Nauru (Naoero): Unterschied zwischen den Versionen
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Die Herkunft des Landesnamens '''''Nauru''''' ist nicht geklärt. Die Bewohner nannten ihre Insel früher wie heute '''''Naoero''''', wobei die Form ''Nauru'' seit den 1920er Jahren zwecks besserer Aussprache international etabliert hat. Die englischen „Entdecker“ des Jahres 1798 bezeichneten die Insel als '''''Pleasant Island''''', zu deutsch „freundliche Insel“, und dieser Name blieb bis 1888 die offizielle Bezeichnung. Daneben hieß Nauru auch '''''Shank Island''','' übersetzt „Bein- oder Kegelinsel“. Als im April 1888 erstmals deutsche Siedler auf dem Eiland ansässig wurden, nannten sie es '''''Nawodo''''' bzw. '''''Onawero'''''. In alternativer Schreibung sind auch '''''Navodo''''', '''''Navoda''''', '''''Nau’uru''''' oder '''''Naura''''' überliefert. | Die Herkunft des Landesnamens '''''Nauru''''' ist nicht geklärt. Die Bewohner nannten ihre Insel früher wie heute '''''Naoero''''', wobei die Form ''Nauru'' seit den 1920er Jahren zwecks besserer Aussprache international etabliert hat. Die englischen „Entdecker“ des Jahres 1798 bezeichneten die Insel als '''''Pleasant Island''''', zu deutsch „freundliche Insel“, und dieser Name blieb bis 1888 die offizielle Bezeichnung. Daneben hieß Nauru auch '''''Shank Island''','' übersetzt „Bein- oder Kegelinsel“. Als im April 1888 erstmals deutsche Siedler auf dem Eiland ansässig wurden, nannten sie es '''''Nawodo''''' bzw. '''''Onawero'''''. In alternativer Schreibung sind auch '''''Navodo''''', '''''Navoda''''', '''''Nau’uru''''' oder '''''Naura''''' überliefert. | ||
Der Deutsche Paul Hambruch, der die Insel im Mai 1909 und von September bis November 1910 besuchte, gab die etymologische Erklärung, dass ''Naoero'' als Kontraktion des Satzes ''a-nuau-a-a-ororo'' interpretiert werden muss (würde heute ''A nuaw ea arourõ'' geschrieben werden), was soviel wie „Ich gehe an den Strand“ bedeutet. Im ''Deutschen Koloniallexikon'' aus dem Jahr 1920 wurde dann auch Hambruchs Erklärung mit dem Wort '''''Anáoero''''' übernommen. Der elsässische katholische Missionar Alois Kayser, der mehr als dreißig Jahre auf Nauru missionierte und die | Der Deutsche Paul Hambruch, der die Insel im Mai 1909 und von September bis November 1910 besuchte, gab die etymologische Erklärung, dass ''Naoero'' als Kontraktion des Satzes ''a-nuau-a-a-ororo'' interpretiert werden muss (würde heute ''A nuaw ea arourõ'' geschrieben werden), was soviel wie „Ich gehe an den Strand“ bedeutet. Im ''Deutschen Koloniallexikon'' aus dem Jahr 1920 wurde dann auch Hambruchs Erklärung mit dem Wort '''''Anáoero''''' übernommen. Der elsässische katholische Missionar Alois Kayser, der mehr als dreißig Jahre auf Nauru missionierte und die nauruanische Sprache intensiv studierte, lehnte Hambruchs Erklärung ab, da im Nauruanischen das Wort „Strand“, als Ziel eines Verbs der Bewegung, das richtungsweisende Wort ''rodu'', was „abwärts“ heißt, benötige. Die Nauruer halten den Strand für den geografisch tiefsten Punkt der Insel – sowohl in Bezug auf das Land wie auf das Meer. Die Tatsache, dass ''rodu'' in Hambruchs Worterklärung fehlt, macht seine Etymologie des Wortes ''Naoero'' und damit auch von ''Nauru'' unhaltbar. | ||
[[Datei:Nauru openstreetmap.png|rechts]] | [[Datei:Nauru openstreetmap.png|rechts]] | ||
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* mordwinisch: Науру [Nauru] | * mordwinisch: Науру [Nauru] | ||
* nahuatl: Nauru | * nahuatl: Nauru | ||
* | * nauruanisch: Naoero | ||
* ndebele: Nauru | * ndebele: Nauru | ||
* nepalesisch: नाउरू [Nāurū] | * nepalesisch: नाउरू [Nāurū] | ||
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'''Offizieller Name''': Ripublik Naoero | '''Offizieller Name''': Ripublik Naoero | ||
* Bezeichnung der Bewohner: Naurus ( | * Bezeichnung der Bewohner: Naurus (Nauruaner) | ||
* adjektivisch: nauru ( | * adjektivisch: nauru (nauruanisch) | ||
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== '''Mythologie''' == | == '''Mythologie''' == | ||
Die vorchristliche Religion war monotheistisch, als höchstes Wesen wurde die weibliche Göttin Eijebong verehrt. Im Schöpfungsmythos Naurus spielt die Spinne Areop-Enap eine Rolle. ''Areop-Enap'' ( | Die vorchristliche Religion war monotheistisch, als höchstes Wesen wurde die weibliche Göttin Eijebong verehrt. Im Schöpfungsmythos Naurus spielt die Spinne Areop-Enap eine Rolle. ''Areop-Enap'' (nauruanisch für „Alte Spinne“, auch ''Areob Engab'' oder ''Areow Eñab'') ist eine mythische Figur aus der Schöpfungsgeschichte der nauruanischen Religion. Der Legende nach soll Areop-Enap eine große Spinne gewesen sein. | ||
Zu Beginn existierten nur Areop-Enap und der endlose Ozean, welche beide im unendlichen Raum schwammen. Eines Tages fand Areop-Enap ein großes, rundes Objekt, eine Miesmuschel, und nahm sie in seine Hände. Er betrachtete sie von allen Seiten, denn er wollte wissen, ob da eine Öffnung sei, sodass er hineinkriechen könnte; doch da war keine. Darauf klopfte er auf die große Muschel, und da sie hohl klang, kam er zum Schluss, dass nichts drinnen sei. Er versuchte vergebens, die Muschel zu öffnen und schließlich, nachdem er einen Zauber sprach und es ein weiteres Mal versuchte, war er erfolgreich, und hielt die beiden kräftigen Muschelseiten leicht auseinander. | Zu Beginn existierten nur Areop-Enap und der endlose Ozean, welche beide im unendlichen Raum schwammen. Eines Tages fand Areop-Enap ein großes, rundes Objekt, eine Miesmuschel, und nahm sie in seine Hände. Er betrachtete sie von allen Seiten, denn er wollte wissen, ob da eine Öffnung sei, sodass er hineinkriechen könnte; doch da war keine. Darauf klopfte er auf die große Muschel, und da sie hohl klang, kam er zum Schluss, dass nichts drinnen sei. Er versuchte vergebens, die Muschel zu öffnen und schließlich, nachdem er einen Zauber sprach und es ein weiteres Mal versuchte, war er erfolgreich, und hielt die beiden kräftigen Muschelseiten leicht auseinander. | ||
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Die ersten Bewohner Naurus stammten vermutlich aus den westlichen Pazifikinseln, möglicherweise von den Gilbert-Inseln (heutiges Kiribati) oder anderen mikronesischen Regionen, wobei auch polynesische Einflüsse aus Tonga oder Samoa eine Rolle spielten. Sie brachten landwirtschaftliche Kenntnisse mit, insbesondere den Anbau von Kokospalmen, Pandanus und Brotfrucht, sowie Fertigkeiten im Fischfang. Die Insel, damals bekannt als „Naoero“ (was in der nauruanischen Sprache „Ich gehe zum Strand“ bedeutet), bot begrenzte Ressourcen: fruchtbares Land war auf den schmalen Küstenstreifen beschränkt, während das Inselinnere von einem Hochplateau mit Phosphatgestein dominiert wurde. Die Siedler entwickelten Techniken, um in dieser Umgebung zu überleben, etwa durch die Nutzung von Brackwasserseen wie der Buada-Lagune für Fischzucht und Bewässerung. | Die ersten Bewohner Naurus stammten vermutlich aus den westlichen Pazifikinseln, möglicherweise von den Gilbert-Inseln (heutiges Kiribati) oder anderen mikronesischen Regionen, wobei auch polynesische Einflüsse aus Tonga oder Samoa eine Rolle spielten. Sie brachten landwirtschaftliche Kenntnisse mit, insbesondere den Anbau von Kokospalmen, Pandanus und Brotfrucht, sowie Fertigkeiten im Fischfang. Die Insel, damals bekannt als „Naoero“ (was in der nauruanischen Sprache „Ich gehe zum Strand“ bedeutet), bot begrenzte Ressourcen: fruchtbares Land war auf den schmalen Küstenstreifen beschränkt, während das Inselinnere von einem Hochplateau mit Phosphatgestein dominiert wurde. Die Siedler entwickelten Techniken, um in dieser Umgebung zu überleben, etwa durch die Nutzung von Brackwasserseen wie der Buada-Lagune für Fischzucht und Bewässerung. | ||
Die | Die nauruanische Gesellschaft war matrilinear organisiert und in zwölf Stämme („Eamwit“) unterteilt, die bis heute kulturelle Bedeutung haben. Diese Stämme – darunter Eamwit, Deiboe, Eamwidara und andere – waren in Clans gegliedert, die durch gemeinsame Abstammung, Landbesitz und Mythen verbunden waren. Die matrilineare Struktur bedeutete, dass Land und Titel über die mütterliche Linie vererbt wurden, wobei Frauen eine zentrale Rolle in der Gesellschaft spielten. Jeder Stamm hatte eigene Dialekte und Rituale, doch die nauruanische Sprache, eine mikronesische Sprache mit polynesischen Einflüssen, war die gemeinsame Grundlage. | ||
Religion und Spiritualität waren tief in der Kultur verwurzelt. Die Nauruaner verehrten eine Schöpfungsmythologie, die von einer Urgöttin namens Eijebong und anderen Gottheiten wie Tabuarik geprägt war. Mythen erzählten von der Erschaffung der Welt durch eine Spinne oder von himmlischen Wesen, die die Insel formten. Zeremonien, Tänze und Gesänge begleiteten Lebensereignisse wie Geburten, Hochzeiten und Begräbnisse. Ein zentrales Element war die Verehrung von Frigatebirds (Fregattvögeln), die als Symbole für Freiheit und Navigation galten und deren Domestizierung eine Kunstform war. | Religion und Spiritualität waren tief in der Kultur verwurzelt. Die Nauruaner verehrten eine Schöpfungsmythologie, die von einer Urgöttin namens Eijebong und anderen Gottheiten wie Tabuarik geprägt war. Mythen erzählten von der Erschaffung der Welt durch eine Spinne oder von himmlischen Wesen, die die Insel formten. Zeremonien, Tänze und Gesänge begleiteten Lebensereignisse wie Geburten, Hochzeiten und Begräbnisse. Ein zentrales Element war die Verehrung von Frigatebirds (Fregattvögeln), die als Symbole für Freiheit und Navigation galten und deren Domestizierung eine Kunstform war. | ||
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In Nauru lebten damals zwölf Stämme: die Deiboe, Eamwidamit, Eamwidara, Eamwit, Eamgum, Eano, Emeo, Eoraru, Irutsi, Iruwa, Iwi und Ranibok. Jeder dieser Stämme hatte seine eigene Abstammungsgeschichte. Vor 1888 gab es auch kein gemeinsames Oberhaupt über alle Stämme. Sie sind heute im zwölfzackigen Stern der Staatsflagge verewigt, ihre Nachkommen leben noch immer auf Nauru, ordnen sich aber nicht mehr dem Stamm, sondern dem Distrikt zu, in dem sie wohnen. Eine Besonderheit ist der Stamm Iruwa, dessen Vorfahren erst in jüngerer Zeit von den Gilbertinseln einwanderten. Weitere Ausnahmen bilden die Stämme Irutsi und Iwi, von denen es keine Nachkommen gibt. Sie sind vermutlich während der Besetzung Naurus durch Japan in Chuuk ausgestorben. Dass dabei ausgerechnet diese zwei Stämme ausstarben, ist Zufall. | In Nauru lebten damals zwölf Stämme: die Deiboe, Eamwidamit, Eamwidara, Eamwit, Eamgum, Eano, Emeo, Eoraru, Irutsi, Iruwa, Iwi und Ranibok. Jeder dieser Stämme hatte seine eigene Abstammungsgeschichte. Vor 1888 gab es auch kein gemeinsames Oberhaupt über alle Stämme. Sie sind heute im zwölfzackigen Stern der Staatsflagge verewigt, ihre Nachkommen leben noch immer auf Nauru, ordnen sich aber nicht mehr dem Stamm, sondern dem Distrikt zu, in dem sie wohnen. Eine Besonderheit ist der Stamm Iruwa, dessen Vorfahren erst in jüngerer Zeit von den Gilbertinseln einwanderten. Weitere Ausnahmen bilden die Stämme Irutsi und Iwi, von denen es keine Nachkommen gibt. Sie sind vermutlich während der Besetzung Naurus durch Japan in Chuuk ausgestorben. Dass dabei ausgerechnet diese zwei Stämme ausstarben, ist Zufall. | ||
Die ab 1830 einsetzende europäische Einwanderung, vorwiegend durch britische Emigranten, blieb nicht ohne Folgen für die einheimische Bevölkerung: Bis dahin unbekannte Krankheiten wie Masern und Influenza brachten vielen Nauruern den Tod. 1878 kam es außerdem zum | Die ab 1830 einsetzende europäische Einwanderung, vorwiegend durch britische Emigranten, blieb nicht ohne Folgen für die einheimische Bevölkerung: Bis dahin unbekannte Krankheiten wie Masern und Influenza brachten vielen Nauruern den Tod. 1878 kam es außerdem zum nauruanischen Stammeskrieg, bei dem es mehrfach zu kriegerischen Auseinandersetzungen verfeindeter Clans kam. Dieser Krieg reduzierte die damalige Bevölkerung um ein Drittel. | ||
=== '''Kolonialzeit''' === | === '''Kolonialzeit''' === | ||
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=== '''Weltkriegsära''' === | === '''Weltkriegsära''' === | ||
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Nauru wie die anderen deutschen Kolonien im Pazifik kampflos aufgegeben und von australischen Truppen am 4. August 1914 besetzt; Australien verwaltete Nauru nach dem Krieg ab dem 17. Dezember 1920 im Auftrag Großbritanniens und Neuseelands als Mandatsgebiet und sicherte sich die Rechte am Abbau der 1900 entdeckten Phosphatvorkommen, wobei die australischen Verwalter den | Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Nauru wie die anderen deutschen Kolonien im Pazifik kampflos aufgegeben und von australischen Truppen am 4. August 1914 besetzt; Australien verwaltete Nauru nach dem Krieg ab dem 17. Dezember 1920 im Auftrag Großbritanniens und Neuseelands als Mandatsgebiet und sicherte sich die Rechte am Abbau der 1900 entdeckten Phosphatvorkommen, wobei die australischen Verwalter den nauruanischen Häuptlingen umgerechnet nur wenige Euro dafür bezahlten. Die ''Pacific Phosphate Company'' wurde in ''British Phosphate Corporation'' umbenannt. Deutsches Recht blieb bis zum 23. September 1922 in Kraft und wurde dann durch Gesetze des Australischen Bundes, des Bundesstaates Queensland und Britisch-Neuguineas ersetzt. 1927 wurde mit dem „Rat der Stammeshäuptlinge“ die erste nauruanische politische Instanz gebildet. | ||
1919 wurde der Angam Day verkündet, der Tag, an dem die | 1919 wurde der Angam Day verkündet, der Tag, an dem die nauruanische Bevölkerung 1.500 Personen umfasst hatte. Es wurde verkündet, dass mindestens 1.500 Nauruer leben müssten, um die nauruanische Bevölkerung von der Angst des Aussterbens zu befreien. 1932 wurde der Angam Day gefeiert. | ||
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war Nauru nicht in den Krieg involviert. Es wurde Ende Dezember 1940 von einem deutschen Kriegsschiff, dem Hilfskreuzer Komet beschossen und die Phosphatförderanlagen waren darauf für einige Zeit lahmgelegt. Am 8. Dezember 1941 kam die Nachricht über den japanischen Angriff auf Pearl Harbor an. Während der vorangegangenen Woche bombardierte ein japanisches Flugzeug die Telegrammstation der Insel. Man hörte in Nauru, dass die Japaner schneller vorankommen als erwartet, auf Grund ihrer Besetzung der benachbarten Gilbertinseln. Viele ausländische Bewohner Naurus begannen, sich unsicher zu fühlen. | Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war Nauru nicht in den Krieg involviert. Es wurde Ende Dezember 1940 von einem deutschen Kriegsschiff, dem Hilfskreuzer Komet beschossen und die Phosphatförderanlagen waren darauf für einige Zeit lahmgelegt. Am 8. Dezember 1941 kam die Nachricht über den japanischen Angriff auf Pearl Harbor an. Während der vorangegangenen Woche bombardierte ein japanisches Flugzeug die Telegrammstation der Insel. Man hörte in Nauru, dass die Japaner schneller vorankommen als erwartet, auf Grund ihrer Besetzung der benachbarten Gilbertinseln. Viele ausländische Bewohner Naurus begannen, sich unsicher zu fühlen. | ||
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Während Experten aus Japan versuchten, den Phosphatabbau wiederaufzunehmen, bombardierten amerikanische Flugzeuge Nauru am 25. März 1943, wodurch 15 japanische Flugzeuge zerstört und der Flugplatz beschädigt wurden. In Folge dessen exekutierten die Japaner fünf britische Gefangene. Der Versuch der Wiederaufnahme des Phosphatabbaus und -exports war erfolglos, Nauru blieb jedoch ein wichtiger Standort im japanischen Verteidigungssystem im Pazifik. Die US-Luftangriffe verursachten eine Unterbrechung der Nahrungslieferungen zur überbevölkerten Insel, was den japanischen Kommandanten dazu zwang, 1.200 Nauruer und zwei Missionare (darunter der Elsässer Alois Kayser) in Arbeitslager nach Truk und andere Inseln der Karolinen zu deportieren. | Während Experten aus Japan versuchten, den Phosphatabbau wiederaufzunehmen, bombardierten amerikanische Flugzeuge Nauru am 25. März 1943, wodurch 15 japanische Flugzeuge zerstört und der Flugplatz beschädigt wurden. In Folge dessen exekutierten die Japaner fünf britische Gefangene. Der Versuch der Wiederaufnahme des Phosphatabbaus und -exports war erfolglos, Nauru blieb jedoch ein wichtiger Standort im japanischen Verteidigungssystem im Pazifik. Die US-Luftangriffe verursachten eine Unterbrechung der Nahrungslieferungen zur überbevölkerten Insel, was den japanischen Kommandanten dazu zwang, 1.200 Nauruer und zwei Missionare (darunter der Elsässer Alois Kayser) in Arbeitslager nach Truk und andere Inseln der Karolinen zu deportieren. | ||
Die Zustände auf Nauru waren streng. Torpedierte Versorgungsschiffe und anhaltende Luftangriffe machten das Überleben von Erwerbsmitteln abhängig. Bis zum Ende des Kriegs verhungerten etwa 300 Japaner; viele griffen zum Kannibalismus, um zu überleben. Niedrige Moral und die Isolation dämpfte die Gemüter der Japaner. Die japanische Auslieferungserklärung Naurus geschah am 13. September 1945 an Bord des australischen Kriegsschiffs ''HMAS Dimantina''. 3.745 Japaner und Koreaner kehrten in ihre Heimat zurück; einige Japaner wurden vor das Kriegsverbrechentribunal wegen Exekution europäischer und | Die Zustände auf Nauru waren streng. Torpedierte Versorgungsschiffe und anhaltende Luftangriffe machten das Überleben von Erwerbsmitteln abhängig. Bis zum Ende des Kriegs verhungerten etwa 300 Japaner; viele griffen zum Kannibalismus, um zu überleben. Niedrige Moral und die Isolation dämpfte die Gemüter der Japaner. Die japanische Auslieferungserklärung Naurus geschah am 13. September 1945 an Bord des australischen Kriegsschiffs ''HMAS Dimantina''. 3.745 Japaner und Koreaner kehrten in ihre Heimat zurück; einige Japaner wurden vor das Kriegsverbrechentribunal wegen Exekution europäischer und nauruanischer Gefangener gestellt. Im Januar 1946 kehrten lediglich 737 Nauruer aus den Arbeitslagern in Truk zurück. Dort war mehr als ein Drittel an Unterernährung und bakteriellen Krankheiten gestorben. Dieser zwangsweise starke Bevölkerungsrückgang machte 1949 einen weiteren Angam Day möglich. | ||
=== '''Moderne Zeit''' === | === '''Moderne Zeit''' === | ||
Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Nauru wieder an Australien zurück; 1947 genehmigte die UNO Australien die Kontrolle über die Insel als UN-Treuhandgebiet, welche von Großbritannien, Australien und Neuseeland verwaltet wurde. Am 18. Dezember 1951 erhielt Nauru weitgehende Autonomie und die nun politisierte Regierung ernannte den 1956 zum Oberhäuptling gewählten Timothy Detudamo zum Regierungsvorsitzenden. | Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Nauru wieder an Australien zurück; 1947 genehmigte die UNO Australien die Kontrolle über die Insel als UN-Treuhandgebiet, welche von Großbritannien, Australien und Neuseeland verwaltet wurde. Am 18. Dezember 1951 erhielt Nauru weitgehende Autonomie und die nun politisierte Regierung ernannte den 1956 zum Oberhäuptling gewählten Timothy Detudamo zum Regierungsvorsitzenden. | ||
Nachdem Raymond Gadabu von 1953 bis 1955 dieses Amt übernommen hatte, arbeitete Hammer DeRoburt als Regierungsvorsitzender streng für die Unabhängigkeit. 1966 war die allmähliche Zerstörung und Unnutzbarkeit der Insel bereits ersichtlich. Australien hatte darauf Nauru eine der Queensland vorgelagerten Inseln angeboten. Doch das | Nachdem Raymond Gadabu von 1953 bis 1955 dieses Amt übernommen hatte, arbeitete Hammer DeRoburt als Regierungsvorsitzender streng für die Unabhängigkeit. 1966 war die allmähliche Zerstörung und Unnutzbarkeit der Insel bereits ersichtlich. Australien hatte darauf Nauru eine der Queensland vorgelagerten Inseln angeboten. Doch das nauruanische Wahlvolk hatte bei der entsprechenden Volksabstimmung sich für die von DeRoburt empfohlene Unabhängigkeit entschieden; Nauru wurde ein hohes Maß an innerer Autonomie zugestanden, wodurch die Gründung des ''Nauru Local Government Council'', des Vorläufers des heutigen nauruanischen Parlaments, ermöglicht wurde. 1967 erklärte Australien den ''Nauru Independent Act'', der die Beendigung des UN-Treuhandgebiet-Statutes in Kürze ankündigte. Auf den 31. Januar 1968 hin erhielt Nauru von der UNO und Australien die politische Unabhängigkeit und völkerrechtliche Souveränität als Republik zugesprochen; erster Präsident wurde DeRoburt. Er blieb für lange Zeit Präsident, wurde dann aber vom jungen Bernard Dowiyogo abgelöst. Dowiyogo machte sich international bemerkbar, indem er die Atomversuche Frankreichs scharf kritisierte. | ||
Vom Phosphatabbau profitieren konnte Nauru selber erst seit 1970, als die | Vom Phosphatabbau profitieren konnte Nauru selber erst seit 1970, als die Nauruanische Phosphatgesellschaft gegründet wurde und die ''British Phosphate Corporation'' übernahm. Durch die Erträge aus dem Abbau konnte die Infrastruktur mit modernsten Technologien ausgestattet werden; ein Straßensystem, welches eine Insel umrundende Asphaltstraße und eine Straße nach Buada und um die Buada-Lagune beinhaltete, sowie zwei australische Elektrizitätshäuser in Aiwo wurden errichtet. Nauru wurde zum zweitreichsten Staat der Welt hinter Saudi-Arabien (nach dem BIP pro Kopf). Täglich wurde mit mechanischen Greifern das Phosphat vom Kalkboden abgetragen und über Transportbänder und eine Schmalspurbahn auf die vor dem Riff ankernden Schiffe in Aiwo verladen, jährlich etwa 2 Millionen Tonnen. Übrig ist eine öde, unbewohnbare Mondlandschaft aus Korallenresten und Geröll sowie ein 150 bis 300 Meter breiter bewohnbarer Küstenstreifen geblieben. Der australische Bund hat Nauru wiederholt an das Angebot jener Insel vor Queensland erinnert, bislang hat die Regierung aber abgelehnt; damit wäre auch der erneute Verlust der politischen Unabhängigkeit verbunden. | ||
Nauru verklagte Australien beim Internationalen Gerichtshof (IGH) wegen der Ausbeutung des Phosphats vor der Unabhängigkeit. Am 9. August 1993 sagte Australien 107 Millionen Dollar zur Renaturierung Naurus zu. Das Renaturierungsprogramm enthielt unter anderem die Auffüllung der Korallenruinen, die nach dem Phosphatabbau übrig geblieben waren, mit importiertem Humus. Zum Teil wachsen auch schon wieder viele Pflanzen aus der Korallenlandschaft, aber wegen der doch großen Fläche wurde das Vorhaben wieder aufgegeben und das Geld wurde für die weitere Modernisierung der Infrastruktur verwendet. Nauru verzichtete damals im Gegenzug darauf, seine Klage gegen Australien beim Internationalen Gerichtshof (IGH) weiterzuverfolgen. | Nauru verklagte Australien beim Internationalen Gerichtshof (IGH) wegen der Ausbeutung des Phosphats vor der Unabhängigkeit. Am 9. August 1993 sagte Australien 107 Millionen Dollar zur Renaturierung Naurus zu. Das Renaturierungsprogramm enthielt unter anderem die Auffüllung der Korallenruinen, die nach dem Phosphatabbau übrig geblieben waren, mit importiertem Humus. Zum Teil wachsen auch schon wieder viele Pflanzen aus der Korallenlandschaft, aber wegen der doch großen Fläche wurde das Vorhaben wieder aufgegeben und das Geld wurde für die weitere Modernisierung der Infrastruktur verwendet. Nauru verzichtete damals im Gegenzug darauf, seine Klage gegen Australien beim Internationalen Gerichtshof (IGH) weiterzuverfolgen. | ||
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Am 9. Oktober 1997 schloss die Regierung einen Vertrag mit dem Internationalen Diabetesinstitut (IDI) über ein Langzeitprojekt zur Diabetesforschung ab. Der Vertrag beinhaltet, dass sich Nauruer für einen Zeitraum von 20 Jahren für genetische Untersuchungen zur Verfügung stellen und dass der Staat an wirtschaftlich verwertbaren Ergebnissen der Studie beteiligt würde. Am 1. Mai 1999 wurde die Republik Nauru Vollmitglied beim Commonwealth, am folgenden 14. September wurde sie Vollmitglied der UNO. | Am 9. Oktober 1997 schloss die Regierung einen Vertrag mit dem Internationalen Diabetesinstitut (IDI) über ein Langzeitprojekt zur Diabetesforschung ab. Der Vertrag beinhaltet, dass sich Nauruer für einen Zeitraum von 20 Jahren für genetische Untersuchungen zur Verfügung stellen und dass der Staat an wirtschaftlich verwertbaren Ergebnissen der Studie beteiligt würde. Am 1. Mai 1999 wurde die Republik Nauru Vollmitglied beim Commonwealth, am folgenden 14. September wurde sie Vollmitglied der UNO. | ||
Im Januar 2000 stellten die Deutsche Bank und Bankers Trust, die weltweit Geld transferieren, sämtliche US-Dollar-Zahlungen an die | Im Januar 2000 stellten die Deutsche Bank und Bankers Trust, die weltweit Geld transferieren, sämtliche US-Dollar-Zahlungen an die nauruanische Zentralbank (''Bank of Nauru'') ein. Auch die G8 erwogen Sanktionen gegen die Steueroase wegen Geldwäsche der russischen Mafia und südamerikanischer Drogenkartelle. Nauru hatte sich Ende der 1990er Jahre zu einem Paradies für internationale Drogenhändler und Geldwäsche entwickelt. Wie das amerikanische Außenministerium Anfang März 2000 in seinem Jahresbericht zur Kontrolle des Drogenhandels feststellte, nutzen vor allem Mitglieder der russischen Mafia Nauru zum Waschen von Geld aus dem Drogenhandel. Nach Angaben der russischen Zentralbank sind im Jahr 1999 rund 80 Milliarden US-Dollar durch Banken in Nauru, meist Briefkastenfirmen, geflossen. Der Inselstaat hatte sich als Steuer- und Finanzparadies etabliert und wurde nur noch von den britischen Kaimaninseln übertroffen, was die Zahl der Finanzinstitutionen pro Kopf der Bevölkerung angeht. Doch während es auf den Kaimaninseln regulatorische Mechanismen zur Eindämmung des illegalen Geldflusses gab, fehlte auf Nauru jegliche Kontrolle. Die Vereinigten Staaten von Amerika verlangten deshalb von Nauru die Einführung eines Anti-Geldwäsche-Gesetzes nach internationalem Standard. Auf weiteren Druck der UNO ließ Nauru die Geldwäscherei unterbinden, auch wenn sie für Nauru eine lohnende Einnahmequelle war. Am 19. April 2002 veröffentlichte die OECD eine neue schwarze Liste der Staaten, die schädliche Steuerpraktiken dulden; mitaufgeführt auf dieser Liste ist auch Nauru. Seit Mai 2004 steht Nauru nicht mehr auf dieser Liste. Auf der Schwarzen Liste unkooperativer Staaten in Bezug auf Geldwäscherei der FATF war Nauru jedoch noch bis 2005 eingetragen. Im September 2004 wurden neue Gesetze gutgeheißen, um von der Liste gestrichen zu werden. | ||
Seit dem Tod DeRoburts bis in die Gegenwart ist die politische Situation sehr instabil: Viele Misstrauensvoten und häufig wechselnde Präsidenten sowie unterschiedlichste Ansichten im Parlament bezüglich der Verwendung des großen Reichtums ließen die finanzielle Lage außer Kontrolle geraten. Die Situation spitzte sich zusätzlich zu, als das Phosphat zur Neige ging: Zwischen 1999 und 2003 gab es eine Serie von Misstrauensvoten und Wahlen, nach denen René Harris und Bernard Dowiyogo das Land für verschiedene Perioden führten. Dowiyogo starb während seiner Amtszeit am 10. März 2003 in Washington D.C. an Diabetes mellitus; sein Nachfolger Derog Gioura erlitt einen Herzinfarkt. Ludwig Scotty wurde am 29. Mai 2003 als neuer Präsident gewählt, und es schien damals durchaus möglich, dass die Jahre der politischen Instabilität zu Ende gingen. Indes gab es im August 2003 eine erneute Misstrauens-Abstimmung. Harris gewann an Unterstützung zurück und wurde wieder zum Präsidenten gewählt. Am 22. Juni 2004 erlangte Scotty die Präsidentschaft wieder, nachdem Harris durch ein erneutes Misstrauensvotum abgesetzt wurde. Kinza Clodumar, einer der Minister unter Harris, stimmte dabei gegen Harris und bewirkte dadurch dessen Abwahl. Clodumars Begründung für den Seitenwechsel war, dass er die von Harris angedrohte Auflösung des Parlaments abwenden wollte. Er wurde von Scotty als Zeichen der Anerkennung zum Finanzminister wiederernannt. | Seit dem Tod DeRoburts bis in die Gegenwart ist die politische Situation sehr instabil: Viele Misstrauensvoten und häufig wechselnde Präsidenten sowie unterschiedlichste Ansichten im Parlament bezüglich der Verwendung des großen Reichtums ließen die finanzielle Lage außer Kontrolle geraten. Die Situation spitzte sich zusätzlich zu, als das Phosphat zur Neige ging: Zwischen 1999 und 2003 gab es eine Serie von Misstrauensvoten und Wahlen, nach denen René Harris und Bernard Dowiyogo das Land für verschiedene Perioden führten. Dowiyogo starb während seiner Amtszeit am 10. März 2003 in Washington D.C. an Diabetes mellitus; sein Nachfolger Derog Gioura erlitt einen Herzinfarkt. Ludwig Scotty wurde am 29. Mai 2003 als neuer Präsident gewählt, und es schien damals durchaus möglich, dass die Jahre der politischen Instabilität zu Ende gingen. Indes gab es im August 2003 eine erneute Misstrauens-Abstimmung. Harris gewann an Unterstützung zurück und wurde wieder zum Präsidenten gewählt. Am 22. Juni 2004 erlangte Scotty die Präsidentschaft wieder, nachdem Harris durch ein erneutes Misstrauensvotum abgesetzt wurde. Kinza Clodumar, einer der Minister unter Harris, stimmte dabei gegen Harris und bewirkte dadurch dessen Abwahl. Clodumars Begründung für den Seitenwechsel war, dass er die von Harris angedrohte Auflösung des Parlaments abwenden wollte. Er wurde von Scotty als Zeichen der Anerkennung zum Finanzminister wiederernannt. | ||
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Am 1. Oktober 2004 rief Scotty den nationalen Notstand auf Grund ökonomischer Krisen aus und löste zugleich das Parlament auf; er setzte die Neuwahlen auf den folgenden 23. Oktober. Zudem suspendierte er Parlamentssprecher Russell Kun von seinem Amt, um weitere parlamentarische Handlungen bis zu den Neuwahlen zu unterbinden. Scotty und seine liberal-reformistische Gefolgschaft gewannen die Parlamentswahlen deutlich und erreichten eine historische Mehrheit von 16 zu 2. Nauru ist nun auf gutem Weg, die seit Jahren anhaltende politische Instabilität zu überwinden und somit auch die wirtschaftliche Krise zu überstehen. Im Dezember 2004 wurde erstmals seit Monaten wieder eine größere Menge Phosphat exportiert; die Schiffslieferung nach Südkorea betrug etwa 10.000 Tonnen. | Am 1. Oktober 2004 rief Scotty den nationalen Notstand auf Grund ökonomischer Krisen aus und löste zugleich das Parlament auf; er setzte die Neuwahlen auf den folgenden 23. Oktober. Zudem suspendierte er Parlamentssprecher Russell Kun von seinem Amt, um weitere parlamentarische Handlungen bis zu den Neuwahlen zu unterbinden. Scotty und seine liberal-reformistische Gefolgschaft gewannen die Parlamentswahlen deutlich und erreichten eine historische Mehrheit von 16 zu 2. Nauru ist nun auf gutem Weg, die seit Jahren anhaltende politische Instabilität zu überwinden und somit auch die wirtschaftliche Krise zu überstehen. Im Dezember 2004 wurde erstmals seit Monaten wieder eine größere Menge Phosphat exportiert; die Schiffslieferung nach Südkorea betrug etwa 10.000 Tonnen. | ||
Ende Januar 2005 kündigte der australische Wissenschaftsminister Brendan Nelson an, dass Australien seinen Atommüll außerhalb seines Staatsgebiets endlagern würde. Dabei hielt man Nauru für einen sehr geeigneten Standort für die Errichtung eines Endlagers. Per 15. Juni 2005 trat Nauru der Internationale Walfangkommission (IWC) bei; womöglich wurde Nauru von Japan, das als große Walfängernation gilt, mit finanzieller Hilfe zum Beitritt gelockt, um es bei der Abstimmung über Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs, welche am 20. Juni 2005 im südkoreanischen Ulsan stattfand, zu unterstützen; die Walfangbefürworter unterlagen jedoch in der Abstimmung. Der Beitritt Naurus zur IWC löste in Australien Kontroversen aus, worauf die australische Regierung mit diplomatischen Konsequenzen drohte; der | Ende Januar 2005 kündigte der australische Wissenschaftsminister Brendan Nelson an, dass Australien seinen Atommüll außerhalb seines Staatsgebiets endlagern würde. Dabei hielt man Nauru für einen sehr geeigneten Standort für die Errichtung eines Endlagers. Per 15. Juni 2005 trat Nauru der Internationale Walfangkommission (IWC) bei; womöglich wurde Nauru von Japan, das als große Walfängernation gilt, mit finanzieller Hilfe zum Beitritt gelockt, um es bei der Abstimmung über Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs, welche am 20. Juni 2005 im südkoreanischen Ulsan stattfand, zu unterstützen; die Walfangbefürworter unterlagen jedoch in der Abstimmung. Der Beitritt Naurus zur IWC löste in Australien Kontroversen aus, worauf die australische Regierung mit diplomatischen Konsequenzen drohte; der nauruanische IWC-Abgesandte Marcus Stephen dementierte jedoch die Vorwürfe Australiens. | ||
Nachdem seit 2004 nochmals Verschärfungen des Antigeldwäschegesetzes vorgenommen wurde, wodurch alle in Nauru eingetragenen Banken, welche als Briefkastenfirmen bestanden, annulliert worden waren, ist Nauru im Oktober 2005 von der Schwarzen Liste unkooperativer Staaten in Bezug auf Geldwäscherei der FATF gestrichen worden. Während eines Treffens der Mitgliedsstaaten des Pacific Islands Forum ließen Scotty und Außenminister David Adeang verkünden, das im September 2004 entdeckte übrige Phosphat würde Naurus Exportrate innert sechs Monaten um 300 Prozent steigern; zudem wurde eine ''National Development Strategy'' (nationale Entwicklungsstrategie) mit Unterstützung des Pacific Islands Forum ausgearbeitet. | Nachdem seit 2004 nochmals Verschärfungen des Antigeldwäschegesetzes vorgenommen wurde, wodurch alle in Nauru eingetragenen Banken, welche als Briefkastenfirmen bestanden, annulliert worden waren, ist Nauru im Oktober 2005 von der Schwarzen Liste unkooperativer Staaten in Bezug auf Geldwäscherei der FATF gestrichen worden. Während eines Treffens der Mitgliedsstaaten des Pacific Islands Forum ließen Scotty und Außenminister David Adeang verkünden, das im September 2004 entdeckte übrige Phosphat würde Naurus Exportrate innert sechs Monaten um 300 Prozent steigern; zudem wurde eine ''National Development Strategy'' (nationale Entwicklungsstrategie) mit Unterstützung des Pacific Islands Forum ausgearbeitet. | ||
Im Dezember 2005 hatte die amerikanische Bank Export-Import Bank of the United States als Besitzerin des einzigen Flugzeugs der Air Nauru jenes zurückverlangt. Die VR China hatte ihr Versprechen, die Schulden der | Im Dezember 2005 hatte die amerikanische Bank Export-Import Bank of the United States als Besitzerin des einzigen Flugzeugs der Air Nauru jenes zurückverlangt. Die VR China hatte ihr Versprechen, die Schulden der nauruanischen Fluggesellschaft nach dem Abbruch der Beziehungen zu Taiwan zu übernehmen, nicht eingelöst. Daraufhin wurde der Flugbetrieb zunächst eingestellt, im September 2006 jedoch mit taiwanischer Hilfe wiederaufgenommen, nachdem Nauru die 2002 abgebrochenen Beziehungen zu Taiwan wiederaufgenommen hatte. Die in ''Our Airline'' umbenannte Fluggesellschaft fliegt mit einer geleasten Boeing 737 von Brisbane aus neben Nauru auch Honiara, Tarawa und Majuro an. | ||
Nach der ersten regulären Legislaturperiode ohne Misstrauensvoten seit langem und ohne größere politischen Unruhen zog Scotty im Juli 2007 die für Oktober angesetzten Wahlen um zwei Monate vor. Im September 2007 kündigte Industrieminister Pitcher an, die von der reformistischen Regierung neu ausgearbeiteten Rehabilitations- und Renaturierungsprogramme per Ende Jahr starten zu wollen. Die allmähliche Rückwandlung Naurus von der Mondlandschaft zur tropischen Insel soll bis zu 20 Jahre dauern. | Nach der ersten regulären Legislaturperiode ohne Misstrauensvoten seit langem und ohne größere politischen Unruhen zog Scotty im Juli 2007 die für Oktober angesetzten Wahlen um zwei Monate vor. Im September 2007 kündigte Industrieminister Pitcher an, die von der reformistischen Regierung neu ausgearbeiteten Rehabilitations- und Renaturierungsprogramme per Ende Jahr starten zu wollen. Die allmähliche Rückwandlung Naurus von der Mondlandschaft zur tropischen Insel soll bis zu 20 Jahre dauern. | ||
Am 25. August 2007 wählte das | Am 25. August 2007 wählte das nauruanische Volk ein neues Parlament; erste zuverlässige Resultate werden Anfang September erwartet. Trotz der teils unpopulären Reformpolitik Scottys gewann Scotty die Wahlen deutlich und gewann 15 der 18 Sitze. Am 28. August wurde er vom neugewählten Parlament im Amt bestätigt. Die auf drei Parlamentarier geschrumpfte Opposition um Ex-Präsident René Harris nominierte zuerst Scottys Vize David Adeang für das Amt, welcher mit der Begründung, es sei kein Spiel, ablehnte; daraufhin nominierte die Opposition Marcus Stephen, während Adeang Scotty nominierte. Scotty gewann die Wahl schließlich deutlich mit 14 zu 3 Stimmen. Scotty nominierte daraufhin sein gewohntes Ministerkabinett vor der Wahl, mit Adeang als Außenminister. Nach der Wahl wurde Kritik laut, dass einige gewählte Parlamentarier sich direkt oder indirekt Stimmen erkauften mittels eines taiwanischen Geldfonds. Die Wahlbeobachter des Pacific Islands Forum beurteilten die Wahlen jedoch als „glaubwürdig und unbedenklich“. | ||
Am 10. November 2007 kam es zu einer Krise innerhalb der Regierung. Drei Minister der Scotty-Regierung (Gesundheitsminister Kieren Keke, Industrieminister Frederick Pitcher und Justizminister Roland Kun) traten zurück nach einem Zerwürfnis mit Außenminister David Adeang. Er und Präsident Scotty werden von Unterstützern der drei kritisiert, das Reformprogramm zu untergraben und nicht genügend voranzutreiben. Gemäß neuseeländischen und australischen Medienberichten fand am 13. November ein Misstrauensvotum gegen Scotty mit Keke als Gegenkandidat statt, welches Scotty mit 7 zu 8 Stimmen (bei zwei Abwesenden) verlor. Für ein erfolgreiches Misstrauensvotum wären allerdings 9 Stimmen nötig gewesen. Keke dementierte am folgenden Tag jene Berichte, dass bereits eine solche Abstimmung im Parlament stattgefunden habe, kündigte allerdings für den 16. November eine solche an und war zuversichtlich, diese zu gewinnen, da Scotty ohne die Stimmen der Opposition um Erzfeind René Harris keine Aussicht auf Erfolg habe. Schließlich wurde Scotty am 19. Dezember 2007 per Misstrauensvotum von 10 zu 7 Stimmen vom Parlament abgewählt, sein Gegenkandidat Marcus Stephen wurde als neuer Präsident vereidigt und ernannte sein neues Kabinett. | Am 10. November 2007 kam es zu einer Krise innerhalb der Regierung. Drei Minister der Scotty-Regierung (Gesundheitsminister Kieren Keke, Industrieminister Frederick Pitcher und Justizminister Roland Kun) traten zurück nach einem Zerwürfnis mit Außenminister David Adeang. Er und Präsident Scotty werden von Unterstützern der drei kritisiert, das Reformprogramm zu untergraben und nicht genügend voranzutreiben. Gemäß neuseeländischen und australischen Medienberichten fand am 13. November ein Misstrauensvotum gegen Scotty mit Keke als Gegenkandidat statt, welches Scotty mit 7 zu 8 Stimmen (bei zwei Abwesenden) verlor. Für ein erfolgreiches Misstrauensvotum wären allerdings 9 Stimmen nötig gewesen. Keke dementierte am folgenden Tag jene Berichte, dass bereits eine solche Abstimmung im Parlament stattgefunden habe, kündigte allerdings für den 16. November eine solche an und war zuversichtlich, diese zu gewinnen, da Scotty ohne die Stimmen der Opposition um Erzfeind René Harris keine Aussicht auf Erfolg habe. Schließlich wurde Scotty am 19. Dezember 2007 per Misstrauensvotum von 10 zu 7 Stimmen vom Parlament abgewählt, sein Gegenkandidat Marcus Stephen wurde als neuer Präsident vereidigt und ernannte sein neues Kabinett. | ||
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Nauru ist zwar völkerrechtlich gesehen unabhängig und ein Völkerrechtssubjekt, die Souveränität wird jedoch von Politologen und Völkerrechtlern in Frage gestellt. Dafür wird das Modell der Suzeränität, in diesem Falle mit Australien als Suzerän, immer mehr herangezogen: | Nauru ist zwar völkerrechtlich gesehen unabhängig und ein Völkerrechtssubjekt, die Souveränität wird jedoch von Politologen und Völkerrechtlern in Frage gestellt. Dafür wird das Modell der Suzeränität, in diesem Falle mit Australien als Suzerän, immer mehr herangezogen: | ||
Der Australische Bund als einflussreichste frühere Kolonialmacht nimmt zwar schon seit der Unabhängigkeit Naurus 1968 einige Aufgaben in der | Der Australische Bund als einflussreichste frühere Kolonialmacht nimmt zwar schon seit der Unabhängigkeit Naurus 1968 einige Aufgaben in der nauruanischen Außenpolitik und der militärischen Landesverteidigung wahr. Seit aber um die Jahrtausendwende die Phosphatvorkommen zur Neige gingen, wuchs auch der australische Einfluss in der nauruanischen Wirtschaft. Die 2001 von Australien eingerichteten Flüchtlingslager bilden zurzeit das einzige Staatseinkommen, über das Nauru verfügt; außerdem ließ die neue Regierung Wirtschaftsexperten aus Australien einfliegen, die sie bei der Stabilisierung des nauruanischen Staatshaushalts unterstützen sollen. Auch die innere Souveränität wurde zuletzt stärker beeinträchtigt: Neben Barry Connell, der schon seit Jahren Vorsitzender des nauruanischen Obersten Gerichts in Melbourne ist, setzte die Regierung zuletzt auch einen Australier als Polizeichef und somit als Hauptverantwortlichen für die innere Sicherheit ein. | ||
Nauru selbst betrachtet sich weiterhin als völkerrechtlich souverän. Namentlich warf UN-Botschafterin Marlene Moses dem Australischen Bund nach Naurus Votum in der IWC-Jahresversammlung im Juni 2005 vor, durch seine Zweifel an diesem Votum untergrabe er die Souveränität der | Nauru selbst betrachtet sich weiterhin als völkerrechtlich souverän. Namentlich warf UN-Botschafterin Marlene Moses dem Australischen Bund nach Naurus Votum in der IWC-Jahresversammlung im Juni 2005 vor, durch seine Zweifel an diesem Votum untergrabe er die Souveränität der nauruanischen Republik. Nauru lehnt bisher auch das Suzeränitätsmodell ab. | ||
=== '''Legislative und Exekutive''' === | === '''Legislative und Exekutive''' === | ||
Das | Das nauruanische Parlament, lokal in Nauru als '''The House''' geläufig, besteht aus 18 Mitgliedern. Es hält seine Sitzungen in der Regel dienstags und donnerstags ab. Die letzten Wahlen fanden am 26. April 2008 statt. | ||
Das Parlament tagt in einem opulenten Gebäudekomplex in Yaren, das hauptsächlich aus rosa und weißem Marmor aus Australien errichtet wurde. Neben dem Sitzungssaal, verschiedenen Büros und Sekretariaten beherbergt das Gebäude auch die Kantine und das Parlamentsarchiv. | Das Parlament tagt in einem opulenten Gebäudekomplex in Yaren, das hauptsächlich aus rosa und weißem Marmor aus Australien errichtet wurde. Neben dem Sitzungssaal, verschiedenen Büros und Sekretariaten beherbergt das Gebäude auch die Kantine und das Parlamentsarchiv. | ||
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'''Politische Gruppierungen:''' | '''Politische Gruppierungen:''' | ||
* '''CP''' = ''Centre Party'' ( | * '''CP''' = ''Centre Party'' (Nauruanische Zentrumspartei, christlich-konservativ, informal) | ||
* '''DP''' = ''Democratic Party'' (Demokratische Partei Nauru, formal, ehemalige informelle ''Nauru Party'') | * '''DP''' = ''Democratic Party'' (Demokratische Partei Nauru, formal, ehemalige informelle ''Nauru Party'') | ||
* '''NA''' = ''Naoero Amo'' bzw. ''Nauru First Party'' (Nauru Zuerst Partei, christlich-liberal, formal) | * '''NA''' = ''Naoero Amo'' bzw. ''Nauru First Party'' (Nauru Zuerst Partei, christlich-liberal, formal) | ||
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Nauru hat ein Prioritätswahlsystem, bei dem die Wähler die Kandidaten ihres Wahlkreises in der Reihenfolge ihrer Priorität wählen. Eine Erstprioritätsstimme zählt eine ganze Stimme, eine Zweitprioritätsstimme zählt eine halbe Stimme, eine Drittprioritätsstimme zählt eine Drittel-Stimme. Gibt es in einem Wahlkreis beispielsweise 21 Kandidaten, so zählt die letzte Stimme ein Einundzwanzigstel. | Nauru hat ein Prioritätswahlsystem, bei dem die Wähler die Kandidaten ihres Wahlkreises in der Reihenfolge ihrer Priorität wählen. Eine Erstprioritätsstimme zählt eine ganze Stimme, eine Zweitprioritätsstimme zählt eine halbe Stimme, eine Drittprioritätsstimme zählt eine Drittel-Stimme. Gibt es in einem Wahlkreis beispielsweise 21 Kandidaten, so zählt die letzte Stimme ein Einundzwanzigstel. | ||
Wählen kann jede Person, die die | Wählen kann jede Person, die die nauruanische Staatsbürgerschaft besitzt und am Wahltag 20 Jahre oder älter ist. Um sich als Kandidat aufstellen zu lassen, muss man die erwähnten Bedingungen erfüllen und seine Nominierung mit seiner Unterschrift sowie den Unterschriften zweier oder mehrerer Wähler seines Distrikts spätestens 14 Tage vor dem Wahltag einreichen. | ||
Die nationalen Parlamentswahlen 2003 hatten am 3. Mai 2003 stattgefunden. Sie wurden aufgrund des plötzlichen Todes des damals amtierenden Präsidenten Bernard Dowiyogo vorgezogen. 3 der 18 Parlamentssitze gingen an die Naoero-Amo-Partei, die restlichen 15 Gewählten waren parteilos. Für die Präsidentschaftswahl gab es drei Kandidaten: Ludwig Scotty, Kinza Clodumar und Derog Gioura, der Interimspräsident. Nach dem ersten Wahlgang hatte jeder Kandidat sechs Stimmen, was zu einem dreiwöchigen politischen Stillstand führte. Erst als am 20. Mai Derog Gioura nach einem Herzinfarkt ausschied, konnte Ludwig Scotty im zweiten Wahlgang mit 9 zu 7 Stimmen gegen Kinza Clodumar die Wahl für sich entscheiden. | Die nationalen Parlamentswahlen 2003 hatten am 3. Mai 2003 stattgefunden. Sie wurden aufgrund des plötzlichen Todes des damals amtierenden Präsidenten Bernard Dowiyogo vorgezogen. 3 der 18 Parlamentssitze gingen an die Naoero-Amo-Partei, die restlichen 15 Gewählten waren parteilos. Für die Präsidentschaftswahl gab es drei Kandidaten: Ludwig Scotty, Kinza Clodumar und Derog Gioura, der Interimspräsident. Nach dem ersten Wahlgang hatte jeder Kandidat sechs Stimmen, was zu einem dreiwöchigen politischen Stillstand führte. Erst als am 20. Mai Derog Gioura nach einem Herzinfarkt ausschied, konnte Ludwig Scotty im zweiten Wahlgang mit 9 zu 7 Stimmen gegen Kinza Clodumar die Wahl für sich entscheiden. | ||
