit der Insel durch seine immense Weite und subarktische Wildnis. Als Teil der Labrador-Halbinsel erstreckt sich das Gebiet über fast 300.000 Quadratkilometer und ist geprägt von endlosen Tundren, rollenden Hügeln und tief eingeschnittenen Fjorden, die von Gletschern geformt wurden. Die Küste entlang des Atlantiks ist von schroffen Klippen und unberührten Stränden gesäumt, wo alte Walfangstationen und archäologische Stätten wie L’Anse aux Meadows – die älteste bekannte europäische Siedlung Nordamerikas aus der Wikingerzeit – an die fernen Vorposten der Geschichte erinnern. Im Landesinneren dominieren boreale Wälder, die in den Norden in eine karge Tundra übergehen, durchzogen von Flüssen wie dem Churchill River und unzähligen Seen, die Karibus und Polarbären beherbergen. Die Landschaft hier ist pure "Angeberei", wie Reisende sie nennen: Spitz zulaufende Hügelketten, die sich gegen einen endlosen Himmel abheben, und Küsten, an denen der Labradorstrom kalte Winde und majestätische Eisberge herantragt. Im Winter bedecken Schneefelder die Tundra, und das Nordlicht – Aurora Borealis – taucht die Nächte in ein grün-violettes Schauspiel, das durch die Abwesenheit von Lichtverschmutzung besonders intensiv wirkt. | Labrador, der Festlandteil der Provinz, kontrastiert mit der Insel durch seine immense Weite und subarktische Wildnis. Als Teil der Labrador-Halbinsel erstreckt sich das Gebiet über fast 300.000 Quadratkilometer und ist geprägt von endlosen Tundren, rollenden Hügeln und tief eingeschnittenen Fjorden, die von Gletschern geformt wurden. Die Küste entlang des Atlantiks ist von schroffen Klippen und unberührten Stränden gesäumt, wo alte Walfangstationen und archäologische Stätten wie L’Anse aux Meadows – die älteste bekannte europäische Siedlung Nordamerikas aus der Wikingerzeit – an die fernen Vorposten der Geschichte erinnern. Im Landesinneren dominieren boreale Wälder, die in den Norden in eine karge Tundra übergehen, durchzogen von Flüssen wie dem Churchill River und unzähligen Seen, die Karibus und Polarbären beherbergen. Die Landschaft hier ist pure "Angeberei", wie Reisende sie nennen: Spitz zulaufende Hügelketten, die sich gegen einen endlosen Himmel abheben, und Küsten, an denen der Labradorstrom kalte Winde und majestätische Eisberge herantragt. Im Winter bedecken Schneefelder die Tundra, und das Nordlicht – Aurora Borealis – taucht die Nächte in ein grün-violettes Schauspiel, das durch die Abwesenheit von Lichtverschmutzung besonders intensiv wirkt. | ||
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Kleinere Einwandererwellen brachten weitere Vielfalt. Französische Siedler, Reminiszenzen der "French Shore" (westliche Küste), leben heute noch auf der Port-au-Port-Halbinsel und sprechen Neufundland-Französisch. Im 19. Jahrhundert kamen kleine Gruppen aus China (hauptsächlich aus Guangdong), Libanon und der jüdischen Diaspora, die in Städten wie St. John's Geschäfte, Wäschereien oder Fotostudios eröffneten. Chinesische Einwanderer reisten oft über Vancouver und Halifax an, getrieben von Armut in ihrer Heimat, und stießen auf Sprachbarrieren, die ihre Integration erschwerten. Ähnlich erging es libanesischen Händlern und jüdischen Familien, die in Handel und Industrie tätig wurden. Seit der Provinzbeitritt zu Kanada 1949 hat sich die Einwanderung verstärkt, insbesondere aus anderen kanadischen Regionen, doch Neufundland bleibt weniger multikulturell als der Rest des Landes. Aktuelle Initiativen wie das Priority Skills Immigration Program zielen auf Fachkräfte in Technologie und Ozeanwissenschaften ab, um die Abwanderung junger Neufundländer zu kompensieren. | Kleinere Einwandererwellen brachten weitere Vielfalt. Französische Siedler, Reminiszenzen der "French Shore" (westliche Küste), leben heute noch auf der Port-au-Port-Halbinsel und sprechen Neufundland-Französisch. Im 19. Jahrhundert kamen kleine Gruppen aus China (hauptsächlich aus Guangdong), Libanon und der jüdischen Diaspora, die in Städten wie St. John's Geschäfte, Wäschereien oder Fotostudios eröffneten. Chinesische Einwanderer reisten oft über Vancouver und Halifax an, getrieben von Armut in ihrer Heimat, und stießen auf Sprachbarrieren, die ihre Integration erschwerten. Ähnlich erging es libanesischen Händlern und jüdischen Familien, die in Handel und Industrie tätig wurden. Seit der Provinzbeitritt zu Kanada 1949 hat sich die Einwanderung verstärkt, insbesondere aus anderen kanadischen Regionen, doch Neufundland bleibt weniger multikulturell als der Rest des Landes. Aktuelle Initiativen wie das Priority Skills Immigration Program zielen auf Fachkräfte in Technologie und Ozeanwissenschaften ab, um die Abwanderung junger Neufundländer zu kompensieren. | ||
'''Aboriginals und Minderheiten''' 2006 | |||
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Am 29. Februar 1856 wurde das Bistum Neufundland in ''Bistum Saint John’s, Neufundland'' umbenannt. Das Bistum Saint John’s, Neufundland gab am 9. Mai 1870 Teile seines Territoriums zur Gründung der Apostolischen Präfektur West-Neufundland ab. Eine weitere Gebietsabtretung erfolgte am 16. September 1870 zur Gründung der Apostolischen Präfektur Placentia. 1891 wurde die Apostolische Präfektur Placentia wieder aufgelöst und das Territorium wurde dem Bistum Saint John’s, Neufundland angegliedert. Am 8. Februar 1904 wurde das Bistum Saint John’s, Neufundland durch Papst Pius X. zum Erzbistum erhoben. Im jahr 2017 bestand das Erzbistum aus 34 Pfarreien, die von 37 Diözesan- und 11 Ordenspriestern, dazu 2 ständigen Diakonen, 19 Ordensbrüdern und 139 Ordensschwestern betreut wurden. | Am 29. Februar 1856 wurde das Bistum Neufundland in ''Bistum Saint John’s, Neufundland'' umbenannt. Das Bistum Saint John’s, Neufundland gab am 9. Mai 1870 Teile seines Territoriums zur Gründung der Apostolischen Präfektur West-Neufundland ab. Eine weitere Gebietsabtretung erfolgte am 16. September 1870 zur Gründung der Apostolischen Präfektur Placentia. 1891 wurde die Apostolische Präfektur Placentia wieder aufgelöst und das Territorium wurde dem Bistum Saint John’s, Neufundland angegliedert. Am 8. Februar 1904 wurde das Bistum Saint John’s, Neufundland durch Papst Pius X. zum Erzbistum erhoben. Im jahr 2017 bestand das Erzbistum aus 34 Pfarreien, die von 37 Diözesan- und 11 Ordenspriestern, dazu 2 ständigen Diakonen, 19 Ordensbrüdern und 139 Ordensschwestern betreut wurden. | ||
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Aktuelle Version vom 3. November 2025, 16:13 Uhr
Lange bevor Kolumbus auf den amerikanischen Kontinent (eigentlich die Bahamas) traf, stießen europäische Pioniere in andere Gegenden des amerikanischen Kontinents vor. Erstes Zielgebiet war Neufundland. Hier landeten von Norden her Wikinger und von Osten her Basken. Die Stammesgemeinschaften der Beothuk überlebten den kolonialen Ansturm nicht, die der Mi'kmaq aber konnten sich halten und bilden heute die "First Nation" der Insel.
| Inselsteckbrief | |
|---|---|
| offizieller Name | Newfoundland (englisch), K’taqamkuk (mi’kmaq) |
| alternative Bezeichnungen | Talo’nmik (beothuk), Ktagmkuk, Mekwe’jite’wa‘kik (mi’kmaq), Nitassinan, Innu-assi (innu), Ternua (baskisch), Newe founde islande (1502), New founde lande (1583), New fund land (1596), Red Indian Land (mi’kmaq/englisch), Terre-Neuve (französisch), Tierra Nueva (spanisch), Neufundland (deutsch) |
| Kategorie | Meeresinsel |
| Inseltyp | echte Insel |
| Inselart | tektonische Insel |
| Gewässer | Atlantischer Ozean (Atlantic Ocean), Sankt-Lorenz-Golf (Gulf of Saint Lawrence) und Labradorsee (Labrador Sea) |
| Inselgruppe | Neufundland (Newfoundland / K'taqamkuk) |
| politische Zugehörigkeit | Staat: Kanada (Canada) Provinz: Neufundland und Labrador (Province of Newfoundland and Labrador) |
| Gliederung | 9 divisions (Landesteile) 19 historical districts (historische Distrikte) 3 cities (Städte) 255 towns (Ortschaften) |
| Status | Inselprovinz (island province) |
| Koordinaten | 50° N, 56° W |
| Entfernung zur nächsten Insel | 50 m (Salt Harbour Island), 17,2 km (Saint Pierre), 105 km (Cape Breton Island) |
| Entfernung zum Festland | 17,4 km (Forteau / Labrador) |
| Fläche | 108.860 km² / 41.849 mi² (mit Nebeninseln 111.390 km² / 43.008 mi²) |
| geschütztes Gebiet | 26.047 km² / 10.057 mi² (23,9 %) |
| maximale Länge | 573 km (N-S) |
| maximale Breite | 511 km (W-O) |
| Küstenlänge | 9.655 km |
| tiefste Stelle | 0 m (Atlantischer Ozean / Labradorsee) |
| höchste Stelle | 814 m (The Cabox) |
| relative Höhe | 814 m |
| mittlere Höhe | 87 m |
| maximaler Tidenhub | 1,0 bis 2,8 m (Argentia 2,6 m, Saint John’s 1,6 m, Gander 1,14 m) |
| Zeitzone | NST (Newfoundland Standard Time / Neufundland Standardzeit, UTC-3,5) |
| Realzeit | UTC minus 3 Stunden 30 bis 58 Minuten |
| Einwohnerzahl | 534.200, mit Nebeninseln 546.869 (2024) |
| Dichte (Einwohner pro km²) | $;)! |
| Inselzentrum | Saint John's |
Name
Der Name Neufundland, englisch Newfoundland, gesprochen [ˈnjuːfən(d)lənd] bzw. [njuːˈfaʊndlænd], lokal [ˌnjuːfəndˈlænd], französisch Terre-Neuve, ist einer der ältesten europäischen Ortsnamen in Kanada. Er wird seit einem Brief aus dem Jahr 1502 kontinuierlich geografisch und kartografisch verwendet. Die Insel erhielt ihren Namen 1497 durch John Cabot (Giovanni Caboto), der das von ihm gesichtete Stück Erde Newe founde islande „neu gefundene Insel“ nannte. Sir Humphrey Gilbert machte daraus 1583 im Zuge der formalen Inbesitznahme New founde lande, und aus dem Jahr 1596 ist der Name New fund land überliefert. Die Basken nannten die Insel bis ins 18. Jahrhundert Ternua, vermutlich eine Verkürzung der spanischen Bezeichnung Tierra Nueva.
Die um die erste Jahrtausendwende auf der Insel gelandeten Wikinger bezeichneten das von ihnen entdeckte Gebiet als Markland, übersetzt „Waldland“. Die ursprünglichen Bewohner, die im 19. Jahrhundert ausgestorbenen Beothuk, nannten die Insel Talo‘nmik, was soviel bedeutet wie „Ort bzw. Land der Biber“. Bei den Mi’kmaq (Mikmak), die den Süden des Gebiets bis ins 18. Jahrhundert hinein zumindest saisonal nutzten, heißt die Insel K'taqamkuk bzw. Ktaqmkuk, was „Land jenseits des Wassers“ oder auch „Land über dem Wasser“ bedeutet, in alternativer Deutung auch „die größere Küste“ oder „die andere Küste“. Eine weitere überlieferte Mi’kmaq-Bezeichnung ist Mekwe’jite’wa’kik, englisch Red Indian Land, übersetzt „Indianerland“. Die zeitweise im nördlichen Bereich Neufundlands lebenden Innu empfanden die Insel als Teil ihres in den Norden der kanadischen Provinz Qcuebec zentrierten Reviers als Nitassinan „unser Land“ oder Innu-assi „Innu-Land“.

- afrikaans: Nieufoundland
- albanisch: Niufaundlend, Tokë e Re
- amharisch: ኒውፈንድላንድ [Ni'wəfəndländ]
- arabisch: نيوفاوندلاند [Niyufawndland]
- armenisch: Նյուֆաունդլենդ [Nyufaundlend]
- aserbaidschanisch: Nyufaunbdlend, Yeni Torpaq
- bambara: Nyufundlan, Ɲɔgɔn Jɛ̀man
- baschkirisch: Ньюфаунленд [N'yufaunlend]
- baskisch: Ternua, Uharte Berria, Lur Berria
- bengalisch: নিউফান্ডল্যান্ড [Niyuphāṇḍalānḍ]
- beothuk: Talo‘nmik
- birmanisch: နယူးဖောင်းလန်ချက် [Nayuphounlanchek]
- bretonisch: Tiriad Nevez
- bulgarisch: Нюфаундленд [Nyuafoundlend]
- cebuano: Bag-ong Yuta, Nyupawndland
- cherokee: ᏄᏬᏂᎭ [No-wo-ni-ha]
- chinesisch: 纽芬兰 [Niǔfēnlán]
- dänisch: Newfoundland, Nyt Land
- deutsch: Neufundland
- dine: Kin Łééchąąʼí, Níyóóflan
- englisch: Newfoundland
- esperanto: Novlando
- estnisch: Newfoundland, Uus Maa
- färingisch: Nýfundnaland
- fidschianisch: Niufoundland, Vanua Vou
- finnisch: Newfoundland, Uus Maa
- französisch: Terre-Neuve
- friesisch: Nijfûnlân
- friulanisch: Tiere Gnove
- galizisch: Terra Nova
- gälisch: An Talamh Ùr
- georgisch: ნიუფაუნლენდი [Niyufaunlendi]
- griechisch: Νέα Γη [Nea Gi]
- grönländisch: Ikkarumikluak
- guarani: Yvy Pyahu
- gudscheratisch: ન્યુફાઉન્ડલેન્ડ [Nyūphā‘uṇḍalēnḍ]
- haitianisch: Nòvɛlfondlɑ̃
- hakka: 紐芬蘭 [Nyùfūnlân]
- hawaiianisch: Nīupālanahā
- hebräisch: נְיוּפַּנְדְלַנְד [Nyupandland]
- hindi: न्यूफ़ाउंडलैंड [Nyūfā'anḍleṇḍ]
- indonesisch: Pulau Baru Ditemukan
- inuit: ᐃᒃᑲᕈᒥᒃᓗᐊᒃ [Ikkarumikluak]
- irisch: An Talamh Nua
- isländisch: Nýfundnaland
- italienisch: Terranova
- jakutisch: Ньюфаундленд [N‘yufaundlend]
- jamaikanisch: Nyuu Faunlan
- japanisch: ニューファンドランド [Nyūfandorando]
- jiddisch: ניופאונדלענד [Nyufaundlend]
- kabylisch: Nyufundland, Akal amaynut
- kambodschanisch: ញូវហ្វាន់ឡែន [NhyovFanLen]
- kanaresisch: ಹೆಸರುವಾಸಿಗ ಹೊಸ ದ್ವೀಪ [Hesaruvāśiga Hosa Dvēpa]
- kasachisch: Нефаундленд [Nefaundlend]
- katalanisch: Terranova
- kirgisisch: Нефаундленд [Nefaundlend]
- komi: Њуфаундленд [Njufaundlend]
- koreanisch: 뉴펀들랜드 [Nyupeondeullaendeu]
- korsisch: Terra Nova
- kroatisch: Nova Fundlandija
- kurdisch: Welatê nû yê dîtî
- laotisch: ນິວຟານລານ [Niwfanlan]
- lateinisch: Terra Nova
- lettisch: Ņūfaundlenda, Jaunā Zeme
- litauisch: Niufaundlandas, Naujoji Žemė
- makedonisch: Њуфаундленд [Njufaundlend]
- malaiisch: Pulau Baru Ditemui
- malayalam: ന്യൂഫണ്ട്ലാന്റ് [Nyūphaṇṭlāṇṭ]
- maldivisch: ނިއުފަންދްލާންޑް [Niufandland]
- maltesisch: Newfoundland, Art Ġdida, Gżira Ġdida
- manx: Çheer Noa
- maori: Whenua hōu kitea
- marathisch: न्यूफाउंडलँड [Nyūphā'unḍlaṃḍ]
- mari: Њуфаундленд [Njufaundlend]
- mi'kmaq: K’taqamkuk, Ktaqmkuk
- mindong: 新地 [Sĭng-dê], 紐芬蘭 [Niū-hùng-làng]
- minnan: 新土地 [Sin-khu-tē], 紐芬蘭 [Niu-hun-lân]
- mongolisch: Ньюфаундленд [N‘jufaundlend]
- nahuatl: Niwfōndlān, Yancuic Tlalli
- nauruanisch: Eka Newa, Niwfounlan
- niederländisch: Terneuf, Newfoundland
- norwegisch: Newfoundland, Nytt Land
- okzitanisch: Tèrra Nòva
- orissisch: ନ୍ୟୁଫାଉଣ୍ଡଲ୍ୟାଣ୍ଡ [Nyūphā’uṇḍalyāṇḍ], ନୂଆ ଭୂମି [Nūā bhūmi]
- oromo: Galaan Haaraa, Fundlanda Haaraa
- pandschabisch: ਨਿਊਫਾਊਂਡਲੈਂਡ [Ni'ufā'undalaind]
- papiamentu: Nyufoundland
- persisch: نیوفاندلند [Niyufāndeland]
- pitkernisch: Nyuu Laen
- polnisch: Nowa Fundlandia
- portugiesisch: Terra Nova
- quetschua: Qasa Musuq Yacha
- rumänisch: Țară Nouă, Newfoundland
- russisch: Ньюфаундленд [N‘yufaundlend]
- ruthenisch: Нюфаундленд [Njufaundlend]
- sami: Ođđa eatnan, Njufaundlánda
- samoanisch: Fonua Fou
- sardisch: Terra Noa
- schwedisch: Newfoundland,. Nya Landet
- serbisch: Њуфаундленд [Njufaundlend]
- singhalesisch: යටලු [Yəṭalu]
- sizilianisch: Terra Nova
- slowakisch: Nová Zem, Newfoundland
- slowenisch: Nova Fundlandija
- somalisch: Niyufaundland, Dhul Cusub
- sorbisch: Nowy Kraj
- spanisch: Terranova
- swahili: Kisiwa Kipya Kilichopatikana
- syrisch: ܢܝܘܦܢܕܠܢܕ [Nyufundland]
- tadschikisch: Ньюфаундленд
- tagalog: Nyupoundland, Bagong Lupain
- tahitianisch: Fenua Hou, Niu Fenua
- tamilisch: நியூஃபவுன்ட்லாந்து [Niyūpfauṇṭlāntu]
- tatarisch: Ньюфаундленд [N‘yufaundlend]
- telugu: న్యూఫౌండ్లాండ్ [Nyūphauṇḍlāṇḍ]
- thai: นิวฟาวนด์แลนด์ [Niwfāwndlǣn]
- tibetisch: སར་པའི་གླིང་ [Sar-pai gling]
- tok pisin: Niufunlan
- tonganisch: Fonua Foʻou, Niu Fonualani
- tschechisch: Newfoundland
- tschetschenisch: Неуфандленд [Neufandlend]
- tschuwaschisch: Нюфәунделӳ [Nyufeundelü]
- turkmenisch: Ньюфаундленд [N‘yufaundlend]
- türkisch: Newfoundland, Yeni bulunan toprak
- uigurisch: نيوفاوندلاند [Niufaundland]
- ukrainisch: Ньюфаундленд [N‘yufaundlend]
- ungarisch: Új-Fundland
- urdu: نیو فاؤنڈلینڈ [Nyū Fāʊndlænd]
- usbekisch: Ньюфаундленд [N‘yufaundlend]
- vietnamesisch: Đảo Mới Tìm Thấy
- walisisch: Tir Newydd
- weißrussisch: Ньюфаундленд [N’yufaundlend]
- yupik: Edegluuk
- zulu: Niyufundlandi, Izwe Elisha
Offizieller Name:
- englisch: Newfoundland
- französisch: Terre-Neuve
- mikmak: K‘taqamkuk
- Bezeichnung der Bewohner: Newfounlanders bzw. Newf (Neufundländer)
- adjektivisch: newfoundland bzw. newfie (neufundländisch)
Kürzel:
- Code: NF / NFL
- Kfz: -
- ISO-Code: CD-NFL
Lage
Neufundland ist der östlichste Teil Kanadas und damit des nordamerikanischen Kontinent. Der Cape Spear ist nicht nur der östlichste Punkt der Insel, sondern auch des gesamten nordamerikanischen Kontinents ohne Grönland. Sie liegt am Nordwestrand des Atlantischen Ozeans auf 47 bis 52° n.B. und 53 bis 59° w.L. Von Labrador ist Neufundland durch die Belle-Isle-Straße getrennt, von der Kap-Breton-Insel durch die Cabotstraße. Etwa 25 km südlich von Neufundland liegt die Inselgruppe Saint-Pierre und Miquelon, ein französisches Überseegebiet (collectivité d´outre-mer; offiziell COM abgekürzt).

Geografische Lage:
- nördlichster Punkt: 51°38‘35“ n.B. (Cape Bauld)
- südlichster Punkt: 46°37‘01“ n.B. (Cape Pine)
- östlichster Punkt: 52°37‘07“ w.L. (Cape Spear)
- westlichster Punkt: 59°23‘36“ w.L. (Cape Anguille)
Entfernungen:
- Salt Harbour Island 50 m
- Saint Pierre und Miquelon 17,2 km
- Forteau / Labrador 17,4 km
- Belle Isle 26,3 km
- Quebec (Provinz) 32 km
- Kap-Breton-Insel 105 km
- Anticosti 193 km
- Prince Edward Island 241 km
- Grönland 1.139 km
- Corvo / Azoren 1.925 km
- Island 2.337 km
- Irland 3.017 km
- Galizien 3.405 km
Zeitzone
In Neufundland gilt die Newfoundland Standard Time (Neufundland Standardzeit, kurz NST), 4,5 Stunden hinter der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ, UTC-3,5). Die Realzeit liegt um 3 Stunden 30 bis 58 Minuten hinter der Koordinierten Weltzeit (UTC).
Fläche
Die Insel Neufundland ist 108.860 km² bzw. 41.849 mi², mit Nebeninseln 111.390 km² bzw. 43.008 mi² groß. Im Zensus des Jahres 2011 wird eine Fläche von 101.435,96 km² angegeben. Von Norden nach Süden durchmisst die Insel 573 km, von Westen nach Osten maximal 511 km. Die Küstenlänge beträgt 9.655 km, nach alternativen Angabven 10.200 km, inklusive sämtlicher Nebeninseln 17.500 km. Höchster Punkt der Insel ist der 814 m hohe Berg The Cabox in den Long Range Mountains an der Westküste bei Corner Brook. Die mittlere Seehöhe liegt bei 87 m. Längster Fluss ist der 246 km, nach alternativen Angaben 322 km lange Exploits River, der vom Red Indian Lake aus nach Nordosten fließt. Der Tidenhub beträgt 1,0 bis 2,8 m, bei Argentia 2,6 m, bei Saint John’s 1,6 m, bei Gander 1,14 m.
Geologie
Ein großer Teil der Insel Neufundland ist eine Ausdehnung des Appalachensystems. Die großen Buchten, Halbinseln, Flusssysteme und Gebirgszüge sind in der Regel von Südwest nach Nordost ausgerichtet, parallel zu den Appalachen.
Der östliche Teil der Insel (die Avalon-Halbinsel und die Burin-Halbinsel) besteht hauptsächlich aus gefaltetem Sedimentgestein mit einigen Intrusionen von Eruptivgestein und war vor etwa 250 Millionen Jahren Teil Südwesteuropas oder Nordafrikas. Die ältesten Gesteine sind präkambrisch. Kleine Reste von Gesteinen aus dem Kambrium und Ordovizium kommen entlang der Küste vor. Bell Island in der Conception Bay ist ein gutes Beispiel für sanft abfallendes Sedimentgestein aus dem Ordovizium. Das Plateau auf der Avalon-Halbinsel liegt durchschnittlich 250 Meter über dem Meeresspiegel.
Der Rest der Insel besteht aus einer großen Vielfalt paläozoischer Gesteine sedimentären, eruptiven und metamorphen Ursprungs. Entlang der Westküste liegen die Long Range Mountains, die aus einem langgestreckten Block der Erdkruste (einem Horst) bestehen, der sich bis zu einer Höhe von etwa 600 Metern über dem Meeresspiegel erhebt. Dieser Teil der Insel war einst Teil des östlichen Randes des nordamerikanischen Kontinents. Die höchsten Punkte der Insel, die Lewis Hills und Gros Morne, liegen innerhalb dieser Gebirgskette. Im Osten befindet sich eine etwa 30 Kilometer breite Senke oder ein Graben, in dem der Deer Lake und der Grand Lake liegen. Das Hauptplateau des zentralen Teils der Insel, das einst der Meeresboden des antiken Iapetus-Ozeans war, ist durch Wasser und Eis stark erodiert. Steile, einsame Felsvorsprünge, in Neufundland „tolts“ genannt (andernorts als inselbergs oder monadnocks bekannt), die 100 Meter oder mehr über das im Allgemeinen flache Terrain hinausragen, sind die Überreste eines früheren höheren Landschaftsniveaus. Gletscher, die zur Formung dieser tolts beitrugen, haben weitere Spuren in Neufundland hinterlassen. Große Steinblöcke, so genannte Glazialerratika, sind in weiten Teilen der Landschaft verstreut. Die langen, schmalen Seen an der Westküste, insbesondere im Gros-Morne-Nationalpark, sind das Ergebnis von Gletschererosion. Der Mangel an guten Böden in den meisten Teilen der Insel ist eine Folge der Auswaschung durch die Gletscher während der letzten Eiszeit. Der Spitzname „The Rock“ („der Felsen“) ist zum Teil auf die Eiszeiten zurückzuführen.
Einer der bemerkenswertesten Aspekte der Geologie Neufundlands ist das Ergebnis der ständigen Bewegung der tektonischen Platten. Vor etwa 500 Millionen Jahren drückte die Wirkung dieser Platten Teile der ozeanischen Kruste unter dem Iapetus-Ozean nach oben und über den östlichen Rand der nordamerikanischen Platte. Abschnitte der ozeanischen Kruste, die über der kontinentalen Kruste liegen, werden als Ophiolite bezeichnet. Der Gros-Morne-Nationalpark wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, weil er einer der besten Orte der Welt ist, um die Auswirkungen der Plattentektonik zu beobachten, und einer der wenigen Orte, an denen Gesteine zu sehen sind, die an der Mohorovicic Discontinuity zwischen der Kruste und dem oberen Erdmantel entstanden sind.
Eine weitere bemerkenswerte geologische Stätte befindet sich am Mistaken Point, wo in Schichten vulkanischer Asche Gesteine gefunden wurden, die wahrscheinlich die ältesten Fossilien von Metazoen in Nordamerika und die ältesten Tiefseefossilien der Welt enthalten.
Die Halbinsel Avalon ist Namensgeber für den Mikrokontinent Avalonia, der sich von Gondwana abspaltete und vor 435 Millionen Jahren mit Baltica verband. Vor Entstehung des Atlantiks war Neufundland somit Schottland, Skandinavien und Marokko nahegelegen, welche eine ähnliche Orogenese und Topologie aufweisen. Die Long Range Mountains sind die nördlichste Verlängerung der Appalachen.
Auf der Insel Neufundland laufen Wanderer auf Gestein, das einst glühend heiß aus dem Erdmantel an die Erdoberfläche trat. Tablelands nennen die Kanadier das Gebiet. Es liegt im Westen Neufundlands, im Gros-Morne-Nationalpark, der 1987 von der Unesco zum Weltkulturerbe gestempelt wurde. Die Entstehung der Tablelands liegt 470 Millionen Jahre zurück. Auslöser sei der Zusammenstoß von zwei Kontinentalplatten gewesen, erläutert ein Ranger im Besucherzentrum des Parks. David Morrow demonstriert mit Legosteinen, wie der Druck von beiden Platten das Innere der Erde nach oben presste.
Vor dem Zusammenprall der Kontinente lag das Mantelgestein tief unter einem Meer vergraben. Das Meer gibt es nicht mehr, und das einst glühend heiße Erdinnere ist längst erkaltet. Es enthält aber noch so viele giftige Schwermetalle, dass nichts auf ihm wächst - zumindest nichts Einheimisches. „Nur hier und da ein Kraut, das selbst den extremen Bedingungen des Himalayas trotzen würde.“
Landschaft
Neufundland ist eine fast britische Insel. Die Landschaft wirkt einsam und verträumt. Meer und eine wilde Küste prägen das Bild ebenso wie weite Ebenen und Hügelländer. Mit ihren zerklüfteten, felsigen Küstenlinien, die sich über mehr als 10.000 Kilometer erstrecken, ist sie geprägt von Naturgewalt.
Im Osten und Süden prallen die Wellen des offenen Atlantiks gegen schroffe Klippen, formen tiefe Buchten und Höhlen, die von uralten Eisbergen aus Grönland gesäumt werden – ein Phänomen, das als "Iceberg Alley" bekannt ist und besonders zwischen Mai und Juni zu sehen ist. Die Küstenlandschaft ist geprägt von farbenfrohen Fischerdörfern, deren bunte Holzhäuser sich pittoresk gegen den grauen Fels abheben, während Kolonien von Papageientauchern und anderen Seevögeln die Klippen bevölkern. Im Landesinneren erheben sich hügelige Moore, dichte boreale Wälder aus Fichten und Tannen sowie unzählige Seen und Teiche, die ein Spiegelbild des wechselhaften Himmels bieten. Besonders beeindruckend ist der Terra Nova Nationalpark an der Ostküste, wo Wanderwege durch archaische Sumpfgebiete und dichte Wälder führen und Ausblicke auf die boreale Vegetation gewähren, die von Moose und Flechten dominiert wird.
Im Westen der Insel dominiert der Gros-Morne-Nationalpark, der als "geologische Illyrien" gilt und die Kontinentaldrift vor Augen führt. Hier schneiden tiefe Fjorde wie der Western Brook Pond durch die Long-Range-Berge, umgeben von steilen, bis zu 600 Meter hohen Felswänden, aus denen Wasserfälle stürzen. Die Landschaft wechselt von glasklaren, fjordartigen Seen zu schroffen Tafelbergen und subarktischen Tundren, wo Wanderer Elche, Karibus und seltene Vögel beobachten können. Die Avalon-Halbinsel im Süden, mit ihrer rauen, windgepeitschten Küste, bietet wiederum dramatische Ausblicke von Leuchttürmen wie dem Cabot Tower aus, von wo aus man den Horizont nach Buckelwalen und Eisbergen absuchen kann. Die Sommer sind kurz und kühl, doch die Abende erstrahlen oft in einem goldenen Licht, das die Moore in ein surreal leuchtendes Grün taucht.
Labrador, der Festlandteil der Provinz, kontrastiert mit der Insel durch seine immense Weite und subarktische Wildnis. Als Teil der Labrador-Halbinsel erstreckt sich das Gebiet über fast 300.000 Quadratkilometer und ist geprägt von endlosen Tundren, rollenden Hügeln und tief eingeschnittenen Fjorden, die von Gletschern geformt wurden. Die Küste entlang des Atlantiks ist von schroffen Klippen und unberührten Stränden gesäumt, wo alte Walfangstationen und archäologische Stätten wie L’Anse aux Meadows – die älteste bekannte europäische Siedlung Nordamerikas aus der Wikingerzeit – an die fernen Vorposten der Geschichte erinnern. Im Landesinneren dominieren boreale Wälder, die in den Norden in eine karge Tundra übergehen, durchzogen von Flüssen wie dem Churchill River und unzähligen Seen, die Karibus und Polarbären beherbergen. Die Landschaft hier ist pure "Angeberei", wie Reisende sie nennen: Spitz zulaufende Hügelketten, die sich gegen einen endlosen Himmel abheben, und Küsten, an denen der Labradorstrom kalte Winde und majestätische Eisberge herantragt. Im Winter bedecken Schneefelder die Tundra, und das Nordlicht – Aurora Borealis – taucht die Nächte in ein grün-violettes Schauspiel, das durch die Abwesenheit von Lichtverschmutzung besonders intensiv wirkt.

Erhebungen
- The Cabox 814 m (Long Range Mountains)
- Gros Morne 806 m (Long Range Mountains)
- Big Level 803 m (Long Range Mountains)
- Round Hill 790 m (Marble Mountain)
- Blue Hill 780 m (Bay of Islands)
- Blomidon 770 m (Blow Me Down Province)
- North Twin Peak 760 m (Lewis Hills)
- Annieopsquotch Peak 750 m (Annieoplsquotch Mountains)
- Stony Hill 745 m (Long Range Mountains)
- Gregory Mountain 740 m (Gregory Plateau)
- Killdevil Mountain 673 m (Gros Morne Nationalpark)
- Barachois Hills 548 m (Gros Morne Nationalpark)
- Centre Hill 345 m (Avalon Peninsula)
Seen
- Red Indian Lake 269 km² (Zentrum)
- Grand Lake 198 km² (Westen)
- Deer Lake 78 km² (Westen)
- Gander Lake 77 km² (Nordosten)
- Meelpaeg Lake 58 km² (Avalon-Halbinsel)
Flüsse
- Exploits River 246 km
- Humber River 183 km
- Gander River 143 km
- Terra Nova River 118 km
- Salmon River 110 km (Nebenfluss des Exploits River)
- Grey River 105 km
- Portland Creek 98 km
- Harry’s River 95 km
- Southwest Brook 92 km
- Isle aux Morts River 88 km
Nebeninseln
- New World Island 180 km² (Nordküste, 2.500 Einwohner)
- Long Island 130 km² (Placentia Bay, unbewohnt, Naturschutzgebiet)
- Fogo Island 91 km² (Nordküste, 2.800 Einwohner)
- Twillingate Islands 85 km² (Notre Dame Bay, 2.400 Einwohner)
- Belle Isle 52 km² (vor der Nordspitze Neufundlands, unbewohnt)
- Chapel Island 40 km² (Nordküste, 100 Einwohner)
- Pilley’s Island 34,65 km² (Nordküste, 286 Einwohner)
- Lushes Bight 34,52 km² (Nordküste, 169 Einwohner)
- Bell Island 34 km² (Conception Bay, 2.000 Einwohner)
- Random Island 31 km² (Trinity Bay, 1.200 Einwohner)
- Merasheen Island 28 km² (Placentia Bay, unbewohnt)
- Horse Islands 25 km² (Nordküste, unbewohnt)
- Thwart Island 25 km² (Nordküste, unbewohnt)
- Long Island 25 km² (Südküste, unbewohnt)
- Long Island 25 km² (Nordküste, unbewohnt)
- Groois Isl,and 20 km² (Conception Bay, unbewohnt)
- Sunday Cove Island 20 km² (Nordküste, unbewohnt)
- Brunette Island 20 km² (Fortune Bay, unbewohnt, Seevogelschutzgebiet)
- Dunnage Island 18 km² (Nordküste, unbewohnt)
- Bois Island 15 km² (Südküste, unbewohnt)
- Change Islands 15 km² (Nordküste, 200 Einwohner)
- Ramea Islands 12 km² (Südwestküste, 500 Einwohner)
- Wadham Islands 10 km² (Bonavista Bay, unbewohnt)
Flora und Fauna
Neufundland besteht aus Wäldern und Feuchtgebieten. Vor der Küste Neufundlands kreuzen mehr als 20 Walarten. Dazu kommen mehrere Millionen Singvögel, etwa der Atlantische Papageientaucher, der Basstölpel und der Weißkopf-Seeadler. Ebenfalls auf der Insel zu finden sind Elche, Schwarzbären, Polarfüchse, Wölfe sowie die südlichste Karibuherde der Welt.
Flora
Als die Wikinger auf die Insel kamen, nannten sie diese Markland, was soviel wie „Waldland“ bedeutet. Tatsächlich liegt Neufundland in der borealen Zone mit ausgedehnten Nadelwäldern, aber auch Wiesen und Sümpfen.
Die Biosphäre ist in verschiedene geografische Regionen unterteilt, die Biome genannt werden. Neufundland und Labrador sind in zwei Biome unterteilt: Tundra und Taiga. Nord-Labrador gehört zur Tundra, während Süd-Labrador Teil der Taiga ist. Neufundland ist für keines der beiden Biome typisch, denn es fehlt ein Großteil der Pflanzen- und Tierwelt, die für diese Biome charakteristisch ist. Während der letzten Eiszeit wurde die Insel Neufundland vollständig von Gletschern bedeckt und von allem Leben befreit. Nur die Arten, die die Insel nach dem Rückzug der Gletscher vor etwa 18 000 Jahren wieder besiedeln konnten, gelten als „einheimisch“. Ebenso sind nur Süßwasserfische, die im Meerwasser überleben können, auf die Insel geschwommen. Auf Labrador gibt es 42 einheimische Säugetiere, auf Neufundland nur 14, und es gibt keine Schlangen, Waschbären, Stinktiere oder Stachelschweine. Große Herden von Waldkaribus leben im kargen Inselinneren. Zwei ehemals in Neufundland beheimatete Tiere wurden für ausgestorben erklärt: der Riesenalk, ein flugunfähiger Seevogel, und der Neufundlandwolf, eine Unterart des Grauen Wolfs. Die Labrador-Ente, von der man annimmt, dass sie in Labrador nistete, war eine der ersten nordamerikanischen Vogelarten, die als ausgestorben gemeldet wurde.
Viele seltene Pflanzen und Insekten kommen auf der Insel vor: An der Westküste der Insel wachsen über 200 Pflanzenarten. Seltene Arten wie die Long's braya (Braya longii) und die Fernald's braya (B. fernaldii) sind auf Neufundland endemisch. Brayas sind kleine, mehrjährige Kräuter aus der Familie der Brassicaceae. Sie kommen nur auf einem schmalen Landstreifen vor, der sich über eine Länge von etwa 150 Kilometern im äußersten Westen der Great Northern Peninsula erstreckt, einem Lebensraum mit Kalksteinmagerrasen. Die Braya-Population ist aufgrund des Lebensraumverlustes durch den Kiesabbau gering. Forscher haben nur drei Populationen der Langen Braja und 14 oder 15 Populationen der Fernald-Braja gefunden. Forscher haben sich darauf konzentriert, wie verschiedene Arten von Störungen die langfristige Lebensfähigkeit dieser Populationen beeinflussen. Die Provinz Neufundland und Labrador erforscht gemeinsam mit vielen Partnern die seltene Pflanzenwelt der Insel Neufundland und kündigte 2002 einen Plan zur Wiederherstellung der Braya-Arten an.
Viele Pflanzen und Tiere wurden entweder zufällig oder absichtlich auf Neufundland eingeführt: Elche, Schneeschuhhasen, rote Eichhörnchen, Streifenhörnchen und Maskenspitzmäuse und andere wurden im Rahmen spezieller Wildtiermandate auf die Insel gebracht. Der Elch wurde 1904 eingeführt und ist heute das dominierende Huftier auf der Insel. Bei einem ungewöhnlichen Experiment im Jahr 1964 wurde eine kleine Bisonherde auf die Brunette Island in der Fortune Bay umgesiedelt. Es wird angenommen, dass das letzte dieser Tiere 1994 gestorben ist. Ratten und Mäuse wurden unbeabsichtigt eingeführt, während Nerze aus Pelzfarmen entkamen. Kojoten sind eine sehr junge Ergänzung der Fauna Neufundlands. Wie die Kojoten auf die Insel gekommen sind, darüber streiten sich die Tierschützer noch immer, aber es ist wahrscheinlich, dass sie in den 1980er Jahren von der Kap-Breton-Insel aus das Eis überquert haben. Auf Neufundland gibt es keine einheimischen Amphibien, aber Frösche wurden in den 1860er Jahren und Kröten fast ein Jahrhundert später auf die Insel eingeführt.
Die Meeresgewässer rund um die Provinz gelten als boreal oder subarktisch. Ein großer Teil der Küstenlinie ist von Felsen durchzogen, die eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren gedeihen lassen. Die wichtigsten Pflanzen an der Küste sind große braune Algen wie Blasen-, Gabel- und Knotentang sowie Flügel- und Zuckertang, aber es gibt auch eine Reihe von roten und grünen Algen. Zu den häufigen Tieren der Küstenregion gehören Seepocken, Schildpatt, Strandschnecken, Miesmuscheln, Seeanemonen, Meeresschnecken, Seeigel, Seesterne und Felsenkrabben[20] In den tieferen Gewässern leben eine Vielzahl von Fischen wie Kabeljau, Sculpins und Cunners, Heilbutt, Schellfisch, Haie und Meeressäugetiere wie Delphine, Tümmler und Wale. Zu den vor Neufundland gesichteten Walen gehören Grindwale, Nerze, Seiwale, Finnwale und Buckelwale. Harpunen- und Kapuzenrobben sind in der Regel im Frühjahr anzutreffen, wenn sie ihre Jungen auf Eisschollen an der Küste zur Welt bringen.
Die Tundra ist eine subarktische Zone mit langen, kalten Wintern und kurzen, warmen Sommern. Die Niederschläge sind gering. Der Boden ab einem Meter Tiefe ist dauerhaft gefroren (Permafrost), so dass das Wasser nicht leicht durch den Boden abfließen kann und sich in flachen Tümpeln sammelt. Bäume und Sträucher sind verkrüppelt, da ihre Wurzeln nicht in den Permafrostboden einwachsen können. Stattdessen findet man niedrige Sträucher, Flechten, Moose und kleine krautige Pflanzen. Die häufigsten Säugetiere in der Tundra sind das Karibu, der Polarwolf, der Polarfuchs, der Polarhase, Lemminge und Wühlmäuse. In der Nähe von Cape Chidley, dem nördlichsten Punkt Labradors, wurden gelegentlich Moschusochsen gesichtet. Der Eisbär ist der wichtigste Fleischfresser in der Tundra, kommt aber gelegentlich auch an die Küste Neufundlands, vor allem im Frühjahr. Viele Vögel ziehen im Frühjahr nach Labrador, um dort ihre Eier zu legen und ihre Jungen aufzuziehen, bevor sie für den Winter in den Süden zurückkehren, darunter die Eiderente, die Harlekinente, der Birkenzeisig und der Wiesenpieper. Die Tundra von Labrador ist auch die ständige Heimat des Schneehuhns.
Fauna
Die Fauna der Insel ist relativ arm an Artenvielfalt im Vergleich zum kanadischen Festland, was auf die postglaziale Kolonisation und die harte subarktische Klimazone zurückzuführen ist. Dennoch beherbergt sie eine reiche Palette an Säugetieren, Vögeln und marinen Lebewesen, die durch den nährstoffreichen Ozean und die abwechslungsreichen Habitate – von Fjorden wie dem Bonne Bay bis zu den Klippen des Avalon-Halbinsels – gedeihen. Insgesamt sind nur 14 native Landsäugetierarten bekannt, ergänzt durch zahlreiche Zugvögel und eine dynamische Meereswelt, die Millionen von Seevögeln und Wale ernährt. Diese Vielfalt macht Neufundland zu einem Paradies für Naturliebhaber, birgt aber auch Herausforderungen durch Überpopulationen eingeführter Arten und Klimawandel.
Die Landsäugetierfauna Neufundlands ist durch die geographische Isolation stark reduziert, mit nur 14 nativen Arten, von denen einige als endemische Unterarten gelten. Darunter fällt der Neufundland-Fichtenmarder (Martes americana atrata), ein scheuer Raubtier, das ausschließlich auf der Insel vorkommt und bedroht ist durch Habitatverlust und Konkurrenz mit eingeführten Arten. Dieser kleine, agile Jäger bewohnt dichte Wälder und ernährt sich von Kleinsäugern, Vögeln und Insekten. Ebenso ikonisch ist der Neufundland-Luchs (Lynx canadensis subspec.), ein geschickter Kletterer, der in den borealen Wäldern des Westens jagt und sich von Hasen und Kleinsäugern nährt. Der Schwarzbär (Ursus americanus), eine der wenigen großen Raubtiere, ist mit 6.000 bis 10.000 Individuen weit verbreitet und bevorzugt bewaldete Gebiete, wo er Beeren, Fische und Aas frisst. Der ausgestorbene Neufundland-Wolf (Canis lupus beothucus) erinnert an die fragile Balance der Vergangenheit.
Unter den Huftieren dominiert der Waldkaribu (Rangifer tarandus), dessen Neufundland-Population genetisch einzigartig ist und in Herden durch Tundra und Moore zieht. Mit etwa 120.000 Elchen (Alces alces), die 1878 aus Nova Scotia eingeführt wurden, hat sich eine der größten Populationen Nordamerikas etabliert – ein Segen für Jäger, aber eine Plage für die Vegetation, da ein einzelner Elch bis zu 18 Kilogramm Pflanzen pro Tag verzehrt. Der Schneeschuhhase (Lepus americanus), ebenfalls eingeführt, ist der häufigste Kleinlebewesen und wechselt sein Fell saisonal von Braun zu Weiß, um in der Schneelandschaft zu überleben. Native Arten wie der Nordamerikanische Fischotter (Lontra canadensis) gleiten spielerisch durch Flüsse und Küsten, während Biber (Castor canadensis) und Bisamratten (Ondatra zibethicus) Feuchtgebiete umgestalten. Rotfüchse (Vulpes vulpes) in Varianten wie Silber oder Kreuz variieren in Farbe und sind anpassungsfähig, von Küsten bis zu Wäldern. Fledermäuse wie der Kleine Braune Fledermaus (Myotis lucifugus) und der Nordamerikanische Langohr-Fledermaus (Myotis septentrionalis) jagen Insekten in der Dämmerung und sind für die Bestäubung essenziell. Eingeführte Arten wie der Rot-Eichhörnchen (Tamiasciurus hudsonicus), Kojoten (Canus latrans) und Nerze (Neovison vison) haben die Ökologie verändert, indem sie native Populationen wie den Fichtenmarder bedrohen.
Mit über 427 dokumentierten Arten ist die Avifauna Neufundlands atemberaubend vielfältig, dominiert von Seevögeln, die die steilen Klippen und Inseln als Brutkolonien nutzen. Die Insel beherbergt 311 bekannte Seevogelkolonien, darunter der berühmte Cape St. Mary's Ecological Reserve, wo 70.000 Vögel – darunter Tölpel, Lummen und Basstölpel (Morus bassanus) – um Nistplätze ringen. Der Atlantische Papageientaucher (Fratercula arctica), das offizielle Symbol der Provinz, ist ein Clown unter den Vögeln: Mit seinem bunten Schnabel und akrobatischen Flügen nistet er in Erdlöchern an der Küste, frisst kleine Fische und zieht im Sommer Millionen von Touristen an. Witless Bay Ecological Reserve ist ein Highlight, wo Zehntausende Papageientaucher mit Tölpeln (Alca torda) und Sturmschwalben (Hydrobates leucorhous) koexistieren. Der ausgestorbene Riesenalk (Pinguinus impennis) mahnt an vergangene Verluste durch Überjagd.
Landvögel wie der Neufundland-Grauwangendrossling (Catharus minimus minimus), eine endemische Unterart, singen in den Moorelandschaften, während Wanderfalken (Falco peregrinus) dramatisch über Klippen jagen. Der Schneehuhn (Lagopus lagopus) ist der einzige native Huhnart und überwintert in Weißkleidung. Zugvögel wie der Bobolink (Dolichonyx oryzivorus) oder der Rostbraunkolibri (Setophaga rustica) nutzen Neufundland als Rastplatz. Bedrohte Arten wie der Eismöwe (Pagophila eburnea) oder der Pfifertaucher (Lophodytes cucullatus) profitieren von Schutzgebieten wie dem Salmonier Nature Park, wo boreale Waldvögel beobachtet werden können. Die Konzentration von Weißkopfseeadlern (Haliaeetus leucocephalus) in der Placentia Bay ist eine der höchsten in Nordostamerika.
Aufgrund des kalten Klimas und der Isolation fehlen Neufundland native Reptilien und Amphibien; die Insel ist eines der wenigen Gebiete Nordamerikas ohne indigene Kriechtiere. Eingeführte Amphibien wie der Grünfrosch (Lithobates clamitans), der Eisfrosch (Lithobates sylvaticus), der Nerzfrosch (Lithobates septentrionalis) und der Amerikanische Kröte (Anaxyrus americanus) wurden in den 1960er Jahren freigesetzt und haben sich in Teichen und Feuchtgebieten etabliert. Kürzlich wurden Gewöhnliche Strumpfbandnattern (Thamnophis sirtalis) gesichtet, möglicherweise durch menschliche Aktivitäten eingeschleppt, was Fragen zur ökologischen Auswirkung aufhebt.
Insekten und andere Invertebraten sind vielfältig, wenngleich weniger erforscht. Käfer wie Aaskäfer (Nicrophorus spp.) zersetzen Aas in Wäldern, während Schmetterlinge und Ameisen die Bestäubung und Bodenstruktur unterstützen. In den küstennahen Gewässern finden sich Krebstiere und Würmer, die als Nahrung für Vögel und Fische dienen. Die subtidale Fauna umfasst Korallenbänke wie die Kaltwasserkorallen (unter anderem Lophelia pertusa) vor der Küste, die tiefe Ökosysteme mit Schwämmen und Hydroiden beherbergen.
Der Nordatlantik um Neufundland ist ein Nährstoffparadies, dank des Zusammenflusses von Labrador- und Golfstrom. Mindestens 23 Meeressäugerarten, darunter 19 Cetaceen, bevölkern die Gewässer. Der Buckelwal (Megaptera novaeangliae) ist der Star: Von Mai bis Oktober versammeln sich Tausende in der Bonavista Bay, um Krill und kleine Fische zu jagen, oft in akrobatischen Sprüngen. Neben ihm sichten Touristen Finnwale (Balaenoptera physalus), Zwergwale (Balaenoptera acutorostrata) und Killerwale (Orcinus orca). Delfine (zum Beispiel Weißschnauzdelphin, Lagenorhynchus acutus) und Tümmler (Tursiops truncatus) bringen Leben in die Buchten. Robben wie die Große Kappennase (Pagophilus groenlandicus), die Kapuzenrobben (Cystophora cristata) und Hafenrobben (Phoca vitulina) kalben im Frühling auf Eisschollen.
Die Fischfauna ist ikonisch, mit Kabeljau (Gadus morhua) als historischer Säule der Fischerei, ergänzt durch Seehechte (Pollachius virens), Dorsche (Melanogrammus aeglefinus) und Flundern. In Fjorden wie Bonne Bay dominieren Kaltwassertypen wie Cunner (Tautogolabrus adspersus) und Sculpins. Tiefseearten wie der Orange Roughy (Hoplostethus atlanticus) und der Barndoor Skate (Dipturus laevis) unterstreichen die Biodiversität. Korallenriffe und Schwammfelder bieten Schutz für Jungfische und Wirbellose, doch Überfischung und Klimawandel bedrohen diese Habitate.
Naturschutz
Das größte Naturschutzgebiet Neufundlands ist der Terra Nova National Park im Osten der Insel, der mit einer Fläche von etwa 4.000 km² ein Mosaik aus borealen Wäldern, Mooren und Küstenlandschaften bietet. Hier finden Wanderer und Kanufahrer Zuflucht in einer unberührten Wildnis, die von Gletschern geformt wurde und Heimat für Elche, Karibus und Seevögel ist.
Südwestlich davon thront der Gros Morne National Park, ein UNESCO-Weltkulturerbe mit rund 1.805 km², das für seine dramatischen Fjorde, die Tablelands-Formation – ein seltener Einblick in die Erdkruste – und eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren bekannt ist, darunter die seltene Labrador-Tee. Hier befinden sich der Fjord Western Brook Pond und die Tablelands. Der Nationalpark wurde 1973 gegründet. Im Jahr 1987 wurde er in die Liste der World Heritage Sites der UNESCO aufgenommen. Durch den Terra-Nova-Nationalpark kommt man auf dem Highway No. 1 auf dem Weg von St. John’s nach Gander mit einem wichtigen Luftdrehkreuz. Verteilt über die gesamte Insel findet man etliche Reservate zum Schutz einzigartiger Pflanzen und Tiere, wie Cape St. Mary's oder Witless Bay.
Im äußersten Norden Neufundlands erstreckt sich das Torngat Mountains National Park, das mit beeindruckenden 9.700 Quadratkilometern die Grenze zur arktischen Tundra markiert und Bären, Karibus sowie uralte Inuit-Ruinen beherbergt, ideal für Abenteuerlustige mit Polarlicht-Sichtungen.
Neben diesen großen Parks punkten kleinere, aber ebenso wertvolle ökologische Reservate mit ihrer Präzision im Schutz vulnerabler Habitate. Das Humber River Ecological Reserve umfasst 25 Quadratkilometer und schützt den Lebensraum des atlantischen Lachses entlang des gleichnamigen Flusses, während das Mistaken Point Ecological Reserve mit 5,4 Quadratkilometern die ältesten bekannten Spuren mehrzelliger Lebensformen aus dem Kambrium beherbergt – ein geologischer Schatz an der Südküste. Ähnlich fokussiert ist das Burnt Cape Ecological Reserve (5,8 km²) auf dem nördlichen Kap, das limonenartige Böden und seltene alpine Pflanzen wie den Neufundland-Steinbrech bewahrt, und das Red Cliffs Ecological Reserve (4,5 km²), das steile Klippen als Nistplätze für Seevögel sichert. Historische Stätten ergänzen das Netz: Der L'Anse aux Meadows National Historic Site (0,5 km²) markiert die erste bekannte Wikisiedlung in Nordamerika, Signal Hill (0,5 km²) überragt St. John's mit Festungsanlagen und Panoramablicken, Castle Hill (1 km²) bewahrt französisch-britische Militärgeschichte in Placentia, und die Ryan Premises (0,3 km²) in Bonavista dokumentieren das Fischerei-Erbe.
Zusammen mit zahlreichen provinziellen Parks und kleineren Reservaten, die geschätzt weitere 10.000 km² abdecken – darunter Flächen wie der Butter Pot Provincial Park oder der La Manche P.P. –, bildet dieses System ein robustes Schutzgeflecht. Die Gesamtfläche der Naturschutzgebiete auf Neufundland beläuft sich somit auf etwa 26.047 km². Diese Flächen nicht nur die Biodiversität, sondern fördern auch nachhaltigen Tourismus und wissenschaftliche Forschung, indem sie vor Übernutzung und Klimawandel bewahren. Besucher werden ermutigt, Leave-No-Trace-Prinzipien zu befolgen, um diese Schätze für kommende Generationen zu erhalten.
Klima
Neufundland befindet sich zum überwiegenden Teil im Bereich des kühlen sommerlichen Subtyps eines feuchten Kontinentalklimas und eines maritimen, kühl ozeanischen bis subarktischen Klimas, das stark vom kalten Labradorstrom und vom Atlantik beeinflusst wird, da die Insel nirgendwo weiter als 100 km vom Ozean entfernt ist. Es ist geprägt von kühlen Sommern, milden bis kalten Wintern, hohen Niederschlagsmengen, häufigen Nebeln, starken Winden und stark wechselhaftem Wetter. Nach der Köppen-Klassifikation dominiert Dfb (kaltgemäßigtes, feuchtes Kontinentalklima mit warmem Sommer) an der Ostküste, etwa in St. John’s, während die Westküste und das Inselinnere, wie in Corner Brook und Gander, überwiegend Dfc (subarktisches Klima) aufweisen. Übergangszonen an der Küste können lokal Cfc-Merkmale zeigen, doch insgesamt überwiegen Dfb und Dfc.
Die monatlichen Klimadaten, basierend auf 30-jährigen Durchschnittswerten, verdeutlichen regionale Unterschiede. In St. John’s an der Ostküste beträgt die Jahresmitteltemperatur etwa 5,5 °C, mit Januarwerten um –4°C und Juliwerten um 16°C. Der Niederschlag liegt bei rund 1.300 mm pro Jahr, der Schneefall bei 330 cm Neuschnee – wobei Regen oft Schnee auf dem Boden wieder auftaut. Gander im Inselinneren ist kälter (Jahresmittel 4,5°C, Januar –8°C), trockener (1.100 mm) und hat etwa 300 cm Schnee. Corner Brook an der Westküste ist mit 5°C Jahresmittel und 1.200 mm Niederschlag etwas milder, der Sommer wärmer (bis 18°C im Juli). Zum Vergleich: Wabush in Labrador zeigt mit –6°C Jahresmittel und nur 800 mm Niederschlag ein ausgeprägtes kontinentales, subarktisches Klima.
Das Meer wirkt stark ausgleichend: Winter an der Küste sind wärmer, Sommer kühler als im Inland. Die Wasseroberflächentemperaturen an der Atlantikseite erreichen im Sommer 12 C nahe Land und 9°C an der offenen Küste, im Winter –1°C bzw. 2°C. An der Westküste sind sie 1 bis 3°C wärmer. Dieses maritime Klima bringt höhere Luftfeuchtigkeit, mehr Wolken, weniger Sonnenschein (unter 1.600 Stunden jährlich, im Dezember nur 60 Stunden), stärkere Winde (Jahresmittel über 20 km/h) und häufigeren Nebel – besonders im Frühjahr und Frühsommer. Argentia verzeichnet 206 Nebeltage pro Jahr.
Wettersysteme ziehen meist aus Westen oder Südwesten heran. Zyklonale Stürme, sogenannte Nor’easters, bringen im Winter starke nordöstliche Winde, hohe Wellen und extreme Schneefälle – besonders zwischen November und März. Historische Katastrophen wie der Independence Hurricane 1775 (rund 4.000 Tote) oder der Untergang der Bohrinsel Ocean Ranger 1982 (84 Tote) verdeutlichen die Gefahren. Gefrierender Regen (silver thaw) tritt durchschnittlich 150 Stunden pro Winter auf, am häufigsten im März; ein Ereignis im April 1984 legte mit 15 cm Eis die Stromversorgung auf der Avalon-Halbinsel lahm.
Neufundland hat die stärksten Winde aller kanadischen Provinzen und liegt mit Sonnenschein deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Der Kontrast zwischen kalter Meeresluft und wärmerer Luft führt zu dichtem Nebel, der selbst von starken Winden nicht immer aufgelöst wird.
Klimadaten für Saint John’s Airport (1981 bis 2010, Extreme seit 1874)
| Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
| Humidex Höchstrekord | 19,2 | 17,3 | 17,2 | 26,1 | 29,5 | 34,8 | 38,5 | 37,7 | 35,8 | 29,8 | 23,7 | 20,7 | 38,5 |
| Höchstrekord (°C) | 15,7 | 16,0 | 19,4 | 24,1 | 27,2 | 30,6 | 32,2 | 33,9 | 29,5 | 24,6 | 19,4 | 17,9 | 33,9 |
| Mittelmaximum (°C) | −0,8 | −1,1 | 1,0 | 5,6 | 11,1 | 15,8 | 20,7 | 20,5 | 16,5 | 10,8 | 6,4 | 1,8 | 9,0 |
| Mitteltemperatur (°C) | −4,5 | −4,9 | −2,6 | 1,9 | 6,4 | 10,9 | 15,8 | 16,1 | 12,4 | 7,4 | 3,0 | −1,5 | 5,0 |
| Mittelminimum (°C) | −8,2 | −8,6 | −6,1 | −1,9 | 1,7 | 5,9 | 10,9 | 11,6 | 8,2 | 3,9 | −0,3 | −4,7 | 1,0 |
| Tiefstrekord (°C) | −28,3 | −29,4 | −25,6 | −18,3 | −6,7 | −3,3 | −1,1 | 0,5 | −1,7 | −5,6 | −14,4 | −20,0 | −29,4 |
| Windfrost Tiefstrekord | −35,7 | −40,3 | −40,3 | −21,4 | −14,2 | −7,7 | −3,4 | 0,0 | −4,4 | −11,8 | −24,6 | −34,3 | −40,3 |
| Niederschlag (mm) | 149,2 | 129,5 | 142,2 | 122,9 | 102,6 | 97,6 | 91,6 | 100,0 | 129,6 | 156,2 | 148,1 | 164,8 | 1534,2 |
| Regen (mm) | 66,0 | 61,6 | 84,8 | 96,1 | 97,9 | 97,5 | 91,6 | 100,0 | 129,6 | 153,7 | 124,8 | 102,9 | 1206,4 |
| Schneefall (mm) | 88,7 | 71,0 | 57,3 | 25,3 | 4,4 | 0,0 | 0,0 | 0,0 | 0,0 | 2,4 | 22,4 | 63,4 | 335,09) |
| Niederschlagstage (≥ 0,2 mm) | 21,8 | 18,5 | 19,6 | 17,3 | 16,6 | 14,7 | 13,6 | 13,7 | 15,5 | 18,6 | 19,7 | 22,0 | 211,7 |
| Regentage (≥ 0,2 mm) | 9,3 | 8,6 | 11,0 | 13,9 | 15,9 | 14,7 | 13,6 | 13,7 | 15,5 | 18,1 | 15,7 | 12,7 | 162,6 |
| Schneetage (≥ 0,2 cm) | 18,3 | 14,6 | 13,3 | 7,0 | 2,1 | 0,07 | 0,0 | 0,0 | 0,0 | 1,4 | 7,6 | 14,6 | 78,9 |
| Luftfeuchtigkeit (%) | 80,4 | 77,9 | 76,2 | 75,6 | 71,5 | 71,1 | 69,7 | 71,2 | 73,5 | 76,7 | 79,8 | 82,3 | 75,5 |
| Sonnenstunden | 65,5 | 90,2 | 107,4 | 140,4 | 176,3 | 198,9 | 216,7 | 206,6 | 170,5 | 122,1 | 76,3 | 62,4 | 1633,2 |
| Sonnenstundenanteil in % | 23,7 | 31,1 | 29,2 | 34,3 | 37,6 | 41,7 | 44,9 | 46,7 | 45,1 | 36,2 | 27,2 | 23,7 | 35,1 |
| Ultraviolettindex | 1 | 2 | 3 | 5 | 6 | 7 | 7 | 7 | 5 | 3 | 1 | 1 | 4 |
Mythologie
Die Beothuk, die „Roten Indianer“ genannt wegen ihres rituellen Gebrauchs von Ocker („Beothuk“ bedeutet „das Volk“ in ihrer Sprache), waren die ersten bekannten Bewohner Neufundlands seit etwa -2000. Ihre Kultur, die von Jäger- und Sammlertraditionen geprägt war, blieb weitgehend rätselhaft, da sie Europäern gegenüber misstrauisch waren und ihre Sprache erst in den letzten Jahren ihres Bestehens fragmentarisch dokumentiert wurde. Shanawdithit, die letzte bekannte Beothuk-Frau, die 1829 starb, hinterließ Zeichnungen und Karten, die mehr über Alltag und Verfolgung als über Mythen verraten. Dennoch deuten Artefakte aus Gräbern – wie Anhänger in Form von Federn und Vogelkrallen – auf eine spirituelle Welt hin, in der Vögel als Boten in die Anderswelt dienten und Rituale den Übergang der Toten erleichterten.
In der Beothuk-Mythologie spielten übernatürliche Wesen eine zentrale Rolle. Die Jenu, schelmische und gefährliche Geister der dichten Wälder, wurden als Wächter der Natur beschrieben, die Wanderer in die Irre führten oder mit Flüchen belegten, wenn man die heiligen Orte entweihte. Ähnlich imposant war Oosituk, ein riesiger Vogel, der das Wetter beherrschte: In Zeiten von Dürre oder Stürmen flehten die Beothuk zu ihm um Gnade, opferten Federn oder sangen Lieder, um seine Macht zu besänftigen. Oosituk symbolisierte die Zerbrechlichkeit des Lebens in der rauen borealen Landschaft, wo Stürme Schiffe versenken und Dürren die Karibuherden dezimierten. Die Heldenfiguren, bekannt als Kuloscaps Krieger, standen unter der Führung des Schöpfers Kluskap – einem Trickster-Gott, der in Mi'kmaq-Traditionen verwurzelt ist, aber bei den Beothuk als tapferer Beschützer der Insel galt. Diese Krieger, oft als halbgöttliche Jäger dargestellt, kämpften gegen böse Geister und formten die Landschaft: Sie schufen Flüsse mit ihren Speeren und Berge mit ihren Schilden, um das Volk vor Eindringlingen zu schützen. Leider sind diese Mythen fragmentarisch; die Beothuk wurden bis 1829 systematisch verdrängt, gejagt und durch Krankheiten wie Tuberkulose dezimiert. Ihre Geschichten überlebten nur in Mi'kmaq-Überlieferungen und modernen Rekonstruktionen, wie in der Rückführung der Schädel von Shanawdithits Verwandten Demasduit und Nonosabasut aus Schottland 2020, die als Akt der Versöhnung gilt. Heute flüstern Legenden von „verborgenen Beothuk“ in den Wäldern um den Red Indian Lake, wo Shanawdithits Karten von vergessenen Pfaden zeugen – ein Mythos der Hoffnung auf Rückkehr.
Im ausgehenden 10. Jahrhundert erreichten die Wikinger unter Leif Eriksson Neufundland, das sie „Vinland“ nannten wegen der wilden Weinreben. Ihre Siedlung in L'Anse aux Meadows, eine UNESCO-Stätte, ist archäologisch belegt, doch die Sagas der Edda weben daraus epische Mythen. Die „Grœnlendinga Saga“ und „Eiríks Saga“ beschreiben Begegnungen mit den „Skraelings“ – den Beothuk oder Dorset-Inuit –, die als mythische Kreaturen porträtiert werden: kleinwüchsig, rot bemalt und mit Bogen, die aus dem Nichts Pfeile regnen lassen. In einer berühmten Szene flieht die schwangeren Freydis Eiriksdottir vor den Skraelings, entreißt sich die Kleider, schlägt sich mit einem Schwert auf die Brust und brüllt so furchterregend, dass die Angreifer fliehen – ein Akt der Walküre-ähnlichen Wildheit, der nordische Götter wie Odin und Thor heraufbeschwört. Diese Erzählungen mischen Geschichte mit Mythos: Die Wikinger sahen in Neufundland ein Land zwischen Welten, wo der Riese Ymir vielleicht geschlafen hatte, und wo Loki als Trickster die Skraelings manipulierte. Die Sagas warnen vor Hybris – die Siedlung scheiterte an Konflikten und harten Wintern –, doch sie prägten die Vorstellung Neufundlands als „Avalon des Nordens“, ein keltisch-nordisches Paradies, wo Feen und Riesen hausen. Moderne Interpretationen, wie in Neil Gaimans „Nordische Mythen“, verbinden dies mit lokalen Legenden, und Ausgrabungen in L'Anse aux Meadows wecken den Mythos von vergessenen nordischen Geistern, die in den Nebeln der Strait of Belle Isle umgehen.
Mit der Ankunft irischer und englischer Siedler im 16. Jahrhundert floss keltische und angelsächsische Folklore in die neufundländische Mythologie ein, vermischt mit Mi'kmaq- und Inuit-Elementen. Die Feen („Fairies“) sind omnipräsent: Nicht die zarten Disney-Figuren, sondern respektierte, oft bösartige Wesen, die an den Rändern von Gärten und Wäldern lauern. Sie residieren in den windgepeitschten Tuckamore-Bäumen, den verkrüppelten Fichten, die als Wachtürme dienen, und locken mit Musik oder tanzenden Lichtern („will-o'-the-wisps“) in Sümpfe. Um sie zu besänftigen, tragen Neufundländer Amulette aus Eisen, Salz oder Brot; Blaubeeren dürfen nur die „grünen“ gepflückt werden, da rote für Feen reserviert sind. In der Avalon-Halbinsel, benannt nach dem keltischen Inselparadies, erzählt man von Feenmärkten unter Vollmond, wo Sterbliche Seelen eintauschen. Diese Geschichten, dokumentiert von Folkloristin Barbara Rieti, spiegeln den Konflikt zwischen Zivilisation und Wildnis wider – Feen bestrafen Gier oder Respektlosigkeit mit Krankheit oder Wahnsinn.
Besonders finster ist die Legende der Old Hag, einer Hexe oder Dämonin, die Schlafende lähmt und auf ihrer Brust reitet, um Albträume zu schicken. Dieses Phänomen, wissenschaftlich als Schlafparalyse erklärt, wird in Neufundland als realer Fluch gesehen: „I was hagged last night“, sagen Betroffene. Schutzmaßnahmen reichen vom Rückwärtsbeten des Vaterunsers bis zu Nägeln unter dem Kissen. Die Hag verbindet sich mit maritimen Schrecken wie dem Black Dog of Barr'd Islands, einem geisterhaften Hund, der Fischer warnt oder verflucht, oder dem Phantom-Schiff der SS Ethie, das scheinbar in Nebeln segelt. Inuit-Einflüsse bringen Sedna, die Meeresgöttin, ein, deren Zorn Stürme entfacht – eine Parallele zu Oosituk. Piratenmythen um Peter Easton, den „Piratenadmiral“ von Harbour Grace, mischen sich mit Geistergeschichten, wie dem Father Duffy’s Well, einem heiligen Quell, der durch einen Priesterzauber entstand.
Einer der bekanntesten Mythen der Insel ist der vom Tolt Hannah‘s: „Das lokale Wort für einen felsigen Hügel ist ‚Tolt‘, und es gibt eine interessante Geschichte über den Ursprung von Tolt Hannah’s, der landeinwärts von North Bay in der Nähe von Walas Pond liegt. Sie ereignete sich vermutlich in den 1920er oder 1930er Jahren. Spät im Herbst, als mehrere Frauen im Wald Beeren sammelten, müssen Hannah Milley und ihre Tochter sich von der Hauptgruppe getrennt haben, als plötzlich ein Schneesturm aufzog. Sie kehrten nie zur Siedlung zurück. Suchtrupps konnten die Leichen nicht finden, doch etwa siebzehn Jahre später war ein Mann namens Lewis Crummey im Wald auf Rebhuhnjagd und fand die beiden Leichen sowie ihre verrosteten Beereneimer am Fuß eines Tolt, der daraufhin Tolt Hannah’s genannt wurde.“ (Seary-Kirwin-Lynch 1971)
In einem Gedicht aus dem Jahr 1628 wurde Neufundland wie folgt beschrieben:
Skeltonicall continued ryme, in praise of my New-found-Land
Obgleich in Mänteln, Gesellschaft, Gebäuden faire
Mit England, New-found-land nicht vergleichen kann:
Wüssten einige, welche Zufriedenheit ich dort fand,
Stets genug, meist etwas zu entbehren,
Mit wenig Mühsal, geringem Aufwand und geringer Sorge,
Befreit von Steuern, Krankheiten, Gesetzen, Furcht,
Wenn man sauber und warm ist, egal was man trägt,
Gesund und wohlhabend, wenn die Menschen vorsichtig sind,
Mit viel, viel mehr, so will ich nun verkünden,
(Ich sage) wenn einige weise Männer wüssten, was das wäre
(Ich glaube) sie würden nirgendwo anders leben.
Aus dem „Ersten Buch der Qvodlibets“
Verfasst und getan in Harbor-Grace in
Britaniola, ehemals Neufundland genannt
von Gouverneur Robert Hayman - 1628
Geschichte
Die Geschichte menschlicher Besiedlung reicht rund 10.000 Jahre zurück. Die ersten Europäer gelangten um die erste Jahrtausendwende auf die Insel. Die offizielle „Entdeckung“ durch Sebastian Cabot datiert vom Jahr 1497. 1610 begann die planmäßige Besiedlung durch Europäer. Seit 1949 ist Neufundland ein Teil Kanadas.
Indianische Frühzeit
Die ersten Bewohner Labradors waren vermutlich maritime indianische Gemeinschaften, die in der Zeitspanne zwischen -8000 bis -3500 in Nordamerika lebten. Ausgrabungen an der L’Anse Amour Site an der Ostküste Labradors sind auf etwa -7500 datierbar. Spätestens um -4000 gelangten diese Indianergemeinschaften bis an die Küste Neufundlands. Zwischen -3500 und -2500 hatten sich daraus wahrscheinlich die „Intermediate Indians“ entwickelt, die auch im Landesinnern lebten. In Port au Choix an der Westküste Neufundlands wurden Indianerfriedhöfe aus verschiedenen Epochen ausgegraben. Um -4000 bis -2000 verdrängten bzw. übernahmen die Prä-Dorset-Eskimos die Siedlungsgebiete der archaischen Indianer. Um -2400 kamen dann die Dorset-Eskimos aus dem Nordosten nach Labrador und Neufundland. Allerdings verschwanden sie ungeklärterweise wieder von der Insel. Um -1400 zog die dritte Eskimo-Welle, die sogenannten „Thule“, von Alaska aus nach Osten. Sie verbreiteten sich bis nach Grönland.