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Die Präsidentschaftswahlen fanden am 26. Oktober 2004 statt. Ludwig Scotty wurde ohne Gegenkandidaten als Präsident der Republik Nauru wiedergewählt. Zum Parlamentssprecher wurde Vassal Gadoengin gewählt. Da Gadoengin am 16. Dezember starb, wurde am 21. Dezember Valdon Dowiyogo zum neuen Parlamentssprecher gewählt. | Die Präsidentschaftswahlen fanden am 26. Oktober 2004 statt. Ludwig Scotty wurde ohne Gegenkandidaten als Präsident der Republik Nauru wiedergewählt. Zum Parlamentssprecher wurde Vassal Gadoengin gewählt. Da Gadoengin am 16. Dezember starb, wurde am 21. Dezember Valdon Dowiyogo zum neuen Parlamentssprecher gewählt. | ||
Nach der ersten regulären Legislaturperiode ohne Misstrauensvoten seit Jahrzehnten und ohne größere politische Unruhen zog Scotty im Juli 2007 die für Oktober angesetzten Wahlen um zwei Monate vor. Am 25. August 2007 wählte das | Nach der ersten regulären Legislaturperiode ohne Misstrauensvoten seit Jahrzehnten und ohne größere politische Unruhen zog Scotty im Juli 2007 die für Oktober angesetzten Wahlen um zwei Monate vor. Am 25. August 2007 wählte das nauruanische Volk ein neues Parlament; erste zuverlässige Resultate werden Anfang September erwartet. Trotz der teils unpopulären Reformpolitik Scottys konnte dieser gemäß ersten Hochrechnungen 15 der 18 Sitze gewinnen. Am 28. August wurde Präsident Scotty im Nauruanischen Parlament im Amt bestätigt. Die auf drei Parlamentarier geschrumpfte Opposition um Ex-Präsident René Harris nominierte zuerst Scottys Vize David Adeang für das Amt, der mit der Begründung, es sei kein Spiel, ablehnte. Daraufhin nominierte die Opposition Marcus Stephen, während Adeang Scotty nominierte. Scotty gewann die Wahl schließlich deutlich mit 14 zu 3 Stimmen. Scotty nominierte daraufhin sein gewohntes Ministerkabinett vor der Wahl, mit Adeang als Außenminister und Valdon Dowiyogo als Parlamentssprecher. | ||
=== '''Justizwesen und Kriminalität''' === | === '''Justizwesen und Kriminalität''' === | ||
Das | Das nauruanische Recht basiert auf dem englischen Common Law und auf Beschlüssen des nauruanischen Parlaments. Entscheidungen werden durch das Oberste Gericht getroffen. Vorsitzender des Obersten Gerichts (Supreme Court) ist der Staatsrichter (Chief Justice), der vom Präsidenten ernannt wird. Rekurse gegen Urteile des Obersten Gerichts gehen an das Anhörungsgericht (Appellate Court), das aus zwei Richtern besteht. Solche Rekurse sind jedoch relativ selten. Das Parlament kann keine gerichtlichen Entscheide revidieren. Dem Amtsgericht (District Court) sitzt ein Residentrichter (Resident Magistrate) vor, der auch der Standesbeamte des Obersten Gerichtes ist. Das Familiengericht (Family Court) wird auch vom Residentrichter als Vorsitzender eines Triumvirats präsidiert. | ||
Die Verfassung sieht noch zwei weitere Quasigerichte vor, den Anhörungshof des öffentlichen Dienstes (Public Service Appeal Board) und den Anhörungshof der Polizei (Police Appeal Board). Beide werden vom Staatsrichter als Vorsitzender eines Gremiums mit zwei Mitgliedern jedes Hofes präsidiert. | Die Verfassung sieht noch zwei weitere Quasigerichte vor, den Anhörungshof des öffentlichen Dienstes (Public Service Appeal Board) und den Anhörungshof der Polizei (Police Appeal Board). Beide werden vom Staatsrichter als Vorsitzender eines Gremiums mit zwei Mitgliedern jedes Hofes präsidiert. | ||
Was die Kriminalität betrifft,. so sind Gewaltverbrechen wie Morde oder schwere Körperverletzungen extrem selten - die Mordrate pro 100.000 Einwohner liegt seit Jahren bei 0,00. Die Mehrheit der registrierten Straftaten bezieht sich auf Verkehrsverstöße, leichte Diebstähle oder Kleinkriminalität wie Taschendiebstähle. Laut offiziellen Daten der | Was die Kriminalität betrifft,. so sind Gewaltverbrechen wie Morde oder schwere Körperverletzungen extrem selten - die Mordrate pro 100.000 Einwohner liegt seit Jahren bei 0,00. Die Mehrheit der registrierten Straftaten bezieht sich auf Verkehrsverstöße, leichte Diebstähle oder Kleinkriminalität wie Taschendiebstähle. Laut offiziellen Daten der nauruanischen Polizei wurden im ersten Quartal 2024 insgesamt 618 Straftaten erfasst, was auf eine moderate Belastung durch Alltagsdelikte hinweist, aber im Kontext der geringen Bevölkerungszahl keine hohe Belastung darstellt. Wahrnehmungsbasierte Umfragen wie die von Numbeo deuten ebenfalls auf eine niedrige subjektive Sicherheitslage hin, wobei die Daten aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl als vorläufig gelten. | ||
Verkehrsdelikte machen den Großteil der Kriminalität aus, einschließlich Geschwindigkeitsüberschreitungen und Verkehrsverstößen auf der einzigen Hauptstraße der Insel. Gelegentliche Diebstähle oder Einbrüche, oft in Verbindung mit wirtschaftlichen Herausforderungen wie Armut oder Arbeitslosigkeit, die durch den früheren Phosphatabbau und Abhängigkeit von australischer Hilfe verstärkt werden. | Verkehrsdelikte machen den Großteil der Kriminalität aus, einschließlich Geschwindigkeitsüberschreitungen und Verkehrsverstößen auf der einzigen Hauptstraße der Insel. Gelegentliche Diebstähle oder Einbrüche, oft in Verbindung mit wirtschaftlichen Herausforderungen wie Armut oder Arbeitslosigkeit, die durch den früheren Phosphatabbau und Abhängigkeit von australischer Hilfe verstärkt werden. | ||
Nauru ist kein Hotspot für organisierte Kriminalität, aber es gibt Risiken in Sektoren wie Fischerei und Bergbau. Illegale, ungemeldete und unregulierte Fischerei (IUU-Fishing) ist in der Region Ozeanien verbreitet, doch auf Nauru weniger ausgeprägt – dennoch profitiert das Land von Lizenzeinnahmen, die anfällig für Korruption sein könnten. Im Phosphatbergbau, der historisch die Wirtschaft dominierte, besteht ein Korruptionsrisiko, ohne dass signifikante kriminelle Aktivitäten nachgewiesen sind. Zudem gibt es einen wachsenden Markt für gefälschte Waren (zum Beispiel Textilien oder Pharmazeutika), der regional zunimmt. Im August 2025 wurde berichtet, dass ein australischer Outlaw-Biker-Gang (Finks Motorcycle Club) über eine Subunternehmen einen Sicherheitsvertrag mit der | Nauru ist kein Hotspot für organisierte Kriminalität, aber es gibt Risiken in Sektoren wie Fischerei und Bergbau. Illegale, ungemeldete und unregulierte Fischerei (IUU-Fishing) ist in der Region Ozeanien verbreitet, doch auf Nauru weniger ausgeprägt – dennoch profitiert das Land von Lizenzeinnahmen, die anfällig für Korruption sein könnten. Im Phosphatbergbau, der historisch die Wirtschaft dominierte, besteht ein Korruptionsrisiko, ohne dass signifikante kriminelle Aktivitäten nachgewiesen sind. Zudem gibt es einen wachsenden Markt für gefälschte Waren (zum Beispiel Textilien oder Pharmazeutika), der regional zunimmt. Im August 2025 wurde berichtet, dass ein australischer Outlaw-Biker-Gang (Finks Motorcycle Club) über eine Subunternehmen einen Sicherheitsvertrag mit der nauruanischen Regierung für Einwanderungseinrichtungen erhalten hat, was Bedenken hinsichtlich der Einflussnahme krimineller Netzwerke weckt. | ||
Ein besonderer Aspekt der Kriminalität auf Nauru hängt mit dem australischen Offshore-Asylsystem zusammen. Seit 2001 beherbergt Nauru das Regional Processing Centre, ein umstrittenes Lager für Bootsmigranten, das von Australien finanziert wird. Hier kam es zu Vorfällen wie einem Aufstand 2013, und im Jahr 2025 wurden drei australische Kriminelle (einschließlich eines Mörders) nach Nauru deportiert, obwohl sie keine | Ein besonderer Aspekt der Kriminalität auf Nauru hängt mit dem australischen Offshore-Asylsystem zusammen. Seit 2001 beherbergt Nauru das Regional Processing Centre, ein umstrittenes Lager für Bootsmigranten, das von Australien finanziert wird. Hier kam es zu Vorfällen wie einem Aufstand 2013, und im Jahr 2025 wurden drei australische Kriminelle (einschließlich eines Mörders) nach Nauru deportiert, obwohl sie keine nauruanischen Staatsbürger sind. Dies führt zu Spannungen, da das System Menschenrechtsverletzungen und psychische Belastungen birgt, die indirekt zu Delikten beitragen könnten. Amnesty International kritisiert zudem Einschränkungen der Meinungsfreiheit und Justizunabhängigkeit im Zusammenhang mit diesen Einrichtungen. | ||
=== '''Streitkräfte''' === | === '''Streitkräfte''' === | ||
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Die Republik Nauru unterhält zurzeit engere diplomatische Beziehungen mit Australien, Fidschi, Großbritannien, Indien, Japan, Kuba, Neuseeland, den Philippinen, Südkorea, Taiwan, Thailand und den USA. Im August 1995 stellte Nauru zusammen mit Kiribati nach französischen Atomtests im Pazifik die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich ein. Ende 1997 nahm Nauru die diplomatischen Beziehungen mit Frankreich wieder vollständig auf. Anlässlich eines Staatsbesuch von Jacques Chirac in Französisch-Polynesien im Juli 2003 wurden diese Beziehungen durch ein kurzes Treffen Chiracs mit Präsident Ludwig Scotty nochmals gestärkt. | Die Republik Nauru unterhält zurzeit engere diplomatische Beziehungen mit Australien, Fidschi, Großbritannien, Indien, Japan, Kuba, Neuseeland, den Philippinen, Südkorea, Taiwan, Thailand und den USA. Im August 1995 stellte Nauru zusammen mit Kiribati nach französischen Atomtests im Pazifik die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich ein. Ende 1997 nahm Nauru die diplomatischen Beziehungen mit Frankreich wieder vollständig auf. Anlässlich eines Staatsbesuch von Jacques Chirac in Französisch-Polynesien im Juli 2003 wurden diese Beziehungen durch ein kurzes Treffen Chiracs mit Präsident Ludwig Scotty nochmals gestärkt. | ||
Am 21. Juli 2002 brach Nauru, das bislang Taiwan offiziell anerkannt hatte, seine diplomatischen Beziehungen mit Taipeh ab und stellte sich auf die Seite der Volksrepublik China. Der damalige Präsident René Harris unterzeichnete in Hongkong eine gemeinsame Erklärung mit Chinas damaligem Vizeaußenminister Zhou Wenzhong. Nauru erhielt dafür von China finanzielle Unterstützung in zweistelliger Millionenhöhe. Mit dem Schwenk Naurus sank die Zahl der Staaten, die Taiwan offiziell anerkannten, auf 27. Im Jahre 2003 erklärte sich China bereit, | Am 21. Juli 2002 brach Nauru, das bislang Taiwan offiziell anerkannt hatte, seine diplomatischen Beziehungen mit Taipeh ab und stellte sich auf die Seite der Volksrepublik China. Der damalige Präsident René Harris unterzeichnete in Hongkong eine gemeinsame Erklärung mit Chinas damaligem Vizeaußenminister Zhou Wenzhong. Nauru erhielt dafür von China finanzielle Unterstützung in zweistelliger Millionenhöhe. Mit dem Schwenk Naurus sank die Zahl der Staaten, die Taiwan offiziell anerkannten, auf 27. Im Jahre 2003 erklärte sich China bereit, nauruanische Schulden (Kauf einer Boeing 737) bei der Export-Import Bank of the United States in Höhe von 2,7 Mio. Dollar zu zahlen. | ||
Am 4. März 2004 unterzeichneten der | Am 4. März 2004 unterzeichneten der nauruanische UN-Botschafter Vinci Clodumar und der isländische Vertreter Hjálmar Hannesson ein Abkommen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Nauru und Island. Nauru erhofft sich von Island Hilfe beim Aufbau einer eigenen Fischereiindustrie. | ||
Im März 2005 sprach sich der amtierende chinesische Vize-Außenminister Yang Jiechi nach einem Treffen mit Präsident Scotty für weitergehende diplomatische Beziehungen zwischen China und Nauru aus. Gleichzeitig erklärte Scotty, Nauru unterstütze das chinesische Programm, Taiwan mit China wieder zusammenzuschließen. Am 9. Mai 2005 jedoch trafen sich Scotty und der taiwanische Präsident Chen Shui-bian kurz in Majuro, worauf am 14. Mai offiziell die diplomatischen Beziehungen zwischen Nauru und Taiwan wiederaufgenommen wurden. Scotty begründete die Entscheidung damit, dass der damalige Abbruch der Beziehungen mit Taiwan durch René Harris falsch war und er stets dagegen war. Es ist aber zu vermuten, dass wieder zu Taiwan gewechselt wurde, weil China sein Versprechen, die Schulden für das Boeing-Flugzeug zu bezahlen, niemals eingelöst hatte. Zudem versprach Taiwan, Entwicklungshilfe in den Bereichen Erziehung, Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus zu leisten. Im Gegenzug wird Taiwan von Nauru bei Beitrittsgesuchen in internationale Organisationen wie die WHO und die UNO unterstützt. | Im März 2005 sprach sich der amtierende chinesische Vize-Außenminister Yang Jiechi nach einem Treffen mit Präsident Scotty für weitergehende diplomatische Beziehungen zwischen China und Nauru aus. Gleichzeitig erklärte Scotty, Nauru unterstütze das chinesische Programm, Taiwan mit China wieder zusammenzuschließen. Am 9. Mai 2005 jedoch trafen sich Scotty und der taiwanische Präsident Chen Shui-bian kurz in Majuro, worauf am 14. Mai offiziell die diplomatischen Beziehungen zwischen Nauru und Taiwan wiederaufgenommen wurden. Scotty begründete die Entscheidung damit, dass der damalige Abbruch der Beziehungen mit Taiwan durch René Harris falsch war und er stets dagegen war. Es ist aber zu vermuten, dass wieder zu Taiwan gewechselt wurde, weil China sein Versprechen, die Schulden für das Boeing-Flugzeug zu bezahlen, niemals eingelöst hatte. Zudem versprach Taiwan, Entwicklungshilfe in den Bereichen Erziehung, Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus zu leisten. Im Gegenzug wird Taiwan von Nauru bei Beitrittsgesuchen in internationale Organisationen wie die WHO und die UNO unterstützt. | ||
Am 21. Januar 2006 wurde ein | Am 21. Januar 2006 wurde ein nauruanisches Generalkonsulat in Bangkok (Thailand) eröffnet, ein Jahr nach der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern im Januar 2005. Nauru hat zurzeit als einziger ozeanischer Staat neben Australien und Neuseeland eine diplomatische Vertretung in Thailand. Der Eröffnungszeremonie wohnten die jeweiligen Außenminister David Adeang und Kantathi Suphamongkhon bei. Wenige Tage zuvor hatte ein thailändisches Unternehmen einen Vertrag mit der nauruanischen Phosphatgesellschaft über den wiederaufgenommenen Phosphatabbau unterzeichnet. | ||
Im Oktober 2007 errichtete Nauru zusammen mit Kuba eine gemeinsame Regierungskommission zur Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und der allgemeinen bilateralen Beziehungen der beiden Länder. | Im Oktober 2007 errichtete Nauru zusammen mit Kuba eine gemeinsame Regierungskommission zur Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und der allgemeinen bilateralen Beziehungen der beiden Länder. | ||
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Im Dezember 2009 erkannte Nauru als viertes Land der Erde – nach Russland, Nicaragua und Venezuela – die Unabhängigkeit der abtrünnigen georgischen Regionen Abchasien und Südossetien an. Naurus Außenminister Kieren Keke besuchte die südossetische Hauptstadt Zchinwali. Medienberichten zufolge sicherte Russland Nauru Entwicklungshilfe in Höhe von 50 Millionen US-Dollar zu. | Im Dezember 2009 erkannte Nauru als viertes Land der Erde – nach Russland, Nicaragua und Venezuela – die Unabhängigkeit der abtrünnigen georgischen Regionen Abchasien und Südossetien an. Naurus Außenminister Kieren Keke besuchte die südossetische Hauptstadt Zchinwali. Medienberichten zufolge sicherte Russland Nauru Entwicklungshilfe in Höhe von 50 Millionen US-Dollar zu. | ||
Deutschland unterhält seit dem 20. September 1984 offizielle diplomatische Beziehungen mit Nauru. Auf Grund der großen Entfernung und der geringen Größe Naurus sind diese jedoch nicht intensiv. Deutschland besitzt daher keine eigene Botschaft in Nauru; für Nauru zuständig ist die deutsche Botschaft in Australien. Deutsche Missionare sind deshalb weiterhin die einzigen Träger deutscher Kultur, die auf Dauer in Nauru wirken. Sie haben sich durch ihre Bemühungen um den Erhalt und die Fixierung der | Deutschland unterhält seit dem 20. September 1984 offizielle diplomatische Beziehungen mit Nauru. Auf Grund der großen Entfernung und der geringen Größe Naurus sind diese jedoch nicht intensiv. Deutschland besitzt daher keine eigene Botschaft in Nauru; für Nauru zuständig ist die deutsche Botschaft in Australien. Deutsche Missionare sind deshalb weiterhin die einzigen Träger deutscher Kultur, die auf Dauer in Nauru wirken. Sie haben sich durch ihre Bemühungen um den Erhalt und die Fixierung der nauruanischen Sprache besondere Verdienste erworben. Deutschland zahlte an Nauru im Rahmen eines Programms der Europäischen Union bis zum Jahr 2007 Entwicklungshilfe in einer Größenordnung von 2,7 Mio. €. | ||
Die Republik Österreich steht in diplomatischem Kontakt mit Nauru und unterschrieb 1980 in London einen bilateralen Staatsvertrag zur Rechtshilfe in Zivil- und Handelssachen, der seit dem 1. Februar 1981 in Kraft ist. Die weiteren diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Republiken sind jedoch gering. Österreich hat keinen Botschafter nach Nauru entsandt; die österreichische Botschaft in Canberra ist für Nauru zuständig. | Die Republik Österreich steht in diplomatischem Kontakt mit Nauru und unterschrieb 1980 in London einen bilateralen Staatsvertrag zur Rechtshilfe in Zivil- und Handelssachen, der seit dem 1. Februar 1981 in Kraft ist. Die weiteren diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Republiken sind jedoch gering. Österreich hat keinen Botschafter nach Nauru entsandt; die österreichische Botschaft in Canberra ist für Nauru zuständig. | ||
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Der Entwurf des Wappens von Nauru stammt aus dem Jahr 1968 nach der Unabhängigkeitserklärung; offiziell begann man es Anfang der 1970er Jahre zu benutzen. Der Schild ist geteilt und ab der Mitte halbiert. Im oberen Feld ist auf einem golden gewebten Untergrund das silberne chemische Zeichen für Phosphor abgebildet. Im unteren linken silbernen Feld befindet sich ein schwarzer Fregattvogel, der auf einer Stange über blauen Meereswellen sitzt. Das rechte untere Feld ist blau und enthält einen Zweig Tomanoblüten. | Der Entwurf des Wappens von Nauru stammt aus dem Jahr 1968 nach der Unabhängigkeitserklärung; offiziell begann man es Anfang der 1970er Jahre zu benutzen. Der Schild ist geteilt und ab der Mitte halbiert. Im oberen Feld ist auf einem golden gewebten Untergrund das silberne chemische Zeichen für Phosphor abgebildet. Im unteren linken silbernen Feld befindet sich ein schwarzer Fregattvogel, der auf einer Stange über blauen Meereswellen sitzt. Das rechte untere Feld ist blau und enthält einen Zweig Tomanoblüten. | ||
Der Schild ist umgeben von Abzeichen der Häuptlinge, die sie zu Feierlichkeiten trugen – Schnüre aus Palmwedeln, Federn des Fregattvogels und Haifischzähne. Der silberne Stern oberhalb zentriert des Schildes ist von der Flagge übernommen. Das Band darüber trägt den Inselnamen in mikronesischem | Der Schild ist umgeben von Abzeichen der Häuptlinge, die sie zu Feierlichkeiten trugen – Schnüre aus Palmwedeln, Federn des Fregattvogels und Haifischzähne. Der silberne Stern oberhalb zentriert des Schildes ist von der Flagge übernommen. Das Band darüber trägt den Inselnamen in mikronesischem Nauruanisch: ''Naoero''. Das Band unter dem Schild den trägt den Wahlspruch der Republik Nauru: ''God's Will First'' („Gottes Wille zuerst“). Der gewebte Untergrund symbolisiert die Bevölkerung Naurus, der Fregattvogel die dortige Fauna und der Tomanozweig die Flora; das chemische Zeichen für Phosphor die Förderung von Phosphaten. | ||
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Naoero buiema, ñabena ma auwe. | Naoero buiema, ñabena ma auwe. | ||
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Nauru bwiema, ngabena ma auwe. | Nauru bwiema, ngabena ma auwe. | ||
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=== '''Volksgruppen''' === | === '''Volksgruppen''' === | ||
Die einheimischen ''' | Die einheimischen '''Nauruaner''' (''Naoero''), englisch ''Nauruans'', die rund 92 bis 94 Prozent der Bevölkerung stellen, sind Nachkommen mikronesischer, melanesischer und polynesischer Seefahrer, die die Insel vor etwa 3.000 Jahren besiedelten. Sie teilen sich in 12 matrilineare Clans auf, wie Eamwit oder Deboe, und sprechen die nauruanische Sprache, eine mikronesische Variante, die offiziell neben dem Englischen gilt. Historisch mischten sich Einflüsse durch Kolonialmächte ein: Ab 1888 als deutsche Kolonie, später unter australisch-neuseeländisch-britischer Verwaltung, und während des Zweiten Weltkriegs durch japanische Besatzung, die Tausende Naurus deportierte und die Bevölkerung dezimierte. Die Phosphate-Industrie, die Nauru ab dem frühen 20. Jahrhundert reich machte, lockte Arbeiter aus anderen Pazifikinseln wie Kiribati (I-Kiribati), Tuvalu und Fidschi sowie aus Asien an, was den Anteil der Naurus 2002 auf nur 75 Prozent sinken ließ. | ||
In den 2000er Jahren, insbesondere 2006, repatriierte die Regierung Tausende dieser Vertragsarbeiter aufgrund wirtschaftlicher Einbußen im Phosphatabbau, was die | In den 2000er Jahren, insbesondere 2006, repatriierte die Regierung Tausende dieser Vertragsarbeiter aufgrund wirtschaftlicher Einbußen im Phosphatabbau, was die nauruanische Dominanz auf über 90 Prozent anhob und die Gesamtbevölkerung vorübergehend auf 9.233 Einwohner reduzierte. Heutige Minderheiten umfassen Pazifikbewohner wie I-Kiribati (2,4 Prozent), Fidschianer (2,2 Prozent) und Salomoninsulaner (1 Prozent), Chinesen (1 bis 1,5 Prozent, hauptsächlich Han-Chinesen als Nachkommen von Händlern und Arbeitern) sowie Europäer und Australier (1 bis 8 Prozent, oft in administrativen Rollen). Filipinos und andere Gruppen machen weniger als 1 Prozent aus. Diese Vielfalt spiegelt sich in einer hohen Dichte von 554 Einwohnern pro Quadratkilometer wider, einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 6 Personen und Herausforderungen wie einer Lebenserwartung von 65 Jahren sowie einer hohen Diabetesprävalenz von bis zu 50 Prozent. Trotz der Westernisierung und wirtschaftlichen Abhängigkeit von Australien bleibt die Gesellschaft matrilinear organisiert, mit inklusiven Staatsbürgerschaftsregeln, die keine ethnischen Ausschlüsse kennen. Aktuelle Trends deuten auf Stabilität hin, wenngleich der Zensus 2021 keine dramatischen Verschiebungen zeigt, und Nauru als einer der am stärksten westlich geprägten Südseeinseln gilt. | ||
=== '''Sprachen''' === | === '''Sprachen''' === | ||
Der überwiegende Teil der Bevölkerung (etwa 13.000 Menschen) spricht Englisch. ''' | Der überwiegende Teil der Bevölkerung (etwa 13.000 Menschen) spricht Englisch. '''Nauruanisch''', Eigenbezeichnung ''Dorerin Naoero'', wird (mit Stand 2020) von etwa 6.500 Menschen als Erstsprache und von rund 1000 Menschen als Zweitsprache gesprochen und gilt als Nationalsprache. Es ist eine von der UNO anerkannte Sprache. Sie gehört zur Familie der austronesischen Sprachen des Westpazifiks. Englisch und auch Französisch werden weitgehend verstanden. | ||
Gemäß einem 1937 in Sydney veröffentlichtem Bericht gab es in Nauru bis 1888, als Deutschland Kolonialmacht wurde, und bis zur Veröffentlichung der ersten in | Gemäß einem 1937 in Sydney veröffentlichtem Bericht gab es in Nauru bis 1888, als Deutschland Kolonialmacht wurde, und bis zur Veröffentlichung der ersten in Nauruanisch geschriebenen Texte eine Vielzahl an Dialekten. Die Variationen waren teilweise so unterschiedlich, dass Leute aus verschiedenen Distrikten offensichtlich Probleme hatten, sich vollständig zu verstehen. Mit dem zunehmenden Einfluss ausländischer Sprachen und der vermehrten Veröffentlichung von nauruanischen Texten vermischten sich die Dialekte zu einer Standardsprache, welche auch durch die Wörterbücher und Übersetzungen von Alois Kayser und Philip Delaporte gefördert wurde. Heute gibt es praktisch keine Variationen oder Dialekte mehr. Einzig im Distrikt Yaren wird noch ein Dialekt gesprochen, welcher sich jedoch kaum noch unterscheiden lässt; der gleichnamige Dialekt wird in Yaren und nächster Umgebung gesprochen. | ||
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* '''Chinesisches Pidgin Englisch''' [cpi] ''Einordnung:'' Pidgin, English based, Pacific | * '''Chinesisches Pidgin Englisch''' [cpi] ''Einordnung:'' Pidgin, English based, Pacific | ||
* '''Englisch''' [eng] 710 in Nauru (2000). ''Einordnung:'' Indo-European, Germanic, West, English | * '''Englisch''' [eng] 710 in Nauru (2000). ''Einordnung:'' Indo-European, Germanic, West, English | ||
* ''' | * '''Nauruanisch''' [nau] 6.000 (Bender and Rehg 1991), abnehmend. ''Einordnung:'' Austronesian, Malayo-Polynesian, Central-Eastern, Eastern Malayo-Polynesian, Oceanic, Central-Eastern Oceanic, Remote Oceanic, Micronesian, Nauru | ||
=== '''Religion''' === | === '''Religion''' === | ||
In Nauru leben heute überwiegend Christen. Die meisten Nauruer sind Protestanten (insgesamt 57 %). 44 % der Bevölkerung sind unabhängige Christen, deren Gemeinde die ''Nauru Congregational Church'' ist. Diese hat ihre Hauptkirche in Aiwo und Kapellen in Meneng, Buada, Anabar und Nibok. Die übrigen 13 % der Protestanten sind evangelisch. Etwa 24 % der Einwohner Naurus sind Katholiken. Diese besitzen in Yaren eine Kirche und eine Schule sowie in Ewa das Kayser College. Jeweils 5 % der Bewohner sind Buddhisten und Taoisten; 2 % gehören der Bahai-Religion an. Noch etwa 7 % der Menschen auf Nauru sind Gläubige der ursprünglichen einheimischen Religion, dies vor allem als Reaktion auf die vielen westlichen Einflüsse im | In Nauru leben heute überwiegend Christen. Die meisten Nauruer sind Protestanten (insgesamt 57 %). 44 % der Bevölkerung sind unabhängige Christen, deren Gemeinde die ''Nauru Congregational Church'' ist. Diese hat ihre Hauptkirche in Aiwo und Kapellen in Meneng, Buada, Anabar und Nibok. Die übrigen 13 % der Protestanten sind evangelisch. Etwa 24 % der Einwohner Naurus sind Katholiken. Diese besitzen in Yaren eine Kirche und eine Schule sowie in Ewa das Kayser College. Jeweils 5 % der Bewohner sind Buddhisten und Taoisten; 2 % gehören der Bahai-Religion an. Noch etwa 7 % der Menschen auf Nauru sind Gläubige der ursprünglichen einheimischen Religion, dies vor allem als Reaktion auf die vielen westlichen Einflüsse im nauruanischen Lebensstil und die Dominanz des Christentums. | ||
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==== '''Traditionelle Religion''' ==== | ==== '''Traditionelle Religion''' ==== | ||
Vor der Ankunft europäischer Missionare im späten 19. Jahrhundert war die | Vor der Ankunft europäischer Missionare im späten 19. Jahrhundert war die nauruanische Spiritualität von animistischen und polytheistischen Glaubensvorstellungen geprägt, die sich um die Verehrung von Naturgeistern, Ahnen und mythischen Wesen drehten. Diese traditionelle Religion spiegelte die enge Verbindung der Nauruer zur Natur und zum Meer wider, die als Lebensgrundlage und spirituelle Quelle dienten. Trotz der Dominanz des Christentums, das heute etwa 95 % der Bevölkerung umfasst, sind Elemente der alten Glaubensvorstellungen in Bräuchen, Geschichten und kulturellen Praktiken weiterhin spürbar. | ||
Im Zentrum der traditionellen Religion stand die Verehrung von Eijebong, einer weiblichen Schöpfungs- und Fruchtbarkeitsgöttin, die als zentrale Figur der | Im Zentrum der traditionellen Religion stand die Verehrung von Eijebong, einer weiblichen Schöpfungs- und Fruchtbarkeitsgöttin, die als zentrale Figur der nauruanischen Mythologie gilt. Eijebong wurde als Schutzgöttin des Landes und des Meeres angesehen, und ihre Geschichten rankten sich um die Entstehung der Insel und ihrer Bewohner. Neben ihr spielten andere Gottheiten und Geister, wie Tabuarik, eine männliche Gottheit des Donners und des Meeres, eine wichtige Rolle. Diese Wesen wurden in Erzählungen beschrieben, die oft von Mund zu Mund weitergegeben wurden, und sie waren mit bestimmten Orten, wie Höhlen, Lagunen oder heiligen Bäumen, verbunden. Der Moqua-See in Yaren, eine unterirdische Wasserquelle, galt als spiritueller Ort, an dem die Geister der Ahnen präsent waren und Rituale abgehalten wurden, um Fruchtbarkeit, Regen oder Schutz zu erbitten. | ||
Die | Die nauruanische Kosmologie war stark von der Vorstellung durchdrungen, dass die Welt aus einer harmonischen Beziehung zwischen Menschen, Natur und übernatürlichen Kräften besteht. Tiere, insbesondere Vögel wie die Fregattvogel, hatten symbolische Bedeutung und galten als Boten der Götter. Fischer und Bauern führten vor ihren Tätigkeiten Rituale durch, um die Geister des Meeres oder der Erde zu besänftigen, etwa durch Opfergaben von Kokosnüssen oder Fisch. Ahnenverehrung war ebenfalls zentral: Die Nauruer glaubten, dass die Geister der Verstorbenen Einfluss auf das Leben der Lebenden hatten und durch Zeremonien geehrt werden mussten, um Harmonie in der Gemeinschaft zu gewährleisten. Diese Rituale fanden oft in Clangemeinschaften statt, die auf matrilinearen Strukturen basierten, wobei bestimmte Familien als Hüter spiritueller Traditionen fungierten. | ||
Mit der Ankunft der Missionare, insbesondere der protestantischen und katholischen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, begann die traditionelle Religion an Einfluss zu verlieren. Die Missionare, vor allem aus Deutschland und Großbritannien, führten das Christentum ein, das sich schnell verbreitete, da es mit Bildung und sozialen Strukturen verknüpft war. Heute ist die Nauru Congregational Church die größte religiöse Gemeinschaft, gefolgt von katholischen und anderen christlichen Gruppen. Dennoch haben sich Elemente der alten Religion in synkretistischer Form erhalten. Feste wie der Unabhängigkeitstag oder lokale Feiern integrieren traditionelle Tänze, Lieder und Geschichten, die an die vorchristliche Zeit erinnern. Beispielsweise finden sich in manchen Zeremonien Anklänge an die Verehrung von Eijebong, wenn auch in christlich umgedeuteter Form, etwa als Dank für die Schöpfung. | Mit der Ankunft der Missionare, insbesondere der protestantischen und katholischen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, begann die traditionelle Religion an Einfluss zu verlieren. Die Missionare, vor allem aus Deutschland und Großbritannien, führten das Christentum ein, das sich schnell verbreitete, da es mit Bildung und sozialen Strukturen verknüpft war. Heute ist die Nauru Congregational Church die größte religiöse Gemeinschaft, gefolgt von katholischen und anderen christlichen Gruppen. Dennoch haben sich Elemente der alten Religion in synkretistischer Form erhalten. Feste wie der Unabhängigkeitstag oder lokale Feiern integrieren traditionelle Tänze, Lieder und Geschichten, die an die vorchristliche Zeit erinnern. Beispielsweise finden sich in manchen Zeremonien Anklänge an die Verehrung von Eijebong, wenn auch in christlich umgedeuteter Form, etwa als Dank für die Schöpfung. | ||
Die traditionelle Religion hat auch in der modernen | Die traditionelle Religion hat auch in der modernen nauruanischen Gesellschaft Spuren hinterlassen, insbesondere in der Wertschätzung der Natur. Der Phosphatabbau, der die Landschaft der Insel stark verändert hat, wird von einigen Nauruern als Bruch mit der spirituellen Harmonie der alten Glaubensvorstellungen gesehen, was zu Bemühungen führt, traditionelles Wissen über Land und Meer wiederzubeleben. In Dörfern wie Airo Meneng oder Denigomodu werden Geschichten über die Geisterwelt weiter erzählt, und bestimmte Orte, wie die Meneng-Höhle, bleiben mit mythischen Erzählungen verknüpft. So bleibt die traditionelle Religion, obwohl nicht mehr aktiv praktiziert, ein kulturelles Fundament, das die Identität der Nauruer prägt und in ihrem Alltag, ihren Bräuchen und ihrer tiefen Verbundenheit mit der Insel weiterlebt. | ||
== '''Siedlungen''' == | == '''Siedlungen''' == | ||
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Direkt östlich angrenzend an Yaren liegt '''Airo Meneng''', ein Dorf im Meneng-Distrikt, der insgesamt 3,1 km² umfasst und etwa 1.800 Einwohner beherbergt. Meneng, auch Menen genannt, erstreckt sich im Südosten der Insel und ist bekannt für seine natürliche Schönheit, einschließlich der beeindruckenden Meneng-Höhle mit ihren dramatischen Felsformationen und dem ruhigen Ambiente, das Naturliebhaber anzieht. Das Gebiet profitiert von der Nähe zum Pazifik, wo weiße Sandstrände wie Anibare Bay zum Schnorcheln und Entspannen einladen, und es dient als Wohnort für Familien, die in der traditionellen Fischerei oder im öffentlichen Dienst tätig sind. Politisch relevant ist Meneng als Wahlkreis, der zwei Abgeordnete ins Parlament in Yaren entsendet, was die enge Verbindung zu Yaren unterstreicht. Hier mischt sich das Alltagsleben mit kulturellen Bräuchen, bei denen protestantische und katholische Einflüsse dominieren, und die Abhängigkeit vom Phosphatabbau hat Spuren hinterlassen, etwa in Form alter Minenlandschaften, die nun zu Wanderpfaden umgewandelt werden. | Direkt östlich angrenzend an Yaren liegt '''Airo Meneng''', ein Dorf im Meneng-Distrikt, der insgesamt 3,1 km² umfasst und etwa 1.800 Einwohner beherbergt. Meneng, auch Menen genannt, erstreckt sich im Südosten der Insel und ist bekannt für seine natürliche Schönheit, einschließlich der beeindruckenden Meneng-Höhle mit ihren dramatischen Felsformationen und dem ruhigen Ambiente, das Naturliebhaber anzieht. Das Gebiet profitiert von der Nähe zum Pazifik, wo weiße Sandstrände wie Anibare Bay zum Schnorcheln und Entspannen einladen, und es dient als Wohnort für Familien, die in der traditionellen Fischerei oder im öffentlichen Dienst tätig sind. Politisch relevant ist Meneng als Wahlkreis, der zwei Abgeordnete ins Parlament in Yaren entsendet, was die enge Verbindung zu Yaren unterstreicht. Hier mischt sich das Alltagsleben mit kulturellen Bräuchen, bei denen protestantische und katholische Einflüsse dominieren, und die Abhängigkeit vom Phosphatabbau hat Spuren hinterlassen, etwa in Form alter Minenlandschaften, die nun zu Wanderpfaden umgewandelt werden. | ||
Im Westen der Insel, kontrastierend zu den südlichen Nachbarn, liegt '''Denig''' bzw. Denigomodu als bevölkerungsstärkstes und urbanstes Gebiet Naurus mit rund 1.900 Einwohnern, was etwa 16 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Dieser Distrikt, der die größte Siedlung der Insel beherbergt, ist geprägt von der „Location“, einem Wohnkomplex für Expatriates, der durch seine internationale Community und Abhängigkeit vom Tourismus auffällt. Denigomodu ist zwar wohlhabender als viele andere Teile, gilt aber nicht als offizielle Hauptstadt, da Yaren diese Rolle einnimmt. Bildungseinrichtungen wie das Nauru College (für Klassen 7 bis 9) und die Location School für Expat-Kinder unterstreichen seine zentrale Funktion im Bildungswesen des Landes. Die Lage im Westen bietet Zugang zu fruchtbareren Böden und dem phosphorfreien Inland, wo moderne Bauten und Schulen mit traditionellen | Im Westen der Insel, kontrastierend zu den südlichen Nachbarn, liegt '''Denig''' bzw. Denigomodu als bevölkerungsstärkstes und urbanstes Gebiet Naurus mit rund 1.900 Einwohnern, was etwa 16 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Dieser Distrikt, der die größte Siedlung der Insel beherbergt, ist geprägt von der „Location“, einem Wohnkomplex für Expatriates, der durch seine internationale Community und Abhängigkeit vom Tourismus auffällt. Denigomodu ist zwar wohlhabender als viele andere Teile, gilt aber nicht als offizielle Hauptstadt, da Yaren diese Rolle einnimmt. Bildungseinrichtungen wie das Nauru College (für Klassen 7 bis 9) und die Location School für Expat-Kinder unterstreichen seine zentrale Funktion im Bildungswesen des Landes. Die Lage im Westen bietet Zugang zu fruchtbareren Böden und dem phosphorfreien Inland, wo moderne Bauten und Schulen mit traditionellen nauruanischen Hütten koexistieren. Wie in Yaren und Meneng ist das Leben hier von der tropischen Umwelt geformt, doch Denigomodu wirkt dynamischer, mit Fokus auf Handel und Dienstleistungen, die die Insel mit der Welt verbinden. | ||
Die Einwohnerzahlen der Siedlungen entwickelten sich wie folgt: | Die Einwohnerzahlen der Siedlungen entwickelten sich wie folgt: | ||
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Nauru verfügte über die Phosphatvorkommen mit dem höchsten Phosphatgehalt der Welt. Sie hatten sich durch chemische Prozesse im Laufe von Jahrmillionen aus den Exkrementen von Seevögeln ''(Guano)'' gebildet, die auch heute noch in großer Zahl bei ihren saisonalen Wanderungen Nauru als „Basis“ nutzen. Rund 75 Prozent des Bruttosozialprodukts wurden durch den Export dieses Rohstoffes erwirtschaftet. | Nauru verfügte über die Phosphatvorkommen mit dem höchsten Phosphatgehalt der Welt. Sie hatten sich durch chemische Prozesse im Laufe von Jahrmillionen aus den Exkrementen von Seevögeln ''(Guano)'' gebildet, die auch heute noch in großer Zahl bei ihren saisonalen Wanderungen Nauru als „Basis“ nutzen. Rund 75 Prozent des Bruttosozialprodukts wurden durch den Export dieses Rohstoffes erwirtschaftet. | ||
Der größte Teil der üppigen Einnahmen aus dem Phosphatabbau wurde dem | Der größte Teil der üppigen Einnahmen aus dem Phosphatabbau wurde dem nauruanischen Volk zur Verfügung gestellt. Bis 2001 war die medizinische Behandlung kostenlos, es gab weder Steuern noch Gebühren für öffentliche Dienstleistungen. So lebten die Nauruer recht sorglos und hatten oft keinen geregelten Tagesablauf. Ein beliebter Zeitvertreib war das Fangen und Züchten von Fregattvögeln. Jeder Nauruer besaß im Schnitt 2–3 Autos (bei nur 29 Kilometern asphaltierter Straßen) und ein Motorboot. Viele Nauruer flogen häufig nach Australien, um sich mit den neuesten und modernsten Konsumgütern einzudecken. Zahlreiche Feste und die allgemeine ungesunde Ernährung führten dazu, dass heute nahezu die Hälfte der Nauruer fettleibig und/oder zuckerkrank ist. | ||
Seit dem Jahr 2000 hat der Phosphatbergbau einen dramatischen Niedergang erlebt. Die primären Phosphatvorkommen, die seit dem frühen 20. Jahrhundert die Wirtschaft dominiert hatten, waren zu diesem Zeitpunkt nahezu erschöpft – etwa 80 % der Inseloberfläche waren durch Streifenbergbau (Strip-Mining) zerstört, was zu einem unfruchtbaren Pinakellandschaft aus Kalksteinpfeilern führte. Dieses Jahr markierte das Ende des großskaligen kommerziellen Abbaus, da die leicht zugänglichen Reserven aufgebraucht waren und die Exporte auf rund 500.000 Tonnen sanken. Die wirtschaftlichen Einnahmen, die Nauru in den 1970er Jahren zu einem der reichsten Länder pro Kopf gemacht hatten (mit Jahresumsätzen von bis zu 120 Millionen AUD), brachen ein und führten zu einer schweren Rezession, hoher Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Auslandshilfe. | Seit dem Jahr 2000 hat der Phosphatbergbau einen dramatischen Niedergang erlebt. Die primären Phosphatvorkommen, die seit dem frühen 20. Jahrhundert die Wirtschaft dominiert hatten, waren zu diesem Zeitpunkt nahezu erschöpft – etwa 80 % der Inseloberfläche waren durch Streifenbergbau (Strip-Mining) zerstört, was zu einem unfruchtbaren Pinakellandschaft aus Kalksteinpfeilern führte. Dieses Jahr markierte das Ende des großskaligen kommerziellen Abbaus, da die leicht zugänglichen Reserven aufgebraucht waren und die Exporte auf rund 500.000 Tonnen sanken. Die wirtschaftlichen Einnahmen, die Nauru in den 1970er Jahren zu einem der reichsten Länder pro Kopf gemacht hatten (mit Jahresumsätzen von bis zu 120 Millionen AUD), brachen ein und führten zu einer schweren Rezession, hoher Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Auslandshilfe. | ||
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=== '''Handwerk''' === | === '''Handwerk''' === | ||
Das traditionelle Handwerk konzentriert sich auf die Nutzung verfügbarer Materialien wie Kokospalmen, Korallen und Meeresressourcen. Beispiele umfassen das Flechten von Matten, Körben und Hüten aus Palmblättern sowie die Herstellung von Fischernetzen und einfachen Werkzeugen. Holz- und Schnitzarbeiten, oft für dekorative oder funktionale Zwecke wie Bootsbau, sind ebenfalls verbreitet, wobei traditionelle Techniken der | Das traditionelle Handwerk konzentriert sich auf die Nutzung verfügbarer Materialien wie Kokospalmen, Korallen und Meeresressourcen. Beispiele umfassen das Flechten von Matten, Körben und Hüten aus Palmblättern sowie die Herstellung von Fischernetzen und einfachen Werkzeugen. Holz- und Schnitzarbeiten, oft für dekorative oder funktionale Zwecke wie Bootsbau, sind ebenfalls verbreitet, wobei traditionelle Techniken der nauruanischen Kultur gepflegt werden. | ||
Aufgrund der wirtschaftlichen Krise nach dem Rückgang des Phosphatbergbaus (siehe unten) und der Abhängigkeit von Importen gibt es kaum industrielle Handwerksbetriebe. Viele Handwerker arbeiten informell, oft für den Eigenbedarf oder den lokalen Markt, wie kleine Reparaturwerkstätten für Boote, Fahrzeuge oder Haushaltsgegenstände. Berufsausbildung im Handwerk ist minimal, und es gibt keine größeren Schulungsprogramme; Fähigkeiten werden meist innerhalb von Familien weitergegeben. Jüngere Initiativen, unterstützt durch ausländische Hilfe (z. B. Australien), fördern handwerkliche Fertigkeiten wie Schneidern oder Baugewerbe, um die lokale Wirtschaft zu stärken, doch die Skala bleibt klein. | Aufgrund der wirtschaftlichen Krise nach dem Rückgang des Phosphatbergbaus (siehe unten) und der Abhängigkeit von Importen gibt es kaum industrielle Handwerksbetriebe. Viele Handwerker arbeiten informell, oft für den Eigenbedarf oder den lokalen Markt, wie kleine Reparaturwerkstätten für Boote, Fahrzeuge oder Haushaltsgegenstände. Berufsausbildung im Handwerk ist minimal, und es gibt keine größeren Schulungsprogramme; Fähigkeiten werden meist innerhalb von Familien weitergegeben. Jüngere Initiativen, unterstützt durch ausländische Hilfe (z. B. Australien), fördern handwerkliche Fertigkeiten wie Schneidern oder Baugewerbe, um die lokale Wirtschaft zu stärken, doch die Skala bleibt klein. | ||
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=== '''Dienstleistungen''' === | === '''Dienstleistungen''' === | ||
Der Dienstleistungssektor hingegen ist mit rund 35 Prozent der Beschäftigten ein wichtiger Pfeiler der | Der Dienstleistungssektor hingegen ist mit rund 35 Prozent der Beschäftigten ein wichtiger Pfeiler der nauruanischen Wirtschaft. Hauptarbeitgeber sind die Verwaltung der Phosphatminen (Nauru Phosphate Royalties Trust) und die staatliche Reederei (Nauru Pacific Line) und die nationale Fluggesellschaft (Our Airline), die gelegentlich ihren Betrieb einstellt, wenn sie sich den Treibstoff oder Reparaturen nicht leisten kann. Sowohl die Nauru Pacific Line als auch die Our Airline werden zu großen Teilen vom Staat subventioniert. | ||
=== '''Wasserwirtschaft''' === | === '''Wasserwirtschaft''' === | ||
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=== '''Handel''' === | === '''Handel''' === | ||
Nauru ist vollständig von Importen abhängig, die überwiegend aus Australien kommen. Importiert werden nicht nur Konsumgüter und Lebensmittel, sondern auch ein Teil des benötigten Süßwassers. Wichtigste Abnehmer | Nauru ist vollständig von Importen abhängig, die überwiegend aus Australien kommen. Importiert werden nicht nur Konsumgüter und Lebensmittel, sondern auch ein Teil des benötigten Süßwassers. Wichtigste Abnehmer nauruanischer Exporte sind nach australischen Angaben (2005) Südafrika, Indien und Kanada. Wichtigste Lieferländer sind Australien, die USA und Deutschland. | ||
Der Handel basiert hauptsächlich auf Importen aus Australien, Taiwan und anderen Ländern, da fast alle Güter (Lebensmittel, Kleidung, Elektronik) eingeführt werden müssen. Lokale Produkte wie Fisch, Kokosnüsse oder Handwerkskunst machen nur einen kleinen Teil aus. Einkaufszentren im klassischen Sinne – große, klimatisierte Malls mit Hunderten von Geschäften – gibt es nicht. Stattdessen dominieren kleine Supermärkte, Geschäftscluster und Wochensmärkte. Der Einzelhandel ist aufgrund hoher Transportkosten teuer, und Bargeld (australischer Dollar) ist essenziell, da Kreditkarten selten akzeptiert werden. | Der Handel basiert hauptsächlich auf Importen aus Australien, Taiwan und anderen Ländern, da fast alle Güter (Lebensmittel, Kleidung, Elektronik) eingeführt werden müssen. Lokale Produkte wie Fisch, Kokosnüsse oder Handwerkskunst machen nur einen kleinen Teil aus. Einkaufszentren im klassischen Sinne – große, klimatisierte Malls mit Hunderten von Geschäften – gibt es nicht. Stattdessen dominieren kleine Supermärkte, Geschäftscluster und Wochensmärkte. Der Einzelhandel ist aufgrund hoher Transportkosten teuer, und Bargeld (australischer Dollar) ist essenziell, da Kreditkarten selten akzeptiert werden. | ||
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Ein weiteres wichtiges Zentrum ist das '''Ewa Shopping Complex''', das einen Supermarkt und einen angeschlossenen Bottle Shop (Alkoholverkauf) umfasst – der einzige legale Ort für Alkohol seit der Schließung des Flughafenduty-free-Shops. | Ein weiteres wichtiges Zentrum ist das '''Ewa Shopping Complex''', das einen Supermarkt und einen angeschlossenen Bottle Shop (Alkoholverkauf) umfasst – der einzige legale Ort für Alkohol seit der Schließung des Flughafenduty-free-Shops. | ||
Der dominierende Akteur im | Der dominierende Akteur im nauruanischen Handel ist '''Capelle & Partner''', ein familiengeführtes Unternehmen seit 1965 mit über 200 Mitarbeitern und 11 Filialen. Es ist der größte Einzelhändler der Insel und bietet eine breite Palette an Waren: Lebensmittel, Haushaltsgüter, Kleidung und mehr. Die Preise sind hoch, da alles importiert wird. Weitere Supermärkte sind: | ||
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Das Bildungssystem Naurus ist kostenfrei und verpflichtend für Kinder im Alter von 5 bis 16 Jahren. Es umfasst die Primar- und Sekundarstufe, wobei die Struktur stark von australischen Bildungsmodellen beeinflusst ist. Die Schulen sind staatlich finanziert, und das Bildungsministerium (Department of Education) überwacht die Organisation und Lehrpläne. Aufgrund der geringen Bevölkerung und Ressourcen gibt es nur eine Handvoll Schulen, die sich auf wenige Distrikte konzentrieren, insbesondere Yaren und Aiwo. | Das Bildungssystem Naurus ist kostenfrei und verpflichtend für Kinder im Alter von 5 bis 16 Jahren. Es umfasst die Primar- und Sekundarstufe, wobei die Struktur stark von australischen Bildungsmodellen beeinflusst ist. Die Schulen sind staatlich finanziert, und das Bildungsministerium (Department of Education) überwacht die Organisation und Lehrpläne. Aufgrund der geringen Bevölkerung und Ressourcen gibt es nur eine Handvoll Schulen, die sich auf wenige Distrikte konzentrieren, insbesondere Yaren und Aiwo. | ||
Insgesamt gibt es vier Grundschulen, darunter die '''Aiwo Primary School''' und die '''Yaren Primary School''', die grundlegende Fächer wie Mathematik, Englisch, Naturwissenschaften und | Insgesamt gibt es vier Grundschulen, darunter die '''Aiwo Primary School''' und die '''Yaren Primary School''', die grundlegende Fächer wie Mathematik, Englisch, Naturwissenschaften und nauruanische Kultur unterrichten. Der Unterricht erfolgt hauptsächlich auf Englisch, der Amtssprache, obwohl Nauruanisch ebenfalls gelehrt wird, um die kulturelle Identität zu bewahren. | ||
Die wichtigste weiterführende Schule ist das '''Nauru Secondary School''' (NSS), das Schüler ''auf Abschlüsse vorbereitet, die mit australischen Standards vergleichbar sind. Einige Schüler'' besuchen auch das '''Nauru College''', eine kombinierte Primar- und Sekundarschule, die sich auf praktische und akademische Bildung konzentriert. | Die wichtigste weiterführende Schule ist das '''Nauru Secondary School''' (NSS), das Schüler ''auf Abschlüsse vorbereitet, die mit australischen Standards vergleichbar sind. Einige Schüler'' besuchen auch das '''Nauru College''', eine kombinierte Primar- und Sekundarschule, die sich auf praktische und akademische Bildung konzentriert. | ||
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=== '''Höhere Bildung''' === | === '''Höhere Bildung''' === | ||
Auf der Insel gibt es eine Berufsschule (''Trade School'') und ein Lehrerkolleg (''Teachers Training School'') sowie einen Campus der University of the South Pacific. Es gibt jedoch keine eigene Universität auf Nauru. Studenten, die eine Hochschulbildung anstreben, müssen ins Ausland, meist nach Australien, Fidschi oder Taiwan, was durch Stipendien (zum Beispiel australische Programme) unterstützt wird. Dies ist jedoch für viele Familien finanziell und logistisch herausfordernd. Einige | Auf der Insel gibt es eine Berufsschule (''Trade School'') und ein Lehrerkolleg (''Teachers Training School'') sowie einen Campus der University of the South Pacific. Es gibt jedoch keine eigene Universität auf Nauru. Studenten, die eine Hochschulbildung anstreben, müssen ins Ausland, meist nach Australien, Fidschi oder Taiwan, was durch Stipendien (zum Beispiel australische Programme) unterstützt wird. Dies ist jedoch für viele Familien finanziell und logistisch herausfordernd. Einige nauruanische Kinder besuchen Internate in Australien oder Neuseeland. Universitätsstudien im Ausland werden durch die Regierung mit Stipendien unterstützt, und meist studieren nauruanische Hochschulstudenten an australischen Universitäten. | ||
=== '''Bibliotheken und Archive''' === | === '''Bibliotheken und Archive''' === | ||
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Der Zugang zu Büchern und Bildungsmaterialien ist eingeschränkt, da die meisten Ressourcen importiert werden müssen, was teuer ist. Digitale Bibliotheken oder E-Books könnten eine Lösung sein, doch die Internetinfrastruktur auf Nauru ist unzuverlässig und teuer, was den Zugang zu Online-Ressourcen erschwert. Lokale Initiativen, wie Buchspenden aus Australien oder Taiwan, versuchen, die Lücke zu schließen, aber die Nachhaltigkeit bleibt ein Problem. | Der Zugang zu Büchern und Bildungsmaterialien ist eingeschränkt, da die meisten Ressourcen importiert werden müssen, was teuer ist. Digitale Bibliotheken oder E-Books könnten eine Lösung sein, doch die Internetinfrastruktur auf Nauru ist unzuverlässig und teuer, was den Zugang zu Online-Ressourcen erschwert. Lokale Initiativen, wie Buchspenden aus Australien oder Taiwan, versuchen, die Lücke zu schließen, aber die Nachhaltigkeit bleibt ein Problem. | ||
Archive auf Nauru sind ebenfalls begrenzt und konzentrieren sich auf die Bewahrung der | Archive auf Nauru sind ebenfalls begrenzt und konzentrieren sich auf die Bewahrung der nauruanischen Geschichte und Kultur. Es gibt kein zentrales nationales Archiv, das mit modernen Standards vergleichbar ist. Stattdessen werden historische Dokumente und Artefakte in kleineren Einrichtungen oder privaten Sammlungen aufbewahrt: | ||
* '''Nauru Museum''': Das kleine Museum in Yaren sammelt Artefakte, Fotos und Dokumente zur Geschichte des Phosphatabbaus, der Kolonialzeit (deutsche und australische Herrschaft) und der | * '''Nauru Museum''': Das kleine Museum in Yaren sammelt Artefakte, Fotos und Dokumente zur Geschichte des Phosphatabbaus, der Kolonialzeit (deutsche und australische Herrschaft) und der nauruanischen Kultur. Es dient als informelles Archiv, ist aber nicht systematisch organisiert und für die Öffentlichkeit nur eingeschränkt zugänglich. | ||
* '''Regierungsbüros''': Einige historische Dokumente, wie Geburtsurkunden, Landbesitzurkunden und Regierungsprotokolle, werden in den Büros des Chief Secretary oder des Bildungsministeriums aufbewahrt. Diese sind jedoch nicht digitalisiert und oft in schlechtem Zustand, da die tropische Umgebung die Konservierung erschwert. | * '''Regierungsbüros''': Einige historische Dokumente, wie Geburtsurkunden, Landbesitzurkunden und Regierungsprotokolle, werden in den Büros des Chief Secretary oder des Bildungsministeriums aufbewahrt. Diese sind jedoch nicht digitalisiert und oft in schlechtem Zustand, da die tropische Umgebung die Konservierung erschwert. | ||
* '''Nauru Philatelic Bureau''': Dieses Büro archiviert Briefmarken und philatelistische Materialien, die einen Teil der | * '''Nauru Philatelic Bureau''': Dieses Büro archiviert Briefmarken und philatelistische Materialien, die einen Teil der nauruanischen Geschichte widerspiegeln. Es ist eine kleine, aber bedeutende Quelle für kulturelle Dokumentation. | ||
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=== '''Museen''' === | === '''Museen''' === | ||
Das wichtigste Museum der Insel ist das '''Nauru Museum''' in Yaren, dem administrativen Zentrum Naurus. Es ist ein kleines, aber bedeutendes kulturelles Zentrum, das sich der Dokumentation der Geschichte und Kultur der Insel widmet. Die Sammlung umfasst Artefakte, Fotografien, Dokumente und Gegenstände, die verschiedene Epochen der | Das wichtigste Museum der Insel ist das '''Nauru Museum''' in Yaren, dem administrativen Zentrum Naurus. Es ist ein kleines, aber bedeutendes kulturelles Zentrum, das sich der Dokumentation der Geschichte und Kultur der Insel widmet. Die Sammlung umfasst Artefakte, Fotografien, Dokumente und Gegenstände, die verschiedene Epochen der nauruanischen Geschichte abdecken. Ein zentraler Fokus liegt auf der Geschichte des Phosphatabbaus, der im 20. Jahrhundert die Wirtschaft Naurus prägte. Ausstellungsstücke wie alte Werkzeuge, Karten und Fotografien zeigen die Blütezeit des Abbaus sowie die ökologischen und sozialen Folgen, die bis heute sichtbar sind, etwa die verwüstete Landschaft im Inselinneren. | ||
Das Museum bewahrt Dokumente und Objekte aus der deutschen und australischen Kolonialzeit sowie aus der japanischen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs. Dazu gehören Uniformen, Schriftstücke und historische Fotografien. Traditionelle Handwerkskunst, wie geflochtene Matten aus Kokosfasern, Fischereigeräte und Muschelschmuck, wird ausgestellt, um die indigene Kultur und Lebensweise der Nauruer zu präsentieren. Diese Exponate unterstreichen die Bedeutung von Fischerei und Kokosnussprodukten vor der Dominanz importierter Waren. Dokumente und Erinnerungsstücke zur Unabhängigkeit Naurus 1968 sowie zur jüngeren Geschichte, einschließlich der Rolle des Offshore-Processing-Centers für Asylsuchende, sind ebenfalls Teil der Sammlung. | Das Museum bewahrt Dokumente und Objekte aus der deutschen und australischen Kolonialzeit sowie aus der japanischen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs. Dazu gehören Uniformen, Schriftstücke und historische Fotografien. Traditionelle Handwerkskunst, wie geflochtene Matten aus Kokosfasern, Fischereigeräte und Muschelschmuck, wird ausgestellt, um die indigene Kultur und Lebensweise der Nauruer zu präsentieren. Diese Exponate unterstreichen die Bedeutung von Fischerei und Kokosnussprodukten vor der Dominanz importierter Waren. Dokumente und Erinnerungsstücke zur Unabhängigkeit Naurus 1968 sowie zur jüngeren Geschichte, einschließlich der Rolle des Offshore-Processing-Centers für Asylsuchende, sind ebenfalls Teil der Sammlung. | ||
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Neben dem Nauru Museum gibt es kleinere, informelle Sammlungen, die als museale Einrichtungen betrachtet werden können: | Neben dem Nauru Museum gibt es kleinere, informelle Sammlungen, die als museale Einrichtungen betrachtet werden können: | ||
* '''Nauru Philatelic Bureau''': Dieses Büro in Yaren sammelt und präsentiert Briefmarken, die einen Teil der | * '''Nauru Philatelic Bureau''': Dieses Büro in Yaren sammelt und präsentiert Briefmarken, die einen Teil der nauruanischen Geschichte dokumentieren, etwa Motive zum Phosphatabbau, zur Unabhängigkeit oder zur lokalen Flora und Fauna. Für Sammler und Historiker bietet es einen Einblick in die kulturelle und politische Entwicklung Naurus. | ||
* '''Civic Centre Complex''': Obwohl primär ein Einkaufs- und Verwaltungszentrum, beherbergt das Civic Centre gelegentlich kleine Ausstellungen oder kulturelle Veranstaltungen, die historische Objekte oder Fotos zeigen. Diese sind jedoch temporär und nicht dauerhaft zugänglich. | * '''Civic Centre Complex''': Obwohl primär ein Einkaufs- und Verwaltungszentrum, beherbergt das Civic Centre gelegentlich kleine Ausstellungen oder kulturelle Veranstaltungen, die historische Objekte oder Fotos zeigen. Diese sind jedoch temporär und nicht dauerhaft zugänglich. | ||
* '''Gemeindesammlungen''': In einigen Distrikten, wie Aiwo oder Meneng, bewahren Gemeinschaften oder Familien private Sammlungen von Artefakten, wie traditionelle Werkzeuge oder historische Dokumente, auf. Diese sind jedoch nicht öffentlich zugänglich und eher informell. | * '''Gemeindesammlungen''': In einigen Distrikten, wie Aiwo oder Meneng, bewahren Gemeinschaften oder Familien private Sammlungen von Artefakten, wie traditionelle Werkzeuge oder historische Dokumente, auf. Diese sind jedoch nicht öffentlich zugänglich und eher informell. | ||
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* '''Flechtkunst''': Geflochtene Matten, Körbe, Hüte und Taschen aus Pandanus- oder Kokosfasern sind typisch. Diese Arbeiten zeichnen sich durch geometrische Muster und eine hohe handwerkliche Präzision aus. Sie hatten ursprünglich funktionale Zwecke, etwa als Bodenbeläge oder Behälter, sind heute aber auch dekorative Kunstobjekte und beliebte Souvenirs. | * '''Flechtkunst''': Geflochtene Matten, Körbe, Hüte und Taschen aus Pandanus- oder Kokosfasern sind typisch. Diese Arbeiten zeichnen sich durch geometrische Muster und eine hohe handwerkliche Präzision aus. Sie hatten ursprünglich funktionale Zwecke, etwa als Bodenbeläge oder Behälter, sind heute aber auch dekorative Kunstobjekte und beliebte Souvenirs. | ||
* '''Muschelschmuck''': Ketten, Armbänder und Anhänger aus Muscheln oder Korallen sind traditionelle Schmuckstücke, die oft mit Symbolen der | * '''Muschelschmuck''': Ketten, Armbänder und Anhänger aus Muscheln oder Korallen sind traditionelle Schmuckstücke, die oft mit Symbolen der nauruanischen Kultur verziert sind. Sie werden von Frauen hergestellt und bei Zeremonien oder Festen getragen. | ||
* '''Schnitzkunst''': Holz- und Korallenschnitzereien, oft mit Motiven von Fischen, Vögeln oder Meeressymbolen, sind seltener, aber Teil der traditionellen Kunst. Diese Werke spiegeln die enge Verbindung der Nauruer zur Meereswelt wider, da Fischerei eine zentrale Rolle im Leben spielte. | * '''Schnitzkunst''': Holz- und Korallenschnitzereien, oft mit Motiven von Fischen, Vögeln oder Meeressymbolen, sind seltener, aber Teil der traditionellen Kunst. Diese Werke spiegeln die enge Verbindung der Nauruer zur Meereswelt wider, da Fischerei eine zentrale Rolle im Leben spielte. | ||
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=== '''Literatur''' === | === '''Literatur''' === | ||
Die Literatur Naurus wurzelt in einer starken oralen Tradition, die durch Missionare und Kolonialherren erst schriftlich festgehalten wurde. Im 19. Jahrhundert brachten europäische Missionare das Schreiben nach Nauru, was zu ersten Aufzeichnungen in der | Die Literatur Naurus wurzelt in einer starken oralen Tradition, die durch Missionare und Kolonialherren erst schriftlich festgehalten wurde. Im 19. Jahrhundert brachten europäische Missionare das Schreiben nach Nauru, was zu ersten Aufzeichnungen in der nauruanischen Sprache führte – einer austronesischen Sprache, die bis 1938 von Dialekten geprägt war und durch Wörterbücher wie das von Philip Delaporte standardisiert wurde. Timothy Detudamo, ein nauruanischer Häuptling, transkribierte 1938 Legenden und Sagen in ''Legends, Traditions, and Tales of Nauru'', eine Sammlung, die Mythen von mythischen Figuren und Inselgeheimnissen bewahrt und als Grundstein der nauruanischen Literatur gilt. Diese Texte dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der kulturellen Erhaltung, da 80 Prozent des Landes durch Phosphatabbau unbewohnbar wurden und damit auch traditionelle Wissensquellen verloren gingen. | ||
In den 1990er Jahren, nach einem Workshop der University of the South Pacific, entstand ''Stories from Nauru'', eine Anthologie mit Kurzgeschichten von Autoren wie Ben Bam Solomon, Elmina Quadina und Jerielyn Jeremiah. Die Beiträge mischen Folklore mit modernen Themen wie Migration und Identitätsverlust, fernab von bloßer Folklore-Erhaltung – eine ambitionierte Sammlung, die | In den 1990er Jahren, nach einem Workshop der University of the South Pacific, entstand ''Stories from Nauru'', eine Anthologie mit Kurzgeschichten von Autoren wie Ben Bam Solomon, Elmina Quadina und Jerielyn Jeremiah. Die Beiträge mischen Folklore mit modernen Themen wie Migration und Identitätsverlust, fernab von bloßer Folklore-Erhaltung – eine ambitionierte Sammlung, die nauruanische Stimmen in die Welt trägt. Poetisch ragt Joanne Gobure heraus: Ihr Gedicht ''A Beautiful Prayer'' (aus den 1990er Jahren) evoziert spirituelle Schönheit und Resilienz, oft als eines der wenigen international zugänglichen Werke nauruanischer Herkunft zitiert. Margaret Hendrie, eine weitere Dichterin, schrieb die Lyrics zur Nationalhymne ''Nauru Bwiema''. Insgesamt ist die Literatur spärlich, da viele Naurus Englisch bevorzugen und Werke wie ''Paradise for Sale: A Parable'' von Solomon oder ''I Have Seen The Moon: Reflections on Nauru'' von Tripp family Themen wie den Phosphate-Reichtum und seinen Kollaps thematisieren. Dennoch bleibt die Szene lebendig durch lokale Wettbewerbe und das Bewahren von Geschichten in Schulen, wo die Verbindung zur Natur – trotz Zerstörung – zentral ist. | ||
=== '''Theater''' === | === '''Theater''' === | ||
Das Theater auf Nauru ist noch fragmentarischer, da es keine festen Bühnen oder professionellen Ensembles gibt – ein Spiegel der Isolation und knappen Ressourcen. Traditionell lebt die performative Kunst in Tänzen wie dem Frigate-Bird-Dance oder dem Dogoropa fort, die bei Zeremonien rhythmisches Singen mit kreisförmigen Bewegungen (Reigen) verbinden und Elemente aus Mikronesien und Indonesien aufweisen. Diese Formen, oft mit geometrischen Mustern in Kostümen aus Kokosfasern und Pandanus-Blättern, dienen der Gemeinschaftsbindung und feiern Themen wie Fischerei oder Vogeljagd. Moderne Theaterentwicklungen sind rar; es gibt keine Kinos oder Theaterhäuser, und Aufführungen finden informell statt, etwa in Dorfgemeinschaften oder bei Festivals. Ein kurioser, wenn auch tragikomischer Höhepunkt ist die Beteiligung Naurus an internationalem Theater: In den 1980er Jahren investierte die Regierung Millionen in das Musical ''Leonardo the Musical: A Portrait of Love'' über Leonardo da Vinci, initiiert von Berater Duke Minks. Die Produktion flopte 1993 in London nach nur fünf Wochen, trug aber zum wirtschaftlichen Kollaps bei – von Reichtum zu Armut durch Fehlinvestitionen. Heute dient Theater vor allem der Erhaltung: Schulen inszenieren Legenden, und Musik, wie die patriotische ''Eko Dogin'' von Rina Appi, verbindet sich mit darstellenden Künsten. Baron Waqa, ein Komponist und Politiker, fördert Kompositionen, die | Das Theater auf Nauru ist noch fragmentarischer, da es keine festen Bühnen oder professionellen Ensembles gibt – ein Spiegel der Isolation und knappen Ressourcen. Traditionell lebt die performative Kunst in Tänzen wie dem Frigate-Bird-Dance oder dem Dogoropa fort, die bei Zeremonien rhythmisches Singen mit kreisförmigen Bewegungen (Reigen) verbinden und Elemente aus Mikronesien und Indonesien aufweisen. Diese Formen, oft mit geometrischen Mustern in Kostümen aus Kokosfasern und Pandanus-Blättern, dienen der Gemeinschaftsbindung und feiern Themen wie Fischerei oder Vogeljagd. Moderne Theaterentwicklungen sind rar; es gibt keine Kinos oder Theaterhäuser, und Aufführungen finden informell statt, etwa in Dorfgemeinschaften oder bei Festivals. Ein kurioser, wenn auch tragikomischer Höhepunkt ist die Beteiligung Naurus an internationalem Theater: In den 1980er Jahren investierte die Regierung Millionen in das Musical ''Leonardo the Musical: A Portrait of Love'' über Leonardo da Vinci, initiiert von Berater Duke Minks. Die Produktion flopte 1993 in London nach nur fünf Wochen, trug aber zum wirtschaftlichen Kollaps bei – von Reichtum zu Armut durch Fehlinvestitionen. Heute dient Theater vor allem der Erhaltung: Schulen inszenieren Legenden, und Musik, wie die patriotische ''Eko Dogin'' von Rina Appi, verbindet sich mit darstellenden Künsten. Baron Waqa, ein Komponist und Politiker, fördert Kompositionen, die nauruanische Identität stärken. | ||
=== '''Film''' === | === '''Film''' === | ||
Der Film auf Nauru ist fast ausschließlich dokumentarisch und von außen betrachtet, da keine einheimische Produktion existiert – kein Kino, keine Studios, nur gelegentliche Heimvideos. Ältere Werke wie der australische Kurzfilm ''Nauru'' (1962) von Frank Bagnall zeigen das Alltagsleben: Fischer, Vogeljagd und Phosphatabbau, kontrastiert mit Plänen für Bildung und Unabhängigkeit. ''Nauru 1973'' (2008, Greg Tuer) ist ein nostalgisches Home-Movie, das das idyllische Leben vor dem Niedergang einfängt – Strände, Feste, ein Hauch von Paradies, der heute ferner wirkt. Spätere Dokumentationen thematisieren den Verfall: ''Nauru, an Island Adrift'' (2009) von Juliano Ribeiro Salgado beleuchtet den Reichtum durch Phosphate und den Bankrott, inklusive Diabetes-Epidemie und Umweltkatastrophe. Ähnlich ''Nauru: The Forgotten Children'' (2015) von Wayne Harley porträtiert Flüchtlingskinder in Australiens Offshore-Lager, wo Zäune und Zelte die Hoffnung ersticken. ''Anubumin – Night'' (2017) von Zanny Begg und Oliver Ressler nutzt poetische Narration und Whistleblower-Gespräche, um „Leeren“ zu erkunden: Bodenverlust, Geldwäsche, Menschenverschwindung. Fiktionale Filme mit Nauru-Bezug, wie ''Unbroken'' (2014) von Angelina Jolie, spielen im Zweiten Weltkrieg (Bombardement 1943), doch sie greifen | Der Film auf Nauru ist fast ausschließlich dokumentarisch und von außen betrachtet, da keine einheimische Produktion existiert – kein Kino, keine Studios, nur gelegentliche Heimvideos. Ältere Werke wie der australische Kurzfilm ''Nauru'' (1962) von Frank Bagnall zeigen das Alltagsleben: Fischer, Vogeljagd und Phosphatabbau, kontrastiert mit Plänen für Bildung und Unabhängigkeit. ''Nauru 1973'' (2008, Greg Tuer) ist ein nostalgisches Home-Movie, das das idyllische Leben vor dem Niedergang einfängt – Strände, Feste, ein Hauch von Paradies, der heute ferner wirkt. Spätere Dokumentationen thematisieren den Verfall: ''Nauru, an Island Adrift'' (2009) von Juliano Ribeiro Salgado beleuchtet den Reichtum durch Phosphate und den Bankrott, inklusive Diabetes-Epidemie und Umweltkatastrophe. Ähnlich ''Nauru: The Forgotten Children'' (2015) von Wayne Harley porträtiert Flüchtlingskinder in Australiens Offshore-Lager, wo Zäune und Zelte die Hoffnung ersticken. ''Anubumin – Night'' (2017) von Zanny Begg und Oliver Ressler nutzt poetische Narration und Whistleblower-Gespräche, um „Leeren“ zu erkunden: Bodenverlust, Geldwäsche, Menschenverschwindung. Fiktionale Filme mit Nauru-Bezug, wie ''Unbroken'' (2014) von Angelina Jolie, spielen im Zweiten Weltkrieg (Bombardement 1943), doch sie greifen nauruanische Perspektiven kaum auf. Ein jüngeres Beispiel ist ''The Lost Paradise'' (2021) von Tanmay Srivastava, das den „Rags-to-Riches-to-Rags“-Bogen erzählt, inklusive des Musical-Debakels. | ||
=== '''Musik und Tanz''' === | === '''Musik und Tanz''' === | ||
Die | Die nauruanische Musik hat ihre Wurzeln in einer oralen Tradition, die durch rhythmisches Singen und einfache Instrumente geprägt ist. Vor der Kolonialzeit waren Gesänge, oft in der nauruanischen Sprache, ein wesentlicher Bestandteil des sozialen Lebens. Sie begleiteten Rituale, erzählten Legenden oder feierten Ereignisse wie Fischerei und Ernte. Instrumente wie Trommeln aus Kokosholz oder Muscheln sowie Flöten aus Bambus wurden verwendet, obwohl viele traditionelle Instrumente durch westliche Einflüsse wie Gitarren verdrängt wurden. Die Missionare führten im 19. Jahrhundert christliche Hymnen ein, die heute, oft in nauruanischer Sprache, in Kirchen gesungen werden. Ein bekanntes Beispiel ist die Nationalhymne ''Nauru Bwiema'' („Song of Nauru“), deren Melodie von Laurence Henry Hicks komponiert und deren Text von Margaret Hendrie verfasst wurde. Sie spiegelt Stolz und spirituelle Verbundenheit mit der Insel wider. | ||
Ein zentrales musikalisches Element sind die sogenannten „string bands“, die seit dem 20. Jahrhundert populär wurden. Diese Gruppen kombinieren Gitarren und Ukulelen mit harmonischen Gesängen, oft inspiriert von polynesischen und mikronesischen Stilen. Lieder wie ''Eko Dogin'' von Rina Appi, ein patriotisches Stück, oder die Kompositionen von Baron Waqa, einem bekannten | Ein zentrales musikalisches Element sind die sogenannten „string bands“, die seit dem 20. Jahrhundert populär wurden. Diese Gruppen kombinieren Gitarren und Ukulelen mit harmonischen Gesängen, oft inspiriert von polynesischen und mikronesischen Stilen. Lieder wie ''Eko Dogin'' von Rina Appi, ein patriotisches Stück, oder die Kompositionen von Baron Waqa, einem bekannten nauruanischen Musiker und Politiker, verbinden traditionelle Rhythmen mit modernen Themen wie Identität und Umweltzerstörung. Feste wie der Angam Day (26. Oktober), der die Wiedererreichung einer bestimmten Bevölkerungszahl feiert, sind Gelegenheiten, bei denen solche Musik erklingt. Moderne Genres wie Pop und Reggae, beeinflusst durch australische und pazifische Nachbarn, finden vor allem bei der Jugend Anklang, oft über Radiosender wie ''Radio Nauru'' oder private Feiern. Dennoch bleibt die traditionelle Musik, die oft ohne Instrumentalbegleitung auskommt und durch mehrstimmigen Gesang besticht, ein Symbol der kulturellen Kontinuität. | ||
Der Tanz ist untrennbar mit Musik verbunden und spiegelt die mikronesische Herkunft wider, mit Einflüssen aus Polynesien und Indonesien. Traditionelle Tänze wie der '''Frigate-Bird-Dance''' oder der '''Dogoropa''' sind rhythmische, oft kreisförmige Bewegungen (Reigen), die Geschichten von Natur, Fischerei oder mythischen Figuren erzählen. Der Frigate-Bird-Dance, benannt nach dem Fregattvogel, einem Symbol der Insel, imitiert die Bewegungen des Vogels und wird von Gesängen begleitet, die von Fischern und ihren Abenteuern handeln. Diese Tänze verwenden oft Kostüme aus Kokosfasern, Pandanus-Blättern oder Muscheln, die geometrische Muster aufweisen und die Verbindung zur Natur betonen. Der Dogoropa, ein zeremonieller Tanz, wird bei Hochzeiten oder Begrüßungen aufgeführt und betont Gemeinschaft und Zusammenhalt. Die Bewegungen sind präzise, oft langsam und fließend, und folgen den Rhythmen der Gesänge, die von Gruppen in harmonischer Choreografie gesungen werden. | Der Tanz ist untrennbar mit Musik verbunden und spiegelt die mikronesische Herkunft wider, mit Einflüssen aus Polynesien und Indonesien. Traditionelle Tänze wie der '''Frigate-Bird-Dance''' oder der '''Dogoropa''' sind rhythmische, oft kreisförmige Bewegungen (Reigen), die Geschichten von Natur, Fischerei oder mythischen Figuren erzählen. Der Frigate-Bird-Dance, benannt nach dem Fregattvogel, einem Symbol der Insel, imitiert die Bewegungen des Vogels und wird von Gesängen begleitet, die von Fischern und ihren Abenteuern handeln. Diese Tänze verwenden oft Kostüme aus Kokosfasern, Pandanus-Blättern oder Muscheln, die geometrische Muster aufweisen und die Verbindung zur Natur betonen. Der Dogoropa, ein zeremonieller Tanz, wird bei Hochzeiten oder Begrüßungen aufgeführt und betont Gemeinschaft und Zusammenhalt. Die Bewegungen sind präzise, oft langsam und fließend, und folgen den Rhythmen der Gesänge, die von Gruppen in harmonischer Choreografie gesungen werden. | ||
Die Kolonialzeit und die Christianisierung führten zur Einführung westlicher Tänze wie Walzer oder Reels, die jedoch in | Die Kolonialzeit und die Christianisierung führten zur Einführung westlicher Tänze wie Walzer oder Reels, die jedoch in nauruanische Kontexte integriert wurden. Heute finden traditionelle Tänze vor allem bei Festen, Schulveranstaltungen oder kirchlichen Feiern statt, da es keine professionellen Tanzgruppen oder Theater auf Nauru gibt. Die Isolation der Insel und der Verlust von 80 Prozent des Landes durch Phosphatabbau haben die Weitergabe traditioneller Tänze erschwert, doch Schulen und Gemeinschaften bemühen sich, diese zu bewahren. Workshops, wie jene der University of the South Pacific, fördern die Dokumentation und Wiederbelebung dieser Tänze, oft in Verbindung mit Geschichtenerzählen. Moderne Tänze, beeinflusst durch Popkultur, sind bei jüngeren Naurus beliebt, besonders bei informellen Veranstaltungen wie Geburtstagen oder dem Constitution Day (17. Mai). | ||
=== '''Brauchtum''' === | === '''Brauchtum''' === | ||
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In Geschäfts- oder offiziellen Kontexten (zum Beispiel bei Treffen mit Behörden) ist europäische Kleidung üblich: Leichte Hosenanzüge oder Kleider aus natürlichen Stoffen wie Leinen, um der Hitze standzuhalten. Formelle Kleidung ist nur bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten oder Staatsfeiern erforderlich. | In Geschäfts- oder offiziellen Kontexten (zum Beispiel bei Treffen mit Behörden) ist europäische Kleidung üblich: Leichte Hosenanzüge oder Kleider aus natürlichen Stoffen wie Leinen, um der Hitze standzuhalten. Formelle Kleidung ist nur bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten oder Staatsfeiern erforderlich. | ||
Die ursprüngliche | Die ursprüngliche nauruanische Kultur ist stark von mikronesischen, melanesischen und polynesischen Einflüssen geprägt, doch viele Bräuche sind durch Kolonialismus und Phosphatabbau verloren gegangen. Traditionelle Kleidung wird heute hauptsächlich bei Tänzen, Festen oder kulturellen Veranstaltungen getragen. Die Kleidung besteht aus Kokosfasern (zum Beispiel für Röcke oder Gürtel), Pandanus-Blättern (für Matten und Hüte) oder Schraubenbaum-Blättern. Geometrische Muster, die an indonesische Designs erinnern, sind typisch. Frauen tragen oft bunte, geflochtene Röcke oder Umhänge mit Muschel- und Perlenverzierungen; Männer einfache Lendenschürze oder geflochtene Gürtel. Bei Tänzen wie dem „Frigate Bird Dance“ oder dem „Dogoropa“ werden diese Elemente mit Federn oder Blättern kombiert. Viele moderne Kleidungsstücke integrieren traditionelle Motive, zum Beispiel in Souvenirs wie Taschen oder Hüten, die von lokalen Handwerkern hergestellt werden. | ||
Die 12 traditionellen Stämme Naurus (symbolisiert durch den Stern in der Flagge) hatten jeweils eigene Abstammungsgeschichten, die sich auch in der Kleidung widerspiegelten, aber heute sind diese Unterschiede kaum noch sichtbar. | Die 12 traditionellen Stämme Naurus (symbolisiert durch den Stern in der Flagge) hatten jeweils eigene Abstammungsgeschichten, die sich auch in der Kleidung widerspiegelten, aber heute sind diese Unterschiede kaum noch sichtbar. | ||
=== '''Kulinarik und Gastronomie''' === | === '''Kulinarik und Gastronomie''' === | ||
Das Angebot an frischen und nährreichen Lebensmitteln ist äußerst schlecht. Fast alle erhältlichen Lebensmittel sind importierte Konserven, etwa ein Drittel der Bevölkerung leidet an ernährungsmäßig bedingter Diabetes, Herzkrankheiten und Bluthochdruck. Es gibt etwas Fisch und manchmal Rindfleisch zu kaufen, aber keine einheimischen Obst- oder Gemüsesorten. Zahlreiche Restaurants bieten internationale Gerichte an, die aber selten aus frischen Produkten hergestellt sind. Die chinesischen Restaurants bieten ein besseres Speisenangebot als die | Das Angebot an frischen und nährreichen Lebensmitteln ist äußerst schlecht. Fast alle erhältlichen Lebensmittel sind importierte Konserven, etwa ein Drittel der Bevölkerung leidet an ernährungsmäßig bedingter Diabetes, Herzkrankheiten und Bluthochdruck. Es gibt etwas Fisch und manchmal Rindfleisch zu kaufen, aber keine einheimischen Obst- oder Gemüsesorten. Zahlreiche Restaurants bieten internationale Gerichte an, die aber selten aus frischen Produkten hergestellt sind. Die chinesischen Restaurants bieten ein besseres Speisenangebot als die nauruanischen. Eine Spezialität der Insel ist gegrillter Noddy, ein Vogel der Insel. | ||
Die traditionelle | Die traditionelle nauruanische Küche ist eng mit der Umwelt der Insel verbunden, die vor dem Phosphatabbau üppige tropische Vegetation und reichhaltige Fischgründe bot. Frische Meeresfrüchte, insbesondere Thunfisch, Makrele und Riffbarsche, bilden die Grundlage vieler Gerichte. Fisch wird oft roh als Sashimi, gegrillt oder in Kokosmilch gekocht serviert, eine Zubereitungsart, die mikronesische Einflüsse zeigt. Kokosnüsse sind allgegenwärtig: Das Fleisch wird gegessen, die Milch für Soßen verwendet, und der Saft dient als Getränk. Pandanusfrüchte, eine stachelige, süßliche Frucht, werden gekocht oder zu Brei verarbeitet, oft als Beilage oder Dessert. Andere lokale Zutaten wie Brotfrucht und Taro wurden früher genutzt, sind aber durch den Verlust von 80 Prozent des fruchtbaren Landes seltener geworden. | ||
Die Kolonialzeit und der Kontakt mit Australien, Deutschland und Japan führten zur Einführung von Reis, Konserven und Weizenprodukten, die heute die Ernährung dominieren. Ein typisches Gericht ist ''Coconut Fish'', bei dem Fischfilets in Kokosmilch mit Zwiebeln und Gewürzen geschmort werden. Importierte Lebensmittel wie Corned Beef, Instantnudeln und Tiefkühlkost sind weit verbreitet, da die landwirtschaftlichen Möglichkeiten durch den Phosphatabbau stark eingeschränkt sind. Süßspeisen wie ''Pandanus Cake'', eine Art Kuchen aus Pandanusfrüchten und Kokos, sind bei Festen beliebt. Aufgrund der Abhängigkeit von Importen und der begrenzten landwirtschaftlichen Fläche leidet Nauru unter Ernährungsproblemen, darunter eine hohe Diabetes-Rate, da verarbeitete Lebensmittel traditionelle Diäten verdrängt haben. | Die Kolonialzeit und der Kontakt mit Australien, Deutschland und Japan führten zur Einführung von Reis, Konserven und Weizenprodukten, die heute die Ernährung dominieren. Ein typisches Gericht ist ''Coconut Fish'', bei dem Fischfilets in Kokosmilch mit Zwiebeln und Gewürzen geschmort werden. Importierte Lebensmittel wie Corned Beef, Instantnudeln und Tiefkühlkost sind weit verbreitet, da die landwirtschaftlichen Möglichkeiten durch den Phosphatabbau stark eingeschränkt sind. Süßspeisen wie ''Pandanus Cake'', eine Art Kuchen aus Pandanusfrüchten und Kokos, sind bei Festen beliebt. Aufgrund der Abhängigkeit von Importen und der begrenzten landwirtschaftlichen Fläche leidet Nauru unter Ernährungsproblemen, darunter eine hohe Diabetes-Rate, da verarbeitete Lebensmittel traditionelle Diäten verdrängt haben. | ||
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|Constitution Day | |Constitution Day | ||
|Verfassungstag | |Verfassungstag | ||
|Jahrestag der | |Jahrestag der nauruanischen Verfassung von 1968 | ||
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|26. Oktober | |26. Oktober | ||
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Australian Football ist Nationalsport, gefolgt von Gewichtheben, Softball, Basketball und Tennis. Andere auf Nauru praktizierte Sportarten sind in geringem Maße Cricket, Golf, Segeln, Schwimmen und Fußball. Die Regierung unterstützt dabei vor allem das Gewichtheben, da in dieser Disziplin die meisten internationalen Erfolge erzielt wurden. Daneben werden Australian Football und Golf noch geringfügig unterstützt. Im ''East End Club'' in Meneng stehen einige Billardtische für Pool und Snooker. | Australian Football ist Nationalsport, gefolgt von Gewichtheben, Softball, Basketball und Tennis. Andere auf Nauru praktizierte Sportarten sind in geringem Maße Cricket, Golf, Segeln, Schwimmen und Fußball. Die Regierung unterstützt dabei vor allem das Gewichtheben, da in dieser Disziplin die meisten internationalen Erfolge erzielt wurden. Daneben werden Australian Football und Golf noch geringfügig unterstützt. Im ''East End Club'' in Meneng stehen einige Billardtische für Pool und Snooker. | ||
Australian Football ist in Nauru von großer Bedeutung für die Bevölkerung. Es gibt vielen Jugendlichen etwas zu tun, da es sonst nicht viele Alternativen in der Freizeit gibt, und es lässt Tausende von Leuten daran teilhaben, ob Spieler oder Zuschauer. Es gibt einige Australian-Football-Mannschaften, die in einer eigenen | Australian Football ist in Nauru von großer Bedeutung für die Bevölkerung. Es gibt vielen Jugendlichen etwas zu tun, da es sonst nicht viele Alternativen in der Freizeit gibt, und es lässt Tausende von Leuten daran teilhaben, ob Spieler oder Zuschauer. Es gibt einige Australian-Football-Mannschaften, die in einer eigenen nauruanischen Liga spielen. Auch eine nauruanische Fußballnationalmannschaft existiert, jedoch wurde der Verband sowohl von der OFC als auch von der FIFA mangels Professionalität und Stadion noch nicht aufgenommen. | ||
Es gibt einige Sportplätze in Nauru. Das einzige Stadion, das ''Linkbelt Oval,'' steht in Aiwo, ist jedoch überaltert und genügt nicht internationalen Ansprüchen. Ein größeres und moderneres Sportstadion ist im Distrikt Meneng im Bau, wird aber mangels Geld momentan nicht weiter gebaut. Geplant war früher auch ein größeres Stadion in Yaren und Boe, dessen Gelände bereits vorbereitet war. Man entschied sich jedoch für das ''Menen Stadium,'' weil dort keine Platzprobleme herrschen. Die „Stadien“ im einzelnen sind: | Es gibt einige Sportplätze in Nauru. Das einzige Stadion, das ''Linkbelt Oval,'' steht in Aiwo, ist jedoch überaltert und genügt nicht internationalen Ansprüchen. Ein größeres und moderneres Sportstadion ist im Distrikt Meneng im Bau, wird aber mangels Geld momentan nicht weiter gebaut. Geplant war früher auch ein größeres Stadion in Yaren und Boe, dessen Gelände bereits vorbereitet war. Man entschied sich jedoch für das ''Menen Stadium,'' weil dort keine Platzprobleme herrschen. Die „Stadien“ im einzelnen sind: | ||
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Nirgends war und ist Nauru sportlich erfolgreicher als im Gewichtheben. Der sensationelle Gewinn der Goldmedaille bei den Commonwealth Games 1990 im Gewichtheben durch Marcus Stephen initiierte die Gründung des | Nirgends war und ist Nauru sportlich erfolgreicher als im Gewichtheben. Der sensationelle Gewinn der Goldmedaille bei den Commonwealth Games 1990 im Gewichtheben durch Marcus Stephen initiierte die Gründung des Nauruanischen Nationalen Olympischen Komitees. Die Gewichtheberin Reanna Solomon holte in der Folge ebenfalls mehrere Medaillen bei den Commonwealth Games. | ||
1992 startete Marcus Stephen als erster Nauruer bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Seit 1996 ist Nauru offiziell bei den Olympischen Spielen vertreten. Die offiziell ersten Athleten waren neben Stephen seine Gewichtheber-Kollegen Gerard Garabwan und Quincy Detenamo. | 1992 startete Marcus Stephen als erster Nauruer bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Seit 1996 ist Nauru offiziell bei den Olympischen Spielen vertreten. Die offiziell ersten Athleten waren neben Stephen seine Gewichtheber-Kollegen Gerard Garabwan und Quincy Detenamo. | ||
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1998 beschloss der Gewichtheber-Weltverband (IWF) in Lahti, die Weltmeisterschaften 2001 in Nauru durchzuführen. Dieser Tag wurde in Nauru als „der größte Tag in der Geschichte unseres Volkes“ tituliert. Nauru hatte bei der Kampfabstimmung in Lahti den deutschen Mitbewerber Riesa vor allem durch seine Finanzkraft aus dem Feld gedrängt. Die Nauruer wollten das Spektakel nebst Flugreise und Aufenthalt der Sportfunktionäre finanzieren. Und zum ersten Mal in der WM-Geschichte sollte es auch Geld für die Besten geben: 6.500 DM (zirka 3.330 Euro) pro Goldmedaille. Jedoch wurden diese Wettkämpfe seitens Nauru aufgrund der inzwischen fehlenden Geldmittel in letzter Minute abgesagt. Austragungsort wurde notgedrungen Antalya, in der Türkei. | 1998 beschloss der Gewichtheber-Weltverband (IWF) in Lahti, die Weltmeisterschaften 2001 in Nauru durchzuführen. Dieser Tag wurde in Nauru als „der größte Tag in der Geschichte unseres Volkes“ tituliert. Nauru hatte bei der Kampfabstimmung in Lahti den deutschen Mitbewerber Riesa vor allem durch seine Finanzkraft aus dem Feld gedrängt. Die Nauruer wollten das Spektakel nebst Flugreise und Aufenthalt der Sportfunktionäre finanzieren. Und zum ersten Mal in der WM-Geschichte sollte es auch Geld für die Besten geben: 6.500 DM (zirka 3.330 Euro) pro Goldmedaille. Jedoch wurden diese Wettkämpfe seitens Nauru aufgrund der inzwischen fehlenden Geldmittel in letzter Minute abgesagt. Austragungsort wurde notgedrungen Antalya, in der Türkei. | ||
Bei den Spielen in Sydney 2000 startete Stephen zum dritten und letzten Mal sowie Gewichtheberin Sheba Peo. Für die Spiele in Athen 2004 wurden die Gewichtheber Yukio Peter, Itte Detenamo und Reanna Solomon nominiert. Peter konnte dabei erstmals ein olympisches Diplom für Nauru gewinnen. 2008 in Peking nahm Itte Detenamo als einziger | Bei den Spielen in Sydney 2000 startete Stephen zum dritten und letzten Mal sowie Gewichtheberin Sheba Peo. Für die Spiele in Athen 2004 wurden die Gewichtheber Yukio Peter, Itte Detenamo und Reanna Solomon nominiert. Peter konnte dabei erstmals ein olympisches Diplom für Nauru gewinnen. 2008 in Peking nahm Itte Detenamo als einziger Nauruanischer Vertreter teil und belegte Platz 10 im Gewichtheben seiner Klasse. | ||
=== '''Olympische Spiele''' === | === '''Olympische Spiele''' === | ||
Das | Das Nauruanische Nationale Olympische Komitee, '''Nauru National Olympic Committee''' (NNOC) ist das Nationale Olympische Komitee von Nauru. Es repräsentiert und organisiert die olympische Bewegung auf der Insel. Das NNOC wurde 1991 gegründet und 1994 vom Internationalen Olympischen Komitee aufgenommen. Nauru nimmt seit 1992 regelmäßig an Olympischen Spielen teil. Bislang entsandte das NNOC sieben Sportler zu den Olympischen Spielen: | ||
* Marcus Stephen (1992 bis 2000), erster Olympionike Naurus | * Marcus Stephen (1992 bis 2000), erster Olympionike Naurus | ||
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=== '''Fußball''' === | === '''Fußball''' === | ||
Der | Der nauruanische Fußballverband '''Nauru Amateur Soccer Association''' (NASA) wurde im Jahre 1973 gegründet und fristet seither außerhalb Naurus ein fast gänzlich unscheinbares Dasein. Der Verband wurde bisher weder von der FIFA noch von der OFC als offizieller nationaler Fußballverband anerkannt. In Nauru gibt es außer einigen Spielflächen und einem unfertigen Sportstadion keine Stadien; das einzige halbfertige Stadion (''Menen Stadium''), welches gemäß FIFA-Statuten als Fußballstadion gelten könnte, wird auf Grund fehlender Gelder momentan nicht weitergebaut. Die zwei weiteren „Stadien“ sind entweder nur für Football geeignet (''Linkbelt Oval'') oder im Grunde kein Stadion (''Denig Stadium''). | ||
Am 2. Oktober 1994 bestritt die | Am 2. Oktober 1994 bestritt die nauruanische Fußballnationalmannschaft ein Freundschaftsspiel im ''Denig Stadium'' in Denigomodu gegen die Auswahl der Salomonen. Es ist das bisher einzige Spiel, das von der OFC anerkannt wurde und somit auch offiziell gewertet werden kann. Nauru gewann das Spiel völlig überraschend mit 2:1 und sorgte damit für eine der größten Sportsensationen des Landes. Die salomonische Fußballnationalmannschaft war trotz ihrer geringen Spielklasse klarer Favorit, da sie im selben Jahr bereits den Melanesischen Fußballcup gewonnen hatte. Damit hat die nauruanische Mannschaft immerhin etwas, was alle anderen Nationalmannschaften nicht haben: eine 100-Prozent-Siegesbilanz. | ||
Die | Die nauruanische Fußballnationalmannschaft ist eine der wenigen internationalen Mannschaftssportauswahlen der Republik, doch ist sie nicht zu offiziellen Ausscheidungsspielen wie der WM-Qualifikation zugelassen. Die Nationalmannschaft ist wichtigstes Organ der Nauru Amateur Soccer Association (NASA). | ||
=== '''Rugby''' === | === '''Rugby''' === | ||
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Man kann die Insel in einem Tagesausflug gut zu Fuß umrunden. Dabei stößt man immer wieder auf Relikte aus dem Pazifikkrieg, beispielsweise Bunker der japanischen Armee entlang der Küste. Viele Relikte sind im ''Nauru Museum'' gesammelt. Ein Besichtigungsziel sind auch die Phosphatminen im Inselinnern, die nach ihrer Ausbeutung eine triste, zerstörte Natur hinterlassen haben. | Man kann die Insel in einem Tagesausflug gut zu Fuß umrunden. Dabei stößt man immer wieder auf Relikte aus dem Pazifikkrieg, beispielsweise Bunker der japanischen Armee entlang der Küste. Viele Relikte sind im ''Nauru Museum'' gesammelt. Ein Besichtigungsziel sind auch die Phosphatminen im Inselinnern, die nach ihrer Ausbeutung eine triste, zerstörte Natur hinterlassen haben. | ||
Beim Rundgang durch Chinatown im Südwesten fällt das große Warenangebot auf, was nicht weiter verwunderlich ist, denn alle Konsumgüter der Insel werden meist in Konserven importiert. Daher gibt es auch keine typischen Landesspeisen. Die chinesische Gastronomie ist qualitativ höher einzustufen als die | Beim Rundgang durch Chinatown im Südwesten fällt das große Warenangebot auf, was nicht weiter verwunderlich ist, denn alle Konsumgüter der Insel werden meist in Konserven importiert. Daher gibt es auch keine typischen Landesspeisen. Die chinesische Gastronomie ist qualitativ höher einzustufen als die nauruanische. Trinkgeld wird nur selten erwartet. | ||
Den schönsten Strand Naurus findet man an der Anibare Bay, nördlich des einzigen großen Hotels, dem Menen Hotel (eine weitere Unterkunft für Touristen ist das OD-N-Aiwo Hotel). Weitab von der mondähnlichen Landschaft der Phosphatfelder können hier Einheimische ebenso wie die wenigen Urlauber, die die Südseeinsel besuchen, noch weitgehend intakte Natur erleben. Das Baden ist allerdings riskant, da vor der Ostküste gefährliche Unterwasserströmungen und eine starke Brandung herrschen. Außerdem kommt in dieser Gegend die Portugiesische Galeere vor, eine Quallenart mit giftigen Tentakeln von bis zu 30 Metern Länge. | Den schönsten Strand Naurus findet man an der Anibare Bay, nördlich des einzigen großen Hotels, dem Menen Hotel (eine weitere Unterkunft für Touristen ist das OD-N-Aiwo Hotel). Weitab von der mondähnlichen Landschaft der Phosphatfelder können hier Einheimische ebenso wie die wenigen Urlauber, die die Südseeinsel besuchen, noch weitgehend intakte Natur erleben. Das Baden ist allerdings riskant, da vor der Ostküste gefährliche Unterwasserströmungen und eine starke Brandung herrschen. Außerdem kommt in dieser Gegend die Portugiesische Galeere vor, eine Quallenart mit giftigen Tentakeln von bis zu 30 Metern Länge. |
Aktuelle Version vom 27. September 2025, 07:01 Uhr
Nauru ist ein Kleinstaat am Rande Mikronesiens - de kleinste unabhängige Inselstaat weltweit. Er ist zugleich ein Beispiel für Ressourcenvernichtung mit allen ökologischen und wirtschaftlichen Folgeerscheinungen, die ein Land in den Ruin treiben.