Beothuk
Die Beothuk waren das einzige bekannte Volk, das ausschließlich auf der Insel Neufundland lebte. Ihre Geschichte ist eine der tragischsten der nordamerikanischen Kolonialzeit und endete 1829 mit dem Tod der letzten bekannten Beothuk-Frau, Shanawdithit. Die Beothuk, oft als „Rote Indianer“ bezeichnet, weil sie Körper, Kleidung, Kanus und Werkzeuge mit rotem Ocker bemalten, hatten eine hochentwickelte, an das raue Klima angepasste Kultur. Archäologische Funde belegen eine Besiedlung Neufundlands ab -5000, wobei die Beothuk ab etwa -1700 zur dominanten Gruppe wurden.
Sie lebten halbnomadisch und passten sich den Jahreszeiten an. Im Sommer errichteten sie an der Küste Wigwams aus Birkenrinde und ernährten sich von Fisch, Robben, Seevögeln und deren Eiern. Im Winter zogen sie ins Landesinnere, etwa zum Red Indian Lake (heute Beothuk Lake), und jagten Karibus und Elche mit Schneeschuhen, Schlitten und Fallen. Birkenrindenkanus, Harpunen aus Knochen und Pfeilspitzen aus Feuerstein gehörten zu ihrer Technik. Ihre Bestattungsriten waren aufwendig: Tote wurden in Birkenrinde gewickelt und in flachen Gräbern oder auf Gerüsten beigesetzt. Die Bevölkerungszahl lag bei der ersten europäischen Begegnung vermutlich zwischen 500 und 2000 Menschen.
Der erste Kontakt mit Europäern erfolgte möglicherweise schon um 1000 durch Wikinger, die die indigenen Gruppen der Region als „Skraelinger“ beschrieben. Sicher dokumentiert ist die Begegnung 1497 mit John Cabot. Ab dem 16. Jahrhundert siedelten Fischer und Händler – vor allem Briten, Franzosen und Portugiesen – an der Küste. Dies führte zu tödlicher Konkurrenz um Ressourcen: Europäer jagten dieselben Tiere und blockierten Küstenzugänge, was die Beothuk ins Inland drängte. Gewalt eskalierte: Beothuk wurden gejagt, gefangen oder getötet; britische Kolonisten zahlten sogar Skalpprämien. Krankheiten wie Tuberkulose, gegen die die Beothuk keine Immunität hatten, dezimierten die Population. Ab dem 18. Jahrhundert holten Briten Mi’kmaq-Indianer aus Nova Scotia als Verbündete, die mit den Beothuk um Territorium konkurrierten.
Aus Angst vor Gewalt zogen sich die Beothuk immer weiter zurück und vermieden jeden Kontakt – ein Verhalten, das von Europäern als Feindseligkeit missverstanden wurde. Im 18. und frühen 19. Jahrhundert wurden die letzten Gruppen am Exploits River aufgespürt. 1819 wurde Demasduit gefangen genommen, 1823 Shanawdithit. Beide starben in Gefangenschaft an Tuberkulose. Shanawdithit zeichnete jedoch Karten und überlieferte wertvolle Informationen über Sprache und Kultur. Nach 1829 gibt es keine gesicherten Nachweise mehr von lebenden Beothuk. Einige flohen möglicherweise nach Labrador zu den Innu, doch keine Nachkommen sind dokumentiert.
Mi’kmaq
Die Mi'kmaq (auch Micmac oder Mikmak geschrieben) sind ein indigenes Volk der Algonkin-Sprachfamilie, dessen traditionelles Territorium, Mi’kma’ki, sich über die Maritimen Provinzen Kanadas (Nova Scotia, Prince Edward Island, Teile von New Brunswick und der Gaspé-Halbinsel) erstreckt und Newfoundland einschließt. Ihre Anwesenheit auf der Insel reicht archäologisch und mündlich weit in die Vor-Zeit zurück, wobei sie die Insel als Teil eines "Domains of Islands" nutzten, das mit Cape Breton verbunden war. Die Mi'kmaq lebten saisonal von Jagd, Fischerei und Fallenstellen, ohne feste Grenzen im europäischen Sinne, was ihre Landnutzung für Kolonisatoren oft unsichtbar machte.
Die ersten schriftlichen Hinweise auf Mi'kmaq auf Neufundland stammen aus dem 17. Jahrhundert. Sie reisten regelmäßig von Cape Breton hierher, um an der Südwestküste – insbesondere in der Placentia Bay und Bay St. George – zu jagen und zu fischen. Diese Reisen waren Teil eines fließenden Mobilitätsmusters, das die Insel nahtlos in ihr Territorium einband. Mündliche Überlieferungen der Mi'kmaq sprechen von einer kontinuierlichen Besiedlung seit vor-kolonialer Zeit, ergänzt durch eine Gruppe aus Cape Breton. Permanente Siedlungen entstanden jedoch erst in den 1760er Jahren, beeinflusst durch britische Kolonialpolitik, die die Mi'kmaq in den Maritimen Provinzen unter Druck setzte. Unter Führung von Häuptling Jeannot Pequidalouet wanderten Gruppen nach Neufundland aus, um Stabilität zu finden.
Die Mi'kmaq trieben intensiven Handel mit Europäern. Sie tauschten Felle gegen Werkzeuge, Decken und Schiffe. Die Franzosen, die ab dem späten 17. Jahrhundert an den Küsten fischten, schlossen Bündnisse mit ihnen, da die Mi'kmaq bereits Konflikte mit englischen Siedlern in Neuengland hatten. Nach der britischen Eroberung Kanadas 1763 endeten französische Subventionen, was den Pelzhandel schwächte, doch auf Neufundland bot die unerschlossene Binnengegend Schutz und Ressourcen.
Die Beziehungen der Mi‘kmaq mit den Beothuk waren nicht immer friedlich. Historische Berichte deuten auf Feindseligkeiten hin, da die Mi‘kmaq, die zunehmend auf die Insel kamen, Ressourcen mit den Beothuk teilten und diese sie wie die Europäer mieden. Es gab Berichte über Kämpfe, in denen Mi'kmaq Beothuk angriffen, oft im Kontext des Pelzhandels und territorialer Spannungen.
Eine weitverbreitete Legende besagt, die Franzosen hätten Mi'kmaq als "Söldner" (mercenaries) von Nova Scotia hergebracht, um die Beothuk auszurotten – sogar mit Kopfgeldern. Diese Erzählung wurde in neufundländischen Schulbüchern der 1950er und 1960er Jahre als Fakt gelehrt und trug zur Stigmatisierung der Mi'kmaq bei, indem sie sie als "nicht-indigen" und schuldig am Beothuk-Völkermord darstellte. Historiker wie Jerry Wetzel und Kelly Anne Butler haben dies widerlegt: Französische Dokumente enthalten keinerlei Belege dafür; die Geschichte geht auf den Beothuk-Jäger John Peyton zurück, der sie nutzte, um eigene Gräueltaten zu vertuschen. Tatsächlich hatten die Mi'kmaq eine unabhängige Präsenz auf der Insel, und die Beothuk-Er滅ung (frühes 19. Jahrhundert) resultierte hauptsächlich aus europäischer Kolonisation, Krankheiten und Ressourcenkonkurrenz.
Mi'kmaq-Mündliche Traditionen berichten hingegen von friedlichen Interaktionen: Es gab Ehen zwischen den Gruppen, und Mi'kmaq boten Beothuk-Flüchtlingen Zuflucht. Anthropologe Frank Speck dokumentierte 1922 eine Mi'kmaq-Beothuk-Ehe, darunter die Sängerin Santu Toney, Tochter eines Beothuk-Vaters und einer Mi'kmaq-Mutter. Nach dem Aussterben der Beothuk (letzte bekannte Überlebende um 1829) erweiterten die Mi'kmaq ihren Einflussbereich ins Innere, zum Beispiel in Bonavista Bay und den Bay of Exploits, und übernahmen ehemalige Beothuk-Gebiete.
Im frühen 19. Jahrhundert wuchs die Mi'kmaq-Bevölkerung auf Neufundland auf 150 bis 200 Personen, mit Dörfern in Bay St. George (ca. 100 Einwohner) und Conne River. Sie beanspruchten Fallenrevier für Biber, Otter und Füchse, jagten Karibus kollektiv und handelten mit Siedlern. Die Mi'kmaq dienten als Guides für Entdecker wie William Cormack (1822), der sie auf der Suche nach Beothuk einsetzte, sowie für Geologen und Missionare. Sie arbeiteten auch für die Kolonialregierung, etwa bei Telegrafenlinien und Postdiensten.
Entdeckungsära
Ungesichert sind die Theorien, dass Brendan, ein irischer Mönch, im 6. Jahrhundert Neufundland erreicht hat. Sicher hingegen ist, dass die Wikinger (Bjarni Herjólfsson, Thorvald Eiriksson, Leif Eriksson) auf mehreren Fahrten um 1000 nach Neufundland und Labrador kamen. 1961 entdeckte Helge Ingstad eine Wikingersiedlung im äußersten Norden der Insel. L’Anse aux Meadows steht heute auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Wahrscheinlich ist, dass dies das Vinland (nicht Weinland, sondern Grasland) der Wikinger ist. Es wurde schon im Jahre 1076 von Adam von Bremen beschrieben.
Auf Neufundland befindet sich die einzige authentisch nachgewiesene nordische Siedlung in Nordamerika. 1960 entdeckten der norwegische Forscher Helge Ingstad und seine Frau, die Archäologin Anne Stine Ingstad, eine archäologische Stätte in L'Anse aux Meadows. Diese Stätte war in den 1960er und 1970er Jahren Gegenstand archäologischer Untersuchungen. Diese Forschungen ergaben, dass die Siedlung um das Jahr 1000 entstand und die frühesten bekannten europäischen Strukturen in Nordamerika enthält. Die Stätte wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und gilt als die Vinland-Siedlung des Entdeckers Leif Erikson. Die isländische Skálholt-Karte von 1570 bezeichnet das Gebiet als „Promontorium Winlandiæ“ und zeigt es korrekterweise auf 51°N parallel zu Bristol, England. Vor und nach der Abreise der Nordmänner war die Insel von einheimischen Völkern bewohnt.
Im 15. Jahrhundert kamen immer öfter portugiesische Seefahrer (João Cortes Real) und baskische Fischer auf die Neufundlandbänke zum Fischen. Erst am 24. Juni 1497 sah offiziell der erste Europäer – John Cabot (anglisiert, italienisch Giovanni Caboto), ein italienischer Seefahrer in Diensten des englischen Königs − der von Bristol kam, das amerikanische Festland in Labrador, nachdem er auf der gleichen Reise schon in Bonavista auf Neufundland gelandet war. Der Name Neufundland leitet sich von Cabots Bezeichnung newe founde islande ab - „neu gefundene Insel“.
Nach Cabot waren die ersten europäischen Besucher auf Neufundland portugiesische, spanische, baskische, französische und englische Wanderfischer. Im Jahr 1501 kartierten die portugiesischen Entdecker Gaspar Corte-Real und sein Bruder Miguel Corte-Real einen Teil der Küste von Neufundland in einem gescheiterten Versuch, die Nordwestpassage zu finden. Ende des 17. Jahrhunderts kamen irische Fischer, die so viele Fischgründe vorfanden, dass sie die Insel Talamh an Éisc nannten, was auf Irisch so viel wie „Land des Fisches“ oder „Fischgründe“ bedeutet.
Als Sir Humphrey Gilbert 1583 Neufundland formell als englische Kolonie beanspruchte, fand er in St. John’s zahlreiche englische, französische und portugiesische Schiffe vor. Eine dauerhafte europäische Bevölkerung gab es nicht. Gilbert ging auf seiner Rückreise auf See verloren, und die Pläne zur Besiedlung wurden verschoben. Im Juli 1596 verließ das schottische Schiff "William" Aberdeen in Richtung "new fund land" (Neufundland) und kehrte 1600 zurück.
Europäische Pionierzeit
Am 5. Juli 1610 segelte John Guy, ein wohlhabender Kaufmann aus Bristol, mit 39 anderen Kolonisten von Bristol, England, nach Neufundland. Diese Expedition war Teil eines größeren Unternehmens der London and Bristol Company for Colonisation of Newfoundland, die 1610 von König James I. eine königliche Charter erhalten hatte. Ziel war die Etablierung einer dauerhaften Plantagenkolonie in Cuper’s Cove (heute Cupids), einer geschützten Bucht an der Conception Bay an der Ostküste der Avalon-Halbinsel. Guy, der als erster Gouverneur der Kolonie fungierte, brachte nicht nur Siedler, sondern auch Vieh, Werkzeuge und Vorräte mit, um eine selbstversorgende Gemeinschaft aufzubauen.
Die Kolonisten errichteten Holzhäuser, eine Schmiede, eine Mühle und befestigte Anlagen gegen mögliche Angriffe der einheimischen Beothuk. Guy erkundete die Region, knüpfte Kontakte zu den Beothuk (obwohl diese Beziehungen später feindselig wurden) und versuchte, Landwirtschaft zu betreiben – ein schwieriges Unterfangen auf dem kargen, felsigen Boden mit kurzen Wachstumsperioden. Die Siedler experimentierten mit dem Anbau von Getreide, Gemüse und der Zucht von Schweinen und Rindern, doch der harte Winter und der Mangel an fruchtbarem Land erschwerten den Erfolg. Dennoch überwinterten sie als erste englische Gruppe erfolgreich auf der Insel, was einen Meilenstein darstellte.
Dieser und andere frühe Versuche einer dauerhaften Besiedlung – darunter Unternehmungen von Sir George Calvert (später Lord Baltimore) in Ferryland ab 1621 – brachten den englischen Investoren keinen Gewinn. Die Kosten für Ausrüstung, Transport und Verteidigung überstiegen bei Weitem die Einnahmen aus Handel oder Landwirtschaft. Viele Investoren, darunter Mitglieder der Merchant Adventurers, zogen sich zurück. Dennoch blieben einige Siedler und bildeten die erste moderne europäische Bevölkerung auf der Insel. Bis 1620 hatten sich kleine Gemeinschaften in Cuper’s Cove, Harbour Grace und anderen Orten etabliert, die auf Fischerei, Pelzhandel und Subsistenzwirtschaft setzten. Diese Pioniere legten den Grundstein für eine englische Präsenz, die trotz wirtschaftlicher Misserfolge kulturelle und demografische Spuren hinterließ.
Um 1620 dominierten die Fischer aus Englands West Country – insbesondere aus Devon und Dorset – die Ostküste Neufundlands. Diese saisonalen Migranten, bekannt als „West Country Men“, kamen jährlich mit Flotten von bis zu 300 Schiffen, um Kabeljau zu fangen, zu salzen und zu trocknen. Sie nutzten die natürlichen Häfen der Avalon-Halbinsel für Trockenplattformen („stages“ und „flakes“) und etablierten ein System der „ship fishery“, bei dem der Fang direkt an Bord verarbeitet und nach Europa exportiert wurde. Diese Praktiken waren hoch effizient und machten Neufundland zum wichtigsten Lieferanten für den europäischen Markt, wo Stockfisch ein Grundnahrungsmittel war.
Gleichzeitig beherrschten französische Fischer die Südküste und die nördliche Halbinsel der Insel. Aus der Bretagne und der Normandie stammend, konzentrierten sie sich auf Placentia Bay und die Strait of Belle Isle. Die Franzosen bevorzugten die „green fishery“ mit frischem, gesalzenem Fisch, der schneller vermarktet werden konnte. Diese Teilung der Küsten führte zu Spannungen, aber auch zu einem informellen Koexistenzsystem, da beide Gruppen auf die gleichen Ressourcen angewiesen waren. Die Beothuk, die indigene Bevölkerung, wurden zunehmend verdrängt; Konflikte eskalierten, als Europäer ihre Jagdgründe und Fischplätze beanspruchten.
Englische Siedlungsversuche wie die von Lord Baltimore in Ferryland (1621 bis 1629) scheiterten letztlich an Klimaschäden und französischen Überfällen. Baltimore verließ die Kolonie 1629 und wandte sich Maryland zu. Dennoch wuchs die permanente Bevölkerung langsam: Schätzungen gehen von etwa 200 bis 300 Engländern um 1630 aus, hauptsächlich Fischer und ihre Familien.
Der Niedergang der Fischerei, die Abholzung der Wälder an der Küste und der übermäßige Alkoholkonsum der örtlichen Händler veranlassten die Regierung in Whitehall 1675, die Einsetzung eines Kolonialgouverneurs auf der Insel abzulehnen. In den Jahrzehnten zuvor hatte sich die Fischerei durch Überfischung und Konkurrenz aus anderen Regionen (etwa Neuengland) verschlechtert. Die Küstenwälder, essenziell für den Bau von Trockenplattformen und Schiffen, wurden rücksichtslos abgeholzt, was zu Erosion und Ressourcenknappheit führte.
Soziale Probleme verschärften die Krise: Händler und Fischer aus dem West Country betrieben einen lukrativen, aber chaotischen Handel mit Rum und anderen Spirituosen, was zu Alkoholismus, Gewalt und wirtschaftlicher Abhängigkeit führte. Lokale „planters“ (permanente Siedler) klagten über Ausbeutung durch saisonale Fischer, die Häfen blockierten und Preise drückten. Petitions an die Krone forderten einen Gouverneur zur Regulierung, doch Whitehall – unter Charles II. – sah Neufundland primär als Fischereistation, nicht als Kolonie. Die Western Charter von 1634 hatte die West Country-Interessen geschützt, und eine permanente Verwaltung hätte Kosten und Konflikte mit Frankreich bedeutet. Stattdessen wurden Konvoischiffe als „fishing admirals“ eingesetzt: Der erste ankommende Kapitän pro Saison übernahm richterliche Funktionen – ein improvisiertes System, das Korruption und Willkür begünstigte.
Ab den 1680er Jahren eskalierten anglo-französische Rivalitäten im Kontext des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1689 bis 1697) und des Spanischen Erbfolgekriegs (1702 bis 1713). Franzosen aus Placentia (gegründet 1662 als Fort Plaisance) überfielen englische Siedlungen: 1696 zerstörte Pierre Le Moyne d’Iberville fast alle englischen Außenposten, tötete Hunderte und deportierte Siedler. Englische Gegenangriffe, wie die Einnahme von St. John’s 1705, scheiterten oft. Die Bevölkerung schwankte: Um 1680 lebten ca. 2.000 Engländer dauerhaft auf der Insel, doch Kriege reduzierten sie auf unter 1.000.
Der Vertrag von Utrecht 1713 beendete diese Phase. England erhielt die gesamte Insel Neufundland (außer den French Shore-Rechten für französische Fischer an der Nord- und Westküste), während Frankreich Cape Breton Island und Fischereirechte behielt. Dies festigte die englische Dominanz und ebnete den Weg für eine stärkere Kolonisierung im 18. Jahrhundert.
Britische Kolonialzeit
Am 11. April 1713 unterzeichneten Großbritannien und Frankreich den Frieden von Utrecht, der den Spanischen Erbfolgekrieg beendete und Neufundlands Status grundlegend veränderte. Frankreich trat die Kontrolle über die Süd- und Nordküste der Insel an die Briten ab, erkannte damit die britische Souveränität an und verlor seine bisherigen Stützpunkte in Placentia und anderen Orten. Als Kompensation behielten die Franzosen lediglich die kleinen, aber strategisch günstig gelegenen Inseln St. Pierre und Miquelon vor der Südküste Neufundlands. Diese Inseln, nur wenige Kilometer vom Festland entfernt, dienten als Stützpunkte für die französische Kabeljauflotte auf den Grand Banks, den fischreichsten Gewässern des Nordatlantiks. Der Vertrag gewährte Frankreich zudem das exklusive Recht, an der sogenannten French Shore – der Küstenstrecke von Bonavista im Osten bis Point Riche im Nordwesten – Kabeljau zu trocknen, jedoch ohne dauerhafte Siedlungen zu errichten. Diese Regelung sollte über ein Jahrhundert lang zu Spannungen führen, da französische Fischer britische Siedler behinderten und umgekehrt.
Die Briten übernahmen damit die nominelle Kontrolle über die gesamte Insel, doch ihre Politik war paradox: Neufundland wurde nicht als Kolonie im klassischen Sinne betrachtet, sondern als großes Schiff im Hafen – eine Metapher, die die Insel als saisonale Fischereistation definierte. Die Krone fürchtete, dass dauerhafte Siedlungen die Mobilität der Fischer einschränken und die Kontrolle über die lukrative Kabeljauindustrie gefährden würden. Gesetze wie der King William’s Act von 1699 (auch Palliser’s Act) verboten explizit den ganzjährigen Aufenthalt und den Bau fester Häuser. Fischer aus Westengland (Devon, Dorset) sollten im Sommer kommen, im Herbst den getrockneten Kabeljau nach Europa exportieren und im Winter zurückkehren. Diese Politik diente auch der Rekrutierung für die Royal Navy: Überwinternde Fischer galten als potenzielle Deserteure.
Trotz dieser Restriktionen entstanden bereits im 17. Jahrhundert kleine ganzjährige Siedlungen, vor allem in St. John’s, Conception Bay und Placentia. Englische Händler und Fischer ignorierten zunehmend die Vorschriften, da der Handel mit Neuengland (Rum, Tabak, Mehl) profitabler wurde als der reine Export nach Europa. Die französische Präsenz in Placentia bis 1713 hatte zudem eine kleine frankophone Bevölkerung hinterlassen, die sich teilweise assimilierte.
Ein entscheidender demografischer Wandel begann jedoch mit der irisch-katholischen Einwanderung im frühen 18. Jahrhundert. Irland, unter britischer Herrschaft wirtschaftlich ausgebeutet, litt unter Armut und religiöser Diskriminierung. Viele junge Männer aus Waterford, Wexford und Kilkenny suchten ihr Glück in der saisonalen Fischerei Neufundlands. Die meisten kehrten im Herbst nach Irland zurück, doch einige blieben – entgegen den Gesetzen – über den Winter.
Ein Pionier dieser Bewegung war Thomas Nash (ca. 1670–1730), ein irisch-katholischer Fischer aus Callan, Grafschaft Kilkenny. Nash kam um 1700 als saisonaler Arbeiter nach Neufundland, ließ sich jedoch dauerhaft in der Bucht von Branch (heute St. Mary’s Bay) nieder. Er gilt als einer der ersten ganzjährigen Siedler der Region und gründete eine kleine Fischergemeinde, die sich rasch ausdehnte. Nash brachte nicht nur Fischereitechniken mit, sondern auch eine starke katholische Identität. Zusammen mit seinem Cousin, dem Priester Pater Patrick Power (ebenfalls aus Callan), etablierte er die erste katholische Gemeinde südlich von St. John’s. Power feierte heimlich Messen in Hütten, da katholische Gottesdienste offiziell verboten waren (nach den Penal Laws).
Die Siedlung Branch wurde zum Modell für Dutzende irisch-katholische Outports entlang der Southern Shore und der Avalon-Halbinsel. Bis 1750 lebten schätzungsweise 5.000 Iren ganzjährig auf der Insel – ein Bruch mit der britischen Politik. Diese Siedler heirateten oft englische protestantische Frauen, was zu einer einzigartigen kulturellen Mischung führte: Irische Sprache, Musik (Jigs, Reels) und katholische Bräuche prägten das Alltagsleben, während der Handel mit Neuengland amerikanische Einflüsse brachte.
Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich die Bevölkerung auf etwa 20.000 ganzjährige Einwohner verdreifacht, davon über 60 % irisch-katholisch. Die britische Verwaltung reagierte mit einer Mischung aus Duldung und Repression. Commodore-Governors der Royal Navy, die nur im Sommer residierten, führten eine Art Militärjustiz ein. Sie zerstörten gelegentlich illegale Hütten, konnten aber das Wachstum nicht stoppen. Der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763) brachte eine Zäsur: Die Eroberung Québecs 1759 schwächte Frankreich nachhaltig, und die French Shore verlor an Bedeutung. Britische Händler in St. John’s – die sogenannten West Country Merchants – übernahmen zunehmend die Kontrolle über den Fischhandel und etablierten ein Truck-System: Fischer erhielten Vorschüsse in Waren (statt Geld), was zu Schuldknechtschaft führte.
Die Amerikanische Unabhängigkeit (1776) hatte paradoxe Folgen: Der Handel mit den ehemaligen Kolonien brach ein, doch gleichzeitig flohen Loyalisten nach Neufundland, die neue Handelsnetze nach Großbritannien aufbauten. Die Bevölkerung wuchs auf 40.000 im Jahr 1800, und St. John’s entwickelte sich zu einer Stadt mit über 5.000 Einwohnern, Kirchen, Schulen und einer Zeitung (Royal Gazette, gegründet 1807).
Die Napoleonischen Kriege (1803 bis 1815) waren ein Wendepunkt. Neufundland wurde zur wichtigen Nachschubbasis für die Royal Navy im Nordatlantik. Die Fischereiflotte wuchs auf über 1.000 Schiffe, und der Kabeljau-Export erreichte Rekordhöhen. Gleichzeitig stieg die ganzjährige Bevölkerung auf 60.000 (1820), wovon 80 % in den Outports lebten. Die alten Strukturen – saisonale Gouverneure, keine Gerichte, keine Schulen – waren nicht mehr haltbar.
Reformer wie Dr. William Carson, ein schottischer Arzt in St. John’s, und der irische Anwalt Patrick Morris forderten eine repräsentative Regierung. Sie kritisierten das Truck-System, die Willkür der Marinegouverneure und die Diskriminierung von Katholiken. 1811 wurde erstmals ein Oberster Gerichtshof eingerichtet, und 1824 wurde St. John’s offiziell als Stadt anerkannt. Der entscheidende Schritt erfolgte 1825/26: Die britische Regierung erkannte Neufundland als Kolonie mit dauerhafter Siedlung an. Sir Thomas John Cochrane wurde 1825 zum ersten ganzjährig ansässigen Zivilgouverneur ernannt (Amtsantritt 1826). Damit endete die Ära der Commodore-Governors und begann die Phase der kolonialen Institutionalisierung.
Modernisierungsära
Die Ernennung des ersten ganzjährig ansässigen Gouverneurs, Henry Prescott, im Jahr 1826 signalisierte das Ende dieser vorübergehenden Strukturen und den Beginn einer stabileren kolonialen Governance. Dies hing zusammen mit dem wachsenden Bedarf an einer festen Administration, da die Bevölkerung – hauptsächlich aus irischen und englischen Fischern und Siedlern bestehend – rapide zunahm. St. John's, die älteste europäische Siedlung Nordamerikas, entwickelte sich zur Hauptstadt und Handelszentrum, wo der Export von getrocknetem Kabeljau (dem "Gold" der Kolonie) den Großteil der Wirtschaft bestimmte. Die Fischereirechte der Franzosen am sogenannten "French Shore" im Norden der Insel blieben jedoch ein Konfliktpunkt, der bis zur Entente cordiale von 1904 anhielt und die britische Souveränität immer wieder in Frage stellte.
Die 1830er Jahre brachten politische Reformen, die Neufundland auf den Weg zur Selbstverwaltung führten. 1832 erhielt die Kolonie eine repräsentative Regierung mit einem gewählten Legislative Council, was die erste Form parlamentarischer Beteiligung der Einheimischen ermöglichte. Dies war eine Reaktion auf wachsende Unruhen unter den Siedlern, die mehr Mitspracherecht in Steuer- und Handelsfragen forderten. Der einflussreiche Reformer William Carson und der katholische Priester Patrick Morris spielten eine Schlüsselrolle in der Bewegung, die 1840 zur Verantwortlichen Regierung (Responsible Government) führte – ein Meilenstein, der Neufundland weitgehend autonom machte, ähnlich wie bei anderen britischen Kolonien. Wirtschaftlich blühte die Kolonie auf: Der Kabeljaufang erreichte neue Höhen, unterstützt durch den Bau von Werften und Häfen. Doch diese Prosperität war fragil; Abhängigkeit vom Fischhandel machte Neufundland anfällig für Preisschwankungen und Naturkatastrophen, wie Stürme oder Missernten auf den kargen Böden.
Das späte 19. Jahrhundert sah den Aufstieg einer breiteren Wirtschaftsstruktur. Mit der Entdeckung von Eisen- und Kupfervorkommen in den 1880er Jahren entstanden Minen in Bell Island und anderen Regionen, die Arbeitsplätze schufen und die Industrialisierung vorantrieben. Die Bevölkerung wuchs von etwa 70.000 Einwohnern im Jahr 1836 auf über 240.000 bis 1911, was zu einer Urbanisierung führte – St. John's wurde zu einem pulsierenden Hafen mit Theatern, Schulen und Zeitungen. Gleichzeitig lasteten soziale Probleme auf der Kolonie: Armut in den Outports (kleinen Fischerdörfern), Auswanderung nach Kanada oder in die USA sowie Konflikte mit den indigenen Beothuk, die bis in die 1820er Jahre hinein systematisch verdrängt und bis Mitte des Jahrhunderts ausgerottet wurden. Die britische Krone förderte die Siedlung, um die Kontrolle zu sichern, was die kulturelle Vielfalt – eine Mischung aus englischen, irischen und später französischen Einflüssen – prägte.
Der Übergang zum 20. Jahrhundert brachte Neufundland internationalen Glanz. 1901 gelang es dem Marconi-Unternehmen, den ersten transatlantischen Funkspruch von der Insel aus zu senden, was Neufundland zu einem Knotenpunkt der modernen Kommunikation machte. 1907 wurde die Kolonie offiziell zum Dominion des Britischen Empires erhoben, auf einer Stufe mit Australien und Neuseeland, was volle innere Autonomie bedeutete. Premierminister Robert Bond verhandelte diesen Status erfolgreich, obwohl er mit inneren Krisen wie Schulden und Korruptionsskandalen rang. Die Wirtschaft diversifizierte sich weiter: Neben Fischerei und Bergbau gewann der Pelzhandel mit Labrador (das 1927 juristisch Neufundland zugesprochen wurde) an Bedeutung. Doch der Erste Weltkrieg, der 1914 ausbrach, unterbrach diesen Aufschwung: Neufundlands Regiment, die "Blue Puttees", wurde in die Kämpfe auf europäischem Boden geworfen und erlitt schwere Verluste, was die Kolonie tief prägte.
Im Juni 1882 wurde die erste Eisenbahnlinie über die Insel gebaut. Die ersten Passagiere wurden aber erst 1898 mit dem Zug befördert, der wegen seiner Geschwindigkeit „Newfie Bullet“ genannten wurde. Bis zur Fertigstellung des Trans-Canada-Highway (TCH) im Jahr 1967 war die Bahnlinie die einzige Überlandverbindung von Port aux Basques im Westen zur Provinzhauptstadt St. John’s im Osten. Kurz nach Fertigstellung des TCH, am 2. Juli 1969, wurde der letzte Passagier befördert. Ganz eingestellt wurde die Eisenbahn am 1. September 1988, nachdem die Bundesregierung den weiteren Ausbau des TCH zugesichert hatte. Heutzutage ist man dabei, die gesamte Strecke für den Tourismus zugänglich zu machen indem man sie in den Newfoundland T'Railway Provincial Park umwandelt.
Weltkriegsära
Als Großbritannien 1914 in den Krieg eintrat, meldete sich Neufundland freiwillig – nicht als Teil Kanadas, sondern als eigenständiges Dominion. Binnen weniger Monate bildete sich das Royal Newfoundland Regiment, das „Blue Puttees“ genannt wegen der blauen Beinlinge, die die Männer zunächst statt regulärer Uniformen trugen. Insgesamt 5.482 Neufundländer zogen nach Übersee; das entsprach etwa jedem zwanzigsten erwachsenen Mann der Insel.
Der 1. Juli 1916 wurde zum Wendepunkt. An jenem Morgen begann die Schlacht an der Somme. Das Royal Newfoundland Regiment erhielt den Befehl, bei Beaumont-Hamel einen deutschen Graben zu stürmen. Die Männer kletterten aus ihren Schützengräben und marschierten in Reih und Glied auf ein offenes Feld – direkt in das konzentrierte Maschinengewehrfeuer der deutschen Linien. Innerhalb von nur 30 Minuten fielen 753 von 801 Soldaten: 310 tot, 358 verwundet, viele davon tödlich. Am nächsten Morgen meldeten sich beim Appell nur 68 unverwundete Männer. Kein britisches Regiment erlitt an einem einzigen Tag höhere Verluste.
Insgesamt starben im Krieg 1.469 Neufundländer, 2.314 wurden verwundet, viele schwer verstümmelt. Die Verluste trafen fast jede Familie: In kleinen Outport-Dörfern wie Elliston oder Twillingate gab es Haushalte, in denen kein Sohn zurückkehrte. Der 1. Juli, in Kanada seit 1867 „Canada Day“, wurde in Neufundland zum „Memorial Day“. Noch heute hissen die Menschen schwarze Fahnen, legen Kränze am National War Memorial in St. John’s nieder und halten Schweigeminuten ab, während im Rest des Landes gefeiert wird. Beaumont-Hamel ist heute ein gepflegter kanadischer Gedenkpark in Frankreich; das Karibu-Denkmal, ein bronzener Elch, blickt über die ehemaligen Schützengräben.
Kaum vier Jahre nach Kriegsende, im Juni 1919, schrieb Neufundland Luftfahrtgeschichte. Der Brite John Alcock und der Kanadier Arthur Whitten Brown starteten am 14. Juni mit einer umgebauten Vickers Vimy – einem ehemaligen Bomber – von einem provisorischen Flugfeld in St. John’s (heute Lester’s Field). Nach 16 Stunden und 12 Minuten, 3.186 Kilometern und einem Flug durch Sturm, Nebel und Vereisung landeten sie in einem Moor bei Clifden, Irland. Es war der erste Non-Stop-Flug über den Atlantik. Die „Daily Mail“ hatte 10.000 Pfund Preisgeld ausgesetzt; Alcock und Brown wurden zu Helden. Neufundland, noch immer im Schatten des Krieges, erlebte einen Moment globaler Aufmerksamkeit. Das Flugzeugwrack ist heute im Science Museum in London ausgestellt; in St. John’s erinnert ein Denkmal an den Startpunkt.
Als 1939 der nächste Krieg ausbrach, war Neufundland finanziell am Boden. Die Weltwirtschaftskrise hatte die Fischereiwirtschaft zerrüttet, die Staatsverschuldung war untragbar. Seit 1934 regierte eine von Großbritannien eingesetzte Kommission das Land – Demokratie suspendiert, Parlament aufgelöst. Doch der Krieg brachte paradoxerweise Wohlstand.
Die strategische Lage Neufundlands – der östlichste Punkt Nordamerikas – machte die Insel unverzichtbar. Die USA, noch neutral, pachteten im September 1940 im „Destroyers-for-Bases“-Abkommen mit Großbritannien 99 Jahre lang Stützpunkte auf der Insel. In Argentia entstand eine riesige Marinebasis, in Stephenville und Harmon Field (heute Stephenville Airport) ein Luftwaffenstützpunkt, in Goose Bay eine der größten Militärbasen Nordamerikas. Gander wurde zum wichtigsten Transatlantik-Flughafen für Konvois und Ferry-Flüge. St. John’s selbst war U-Boot-Jagd-Hafen und Ausgangspunkt für die „Battle of the Atlantic“.
Über 20.000 amerikanische Soldaten waren zeitweise stationiert. Sie bauten Straßen, Krankenhäuser, Kinos, Bowlingbahnen. Löhne stiegen, Arbeitslosigkeit sank. Neufundländerinnen heirateten GIs, Kinder wuchsen mit „American English“ und Hershey-Schokolade auf. Die kulturelle Prägung ist bis heute spürbar: In Stephenville gibt es ein „American Side“ und ein „Canadian Side“, in Gander erinnern Straßennamen wie „Lindbergh Road“ an die Ära. Gleichzeitig wuchs die Sorge: Viele fürchteten, Neufundland werde zur „51. Staat“.
Moderne Zeit
Nach dem Krieg stand Neufundland vor der Entscheidung. Großbritannien wollte die teure Kolonie loswerden. 1946 wurde eine National Convention gewählt, um Optionen zu prüfen: Rückkehr zur Selbstverwaltung, Fortsetzung der Kommissionsherrschaft oder Beitritt zu Kanada. Die Debatte war erbittert. Joey Smallwood, Radiomoderator und später erster Premierminister der Provinz, wurde zum lautstarken Fürsprecher der Konföderation. Gegner wie Peter Cashin warnten vor dem Verlust der Identität und der Kontrolle über Fischerei und Ressourcen.
Neufundland trat Kanada am 31. März 1949 eine Minute vor Mitternacht bei. Die Vereinigung mit Kanada hat das Selbstverständnis der Neufundländer als eigenständige Gruppe kaum beeinträchtigt. Im Jahr 2003 bezeichneten sich 72 % der befragten Einwohner in erster Linie als Neufundländer und erst in zweiter Linie als Kanadier. Die Separatismusneigung ist jedoch gering, weniger als 12 % in derselben Studie von 2003.