Inselsteckbrief | |
---|---|
offizieller Name | Naoero |
alternative Bezeichnungen | Pleasant Island (1798), Shank Island (19. Jahrhundert), Nawodo, Onawero (1888), Navodo, Navoda, Nau’uru, Naura, Nauru (um 1900) |
Kategorie | Meeresinsel |
Inseltyp | echte Insel |
Inselart | Phoisphatinsel, gehobenes Atoll |
Gewässer | Pazifischer Ozean (Boa Ean Eam / Pacific Ocean) |
Inselgruppe | Atoll Nauru (Naoero) |
politische Zugehörigkeit | Staat: Nauru (Ripublik Naoero) |
Gliederung | 14 ebwi / districts (Distrikte) 169 imuīt / villages (Dörfer) |
Status | Inselstaat (õrõ) |
Koordinaten | 0°31’ S, 166°56 O |
Entfernung zur nächsten Insel | 287 km (Banaba) |
Entfernung zum Festland | 5.785 km (Shi Tang Zhen / China) |
Fläche | 21,3 km² / 8,2 mi² (Atoll 25,1 km² / 9,7 mi², mit Hoheitsgewässern 570 km² / 220 mi²) |
geschütztes Gebiet | 0 km² / 0 mi² (0 %) |
maximale Länge | 6,8 km (NO-SW) |
maximale Breite | 5,1 km (NW-SO) |
Küstenlänge | 30 km |
tiefste Stelle | 0 m (Pazifischer Ozean) |
höchste Stelle | 65 m (Juae) |
relative Höhe | 65 m |
mittlere Höhe | 14 m |
maximaler Tidenhub | 2,0 bis 2,3 m (Yaren 2,24 m) |
Zeitzone | NT (Ñage a Naoero / Nauru Time / Nauru-Zeit, UTC+12) |
Realzeit | UTC plus 11 Stunden 8 Minuten |
Einwohnerzahl | 11.947 (2024) |
Dichte (Einwohner pro km²) | 560,89 |
Inselzentrum | Yaren |
Name
Die Herkunft des Landesnamens Nauru ist nicht geklärt. Die Bewohner nannten ihre Insel früher wie heute Naoero, wobei die Form Nauru seit den 1920er Jahren zwecks besserer Aussprache international etabliert hat. Die englischen „Entdecker“ des Jahres 1798 bezeichneten die Insel als Pleasant Island, zu deutsch „freundliche Insel“, und dieser Name blieb bis 1888 die offizielle Bezeichnung. Daneben hieß Nauru auch Shank Island, übersetzt „Bein- oder Kegelinsel“. Als im April 1888 erstmals deutsche Siedler auf dem Eiland ansässig wurden, nannten sie es Nawodo bzw. Onawero. In alternativer Schreibung sind auch Navodo, Navoda, Nau’uru oder Naura überliefert.
Der Deutsche Paul Hambruch, der die Insel im Mai 1909 und von September bis November 1910 besuchte, gab die etymologische Erklärung, dass Naoero als Kontraktion des Satzes a-nuau-a-a-ororo interpretiert werden muss (würde heute A nuaw ea arourõ geschrieben werden), was soviel wie „Ich gehe an den Strand“ bedeutet. Im Deutschen Koloniallexikon aus dem Jahr 1920 wurde dann auch Hambruchs Erklärung mit dem Wort Anáoero übernommen. Der elsässische katholische Missionar Alois Kayser, der mehr als dreißig Jahre auf Nauru missionierte und die nauruanische Sprache intensiv studierte, lehnte Hambruchs Erklärung ab, da im Nauruanischen das Wort „Strand“, als Ziel eines Verbs der Bewegung, das richtungsweisende Wort rodu, was „abwärts“ heißt, benötige. Die Nauruer halten den Strand für den geografisch tiefsten Punkt der Insel – sowohl in Bezug auf das Land wie auf das Meer. Die Tatsache, dass rodu in Hambruchs Worterklärung fehlt, macht seine Etymologie des Wortes Naoero und damit auch von Nauru unhaltbar.

- abchasisch: Науру [Nauru]
- acehnesisch: Nauru
- adygisch: Науру [Nauru]
- afrikaans: Naoeroe
- akan: Nauru
- albanisch: Nauru
- altaisch: Науру [Nauru]
- altkirchenslawisch: Наоуроу [Naourou]
- amharisch: ናውሩ [Nawru]
- angelsächsisch: Nauru
- arabisch: ناورو [Nāwrū]
- aragonesisch: Nauru
- armenisch: Նաուրու [Naourou]
- aromunisch: Nauru
- aserbaidschanisch: Nauru
- assamesisch: নাউরু [Nāuru]
- asturisch: Nauru
- awarisch: Науру [Nauru]
- aymara: Nawru
- bairisch-österreichisch: Nauru
- bambara: Nɔru, Noru, Nawuru
- bandscharisch: Nauru
- baschkirisch: Науру [Nauru]
- baskisch: Nauru
- bengalisch: নাউরু [Nāuru]
- bhutanisch: ནཱུ་རུ [Nauru]
- biharisch: नाव्रू [Nāvrū]
- bikol: Nauru
- birmanisch: Ná'uẏù
- bislama: Nauru
- bosnisch: Науру [Nauru]
- bretonisch: Nauru
- bulgarisch: Науру [Nauru]
- burjatisch: Науру [Nauru]
- cebuano: Nauru
- chakassisch: Науру [Nauru]
- chavakano: Nauru
- cherokee: ᎾᎤᎷ [Nauru]
- chinesisch: 瑙魯 / 瑙鲁 [Nǎolǔ]
- dari: ناورو [Nāūrū]
- dänisch: Nauru
- deutsch: Nauru
- dine: Na:ru
- englisch: Nauru
- esperanto: Nauro
- estnisch: Nauru
- ewe: Nauru nutome
- färingisch: Nauru
- fidschianisch: Nauru
- finnisch: Nauru
- französisch: Nauru
- friesisch: Nauru
- friulanisch: Nauru
- ful: Nawuru
- gagausisch: Науру [Nauru]
- galizisch: Nauru
- ganda: Nawuru
- gälisch: Nárú, Nauru
- georgisch: ნაურუ [Nauru]
- griechisch: Ναουροῦ [Naoyroy̑], Ναούρου [Naoýroy]
- grönländisch: Nauru
- guarani: Náuru
- gudscheratisch: નાઉરુ [Nāuru]
- guyanisch: Nauru
- haitianisch: Naorou
- hakka: 纳鲁 [Nà Lǔ]
- hausa: Nauru
- hawaiianisch: Nauro
- hebräisch: נאורו [Na'ūrū]
- hindi: नौरू [Nôrū], नाव्रू [Nāvrū]
- ido: Nauru
- igbo: Nauru
- ilokano: Nauru
- indonesisch: Nauru
- interlingua: Nauru
- irisch: Nauru
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- jakutisch: Науру [Nauru]
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- jerseyanisch: Nauru
- jiddisch: נאַורו [Nauru]
- kabardisch: Науру [Nauru]
- kabiye: Nauru
- kabylisch: Nauru
- kalmükisch: Науру [Nauru], Наурмудин Орн [Naurmudin Orn]
- kambodschanisch: ណូរុ [Ṇūru], ណារ៉ូ [Ṇārū]
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- karakalpakisch: Науру [Nauru]
- karatschai-balkarisch: Науру [Nauru]
- karelisch: Науру [Nauru]
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- ladino: נאורו [Nauru]
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- laotisch: ນ້ອຍຣູ [Nauru]
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- lesgisch: Науру [Nauru]
- lettisch: Nauru
- letzeburgisch: Nauru
- limburgisch: Naoeroe
- lingala: Nauru
- litauisch: Naurus
- livisch: Nauru
- luba-katanga: Nauru
- madegassisch: Naoro, Naorò
- makedonisch: Науру [Nauru]
- malaisch: ناورو [Nauru]
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- maldivisch: ނައުރޫ [Naurū]
- maltesisch: Nawru, Nauru
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- mari: Науру [Nauru]
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- minangkabau: Nauru
- mingrelisch: ნაურუ [Nauru]
- minnan: 那鲁 [Nà Lǔ]
- mirandesisch: Nauru
- moldawisch: Науру [Nauru]
- mongolisch: Науру [Nauru]
- mordwinisch: Науру [Nauru]
- nahuatl: Nauru
- nauruanisch: Naoero
- ndebele: Nauru
- nepalesisch: नाउरू [Nāurū]
- niederländisch: Nauru, Naoero
- niedersächsisch: Nauru
- normannisch: Nâorou
- norwegisch: Nauru
- novial: Nauru
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- orissisch: ନାଉରୁ [Nāuru]
- oromo: Nawru
- ossetisch: Науру [Nauru]
- pampangan: Nauru
- pandschabisch: ਨਾਊਰੂ [Nāūrū]
- pandschabisch: ناورو [Nāvrū]
- panganisan: Nauru
- papiamentu: Nauru
- paschtunisch: ناورو [Nāūrū]
- persisch: نائورو [Nā'ūrū]
- piemontesisch: Nauru
- pikardisch: Naourou
- pitkernisch: Nauruu
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- rundi-rwandesisch: Nawuru
- russisch: Науру [Nauru]
- ruthenisch: Науру [Nauru]
- samisch: Nauru
- samoanisch: Nauru
- samogitisch: Nauru
- sango: Nauru
- sardisch: Nauru
- saterfriesisch: Nauru
- schlesisch: Nauru
- schwedisch: Nauru
- serbisch: Науру [Nauru]
- seschellisch: Nauru
- sindhi: نائورو [Nā'ūrū]
- singhalesisch: නවුරු [Navuru]
- sizilianisch: Nauru
- slovio: Nauru
- slowakisch: Nauru
- slowenisch: Nauru
- somalisch: Saaba
- sorbisch: Nauru
- spanisch: Nauru
- sudovisch: Nauru
- sundanesisch: Nauru
- surinamesisch: Naurukondre
- swahili: Nauru
- swasi: iNauru
- syrisch: Nauru
- tabassaranisch: Науру [Nauru]
- tadschikisch: Науру [Nauru], نئورو [Na'ūrū]
- tagalog: Nauru
- tahitianisch: Naulu
- tamilisch: நவுரு [Navuru], நௌரூ [Naurū]
- tatarisch: Науру [Nauru]
- telugu: నౌరూ [Naurū]
- thai: นาอูรู [Nā'ūrū]
- tibetisch: ནའུ་རུ། [Na‘u.ru]
- tigrinisch: ናውሩ [Nawru]
- timoresisch: Naurú
- tok pisin: Nauru
- tonganisch: Naulu
- tschechisch: Nauru
- tschetschenisch: Науру [Nauru]
- tschuwaschisch: Науру [Nauru]
- turkmenisch: Науру [Nauru]
- tuwinisch: Науру [Nauru]
- türkisch: Nauru Adası
- twi: Nauru
- udmurtisch: Науру [Nauru]
- uigurisch: ناۋرۇ [Nawru]
- ukrainisch: Науру [Nauru]
- ungarisch: Nauru
- urdu: نائورو [Nā'ūrū]
- usbekisch: Науру [Nauru]
- venezianisch: Nauru
- vietnamesisch: Na-u-lu
- visayan: Nauru
- volapük: Naureän
- walisisch: Nauru
- wallonisch: Nawouro
- weißrussisch: Науру [Nauru]
- wepsisch: Nauru
- winaray: Nauru
- wolof: Naoru
- xhosa: Nauru
- yoruba: Nàúrù
- yukatekisch: Nauru
- zazakisch: نائووروو [Naûrû]
- zulu: iNauru
Offizieller Name: Ripublik Naoero
- Bezeichnung der Bewohner: Naurus (Nauruaner)
- adjektivisch: nauru (nauruanisch)
Kürzel:
- Landescode: NR / NRU
- Deutsch: NAU
- Alternativ: NRU
- Sport: NRU (seit 1996)
- Kfz: NAU (seit 1968)
- FIPS-Code: NR
- ISO-Code: NR, NRU, 520
- Internet: .nr
Lage
Nauru ist ein Inselstaat im zentralen Westen des Pazifik am Südrand Mikronesiens, knapp südlich des Äquators auf durchschnittlich 0°31’ s.B. und 166°56’ ö.L.. Die Insel liegt auf der gleichen geografischen Breite wie das zu Kiribati gehörige Atoll Nonouzi, die Insel Jarvis, die Galapagos-Inseln Isabela und San Salvador, der Norden Ecuadors, der Süden Kolumbiens, der Norden Brasiliens, die zentralen Regionen von Gabun, Kongo-Brazzaville und Kongo-Kinshasa, der Eduard-See, das südliche Uganda, Zentral-Kenia mit Nakuru, der äußerste Süden Somalias, das Addu-Atoll der Malediven, Pulau Batu, Zentral-Sumatra und -Borneo, Nord-Sulawesi, der Süden der Insel Halmahera und der äußerste Nordwesten Neuguineas. Nauru liegt östlich von Kiribati und nördlich der Salomonen. Die Küste der Insel ist 17,3 km lang. Die nächstgelegene Insel ist Banaba 290 km weiter östlich, die zu Kiribati gehört und die eine ähnliche Bedeutung wegen reicher Phosphatlagerstätten hatte (die dritte bedeutende Phosphatinsel im Pazifik ist Makatea im Tuamotu-Archipel).

Geografische Lage:
- nördlichster Punkt: 0°29’36“ s.B. (Abab)
- südlichster Punkt: 0°32’51“ s.B. (Orouengo)
- östlichster Punkt: 166°57’31“ ö.L. (Ijub)
- westlichster Punkt: 166°54’07“ ö.L. (Aiwo Harbour)
Entfernungen:
- Äquator 42 km
- Banaba / Kiribati (Lilian Point) 287 km
- Maiana / Kiribati 667 km
- Kosrae / Pohnpei 764 km
- Ebon / Marshall Islands 857 km
- Nukumanu / Papua-Niugini 860 km
- Ontong Java / Salomonen 910 km
- Duff Islands / Salomonen 1015 km
- Nanumea / Tuvalu 1230 km
- Vot Tande / Vanuatu 1435 km
- Rotuma / Fidschi 1805 km
- Niuafo’ou / Tonga 2670 km
- Queensland / Australien (Cape Flattery) 2745 km
- Savaii / Samoa (Cape Puava) 2780 km
- Shi Tang Zhen / China 5.785 km
Zeitzone
In Nauru gilt die Nauru Time bzw. Ñage a Naoero (Nauru-Zeit), abgekürzt NRT (NRZ), identisch mit der New Zealand Standard Time (NZST), 11 Stunden vor der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ, UTC+12). Die Realzeit liegt um 11 Stunden und 8 Minuten der Koordinierten Weltzeit (UTC).
Fläche
Nauru hat eine Fläche von 21,3 km² bzw. 8,2 mi². Das Atoll ist 25,1 km² bzw. 9,7 mi² groß. Die ausschließliche Wirtschaftszone des Landes umfasst 308.480 km², einschließlich der Hoheitsgewässer von 570 km² bzw. 220 mi² -, die an die entsprechende Zone von Kiribati im Osten (290 km bis zur Insel Banaba) und von den Marshall-Inseln im Norden (600 km bis zum Ebon-Atoll) grenzt. Weiter entfernte Nachbarn sind Mikronesien (Kosrae) im Nordwesten, die Salomon-Inseln im Südwesten, Papua-Neuguinea (Bismarck-Archipel) im Westen und Tuvalu im Südosten. Von Nordosten nach Südwesten zwischen Areb und Biteje durchmisst die Insel 6,8 km bei einer maximalen Breite zwischen Ibue und Tewai von 5,1 km. Die Küste ist 30 km lang. Höchste Erhebung ist der Juae mit 65 m. Die tiefste Stelle liegt auf Meeresniveau bei einem Tidenhub von 2,0 bis 2,3 m, bei Yaren 2,24 m. Die mittlere Seehöhe beträgt 14 m.
Flächenaufteilung um 2010:
Öd- und Siedlungsland 14,5 km² 78 %
Busch- und Waldland 3,6 km² 17 %
Agrarland 3,2 km² 15 %
Geologie
Der bemerkenswerteste Teil im Innern der Insel sind fantastisch anmutende Kalksteinzacken und -pyramiden, die sich in den ausgebeuteten Phosphorittagebauen gebildet haben. Sie sind vier bis zehn Meter hoch, und zwischen ihnen ist ein ganzes Labyrinth von Kesseln und tiefen Mulden entstanden.
Der übrige Teil der Insel ist eine fast ebene Tafel. Das von Baggern abgebaute Phosphat wurde mit einer Schmalspurbahn abgefahren; eine eigentümliche, unbelebte Mondlandschaft blieb übrig. Die Steinzacken und -pyramiden haben keine Bodendecke und sind vegetationslos. Das Regenwasser läuft in den Mulden zusammen und versickert schnell durch den porösen Riffkalkstein.
Geografen, Geomorfologen und Geologen untersuchten Relief, Boden und geologischen Bau der Insel und leiteten daraus eine sehr abwechslungsreiche Entwicklungsgeschichte ab: Das Nauru-Atoll existiert bereits seit sehr langer Zeit. Das ringförmige Saumriff aus Korallen des Tertiärs ist bis heute erhalten geblieben. Im Paläogen, dem Alttertiär, lag der Boden der Lagune 60 m unter dem heutigen Meeresspiegel. Im Miozän, einem Abschnitt des Jungtertiärs, wurde das Atoll stark angehoben, so dass der Boden der Lagune zehn Meter höher lag als der heutige Meeresspiegel. Wahrscheinlich unterlag die Oberfläche der Insel in dieser Zeit einer starken Erosion, wodurch ein Karstrelief geformt wurde. Dies sind die heutigen Steinzacken und -pyramiden, die den Tagebauen ein so seltsames Aussehen geben. Im Anschluss daran wurde die Insel überflutet, und es bildete sich eine Seichtwasserlagune. In den Mulden und anderen Hohlräumen zwischen den Zacken des Riffkalksteins setzten sich mit Phosphor angereicherte Sedimente ab. Die Überflutung der Insel hielt längere Zeit an. Dabei erfuhren die Lagunensedimente beträchtliche Veränderungen, die möglicherweise dazu beitrugen, dass sich die in den Sedimenten enthaltenen Karbonate auflösten und die Sedimente mit Phosphorverbindungen angereichert wurden.
Danach trat eine längere Periode der Hebung der Insel ein, der Boden der früheren Lagune stieg aus dem Wasser empor, und Pflanzen begannen die Insel zu besiedeln. Gegenwärtig liegt der gesamte innere Teil der Insel zwanzig bis dreißig Meter über dem Meeresspiegel. Es ist nur eine kleine Vertiefung erhalten geblieben, die von einem See – der Buada-Lagune – eingenommen wird. Dieses Bild der geologischen Geschichte Naurus enthält zwei strittige Punkte:
Etwas zweifelhaft ist die Erklärung, die für die Entstehung des eigenartigen Reliefs gegeben wird. Außer der Vermutung, dass es eine starke Verkarstung gegeben hat, dass also die Riffkalke gelöst worden sind, lässt sich noch eine andere Auffassung vertreten: Am Strand und im steinigen Flachwasser gibt es besonders an der Ostseite der Insel recht viele als „Zeugen“ erhalten gebliebene kleine Steinsäulen. Sie sind merkwürdig geformt und haben sich infolge der Zerstörung des Riffmassivs durch die Meereswogen gebildet. Man kann sich vorstellen, dass der gesamte Seichtwasserteil der Inseloberfläche in Hebungsperioden einer intensiven Bearbeitung durch die Wellen unterworfen war. Dieser Raum war nicht geschützt, jedenfalls hat es in dem ringförmigen Riff sehr breite Durchlässe gegeben. Die weitere Hebung der Insel hat dann lediglich zur Folge gehabt, dass die vorausgegangene Ausspülung fortgesetzt wurde, wobei das Regenwasser die als Reste stehen gebliebenen Steinsäulen und Steinzacken geglättet hat.
Der zweite strittige Punkt ist die Entstehung der Phosphorite. In den Tagebauen und an Stellen, wo der so genannte Nauruit zutage tritt, kann man erkennen, dass die Schicht der Phosphoritsedimente kompliziert gebaut ist. Am typischsten ist das Bild zerstückelter Trümmer von unterschiedlicher Größe: teilweise Krusten und Schollen von einem Meter Durchmesser, zumeist kleinere kantige Trümmerstücke, seltener abgeschliffene Phosphoritnieren, die mit Feinerde vermischt sind. Dieses ganze Material ist nicht sortiert und sehr verschiedenartig. Demnach ist die ursprüngliche Anhäufung von Phosphorit, der sich gewöhnlich in Flachwasser nach dem Tod großer Planktonmassen bildet, bei starker Erosion und mehrfacher Umlagerung, wiederholt umgeformt worden.
In der komplizierten und langen Geschichte der Insel hat es zweifellos auch Perioden gegeben, in denen starke Taifune über sie hinweg zogen. Dann erfolgten eine sehr intensive Auswaschung und Umlagerung des Trümmermaterials. Derartige katastrophale Veränderungen sind auch von heutigen Atollen beschrieben worden. In jedem Fall wird dann darauf hingewiesen, dass auf der Insel und im Flachwasser an der Küste riesige Massen von Trümmermaterial umgelagert und umgeformt worden sind. Dabei wurde die Feinerde auf die offene See hinausgetragen, während die größeren Stücke, vorwiegend Phosphoritknollen und Bruchstücke der durch Tropfen entstandenen Krusten, auf der Insel blieben. Geröll und Bruchstücke wurden in den Hohlformen des Reliefs festgehalten, und in einem verkarsteten Relief füllten sie vor allem die Mulden und Taschen zwischen den Zacken und Pyramiden aus Riffkalk.
Zur Entstehung des Phosphatgesteins existiert noch eine andere Version, die als wahrscheinlicher angesehen wird: In dem leicht löslichen, der Verwitterung ausgesetzten Kalkgestein bildeten sich an der Oberfläche tiefe Trichter und spitze Kegel, ideale Nistplätze für Seevögel. Im Laufe von Hunderttausenden von Jahren häuften sich die Exkremente von Millionen und Abermillionen von Seevögeln in den Trichtern und bedeckten schließlich fast die gesamte Insel meterhoch. Der Guano, wie die Ablagerungen von Vogelexkrementen genannt werden, wandelte sich mit der Zeit unter dem Einfluss der Witterung zu Calciumphosphat von höchster Reinheit um. Das Gestein enthielt teilweise über 90 % reines Phosphat.
Landschaft
Nauru ist ein Atoll auf der Spitze eines unterirdischen erloschenen Vulkans. Der riesige Korallenstock reicht etwa 2000 m tief in das Meer und erhebt sich maximal etwa 60 m. Dieser höchste Punkt befindet sich im Osten Aiwos entlang einer Plateaukante, die Command Ridge genannt wird. Im Vergleich mit anderen Atollen hat Nauru eine sehr kleine Lagune. Einen Kilometer von der Küste entfernt beträgt die Meerestiefe bereits mehr als 1000 m, und der Steilhang reicht bis auf den Meeresboden. Bis auf einen schmalen Küstenstreifen wurde der innere Teil der Insel von Phosphat (Nauruit) bedeckt, der sich aus den Exkrementen von Seevögeln bildete. Etwa 2 km² der Insel sind bewaldet.
„Nauru hat die Form einer Auster und ist von einem Saumriff umgeben. Bei Ebbe kann man dieses Riff klar erkennen.“ An seiner Innenseite „gibt es glitzernde weiße Badestrände“ (Stanley 1987:274), jedoch keinen natürlichen Hafen. Im Küstenbereich und rund um die etwas landeinwärts gelegene Buada-Lagune findet man einen 150 bis 300 m breiten fruchtbaren Gürtel. Die etwa 4,5 ha große Lagune selbst enthält brackiges Salzwasser und ist vermutlich „der letzte Teil eines alten Kraters“ (Krämer 1906:445). Auf den vulkanischen Ursprung Naurus deuten neben dunklem Sand und magmatischen gesteinen die hier vergleichsweise häufigen Erdbeben hin.
„Die Entstehung der Insel vollzog sich in mehreren Hebungen und Senkungen des ursprünglichen, von korallentierchen bewohnten Kraterrandes.“ Während „der Hebungsphasen siedelten sich Seevögel in der unbewohnten und fischreichen Gegend an und hinterließen dort Exkremente“, das sogenannte Guano, dessen ausgewaschene Reste sich mit dem Korallenkalk verbanden und so die heute zum Hauptwirtschaftsfaktor gewordenen Mineralphosphate ergaben (Schätzle-Edelbauer 1996:13). Im Zentrum „der Insel finden sich zahlreiche bizarre Felsformationen, Überbleibsel alter Schratten, die einst in dem gehobenen Riff gebildet wurden, wie sie heute am jetzigen Riff entstehen; ferner sind es Reste von Schächten alter Spritzlöcher und übriggebliebene Wände von zusammengestürzten Höhlen“ des Riffes (Hambruch 1914:24). „Das Hochplateau im Inselinnern erreicht eine Höhe von 65 m und ist mit weißen Korallenhügeln durchsetzt.“ Diese durch den Abbau der Phosphate entstandene Mondlandschaft steht in starkem Kontrast zum Küstemnbereich und zum üppig grünen Land im Westen der Insel (Stanley 1987:274).
Der bemerkenswerteste Teil im Innern der Insel sind fantastisch anmutende Kalksteinzacken und -pyramiden, die sich in den ausgebeuteten Phosphorittagebauen gebildet haben. Sie sind vier bis zehn Meter hoch, und zwischen ihnen ist ein ganzes Labyrinth von Kesseln und tiefen Mulden entstanden.
Der übrige Teil der Insel ist eine fast ebene Tafel. Das von Baggern abgebaute Phosphat wurde mit einer Schmalspurbahn abgefahren; eine eigentümliche, unbelebte Mondlandschaft blieb übrig. Die Steinzacken und -pyramiden haben keine Bodendecke und sind vegetationslos. Das Regenwasser läuft in den Mulden zusammen und versickert schnell durch den porösen Riffkalkstein.
Erhebung
- Juae 65 m
See
- Buada Lagoon 4,5 ha
Flora und Fauna
Nauru hat eine vergelichsweise artenarme Pflanzen- und Tierwelt. Die Biodiversität ist aufgrund der isolierten Lage, der geologischen Bedingungen und des massiven Phosphatabbaus sehr eingeschränkt.
Flora
Nauru hat steile Klippen mit typischer Strandvegetation. Mit diesem Saum verbunden ist ein schmaler, wenige hundert Meter breiter Landstreifen mit schneeweißem Korallensand, auf dem Kokospalmen, Schraubenbäume und andere Hölzer gedeihen. Entlang der gesamten Küste, an der sich fast alle Gebäude der Insel befinden, verläuft die Hauptverkehrsstraße.
Weiter landeinwärts erhebt sich eine zweite Hochterrasse, auf der die natürliche Landschaft noch weitgehend erhalten ist. Hier erstrecken sich lichte Wälder mit Kokospalmen, Feigenbäumen, Rosenholz (lokal Tomano genannt), Hibiskus. Andere Baumarten wie der Kirschbaum, der Mandelbaum oder der Mangobaum sind den intensiven Abholzungen und der Umweltzerstörung zum Opfer gefallen. Bemerkenswert ist im Inselinnern der Unterschied zwischen den inzwischen abgeminten Phosphatflächen und der noch einigermaßen erhaltenen natürlichen Landschaft. Während in tieferen Lagen sich eine etwas dichtere und niedrigere Vegetation zeigt, finden sich um die höchsten Punkte der Insel vermehrt Hartholzbäume. Diese Unterschiedlichkeit lässt sich durch das Fehlen eines Abflusses des Regenwassers in den Ozean erklären. Es versickert rasch in den porösen Kalk- und Phosphatboden, dessen Grund (und damit auch der Grundwasserspiegel) tief liegt.
Fauna
Auf Nauru gibt es keine großen Tiere: Neben Insekten sind dort lediglich verschiedene Arten von Seevögeln wie zum Beispiel der Bindenfregattvogel beheimatet. Es kommt nur eine einzige Singvogelart vor, der Nauru-Rohrsänger (Acrocephalus rehsei), der hier endemisch ist. Häufig anzutreffende streunende Haustiere wie Katzen, Hunde und Schweine wurden von der Bevölkerung aus dem Ausland eingeführt.
Um die Insel verläuft ein breiter Flachwassersaum, der bei Ebbe abtrocknet und begehbar ist; hier lebt eine Vielfalt von Meerestieren wie Seeigel, Mollusken und Krabben, außerdem wachsen im davorliegenden flachen Wasser Korallen.
An der Küste und unmittelbar davor leben eine große Anzahl Mollusken und Krebstiere sowie blaue Korallen mit ihrem schimmernden blauen Kalkskelett. Diese gelten als lebende Fossilien und sind die einzigen Vertreter der Familie Helioporidae aus der Ordnung der Octocorallia. Sie sind selten und kommen nur in Meeresgebieten um den Äquator vor, in denen eine Wassertemperatur von 24°C nicht unterschritten wird.
Pflanzen-und Tierarten (in Klammern endemisch):
Flora
- Pflanzen 210 (40)
- davon Farne 3
Fauna
- Vögel 12
- Säugetiere 5
- Reptilien 2
Naturschutz
Die Zerstörung eines Großteils des Landes durch den Phosphatabbau hat auf Nauru eine ökologische Katastrophe ausgelöst, die nur schwer behebbar ist. Die Insel leidet immer noch an den Folgen des Raubbaus. Die Regierung hat diesbezüglich bereits mehrmals bei der UNO die Dringlichkeit der Angelegenheit dargelegt und einige Treffen mit den USA und anderen Industrienationen gefordert. Die Nationale Biodiversitätsstrategie und Aktionspläne (NBSAP) der Regierung haben Maßnahmen zum Ziel, die Lebensraumwiederherstellung, nachhaltige Nutzung und Schutz der Artenvielfalt zum Ziel haben. Als bedeutende natürliche Orte mit Schutzcharakter gelten:
- Anibare-Bucht und Buada-Lagune: wichtige Rückzugsorte für Flora und Fauna.
- Korallenriffe rund um die Insel: Lebensraum für zahlreiche Meerestiere und Grundlage der marinen Biodiversität.
- Bemühungen zur Wiederbegrünung ehemaliger Phosphat-Abbauflächen und Kontrolle invasiver Arten.
Klima
Das Klima von Nauru wird nach der Köppen-Klassifikation als tropisches Regenwaldklima (Af) eingestuft. Aufgrund der Lage der Insel in unmittelbarer Nähe des Äquators sind die Temperaturen ganzjährig ausgeglichen mit etwa 27,5°C monatlicher Durchschnittstemperatur. Die Passatwinde wehen das ganze Jahr Niederschläge zur Insel, die sich im Jahr auf durchschnittlich 1900 mm belaufen. Landwirtschaft wird durch das poröse Kalkgestein erheblich erschwert, da das Wasser sehr schnell versickert.
Klimadaten für Yaren (0°32‘ N, 166°55‘ O, 27 m, 1961 bis 1990)
Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Mitteltemperatur (°C) | 27,5 | 27,6 | 27,5 | 27,7 | 27,9 | 27,6 | 27,6 | 27,9 | 27,9 | 27,8 | 27,8 | 27,7 | 27,7 |
Niederschlag (mm) | 268 | 233 | 226 | 206 | 187 | 166 | 211 | 176 | 168 | 178 | 182 | 246 | 2445 |
Niederschlagstage < 1 mm | 20,3 | 20,0 | 21,1 | 19,9 | 19,2 | 18,1 | 20,5 | 19,5 | 19,1 | 19,9 | 19,0 | 20,0 | 236,6 |
Potenzielle Verdunstung (mm) | 152 | 137 | 151 | 145 | 148 | 142 | 143 | 144 | 145 | 154 | 152 | 154 | 1767 |
Luftfeuchtigkeit (%) | 77 | 76 | 77 | 77 | 77 | 74 | 74 | 73 | 69 | 70 | 73 | 76 | 74 |
Wassertemperatur (°C) | 29,1 | 28,9 | 28,8 | 29,1 | 29,4 | 29,5 | 29,5 | 29,5 | 29,3 | 29,3 | 29,3 | 29,2 | 29,2 |
Mythologie
Die vorchristliche Religion war monotheistisch, als höchstes Wesen wurde die weibliche Göttin Eijebong verehrt. Im Schöpfungsmythos Naurus spielt die Spinne Areop-Enap eine Rolle. Areop-Enap (nauruanisch für „Alte Spinne“, auch Areob Engab oder Areow Eñab) ist eine mythische Figur aus der Schöpfungsgeschichte der nauruanischen Religion. Der Legende nach soll Areop-Enap eine große Spinne gewesen sein.
Zu Beginn existierten nur Areop-Enap und der endlose Ozean, welche beide im unendlichen Raum schwammen. Eines Tages fand Areop-Enap ein großes, rundes Objekt, eine Miesmuschel, und nahm sie in seine Hände. Er betrachtete sie von allen Seiten, denn er wollte wissen, ob da eine Öffnung sei, sodass er hineinkriechen könnte; doch da war keine. Darauf klopfte er auf die große Muschel, und da sie hohl klang, kam er zum Schluss, dass nichts drinnen sei. Er versuchte vergebens, die Muschel zu öffnen und schließlich, nachdem er einen Zauber sprach und es ein weiteres Mal versuchte, war er erfolgreich, und hielt die beiden kräftigen Muschelseiten leicht auseinander.
Er kroch hinein, aber konnte in der Dunkelheit nichts sehen, da weder Sonne noch Mond erschaffen waren; außerdem konnte er nicht aufrecht stehen, da der Raum in der Muschel zu klein war. Areop-Enap suchte überall, ob er etwas finde, und schließlich entdeckte er eine Schnecke. Diese nahm er unter seinen Arm und schlief drei Tage, um der Schnecke Kraft zu geben. Dann legte er sie beiseite und suchte weiter, worauf er eine weitere, größere Schnecke fand, welche er wie die erste behandelte.
Danach nahm er wieder die erste, kleinere Schnecke und fragte sie, ob sie das Dach etwas heben könnte, damit sie aufsitzen könnten. Die Schnecke antwortete mit Ja und hob das Dach leicht. Darauf nahm Areop-Enap sie, setzte sie in die westliche Hälfte der Muschel und formte sie zum Mond. Nun gab es etwas Licht und Areop-Enap entdeckte einen großen Wurm namens Rigi. Areop-Enap fragte Rigi, ob nun er das Dach noch weiter heben könnte. Rigi bejahte und musste sich sehr anstrengen, damit er die obere Muschelseite langsam weiter heben konnte. Viel salziger Schweiß floss von seinem Körper; dieser Schweiß wurde zum Meer. Schließlich konnte Rigi die obere Muschelseite sehr hoch heben, und so wurde diese zum Himmel. Doch Rigi, völlig entkräftet, fiel um und starb. Aus der ersten größeren Schnecke formte Areop-Enap die Sonne und setzte sie in die östliche Hälfte der Muschel. Die untere Muschelseite wurde schließlich zur Erde.
Aus Steinen schuf Areop-Enap schlussendlich den Mensch, damit dieser den Himmel weiter stützen konnte. Darauf reiste Areop-Enap in die neu erschaffene Welt. Dort entdeckte er andere Lebewesen, doch er wusste nicht, wie er sie nennen sollte. Also schuf er aus dem Schmutz, welcher ihm während der Suche in der Muschel unter die Nägel geriet, eine geflügelte Kreatur. Dieses fliegende Wesen belästigte die Menschen derart, dass diese sich zuriefen, die Kreatur zu töten. Als Areop-Enap die Menschen hörte, wusste er fortan, wie das Wesen genannt wird.
Geschichte
Die Republik Nauru im Westpazifik gehört zu den kleinsten Staaten der Welt. Die Insel, die den Europäern erst seit rund zweihundert Jahren bekannt ist, hat jedoch eine wechselvolle Geschichte durchlebt: Zunächst im Besitz wechselnder Kolonialmächte, stieg der Inselstaat nach Erlangung der Unabhängigkeit 1968 dank seiner umfangreichen Phosphatvorkommen zu einem der reichsten Staaten der Welt auf. Heute jedoch hat Nauru starke finanzielle Probleme und gilt als Entwicklungsland.
Frühgeschichte
Archäologische und mündliche Überlieferungen deuten darauf hin, dass Nauru etwa 3.000 Jahre vor Christus besiedelt wurde, vermutlich von mikronesischen und polynesischen Seefahrern, die mit Kanus über den Pazifik navigierten. Diese frühen Siedler brachten eine komplexe Kultur mit sich, die stark an die Umwelt der Insel angepasst war, und legten die Grundlage für eine Gesellschaft, die trotz ihrer Isolation eine einzigartige Identität entwickelte.
Die ersten Bewohner Naurus stammten vermutlich aus den westlichen Pazifikinseln, möglicherweise von den Gilbert-Inseln (heutiges Kiribati) oder anderen mikronesischen Regionen, wobei auch polynesische Einflüsse aus Tonga oder Samoa eine Rolle spielten. Sie brachten landwirtschaftliche Kenntnisse mit, insbesondere den Anbau von Kokospalmen, Pandanus und Brotfrucht, sowie Fertigkeiten im Fischfang. Die Insel, damals bekannt als „Naoero“ (was in der nauruanischen Sprache „Ich gehe zum Strand“ bedeutet), bot begrenzte Ressourcen: fruchtbares Land war auf den schmalen Küstenstreifen beschränkt, während das Inselinnere von einem Hochplateau mit Phosphatgestein dominiert wurde. Die Siedler entwickelten Techniken, um in dieser Umgebung zu überleben, etwa durch die Nutzung von Brackwasserseen wie der Buada-Lagune für Fischzucht und Bewässerung.
Die nauruanische Gesellschaft war matrilinear organisiert und in zwölf Stämme („Eamwit“) unterteilt, die bis heute kulturelle Bedeutung haben. Diese Stämme – darunter Eamwit, Deiboe, Eamwidara und andere – waren in Clans gegliedert, die durch gemeinsame Abstammung, Landbesitz und Mythen verbunden waren. Die matrilineare Struktur bedeutete, dass Land und Titel über die mütterliche Linie vererbt wurden, wobei Frauen eine zentrale Rolle in der Gesellschaft spielten. Jeder Stamm hatte eigene Dialekte und Rituale, doch die nauruanische Sprache, eine mikronesische Sprache mit polynesischen Einflüssen, war die gemeinsame Grundlage.
Religion und Spiritualität waren tief in der Kultur verwurzelt. Die Nauruaner verehrten eine Schöpfungsmythologie, die von einer Urgöttin namens Eijebong und anderen Gottheiten wie Tabuarik geprägt war. Mythen erzählten von der Erschaffung der Welt durch eine Spinne oder von himmlischen Wesen, die die Insel formten. Zeremonien, Tänze und Gesänge begleiteten Lebensereignisse wie Geburten, Hochzeiten und Begräbnisse. Ein zentrales Element war die Verehrung von Frigatebirds (Fregattvögeln), die als Symbole für Freiheit und Navigation galten und deren Domestizierung eine Kunstform war.
Die Wirtschaft basierte auf Subsistenz: Fischerei, Landwirtschaft und das Sammeln von Kokosnüssen und Pandanusfrüchten. Die Nauruaner entwickelten ausgeklügelte Methoden, um Fische in Lagunen zu züchten, und nutzten Netze sowie Speere für den Fang im offenen Meer. Kanus, aus Pandanusholz gefertigt, waren essenziell für Fischerei und gelegentliche Handelskontakte mit benachbarten Inseln wie Banaba oder den Gilbert-Inseln. Der Handel war jedoch begrenzt, da Nauru aufgrund seiner Isolation – etwa 300 Kilometer vom nächsten Nachbarn entfernt – wenig Austausch mit anderen Kulturen hatte. Werkzeuge aus Muscheln, Korallen und Holz sowie Schmuck aus Perlen und Federn spiegeln die handwerkliche Geschicklichkeit wider.
Konflikte zwischen Stämmen waren nicht unüblich, oft ausgelöst durch Landstreitigkeiten oder Ressourcenknappheit. Diese Auseinandersetzungen, bekannt als „Stammeskriege“, waren meist klein und ritualisiert, führten aber gelegentlich zu größeren Kämpfen, wie im späten 19. Jahrhundert dokumentiert, kurz vor der europäischen Ankunft. Trotz solcher Konflikte war die Gesellschaft durch ein starkes Gemeinschaftsgefühl geprägt, mit kollektiven Festen und Zeremonien, die die Einheit der Stämme förderten.
Die Isolation Naurus schützte die Insel vor größeren äußeren Einflüssen, bewahrte aber auch eine gewisse Stagnation. Anders als andere pazifische Inseln, die durch Handelsnetzwerke stärker vernetzt waren, blieb Nauru ein abgeschottetes kulturelles Zentrum. Archäologische Funde, wie Steinwerkzeuge und Überreste von Siedlungen, deuten auf eine kontinuierliche Besiedlung hin, ohne größere demografische oder technologische Sprünge. Die Bevölkerung blieb klein – vermutlich unter 1.500 Menschen vor der europäischen Kontaktaufnahme – und war stark von der Umwelt abhängig, was die Gesellschaft vulnerabel für Ressourcenknappheit machte.
Kontaktzeit
Als europäischer Entdecker Naurus gilt der britische Kapitän John Fearn, der die Insel mit dem Walfängerschiff Hunter am 8. November 1798 entdeckte. Wegen ihres attraktiven Aussehens nannte er sie Pleasant Island („angenehme Insel“), und diesen Namen behielt sie für die nächsten neunzig Jahre, in welchen Großbritannien die Insel in Besitz hatte. Im 19. Jahrhundert war Nauru ein berüchtigter Stützpunkt ausländischer See- und Strandpiraten.
In Nauru lebten damals zwölf Stämme: die Deiboe, Eamwidamit, Eamwidara, Eamwit, Eamgum, Eano, Emeo, Eoraru, Irutsi, Iruwa, Iwi und Ranibok. Jeder dieser Stämme hatte seine eigene Abstammungsgeschichte. Vor 1888 gab es auch kein gemeinsames Oberhaupt über alle Stämme. Sie sind heute im zwölfzackigen Stern der Staatsflagge verewigt, ihre Nachkommen leben noch immer auf Nauru, ordnen sich aber nicht mehr dem Stamm, sondern dem Distrikt zu, in dem sie wohnen. Eine Besonderheit ist der Stamm Iruwa, dessen Vorfahren erst in jüngerer Zeit von den Gilbertinseln einwanderten. Weitere Ausnahmen bilden die Stämme Irutsi und Iwi, von denen es keine Nachkommen gibt. Sie sind vermutlich während der Besetzung Naurus durch Japan in Chuuk ausgestorben. Dass dabei ausgerechnet diese zwei Stämme ausstarben, ist Zufall.
Die ab 1830 einsetzende europäische Einwanderung, vorwiegend durch britische Emigranten, blieb nicht ohne Folgen für die einheimische Bevölkerung: Bis dahin unbekannte Krankheiten wie Masern und Influenza brachten vielen Nauruern den Tod. 1878 kam es außerdem zum nauruanischen Stammeskrieg, bei dem es mehrfach zu kriegerischen Auseinandersetzungen verfeindeter Clans kam. Dieser Krieg reduzierte die damalige Bevölkerung um ein Drittel.
Kolonialzeit
Im April 1886 unterzeichneten Deutschland und Großbritannien in Berlin zwei Abkommen, die die Aufteilung der Interessensphären im Westpazifik regelten und wechselseitigen Freihandel garantierten. Nach diesen Abkommen gehörte Nauru zum Interessengebiet Deutschlands. Daraufhin wurde Nauru am 16. April 1888 von Truppen des Deutschen Reiches besetzt, die den Stammeskrieg beendeten, und am 2. Oktober 1888 zum deutschen Protektorat der Marshallinseln annektiert. Deutschland erwarb Nauru vor allem aus strategischen Gründen, um seinen Kolonialbesitz im Pazifik zu festigen. Die Eroberung wurde von der Jaluit-Gesellschaft mitfinanziert, der im Gegenzug weitreichende ökonomische Vorrechte eingeräumt wurden, darunter auch das Monopol der Guanogewinnung auf Nauru und den Marshallinseln. Bis zur Entdeckung der Phosphatvorkommen blieb dies jedoch bedeutungslos. Sie übernahm bis 1906 auch die Verwaltung der Insel. Der deutsche Kommissar setzte als Vertreter des Kaisers den Häuptling von Boe, Auweyida, und dessen Gemahlin Eigamoiya als Inselregenten (König) ein. Von 1906 bis 1920 gehörte Nauru zum vormaligen Deutsch-Neuguinea.
1900 wurden auf Nauru fluorhaltige Phosphatvorkommen (etwa 1,9 % Fluor) entdeckt und auf etwa 42 Millionen Tonnen geschätzt, wobei diese Schätzung wohl weit untertrieben war. Entstanden durch Ablagerung von Guano (Vogelkot) fand es sich in Form von dünnen, harten und spröden Rinden auf dem Dolomit der Korallen, aber auch auf gewöhnlichem Phosphat und wurde unter der Bezeichnung „Nauruit“ als Dünger in alle Welt exportiert. Später wurde das Nauruit als eine Varietät dem Gestein Phosphorit zugeordnet. Das Nauruit ist heute fast vollständig abgebaut und es gibt nur noch geringe Vorkommen.
1905 wurde in deutsch-britischer Zusammenarbeit die Pacific Phosphate Company gegründet, die seit 1906 mit den Abbau der Phosphatvorkommen kontrollierte. Hierfür wurden ausländische Arbeiter aus China und den Gilbertinseln angeworben. 1907 fanden die ersten Phosphatverschiffungen statt. Die Pacific Phosphate Company baute neben den Anlagen für den Phosphatabbau auch ein Krankenhaus, eine Kanalisationsanlage, eine Kondensationsanlage zur Süßwassergewinnung in Trockenzeiten und eine Sodawasserfabrik sowie auch Eismaschinen und Kühlräume; auch elektrisches Licht konnte erzeugt werden. Außerdem wurden breite, wohlgepflegte Wege angelegt, die die sauber gehaltenen Siedlungen verbanden. 1913 wurden 46 Schiffe abgefertigt, die insgesamt 138.725 Tonnen Phosphat geladen hatten.
Die protestantische Mission Boston sandte 1899 als Unterstützung für den seit 1887 tätigen gilbertinischen Missionar den Deutschamerikaner Philip Delaporte nach Nauru; ab 1908 wurden einige evangelische Missionarstellen zur Christianisierung der Insel errichtet, sodass Deutsch die Schulsprache wurde, auch die katholische Kirche gründete 1902 ihre erste Missionarstation in Nauru. Die bis anhin gestattete Polygamie wurde durch die christliche Ehe ersetzt. 1907 wurde auf der Insel eine Missionsdruckrei eingerichtet. Von den ursprünglich 168 Dörfern existierten damals noch 110.
Weltkriegsära
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Nauru wie die anderen deutschen Kolonien im Pazifik kampflos aufgegeben und von australischen Truppen am 4. August 1914 besetzt; Australien verwaltete Nauru nach dem Krieg ab dem 17. Dezember 1920 im Auftrag Großbritanniens und Neuseelands als Mandatsgebiet und sicherte sich die Rechte am Abbau der 1900 entdeckten Phosphatvorkommen, wobei die australischen Verwalter den nauruanischen Häuptlingen umgerechnet nur wenige Euro dafür bezahlten. Die Pacific Phosphate Company wurde in British Phosphate Corporation umbenannt. Deutsches Recht blieb bis zum 23. September 1922 in Kraft und wurde dann durch Gesetze des Australischen Bundes, des Bundesstaates Queensland und Britisch-Neuguineas ersetzt. 1927 wurde mit dem „Rat der Stammeshäuptlinge“ die erste nauruanische politische Instanz gebildet.
1919 wurde der Angam Day verkündet, der Tag, an dem die nauruanische Bevölkerung 1.500 Personen umfasst hatte. Es wurde verkündet, dass mindestens 1.500 Nauruer leben müssten, um die nauruanische Bevölkerung von der Angst des Aussterbens zu befreien. 1932 wurde der Angam Day gefeiert.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war Nauru nicht in den Krieg involviert. Es wurde Ende Dezember 1940 von einem deutschen Kriegsschiff, dem Hilfskreuzer Komet beschossen und die Phosphatförderanlagen waren darauf für einige Zeit lahmgelegt. Am 8. Dezember 1941 kam die Nachricht über den japanischen Angriff auf Pearl Harbor an. Während der vorangegangenen Woche bombardierte ein japanisches Flugzeug die Telegrammstation der Insel. Man hörte in Nauru, dass die Japaner schneller vorankommen als erwartet, auf Grund ihrer Besetzung der benachbarten Gilbertinseln. Viele ausländische Bewohner Naurus begannen, sich unsicher zu fühlen.
Die Britische Phosphatgesellschaft entschied, es wäre das Beste, die Insel zu evakuieren. Das französische Kampfschiff Le Triomphant segelte von den Neuen Hebriden nach Nauru und nahm 61 Europäer, 391 Chinesen und 49 Mitglieder der Militärgarnison an Bord. Die übrigen 191 Europäer blieben zurück, welche hofften, später ebenfalls evakuiert zu werden, was jedoch nie geschah.
Am 26. August 1942 landeten 300 Soldaten der Armee des mit dem Deutschen Reich verbündeten japanischen Kaiserreiches auf Nauru, obwohl diese später erwartet wurden. Sie nahmen umgehend die übrigen Europäer fest und machten sie zu Gefangenen. Die etwa 1.850 gebürtigen Nauruer mussten den Invasoren Nahrung zubereiten. Eine Anzahl Verteidigungskanonen wurde an der Küste errichtet, dazu viele Bunker entlang der Küste und an strategisch wichtigen Punkten im Inselinneren sowie ein unterirdisches Krankenhaus.
Später begannen etwa 1.500 japanische und koreanische Arbeiter mit der Errichtung eines Flugplatzes. Weitere 300 Nauruer und Kiribatier unterstützten die Arbeiter. Die Start- und Landebahn des Flugplatzes wurde im Januar 1943 fertiggestellt und in Betrieb genommen. Dieser Flugplatz ist heute der Nauru International Airport.
Während Experten aus Japan versuchten, den Phosphatabbau wiederaufzunehmen, bombardierten amerikanische Flugzeuge Nauru am 25. März 1943, wodurch 15 japanische Flugzeuge zerstört und der Flugplatz beschädigt wurden. In Folge dessen exekutierten die Japaner fünf britische Gefangene. Der Versuch der Wiederaufnahme des Phosphatabbaus und -exports war erfolglos, Nauru blieb jedoch ein wichtiger Standort im japanischen Verteidigungssystem im Pazifik. Die US-Luftangriffe verursachten eine Unterbrechung der Nahrungslieferungen zur überbevölkerten Insel, was den japanischen Kommandanten dazu zwang, 1.200 Nauruer und zwei Missionare (darunter der Elsässer Alois Kayser) in Arbeitslager nach Truk und andere Inseln der Karolinen zu deportieren.
Die Zustände auf Nauru waren streng. Torpedierte Versorgungsschiffe und anhaltende Luftangriffe machten das Überleben von Erwerbsmitteln abhängig. Bis zum Ende des Kriegs verhungerten etwa 300 Japaner; viele griffen zum Kannibalismus, um zu überleben. Niedrige Moral und die Isolation dämpfte die Gemüter der Japaner. Die japanische Auslieferungserklärung Naurus geschah am 13. September 1945 an Bord des australischen Kriegsschiffs HMAS Dimantina. 3.745 Japaner und Koreaner kehrten in ihre Heimat zurück; einige Japaner wurden vor das Kriegsverbrechentribunal wegen Exekution europäischer und nauruanischer Gefangener gestellt. Im Januar 1946 kehrten lediglich 737 Nauruer aus den Arbeitslagern in Truk zurück. Dort war mehr als ein Drittel an Unterernährung und bakteriellen Krankheiten gestorben. Dieser zwangsweise starke Bevölkerungsrückgang machte 1949 einen weiteren Angam Day möglich.
Moderne Zeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Nauru wieder an Australien zurück; 1947 genehmigte die UNO Australien die Kontrolle über die Insel als UN-Treuhandgebiet, welche von Großbritannien, Australien und Neuseeland verwaltet wurde. Am 18. Dezember 1951 erhielt Nauru weitgehende Autonomie und die nun politisierte Regierung ernannte den 1956 zum Oberhäuptling gewählten Timothy Detudamo zum Regierungsvorsitzenden.
Nachdem Raymond Gadabu von 1953 bis 1955 dieses Amt übernommen hatte, arbeitete Hammer DeRoburt als Regierungsvorsitzender streng für die Unabhängigkeit. 1966 war die allmähliche Zerstörung und Unnutzbarkeit der Insel bereits ersichtlich. Australien hatte darauf Nauru eine der Queensland vorgelagerten Inseln angeboten. Doch das nauruanische Wahlvolk hatte bei der entsprechenden Volksabstimmung sich für die von DeRoburt empfohlene Unabhängigkeit entschieden; Nauru wurde ein hohes Maß an innerer Autonomie zugestanden, wodurch die Gründung des Nauru Local Government Council, des Vorläufers des heutigen nauruanischen Parlaments, ermöglicht wurde. 1967 erklärte Australien den Nauru Independent Act, der die Beendigung des UN-Treuhandgebiet-Statutes in Kürze ankündigte. Auf den 31. Januar 1968 hin erhielt Nauru von der UNO und Australien die politische Unabhängigkeit und völkerrechtliche Souveränität als Republik zugesprochen; erster Präsident wurde DeRoburt. Er blieb für lange Zeit Präsident, wurde dann aber vom jungen Bernard Dowiyogo abgelöst. Dowiyogo machte sich international bemerkbar, indem er die Atomversuche Frankreichs scharf kritisierte.
Vom Phosphatabbau profitieren konnte Nauru selber erst seit 1970, als die Nauruanische Phosphatgesellschaft gegründet wurde und die British Phosphate Corporation übernahm. Durch die Erträge aus dem Abbau konnte die Infrastruktur mit modernsten Technologien ausgestattet werden; ein Straßensystem, welches eine Insel umrundende Asphaltstraße und eine Straße nach Buada und um die Buada-Lagune beinhaltete, sowie zwei australische Elektrizitätshäuser in Aiwo wurden errichtet. Nauru wurde zum zweitreichsten Staat der Welt hinter Saudi-Arabien (nach dem BIP pro Kopf). Täglich wurde mit mechanischen Greifern das Phosphat vom Kalkboden abgetragen und über Transportbänder und eine Schmalspurbahn auf die vor dem Riff ankernden Schiffe in Aiwo verladen, jährlich etwa 2 Millionen Tonnen. Übrig ist eine öde, unbewohnbare Mondlandschaft aus Korallenresten und Geröll sowie ein 150 bis 300 Meter breiter bewohnbarer Küstenstreifen geblieben. Der australische Bund hat Nauru wiederholt an das Angebot jener Insel vor Queensland erinnert, bislang hat die Regierung aber abgelehnt; damit wäre auch der erneute Verlust der politischen Unabhängigkeit verbunden.
Nauru verklagte Australien beim Internationalen Gerichtshof (IGH) wegen der Ausbeutung des Phosphats vor der Unabhängigkeit. Am 9. August 1993 sagte Australien 107 Millionen Dollar zur Renaturierung Naurus zu. Das Renaturierungsprogramm enthielt unter anderem die Auffüllung der Korallenruinen, die nach dem Phosphatabbau übrig geblieben waren, mit importiertem Humus. Zum Teil wachsen auch schon wieder viele Pflanzen aus der Korallenlandschaft, aber wegen der doch großen Fläche wurde das Vorhaben wieder aufgegeben und das Geld wurde für die weitere Modernisierung der Infrastruktur verwendet. Nauru verzichtete damals im Gegenzug darauf, seine Klage gegen Australien beim Internationalen Gerichtshof (IGH) weiterzuverfolgen.
Am 9. Oktober 1997 schloss die Regierung einen Vertrag mit dem Internationalen Diabetesinstitut (IDI) über ein Langzeitprojekt zur Diabetesforschung ab. Der Vertrag beinhaltet, dass sich Nauruer für einen Zeitraum von 20 Jahren für genetische Untersuchungen zur Verfügung stellen und dass der Staat an wirtschaftlich verwertbaren Ergebnissen der Studie beteiligt würde. Am 1. Mai 1999 wurde die Republik Nauru Vollmitglied beim Commonwealth, am folgenden 14. September wurde sie Vollmitglied der UNO.
Im Januar 2000 stellten die Deutsche Bank und Bankers Trust, die weltweit Geld transferieren, sämtliche US-Dollar-Zahlungen an die nauruanische Zentralbank (Bank of Nauru) ein. Auch die G8 erwogen Sanktionen gegen die Steueroase wegen Geldwäsche der russischen Mafia und südamerikanischer Drogenkartelle. Nauru hatte sich Ende der 1990er Jahre zu einem Paradies für internationale Drogenhändler und Geldwäsche entwickelt. Wie das amerikanische Außenministerium Anfang März 2000 in seinem Jahresbericht zur Kontrolle des Drogenhandels feststellte, nutzen vor allem Mitglieder der russischen Mafia Nauru zum Waschen von Geld aus dem Drogenhandel. Nach Angaben der russischen Zentralbank sind im Jahr 1999 rund 80 Milliarden US-Dollar durch Banken in Nauru, meist Briefkastenfirmen, geflossen. Der Inselstaat hatte sich als Steuer- und Finanzparadies etabliert und wurde nur noch von den britischen Kaimaninseln übertroffen, was die Zahl der Finanzinstitutionen pro Kopf der Bevölkerung angeht. Doch während es auf den Kaimaninseln regulatorische Mechanismen zur Eindämmung des illegalen Geldflusses gab, fehlte auf Nauru jegliche Kontrolle. Die Vereinigten Staaten von Amerika verlangten deshalb von Nauru die Einführung eines Anti-Geldwäsche-Gesetzes nach internationalem Standard. Auf weiteren Druck der UNO ließ Nauru die Geldwäscherei unterbinden, auch wenn sie für Nauru eine lohnende Einnahmequelle war. Am 19. April 2002 veröffentlichte die OECD eine neue schwarze Liste der Staaten, die schädliche Steuerpraktiken dulden; mitaufgeführt auf dieser Liste ist auch Nauru. Seit Mai 2004 steht Nauru nicht mehr auf dieser Liste. Auf der Schwarzen Liste unkooperativer Staaten in Bezug auf Geldwäscherei der FATF war Nauru jedoch noch bis 2005 eingetragen. Im September 2004 wurden neue Gesetze gutgeheißen, um von der Liste gestrichen zu werden.
Seit dem Tod DeRoburts bis in die Gegenwart ist die politische Situation sehr instabil: Viele Misstrauensvoten und häufig wechselnde Präsidenten sowie unterschiedlichste Ansichten im Parlament bezüglich der Verwendung des großen Reichtums ließen die finanzielle Lage außer Kontrolle geraten. Die Situation spitzte sich zusätzlich zu, als das Phosphat zur Neige ging: Zwischen 1999 und 2003 gab es eine Serie von Misstrauensvoten und Wahlen, nach denen René Harris und Bernard Dowiyogo das Land für verschiedene Perioden führten. Dowiyogo starb während seiner Amtszeit am 10. März 2003 in Washington D.C. an Diabetes mellitus; sein Nachfolger Derog Gioura erlitt einen Herzinfarkt. Ludwig Scotty wurde am 29. Mai 2003 als neuer Präsident gewählt, und es schien damals durchaus möglich, dass die Jahre der politischen Instabilität zu Ende gingen. Indes gab es im August 2003 eine erneute Misstrauens-Abstimmung. Harris gewann an Unterstützung zurück und wurde wieder zum Präsidenten gewählt. Am 22. Juni 2004 erlangte Scotty die Präsidentschaft wieder, nachdem Harris durch ein erneutes Misstrauensvotum abgesetzt wurde. Kinza Clodumar, einer der Minister unter Harris, stimmte dabei gegen Harris und bewirkte dadurch dessen Abwahl. Clodumars Begründung für den Seitenwechsel war, dass er die von Harris angedrohte Auflösung des Parlaments abwenden wollte. Er wurde von Scotty als Zeichen der Anerkennung zum Finanzminister wiederernannt.
2001 richtete die Regierung unter Harris das Nauru Detention Centre ein, um nach dem Ende des Phosphatabbaus dem wirtschaftlichen Kollaps entgegenzuwirken. Die australische Regierung unter John Howard ließ hier Flüchtlinge festhalten und bezahlte Nauru dafür sehr großzügig. Jedoch führte dieser Umstand zu heftigen Protesten seitens der Opposition und der Bevölkerung: Demonstranten brannten 2003 das State House, die Residenz Harris', nieder. Am 23. April 2004 gab es Demonstrationen auf dem Flughafen, als Harris zu Verhandlungen nach China fliegen wollte. Bei diesen Protesten waren auch einige Parlamentarier der Oppositionspartei Naoero Amo zugegen, die dafür mit 14 Jahren Haft bestraft wurden. Diese Haftstrafen wurden mit dem Amtsantritt Scottys widerrufen. Im Mai 2004 starteten einige australische Menschenrechtsaktivisten die Flotilla of Hope, eine Segelreise zweier australischer Yachten von Sydney nach Nauru, um friedlich gegen das australische Flüchtlingslager in Nauru zu protestieren.
Die neue Regierung unter Scotty befindet sich in einem Dilemma: Sie setzte sich zum Ziel, das Flüchtlingslager zu schließen, jedoch warnte Harris kurz nach seiner Abwahl vor diesem Schritt, da sonst keine Einnahmen mehr bestünden. Die Wirtschaft wäre dann am Boden, der Staat bankrott. Harris, der Parlamentsmitglied blieb, forderte vorgezogene Neuwahlen des Parlaments, denn damals reichte ein unsicherer Parlamentarier, um die ganze Situation wieder umzukehren. Im Juni 2004 wurden drei australische Berater nach Nauru entsandt, um die neuen Regierung bei der Erstellung eines neuen Staatsbudgets zu unterstützen.
Im August 2004 wurde eine australische Studie veröffentlicht, die besagt, Nauru habe zwei Möglichkeiten: es könne „ein von Armut und Krankheit geplagter Bettler und Aussätziger im Pazifik werden oder sich für ein gesundes und bescheidenes Leben entscheiden“. Das ist so zu interpretieren, dass Nauru die Souveränität als Republik aufgeben und Teil Australiens, Neuseelands oder Fidschis werden solle. Die Studienverfasserin Helen Hughes befand Nauru indes für erledigt, wenn nicht drastische strukturelle Änderungen auf den Weg gebracht werden, die entscheidend sind, um den wirtschaftlichen Niedergang abzuwenden und wieder politische Stabilität herzustellen.
Derweil erklärten sich beim Pacific Islands Forum die Nachbarstaaten bereit, Nauru in der schwersten Krise seiner Geschichte finanziell zu unterstützen. Im September 2004 wurde aus Bodenuntersuchungen entdeckt, dass noch weit mehr Phosphat im Abbaugebiet vorhanden wäre als bisher angenommen; weitere Tests wurden durch den damaligen UNO-Botschafter Vinci Clodumar veranlasst.
Am 1. Oktober 2004 rief Scotty den nationalen Notstand auf Grund ökonomischer Krisen aus und löste zugleich das Parlament auf; er setzte die Neuwahlen auf den folgenden 23. Oktober. Zudem suspendierte er Parlamentssprecher Russell Kun von seinem Amt, um weitere parlamentarische Handlungen bis zu den Neuwahlen zu unterbinden. Scotty und seine liberal-reformistische Gefolgschaft gewannen die Parlamentswahlen deutlich und erreichten eine historische Mehrheit von 16 zu 2. Nauru ist nun auf gutem Weg, die seit Jahren anhaltende politische Instabilität zu überwinden und somit auch die wirtschaftliche Krise zu überstehen. Im Dezember 2004 wurde erstmals seit Monaten wieder eine größere Menge Phosphat exportiert; die Schiffslieferung nach Südkorea betrug etwa 10.000 Tonnen.
Ende Januar 2005 kündigte der australische Wissenschaftsminister Brendan Nelson an, dass Australien seinen Atommüll außerhalb seines Staatsgebiets endlagern würde. Dabei hielt man Nauru für einen sehr geeigneten Standort für die Errichtung eines Endlagers. Per 15. Juni 2005 trat Nauru der Internationale Walfangkommission (IWC) bei; womöglich wurde Nauru von Japan, das als große Walfängernation gilt, mit finanzieller Hilfe zum Beitritt gelockt, um es bei der Abstimmung über Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs, welche am 20. Juni 2005 im südkoreanischen Ulsan stattfand, zu unterstützen; die Walfangbefürworter unterlagen jedoch in der Abstimmung. Der Beitritt Naurus zur IWC löste in Australien Kontroversen aus, worauf die australische Regierung mit diplomatischen Konsequenzen drohte; der nauruanische IWC-Abgesandte Marcus Stephen dementierte jedoch die Vorwürfe Australiens.
Nachdem seit 2004 nochmals Verschärfungen des Antigeldwäschegesetzes vorgenommen wurde, wodurch alle in Nauru eingetragenen Banken, welche als Briefkastenfirmen bestanden, annulliert worden waren, ist Nauru im Oktober 2005 von der Schwarzen Liste unkooperativer Staaten in Bezug auf Geldwäscherei der FATF gestrichen worden. Während eines Treffens der Mitgliedsstaaten des Pacific Islands Forum ließen Scotty und Außenminister David Adeang verkünden, das im September 2004 entdeckte übrige Phosphat würde Naurus Exportrate innert sechs Monaten um 300 Prozent steigern; zudem wurde eine National Development Strategy (nationale Entwicklungsstrategie) mit Unterstützung des Pacific Islands Forum ausgearbeitet.
Im Dezember 2005 hatte die amerikanische Bank Export-Import Bank of the United States als Besitzerin des einzigen Flugzeugs der Air Nauru jenes zurückverlangt. Die VR China hatte ihr Versprechen, die Schulden der nauruanischen Fluggesellschaft nach dem Abbruch der Beziehungen zu Taiwan zu übernehmen, nicht eingelöst. Daraufhin wurde der Flugbetrieb zunächst eingestellt, im September 2006 jedoch mit taiwanischer Hilfe wiederaufgenommen, nachdem Nauru die 2002 abgebrochenen Beziehungen zu Taiwan wiederaufgenommen hatte. Die in Our Airline umbenannte Fluggesellschaft fliegt mit einer geleasten Boeing 737 von Brisbane aus neben Nauru auch Honiara, Tarawa und Majuro an.
Nach der ersten regulären Legislaturperiode ohne Misstrauensvoten seit langem und ohne größere politischen Unruhen zog Scotty im Juli 2007 die für Oktober angesetzten Wahlen um zwei Monate vor. Im September 2007 kündigte Industrieminister Pitcher an, die von der reformistischen Regierung neu ausgearbeiteten Rehabilitations- und Renaturierungsprogramme per Ende Jahr starten zu wollen. Die allmähliche Rückwandlung Naurus von der Mondlandschaft zur tropischen Insel soll bis zu 20 Jahre dauern.
Am 25. August 2007 wählte das nauruanische Volk ein neues Parlament; erste zuverlässige Resultate werden Anfang September erwartet. Trotz der teils unpopulären Reformpolitik Scottys gewann Scotty die Wahlen deutlich und gewann 15 der 18 Sitze. Am 28. August wurde er vom neugewählten Parlament im Amt bestätigt. Die auf drei Parlamentarier geschrumpfte Opposition um Ex-Präsident René Harris nominierte zuerst Scottys Vize David Adeang für das Amt, welcher mit der Begründung, es sei kein Spiel, ablehnte; daraufhin nominierte die Opposition Marcus Stephen, während Adeang Scotty nominierte. Scotty gewann die Wahl schließlich deutlich mit 14 zu 3 Stimmen. Scotty nominierte daraufhin sein gewohntes Ministerkabinett vor der Wahl, mit Adeang als Außenminister. Nach der Wahl wurde Kritik laut, dass einige gewählte Parlamentarier sich direkt oder indirekt Stimmen erkauften mittels eines taiwanischen Geldfonds. Die Wahlbeobachter des Pacific Islands Forum beurteilten die Wahlen jedoch als „glaubwürdig und unbedenklich“.
Am 10. November 2007 kam es zu einer Krise innerhalb der Regierung. Drei Minister der Scotty-Regierung (Gesundheitsminister Kieren Keke, Industrieminister Frederick Pitcher und Justizminister Roland Kun) traten zurück nach einem Zerwürfnis mit Außenminister David Adeang. Er und Präsident Scotty werden von Unterstützern der drei kritisiert, das Reformprogramm zu untergraben und nicht genügend voranzutreiben. Gemäß neuseeländischen und australischen Medienberichten fand am 13. November ein Misstrauensvotum gegen Scotty mit Keke als Gegenkandidat statt, welches Scotty mit 7 zu 8 Stimmen (bei zwei Abwesenden) verlor. Für ein erfolgreiches Misstrauensvotum wären allerdings 9 Stimmen nötig gewesen. Keke dementierte am folgenden Tag jene Berichte, dass bereits eine solche Abstimmung im Parlament stattgefunden habe, kündigte allerdings für den 16. November eine solche an und war zuversichtlich, diese zu gewinnen, da Scotty ohne die Stimmen der Opposition um Erzfeind René Harris keine Aussicht auf Erfolg habe. Schließlich wurde Scotty am 19. Dezember 2007 per Misstrauensvotum von 10 zu 7 Stimmen vom Parlament abgewählt, sein Gegenkandidat Marcus Stephen wurde als neuer Präsident vereidigt und ernannte sein neues Kabinett.
Im November 2007 verlor in Australien die Regierung von John Howard die Parlamentswahlen und Kevin Rudd wurde Premierminister. Der Machtwechsel in Australien bedeutete auch das Ende des Nauru Detention Centre: Im Februar 2008 wurde das Lager State House geschlossen, nachdem die letzten burmesischen und srilankischen Flüchtlinge in Australien Asyl erhalten hatten. Das erste, Top Side genannte Flüchtlingslager auf dem Gelände des Menen Stadium war bereits im September 2004 geschlossen worden. Die Schließung der Lager auf Nauru war gleichbedeutend mit dem Ende der Pazifischen Lösung.
Am 18. März 2008 versuchte die abgesetzte Opposition um Scotty und Adeang, ein erneutes Misstrauensvotum zu erzwingen. Da jedoch der amtierende Parlamentssprecher Riddell Akua, welcher eine solche Abstimmung ohne Stimmbeteiligung leitet, umgehend zurücktrat und sich keiner der Opposition für die Übernahme dieses Postens bereit erklärte, kam keine Abstimmung zustande. Am 20. März 2008 nahm nach zahlreichen Nominationsversuchen David Adeang das Amt des Parlamentssprechers überraschend an. Nach fortwährenden Machtkämpfen und Pattsituationen zwischen den Gruppen Adeangs und Stephens rief letzterer am 18. April 2008 den nationalen Ausnahmezustand aus und löste in der Folge das Parlament auf. Bei Neuwahlen am 26. April legte die Regierung um Stephen um drei Sitze zu und verfügt nun über eine solide Mehrheit von 12 zu 6 Sitzen, wobei der frühere Präsident René Harris seinen Sitz verlor. Stephen wurde als Präsident bestätigt, worauf dieser sein bewährtes Kabinett ernannte und Akua zum Parlamentssprecher wiedergewählt wurde.
Verwaltung
Um -1200 wurde die Insel von Malaien besiedelt. Im 17. Jahrhundert etablierten sich die zwölf Stämme Deiboe, Eamwidamit, Eamwidara, Eamwit, Eamgum, Eano, Emeo, Eoraru, Irutsi, Iruwa, Iwi und Ranibok. Der britischen „Entdeckung” des Jahres 1798 folgten zunächst keine Ansprüche. Erst am 21. Oktober 1887 wurde die Insel ein deutsches „Schutzgebiet“ und am 14. April 1888 schließlich ein Teil der Kolonie der Marshall-Inseln, ab 1. April 1906 der Kolonie Deutsch-Neuguinea. Am 4. August 1914 zwangen australische Streitkräfte die deutschen Behörden zum Abzug, am 7. September gleichen Jahres nahmen sie die Insel formal, ab 9. September auch real in Besitz. Bis Juni 1921 war Nauru nun Teil der British Western Pacific Territories. Am 17. Dezember 1920 wurde die Insel ein Völkerbund-Mandat, das zu gleichen Teilen Großbritannien, Australien und Neuseeland zugesprochen, aber hauptsächlich von Australien verwaltet wurde. Von 26. August 1942 bis 13. September 1945 hielten japanische Truppen die Insel besetzt. Am 1. November 1947 übernahmen die Vereinten Nationen die Treuhandschaft, Australien blieb Verwalter. Am 31. Januar 1968 erhielt die Republik Nauru schließlich die Unabhängigkeit.
Herrschaftsgeschichte
- um -1200 bis 17. Jahrhundert malaische Stammesgemeinschaften
- 17. Jahrhundert bis 21. Oktober 1887 zwölf Stammesgemeinschaften
- 21. Oktober 1887 bis 16. April 1888 Schutzgebiet Nauru des Deutschen Reiches
- 16. April 1888 bis 1. April 1906 Schutzgebiet der Marshall-Inseln des Deutschen Reiches
- 1. April 1906 bis 4. August 1914 Kolonie Deutsch-Neuguinea des Deutschen Reiches
- 4. August bis 9. September 1914 Nauru ohne formale Herrschaft
- 9. September 1914 bis 17. Dezember 1920 Britische Territorien im Westlichen Pazifik (British Western Pacific Territories) des Vereinigten Königreichs (United Kingdom of Great Britain and Ireland)
- 17. Dezember 1920 bis 26. August 1942 Völkerbund-Mandatsgebiet Nauru (Mandate Territory of Nauru) unter Hauptverwaltung durch den Australischen Bund (Commonwealth of Australia)
- 26. August 1942 bis 13. September 1945 Kaiserreich Japan (Dai Nippon Teikoku)
- 13. September 1945 bis 1. November 1947 Nauru unter provisorischer Verwaltung durch den Australischen Bund (Commonwealth of Australia)
- 1. November 1947 bis 31. Januar 1968 Treuhandgebiet Nauru (Trust Territory of Nauru) unter Verwaltung durch den Australischen Bund (Commonwealth of Australia)
- seit 31. Januar 1968 Republik Nauru (Ripublik Naoero)
Verfassung
Nauru ist zwar völkerrechtlich gesehen unabhängig und ein Völkerrechtssubjekt, die Souveränität wird jedoch von Politologen und Völkerrechtlern in Frage gestellt. Dafür wird das Modell der Suzeränität, in diesem Falle mit Australien als Suzerän, immer mehr herangezogen:
Der Australische Bund als einflussreichste frühere Kolonialmacht nimmt zwar schon seit der Unabhängigkeit Naurus 1968 einige Aufgaben in der nauruanischen Außenpolitik und der militärischen Landesverteidigung wahr. Seit aber um die Jahrtausendwende die Phosphatvorkommen zur Neige gingen, wuchs auch der australische Einfluss in der nauruanischen Wirtschaft. Die 2001 von Australien eingerichteten Flüchtlingslager bilden zurzeit das einzige Staatseinkommen, über das Nauru verfügt; außerdem ließ die neue Regierung Wirtschaftsexperten aus Australien einfliegen, die sie bei der Stabilisierung des nauruanischen Staatshaushalts unterstützen sollen. Auch die innere Souveränität wurde zuletzt stärker beeinträchtigt: Neben Barry Connell, der schon seit Jahren Vorsitzender des nauruanischen Obersten Gerichts in Melbourne ist, setzte die Regierung zuletzt auch einen Australier als Polizeichef und somit als Hauptverantwortlichen für die innere Sicherheit ein.
Nauru selbst betrachtet sich weiterhin als völkerrechtlich souverän. Namentlich warf UN-Botschafterin Marlene Moses dem Australischen Bund nach Naurus Votum in der IWC-Jahresversammlung im Juni 2005 vor, durch seine Zweifel an diesem Votum untergrabe er die Souveränität der nauruanischen Republik. Nauru lehnt bisher auch das Suzeränitätsmodell ab.
Legislative und Exekutive
Das nauruanische Parlament, lokal in Nauru als The House geläufig, besteht aus 18 Mitgliedern. Es hält seine Sitzungen in der Regel dienstags und donnerstags ab. Die letzten Wahlen fanden am 26. April 2008 statt.
Das Parlament tagt in einem opulenten Gebäudekomplex in Yaren, das hauptsächlich aus rosa und weißem Marmor aus Australien errichtet wurde. Neben dem Sitzungssaal, verschiedenen Büros und Sekretariaten beherbergt das Gebäude auch die Kantine und das Parlamentsarchiv.
Parlamentswahlen finden in Nauru in der Regel alle drei Jahre statt. Wahlberechtigt sind alle Nauruer, welche am Wahltag 20 Jahre oder älter sind. Jeder der acht Wahlkreise entsendet die jeweiligen beiden am häufigsten gewählten Kandidaten. Der Wahlkreis Ubenide beansprucht aufgrund des Wähleranteils vier Sitze und entsendet die vier am häufigsten gewählten Kandidaten.
Cabinet of Nauru (Regierung Naurus ab 2019):
- Lionel Rouwen Aingimea, President of the Republic of Nauru
- Martin Hunt, Minister Assisting the Presient, Minister for Finance & Sustainable Development, Minister for Eigigu Holdings Corporation, Minister for Transport
- Reagan Winson Aliklik, Minister for Ronphos, Minister for Nauru Rehabilitation Corporation
- Isabella Dageago, Minister for Climate Change, Minister for Commerce, Industry and Environment, Minister for Infrfastructure Development
- Rennier Gadabu, Minister for Health, Minister for Home Affairs
- Maverick Eoe, Minister for Justice & Border Control, Minister for Sports
- Wawani Joe-Grant Dowiyogo, Minister for Fisheries, Minister for Nauru Utilities Corporation
- Asterio Appi, Deputy Minister
- Russ Kun, Deputy Minister
- Bingham Agir, Deputy Minister
- Pyon Deiye, Deputy Minister
- Richard-Hyde Menke, Deputy Minister
- Charmaine Eraidinomo Scotty, Deputy Minister
- Shadlog Armait Bernicke, Deputy Minister
- Milton Ross Dube, Deputy Minister
- Tawaki Lyn-Wannan Kam, Deputy Minister
- David Ranibok Waiau Adeang, Deputy Minister
Inseloberhaupt
Die Parlamentarier wählen aus ihrer Mitte einen Präsidenten, der üblicherweise nach den nationalen Parlamentswahlen von den neugewählten Parlamentsabgeordneten mit einer relativen Mehrheit gewählt wird. Der Präsident benennt danach meistens aus Parteigenossen im Parlament sein Kabinett, das aus fünf bis sechs Ministern besteht. Der Präsident ist gleichzeitig Staats- und Regierungschef.
Die offizielle Präsidialresidenz war früher die Bush Lodge in Aiwo oberhalb der Verladekräne. Das Gebäude wurde 2001 bei Demonstrationen gegen den damaligen Präsidenten René Harris und seine verschwenderische Finanz- und Flüchtlingspolitik niedergebrannt. In Meneng befindet sich auf dem Gelände einer weiteren ehemaligen Präsidialresidenz das heutige Flüchtlingslager State House als Hauptbestandteil des Nauru Detention Centre.
Iroij („Könige“)
- vor 1870 - 1878 Auweyida († 1920)
- 1888 - 1920 Auweyida [2]
Reichskommissar
- 1886 - 1887 Wilhelm Knappe (1855 - 1910)
Kaiserlicher Kommissar
- 2 - 3 Okt 1888 Franz Leopold Sonnenschein (1857 - 1897)
Bezirksamtsmänner Nauru
- 3 Okt 1888 - 14 Mai 1889 Robert Rasch [amtierend] (1852 - 1938)
- 14 Mai 1889 - 1892 Christian Hermann Johannson (1857 - vor 1900)
- 1892 - 1897 Friedrich „Fritz” Jung
- 1898 - 1906 Ludwig Kaiser (1862 - 1906)
Stationsleiter Nauru
- 1 Apr 1906 - 1908 Konrad Geppert (1859 - 1908)
- 1908 - 1911 Joseph Siegwanz (Sigwanz)
- 1911 - 1912 Karl Warnecke
- 1912 - 6 Nov 1914 Wilhelm Carl Friedrich Wostrack (1870 - 1919)
British Commanding Officer of the Landing Party (Britischer kommandierender Offizier der Landungstruppe)
- 9 Sep 1914 Myles Aldington Blomfield (1884 - 1941)
Commanding Officer of the Australian Naval and Military Expeditionary Force (Kommandierender Offizier der australischen Marine und Militärexpeditionsstreitkräfte)
- 6 Nov 1914 William Holmes (1862 - 1917)
Commanding Officer of the Australian Garrison Nauru (Kommandierender Offizier der australischen Bgarnison auf Nauru)
- 6 Nov - 25 Dez 1914 Ernest Creer Norrie (1886 - 1958)
Administrators (Verwalter)
- 25 Dez 1914 - Dez 1917 Charles Rufus Marshall Workman (1874 - 1942)
- Dez 1917 - 9 Jun 1921 Geoffrey Whistler Bingham Smith-Rewse (1878? - 1927)
- 10 Jun 1921 - 27 Jun 1927 Thomas Griffiths (1865 - 1947)
- 27 Jun 1927 - 31 Dez 1932 William Augustus Newman (1873 - 1955)
- 5 Feb 1929 - 1929 Raymond Tennyson Aööan [amtierend für Newman] (1892 - 1950)
- 18 Feb - Jun 1931 C.D. Gable [amtierend für Newman]
- 17 Jan 1933 - 31 Aug 1938 Rupert Clare Garsia (1887 - 1954)
- 1 Sep - 22 Okt 1938 Thomas More Clouston [amtierend]
- 22 Okt 1938 - 26 Aug 1942 Frederick Roydon Chalmers (1881 - 1943)
Shikikan (Japanische Kommandanten)
- 26 Aug 1942 - 7 Mar 1945 Hiromi Nakayama († 1946)
- 7 Mar - 13 Jul 1943 Takenao Takenouchi
- 13 Jul - 13 Sep 1943 Hisayuki Soeda
Australian Military Administrator (Australischer Militärverwalter)
- 13 Sep - 31 Okt 1945 Joseph Lawrence Andrew Kelly (1907 - 1970)
Administrators (Verwalter)
- 1 Nov 1945 - 30 Aug 1949 Mark Ridgway (1891 - 1984)
- 31 Aug - 20 Dez 1949 Harold Hastings Reeve [amtierend] (1908 - 1973)
- 20 Dez 1949 - 31 Okt 1952 Robert Stanley Richards (1885 - 1967)
- Jul 1952 - 30 Jun 1954 John Keith Lawrence [amtierend] (1919 - 2000)
- Dez 1953 - 30 Jun 1954 Keith Alan Read [amtierend] (1920 - 2014)
- 30 Jun 1954 - 19 Jan 1958 Reginald Sylvester Leydin (1905 - 1993)
- 19 Jan - 21 Jun 1958 Duncan Whitecross [amtierend] (1919 - 1990)
- 21 Jun 1958 - 30 Apr 1962 John Preston White (1914 - 1995)
- 1 - 31 Mai 1962 Frederick William McConaghy [amtierend] (1919 - 2017)
- 1 Jun 1962 - 9 Mar 1966 Reginald Sylvester Leydin [2]
- 9 Mar - 19 Mai 1966 Roy Edward Vizard [amtierend] († 2002)
- 19 Mai 1966 - 30 Jan 1968 Leslie Dudley King (1909 - 2005)
Chairman of the Council of State (Vorsitzender des Staatsrats)
- 31 Jan - 17 Mai 1968 Hammer DeRoburt (1922 - 1992)
Presidents (Präsidenten)
- 17 Mai 1968 - 22 Dez 1976 Hammer DeRoburt
- 22 Dez 1976 - 19 Apr 1978 Bernard Annen Auwen Dowiyogo (1946 - 2003) NP
- 19 Apr - 15 Mai 1978 Lagumot Gagiemem Nimidere Harris (1938? - 1999)
- 15 Mai 1978 - 17 Sep 1986 Hammer DeRoburt [2]
- 17 Sep - 1 Okt 1986 Kennan Ranibok Adeang DP
- 1 Okt - 12 Dez 1986 Hammer DeRoburt [3]
- 12 - 20 Dez 1986 Kennan Ranibok Adeang [2] DP
- 20 Dez 1986 - 17 Aug 1989 Hammer DeRoburt [4]
- 17 Aug - 12 Dez 1989 Nangindeit Temanimon Kenas Aroi (1942 - 1991)
- 12 Dez 1989 - 22 Nov 1995 Bernard Dowiyogo [2] NP
- 22 Nov 1995 - 12 Nov 1996 Lagumot Gagiemem Nimidere Harris [2]
- 12 - 26 Nov 1996 Bernard Dowiyogo [3] NP
- 26 Nov - 19 Dez 1996 Kennan Ranibok Adeang [3] DP
- 19 Dez 1996 - 13 Feb 1997 Rueben James Tullen Kun (1942 - 2014)
- 13 Feb 1997 - 18 Jun 1998 Kinza Godfrey Clodumar (1945 - 2021)
- 18 Jun 1998 - 27 Apr 1999 Bernard Dowiyogo [4] NP
- 27 Apr 1999 - 20 Apr 2000 René Reynaldo Harris (1947 - 2008)
- 20 Apr 2000 - 30 Mar 2001 Bernard Dowiyogo [5] NP
- 30 Mar 2001 - 9 Jan 2003 René Reynaldo Harris [2]
- 9 - 17 Jan 2003 Bernard Dowiyogo [6] NP
- 17 - 18 Jan 2003 René Reynaldo Harris [3]
- 18 Jan - 10 Mar 2003 Bernard Dowiyogo [7] NP
- 25 Feb - 29 Mai 2003 Derog Gioura [amtierend bis 20 Mar 2003] (1932 - 2008)
- 29 Mai - 8 Aug 2003 Ludwig Derangadage Scotty (* 1948)
- 8 Aug 2003 - 22 Jun 2004 René Reynaldo Harris [4]
- 22 Jun 2004 - 19 Dez 2007 Ludwig Derangadage Scotty [2]
- 19 Dez 2007 - 20 Nov 2011 Marcus Ajamada Stephen (* 1969)
- 10 - 15 Nov 2011 Frederick William Henry Pitcher (* 1967) NFP
- 15 Nov 2011 - 11 Jun 2013 Sprent Jared Brent Arumogo Dabwido (1972 - 2019)
- 11 Jun 2013 - 27 Aug 2019 Baron Divavesi Waqa (* 1959)
- 27 Aug 2019 - 29 Sep 1922 Lionel Rouwen Aingimea (* 1959)
- 29 Sep 2022 - 25 Okt 2023 Russ Joseph Kun (* 1975
- seit 25 Okt 2023 David Waiau Adeang (* 1969)
Head Chiefs of the Council of Chiefs (Oberhäuptlinge des Häuptlingsrats)
- 1920 - 21 Okt 1930 Daimon (um 1850 - 1930)
- 1930 - 29 Jun 1943 Timothy Detudamo (1942 - 30 Jun 1943 Governor of the Naurus, im Exil in Truk, Mikronesien 30 Jun 1943 - 31 Jan 1945, 1888? - 1953)
- 31 Jan 1946 - 11 Apr 1953 Timothy Detudamo [2]
- Apr 1953 - 10 Dez 1955 Raymond Gadabu
- 10 Dez 1955 - 2 Mar 1992 Hammer DeRoburt
- 2 Mai 1992 - 23 Apr 1999 Paul James DeLuckner Aingimea (1950? - 2004)
British Phosphate Commission (BPC) Board of Commissioners: Commissioners (Kommissäre)
- United Kingdom -
- 25 Nov 1920 - 1930 Alwin Robinson Dickinson (ab 3 Jun 1927 Sir, 1873 - 1944)
- 3 Jun 1930 - 22 Mar 1931 Sir George Saltmarsh (1869 - 1931)
- 1 Jun 1931 - 1934 Thomas Lodge (1882 - 1958)
- 26 Mar 1934 - 1946 Sir Arthur Stretton Gaye (1881 - 1960)
- 15 Jan 1946 - 1952 William Bankes Amery (1883 - 1951)
- 1952 - 31 Dez 1964 George Calder (1894 - 1970)
- 1 Jan 1965 - 31 Dez 1977 Sir Alexander Nicol Anton Waddell (1913 - 1999)
- 1 Jan 1978 - 1981 Richard Neil Posnett (ab 31 Dez 1979 Sir, 1919 - 2009)
- 1981 - 1985 C.Malcolm Carruthers
- Australia -
- 1920 James Richard Collins [amtierend] (1869 - 1934)
- 1920 - 1926 Harold B. Pope (1873 - 1938)
- 1926 - 1927 Percival Edgar Deane [amtierend] (1890 - 1946)
- 1927 - 1946 Sir Clive McPherson (ab 31 Dez 1940 Sir, 1884 - 1958)
- 1946 - 1952 William Maule McDowell Webster (1885 - 1958)
- 1952 - 1962 James Reginald Halligan (1894 - 1968)
- 1962 - 1970 Sir William Ernest Dunk (1897 - 1984)
- 1 Jul 1970 - 30 Jun 1976 Sir Allen Stanley Brown (1911 - 1990)
- 1 Jul 1976 - 1985 Maurice Carmel Timbs (1917 - 1994)
- 1980 William Bernard Marston [amtierend für Timbs] (1913 - 2006)
- New Zealand -
- 1920 - 1951 Sir Albert Fuller Ellis (ab 9 Jun 1938 Sir, 1869 - 1951)
- 1951 - 1958 Cleave Mackellar Richwhite (1890 - 1981)
- 1958 - 1971 Robert Browne Tennent (1893 - 1982)
- 1971 - 1973 Richard Hughes Bevin (1901 - 1980)
- 1 Feb 1973 - 1 Jun 1975 Stanley Charles Gainey (1912 - 1975)
- 1975 Alan Tutton Johns [amtierend] (1917 - 1997)
- 1975 - 1985 William Milton Douglas Bremmer (1918 - 1991)
- General Managers -
- 1920 - 1954 Alfred Harold Gaze [amtierend bis 1930] (1885 - 1954)
- 1954 - 1966 James Alexander Bissett (1904 - 1985)
- 13 Aug 1966 - 1974 Leonard Ellis Ravenscroft (1913 - 1996)
- 1974 - 1975 William Bernard Marston
- 1975 - 1981 Alfred Edwards „Fred“ Gaze (1923 - 2008)
- 1981 N.D. Duke [amtierend]
- Managers on Nauru -
- 1919 - 1924 James Milligan Thompson (1876 - 1940)
- 1924 - 1933 Matthew Thom (1888 - 1975)
- 1933 - 1937 Frederick Fisher Christian (1890 - 1950)
- 1937 - 28 Feb 1942 William Victor Bott (1893 - 1966)
- Sep 1945 - Aug 1951 Royston Beverly Kirk (1903 - 1967)
- Aug 1951 - 1959 L.E. Cameron
- 1959 N.C. Anderson
- 1959 - 1965 John Charles Edward Taylor (1912 - 1982)
- 1965 - 1970 William Bernard Marston
- 1970 - 1 Jul 1970 John Francis Harrington (1933 - 2022)
Politische Gruppierungen und Wahlen
Es gibt ein kleines Mehrparteiensystem. Die zwei formellen Parteien sind die Oppositionspartei Naoero Amo und die ebenfalls opponierende Democratic Party of Nauru. Außerdem existiert eine konservative, jedoch informelle Partei, die Centre Party. Beide Oppositionsparteien wurden gegründet, um die Rolle des Parlaments zu stärken und um die Macht der früheren Präsidenten, denen oft Korruption nachgesagt wird, einzudämmen. Heute spielt vor allem die Naoero Amo eine bedeutende Rolle, während die DPN und die CP nur wenig politische Macht haben.