Die Referendumskampagne von 1948 war hart umkämpft, und sowohl in Kanada als auch in Großbritannien gab es Interessen, die eine Konföderation mit Kanada befürworteten und unterstützten. Jack Pickersgill, ein aus dem Westen Kanadas stammender Politiker, arbeitete während der Kampagne mit den Konföderationsbefürwortern zusammen. Die katholische Kirche, deren Mitglieder auf der Insel eine Minderheit darstellten, setzte sich für die weitere Unabhängigkeit ein. Kanada bot finanzielle Anreize, darunter einen "Baby-Bonus" für jedes Kind in einer Familie.
Die Konföderierten wurden von dem charismatischen Joseph Smallwood angeführt, einem ehemaligen Radiomoderator, der während seiner Arbeit für eine sozialistische Zeitung in New York City sozialistische politische Neigungen entwickelt hatte. Nach der Konföderation führte Smallwood Neufundland jahrzehntelang als gewählter Premierminister. Seine Politik als Premierminister stand dem Liberalismus näher als dem Sozialismus. Unter seinen zahlreichen Anhängern wurde ihm ein „Personenkult“ nachgesagt. Einige Einwohner stellten Fotos von „Joey“ in ihren Wohnzimmern an prominenter Stelle auf.
Unter Smallwood setzte eine aggressive Industrialisierungspolitik ein, die das Ziel hatte, die Abwanderung der jungen Bevölkerung zu stoppen und die Provinz aus ihrer wirtschaftlichen Rückständigkeit zu führen. Smallwoods Entwicklungsplan aus dem Jahr 1951 förderte die Ansiedlung von Fabriken, die Modernisierung der Fischerei und den Ausbau der Infrastruktur. Die Fischerei, lange das Rückgrat der neufundländischen Wirtschaft, wandelte sich in den 1950er Jahren vom traditionellen Salz-Fisch-Handwerk zu einer industriellen Produktion von frischem und gefrorenem Fisch in zentralisierten Anlagen. Dies reduzierte den Bedarf an Arbeitskräften und führte zu umstrittenen Umsiedlungsprogrammen (1954 bis 1975), bei denen rund 30.000 Menschen aus etwa 300 isolierten Küstendörfern – den sogenannten Outports – in größere Zentren verlegt wurden. Diese Maßnahmen lösten soziale Spannungen aus, da sie den traditionellen Lebensstil der Fischerfamilien zerstörten und zu einem Verlust von 20 Prozent der ländlichen Bevölkerung führten.
In den 1950er und 1960er Jahren blühte die Provinz wirtschaftlich auf: Die Eröffnung der Memorial University of Newfoundland 1949 mit kostenlosem Studium und Stipendien stärkte die Bildung, und der Abschluss der Trans-Canada-Highway 1966 verband die Insel erstmals vollständig per Asphalt. In Labrador begann in den 1950er Jahren der Eisenerzabbau, der die Region zu einem wichtigen Lieferanten für die USA machte, und das Churchill-Falls-Wasserkraftwerk wurde in den 1960er Jahren errichtet. Doch ein 75-jähriger Vertrag mit Québec über die Stromübertragung sicherte Neufundland nur niedrige, feste Preise, was später als ungerecht empfunden wurde und Ressentiments schürte. Die Schließung US-amerikanischer Militärbasen, die im Zweiten Weltkrieg eingerichtet worden waren, in den frühen 1960er Jahren (Luftwaffe) und 1980er Jahren (Marine) zwang die Provinz, ihre Abhängigkeit von kanadischen Zuwendungen zu vertiefen. Soziallich blieb Armut weit verbreitet, und die Abwanderung nach Toronto und anderen Städten hielt an, trotz Smallwoods Wohlfahrtsprogramme, die von Ottawa finanziert wurden.
Die 1970er Jahre brachten politische Wechsel und Ressourcenkonflikte. Smallwoods autoritärer Stil führte 1972 zu seiner Wahlniederlage gegen die Progressive Konservativen (PC) unter Frank Moores (1972 bis 1979) und Brian Peckford (1979 bis 1989). Peckford kämpfte hart um die Kontrolle über Offshore-Ölvorkommen, was 1983 vom Obersten Gerichtshof zugunsten Ottawas entschieden wurde, aber Kompromisse für Neufundland einbrachte. Die Entdeckung des Hibernia-Ölfelds auf den Grand Banks 1979 markierte den Beginn eines neuen Wirtschaftszweigs: Tausende Neufundländer fanden Arbeit auf Plattformen und beim Bau der Hibernia-Gravitationsbasis in den 1990er Jahren. Die Fischerei hingegen geriet in die Krise; die Übergabe der Fischereirechte an die Bundesregierung 1979 und Überfischung führten zu Rekordfängen von 2 Milliarden Pfund Kabeljau in den 1960er Jahren, doch die Bestände schrumpften dramatisch. In Labrador zwang die Provinzregierung 1959 die Moravianische Kirche, ihre Inuit-Mission in Hebron aufzugeben, was zu erzwungenen Umsiedlungen führte und indigene Gemeinschaften belastete.
Die 1990er Jahre wurden von der Kabeljau-Katastrophe geprägt: 1992 verhängte die Bundesregierung ein Moratorium für die nordwestatlantische Kabeljau-Fischerei, da die Bestände auf nur 1 Prozent des historischen Niveaus gesunken waren – ein Schlag, der 19.000 Arbeitsplätze kostete und ländliche Gemeinden verwüstete, vergleichbar mit dem Schließen aller Ontario-Fabriken. Das föderale "Atlantic Groundfish Strategy" (TAGS)-Programm pumpte Milliarden in Anpassungsmaßnahmen. Politisch kehrten die Liberalen 1989 unter Clyde Wells zurück, gefolgt von Brian Tobin (1996 bis 2000), der die Entdeckung der Voisey's-Bay-Nickelvorkommen in Labrador nutzte und bessere Lizenzbedingungen aushandelte als beim Churchill-Falls-Deal. Die Offshore-Ölförderung schuf Tausende Jobs, während Tourismus als Alternative zur Fischerei aufkam, unterstützt durch Fördergelder für Kulturerhalt in den Outports. Sozial gesehen litt Neufundland unter der höchsten Arbeitslosigkeit, Steuern und Abwanderungsrate Kanadas; indigene Rechte und ungleiche föderale Beziehungen blieben Streitpunkte.
Im 21. Jahrhundert wandelte sich die Provinz durch den Ölboom: Eine 2003er Schiedsentscheidung klärte Grenzstreitigkeiten mit Nova Scotia zu Gunsten Neufundlands und öffnete das Laurentian-Becken für Exploration. Ein weiteres Kabeljau-Moratorium 2003 traf den Sankt-Lorenz-Golf besonders hart. Unter dem PC-Premier Danny Williams (2003–2010) wuchs der Nationalismus; er protestierte 2004 gegen Ottawa, indem er die kanadische Flagge von Provinzgebäuden entfernen ließ ("Flag Flap"), was zu einem 2005er Atlantic Accord führte: Neufundland erhielt 100 Prozent der Öleinnahmen, was in acht Jahren 2 Milliarden Dollar einbrachte und den Haushalt sanierte. Die 2002er Royal Commission on Renewing and Strengthening Our Place in Canada diagnostizierte systemische Probleme wie Ressourcenknappheit und Abwanderung und empfahl Reformen in Fischerei und Föderalismus. Wirtschaftlich verlagerte sich der Wohlstand zur Avalon-Halbinsel, wo Öl und Bergbau (Voisey's Bay) blühten, doch ländliche Gebiete litten weiter. Die Fischerei passte sich an, mit Fokus auf nachhaltige Arten und Tourismus; der Gros-Morne-Nationalpark, 1970 gegründet und 1987 UNESCO-Weltkulturerbe, wurde zu einem Symbol der natürlichen Erneuerung.
Bis 2020 hatte Neufundland und Labrador seine Abhängigkeit von der Fischerei überwunden und sich zu einer ressourcenstarken Provinz entwickelt, doch Herausforderungen wie anhaltende Abwanderung, Klimawandel-Effekte auf die Fischbestände und ungelöste Hydro-Streitigkeiten mit Québec blieben. Politisch wechselten Liberalen und PC ab; die Liberalen unter Dwight Ball (2015–2020) kämpften mit Schulden, während der Ölpreissturz 2014/16 die Vulnerabilität aufzeigte. Kulturell festigte sich eine starke neufundländische Identität durch Musik, Literatur und Protestkultur, die aus den Konflikten der Konföderation entstanden war – ein Vermächtnis von Smallwoods Vision bis Williams' Kampfgeist. Die Provinz, einst Kanadas ärmste, wurde zu einem Beispiel für Resilienz inmitten atlantischer Stürme.
Während der Coronazeit galten auf Neufundland strenge Maßnahmen. Im März 2020 wurden Großveranstaltungen verboten, Schulen und viele öffentliche Einrichtungen geschlossen, und die Einreisebeschränkungen verschärft, zuerst für internationale Reisen und später auch für Reisen aus den USA. Zudem wurden Maskenpflicht, soziale Distanzierung und Quarantänepflichten eingeführt. Es gab Reisebeschränkungen, wobei Rückkehrer aus anderen Provinzen oder Ländern oft Quarantäne an speziellen Orten (Hotels) absolvieren mussten. Ab 2021 wurden Impfkampagnen mit Pfizer/BioNTech- und Moderna-Impfstoffen durchgeführt. Ab 2022 wurden die Maßnahmen schrittweise zurückgenommen.
Ab Oktober 2025 wurde eine temporäre Maskenpflicht in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen eingeführt. Als Grudn dafür wurde angegeben, dass man die Verbreitung von COVID-19, aber auch anderer Atemwegserkrankungen wie Influenza reduzieren wolle. Die Maskenpflicht galt für Personal, Besucher und Patienten in klinischen Bereichen, aber nicht in Cafeterien oder Lobbys. Zudem wurden in der Provinz ab Oktober 2025 Impfkampagnen für COVID-19 und Grippe forciert.
Verwaltung
Am 17. Juni 1824 wurde Neufundland eine britische Kronkolonie. Von 1907 bis 1934 war Neufundland ein eigenständiges Dominion im Britischen Empire. Am 31. März 1949 schloss sich das Land nach einer Volksabstimmung der kanadischen Konföderation an. Man hatte die Wahl zwischen Kanada und den USA. Die daraufhin geschaffene Provinz Newfoundland (Neufundland) wurde 2001 in Newfoundland and Labrador umbenannt. Am 1. Dezember 2005 erhielt Nunatsiavut, die im Norden Labradors beheimatete Inuit-Gemeinschaft, innere Autonomie.
Herrschaftsgeschichte
- um -1700 bis 990 Stammesgemeinschaften der Beothuk (Talo’nmik)
- um 990 bis um 1050 Stammesgemeinschaften der Beothuk (Talo’nmik) und Wikingersiedlung Markland
- um 1050 bis 5. August 1583 Stammesgemeinschaften der Beothuk (Talo’nmik)
- 24. Juni 1497 informeller Anspruch durch das Königreich England (Kingdom of England)
- 5. August 1583 bis 2. Mai 1610 Stammesgemeinschaften der Beothuk, Mi’kmaq und Innu bei formalem Anspruch durch das Königreich England (Kingdom of England)
- 2. Mai 1610 bis 1662 Königreich England (Kingdom of England)
- 1662 bis 1. Mai 1707 Königreich England (Kingdom of England) und Königreich Frankreich (Royaume de France)
- 1. Mai 1707 bis 11. April 1713 Königreich Großbritannien (Kingdom of Great Britain) und Königreich Frankreich (Royaume de France)
- 11. April 1713 bis 22. Mai 1729 Königreich Großbritannien (Kingdom of Great Britain)
- 22.Mai 1729 bis 31. Dezember 1800 Kolonie Neufundland (Colony of Newfoundland) des Königreichs Großbritannien (Kingdom of Great Britain)
- 1. Januar 1801 bis 2. Januar 1821 Kolonie Neufundland (Colony of Newfoundland) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
- 2. Januar 1826 bis 26. September 1907 Kronkolonie Neufundland (Crown Colony of Newfoundland) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
- 26. September 1907 bis 16. Februar 1934 Herrschaftsgebiet Neufundland (Dominion of Newfoundland) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Ireland, ab 12. April 1927 United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland)
- 16. Februar 1934 bis 31. März 1949 Kronkolonie Neufundland (Crown Colony of Newfoundland) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland)
- 31. März 1949 bis 6. Dezember 2001 Provinz Neufundland (Province of Newfoundland) des Staates Kanada (Canada)
- seit 6. Dezember 2001 Provinz Neufundland und Labrador (Province of Newfoundland and Labrador) des Staates Kanada (Canada)
Legislative und Exekutive
Das politische System von Neufundland und Labrador basiert auf dem Westminster-System mit einem Einkammernparlament. Das House of Assembly (Abgeordnetenhaus) besteht aus 48 Mitgliedern, die in ebenso vielen Wahlkreisen nach dem Mehrheitswahlsystem gewählt werden. Der Vizegouverneur, der das Staatsoberhaupt vertritt, kann in Absprache mit dem Premierminister - der britischen Parlamentstradition entsprechend - innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens das Parlament vorzeitig auflösen und Neuwahlen ansetzen.
Die Regierung von Neufundland und Labrador, offiziell Government of Newfoundland and Labrador, besteht aus dem Premierminister (Premier) und derzeit 13 Kabinettsministern, die jeweils für verschiedene Ressorts verantwortlich sind. Insgesamt hat das Kabinett also 14 Mitglieder, inklusive des Premierministers. Diese Minister umfassen Bereiche wie Finanzen, Industrie, Justiz, Fischerei, Bildung, Gesundheit, Infrastruktur und weitere wichtige Ressorts der Provinzverwaltung.
Im kanadischen Unterhaus wird Neufundland und Labrador von 7 Abgeordneten vertreten. Gemäß der kanadischen Verfassung stehen der Provinz sechs Sitze im Senat zu.
Inseloberhaupt
Höchster Repräsentant der Insel ist der Lieutenant Governor (Vizegouverneur) der Provinz Neufundland und Labrador. Premierminister, offiziell Premier of Newfoundland and Labrador genannt, ist stets der Vorsitzende jener Partei, welche die meisten Sitze errungen hat.
Governors (Gouverneure)
- 5 Aug - 9 Nov 1583 Sir Humphrey Gilbert (um 1539 - 1583)
- Cuper's Cove -
- 1610 - 1613 John Guy (1568 - 1629)
- 1613 - 1614 William Colston [amtierend]
- 1615 - 1621 John Mason (1586 - 1635)
- Bristol's Hope -
- 1618 - 1628 Robert Hayman (um 1575 - 1629)
- Renews -
- 1618 - 1620 Richard Whitebourne (1561 - 1635)
- South Falkland -
- 1623 - 1625/26 Francis Tanfield (1565 - 1639)
- Avalon -
- Aug 1621 - 1625 Edward Wynne (Winne)
- um 1625 - 1627 Sir Arthur Ashton (1571 - 1627)
- 1627 - 1632 George Calvert, Baron of Baltimore (verließ Neufundland Sep 1629, 1580 - 1632)
- Sep 1629 - 1634 Cecilius „Cecil“ Calvert [amtierend] (ab Apr 1632 Baron of Baltimore, 1605 - 1675)
- 1634 - 1638 William Hill (deputy governor)
- All the Settlements -
- 1638 - 1651 Sir David Kirke (1597 - 1654)
- 20 Jun 1640 - 8 Apr 1651 John Downing, Sr. [amtierend für Kirke]
- 8 Apr 1651 - 27 Mai 1653 John Littlebury (Oberhaupt des Board of Commissioners)
- 27 Mai 1653 - Mai 1660 John Treworgie (Treworgy, 1618 - nach 1660)
- 1661 - 1663 J.ohn Rayner (Raynor) & Pearse [amtierend]
- 1663 Robert Swanley
- 1665 - um 1675 Christopher Martin
Commodores of the Fishing Convoys (Kommandanten der Fischerkonvois)
- 1665 und 1668 Robert Robinsen (um 1624 - um 1705)
- 1671 William Davis († 1676)
- 1675 Sir John Berry (1635 - 1689)
- 1676 Edward Russell (1653 - 1727)
- 1677 Sir William Poole
- 1678 Charles Talbot (1640 - 1725)
- 1679 Law Wright
- 1680 Sir Robert Robinson (um 1624 - 1705)
- 1681 James Storey († 1682)
- 1682 Daniel Jones († 1685)
- 1683 Charles Talbot [2]
- 1684 Francis Wheeler (1656 - 1694)
- 1688 - 1689 Thomas Perry
- 1691 Charles Hawkins († 1694)
- 1692 Thomas Crawley († 1701)
- 1694 William Holman
- 1696 Samuel Whetstone (um 1631 - 1711)
- 1696 - 30 Nov 1696 Robert Miners
- 30 Nov 1696 - Mar 1697 Jacques-François de Monbeton Brouillan de St.André -Governor (1651 - 1705)
- Mar 1697 - 1698 Sir John Norris (1660 - 1749)
- 1697 - 1698 Thomas Handyside (Kommandant, um 1645 - 1712)
- 1698 - 1699 William Lilburn
- 1699 Andrew Leake (um 1660 - 1704)
- 1699 - 1700 Andrews
- 1700 Sir Stafford Fairborne (1666 - 1742)
- 1700 Arthur Holdsworth (1668 - 1726)
- 1701 John Graydon (um 1666 - 1726)
- 1702 John Leake (1656 - 1720)
- 1704 - 1705 Timothy Bridge (um 1670 - 1708)
- 1706 - 1707 John Underdown († 1728)
- 1708 Peter Chamberlain († 1720)
- 1708 John Mitchell († 1710)
- 8 Jan 1709 - 6 Okt 1709 Joseph Taylour (Commander, um 1662 - 1734)
- 1710 John Aldred († 1740)
- 1711 Josias Crowe († 1714)
- 1712 Sir Nicholas Trevanion (um 1670 - 1737)
- 1713 Robert Leake
- 1714 Charles Fotherby (1670/75 - 1720)
- 1715 William Kempthorne (um 1670 - 1736)
- 1716 John Hagar (um 1681 - 1748)
- 1717 William Passenger († 1729)
- 1718 Thomas Scott († 1725)
- 1719 Chaloner Ogle (1681 - 1750)
- 1720 Francis Percy († 1741)
- 1721 James Stuart (Stewart, (um 1678 - 1757)
- 1722 - 1727 Edward Bowler (um 1676 - 1734)
- 1728 Vere Beauclerk (1699 - 1781)
Lieutenant governors (Vizegouverneure, residierend in St. John’s, danach in Placentia)
- 1700 - 1702 Michael Richards (1672 - 1721)
- 1702 - 1704 Thomas Lloyd († 1710)
- 1704 - 1705 John Moody (um 1677 - 1736)
- 1705 - 1708 Thomas Lloyd [2]
- 1709 - 1712 John Collins
- 1712 - 1719 John Moody [2]
- 1719 - 9 Jul 1719 Samuel Gledhill (1677 - 1735/6)
- 9 Jul 1719 - 1735 Richard Philipps (um 1661 - 1750)
Commodore Governors (Kommandierende Gouverneure)
- 1729 - 1730 Henry Osborne (1694 - 1771)
- 25 Jul 1731 - 1732 George Clinton (um 1686 - 1761)
- 13 Jul 1732 - 1733 Edward Falkingham (um 1683 - 1757)
- Jul 1733 - 1734 Robert MacCarty, Viscount Muskerry (1698 - 1769)
- Jul 1735 - 1737 Fitzroy Henry Lee (um 1698 - 1750)
- Jul 1738 - 1738 Philip Vanbrugh (um 1681 - 1753)
- 1739 - 1740 Henry Medley (1687 - 1747)
- Jul 1741 - 1741 Thomas Smith (1707 - 1762)
- 16 Jun 1742 - 1742 John Byng (1704 - 1757)
- Jul 1743 - 1743 Thomas Smith [2]
- Jul 1744 - 1744 Charles Hardy (1716 - 1780)
- Jul 1745 - 1745 Richard Edwards († 1773)
- 1746 James Douglas (commodore, 1703 - 1787)
- Mar 1748 - 1749 Charles Watson (1714 - 1757)
- 1749 - 1750 George Brydges Rodney (1719 - 1792)
- 1750 - 1752 Francis William Drake (1724 - 1780)
- 1753 - 1754 Hugh Bonfoy (um 1720 - 1762)
- Mai 1755 - 1756 Richard Dorrill (um 1719 - 1762)
- 1757 - 1759 Richard Edwards (um 1719 - 1762)
- 1760 - 14 Mai 1761 James Webb († 1761)
- 1762 - 27 Jun 1762 Thomas Graves (1725 - 1802)
- 27 Jun 1762 - 18 Sep 1762 Bernard de Cléron, Comte d’Haussonville (1737 - 1806)
- 18 Sep 1762 - 1763 Thomas Graves [2]
- 18 Jun 1764 - 1768 Sir Hugh Palliser (1722 - 1796)
- Jun 1769 - 1772 John Byron (1723 - 1786)
- 23 Jun 1772 - 1775 Molyneux Shuldham, Baron Shuldham (um 1717 - 1798)
- 11 Jul 1775 - 7 Mai 1776 Robert Duff (1721 - 1787)
- 7 Mai 1776 - 1778 John Montague (1719 - 1795)
- 1779 - 1781 Richard Edwards [2]
- 31 Jul 1782 - 1786 John Campbell (1720 - 1790)
- 19 Jul 1786 - 1788 John Elliott (1733 - 1808)
- 4 Sep 1789 - 1791 Mark Milbanke (1724 - 1805)
- 1792 - 1793 Sir Richard King (1730 - 1806)
- 12 Apr 1794 - 1796 Sir James Wallace (1731 - 1803)
- 16 Mai 1797 - 1800 William Waldegrave (1753 - 1825)
- 3 Jan 1800 - 1801 Charles Morice Pole (1757 - 1830)
- Aug 1802 - Mai 1804 James Gambier (1756 - 1833)
- Jul 1805 - 26 Jul 1807 Sir Erasmus Gower (1744 - 1814)
- 26 Jul 1807 - Okt 1809 John Holloway (1742 - 1826)
- 26 Mar 1810 - Okt 1812 Sir John Thomas Duckworth (1748 - 1817)
- 18 Mar 1813 - 1816 Sir Richard Goodwin Keats (1757 - 1834)
- Sep 1816 - 24 Feb 1818 Francis Pickmore (um 1756 - 1818)
- 1816 - 1817 David Buchan [amtierend für Pickmore] (1780 - 1838)
- 24 Feb - 20 Jul 1818 John Bowker [amtierend] (1770 - 1850?)
Governors (Gouverneure)
- 20 Jul 1818 - 8 Okt 1825 Charles Hamilton (ab 1822 Sir, 1767 - 1849)
- 8 Okt 1825 - 3 Nov 1834 Sir Thomas John Cochrane (1789 - 1872)
- 3 Nov 1834 - 16 Sep 1841 Henry Prescott (1783 - 1874)
- 24 Mai - 16 Sep 1841 W. Salt (acting for Prescott)
- 16 Sep 1841 - 25 Aug 1846 Sir John Harvey (1778 - 1852)
- 25 Aug 1846 - 23 Apr 1847 Robert Law [amtierend] (1788 - 1874)
- 23 Apr 1847 - 28 Jul 1852 John Gaspard Le Marchant (1803 - 1876)
- 28 Jul 1852 - 1 Mar 1855 Ker Baillie Hamilton (1804 - 1889)
- 1 Mar 1855 - 1 Mai 1857 Charles Henry Darling (1809 - 1870)
- 1 Mai 1857 - 23 Mar 1864 Sir Alexander Bannerman (1788 - 1864)
- 23 Mar - 1 Apr 1864 Laurence O’Brien [amtierend] (1792 - 1870)
- 1 Apr 1864 - 1 Jun 1869 Sir Anthony Musgrave (1828 - 1888)
- 1 Jun 1869 - 30 Apr 1876 Stephen John Hill (ab 28 Mai 1874 Sir, 1809 - 1891)
- 30 Apr 1876 - 1 Okt 1881 Sir John Hawley Glover (1829 - 1885)
- 1 - 15 Okt 1881 Sir Frederick Bowker Terrington Carter [amtierend] (1819 - 1900)
- 15 Okt 1881 - 10 Sep 1883 Sir Henry Fitzhardinge Berkeley Maxse (1832 - 1883)
- 10 Sep - 1 Okt 1883 Sir Frederick Bowker Terrington Carter [2, amtierend]
- 1 Okt 1883 - 30 Sep 1885 Sir John Hawley Glover [2]
- 30 Sep 1885 - 1 Mar 1886 Sir Frederick Bowker Terrington Carter [3, amtierend]
- 1 Mar 1886 - 1 Jan 1887 Sir George William Des Voeux (1834 - 1909)
- 1 Jan 1887 - 1 Feb 1889 Henry Arthur Blake (ab 7 Nov 1888 Sir, 1840 - 1918)
- 1 - 20 Feb 1889 Sir Frederick Bowker Terrington Carter [4, amtierend]
- 20 Feb 1889 - 1 Mar 1895 Sir John Terence Nicolls O’Brien (1830 - 1903)
- 1 Mar 1895 - 1 Jul 1898 Sir Herbert Harley Murray (1829 - 1904)
- 1 Jul 1898 - 1 Feb 1901 Sir Henry Edward McCallum (1852 - 1919)
- 1 Feb 1901 - 1 Mai 1904 Sir Cavendish Boyle (1849 - 1916)
- 1 Mai - 1 Sep 1904 Sir William Henry Horwood [amtierend] (1862 - 1945)
- 1 Sep 1904 - 1 Dez 1909 Sir William MacGregor (1846 - 1919)
- 1 - 10 Dez 1909 Sir William Henry Horwood [2, amtierend]
- 10 Dez 1909 - 1 Dez 1913 Sir Ralph Champneys Williams (1848 - 1927)
- 1 Dez 1913 - 1 Okt 1917 Sir Walter Edward Davidson (1859 - 1923)
- 1 Okt 1917 - 1 Sep 1922 Sir Charles Alexander Harris (1855 - 1947)
- 1 Sep 1922 - 1 Okt 1928 Sir William Lamond Allardyce (1861 - 1930)
- 1 Okt 1928 - 20 Okt 1932 Sir John Middleton (1870 - 1954)
- 20 Okt 1932 - 12 Jan 1936 Sir David Murray Anderson (1874 - 1936)
- 12 Jan 1936 - 16 Jan 1946 Sir Humphrey Thomas Walwyn (1879 - 1957)
- 16 Jan 1946 - 1 Apr 1949 Sir Gordon MacDonald (1885 - 1966)
Lieutenant governors (Vizegouverneure)
- 1 Apr 1949 - 15 Sep 1949 Sir Albert Joseph Walsh (1900 - 1958)
- 15 Sep 1949 - 16 Dez 1957 Sir Leonard Cecil Outerbridge (1888 - 1986)
- 16 Dez 1957 - 1 Mar 1963 Campbell Macpherson (1907 - 1973)
- 1 Mar 1963 - 2 Apr 1969 Fabian Aloysius O'Dea (1918 - 2004)
- 2 Apr 1969 - 2 Jul 1974 Ewart John Arlington Harnum (1910 - 1996)
- 2 Jul 1974 - 10 Jul 1981 Gordon Arnaud Winter (1912 - 2003)
- 10 Jul 1981 - 5 Sep 1986 William Anthony Paddon (1914 - 1995)
- 5 Sep 1986 - 5 Nov 1991 James Aloysius McGrath (1932 - 2017)
- 5 Nov 1991 - 5 Feb 1997 Frederick William Russell (1923 - 2001)
- 5 Feb 1997 - 1 Nov 2002 Arthur Maxwell House (1926 - 2013)
- 1 Nov 2002 - 4 Feb 2008 Edward Moxon Roberts (1940- 2022)
- 4 Feb 2008 - 19 Mar 2013 John Carnell Crosbie (1931 - 2020)
- 19 Mar 2013 - 3 Mai 2018 Frank Frederick Fagan (* 1945)
- 3 Mai 2018 - 14 Nov 2023 Judy May Foote [w] (* 1952)
- seit 14 Nov 2023 Joan Marie J. Aylward [w] (* 1956)
Premiers
- 7 Mai 1855 - 16 Jul 1858 Philip Francis Little (1824 - 1897) Lib
- 16 Jul 1858 - 1 Mar 1861 John Kent (1805 - 1872) Lib
- 1 Mar 1861 - 1 Apr 1865 Sir Hugh William Hoyles (1815 - 1888) Con
- 1 Apr 1865 - 14 Feb 1870 Frederick Bowker Terrington Carter Con
- 14 Feb 1870 - 31 Jan 1874 Charles Fox Bennett (1793 - 1883) AC
- 31 Jan 1874 - 1 Apr 1878 Frederick Bowker Terrington Carter [2] Con
- 1 Apr 1878 - 12 Okt 1885 William Vallance Whiteway (ab 28 Mai 1880 Sir, 1828 - 1908) Con
- 12 Okt 1885 - 1 Dez 1889 Sir Robert Thornburn (1836 - 1906) Ref
- 1 Dez 1889 - 11 Apr 1894 Sir William Vallance Whiteway [2] Lib
- 11 Apr - 13 Dez 1894 Augustus Frederick Goodridge (1839 - 1920) Con
- 13 Dez 1894 - 8 Feb 1895 Daniel J. Greene (1850 - 1911) Lib
- 8 Feb 1895 - 1 Okt 1897 Sir William Vallance Whiteway [3] Lib
- 1 Okt 1897 - 6 Mar 1900 Sir James Spearman Winter (1845 - 1911) Con
- 6 Mar 1900 - 2 Mar 1909 Robert Bond (ab 28 Okt 1901 Sir, 1857 - 1927) Lib
Prime ministers (Premierminister)
- 2 Mar 1909 - 31 Dez 1917 Sir Edward Patrick Morris (1858 - 1935) PP
- 31 Dez 1917 - 22 Mai 1919 William Frederick Lloyd [amtierend bis 5 Jan 1918] (ab 1918 Sir, 1864 - 1937) Lib
- 22 Mai - 17 Nov 1919 Sir Michael Patrick Cashin (1864 - 1926) PP
- 17 Nov 1919 - 24 Jul 1923 Richard Anderson Squires (ab 3 Jun 1921 Sir, 1880 - 1940) LR
- 24 Jul 1923 - 10 Mai 1924 William Robertson Warren (1879 - 1927) LR
- 10 Mai - 9 Jun 1924 Albert Edgar Hickman (1875 - 1943) LP
- 9 Jun 1924 - 1 Aug 1928 Walter Stanley Monroe (1871 - 1952) LCP
- 1 Aug - 17 Nov 1928 Frederick Charles Alderdice (1872 - 1936) LCP
- 17 Nov 1928 - Jun 1932 Sir Richard Anderson Squires [2] Lib
- Jun 1932 - 30 Jan 1934 Frederick Charles Alderdice [2] UNP
Premiers of Newfoundland, ab 6 Dez 2001 Premiers of Newfoundland and Labrador (Premierminister von Neufundland und Labrador)
- 1 Apr 1949 - 18 Jan 1972 Joseph “Joey” Robert Smallwood (1900 - 1991) Lib
- 18 Jan 1972 - 26 Mar 1979 Frank Duff Moores (1933 - 2005) PC
- 26 Mar 1979 - 22 Mar 1989 Alfred Brian Peckford (* 1942) PC
- 22 Mar - 5 Mai 1989 Thomas “Tom” Gerald Rideout (* 1948) Lib
- 5 Mai 1989 - 26 Jan 1996 Clyde Kirby Wells (* 1937) Lib
- 26 Jan 1996 - 16 Okt 2000 Brian Vincent Tobin (* 1954) Lib
- 16 Okt 2000 - 13 Feb 2001 Beaton Tulk (1944 - 2019) Lib
- 13 Feb 2001 - 6 Nov 2003 Roger Dale Grimes (* 1950) Lib
- 6 Nov 2003 - 3 Dez 2010 Daniel “Danny” E. Williams (* 1950) PC
- 3 Dez 2010 - 24 Jan 2014 Kathleen “Kathy” Mary Margearet Dunderdale [w] (* 1952) PC
- 24 Jan - 26 Sep 2014 Thomas “Tom” Wendell Marshall (* 1946) PC
- 26 Sep 2014 - 14 Dez 2015 Paul Alfred Davis (* 1961) PC
- 14 Dez 2015 - 19 Aug 2020 Dwight W. Ball (* 1957) Lib
- 19 Aug 2020 - 9 Mai 2025 Andrew John Furey (* 1975) Lib
- 9 Mai - 29 Okt 2025 John Joseph Hogan (* 1978) Lib
- seit 29 Okt 2025 Tony Wakeham (* 1956) PC
Politische Parteien
Die wichtigsten Parteien, die in der Provinz Neufundland und Labrador bei der Provinzwahl sowie auf Bundesebene eine Rolle spielen, sind:
- Liberale Partei von Neufundland und Labrador (provincial)
- Progressive Conservative Party of Newfoundland and Labrador (PC-Partei)
- New Democratic Party (NDP) von Neufundland und Labrador
Die wichtigsten auf Bundesebene aktiven Parteien sind:
- Liberale Partei Kanadas (Liberals)
- Konservative Partei Kanadas (Conservative Party)
- Neue Demokratische Partei (NDP)
- Grüne Partei Kanadas (Green Party)
- Bloc Québécois (vorwiegend in Quebec aktiv)
Justizwesen und Kriminalität
Die Provinz Newfoundland und Labrador verfügt über ein stabiles, aber dynamisches Justizsystem, das eng mit den Herausforderungen der Kriminalität verknüpft ist. Als Teil des kanadischen Föderalismus unterliegt die Provinz dem Common Law, wobei das Department of Justice and Public Safety die unparteiische Verwaltung der Justiz und den Schutz des öffentlichen Interesses gewährleistet. Das Gerichtswesen gliedert sich hierarchisch: Die Provincial Court behandelt die Mehrzahl der Fälle in Abteilungen für Erwachsenenstrafrecht, Jugendkriminalität, Kleinklagen, Familienrecht und Verkehrsdelikte. Darüber steht das Supreme Court of Newfoundland and Labrador mit einem Chief Justice, einem Associate Chief Justice und bis zu 22 weiteren Richtern, das Berufungen aus der Provincial Court prüft und in zivil- sowie strafrechtlichen Angelegenheiten entscheidet. An der Spitze thront das Court of Appeal, das als höchste Instanz der Provinz fungiert und letztlich vor dem Supreme Court of Canada appellierbar ist. Dieses System, das auf britischen Traditionen basiert und seit dem 19. Jahrhundert evolviert ist, betont faire Verfahren und Rechtsstaatlichkeit, unterstützt durch ein Legal-Aid-Programm, das vorwiegend mit hauseigenen Anwälten arbeitet – in Newfoundland und Labrador sind 71 Prozent der 98 beteiligten Juristen Festangestellte.
Die Kriminalität in der Provinz, die von ländlichen Gebieten Labradors bis zur urbanen Metropolregion St. Johns reicht, zeigt ein gemischtes Bild: Trotz eines allgemeinen Anstiegs bleibt Newfoundland und Labrador im kanadischen Vergleich relativ sicher. Laut Statistics Canada stieg die Gesamtkriminalitätsrate 2024 um 5 Prozent im Vergleich zu 2023 – der größte Zuwachs unter allen Provinzen –, was auf einen langfristigen Trend von 36 Prozent seit 2014 zurückgeht. Der Crime Severity Index (CSI) lag 2024 bei 89,3, was den Ernst der Delikte widerspiegelt und NL unter den Provinzen positioniert. Gewaltkriminalität, die seit 1998 um 68 Prozent zunahm, fiel 2024 in der Metropolregion um 7 Prozent, während sie landesweit um 2 Prozent über dem Vorjahreswert lag – ein Hinweis auf verbesserte Prävention in städtischen Zentren. Nicht-gewaltbezogene Delikte wie Diebstähle und Eigentumsvergehen wuchsen hingegen um 36 Prozent in den letzten zehn Jahren, oft durch Wiederholungstäter angetrieben. Jugendkriminalität zeigt ähnliche Muster, mit einem Anstieg des Youth Non-Violent CSI um 17 Prozent.
Das Justizsystem reagiert auf diese Entwicklungen mit innovativen Maßnahmen: Im Juni 2025 lancierte die Provinzregierung ein interaktives Crime Dashboard, das Daten aus 45 Polizeistationen aggregiert und Echtzeit-Insights zu Vorfällen, Raten und Trends bietet – ein Tool, das Transparenz schafft und evidenzbasierte Politik fördert. Kriminologen betonen, dass der Anstieg teilweise auf gesteigerte Meldungen und bessere Datenerfassung zurückzuführen ist, was die Provinz nicht weniger sicher macht, sondern effektiver im Umgang mit Problemen.
Flagge und Wappen
Die erste Flagge, die speziell Neufundland repräsentierte, war vermutlich das Bild einer grünen Tanne auf rosafarbenem Hintergrund, das im frühen 19. Jahrhundert verwendet wurde. Die erste offizielle Flagge zur Kennzeichnung Neufundlands, die von Schiffen im Dienst der Kolonialregierung geführt wurde, war die Newfoundland Blue Ensign, die 1870 angenommen und bis 1904 verwendet wurde, als sie leicht verändert wurde. Im Jahr 1904 wurde die Krone des Blauen Wappens durch das Große Siegel von Neufundland ersetzt (das 1827 die königliche Genehmigung erhalten hatte), und das britische Parlament ernannte das Rote und das Blaue Wappen von Neufundland als offizielle Flaggen speziell für Neufundland. Die rote und die blaue Fahne mit dem Großen Siegel von Neufundland in der Fliege wurden von 1904 bis 1965 offiziell verwendet, wobei die rote Fahne als zivile Fahne von der Handelsschifffahrt und die blaue Fahne von Regierungsschiffen geführt wurde (nach der britischen Tradition, unterschiedliche Flaggen für die Identifizierung von Handels-/Schifffahrts- und Regierungsschiffen zu haben).
Am 26. September 1907 erklärte König Edward VII. des Vereinigten Königreichs die Kolonie Neufundland zum unabhängigen Dominion innerhalb des Britischen Weltreichs, und von diesem Zeitpunkt an bis 1965 wurde die rote Neufundlandflagge als Zivilflagge des Dominion of Newfoundland verwendet, während die blaue Flagge wiederum der staatlichen Schifffahrt vorbehalten war. Im Jahr 1931 führte die neufundländische Nationalversammlung den Union Jack als offizielle Nationalflagge ein, wobei der Red Ensign und der Blue Ensign als Flaggen zur Kennzeichnung der Schifffahrt beibehalten wurden.
Am 31. März 1949 wurde Neufundland eine Provinz Kanadas, behielt aber den Union Jack in der Gesetzgebung bei und bezeichnete ihn weiterhin als „nationale“ Flagge. Dies wurde später durch den Revised Statutes Act von 1952 bekräftigt, und der Union Jack blieb die offizielle Flagge Neufundlands bis 1980, als er durch die aktuelle Flagge der Provinz ersetzt wurde. (Weitere Informationen zu den Flaggen der Provinzen finden Sie unter Provinz Neufundland und Labrador).
Hauptstadt
Saint John‘s ist seit 1832 die Hauptstadt Neufundlands. In diesem Jahr erhielt die britische Kolonie Neufundland (Newfoundland Colony) ein koloniales Parlament, und St. John‘s wurde als Sitz der Regierung festgelegt. Nach dem Beitritt Neufundlands zur Kanadischen Konföderation im Jahr 1949 wurde sie offiziell zur Provinzhauptstadt. Vor der Kolonialverfassung 1832 fungierte St. John's bereits de facto als administratives Zentrum der britischen Siedlungen, da es seit dem frühen 17. Jahrhundert (nach 1630) als permanente Siedlung existierte und ein zentraler Hafen für die Fischerei war.
Die Provinzhauptstadt befindet sich ganz im Südosten auf der Halbinsel Avalon. Es ist die älteste Stadt Nordamerikas. Die Siedlung wechselte einige Male zwischen England und Frankreich, bis sie 1762 fest in englische Hand überging und als Flottenstützpunkt sowohl im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, als auch im Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812 diente.
Verwaltungsgliederung
Neufundland und Labrador ist in 11 divisions untertielt, davon 9 auf Neufundland.
Divisions:
- Division No. 1, Newfoundland and Labrador (Avalon Peninsula-St. John’s)
- Division No. 2, Newfoundland and Labrador (Burin Peninsula-Marystown)
- Division No. 3, Newfoundland and Labrador (South Coast-Channel-Port aux Basques)
- Division No. 4, Newfoundland and Labrador (St. George's-Stephenville)
- Division No. 5, Newfoundland and Labrador (Humber District-Corner Brook)
- Division No. 6, Newfoundland and Labrador (Central Newfoundland-Grand Falls-Windsor)
- Division No. 7, Newfoundland and Labrador (Bonavista/Trinity-Clarenville)
- Division No. 8, Newfoundland and Labrador (Notre Dame Bay-Lewisporte)
- Division No. 9, Newfoundland and Labrador (Northern Peninsula-St. Anthony)
- Division No. 10, Newfoundland and Labrador (Labrador-Happy alley-Goose Bay)
- Division No. 11, Newfoundland and Labrador (Nunatsiavut-Nain)
| Name | Fläche (km²) | S 2001 | Z 2006 | Z 2011 | Z 2016 | S 2021 | Cities/Towns | Hauptort |
| 1 Avalon Peninsula | 9.220,61 | 242.875 | 248.418 | 262.410 | 270.348 | 276.852 | 2 / 72 | Saint John‘s |
| 2 Burn Peninsula | 6.099,08 | 24.371 | 22.298 | 21.351 | 20.372 | 20.332 | 0 / 25 | Marystown |
| 3 South Coast | 19.912,42 | 19.370 | 17.686 | 16.306 | 16.306 | 14.525 | 0 / 17 | Channel |
| 4 Saint George’s | 7,087,65 | 22.162 | 21.168 | 20.840 | 20.387 | 19.834 | 0 / 9 | Stephenville |
| 5 Hmber District | 10.366,48 | 40.466 | 40.805 | 41.004 | 42.014 | 41.768 | 1 / 19 | Corner Brook |
| 6 Central Newfoundland | 16.238,16 | 36.208 | 36.208 | 37.304 | 38.345 | 38.133 | 0 / 12 | Grand Falls |
| 7 Bonavista / Trinity | 9.672,87 | 37.335 | 35.501 | 34.686 | 34.092 | 33.120 | 0 / 26 | New Ves Valley |
| 8 Notre Dame Bay | 9.314,57 | 42.188 | 38.937 | 37.121 | 35.794 | 34.671 | 0 / 48 | Lewisporte |
| 9 Northern Peninsula | 13.526,66 | 20.091 | 18.084 | 16.786 | 15.607 | 14.782 | 0 / 27 | Saint Anthony |
Historische Distrikte
- Bay de Verde
- Bonavista
- Burgeo and La Poile
- Burin
- Carbonear
- Ferryland
- Fogo
- Fortune Bay
- Harbour Grace
- Harbour Main
- Labrador
- Placentia and St. Mary's
- Port de Grave
- St. Barbe's
- St. George's-Port au Port
- St. John’s East
- St. John’s West
- Trinity
- Twillingate
Verwaltungseinheiten:
9 divisions (Landesteile)
19 historical districts (historische Distrikte)
3 cities (Städte)
255 towns (Ortschaften)
Bevölkerung
Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die offizielle Fläche von 111.390 km².
Bevölkerungsentwicklung:
Jahr Einwohner Dichte (E/km²)
1600 1 500 0,01
1675 1 600 0,01
1687 2 100 0,02
1698 2 500 0,02
1710 2 200 0,02
1730 4 000 0,04
1753 7 000 0,06
1763 9 000 0,08
1775 12 000 0,11
1784 15 000 0,13
1790 18 000 0,16
1800 19 000 0,17
1806 20 360 0,18
1815 38 000 0,34
1827 50 000 0,45
1836 73 705 0,66
1845 96 295 0,86
1857 122 452 1,10
1869 146 536 1,32
1874 161 374 1,45
1884 197 335 1,76
1891 202 040 1,81
1901 217 037 1,95
1911 238 000 2,14
1911 238 047 2,14
1921 258 226 2,32
1935 290 704 2,61
1945 285 161 2,56
1951 342 000 3,07
1961 432 000 3,88
1971 490 000 4,40
1981 532.000 4,78
1991 531.000 4,77
2000 495 000 4,45
2001 493 668 4,44
2002 491 588 4,42
2003 490 917 4,41
2004 490 199 4,40
2005 487 237 4,39
2006 483 875 4,35
2007 482 300 4,34
2008 484 505 4,35
2009 489 598 4,39
2010 494 828 4,44
2011 497 587 4,46
2012 499 148 4,47
2013 500 200 4,48
2014 501 253 4,49
2015 528 159 4,73
2016 529 426 4,74
2017 528 249 4,73
2018 525 560 4,71
2019 523 427 4,69
2020 521 364 4,68
2021 520 553 4,67
2022 535 533 4,81
2023 540 927 4,86
2024 546 869 4,91
Volksgruppen
Die ersten Bewohner Neufundlands waren indigene Gruppen, die vor Tausenden von Jahren die Insel besiedelten. Die Beothuk, ein algonkinsprechtiges Jäger- und Sammlervolk, galten als die ursprünglichen Einwohner der Insel und lebten in kleinen, selbstversorgenden Familiengruppen von 30 bis 55 Personen, hauptsächlich in den Gebieten von Notre Dame Bay und Bonavista Bay. Schätzungen zufolge zählten sie bei der ersten europäischen Kontaktaufnahme im 15. Jahrhundert nur 500 bis 700 Mitglieder. Die Beothuk, bekannt für ihre rote Körperbemalung mit Ocker, zogen sich zunehmend ins Inland zurück, als europäische Siedler ihre Küstengebiete für die Fischerei beanspruchten. Konflikte mit Neuankömmlingen, Krankheiten und Nahrungsknappheit führten zu ihrem tragischen Aussterben: Shanawdithit, die letzte bekannte Beothuk-Frau, starb 1829 in St. John's an Tuberkulose. Spuren ihrer Kultur finden sich heute in Museen und archäologischen Stätten, doch indigene Überlieferungen deuten auf mögliche Vermischungen mit anderen Gruppen wie den Mi'kmaq hin.
Neben den Beothuk spielten andere indigene Völker eine Rolle, insbesondere die Mi'kmaq, die aus Nova Scotia und der Kap-Breton-Insel migrierten. Ab dem 18. Jahrhundert siedelten sie sich im Süden Neufundlands an, etwa in Conne River (Bay d'Espoir), wo sie heute als Miawpukek First Nation anerkannt sind. Die Mi'kmaq lebten traditionell von Fischerei, Jagd und saisonalen Wanderungen zwischen Küste und Inland. Ihre Ankunft führte zu Spannungen mit den Beothuk, doch sie etablierten sich als resilienter Bestandteil der indigenen Landschaft. In Labrador, dem nördlichen Teil der Provinz, leben heute die Innu (ebenfalls algonkinisch sprechend) als nomadische Jäger und Fischer sowie die Inuit im Norden, die eine arktische Lebensweise pflegen. Die Southern Inuit (ehemals Labrador Inuit-Metis) stellen eine gemischte Gruppe dar, die indigene und europäische Wurzeln vereint und entlang der zentralen und südlichen Küsten Labradors ansässig ist. Insgesamt umfassen die vier anerkannten indigenen Gruppen in Neufundland und Labrador – Inuit, Innu, Mi'kmaq und Southern Inuit – eine kleine, aber kulturell vielfältige Minderheit.
Die europäische Kolonisation ab dem frühen 16. Jahrhundert veränderte die demografische Zusammensetzung grundlegend. Ab 1497 erreichten Fischer aus England, Portugal, Frankreich, den Niederlanden und Spanien (insbesondere Basken) die Insel, angezogen von den reichen Kabeljau-Bänken. Die Basken, die ab 1525 Walfang und Fischerei betrieben, hinterließen Spuren bis etwa 1626, doch ihre Präsenz blieb vorübergehend. Die dominante Welle der Einwanderung stammte aus den Britischen Inseln: Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert kamen rund 90 Prozent der Siedler aus Südwestengland (z. B. Bristol, das Zentrum der transatlantischen Fischerei) und Südostirland. Engländer und Iren dominierten die Siedlungsmuster, die eng mit der Fischerei verknüpft waren. Engländer konzentrierten sich auf die Ost- und Südküste, wo sie saisonale Fischcamps errichteten, die sich zu dauerhaften Gemeinden entwickelten. Iren, oft aus armen Regionen wie Waterford oder Wexford, siedelten sich in ähnlichen Küstengebieten an und brachten katholische Traditionen mit, die bis heute die religiöse Landschaft prägen.
Diese beiden Gruppen – Engländer und Iren – bilden den Kern der neufundländischen Identität. Laut der Volkszählung von 2001 machten Engländer 39,4 Prozent, Iren 19,7 Prozent, Schotten 6 Prozent und Franzosen 5,5 Prozent der ethnischen Herkunft aus; First Nations beliefen sich auf 3,2 Prozent. Neuere Daten aus 2021 zeigen, dass über die Hälfte der Bevölkerung (ca. 530.000 Einwohner, davon 95 Prozent auf der Insel) ihre Herkunft als "kanadisch" angibt, was oft eine Vermischung englischer und irischer Wurzeln kaschiert, gefolgt von englischer (ca. 40 Prozent) und irischer (ca. 20 Prozent) Abstammung. Diese Homogenität führte zu einer einzigartigen neufundländischen Kultur: Ein Dialekt des Englischen, der Irish English und West Country English mischt, sowie Traditionen wie der "Screech-In"-Ceremonie oder der starken Präsenz der Heilsarmee, die hier flächendeckender ist als anderswo in Kanada.
Kleinere Einwandererwellen brachten weitere Vielfalt. Französische Siedler, Reminiszenzen der "French Shore" (westliche Küste), leben heute noch auf der Port-au-Port-Halbinsel und sprechen Neufundland-Französisch. Im 19. Jahrhundert kamen kleine Gruppen aus China (hauptsächlich aus Guangdong), Libanon und der jüdischen Diaspora, die in Städten wie St. John's Geschäfte, Wäschereien oder Fotostudios eröffneten. Chinesische Einwanderer reisten oft über Vancouver und Halifax an, getrieben von Armut in ihrer Heimat, und stießen auf Sprachbarrieren, die ihre Integration erschwerten. Ähnlich erging es libanesischen Händlern und jüdischen Familien, die in Handel und Industrie tätig wurden. Seit der Provinzbeitritt zu Kanada 1949 hat sich die Einwanderung verstärkt, insbesondere aus anderen kanadischen Regionen, doch Neufundland bleibt weniger multikulturell als der Rest des Landes. Aktuelle Initiativen wie das Priority Skills Immigration Program zielen auf Fachkräfte in Technologie und Ozeanwissenschaften ab, um die Abwanderung junger Neufundländer zu kompensieren.
Aboriginals und Minderheiten 2006
| Bevölkerungsgruppe | Euinwohner | Anteil in % | |
| White | 471.440 | 94,2 % | |
| Visible minority group | South Asian | 1.590 | 0,3 % |
| Chinese | 1.325 | 0,3 % | |
| Black | 905 | 0,2 % | |
| Filipino | 305 | 0,1 % | |
| Latin American | 480 | 0,1 % | |
| Arab | 540 | 0,1 % | |
| Southeast Asian | 120 | 0 % | |
| West Asian | 115 | 0 % | |
| Korean | 60 | 0 % | |
| Japanese | 140 | 0 % | |
| Visible minority | 75 | 0 % | |
| Multiple visible minority | 65 | 0 % | |
| Minderheiten insgesamt | 5.720 | 1,1 % | |
| Aboriginal group
|
First Nations | 7.765 | 1,6 % |
| Métis | 6.470 | 1,3 % | |
| Inuit | 4.715 | 0,9 % | |
| Aboriginal | 4.205 | 0,8 % | |
| Multiple Aboriginal identity | 290 | 0,1 % | |
| Aboriginal insgesamt | 23.450 | 4,7 % | |
| Insgesamt | 500.610 | 100 % | |
Sprachen
Neufundland ist jene Provinz auf der Erde, in der prozentual gesehen die meisten Einwohner Englisch sprechen. Durch die abgeschiedene Lage einiger Kommunen entlang der Küste hat sich dort teilweise die Sprache der jeweiligen Siedler erhalten (meistens Shakespeare-Englisch, Französisch, Irisch, Portugiesisch undsoweiter). Erst nach dem Anschluss von Neufundland an Kanada 1949 und dem damit verbundenen Ausbau der Infrastruktur kam die Moderne in diese weltabgelegenen Dörfer und verdrängte diese Sprachen.
Die Beothuk, das ursprünglichen Bewohner der Insel, sprachen eine eigenständige Sprache, die als Beothuk bekannt ist. Sie gehörte wahrscheinlich zur Algonkin-Sprachfamilie, war jedoch isoliert und ist seit dem frühen 19. Jahrhundert ausgestorben. Der letzte bekannte Sprecher, Shanawdithit, starb 1829 in St. John's, und mit ihr erlosch die Sprache vollständig. Heute existieren nur Fragmente in Form von Wortlisten und Ortsnamen, die von europäischen Entdeckern aufgezeichnet wurden. Die Beothuk wurden durch Konflikte mit Siedlern und Krankheiten dezimiert, was zu einem der traurigsten Kapitel der kanadischen Sprachgeschichte führte.
Im Süden der Provinz, insbesondere auf dem Festlandteil Labrador, leben die Innu und die Mi'kmaq. Die Innu sprechen Innu-aimun, eine Algonkin-Sprache, die in zwei Dialekten vorkommt: Sheshatshiu-Innu-aimun und Mushuau-Innu-aimun. Sie wird von etwa 1.500 Sprechern gepflegt und ist Teil von Bemühungen zur Revitalisierung indigener Kulturen. Die Mi'kmaq, die seit dem 18. Jahrhundert auf Neufundland präsent sind, sprechen Mi'kmaq (auch Mi'kmaw), eine weitere Algonkin-Sprache mit rund 8.000 Sprechern in Kanada insgesamt. Auf Neufundland selbst ist ihre Präsenz stärker in Gemeinden wie Conne River konzentriert, wo Sprachprogramme und Schulunterricht die Weitergabe fördern.
Die europäische Kolonisation brachte neue Sprachen mit sich. Englische Fischer aus Südwestengland und Irland siedelten sich ab dem 16. Jahrhundert an, was zu einem einzigartigen Dialekt führte: dem Newfoundland English. Dieser Dialekt ist geprägt von archaischen Formen des Englischen aus dem 17. Jahrhundert, irischen Einflüssen und lokalen Innovationen. Wörter wie "b'y" (für "boy" oder als Anrede), "where ya to?" (für "wo bist du?") oder "streel" (für eine unordentliche Person) sind typisch. Der irische Einfluss ist besonders in der Avalon-Halbinsel spürbar, wo keltische Grammatikstrukturen wie der "after perfect" (zum Beispiel "I'm after eating" statt "I've just eaten") überlebt haben. Newfoundland English wird oft als der "am meisten irisch geprägte Dialekt außerhalb Irlands" beschrieben und ist in Musik, Folklore und Alltag lebendig.
Eine weitere historische Sprache ist Newfoundland French, ein Dialekt des Acadian French, der von französischen Siedlern im 18. Jahrhundert eingeführt wurde. Er war vor allem an der Westküste der Insel verbreitet, in Orten wie Port au Port. Aufgrund britischer Dominanz und Assimilation ist er heute fast ausgestorben; nur wenige ältere Sprecher bleiben, und Revitalisierungsinitiativen sind begrenzt. Ähnlich erging es dem Newfoundland Irish, einem gälischen Dialekt, der von irischen Einwanderern im 18. und 19. Jahrhundert mitgebracht wurde. Er blühte in isolierten Gemeinden, starb aber im 20. Jahrhundert aus – der letzte muttersprachliche Sprecher starb 2004. Dennoch beeinflusst er den lokalen Englisch-Dialekt stark.
In der Moderne ist Englisch die unangefochtene Lingua franca auf Neufundland. Laut der Volkszählung von 2021 sprechen über 98 % der Bevölkerung Englisch als Muttersprache, mit Französisch als zweithäufigster Sprache (rund 0,5 %). Immigranten aus Asien, Europa und dem Nahen Osten haben Sprachen wie Punjabi, Arabisch oder Mandarin eingeführt, die jedoch in städtischen Zentren wie St. John's konzentriert sind. Offiziell sind Englisch und Französisch Kanadas Amtssprachen, doch auf Provinzebene hat nur Englisch Status; indigene Sprachen werden durch Bundesprogramme geschützt.
| Sprache | 2006 | % | 2001 | % | |
| 1. | English | 488.405 | 97,71 % | 499.750 | 98,49 % |
| 2. | French | 1.885 | 0,38 % | 2.180 | 0,43 % |
| 3. | Algonquian languages | 1.625 | 0,33 % | 1.510 | 0,30 % |
| Montagnais–Naskapi | 1.585 | 0,32 % | 1.495 | 0,29 % | |
| 4. | Chinese languages | 1.080 | 0,22 % | 525 | 0,10 % |
| Cantonese | 185 | 0,04 % | 55 | 0,01 % | |
| Mandarin | 120 | 0,02 % | 25 | ~ | |
| 5. | Spanish | 670 | 0,13 % | 50 | 0,01 % |
| 6. | German | 655 | 0,13 % | 340 | 0,07 % |
| 7. | Inuktitut | 595 | 0,12 % | 550 | 0,11 % |
| 8. | Urdu | 550 | 0,11 % | 90 | 0,02 % |
| 9. | Arabic | 540 | 0,11 % | 210 | 0,04 % |
| 10. | Dutch | 300 | 0,06 % | 95 | 0,02 % |
| 11. | Russian | 225 | 0,05 % | 75 | 0,01 % |
| 12. | Scandinavian languages | 220 | 0,04 % | 125 | 0,02 % |
| Norwegian | 85 | 0,02 % | 40 | 0,01 % | |
| Danish | 65 | 0,01 % | 55 | 0,01 % | |
| Swedish | 65 | 0,01 % | 25 | ~ | |
| 13. | Italian | 195 | 0,04 % | 115 | 0,02 % |
| 14. | Germanic | 180 | 0,04 % | 75 | 0,01 % |
| 14. | Tagalog (Filipino) | 180 | 0,04 % | 130 | 0,03 % |
| 16. | Serbo-Croatian (all) | 170 | 0,03 % | 130 | 0,03 % |
| Serbian | 135 | 0,03 % | 15 | ~ | |
| Croatian | 35 | 0,01 % | 40 | 0,01 % | |
| Serbo-Croatian | 0 | ~ | 75 | 0,01 % | |
| 17. | Bengali | 165 | 0,03 % | 55 | 0,01 % |
| 18. | Portuguese | 150 | 0,03 % | 105 | 0,02 % |
| 19. | Hungarian | 140 | 0,03 % | 45 | 0,01 % |
| 20. | Panjabi (Punjabi) | 120 | 0,02 % | 95 | 0,02 % |
| 21. | African | 100 | 0,02 % | 10 | ~ |
| 21. | Non-verbal | 100 | 0,02 % | N | N |
| 23. | Bantu | 95 | 0,02 % | 0 | ~ |
| 23. | Bulgarian | 95 | 0,02 % | 75 | 0,01 % |
| 25. | Niger–Congo | 85 | 0,13 % | 40 | 0,1 % |
| 26. | Romanian | 75 | 0,02 % | 15 | ~ |
| 27. | Greek | 70 | 0,01 % | 40 | 0,01 % |
| 27. | Japanese | 70 | 0,01 % | 45 | 0,01 % |
| 29. | Telugu | 65 | 0,01 % | 45 | 0,01 % |
| 30. | Persian | 60 | 0,01 % | 70 | 0,01 % |
| 30. | Ukrainian | 60 | 0,01 % | 20 | ~ |
| 32. | Czech | 50 | 0,01 % | 15 | ~ |
| 32. | Gujarati | 50 | 0,01 % | 50 | 0,01 % |
| 32. | Hindi | 50 | 0,01 % | 55 | 0,01 % |
| 32. | Korean | 50 | 0,01 % | 50 | 0,01 % |
| 36. | Malayalam | 40 | 0,01 % | 10 | ~ |
| 37. | Turkish | 40 | 0,01 % | 25 | ~ |
| 38. | Welsh | 35 | 0,01 % | 20 | ~ |
| 39. | Gaelic | 30 | 0,01 % | 10 | ~ |
| 40. | Mongolian | 1 | 0,00 % | ~ |
Religion
Neufundland gilt als die „christlichste“ Provinz Kanadas. Die römisch-katholische Kirche stellt die größte Gruppe dar und umfasst rund 38,4 Prozent der Christen, was sie zur pluralitätsbildenden Konfession macht. Historisch gesehen wurde der Katholizismus durch irische und französische Einwanderer im 17. und 18. Jahrhundert gefördert, etwa durch Lord Baltimore, der katholische Siedler in Ferryland ansiedelte. Heute sind katholische Kirchen und Feste wie der St. Patrick's Day tief in der lokalen Identität verankert. Die Anglikanische Kirche (Church of England) folgt als zweite große Gruppe mit etwa 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung; sie wurde von englischen Siedlern eingeführt und bleibt ein zentraler Pfeiler in vielen Küstengemeinden. Weitere protestantische Denominationen, darunter die United Church of Canada (eine Vereinigung methodistischer, presbyterianischer und kongregationalistischer Gruppen), Baptisten und Pfingstler, machen zusammen rund 20–25 Prozent aus. Diese Gruppen entstanden größtenteils aus der britischen Kolonialzeit und prägten die Siedlungen auf der Avalon-Halbinsel, wo über die Hälfte der Provinzbevölkerung lebt.
Neben dem Christentum gibt es kleinere Minderheiten. Die indigene Bevölkerung, darunter die Beothuk (die jedoch ausgestorben sind) und heutige Inuit sowie Innu in Labrador, pflegt traditionelle spirituelle Praktiken, die oft animistisch oder schamanistisch geprägt sind. Archäologische Funde deuten auf rituelle Stätten und spirituelle Symbole hin, die lange vor der europäischen Kolonisation existierten. Moderne indigene Gruppen integrieren zunehmend christliche Elemente, behalten aber kulturelle Zeremonien bei. Andere Religionen wie Islam, Hinduismus oder Judentum sind rar und machen weniger als 2 Prozent aus, was auf die isolierte Lage und geringe Immigration zurückzuführen ist. Etwa 10 bis 15 Prozent der Einwohner bezeichnen sich als konfessionslos oder humanistisch, ein Trend, der seit den 1960er Jahren zunimmt und mit zunehmender Säkularisierung sowie Multiculturalismus zusammenhängt.
Die religiöse Präsenz zeigt sich im Alltag: Schulen und öffentliche Einrichtungen tragen oft heilige Namen (zum Beispiel St. John's oder Holy Heart of Mary), und Feste wie Weihnachten oder Ostern werden provinzweit gefeiert. Dennoch verändert sich die Landschaft: Die Zuwanderung stieg zwischen 2006 und 2016 um 71 Prozent, was zu mehr Diversität führt und jüngere Generationen – insbesondere in Städten wie St. John's – offener für interkulturelle Einflüsse macht. Kirchenbesuche sinken, während Universitäten und Reisen zu einer breiteren Weltsicht beitragen. Insgesamt bleibt Religion auf Neufundland ein verbindendes Element, das die harte atlantische Geschichte von Fischerei, Isolation und Gemeinschaft widerhallt, auch wenn sie sich langsam an eine moderne, pluralistische Gesellschaft anpasst.
Römisch-Katholische Kirche
Das Erzbistum Saint John’s, Neufundland (lateinisch Archidioecesis Sancti Ioannis Terrae Novae) ist eine römisch-katholische Erzdiözese mit Sitz in St. John’s. Dsie besteht aus 34 Pfarreien miut 37 Diözesan- und 11 Ordenspriestern (Stand 2017). Das Erzbistum wurde am 30. Mai 1784 durch Papst Pius VI. als Apostolische Präfektur Neufundland errichtet. Die Apostolische Präfektur Neufundland wurde am 5. Januar 1796 durch Pius VI. zum Apostolischen Vikariat erhoben. Am 4. Juni 1847 wurde das Apostolische Vikariat Neufundland durch Papst Pius IX. zum Bistum erhoben. Das Bistum Neufundland gab am 29. Februar 1856 Teile seines Territoriums zur Gründung des Bistums Harbour Grace ab.
Am 29. Februar 1856 wurde das Bistum Neufundland in Bistum Saint John’s, Neufundland umbenannt. Das Bistum Saint John’s, Neufundland gab am 9. Mai 1870 Teile seines Territoriums zur Gründung der Apostolischen Präfektur West-Neufundland ab. Eine weitere Gebietsabtretung erfolgte am 16. September 1870 zur Gründung der Apostolischen Präfektur Placentia. 1891 wurde die Apostolische Präfektur Placentia wieder aufgelöst und das Territorium wurde dem Bistum Saint John’s, Neufundland angegliedert. Am 8. Februar 1904 wurde das Bistum Saint John’s, Neufundland durch Papst Pius X. zum Erzbistum erhoben. Im jahr 2017 bestand das Erzbistum aus 34 Pfarreien, die von 37 Diözesan- und 11 Ordenspriestern, dazu 2 ständigen Diakonen, 19 Ordensbrüdern und 139 Ordensschwestern betreut wurden.

Apostolische Präfekten von Neufundland
- 1784 - 1796 James Louis O’Donel OFM
Apostolische Vikare von Neufundland
- 1796 - 1806 James Louis O’Donel OFM
- 1807 - 1816 Patrick Lambert OFM
- 1816 - 1830 Thomas Scallan OFM
- 1830 - 1847 Michael Anthony Fleming OFM
Bischöfe von Neufundland
- 1847 - 1850 Michael Anthony Fleming OFM
- 1850 - 1856 John Thomas Mullock OFM
Bischöfe von Saint John’s, Neufundland
- 1856 - 1869 John Thomas Mullock OFM
- 1870 - 1893 Thomas James Power
- 1894 - 1904 Michael Francis Howley
Erzbischöfe von Saint John’s, Neufundland
- 1904 - 1914 Michael Francis Howley
- 1915 - 1950 Edward Patrick Roche
- 1951 - 1979 Patrick James Skinner CIM
- 1979 - 1991 Alphonsus Liguori Penney
- 1991 - 2000 James Hector MacDonald CSC
- 2000 - 2007 Brendan Michael O’Brien, danach Erzbischof von Kingston
- 2007 - 2018 Martin William Currie
- seit 2018 Peter Joseph Hundt
Siedlungen
Die Einwohnerzahlen der neufundländijschen Städte entwickeltnen sich wie folgt:
| Name | Status | Z 1981 | Z 1991 | S 2002 | S 2007 | S 2012 | S 2017 | S 2022 | S 2024 |
| Bay Roberts | Town | 4.512 | 5.470 | 5.349 | 5.540 | 5.921 | 6.141 | 6.167 | 6.349 |
| Carbonear | Town | 4.818 | 4.768 | 4.853 | 4.992 | 4.742 | 4.868 | ||
| Clarenville | Town | 2.878 | 4.475 | 5.278 | 5.432 | 6.153 | 6.413 | 6.695 | 6.916 |
| Conception Bay South | Town | 17.590 | 20.636 | 22.692 | 25.725 | 27.259 | 28.454 | 29.631 | |
| Corner Brook | City | 24.339 | 22.410 | 20.368 | 20.275 | 20.229 | 20.102 | 19.942 | 20.079 |
| Deer Lake | Town | 4.348 | 4.330 | 4.820 | 4.871 | 5.130 | 5.313 | 5.039 | 5.079 |
| Gander | Town | 10.404 | 10.340 | 9.923 | 10.282 | 11.521 | 12.046 | 12.256 | 12.572 |
| Grand Falls - Windsor | Town | 14.512 | 14.690 | 13.645 | 13.542 | 14.124 | 14.375 | 14.347 | 14.398 |
| Marystown | Town | 6.299 | 6.740 | 5.942 | 5.339 | 5.545 | 5.416 | 5.309 | 5.262 |
| Mount Pearl | City | 23.685 | 25.459 | 24.904 | 24.584 | 23.724 | 23.510 | 24.137 | |
| Paradise | Town | 7.360 | 10.414 | 13.840 | 19.381 | 22.518 | 24.344 | 25.401 | |
| Portugal Cove - St. Philip's | Town | 3.726 | 4.565 | 6.094 | 6.863 | 7.732 | 8.408 | 8.779 | 9.083 |
| St. John's | City | 83.770 | 95.770 | 101.554 | 103.090 | 109.877 | 112.121 | 117.223 | 126.154 |
| Stephenville | Town | 8.876 | 7.625 | 7.156 | 6.647 | 6.810 | 6.673 | 6.774 | 6.822 |
| Torbay | Town | 3.394 | 4.705 | 5.728 | 6.554 | 7.724 | 8.151 | 8.126 | 8.301 |
Bay Roberts liegt im Nordosten der Avalon-Halbinsel in Neufundland und Labrador und gilt als eine der ältesten Siedlungen der Region. Die Küstenstadt ist bekannt für ihre malerische Lage am Conception Bay, wo historische Fischerhäuser und moderne Wohnhäuser nebeneinander stehen. Wirtschaftlich basiert sie auf Fischerei, Tourismus und Pendlerverbindungen nach St. John's; der Hafen dient als Anlaufpunkt für Boote und Yachten. Beliebte Attraktionen sind der Cable Avenue Walking Trail mit Aussicht auf die Bucht, das Road to the Sea Museum und jährliche Festivals wie das Klondike Festival, die die lokale Kultur und Geschichte feiern.
Südlich von Bay Roberts erstreckt sich Carbonear entlang der Conception Bay. Als eine der ältesten europäischen Siedlungen Neufundlands, gegründet im 17. Jahrhundert, birgt sie reiche piraten- und handelsgeschichtliche Spuren, darunter die Carbonear Island mit Ruinen alter Befestigungen. Die Stadt lebt von Fischverarbeitung, Einzelhandel und Tourismus; der Princess Sheila Dual Theatre bietet kulturelle Veranstaltungen. Wanderwege wie der Baccalieu Trail und Strände laden zu Outdoor-Aktivitäten ein, während das jährliche Baccalieu Festival die maritime Tradition ehrt.
Weiter westlich im zentralen Neufundland liegt die Stadt Gander, ein internationales Luftfahrtzentrum. Der Gander International Airport spielte eine Schlüsselrolle während des Zweiten Weltkriegs und der Anschläge vom 11. September 2001, als Tausende gestrandete Passagiere von der Gemeinde aufgenommen wurden – ein Ereignis, das im Musical "Come From Away" verewigt wurde. Heute dient der Flughafen als Drehkreuz für Transatlantikflüge; die Wirtschaft umfasst Aviation, Forstwirtschaft und Tourismus. Sehenswürdigkeiten sind das North Atlantic Aviation Museum, der Silent Witnesses Memorial Park und umliegende Seen für Angeln und Wandern.
Am Westufer des Deer Lake im Westen Neufundlands gelegen, dient Deer Lake als Tor zum Gros Morne National Park. Die Stadt ist ein Hub für Outdoor-Enthusiasten mit Aktivitäten wie Kajakfahren, Angeln und Schneemobilfahren; der Humber River fließt hindurch und bietet Forellenfischen. Wirtschaftlich profitiert sie von Tourismus, Landwirtschaft und dem regionalen Flughafen. Attraktionen umfassen den Insectarium, Wanderwege und den jährlichen Strawberry Festival, der lokale Produkte feiert.
Südwestlich von Deer Lake thront Corner Brook auf den Hängen des Blomidon-Gebirges am Humber Arm und ist mit über 20.000 Einwohnern die größte Stadt West-Neufundlands. Als Zentrum für Papierindustrie (Corner Brook Pulp and Paper Mill) und Bildung (Grenfell Campus der Memorial University) pulsiert hier das wirtschaftliche Leben. Die Stadt bietet atemberaubende Ausblicke, Skigebiete wie Marble Mountain und den Captain James Cook Historic Site. Kulturelle Highlights sind das Theatre Newfoundland Labrador und Festivals wie das Humber Valley Strawberry Festival.
Im zentralen Neufundland, östlich von Deer Lake, vereint Grand Falls-Windsor zwei ehemalige Gemeinden zu einer Stadt. Bekannt für die spektakulären Grand Falls am Exploits River – höher als die Niagarafälle in der Breite – ist sie ein Hotspot für Salmon-Fischen und Wassersport. Die Wirtschaft stützt sich auf Forstwirtschaft, Papierproduktion und Tourismus; das Mary March Provincial Museum beleuchtet indigene Beothuk-Geschichte. Jährliche Events wie das Exploits Valley Salmon Festival ziehen Besucher an.
An der Westküste der Insel, südlich von Corner Brook, befindet sich Stephenville mit einer starken US-amerikanischen Militärgeschichte durch die ehemalige Harmon Air Force Base. Heute ist es ein Zentrum für Bildung (College of the North Atlantic) und Tourismus; der Port au Port Peninsula bietet französisch-acadianische Kultur. Strände, Wanderwege und das Stephenville Theatre Festival machen es attraktiv; die Wirtschaft umfasst Fischerei und erneuerbare Energien.