Politische Gruppierungen:
- CP = Centre Party (Nauruanische Zentrumspartei, christlich-konservativ, informal)
- DP = Democratic Party (Demokratische Partei Nauru, formal, ehemalige informelle Nauru Party)
- NA = Naoero Amo bzw. Nauru First Party (Nauru Zuerst Partei, christlich-liberal, formal)
Nauru hat ein Prioritätswahlsystem, bei dem die Wähler die Kandidaten ihres Wahlkreises in der Reihenfolge ihrer Priorität wählen. Eine Erstprioritätsstimme zählt eine ganze Stimme, eine Zweitprioritätsstimme zählt eine halbe Stimme, eine Drittprioritätsstimme zählt eine Drittel-Stimme. Gibt es in einem Wahlkreis beispielsweise 21 Kandidaten, so zählt die letzte Stimme ein Einundzwanzigstel.
Wählen kann jede Person, die die nauruanische Staatsbürgerschaft besitzt und am Wahltag 20 Jahre oder älter ist. Um sich als Kandidat aufstellen zu lassen, muss man die erwähnten Bedingungen erfüllen und seine Nominierung mit seiner Unterschrift sowie den Unterschriften zweier oder mehrerer Wähler seines Distrikts spätestens 14 Tage vor dem Wahltag einreichen.
Die nationalen Parlamentswahlen 2003 hatten am 3. Mai 2003 stattgefunden. Sie wurden aufgrund des plötzlichen Todes des damals amtierenden Präsidenten Bernard Dowiyogo vorgezogen. 3 der 18 Parlamentssitze gingen an die Naoero-Amo-Partei, die restlichen 15 Gewählten waren parteilos. Für die Präsidentschaftswahl gab es drei Kandidaten: Ludwig Scotty, Kinza Clodumar und Derog Gioura, der Interimspräsident. Nach dem ersten Wahlgang hatte jeder Kandidat sechs Stimmen, was zu einem dreiwöchigen politischen Stillstand führte. Erst als am 20. Mai Derog Gioura nach einem Herzinfarkt ausschied, konnte Ludwig Scotty im zweiten Wahlgang mit 9 zu 7 Stimmen gegen Kinza Clodumar die Wahl für sich entscheiden.
Nachdem Präsident Ludwig Scotty per 2. Oktober 2004 das Parlament aufgelöst hatte, setzte er für den 23. Oktober 2004 vorgezogene Neuwahlen an. Zunächst war die Legalität dieser Wahlen umstritten, da der suspendierte Parlamentssprecher Russell Kun gegen das aus seiner Sicht verfassungswidrige Vorgehen des Präsidenten einen Rekurs an das Oberste Gericht eingereicht hatte. Doch Staatsrichter Barry Connell wies die Vorwürfe zurück, so dass die Wahlen verfassungskonform waren. Wahlprognosen sagten eine deutliche Mehrheit der Reformisten um Präsident Scotty voraus, denn im Wahlkreis Ubenide wurden bei Wahlkampfveranstaltungen ehemalige Parlamentarier und Anhänger von René Harris ausgebuht und Mitglieder der Naoero-Amo-Partei gefeiert.
Die Wahllokale öffneten um 8 Uhr Ortszeit (MEZ 21 Uhr 22. Oktober) und schlossen um 18 Uhr Ortszeit (MEZ 7 Uhr 23. Oktober). Erstmals konnten auch im Ausland lebende Nauruer an der Wahl teilnehmen. Entsprechende Formulare waren an die in Australien, Neuseeland, Fidschi, den USA und Großbritannien wohnhaften Nauruer geschickt worden.
Die Regierung um Scotty gewann die Parlamentswahlen mit großem Vorsprung. Während die liberal-reformistische Regierung alle ihre 9 der insgesamt 18 Parlamentssitze halten konnte, verlor die konservative Opposition 7 ihrer 9 Sitze an die Regierung. Wahlbeobachter des Pacific Islands Forum und des Commonwealth beurteilten die Wahlen als frei und fair. Damit dürfte die seit Jahren anhaltende politische Instabilität überwunden sein, denn Scotty und seine Gefolgschaft haben nun eine Mehrheit von 16 gegen 2, was die größte Parlamentsmehrheit in der Geschichte Naurus bedeutet.
Die Präsidentschaftswahlen fanden am 26. Oktober 2004 statt. Ludwig Scotty wurde ohne Gegenkandidaten als Präsident der Republik Nauru wiedergewählt. Zum Parlamentssprecher wurde Vassal Gadoengin gewählt. Da Gadoengin am 16. Dezember starb, wurde am 21. Dezember Valdon Dowiyogo zum neuen Parlamentssprecher gewählt.
Nach der ersten regulären Legislaturperiode ohne Misstrauensvoten seit Jahrzehnten und ohne größere politische Unruhen zog Scotty im Juli 2007 die für Oktober angesetzten Wahlen um zwei Monate vor. Am 25. August 2007 wählte das nauruanische Volk ein neues Parlament; erste zuverlässige Resultate werden Anfang September erwartet. Trotz der teils unpopulären Reformpolitik Scottys konnte dieser gemäß ersten Hochrechnungen 15 der 18 Sitze gewinnen. Am 28. August wurde Präsident Scotty im Nauruanischen Parlament im Amt bestätigt. Die auf drei Parlamentarier geschrumpfte Opposition um Ex-Präsident René Harris nominierte zuerst Scottys Vize David Adeang für das Amt, der mit der Begründung, es sei kein Spiel, ablehnte. Daraufhin nominierte die Opposition Marcus Stephen, während Adeang Scotty nominierte. Scotty gewann die Wahl schließlich deutlich mit 14 zu 3 Stimmen. Scotty nominierte daraufhin sein gewohntes Ministerkabinett vor der Wahl, mit Adeang als Außenminister und Valdon Dowiyogo als Parlamentssprecher.
Justizwesen und Kriminalität
Das nauruanische Recht basiert auf dem englischen Common Law und auf Beschlüssen des nauruanischen Parlaments. Entscheidungen werden durch das Oberste Gericht getroffen. Vorsitzender des Obersten Gerichts (Supreme Court) ist der Staatsrichter (Chief Justice), der vom Präsidenten ernannt wird. Rekurse gegen Urteile des Obersten Gerichts gehen an das Anhörungsgericht (Appellate Court), das aus zwei Richtern besteht. Solche Rekurse sind jedoch relativ selten. Das Parlament kann keine gerichtlichen Entscheide revidieren. Dem Amtsgericht (District Court) sitzt ein Residentrichter (Resident Magistrate) vor, der auch der Standesbeamte des Obersten Gerichtes ist. Das Familiengericht (Family Court) wird auch vom Residentrichter als Vorsitzender eines Triumvirats präsidiert.
Die Verfassung sieht noch zwei weitere Quasigerichte vor, den Anhörungshof des öffentlichen Dienstes (Public Service Appeal Board) und den Anhörungshof der Polizei (Police Appeal Board). Beide werden vom Staatsrichter als Vorsitzender eines Gremiums mit zwei Mitgliedern jedes Hofes präsidiert.
Was die Kriminalität betrifft,. so sind Gewaltverbrechen wie Morde oder schwere Körperverletzungen extrem selten - die Mordrate pro 100.000 Einwohner liegt seit Jahren bei 0,00. Die Mehrheit der registrierten Straftaten bezieht sich auf Verkehrsverstöße, leichte Diebstähle oder Kleinkriminalität wie Taschendiebstähle. Laut offiziellen Daten der nauruanischen Polizei wurden im ersten Quartal 2024 insgesamt 618 Straftaten erfasst, was auf eine moderate Belastung durch Alltagsdelikte hinweist, aber im Kontext der geringen Bevölkerungszahl keine hohe Belastung darstellt. Wahrnehmungsbasierte Umfragen wie die von Numbeo deuten ebenfalls auf eine niedrige subjektive Sicherheitslage hin, wobei die Daten aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl als vorläufig gelten.
Verkehrsdelikte machen den Großteil der Kriminalität aus, einschließlich Geschwindigkeitsüberschreitungen und Verkehrsverstößen auf der einzigen Hauptstraße der Insel. Gelegentliche Diebstähle oder Einbrüche, oft in Verbindung mit wirtschaftlichen Herausforderungen wie Armut oder Arbeitslosigkeit, die durch den früheren Phosphatabbau und Abhängigkeit von australischer Hilfe verstärkt werden.
Nauru ist kein Hotspot für organisierte Kriminalität, aber es gibt Risiken in Sektoren wie Fischerei und Bergbau. Illegale, ungemeldete und unregulierte Fischerei (IUU-Fishing) ist in der Region Ozeanien verbreitet, doch auf Nauru weniger ausgeprägt – dennoch profitiert das Land von Lizenzeinnahmen, die anfällig für Korruption sein könnten. Im Phosphatbergbau, der historisch die Wirtschaft dominierte, besteht ein Korruptionsrisiko, ohne dass signifikante kriminelle Aktivitäten nachgewiesen sind. Zudem gibt es einen wachsenden Markt für gefälschte Waren (zum Beispiel Textilien oder Pharmazeutika), der regional zunimmt. Im August 2025 wurde berichtet, dass ein australischer Outlaw-Biker-Gang (Finks Motorcycle Club) über eine Subunternehmen einen Sicherheitsvertrag mit der nauruanischen Regierung für Einwanderungseinrichtungen erhalten hat, was Bedenken hinsichtlich der Einflussnahme krimineller Netzwerke weckt.
Ein besonderer Aspekt der Kriminalität auf Nauru hängt mit dem australischen Offshore-Asylsystem zusammen. Seit 2001 beherbergt Nauru das Regional Processing Centre, ein umstrittenes Lager für Bootsmigranten, das von Australien finanziert wird. Hier kam es zu Vorfällen wie einem Aufstand 2013, und im Jahr 2025 wurden drei australische Kriminelle (einschließlich eines Mörders) nach Nauru deportiert, obwohl sie keine nauruanischen Staatsbürger sind. Dies führt zu Spannungen, da das System Menschenrechtsverletzungen und psychische Belastungen birgt, die indirekt zu Delikten beitragen könnten. Amnesty International kritisiert zudem Einschränkungen der Meinungsfreiheit und Justizunabhängigkeit im Zusammenhang mit diesen Einrichtungen.
Streitkräfte
Nauru besitzt keine militärischen Verteidigungskräfte. Aufgrund eines informellen Abkommens ist Australien für die Verteidigung der Insel verantwortlich. Dennoch sind über 3.000 Nauruer für eine Rekrutierung verfügbar und etwas weniger als 2.000 davon sind gesundheitlich für militärische Einsätze geeignet.
Naurus innere Sicherheit ist durch eine kleine Polizeieinrichtung unter bürgerlicher Kontrolle gewährleistet. Die schwersten vorherrschenden Gesetzesbrüche sind Autoraserei, Fahrraddiebstahl, Hausfriedensbruch und Unruhestiftung.
Internationale Beziehungen
Die Republik Nauru unterhält zurzeit engere diplomatische Beziehungen mit Australien, Fidschi, Großbritannien, Indien, Japan, Kuba, Neuseeland, den Philippinen, Südkorea, Taiwan, Thailand und den USA. Im August 1995 stellte Nauru zusammen mit Kiribati nach französischen Atomtests im Pazifik die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich ein. Ende 1997 nahm Nauru die diplomatischen Beziehungen mit Frankreich wieder vollständig auf. Anlässlich eines Staatsbesuch von Jacques Chirac in Französisch-Polynesien im Juli 2003 wurden diese Beziehungen durch ein kurzes Treffen Chiracs mit Präsident Ludwig Scotty nochmals gestärkt.
Am 21. Juli 2002 brach Nauru, das bislang Taiwan offiziell anerkannt hatte, seine diplomatischen Beziehungen mit Taipeh ab und stellte sich auf die Seite der Volksrepublik China. Der damalige Präsident René Harris unterzeichnete in Hongkong eine gemeinsame Erklärung mit Chinas damaligem Vizeaußenminister Zhou Wenzhong. Nauru erhielt dafür von China finanzielle Unterstützung in zweistelliger Millionenhöhe. Mit dem Schwenk Naurus sank die Zahl der Staaten, die Taiwan offiziell anerkannten, auf 27. Im Jahre 2003 erklärte sich China bereit, nauruanische Schulden (Kauf einer Boeing 737) bei der Export-Import Bank of the United States in Höhe von 2,7 Mio. Dollar zu zahlen.
Am 4. März 2004 unterzeichneten der nauruanische UN-Botschafter Vinci Clodumar und der isländische Vertreter Hjálmar Hannesson ein Abkommen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Nauru und Island. Nauru erhofft sich von Island Hilfe beim Aufbau einer eigenen Fischereiindustrie.
Im März 2005 sprach sich der amtierende chinesische Vize-Außenminister Yang Jiechi nach einem Treffen mit Präsident Scotty für weitergehende diplomatische Beziehungen zwischen China und Nauru aus. Gleichzeitig erklärte Scotty, Nauru unterstütze das chinesische Programm, Taiwan mit China wieder zusammenzuschließen. Am 9. Mai 2005 jedoch trafen sich Scotty und der taiwanische Präsident Chen Shui-bian kurz in Majuro, worauf am 14. Mai offiziell die diplomatischen Beziehungen zwischen Nauru und Taiwan wiederaufgenommen wurden. Scotty begründete die Entscheidung damit, dass der damalige Abbruch der Beziehungen mit Taiwan durch René Harris falsch war und er stets dagegen war. Es ist aber zu vermuten, dass wieder zu Taiwan gewechselt wurde, weil China sein Versprechen, die Schulden für das Boeing-Flugzeug zu bezahlen, niemals eingelöst hatte. Zudem versprach Taiwan, Entwicklungshilfe in den Bereichen Erziehung, Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus zu leisten. Im Gegenzug wird Taiwan von Nauru bei Beitrittsgesuchen in internationale Organisationen wie die WHO und die UNO unterstützt.
Am 21. Januar 2006 wurde ein nauruanisches Generalkonsulat in Bangkok (Thailand) eröffnet, ein Jahr nach der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern im Januar 2005. Nauru hat zurzeit als einziger ozeanischer Staat neben Australien und Neuseeland eine diplomatische Vertretung in Thailand. Der Eröffnungszeremonie wohnten die jeweiligen Außenminister David Adeang und Kantathi Suphamongkhon bei. Wenige Tage zuvor hatte ein thailändisches Unternehmen einen Vertrag mit der nauruanischen Phosphatgesellschaft über den wiederaufgenommenen Phosphatabbau unterzeichnet.
Im Oktober 2007 errichtete Nauru zusammen mit Kuba eine gemeinsame Regierungskommission zur Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und der allgemeinen bilateralen Beziehungen der beiden Länder.
Im Dezember 2009 erkannte Nauru als viertes Land der Erde – nach Russland, Nicaragua und Venezuela – die Unabhängigkeit der abtrünnigen georgischen Regionen Abchasien und Südossetien an. Naurus Außenminister Kieren Keke besuchte die südossetische Hauptstadt Zchinwali. Medienberichten zufolge sicherte Russland Nauru Entwicklungshilfe in Höhe von 50 Millionen US-Dollar zu.
Deutschland unterhält seit dem 20. September 1984 offizielle diplomatische Beziehungen mit Nauru. Auf Grund der großen Entfernung und der geringen Größe Naurus sind diese jedoch nicht intensiv. Deutschland besitzt daher keine eigene Botschaft in Nauru; für Nauru zuständig ist die deutsche Botschaft in Australien. Deutsche Missionare sind deshalb weiterhin die einzigen Träger deutscher Kultur, die auf Dauer in Nauru wirken. Sie haben sich durch ihre Bemühungen um den Erhalt und die Fixierung der nauruanischen Sprache besondere Verdienste erworben. Deutschland zahlte an Nauru im Rahmen eines Programms der Europäischen Union bis zum Jahr 2007 Entwicklungshilfe in einer Größenordnung von 2,7 Mio. €.
Die Republik Österreich steht in diplomatischem Kontakt mit Nauru und unterschrieb 1980 in London einen bilateralen Staatsvertrag zur Rechtshilfe in Zivil- und Handelssachen, der seit dem 1. Februar 1981 in Kraft ist. Die weiteren diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Republiken sind jedoch gering. Österreich hat keinen Botschafter nach Nauru entsandt; die österreichische Botschaft in Canberra ist für Nauru zuständig.
Die Schweiz hat Nauru erst im Jahr 2001 völkerrechtlich anerkannt und der Aufbau von diplomatischen Beziehungen ist gegenwärtig im Gang. Die Schweiz unterhält keine diplomatische Vertretung, da auch kein Schweizer Staatsbürger einen permanenten Wohnsitz in Nauru hat. Nicht zuletzt deshalb fehlen auch engere politische, wirtschaftliche, kommerzielle und kulturelle Beziehungen. Für Nauru zuständig ist die Botschaft in Canberra.
Internationale Mitgliedschaften:
- African, Caribbean, and Pacific Group of States (ACP)
- Asian Development Bank (ADB)
- Commonwealth of Nations
- Food and Agriculture Organization (FAO)
- International Civil Aviation Organization (ICAO)
- International Criminal Court (ICCt)
- International Criminal Police Organization (Interpol)
- International Olympic Committee (IOC)
- International Telecommunication Union (ITU)
- Organization for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW)
- Pacific Islands Forum (PIF)
- Secretariat of the Pacific Community (SPC)
- South Pacific Regional Trade and Economic Cooperation Agreement (Sparteca)
- United Nations (UN) seit 14. September 1999
- United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD)
- United Nations Educational, Scientific, and Cultural Organization (UNESCO)
- Universal Postal Union (UPU)
- World Health Organization (WHO)
Flagge und Wappen
Anlässlich der Unabhängigkeitserklärung wurde zum ersten Mal die Flagge Naurus gehisst. Sie veranschaulicht die geografische Lage des Inselstaates. Der schmale gelbe Streifen mit der Breite von etwa 1/24 der Länge des Flaggentuches stellt den Äquator dar.
Der zwölfzackige weiße Stern bezeugt die Insellage in den blauen Wellen des Pazifischen Ozeans (blaues Flaggentuch) südlich des Äquators. Die Insel liegt nur einen Grad südlich des Äquators. Die Trennung des blauen Flaggentuches in zwei gleich große Teile erinnert darüber hinaus an die Sage, nach der die ersten Einwohner aus zwei Felsen zur Welt gebracht worden sein sollen.
Der Stern sollte den gelben Streifen berühren, was gerne falsch dargestellt wird. Die zwölf Strahlen des Sternes symbolisieren die zwölf ursprünglichen Stämme Naurus: Deiboe, Eamwidamit, Eamwidara, Eamwit, Eano, Eamgum, Emeo, Eoaru, lrutsi, Iruwa, Iwi und Ranibok. Das Weiß steht für das Kalziumphosphat, durch dessen Förderung die Bewohner der Insel reich wurden. Die Flagge wurde nach der Vorstellung eines dortigen Bewohners vom australischen Flaggenhersteller Evans erarbeitet.
Der Entwurf des Wappens von Nauru stammt aus dem Jahr 1968 nach der Unabhängigkeitserklärung; offiziell begann man es Anfang der 1970er Jahre zu benutzen. Der Schild ist geteilt und ab der Mitte halbiert. Im oberen Feld ist auf einem golden gewebten Untergrund das silberne chemische Zeichen für Phosphor abgebildet. Im unteren linken silbernen Feld befindet sich ein schwarzer Fregattvogel, der auf einer Stange über blauen Meereswellen sitzt. Das rechte untere Feld ist blau und enthält einen Zweig Tomanoblüten.
Der Schild ist umgeben von Abzeichen der Häuptlinge, die sie zu Feierlichkeiten trugen – Schnüre aus Palmwedeln, Federn des Fregattvogels und Haifischzähne. Der silberne Stern oberhalb zentriert des Schildes ist von der Flagge übernommen. Das Band darüber trägt den Inselnamen in mikronesischem Nauruanisch: Naoero. Das Band unter dem Schild den trägt den Wahlspruch der Republik Nauru: God's Will First („Gottes Wille zuerst“). Der gewebte Untergrund symbolisiert die Bevölkerung Naurus, der Fregattvogel die dortige Fauna und der Tomanozweig die Flora; das chemische Zeichen für Phosphor die Förderung von Phosphaten.
Nationale Symbole:
- Farbe: dunkelblau
- Pflanze: tomano (Rosenholz- bzw. Kalophylum-Baum, calophylum innophylum)
- Tier: great frigatebird (Großer Fregattvogel, fregata minor)
- Motto: God’s Will First („Gottes Wille zuerst“)
- Held: Hammer DeRoiburt (Gründungspräsident von Nauru, 1922 bis 1992)
Hymne
Nauru Bwiema ("Nauru unsre Heimat") ist die Nationalhymne von Nauru. Margaret Hendrie (1924 bis 1990) schrieb den Text; Laurence Henry Hicks (1912 bis 1997) komponierte die Musik. Nauru übernahm die Hymne 1968 aus Anlass der Unabhängigkeit von Australien.
Originaltext (altnauruanisch)
Naoero buiema, ñabena ma auwe.
Ma dedaro buã dogum, mo otata bet egom.
Atsin ñago buiãn okor, ama bagadugu
Epoa ñabuna ri nan orre bet imur.
Ama memak ma nan epodan eredu won eñiden,
Mijan aema ñeijin ouge,
Naoero eko tokin!
Text (nauruanisch)
Nauru bwiema, ngabena ma auwe.
Ma dedaro bwe dogum, mo otata bet egom.
Ajin ngago bwien okor, ama bagadugu
Epoa ngabuna ri nan orre bet imur.
Ama memag ma nan epodan eredu won engiden,
Miyan aema ngeyin ouge,
Nauru eko dogin!
Englische Übersetzung
Nauru our homeland, the land we dearly love,
We all pray for you and we also praise your name.
Since long ago you have been the home of our great forefathers
And will be for generations yet to come.
We all join in together to honour your flag,
And we shall rejoice together and say;
Nauru for evermore!
Deutsche Übersetzung
Nauru, unser Heimatland, das Land, das wir so lieben;
Wir alle beten für dich und preisen deinen Namen;
Seit langen Zeiten bist du das Heim unserer großen Vorfahren;
Und wirst es für die nachfolgenden Generationen sein;
Wir stimmen alle ein um deine Flagge zu ehren;
Und wir werden alle zusammen jubeln und sagen:
Nauru für immerdar!
Hauptstadt
Yaren, früher Jarren, auch Makwa bzw. Moqua, ist Sitz der Regierungsinstitutionen von Nauru. Es ist jedoch entgegen häufiger Annahmen nicht die Hauptstadt, da es keine offizielle Hauptstadt auf Nauru gibt. Manchmal wird auch Aiwo als inoffizielle Hauptstadt angegeben, doch Yaren wird allgemein als sogenannter „Haupt-Distrikt“ angesehen.
Verwaltungsgliederung
Nauru ist unterteilt in 14 Distrikte. Die Grenzen der Distrikte sind die ehemaligen Grenzen der früheren Gaue, die bis 1968 jeweils aus einigen Dörfern bestanden. Die Distrikte spielen keine große Rolle. Die Grenzen sind die ehemaligen Grenzen der früheren Gaue, welche bis 1968 jeweils aus einigen Dörfern bestanden; diese setzten sich wiederum aus Grundstücken, welche im Besitz von Familien waren und heute noch sind, zusammen. Mit der Unabhängigkeit Naurus wurden die Gaue zu den heutigen Distrikten. Yaren als sogenannter Main District und Aiwo sind auch international gesehen die zwei wichtigsten Distrikte, da sich hier die Regierungsgebäude und die wichtigste Industrie befinden sowie die meisten Einwohner leben.
Für 2011 werden folgende Daten angegeben:
Nr. | District | Former Name | HASC | FIPS | Fläche (ha) | Einwohner | Dichte (E/km²) | Dörfer |
1 | Aiwo | Aiue | NR.AI
|
NR01
|
110 | 1,220 | 11.1 | 8 |
2 | Anabar | Anebwor | NR.AB
|
NR02
|
150 | 452 | 3.0 | 15 |
3 | Anetan | Añetañ | NR.AT
|
NR03
|
100 | 587 | 5.9 | 12 |
4 | Anibare | Anybody | NR.AR | NR04 | 310 | 226 | 0.7 | 17 |
5 | Baitsi | Beidi, Baiti | NR.BA | NR05 | 120 | 513 | 4.3 | 15 |
6 | Boe | Boi | NR.BO | NR06 | 50 | 851 | 17.0 | 4 |
7 | Buada | Arenibok | NR.BU | NR07 | 260 | 739 | 2.8 | 14 |
8 | Denigomodu | Denikomotu | NR.DE | NR08 | 118 | 1,804 | 15.3 | 17 |
9 | Ewa | Eoa | NR.EW | NR09 | 120 | 446 | 3.7 | 12 |
10 | Ijuw | Ijub | NR.IJ | NR10 | 110 | 178 | 1.6 | 13 |
11 | Meneng | Meneñ | NR.ME | NR11 | 310 | 1,380 | 4.5 | 18 |
12 | Nibok | Ennibeck | NR.NI | NR12 | 160 | 484 | 3.0 | 11 |
13 | Uaboe | Ueboi | NR.UA | NR13 | 80 | 318 | 3.0 | 6 |
14 | Yaren | Moqua | NR.YA | NR14 | 150 | 747 | 4.0 | 7 |
Nauru | Naoero | 2,120 | 10,084 | 4.8 | 169 |
Verwaltungseinheiten:
14 ebwi / districts (Distrikte)
169 imuīt / villages (Dörfer)
Bevölkerung
Im Folgenden die Entwicklung der Bevölkerungszahl samt Dichte, bezogen auf die Inselfläche von 21,3 km².
Bevölkerungsentwicklung:
Jahr Einwohner Dichte (E/km²)
1700 1 500 70,42
1750 1 500 70,42
1800 1 500 70,42
1825 1 500 70,42
1843 1 400 65,73
1850 1 400 65,73
1875 1 300 61,03
1887 1 200 56,34
1889 1 028 48,26
1893 1 076 50,52
1900 1 400 65,73
1905 1 550 72,77
1908 1 397 65,59
1910 1 387 65,12
1915 1 600 75,12
1920 1 985 93,19
1921 2 129 99,99
1926 2 200 103,29
1929 2 614 122,72
1932 2 316 108,69
1939 3 400 159,62
1944 5 820 273,24
1947 3 025 142,02
1948 3 162 148,45
1949 3 269 153,47
1950 3 350 157,28
1951 3 434 161,22
1952 3 450 115,02
1953 3 450 115,02
1954 3 473 163,05
1955 3 650 171,36
1956 3 893 182,77
1957 4 000 187,79
1958 4 308 202,25
1959 4 264 200,19
1960 4 400 206,57
1961 4 613 216,57
1962 4 900 230,05
1963 5 250 246,48
1964 5 600 262,91
1965 5 900 277,00
1966 6 057 284,37
1967 6 053 284,18
1969 6 516 305,92
1970 6 664 312,86
1971 6 700 314,55
1972 6 768 317,75
1973 6 850 321,60
1974 6 950 326,29
1975 7 050 330,99
1976 7 150 335,68
1977 7 254 340,56
1978 7 400 347,42
1979 7 500 352,11
1980 7 600 356,81
1981 7 700 361,50
1982 7 900 370,89
1983 8 042 377,56
1984 8 060 378,40
1985 8 100 380,28
1986 8 200 384,98
1987 8 300 389,67
1988 8 400 394,37
1989 8 421 395,35
1990 9 000 422,54
1991 9 460 448,83
1992 9 919 465,68
1993 10 206 479,15
1994 10 494 492,68
1995 10 260 481,69
1996 10 273 482,30
1997 10 390 487,79
1998 10 501 493,00
1999 10 605 497,89
2000 10 500 492,96
2001 10 350 485,92
2002 10 065 472,37
2003 10 068 472,68
2004 10 075 473,00
2005 10 000 469,48
2006 9 233 433,47
2007 10 000 469,48
2008 10 147 476,38
2009 10 150 476,53
2010 10 170 477,46
2011 10 175 477,70
2012 10 203 479,01
2013 10 293 483,24
2014 10 840 508,92
2015 11 260 528,03
2016 11 347 532,72
2017 11 359 533,29
2018 11 312 531,08
2019 11 550 542,25
2020 11 600 544,60
2021 11 680 548,36
2022 11 801 554,04
2023 11 875 557,51
2024 11 947 560,89
Die Bevölkerung wuchs von 1981 bis 2001 um durchschnittlich 1,721 % pro Jahr. Die Fruchtbarkeitsrate lag 2008 bei 2,85 Kindern pro gebärfähiger Frau, das Durchschnittsalter bei 21,6 Jahren. Die mittlere Lebenserwartung liegt bei etwa 64 Jahren.
Lebenserwartung in Jahren (2009):
insgesamt 64,20
Männer 60,58
Frauen 68,01
Volksgruppen
Die einheimischen Nauruaner (Naoero), englisch Nauruans, die rund 92 bis 94 Prozent der Bevölkerung stellen, sind Nachkommen mikronesischer, melanesischer und polynesischer Seefahrer, die die Insel vor etwa 3.000 Jahren besiedelten. Sie teilen sich in 12 matrilineare Clans auf, wie Eamwit oder Deboe, und sprechen die nauruanische Sprache, eine mikronesische Variante, die offiziell neben dem Englischen gilt. Historisch mischten sich Einflüsse durch Kolonialmächte ein: Ab 1888 als deutsche Kolonie, später unter australisch-neuseeländisch-britischer Verwaltung, und während des Zweiten Weltkriegs durch japanische Besatzung, die Tausende Naurus deportierte und die Bevölkerung dezimierte. Die Phosphate-Industrie, die Nauru ab dem frühen 20. Jahrhundert reich machte, lockte Arbeiter aus anderen Pazifikinseln wie Kiribati (I-Kiribati), Tuvalu und Fidschi sowie aus Asien an, was den Anteil der Naurus 2002 auf nur 75 Prozent sinken ließ.
In den 2000er Jahren, insbesondere 2006, repatriierte die Regierung Tausende dieser Vertragsarbeiter aufgrund wirtschaftlicher Einbußen im Phosphatabbau, was die nauruanische Dominanz auf über 90 Prozent anhob und die Gesamtbevölkerung vorübergehend auf 9.233 Einwohner reduzierte. Heutige Minderheiten umfassen Pazifikbewohner wie I-Kiribati (2,4 Prozent), Fidschianer (2,2 Prozent) und Salomoninsulaner (1 Prozent), Chinesen (1 bis 1,5 Prozent, hauptsächlich Han-Chinesen als Nachkommen von Händlern und Arbeitern) sowie Europäer und Australier (1 bis 8 Prozent, oft in administrativen Rollen). Filipinos und andere Gruppen machen weniger als 1 Prozent aus. Diese Vielfalt spiegelt sich in einer hohen Dichte von 554 Einwohnern pro Quadratkilometer wider, einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 6 Personen und Herausforderungen wie einer Lebenserwartung von 65 Jahren sowie einer hohen Diabetesprävalenz von bis zu 50 Prozent. Trotz der Westernisierung und wirtschaftlichen Abhängigkeit von Australien bleibt die Gesellschaft matrilinear organisiert, mit inklusiven Staatsbürgerschaftsregeln, die keine ethnischen Ausschlüsse kennen. Aktuelle Trends deuten auf Stabilität hin, wenngleich der Zensus 2021 keine dramatischen Verschiebungen zeigt, und Nauru als einer der am stärksten westlich geprägten Südseeinseln gilt.
Sprachen
Der überwiegende Teil der Bevölkerung (etwa 13.000 Menschen) spricht Englisch. Nauruanisch, Eigenbezeichnung Dorerin Naoero, wird (mit Stand 2020) von etwa 6.500 Menschen als Erstsprache und von rund 1000 Menschen als Zweitsprache gesprochen und gilt als Nationalsprache. Es ist eine von der UNO anerkannte Sprache. Sie gehört zur Familie der austronesischen Sprachen des Westpazifiks. Englisch und auch Französisch werden weitgehend verstanden.
Gemäß einem 1937 in Sydney veröffentlichtem Bericht gab es in Nauru bis 1888, als Deutschland Kolonialmacht wurde, und bis zur Veröffentlichung der ersten in Nauruanisch geschriebenen Texte eine Vielzahl an Dialekten. Die Variationen waren teilweise so unterschiedlich, dass Leute aus verschiedenen Distrikten offensichtlich Probleme hatten, sich vollständig zu verstehen. Mit dem zunehmenden Einfluss ausländischer Sprachen und der vermehrten Veröffentlichung von nauruanischen Texten vermischten sich die Dialekte zu einer Standardsprache, welche auch durch die Wörterbücher und Übersetzungen von Alois Kayser und Philip Delaporte gefördert wurde. Heute gibt es praktisch keine Variationen oder Dialekte mehr. Einzig im Distrikt Yaren wird noch ein Dialekt gesprochen, welcher sich jedoch kaum noch unterscheiden lässt; der gleichnamige Dialekt wird in Yaren und nächster Umgebung gesprochen.
Sprachen auf Nauru (nach ethnologue):
- Chinesisches Pidgin Englisch [cpi] Einordnung: Pidgin, English based, Pacific
- Englisch [eng] 710 in Nauru (2000). Einordnung: Indo-European, Germanic, West, English
- Nauruanisch [nau] 6.000 (Bender and Rehg 1991), abnehmend. Einordnung: Austronesian, Malayo-Polynesian, Central-Eastern, Eastern Malayo-Polynesian, Oceanic, Central-Eastern Oceanic, Remote Oceanic, Micronesian, Nauru
Religion
In Nauru leben heute überwiegend Christen. Die meisten Nauruer sind Protestanten (insgesamt 57 %). 44 % der Bevölkerung sind unabhängige Christen, deren Gemeinde die Nauru Congregational Church ist. Diese hat ihre Hauptkirche in Aiwo und Kapellen in Meneng, Buada, Anabar und Nibok. Die übrigen 13 % der Protestanten sind evangelisch. Etwa 24 % der Einwohner Naurus sind Katholiken. Diese besitzen in Yaren eine Kirche und eine Schule sowie in Ewa das Kayser College. Jeweils 5 % der Bewohner sind Buddhisten und Taoisten; 2 % gehören der Bahai-Religion an. Noch etwa 7 % der Menschen auf Nauru sind Gläubige der ursprünglichen einheimischen Religion, dies vor allem als Reaktion auf die vielen westlichen Einflüsse im nauruanischen Lebensstil und die Dominanz des Christentums.
Religionsbekenntnisse 2001:
Kongregationalisten 5 280 44,0 %
Katholiken 3 025 25,0 %
sonstige Protestanten 2 860 24,0 %
sonstige und Bekenntnislose 723 6,0 %
Traditionelle Religion
Vor der Ankunft europäischer Missionare im späten 19. Jahrhundert war die nauruanische Spiritualität von animistischen und polytheistischen Glaubensvorstellungen geprägt, die sich um die Verehrung von Naturgeistern, Ahnen und mythischen Wesen drehten. Diese traditionelle Religion spiegelte die enge Verbindung der Nauruer zur Natur und zum Meer wider, die als Lebensgrundlage und spirituelle Quelle dienten. Trotz der Dominanz des Christentums, das heute etwa 95 % der Bevölkerung umfasst, sind Elemente der alten Glaubensvorstellungen in Bräuchen, Geschichten und kulturellen Praktiken weiterhin spürbar.
Im Zentrum der traditionellen Religion stand die Verehrung von Eijebong, einer weiblichen Schöpfungs- und Fruchtbarkeitsgöttin, die als zentrale Figur der nauruanischen Mythologie gilt. Eijebong wurde als Schutzgöttin des Landes und des Meeres angesehen, und ihre Geschichten rankten sich um die Entstehung der Insel und ihrer Bewohner. Neben ihr spielten andere Gottheiten und Geister, wie Tabuarik, eine männliche Gottheit des Donners und des Meeres, eine wichtige Rolle. Diese Wesen wurden in Erzählungen beschrieben, die oft von Mund zu Mund weitergegeben wurden, und sie waren mit bestimmten Orten, wie Höhlen, Lagunen oder heiligen Bäumen, verbunden. Der Moqua-See in Yaren, eine unterirdische Wasserquelle, galt als spiritueller Ort, an dem die Geister der Ahnen präsent waren und Rituale abgehalten wurden, um Fruchtbarkeit, Regen oder Schutz zu erbitten.
Die nauruanische Kosmologie war stark von der Vorstellung durchdrungen, dass die Welt aus einer harmonischen Beziehung zwischen Menschen, Natur und übernatürlichen Kräften besteht. Tiere, insbesondere Vögel wie die Fregattvogel, hatten symbolische Bedeutung und galten als Boten der Götter. Fischer und Bauern führten vor ihren Tätigkeiten Rituale durch, um die Geister des Meeres oder der Erde zu besänftigen, etwa durch Opfergaben von Kokosnüssen oder Fisch. Ahnenverehrung war ebenfalls zentral: Die Nauruer glaubten, dass die Geister der Verstorbenen Einfluss auf das Leben der Lebenden hatten und durch Zeremonien geehrt werden mussten, um Harmonie in der Gemeinschaft zu gewährleisten. Diese Rituale fanden oft in Clangemeinschaften statt, die auf matrilinearen Strukturen basierten, wobei bestimmte Familien als Hüter spiritueller Traditionen fungierten.
Mit der Ankunft der Missionare, insbesondere der protestantischen und katholischen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, begann die traditionelle Religion an Einfluss zu verlieren. Die Missionare, vor allem aus Deutschland und Großbritannien, führten das Christentum ein, das sich schnell verbreitete, da es mit Bildung und sozialen Strukturen verknüpft war. Heute ist die Nauru Congregational Church die größte religiöse Gemeinschaft, gefolgt von katholischen und anderen christlichen Gruppen. Dennoch haben sich Elemente der alten Religion in synkretistischer Form erhalten. Feste wie der Unabhängigkeitstag oder lokale Feiern integrieren traditionelle Tänze, Lieder und Geschichten, die an die vorchristliche Zeit erinnern. Beispielsweise finden sich in manchen Zeremonien Anklänge an die Verehrung von Eijebong, wenn auch in christlich umgedeuteter Form, etwa als Dank für die Schöpfung.
Die traditionelle Religion hat auch in der modernen nauruanischen Gesellschaft Spuren hinterlassen, insbesondere in der Wertschätzung der Natur. Der Phosphatabbau, der die Landschaft der Insel stark verändert hat, wird von einigen Nauruern als Bruch mit der spirituellen Harmonie der alten Glaubensvorstellungen gesehen, was zu Bemühungen führt, traditionelles Wissen über Land und Meer wiederzubeleben. In Dörfern wie Airo Meneng oder Denigomodu werden Geschichten über die Geisterwelt weiter erzählt, und bestimmte Orte, wie die Meneng-Höhle, bleiben mit mythischen Erzählungen verknüpft. So bleibt die traditionelle Religion, obwohl nicht mehr aktiv praktiziert, ein kulturelles Fundament, das die Identität der Nauruer prägt und in ihrem Alltag, ihren Bräuchen und ihrer tiefen Verbundenheit mit der Insel weiterlebt.
Siedlungen
Nauru umfasste ursprünglich 169 Dörfer. Diese waren teilweise bereits nach 1900 verlassen, unbewohnt oder zerstört. Mit dem zunehmenden Bevölkerungswachstum verschmolzen die einzelnen Dörfer zu einer zusammenhängenden Siedlung, welche sich heute rund um den ganzen Küstenstreifen verteilt.
Yaren, ursprünglich als Makwa oder Moqua bekannt nach dem gleichnamigen unterirdischen See, der als primäre Trinkwasserquelle diente, ist das politische Herz von Nauru. Mit einer Fläche von nur 1,5 km² und einer Erhebung von etwa 25 Metern erstreckt es sich entlang der Südküste und grenzt an Buada im Norden, Meneng im Osten und Boe im Westen. Hier residieren das Parlamentshaus, zahlreiche Regierungsämter und der internationale Flughafen, was Yaren zur viertkleinsten Hauptstadt der Welt macht – eine de-facto-Hauptstadt, da Nauru keine offizielle benennt. Die Bevölkerung, die hauptsächlich aus Nauruern polynesischer Herkunft besteht, spricht Nauru und Englisch, und das tropische Klima mit durchschnittlich 27 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit prägt das Alltagsleben. Sehenswürdigkeiten wie Relikte aus der japanischen Besatzungszeit des Zweiten Weltkriegs, darunter Bunker und Geschütze, sowie der nahegelegene Linkbelt Oval und das Meneng-Stadion laden zu Erkundungen ein. Trotz seiner Zentralität ist Yaren kein urbanes Zentrum, sondern ein ruhiges Viertel mit begrenzter Infrastruktur, wo das Leben um Fischerei, Tourismus und kulturelle Feste wie den Unabhängigkeitstag kreist.
Direkt östlich angrenzend an Yaren liegt Airo Meneng, ein Dorf im Meneng-Distrikt, der insgesamt 3,1 km² umfasst und etwa 1.800 Einwohner beherbergt. Meneng, auch Menen genannt, erstreckt sich im Südosten der Insel und ist bekannt für seine natürliche Schönheit, einschließlich der beeindruckenden Meneng-Höhle mit ihren dramatischen Felsformationen und dem ruhigen Ambiente, das Naturliebhaber anzieht. Das Gebiet profitiert von der Nähe zum Pazifik, wo weiße Sandstrände wie Anibare Bay zum Schnorcheln und Entspannen einladen, und es dient als Wohnort für Familien, die in der traditionellen Fischerei oder im öffentlichen Dienst tätig sind. Politisch relevant ist Meneng als Wahlkreis, der zwei Abgeordnete ins Parlament in Yaren entsendet, was die enge Verbindung zu Yaren unterstreicht. Hier mischt sich das Alltagsleben mit kulturellen Bräuchen, bei denen protestantische und katholische Einflüsse dominieren, und die Abhängigkeit vom Phosphatabbau hat Spuren hinterlassen, etwa in Form alter Minenlandschaften, die nun zu Wanderpfaden umgewandelt werden.
Im Westen der Insel, kontrastierend zu den südlichen Nachbarn, liegt Denig bzw. Denigomodu als bevölkerungsstärkstes und urbanstes Gebiet Naurus mit rund 1.900 Einwohnern, was etwa 16 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Dieser Distrikt, der die größte Siedlung der Insel beherbergt, ist geprägt von der „Location“, einem Wohnkomplex für Expatriates, der durch seine internationale Community und Abhängigkeit vom Tourismus auffällt. Denigomodu ist zwar wohlhabender als viele andere Teile, gilt aber nicht als offizielle Hauptstadt, da Yaren diese Rolle einnimmt. Bildungseinrichtungen wie das Nauru College (für Klassen 7 bis 9) und die Location School für Expat-Kinder unterstreichen seine zentrale Funktion im Bildungswesen des Landes. Die Lage im Westen bietet Zugang zu fruchtbareren Böden und dem phosphorfreien Inland, wo moderne Bauten und Schulen mit traditionellen nauruanischen Hütten koexistieren. Wie in Yaren und Meneng ist das Leben hier von der tropischen Umwelt geformt, doch Denigomodu wirkt dynamischer, mit Fokus auf Handel und Dienstleistungen, die die Insel mit der Welt verbinden.
Die Einwohnerzahlen der Siedlungen entwickelten sich wie folgt:
Siedlung | Z 1977 | Z 1983 | Z 1992 | Z 2002 | Z 2011 | Z 2019 | Z 2021 | |
Aiwo | 439 | 480 | 874 | 1.051 | 1.108 | 1.220 | 1.292 | 1.258 |
Anabar | 102 | 226 | 320 | 378 | 514 | 452 | 418 | 565 |
Anetan | 149 | 265 | 427 | 498 | 528 | 587 | 774 | 795 |
Anibare | 55 | 87 | 165 | 232 | 166 | 226 | 317 | 373 |
Baitsi (Baiti) | 254 | 363 | 450 | 443 | 586 | 513 | 656 | 523 |
Boe | 448 | 578 | 750 | 731 | 808 | 851 | 987 | 845 |
Buada | 334 | 467 | 661 | 673 | 731 | 739 | 962 | 969 |
Denigomodu (Denig, mit Location) | 151 | 170 | 2.626 | 2.673 | 2.858 | 1.804 | 1.861 | 1.874 |
Ewa | 235 | 269 | 355 | 397 | 321 | 446 | 513 | 537 |
Ijuw | 52 | 132 | 206 | 169 | 310 | 178 | 212 | 276 |
Meneng | 637 | 1.024 | 1.389 | 1.323 | 1 882 | 1.380 | 1.729 | 1.797 |
Nibok | 278 | 338 | 577 | 479 | 438 | 484 | 571 | 724 |
Uaboe | 231 | 272 | 447 | 386 | 338 | 318 | 448 | 341 |
Yaren | 413 | 559 | 672 | 632 | 836 | 747 | 810 | 803 |
Verkehr
Die Insel verfügt über eine Ringstraße, eine Bahnlinie und einen Flugfhafen samt eigener Fluglinie. Der Schiffsverkehr ist beschränkt. Die gefahrenreiche Küste zwingt größere Schiffe, in einiger Entfernung von der Insel vor Anker zu gehen.
Straßenverkehr
Das Straßennetz umfasst insgesamt 41 km, davon sind 29 km befestigte Asphaltstraßen. Die Hauptstraße ist die 19 km lange Island Ring Road, die die Insel umrundet und vollständig asfaltiert ist. Die gesamte Strecke kann in weniger als einer Stunde befahren werden. Die Fahrt erfolgt linksverkehrig, und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 30 Meilen pro Stunde (48 km/h). Die Landebahn des Nauru International Airport kreuzt die Ringstraße, weshalb es die einzigen Ampeln der Insel gibt, die den Flugverkehr priorisieren. Die übrigen Straßen, die ins Zentralplateau führen und vor allem für Phosphatminen-Zwecke genutzt werden, sind unbefestigt.
Öffentliche Verkehrsmittel sind rar. Es gibt keine Taxis, sondern nur einen Community-Bus, der mehrmals täglich stündliche Rundfahrten um die Insel anbietet. Fahrzeuge können lokal gemietet werden, zum Beispiel über Hotels, den Supermarkt Capelle & Partners oder private Anbieter – Autos, Roller oder Fahrräder. Ausländer benötigen einen internationalen Führerschein. Nebenstraßen führen in die Phosphatminen und den Buada-Distrikt, sind jedoch oft unpaved.
Bahnverkehr
Nauru verfügt über eine sehr begrenzte Eisenbahninfrastruktur, die ausschließlich dem industriellen Phosphatabbau dient. Es handelt sich um eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 610 mm (ursprünglich 2 ft), die 1907 von der Pacific Phosphate Company erbaut wurde. Die Strecke ist etwa 3,9 km lang und transportiert Kalziumpyrophosphat von der Sammelstelle im Westen von Anibare zu den Kranauslegern an der Westküste im Bezirk Aiwo. Die Bahn wurde 1920 auf 914 mm (3 ft) umgespurt, diente aber weiterhin nur dem Güterverkehr.