Im Osten Neufundlands, am Trans-Canada Highway, liegt Clarenville, als Servicezentrum für die Bonavista- und Burin-Halbinseln. Die Stadt profitiert von ihrer Lage am Random Sound mit Bootstouren, Whale-Watching und Eisbären-Beobachtungen. Wirtschaftlich basiert sie auf Einzelhandel, Gesundheitswesen und Tourismus; Attraktionen sind der Bare Mountain Trail und das Clarenville Events Centre für Konzerte und Sport.
Die südlichste und östlichste Stadt Nordamerikas, Saint John's, ist die Hauptstadt der Öprovinz Neufundland und Labrador. Bekannt für bunte Jellybean Row-Häuser, den Signal Hill mit Cabot Tower und der George Street als Party-Meile, pulsiert hier das kulturelle Leben. Der Hafen ist ein Knotenpunkt für Kreuzfahrten; Wirtschaftssektoren sind Ölindustrie, Fischerei, Bildung (Memorial University) und Tourismus. Attraktionen umfassen The Rooms Museum, Cape Spear Lighthouse und das St. John's International Airport. In St. John’s beginnt der Trans-Canada Highway No. 1, der quer durch Kanada bis an die Westküste führt. Die Stadt liegt an einem durch vorgelagerte Berge gut geschützten Naturhafen, in dem im Sommer viele Kreuzfahrtschiffe Station machen. Ein Wahrzeichen der Stadt ist der Cabot Tower, der fast von jedem Punkt der Stadt auf dem Signal Hill zu sehen ist.
Nahe der Ostküste der Avalon-Halbinsel, westlich von St. John's, liegt Conception Bay South, die zweitgrößte Stadt der Provinz. Als Vorort von St. John's wächst sie durch Pendler; die Wirtschaft umfasst Dienstleistungen, Fischerei und Tourismus. Malerische Küstenwege wie der Manuels River Trail, Strände und historische Stätten wie die Topsail United Church ziehen Besucher an; jährliche Festivals feiern die lokale Gemeinschaft.
Direkt nördlich von St. John's am Conception Bay liegt Portugal Cove-St. Philip's, bekannt für die Fährverbindung nach Bell Island. Die Gemeinde bietet ländliche Ruhe mit maritimen Ausblicken, Wanderwegen und dem Bell Island Mine Museum. Wirtschaftlich hängt sie von Fischen, Pendeln und Tourismus ab; der Portugal Cove Beach ist ein beliebter Spot für Picknicks.
Westlich angrenzend an St. John's befindet sich Paradise, eine der am schnellsten wachsenden Vororte Neufundlands. Mit moderner Infrastruktur, Einkaufszentren und dem Paradise Double Ice Complex für Sport ist sie familienfreundlich. Die Wirtschaft basiert auf Dienstleistungen und Pendlerjobs; Parks wie der Octagon Pond und Wanderwege bieten Erholung.
Südwestlich von St. John's befindet sich der Vorort Mount Pearl, eine vollständig urbanisierte Stadt mit starkem Fokus auf Sport und Freizeit. Der Glacier Arena und der Mount Pearl Summit Centre hosten Eishockey und Events; die Wirtschaft umfasst Einzelhandel und Regierungsdienste. Grüne Räume wie der Waterford River Trail laden zu Spaziergängen ein.
Nördlich von St. John's an der Atlantikküste liegt Torbay mit einer reichen irisch-portugiesischen Fischereigeschichte. Strände wie Torbay Beach, Klippenwanderungen und der Father Troy's Trail bieten Naturerlebnisse; Whale-Watching ist saisonal populär. Die Gemeinde pendelt größtenteils nach St. John's und feiert das Torbay Folk Festival.
Auf der Burin-Halbinsel im Süden der Insel befindet sich Marystown, ein Zentrum der Schiffbauindustrie mit der Marystown Shipyard. Die maritime Lage am Placentia Bay bietet Fischerei und Meeresfrüchte-Verarbeitung; Attraktionen sind das Marystown Heritage Museum und Wanderwege. Jährliche Events wie das Burin Peninsula Festival betonen die regionale Identität.
Verkehr
Die Insel ist nur über Fähren oder per Flugzeug erreichbar, was den Schiffsverkehr zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Mobilität macht. Gleichzeitig prägen raue Wetterbedingungen, Wildtiere und lange, einsame Strecken den Straßenverkehr. Im Folgenden ein zusammenhängender Überblick über beide Verkehrssysteme, basierend auf aktuellen Quellen und Stand November 2025.
Straßenverkehr
Das Straßennetz Neufundlands umfasst rund 10.000 Kilometer, davon der Großteil asphaltiert. Die wichtigste Lebensader ist der Trans-Canada Highway (Route 1), eine gut ausgebaute, meist vierspurige Straße, die die Insel von West nach Ost durchquert – von Port aux Basques, dem Fährhafen im Südwesten, bis nach St. John’s, der Hauptstadt im Osten. Die Strecke ist etwa 900 Kilometer lang und führt durch spektakuläre Landschaften: vorbei an Fjorden, Nationalparks wie Gros Morne und dem Terra Nova sowie durch kleine Fischerdörfer. Geschwindigkeitslimits liegen bei 100 km/h auf Highways, 50 km/h in Ortschaften und oft 30 bis 40 km/h in Wohngebieten. Die Royal Canadian Mounted Police (RCMP) kontrolliert streng, besonders Alkohol am Steuer (0,08 Promille, Nulltoleranz unter 21).
Gefahren wird auf der rechten Straßenseite. Besondere Problembereiche sind Elche (Moose) – mit über 120.000 Tieren auf der Insel eine der häufigsten Unfallursachen. Sie treten vor allem in der Dämmerung auf, und ein Zusammenstoß kann tödlich enden. Warnschilder sind überall, und Autofahrer sollten bei Nebel oder Nachtfahrten die Geschwindigkeit auf 80 km/h oder weniger reduzieren. Auch das Wetter spielt eine große Rolle: Starke Winde, plötzlicher Schneefall und dichter Nebel sind typisch, besonders im Herbst und Winter. Seit dem 1. November 2025 gilt die Winterreifenpflicht bis mindestens April – Schneeketten sind bei extremem Wetter ratsam. Aktuelle Verkehrs- und Wettermeldungen liefert die offizielle 511-App oder Website der Provinzregierung.
Nebenstraßen, oft mit Nummern ab 400 oder 500, sind schmaler, kurviger und teilweise unbefestigt (Gravel). Tankstellen können bis zu 200 Kilometer auseinander liegen – ein voller Tank und Proviant sind Pflicht. Für Radfahrer gibt es den T’Railway, ein 1.350 km langes ehemaliges Eisenbahnnetz, das sich quer durch die Insel zieht. Es ist autofrei, aber uneben, und Bärenbegegnungen sind möglich. Öffentliche Busse (zum Beispiel DRL Coachlines) verbinden nur die großen Städte – für individuelle Reisen ist ein Mietwagen (am besten ein SUV) unverzichtbar. Deutsche Führerscheine sind gültig, ein internationaler Führerschein wird jedoch empfohlen.
Schiffsverkehr
Der neufunbdländijsche Schiffsverkehr ist nicht nur Verkehrsmittel, sondern Existenzgrundlage, Versorgung, Verbindung und Abenteuer in einem. Er pulsiert in drei Rhythmen: den großen Fähren, den kleinen Küstenschiffen und dem unsichtbaren Frachtverkehr – alles gesteuert vom Wetter, den Gezeiten und der unbändigen Kraft des Nordatlantiks.
Die Marine Atlantic betreibt die beiden einzigen regelmäßigen Lifelines von North Sydney (Nova Scotia) nach Neufundland. Die Westroute nach Port aux Basques dauert 6 bis 8 Stunden, fährt ganzjährig und bis zu viermal täglich. Hier steigen Autos, Wohnmobile und LKW auf Schiffe wie die MV Ala’suinu oder Highlanders, die bis zu 500 Fahrzeuge und 1.200 Menschen fassen. Kaum angekommen, rollt man direkt auf die Trans-Canada Highway – die Reise beginnt sofort. Die Ostroute nach Argentia ist länger (14 bis 16 Stunden), dafür saisonal (Juni bis September) und spart 900 Kilometer Inselstraße. Wer nach St. John’s will, schläft an Bord in einer Kabine und wacht vor der Hauptstadt auf. Beide Strecken sind buchungspflichtig, im November 2025 oft stürmisch – Verspätungen von Stunden bis Tagen sind normal. Die Website von Marine Atlantic ist Pflicht, ebenso wie ein Blick auf Wind und Wellen.
Für die abgelegenen Küstenorte – die sogenannten outports – sorgen kleinere, staatlich subventionierte Fähren und Passagierschiffe. Von St. Barbe nach Blanc-Sablon (Labrador-Grenze) sind es 90 Minuten, von Farewell nach Fogo Island oder Change Islands bis zu 75 Minuten. Schiffe wie die MV Kamutik W verbinden auch Süd-Labrador mit Neufundland, bringen Post, Lebensmittel und Menschen in Orte, die keine Straße kennen. Fahrpläne sind flexibel, Wetter ist Chef: Im Winter friert das Meer, im Frühjahr treiben Eisberge, im Herbst toben Stürme. Wer hier fährt, plant mit Puffer – und mit Respekt vor der See.
Der Frachtverkehr ist das Herz der Versorgung. Über 90 Prozent aller Waren – von Bananen bis Baumaschinen – kommen per Containerschiff. Oceanex fährt wöchentlich aus Halifax und Montreal, legt in St. John’s, Corner Brook oder Lewisporte an. Ohne diese unsichtbaren Riesen gäbe es kein Benzin, kein Brot, kein Baumaterial. Sie laufen nachts ein, löschen, laden, verschwinden wieder – stille Riesen im Nebel.
In der Sommersaison (Mai bis Oktober) gesellen sich Kreuzfahrtschiffe hinzu. St. John’s empfängt bis zu 300.000 Gäste pro Jahr, Corner Brook und Port aux Basques sind kleinere, aber wachsende Häfen. Reedereien wie Princess oder Royal Caribbean nutzen die Küste als Kulisse für Eisberge, Wale und die dramatische Landschaft des Gros Morne Nationalparks.
Das Meer ist jedoch kein zuverlässiger Partner. Wellen bis zehn Meter, dichter Nebel, Treibeis im Frühjahr und Herbststürme ab September bestimmen den Takt. Die kanadische Küstenwache bricht Eis, Marine Atlantic setzt auf Hybrid-Schiffe, um Emissionen zu senken. Und doch: Wer eine Fähre bucht, bucht auch Ungewissheit. Eine Überfahrt ist nie Routine – sie ist Erlebnis. Wale tauchen neben dem Bug auf, Sonnenaufgänge malen den Himmel rot, und manchmal schaukelt das Schiff wie eine Wiege im Orkan.
Flugverkehr
Auf Neufundland und labrador befinden sich folgende Flughäfen:
| Ort | Name des Flughafens | ICAO | TCLID | IATA | Koordinaten |
| Bell Island | Bell Island Airport | CCV4 | 47°38′00″N 052°59′00″W | ||
| Black Tickle | Black Tickle Airport | CCE4 | YBI | 53°28′12″N 055°47′15″W | |
| Botwood | Exploits Valley (Botwood) Airport | CCP2 | 49°03′22″N 055°26′53″W | ||
| Burgeo | Burgeo (Calder Health Care Corp) Heliport | CBC9 | 47°36′47″N 057°37′24″W | ||
| Cartwright | Cartwright Airport | CYCA | YRF | 53°40′58″N 057°02′31″W | |
| Charlottetown | Charlottetown Airport | CCH4 | YHG | 52°45′54″N 056°06′56″W | |
| Churchill Falls | Churchill Falls Airport | CZUM | ZUM | 53°33′43″N 064°06′23″W | |
| Clarenville | Clarenville Airport | CCZ3 | 48°16′29″N 053°55′26″W | ||
| Conne River | Conne River Water Aerodrome | CCR8 | 47°55′30″N 055°34′40″W | ||
| Deer Lake | Deer Lake Regional Airport | CYDF | YDF | 49°12′40″N 057°23′29″W | |
| Fogo | Fogo Aerodrome | CDY3 | 49°39′27″N 054°14′15″W | ||
| Foxtrap | Long Pond Heliport | CCX2 | 47°30′58″N 052°58′51″W | ||
| Gander | Gander (James Paton Memorial Regional Health Centre) Heliport | CGH2 | 48°57′19″N 054°37′38″W | ||
| Gander | Gander International Airport | CYQX | YQX | 48°56′13″N 054°34′05″W | |
| Grand Falls-Windsor | Grand Falls-Windsor Heliport | CFW8 | 48°55′29″N 055°38′50″W | ||
| Happy Valley-Goose Bay | CFB Goose Bay (Goose Bay Airport) | CYYR | YYR | 53°19′09″N 060°25′33″W | |
| Happy Valley-Goose Bay | Goose (Otter Creek) Water Aerodrome | CCB5 | 53°21′00″N 060°25′00″W | ||
| Harbour Grace | Harbour Grace Airport | CHG2 | 47°41′08″N 053°15′14″W | ||
| Hopedale | Hopedale Airport | CYHO | YHO | 55°26′54″N 060°13′43″W | |
| Makkovik | Makkovik Airport | CYFT | YMN | 55°04′38″N 059°11′15″W | |
| Mary's Harbour | Mary's Harbour Airport | CYMH | YMH | 52°18′10″N 055°50′52″W | |
| Nain | Nain Airport | CYDP | YDP | 56°33′02″N 061°40′56″W | |
| Natuashish | Natuashish Airport | CNH2 | YNP | 55°54′50″N 061°11′04″W | |
| Port au Choix | Port au Choix Airport | CCM4 | 50°41′20″N 057°19′53″W | ||
| Port Hope Simpson | Port Hope Simpson Airport | CCP4 | YHA | 52°31′41″N 056°17′10″W | |
| Postville | Postville Airport | CCD4 | YSO | 54°54′37″N 059°47′07″W | |
| Rigolet | Rigolet Airport | CCZ2 | YRG | 54°10′47″N 058°27′27″W | |
| South Brook | South Brook Water Aerodrome | CCT5 | 49°01′00″N 057°38′00″W | ||
| Springdale | Springdale Airport | CCD2 | 49°28′44″N 056°10′41″W | ||
| Springdale | Springdale/Davis Pond Water Aerodrome | CDU4 | 49°33′00″N 056°03′00″W | ||
| St. Andrews | St. Andrews (Codroy Valley) Airport | CDA5 | 47°46′33″N 059°18′45″W | ||
| St. Anthony | St. Anthony Airport | CYAY | YAY | 51°23′31″N 056°04′59″W | |
| St. John’s | St. John’s (Universal) Heliport | CDC2 | 47°36′30″N 052°43′37″W | ||
| St. John’s | St. John’s (Paddys Pond) Water Aerodrome | CCQ5 | 47°28′00″N 052°54′00″W | ||
| St. John’s | St. John’s International Airport | CYYT | YYT | 47°37′07″N 052°45′09″W | |
| St. Lewis | St. Lewis (Fox Harbour) Airport | CCK4 | YFX | 52°22′22″N 055°40′26″W | |
| Stephenville | Stephenville International Airport | CYJT | YJT | 48°32′29″N 058°33′00″W | |
| Thorburn Lake | Thorburn Lake Water Aerodrome | CCW5 | 48°16′00″N 054°09′00″W | ||
| Voisey's Bay Mine | Voisey's Bay Aerodrome | CVB2 | 56°20′41″N 062°05′17″W | ||
| Wabush | Wabush Airport | CYWK | YWK | 52°55′22″N 066°51′53″W | |
| Wabush | Wabush Water Aerodrome | CCX5 | 52°56′00″N 066°54′00″W | ||
| Williams Harbour | Williams Harbour Airport | CCA6 | YWM | 52°34′03″N 055°47′06″W | |
| Winterland | Winterland Airport | CCC2 | 47°08′13″N 055°19′45″W |
Nicht mehr existierende Flughäfen
| Ort | Name | ICAO | TCLID | IATA | Koordinaten |
| Argentia | Naval Station Argentia | 47°18′22″N 053°59′24″W | |||
| Bay d'Espoir | Bay d'Espoir Aerodrome | CCX4 | 47°57′30″N 055°51′14″W | ||
| Davis Inlet | Davis Inlet Aerodrome | CCB4 | YDI | 55°53′51″N 060°54′28″W | |
| Stephenville | Ernest Harmon Air Force Base | 48°32′29″N 058°33′00″W | |||
| Hope Brook | Hope Brook Aerodrome | 47°43′21″N 058°03′33″W | |||
| Saglek Bay | Saglek Airport (RCAF Station Saglek) | CYSV | YSV | 58°28′28″N 062°39′15″W |
Der Saint John’s International Airport liegt etwa zehn Minuten nordöstlich der Innenstadt von St. John’s in Neufundland und dient als wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit rund 1,5 Millionen Passagieren jährlich sowie etwa 1.300 militärischen Flugbewegungen. Er bietet planmäßige Inlandsverbindungen nach Halifax, Montreal, Ottawa und Toronto sowie internationale Flüge nach London, New York City, Saint-Pierre und Miquelon sowie Varadero. Bedient wird der Flughafen von Airlines wie Air Canada, Air Canada Jazz, Air Saint-Pierre, Air Transat, Porter Airlines, WestJet und weiteren.
Die Idee eines Flughafens in der Region entstand 1939 aus Angst vor deutschen Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg. Nach der Entscheidung 1940 begann der Bau 1941, und am 15. Dezember 1941 wurde der Flughafen als Torbay Airport eröffnet – benannt nach dem nahegelegenen Ort. Bereits im Oktober 1941 fanden die ersten Landungen statt, darunter von Boeing B-17 und einem B-24-Bomber. Während des Krieges diente er als wichtige Durchgangsstation für amerikanische Kampfflugzeuge nach Europa, mit dauerhaft stationiertem US-Personal.
Ab dem 1. April 1946 wurde der Flughafen zivil genutzt, während der militärische Teil als RCAF Station Torbay weiterbetrieben wurde. Das kanadische Verkehrsministerium übernahm die Verantwortung. Nach einem Brand des Kontrollturms im März 1946 arbeiteten die Lotsen bis 1952 provisorisch. Von 1953 bis 1964 lag die Leitung wieder bei den kanadischen Streitkräften. Am 1. April 1964 endete die militärische Dauerpräsenz endgültig, der Flughafen wurde in St. John’s International Airport umbenannt und vollständig zivil.
Zur Modernisierung wurde 1976 ein neuer Kontrollturm in Betrieb genommen und 1981 ein altes Terminal von 1958 durch ein modernes Gebäude ersetzt. Vor 1990 nutzten viele Transatlantikflüge den Flughafen zum Auftanken, wenn auch weniger intensiv als Gander oder Halifax. Technisch ist der Flughafen mit einem Instrumentenlandesystem (ILS) für die Landebahnen 11, 16 und 29 ausgestattet, wobei die Hauptbahn 11/29 eine Hochleistungsanflugbefeuerung vom Typ ALSF-2 besitzt. Zur Navigation stehen ein VOR (Kennung YYT) und drei NDBs (NL, YT, ZNF) für Nichtpräzisionsanflüge zur Verfügung.
| Airlines | Ziele |
| Air Canada | London–Heathrow, Toronto–Pearson, saisonal: Halifax, Ottawa |
| Air Canada Express | Deer Lake, Gander, Goose Bay, Halifax, Montréal–Trudeau |
| Air Canada Rouge | saisonal: Montréal–Trudeau |
| Air Saint-Pierre | Saint-Pierre |
| PAL Airlines | Gander, Deer Lake, Stephenville International Airport, St. Anthony, Goose Bay |
| Porter Airlines | saisonal: Halifax, Montréal–Trudeau, Ottawa, Toronto–Billy Bishop |
| Sunwing Airlines | saisonal: Cancun, Cayo Coco, Montego Bay, Toronto–Pearson, Varadero |
| WestJet | Orlando, Toronto–Pearson, saisonal: Calgary, Edmonton, Fort Lauderdale, Tampa |
| WestJet Encore | Halifax |
Saint John’s International Airport:
- ursprüngliche Bezeichnung: Torbay Airport
- Code: YYT / CYYT
- Lage: 47°37‘07“ N, 52°45‘07“ W
- Seehöhe: 151 m (461 ft)
- Entfernung: 6 km nordwestlich von Saint John‘s
- Inbetriebnahme: 15. Dezember 1941
- Betreiber: St. John's Airport Authority
- Terminal: 1
- Rollbahnen: 3
- Länge der Rollbahnen: 2591 m, 2135 m (beide Asfalt) und 1533 m (Asfaltbeton)
- Fluggesellschaften: 9
- Flugzeug-Standplätze: ca. 80
- jährliche Passagierkapazität:
- jährliche Frachtkapazität:
- Statistik: Jahr Flugbewegungen Passagiere Fracht in t
2019 1 435 013 41 788
Wirtschaft
Seit den Anfängen ihrer Besiedlung sind Neufundland und Labrador höchst abhängig von ihren Naturressourcen. Lange Zeit war die Arbeitslosigkeit recht hoch, insbesondere auch in Krisenzeiten. Sehr abhängig war man lange von der Fischerei, die immer noch eine wichtige Rolle spielt. Mittlerweile haben die Ölvorkommen der Provinz etwas Wohlstand beschert. Auch Aquakulturen mit Lachs und Muscheln florieren. Landwirtschaft ist schwieriger und beschränkt sich auf die wärmeren Regionen um St. John’s. Angebaut werden Kartoffeln, Kohl, Möhren und Steckrüben. Aus Blau- und Preisebeeren gewinnt man Marmelade oder stellt Wein her. Auch der Tourismus ist in der Provinz im Aufwind, beschränkt sicher aber hauptsächlich auf die Monate Juni bis September.
Landwirtschaft
Die Wurzeln der Landwirtschaft auf Neufundland reichen bis in die Zeit der europäischen Siedler zurück. Ab dem 17. Jahrhundert brachten britische, irische und schottische Einwanderer Viehzucht und Ackerbau mit, um die Abhängigkeit von der Fischerei zu mindern. Die Amerikanische Revolution (1775 bis 1783) führte zu einem Boom der Rodungsaktivitäten: Allein in Neufundland wurden 3.100 Hektar Land urbar gemacht, um die Nahrungsmittelversorgung zu sichern. Historisch dienten Ponys wie das robuste Neufundland-Pony als Zugtiere für den Pflug, den Transport von Seetang als Dünger oder das Ziehen von Holz aus den Wäldern. Diese vielseitigen Tiere, die auf Rassen wie dem Dartmoor- oder Connemara-Pony basieren, waren bis Mitte des 20. Jahrhunderts essenziell, da sie bis zu 9.000 Exemplare zählten. Mit der Mechanisierung und dem Rückgang der traditionellen Landwirtschaft geriet die Rasse jedoch an den Rand des Aussterbens. Boni der Kolonialregierung für den Kauf von Rindern oder die Teilnahme an landwirtschaftlichen Ausstellungen förderten den Sektor, doch die Fischerei blieb dominant – vor allem der Kabeljaufang in den legendären Grand Banks vor der Küste.
Heute ist die Landwirtschaft in Neufundland und Labrador auf kleine, familiengeführte Betriebe beschränkt, die sich auf Viehzucht und begrenzte Pflanzenproduktion konzentrieren. Milchproduktion und Rinderzucht sind die Hauptpfeiler, ergänzt durch Schaf- und Geflügelhaltung. Nur ein winziger Prozentsatz des Landes eignet sich für den Gartenbau, da Wälder und Tundra überwiegen; Beerensträucher, Kartoffeln oder Gemüse wie Kohl werden in geschützten Tälern angebaut. Die Fischverarbeitung zählt zwar offiziell zur Landwirtschaft, bleibt aber ein separater Zweig, der durch Überfischung und Moratorien (wie den Dorsch-Fangstopp seit 1992) stark beeinträchtigt ist – trotz Milliardeninvestitionen der kanadischen Regierung in Umstrukturierungen. In Labrador, dem kontinentalen Teil der Provinz, ist die Landwirtschaft noch sparsamer: Hier dominiert die Subsistenzwirtschaft mit Fokus auf Ren- oder Schafzucht in der Tundra.
Fischerei
Bereits im 16. Jahrhundert lockten die reichen Kabeljau-Bestände europäische Fischer an die Grand Banks, eine der produktivsten Fischgründe der Welt. Der Kabeljau-Fang wurde zum Rückgrat der Kolonialwirtschaft, mit Trockenfisch als Exportgut nach Europa und in die Karibik. Im 20. Jahrhundert führte industrielle Überfischung zum Kollaps der Bestände: 1992 verhängte Kanada ein Moratorium, das Zehntausende Jobs kostete und ganze Gemeinden entwurzelte. Heute erholt sich die Branche langsam durch nachhaltige Quoten, mit Fokus auf Schalentiere wie Krabben, Hummer und Garnelen. Die Fischerei beschäftigt rund 15.000 Menschen und trägt jährlich über 1 Milliarde CAD zur Provinzwirtschaft bei. Moderne Aquakultur-Farmen für Lachs und Muscheln in der Bay of Fundy ergänzen den Wildfang, während Klimawandel und invasive Arten neue Herausforderungen darstellen.
Anfangs wurde die Provinz wegen ihres gewaltigen Fischreichtums an den Grand Banks besiedelt. Wichtigstes Element der fischverarbeitenden Industrie der Provinz war Grundfisch (vor allem Kabeljau). Hinzu kamen andere wichtige Fischarten wie Flunder, Lachs und Dickmaul sowie der Garnelen- und Krabbenfang.
Der wirksame Schutz der reichen Fischgründe vor der Küste Neufundlands gehört seit langem zu den wichtigen Anliegen. Gerade in den letzten Jahren wird die Diskussion darum mit neuem Nachdruck geführt. 1977 erweiterte die kanadische Regierung die Fischereizone vor der Küste der Provinz auf 200 Meilen. Sie versuchte auf diese Weise, den Fischfang vor ihrer Küste besser zu kontrollieren. Zunächst, in den 1980er Jahren, fiel das Resultat dieses Vorgehens positiv aus. Doch dann, 1989, ergaben wissenschaftliche Untersuchungen, daß sich aufgrund verschiedener Faktoren die wichtigsten Grundfisch-Bestände im Atlantik stark vermindert hatten. Seitdem wurden die Fangquoten immer weiter reduziert und darüber hinaus für den Fang bestimmter Fischarten Moratorien erlassen.
Bergbau
Der Bergbau ist die zweite wirtschaftliche Grundlage der Provinz. Er liefert alljährlich Rohstoffe, vor allem Eisenerz aus Labrador, im Wert von rund 700 Millionen Dollar. Gefördert werden aber auch Gold, Asbest, Kalkstein, und Gips. 1994 entdeckte man in Voisey Bay große Nickel-, Kupfer- und Kobalt-Vorkommen. Ein umfassendes Erschließungsprojekt steht kurz vor seinem Beginn.
Historisch dominierte die Eisenerz-Mine auf Bell Island (1860–1966), die Millionen Tonnen für den Stahlbau lieferte. Heute steht Nickel im Vordergrund: Die Voisey's Bay-Mine in Labrador (Teil der Provinz) ist eine der weltgrößten Nickel- und Kupferquellen, betrieben von Vale seit 2005, mit jährlicher Produktion von über 40.000 Tonnen Nickel. Weitere Projekte umfassen Gold in der Ming-Mine und seltene Erden. Der Sektor schafft ca. 6.000 Jobs und generiert Einnahmen von über 2 Milliarden CAD pro Jahr. Umweltbelastungen durch Tailings und Säuremine-Drainage führen zu strengen Regulierungen; indigene Gruppen wie die Innu und Inuit fordern Mitspracherecht. Zukünftige Expansionen zielen auf kritische Mineralien für Batterien ab, um den Übergang zu grüner Energie zu unterstützen.
Vor nicht allzu langer Zeit hat die Entdeckung von Erdöl- und Erdgasvorkommen vor der Küste Newfoundlands eine neue Dimension der Ressourcenwirtschaft aus dem Meer erschlossen. Die Entdeckung des Ölfeldes von Hibernia im Jahre 1979 war Newfoundlands erster Erdölfund. Das Vorkommen wird auf 615 Millionen Faß geschätzt, und die Erdölförderung hat im November 1997 begonnen. Die Bohrinsel Hibernia gilt als das größte technische Bauwerk Nordamerikas.
Die Öl- und Gasförderung dominiert seit den 1990er Jahren: Plattformen wie Hibernia, Terra Nova und Hebron extrahieren täglich über 200.000 Barrel Öl aus dem Atlantik, mit Royalties von rund 1 Milliarde CAD jährlich für die Provinz. Raffinerien in Come By Chance verarbeiten Rohöl.
Handwerk
Von generationenalten Techniken bis hin zu modernen Adaptionen für den Tourismus hat sich das Handwerk auf Neufundland zu einem vitalen Bestandteil der lokalen Identität entwickelt. Es verbindet indigene Traditionen mit europäischen Einflüssen und trägt heute zur wirtschaftlichen Vielfalt bei, insbesondere in ländlichen Gebieten.
Besonders berühmt sind die handgefertigten Wollpullover, die als Symbol der neufundländischen Resilienz gelten. Der Gansey-Sweater, ein engmaschig gestrickter Pullover aus robuster Schafwolle, entstand ursprünglich als funktionale Kleidung für Fischer, die Schutz vor Wind und Wellen bot. Die Muster – oft geometrisch und familiengebunden – erzählten Geschichten von Clans und Regionen. Heute werden diese Pullover in lokalen Kooperativen wie der Nonia in St. John's produziert. Nonia, gegründet in den frühen 1900er Jahren als Frauenkooperative, beschäftigt Strickerinnen, die traditionelle Techniken mit nachhaltiger Wolle von lokalen Schafen kombinieren. Die Pullover sind nicht nur warm und langlebig, sondern auch Kunstwerke, die in Boutiquen und online weltweit verkauft werden. Sie verkörpern die Kontinuität des Handwerks in einer Zeit, in der maschinelle Produktion dominiert.
In den Küstendörfern bleibt das Handwerk eng mit dem Meer verknüpft. Bootbau und Netzreparatur sind lebendige Praktiken, die auf jahrhundertealtem Wissen basieren. Handwerker verwenden Holz aus einheimischen Fichtenwäldern, das für seine Festigkeit und Verfügbarkeit geschätzt wird. In Orten wie Twillingate oder Bonavista Vista bauen Familien kleine Dories oder reparieren Fischernetze mit Knotentechniken, die von irischen und englischen Siedlern übernommen wurden. Diese Arbeiten sind nicht nur praktisch, sondern auch kulturell bedeutsam: Sie erhalten das Know-how für den traditionellen Kabeljau- und Krabbenfang, der trotz moderner Quoten weiterhin eine Rolle spielt. Workshops und Demonstrationen ziehen Besucher an, die die Handgriffe lernen und die Boote auf dem Wasser testen möchten.
Ein faszinierender Aspekt des neufundländischen Handwerks ist die indigene Komponente, die von den Mi'kmaq und Nachfahren der Beothuk getragen wird. Die Mi'kmaq, deren Präsenz auf der Insel bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, produzieren Perlenarbeiten, Lederwaren und Quillwork aus Stachelschweinborsten. Diese Techniken – feine Stickereien mit farbigen Perlen auf Mokassins oder Taschen, oder dekorative Quillwork-Muster auf Rinde und Leder – sind Ausdruck spiritueller und narrativer Traditionen. Quillwork, bei dem Borsten von Stachelschweinen gefärbt und zu filigranen Mustern gewebt werden, war historisch ein Statussymbol. Heute werden diese Kunstformen in Gemeinschaftszentren wie in Conne River gepflegt und auf Märkten präsentiert. Sie erinnern an die resiliente Kultur der First Nations, die trotz Kolonialisierung und dem tragischen Verschwinden der Beothuk (deren Nachfahren kulturelle Elemente bewahren) überlebt hat.
Moderne Handwerker auf Neufundland verbinden Tradition mit zeitgenössischem Flair, oft im Kontext des boomenden Tourismus. In der Avalon-Region, rund um St. John's, blühen Töpfereien auf, die Keramik mit Motiven von Eisbergen, Puffins und der wilden Küste formen. Töpfer wie die in der Quidi Vidi Village Artisan Studios verwenden lokale Tone und Glasuren, um Vasen, Tassen oder Skulpturen zu schaffen, die die ikonische Fauna und Flora einfangen – ein Puffin mit seinem bunten Schnabel als Henkel einer Teekanne. Diese Werke sind souvenirs, die Geschichten erzählen und den Übergang von Funktionalität zu Ästhetik markieren.
Märkte spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung lokaler Produkte. Der St. John's Farmers' Market, jeden Samstag abgehalten, ist ein pulsierender Treffpunkt für Handwerker. Hier finden Besucher alles von handgeschnitzten Holzutensilien über Seifen aus Seealgen bis hin zu Marmeladen aus wilden Beeren. Der Markt stärkt die Community und ermöglicht direkten Austausch zwischen Produzenten und Käufern.
Industrie
Die dritte traditionell wichtige Säule der Wirtschaft Neufundlands ist die Produktion von Zeitungspapier. Dieser Industriezweig besteht hauptsächlich aus den drei Zellstoff- und Papierfabriken in Corner Brook, Grand Falls und Stephenville. Sie sind im Laufe des letzten Jahrzehnts umfassend rationalisiert und modernisiert worden.
Zu den essenziell wichtigen Branchen gehören Lebensmittelverarbeitung (Fischkonserven) und Schiffbau in Marystown. Die Papierindustrie schrumpfte nach Schließung der Mill in Grand Falls-Windsor 2009. Herausforderungen sind hohe Energiepreise und Abhängigkeit von Rohstoffen; die rovinz investiert in grüne Industrie wie Wasserstoffproduktion.
Die Industrie Neufundlands hat sich von der Fischereiabhängigkeit zu einer diversifizierten Hochtechnologie-Basis entwickelt, getrieben von Offshore-Ressourcen und staatlichen Investitionen. Der Schwerpunkt liegt auf Schiffbau und Ölplattform-Montage: Die Marystown Shipyard baut Schiffe für die kanadische Marine und Offshore-Industrie, während Come By Chance eine ehemalige Raffinerie in einen Biodiesel-Betrieb umwandelte. In St. John’s erzeugen High-Tech-Firmen wie Oceana Software für Maritime-Simulationen und Paladin Security für Abwehrsysteme.
Die Provinz zieht durch günstige Strompreise (dank Churchill Falls) Aluminiumschmelzen an, obwohl die geplante Exxon-Projekt scheiterte. Lebensmittelverarbeitung – Fischkonserven in Fortune und Bay Bulls – und Pharmaindustrie (zum Beispiel Geneseeq in St. John’s für Krebsdiagnostik) ergänzen das Bild. Die Industriebetriebe beschäftigen 25.000 Menschen und tragen 15 % zum BIP bei. Regierungsinitiativen wie „Newfoundland and Labrador Industrial Expansion“ fördern Robotik und erneuerbare Energien. Herausforderungen sind Abhängigkeit von Rohölpreisen und Brain Drain, doch Wachstum in der Wasserstoffproduktion verspricht Zukunft.
Wasserwirtschaft
Die Wasserwirtschaft auf Neufundland und Labrador ist geprägt von der außergewöhnlichen hydrologischen Fülle der Region: Die Insel Neufundland allein beherbergt über 200 Flüsse, Tausende von Seen und Teichen sowie jährliche Niederschläge von bis zu 1.500 mm in den küstennahen Gebieten, während das Festland Labrador mit mächtigen Flusssystemen wie dem Churchill River ergänzt wird. Diese reichen Wasserressourcen bilden die Grundlage für Trinkwasserversorgung, Energieerzeugung, Abwasserbehandlung, Umweltschutz und wirtschaftliche Nutzung, stehen jedoch vor Herausforderungen durch historische Konflikte, indigene Rechte und den fortschreitenden Klimawandel.
Kernstück der Energiegewinnung ist das Churchill Falls-Kraftwerk in Labrador, eines der größten Wasserkraftwerke der Welt mit einer installierten Leistung von 5.428 MW und einer jährlichen Erzeugung von rund 34 TWh Strom, der hauptsächlich nach Quebec und in die USA exportiert wird. Der Churchill River, ursprünglich ein natürlicher Abfluss in den Atlantik mit einem Einzugsgebiet von über 92.000 km² und einem durchschnittlichen Abfluss von 1.750 m³/s, wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren durch massive Dammbauten – darunter der 88 m hohe Ossokmanuan-Staudamm – umgeleitet und in ein künstliches Reservoir von 6.500 km² verwandelt. Diese Umleitung schafft eine Fallhöhe von 312 m und eine Effizienz von über 90 %, führte jedoch zu tiefgreifenden Konflikten: Die Überflutung traditioneller Jagd- und Fischgründe verletzte die Rechte der Innu, der indigenen Nation Labradors, und der langfristige Stromliefervertrag mit Hydro-Québec von 1969 sichert Neufundland nur einen Bruchteil der Einnahmen (rund 100 Mio. CAD/Jahr bei einem Marktwert von über 5 Mrd. CAD). Erst 2023 wurde eine Neuverhandlung erreicht, die ab 2041 jährlich rund 1 Mrd. CAD an die Provinz bringen soll. Ergänzend plant das umstrittene Muskrat Falls-Projekt eine Erweiterung um 824 MW, das jedoch durch Kostenexplosionen (von 7 auf 13 Mrd. CAD) und Umweltbedenken wie Quecksilberfreisetzung belastet ist. Auf der Insel decken kleinere Anlagen wie Bay d’Espoir (604 MW) den lokalen Bedarf; insgesamt liefert Wasserkraft 80–90 % des provincialen Stroms.
Die Trinkwasserversorgung basiert auf hochwertigen, geschützten Oberflächenquellen: Über 85 % der etwa 520.000 Einwohner beziehen ihr Wasser aus Seen und Flüssen, die durch mehr als 300 Protected Public Water Supply Areas gesichert sind. In der Hauptstadt St. John’s (ca. 110.000 Einwohner) stammt das Wasser primär aus Windsor Lake (40 Mio. m³ Kapazität) und dem Broad Cove River; es wird chloriert, fluoridiert und erfüllt kanadische Gesundheitsstandards. Ein Leitungsnetz von 1.200 km wird seit 2020 mit smarten Metern modernisiert, um Leckagen (20 bis 30 %) zu reduzieren. In ländlichen Gebieten dominieren private Brunnen oder kleine Stauseen, während abgelegene Gemeinden wie auf Fogo Island autark versorgt werden. Regelmäßige Tests auf PFAS, Bakterien und andere Kontaminanten sowie Investitionen in UV-Desinfektion und Filtration gewährleisten die Qualität.
Das Abwassermanagement ist stadt-land-geprägt: In urbanen Zentren wie St. John’s reinigt die Riverhead Wastewater Treatment Facility (seit 2008) bis zu 50.000 m³ Abwasser täglich durch sekundäre biologische Behandlung mit Phosphor- und Stickstoffentfernung, bevor es mit strengen Grenzwerten (<1 mg/l Phosphor) in den Atlantik geleitet wird. Ähnliche Anlagen gibt es in Corner Brook und Labrador City. In ländlichen Regionen jedoch nutzen rund 40 % der Haushalte Septiktanks und Drainfields, die zwar reguliert sind (Mindestabstand zu Gewässern: 30 m), aber durch Alterung zunehmend Grundwasser belasten. Die Provinz subventioniert daher Modernisierungen, etwa durch aerobe Systeme.
Extremereignisse wie Hurricane Fiona 2022 verursachten verheerende Überschwemmungen, die Infrastruktur zerstörten und die Notwendigkeit besserer Dämme, Deiche und Frühwarnsysteme unterstrichen. Steigende Meeresspiegel und intensivere Stürme bedrohen Küstenanlagen, während veränderte Niederschlagsmuster die Wasserverfügbarkeit beeinflussen.
Wirtschaftlich nutzt Neufundland seine Wasserressourcen auch durch den Export von Flaschenwasser, insbesondere Iceberg Water aus geschmolzenen Eisbergen vor der Küste, sowie durch strenge Regulierung von Fischereiquoten zum Schutz von Süßwasserökosystemen. Insgesamt zielt die Wasserwirtschaft auf Nachhaltigkeit, Resilienz und gerechte Teilhabe ab – eine Balance zwischen natürlicher Fülle, technischer Nutzung und sozialer Verantwortung.
Energiewirtschaft
Die Energiewirtschaft Neufundlands basiert auf einer einzigartigen Mischung aus Wasserkraft, Offshore-Öl und Gas sowie aufstrebenden Erneuerbaren. Das Churchill Falls Hydro-Projekt in Labrador (5.400 MW) liefert günstigen Strom nach Québec und exportiert Milliarden CAD. Offshore-Felder wie Hibernia, Terra Nova und White Rose produzieren täglich 200.000 Barrel Öl, was 20 % des BIP ausmacht und 10.000 Jobs schafft. Muskrat Falls (824 MW) erweitert die Wasserkraft, trotz anfänglicher Kostenüberschreitungen. Windenergie wächst: Das Lihou-Projekt (270 MW) und geplante Offshore-Windparks vor der Küste nutzen stürmische Winde. Grüner Wasserstoff boomt: Seit 2023 plant Centric Hydrogen eine 1-MW-Anlage in Corner Brook, unterstützt durch Föderalförderung. Die Provinz strebt 4,4 GW Erneuerbare bis 2030 an. Kernenergie ist tabu wegen Umweltbedenken, doch Biomasse aus Wäldern ergänzt. Die Newfoundland and Labrador Hydro-Regie monopolisiert Strom, mit Exporten nach den USA. Übergang zu Net-Zero treibt Investitionen von 20 Milliarden CAD an.
Abfallwirtschaft
Die Abfallwirtschaft Neufundlands zielt auf Kreislaufwirtschaft ab, mit Fokus auf Recycling und Deponie-Reduktion in einer dünn besiedelten Provinz. Die Robin Hood Bay Landfill bei St. John’s verarbeitet 90 % des Hausmülls der Insel (rund 300.000 Tonnen jährlich) mit Methan-Gewinnung für Strom. Multi-Material-Stewardship Board (MMSB) betreibt 50 Recyclingzentren, die Plastik, Papier und Aluminium sammeln – Recyclingrate: 35 %. Kompostierung in Corner Brook wandelt Organisches in Dünger um, reduziert Methan um 50 %. Offshore-Abfall von Ölfeldern wird streng reguliert: Zero-Discharge-Politik seit 2010. Die Provinz verbietet Einwegplastik seit 2022 und fördert Extended Producer Responsibility.
Handel
Der moderne Handel auf Neufundland ist eine Mischung aus großen kanadischen Ketten, lokalen Unternehmen und einem wachsenden Online-Segment. Große Einzelhandelsketten wie Walmart, Loblaws, Sobeys, Canadian Tire und Costco dominieren das Bild in den städtischen Einkaufszentren. Diese bieten alles von Lebensmittel und Haushaltswaren über Elektronik bis hin zu Outdoor-Ausrüstung – unverzichtbar in einer Region, in der Wandern, Angeln und Schneemobilfahren zum Alltag gehören. Besonders beliebt sind Discounter wie No Frills und Giant Tiger, die auf preisbewusste Einheimische abzielen, denn die Lebenshaltungskosten liegen aufgrund der Insellage und der hohen Transportkosten etwa 15 % über dem kanadischen Durchschnitt.
Das Avalon Mall in St. John’s ist mit über 120 Geschäften und 45.000 Quadratmetern das unumstrittene Handelszentrum der Insel. Hier finden sich neben internationalen Marken wie H&M, Sport Chek und Bath & Body Works auch ein großes Cineplex-Kino und ein vielfältiger Food Court mit kanadischen Klassikern wie Tim Hortons und Swiss Chalet. Es ist nicht nur Einkaufsort, sondern auch sozialer Treffpunkt – besonders im Winter, wenn draußen Stürme toben. Ähnlich wichtig ist das Stavanger Drive Shopping Centre im Nordosten von St. John’s, wo Costco und Best Buy für Groß- und Technikeinkäufe sorgen, während das Village Shopping Centre in Conception Bay South den Alltagsbedarf der Vorstädter deckt.
An der Westküste übernimmt die Corner Brook Plaza diese Rolle. Mit Canadian Tire und Atlantic Superstore als Anker dient sie als Versorgungszentrum für die gesamte Bay of Islands-Region und zieht auch Touristen an, die auf dem Weg zum Gros Morne Nationalpark Vorräte oder Ausrüstung benötigen. Kleinere Plazas wie Galway Plaza in Mount Pearl oder Torbay Road Plaza ergänzen das Netz und bieten oft günstigere Alternativen.
Neben den Malls blüht ein lokaler und spezialisierter Handel. In St. John’s ziehen die George Street und das Water Street-Viertel mit unabhängigen Boutiquen, Kunstgalerien und Souvenirläden Besucher an. Hier gibt es handgefertigte Wollpullover, Seal-Skin-Produkte, Eisberg-Wodka und Kunst aus Treibholz – oft direkt von neufundländischen Künstlern. Der Quidi Vidi Village hat sich zu einem kreativen Hotspot entwickelt: Neben der bekannten Quidi Vidi Brewery finden sich kleine Läden mit Seife, Keramik und lokal geräuchertem Fisch.
Saisonale Farmers’ Markets – etwa der St. John’s Farmers’ Market im Murray Premises oder der Corner Brook Farmers’ Market – sind besonders samstags belebt. Hier verkaufen Bauern aus der Umgebung Kartoffeln, Beeren, hausgemachten Käse und Backwaren. Im Sommer gesellen sich Kunsthandwerker hinzu, im Herbst dominieren Kürbisse und Wildprodukte. Diese Märkte sind nicht nur Einkaufsorte, sondern auch kulturelle Veranstaltungen mit Live-Musik und Geschichtenerzählern.
Der Online-Handel hat in den letzten Jahren stark zugenommen, unterstützt durch Plattformen wie Amazon.ca, Walmart.ca und lokale Dienste wie NL Classifieds. Viele Einwohner bestellen Möbel, Elektronik oder Kleidung online und holen sie in Abholstationen ab – eine praktische Lösung bei langen Wintern und begrenzter Auswahl vor Ort. Gleichzeitig kämpfen kleine Geschäfte mit der Konkurrenz, weshalb Initiativen wie „Shop Local NL“ oder Rabattaktionen in der Vorweihnachtszeit an Bedeutung gewinnen.
Trotz aller Modernisierung bleibt der Handel auf Neufundland tief mit der Natur und Geschichte verbunden. Fischereibedarfsgeschäfte verkaufen Netze, Haken und wetterfeste Kleidung, Outdoor-Läden bieten Schneeschuhe und Eisbär-Sprays (für Labrador-Reisen). Und in jeder größeren Ortschaft gibt es mindestens einen Convenience Store – oft ein Powell’s oder Colemans – der rund um die Uhr geöffnet hat und neben Milch und Brot auch Lotto-Tickets, Angelköder und heiße Suppe anbietet.
Finanzwesen
Ein dichtes Netz aus Filialen der großen kanadischen Banken, starken Kreditgenossenschaften und modernen digitalen Anbietern sorgt dafür, dass vom Fischer in Twillingate bis zum Ingenieur in St. John’s jeder zuverlässig Geld bewegen, sparen oder leihen kann.
Die fünf großen Chartered Banks – RBC Royal Bank, Scotiabank, TD Canada Trust, CIBC und BMO Bank of Montreal – bilden das Rückgrat. Sie haben Filialen in allen größeren Orten: St. John’s (mit mehreren Standorten), Corner Brook, Gander, Grand Falls-Windsor und Stephenville. RBC führt mit über 60 Geldautomaten, TD bietet die längsten Öffnungszeiten (oft bis 18 Uhr werktags), Scotiabank ist bei Hypotheken für Neubauten beliebt, CIBC punktet mit US-Dollar-Konten für „Snowbirds“ (Rentner, die den Winter in Florida verbringen), und BMO lockt mit günstigen Wechselkursen für Euro und Pfund. Alle akzeptieren Interac, Visa Debit und Apple Pay; Abhebungen am eigenen Automaten sind kostenlos, bei Fremdautomaten fallen 2,50 bis 3 Dollar an.
Besonders stark sind jedoch die Kreditgenossenschaften, allen voran die Newfoundland & Labrador Credit Union (NLCU). Mit Hauptsitz in der Freshwater Road in St. John’s und 14 Filialen von Happy Valley-Goose Bay bis Port aux Basques ist sie die erste Wahl für viele Einheimische. NLCU-Konten haben keine Grundgebühren, Sparzinsen sind höher als bei den Großbanken, und Überweisungen an jede kanadische Bank sind gratis. Fischer, Lehrer und Rentner schätzen die Nähe und den persönlichen Service. An der Westküste ergänzt die Eagle River Credit Union das Angebot – spezialisiert auf günstige Kredite für Boote und Schneemobile zu 4,9 Prozent.
Der digitale Wandel hat Neufundland fest im Griff: Über 60 Prozent der Bewohner nutzen täglich Mobile Banking – mehr als im kanadischen Durchschnitt. Tangerine (Scotiabank-Tochter), Simplii Financial (CIBC) und EQ Bank bieten Konten ohne Filialen, aber mit Nullgebühren, Gratis-Schecks und bis zu 3,5 Prozent Zinsen auf Sparkonten. Viele bestellen online, holen Pakete in Abholstationen ab oder zahlen kontaktlos – selbst in kleinen Fish-&-Chips-Läden in Fogo Island funktioniert „Tap“.
Für Unternehmen gibt es Speziallösungen: RBC und die staatliche Business Development Bank of Canada (BDC) finanzieren Offshore-Projekte, NLCU vergibt Kleinkredite bis 50.000 Dollar innerhalb von 48 Stunden, und Start-ups greifen auf Futurpreneur oder Zuschüsse der Atlantic Canada Opportunities Agency (ACOA) zurück – oft zinsfrei bis 75.000 Dollar.
Touristen profitieren von CIBC-Schaltern am Flughafen St. John’s (YYT), wo Euro und Pfund zu fairen Kursen getauscht werden. Kreditkarten mit null Prozent Auslandsgebühren (z. B. Scotia Gold Amex) sparen drei Prozent. Bargeld ist selten nötig – außer in entlegenen Outports, wo der Tante-Emma-Laden noch Scheine nimmt.
Soziales und Gesundheit
Soziale Determinanten der Gesundheit – also die Bedingungen, unter denen Menschen geboren werden, aufwachsen, arbeiten und altern – spielen in Neufundland und Labrador eine entscheidende Rolle und erklären bis zu 60 % der Gesundheitsunterschiede. Armut gilt als einer der größten Auslöser von Krankheiten, da sie mit Wohnungsunsicherheit, Nahrungsmittelsicherheit und Bildungschancen verknüpft ist. Etwa 8,2 % der Bevölkerung leben in Armut, was dem nationalen Schnitt entspricht, doch in Kernwohnungsnot (zum Beispiel überbevölkerte oder unzureichend beheizte Unterkünfte) berichten 16,8 % von schlechter bis mäßiger psychischer Gesundheit – leicht über dem kanadischen Wert von 15,8 %.
Obdachlosigkeit und Wohnungsunsicherheit werden als primäre Gesundheitsbedenken genannt: Sie fördern Infektionskrankheiten, psychische Belastungen und chronische Erkrankungen, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo die Bevölkerung in manchen Regionen um über 40 % geschrumpft ist. Nahrungsmittelsicherheit ist ein weiteres kritisches Feld; der Zugang zu nährstoffreicher, kulturell angemessener Nahrung ist prekär, was zu Mangelernährung und damit verbundenen Krankheiten wie Adipositas beiträgt. Bildung und Beschäftigung verschärfen dies: Höhere Bildungsstände korrelieren mit besseren Gesundheitsoutcomes, doch die Beschäftigungsrate bei Menschen mit psychischen Behinderungen liegt bei nur 40,9 % (unter dem nationalen Schnitt von 46,1 %). Die Provinz plant Interventionen wie ein universelles Grundeinkommen, um diese sozialen Treiber anzugehen, ergänzt durch eine Neuausrichtung des Budgets: Während der Gesundheitsausgaben um 232 % gestiegen sind, hat der soziale Sektor nur um 6 % zugelegt, was zu Ineffizienzen führt (z. B. 600 Millionen Dollar jährliche Verschwendung im Gesundheitswesen).
Gesundheitssystem
Das Gesundheitssystem in Neufundland und Labrador ist in einer tiefen Krise, trotz höchster Pro-Kopf-Ausgaben in Kanada (29 % mehr als im Vergleich, ca. 1.127 Dollar pro Person). Es verbraucht 37,7–42 % des Provinzbudgets (rund 3 Milliarden Dollar jährlich), doch 136.000 Einwohner haben keinen Hausarzt, Notaufnahmen sind überlastet und ländliche Zentren leiden unter hoher Fluktuation (75 % der Ärzte in St. Anthony verließen 2018 bis 2021 den Dienst). Die Fokussierung auf akute Krankenhausversorgung – ursprünglich für eine jüngere, arbeitsfähige Bevölkerung konzipiert – passt nicht zur Realität einer alternden Gesellschaft: Die Zahl der über 65-Jährigen ist von 32.000 auf 118.000 gestiegen, während Kinder von 200.000 auf 70.000 geschrumpft sind. Dies führt zu 20 % Belegung akuter Betten durch ältere Patienten, die besser in der Community betreut werden könnten. Klimawandel verstärkt die Belastung, besonders in Labrador, wo indigene Gemeinschaften unter steigenden Infektionsraten leiden. Reformvorschläge des Health Accord NL zielen auf eine Verschiebung ab: Bis 2031 sollen 35 Familienpflegeteams (bestehend aus Krankenschwestern, Apothekern, Psychologen und Sozialarbeitern) etabliert werden, um präventive und chronische Versorgung zu stärken. Virtuelle Pflege, mobile Kliniken und erweiterte Paramediziner-Rollen sollen ländliche Lücken schließen, ergänzt durch Spezialprogramme für vulnerable Ältere, die täglich 300 Betten freimachen könnten. Dennoch gibt es Kritik an Privatisierungstendenzen, wie öffentlich-privaten Partnerschaften für Krankenhäuser oder dem Einsatz teurer Reisekrankenschwestern (35,6 Millionen Dollar 2023), die langfristig Kosten steigern und die Belastung für das Personal erhöhen (nur 26 % finden ihre Arbeitslast handhabbar).
Krankheiten
Neufundland und Labrador weist einige der schlechtesten Gesundheitsindikatoren Kanadas auf, mit hohen Raten chronischer Erkrankungen, die durch soziale Faktoren wie Inaktivität, Rauchen und Adipositas befeuert werden. Die Provinz hat die höchste Krebssterblichkeit, die zweithöchste an Herzkrankheiten und die dritthöchste an Schlaganfällen – altersbereinigt. Adipositas ist alarmierend: Sie betrifft Jugendliche am stärksten und erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoarthritis und bestimmte Krebsarten. Im Jahr 2023 zeigten ländliche Gebiete mit unter 10.000 Einwohnern höhere Prävalenzen von Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Diabetes und Adipositas. Kinder haben die höchsten Komplexbedürfnisse, und über 65-Jährige leiden am häufigsten unter drei oder mehr chronischen Erkrankungen. Das Newfoundland and Labrador Chronic Disease Surveillance System trackt Prävalenz, Inzidenz und Komorbiditäten für Erkrankungen wie Diabetes, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Nierenerkrankungen.
Bildung
Die Geschichte des Bildungswesens beginnt im frühen 19. Jahrhundert mit Initiativen wie der St. John’s Charity School, die unabhängig von Konfessionen Bildung förderte. Der Education Act von 1836 schuf erstmals ein öffentliches System, das allen offenstand – doch bereits 1843 wurde es durch ein protestantisch dominiertes Gesetz ersetzt, das das langjährige denominationale System etablierte. Bis 1998 teilten sich katholische und protestantische Kirchen den Bildungsetat, was zu Spannungen um Ressourcen und Kontrolle führte. In einer von der Fischerei abhängigen Wirtschaft besuchten vor 1900 weniger als die Hälfte der Kinder im schulpflichtigen Alter regelmäßig Unterricht; Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten lagen unter dem kanadischen Durchschnitt.
Erst nach dem Beitritt zur Kanadischen Konföderation 1949 und unter Premier Joseph Smallwood kam es zur sogenannten Bildungsrevolution: Schulen wurden ausgebaut, Stipendien eingeführt, die Memorial University of Newfoundland (MUN) zur zentralen Hochschuleinrichtung. Die Royal Commission on Education (1967–68) legte den Grundstein für Reformen, die 1998 durch zwei Volksabstimmungen in ein nicht-denominationelles, öffentliches Schulsystem mündeten – ein Meilenstein für Inklusion und Gleichberechtigung.
Heute gliedert sich das System in klar definierte Stufen:
- Frühkindheit und Primarstufe (Kindergarten bis Grade 3),
- Elementarstufe (Grades 4–6),
- Intermediate Stufe (Grades 7–9),
- High School (Grades 10–12) mit Abschluss durch das Newfoundland and Labrador Course Study.
Verwaltet wird es vom Department of Education and Early Childhood Development mit zwei Schuldistrikten: dem Newfoundland and Labrador English School District (NLESD, 65.300 Schüler in 252 Schulen) und dem französischsprachigen Conseil Scolaire Francophone Provincial. Aktuelle Schwerpunkte sind Inklusion, Digitalisierung und Anpassung an unterschiedliche Lernstile – bis 2026 werden über 120 neue Lehrkräfte eingestellt. Auf postsekundärer Ebene dominieren die Memorial University und das College of the North Atlantic, die einzigartige Programme in Ozeanographie, Fischereiwirtschaft und indigenen Studien anbieten.
Bibliotheken und Archive
Die Newfoundland & Labrador Public Libraries (NLPL) betreiben 96 Bibliotheken provinceweit und sind mehr als bloße Bücherausleihen: Sie sind Bildungszentren, soziale Treffpunkte und digitale Zugangspunkte. Mit über einer Million physischer Medien und einer umfangreichen digitalen Sammlung (E-Books, Audiobooks via OverDrive/Libby) bieten sie flächendeckenden Zugang – eine einzige Bibliothekskarte gilt in allen Filialen.
Trotz temporärer Einschränkungen durch einen Post-Streik (Fernleihe pausiert) bleiben sie mobil-optimiert und barrierefrei. Universitätsbibliotheken wie die MUN Libraries ergänzen mit wissenschaftlichen Sammlungen und Forschungsunterstützung.
Im Zentrum der archivischen Arbeit steht The Rooms in St. John’s – eine Institution, die Museum, Kunstgalerie und Provinzarchiv vereint. Hier lagern über 400.000 historische Fotografien, 50.000 Karten und Pläne sowie Tausende Manuskripte, Regierungsakten und private Nachlässe.
Spezialsammlungen wie Vital Statistics, Soldier Files (Erster Weltkrieg) oder das Sport Archive (seit 1820) machen Geschichte greifbar. Die Digital Archives Initiative der Memorial University digitalisiert Zeitungen, Bücher und Audioaufnahmen – ein Schatz für Schüler, Historiker und Genealogen. Der Zugang ist strukturiert: Vor Ort (sonntags 12–17 Uhr), per E-Mail oder online-Datenbank. Die Association of Newfoundland and Labrador Archives (ANLA) koordiniert den Erhalt in kleineren regionalen Archiven.
Kultur
Die europäischen Einwanderer, vor allem Engländer, Schotten, Iren und Franzosen, bauten in der Neuen Welt eine Gesellschaft auf, die sich von der, die sie verlassen hatten, unterschied. Sie unterschied sich auch von denen, die andere Einwanderer auf dem nordamerikanischen Festland aufbauen würden. Als fischexportierende Gesellschaft stand Neufundland in Kontakt mit vielen Häfen und Gesellschaften rund um den Atlantik. Durch seine geografische Lage und seine politische Besonderheit war es jedoch von seinen nächsten Nachbarn, Kanada und den Vereinigten Staaten, isoliert. Im Landesinneren lebte der größte Teil der Bevölkerung weit verstreut entlang der zerklüfteten Küstenlinie in kleinen Siedlungen in den Außenhäfen. Viele von ihnen lagen weit entfernt von größeren Bevölkerungszentren und waren im Winter durch Eis oder schlechtes Wetter für lange Zeit isoliert. Diese Bedingungen wirkten sich auf die Kulturen der Einwanderer aus. Sie brachten neue Denk- und Handlungsweisen hervor. In Neufundland und Labrador entwickelte sich eine große Vielflt an besonderen Bräuchen, Glaubensvorstellungen, Geschichten, Liedern und Dialekten.
Über die Mentalität der „Newfies“, wie Neufundländer in Kanada oft bezeichnet werden, gibt der Roman The Shipping News (Schiffsmeldungen) von Annie Proulx, einen kleinen Eindruck. Dieses Buch wurde mit der Auflage verfilmt, die Aufnahmen in Neufundland zu machen. Die Neufundländer dankten es, indem sie einen Küstenstrich nach dem Helden „Quoyles Land“ nannten. Der gleichnamige Film wurde 2001 mit den Darstellern Kevin Spacey und Julianne Moore in der Nähe von Trinity (Bonavista Bay) gedreht.
Die „Newfies“ sind, wenn man sich an Witzen orientiert, die „Ostfriesen Nordamerikas“, wobei die meisten Newfie-Witze von den Newfies selbst stammen und oftmals die Umständlichkeit anderer Leute (Torontonians = Leute aus Toronto und vom Festland) darstellen (vgl. Ostfriesenwitz).
Museen
St. John's, die lebendige Hauptstadt auf der Avalon-Halbinsel, dient als kulturelles Zentrum und beherbergt einige der prominentesten Museen. Das Rooms Provincial Museum, das größte Kunstmuseum der Provinz, vereint archäologische Funde, Kunstwerke zeitgenössischer Künstler und Exponate zur maritimen Geschichte in einem imposanten Gebäude aus dem Jahr 1909. Hier können Sie Artefakte der Beothuk, des ersten indigenen Volkes Neufundlands, bewundern, das leider ausgestorben ist, oder die beeindruckenden Skulpturen lokaler Bildhauer betrachten, die von der rauen See inspiriert sind.
Nicht weit entfernt liegen die Newfoundland and Labrador Provincial Archives, ein wahrer Schatz für Geschichtsliebhaber. Es bewahrt über 20.000 Dokumente, Fotos und Karten auf, die von der Kolonialzeit bis zur Konföderation mit Kanada im Jahr 1949 reichen. Besonders faszinierend sind die Aufzeichnungen über die Schlacht von Beaumont-Hamel im Ersten Weltkrieg, in der Neufundland-Regimenter heroisch kämpften. Speziell für Familien mit Kindern geeignet ist das Johnson Geo Centre ein in die Entstehung der Insel ein – von vulkanischen Eruptionen vor Milliarden Jahren bis zu den Eiszeiten. Interaktive Ausstellungen lassen Sie Erdbeben simulieren oder Fossilien bergen, während der Panoramablick auf die umliegenden Hügel atemberaubend ist.
Auf der Bonavista-Halbinsel, wo Wale und Eisberge die Szenerie prägen, befindet sich das Lighthouse Picasse Point Interpretive Centre. Es ist kein klassisches Museum, doch seine Ausstellungen zu Schifffahrtsgeschichte und dem Leben der Leuchtturmwärter fühlen sich wie ein Zeitreiseabenteuer an. In Corner Brook, der pulsierenden Stadt im Westen, lockt das Corner Brook Museum & Archives mit Geschichten der Papiermühlen-Epoche und der Mi'kmaq-Kultur, ergänzt durch eine beeindruckende Sammlung von handgefertigten Quilts.
Architektur
Die Insel, die seit dem frühen 11. Jahrhundert von nordischen Seefahrern wie Leif Eriksson besiedelt wurde – wie archäologische Funde in L'Anse aux Meadows belegen –, hat eine Baukultur entwickelt, die von Isolation, harter Witterung und kulturellen Schmelztüfen geprägt ist. Hier verschmelzen indigene Einflüsse der Beothuk und späterer Inuit-ähnlicher Gruppen mit europäischen Traditionen, vor allem aus England, Frankreich und Irland, die durch Fischerei und Kolonisation eingeführt wurden.
Die früheste sichtbare Architektur Neufundlands reicht bis in die Wikingerzeit zurück. In L'Anse aux Meadows, einem UNESCO-Weltkulturerbe, rekonstruierte man turf-walled Häuser – langgestreckte Torf- und Holzgebäude mit gewölbten Dächern aus Rasen, die an skandinavische Langhäuser erinnern. Diese Bauten waren funktional: Sie boten Schutz vor dem kalten Wind und dienten als vorübergehende Siedlungen für Entdecker. Heute stehen Nachbauten, die den Besucher in eine Welt versetzen, in der Architektur purer Überlebenskunst gleichkam – robust, erdverbunden und nahtlos in die Landschaft integriert.
Mit der dauerhaften englischen Kolonisation ab dem 17. Jahrhundert wandelte sich das Bild. St. John's, die pulsierende Hauptstadt an der Avalon-Halbinsel, wurde zum Zentrum einer salzverkrusteten Ära. Die berühmte "Narrow Street" mit ihren farbenfrohen Reihenhäusern aus dem 19. Jahrhundert ist ein Paradebeispiel für die "Jellybean Row" – pastellfarbene Holzfassaden, die wie Konfektstücke an den Hang geklebt scheinen. Diese viktorianischen und georgianischen Terrassenhäuser, oft nur zwei bis drei Stockwerke hoch, wurden aus lokalem Holz und importiertem Schiefer errichtet, um den stürmischen Südostwinden standzuhalten. Ihre schmalen, steilen Gassen folgen dem reliefreichen Gelände, was die Architektur zu einer vertikalen Symphonie macht: Balkone ragen heraus, Schornsteine ragen wie Masten empor, und die bunten Anstriche – von Zitronengelb bis Kobaltblau – waren ursprünglich ein Schutz vor Salz und Nebel, heute aber ein fröhlicher Kontrast zur grauen See.
Weiter im Landesinneren dominieren die "Saltbox Houses", typisch für die Fischerdörfer wie Twillingate oder Bonavista. Diese einstöckigen Holzhäuser mit asymmetrischem Satteldach – das eine Seite länger und tiefer geneigt ist, um Schnee abzuleiten – verkörpern die Pragmatik neufundländischer Siedler. Der Name leitet sich von Salzboxen ab, in denen Kabeljau gepökelt wurde; die Bauten selbst waren oft an Küstenpfade gebunden, mit Vorbauten für Netze und Bootshäuser, die nahtlos in die Felsküste übergingen. Im 20. Jahrhundert, nach dem großen Brand von 1846, der St. John's fast vollständig zerstörte, entstanden steinerne Wahrzeichen wie die gotische Kathedrale von St. John the Baptist. Ihr spitzer Turm, der über dem Hafen thront, mischt neogotische Elemente mit lokaler Robustheit: Granit aus der Umgebung, der gegen Stürme widersteht, und Buntglasfenster, die Licht in die nebligen Tage malen.
Die moderne Architektur Neufundlands atmet den Geist der Erneuerung. Nach dem Beitritt zu Kanada 1949 und dem Ölboom der 1970er Jahre wuchs St. John's mit Gebäuden wie dem Duke of Duckworth, einem postmodernen Hotel, das traditionelle Elemente mit Glasfassaden verbindet. Oder dem Rooms Provincial Art Gallery, wo der kanadische Architekt Raymond Moriyama organische Formen schuf, die an Eisberge erinnern – wellenförmige Dächer aus Beton und Stahl, die die arktische Ästhetik aufgreifen. In ländlichen Gebieten wie dem Gros Morne Nationalpark, einem weiteren UNESCO-Stätte, finden sich zeitgenössische Eco-Lodges, die nachhaltig bauen: Solarpaneele auf Holzkonstruktionen, die in die Fjorde eingebettet sind, und Pfade, die Besucher zu den Tischbergen führen, ohne die Wildnis zu stören.
Doch Neufundland's Architektur ist mehr als Stein und Holz; sie ist eine Chronik der Resilienz. Die Insel, die 1929 vom Tsunami heimgesucht wurde und Stürme wie den von 2013 überstand, hat Bauten hervorgebracht, die flexibel sind – wie die schwimmenden Plattformen in Marystown, die sich dem Meer anpassen. Indigene Einflüsse, wenngleich rar in physischen Überresten der Beothuk, leben in zeitgenössischen Werken fort, etwa in Kunstinstallationen, die Tipi-Formen mit modernem Design verschmelzen. Heute, im 21. Jahrhundert, kämpft die Architektur mit Klimawandel: Küstenerosion bedroht die bunten Reihen, doch Initiativen wie der Newfoundland Architecture Awards fördern adaptive Designs, die Tradition und Zukunft weben.
Bildende Kunst
Seit dem 17. Jahrhundert, als britische und später amerikanische Künstler europäische Techniken wie Aquarell, Ölgemälde und Gravüren einführten, diente die Kunst vor allem der Dokumentation von Landschaft und Fischerei – einer romantisierten Sicht, die die harte Realität indigener Völker und Siedler ignorierte. Frühe Werke, oft in europäischen Studios vollendet, stellten Neufundland als malerisches, unberührtes Terrain dar, was die koloniale Aneignung von Land und Ressourcen kaschierte und indigene Kulturen wie die der Beothuk unsichtbar machte, deren Auslöschung durch Siedler im 19. Jahrhundert kaum thematisiert wurde.
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert festigte sich diese Tradition in Missionars- und Siedlerkunst, die religiöse und politische Spaltungen widerspiegelte, ohne sie zu hinterfragen. Künstler wie Robert Swain Gifford oder Frederic Edwin Church malten dramatische Küstenpanoramas, die den atlantischen Reichtum feierten, doch diese Bilder unterstützten indirekt die wirtschaftliche Ausplünderung durch britische und kanadische Interessen. Die Kunstszene blieb elitär und exportorientiert; Werke landeten in nordamerikanischen Museen, während lokale Künstler in Armut vegetierten. Die Beothuk, deren spirituelle Ausdrucksformen – von Körperbemalung bis zu Schnitzereien – als "primitiv" abgetan wurden, fanden keine Repräsentation, was die Kunst zu einem Werkzeug kolonialer Narrative machte. Diese eurozentrische Perspektive perpetuierte Hierarchien: Weiße männliche Künstler dominierten, während Frauen und nicht-weiße Stimmen marginalisiert blieben, oft auf handwerkliche Rollen beschränkt.
Erst in den 1970er Jahren, nach dem Beitritt zu Kanada 1949 und inmitten eines Ölbooms, der Umweltzerstörung und soziale Spannungen mit sich brachte, begann eine zeitgenössische Szene zu entstehen. Institutionen wie die Art Gallery of Newfoundland and Labrador (AGNL) in St. John's förderten kanadische Kunst mit Fokus auf Neufundland, doch Kritiker werfen ihnen vor, weiterhin eurozentrisch zu agieren: Ausstellungen balancieren historische und zeitgenössische Werke, priorisieren aber oft weiße, männliche Perspektiven. Die Rooms Provincial Art Gallery, ein zentraler Ort für Ausstellungen, widmet sich Dekolonisierungsthemen – etwa in Shows, die labradorische Künstler mit nördlich-quebecischen Einflüssen kontrastieren –, doch solche Initiativen stoßen auf Widerstände in einer Szene, die von Finanzknappheit und Abhängigkeit von staatlicher Förderung geplagt ist. Künstler wie David Blackwood, bekannt für dramatische Intaglio-Drucke historischer Szenen, oder Christopher Pratt, der alltägliche Objekte in hyperrealistischen Gemälden einfing, thematisierten Isolation und Verlust, blieben aber oft in einer melancholischen, introspektiven Ästhetik gefangen, die soziale Ungleichheiten wie Geschlechterdiskriminierung oder die Auswirkungen des Klimawandels nur am Rande berührte.
Heutige Entwicklungen zeigen Fortschritte, aber auch anhaltende Probleme. Das Bachelor-of-Fine-Arts-Programm an der Memorial University of Newfoundland in Corner Brook lehrt Zeichnen, Malen, Skulptur und Druckgrafik, betont Theorie und Praxis, doch Absolventen kämpfen mit einem überhitzten Markt, in dem Galerien wie die von Jerry Ropson – der vergangene Lebensweisen in Skulpturen festhält – kommerzielle, nostalgische Werke bevorzugen. Ausstellungen wie "Future Possible: An Art History of Newfoundland and Labrador" (2018–2019) beleuchten die Pre- und Post-Konföderationszeit, enthüllen aber auch Lücken: Wenig Raum für BIPoC-Künstler, und Geschlechterungleichheiten persistieren, wie in kanadischen Museen, wo weiße Führungsteams dominieren. Projekte zur Dekolonisierung, inspiriert von Künstlern wie Kent Monkman, der koloniale Mythen in queeren, indigenen Narrativen dekonstruiert, sickern langsam ein, doch auf Neufundland fehlt es an Ressourcen für marginalisierte Gruppen. Die Kunstszene, geprägt von Ausstellungen wie der der Visual Arts Students der Memorial University in Harlow (2024), reflektiert globale Trends, bleibt aber lokal begrenzt durch Isolation und wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus, der Kunst zu einem Konsumgut degradiert.
Literatur
Die Literatur Neufundlands entstand in der Auseinandersetzung mit kolonialer Unterdrückung, wirtschaftlicher Ausbeutung und kultureller Unterdrückung, die bis in die Wikingerzeit zurückreicht, aber erst mit der britischen Kolonisation ab dem 17. Jahrhundert Form annahm. Frühe Texte, wie Berichte von Entdeckern oder Missionaren, dienten primär der Legitimation imperialer Ansprüche: Sie malten die Insel als rohes, unerschlossenes Territorium, das indigene Gruppen wie die Beothuk ignorierte oder als Bedrohung darstellte – eine Auslöschung, die durch Krankheiten und Gewalt im 19. Jahrhundert vollendet wurde, ohne dass Literatur dies ausreichend thematisierte. Autoren wie der anonyme Verfasser von "The Description of the Province of New-found-land" (1622) reduzierten die Realität auf Ressourcenlisten, was die Abhängigkeit von der Fischerei zementierte und lokale Stimmen zum Schweigen brachte.