Aufgrund der nahezu vollständigen Erschöpfung der Phosphatvorkommen ist die Zukunft der Bahn unsicher. Die Züge verkehrten noch bis 2008, und es wird angenommen, dass der Betrieb nach 2011 eingestellt wurde. Es gibt keine Personenzüge oder öffentlichen Schienenverkehr; die Bahn ist rein industriell und nicht für Passagiere zugänglich. Eine Dampflokomotive und einige Waggons der Originalspurweite sind als statische Ausstellung erhalten geblieben.
Schiffsverkehr
Der internationale Reiseverkehr ist vor allem durch den internationalen Seehafen (Aiwo Harbour) gewährleistet. In Nauru gibt es keine Flüsse, jedoch wurden einige Kanäle künstlich angelegt. Die Kanäle sind vorwiegend künstlich errichtete Öffnungen im Saumriff, die die ganze Insel umrunden. Durch diese Kanäle gibt es vermehrt Möglichkeiten, mit Booten und Yachten an- und abzulegen.
Flugverkehr
Nauru besitzt einen internationalen Flughafen (Nauru International Airport). Die Flugzeit zwischen Frankfurt und Yaren beträgt mit Zwischenaufenthalten etwa 30 Stunden. Im Dezember 2005 wurde das einzige Flugzeug der Air Nauru – heute Our Airline genannt – von dessen Gläubiger, der Export-Import Bank of the United States, zurückverlangt. Bis September 2006 wurde die kleine Inselrepublik nicht angeflogen und war gewissermaßen isoliert. Mittlerweile kann Nauru, nachdem Taiwan finanziell aushalf, wieder per Flugzeug.
Airline | Ziele |
Nauru Airlines | Brisbane, Chuuk, Honiara, Kosrae, Majuro, Nadi, Pohnpei, Tarawa |
Nauru International Airport
- Code: INU / ANYN
- Lage: 0°32‘51“ S, 166°55‘09“ O
- Seehöhe: 7 m (22 ft)
- Entfernung: 1 km südlich des Ortszentrums von Yaren
- Inbetriebnahme: 1943
- Betreiber: Government of Nauru
- Rollbahn: 1
- Länge der Rollbahn: 2150 m (Asfalt)
- Fluggesellschaft: 1
- Flugzeug-Standplätze: ca. 20
- jährliche Passagierkapazität:
- jährliche Frachtkapazität:
Wirtschaft
Die Wirtschaft ist immer noch sehr abhängig vom Phosphatabbau. Die Regierung versuchte mehrmals, den hohen Lebensstandard auch ohne die Einnahmen aus den erschöpften Phosphatvorkommen zu sichern. Zu diesem Zweck wurde ein Kapitalfonds gebildet, der Immobilien und Aktien in den pazifischen Nachbarstaaten und in den USA und Australien erwarb, etwa einen Wolkenkratzer in Melbourne, das Nauru House, das dort abschätzig birdshit tower genannt wird. Außerdem bemühte sich die Nauru Finance Industry, den Inselstaat durch erhebliche Steuervergünstigungen zu einem Steuerparadies für die internationale Geschäftswelt zu machen. Bald geriet das naurische Finanzsystem jedoch in den Verdacht, Geldwäsche und Anlagebetrug in großem Stil zuzulassen. Daraufhin wurden gegen Nauru als ersten Staat in der Geschichte Sanktionen durch die Financial Action Task Force on Money Laundering (FATF) der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verhängt und Nauru auf die schwarze Liste der Geldwäscheoasen gesetzt. Nachdem im Jahr 2003 sämtliche Banklizenzen widerrufen wurden, zogen auch die FATF und OECD ihre Maßnahmen wieder zurück.
Wegen gravierender Fehlinvestitionen und korrupter Geschäfte der Regierung während der 1990er Jahre verlor der Staat jedoch fast seinen gesamten Reichtum und der hohe Wohlstand schwand. Beispielsweise hatte der Staat ein erfolgloses Musical in London finanziert, das nach der Premiere sofort abgesetzt wurde, man leistete sich auch einen unrentablen Ableger der University of the South Pacific. 1994 vergab der Staat ein Darlehen an einen Australischen Football-Klub, der bald darauf seinen Spielbetrieb einstellen musste. Löhne werden zurzeit teilweise nicht bezahlt, der Abfall häuft sich an, der Staat hat erhebliche Schulden zu bezahlen und steht vor dem Bankrott. Außerdem gibt es in Nauru ein „Gefängnis“ für afghanische, pakistanische und irakische Asylsuchende, die von der australischen Regierung im Nauru Detention Centre festgehalten werden.
Nauru hofft derzeit auf Entschädigungszahlungen Australiens, das vor der Unabhängigkeit die Phosphatvorkommen ohne Gegenleistung ausgebeutet hatte. Außerdem bezahlt Australien Nauru für die Unterbringung der inhaftierten Flüchtlinge; diese Zahlungen machen momentan fast das gesamte Staatseinkommen aus. Weiterhin versucht Nauru, seine Gläubiger und die UNO von seiner Notlage zu überzeugen und bittet um Schuldenerlass sowie um Subventionen der UNO. Im Jahr 2004 mussten schließlich Immobilien wie das Nauru House und das Mercure Hotel in Sydney verkauft werden, um einige Schulden zu bezahlen.
Mit dem Reichtum verschwanden auch die kostenlosen Dienstleistungen. Die Regierung konnte die medizinische Behandlung nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen, und auch Steuern werden mittlerweile erhoben.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist wegen des porösen Bodens und der unregelmäßigen Regenfälle auf die Küstenzone beschränkt, wo Kokospalmen, Bananen, Ananas und etwas Gemüse angebaut werden. Man versucht nun, auf den abgebauten Phosphatfeldern die Korallenfelsen wegzuräumen und Humus aufzutragen, um die landwirtschaftlichen Flächen auszudehnen. Früher eine Subsistenzwirtschaft, die auf traditionellen Praktiken basierte, hat sie durch den jahrzehntelangen Phosphatabbau – der bis zu 80 Prozent des Landes unbewohnbar und 90 Prozent der fruchtbaren Böden unbrauchbar machte – an Bedeutung verloren. Nur etwa 20 Prozent der Fläche, hauptsächlich der schmale Küstenstreifen, eignen sich für Ackerbau, wobei der Großteil für Siedlungen genutzt wird. Dennoch trägt die Landwirtschaft zum BIP bei rund 2,4 Prozent (Stand 2023) und spielt eine zentrale Rolle in der Ernährungssicherheit, da über 70 Prozent der nauruanischen Ernährung lokal produziert werden soll, um Armut und Gesundheitsprobleme wie Adipositas (über 40 Prozent der Bevölkerung betroffen) zu bekämpfen.
Die traditionelle Landwirtschaft der indigenen Nauruaner war matrilinear organisiert und auf kleine Hausgärten ausgerichtet, die um die Buada-Lagune – die einzige Süßwasseroberfläche der Insel – konzentriert waren. Dort wurden und werden Subsistenzkulturen wie Kokosnüsse, Brotfrüchte, Bananen, Papayas, Guaven, Pandanus und Ananas angebaut, ergänzt durch Gemüse und einheimische Harthölzer wie den Tamanu-Baum. Die Lagune diente zudem der Aquakultur, insbesondere der Zucht von Milchfischen, die als proteinreiche Nahrungsquelle galten. Fischerei, sowohl küstennah als auch im offenen Meer, ergänzt die Landwirtschaft und macht einen Großteil der Exporte aus (Fischexporte beliefen sich 2023 auf 72,2 Prozent des gesamten Exports). Viehzucht ist minimal und auf Hühner beschränkt, da Futterimporte teuer sind und Wasserknappheit – Nauru leidet unter Dürren und begrenzten Regenfällen – die Tierhaltung erschwert. Der Boden ist alkalisch, sandig und nährstoffarm, was den Einsatz von Düngemitteln und importierter Erde notwendig macht; traditionelles Wissen ging durch Kolonialismus und Modernisierung teilweise verloren.
Die Herausforderungen sind enorm: Der Phosphatabbau seit 1907 hat ein „mondenlandschaftartiges“ Innere hinterlassen, das für Pflanzenwachstum ungeeignet ist und die Biodiversität dezimiert hat. Dies führte zu einer Verschiebung der Ernährung hin zu importierten, verarbeiteten Lebensmitteln wie Reis und Zucker, was zu Ernährungsungleichgewichten beiträgt – über die Hälfte der Kinder unter 5 Jahren ist anämisch, und Stunting ist verbreitet. Importe decken den Großteil des Bedarfs ab, machen aber 16 Prozent der Importkosten aus (Stand 2023) und sind anfällig für Preisschwankungen, wie Minister Rennier Gadabu 2021 bei der UN Food Systems Summit betonte. Klimawandel verstärkt die Probleme durch steigende Meeresspiegel, Salzwasserintrusion in Böden und unvorhersehbare Dürren. Nur 13 Prozent der Haushalte (Stand 2011) sind in den Ackerbau involviert, und kommerzielle Landwirtschaft existiert kaum; stattdessen dominieren informelle Gärten und Community-Projekte.
Die Regierung erkennt die Dringlichkeit und hat Initiativen zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft gestartet. Der National Sustainable Development Strategy (NSDS) 2005–2025 priorisiert die Sektorentwicklung, mit Fokus auf lokale Produktion, um die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren und die Ernährungssicherheit zu stärken. Das Nauru Climate Smart Agriculture Plan (NaCSAP) 2021–2025 zielt auf klimafeste Praktiken ab, wie verbesserte Bewässerung, Bodensanierung und Schulungen für Farmer. Die FAO unterstützt dies durch Programme wie Garden Activities und Beratungszentren, die Ratgeber zu Crop- und Livestock-Produktion verteilen; über 75 Prozent der Farmer nutzen diese Ressourcen. Seit 1993 finanziert die Nauru Rehabilitation Corporation Landrehabilitationsprojekte, um geminte Flächen für Ackerbau und Grünflächen umzunutzen, wenngleich nur wenige erfolgreich waren. Im Department of Environment, Management and Agriculture (DEMA) wird die Division of Agriculture ausgebaut, um Beratung zu bieten und den Sektor zu professionalisieren. Die Nauruanische Ernährungspolitik betont lokale Wurzelknollen und reduziert den Anteil importierter Lebensmittel auf unter 30 Prozent.
Fischfang
Die Fischerei spielt auf Nauru eine wichtige Rolle, sowohl für die lokale Wirtschaft als auch für die Ernährung der etwa 10.800 Einwohner der kleinen Inselrepublik (21 km²). Aufgrund der geologischen Gegebenheiten – ein Korallenriff umgibt die Insel, und es gibt keinen natürlichen Hafen – ist die Fischerei jedoch herausfordernd und stark reguliert. Die Küstengewässer Naurus sind reich an Meeresressourcen, insbesondere Thunfisch, der ein zentraler Bestandteil der regionalen Fischerei ist.
Die lokale Fischerei ist überwiegend kleinteilig und dient der Selbstversorgung. Fischer nutzen kleine Boote, um in den küstennahen Gewässern des Pazifiks zu operieren, da das umliegende Riff und die steilen Küstenabschnitte größere Schiffe erschweren. Für den kommerziellen Fischfang ist Nauru stark in die regionale Thunfischindustrie eingebunden. Die Inselnation gehört zur Parties to the Nauru Agreement (PNA), einem Zusammenschluss von acht pazifischen Staaten, die etwa 25 bis 30 % des globalen Thunfischfangs kontrollieren. Nauru vergibt Lizenzen an ausländische Fischereiflotten, insbesondere aus Ländern wie Japan, China oder Taiwan, die in den 200 Seemeilen der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) fischen dürfen. Diese Lizenzgebühren sind eine bedeutende Einnahmequelle für die Staatskasse, da die Phosphatvorkommen, einst das wirtschaftliche Rückgrat, weitgehend erschöpft sind.
Die Fischerei ist jedoch nicht ohne Probleme. Überfischung und der Klimawandel bedrohen die Bestände, während die Abhängigkeit von ausländischen Flotten die lokale Kontrolle einschränkt. Der neue Nauru International Port (im Bau, voraussichtliche Fertigstellung nach 2020 verzögert) soll die Logistik verbessern, indem er größeren Fischerbooten und Frachtschiffen das Anlegen ermöglicht, was die Abhängigkeit von Barken und wetterbedingten Transfers reduziert. Für die lokale Bevölkerung bleibt Fisch ein Grundnahrungsmittel, oft ergänzt durch Importe, da die Landwirtschaft auf der Insel begrenzt ist. Traditionelle Fischereimethoden, wie das Fischen mit Netzen oder Speeren, sind weiterhin verbreitet, insbesondere im Binnenlagunengebiet Buada.
Bergbau
Nauru verfügte über die Phosphatvorkommen mit dem höchsten Phosphatgehalt der Welt. Sie hatten sich durch chemische Prozesse im Laufe von Jahrmillionen aus den Exkrementen von Seevögeln (Guano) gebildet, die auch heute noch in großer Zahl bei ihren saisonalen Wanderungen Nauru als „Basis“ nutzen. Rund 75 Prozent des Bruttosozialprodukts wurden durch den Export dieses Rohstoffes erwirtschaftet.
Der größte Teil der üppigen Einnahmen aus dem Phosphatabbau wurde dem nauruanischen Volk zur Verfügung gestellt. Bis 2001 war die medizinische Behandlung kostenlos, es gab weder Steuern noch Gebühren für öffentliche Dienstleistungen. So lebten die Nauruer recht sorglos und hatten oft keinen geregelten Tagesablauf. Ein beliebter Zeitvertreib war das Fangen und Züchten von Fregattvögeln. Jeder Nauruer besaß im Schnitt 2–3 Autos (bei nur 29 Kilometern asphaltierter Straßen) und ein Motorboot. Viele Nauruer flogen häufig nach Australien, um sich mit den neuesten und modernsten Konsumgütern einzudecken. Zahlreiche Feste und die allgemeine ungesunde Ernährung führten dazu, dass heute nahezu die Hälfte der Nauruer fettleibig und/oder zuckerkrank ist.
Seit dem Jahr 2000 hat der Phosphatbergbau einen dramatischen Niedergang erlebt. Die primären Phosphatvorkommen, die seit dem frühen 20. Jahrhundert die Wirtschaft dominiert hatten, waren zu diesem Zeitpunkt nahezu erschöpft – etwa 80 % der Inseloberfläche waren durch Streifenbergbau (Strip-Mining) zerstört, was zu einem unfruchtbaren Pinakellandschaft aus Kalksteinpfeilern führte. Dieses Jahr markierte das Ende des großskaligen kommerziellen Abbaus, da die leicht zugänglichen Reserven aufgebraucht waren und die Exporte auf rund 500.000 Tonnen sanken. Die wirtschaftlichen Einnahmen, die Nauru in den 1970er Jahren zu einem der reichsten Länder pro Kopf gemacht hatten (mit Jahresumsätzen von bis zu 120 Millionen AUD), brachen ein und führten zu einer schweren Rezession, hoher Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Auslandshilfe.
Trotz der Erschöpfung wurde der Abbau nicht vollständig eingestellt: Seit 2000 findet auf kleiner Skala weiterhin Mining statt, um Restbestände zu nutzen. Seit etwa 2006 hat Nauru Ausrüstung modernisiert und Infrastruktur erneuert, um tiefer gelegene Sekundärvorkommen (bis zu 20 Millionen Tonnen) zu erschließen, die schwieriger zugänglich sind. Derzeitige Produktion liegt bei etwa 45.000 Tonnen pro Jahr – ein Bruchteil der früheren Mengen von Millionen Tonnen. Diese Aktivitäten dienen der Erhaltung minimaler Einnahmen, sind jedoch umweltbelastend und wirtschaftlich marginal. Der Bergbau hat langfristig katastrophale Folgen: Über 80 % des Landes sind unbewohnbar, mit Verlust von Biodiversität, Bodenerosion, Wasserverschmutzung durch Cadmium und Phosphatstaub sowie erhöhtem Risiko für Dürren und Überschwemmungen durch den Klimawandel.
Wirtschaftlich hat der Rückgang des Bergbaus Nauru in eine Krise gestürzt: Korruption und Fehlinvestitionen (zum Beispiel in Offshore-Banken) verpufften die früheren Reserven, sodass das Land seit 2000 auf Einnahmen aus Fischereilizenzgebühren, australischen Asylzentren und Hilfen aus Australien, Neuseeland und Taiwan angewiesen ist. Umweltrehabilitationsversuche, wie Aufforstung und Bodenrestaurierung, scheiterten größtenteils; ein 1993er-Ausgleich mit Australien (120 Millionen AUD) half wenig. Zukünftige Pläne umfassen nachhaltigere Nutzung der Restphosphate (zum Beispiel als „grünes“ Düngemittel) und Diversifikation in Tourismus oder Agroforstwirtschaft, doch die Abhängigkeit von Rohstoffen bleibt ein Fluch. Insgesamt symbolisiert Naurus Bergbaugeschichte seit 2000 den „Resource Curse“: Reichtum, der in Zerstörung mündet, ohne nachhaltige Entwicklung.
Handwerk
Das traditionelle Handwerk konzentriert sich auf die Nutzung verfügbarer Materialien wie Kokospalmen, Korallen und Meeresressourcen. Beispiele umfassen das Flechten von Matten, Körben und Hüten aus Palmblättern sowie die Herstellung von Fischernetzen und einfachen Werkzeugen. Holz- und Schnitzarbeiten, oft für dekorative oder funktionale Zwecke wie Bootsbau, sind ebenfalls verbreitet, wobei traditionelle Techniken der nauruanischen Kultur gepflegt werden.
Aufgrund der wirtschaftlichen Krise nach dem Rückgang des Phosphatbergbaus (siehe unten) und der Abhängigkeit von Importen gibt es kaum industrielle Handwerksbetriebe. Viele Handwerker arbeiten informell, oft für den Eigenbedarf oder den lokalen Markt, wie kleine Reparaturwerkstätten für Boote, Fahrzeuge oder Haushaltsgegenstände. Berufsausbildung im Handwerk ist minimal, und es gibt keine größeren Schulungsprogramme; Fähigkeiten werden meist innerhalb von Familien weitergegeben. Jüngere Initiativen, unterstützt durch ausländische Hilfe (z. B. Australien), fördern handwerkliche Fertigkeiten wie Schneidern oder Baugewerbe, um die lokale Wirtschaft zu stärken, doch die Skala bleibt klein.
Industrie
Die Industrie auf Nauru betrifft fast ausschließlich den Phosphatbergbau, der seit dem frühen 20. Jahrhundert das wirtschaftliche Rückgrat der Insel bildete. Seit 2000 ist der Bergbau jedoch stark zurückgegangen, da die primären Phosphatvorkommen weitgehend erschöpft sind. Derzeit wird nur noch Sekundärabbau in kleinem Maßstab (rund 45.000 Tonnen pro Jahr) betrieben, der Restbestände nutzt, was etwa 80 % der Inseloberfläche durch Streifenbergbau zerstört hat. Diese Industrie ist hochgradig umweltbelastend, verursacht Bodenerosion, Wasserverschmutzung und Biodiversitätsverlust, und ist wirtschaftlich kaum noch tragfähig.
Abgesehen vom Bergbau gibt es keine nennenswerte industrielle Produktion. Es existieren keine größeren Fabriken oder verarbeitenden Betriebe, da Nauru fast alle Konsumgüter importiert (95 % der Waren, inklusive Lebensmittel und Treibstoff). Kleine industrielle Aktivitäten umfassen die Instandhaltung von Infrastruktur (zum Beispiel Hafenbau, siehe Schiffsverkehr) und begrenzte Bauarbeiten, oft mit ausländischer Unterstützung. Der neue Nauru International Port (im Bau, verzögert) soll die industrielle Logistik verbessern, bleibt aber auf Importe und Fischerei ausgerichtet. Energieversorgung erfolgt durch ein kleines Dieselkraftwerk, das jedoch veraltet ist; Pläne für Solarenergie oder andere erneuerbare Energien sind in Diskussion, aber kaum umgesetzt.
Die wirtschaftliche Abhängigkeit von ausländischer Hilfe (Australien, Taiwan) und Einnahmen aus Fischereilizenzgebühren sowie dem australischen Asylzentrum prägt die industrielle Landschaft mehr als lokale Produktion. Diversifikationsversuche (zum Beispiel Tourismus oder nachhaltige Landwirtschaft) sind in Planung, stoßen aber an Grenzen durch fehlende Ressourcen und die verwüstete Umwelt.
Dienstleistungen
Der Dienstleistungssektor hingegen ist mit rund 35 Prozent der Beschäftigten ein wichtiger Pfeiler der nauruanischen Wirtschaft. Hauptarbeitgeber sind die Verwaltung der Phosphatminen (Nauru Phosphate Royalties Trust) und die staatliche Reederei (Nauru Pacific Line) und die nationale Fluggesellschaft (Our Airline), die gelegentlich ihren Betrieb einstellt, wenn sie sich den Treibstoff oder Reparaturen nicht leisten kann. Sowohl die Nauru Pacific Line als auch die Our Airline werden zu großen Teilen vom Staat subventioniert.
Wasserwirtschaft
Die Insel verfügt über keine Flüsse oder Oberflächenwasser; Grundwasser ist durch Salzwasserintrusion und Verschmutzung (zum Beispiel durch Abwasser und industrielle Einflüsse) stark beeinträchtigt. Die Hauptquellen für Trinkwasser sind Regenwasser-Sammlung, Entsalzungsanlagen und importiertes Wasser.
Die Nauru Utilities Corporation (NUC) ist für die Wasserversorgung zuständig und betreibt Entsalzungsanlagen, die derzeit 60 % des Bedarfs decken. Regenwasser wird über Dachsysteme in Haushalts- und Gemeindetanks gesammelt (rund 20 % des Bedarfs). Es gibt Pläne zur Erweiterung der Speicherkapazität durch zusätzliche Tanks, um Dürreperioden zu überbrücken. Die australische Hilfsorganisation AusAID hat seit 2003 Desalinationsanlagen und 200 Haushaltstanks finanziert, um den Zugang zu sauberem Wasser zu verbessern.
Die Nationale Wasser-, Sanitär- und Hygienepolitik (NWSHP) von 2012 zielt auf eine zuverlässige, sichere und nachhaltige Versorgung ab. Der Water Resource Management Division im Department of Climate Change and National Resilience (DCCNR) koordiniert Projekte wie die „Scaling Up Water Storage Capacity“ (finanziert durch GCCA+ SUPA) und integriert Klimarisiken in die Planung. Die Überarbeitung des Nauru Water and Sanitation Master Plans (NWSMP) von 2017 berücksichtigt Klimawandel und setzt auf konjunktive Quellen (Regenwasser plus Entsalzung).
Hohe Verschmutzung des Grundwassers (zum Beispiel durch Salinität und biologische Kontamination) und begrenzte Speicherkapazitäten führen zu Engpässen. Es fehlen nationale Wasserqualitätsstandards, und Landbesitzfragen behindern Grundwasser-Nutzung. Projekte wie das Integrated Water Resources Management (IWRM) von SOPAC zielen auf Effizienzsteigerung und Bewusstseinsbildung ab.
Energiewirtschaft
Die Energiewirtschaft Naurus basiert fast ausschließlich auf importiertem Diesel (über 98 % der Stromerzeugung), was zu hohen Kosten und Abhängigkeit führt. Der jährliche Stromverbrauch liegt bei ca. 37 Millionen kWh (zirka 3.150 kWh pro Kopf), mit einer Spitzenlast von 5 bis 6 MW. Die NUC betreibt das Stromnetz mit Dieselgeneratoren (installierte Kapazität: 17,9 MW), was zu häufigen Ausfällen führte, bis neue effiziente Generatoren (finanziert durch ADB) 2018 installiert wurden.
Seit 2008 gibt es erste Solaranlagen (zum Beispiel 40 kWp an der Nauru College durch EU-REP-5), die den Dieselverbrauch senken. Ein ADB-Projekt (Solar Power Development Project) plant eine 6-MW-Solaranlage mit 2,5 MWh Batteriespeicher, um intermittierende Erzeugung zu glätten und Dieselanteil zu reduzieren. Die Elektrifizierungsrate beträgt 99,8 %.
Die Nauru Energy Road Map (NERM) 2014–2020 und das National Energy Policy Framework (NEPF) von 2009 streben 50 % erneuerbare Energien bis 2020 an (Ziel: Reduktion fossiler Brennstoffe auf 50 %). Die National Sustainable Development Strategy (NSDS) integriert Energieeffizienz und Reformen (zum Beispiel Tarifstruktur und Institutionelle Stärkung durch ADB). Das Department of Commerce, Industry and Environment (CIE) koordiniert die Politik.
Energieproduktion 2006:
- Produktion 31 mio. kWh
- Verbrauch 29 mio. kWh
- Verbrauch pro Person pro Jahr 2636 kWh
Abfallwirtschaft
Die Abfallwirtschaft ist durch begrenzten Platz, hohe Importabhängigkeit und Umweltbelastungen geprägt. Haushalts-, Industrie- und medizinischer Abfall (rund 10 bis 15 Tonnen/Tag) wird größtenteils deponiert, was zu Sickerwasser-Problemen und Korallenriff-Schäden führt. Die Nauru Rehabilitation Corporation (NRC) managt die Deponie, während das Department of Commerce, Industry and Environment (CIE) die Regulierung übernimmt.
Die Solid Waste Management Strategy 2011–2020 priorisiert umweltgerechte Handhabung. Ein UNEP-Projekt (2023–2026) stärkt Kapazitäten für Chemikalien- und Abfallmanagement gemäß Basel- und Stockholm-Konventionen, inklusive einer zentralen Datenbank und Importlizenzierung. Für medizinischen Abfall wurde 2023 eine emissionsfreie Dekontaminationsanlage (WHO-finanziert) installiert, die COVID-19-Abfälle ohne Verbrennung verarbeitet. PacWaste Plus (SPREP) adressiert gefährliche Abfälle (z. B. E-Waste, Asbest) und fördert Recycling.
Handel
Nauru ist vollständig von Importen abhängig, die überwiegend aus Australien kommen. Importiert werden nicht nur Konsumgüter und Lebensmittel, sondern auch ein Teil des benötigten Süßwassers. Wichtigste Abnehmer nauruanischer Exporte sind nach australischen Angaben (2005) Südafrika, Indien und Kanada. Wichtigste Lieferländer sind Australien, die USA und Deutschland.
Der Handel basiert hauptsächlich auf Importen aus Australien, Taiwan und anderen Ländern, da fast alle Güter (Lebensmittel, Kleidung, Elektronik) eingeführt werden müssen. Lokale Produkte wie Fisch, Kokosnüsse oder Handwerkskunst machen nur einen kleinen Teil aus. Einkaufszentren im klassischen Sinne – große, klimatisierte Malls mit Hunderten von Geschäften – gibt es nicht. Stattdessen dominieren kleine Supermärkte, Geschäftscluster und Wochensmärkte. Der Einzelhandel ist aufgrund hoher Transportkosten teuer, und Bargeld (australischer Dollar) ist essenziell, da Kreditkarten selten akzeptiert werden.
Das Zentrum des Einkaufslebens ist das Civic Centre Complex in Yaren (auch Aiwo genannt), das als zentraler Einkaufs- und Dienstleistungskomplex gilt. Es beherbergt Supermärkte (einer der beiden Hauptgroßhändler der Insel), eine Bank (Bendigo Bank, aber keine Kreditkarten), eine Postamt, Digicel-Shop (Telekommunikation) und australisches Visazentrum, ein Fitnessstudio und Taiwan-Botschaft im Obergeschoss sowie einen wöchentlichen Samstagsmarkt mit lokalen Produkten wie Gemüse und Fisch.
Der Komplex liegt gegenüber dem Od'n Aiwo Hotel und ist der Treffpunkt für Einheimische und Besucher. Er wird als „super mini shopping mall“ beschrieben und bietet neben Einkäufen auch Veranstaltungen wie die Miss-Nauru-Wahl im nahegelegenen Civic Hall.
Ein weiteres wichtiges Zentrum ist das Ewa Shopping Complex, das einen Supermarkt und einen angeschlossenen Bottle Shop (Alkoholverkauf) umfasst – der einzige legale Ort für Alkohol seit der Schließung des Flughafenduty-free-Shops.
Der dominierende Akteur im nauruanischen Handel ist Capelle & Partner, ein familiengeführtes Unternehmen seit 1965 mit über 200 Mitarbeitern und 11 Filialen. Es ist der größte Einzelhändler der Insel und bietet eine breite Palette an Waren: Lebensmittel, Haushaltsgüter, Kleidung und mehr. Die Preise sind hoch, da alles importiert wird. Weitere Supermärkte sind:
- Aiwo Supermarket: Fokussiert auf günstige australische Marken (zum Beispiel Black & Gold), aber teurer als auf dem Festland.
- Eigigu Supermarket: Ein lokaler Grocery-Store mit Fokus auf tägliche Bedürfnisse.
- Rainbow Enterprise: Online-Grocery-Shop für digitale Bestellungen, der für alle mit Smartphone zugänglich ist.
Neben Importgütern gibt es lokale Handwerksprodukte aus Kokosfasern, Muscheln und geometrischen Mustern (zum Beispiel Hüte, Matten, Körbe). Diese werden in Ständen, am Nauru Philatelic Bureau (für Briefmarken) oder im Tourismusbüro verkauft. Souvenirläden finden sich auch im Menen Hotel oder in der chinesischen Einkaufsgegend nahe dem Nauru College.
Finanzwesen
Nachdem in den neunziger Jahren die Erlöse aus dem Phosphatexport drastisch zurückgegangen waren, versuchte sich Nauru auch als eine Basis für das „Offshore-Banking“ zu etablieren. Bald jedoch mehrten sich Vorwürfe, dass in Nauru Anlagebetrug und Geldwäsche in großem Stil betrieben werde. Die „Financial Action Task Force on Money Laundering“ (FATF) der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verhängte daraufhin im Dezember 2001 gegen Nauru als ersten Staat überhaupt Sanktionen, weil es auch nach entsprechender Aufforderung versäumt habe, geeignete Maßnahmen zur Geldwäschebekämpfung zu ergreifen. Als Reaktion hierauf hat Nauru Mitte 2003 sämtliche Offshore-Banklizenzen widerrufen, und die FATF-Sanktionen wurden im Oktober 2004 zurück genommen. Im Oktober 2005 wurde das Land auch wieder von der „Schwarzen Liste“ der Geldwäscheoasen gestrichen. Bereits im Dezember 2003 war das Land von der Liste der unkooperativen Steueroasen gestrichen worden, auf die Nauru von der OECD zwischenzeitlich gesetzt worden war.
Um eine völlige Zahlungsunfähigkeit des Staates zu verhindern, hat die Regierung Scotty zu drastischen Maßnahmen gegriffen. So wird im gesamten öffentlichen Dienst des Landes bis hoch zum Präsidenten nur noch ein bescheidenes Einheitssalär gezahlt. Experten aus Australien und dem Pazifik-Insel-Forum beraten die Regierung dabei, die Staatsfinanzen mittelfristig wieder zu konsolidieren. Daneben hält Nauru verstärkt nach ausländischen Gebern Ausschau. Diesem Zweck diente unter anderem ein Gebertreffen im November 2005, bei dem die Regierung ihre Nachhaltigkeitsstrategie für den Zeitraum 2005 bis 2025 vorstellte.
Der Staatshaushalt Naurus basiert derzeit wesentlich auf vor allem australischer Entwicklungshilfe. Australien, das seit einigen Jahren ein Flüchtlingslager in Nauru unterhält, wird dieses voraussichtlich in Kürze schließen. Derzeit noch unklar, ob und in welcher Höhe nach Schließung des Lagers australische Entwicklungshilfe für den Inselstaat zur Verfügung stehen wird.
Soziales und Gesundheit
Die Gesellschaft Naurus ist stark von traditionellen Werten und Gemeinschaftsstrukturen geprägt, wobei Familien- und Stammesbande eine zentrale Rolle spielen. Die Bevölkerung lebt in dichten, eng verbundenen Gemeinschaften, hauptsächlich in den Distrikten Yaren und Aiwo. Die soziale Kohäsion wird durch lokale Veranstaltungen wie Märkte, kirchliche Aktivitäten und Feste gestärkt, etwa die Feierlichkeiten im Civic Centre. Dennoch führt die hohe Bevölkerungsdichte auf nur 21 Quadratkilometern zu Herausforderungen wie begrenztem Wohnraum und Ressourcenknappheit.
Ein bedeutender sozialer Faktor ist die wirtschaftliche Abhängigkeit von australischer Hilfe und Einnahmen aus dem Offshore-Processing-Center für Asylsuchende, das Arbeitsplätze schafft, aber auch soziale Spannungen verursacht. Arbeitslosigkeit und Armut sind weit verbreitet, da der Phosphatabbau, einst das wirtschaftliche Rückgrat, weitgehend erschöpft ist. Bildung spielt eine Schlüsselrolle für soziale Mobilität, doch die Infrastruktur ist begrenzt. Schulen wie das Nauru College bieten grundlegende Bildung, aber viele Familien schicken ihre Kinder für höhere Bildung nach Australien oder Fidschi. Jugendliche sind oft von Perspektivlosigkeit betroffen, was soziale Probleme wie Alkoholmissbrauch und Kriminalität verstärkt.
Das Gesundheitssystem Naurus ist stark eingeschränkt und kämpft mit der Versorgung der Bevölkerung. Es gibt zwei Hauptkrankenhäuser: das Nauru General Hospital (auch Republic of Nauru Hospital) in Yaren und das RON Hospital, das von australischen Organisationen unterstützt wird. Diese Einrichtungen bieten grundlegende medizinische Versorgung, doch für spezialisierte Behandlungen müssen Patienten oft nach Australien oder Taiwan ausgeflogen werden, was kostspielig ist. Die Insel verfügt über wenige Ärzte und Pflegekräfte, und die medizinische Ausstattung ist veraltet. Apotheken, wie die im Civic Centre, haben begrenzte Vorräte, da die meisten Medikamente importiert werden.
Krankheiten
Nauru hat eine der höchsten Raten an nichtübertragbaren Krankheiten weltweit, insbesondere Diabetes Typ 2, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Über 70 % der Erwachsenen gelten als übergewichtig, was auf eine Ernährung mit stark verarbeiteten, importierten Lebensmitteln und mangelnde Bewegung zurückzuführen ist. Früher waren Fisch und Kokosnüsse Hauptnahrungsquellen, doch heute dominieren günstige, kalorienreiche Importe wie Reis und Konserven. Unterernährung tritt paradoxerweise parallel zur Fettleibigkeit auf, da frisches Obst und Gemüse teuer und schwer zugänglich sind.
Infektionskrankheiten wie Denguefieber und Tuberkulose sind ebenfalls ein Problem, verschärft durch die dichte Besiedlung und unzureichende sanitäre Einrichtungen. Psychische Gesundheit ist ein wachsendes Thema, da Stress durch wirtschaftliche Unsicherheit und soziale Isolation zunimmt, doch es gibt kaum psychologische Unterstützung. Alkohol- und Tabakkonsum sind weit verbreitet und tragen zu Gesundheitsproblemen bei.
Bildung
Das Bildungssystem Naurus ist kostenfrei und verpflichtend für Kinder im Alter von 5 bis 16 Jahren. Es umfasst die Primar- und Sekundarstufe, wobei die Struktur stark von australischen Bildungsmodellen beeinflusst ist. Die Schulen sind staatlich finanziert, und das Bildungsministerium (Department of Education) überwacht die Organisation und Lehrpläne. Aufgrund der geringen Bevölkerung und Ressourcen gibt es nur eine Handvoll Schulen, die sich auf wenige Distrikte konzentrieren, insbesondere Yaren und Aiwo.
Insgesamt gibt es vier Grundschulen, darunter die Aiwo Primary School und die Yaren Primary School, die grundlegende Fächer wie Mathematik, Englisch, Naturwissenschaften und nauruanische Kultur unterrichten. Der Unterricht erfolgt hauptsächlich auf Englisch, der Amtssprache, obwohl Nauruanisch ebenfalls gelehrt wird, um die kulturelle Identität zu bewahren.
Die wichtigste weiterführende Schule ist das Nauru Secondary School (NSS), das Schüler auf Abschlüsse vorbereitet, die mit australischen Standards vergleichbar sind. Einige Schüler besuchen auch das Nauru College, eine kombinierte Primar- und Sekundarschule, die sich auf praktische und akademische Bildung konzentriert.
Das Bildungssystem leidet unter mehreren Problemen: begrenzte Infrastruktur, veraltete Lehrmaterialien und ein Mangel an qualifizierten Lehrkräften. Viele Lehrer kommen aus dem Ausland, was die Kontinuität erschwert. Zudem führt die Perspektivlosigkeit auf der Insel – bedingt durch den erschöpften Phosphatabbau und begrenzte Arbeitsmöglichkeiten – dazu, dass viele Jugendliche die Schule nicht als Priorität sehen, was die Abbrecherquoten erhöht. Dennoch gibt es Bemühungen, die Bildungsqualität zu verbessern, etwa durch australische Unterstützung und Programme zur Förderung von MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik).
Schulen, Lehrer und Schüler 1995:
pre-primary 4 44 482
primary 6 48 986
secondary 4 46 482
vocational 1 4 17
Überseestudenten 1994 88
Höhere Bildung
Auf der Insel gibt es eine Berufsschule (Trade School) und ein Lehrerkolleg (Teachers Training School) sowie einen Campus der University of the South Pacific. Es gibt jedoch keine eigene Universität auf Nauru. Studenten, die eine Hochschulbildung anstreben, müssen ins Ausland, meist nach Australien, Fidschi oder Taiwan, was durch Stipendien (zum Beispiel australische Programme) unterstützt wird. Dies ist jedoch für viele Familien finanziell und logistisch herausfordernd. Einige nauruanische Kinder besuchen Internate in Australien oder Neuseeland. Universitätsstudien im Ausland werden durch die Regierung mit Stipendien unterstützt, und meist studieren nauruanische Hochschulstudenten an australischen Universitäten.
Bibliotheken und Archive
Bibliotheken auf Nauru sind rar und klein, was die begrenzte Infrastruktur widerspiegelt. Es gibt keine öffentliche Bibliothek im klassischen Sinne, wie man sie in größeren Ländern findet. Stattdessen gibt es kleinere Bibliotheksangebote, die mit Schulen oder Regierungseinrichtungen verbunden sind:
- Nauru Secondary School Library: Diese kleine Bibliothek dient hauptsächlich Schülern und enthält grundlegende Lehrmaterialien, englischsprachige Bücher und einige lokale Publikationen. Sie ist jedoch schlecht ausgestattet, und die Auswahl ist begrenzt.
- University of the South Pacific (USP) Centre Library: Nauru beherbergt eine kleine Außenstelle der USP in Yaren, die Fernstudienprogramme anbietet. Die dazugehörige Bibliothek bietet begrenzte Ressourcen für Studierende, darunter akademische Texte und Zugang zu Online-Datenbanken, sofern die Internetverbindung stabil ist. Diese Bibliothek ist primär für Fernstudierende gedacht, nicht für die breite Öffentlichkeit.
- Community Resource Centres: In einigen Distrikten gibt es kleine, von der Gemeinde betriebene Lesesäle oder Lernzentren, die Bücher, Zeitungen und gelegentlich Computer bereitstellen. Diese sind jedoch nicht flächendeckend verfügbar.
Der Zugang zu Büchern und Bildungsmaterialien ist eingeschränkt, da die meisten Ressourcen importiert werden müssen, was teuer ist. Digitale Bibliotheken oder E-Books könnten eine Lösung sein, doch die Internetinfrastruktur auf Nauru ist unzuverlässig und teuer, was den Zugang zu Online-Ressourcen erschwert. Lokale Initiativen, wie Buchspenden aus Australien oder Taiwan, versuchen, die Lücke zu schließen, aber die Nachhaltigkeit bleibt ein Problem.
Archive auf Nauru sind ebenfalls begrenzt und konzentrieren sich auf die Bewahrung der nauruanischen Geschichte und Kultur. Es gibt kein zentrales nationales Archiv, das mit modernen Standards vergleichbar ist. Stattdessen werden historische Dokumente und Artefakte in kleineren Einrichtungen oder privaten Sammlungen aufbewahrt:
- Nauru Museum: Das kleine Museum in Yaren sammelt Artefakte, Fotos und Dokumente zur Geschichte des Phosphatabbaus, der Kolonialzeit (deutsche und australische Herrschaft) und der nauruanischen Kultur. Es dient als informelles Archiv, ist aber nicht systematisch organisiert und für die Öffentlichkeit nur eingeschränkt zugänglich.
- Regierungsbüros: Einige historische Dokumente, wie Geburtsurkunden, Landbesitzurkunden und Regierungsprotokolle, werden in den Büros des Chief Secretary oder des Bildungsministeriums aufbewahrt. Diese sind jedoch nicht digitalisiert und oft in schlechtem Zustand, da die tropische Umgebung die Konservierung erschwert.
- Nauru Philatelic Bureau: Dieses Büro archiviert Briefmarken und philatelistische Materialien, die einen Teil der nauruanischen Geschichte widerspiegeln. Es ist eine kleine, aber bedeutende Quelle für kulturelle Dokumentation.
Die Bewahrung von Archiven ist schwierig, da es an Fachpersonal, Finanzierung und moderner Technologie fehlt. Internationale Organisationen, wie die UNESCO, haben in der Vergangenheit Unterstützung angeboten, um kulturelle Dokumente zu digitalisieren, aber solche Projekte sind selten und langsam.
Kultur
Die frühe Kultur Naurus basierte auf den zwölf Stämmen. Ein gemeinsames Oberhaupt über alle Stämme gab es nicht. Jeder Stamm hatte seine eigene Abstammungsgeschichte. Jeder Stamm zerfiel noch in einige Familien, von denen jede ein besonderes Wappen besaß. Die Angehörigen der Stämme verteilten sich auf vier verschiedene Rangklassen namens Temonibe, Emo, Amenengame und Engame; daran schlossen sich zwei besitzlose Klassen an, die Itsio und die Itiora. Bestimmend für die Zugehörigkeit zu einer Klasse war stets die Klasse der Mutter. Bis zur Geburt eines Sohnes, der die Rangklasse der Mutter besaß, traten vorher geborenen Töchter in die gleiche Klasse ein, die nachfolgenden Kinder gehörten den nächstfolgenden Klassen an. Einige Temonibe hatten die Rechte über das Riff und Teile des tiefen Wassers und gestatteten die Fischerei gegen Abgaben.
Museen
Das wichtigste Museum der Insel ist das Nauru Museum in Yaren, dem administrativen Zentrum Naurus. Es ist ein kleines, aber bedeutendes kulturelles Zentrum, das sich der Dokumentation der Geschichte und Kultur der Insel widmet. Die Sammlung umfasst Artefakte, Fotografien, Dokumente und Gegenstände, die verschiedene Epochen der nauruanischen Geschichte abdecken. Ein zentraler Fokus liegt auf der Geschichte des Phosphatabbaus, der im 20. Jahrhundert die Wirtschaft Naurus prägte. Ausstellungsstücke wie alte Werkzeuge, Karten und Fotografien zeigen die Blütezeit des Abbaus sowie die ökologischen und sozialen Folgen, die bis heute sichtbar sind, etwa die verwüstete Landschaft im Inselinneren.
Das Museum bewahrt Dokumente und Objekte aus der deutschen und australischen Kolonialzeit sowie aus der japanischen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs. Dazu gehören Uniformen, Schriftstücke und historische Fotografien. Traditionelle Handwerkskunst, wie geflochtene Matten aus Kokosfasern, Fischereigeräte und Muschelschmuck, wird ausgestellt, um die indigene Kultur und Lebensweise der Nauruer zu präsentieren. Diese Exponate unterstreichen die Bedeutung von Fischerei und Kokosnussprodukten vor der Dominanz importierter Waren. Dokumente und Erinnerungsstücke zur Unabhängigkeit Naurus 1968 sowie zur jüngeren Geschichte, einschließlich der Rolle des Offshore-Processing-Centers für Asylsuchende, sind ebenfalls Teil der Sammlung.
Das Nauru Museum ist keine hochmoderne Einrichtung; die Ausstellungsfläche ist klein, und die Präsentation ist einfach gehalten. Die tropische Umgebung erschwert die Konservierung von Artefakten, und es fehlt an finanziellen Mitteln sowie Fachpersonal für eine professionelle Archivierung. Dennoch dient das Museum als wichtiger Treffpunkt für Einheimische und Besucher, um die Geschichte und Kultur der Insel zu verstehen. Es ist oft nur nach Vereinbarung oder zu bestimmten Zeiten geöffnet, weshalb Besucher vorab Kontakt mit der Nauru Tourism Authority oder lokalen Behörden aufnehmen sollten.
Neben dem Nauru Museum gibt es kleinere, informelle Sammlungen, die als museale Einrichtungen betrachtet werden können:
- Nauru Philatelic Bureau: Dieses Büro in Yaren sammelt und präsentiert Briefmarken, die einen Teil der nauruanischen Geschichte dokumentieren, etwa Motive zum Phosphatabbau, zur Unabhängigkeit oder zur lokalen Flora und Fauna. Für Sammler und Historiker bietet es einen Einblick in die kulturelle und politische Entwicklung Naurus.
- Civic Centre Complex: Obwohl primär ein Einkaufs- und Verwaltungszentrum, beherbergt das Civic Centre gelegentlich kleine Ausstellungen oder kulturelle Veranstaltungen, die historische Objekte oder Fotos zeigen. Diese sind jedoch temporär und nicht dauerhaft zugänglich.
- Gemeindesammlungen: In einigen Distrikten, wie Aiwo oder Meneng, bewahren Gemeinschaften oder Familien private Sammlungen von Artefakten, wie traditionelle Werkzeuge oder historische Dokumente, auf. Diese sind jedoch nicht öffentlich zugänglich und eher informell.
Architektur
Die Siedlungen lagen damals bereits an der Küste, nur wenige befanden sich bei der Buada-Lagune. Die Insulaner wohnten in aus zwei bis drei Häusern bestehenden Gehöften, mehrere Gehöfte schlossen sich zu Dörfern zusammen, die teilweise unmerklich ineinander übergingen. Insgesamt gab es 168 Dörfer. Eine Anzahl Dörfer bildeten einen Gau, von denen es insgesamt 14 gab. Diese damaligen Gaue sind die heutigen Distrikte.
Zu jedem Gehöft gehörte eine Reihe von Grundstücken und teilweise Besitzanrechten an den Fischteichen der Buada-Lagune. Jedes Grundstück hatte einen besonderen Namen und durfte in Erbpacht gegeben werden. Dieser persönliche Besitz wurde durch Grenzsteine und Erdwälle festgelegt. Ferner gehörten zum persönlichen Besitz Geräte und Werkzeug sowie Schmucksachen, Fregattvögel, Möwen, Hunde, Schweine, und Palmen, die äußerlich besondere Erkennungsmarken trugen.
Vor der Kolonialzeit und dem intensiven Phosphatabbau lebten die Nauruer in einfachen, funktionalen Strukturen, die an das tropische Klima und die verfügbaren Materialien angepasst waren. Traditionelle Häuser, bekannt als Baim oder Buada, bestanden aus natürlichen Materialien wie Kokospalmenholz, Pandanusblättern und Korallensteinen. Diese Bauten waren einstöckig, oft auf Stelzen errichtet, um Schutz vor Flutwellen und Hitze zu bieten, und hatten offene, gut belüftete Designs, um die tropische Hitze zu bewältigen. Dächer wurden aus geflochtenen Palmblättern gefertigt, die Regen abhielten, aber regelmäßig ersetzt werden mussten. Solche traditionellen Strukturen sind heute selten, da moderne Baumaterialien und Lebensweisen sie weitgehend verdrängt haben, aber einige Elemente finden sich noch in ländlichen Gegenden oder als kulturelle Rekonstruktionen, etwa im Nauru Museum.
Die Architektur Naurus wurde stark durch die koloniale Geschichte geprägt, insbesondere durch die deutsche und australische Herrschaft sowie die japanische Besatzung während des Zweiten Weltkriegs. Während des Phosphatabbaus im 20. Jahrhundert, als Nauru wirtschaftlich florierte, entstanden funktionale Gebäude, die den Bedürfnissen der Industrie und Verwaltung dienten. In Yaren, dem administrativen Zentrum, finden sich Gebäude wie das Parlamentsgebäude und das Civic Centre Complex, die schlicht und zweckmäßig gestaltet sind. Das Parlamentsgebäude, ein einstöckiger Bau mit Flachdach, ist ein Beispiel für die funktionale Architektur der 1960er- und 1970er-Jahre, die auf Effizienz statt Ästhetik setzte. Es wurde nach der Unabhängigkeit 1968 errichtet und ist von bescheidener Erscheinung, mit Betonwänden und minimalem Dekor.