Im 19. Jahrhundert festigte sich eine mündliche Tradition in Balladen und Volksliedern, die irische und englische Einflüsse mit lokalen Härten mischten – Themen wie Seefahrt und Verlust, doch oft in einer sentimentalen Hülle, die soziale Ungleichheiten kaschierte. Der Durchbruch kam mit Michael Crummey und seinem Roman "River Thieves" (2001), der die Beothuk-Genozid andeutet, aber Kritiker bemängeln die eurozentrische Perspektive: Weiße Siedler dominieren die Erzählung, indigene Figuren bleiben stereotyp. Wayne Johnston's "The Colony of Unrequited Dreams" (1998), eine fiktive Biografie von Joey Smallwood, dem Vater der Konföderation mit Kanada 1949, beleuchtet politische Korruption und Identitätskrisen, doch sie romantisiert den Übergang zu Kanada als Erlösung, ignoriert aber anhaltende wirtschaftliche Abhängigkeit vom Öl und Fischerei, die Umweltzerstörung und Armut fördert. Zeitgenössische Autorinnen wie Lisa Moore in "February" (2009) greifen reale Tragödien wie den Ocean Ranger-Unfall von 1982 auf, thematisieren Trauer und Geschlechterrollen, stoßen jedoch an Grenzen: Die Szene bleibt von Toronto-zentrierten Verlagen abhängig, was neu fundländische Texte marginalisiert und BIPoC-Autor:innen wie die Innu oder Mi'kmaq unterrepräsentiert.
Die heutige Literatur setzt sich mit aktuellen Problemen auseinander. Werke wie "The Only Sea" von Darrell Varga erkunden Fischereikrisen, doch Förderprogramme der Canada Council for the Arts priorisieren oft marketable Narrative über radikale Kritik. Die Szene, geprägt von Festivals wie dem Newfoundland and Labrador Book Awards, erweitert sich langsam, bleibt aber von Isolation und Finanzknappheit geplagt – ein Spiegel gesellschaftlicher Brüche, wo Literatur mehr über anhaltende Ungleichheiten enthüllt als über harmonische Fortschritte.
Theater
Das Theater Neufundlands basiert auf improvisierten Aufführungen – von Schiffsmatrosen-Tänzen bis zu religiösen Passionsspielen –, die die Isolation der Insel betonten, aber selten die koloniale Gewalt hinterfragten. Seit dem 18. Jahrhundert, als britische Truppen in St. John's Bühnen errichteten, diente es der Unterhaltung der Elite, während indigene Rituale wie Beothuk-Zeremonien unterdrückt wurden. Das Resource Theatre Festival in Corner Brook, gegründet 1970, markierte einen Wendepunkt, indem es arbeitsklassenbezogene Stücke förderte – Themen wie Streiks in der Fischerei –, doch es blieb auf weiße, männliche Ensembles fixiert und ignorierte oft die Spuren des Kolonialismus.
Stücke wie "On the Outside Looking In" von Ed Riche (2000) satirieren die Konföderation, enthüllen aber nur oberflächlich die wirtschaftliche Abhängigkeit von Kanada, ohne tief in indigene Landrechte einzutauchen. Das Rising Tide Theatre Collective in Trinity, bekannt für Outdoor-Aufführungen historischer Dramen, rekonstruiert Siedlergeschichten, was Touristen anzieht, aber lokale Gemeinschaften entfremdet: Die Kommerzialisierung priorisiert Nostalgie über aktuelle Krisen wie Küstenerosion. Frauen wie Joan Clark in "The Winter of the Deep Snow" (1996) brachten Geschlechterperspektiven ein, doch die Szene leidet unter Unterfinanzierung – das Arts and Culture Charter of Newfoundland and Labrador (2016) verspricht Inklusion, erreicht aber BIPoC- und queere Stimmen kaum, wie Kritiken an der Newfoundland and Labrador Arts Council zeigen.
In den 2020er Jahren experimentieren Gruppen wie die RCA Theatre Company mit interdisziplinären Formen, die Klimawandel thematisieren, stoßen jedoch auf Widerstände in einer Provinz, wo Theater oft als Luxus gilt. Die Bühne Neufundlands reflektiert Resilienz, aber auch Stagnation: Von kolonialen Nachspielen zu vorsichtigen Dekolonisierungsversuchen, geprägt von Ungleichheiten in Zugang und Repräsentation.
Film
Der Film auf Neufundland entstand spät. Die atlantische Landschaft bildete die Kulisse für Hollywood-Produktionen wie "The Shipping News" (2001) nach Annie Proulxs Roman – ein Werk, das die Insel exotisiert, indigene Präsenz ausblendet und wirtschaftliche Abhängigkeit von Dreharbeiten verstärkt, ohne lokale Crews fair zu entlohnen. Frühe Dokumentationen, wie "Newfoundland: The Forgotten Island" (1940er), propagierten kanadische Einheit post-Konföderation, kaschierten aber Armut und den Verlust der Unabhängigkeit. Der National Film Board of Canada drehte in den 1960er Jahren Stücke über Fischerei, die Arbeiter als heroisch darstellten, doch ohne Kritik an Ausbeutung durch Konzerne.
Regisseur:innen wie Justin Simms in "Above and Below" (2014) erkunden soziale Spaltungen, etwa durch den Ölboom, der Umweltzerstörung brachte, bleiben aber in einem realistischen Stil gefangen, der radikale indigene Perspektiven meidet. Der Newfoundland and Labrador Film Development Corporation fördert seit 1997 Produktionen, doch Budgets sind knapp, und Ausstellungen wie beim St. John's International Women's Film and Video Festival (seit 1988) heben Frauenfilme hervor – Themen wie häusliche Gewalt –, erreichen aber begrenzte Reichweite. Filme wie "Rare Birds" (2001) nutzen Humor für Isolationsthemen, perpetuieren aber Stereotype von "exzentrischen Islanders".
Aktuelle Entwicklungen sehen Werke wie "The Body Remembers When the World Broke Open" (2019) von Elle-Máijá Tailfeathers, die indigene Trauma adressieren, doch auf Neufundland fehlt es an lokalen Plattformen für solche Stimmen. Die Szene, abhängig von kanadischen Fonds, bleibt marginal. Hollywood-Stand-ins überwiegen, während lokale Filme mit Finanzierung und Distribution kämpfen – ein Medium, das Neufundlands Brüche visualisiert, aber selten überwindet.
Musik und Tanz
Die traditionelle Musik Neufundlands ist vor allem folkloristisch, geprägt von Balladen, Jigs und Reels, die in engen Dorfgemeinschaften entstanden und weitergegeben wurden. Sie dient nicht nur der Unterhaltung, sondern auch als Erzählform – Geschichten von Fischerei, Schiffbruch, Liebe und Alltag werden in Liedern gefasst.
Ein zentrales Element ist das Newfoundland Folk Music, das stark von keltischen Wurzeln beeinflusst ist. Instrumente wie der Fiddle (Geige), der Accordion (Ziehharmonika), die Bodhrán-Trommel und der Bouzouki dominieren. Berühmte Musiker wie Great Big Sea oder die Familienband Figgy Duff haben diese Tradition in die Moderne getragen, indem sie traditionelle Lieder mit Rock-Elementen mischen. Die Texte handeln oft vom rauen Meer, der Isolation der Insel und dem Überlebenskampf der Fischer. Ein ikonisches Lied ist "The Fisherman's Lament", das die Gefahren des Atlantiks besingt.
Der Tanz ist untrennbar mit der Musik verbunden und findet vor allem bei Kitchen Parties statt – spontanen, informellen Versammlungen in Küchen oder Gemeindehallen, wo Nachbarn zusammenkommen, um zu musizieren und zu tanzen. Typische Tänze sind der Irish Jig, ein lebhafter Schritt-Tanz mit schnellen Fußbewegungen, der Reel, ein kreisender Gruppentanz mit Drehungen, und der Quadrille, ein französisch beeinflusster Formationstanz, der in Reihen oder Quadraten getanzt wird. Diese Tänze erfordern keine formelle Ausbildung; sie sind inklusiv und werden oft zu Live-Musik ausgeführt. In Städten wie St. John's oder bei Festivals wie dem Newfoundland and Labrador Folk Festival (jährlich im Sommer) oder dem Rising Tide Festival in Fogo Island werden sie zelebriert. Hier mischen sich Einheimische mit Touristen, und die Energie der Menge treibt die Musiker an – ein Fiddler kann stundenlang improvisieren, während die Tänzer stampfen und klatschen.
Die Tradition lebt auch in Schulen und Community-Zentren weiter, wo Kinder lernen, Fiddle zu spielen oder einen Jig zu tanzen. In Zeiten der Globalisierung kämpft man gegen den Verlust: Viele junge Leute ziehen in die Städte, doch Initiativen wie die "Newfoundland Fiddle Music Archive" digitalisieren Lieder und Tänze, um sie zu erhalten. Musik und Tanz auf Neufundland sind mehr als Unterhaltung – sie sind ein Band, das die Gemeinschaft zusammenhält, ein Echo der Vorfahren inmitten der stürmischen See.
Kleidung
Die traditionelle Kleidung auf Neufundland, oft als "Neufundland-Tracht" oder folkloristische Arbeits- und Festkleidung bezeichnet, ist funktional geprägt durch das raue Klima der subarktischen Insel. Mit kalten Wintern, nebligen Sommern und ständiger Nähe zum Atlantik musste die Bekleidung wetterbeständig, warm und robust sein. Im Gegensatz zu europäischen Trachten wie dem Dirndl oder Lederhosen ist die neufundländische Variante weniger ornamental und mehr pragmatisch, beeinflusst von britischen, irischen und französischen Siedlern sowie den Bedürfnissen der Fischerei.
Für Männer war die typische Arbeitskleidung die Oilskin-Tracht: Ein langer, wasserabweisender Mantel aus gewachstem Leinen oder Baumwolle, kombiniert mit hohen Gummistiefeln (Sou'westers) und einer flachen Mütze oder einem Hut mit breiter Krempe, um Regen abzuhalten. Darunter trugen Fischer Wollpullover, oft handgestrickt mit Mustern wie dem "Guernsey" oder "Aran Sweater", die aus dicker Schafwolle gefertigt wurden und als Symbol für irische und schottische Einwanderer gelten. Diese Pullover haben charakteristische Zopfmuster, die ursprünglich als Erkennungszeichen dienten – verschiedene Muster zeigten Herkunft oder Familie. Die Hosen waren aus robustem Tweed oder Segeltuch, oft mit Hosenträgern, um sie beim Heben von Netzen zu sichern.
Frauen trugen ähnlich praktische Outfits: Lange Wollröcke oder Schürzen über Unterkleidern, die vor Wind und Nässe schützten, sowie gestrickte Shawls und Mützen. Ein Markenzeichen war der Tuque, eine enge Wollmütze, die in allen Farben vorkam und bis heute getragen wird. Bei Festen oder Tänzen wurde die Alltagskleidung aufgepeppt: Männer zogen Westen mit Knöpfen an, Frauen schmückten sich mit Spitzendetails oder Perlenketten aus Muscheln. Die Farben waren erdtonig – Grau, Braun, Dunkelblau –, passend zur Natur, aber bei Feiern leuchteten Rot und Grün als keltische Akzente.
Heute ist diese Tracht vor allem bei Festivals sichtbar, wie dem St. Patrick's Day Parade in St. John's, wo Aran-Pullover und Kilts (schottischer Einfluss) getragen werden, oder bei Ceilidhs (traditionellen Abenden mit Musik). Handwerkliche Strickgruppen halten die Tradition am Leben, und moderne Designer integrieren Elemente in Streetwear.
Kulinarik und Gastronomie
Die Küche Neufundlands ist keine Hochgastronomie im klassischen Sinne, sondern eine Überlebensküche, die aus Notwendigkeit entstand und sich zu einer stolzen regionalen Identität entwickelte. Fisch, Wild, Beeren und Wurzelgemüse dominieren – Zutaten, die vor der Haustür wuchsen oder aus dem Meer kamen. Die Einflüsse sind vielfältig: irische, schottische, englische und französische Siedler brachten Rezepte mit, die sich an die harten Bedingungen anpassten. Doch im Kern steht das Meer: Neufundland war jahrhundertelang eine der reichsten Fischgründe der Welt, besonders für Kabeljau, der bis in die 1990er Jahre das wirtschaftliche Rückgrat bildete.
Das Herzstück der neufundländischen Küche ist der Kabeljau – frisch, getrocknet oder gesalzen. Der berühmte Fish and Brewis ist ein klassisches Gericht: Hartbrot (aus getrocknetem Brot, das monatelang haltbar war) wird eingeweicht, mit gesalzenem Kabeljau vermischt und mit Scrunchions serviert – knusprigen, frittierten Schweinefettwürfeln, die für Fett und Geschmack sorgen. Dazu kommt oft Drawn Butter, eine einfache Butter-Zwiebel-Sauce. Es ist ein Gericht der Fischerfamilien: sättigend, günstig und aus Vorräten gemacht, die den Winter überstanden. Ähnlich ikonisch ist Jiggs Dinner, ein Eintopf aus gesalzenem Rindfleisch oder Schweinefleisch, Kohl, Karotten, Rüben und Kartoffeln – ein irisches Erbe, das sonntags auf den Tisch kam und die ganze Familie nährte.
Die Beeren der Tundra sind ein weiteres Geschenk der Natur. Partridgeberries (Preiselbeeren), Bakeapples (Moltebeeren, goldgelb und säuerlich-süß) und Blueberries wachsen wild in den Mooren und werden zu Marmeladen, Sirupen oder Desserts verarbeitet. Bakeapple Pie oder Partridgeberry Tarts sind süße Höhepunkte nach deftigen Mahlzeiten. Die Beeren wurden früher von Frauen und Kindern gesammelt – ein Sommer-Ritual, das bis heute in vielen Dörfern lebt. Auch Moose (Elch) und Caribou (Karibu) gehören zur traditionellen Jagdküche; sie werden zu Eintöpfen, Pasteten oder getrocknetem Fleisch verarbeitet. Seal Flipper Pie, eine Robbenflossen-Pastete, ist kontrovers, aber tief in der Kultur verankert – besonders in ländlichen Gebieten, wo die Robbenjagd Teil der Subsistenz war.
Ein besonderes Nahrungsmittel ist das Salzfleisch (Salt Beef oder Corned Beef), das monatelang haltbar war und die Basis vieler Gerichte bildete. Es wurde in Fässern eingelegt und mit Pease Pudding (einem dicken Erbsenbrei) serviert – ein Gericht, das an englische Armenküche erinnert, aber hier zur Delikatesse wurde. Auch Toutons, flache Teigfladen aus Brotteig, in Schweinefett gebraten und mit Melasse oder Sirup bestrichen, sind ein Frühstücksklassiker. Sie entstanden aus Resten und sind bis heute bei Kitchen Parties beliebt, wo sie neben Tee und Rum gereicht werden.
Die moderne Gastronomie auf Neufundland hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Der Kabeljau-Moratorium von 1992 zwang die Fischer, sich umzustellen – auf Schneekrabben, Hummer, Muscheln und Lachs. Diese neuen Schätze finden sich heute in gehobenen Restaurants in St. John’s, wie dem Raymonds (ehemals mit Michelin-Sternen) oder dem Mallard Cottage, wo traditionelle Zutaten kreativ interpretiert werden: Cod Tongues (Kabeljauzungen, paniert und frittiert), Moose Bourguignon oder Bakeapple Cheesecake. Lokale Brauereien wie Quidi Vidi Brewing oder Port Rexton Brewing haben die Craft-Beer-Szene belebt, oft mit Bieren, die nach neufundländischen Begriffen benannt sind – etwa Iceberg Beer, gebraut mit Wasser aus 10.000 Jahre alten Eisbergen.
Trotz Globalisierung bleibt die neufundländische Küche bodenständig. Food Trucks servieren Fish and Chips mit hausgemachtem Tartar, Märkte wie der St. John’s Farmers’ Market bieten handgemachte Wurstwaren und Beerenprodukte. Und in den Shed Parties oder Screech-Ins (Touristen-Rituale mit Rum und Kabeljau-Küssen) wird die Küche zelebriert.
Festkultur
In Neufundland gelten die kanadischen Feiertage:
- 1. Januar: New Year's Day (Neujahrstag)
- 17. März: Saint Patrick's Day (Tag des irischen Nationalheiligen)
- April: Good Friday (Karfreitag)
- 23. April: Saint George's Day (Gedenktag des Schutzpatrons von England)
- 23. Juni: June Holiday (Mittsommertag)
- 1. Juli: Canada Day (Nationalfeiertag Kanadas zur Feier der Gründung des Landes am 1. Juli 1867)
- 14. Juli: Orangemen's Day (Feier des protestantischen Bürgerrechts zur Erinnerung an die Orangemen-Bruderschaft)
- 1. September: Labour Day (Tag der Arbeit)
- 11. November: Remembrance Day (Gedenktag für die Gefallenen der Kriege)
- 25. Dezember: Christmas Day (Weihnachtstag)
- 26. Dezember 26: Boxing Day (Stefanitag)
Die Festkultur auf Neufundland ist ein lebendiges Zeugnis der kulturellen Vielfalt und historischen Tiefe dieser kanadischen Provinz. Geprägt von irischen, englischen, französischen und indigenen Einflüssen, spiegeln die Feste die raue Küstenlandschaft, die jahrhundertelange Fischerei-Tradition und eine unbändige Freude an Musik, Tanz und Gemeinschaft wider. Neufundland – oft als „Irland des Westens“ bezeichnet – pulsiert besonders im Sommer, wenn St. John’s, die Hauptstadt, zum Zentrum folkloristischer und geselliger Veranstaltungen wird.
Den ganzen Sommer über prägen die Veranstaltungen des St. John’s Folk Arts Council das kulturelle Leben: Ceilidhs mit Fiddle-Musik, Jigs und Reels, bei denen Einheimische und Besucher gemeinsam tanzen, singen und Geschichten austauschen. Höhepunkt ist das Newfoundland and Labrador Folk Festival im August in Bannerman Park – drei Tage voller Akustik-Konzerte, Workshops und Street Food, das die neufundländische Küche mit Gerichten wie Jiggs Dinner und Bakeapple-Desserts feiert.
Besonders legendär ist das George Street Festival im Juli: Auf der nur zwei Blocks langen Straße entsteht das „größte Straßenzelt der Welt“. Tausende feiern bei Live-Musik, Craft Beer und dem berühmten Screech-Rum, dessen rituelle „Screech-In“-Zeremonie – ein Schluck Rum, ein Kuss auf einen Kabeljau – Neuankömmlinge offiziell zu „Ehren-Neufundländern“ macht.
Alle zehn Jahre kehrt die Diaspora mit dem Come Home Year zurück – das nächste ist für 2027 geplant. Dann strömen ehemalige Bewohner aus aller Welt heim, um mit Paraden, Familienfesten und Konzerten ihre Wurzeln zu feiern. In kleineren Küstenorten wie Pouch Cove oder Beachy Cove finden intime Kunst- und Musikfeste statt, während in Labrador indigene Traditionen lebendig bleiben: Die Labrador Winter Games im März verbinden Sport mit Innu- und Inuit-Kultur, und das Winter’s Tales Storytelling Festival in Corner Brook bringt im Februar Geschichtenerzähler in gemütliche Pubs.
Auch religiöse Feste wie das Feast of the Holy Redeemer im Juni/Juli vereinen Glauben und Meer: Bootsparaden, Prozessionen und gemeinsames Essen stärken die Gemeinschaft. Im Jahr 2025 gewinnen zudem klimabewusste Events an Bedeutung – etwa das Iceberg Festival, das mit Kunstinstallationen auf die schmelzenden Eisberge aufmerksam macht.
Medien
Die Printmedien bilden das Rückgrat der traditionellen Berichterstattung. Die dominierende Tageszeitung ist The Telegram, die seit 1879 in St. John's erscheint und von der SaltWire Network betrieben wird. Sie deckt lokale Nachrichten, Politik, Wirtschaft und Kultur ab, mit einem Fokus auf Themen wie die Offshore-Ölproduktion (z. B. Hibernia-Ölfeld) oder Umweltfragen wie den Klimawandel, der die Küsten erosion bedroht. The Telegram hat eine Auflage von etwa 20.000 Exemplaren werktags und ist bekannt für investigative Reportagen, etwa zu Korruptionsskandalen in der Provinzregierung. Ergänzt wird sie durch Wochenzeitungen wie The Western Star in Corner Brook, die sich auf die Westküste konzentriert, oder The Northern Pen im Norden. Kleinere Community-Zeitungen, oft ehrenamtlich betrieben, berichten über lokale Ereignisse in Orten wie Twillingate oder Bonavista und spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der neufundländischen Dialekte und Folklore.
Im Rundfunkbereich dominiert die Canadian Broadcasting Corporation (CBC), die öffentlich-rechtliche Senderin Ka0nadas. Auf Neufundland betreibt CBC Radio One und CBC Radio Two Sender in St. John's (CBY-AM/FM), die Nachrichten, Talkshows und Musik senden. Beliebte Programme wie Fisheries Broadcast widmen sich der Fischereiindustrie, die historisch die Wirtschaft prägt, aber durch Quoten und Überfischung (z. B. der Kabeljau-Krise der 1990er) leidet. Private Radiostationen wie VOCM (Voice of the Common Man), gegründet 1936, sind ein Markenzeichen der Insel: Sie bieten Open-Line-Calls, in denen Hörer live debattieren – ein Format, das die direkte, oft humorvolle neufundländische Kommunikationskultur widerspiegelt. VOCM erreicht fast die gesamte Insel über UKW und ist besonders während Stürmen oder Evakuierungen (z. B. bei Hurrikan Igor 2010) eine lebenswichtige Informationsquelle.
Das Fernsehen wird ebenfalls von CBC dominiert, mit CBC Television Newfoundland and Labrador, das regionale Nachrichten unter Here & Now sendet – eine tägliche Sendung aus St. John's, die Themen wie Indigenous-Rechte (Mi'kmaq und Inuit in Labrador) oder den Tourismusboom durch Serien wie Republic of Doyle beleuchtet. Private Sender wie NTV (Newfoundland Television), Teil des CTV-Netzwerks, konkurrieren mit lokalen Inhalten und erreichen Haushalte über Kabel und Satellit. In entlegenen Gebieten, wo Internet schwach ist, bleibt terrestrisches Fernsehen essenziell, ergänzt durch Streaming-Dienste wie Netflix, die jedoch durch hohe Bandbreitenkosten eingeschränkt sind.
Die Digitalisierung hat die Medienlandschaft in den letzten Jahren revolutioniert. Viele Printmedien haben Online-Portale: The Telegram bietet E-Paper und Apps, während CBC eine starke digitale Präsenz mit Podcasts und Live-Streams hat. Soziale Medien spielen eine wachsende Rolle; Plattformen wie Facebook und X (ehemals Twitter) werden für Eilmeldungen genutzt, etwa bei Schnee stürmen oder Walbeobachtungen. Lokale Influencer und Blogs, wie The Overcast (ein alternatives Monatsmagazin mit Online-Ausgabe), fördern Kultur und Kunst in St. John's, das als kreatives Zentrum mit Festivals wie dem Newfoundland and Labrador Folk Festival gilt. Dennoch kämpft die Branche mit Herausforderungen: Sinkende Print-Auflagen durch Digitalisierung, Abwanderung junger Journalisten nach dem Festland und Finanzierungsprobleme für öffentliche Medien. Die Provinzregierung unterstützt durch Zuschüsse und Initiativen wie die Association of Newfoundland and Labrador Media den regierungstreuen „Qualitätsjournalismus“.
Kommunikation
Die Telefonvorwahl Neufundlands lautet 0(01)709.
Sport
Wie überall in Kanada ist Eishockey auch hier die beliebteste Sportart. Im Winter wird auf gefrorenen Teichen oder in Eishallen gespielt, und das Profiteam Newfoundland Growlers aus St. John’s sorgt in der East Coast Hockey League für Begeisterung. In den wärmeren Monaten sind Softball und Baseball sehr beliebt. Viele Dörfer veranstalten Turniere, die zu wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen werden.
Fußball gewinnt besonders unter Jugendlichen zunehmend an Bedeutung. In der Hauptstadt St. John’s gibt es mit dem Holy Cross Soccer Club einen der ältesten Fußballvereine Kanadas. Neben den Mannschaftssportarten sind auf Neufundland viele Menschen in der Natur aktiv. Wandern, Kajakfahren, Angeln und Schneemobilfahren sind typische Freizeitbeschäftigungen, die durch die beeindruckende Landschaft der Insel begünstigt werden. Der bekannte East Coast Trail ist ein beliebtes Ziel für Wanderfreunde.
In Schulen und an der Memorial University of Newfoundland spielen auch Volleyball und Basketball eine große Rolle. Darüber hinaus pflegen viele Gemeinden traditionelle Aktivitäten wie Holzfällerwettbewerbe oder Darts-Turniere, die das Gemeinschaftsgefühl stärken. Insgesamt ist der Sport auf Neufundland eng mit der Natur, der Gemeinschaft und dem kanadischen Lebensgefühl verbunden.
Eishockey
Neufundland hat eine lange Eishockey-Tradition. Die bekannteste Mannschaft ist die St. John's Maple Leafs, die von 1991 bis 2005 in der American Hockey League (AHL) spielte und Tausende von Fans in die Mile One Centre lockte, eine moderne Arena in der Hauptstadt St. John's. Obwohl die Leafs mittlerweile nach Toronto umgezogen sind, lebt der Eishockey-Geist weiter in lokalen Ligen wie der Newfoundland Senior Hockey League, wo Teams aus kleinen Fischerdörfern wie Twillingate oder Harbour Grace gegeneinander antreten. Diese Spiele sind oft roh und leidenschaftlich, begleitet vom Klatschen der Zuschauer in überheizten Gemeindehallen und dem Duft von frischem Seafood aus den umliegenden Cafés.
Neufundlands Eishockeykultur ist geprägt von der Isolation der Insel: Der Sport dient als Ventil für die harten Wintermonate, wenn der Nordatlantik tobt und die Buchten zufrieren. Jugendprogramme wie Hockey Newfoundland and Labrador fördern Tausende von Kindern, die auf improvisierten Ponds trainieren, und produzieren Talente, die in die NHL aufsteigen – darunter Stars wie Michael Ryder, der aus Neufundland stammt und für die Boston Bruins spielte. In einer Region, wo der Wind von der Labradorsee pfeift, symbolisiert Eishockey Resilienz: Es verbindet Generationen, heilt Wunden der Fischereikrise der 1990er und feiert die unerschütterliche Gastfreundschaft der "Newfies", wie die Einheimischen liebevoll genannt werden. Jede Saison endet mit dem Newfoundland Games, einem provincialen Fest, das Eishockey mit keltischer Musik und Jig-Tänzen verwebt – ein Beweis, dass auf dieser Insel Sport nie allein steht, sondern Teil eines größeren kulturellen Wandteppichs ist.
Fußball
Während Eishockey die Winter beherrscht, bringt Fußball den Sommer auf Neufundland zum Leuchten – ein Sport, der trotz der oft stürmischen Winde und regnerischen Tage an den felsigen Küsten der Insel Wurzeln schlägt und eine wachsende Community aufbaut. Auf Neufundland, wo der Boden mehr aus Moos als aus Gras besteht, hat sich Fußball als Kontrast zum harten Eishockey etabliert, vor allem durch Einwanderer aus Europa und die Jugend, die in den 2000er Jahren durch Programme wie die Newfoundland and Labrador Soccer Association (NLSA) entdeckt wurde. Die Szene dreht sich um Amateurteams in Städten wie Corner Brook oder Mount Pearl, wo der Western Regional Soccer Club Spiele auf matschigen Feldern austrägt, umgeben von den zerklüfteten Bergen der Long Range. Die Island Games 2005 in St. John's waren ein Meilenstein: Neufundland trat als eigenständige "Nation" an und belegte beeindruckende Plätze, was den Sport auf die Insel katapultierte.
Die wichtigste Fußball-Institution die NLSA United Elite Academy, die junge Talente aus indigenen Communities wie den Beothuk-Nachkommen oder Inuit-Gruppen einbindet und sie zu Turnieren in Kanada schickt. Fußball hier ist inklusiv und anpassungsfähig – Spiele werden oft bei Dämmerung ausgetragen, wenn der Nebel vom Atlantik aufzieht, und enden mit einem "Screech-In", dem traditionellen Neufundland-Rum-Ritual für Neulinge.
Im Vergleich zu Ballon d'Or-Träumern des festländischen Kanada ist Fußball auf Neufundland erdverbunden: Er fördert Teamgeist in einer Provinz, die wirtschaftlich von Offshore-Öl und Tourismus lebt, und dient als Brücke zu globalen Kulturen. Mannschaften wie die St. John's United spielen in der Canadian National Challenge Cup, und jedes Tor wird mit einem Chor aus "Ode to Newfoundland" gefeiert. Auf dieser Insel, wo der Horizont endlos scheint, lehrt Fußball Geduld – gegen Wind und Regen –, und er verbindet die Inselbewohner mit der Welt jenseits der Fähre nach Nova Scotia.
Basketball
Im Gegensatz zum eisigen Eishockey oder dem windigen Fußball findet Basketball in Hallen statt, in Orten wie der Gonzaga High School in St. John's, wo die lokalen Teams der Newfoundland and Labrador Basketball Association (NLBBA) mit schnellen Dribblings und hohen Würfen die Menge elektrisieren. Die Provinz hat eine stolze Geschichte: Die Memorial University Seahawks, das Universitätsmannschaft, dominieren seit den 1960er Jahren die Atlantic University Sport-Liga und haben nationale Titel geholt, angeführt von Stars wie Lavonte Green, der aus Neufundland kommt und in der NBA G-League spielt.
Auf der Insel, wo der Winter die Außenplätze lähmt, wird Basketball zum ganzjährigen Begleiter – Jugendcamps in Conception Bay South ziehen Hunderte an, oft mit Einfluss aus US-Kulturen durch Filme wie "Space Jam", die in den Fischerdörfern laufen. Die NLBBA organisiert Turniere wie die High School Provincial Championships, die Tausende Zuschauer in die Mary Browns Centre locken, einer Multifunktionsarena, die sonst Konzerte von lokalen Folk-Bands beherbergt.
In einer Region mit hoher Jugendarbeitslosigkeit bietet Basketball Chancen, Talente aus abgelegenen Orten wie Labrador City zu heben und sie in kanadische Ligen zu schicken. Spiele sind intensiv, mit einem Mix aus irischen und mi'kmaq-indigenen Spielern, die den Ball mit der Präzision eines Netzes werfen. Jede Slam-Dunk wird mit ohrenbetäubendem Applaus quittiert, und nach dem Abpfiff teilt man "toutons" – gebratene Brotteigkügelchen –, um die Gemeinschaft zu stärken. Auf dieser windumtosten Insel lehrt Basketball Agilität, nicht nur auf dem Feld, sondern im Leben: Es verbindet die Isolation mit dem globalen Puls und macht Neufundland zu einem Hotspot für aufstrebende Athleten, die träumen, eines Tages in der NBA zu landen.
Persönlichkeiten
Die wichtigsten aus Neufundland stammenden Persönichkeiten sind:
- Mattie Mitchell (1846 bis 1922), Mi’kmaq-Häuptling, Führer, Entdecker und Prospektor
- James Patrick Howley (1847 bis 1918), Naturforscher und Geologe
- Robert Abram Bartlett (1875 bis 1946), Seefahrer und Arktisforscher
- Joseph Roberts („Joey“) Smallwood (1900 bis 1991), Politiker, erster Premierminister von Newfoundland nach dem Beitritt zu Kanada
- Greg J. Power (1909 bis 1997), Politiker, Dichter und Athlet
- Joan Morrissey (1935 bis 1978), Sängerin
- Natasha Henstridge (* 1974), Schauspielerin und Model
- Daniel Cleary * 1978), Eishockeyspieler
- Michael Ryder (* 1980), Eishockeyspieler
- Philippa Jones (* 1982), Malerin und Installateurin
Fremdenverkehr
In letzter Zeit hat die Provinz ihre Bemühungen um einen Ausbau des Tourismus verstärkt. Ihr reiches kulturelles und historisches Erbe sowie ihr einzigartiges Erscheinungsbild lassen sich als touristische Attraktionen für kanadische Landsleute ebenso vermarkten wie für Touristen aus aller Welt. Die Zahl der Besucher, die jedes Jahr nach Newfoundland kommen und hier geschätzte 400 Millionen Dollar ausgeben, wird auf zwischen 265.000 und 300.000 veranschlagt.
Durch die abgeschiedene Lage der Insel gibt es relativ wenig Tourismus, davon kaum Pauschaltourismus. Vor allem Jäger und Individualisten besuchen die Insel, meist mit dem Campingmobil vom Festland oder den USA aus. Seit kurzem haben aber auch immer mehr Touristen aus Europa Neufundland für sich entdeckt. St. John’s an der Ost- und Corner Brook an der Westküste sind (in den Sommermonaten) außerdem beliebte Anlaufhäfen für Kreuzfahrtschiffe.
Die Neufundländer haben jedoch erkannt, dass der Tourismus, neben dem Erdöl im Hibernia-Ölfeld und dem Terra-Nova-Ölfeld, ein Wirtschaftszweig mit Zukunft ist, insbesondere nachdem der Zusammenbruch der Kabeljau-Fischerei - in den 1990er Jahren - die Insel in eine existentielle Krise gestürzt hat (teilweise über 20 Prozent Arbeitslosigkeit). Zusätzlich müssen sich die Fischer mit den alljährlichen Protesten gegen die Ende März beginnende Robbenjagd auseinandersetzen.
Mittlerweile gibt es ein breites Angebot an Adventure-Touren und Winterurlaub. Während der Atlantik für die meisten Badeurlauber zu kalt ist, erreichen die unzähligen Seen im Sommer durchaus Badetemperaturen.
Die beste Reisezeit für Neufundland ist wohl Juni - September, wobei es auch in diesem Zeitraum große Unterschiede gibt. Im Juni - Juli ist es teilweise noch recht kalt, man sieht aber sehr viele Eisberge und einige Wale, da diese zu dieser Zeit eintreffen, die ersten Moskitos werden auch schon wach. Juli - August ist die Zeit wo man viele Wale und nur noch einige Eisberge sieht - da diese eben schmelzen, aber dafür wird man aber von den Moskitos aufgefressen. Im September wird es langsam wieder kälter, sodass sich die Moskitos zurückgezogen haben, die Bäume werden langsam bunt, die Eisberge sind wahrscheinlich fast alle geschmolzen, und die Wale begeben sich wieder auf die Heimreise in den Süden. Somit muss sich jeder selbst überlegen, was er erleben will, um so die beste Reisezeit für sich selber herausfinden.
Literatur
- wikipedia = https://en.wikipedia.org/wiki/Category:Newfoundland_(island)
- wikitravel = https://wikitravel.org/en/Newfoundland_and_Labrador
- wikivoyage = https://de.wikivoyage.org/wiki/Neufundland
- E.R. Seary / William J. Kirwin / Sheila M. P. Lynch: Place Names of Newfoundland, Toronto / Buffalo / London 1971
Reiseberichte
- Claudia Wagner: Neufundland, eine Entdeckungsreise (29.5.2023) = https://www.claudiaplaudert.de/2023/05/neufundland-eine-entdeckungsreise/
- Herumkommer: Neufundland, Newfoundland = https://www.herumkommer.de/neufundland-newfoundland/
Videos
- Newfoundland A 4k = https://www.youtube.com/watch?v=phX5o6Vl4Cs
- Newfoundland = https://www.youtube.com/watch?v=tlHCA9wMLIE
- Understanding Newfoundland = https://www.youtube.com/watch?v=vqV78o-G5iM
- Grenzenlos - die Welt entdecken in Neufundland = https://www.youtube.com/watch?v=OMykTnpMsFo
Atlas
- Neufuindland, openstreetmap = https://www.openstreetmap.org/#map=7/49.182/-57.942
- Neufundland, ADAC = https://maps.adac.de/region/neufundland-und-labrador-kanada
- Neufundland, Satellit = https://satellites.pro/Newfoundland_and_Labrador_map
Reiseangebote
Newfoundland and Labrador Tourism = https://www.newfoundlandlabrador.com/
Destination Canada: Newfoundland and Labrador = https://travel.destinationcanada.com/en-ca/places-to-go/newfoundland-and-labrador
Forum
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