Der Phosphatabbau führte zum Bau von Infrastrukturen wie Lagerhallen, Verarbeitungsanlagen und Arbeiterunterkünften. Diese Strukturen, oft aus Beton oder vorgefertigten Materialien, sind heute teilweise verfallen, da der Abbau weitgehend eingestellt wurde. Die Überreste, etwa in den Distrikten Aiwo oder Topside, sind Zeugnisse der industriellen Vergangenheit, geprägt von Rost und Verfall durch das salzhaltige Klima. Einige Gebäude aus der deutschen und australischen Zeit, wie Verwaltungsbüros oder Kirchen, existieren noch, sind aber oft in schlechtem Zustand. Die Moqua-Kirche oder andere kleine Gotteshäuser zeigen Einflüsse westlicher Architektur, mit einfachen Backstein- oder Holzstrukturen und Satteldächern.
Die moderne Architektur auf Nauru ist stark funktional und durch die wirtschaftlichen Einschränkungen geprägt. Nach dem Rückgang des Phosphatabbaus und der wirtschaftlichen Krise ab den 1990er Jahren fehlen die Mittel für ambitionierte Bauprojekte. Die meisten Gebäude sind einstöckig, aus Beton oder vorgefertigten Materialien, da diese widerstandsfähig gegen das tropische Klima und die salzhaltige Luft sind.
Wohnhäuser sind meist einfache Betonbauten mit Flachdächern oder Wellblechdächern. Viele Familien leben in dicht besiedelten Küstengebieten, da das Inselinnere durch den Phosphatabbau unbewohnbar ist. Die Häuser sind klein, oft überfüllt und haben grundlegende Ausstattungen, da Wasser- und Stromversorgung unzuverlässig sind.
Das Civic Centre Complex in Yaren ist ein zentraler Ort für Handel und Verwaltung. Es besteht aus mehreren miteinander verbundenen Gebäuden mit schlichtem Design, Betonwänden und großen Fenstern für Belüftung. Ähnlich ist der Ewa Shopping Complex, der funktionale Architektur mit minimalem ästhetischen Anspruch bietet.
Das Menen Hotel und das Od’n Aiwo Hotel sind die Hauptunterkünfte für Besucher. Beide sind zweckmäßig gestaltet, mit einstöckigen oder niedrigen Gebäuden, die auf Komfort und Klimaanlagen setzen, um der Hitze zu begegnen. Ihre Architektur ist schlicht, mit Betonstrukturen und wenig Dekor. Schulen wie das Nauru College oder das Nauru Secondary School sowie das Nauru General Hospital bestehen aus funktionalen Betonbauten, oft mit Wellblechdächern. Diese Gebäude sind auf Langlebigkeit ausgelegt, aber oft in schlechtem Zustand aufgrund fehlender Wartung.
Bildende Kunst
Die Traditionen des Kunsthandwerks sind fast gänzlich verloren gegangen. Im Alltagsleben hat sich fast nichts Althergebrachtes erhalten. Die Einwohner tragen die übliche Tropenkleidung: kurze Hosen und leichte Hemden. Noch am ehesten wird wohl der Fischfang in der traditionellen Art ausgeübt, teilweise mit Hilfe von dressierten Fregattvögeln. Diese stehen in Nauru als Nationaltier unter besonderem Schutz und werden nur zum Fischfang und teilweise noch zur Übermittlung von Briefen gehalten.
Die traditionellen Kunstformen nutzen lokale Materialien wie Kokosfasern, Pandanusblätter, Muscheln und Korallensteine, die in der tropischen Umgebung reichlich vorhanden sind. Zu den wichtigsten traditionellen Kunstformen gehören:
- Flechtkunst: Geflochtene Matten, Körbe, Hüte und Taschen aus Pandanus- oder Kokosfasern sind typisch. Diese Arbeiten zeichnen sich durch geometrische Muster und eine hohe handwerkliche Präzision aus. Sie hatten ursprünglich funktionale Zwecke, etwa als Bodenbeläge oder Behälter, sind heute aber auch dekorative Kunstobjekte und beliebte Souvenirs.
- Muschelschmuck: Ketten, Armbänder und Anhänger aus Muscheln oder Korallen sind traditionelle Schmuckstücke, die oft mit Symbolen der nauruanischen Kultur verziert sind. Sie werden von Frauen hergestellt und bei Zeremonien oder Festen getragen.
- Schnitzkunst: Holz- und Korallenschnitzereien, oft mit Motiven von Fischen, Vögeln oder Meeressymbolen, sind seltener, aber Teil der traditionellen Kunst. Diese Werke spiegeln die enge Verbindung der Nauruer zur Meereswelt wider, da Fischerei eine zentrale Rolle im Leben spielte.
Diese traditionellen Kunstformen werden oft in Familien oder Gemeinschaften weitergegeben und sind heute vor allem in kulturellen Kontexten oder für den Tourismus relevant. Sie werden auf lokalen Märkten, etwa im Civic Centre Complex in Yaren, oder im Nauru Museum präsentiert. Die moderne bildende Kunst auf Nauru ist stark eingeschränkt, da es weder Kunstgalerien noch eine professionelle Künstlerszene gibt. Die wirtschaftliche Krise nach dem Rückgang des Phosphatabbaus und die Abhängigkeit von Importen haben den Fokus der Bevölkerung auf Überlebensfragen gelenkt, wodurch die Entwicklung einer zeitgenössischen Kunstszene erschwert wird. Dennoch gibt es einige Ansätze moderner Kunst. Einige Künstler, meist Amateure, schaffen zum Beispiel Gemälde oder Zeichnungen, die lokale Themen wie die Landschaft, die Meereswelt oder die Geschichte des Phosphatabbaus behandeln. Diese Werke sind oft in privaten Sammlungen oder in Gemeinschaftszentren zu finden, etwa im Civic Centre oder in Schulen wie dem Nauru College.
Fotografische Arbeiten, die die veränderte Landschaft Naurus – insbesondere die durch den Phosphatabbau zerstörten „Topside“-Gebiete – oder das Alltagsleben dokumentieren, sind eine wachsende Form der Kunst. Diese Werke werden gelegentlich in internationalen Kontexten gezeigt, etwa durch australische oder pazifische Kunstprojekte, sind aber lokal selten ausgestellt.
Moderne Variationen traditioneller Flechtkunst oder Stoffdesigns, die mit importierten Farben oder Materialien verziert sind, finden sich in Souvenirläden oder Hotels wie dem Menen Hotel. Diese Arbeiten kombinieren traditionelle Muster mit zeitgenössischen Elementen.
Literatur
Die Literatur Naurus wurzelt in einer starken oralen Tradition, die durch Missionare und Kolonialherren erst schriftlich festgehalten wurde. Im 19. Jahrhundert brachten europäische Missionare das Schreiben nach Nauru, was zu ersten Aufzeichnungen in der nauruanischen Sprache führte – einer austronesischen Sprache, die bis 1938 von Dialekten geprägt war und durch Wörterbücher wie das von Philip Delaporte standardisiert wurde. Timothy Detudamo, ein nauruanischer Häuptling, transkribierte 1938 Legenden und Sagen in Legends, Traditions, and Tales of Nauru, eine Sammlung, die Mythen von mythischen Figuren und Inselgeheimnissen bewahrt und als Grundstein der nauruanischen Literatur gilt. Diese Texte dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der kulturellen Erhaltung, da 80 Prozent des Landes durch Phosphatabbau unbewohnbar wurden und damit auch traditionelle Wissensquellen verloren gingen.
In den 1990er Jahren, nach einem Workshop der University of the South Pacific, entstand Stories from Nauru, eine Anthologie mit Kurzgeschichten von Autoren wie Ben Bam Solomon, Elmina Quadina und Jerielyn Jeremiah. Die Beiträge mischen Folklore mit modernen Themen wie Migration und Identitätsverlust, fernab von bloßer Folklore-Erhaltung – eine ambitionierte Sammlung, die nauruanische Stimmen in die Welt trägt. Poetisch ragt Joanne Gobure heraus: Ihr Gedicht A Beautiful Prayer (aus den 1990er Jahren) evoziert spirituelle Schönheit und Resilienz, oft als eines der wenigen international zugänglichen Werke nauruanischer Herkunft zitiert. Margaret Hendrie, eine weitere Dichterin, schrieb die Lyrics zur Nationalhymne Nauru Bwiema. Insgesamt ist die Literatur spärlich, da viele Naurus Englisch bevorzugen und Werke wie Paradise for Sale: A Parable von Solomon oder I Have Seen The Moon: Reflections on Nauru von Tripp family Themen wie den Phosphate-Reichtum und seinen Kollaps thematisieren. Dennoch bleibt die Szene lebendig durch lokale Wettbewerbe und das Bewahren von Geschichten in Schulen, wo die Verbindung zur Natur – trotz Zerstörung – zentral ist.
Theater
Das Theater auf Nauru ist noch fragmentarischer, da es keine festen Bühnen oder professionellen Ensembles gibt – ein Spiegel der Isolation und knappen Ressourcen. Traditionell lebt die performative Kunst in Tänzen wie dem Frigate-Bird-Dance oder dem Dogoropa fort, die bei Zeremonien rhythmisches Singen mit kreisförmigen Bewegungen (Reigen) verbinden und Elemente aus Mikronesien und Indonesien aufweisen. Diese Formen, oft mit geometrischen Mustern in Kostümen aus Kokosfasern und Pandanus-Blättern, dienen der Gemeinschaftsbindung und feiern Themen wie Fischerei oder Vogeljagd. Moderne Theaterentwicklungen sind rar; es gibt keine Kinos oder Theaterhäuser, und Aufführungen finden informell statt, etwa in Dorfgemeinschaften oder bei Festivals. Ein kurioser, wenn auch tragikomischer Höhepunkt ist die Beteiligung Naurus an internationalem Theater: In den 1980er Jahren investierte die Regierung Millionen in das Musical Leonardo the Musical: A Portrait of Love über Leonardo da Vinci, initiiert von Berater Duke Minks. Die Produktion flopte 1993 in London nach nur fünf Wochen, trug aber zum wirtschaftlichen Kollaps bei – von Reichtum zu Armut durch Fehlinvestitionen. Heute dient Theater vor allem der Erhaltung: Schulen inszenieren Legenden, und Musik, wie die patriotische Eko Dogin von Rina Appi, verbindet sich mit darstellenden Künsten. Baron Waqa, ein Komponist und Politiker, fördert Kompositionen, die nauruanische Identität stärken.
Film
Der Film auf Nauru ist fast ausschließlich dokumentarisch und von außen betrachtet, da keine einheimische Produktion existiert – kein Kino, keine Studios, nur gelegentliche Heimvideos. Ältere Werke wie der australische Kurzfilm Nauru (1962) von Frank Bagnall zeigen das Alltagsleben: Fischer, Vogeljagd und Phosphatabbau, kontrastiert mit Plänen für Bildung und Unabhängigkeit. Nauru 1973 (2008, Greg Tuer) ist ein nostalgisches Home-Movie, das das idyllische Leben vor dem Niedergang einfängt – Strände, Feste, ein Hauch von Paradies, der heute ferner wirkt. Spätere Dokumentationen thematisieren den Verfall: Nauru, an Island Adrift (2009) von Juliano Ribeiro Salgado beleuchtet den Reichtum durch Phosphate und den Bankrott, inklusive Diabetes-Epidemie und Umweltkatastrophe. Ähnlich Nauru: The Forgotten Children (2015) von Wayne Harley porträtiert Flüchtlingskinder in Australiens Offshore-Lager, wo Zäune und Zelte die Hoffnung ersticken. Anubumin – Night (2017) von Zanny Begg und Oliver Ressler nutzt poetische Narration und Whistleblower-Gespräche, um „Leeren“ zu erkunden: Bodenverlust, Geldwäsche, Menschenverschwindung. Fiktionale Filme mit Nauru-Bezug, wie Unbroken (2014) von Angelina Jolie, spielen im Zweiten Weltkrieg (Bombardement 1943), doch sie greifen nauruanische Perspektiven kaum auf. Ein jüngeres Beispiel ist The Lost Paradise (2021) von Tanmay Srivastava, das den „Rags-to-Riches-to-Rags“-Bogen erzählt, inklusive des Musical-Debakels.
Musik und Tanz
Die nauruanische Musik hat ihre Wurzeln in einer oralen Tradition, die durch rhythmisches Singen und einfache Instrumente geprägt ist. Vor der Kolonialzeit waren Gesänge, oft in der nauruanischen Sprache, ein wesentlicher Bestandteil des sozialen Lebens. Sie begleiteten Rituale, erzählten Legenden oder feierten Ereignisse wie Fischerei und Ernte. Instrumente wie Trommeln aus Kokosholz oder Muscheln sowie Flöten aus Bambus wurden verwendet, obwohl viele traditionelle Instrumente durch westliche Einflüsse wie Gitarren verdrängt wurden. Die Missionare führten im 19. Jahrhundert christliche Hymnen ein, die heute, oft in nauruanischer Sprache, in Kirchen gesungen werden. Ein bekanntes Beispiel ist die Nationalhymne Nauru Bwiema („Song of Nauru“), deren Melodie von Laurence Henry Hicks komponiert und deren Text von Margaret Hendrie verfasst wurde. Sie spiegelt Stolz und spirituelle Verbundenheit mit der Insel wider.
Ein zentrales musikalisches Element sind die sogenannten „string bands“, die seit dem 20. Jahrhundert populär wurden. Diese Gruppen kombinieren Gitarren und Ukulelen mit harmonischen Gesängen, oft inspiriert von polynesischen und mikronesischen Stilen. Lieder wie Eko Dogin von Rina Appi, ein patriotisches Stück, oder die Kompositionen von Baron Waqa, einem bekannten nauruanischen Musiker und Politiker, verbinden traditionelle Rhythmen mit modernen Themen wie Identität und Umweltzerstörung. Feste wie der Angam Day (26. Oktober), der die Wiedererreichung einer bestimmten Bevölkerungszahl feiert, sind Gelegenheiten, bei denen solche Musik erklingt. Moderne Genres wie Pop und Reggae, beeinflusst durch australische und pazifische Nachbarn, finden vor allem bei der Jugend Anklang, oft über Radiosender wie Radio Nauru oder private Feiern. Dennoch bleibt die traditionelle Musik, die oft ohne Instrumentalbegleitung auskommt und durch mehrstimmigen Gesang besticht, ein Symbol der kulturellen Kontinuität.
Der Tanz ist untrennbar mit Musik verbunden und spiegelt die mikronesische Herkunft wider, mit Einflüssen aus Polynesien und Indonesien. Traditionelle Tänze wie der Frigate-Bird-Dance oder der Dogoropa sind rhythmische, oft kreisförmige Bewegungen (Reigen), die Geschichten von Natur, Fischerei oder mythischen Figuren erzählen. Der Frigate-Bird-Dance, benannt nach dem Fregattvogel, einem Symbol der Insel, imitiert die Bewegungen des Vogels und wird von Gesängen begleitet, die von Fischern und ihren Abenteuern handeln. Diese Tänze verwenden oft Kostüme aus Kokosfasern, Pandanus-Blättern oder Muscheln, die geometrische Muster aufweisen und die Verbindung zur Natur betonen. Der Dogoropa, ein zeremonieller Tanz, wird bei Hochzeiten oder Begrüßungen aufgeführt und betont Gemeinschaft und Zusammenhalt. Die Bewegungen sind präzise, oft langsam und fließend, und folgen den Rhythmen der Gesänge, die von Gruppen in harmonischer Choreografie gesungen werden.
Die Kolonialzeit und die Christianisierung führten zur Einführung westlicher Tänze wie Walzer oder Reels, die jedoch in nauruanische Kontexte integriert wurden. Heute finden traditionelle Tänze vor allem bei Festen, Schulveranstaltungen oder kirchlichen Feiern statt, da es keine professionellen Tanzgruppen oder Theater auf Nauru gibt. Die Isolation der Insel und der Verlust von 80 Prozent des Landes durch Phosphatabbau haben die Weitergabe traditioneller Tänze erschwert, doch Schulen und Gemeinschaften bemühen sich, diese zu bewahren. Workshops, wie jene der University of the South Pacific, fördern die Dokumentation und Wiederbelebung dieser Tänze, oft in Verbindung mit Geschichtenerzählen. Moderne Tänze, beeinflusst durch Popkultur, sind bei jüngeren Naurus beliebt, besonders bei informellen Veranstaltungen wie Geburtstagen oder dem Constitution Day (17. Mai).
Brauchtum
Die wenige indigene Kultur, die noch übrig geblieben ist, ist ähnlich wie auf allen Inseln Mikronesiens. Musik und Tanz zählen zu den beliebtesten Kunstformen. Rhythmische Gesänge und traditionelle Reigen werden vor allem zu Festen und an Feiertagen auf dem Aiue Boulevard aufgeführt. Kunsthandwerker stellen aus Kokosfasern und den Blättern des Schraubenbaumes Kleidungsstücke und Fächer her und verwenden geometrische Muster, die jenen der indonesischen Kultur ähneln. Auch das Holz der Kokospalme wird zur Herstellung von Kunsthandwerk genutzt. Die traditionellen Schnitzereien verzieren häufig Alltagsgegenstände wie Schalen und Proviantbehälter.
Die Zeremonie der Zubereitung und des Trinkens von Kava gilt als traditioneller Brauch, der ursprünglich nur von Männern begangen werden durfte. Heute sind aber auch Frauen zugelassen. Das Nachtleben findet überwiegend in Restaurants und Bars statt. Das einzige Kino befindet sich in Aiwo.
Die Verdrängung der herkömmlichen Kultur durch zeitgenössische, westliche Einflüsse ist auf Nauru sehr deutlich sichtbar. Nur wenig ist von den alten Sitten und Bräuchen erhalten geblieben. An die Stelle der traditionellen Musik ist Unterhaltungsmusik getreten. Bei Radio Nauru hat man zahlreiche Aufzeichnungen mit hiesiger Volksmusik gesammelt, die aber selbst von alten Menschen nicht immer verstanden wird.
Kleidung
Die Bewohner Naurus tragen aufgrund der ständigen Hitze und Feuchtigkeit (Durchschnittstemperaturen um 30 °C) leichte, tropische Kleidung:
- Männer: Kurze Hosen (Shorts), leichte Hemden oder T-Shirts aus atmungsaktiven Materialien wie Baumwolle.
- Frauen: Leichte Kleider, Blusen mit Röcken oder Hosen, oft in lebhaften Farben und Mustern, die an pazifische Motive erinnern.
- Gemeinsam: Flip-Flops oder Sandalen als Schuhe; Hüte oder Sonnenbrillen zum Schutz vor der Sonne. Aufgrund der konservativen christlichen Gesellschaft (über 80 % der Bevölkerung sind Christen) gilt eine gewisse Bescheidenheit. Zu freizügige Kleidung (zûm Beispiel Bikinis außerhalb des Strands) wird als respektlos empfunden.
In Geschäfts- oder offiziellen Kontexten (zum Beispiel bei Treffen mit Behörden) ist europäische Kleidung üblich: Leichte Hosenanzüge oder Kleider aus natürlichen Stoffen wie Leinen, um der Hitze standzuhalten. Formelle Kleidung ist nur bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten oder Staatsfeiern erforderlich.
Die ursprüngliche nauruanische Kultur ist stark von mikronesischen, melanesischen und polynesischen Einflüssen geprägt, doch viele Bräuche sind durch Kolonialismus und Phosphatabbau verloren gegangen. Traditionelle Kleidung wird heute hauptsächlich bei Tänzen, Festen oder kulturellen Veranstaltungen getragen. Die Kleidung besteht aus Kokosfasern (zum Beispiel für Röcke oder Gürtel), Pandanus-Blättern (für Matten und Hüte) oder Schraubenbaum-Blättern. Geometrische Muster, die an indonesische Designs erinnern, sind typisch. Frauen tragen oft bunte, geflochtene Röcke oder Umhänge mit Muschel- und Perlenverzierungen; Männer einfache Lendenschürze oder geflochtene Gürtel. Bei Tänzen wie dem „Frigate Bird Dance“ oder dem „Dogoropa“ werden diese Elemente mit Federn oder Blättern kombiert. Viele moderne Kleidungsstücke integrieren traditionelle Motive, zum Beispiel in Souvenirs wie Taschen oder Hüten, die von lokalen Handwerkern hergestellt werden.
Die 12 traditionellen Stämme Naurus (symbolisiert durch den Stern in der Flagge) hatten jeweils eigene Abstammungsgeschichten, die sich auch in der Kleidung widerspiegelten, aber heute sind diese Unterschiede kaum noch sichtbar.
Kulinarik und Gastronomie
Das Angebot an frischen und nährreichen Lebensmitteln ist äußerst schlecht. Fast alle erhältlichen Lebensmittel sind importierte Konserven, etwa ein Drittel der Bevölkerung leidet an ernährungsmäßig bedingter Diabetes, Herzkrankheiten und Bluthochdruck. Es gibt etwas Fisch und manchmal Rindfleisch zu kaufen, aber keine einheimischen Obst- oder Gemüsesorten. Zahlreiche Restaurants bieten internationale Gerichte an, die aber selten aus frischen Produkten hergestellt sind. Die chinesischen Restaurants bieten ein besseres Speisenangebot als die nauruanischen. Eine Spezialität der Insel ist gegrillter Noddy, ein Vogel der Insel.
Die traditionelle nauruanische Küche ist eng mit der Umwelt der Insel verbunden, die vor dem Phosphatabbau üppige tropische Vegetation und reichhaltige Fischgründe bot. Frische Meeresfrüchte, insbesondere Thunfisch, Makrele und Riffbarsche, bilden die Grundlage vieler Gerichte. Fisch wird oft roh als Sashimi, gegrillt oder in Kokosmilch gekocht serviert, eine Zubereitungsart, die mikronesische Einflüsse zeigt. Kokosnüsse sind allgegenwärtig: Das Fleisch wird gegessen, die Milch für Soßen verwendet, und der Saft dient als Getränk. Pandanusfrüchte, eine stachelige, süßliche Frucht, werden gekocht oder zu Brei verarbeitet, oft als Beilage oder Dessert. Andere lokale Zutaten wie Brotfrucht und Taro wurden früher genutzt, sind aber durch den Verlust von 80 Prozent des fruchtbaren Landes seltener geworden.
Die Kolonialzeit und der Kontakt mit Australien, Deutschland und Japan führten zur Einführung von Reis, Konserven und Weizenprodukten, die heute die Ernährung dominieren. Ein typisches Gericht ist Coconut Fish, bei dem Fischfilets in Kokosmilch mit Zwiebeln und Gewürzen geschmort werden. Importierte Lebensmittel wie Corned Beef, Instantnudeln und Tiefkühlkost sind weit verbreitet, da die landwirtschaftlichen Möglichkeiten durch den Phosphatabbau stark eingeschränkt sind. Süßspeisen wie Pandanus Cake, eine Art Kuchen aus Pandanusfrüchten und Kokos, sind bei Festen beliebt. Aufgrund der Abhängigkeit von Importen und der begrenzten landwirtschaftlichen Fläche leidet Nauru unter Ernährungsproblemen, darunter eine hohe Diabetes-Rate, da verarbeitete Lebensmittel traditionelle Diäten verdrängt haben.
Die gastronomische Infrastruktur auf Nauru ist stark begrenzt. Es gibt keine gehobenen Restaurants oder eine ausgeprägte Restaurantkultur wie in größeren Ländern. Die meisten Mahlzeiten werden zu Hause zubereitet, oft in großen Mengen für Familien oder Gemeinschaften. Kleine Imbisse, sogenannte Kai Kai-Stände, bieten einfache Gerichte wie gebratenen Fisch, Reis oder frittierte Snacks an, die von australischer Fast-Food-Kultur beeinflusst sind. Hotels wie das Menen Hotel oder das OD-N-Aiwo Hotel servieren internationale Gerichte wie Burger oder Pizza, die auf importierten Zutaten basieren, um Touristen oder Geschäftsreisende anzusprechen. Diese Lokale sind jedoch eher funktional als kulinarisch ambitioniert.
Die traditionelle Gastronomie lebt vor allem bei Gemeinschaftsveranstaltungen und Festen. Bei diesen Anlässen werden Speisen in großen Mengen zubereitet, oft im Freien, und in einer Art Buffet serviert. Solche Mahlzeiten betonen die Gemeinschaft: Familien und Nachbarn teilen Gerichte wie gegrillten Fisch, Kokosreis oder Ibwidi, eine Paste aus Pandanus und Kokos. Getränke beschränken sich meist auf Wasser, Kokoswasser oder importierte Softdrinks, da es keine lokale Brau- oder Destilliertradition gibt. Die Abhängigkeit von Importen und die begrenzte Vielfalt machen die Gastronomie pragmatisch, doch die traditionellen Zubereitungen bleiben ein wichtiger kultureller Anker.
Festkultur
Der offizielle Nationalfeiertag ist der Unabhängigkeitstag am 31. Januar, jedoch gilt der Angam Day als weiterer staatlicher Nationalfeiertag.
Feiertage:
Datum | Lokaler Name | Übersetzung | Bemerkungen |
1. Januar | New Year’s Day | Neujahrstag | |
31. Januar | Independence Day | Unabhängigkeitstag | Jahrestag der 1968 erlangten Unabhängigkeit |
März / April | Easter | Ostern | |
17. Mai | Constitution Day | Verfassungstag | Jahrestag der nauruanischen Verfassung von 1968 |
26. Oktober | Angam Day | Tag der Heimkehr | Jahrestag des erstmaligen Erreichens von 1.500 Einwohnern |
25./ 26. Dezember | Christmas | Weihnachten |
Feste sind das Herz der nauruanischen Kultur und bieten Gelegenheiten, Kulinarik, Musik und Tanz zu vereinen. Der Angam Day (26. Oktober) ist das bedeutendste Fest und feiert die Wiedererreichung einer Bevölkerungszahl von 1.500 nach den Verlusten des Zweiten Weltkriegs. Bei diesem Anlass kommen Gemeinschaften zusammen, um traditionelle Speisen wie Coconut Fish, Pandanus-Brei und gegrillte Meeresfrüchte zu teilen. Tänze wie der Frigate-Bird-Dance oder der Dogoropa, begleitet von rhythmischem Gesang und String-Band-Musik, beleben die Feiern. Schulen und Kirchen organisieren Aufführungen, bei denen Kinder traditionelle Kostüme aus Kokosfasern tragen und Geschichten aus der nauruanischen Mythologie darstellen.
Der Constitution Day (17. Mai) gedenkt der Verfassung von 1968 und ist ein weiteres großes Fest. Familien bereiten große Mengen an Speisen vor, darunter importierte Köstlichkeiten wie Kuchen oder Konservenfleisch, das mit lokalen Zutaten wie Kokos kombiniert wird. Sportwettkämpfe, wie Gewichtheben oder Fußball, und musikalische Darbietungen, oft mit Liedern wie Eko Dogin, prägen die Feierlichkeiten. Kirchliche Feiern, wie Weihnachten oder Ostern, sind ebenfalls wichtig, da die Mehrheit der Nauruans christlich ist. Hier werden Hymnen gesungen, und Speisen wie gebackene Brotfrucht oder Fisch werden in Gemeindehäusern geteilt.
Kleinere Feste, wie Hochzeiten oder der Independence Day (31. Januar), betonen ebenfalls das gemeinschaftliche Essen und Tanzen. Bei Hochzeiten werden oft ganze Schweine gegrillt – eine Praxis, die von polynesischen Nachbarn übernommen wurde – und mit Pandanus-Desserts serviert. Diese Veranstaltungen sind informell, da es keine festen Veranstaltungsorte wie Theater oder Hallen gibt. Stattdessen finden sie in Dörfern oder auf freiem Gelände statt, oft unter freiem Himmel, was die enge Verbindung zur Gemeinschaft und zur Natur unterstreicht.
Medien
Als ehemalige Kolonie und heutiger Abhängiger australischer Hilfen hat sich das Mediensystem Naurus nur langsam entwickelt, wobei die australische Auslandshilfeorganisation AusAID eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung spielt. Die Presse- und Rundfunkfreiheit wird von Freedom House seit 2014 als „teilweise frei“ eingestuft, was auf Zensurvorfälle und Einschränkungen für ausländische Journalisten hinweist – darunter hohe Visagebühren von bis zu 8.000 US-Dollar, die als Mittel zur Abschreckung kritische Berichterstattung dienen sollen. Unter Präsident Baron Waqa (seit 2013) gab es Berichte über Medienverbote, etwa gegen Kritik am Asylabkommen mit Australien oder an Unruhen im Aufnahmelager 2013.
Der Rundfunkbereich wird fast ausschließlich vom staatlichen Nauru Media Bureau kontrolliert, das mit etwa 33 Mitarbeitern die einzige Medieneinrichtung der Insel betreibt. Nauru Television (NTV), gegründet 1991, ist der einzige Fernsehsender und sendet rund um die Uhr in Nauruanisch und Englisch. Er strahlt lokale Programme wie eine halbstündige tägliche Nachrichtensendung aus, die mit drei Kameras produziert wird, sowie Inhalte von der Australian Broadcasting Corporation (ABC), dem Australia Network und Television New Zealand – darunter Nachrichten, Dokumentationen, Sport und Unterhaltung. Die Abdeckung erstreckt sich über die gesamte Insel, doch aufgrund begrenzter Ausrüstung (zum Beispiel fehlende Kameras in den 2000er Jahren) dominiert fremder Inhalt. Ergänzt wird dies durch ausländische Sender wie Fiji One oder die Broadcasting Corporation of China (BCC). Im Januar 2024 eröffnete die China Media Group (CMG) ein Büro in Nauru, was auf wachsende chinesische Einflüsse hindeutet.
Ähnlich zentralisiert ist der Hörfunk: Radio Nauru (88,8 FM), Teil des Nauru Broadcasting Service seit 1968, sendet lokale Nachrichten vier Mal täglich vorab und integriert Programme von Radio Australia und der BBC. Die Sendungen erreichen die gesamte Insel und umfassen kulturelle, bildende und soziale Inhalte, doch Schwächen in der Signalstärke und fehlende lokale Produktionen machen es abhängig von Partnern. Der Sender wird vom blinden Senior-Moderator Samvic Namaduk geleitet, der seit über zehn Jahren arbeitet.
Im Printbereich gibt es keine unabhängigen großen Zeitungen; stattdessen erscheinen zwei wöchentliche oder zweiwöchentliche Publikationen: Der staatliche Nauru Bulletin, der sich auf Regierungsnews konzentriert und in Nauruanisch und Englisch per E-Mail und Website verteilt wird, sowie die privaten Central Star News und The Nauru Chronicle, die alle zwei Wochen erscheinen und lokale Themen abdecken. Seit 2009 gibt es zudem die monatliche Community-Zeitung Mwinen Ko („Lass uns darüber reden“), die von Nauru Media herausgegeben wird und bis 2010 bereits 55 Ausgaben erreichte. Die Auflagen sind gering – der Nauru Bulletin hat etwa 700 Exemplare – und der Fokus liegt auf neutraler, nicht-kritischer Berichterstattung.
Das Internet und soziale Medien gewinnen an Bedeutung, trotz unzuverlässiger Infrastruktur und hoher Kosten. Dienstanbieter wie CenPacNet und Digicel Nauru bieten Breitband an, doch die Konnektivität ist lückenhaft. Mit rund 10.200 Nutzern (93 % der Bevölkerung im Jahr 2022) ist Facebook populär für News und Diskussionen, wurde aber von 2015 bis 2019 vollständig gesperrt und seither zensiert, um Pornografie und Kritik zu unterdrücken. Die Regierung nutzt Plattformen wie die Facebook-Seite Nauru Media News für Live-Übertragungen von Veranstaltungen. Ausländische Medien wie Islands Business oder die Pacific Islands News Association ergänzen die lokale Berichterstattung online.
Kommunikation
Nauru hat die Telefonvorwahl 00674. Es gibt mehrere Postämter auf der Insel. Mobil telefoniert wird über das AMPS-Netz. Nicht kompatibel mit GSM-Mobiltelefonen.
Sport
Australian Football ist Nationalsport, gefolgt von Gewichtheben, Softball, Basketball und Tennis. Andere auf Nauru praktizierte Sportarten sind in geringem Maße Cricket, Golf, Segeln, Schwimmen und Fußball. Die Regierung unterstützt dabei vor allem das Gewichtheben, da in dieser Disziplin die meisten internationalen Erfolge erzielt wurden. Daneben werden Australian Football und Golf noch geringfügig unterstützt. Im East End Club in Meneng stehen einige Billardtische für Pool und Snooker.
Australian Football ist in Nauru von großer Bedeutung für die Bevölkerung. Es gibt vielen Jugendlichen etwas zu tun, da es sonst nicht viele Alternativen in der Freizeit gibt, und es lässt Tausende von Leuten daran teilhaben, ob Spieler oder Zuschauer. Es gibt einige Australian-Football-Mannschaften, die in einer eigenen nauruanischen Liga spielen. Auch eine nauruanische Fußballnationalmannschaft existiert, jedoch wurde der Verband sowohl von der OFC als auch von der FIFA mangels Professionalität und Stadion noch nicht aufgenommen.
Es gibt einige Sportplätze in Nauru. Das einzige Stadion, das Linkbelt Oval, steht in Aiwo, ist jedoch überaltert und genügt nicht internationalen Ansprüchen. Ein größeres und moderneres Sportstadion ist im Distrikt Meneng im Bau, wird aber mangels Geld momentan nicht weiter gebaut. Geplant war früher auch ein größeres Stadion in Yaren und Boe, dessen Gelände bereits vorbereitet war. Man entschied sich jedoch für das Menen Stadium, weil dort keine Platzprobleme herrschen. Die „Stadien“ im einzelnen sind:
- das Linkbelt Oval oder Aida Oval in Aiwo
- das Menen tadium in Meneng
- das Denig Stadium in Denigomodu
Nirgends war und ist Nauru sportlich erfolgreicher als im Gewichtheben. Der sensationelle Gewinn der Goldmedaille bei den Commonwealth Games 1990 im Gewichtheben durch Marcus Stephen initiierte die Gründung des Nauruanischen Nationalen Olympischen Komitees. Die Gewichtheberin Reanna Solomon holte in der Folge ebenfalls mehrere Medaillen bei den Commonwealth Games.
1992 startete Marcus Stephen als erster Nauruer bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Seit 1996 ist Nauru offiziell bei den Olympischen Spielen vertreten. Die offiziell ersten Athleten waren neben Stephen seine Gewichtheber-Kollegen Gerard Garabwan und Quincy Detenamo.
Am 2. Oktober 1994 fand das erste Spiel der Fußballnationalmannschaft statt. Die in blauen Trikots mit gelben Querstreifen spielenden Nauruer besiegten die Mannschaft der Salomonen mit 2:1. Dies stellte einen Achtungserfolg dar, da die Salomonen eine der stärksten Mannschaften Ozeaniens stellen.
1998 beschloss der Gewichtheber-Weltverband (IWF) in Lahti, die Weltmeisterschaften 2001 in Nauru durchzuführen. Dieser Tag wurde in Nauru als „der größte Tag in der Geschichte unseres Volkes“ tituliert. Nauru hatte bei der Kampfabstimmung in Lahti den deutschen Mitbewerber Riesa vor allem durch seine Finanzkraft aus dem Feld gedrängt. Die Nauruer wollten das Spektakel nebst Flugreise und Aufenthalt der Sportfunktionäre finanzieren. Und zum ersten Mal in der WM-Geschichte sollte es auch Geld für die Besten geben: 6.500 DM (zirka 3.330 Euro) pro Goldmedaille. Jedoch wurden diese Wettkämpfe seitens Nauru aufgrund der inzwischen fehlenden Geldmittel in letzter Minute abgesagt. Austragungsort wurde notgedrungen Antalya, in der Türkei.
Bei den Spielen in Sydney 2000 startete Stephen zum dritten und letzten Mal sowie Gewichtheberin Sheba Peo. Für die Spiele in Athen 2004 wurden die Gewichtheber Yukio Peter, Itte Detenamo und Reanna Solomon nominiert. Peter konnte dabei erstmals ein olympisches Diplom für Nauru gewinnen. 2008 in Peking nahm Itte Detenamo als einziger Nauruanischer Vertreter teil und belegte Platz 10 im Gewichtheben seiner Klasse.
Olympische Spiele
Das Nauruanische Nationale Olympische Komitee, Nauru National Olympic Committee (NNOC) ist das Nationale Olympische Komitee von Nauru. Es repräsentiert und organisiert die olympische Bewegung auf der Insel. Das NNOC wurde 1991 gegründet und 1994 vom Internationalen Olympischen Komitee aufgenommen. Nauru nimmt seit 1992 regelmäßig an Olympischen Spielen teil. Bislang entsandte das NNOC sieben Sportler zu den Olympischen Spielen:
- Marcus Stephen (1992 bis 2000), erster Olympionike Naurus
- Quincy Detenamo (1996)
- Gerard Garabwan (1996)
- Sheeva Peo (2000), erste Olympionikin Naurus
- Reanna Solomon (2004)
- Itte Detenamo (2004, 2008)
- Yukio Peter (2004)
Fußball
Der nauruanische Fußballverband Nauru Amateur Soccer Association (NASA) wurde im Jahre 1973 gegründet und fristet seither außerhalb Naurus ein fast gänzlich unscheinbares Dasein. Der Verband wurde bisher weder von der FIFA noch von der OFC als offizieller nationaler Fußballverband anerkannt. In Nauru gibt es außer einigen Spielflächen und einem unfertigen Sportstadion keine Stadien; das einzige halbfertige Stadion (Menen Stadium), welches gemäß FIFA-Statuten als Fußballstadion gelten könnte, wird auf Grund fehlender Gelder momentan nicht weitergebaut. Die zwei weiteren „Stadien“ sind entweder nur für Football geeignet (Linkbelt Oval) oder im Grunde kein Stadion (Denig Stadium).
Am 2. Oktober 1994 bestritt die nauruanische Fußballnationalmannschaft ein Freundschaftsspiel im Denig Stadium in Denigomodu gegen die Auswahl der Salomonen. Es ist das bisher einzige Spiel, das von der OFC anerkannt wurde und somit auch offiziell gewertet werden kann. Nauru gewann das Spiel völlig überraschend mit 2:1 und sorgte damit für eine der größten Sportsensationen des Landes. Die salomonische Fußballnationalmannschaft war trotz ihrer geringen Spielklasse klarer Favorit, da sie im selben Jahr bereits den Melanesischen Fußballcup gewonnen hatte. Damit hat die nauruanische Mannschaft immerhin etwas, was alle anderen Nationalmannschaften nicht haben: eine 100-Prozent-Siegesbilanz.
Die nauruanische Fußballnationalmannschaft ist eine der wenigen internationalen Mannschaftssportauswahlen der Republik, doch ist sie nicht zu offiziellen Ausscheidungsspielen wie der WM-Qualifikation zugelassen. Die Nationalmannschaft ist wichtigstes Organ der Nauru Amateur Soccer Association (NASA).
Rugby
Rugby gilt auf Nauru als Nationalsport und prägt seit den 1910er Jahren die Insel– langsam an Popularität gewinnt. Die Geschichte des Rugby in Nauru reicht bis in die Kolonialzeit zurück, als das Spiel durch australische und britische Einflüsse eingeführt wurde, doch es geriet in den 1950er Jahren in den Schatten des Australian Rules, das so populär wurde, dass lokale Rugby- und Fußballligen aufgelöst werden mussten, weil Spieler fehlten. Erst 1969 lud die neu gegründete South Pacific Rugby Union Nauru ein, sich anzuschließen, doch ohne organisierte Wettkämpfe blieb der Sport in der Schwebe. Eine echte Renaissance erlebte Rugby Union 2012 durch Fördergelder des Australian Sports Outreach Programms der AusAID, die die Gründung des Nauru Rugby Union (NRU) ermöglichten, das seither als Vollmitglied der Oceania Rugby agiert und sogar um eine assoziierte Mitgliedschaft bei World Rugby wirbt.
Der NRU verwaltet Rugby Union in allen Varianten auf der Insel, von Jugendprogrammen bis hin zu nationalen Teams, und legt einen starken Fokus auf Inklusion, insbesondere für Frauen und Mädchen. Das Nauru Rugby Inclusion Impact Program, das 2021 in Partnerschaft mit Oceania Rugby und Rugby Australia startete, zielt darauf ab, Geschlechterstereotype abzubauen und eine vollständige Karrierepfade für Spielerinnen in Rugby 7s und 15er-Formaten zu schaffen. Es umfasst Initiativen wie „Get into Rugby“-Programme, die Grundlagen vermitteln, sowie den Aufbau einer „Sister Club“-Partnerschaft mit australischen Vereinen und den Einsatz australischer Rugby-Botschafter. Diese Bemühungen haben zu einer Normalisierung von Frauen im Sport geführt – als Spielerinnen, Trainerinnen, Offizielle und Führungskräfte – und tragen zur nachhaltigen Entwicklung des Sports bei, der durch begrenzte Ressourcen und die Isolation der Insel oft von externer Unterstützung abhängt. Die NRU nutzt ihre Facebook-Seite aktiv, um Events wie Unabhängigkeitstags-Turniere zu bewerben und die Community zu mobilisieren.
Die Nationalmannschaft der Männer debütierte 2019 in der Oceania Cup und spielt in der dritten Stufe des internationalen Rugby, ohne je eine Rugby-World-Cup-Qualifikation erreicht zu haben. Erfolge sind rar, aber bemerkenswert: Im Rugby 7s, das dynamischer und ressourcenschonender ist, trat das Team erstmals 2015 bei den Pacific Games in Port Moresby an, wo es gegen stärkere Nationen wie Samoa antrat. Der erste internationale Sieg gelang 2016 im Oceania Sevens Championship gegen die Solomon Islands (22:19), gefolgt von weiteren Erfolgen bei den 2017 Pacific Mini Games, darunter ein 31:10 gegen Wallis und Futuna – der bislang größte Triumph. 2019 besiegte Nauru Vanuatu in den Play-offs des Oceania Sevens in Fiji. Die Frauen-Nationalmannschaft im 7s-Format ist ebenfalls aktiv und nahm 2018 am Brisvegas Rugby 7s in Queensland teil, um internationale Erfahrung zu sammeln. Aktuelle Ergebnisse aus 2025 zeigen anhaltende Teilnahmen an regionalen Turnieren, wenngleich keine großen Siege gemeldet wurden; der Fokus liegt auf Entwicklung und Teambuilding.
Rugby League, die profi-orientierte Variante, hat auf Nauru nur minimale Präsenz und wird oft mit Union verwechselt, da die Insel keine eigene League-Struktur aufgebaut hat. Es gibt keine nationale Mannschaft oder Ligen, und der Sport konkurriert weiterhin mit dem Australian Rules, das mit Talentschmieden und internationalen Touren (z. B. nach Queensland 2023) dominiert. Dennoch fördert Rugby Union durch seine Nähe zu australischen Wurzeln eine Brückenfunktion, da viele Fähigkeiten aus dem Footy übertragbar sind. Insgesamt bleibt Rugby auf Nauru ein Symbol für Resilienz und kulturelle Verbindung im Pazifik: Mit begrenzten Mitteln und einer kleinen Spielerbasis – oft unter 20 Profis pro Team – dient es der Förderung von Disziplin, Gemeinschaft und Inklusion, unterstützt durch Partner wie Australien. Die NRU plant weitere Ausbauten, um mehr Jugendliche zu erreichen und die Teilnahme an Events wie den Pacific Games zu intensivieren, was den Sport langfristig festigen könnte.
Persönlichkeiten
Die wichtigsten von der Insel stammenden Persönlichkeiten sind:
- Hammer DeRoburt (1922 bis 1992), Gründungspräsident von Nauru
- Lagumot Gagiemem Nimidere Harris (1938 bis 1999), Politiker
- Marcus Ajemada Stephen (* 1969), Gewichtheber und Politiker
Fremdenverkehr
Man kann die Insel in einem Tagesausflug gut zu Fuß umrunden. Dabei stößt man immer wieder auf Relikte aus dem Pazifikkrieg, beispielsweise Bunker der japanischen Armee entlang der Küste. Viele Relikte sind im Nauru Museum gesammelt. Ein Besichtigungsziel sind auch die Phosphatminen im Inselinnern, die nach ihrer Ausbeutung eine triste, zerstörte Natur hinterlassen haben.
Beim Rundgang durch Chinatown im Südwesten fällt das große Warenangebot auf, was nicht weiter verwunderlich ist, denn alle Konsumgüter der Insel werden meist in Konserven importiert. Daher gibt es auch keine typischen Landesspeisen. Die chinesische Gastronomie ist qualitativ höher einzustufen als die nauruanische. Trinkgeld wird nur selten erwartet.
Den schönsten Strand Naurus findet man an der Anibare Bay, nördlich des einzigen großen Hotels, dem Menen Hotel (eine weitere Unterkunft für Touristen ist das OD-N-Aiwo Hotel). Weitab von der mondähnlichen Landschaft der Phosphatfelder können hier Einheimische ebenso wie die wenigen Urlauber, die die Südseeinsel besuchen, noch weitgehend intakte Natur erleben. Das Baden ist allerdings riskant, da vor der Ostküste gefährliche Unterwasserströmungen und eine starke Brandung herrschen. Außerdem kommt in dieser Gegend die Portugiesische Galeere vor, eine Quallenart mit giftigen Tentakeln von bis zu 30 Metern Länge.
Ein- und Ausreise:
- Reisedokumente: Ein reisepass ist erforderlich, muss bei der Einreise noch mindestens 6 Monate gültig sein.
- Impfungen: Es sind keine Pflichtimpfungen vorgesehen. Empfohlen wird aber der Schutz gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten), Masern und eine Grundimmunisierung gegen Poliomyelitis / Kinderlähmung.
- Zollbestimmungen: Zollfrei dürfen mitgeführt werden 400 Zigaretten oder 50 Zigarren oder 450 g Tabak sowie 3 Flaschen alkoholische Getränke (Angaben gültig für Personen ab 16 Jahre). Touristen und Personen, die auf der Durchreise sind, können Gegenstände des persönlichen Bedarfs zollfrei mitführen. Pornografisches Material und Waffen aller Art dürfen nicht eingeführt werden.
- Reisen mit Kfz: Der nationale Führerschein reicht für das Lenken eines Mietautos.
- Umgangsformen: Die Atmosphäre ist leger, europäische Sitten und Gebräuche vertragen sich durchaus mit einheimischen Traditionen.
- Trinkgeld: Trinkgeld wird selten erwartet.
- Reisezeit: Die trockenste Phase liegt zwischen März und Oktober. Diese Phase wird von vielen Betrachtern auch als die optimale Reisezeit für Nauru betrachtet.
Literatur
- wikipedia = https://en.wikipedia.org/wiki/Category:Nauru
- wikitravel = https://wikitravel.org/en/Nauru
- wikivoyage = https://en.wikivoyage.org/wiki/Nauru
- Paul Hambruch: Nauru (= Ergebnisse der Südsee-Expedition 1908-10, II. Ethnographie, B: Mikronesien, Band I, 1. Halbband), Hamburg 1914
- L. Roger Larson / Seymour O. Schlanger: Cretaceous volcanism and Jurassic magnetic anomalies in the Nauru Basin, western Pacific Ocean, in: Geology 9/10/1981, S. 480 - 484
- Gabriele Schätzle-Edelbauer: Nauru. Ein Beitrag zum Kulturwandel in der Südsee, Wien (diss.) 1996
Reiseberichte
- Weltenbummler: Nauru, das Land mit einer skurrilen Geschichte = https://weltenbummlerseiten.de/nauru/
- Sven Luca: Reisebericht Nauru - unterwegs in der kleinsten Republik der Welt = https://www.svenlucaworld.com/de/reisebericht-nauru/
- Um die Welt: Nauru, die kleine Inselrepublik = https://www.umdiewelt.de/t7531_58
Videos
- Nauru, World's Least Visited Country = https://www.youtube.com/watch?v=GnZDiKBd_Uk
- Das fetteste, am stärksten zigarettenabhängige und am wenigsten besuchte Land = https://www.youtube.com/watch?v=eUJgq9HerDQ
- Inside Nauru = https://www.youtube.com/watch?v=7WKEZPF489U&t
Atlas
- Nauru, openstreetmap =
- Nauru, ADAC =
- Nauru, Satellit =
Reiseangebote
Nauru Tourism Corporation = https://naurutourism.com.nr/
Government of Nauru = https://naurutourism.com.nr/
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